1900 / 25 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Jan 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und | Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent in der philosophischen aue der Friedri - Wilhelms - Universität zu Berlin, Professor Dr. A: von Luschan, Direktorial-Assistent am Museum für ölkerkunde daselbst, ist zum außerordentlihen Professor in derselben O ernannt worden. i Am Sullehrer - Seminar zu Usingen ist der Lehrer Teichfisher zu Erfurt als ordentlich.r Lehrer angestellt worden.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 26. Januar.

Der 72. Kommunal-Landtag der Kurmark entschied in seiner gestrigen (6.) Plenarsißung über elf Unterstüßungs- gesuhe, von denen sieben berüsichtigt und vier abgelehnt wurden. Die Bewilligungen fanden statt in Beträgen von 200 bis 1000 4

Sachsen.

Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin trafen, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag um 51/4 Uhr in Dresden ein, wo Allerhöchstdieselben am Bahn- hofe von Zhren Majestäten dem König und der Königin empfangen wurden, und begaben Sich sofort nah dem Trauer- hause. Jhre Kaiserlihen Majestäten haben im Königlichen Restdenzschlosse Wohnung genommen. ;

Seine Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein und der Kaiserlihe Statthalter in E DAn Fürst zu Hohenlohe-Langenburg sind gestern in Dresden eingetroffen. i e

Gestern Abend fand in Anwesenheit Jhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin und der anderen hohen Ver- wandten am Sarge Zhrer Hoheit der verewigten Herzogin- Mutter zu Schleswig-Holstein eine kurze Trauerandacht statt. Heute Nachmittag um 5 Uhr werden die As und die anderen Fürstlichkeiten sih zur Trauerfeier im rauerhause vereinigen. Um 11 Uhr Abends wird die Leiche der Herzogin- Mutter nah Primkenau übergeführt werden.

Der Königliche Hof legt heute für Jhre Hoheit die ver- ewigte Herzogin-Mutter zu Schleswig-Holstein auf 8 Tage Trauer an.

Gestern Mittag 1 Uhr fand, wie das „Dresdner Journal“ meldet, in Gegenwart der Königlichen Familie und mehrerer fremder Fürstlichkeiten sowie einer größeren Anzahl von Damen und Herren der Hofgesellschaft die Taufe der neugeborenen Königlichen Prinzessin in der Kapelle des Palais am Taschenberge statt. Seine Königliche Hoheit der Prinz Max hielt die Taufrede und vollzog nah derselben den Taufakt, während dessen Jhre Majestät die Königin den hohen Täuf- ling auf den Arm nahm. Die junge Prinzessin erhielt die Namen: Margarethe, Carola, Wilhelmine, Viktoria, Adelheid, Albertine, Petrusa Bertram und Paula. Als Taufzeugen N: Jhre Majestät die Königin, Jhre Majestäten er Deutshe Kaiser und die Deutsche Kaiserin voti ‘durch den Königlich preußishen außerordentlichen

esandten und bevollmächtigten . Minister Grafen von Dönhoff), Seine ERAe und Königliche Hoheit der Er z- herzog Peter Ferdinand von Oesterreih-Tos8cana, Seine Königliche Hoheit der R Albert von Sachsen und Jhre Durchlaucht die Prinzessin Friedrich von Sachsen-Meiningen.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Der Landtag des Herzogthums Coburg hat ‘nah mehrtägigen Berathungen das Gesetz, betreffend die Be- soldung der Volksschullehrer, erledigt. Das Grund- chalt beträgt 1000 A6 und steigt in 30 Dienstjahren auf 2100 4 auf dem Lande, in den Städten von 1300 auf 2400 M: die Lehrerinnen erhalten drei Viertel des Gehalts der Lehrer.

Oesterreich-Ungarn.

Dem „Fremdenblatt“ zufolge ist das gestern gemeldete Unwohlsein des Erzherzogs Otto vollklommen überwunden.

Die „Neue Freie Presse“ meldet, die Ausgleis- konferenz sei zum 5. Februar einberufen worden. Die Czechen hätten die Forderung einer einheitlihen Konferenz für Böhmen und Mähren fallen lassen. ___ Die Wiener Blätter berichten, der s: Groß habe, infolge des vorgestrigen Beschlusses der christlih-sozialen Ver- einigung, an den Abg. Prinzen Liechtenstein ein Schreiben e tet, in welhem er, unbeshadet der deutshen Gemein-

ürgschaft, der deutschen Fortschrittspartei das Recht wahre,

zu Wiener Wahlrechtsfragen Stellung zu nehmen, und es als einen Jrrthum bezeichne, daß er das Einschreiten der Regierung gegen eine der Gemeinbürgschaft angehörende deutsche Partei gefordert habe.

Ein Communiqué über die gestern in Prag abgehaltene Sißung des verstärkten Vollzugsaus\chusses des deutshen Landtagsklubs besagt: Der Vollzugsaus\{chuß erklärte sich mit der Nominierung der Abgg. Funke, Pergelt, N itshe und Ruß als Mitglieder der Aus- gleihsfonferenz einstimmig einverstanden. Als fünsftes Mitglied, welches die deutshe Parteileitang zu nominieren habe, sei der Abg. Eppinger einstimmig gewählt worden, da der Vorsißende der Parteileitung Siegmund die An- nahme des Mandats abgelehnt habe.

Auch die gestrige Bürgermeisterwahl in Prag blieb ergebnißlos, da keiner der beiden Kandidaten die erforderliche Stimmenzahl erhielt. Heute wird die Wahl zum dritten Mal vorgenommen werden.

Frankreich.

Der Deputirte Le Hérissé hatte den Minister für die Kolonien von seiner Absicht in Kenntniß geseßt, ihn wegen der Entsendung von Truppen aus dem europäischen Frank- reih nach Madagaskar zu interpellieren. Derselbe hat jedoch, wie „W. L. B.“ berichtet, auf seine Absicht verzichtet, da der Minister ihn hatte wissen lassen, es würden nah Madagaskar nur Sudanschüßen gesandt werden.

Rufiland.

Der Admiral Tschichatshow is, wie „W. T. B.“ aus St. Peer meldet, zum Direktor des Departements für Industrie, Wissenshaften und Handel beim Reichsrath ernannt worden.

Ftalien.

Jhre N der König und die Königin haben, wie „W. T. B.“ aus Rom meldet, L nah Empfang der Nachricht von dem Hinscheiden Jhrer Hoheit der Herzogin- Mutter zu Schleswig-Holstein an Seine Majestät den Raifer Wilhelm und an Jhre Majestät die Kaiserin Auguste Victoria telegraphisch Beileids- bezeugungen gesandt. Jnfolge der Trauer wurde das für heute angeseßte Hofdiner für das diplomatische Korps abgesagt. Die Königlichen Logen im Theater werden geschlossen bleiben. Der Minister des Auswärtigen Visconti Venosta hat den Botschafter Grafen Lanza beauftragt , der deutshen Regierung das Beileid der italienishen Regierun auszudrücken. Die deutsche Botschaft, die preußische GÄandtschaft beim Päpstlihen Stuhl und das deutshe Konsulat haben halbmast geflaggt.

Der Papst empfing gestern den russishen Minister- Residenten Tscharykow, welcher im Namen Seiner Majestät des Kaisers von Rußland Allerhöchstdessen Neuzahrs- wünsche überbrachte.

Portugal.

In der gestrigen Sigung der Pairskammer erklärte, wie dem ,W. T. B.“ berichtet wird, der Kriegs-Mini ster in Erwiderung auf eine Anfrage, die Regierung habe die Garnison in Lourenço Marques nicht verstärkt; das beweise, daß sie eine Verstärkung nicht für nothwendig erachtet habe.

Serbien.

Die Skupschtina hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern das Geseß, betreffend die Einkommensteuer, angenommen ; der Minister - Präsident haite die Vertrauensfrage gestellt. Das Gesetz tritt an die Stelle der Geseye, betreffend die Vermögens- und Obrtsteuer.

Asien.

Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Peking, ein vorgestern veröffentlihtes Kaiserliches Edikt mache bekannt, daß der Kaiser wegen seines shlehten Gesundheitszustandes niht in der Lage sei, die Staatsgeschäfte zu leiten, und daß Pu Chun, der Sohn des Prinzen Thuan, zum Thronerben ernannt sei. Aus dem Edik1 ergebe sih, daß die Kaiserin- Wittwe den Kaiser Kwan gsü zwingen wolle, zu Beginn des chinesischen Neujahrs abzudanken, obwohl dies in gewissen of- kfreisen erheblicher Opposition begegnen dürfte. Zwar bedeute das Edikt nicht die völlige Abdankung Kwangsü's, man glaube aber in hohen chinesischen Kreisen, daß dieselbe nur eine Frage der aller- nächsten Zeit sein werde Seit mehreren Monaten sei fort- während verbreitet worden, die- Kaiserin-Wittwe beab- sichtige, ihren Plan bis zu Ende durchzuführen.

ah einer Meldung desselben Bureaus aus Shanghai vom gestrigen Tage ist die Frage der Ausdehnung der dortigen fran ¿fisGèn Niederlassung endgültig geregelt worden. Die Vereinbarurgen sollen am 14. März d. J. in Kraft treten. Die Grundfläche der neuen Niederlassung ist ein und ein halbes Mal größer als die der gegenwärti gen. Afrika.

Dem „Standard“ wird aus Rensburg vom 23. d. M. gemeldet, daß die Buren, die 7000 Mann fark bei Coles- berg ständen, beunruhigt seien, weil der General French seine Truppen planmäßig und vorsichtig enger um Colesberg zusammenziehe.

Nus Modder River vom 214. d. M. berichtet das „Reuter’she Bureau“, daß an dem genannten Tage sowohl am Morgen wie am Abend die Laufgräben der Buren be- schossen worden seien. Das Feuer der Engländer sei auf die hohen Kopjes links von Magersfontein gerichtet gewesen, wo, wie man glaube, die Buren ein neues Geshüy hätten auffahren wollen.

Der General Barton meldet, die Engländer hätten bei Chieveley am 283. d. M. 11 Mann verloren, darunter zwei Offiziere, von denen der eine getödtet, der andere verwundet worden sel.

Nach einer Depesche der „Daily Mail“ ist der General Woodgate der Verwundung erlegen, welche er bei dem Sturm auf den Spionskop am Dienstag erhielt.

Australien.

Jn einer in Sydney abgehaltenen Konferenz der Premier-Minister der australishen Kolonien wurde, dem „Reuter’shen Bureau“ zufolge, die Frage einer eventuellen Annektierung der Neuen Hebriden besprochen und beschlossen, das Kolonialamt davon in Kenntniß zu seßen, daß die Opposition Australiens gegen eine Anneftierung jener Jnselgruppe durch O sih niht vermindert habe, obwohl man in keiner eise der Reichsregierung Schwierigkeiten zu bereiten wünshe. Die Konferenz drückte die Hoffnung aus, daß man feine Schritte thun werde, die Frankreich eine größere Machtbefugniß einräumten, ohne zuvor die australischen Regierungen zu befragen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sißzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten Beilage.

Die heutige (136.) Sißung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs-Justizamts Dr. Nieber- ding beiwohnte, wurde dur den Präsidenten, Grafen von Ballestrem mit folgender Ansprache eröffnet :

Fch habe dem Hause cine Trauerbotschaft mitzutheilen. (Alle Mitglieder des Hauses erheben \iŸ von den Plätzen.) Die erlauchte Mutter Jhrer Majestät der Kaiserin, die verwittwete Frau Herzogin Friedrih zu Schleswig - Holstein is gestern zu Dresden von Gott aus dieser Zeitlichkeit abberufe worden. Dás Kaiserliche Herrscherpaar ist durch diesen Trauerfall auf das \chmer¡lichste berührt. Wir, als die im Reicbstag versammelten Vertreter des deutshen Volkes, haben gewiß das Bedürfniß, Seiner Majestät dem Kaiser und Seiner hohen Gemahlin gegenüber die innige Theilnahme, welhe uns aus dieser Veranlassung beseelt, zu ehrfurhtsvollem Aus- druck zu bringen. Ich nehme an, daß das Haus das Präsidium ermächtigt, die erforderlichen einleitenden Schritte zu diesem Zweck zu thun. Jh ftelle die Zustimmung des Hauses fest und werde das Erforderliche veranlassen.

Hierauf wurde die zweite Berathung des Gesey- entwurfs, betreffend Aenderungen und , Er- gänzungen des Strafgeseßbuchs, und zwar die gestern noch niht zu Ende geführte Debatte über § 181þ fortgeseßt. Bis ad Schluß des Blattes nahmen der Wirkliche Ge- L Ober - Regierung srath im Reichs - Justizamt Dr. von

ishendorf, die Abgg. Dr. Esche (nl.), Stöcker (b. k. F.) Gaulke (fr. Vgg.) und Dr. Hoeffel (Np.) das Wort.

Jn der heutigen (11.) Sigung des Hauses der Abgeordneten, welcher der éhtinisoe für Landwirthschaft 2c. reiherr von Hammerstein beiwohnte, nahm zunächst das ort Präsident von Kröcher: Mein Herren! (Die Mitglieder des Qaules erheben fh.) Ihre MaleliVen der Kaiser und die Kaiserin, hre Königlichen Hoheiten der Pcinz und die Prinzessin Friedri Leopold aben durch das Ableben Ihrer Hvheit der Herzogin Friedrich zu S{leswig-Holstein einen {weren Verlust erlitten. Ih {lage vor, das Präsidium zu ermächtigen, Seiner Majestät dem Kaiser und König und Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin sowie Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich Leopold die Theilnahme des Hauses zum Ausdruck zu bringen.

Dagegen erhebt sich kein Widerspruch.

Alsdann wird r Berathung des Staatshaus- halts-Etats für 1900, und zwar die gestern abgebrochene Debatte über den Etat der landwirth fMalliGen Ver- waltung, fortgeseßt.

Abg. Szmula (Zenir.): Die Vertreter aller Parteien haben zugestanden, daß die Landwirthschaft \ich in einer Nothlage befindet. Wir werden von Amerika mit Getreide überschwemmt, und bei der reichen Produktion if an eine Abnabme des Imports nicht zu denken. Eine weitere Gefahr droht uns von der Eröffnung der sibirischen Bahn, die große Strecken von Oedländereien durhschneidet und diese Strecken der Kultur gewinnen wird, gani abgesehen von den Getreidemengen, die sie aus den fruchtbaren Landestheilen in das Fnnere des Landes haft. Dazu kommt, daß durch den Handelsvertrag die Industrie in Rußland eine außerordentliche Förderung erfahren hat. Man hat Ci es wären einige Anzeichen für eine Befserung in der Lage der Landwirthschaft vorhanden, und hat einige kFleine Mittel empfohlen. Es war aber niht davon die Rede, wie der Leutenoth abzuhelfen ist. Auf Grund meiner Interpellation ist bisher nihts geschehen. Auch die Lee der Verwendung ausländischer Arbeiter ift nd nit befriedigend gelöst. Bei dem notorishen Mägde- und Knechtemangel sollte die Regierung endli ein Einsehen haben und nicht

die Benußung ausländischer Arbeiter unnöthig ecschweren. Der Redner

eht auf diese Ershwerungen ausführlih ein, wobei er auf eine Aeußerung des Geheimen Ober-Finanzraths Havenstein Bezug nimmt, und bemerkt dann: Woher sollen wir unsere Arbeiter nehmen? Man hat uns sogar Kulis empfoklen. Es ist mir versichert worden, daß auf Anordnung des Ober-Präsidenten von Posen zwishen Mitte Dezember und Anfang Januar die polnischen Arbeiter die Provinz haben verlaffen müssen. Ist dies richtig ?

Ministerial - Direktor Dr. Thiel erklärt, daß die von dem Geheimen Ober-Finanzrath Havenstein in einer Konferenz über die Arbeiterfrage gethanen Aeußerungen von der Presse falsch wieder- gegeben seien.

Abg. Dr. Heisig (Zentr.) wendet \sihch gegen die gestrigen Aus- führungen des Abg. Dr. Hirsh und bemerkt: Wenn erst die land- wirthschaftlihen Arbeiter Sozialdemokraten geworden sind, dann wehe uns! Die kleinen Bauern helfen \sich mit ihren Söhnen und Töchtern, aber was sollen die größeren mahen? Die hohen Löhne be- fördern die Vergnügungssuht und die UnzuGt. Die organi- sierte Selbsthilfe, auf die uns Herr Hirs verweist, ift auf dem Lande garniht mögli, weil namentilih die kleineren Besißer keine Zeit haben, größere Bezirke zu bereisen. Wie der Werth des Grund und Bodens in den lezten Jahren um 400 Millionen gestiegen sein soll, ist mir unerfindlich. Eine Steigerung des Werthes kann do höchstens in den Industriebezirken ftattgefunden haben. Die Einkommen- steuer- und die Vermögenssteuerstatistik zeigen ganz andere Zahlen. Der Redner vergleiht die Einkommen in dea Städten und auf dem platten Lande und kommt zu dem Ergebniß, daß die Einkommen auf dem platten Lande verhältnißmäßig geringer und gegen früher ih vermindert haben. Wir verlangen, fährt er dann fort, carnicht, daß die Kinder untersciedslos vor dem 14. Jahre aus der Squle entlassen werden sollen, sondern nur, daß die reifen Schüler entlassen werden; allerdings hat Herr von Eynatten gewünscht, daß niht zu hohe Anforderungen gestellt werden. Die Kinder, welche die Schule verlassen, sollen in der Landwirtbschaft theoretisch und praktisch ausgebildet werden. Man hat sh für die Errichtung einer landwirthschaftlichen Wintershule in Gleiwiß ausgesprochen ; leider ift dieser Wunsch noch nicht in Erfüllung gegangen. Die e der Landwirthschaft ist gerade in meiner Heimath Oberschlesien erwünscht. Es könnten noch größere Bodenflächen nußbar gemacht werden, namentli könnte für die Viehzuht mehr geshehen als bisher. Alle unsere Anträge sind aber von der Regierung abgelehnt worden wegen Mangels an Mitteln, Die Eisenbahnen wetden meist zu Gunsten der Industrie, niht der Landwirthschaft erbaut. Dasselbe gilt von den Tarifherabseßungen. Auch vom Kanal und der Flotte scheint nur die Industrie einen Vortheil zu haben.

__ Abg. Dr. Glattfelter (Zz2ntr.) befürwortet eine weitergehende Riciaoe für Viehzucht uxrd geht auf die Arbeiterfrage ein. Die

ndustrie entziehe der Landwirthschaft die besten Arbeiter. Es müsse ein großer Ausgleih ¿wischen den einzelnen Gegenden f\tattfinden. Die von dem Minister empfohlenen Musterwirthschaften könnten vor- bildlih wirken. Wenn der kleire Bauer Erfolge direkt vor sich sehe, so sei er eher bereit, Fortschritte in seinem Betriebe einzuführen. Was sei aus dem Programm der Regierung zu Gunsten der Land- wirthschaft geworden? Er schließe sih den Wünschen des Abg. von Eynatten an.

Abg. Leppelmann (Zentr.): Die Landwirthschaft im Westen ist ebenso berechtigt, Beschwerde zu erheben, wie die im Often. Es freut mich, daß jeßt im ganzen Hause ein warmes Interesse für die Landwirthschaft zum Ausdruck gebracht ist. Die Industrie hat auch ein Interesse an dem Wohlergehen der Landwirthschaft. Die zunehmende Genußsuht, der Drang nah ungezügelter Freiheit, der mel an Autorität sind die Ursachen des Arbeiter- mangels auf dem Lande. Es ist deshalb eine Aufgabe des christlihen Staats, für die Durhführuyg einer christlihen Erziehung der Jugend zu sorgen. Bei christliher Erziehung unseres Volks wären Geseße wie die lex Heinze niht nöthig. Die Staatsbilfe sei nöthig, damit der Bauernstand als Rückgrat des Staats erhalten bleibe.

_ Abg. Dommes (fr. Volksp.) empfiehlt den Landwirthen eine kräftige Selbsthilfe, befonders durch intensive Wirthschaft; wohin sollten wir denn kommen, wenn alle die geäußerten Wünsche der Landwirth\chaft vom Staat erfüllt werden sollten ?

(Schluß des Blattes.)

Neuerungen des Juvalidenverfiherungsgesetzes vom 19. Juli 1899,

Nach § 1 des neuen Invalidenverfiherungögese es vom 13, Juli 1899 werden außer den Pecíonen, welhe als Arbeiter, Gehilfen, Gesellen, Lehrlinge oder Dienstboten gegen Lohn oder Gehalt be- schäftigt werden, den Betriebsbeamten, Mang tsen und -Lehr- lingen auch die Werkmeister, Techniker und sonftigen Angestellten, deren pee Beschäftigung thren Harn bildet, sowte Lehrer und Erzieher gegen die Segen von Invalidität und Alter versichert, sofern fie Lohn oder Gehalt beziehen und ihr regelmäßiger Jahres- arbeitsverdienst 2000 4-nicht übersteigt.

Unter „Werkmeister und Techniker" sind, wie in der „A n- leitung des Reichs- Versicherungsamts vom 19. Dezember v. I, betreffend den Kreis der nach dem Invaliden- versiherungsgeseß vom 13. Fuli 1899 versicherten Per- fonen“ ausgeführt wird, dieselben Personenkreise zu verstehen, wie nach der vorbildlihen Bestimmung des § 2b des Kranken- versiherungsgeseßes in der Fassung des Reichsgeseßes vom 10. April 1892. Eine Ecweiterung der Versicherungspflicht liegt darin nur bezüglich derjenigen Werkmeister und Techniker, welhe bisher weder als Betrie beamte noch als Gehilfen an- esehen werden konnten. F leich is mit der neuen Geseß?s- assung fklargestellt, daß die Ver cherungspfliht namentlih der Tech- niker künftig nur noch von dem Betrage ihres Jahresarbeits- verdienstes, nit aber von der \{chwierigen Unterscheidung abhängt, ob die Art ihrer Thätigkeit und ihre Lebensstellung eine geringere oder höhere ist. Insbesondere if hierbei nah einer in dem Bericht der Reichstagskommiision niedergelegten Ecläuterung anzunehmen, daß ein Unterschied zwischen Technikern mit und ohne Hohshulbildung oder zwischen solhen, die eine bestimmte Prüfung Diplomprüfung, Prüfung zur Erlangung der Würde als Doktor oder Doktor-Ingenieur abgelegt baben, und den übrigen niht zu machen ist. Mit diesec Maßgabe gehören zu den Technikern beispielsweise S uin nament» lich Bauzeichner, Architekten in Baubetrieben, Ingenieure, Kon- ftrukteure, Elektriker, Chemiker u. \. w. j

Die Klasse „sonstige Angestellte, deren dienstlihe Be- schäftigung ihren Hauptberuf bildet", ist nah der Gnt- ftehungsgeschicte des Gesetzes hinzugefügt worden, um Ungleichheit?n zu beseitigen, welche dadur erwuhsen, daß Personen in zwac ab- hängiger, aber doch die der eigentlihen Arbeiter u. #. w. über- ragender Stellung versicherungsrechtlih verschieden beurtheilt werden mußten, ie nachdem sie einem „Betriebe“ angehörten oder nit. Der Grund hiervon aber lag wesentlich darin, daß für den Begriff des Betriebs das Merkmal der Richtung auf den Erwerb aufzustellen war. Beachtet man ferner den namentlich auf das Wort „Betrieb“ zurückweisenden Zusaß „sonstige“ zu „Angestellte“ (ein früherer Vorschlag lautete: Betriebs-, Haus- und sonstige Beamte), sowie den herkömmlihen Sinn des Ausdrucks „dienstlih“, so gelangt man zu dem Ergebniß, daß als Angestellter niht etwa zu gelten hat jeder, der eine „Anstellung“ irzend welcher Art besitzt also z. B. ein Geistlicher, ein Syndikus, ein Anstalts- arzt, ein Kreis-Thierarzt, ein Assistent an einer wissensaftlichen Anstalt, ein Schauspieler oder Sänger, eine Bejirks-Hebamme u. |. w. —, sondern daß nur sorge Deren getroffen werden sollen, die innerhalb eines nicht unter die Bezeihnung „Betrieb“ fallenden, aber ähnlich gearteten Inbeariffs von Geschäften eine von defsen Leitung abhängige und dur se näher bestimmte Stellung einnehmen, gleihwohl nach der Art ihrer Thätigkeit niht mehr zur Klasse der niederen, ledigli aus- führenden Hilfoarbeiter gezählt werden können. Hierher gehören somit bauptsählich die Beamten mittlerer Stufe in öffentlihen oder privaten Verwaltungen und Geschäftsbetrieben jeder Art, sowie im Haushalt, also in ersterer Beziehung das eigentliche Bureaupzrsonal (Expedienten, Registratoren, Kalkulatoren), die Gemeindeschreiber, Gemeinderechnec, Kirchenrehner, Küster, Kassenbeamten, Erhebecr, Fleishbeschauer in einem städtischen Fleishshauamt, Sekretäre u. st. w. der Berufsgenossenfcaften, Krankenkassen, Versicherungsanstalten, der Rechtsanwälte und der Notare, Verwalter bei gemeinnützigen Stiftungen, Hausväter von Woßlthätigkeits- anstalten, Rettungshäusern u. s. w., in legterer Beziehung (f. au § 622 des Bürgerlithen Gesezbuhs) Privatsekretäre, Gesellschaftertnnen, Repräsentantinnen, Hausdamzn u. \. w. Diese und ähnlich be- \häftigte Personen werden insbesondere auch dann künftig als „An- estellte“ zu behandeln scin, wenn sie bisher als „Gehilfen“ für ver- berungspflihtig erahtet worden sind. Durch die Beifügung dec Worte „deren dienstlihe Beschäftigung ihren Hauptberuf bildet“ soll die Anwendung des Gesetzes in weiterem Umfange, als es vermöge der Bundesrathsvorschriften über vorübergehende Dienstleistung24 ge- schehen könnte, für folhe Axgestellte auszeschlofsen werden, die thre Stellung nur nebenamtlih versehen (z. B. Gewerbetreibeade, die nebenbei die Geschäfte des Gemeindeshceibers wahrnehmen).

Die Versihherungspflicht is dur die Novelle ferner hinfihtlih der „Lehrer und Erzieher“ erweitert. Nah der Entstehungs- geshihte soll hiermit nicht jede irgendwie geartete Lehrthätigkeit in die Versiherung einbezogen werden, fondern in erster Linie nur die Ectheilung eines der geistigen Enatwickelung auf dem Gebiet der Wissenschaften und s{chönen Künste dienenden Unterrichts, sowie die auf Bildung des Charakters und des Gemüths gerihtete Erzieher- thätigkeit. Zu der leßteren muß jedoch in gewissem Umfange auch die Unterweisung in mancherlei körperlihen Uebungen und Fertigkeiten (Turnen, Schwimmen, Reiten, Zeichnen, Hand- arbeiten, Kochen u. |. w.) gerechnet werden, soweit sie dem Erziehungszweck untergeordnet wird. Dies ist nameatlich da anzu- nehmen, wo dergleihen Unterrihtsgegenstände in den Lehrplan einer Grziehungsanstalt aufgenommen worden sind. Dagegen gehört der von dem Erziehungs8zweck lo3gelöste und überwiegend nach gewerb» lichen Gesichtspunkten betriebene Unterricht in allerhand körperlichen und mechanischen Fertigkeiten niht hierher. Einen geseßlihen Anhalt für diese freilich im einzelnen s{wierige Unterscheidung bietet die Gewerbeordnung, indem fie in § 6 die Erziehung von Kindern gegen Entgelt und das Unterrichtswesen dem Geltungsbereich des Gewerberehts entzieht, BERR in § 35 die Ertheilung von Tani-, Turn- und Schwimmunterriht als Gewerbe regelt. Zu den in das rein gcwerblihe Gebiet fallenden Unterriht8zweigen werden ebenso ¿. B. der als Gewerbe betriebene Reit-, Fecht-. Radfahr- unterricht und ähnliches gerehnet werden müssen, ferner aber auh der von einer Scneiderin oder von etnem Traiteur ertheilte Schneider- oder Kochunterciht und dergl. mehr. Pas unterliegt eine an einer Schule oder Lehranstalt mit der

rtheilung des Turn- oder Shwimm- oder Tanz- u. \. w. Unterrichts beschäftigte Person als Lehrer oder Erzieher der Versicherungspflicht, während ein selbständiger Tanzlehrer überhaupt nicht, der Schwimm- lehrer einer Badeanstalt, der Stallmeister einer Reitshule nur als Gehilfe, vielleidt u. U. als „Angestellter“ versiherungspflihtig sein würde. Im übrigen tritt die Versicherungspflickt für Lehrer und Erzieher in gleicher Weife ein, ob fie Unerwahhsene oder Erwachsene unterrichten, ob sie Lehrgegenftände der allgemeinen Bildung oder der Fachbildung behandeln (Lehrer an einer Handels\hule, Baugewerk- [ee Ackerbauschule, an einem Militärpädagogium, Technikum u. f, w.), owie ohne Unterschied hinsihtlih des Umfanges ihrer wissenschaft- lihen und sonstigen Vorbildung und Befähigung. Endlich ergreift der VersiGerungszwang niht nur angestellte Lehrer an öffent- lihen oder privaten Schulen u. \. w. oder Hauslehrer, sondern (nah der im Lauf der Verhandlungen obne Widerspruh gebliebenen Be- gründung des Geseßzentwurfs) auch solche Personen, die aus dem Stundengeben bei wechselnden Aufiraggebern ein Gewerbe machen (selbständige Musiklehrer, Sprahlehrer u. #, w.) und ¿zwar nit nur dann, wenn sie in die Häuser gehen, sondern au, soweit si? den Unterricht in der eigenen Wohnunz ertheilen. Das Gesey will in diesen Fällen das sogenannte Honorar als Lohn, denjenigen, der die Leistungen des Lehrers in Anspruch nimmt, als den Arbeitgeber be- handelt wissen, wenn auch theoretisch ein solher Lehrer als selbständig e zu erahten sein mag. Dagegen schließt die in § 1 Z. 2 des Geseges enthaltene Beschränkung, „soweit sie Lohn oder Gehalt beziehen“, solhe Lehrer und Erzieher, welche JIn- haber einer Lehranstalt sind (Privatschulvorsteher), bezüglich des an ihrer eigenen Anstalt ertheilten Unterrichts vom Versicherungszwange aus, Der für sie von dem erhobenen Schulgelde nah Abzug aller Unkosten verbleibende N läßt sich niht als Lohn oder Gehalt bezeichnen. Ob Personen, die noch niht s{ulpflihtigen oder geistig zurückgebliebenen Kindern Unterweisung in mehr äußerlicher Weise zu theil werden lassen, als Lehrer oder Erzieher im Sinne dex Z. 2 oder als Angestellte oder lediglih als Gehilfen im Sinne der Z. 1 (die Unterscheidung kann für die Bestimmung der Lohnklasse wichtig werden, § 34 des Gesetzes Abs. 2 a. E.) zu gelten haben, it nur nah Lage der jeweiligen Umstände zu entscheiden; jeden- alls wird ein Theil derjenigen Personen, welhe {on isher, weil es sich nicht um einen eigentlißen planmäßigen

Unterricht handelte, als Gehilfen für versiherungspflihtig erachtet wurden, künftig den Lehrern und Grziehern zugerechnet werden müssen. Dur die Sondervorschriften des § 5 Abs. 1 und 3 sind von der Versicherung ausgenommen Personen, welche an öffentlichen Sulen oder Anstalten ledigli zur Ausbildung für ihren zukünstigen Beruf als Lehrer oder Erzieher beshäftigt werden, oder welche während der wissenshaftlihen Ausbildung für ibren künftigen Lebensberuf Unter- richt ertheilen, also insbesondere Studierende aller Fächer, nit nur

des Lehrfachs.

Statistik nund Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegunq(

In Mariaweiler bei Düren sind, der „NRhein.-Westf. Ztg.* zufolge, am 22. d. M. 90 Weber einer dortigen Firma in den Aus- ftand getreten. Der Hauptstreitpunkt ist die zeitweilige Beschäftigung von Accordarbeitern auf Tagelohn, für welhe 2 # gezahlt werden, während der Durhschnittslohn dieser Leute sonst 3 #4 betragen soll. Dieselben wünschten etnen Tagelohn von 2,50 „4 und wöchentlihe Ab- N bei Accordarbeit. Die Firma ging indessen auf diese Wünsche nit ein.

Zum Kohlenarbeiter- Ausstand in Oberschlesien berichtet dasselbe Blatt, daß das Uebergreifen des mährishen Ausstandes nah dem oberschlesischen Revier die allgemeine Kohlenknappheit alsbald vershärft und im Kleinhandel bereits Preiserhöhungen hervorgerufen hat (vergl. Nr. 23 d. Bl.). /

n den Ausftandszebieten der böhmisch-mährishen Kohlen- reviere is, wie „W. T. B." meldet, die Lage unverändert ; die Ruhe wurde nirgends gestört. Im Brürer Revier sind bet der heutigen Tages\chiht von 5336 Mann 1293 angefahren. Der Be- zirks8hauptmann von Dux erließ eine energishe Kund- machung anläßlich der Agitation, welhe die Maschinen- wärter und Kesselheizer von der Arbeit fernzuhalten suht. In Tepliy beschloß eine Versammlung der Gewerke des Brürx- Duxer Neviers, in ein zu bildendes Einigungsamt Vertreter unter der Bedingung zu entsenden, daß die entlassenen Arbeiter nicht in dasselbe gewählt werden. Ebenso beschloß der Verein der O st rau- Karwiner Gewerke in einer am 2%, d. M. abgehaltenen Ver- sammlung, dem Zusammentritt der Einigungsämter in Ostrau keine Schwierigkeiten zu bereiten. (Vergl. Nr. 23 d. Bl.)

_Land- und Forstwirthschaft.

Aussichten der diesjährigen Weizenernte Indiens.

Dem von dem Statistishen Buareau in Kalkutta unter dem 99. v. M. veröffentlichten ersten allgemeinen Bericht über diz Weizen- ernte Indiens im Jahre 1899/1900 entnehmen wir Folgendes:

Fn allen Weizen produzierenden Gegenden ist die mit Weizen bestellte Fläche wegen ungünstiger Witterung bedeutend eingeschränkt worden. Die Saat ging im nördlichen Indien gut auf und mat auf den bewäferten Ländern Fortschritte, jedo ist der sofortige Ein- tritt der Winterrezen dringend ecwünscht.

Besonders im Punjab hängt jeßt alles vom Regen ab. In diesec Provinz war die bis Fnde November bestellte Flähe um v Mil- lioaen Ackzr, d. i. 36 ‘/g, hinter der definitiven Anbaufläche des vorigen Fahres zurückgeblieben. Auf den bewässerten Ländern ist die Aussaat ziemli günstig voc sih gegangen, dagegen auf den unbewäfserten Flächen weit hinter dem Durhschaitt gebliebea, sodaß die Aussichten nit güastig find. Sie würden ih aber durch sofortigen Eintritt reihlihen Regens erheblich bessern können.

Fn den Nordwestprovinzen und Oudh war der Negenfall während der Monate Auguft und September inr allgemeinen in ven westlihen Distcikten ungenügend und die Monate Oktober und No- vember brachten gar keinen Regen. Der Boden war daher zur Zeit der Aussaat trockzn und an einigen Orten war künstliche Bewäfserung nöthig, um die Aussaat zu ermöglichen. Die Saat ging gut auf und es wird ihr auf alle möglihe Weise Feuchtigkeit zugeführt. Die Aus- sichten auf den bewäfserten Flächen sind bis jeßt gut, aber auf den trodenen Ländern häagt alles von dem sofortigen Eintritt von Regen ab. Jnfolge der Dürre uod der hohen Saatpreise wird die Anbau- fläche um 15 9/6 hinter dem Darchschnitt bleiben.

Fn den anderen Weizen produzierenden Gegenden sind die Aus- sihte1 noch ungünstiger als im nördlichen Jadien.

In den Zentralprovinzen war“ die Witterung ausnahms-“

weise ungünstig. Seit Mitte September is dort kein Regen ge- fallen, und auch der Thau is ausgeblieben. Infolge dessen ist die Anbaufläche sehr gering. Die fcühen Saaten gediehen gut, die späteren sehr mäßig; nahträglihes Säen war niht mög- lih. In den nôördliheèn Weizendistcikten und in Theilen von Bilaspur if der Stand der Saaten noch befriedigend, und mit dem Eintritt von Regen zu Ende Dezember oder Anfang Januar mögen die besten Länder neh einen mäßigen Ertrag erzielen. Jn anderen Theilen der Provinz besteht solhe Hoffnung nicht mehr. Die Saat fam zu früh in Aehren, if zurückgeblieben und dünn und hat zu welfea begonnen. Bei bald eintretendem Regen mag noŸÿ an einigen Stellen ein geringer Ertrag geerntet werden, aber das allgemeine Ecgebniß wird jedenfalls mäßig sein. Dhne Regen wird es fast eine ganze Fehlernte werden.

In Bombay, von wo Berichte bis zum 5. Dezember vorliegen, war die Auésaat noch im Gange da, wo Bewässerung möglich war, aber es hien unwahcscheinlich. daß mehr als eine halbe Durchschnitts- Anbaufl iche bestellt werden würde. In Gujaret ist die Anbauflähe weit binter dem Durchschnitt zurückzeblieben. Bei dem Ausbleiben der Winterregen beschränkte ih die Aussaat auf diejenigen Flähen, wo Bewässerung möglich war. Aehnlich liegen die Verhältnisse im Deccan, wo die Ernte auf unbewässerten Ländern verloren ist. Der Stand der Saaten, denen Feuchtigkeit zugeführt werden konnte, ist noch ziemlih günstig, aber man befürchtet an einzelnen Stellen Wafsermangel. Ja den Karnatak- Distrikten ift die bestellte Flähe bedeutend über dem Durchschnitt, doch haben die Saaten auch dort unter der Trockeaheit gelitten. : j

In Gind ist infolge unzulängliher Wasserzufuhr die Anbaus- flähe hinter dem Durchschnitt zurückgeblieben. Der Stand der Saaten war im allgemeinen günstig. j ;

In Berar ist nur ein Z vanzigstel der vorjährigen Anbaufläche besteÎt worden, da die Spätregen ausblieben. Die Saaten begannen bereits zu welken, und wenn niht die Winterregen eintreten, ist es zweifelhaft, ob überhaupt etwas geerntet werden wird.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten uud Absperrungs: Maßregeln.

Die Verbreitung des Roßes (Wurmes) der Pferde im Deutschen Reich im Jahre 1898.

Na dem bereits erwähatcn, im Kaiserlichen Gesundheitsamt be- arbeiteten dreizehnten ZFahresbe: iht über die Verbreitung voa Thier- seuhen im Deutschen Reich hat der Roy (Wurm) der Pferde sowobl nah der Zahl der Erkrankungsfälle und Verluste an Pferden, als au nach seinec räumlichen Verbreitung etwas zugenommen. Erkrankt siad im Ganzen 371 Pferde (geg:n 338 im Borjahre), wovon 267 auf das öôstliche M und 104 auf das übrige Reichs- ebiet entfallen. Der Verlust an Pferden betrug 514 (481). Die Stüctzahl der Pferde in den 141 neu betroffenen Gehöften bezifferte ih auf 1113 (1093 in 136 Gehöften). Die meisten E po festgestellt in den Kreisen 2c. Trebniß (28), Pirna (24), Nieder- arnim (18), Graudenz (17), Obornik, Lubliniy (je 16), Pußgig, TA (je 15), Stadt Berlin (13) und Inowrazlaw (12).

EGinshleppungen der Seuche aus dem Auslande sowie Ver- \{leppungen derselben im Inlande durh bereits erkrankte oder an- gesteckt- Pferde sind mehrfah beobachtet worden,

] Türkei.

Zufolge Beschlusses bes Jaternationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel vom 20. d. ts. unterliegen Herkünfte von. Kunfuda gat Rothen Meer) wegen der in Beni-Shehir aus- gebrohenen Pest in den Lazarethen von Camaran und Abou- Saad einer 24stündigen Beobahtungsquarantäne nebst, Dedtinfektion der Effekten der Reisenden und Passagiere.

Schweden. i

Die schwedishe Regierung hat in einer am 22. d. Mts, aus- gegebenen Bekanntmachung vom 15. d. Mts. Honolulu als von der Pet verseucht erklärt.

Victoria (British: Columbia), 25. Januar. (W. T. B.) Nach- richten, welhe mit der Poft aus Honolulu hierher gelangt sind, E aat dort bis zum 17. Januar 39 Personen an der P est ge--

orben sind.

Sydney, 25. Januar. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus" is hier ein Werftarbeiter von einem leihten Pestanfall ergriffen worden.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

29. Januar 12 Uhr. Bureau des Direktors der Artillerie-Ein- rihtungen zu Delft, Leeuwenhoeksingel: Lieferung von Steinkohlen und anderen Brennstoffen, für die Stapelmagazine und für die Magazine an dec Hembrug. 3 Loose. Bedingungshefte liegen in dem obengenannten Bureau, sowie in den Bureaux der Kommissare der Königin in den Provinzen, und werden durch die obengenannte Stelle auf postfreie Anfrage, solange p aetts reiht, kostenfrei verabfolgt.

elgien.

6. und 7. Februar in Antwerpen: Verkauf von 82500 M e bein. Nähere Auskunft ertheilt die Maklerfirma H. und G. Willaert in Antwerpen.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englishe Post über Ostende vom 25. Januar in Köln den Anshluß an Zug 31 nah Berlin über Hildesheim wegen unruhigen Seeganges nicht erreicht.

Die M SIAEDERN A Lon Packetsendungen bis 10 kg aus Deutschland nach Adrianopel, Konstantinopel, Jaffa und Jerusalem findet von jeßt ab auf Verlangen des Absenders auch auf dem Wege über Hamburg, und zwar mit Schiffen der Deutschen Levante - Linie, stait. Die Taxe für die auf diesem Wege zu befördernden Pakete beträgt :

a. bei einem Gewichte bis u 1g... L M.

Don von mehr als 1 bis 5 kg 1 40 S,

E . von mehr als 5 bis 10 kg 2 M S, im Falle zu c. tritt das deutsche Inlandsporto für die Beförderung bis Hamburg hinzu. Werthangabe ist bis 1000 ( zugelassen. Die Versicherungsgebühr beträgt bei Packeten bis 5 kg 16 S für je 240 M, bei Padeten von mehr als 5 kg 12 4 für je 240 # nebst der inländishen Versiherungsgebühr. Pakete, w-lhe auf dem neuen Leitwege befördert werden sollen, müssen mit dem Vermerk „Ueber Hamburg" versehen werden.

Ferner sind fortan im Verkehr mit dem deutschen Postamt in Konstantinopel Postpackete (bis 5 kg) mit Nachnahme auf dem Wege über Rumänien (Constanya), sowie auf dem Wege über Hamburg, R O4 Postfrachtstücke mit Nahnahme auf dem Wege über Hamburg zugelassen. Der Meistbetraz der Nachnahme ist auf 800 M festgesezt worden. Die Nachnahmegebühr beträzt 1 für jede Mark oder einen Theil davon, mindestens 20 4; fie wird erforderlichenfalls auf eine vurch fünf theilbare Zahl aufwärts ab- gerundet. Der einzuziehende Betrag if auf den Sendungen in Mark und Pfennig anzugeben. Die Uebermittelung der eingezogenen Summen an die Absender erfolgt mittels gebührenfreier Postanweisung.

Die am 29. September, 6. und 13. Oktober 1899 nah Tran s- vaal abgesandten deutshen Posten, die leßten der über Southampton und Kapstadt geleiteten, sind an 3. Januar d. J. von Kapstadt zur ückgesandt worden und am 22. Januar d. I. in Köln wieder eingegangen. Hier sind sie sofort umgearbeitet und am 25 E über Marseille nah Delagoa-Bay weitergesandt worden.

Ueber die Ursache der Verzögerung in der Nüksendung liegt bis jet noch keine Aeußerung der britischen Postbehörden vor.

Bremen, 25. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Bremen“, v. Australien kommend, 24. Jan. in Genua an- gek. „Friedrich der Große“, v. Australien kommend, 24. Jan. in Fre- mantle angek. und am 2% Jan. n. Bremen abgeg. „Oldenburg“, n. Ost-Asien best., 25. Jan. in Hongkong angek. „Kaiser Wilhelm T1,“ 24. Jan. v. Genua n. New York abgeg. „Trave“, v. New Vork kommend, 25. Jan. in Bremerhaven angekommen.

Hamburg, 25. Januar. (W. T. B.) Hamburg-Amerika- Linie. Darifer „Belgravia, v. New York n. Hamburg, 24. Jan. Dover passiert. „Helvetia“, v. St. Thomas n. Hamburg, 24. Jan. in Havre angek. „Polaria“, v. Mami über Havre n. Westindien, 94. Jan. v. Grimsby abgeg. „Adria“ 24. Jan. in Boston, „Alesia* 24. Jan. in Hongkong angekommen.

London, 2. Januar. (W. TFB.) Castle-Linie. Dampfer „Raglan Castle“ heute auf Ausreise Madeira passirt.

Rotterdam, 25. Januar. (W.T. B.) Holland-Amerika- Linte. Dampfer „Statendam“, v. Rotterdam n. New York, henté y. Rotterdam abgeg. „Werkendam“, v. New York n. Rotterdam, heute in Rotterdam, „Rotterdam“, v. Rotterdam n. New York, heute in New York angekommen.

Theater und Musik.

Infolge der Hoftrauer sind nachstehende Aenderungen im Spielplan der Königlichen Theater vorgenommen worden:

Heute, Freitag, geht im Königlichen Opernhause anstatt Rossini's Oper „Der Barbier von Seoilla“ Kreußer's Oper „Das Nachtlager in Granada“ in Scene. Die Vorstellung beginnt um 8 Uhr, Morgen, Sonnabend, wird Rihard Wagners Oper „Rienzi, der Uehte der Tribunen* (2%. Abonnements-Vorstellung) gegeben. Am Sonntag gelangt Gounod’s Oper „Margarethe“ zur Aufführung (24. Vorstellung). Am Montag tritt Frzu Nellie Melba als Violetta in Verdi’'s Oper „La Traviata“ auf. Die zu dem anges Cändigten Gastspiel der Frau Melba als Rosina in der Oper „Dex Barbier von Sevilla gekauften Billets bebalten zu dér gleichen, am 8, Februar stattfindenden Vorstellung thre Gültigkeit.

Im Königlichen Schauspielhause geht heute, Sreilag, an Stelle von Josef Lauff's historish-m Schauspiel „Der Cisen- zahn“, dessen Aufführung bis auf weiteres wvershoben wird, Goethe’'s Trauersviel „Clavigo“ in Scene. Morgen, Sonnabend, wird Josef Lauff's historisches Schauspiel „Der Burg- graf“ gegeben. Am Sonntag findet eine Aufführung von Schiller's Trauer\piel „Die Vershwörung des Fiesco zu Genua" statt. Am Montag gelangt Goethe's Trauerspiel „Egmont“ mit der Musik von Beethoven gur Aufführung. Am gestrigen Todestage Ihrer Hoheit der Herzozin Friedrich zu SébleswicoHolstein wurde an Stelle des angeseßten Shwankes „Das Bärenfell“ Gor the's Shauspiel „Iphigenie auf Tauris“ aufgeführt. L

Fm Berliner Theater fiidet die erste der angekündigten Sondervorstellungea am Sonnahend, den 3 Februar, N.ahmitta6s 3 Uhr, statt. Zur A gelangt „Libussa“, Trav.¿rspiel in fünf Akten von Grillparzer. Die Äbonnementskarten könren von ® ten 29. Januar, an im Bureau des Theaters (10 bis 1 ufe a mittags und 6 bis 7 Uhr Nachmittags) in Empfang g?" ommen werden.

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