1900 / 34 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Feb 1900 18:00:01 GMT) scan diff

S cet J D P E E as

einvfundenen Dank zum Ausdruck z!1 bringen für die zablreiGen Beweise von Aufopferung und Hingebuna, welch? Gure Königliche Hoheit während Ißrer rei dgesegneten R?-gierung M-inen Vorfahren und Mir in Krieg und Frieden gegeben baben Insbesondere gedenke Ih hierbei auh des lebhaften Jateresses und des reihen Maßes an wohlwolTender Fürsorge, weldes Gure Köaniglihe Hoheit als gnädiger Chef Jhren beiden Regimentern allezeit baben zu theil we:den Tassf-n. Jch vereinige Mich mit Meiner Armee in dem innigen Wunsche, daß Wir Eure Königliche Hobeit noh lanze als

den Unserigen mögen verehren können, und verbleibe mit herzlicher

Zuneigung u1d Freundschaft RNeu?8 Palaîs, den 18. E: ag bainliche urer Köntglichen Hoheit freundwilliger Vetter, Ba obe Großneffe Wilhelm. An des Großherzogs von Salhsen Königliche Hoheit.

Die Antwort Seiner Königlihen Hoheit des Groß- herzogs A folgendermaßen: Hoh 8 Í erdur{lauchtigster Ko" ia, freundlich geliebter Vetter, L S S neffe!

: Garer Maijestät eile Ih, i, Innerster Seele gerührt über Aller- hôchstibre Mich fo ho% -rfre’ egven Glückwünsche zu Meinem beuti- gen Militärjubiläum, Me' aon innigen, tiefempfundenen Dank dafür ¡zum Ausdruck zu bringe“, Mit wahrer Genugthuung überblicke Jh im Geist die Zeit, d’ ¿ eit Meinem Eintritt in den Verband des preußishen Heeres -yerflofsen ist, eine Zeit, in deren Verlaufe

dieses. mit der K-hrkraft der übrigen deutshen Stämme vereint, -

dem Ruhme ! ner «länzenden Vergangenheit die Lorbeeren neuer, unvergleihl* Ger Heldentbaten hinzugefügt bat. Wenn es Mir ver- gönnt 0 wesen it, Mich in den großen Tagen der Einigung unseres Vaterlandes und au seither dem Dienste der nationalen Idee zu widmen, so empfinde Jh dies als eine hohe Gnade, di“ der Himmel Mir felbst ebenso wie hon im Laufe oœr Jabrhundertz Meinen Vorfahren erwiesen hat. Mich für diese Gnade dur treues Festhalten an den Ueberlieferungen Meines Hauses auch in Zukunft dankbar zu zeigen, werde Ich allezeit für Meine erfte Pflicht als Reichsfürst erachten und Mich im besonderen ftets freuen, Meine deutshen GBesianungen durch unablässige warme Theilnahme an der weiteren Gntwickelung unserer Kricgsmacht zu Wafser und zu Lande zu bethätigen. Jch verbleibe jeßt und immerdar in heriliher Liebe und Freundschaft Weimar, 21. Dezember 1899, Eurer Majestät freundwillizer Vetter, Bruder und Großoheim Carl Alexander.

An des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen Majestät, Potsdam.

Oesterreich-Ungarn.

Jn den Räumen des Reichsraths-Präsidiums fand, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag die erste Sißung der von der Regierung zur Schlichtung der nationalen Differenzen in Böhmen und Mähren einberufenen Ko n- ferenz statt. Von seiten der Regierung waren anwesend: der Minister-Präsident von Körber; der Finanz-Minister Böhm von Bawerk, der Justiz-Minister von Spens-Booden, der Minister für Kultus und Unterricht von Hartel, der Minister Dr. Rezek, der Handels-Minister Freiherr von Call und der Ackerbau- Minister Freiherr von Giovanelli. Der Minister-Präsident von Körber begrüßte die Versamm- lung, dankte den Mitgliedern dafür, daß sie der Einladung der Regierung gefolgt seien, und fuhr sodann fort:

E betrahte hon Ihr Erscheinen als einen Grfolg nicht der Regierung, fondern der hoHwichtizen Sache, die uns bier versammelt, denn wir wollen Friecken stiften in diesem alten ehrwürdigen Reiche, das {hon allzu lange durh den unfelizen nationalen Kampf zerklüftet und in seinem wirtbschaftlihen Gedeihen fchwer geschädigt wird. Wenn Sie um siŸ blicken, meine Herren, fo finden Sie, daß diejenigen Staaten am mäßÿtigsten gebieten, deren Bürger in einträhtigem Bemühen der Größe und dem Ruhme ihres Landes zufstreben, und schen in diesen Reichen alle Händ? bet der Arbeit, die geistigen und materiellen Reichthum {chafft. Bei uns ist es [eider nicht so. Der unau3geseßte nationale Kampf hat alle Zaversiht, alles Selbsty:ktrauen. alle freudige Schaffenskraft zurückgedrängt. Hôren Sie aber die Stimme unseres tüchtigen, so rei begabten Volkes, so vernehmen Sie aus allen Lagern den sehnsühtigen Wunsch nach Rube und Frieden. AlUgemein is die Ueberzeugung, daß es kein größeres Glü für unser Reih gäbe, als wenn an die Stelle des fortwährenden, jede Sa1mmlung und Kcnsolidieruna bindernden Streits, eine Politik der Eintrzcht und der wirtbschaftlihen Kraftentfaltung träte. Führen wir die nationale Frage mit männliher Ruhe auf ihren fahlien Kern zurück; die Schwierigkeiten find nicht so groß, daß sie nicht überwunden werden fönntea. Troß aller Kämpfe des leßten Jahres bat sih in einigen Pankten eine Annäherung der Arshauungen voll- zogen. Wenn Sie, meine Herren, in Ihren Berathungen die Differenip unkte wohlwollend und in allseitig versöhnliher Stimmung zu mildern und auszugl-ihen trahten, dann werden Sie wenigstens éine Zeit der Erholung gewinnen, die gestattet, alle Um- sicht und EGnrnergie den dringenden wiithschaftlihen Fragen zu- zuwenden, und haben wir bier crst den Ecfolg, so ift mir nit bange, daß der Wohlstand des Reichs dereinst das stärkfte Argument für den dauernden inneren Frieden sein wird. Der Regierung \chwebt als Ziel vor, die Machtfülle des Staats in ten Dienst der Kultur und der Volk3wirthschaft zu stellen, an Ihnen ift es, meine Herren, die Voraussetzungen für eine folhe Politik ¡u hafen. Ich darf sagen, meine Herren, das Reith blickt auf Sie, geben Sie ihm sein Glück und seine Ruhe wieder.“ :

Hierauf gab dcr Abg. Dr. Engel im Namen der Vertreter der czechishen Volksparteien aus Böhmen und Mähren eine Erklärung ab, in welcher er sagte, daß die Be- theiligung der genannten Parteien, da ein Verhandlungs- programm bisher nit bekannt gegeben worden sei, vorläufi nur einen informatorischen Charakter haben könne, da man aber gern bereit sein werde, an einer Einengung des nationalen Kampfs ehrlich mitzuwirken. Als ersten Schritt hierzu- bezeichnete der Redner die Nothwendigkeit der Regelung der Sprachenfrage, und betonte, daß eine Theilnahme an den Konfexenzen für die Haltung der czehishen Volksparteien im Abgeordnetenhause kein Präjudiz bilden werde. Sodann drückte der Abg. Funke die Geneigtheit aus, an der Her- stellung geordneter Zustände mitzuarbeiten, und fügte hinzu, daß es zweckmäßig sein würde, sich auf diesen Konferenzen

_lediglih mit der Sprachenfrage in Böhmen und Mähren

u beschäftigen. Der Redner hob hervor, daß die geseß- ¿iche Regelung der Sprachenfrage und die Aufrechterhaltung der“ einheitlichen tórien Zu niht nur mit dem allseits ge-

wün), hten ungestörten Zujammenleben aller Nationen in Oesterr. “ih wohl vereinbar, sondern auch von der Machtstellung und dem Ansehen des Staats untrennbar sei, und spra den Wunsch aus, daß die Resultate der Konferenzen sich im Geseß- ebungswege verwirklihen möchten. Hierauf wurde be- floffen, heute 9'ahmittag eine Berathung über die mährischen und morgen eine j Ache Über die ddbmischen Angelegenheiten abzuhalten.

Bei der gestern in Prag wiederholten Bürgermeisters

wahl wurde der bisherige Vize - Bürgermeister Srb mit 2 L h ig z g

ipny gewählt, welcher 41 Stimmen

timmer. gegen Dr. po hl fanden auf der Galerie und vor

erhielt. Tcach der Wa

dem Ro,thhause Kundgebungen für Dr. Podlipny und für

Srb satt.

Großbritannien und Jrland.

Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses richtete, wie W. T. B.“ berichtet, William Redmond die Anfrage an den Ersten Lord des Schazamts Balfour, ob derselde irgend welche Schriftstücke vorzulegen oder Mittheilungen, betreffend die Unterhandlungen über eine Tripelallianz zwischen Groß- britannien, Amerika und Deutschland, zu machen habe, von welcher der Staatssckretär für die Kolonien Chamberlain zu Leicester im November vorigen Jahres gesprochen have. Balfour erwiderte, daß eine derartige Mittheilung niemals von Chamberlain gea worden sei. Das Haus nahm alsdann die Debatte über das Amendement des Lord Fißmaurice zum Adreßentwurf wieder auf.

Sir William Harcourt fühbrte aus, der Krieg jei eine Folge der Abkehr von der ges der Jahre 1881 bis 1895. Das große Unzlüdck fei, daß man Leute um Rath gefragt habe, die auf der Seite der Straße eltandes hätten, welche von den Urhebern des Jameson- {en Einfalls bewohnt worden sei. Der Staatssekretäc für die Kolonien Chamberlain unterbrach biec den Nedner mit der Frage, ob er sagen wolle, daß die von ihm erwähnten Personen vom Kolonialamt befragt worden seien, sowie daß weiter keine Personen befragt worden feien. Sir William Harcourt erwiderte, er habe gefragt, ob die beften Beurtheiler Afrikas befragt worden seien, und habe gesagt, es seien niht die besten Be- atrtheiler gewesen, die man befragt habe. Der Redner fuhr sodann fort, die militärishen Vorbereitungen hätten ih auf die Mißachtung des Charakters und der H lfequellen der Buren ge- gründet. Der britishe Vertreter in Pretoria bätte vor allem die unwiderstehliche Ae eines freien Volks in Rehaung zieh-n sollen, das für seine Unabhängigkeit kämpfe. Der Jamefon’she Einfall habe die militärisen Nüftangen der Buren hervorgerufen; der Fluch dieses Unternehmens hänge noch über England und sei die Haupt- ursahe des Krieges. Sir William Harcourt sprach fsooann über den parlamentarischen Untersuhungs8auschuß vom Jahre 1897 und ftellte in Abrede, daß der Ausschuß den bestimmten Zweck verfolgt habe, die Untersuchung nit durhzuführen und daß er die Sache habe vertushen wollen. Der Grund fei vielmehr der ge- wesen, daß die Durchfühcung der Untersuhung die Fortsetzung der Sizungen des Auzss{hufses in der folgenden Parlamentsseision er- fordert haben würde, und daß die Urheber des Jamesonzuges genug Einfluß innerhalb und außerhalb des Hauses besessen hâtten, um die Wiedereinseßzung des Ausschusses zu hintertreben. Die Nathrede von einem Einvecstäadniß der Regierung mit dem Jamesonzug sei durch Stillshweigen niht zum Auf- hören gebracht worden, daher würde es klug sein, sie durch eine neue Unterïuhung zu widerlegen und zu zerstreuen. Sließlich betonte der Redner die Nothwendigkeit, den Krieg bs zum bitteren Ende durhzuführen. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain wandte sih gegen die Rede Sir William Harcou:t's, deren Ton und Art er bei der gegenwärtigen Lage unangebraŸht finde. e Die Lage“, führte der Staatssekretär aus, „ift zweifellos ernst, aber ih glaube nit, daß das Land in Gefahr ift. Auf feiten der über- wältigenden Mehrheit im Laade besteht der Wussch, daß jeder Nerv angeipannt werde, um den Krieg zu etnem erfolgreihen Abschluß zu bringen. Die Haltung des Landes ift bewundern8werth; sie hat selbst den feindseligsten Beurtheilera Beifall abgenöthigt. Allein das Land hat gezeigt, daß es von uns allen erwartet, daß wic eines Sinnes zusammen arbeiten, die Ursachen uaserer Fehler erörterz, das Heilmittel finden, aus unsern Fehlern Nußen ziehen und ohne Ansehen der Perfon oder Partei von Herzen zusammenwirken, um das Ende berbeizuführen, das uns allen am Herzen liegt. Sir William Harcourt, der sih an alle gewandt bat, die in diesem Krizge gelitten haben, aber auch an die Zuschauer im Auslande, hat eine kritische Prüfung Morienomne bei der er alles, was wir für wichtig halten, bei Seite n hat, um Allen kkarzumachen, daß dieser Krieg un- moralisch (Beifall bei den Jcen) und ungececht sei (erneuter Beifall bei den Iren), daß alle Opfer weggeworfen seien, und er findet Argumente für jene, die sch am Mißgeshick Englands weiden. (Beifall bei den Minifteriellen.) Sir William mp fands giebt zu verstehen, daß er im Hinblick auf die Ereignisse seit dem Majuba- vertrage, wenn er am Nuder wäre, dieselve Politik, wie fie nah Majuba verfolgt worden sei, jeßt durhführen würde. Jamittea dieses Krieges, während das Glü des Krciezes noh in der Schwebe hängt, bietet Sir William Harcourt dem britishen Volk diese Zukunft dar. Die Frage des Süd-Afrika-Ausschufes will ich nicht eber erôctern, als bis das Haus den hierauf be¡üglihen, von D. A. Thomas eingebrachten Antrag berathen hat. Jch will auf die unwesentlihen Einzelheiten der Darlegungen Sir William Harcourt’s niht eingehen; aber ih habe das Gefühl, daß diejenigen, welche selbft Freunde und Verwandte verloren haben, ein Recht darauf besißen, abermals mit Nachdruck betont zu sehen, daß der Krieg gerecht und rothwendig ist. Die Streitfragen zwishen Buren und Briten, zwisWen Großbritannien und Transvaal sind wefentliher, niht tehnischer Art, sie beruhen nicht auf Kleinlihkeiten des Wortgefehts, es sind Streitfragen, die \ckon vor 1855, fogar {on vor 1881 vorhanden waren. Der Jamesonzug, die Bloemfonteiner Besprehungen und die Wahl- rechtsfrage sind nihcht die Ursachen, fondern nur Zwischenfälle und Folgen eines lange vorhandenen Zwiespalts. Der tief- wurzelnde Streit hat nicht mit Majuba begonnen, son- dern ist durch die Majuba-Politik nur vershärft worden. Ehe die Tinte der Majuba-Konvention trocken war, begannen die Buren {on die Beftimmungen derselben zu brehen. Gladstone war den Buren ntcht unfreundlih gefiant ; seine Regierung war es, welche die Majuba-Konvention abgeschlofsen hat, und doch war Gladstone, ehe drei Jahre nah dem Abs{luß diefer Konvention um waren, ges zwungen, die Gefahren eines Bürgerkcieges in unserem holländishen Gebiet und ernste Nüftungen und Koften sür England zu übernehmen und eine militärische Expedition auszusenden, um dic Buren zur Beachtung dieser Konvention zu zwingen. Die Streitigkeiten mit Transvaal sind nicht das Werk einer britishezn Regierung, sondern entspringen aus der Natur der Verhältnisse, aus den großen Ver- \chiedenheiten zwischen dem Charakter, der Gesittung und Bildung der Briten und der Buren. Das Streben der Buren war, ih von jeder Spur britisher Oberhoheit loszumahen. Oberhoheit der Buren be- deutet Unterordnung jeder anderen Rafse; unsere Oberhoheit bedeutet Herstellung der Gleichheit für die weißen und der Gerechtigkeit für die schwarzen Rafjen. Als wir ans Ruder kamen, empfanden wir bald, daß eine Lösung nöthig set. Der ernste Zug der Lzge war die wachsende Mißstimmung innerhalb einer Bevölkerung, die in Freund- schaft zusammen hätte leben sollen. Die Unzulänglichkeit der Kriegsrüftungen if unserer offnun auf Erhaltung des Friedens zuzuschreiben. Dieser Krieg is gerecht, berehtigt und nothwendig. (Beifall bei den Ministeriellen ; Rufe bei den Iren : Nein ! Nein !) Die Meinung der icishen Nationalisten bedeutet m aber ich_ wende mi an die Opposition und stelle die Frage an fie: Sagen Sie, daß der Krteg g-recht, nothwendig und berechtigt ist ? Die Einbringung des Fißmaurice’schen Amendements bedauere ih; denn es läßt die SAs eit des Königreichs zweifelhaft ersheinen. Der Wunsch des Landes ist, siherzustellen, daß der Krieg kraftvoll weiter- geführt werde und daß seine Ergebnisse mit den gebrahten Opfern und den erlittenen Gegênschlägen im Verbältniß stehen. Es sind Fehler gemacht worden. Die Regierung ist Willens, den Tadel zu tragen, bis die Zeit zu der Untersuhung ga ist, wie der Tadel ¿wischen dem System und den die Verwaltung nah demselben führen-

den Männern zu vertheilen sei. Wir bemühen uns, unseren Fehlern abzuhelfen. Jn wenigen E werden 200 000 Mann in Süd- Afcika stehen. Der Geist der Nation ift durhaus ungebrohen. Es giebt kein Opfer, das die Nation nicht zu bringen bereit ist und wir nicht Willens sind zu fordern, wenn wic es für den Erfolg für nöthig balten. Eine der Lehren des Krieges ift die Erkenntniß der ungeheuren Vertheidigungskraft, die irregulären oder freiwilligen Truppen innewohnt, wenn sie für die Deckheidiguag ihres Landes kämpfen, Diese Lehre darf bei der Prüfung der militärischen Lage niht außer Acht gelaffen werden. Ich hoffe, daß Schritte werden ergriffen werden, um aus diesem glänzenden Matectal Nuzen zu ziehen, welches stets ia Großbritaanien zu unserer Verfügung ist, und das bei geeignetem Béiftand und frei gewährter Unterftügung und vielleiht mit einem betcächzrlichen Geld- aufwand zu der f po id: d Vertheidigungstruppe gemacht werden kann, die es je gegeben hat. Ich werde diefen Plau niht als Be- theiligter, sondern in dem Bemühen- zum Vorschlag briagen, die Wünsche der Nation auszusprehen. Was unsere Politik betrifft, wenn wir erfolgreih sein werden, so find wir, wie mir scheint, in wesentlicher Uebereinstimmung mit den Ans{hzuungen Sir Edward Grey's. Im Namen der Regierung kann ih sagen: ‘soweit es an ihr liegt, soll es kein zweites Majuba geben. Nie wieder follen

die Baren mit unserer Zustimmung, wenn wir die Machr haben, im

stande sein, im Herzen Süd-Afrikas eine Burg zu errichten, von der Mißoergaügen und Rafsenfeindshaft ausgehen. Nie wieder soll es den Buren möglich fein, die Engländer als eine untergeordnete Rasse zu behandeln.“ Dillon führte hierauf aus, die irischen Nationalisten könnten niht für das Amendement ftimmen, weil es Vorsorge für die Fortdauer des ungerechten Krieges treffe.

Frankreich.

Der Senator Fal lières wurde, wie „W. T. B.“ meldet, estern mit 175 von 221 abgegebenen Stimmen zum. Präsidenten des Senats gewählt.

__ Der nationalistishe Deputirte Firmin Faure hat dem Minister des Auswärtigen Delcassé mitgetheilt, daß er eine Anfrage, betreffend die Möglichkeit einer Jntervention Jtaliens in dem Träânsvaalkriege, an ihn richten werde.

Der großbritannishe Botschafter Sir E. Monson hat Paris verlassen und sich nah der Riviera begeben.

Ftalien.

Seine Königlihe Hoheit der Prinz Heinrih von Preußen ist, wie dem P T. B.“ bericht wird, gestern an Bord des Dampfers „Preußen“ in Neapel eingetroffen und hat Abends die Reise nah Genua fortgeseßt. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich und Seine Königliche Hoheit der Prinz von Neapel statteten - einander im Laufe des Tages Besuche ab.

Belgien.

Nath einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung aus Brüssel hat der König gestern die ung des Senators Surmont de Volksberghe zum Minister der öffentlichen Arbeiten und Liebaert's zum Minister für Eisenbahnen, Posten und Telegraphen vollzogen.

Griechenland.

Die Deputirtenkammer wählte, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern den Kandidaten der Regierungspartei Bufidis mit 137 Stimmen zum Präsidenten. Der Gegenkandidat Romas (Delyannist) erhielt 34 Stimmen.

Amerika.

Aus Washington erfährt „W. T. B.“, daß gestern im Staatsdepartement von dem Staatssekretär Hay und dem britishen Botschafter Sir Julian Pauncefote der zwischen den Vereinigten Staaten und England abgeschlossene Vertrag unterzeihnet worden sei, durch welhen der Clayton- Bulwer-Vertrag, soweit er den Nicaragua- Kanal betrifft, abgeändert wird.

Der Senat ratifizierte gestern die Vereinbarungen der Haager Friedenskonferenz.

In verschiedenen Städten der Vereinigten Staaten, u. a. in New York, Buffalo und Baltimore, wurden, dem „Reuter’shen Bureau“ zufolge, am Sonntag Versammlungen abgehalten, welche sih für die Buren und gegen die von Groß- britannien verfolgte Politik aussprachen.

Afrika.

In der us R Republik gelangt jeßt, wie „W. T. B.“ aus Pretoria erfährt, entsprehend der dur die Resolution des Volksraads vom 28. September der Re- gierung ertheilten Befugniß, eine besondere Krieg sft euer zur Erhebung. Die Steuer beträgt 2 Pfund' Sterling auf je 100 Morgen einer Farm, 5 Pfund auf jedes Erf (kleines Grundstück) oder halbe Erf und 21/2 Pfund auf ein Viertel-Erf. Die Steuer wird von allen Nichtansässigen, allen Gesellschaften und Syndikaten, deren Mitglieder niht durchweg Bürger der Republik sind, und von Beoollmächtigten erhoben. Wenn die Steuer niht bis zum 1. Mai bezahlt ist, treten die Be- stimmungen des Geseßes 11 von 1896 in Kraft. Die russishe Sanitäts-Abtheilung wird in den nächsten Tagen von Pretoria nach Volks3rust abgehen. Ein Theil der belgischen Abtheilung des Rothen Kreuzes ist nach Mafeking gegangen.

Das „Reuter'she Bureau“ erfährt, daß im britischen Kriegs8amt absolut keine Bestätigung des Gerüchts ein- “Pru sei, nah welhem Sir Redvers Buller den

ugela wieder überschtitten habe und auf ae mar|)chiere. Es deute im Gegentheil alles darauf hin, da die Lage an der Front ruhig und keine sofortige Bewegung zu erwarten sei. ;

Wie das selbe Bureau weiter berichtet, haben die Präsi- denten Krüger und Steijn am 3. d. M. eine Mittheilung an den Feldmarschall Lord Roberts gesandt, in welcher sie gegen die Zerstörung von Häusern und Verwüstung von Grundeigenthum protestieren. Lord Roberts habe gestern in seiner Erwiderung erklärt, daß die Beshuldigungen unbe- stimmt und unbegründet seien ; eine muthwillige Zerstöcun entsprehe niht dem Brauche der Engländer. Er bedaure, da die Streitkräfte der beiden Republiken in vershiedenen Fällen séaen den Kriegsbrauch zivilisierter Nationen verstoßen hätten,

esonders dadurch, daß fie in den Distrikten, in die ste ein-

ae R seien, treue Unterthanen der Königin Victoria aus

thren Heimstätten vertrieben hätten. Der Versuch, Leute zum Kampf gegen ihre Königin und gegen ihr eigenes Land zu zwingen, sei barbarisch. 2

Bn Kapstadt ist, wi: das „Reuter'she Bureau“ meldet, aus Naamsport die Nachricht eingetroffen, daß daselbst, in Rensburg und Hanover Road wegen der Thatsache, daß eine starke Abtheilung Jafanterie abgesandt worden sei, um von Norvals Pont Befiß zu nehmen, lebhafte Thätigkeit herrshe. Jn Kapstadt sind ferner Nachrichten CHEE angen, denen zufolge die Buren in Colesberg thatsählih ei n- geschlossen seien. -

ie hamburgishe Bark „Hans Wagner“, von Ham- bur T Pott Elizabeth und der Delagoa-Bay bestimmt, welche in Port Elizabeth von den britischen Behörden zurückgehalten wurde, ist laut Telegramm an den heder H. D. J. Wagner von Port Elizabeth weitergesegelt. Es ist dies das legte der in Süd-Afrika von den Engländern zurück- gehaltenen Schiffe.

Parlamentarische Nachrichten.

In der u (141.) Sißung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs-Justizamts Dr. Nieber- ding beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Geseß- entwurfs, betreffend Aenderungen und Ergänzungen des Strafgeseßbuchs, orge bei dem § 18a, welcher nach den Beschlüssen der Kommijsion lautet: S2 „Arbeitgeber oder Dienstherren und deren Vertreter, . welhe unter Mißbrauch einer durch das Arbeits- oder Dienst- vecbältniß begründeten wircthschaftlihen Abhängigkeit durch An- drohung oder Verbängung von Entlassung, von Lohnverkürzungen oder von andern mit dzm Arbeits- oder Dienstverhältniß zusammen- hängenden Nachtheilen oder dur Zusage oder Gewährung von Be- schäftigung, von Lohnerböhung oder von anderen aus dem Arb-its- oder Dienstverbältniß sich ergebenden Vortheilen ihre Ar- beiterinnen oder jonitizen weiblichen Dienstverpflihteten zur Duldung oder Verübung unzüchtiger Handlungen bestimmen, werden mit Ge- fángniß bis zu einem Jahre bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann auf Geldstrafe bis zu 600 M erfannt werden. Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein.

Die Abga. Be ckh-Coburg und Genossen (fr. Volksp.) wollen die Worte „oder durch Zusage Vortheilen“ ge- strichen haben; die Abgg. Albrecht und Genossen (Soz.) wollen hinter „bestimmen“ eingeschaltet wissen: „oder ver- leiten“, den Shlußsaß des § 182a wollen sie ferner beseitigt und dafür den folgenden neuen Passus eingefügt wissen: L

„Die Strafverfolgung des in diesem Paragraphen bedrohten Vergebens verjährt in einem Jahre“. : L

An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes die Abgg. von Treuenfels (d. kons.), Beckh- Coburg (fr. Volksp.) und Heine (Soz.).

Der Schlußbericht über die gestrige Sizung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

Das Haus der Ab geordneten sehte in der heutigen (17.) Sigung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld beiwohnte, die zweite Berathung des Staats- haushalts-Etats für 1900 im Etat der Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung bei dem Kapitel „Ministerial- Abtheilung für das Bergwesen“ fort.

Abz. von Werdeck (konf.): Neuerdings, am 1. Januar und 1. Februar, haben die Koblenhändler die Preise der Kohlen willkürlich erhöht; von dieser Preiserhöbung haben die Gruben garnihts. Der Dortmund-Ems-Kanal if gebaut, um das westsälishe Kohlenrevier an die Sz:ebäfen anzuschließen ; der Erfolg ist aber der, daß die englische Koble den Kanal herauf bis nach Dortmuad fommt. Den Stanèd- punkt des Ministers in Bezug auf die Versorgung des Auslandes mit unserer Kohle kann ih nicht theilen. Die Zeiten, in denen man politishe Freundshaft durch wirtbshaftlihe NRüdsihten ge- wann, sind vorüber. Unsere Ausfteler in Paris können für den Betrieb ihrer Maschinen keine Kohle in Frankreih bekommen, sie müssen fie sich aus Deutschland nach Paris kommen lafs-n. Dem landwirthschaftlißen Genofsenshaftswesen will der Minister möglichst entgegenkommen. Wir haben zwet große Genossenschafts- verbände, den Offenbacher und dea Neuwieder Verband; den Mit- gliedern dieser Verbände hat aber die Grubenverwaltung große Schwierigkeiten beim Bezug von Kohlen gemacht, die Händler wurden bevorzugt. Troy der großen Zunahme der Kohlen- förderung haben die landwirthschafilihen Verbände niht die Rücksicht erfahren, welhe fie verdienen. Ich bitte den Minister, in Zukunft die inländishen Konsumenten befser zu versorgen als die ausländishen. Die Ausfubr unserer fiskalischen Gruben nah dem Auslande ift stärker gewachsen als der Absay im Inlande. Dec Minister sollte neue Verhandlungen mit den Händlern pfl-gen, um diese Verhältnisse zu bessern. Wenn, wie der Minister fagt, die ral sih das nit gefallen lassen würden, fo laffen si2 es eben

eiben.

G-heimer Ober-Bergrath von Ammon: Die Regierung hat auf die Koblenbändler keinen Einfluß, versucht aber von Jahr zu Jahr mehr, die Preise der Kohlenhändler zu regeln. Die Regierung

“thut alles, um den inländishen Bedarf zu befriedigen und die Ausfubr

zu beshränken. In Oberschlesien wind die Ausfuhr lediglih durch die Händler besorgt Die Gesammtabgabe von Kohlen an Händler hat \sich bei den fiskalishen Gruben von 33% im Jahre 1895 auf 25% im Jahre 1898/99 reduziert. Die Regierung ist also beftrebt, den Privatinteressenten mög- lihs| entgegenzuklommen. In Oberschlesien sind aus den fis-

kfalishen Gruben im Jahre 1898 229/9 hauptfächlich nach,

Oefterreih und Rußland abgeseßt worden. Diesec Absaß ift fo vermindert worden, daß im laufenden Etatsjahre nur noch 10% ins Ausland gebraht sind. Die Kohlenversorgung der Aussteller in Paris ist vollkommen geregelt. Die landwirthscaft- lihen Genoffenschaften sollen, foweit es möglich ist, von den fisfa- lishen Gruben thunlichs} berücksihtigt werden. Lästige Bedingungen find dabei nicht gestellt worden. Dem von dem Vorredner vertretenen Verband ift der jegt aewährte Rabatt auch damals bewilligt worden, als er noch nit 50 000 t bezog.

Abg. von Brockhausen (kons.): Die Bergwerks-Verwaltung sollte h nicht von vornherein auf so große Abschlüsse mit den Händkern einlafsen, daß sie bann nihts mebr für die Konsumenten übrig hat. Namentlich bei der Steigerung der Produktion über den Voranschlag hinaus könnten den landwirthschaftlihen Genossenschaften größere Lieferungen reserviert werden. Der pommerschen land- wirthschaftlichen Pauptoenoflenfchaf ist auf eine Anfrage keine größere Lieferung als bisher in Auétsiht gestellt worden, und sie hat daher wiederum mit einem Händler abschließen müssen. Der direkte Verkehr zwischen Gruben und Korsumenten mag ja s{chwierig sein, aber die Landwirthe müssen doch darauf bestehen, daß sie das Quantum erhalten, das sie bcstelt haben; sonst sind fie s{hließlich nicht nur auf die englische, sondern auch noch auf die amerikanishe Kohle angewiesen. Der Minister fagte neulich, daß die Produktion dieses Jahres s{choa voll- ständig an die Händler verkauft sei; ih hoffe, daß dabei auch die landwirth|chaftlihen Genossenshaften mit bedaht s\ind, welche si rechtzeitig gemeldet haben. Die Landwirthschaft braucht immer ein feststehendes Quantum von Kohlen, und darauf könnte \ich die Bergwerksverwaltung wohl einrihten und sich mit den land- wirthschastliden Verbänden darüber ins Einvernehmen feßen.

ierauf nimmt der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut wieder-

gegeben werden wird. (Schluß des Blattes.)

Dem Hause der Abgeordneten ift nachstehender Gntwurf eines Gesetzes, betreffend die Regulierung des Hoch- wasserprofils der Weihsel von Gemlit bis Pieckel, nebst

egründung zugegangen :

§1. : Die Staatsregierung wird ermächtigt, zur Verbesserung des Hoch- wasserabflufses in der Weichsel und Nogat :

a. eine Regulierung des Hod walerprehls der Weichsel von Gemliy aufwärts bis Piekel nah Maßgabe der dafür auf-

En, auf 8868230 M berehneten Proj-kte von

(9D, . dem Antrage der be!h-iligten Deihverbände entsprehend, eine Echöbhung der Stromdeiche innerhzlb der Grenzen des

zu a erwähnten Projekis auf 11,71 m am Dirschauer

Pegel nach Maßgabe des dafür aufgestelltza, auf 332 409 46 : erechneten Projeftnahtrags herbeizufü hren. 8 2

Zur Ausführung der im § 1 unter a und b erwähnten Projekte haben die betheiligten Deihverbände, dem Fortschreiten der Arbeiten entspcechend, folgende Zuschüsse zu leisten, und zwar:

1) der Marienburger Deihhverband :

ua , 2 091 0090 M,

217 600 ,

ua, 1 109 000 Æ,

¡u b L LLEQOO 3) der Falkenauer Deichverband :

uaud h 6 150 000 „6, 4) der Elbinger Deichverband :

¡ua 5

8 3,

Sofern nichi eine anderweite Vereinbarung ftatifindet, haben der Marienburger, Danziger und Elbinger Deichverband zusammen eia Drittel der Kosten, ‘welWe durch die staatsseitige Ausführung von Aufeisungsardeiten auf der im Regierungsbezirk Danzig belegenen Strecke der Weichsel verursaht werden, am 1. Juli eines jeden Jahres dem Staat zu ecstatten. Dabei sind diejenigen Kosten, welche dur die Neuanschaffung der für die Aufeisung83arbeiten erforderlihen Schiffe entstehen, niht in Rechnung zu stellen.

Zur Deckung dieses Drittels haben der Marienburger Dei- verband vier Stebentel, der Danziger Deichverband zwei Siebentel und der Elbinger Deichhverband ein Siebentel, niemals aber mehr als ¡wanzig Pfennige füc das Hektar der zu jedem Verbande gehörigen Flächen beizutragen. Vereinbaren sie mit Genehmigung ihrer Auf- e einen anderweiten Vertheilungömaßstab, so ist dieser maßgebend. ;

Die Höbe der Beit:äge wird für jeden dieser Verbände von dem Ober-Präsidenten zu Danzig festgeseßt. Gegen seine Festseßang findet binnen zwei Wochen die bei ihm anzubcingende Beschwerde an die im e vicitd Gesetzes bezeihneten Minister ftatt, welhe eudgültig ent- 1cheiden.

& 4. __ Die Ausführung dieses Geseyes wird dem Minister der öffent- lihen Arbeiten und dem Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forften übertragen.

Kunst und Wissenschaft.

Im Kunstsalon von Eduard Schulte (Unter den Linden 1) wird in der Zeit vom 11. Februar bis 3, März das von Ph. László um Weihnachten 1899 gemalte Bildniß Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin mit ca, 15 anderen Werkea dieses Porträtisten ausgestellt werden.

Aus Nürnberg wird geschrieben: Unter deu Erwerbungen, die das Germani sche National-Museum während der lettea Woen gemahhi hat, nimmt eine Sammlung langobardischer

Goldkreuze, die in mehr als einer Beziehung von hohem Interesse |

fi nd, einen hervorragenden Play ein. Die Kreuze stammen aus der Kunstsammlung des 1881 zu Mailand verstorbenen Cavaliere Carlo Morbis und wurden in Monza, Benevent, Cividale del Friuli und an- deren Orten Staliens in daselbst aufgedeten Gräbern lanaobardischer Krieger gefunden. Aus dünnem Goldbleh ausges chnitten, weisen fie als Verzierung die Abdrücke verschiedener Stempel und Münzen auf, nach wel(hen letzteren sie mit Sicherheit in das 6., 7. und 8. Jahrhundert gesetzt werden dürfen. Nur eines der Kreuze ift ganz fla, ohne jede Verzierung. An den Balkenenden sind fie in der Regel zweimal durhlöhert, wa3 wohl darauf schließen läßt, daß sie urspcünglih an der ‘Kleidung der Verstorbenen angeheftet waren. Ob es si dabei lediglichch um Grab- beigaben, also um Votivkreuze, oder auh um Shmuckstücke für die Lebenden, wohl gar um eine Art von Ehrenzeichen oder Orden handelt, darüber sind die Meinungen bei den leider nur zu lückenhaften Nach- rihten, wie wir sie über Tracht und Lebensweise der Germanen der Bölkerwanderungszeit besigen, bisher noch getheilt. Ebenso giebt das zur Verwendung gekommene Ornament, namentlih die Bandvercschlin»- gungen und Masken, dazu die Monogramme, in denen man wohl die einiger langobardishen Könige, des Kleph, Adelvald und Anderer, bat erblicken wollen, mannigfache Räthsel aaf. Aehnliche, für die Kultur- wie die Kunstgeschichte demna gleich wichtige Kreuze finden sich noch in einer Reihe anderer, namentli italienischer Museen, doch darf stich das Germanishe Museum rühmen, nunmehr die reihhaltigste und bedeutsamfte Kollektion dieser Art zu besißen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten uud Absperrungs- Maßregeln.

Das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche unter Nindern if dem Kaiserlihen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Zentral. Viehbofe zu Berlin am 5. Februar.

Schweiz.

Dur Bundesrathsbeshluß vom 19. v. M. werden die in der Verordnung vom 30. Dezember v. J. über die Maßnahmen zum Schutze gegen die Cholera und die Pes (vgl. „RN.-Anz.“ Nr. 20 vom 22. v. M) enthaltenen Bestimmungen bezüglich der Ueberwachung der Reisenden am Ankunftsorte und bezüglih des Waaren- und des Gepädckverkehrs, soweit es sich um Pe f handelt, sofort in Kraft gesezt. Das Einfuhrverbot foll sih jedoH bis auf weiteres nur auf folgende Waaren und Gegen- stän de erstrecken: L

1) Gebrauhte Leibwäsche und getragene Kleidungsftücke (per- \sönliche Effekten); benußtes Bettzeug. j :

Wenn diese Gegenstände indessen als Reisegepäck oder infolge eines Wohnungswechjels als Uebersiedelungsefekten (Umzugsgut) be- fördert werden, so unterliegen sie der Revision bezw. Desinfektion.

2) Hadern und Lumpen ohne irgend eine Au8nahme.

3) Benußte Säcke, alte Teppiche und gebrauhte Stikereien.

4) Nobe Häute und Felle (mit Ausnahme der vollständig ge- trockncten, gesalzenen oder gekalkten).

5) Frische bezw. rohe thierische Abfäll-.

6) Menschenhaare.

Des weiteren wird angeordnet, daß die als Seebeg oder Cra Cu oder als Fahrpoststuck spedierten persönlichen

ffekten oder Uebersiedlungsgegenstände (Umzugsgut), welche aus einem für cholera- oder pestverseuht erklärten Bezirk stammen, nur über folgende Grenzzollämter eingehen dürfen: Basel (Zentral- v und badisher Bahnhof), Bouveret, Buchs, Chiasso (Bahn- hof), Genf (Bahnhof Cornavin, Bahnhof Gaux-Vives und Bureau du Lac), Lecle, Pruntrut, Romanshorn, Rorshah, Schaffhausen, Vallorbe und Verriòres. 5

Eine Ausnahme davon maten die nach den Städten Basel, Genf, Lausanue, St. Gallen, Luzern und Zürich adressierten Sen- dungen, welche unter Zollvershluß von jedem Grenzzollamt aus dahin instradiert werden können.

Ferner bat der Bundesrath bestimmt, daß folgende Länder und B e- zirke als secit {längerer oder kürzerer Zeit pestverseucht zu betrahten find : China, Japan, British Indien, die Jnuseln Madagaskar, Mauritius, Néunion und Neu-Caledonien, ferner Moçambique (Süd- Afrika), Paraguay, Brasilien und Stadt Porto (Portugal).

Hinter-Indien. j

Durh Verfügung der Kolontalregierung in Siagapore- vom 3. Januar d. J. ift der Hafen von Nagasaki in Japan wegen Auftretens der Beulenpeft für verseucht erklärt wocden. :

Alle Schiffe, die von jenem Hafen kommen, müssen in Quarantäne gehen und bis zum Ablauf von neun Tagen seit der Abfahrt oder nah dem Tage des leßten an Bord vorgekommenen Krankheitsfalles oder bis zur Freilafsung dur den B N darin bleiben.

gyvten. M

Der Internationale Gesundheitsrath in Alexandrien hat be- \{lofsen, gegen Herkünfte aus dem arabischen Küstenlande vom Golf von Oman und von Hadramant bis zur Stadt AdeMexkl.) das Cholera-Neglement in Anwendung zu bringen.

Auftralien.

Infolge des Ausbruchs der Beulenpest in Numsa haben die Negierungen der australishen Kolonien ffftrenge Quarantäne- aßregeln für Herkünfte aus Neu-Caledonien angeordnet. Diese Quarantänemaßregeln finden auch auf Herkünfte aus Hawai, wo ebenfalls Pest berrscht, Anwendung. Die Regierung ter Kolcnie Victoria hat die Quarantäne auf ganz Polynesien ausgedehnt.

Buenos Aires, 5. Februar. (W. T. B.) Gestern kamen bier 219 Fälle von Sonnenftih vor, von denen 134 einen 1ödtlichen Ausgang nahmen. (Vgl. Nr. 33 d. Bl.)

Verdingungen im Auslande.

Bulgarien.

20. Februar, 9 Uhr. Administrative Abtheilung des Kriegs- Ministeriums : Lieferung von 198 090 m Raventuh und 78350 m Futterleinwand für die Dioisions-Depots in Sofia, Philtppopel, Sliven, Schumla, NRustshuk und Vraßa. Kaution 5 9/9 des Angebots. Das Bedingungsheft, sowie die Beschreibung und Muster liegen an Wochentagen in der obengenannten Abtheilung aus.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englishe Post über Ostende vom 5s. Sicate in Köln den Anschluß an Zug 31 nah Berlin über Hildesheim wegen Zugverspätung in Belgien nicht erreicht.

Lourenço Marques, 4. Februar. (W.T. B.) Die Reihs- Postdampfer „Kanjler“ und „General“ find am 2. bezw. 1. d. M. in der Delagoa-Bay eingetroffen.

Bremen, 5. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Stuttgart“, n. Ost-Asien best, 3. Febr. in Äden angek. „Kaiser Wilhelm Ikl., v. New York kommend, 3. Febr. die Azoren pas. „Mark“ 3. Febr. v. Bremen kommend, in Buenos Aires angek. „Werra“, 3. Febr. v. New Yoark n. Genua abgeg. „Koblenz“, p. Brasilien kommend, 4. Febr in Funchal, „Barbarofsa“, n. Auftra- lien best., 4. Febr. in Colombo angek. „Sachsen“ 4. Febr. v. Shanghai und „Hannover* 4. Febr. v. Baltimore n. Bremen abgeg. „Darm- stadt“, n. Nework York beft., 4. Febr. Dowezr passiert.

6, Februar. (W. T. B.) Dampfer „Karlsruhe“ 4. Febr. v. Colombo n. Aden abgez. „Oldenburg“ 4. Febr. v Kobe n. Yokohama abgeg. „Dresden“, n. Baltimore best., 4. Febr. Cap Henry passiert. „König Albert“, n. Ost-Asien best.,, 5. Febr. in Genua, „Aachen“, v. d. La Plata kommend, 4, Febr. in Gravesend angek. „Bremen“, v. Australien und „Prinz Heinrih“, v. Oft- Asßien kommend, 5. Febr. Vlissingen passiert. „Königsberg“ 4. Febr. v. Havre abgeg. „Heidelberg“, n. Ost-Asien best., 5. Febr. in Port Saîd, „Pfalz“, v. d. La Plata kommend, 5. Febr. in Funchal angek. „Marxburg“, v. Brasilien kommend, 5. Febr. Las Palmas pasfiert. „Prinz-Regent Luitpold“ 5. Febr. Reise v. Southampton n. Genua fortgeseßt. /

Hamburg, 9. F?bruar. (W. T. B.) Hamburg-Amerika - Linie. Dampfer „Patricia“ 4. Febr. in New York angek. „Auguste Victoria“, v. New York n. Genua und dem Orient, 4. Febr. v. Gibraltar, „Palatia“ 3. Febr. v. New York n. Hamburg, „Columbia“, v. Genua n. New York, 3. Febr. v. Havre, „Castilia“, v. West- Indien n. Hamburg, 3. Febr. v. Havre abgeg. „Markomannia“ 3. Febr. in St. Thomas angek. „Batavia“, v. Baltimore n. Ham- burg, 4. Febr. Lizard pa}. „Nubia“ 3. Febr. v. Westhartpool n. Hamburg abgeg. „Bethania“, v. Hamburg n. Baltimore, 3. Febr. in Boston, „Savoia“ 5. Febr. in Singapore angek. „Sibiria“, v. Ham- burg n. Ost-Asien, 4. Febr. Ouefsant Creach passiert.

London, 5. Februar. (W. T. B.) Union-Linie. Dampfer „Gaika* gestern auf Heimreise von Kapstadt abgegangen.

« Castle-Linie. Dampfer „Norham Castle* Sonnabend auf Ausreise v. Southampton abgeg. „Avondale Castle“ Sonnabend auf Heimreise bei den Canarishen Inseln angek. „Pembroke Castle“ Sonnabend auf Ausreise die Canarischen Inseln paff. „Tantallon Caftle* Sonnabend auf Heimreise in London angekommen.

Rotterdam, d. Februar. (W. T. B.) Holland-Amerika- Linie. Dampfer „Statendam“ v. Rotterdam heute in New York angek. „Maaidam“ Sonnabend v. New York n. Rotterdam ab- gegangen.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Carl Maria von Weber’s Oper „Der Freishüß“ mit Herrn Kraus als Max geoden, Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Im Laufe der nächsten

oche geht zum ersten Male „Kain“, Dichtung von Heinri Bultbaupt, Musik von Eugen d’Albert, in Scene. In den Hauptrollen find die Herren Grüniag. Hoffmann, Mödlinger, Wittekopf und die Damen Reinl, Rothauser und Gradl beschäftigt. Kapellmeister Dr. Muck ftudiert das Werk ein. Der Komponist nimmt an den Proben theil. Am Montag, den 12. d. M., eröffnet Frau Marie Schoder-Gutheil als Carmen ein Gastspiel auf Engagement.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Shake- spear:’s Traueispiel „Julius Caesar“ in folgender Besezung gegeben : Julius Caesar: Herr Kraußneck; Marc Anton: Herr Maikowsky; YNarcus Brutus: Herr Molenar;. Cafsius: Herr Ludwig; Caëca: Herr Pohl; Portia: Fräulein Poppe. Die erste Aufführung von Otto Ernst’s deuisher Komödie „Jugend von heute“ findet am Dienstag, den 13. d. M., ftatt. i

Theater des Westens wird morgen die Operette „Der EULToT von Iohann Strauß aufgeführt, ebenso am nächsten onntag, und zwar an Stelle der im Wochenspielplan angekündigten Oper „Der Bärenhäuter“. Der Kammersänger Rothmühl aus Stuttgart wird im Monat März an drei Abenden als Gast auftreten.

Um Mißverständnissen vorzubeugen, theilt die Konjertdirektion Wolff mit, daß der nächste Quartett - Abend der Herren Professoren Joachim, Halir, Wirth, Hausmann am Donnerstag, den 8. d. M,, in der Sing-Akademie um 8 Uhr, wie alle bisberigen Abende, beginnt. |

Bei dem morgen, Mittwoch, Mittags 12 Uhr, in der Marien - kfirhe statifindenden Orgelvortrage des Musikdicektors Otto Dienel werden mitwkrken: die Konzert-Sängerinnen Fräulein Marie Lindow und Frau Emmy Maria Ghrnhorst, der Opernsänger Rich. Tlusteck, der Violinist Herr Paul Thiele und der Organist Herr Paul Heuer. Auf dem Programm stehen: die G-moll-Fantasie von Bach, die 4. Sonate von Merdelssohn, das Hiller’she Gebet, das auge E für Gesang, Violine und Orgel u. a. Der Ein-