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P T L E PE I E R D A S E E A
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Personal-Veränderungen.
Königlih Preuftishe Armee.
Offizterc, Fähnriche 2c, Ernennungen, Beförderungen und Versegungen. Im aktiven Heere. Berlin, 13. Januar b. Zahn, Köniul. iähs. Oberlt. im 3. Sächt. Jnf. Regt. Nr 102 Prinz-Regcnt Lu'tyold von Bayern, von dem Kommando als Assist. bei der Gewehr-Prüfungskommission enthoben. Herbst, Lt. im Inf. Regt. Graf Werder (4. Rhein.) Nr. 30, als Assist. zur Gewehr- Vrüfungskommission kommandiert. v. Kachne, Oberlt. im Westfäl. Ulan. Regt. Nr. 5, unter Befördecung zum überzähl. Rittm., in das Drag. Negt. von Arnim S Brandenburg.) Nr 12, Koehnhorn, Lt. im 3. Bad. Feld-Art. Regt. Ne. 50, tn das Pomm. Train-Bat. Nr. 2, v. Joeden, Lt. im Feld-Art. Regt. Nr. 58, in das Schleswig- Holstein. Train-Bat. Nr. 9, — versest.
Abschiedsbewilligungen, Im aktiven Heere. Berlin, 13. Januar. v. Mikush-Buchberg, Gen. der Infanterie und kommandierender Gen. des VII, Acmee-Korp3, tn Genehmigung feines Abschiedsgesuhes mit Pension zur Disp. gestellt. Graf v. Still- fried u. Rattoniß, Oberlt. im 5. Garde-Regt. z. F., scheidet mit dem 19. Januar d. J. aus dem Heere aus und wird mit dem 20 Ja- nuar d. X. als Oberlt. mit feinem bizherigen Patent in der Schhuß- truppe für Sü:west - Afrika angestellt. Friedrich, Li. im Magdehurg. Pion. Bat. Nr. 4, behufs Uebertritts zur Marine-Inf. ausgeschieden.
Beamte der Militär-Verwaltung.
Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 20. De- zember. Heyde, Richter, Kasernen-Jaspektocen in Gumbinnen bezw. Lyck, gegenseitig vericht. Dr. Kriewig, Unter-Apotheker der Nes, zum Garn. Apotheker 1n Cassel ernannt.
29. Dezember. Lengen, Kasernen-Jnsp. auf Probe in Thorn,
30. Dezember. Reineck:. Nußmann, Reimer, Kasernen- Inspektoren auf Probe in Trier bezw. Mülhausen i. E. und Königsberg i. Pr, — zu Kasernen - Insvektoren ernannt (Reinedcke und Nußmann unte Rangierung vor Lengen). Siemon, Garnison - Verwaltungs - Ober - Inspektor in Torgau, als Direktor auf Probe nah Koblenz, Pfanner, Garn. Verwalt. Ober- Infp. in Dt. Eylau, nah To:gau. Hoffmann, Garn. Verwalt. Insp. in Marterwerder, als Ober-Jnsp. auf Pcobe nah Di. Eylau, — versezt. Thoms, Garn. Verwalt. Kontroleur in Wittenberg, als Garn. Verwalt. Insp. nah Marienwerder, Monsler, Herzer, ots ia Graudenz bezw. Thorn, gegenseitig, — ver|eßt.
2. Januar. Fellmann, Juntend. Bureau-Diätar von der Intend. der Garde-Kavy. Div., zum Intend. Sekretär, Baake, Intend. Bureau-Diätar von der Intend. des Garde-Korps, zum Intend. Registrator, — ecnannt.
Durch Verfügung des General-Kommandos. Zahl. meister: a. verseßt: Neigzel vom 2. Bat. Inf. Regts Nr. 149 zum 2. Bat. Inf. Regts. yoa der Golß (7. Pomm.) Nr. 54, Potrz vom Füs, Bat. Gren. Reats. Kronprinz Friedrih Wilhelm (2. Schles.)
r. 11 zum Schles. Train-Bat. Nr. 6, Matschke von der früheren 3. Abtheil. Feld-Art. Regts. von Peucker (Schles) Nr. 6 zum 1. Bat. 3, Oberschle]. Inf. Regts. Nc. 62, Clemenz vom 1. Bat. 4. Niederschles. Inf. Regts. Nr. 51, Borowiey vom 2. Bat. 3. Oberschle]. Inf. Regts. Nr. 62, — zum 1. April 1900 gegenseitig, MReinkober von der M peiMuls zu Hannover, Franckde von der Reitenden Abtheil. Feld - Art. Regts. von Scharnhorst (1. Hannov.) Nr. 10, — gegenseitig, Weißborn bom 1. Bat. Inf. Regts. Nr. 152, Bork vom 1. Bat. Inf. Regts. bon Borke (4..Pomm.) Ne. 21, — gegenseitig; b. infolge Er nennung zugetheilt: Dütting dem 1. Bat. Jnf. Regts. Prinz Mori von Anhalt-Defsau (5. Pomm.) Nr. 42, Weinert dem 3. Bat. Int
Negts. Nr. 141. Kaiserliche Marine.
Berlin, 13. Januar. Friedrich, Lt. bisher im Magdeburg. Pion. Bat. Nr. 4, mit seinem Pateut als Lt. im 2. See-Bat. an-
gestellt.
Nichtamlkliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 17. Zanuar.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen, wie „W. T. B.“ meldet, heute Vormittag den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets, Wirklihen Geheimen Raths Dr. von Lucanus entgegen und empfingen später die Präsidien beider Häuser des Landtages.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich mecklenburgishe Ober- Zolldirektor Kunkel ist in Berlin an- gekommen.
Der Regierungs-Assessor Strahl zu Lennep is der Königlichen Regiecung zu Düsseldorf zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.
Der Regierungs-Asscssor Graf Clairon d'Haussonville in Potsdam ist dem Landrath des Kreises Usedom-Wollin zu Swinemünde zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Geier“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Peters, gestern in Valpa- raiso eingetroffen und beabsichtigt, am 30. Januar nach Talcahuano in See zu gehen.
S. M. S. „Jrene“, Kommandant: Fregatten - Kapitän Stein, ist heute in Amoy angekommen.
Der Transport der abgci oen Besazungen S. M.SS.
„Deutschland“, „Kaiserin L Aa „Hertha“,
„Jrene“ und „Gefion“ ist unter Führung des Kapitän- leutnants Grapow mit dem Dampfer „König Albert“ am 15, Januar in Southampton und gestern in Antwerpen ein- getroffen.
Sachsen. Jhre Majestät die Kaiserin hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend um 7 Uhr die Rückreise von Dresden nach Berlin angetreten.
Braunschweig.
Der Landtag ist, wie der „Hannov. Cour.“ erfährt, zum 31. d. M. éinberulin worden. eD rb, d
Sachsen-Meiningen.
Der Landtag hat, der „Magd. Ztg.“ zufolge, gestern mit allen Stimmen gegen drei foctaldemefratildte das Gesetz, betreffend die Besoldungen der Lehrer, und zwar mit der vom Finanzausshuß vorgeschlagenen Aenderung, ange- nommen, daß der Say von 2000 A nicht erst nah 30,
* Deutsche Kolonien.
Nach einer Meldung des Kaiserlihen Gouverneurs von Kamerun ist, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ berichtet, ein Theil des van Adamaua zurückgekehrten Expeditions-Korps unter Führung des Hauptmanns von Dannenberg nah dem Buliland entsandt worden mit dem Auftrage, dort die
- Ruhe wieder herzustellen. Um Ueberfälle der Station Kribi für die Folge auszuschließen, ist beabsichtigt, dauernd eine Kompagnie der Schußtruppe im Bulilande zu stationieren.
Einer weiteren telegraphishen Meldung des Kaiserlichen Gouverneurs von Kamerun zufolge ist der Kaufmann Conrau in Bangland von Eingeborenen ermordet worden. Nähere Nachrichten fehlen, doch ist anzunehmen, daß das traurige Ereigniß in Verbindung mit den Vorgängen steht, die "im Rio del Rey:Gebiet zum Tode des Leutnants Queis geführt haben. Conrau war als einer der erfahrensten und besonnensten Kameruner vom Kaiserlihen Gouverneur damit betraut worden, “der von der Küste abgeschnittenen Expedition Queis zu Hilfe zu eilen. Daß es den aufständischen Eingeborenen gelungen war, den Leutnant Queis noch vor Eintreffen der Hilfsexpedition Conrau's zu tödten, ist bekannt. Die neubegründete Handelsgesellshaft „Nordwest - Kamerun“ hatte erst vor kurzem Conrau für ihre Zwecke engagiert.
Der Stationschef von YaÚúnde im Schußgebiet Kamerun, Leutnant von Lottner berichtet ‘über die dortigen Verhält- nisse Folgendes: ;
Die Station befindet sich in sehr gutem Zustande. Die Mais- felder sowie der Garten sind frisch angepflanzt, und ‘die junge Saat steht vortrefflich. Die Planten- und Durrhafarm kann in etwa ses Wowen abgeerntet werden. Ziegen, Schafe und Schweine sind in bester Verfassung und reihlih vorhanden, troßdem an die Station Joko und an die durhmarschierende Truvpe sowie an befreundete Häupt- linge mit ihrem Gefo!ge Thiere abgegeben wurden. Die Gebäude {ind in gutem Zustande, doch müssen sie nah Eintritt der Trockenzeit sämmtlich neu eingedeckt werden. Die politischen Verhältnisse in der nähsten Um- gebung der Station sind geregelt, ebenso bei den Batschengas und den Batistämmen nördlich vom Sanaga, deren Oberhäuptltnge ih auf dem Rückmarsh von Tibati größtentheils persönlih kennen gelernt habe; außerdem befuchten der s Tabene und die Bat1chengas Ftoa und Ambeme die Station. Leider sind im Nord- osten der Station bei dea Bakoës3 und im Nordwesten bei den Mangissas die Verhältnisse weniger erfreulich. Die Bakoss haben den Unteroffizier Kneisl, welcher anfangs September den Häuptling Stinteboës bestrafen tvollte, weil er den Handel durch Raubanfälle unmöglich macht, ange- solsen; einen weißen Faktoristen Reinhard haben sie arg bedräagt, fodaß er nur mit Hilfe des Häuptlings Tama mit heiler Haut sich retten lonnte. Die Bestrafung dieser unbotmäßigen Stämme macht Schwierigkeiten, da fih die Bakcë bei Annäherung von Soldaten sofort auf ihr Gebiet zurückziehen. Jh will selbst einen größeren Strafzug ggen diesen Stamm unternehmen. Der Gesundheitszustand ift gegen- wärtig ein guter.
Oesterreich-Ungarn,
In der gestrigen Plenarsißzung der österrei hischen Delegation wurde die Debatte über das Budatt Les Ministeriums des Auswärtigen fortgeseßt. Der Delegirte Pa cak (Czeche) besprah die Antwort des Ministers des Auswärtigen auf die Jnterpellation, betreffend die Ausweisungen aus Deutschland, und beklagte sih über den shroffen Ton der Beantwortung. Der Redner sagte, die Czehen ließen sich weder durch solche R ai noch durh Drohungen davon abhalten, die nteressen ihres Volkes zu vertreten. Die Antwort auf die Interpellation über die Ausweisungen sei nur nah den Akten abgefaßt worden, entsprehe jedoch nit den thatsählichen Ver- hältnissen. Der Redner wies auf Meldungen des „Neuen Wiener Tagblatt“ hin, in welchen es geheißen habe, daß die Regierungen der thüringishen Staaten, insbesandere die des Herzogthums Sachsen-Meiningen, Ausweisungen geplant, dieselben jedo später zurückgezogen hätten, und mate einzelne Personen namhaft, die nur ihrer Nationalität wegen aus Preußen ausgewiesen seien; der Minister, welcher sih in andere Dinge einmische, die ihn nichts an ingen, sollte die österreichishen Staatsangehörigen ebenso chüßen, wie es seitens anderer Staaten bezüglih ihrer Unterthanen geschehe. Nachdem der Delegirte Conci die Auswanderungsfrage besprochen hatte, führte der Delegirte Pergelt aus, daß es in Deutschland troß der starken Organisation der Sozialdemokratie nur selten zu Regungen sozialdemokratischen Geistes komme. Die Ursache diejer Erscheinung sei das wirthschaftlihe Aufsteigen Deutschlands, welhes auch den unteren Schichten der Bevölkerung eine Befriedigung ihrer ökonomischen Bedürfnisse biete. Aus diesem Grunde sollte Oesterreich - Ungarn seine wirthschaftlichen Interessen nah außen fördern, damit im Jnnern Ruhe ein- trete: Der Redner polemisierte sodann gegen den Delegirten Kramarc und erklärte, die Czehen seien gegen das deutsche Element, sowohl innechalb als außerhalb Öesterreihs, ein- genommen. Hierauf bemerkte der Minister des Auswärtigen Graf Goluchowsfki:
„Ich muß konstatieren, daß von allen Seiten der Dreibund ange- nommen wurde, und daß prinzipiell sih eigentli gar keine Stimme gegen den Bestand des Dreibundes erhoben hat. Gleichwohl sind aber solhe Angriffe gegen den Dreibund gerichtet worden, daß ic mich wohl fragen nud, was würden die Herren eigentlih mehr sagen können, wenn sie den Dreibund nicht annehmen würden. Gs ifff vom ODreibund so gesprohen, und es sind Sachen in den Dreibund interpretiert worden, die niht dazu gehören. Der Dreibund i} für Verhältnisse verantwortlich gemacht worden, für die er wirklih nichts kann. Derselbe is doch ein emirent politishes Bündniß, welches fes umschriebene Ziele hat. Der Dreis bund hat keine anderen Ziele, als die Sicherung des Friedens, als die Sicherung der Stabilität in den internattonalen europäishen Verhältnissen. Einen anderen Zweck hat er niemals gehabt. Er hat diese seine Aufgabe 20 Jahre lang länzend erfüllt, und ih will hoffen, daß er auß in ukunft und noch lange Iahre hindurch dieser Aufgabe gerecht werden wird. Wenn die Hercen von Vortheilen sprehen, die uns der Dreibund nicht bringt, dann muß ih mi wohl fragen : ja, was für andere Vortheile erwarten denn die Herren von diesem Bündniß, als eben die Sicherung des Fciedens? Es is gesagt worden, unter den Fittigen der friedlichen Konstellation mache Deutschland koloffale Bart ritte auf wirthschaftlihem Gebiet. Jch bitte, meine Herren, ann man- Deutschland einen Vorwurf daraus machen, daß es füc den Aufschwung seiner wirthschaftlich:n Interessen sorgt? Wenn es wahr ift, daß es unter den Fittigen dieser friedlthen Konstellation steht, fo frage ih: was steht denn dem im Wege, daß wir dieselbe friedliche Konstellation ausnugten, um gleichzeitig etwas expansiver vorzugehen ? Nein, meine Herren, das kann niht ernst gemeint sein. Wenn wir leider nit so weit vorgeschritten sind und noch immer in dem Zu- stande uns befinden, den ich {on vor einem Jahre beklagt habe, \o ift
ondern shon nah 25 Dienstjahren erreicht und nah 30 Dienst- jahren auf 2200 M erhöht wird. f y j
hervorgehoben; aber ih kann doch niht unerwähnt laßen : diesen Ursachen noch andere giebt, die uns gan nahe legen Wggneden überall anderwärts W-ltpolitik und Welthandel getrieben wird während die besten Kräfte angespannt werden, um gerade diefen Aufshwung zu fördern, was geschieht bei uns? Es steht nod immer die unglückselige Sprachenfrage im Vordergrund, und es wird Tage lang darüber debattiert, mit welhem einsilbigen Worte fi die Reservisten in den Kontrolversammlungen zu melden haben Wenn Sie glauben, daß das förderlich ift füc den e pansiven Handel, für den Aufshwung, so bin ih dieser Ansicht ß nicht. Es if hier hervorgehoben worden, daß der Dreibund uns zu übermäßigen Rüstungen verleite. Das kann ich do nit ernft nehmen. Wenn die Herren den Stand unserer Armee was die Zahl anbelangt, mit dem der übrigen Arm-en ver! gleihen, wenn Vergleihe angestellt werden, was für Fort e wir und was für Fortschritte die Anderen gemalt aben, so kann wirklich nicht behauptet werden, daß der Dreibund uns zu diesen Rüstungen verleitet habe, weil gerade wir nicht Stritt ge,
zu halten. Ich glaube im Gegentheil, daß, wenn es uns möglich war, etappenweise die Ausgestaltung unserer Ärmee zu besorzen, eg gerade diesem Friedensbunde zuzushreiben is, daß wir Rüdsi6t auf unsere Finanzen nehmen konnten. Zu einer Zeit, wo sie noch nit so glänzend waren wie j-t, war es gerade pur die Sicherung des Friedens dur den Dreibund, die uns das ermögliht hat. Daß man aber behaupten könne, der Dreibund verleite uns zu übermäßigen Nüstungen, das muß ich vollkommen in Abrede stellen. Es wurde hervorgehoben, daß der Dreibund, respektive das Bundesverhältniß zu Deutschland, uns in ein solhes Abhängigkeitsberhältniß gebracht hat, daß wir überhaupt gar nichts mehr gelten. Dagegen muß ih in der ernstesten Weise EinspruY erbeben. Es is sogar behauptet worden, daß das Deutsche Reih sich in unsere politischen Verhältnisse einmis{e, wobei von seiten eines der Herren Redner ín einer höchst unftatthaften und dem Gebrau internattonaler Courtoisie zuwiderlaufenden Weise sogar der Name eines befreundeten Souveräng in die Debatte hineingezogen wurde. Nun diesen Vorwurf der Einmishung muß i, wie gesagt, in der entshiedensten Weise zurückweisen, weil er ebenso verlcßend is für die befreandete Regierung, der man eine Juakorrektheit zumuthet, als verlegend für die cigene Regierung, die man für fähig hält, un- befugte Einmischungen , zuzugeben und sie stillschweigend hin- zuaehmen. er Delegirte Dr. Kramarc hat konstatiert, daß aller- dings das offizielle Deutschland, die maßgebenden Kreise ein folger Vorwurf nicht treffen könne, aber die Bree habe dieses und jenes gesagt. Ich bitte, meine Herren, wo follen wir bet der in Deuts{- and bestehenden Preßfreiheit eine Zensur üben! Wir müßten do mit unseren freien Blättern zuerst anfangen! Es ist mir der Vorwurf gemaht worden, daß ih nit gleich die grobe Artillerie meines Preßdepartement3 Plak val habe, um mit allen Geschüßen gegen diese sogenannten Anmaßungen auftutreten. Jz, da müßte ih zu- weilen au gegen unsere eigene Pcefse auftreten, sogar gegen die- jenigen Blätter, die nicht in deuisher Sprache redigiert sind. Nun, meine Herren, meine Zeit ist mir zu kostbar, und id babe mih mit ernstliheren und bessecen Dingen zu befassen, als gegen Elukubrationen aufzutreten, die das geduldige Papier und die billige Druckerschwärze zu verewigen berufen find!
Nach einer Schlußrede des Referenten Dumba begann die Spezialdebatte, in welcher der Delegirte Schneider (christlich-jozial) den Mädchenhandel zur Sprache brachte und verlangte, daß die österreihish - ungarishen Konsular- ämter im Auslande gegen denselben einschreiten möchten. Hierauf wurden das Ordinarium und das Extraordinarium jowie der Nachtragskredit des Ministeriums des Auswärtigen und der Occupationskredit angenommen, nachdem der Delegirte Zanetti eine. dauernde Regelung der staatsrecht- lihen Stellung Bosniens und der Herzegowina verlangt hatte.
Die ungarische Delegation genehmigte in threr gestrigen F par hura den Occupationskredit ohne Debatte und sprach dem O thier Baron von Käállay für sein ersprießlihes Wirken ihren Dank und ihre An- erkennung aus.
Großbritannien und Jrlaud.
Unter dem Vorsiy des Mitglieds des Unterhauses Courtney hat sih, wie „W. T. B.“ meldet, in London ein Comité gebildet, das sih zur Aufgabe sezt, genaue Nachrichten über den Stand der Dinge in Süd-Afrika zu veröffentlichen und auf die politische I einer nas der eng- lishen und der holländishen Rasse in Süd-Afrika hinzuweisen, um dem jegigen Konflikt so shnell als möglich ein Ende zu machen. Zu den Mitgliedern des Comités gehören der Afrika- reisende Selous, Lord Coleridge, der frühere Minister Shaw Lefevre, Herbert Spencer und andere bekannte Persönlichkeiten.
Rußland.
Die Großfürstin Xenia Alexandrowna is, wie Ee T. B.“ meldet, gestern von einem Prinzen entbunden worden.
Spanien.
Der Dampfer „Leon XI[.“, der zahlreihe Gefangene von den Philippinen zurückbringt, ist lean in Barcelona angekommen. Dem „W. T. B.“ zufolge befinden sich die meisten Gefangenen in einem kläglihen Zustande.
Portugal.
,_JIn der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer wiederholte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Minister des Aus- wärtigen Bairao in Beantwortung einer Anfrage seine Er- klärungen über das deutsch-britishe Abkommen und fügte hinzu, die portugiesishe Regierung habe erklärt, daß sie von ihrem Kolonialbesiß nichts verkaufe, abtrete oder verpachte. Türkei.
* Der Sultan begab sih gestern, am 15. Tage des Ramazans, zu Schiff nah dem Palast Top Kapu, um der Zeremonie der Verehrung des Mantels des Propheten beizu- wohnen, und kehrte am Abend zu Schiff nah dem Yildiz- Fen zurück. Der Zeremonie wohnten auch die Familie des
ultans, die Minister sowie die hohen Zivil- und Militär- Würdenträger bei.
Schweden und Norwegen,
Quei norwe A Offiziere werden sih, wie dem „W. T. B.“ aus Christiania berichtet wird, als Privat- personen, jedoch mit öffentlicher Unterstüßung von je 8000 Kronen, nach Süd-Afrika begeben. Es verlaute, der eine werde dem britishen Heere, der andere dem der Buren folgen.
Amerika.
Wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, hat der Senat gestern den Samoa- Vertrag gereumias f jedo die zur endgültigen Entscheidung der Angelegenheit erforderliche
es wirkli nit die Schuld des Dreibundes. Die Ursachen habe ih hon in meiner diesjährigen und auch in meiner vorjährigen Delegationsrede
Beschlußfassung über die Vereinbarung wegen Anrufung eines Schiedsrichters noh vorbehalten.
halten haben und wir noch manches thun müßten, um gleichen Sttritt
erwarte
Einer Depesche des „New York Herald“ aus Port au Brie zufolge, ist der französishe Kreuzer „Suchet“ dort ngckommen, um gegen Haïti einen französtishen Anspruch auf 900 000 Francs geltend zu machen, die dem verstorbenen Prä- identen für Ländereien ausgezahlt worden seien, welhe Frank-
A bis jeßt nicht erhalten habe.
Asien. L ; ie „Agence Havas“ meldet aus Manila über Hong- u E ee An os hätten die Amerikaner in San Maio und Paranaque bei Manila angegriffen ; 146 Amerikaner, darunter ein Oberst, seien getödtet worden. Die amerifanischen Behörden hätten 25 angesehene Bewohner von Jlo-Jlo er- schießen lassen. Der Unwille sei allgemein; die Armee der Filippinos sei entshlossen, die Unabhängigkeit bis zum äußersten zu vertheidigen. Afrika. L n London ist die amtliche Nachricht eingetroffen, daß die Gan von Matfeking bei einem Ausfalle die Schanzen der Buren mit Nachdruck angegriffen habe. Die Zelte der Buren seien durhlöchert worden. Die Verluste der An- gegriffenen werden niht erwähnt. is L Aus Modder River erfährt das „Reuter'she Buregu“, daß gestern früh daselbst ein lebhafter Geshügkampf statt- efunden habe; die Buren hätten das Feuer zum ersten Male feit mehreren Tagen erwidert. : Dasselbe Bureau berichtet aus Rensburg, daß die Buren am 15. d. M. den Versuh gemacht hätten, einen von einer Kompagnie des Yorkshire-Regiments und den Neu-Seeland- truppen beseßten Hügel zu nehmen; dieselben seien jedoh wit dem Bajonett zurückgeworfen worden und hätten21 Todte und ungefähr 50 Verwundete verloren. — Von einem Hügel in der Nähe von Colesberg sei beobachtet worden, daß die Zelte der Buren ostwärts Fcgo afft würden, und zwar geschehe dies infolge des britischen Ge) üßfeuers. Es sei guter Grund zu der Annahme vorhanden, daß eine starke Abtheilung Buren von Magers- fontein in der Richtung nah Colesberg verlegt worden sei. Es heißt, von seiten der Buren werde ein neuer Angriff auf das Lager von Molteno beabsichtigt. Der General Gatacre habe eine starke, aus Jufanterie und Artillerie be- stehende Truppenabtheilung von Sterkstroom in der Nichtung nah Stormberg ausgesandt, doch habe diese Truppenabtheilung dort keine Spuren des Feindes vor- gefunden. Infolge dessen habe gestern der Oberst Mont- morency Aufklärungsmannschaften der Kap - Polizeitruppe ausgesandt. Die Buren hätten auf sie geschossen, und es habe sih ein Scharmügßel entsponnen, das etnige Zeit an- gehalten habe, ohne daß auf britisher Seite jemand verwundet worden sei. Von der Farm eines aufständishen Kapburen eien Vorräthe genommen worden. — Ferner wird gemeldet, h die Buren in Stormberg nur eine {wache Garnison zurügelassen und in der Nähe von Burghersdorp eine andere Sdns eingenommen hätten; der General Gatacre mif banger Sorge Verstärkungen. Die „Times“ meldet aus Pietermarißburg vom estrigen Tage, man habe am 15. d. M. von Frere und hieveley aus a \chweres Geschüßfeuer in der Richtung auf Springfield gehört. : /
| Aus Un Sauriguärtier der Buren bei Ladysmith sind, wie das „Reuter’she Bureau“’ meldet, am 14. d. M. zwei Depeschen in Pretoria ein.egangen. Jn der ersten, welche vom 12. d. M. datiert ist, heißt es, in Ladysmith und längs des Tugela herrshe cine unheimlihe Stille. Die zweite Depeshe, die vom 13. d.» M. datiert ist, berihtet: Der Angriff auf die Plätrand - Hügel am leßten Sonnabend solle für die Engländer verhängnißvoll ewesen scin. Jn Ladysmith scheine es shlecht zu stehen. Daraus erkläre si die bemerkbar werdende lebhafte Thätigkeit der Truppen Sir Redvers Buller's, die jeßt drei große Lager südlich des Tugela hätten, welche sie beständig ver- stärkten. Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Maseru vom 13. Januar: Jm Basutoland und im Oranje-Freistaat seien Berichte weit verbreitet, nach denen die Gesammtverluste der O und der Transvaalburen bei dem leßten Gefecht vor ad ysmith zusammen nur 5 Todte und 5 Verwundete betragen hätten. Diese Berichte hätten eine niederdrückende Wir- kung auf die Basutos, da dieselben sie zu dem Glauben ver- anlaßten, daß die Engländer in immer stärkeren Nachtheil ge- riethen. Ein amtlicher Bericht des Kommandanten Me e loos stelle die Sache in ganz anderem Lichte dar. Derselbe melde, daß von dem 2 o Lol 6 ein Burgher {wer verwundet worden sei, während von dem Harrismith- Kommando, einschließlich einiger Feld-Cornets, 15 getödtet worden seien. Das Heilbronn-Kommando habe 4 Todte, darunter einen Feld-Cornet, und 10 Verwundete, das Kroostad- Kommando 4 Todte und 7 Verwundete verloren.
Nach einer Meldung aus Kapstadt vom gestrigen Tage at der Gouverneur Sir Alfred Milner in den Distrikten
hilipstown und Hopetown das Kriegsrecht proklamiert.
Die „Deutsche Ost-Afcika-Linie“ hat, dem „W. T. B.
zufolge, heute die Meldung aus Durban erhalten, daß die Ladung des Postdampfers „Bundesrath“ vollständig gelöscht sei und mit dem Manifest übereinstimme. Das Prisengericht habe noch keine Entscheidung getroffen.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestxrigen,Sißungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten : befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
Dem Hause der Abgeordneten is eine Denkschrift, betreffend E in der Zeit vom 1. April 1897 bis zum 31. Müre 1899 erfolgten Bauausführungen an denjenigen Wasserstraßen, über deren Regulierung dem Landtage besondere Vor- lagen gemacht worden sind, zugegangen.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung. i L adi
In Berl in haben, der „Staatsb.-Ztg.* zufolge, am 15. d. M.
die Korbmach Me p Grünhranche ihren Prinzipalen einen Lohntarif fgetellt in dem eine 52 stündige Arbeitszeit und 21 4 Minimallohn
gen ne A M Bis jeßt sind in 21 Werkstätten 80 Korbmawer aueiändig. ,
_ Aus Kiel meldet „W. T. B." unterm 16, d. M., daß der Ausstand der Angestellten der elektrishen Straßenbahn durh Verglei beigelegt worden ist. Der Betrieb wurde in vollem Um- fang wieder aufgenommen. (Vergl. Nr. 13 d. 2
Wie dasselbe Bureau aus Wien berihtet, ruht in Schlan im Max-, Johannes- und Ferdinands-Schachte der Betrieb vollständig; in drei anderen Schähten sind von 950 Bergarbeitern 800 aus- ständig. — In Kladno blieben gestern bei der Frühshiht in allen Schächten von 662 Arbeitern 502 aus. (Vergl. Nr. 14 d. Bl.)
Kunst und Wissenschaft.
4 Dem liebens8würdigen Talent des Genremalers Ludwig Knaus, der am 5. Oktober vergangenen Jahres in voller körper- liher NRüstigkeit seinen siebzigsten Geburtstag feierte, huldigte die Königliche Akademie — seit 1865 zählt sie den Meister zu ihren Mitgliedern — durch eine Ausstellun g seiner bedeutendsten Arbeit: n, soweit si: \ich in Berlin vereinigen ließen. Bekanntlich haben aus- ländische, besonders amerikanische Sammler {on früh sh für Knaus? Schöpfungen lebhaft interessiert, sodaß viele derselben ins Ausland wanderten. Troßdem gelang es, aus den Jahren 1850 bis 1900 über hundert Oelgemälde und zahlreihe Studien zu bescaffen. Dazu. kommen Vzrvielfältigungen vieler Werke, deren Originale nicht auf- zutreiben waren, Bildnisse des Meistecs von Roeting und Steinfurth, sowie die lebendig aufgefaßte Büste von Otto Lessing, deren Marinorausführung bekanntlih die National-Galerie besißt. So wird das Schaffen und die Entwickelung des Künstlers durch diese Ausstellung aufs reichste illustriert. Daß Knaus neben Benjamin Vautier zu den virtuosesten Genremalern des älteren Stils in Deutfch- land zu zählen ist, steht außer Sas Die delikate Durchführung seiner Kabinetstücke hat stets das Entzücken und die Bewunderung der Liebhaber erregt ; sie entschädigt au denjenigen, der C die tiefere Lebenswahrheit diesem s\pielerischen Virtuosenbehagen geopfert sieht. Der Wiyh, den Knaus in die Situation zu legen liebt, hat nit selten etwas zu Absichtliches, die novellistishe Zuïspiyung der Vorwürfe is geeignet, die Aufmerksamkeit von der Ausführung auf die Erfindung abzulenken. Lroy dieser Einwände, die wiederholt gegen die ganze Richtung der Genremalerei, wie sie unter dem Ein- fluß der Düsseldorfer Schule um die Mitte des Jahrhunderts in Floc fam, erhoben wurden, ist das ungewöhnlich starke Können, das sich in Knaus? Schaffen bekundet, niht zu verkennen. Schon vor feinem ersten Aufenthalt in Paris sehen wir ihn 1851 ein Zigeunerbild malen, das wie ein ins Deutsche überseßter und mit deutshem Humor gewürzter Diaz anmuthet (Nr. 6 des Katalogs). Sehr kräftig in den Farben, die anfangs etne etwas dunkle Haltung haben, wirkt das FInterieur der Galerie Ravens aus dem Jahre 1856 (Nr. 12). Den Be- sier dies:r Galerie, P. L. Navené, hat Knaus im Jahre darauf mit einer Feinheit der Auffassung und Durchführung gemalt (15), die das Bildniß zu etner der vornehmsten Leistungen der F erheben. Freilich ist auŸh hiex die Neigung, dem Bilde etnen genrehaften Zug zu verleihen, unverkennbar; man könnte sagen, Rav?nó habe dem Maler zu einem Interieur „Der Kunstsammler“ als Modell gedient. Eine \{chlichie Wiedergabe der Persönlichkeit erstrebt und erreiht da- gegen das Porträt David Hansemann's, des Gründers der Berliner Diskontoge]ell schaft (21), neben einem Damenbildniß (62) und dem aus der National-Galerie bekannten Porträt des Professors Mommsen (67) wohl die charaktervollste Leistung des Meisters auf einem Gebiet, das bei seiner kunstgeschichtlihen Würdigung niemals vergessen werden solite.
Ein ehter „Knaus“, wie ihn die Sammler künstlerischer Leckerbissen bo&schäßen, ift der 1861 gemalte ,Jnvalide“ (23). Nicht minder delifat und Meissonnier ebenbürtig müssen die ,Damenbrettspieler“ — Vater und Swiegervater des Künstlers haben dazu als Modell gedient — genannt werden (26), während die „ Wochenstube“ (28, 1863 gemalt), durch die ein- heitlihe Feinheit des Tons sich von anderen gleichzeitigen Arbeiten, die mehr auf die Ausarbeitung des Details angelegt find, unterscheidet. Das große „Zigeunerlager“, das die Galerie in Konigtherg besigt (39), lehrt uns Knaus als Landschaftsmaler von der vortheilhaftesten Seite kennen. Der zarte Duft, in den die Ferne eingesponnen ist, giebt eine wirkungsvolle Folie für das farbenleu tende Ensemble des Vorbder- grundes. Ein Hauptwerk seiner besten Zeit, das „Kinderfest" der National-Galerie (43) sei an dieser Stelle nur der Vollständizkeit wegen genannt; es zählt zu den erklärten Lieblingen des Publikums. _Ernstere Stoffe, wie die „Bauernberathung im Schwarzwäld“" (50) liegen dem Meister weniger gut; die dunkle Haltung beeinträhtizt die Wirkung des in physiognomishen Einzelheiten sehr gelungenen Gemäld:8. VInteressant ift eine kleine Landschaft, die Knaus gemeinsam mit seinem Düsseldorfer Freunde Oeder 1874 gemalt hat (52). In ebendiesem Jahre erhielt er den Ruf an die Berliner Akadem!e zur Leitung eines Meisterateliers, die er erst 1883 niederlegte. Das frische Bildniß des Kunstsammlers A. von Carftanjen (54) ist in der gleichen Zeit ent- standen. Zu den typischen, mit feinem Humor gewürzten Schilderungen des Volkslebens, die Knaus? Nuf begründeten und wohl noch lange erhalten werden, zählt die „Salomonische Weisheit“ (55), in der namentlich die LBiedergabe ftofflider Besonderheiten meisterhaft ge- glúdt ist. Sehr fein is auch die Carnation in dem kleinen Bild? „Lieschen“ (59) und in den verwitterten Zügen des polnischen Edel- manns (85). Wer Kinder- und Greisenköpfe malen will, wird in Knaus’ Werken ein reihes Lehrmaterial finden; besonders wird er au die zahllosen Kreidestudien mit Nußzen zu Rathe ziehen, in denen zeichnerishes Feingefühl, Scharfblik und Leichtigkeit der Hand sich gegenseitig zu übertreffen sheinen. i
Jedenfalls rücki uns die gegenwärtige Ausstellung eine der sym- ‘vathischst:n Persönlißkeiten der älteren Künstlergeneration Berlins in dark-nswerthe Nähe, und sie darf daher in der Reihe ähnlicher Ver- anstaltungen mit besonderer Auszeihnung genannt werden.
A P. Ueber „Becquerel- Strahlen“ und die neueften Ver- suche mit denselben spra in der leßten Sihura der „Deutschen P hysikalishen Gesellschaft" Professor Elster aus Wolfen- büttel. Diese Untersuhungen haben eine längere Vorgeschichte, welche zum besseren Verständniß des Folgenden voranzuschicken ist: Die Entstehung der Röntgen - Strahlen aus den Kathodeustrablen an der Stelle, wo das Glas des Erzeugung9gefäßes die Erscheinung des Fluorescierens oder hosphoreécierens zu bieten anfängt, hatte Anlaß dazu gegeben, eine Beziehung zwischen Röntgen-Strahlen und Fluoretcenz anzunehmen. Diese An- nahme hat sich zwar nicht bestätigt, jedoch ist auf dem Wege, die Wirkungen der Fluoreêcenz zu erforschen, mancher wichtige Aufs{luß bei diesen Untersuhungen erreicht worden. Am tuerkwür digsten treten, von Becquerel in Paris zuerst beobachtet, die Erscheinungen der Flvorescenz bet vielen Uran enthaltenden Stoffen auf. Diese Stoffe affizieren gleichzeitig lihtdiht umhüllte photographishe Platten, und es lag die Vermuthung nahe, daß diese Eigenschaft eine dem Uran beiwohnende ei. Die Untersuchungen des in Paris lebenden Ehepaars Curie zerstörten lie Annahme; denn sie wiesen nach, daß die gleihe Eigenschaft auh gewisse Baryum- und Wismuth-Salze besigen, welche zwar aus dem „Pechblende“ genannten Uran-Erz N find, aber kein Uran enthalten. Wunderbarer Weise jedoch haben allein die Baryum- und Wismuth-Salze aus dieser Quelle diese besondere Eigenschaft, E die gleihen auf andere Weise hergestellten Baryum- und Wismuth- Salze, von denen sie sich außerdem dadur unterscheiden, daß, während leßtere farblos erscheinen, sie s{ön gelb und rofa gefärbt sind rnd ihre Färbung bei längerem Lagern fogar intensiver wird. Chemisch ließ fh absolut zwishen den Salzen der einen und der anderen Herkunft kein ÜUntershied nahweisen. Wie erklärt sih dann aber die erhebliche physifalishe Verschiedenheit der anscheinend chemisch identishen Salze? Curie glaubt zur Erklärung annehmen zu sollen, daß in den Baryum- Salzen, weld)e sich etwas anders verhalten als die Wismuth-Salze, ein noch unbekanntes, das Uran begleitendes Elemént enthalten sei, und in den Wismuth-Salzen ein anderes.
wenn davon nur unmeßbare und unwägbare Spuren vorliegen, so wurde dieses Mittel auf die gesuhten und Radium und Polonium (Frau Curie if Polin) benannten Elemente angewandt. emarçay will im Spektrum der betreffendenBaryum-Salze wirklih noh unbekannte Linien gefunden haben und ließt hieraus auf die thatsählihe Gristenz des Radium. Die E find aber getheilt, ob diese Spektral- untersuhung definitiv beweisend i. In diesem Zustande überkamen die deutschen “gp Dr. F. Giesel in Braunshweig und die Professoren Elster und Geitel in Wolfenbüttel die Entdeckung. Ihren Untersuchungen is es geglückt, mit etwas größeren Mengen jener beiden Salzgruppen aus Uran-Erz die Curie?shen Beobachtungen zunächst zu bestäticen und sie erheblich zu crweitern. Hierbei hat sich nun höchsst Merkwürdiges ergeben, wovon Professor Elfter den Beweis dur die Vorführung und das Exveriment erbrachte : 1) Es wohnt beiden Salzgruppen die Eigenschaft des SelbstleuHtens anscheinend dauernd bei. 2) Sie senden außerdem unsidtbare Strahlen aus, welhe wie die Röntgen-Strahlen die Eigenschaft haben, _optifch unturchlässige Körper zu durchdringen, welche für andere Lichtstrahlén undur(dringlich sind, jedo in anderer Weise als die Röntgen- Strahlen. Sie erregen zwar 3) den Baryum-Platin-Cyamid-Schirm aleich den Röntgen-Strahlen und maten ihn phosphorescieren, aber fie differenzieren 4) zwishen den Stoffen, die 8 durchdringen, nit in dem Grade, wie die Röntgen-Strahlen. Hält man die Hand vor den von Becquerel-Strahlen getroffenen L-uchtschirin, fo wirft dieselbe zwar ein deutlides Scattenbild auf den Schirm; aber in dem Bilde erscheinen die Fleischtheile nicht halbdurhsihtig und die Knochen \chwarz, sondern Fleisch und Knochen lassen ansceinend gleihmäßig durch und sind deshalb im Bilde niht zu unterscheiden. Dagegen is 5) die Differenzierung bei sehr großen Dichtigkeits- unters{ieden vorhanden, z. B. beim Bilde eines in ein Tul eingewickelten Geldstüds. Keinesfalls aber nimmt die Undurhlässigkeit im Ver- hältniß des spezifishen Gewichts zu, wie bei den Röntgez-Strahlen, ja die Strahlung des im Baryum-Salz aus Pechvlende vermutheten Radium durchdringt z. B. eine Bleiplatte von 12 mm Die, das angeblihe Polonium noch eine Silberplatte von Thalerstärk-. 6) Gleich den Röntgen-Strahlen wirken au die Becquerel-Strablen auf die photo- graphische Platte, Eine Wenigkeit von den betreffenden Salzen in Papier eingepackt in die s{warze Umhüllung cine: photographischen Platte geschoben, ließ fh in scinem Um}tang und feiner Konfiguration später auf der entwickelten Platte als s{chwarzer Fleck erkennen. 7) Beide Salzgruppen besißen eine von Curie so bezeichnete „induzierte Akti vität“, d. b, mit gleichartigen Salzen aus andern Quellen als Uran-Erzen oder auch mit anderen an sich inaktiven Substanzen wie Porzellan, Papier 2c. zusammengebr2cht, übertragen sie auf dieselben vorübergeßbend die Strahlungsfähigkeit. 8) Die bei weitem merkwürdigste Eigenschaft iff aber die folgende: Kleiufte Mengen der Salze von wenigen Milligrammen genügen, um die sonst bekanntlih Elektrizität nicht leitende, trockene Luft leitend zu machen. In Räumen, wo ih solche Salze befinden, selbst in kleinsten Mengen wie oben, gehört deshalb cine dauernde elektrische Ladung irgend welcher rt zu den Unamöglichkeiten, und diese Wirkung i so stark, daß fie sich unter Umständen auf mehrere Räume erstreckt. Endlich haben Stefan Meyer und Giesel noch entdeckt, daß 9) die Becquerel-Strahlen im magne- tishea Felde ablenkbar find, wie es wohl bei Kathoden-, aber nit bei Nöntgen-Strahlen der Fall ift. Legte man auf die Pole eines vertikal stehenden Hufeisenelektromagneten einen Leucht f irm und zwischen die Pole ein Poloniumpräparat, etwa Wi!smuih-Sulfid, so wurde der bei Nichtercregung des Magneten auf dem Schirm er- scheinende Lichtschein bei Erregung des Magneten zu einer kometen- \chweifartigen Figur ausgezogen, und dieser Schwecif sprang beim Peolwechsel auf die andere Seite hinüber. i
Professor Elster glaubt nah allen seinen Beobahhtungen mi recht an die Existenz von Radium und Polonium. Nach seiner Ansicht handelt es sih niht um chemishe, sondern um physikalis@e Ursachen der beobachteten Strahlungen. In den aktiven Substanzen befänden sih die Atome in einem labileren Zustande als in den, gewöhnlichen Körpern; beim Uebergange der Atome aus dem labilen in den stabilen Zustand entwidckelten si die Becquerel-Strahlen.
F §
Mit der dem Direktorium der „Urania“ eigenen Wachsamkeit auf alle neuen Erscheinungen auf naturwissenschaftlihem Gebiet hat {hon am Donnerstag v. 9. Direktor Dr. Paul Spies die Gelegen- heit seines Vortrags über „elektrishe Ladungen und Ent- ladungen“ dazu wahrgenommen, um seiner, alle Pläße des Hörsaals füllcnden Zuhörerschaft / die Becauerel-Strahlen vorzu- führen. Es ift ihm geglückt, ganz geringe Poriionen jener oben erwähnten Baryum- und Wismuth-Salze, aus „Pech- blende“ gewonnen, zu erhalten. Dieselben find zur Zeit noch sehr koftspielig, da aus 1000 kg Erz nur wenige Gramm gewonnen werden. Daß dieselben etwa mit der Helligkeit eines Johanuis- würm:bens leuten, wurde na Verdunkelung des Saales gezeigt. In welchem Verhältniß diese Lichtftrahlen zu den dunklen Strahlungen mit den oben dargelegten Wirkungen stehen, ist noch räthselhaft. Gatstehen fie unter dem Einfluß der leßteren oder bestehen. sie un- abhängig davon? Dr. Spies zeigte sowobl die Wirkungen der kleinen Gaben dieser Salze auf den Leuht|hirm, den sie obglei) unter dichter Papierhülle zum Leuchten brachten, als au selbst in diltem Blech- vershluß auf die Entladung elektrisch geladener Körper. Die leßtere Eigenschaft theilen die Becquerel-Strahlen zwar mit den anderen be- kannten, unsfihtbaren Strahlen, den ultravioletten und den Röntgen- Strahlen; allein die Intensität des von den Salzen ausgehenden Entladungs - Einflusses sheint bei ihnen unverhältnißmäßig größer. Der Vortragende hob zum Schluß noch besonders hervor, daß diese Strahlen keiner Erregung bedürften, wie die Röntgen-Strahlen, sondern unablässig den betreffenden Körpern entftrömten. Auch die Eigenschaft des Selbstleuhtens scheint denselben dauernd eigen zu scin. Vierundzwanzig Stunden des Glühens unter Luftabshluß haben sie ihnen niht zu rauben vermocht. Die Sage vom im Dunkeln glühenden Karfunkelftein E hiermit zur Wahrheit geworden. Jedenfalls {teht die Wissenschaft vor neuen, geheimnuißvollen Rätzfeln.
Am Montag Abend verstarb bierselb der Marine- und Land- \chaftsmaler Professor Hermann Eschke. Er war am 6. Mai 1823 in Berlin geboren, kam im Jahre 1840 in das Atelier des Professors W. Herbig und besuchte von 1841 bis 1845 die hiesige Akademie. Bis zum Jahre 1848 arbeitete er im Atelier des Marinemalers W. Krause und bildete sich in den Jahren 1849 und 1850 in Paris bei Le Poittcvin weiter in der Marinemalerei aus. Im Jahre 1850 bereiste er Südfrankreiß und die Pyrenäen und kehrte nah Berlin zurückl, von wo er zahlreißhe Studien- reisen nach der Insel Amrum und den Halligen, nah Fersey, der Bretagne, der Insel Wight, Nord-Schottland, Norwegen und den Nord- und Ostseeküsten unternahm. Diesen Gegenden hat der Künstler au bie Motive zu seinen Marinen, Strand- und Flußland- schaften entnommen, welche sich ebensosehr dur glückliche Wahl des wieder-
egebenen Stimmungsmoments wie durch die virtuos ausgebildete oloristishe Techrik auszeihnen. Seine Hauptwerke sind: Die Jusel Neuwerk an der Elbemündung, Westküste von Helgoland, Die Blaue Grotte von Capri, Rettungsboot einem strandenden Schooner zu Hilfe kommend, An der Mündung der Dievenow, Balholm und Balestrand im Sognefjord, Freshwaterbay auf der Insel Wight, Vorgebirge Arkona auf Rügen, Im Hafen von Livorno, Die Ostmole von Swine- münde, Leuchtthurm auf der Klippe bei Mondschein (Berliner National-Galerie 1879), Worms’ Head an der Küste von Südwales, Stettin von Dunzig aus gesehen, Der Polyphem (Motiv von Capri), Stürmische See in der Freshwaterbay, Der Vogelfelsen Hjelmsoë am Nordkap (1888), Mitternachtssonne an den Lofoten, Stetniger Strand auf der Insel Vilm und Mondscheinnaht bei Treptow a. d. Rega. Professor Eshke hat zahlreihe Schüler herangebildet, unter denen E. Körner, Douzette, M. Erdmann, F. Sturm, C. Saly- mann und sein ebenfalls als Marinemaler bekannter Sohn Nichard
Da wir in der Spektralanalyse ein sicheres Mittel besißen, den Nach-
r die Woche verlangt werden. Die Arbeitgeber erklären, zur Zeit außer stande zu sein, auf diese Wünsche einzugehen. Es ist daher
weis des Vorhandenseins eines unbekannten Elements zu führen, auch
ennen sind, Letzterer, welcher ebenfalls Königlicher Pro- SEPte u ahn L Vubre 889 an der Plankton-Expedition eil
E E I, Erg E e ja L s