1900 / 36 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Feb 1900 18:00:01 GMT) scan diff

E Het D Ea: as P Cie H ur s

Zte

G S IS S

E E E

neßzalig?n zu wollen. T Eurer Majestät huldvolles Vertrauen, im Ver:ine mit des Apostolishen Stuhles Gnade, is mir in der Berufung auf den erzbishöflihen Stuhl der rheinischen Metropole cin weites und \{wieriges Axbeitsfeld zugewiesen worden. Den Mut, es za betreten, fi:de id nur in dem Gedanken, daß Gottes Wille durch di- gnädige Entscheidung derjenigen mir kund ge- worden ift, welch- die be:ufznen Organe feiner Vocsehung find, und daß i um fo zuversihtliher auf den göôöitlih-n Gnaden- beistanck vertrauen darf, je wzniger ih selbs eine so hohe Aus- zcihiung erstrebt habe. Mit Gottes Hilfe hofe ih darum, das heilige Gelöbniß zu erfüllen, das in diesem für mi und für den Kölner Sprengel so hohbedeutsamen Augentlick Eurer Majestät ehr- furcht2vollst darzubieten ih mir gestatten darf, das Œelövniß, daß wie bishzr, so auch fürderhin ih mit aller Kraft mih bemühen will, ein tres fatholisher Bischof zu sein, dem nihts näher am Herien liegt, als d1s ewi,e Heil der ihm anvertrauten Seelen, und zugleih ein treu pat: iotisber deutiher Bischof, der niemandem nachstehen möchte an Treue und liebevoller Erzebenbeit gegen Eurer Majestät erhabene Person, an thatkräftigem Interesse für seines theuren Vaterlandes Wobtlfahrt und Größe, und daß das Eine wie das Andere mir gelten soli als eine heilige Bewissenspflicht, die in Gottes unverbrüßlihem Ges 82 wurzelt. Wie bisher, so soll auch in alle Zukunft es mein tägliwes Gebet sein, daß Gott der Herr Gure Kaiferlihe und Közxigs- lihe Maj-stät, die Kat!erin und das ganze Königliche Haus schirmen und segnen weclle für und für.

Nunmehr leistete der Erzbischof den Eid wörtlich dahin ab: A f

Ich, Hubertus Simar, erwählter und bestätigter Erzbischof von Köln, ihwöre einen Gid zu Gott dem Allmächtigen und Allwissenden auf das heilige Eoangeltum, daß, nahdem ih auf den erzbiiöôflihen Stubl von Köln erhoben worden bin, ich Seiner Königlichen Majestät von Preußen Wilhelau und Aller- böchstd, fen rechtmäßigem Nachfolger in der Regierung als meinem Alleraxädigsten Könige und Landesherrn uktertbänig, treu, gehorsam und ergeten fein. Allerhöchstdero Bestes nah meinem Vermögen befördern, Schaden und Naththeil aber verhüten und besonders dahin str-ben will, daß in den Gearüthern der meiner bischöflihen Leitung anvertrauten Geistliche und Gemeinden die Gefinnungen ber Ghrfurhr und Treue gegen den König, die Liebe zum Vaterlande, dec Gehor’am gegen die Geteze und alle jene Tugenden, die în dem Chriften den guten Unterthan bejeihnen, mit Sorgfalt gepflegt werden, und daß ich nicht dulden will, daß ron der mir untergebenen Geift- lihfeit in entgegengesegtem Sinne gelehrt und geban»elt werde. Insbefondere gelsbe ich, daß ih keine Gemeinschaft oder Verbindung, fei es innerhalb oder außerhalb Landes, unterhalten will, welche der öffentliden Sicherbeit gefährlih fein fkönntea, und will, wenn ih erfahren follte, daß in meiner Diöjese oder anderswo Anschiäge semaht werden, die zum Nachtheil des Staats ge- reien föônnten, hiervon Seiner Königlichen Majestät Anzeige machen. Jh verspreche, dieses Alles um fo unverbrüchlicher zu balten, als ih gcw!ß bin, daß ih mich dur den Eid, welhen ich Seiner Päpstlichen Heiligkeit und der Kirche geleiftet hab-, zu Nichts ver- pflihte, was dem Eide der Treue und S gegen Seine Königliche Majestät enigegen sein könne. Alles dieses s{wöre i, so wahr mir Gett helfe und sein heiliges Eoangelium. Amen!

Seine Majestät geruhten hierauf den feierlihen Akt mit folgenden, an den Erzbischof gerichteten huldvollen Worten zu schließen:

Fch habe das eidlihe Gelöbniß der Treue, welhes Sie, hoh- würdiger Herr, soeben abgelegt haben, Selbst entgegen nehmen wollen und freue Mich, Sie bei dem Antritt Ihres neuen Amts vor Mir zu sehen.

Als Leiter des Bisthums Paderborn haben Sie die Mühen wie den Segen der bischöflichen Pflichten in reihem Maße erfahren. Wenn Sie auch gewiß mit shwerem Herzen aus Verhältnissen scheiden, wel{he Ihnen ‘lieb und werth geworden find, so habe Jh doch mit Befriedigung vernommen, d2ß Sie Jbrer Berufung auf den erz- bishöflihen Stuhl von Köln freudig folgen wollen. Jh habe dem dortigen Metropolitan-Kapitel gern Meine Geaehmhaltung Ihrer Grwähblung eröffnen lassen und ertheile Ihnen wohlgeneigt Meine landesherrlihe Anerkennung. Ih bin der Zuversicht, daß Sie wie in dem bisherigen, so nunmebr in dem größeren Wirkungskreise rait voller Hingebung die Ihrer oberbirtlihen Leitung anvertrauten Diözesanen in allen dchristlihen Tugenden unterwcisen, insbesondere aber den Geist der Ghrfurht und der Treve gegen Mich und Mein Haus pflegen werden. Ihre Aufgabe wird es sein, die treuen Glieder Ihrer Kirche zugleih zu guten Bürgern und Patrioten zu erziehen. Jhre oft bewährte [lcyale Gefinnung giebt Mir das Vertraucn, daß Sie auhch Ihr neues Amt mit gleichem Segen für Staat und Kirche zu führen wissen werden.

Sei Ihnen Gottes Gnade dazu beschieden !

Hierauf wurde der Erzbishof von Seiner Majestät ent- lassen. Sodann is} demselben die Allerhöchste Anerkennungs- Urkunde ausgehändigt und das über den Hergang bei dcr Eidesleistung aufgenommene Protokoll von ihm unterschriftlih vollzogen worden.

Rach Beendigung der Feierlichkeit fand bei Seiner Majestät eine Frühstückstafel stati, zu welcher außer dem Erz- bishof auh die bei dem Akt der Eidesleistung in Funktion gewesenen Würdenträger und Solennitätszeugen geladen waren.

Der Bundesrath versammelte - ih heute zu einer Plenarsißung. Vorher beriethen die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Jußtizwesen.

Der Königlihe Gesandte in Hamburg Graf Wolff- Metternich hat seinen Posten verlassen, um sich behufs Uebernahme der Vertretung des beurlaubten Kaiserlichen Bot- schafters, Staats-Ministers Grafen von Haßfeldt-Wilden- burg,. nah London zu begeben. Während der Abwesenheit des Grafen Wolff-Mettecnih von Hamburg fungiert daselbst der etatsmäßige Legations-Sekretär der Königlichen Gesandt- schaft Prinz von Schönburg-Waldenburg als Geschäfts- räger.

Am 1. Ärotesso ist zu Eberswalde der Geheime Re-

gieringeratn, rofessor Dr. Altum, 75 ae alt, verschieden. uf dem Gebiete der Zoologie, insbesondere demjenigen der Entomologie und Ornithologie hat derselbe Hervorragendes geleistet und bis an sein Lebensende seinen größeren wissen- \chaftlihen Werken noch fortgeseßt kleinere Arbeiten hinzugefügt. Eine rühmlihe Stellung unter den Männern der Wissen- chaft ist ihm für alle Zeiten gesichert. Als Lehrer seit 1869 an der Forst-Akademie zu Eberswalde hat er durch die Gradheit seines v p rige und seinen fesselnden Vortrag

tung, Dankbarkeit und Liebe der Studierenden in

aße erworben und durch seine Begeisterung für die

Walde in einer Weise anregend - gewirkt, wie es wenigen

Lehrern beschieden ist. ; Die Lorst- Akademie ju Eberswalde erfährt durch den

Hintritt Altum's einen Verlust, der schwer zu ersegen sein wird.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Schwalbe“, Kommandan : Korvetten-Kapitän Boerner, gestern von East London nah Port Elizabeth in See gegangen.

Baden.

hre Königlihe Hoheit die Kronprinzessin von E und c arg ist, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, vorgestern Mittag in Karlsrube eingetroffen und am Bahnhof von Jhren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin empfangen worden. erner waren zum Empfang anwesend: Jhre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm, Jhre Großherzoglihe Hoheit die Fürstin Sophie zur Lippe, Seine Gro eg: liche Hoheit der Prinz Karl und der Königlich preußische Gesandte von E.jendeher. Nach herzliher Begrüßung ge- leiteten Jhre Königlichen Hoheiten die Kronprinzessin nah dem Großherzoglihen Schlosse. Nachmittags 3 Uhr 50 Minuten trafen, von Koblenz kommend, Jhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin in Karlsruhe ein. Höchstdieselben wurden von Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin am Bahnhof empfangen und nah dem Schlosse geleitet.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Der Landtag des Herzogthums Cobu rg ist gestern durh den Geheimen Staatsrath von Wittken geschlossen worden, nahdem der Etat und das Abgabengesez für die Zeit bis 1901 mit der Einschränfung angenommen worden war, daß die Steuerechöhung erst mit dem Jahre 1901 ein- treten solle.

Oesterreich-Ungarn.

An der gestern abgehaltenen ersten Sizung der böhmis- schen Abtheilung der Ausgleihs-Konferenz nahmen, dem „W. T. B.“ zufolge, sämmtliche Vertreter der böhmischen Parteien theil. Der Minister-Präsident von Körber theilte zunächst mit, daß die Abgeordneten der deutishen Volks-

artei gegen die Einführung einer zweiten Landes- prahe im Egerer und Ascher Gebiete Verwahrung ein- gelegt hätten; sodann wurde die Regelung der Sprachenfrage bei den autonomen Behörden Böhmens be}prohen. Die Kon- ferenz beshloß die Einsezgung eines Subcomité’'s zur Er- örterung der Fragen, über die feine Einigung erzielt wurde. Die Sitzung des Subcomités findet heute statt. Die nächste Sigzung der böhmischen Abtheilung, in welcher die Reform der Landtagswahlea in Böhmen besprochen werden wird, findet am Freitag statt. /

n der gestrigen Sißung des ungarishen Unter- hauses ergriff im Verlaufe der Debatte über das Budget der Abg. Melczer (Siebenbürger Sachse) das Wort und ver- wahrte sih namens der Sachsen „gegen den Vorwurf, dieselben seien nicht patriotisch. Die Beschuldi ung, die Sofern gravitierten nach Deutschland hin, sei absurd. Die Sa fühlten sich mit den Ungarn zu einer einheitlihen politishen Nation verbunden. Sie hätten ihre Stammesart und ihre Kultur bis zum heutigen Tag erhalten und wünschten, ihr auch in Zukunft treu zu bleiben. Dieses Recht sei allen Nationalitäten gewährleistet. Die Achtung dieses Rechts beruhe auf den großen freiheitlihen Traditionen der Ungarn, welhe Deak stets hochzuhalten empfohlen habe. Als der Minister-Präsident von Szell bei der Uebernahme der Re- gierung sein Programm in Sinne Deak’scher Ueberlieferung entwideli habe, habe er sofor: die Sympathien der Sachsen erworben, die ihm ihre Unterstüßung auch fernerhin zu ge- währen geneigt seien.

Großbritannien und JFrland.

Das Unterhaus seßte gestern die Berathung des Ent- wurfs der Adresse fort. Ueber den Verlauf d.r Sizung berihtet „W. T. B.“: : f

Dzr Führer dzr irisch:n Nationalist-n Red mond brachte einen Antrag seiner Partei ein, in welhem ausgesprohen wird, daß die Zeit gekommen sei, den Krieg auf der Grundlage der Anerkennung der Unabhängigkeit der Südafrikanishen Republik und des Oranje- Freistaats zu beendigen. Dec Redner führte aus, die Vorwürfe, die sih die Minister und die Führer dec Opposition betreffs der Verantwortlichkeit für den Krieg gemaŸht hätten, kümmerten ihn niht. Beide Parteien seien für die Ginleitung und Fortführung des Krieges veraniwortli§; der Krieg hätte durch Anwendung von G-:duld, gutem Willen und Versöhnlichkeit vermieden werden können. „Die Sympathie Irlands“, fuhr der Redner fort, „ist mit den beiden südafrikanishen Republiken. Die irische Partei verabsh-ut diesen ungerehtzn und unbilligen Krieg und ist, fo jehr sie es vermag, für die Aufrechterhaltung der Unabbängigkeit der beiden Republiken be- müht, die mit so viel H-ldenmath vertheidigt worden ift. Wenn das britishe Reih in Verwickelungen gerathen ist, fo bewegt die :Mehr- beit des iriich:n Volkes ein Gefühl der Hoffaung und der Befricdigung. Der Haupttheil der öffentlihen Meinung in Irland is dem Reiche feindlih; aber die Haltung der Iren diesem Krieg gegeaüber ift nicht durch dieses Gefühl bestimmt. Vielmehr würden die trishen Sym- pathien die gleihe Richtung genommen haben, wenn England nicht betheiligt wäre und eine andere Matt es versuchte, den Ruhestörer und Unterdrücker in Süd-Afrika zu spielen. England steht heute nicht in „(länzender“, sondern in schmachvoller Vereinjamung da; die Türkei allein hat ihm ihre Gunfl zugewandt. Die Meinung der führenden Männer in Amerika is weit überwiegend England feindlih. Die einmüthige Mißbilligung der ganzen Welt muß sicher ins Gewicht fallen. Was die Frage betrifft, ob durch die Haltung der irishex Mitglieder hinsihtliÞ des Krieges di: Aussihten der Home-Nule-Forderung ungünstig beeinflußt werden, so meine ih, daß Irland nihts zu verlieren und alles zu gewinnen hat, wenn es seine Stimme für Gerechtigkeit und Freiheit erhebt.“ MRedmond?s Rede wurde von seinen Parteigenofsen an vielen Stellen mit Beifallszeichen begleite. Jm weiteren Verlauf der Sigzung sprachen mehrere Redner für und gegen das Amendement Redmond's. Thomas W. Russel sprach \sich gegen das Amendement aus. Gr sagte, es sei beklagenswerth, daß, während thatsählich daz gesammte Großbritannien und alle sih felbft regierenden Kolonien auf der einen Seite ständen, irländisGe Abgeordnete auf der anderen Seite ihre Stimmen abgeben würden. Es sei soaderbar, daß die Vertreter eines Landes, welhes behaupte, unterdrückt zu sein, eine der abscheulihsten Gewaltherrschaften des Jahrhunderts unterstügten. In dem Amendement werde zum Nachgeben gerathen, während der Feind sih noch auf britishem Gebiet befinde. Er könne jedoch dem Hause versihern, daß

en

Buren niemals in ihrem Kalender feiern, nämlich ‘den Tag, an welchem das britische Parlament sich wieder unter ebenso \chimpllihen Bedingungen wie im Jahre 1881 ergeben würde. Da3 Hau3 verwarf shließlich das Amendement Redmond’'s mit 368 gegen 66 Stimmen. Jn einer gestern in Northampton zum Prot

segen den Krieg in Süd - Afrika einberufenen Bet

sammlung, in welher Labouchère und der Sozialdemokrat

Hyndman sprechen sollten, kam es zu aufregenden Scenen. Als Labouchèce erschien, wurde mit großem Lärm „Ruls Britannia“ und „God save the Queen“ gesungen, sodann wurde die Tribüne gestürmt, wobei Stühle und Tische in den Saal hinabgeworfen warden. Labouchère, der eine leite Verleßung am Kopfe erlitt, floh in den Vorraum und verließ von dort aus unter polizeilihem Geleite das Gebäude.

Ftalien.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen is, wie „W. L B.“ meldet, aéftettt früh an Bord des Dampfers „Preußen“ in Genua eingetroffen und von Seiner Durchlaucht dem Prinzen und Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe an Bord begrüßt worden. Sodann begaben sich Höchst- dieselben auf die „Loreley“, welhe um 8l/z Uhr nah Lerici in See ‘ging. Dort wird Seine Königliche N der Prinz N Jhrer Majestät der Kaiserin

riedrich einen Besuch abstatten.

Serbien.

Der Skupschtina is gestern das Budget zuge P, Außer neuen Krediten für das Heer weist, wie „W. T. B.“ berichtet, das Budget in seinen einzelnen Theilen keine Mehr- ausgaben auf. Jm Laufe der Debatte über das Budget erklärte der Finanz-Minister, die Regierung wünsche aus der Einkommensteuer nicht mehr als drei Millionen Dinar zu erzielen, einen Betrag, welher dem Ertrage der aufgehobenen Kapitalsteuer und Oövrtisteuer gleihkomme.

Asien.

Nah einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Peking vom gestrigen Tage glaubt man dort allgemein, daß die Kaiserin die formelle Absegung des Kaisers niht wagen werdz, weil sie befürchte, daß ein solher Schritt auf ernsten Widerstand im südlihe.n China stoßen werde.

Afrika.

Der Feldmarschall Lord Robert s hat, wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Kapstadt gemeldet wird, eine Proklamation erlassen, worin er die Freistaat- und Transvaal-Buren auf= fordert, die Sache der beiden Republiken im Stich zu lassen, und ihnen gutz2 Aufnahme bei den Engländern ver- spricht; ferner wird in der Proklamation den Rebellen aus den Kolonien angerathen, sih jeßt zu ergeben, statt sih der Gefahr auszuseßen, im Felde gefangen genommen zu werden; die Rebellen dürften jedoch nicht dieselbe Behandlung wie die Buren erwarten. Gestern früh haben Lord Roberts und Lord Kitchener Kapstadt verlassen.

Einer aus dem Hauptquartier der Buren gestern in Lourenço Marques eingetroffenen Nachricht zufolge haben die britishen Truppen ams. d. M. unter dem Schuße einer heftigen Kanonade den Tugela an zwei Stellen über- shritten. An einer Furt sollen die Engländer zurück- eschlagen worden sein. Das Feuer der Artillerie habe am S loenden Tage wieder begonnen.

Das britische Kriegsamt bestätigt, daß der General Sir Nedvers Buller am 5. d. M. den Tugela wieder über- schritten habe und si jeßt auf dem Marsh nah Ladysmit befiade. Ueber das Resultat seiner Operationen liege no keine Nachricht vor. 4 /

Aus Spearmans Camp vom gestrigen Tage berichtet das „Reutec'she Bureau“: Der General Sir Redvers Buller begann den Vormarsch zum Entsaße von Ladysmith am Montag. Die Schiffsgeshüße eröffneten das Feuer um 7 Uhr Morgens. Es wurde ein Sctheinangriff im Zentrum der britischen Stellung von drei Bataillonen ausgeführt, welhe mit sechs Batterien auf Brakfontein vorgingen. Um 11 Uhr Vormittags eröffneten die Buren das Feuer mit Artillerie und warfen einige Granaten auf die britishe Infanterie, welche sich eine Stunde später zurückzog. Jnzwishen unter- nahmen die Engländer auf dem äußersten rehten Flügel einen heftigen Angriff. Die britishen Pioniere errichteten mit großer Schne igkeit eine Pontonbrück-,, während mehrere Geshüße, welhe zwishen den Bäumen des Zwartskoop standen, die Stellung der Buren heftig be- hofen. Dann ging die britishe Jnfanterie vor, die Buren wurden völlig überrasht. Gegen 4 Uhr Nachmittags wurde ein hoher Berg, der den Namen Kranz Kloof trägt und die Verlängerung des Brakfonteiner Bergrücckens bildet, genommen. Am folgenden Morgen wurde die Beschicßung der Stellung der Buren wieder aufgenommen. Der Feind schaffe seine Geschüße von dem hohen Bergrücken Doorn Kloof, zur Rechten des Kranz Kloofs, fort; die britishen Granaten schlugen dort ein und seßten ein Magazingeshüß der Buren außer Thätigkeit. Das Gewehrfeuer währte mit einzelnen Zwischenräumen bis spät in den Tag hinein, vis am Nach- mittag die Buren den energishen Versuch machten, den Kranz Kloof wieder zu nehmen. ZE griffen die britishen Ver- stärkungen mit lauten Hurrahrufen ein; der Feind wurde zurückgeworfen, worauf die Engländer längs des Bergrückens vorrüdckten.

Der „Standard“ meldet: Während die elfte Brigade eine Diversion ausführte, rückte die übrige zum Angriff ausgewähite Infanterie, die in der Nahtzum Montag am Alice-Bergbivougakiert hatte, am Fuß des Zwartskoop entlang auf dem rechten Flügel vor. Sie marschierte auf den Vaalkranßÿ zu, der auf dem direktesten Wege nah Ladysmith liegt. Nad Marsch haite sie sih den Buren auf Schußweite genähert. Das nächstliegende Kopje wurde mit dem Bajonett genommen. Fast gleichzeitig säuberte die Scharfshüßen-Brigade, die über einen langen Hohenrüdcken gegangen war, das zweite Kopje. Die Trup- pen bezogen an Ort und Stelle das Bivouak. Am 6. Februar 4 Uhr Nachmittags machten die Buren Anstrengungen, die von den Engländern genommene Position auf dem Vaalkran wieder zu erobern, sie wurden jedoch mit Verlusten zurück- geschlagen. Das Granatenfeuer der Maximgeschüße der Buren war überaus heftig, die Verluste der Engländer sind jedohch verhältnißmäßig „gering. Die Durhamer leichte Jnfanterie machte im Verlauf ihres Angriffs einige Gefangene. Der Feind kämpfte wie immer mit äußerster Hartnäigkeit.

Die „Times“ berichtet: Die Stellung ‘zx Buren, welche sich auf einer Bergkette befand, war stark vershanzt und

die lefenem Natur und sein tiefes Verständniß für das Thierleben im

man ein zweites Majuba niht erleben werde. Einen Tag würden die

dehnte sich vom Spionkop drei Meilen nah Osten aus. Der

zweistündigem flotten-

-Scheinangriff wurde voi der Brigade Wynne's ausgeführt T9 angt Batterien unterstüßt, welhe das feind- liche Feuer au lenkten. )en Hauptangriff auf dem rechten Flügel unternahm die Brigade Lord Lyitleton's. Dieselbe überschriti den Zugen auf einer Pontonbrücke und griff den am weitesten nah Süden belegenen Berg an. Die Buren, welche auf dem Doorn Kloof G-\chüße auf- gestellt hatten, beschossen die britischen Truppen heftig und hinderten sieam weiteren Vormarsch. Die Ga nder bivouakierten daher auf der Stelle, wo sie standen. Am 6. d. M. wurde kein weiterer Vorstoß unternommen. Die Buren unterhielten auf weite Entfernung Granatenfeuer, und es is nicht leiht, die Stelluna ihrer Ge- shüge zu entdecken. Am Nachmittag machte der Feind einen heftigen Angriff auf die Nordseite des von Lord Lyttleton be- seßten Berges und hatte auch PON Erfolg; als aber die britishen Verstärkungen eintrafen, wurde die Stellung von diesen mit dem Bajonett wieder genommen. ;

Dem „Reuter’]hen Bureau“ wird aus dem Burenlager

bei Ladysmith vom 6. Februar gemeldet: Seit gestern haben die Engländer die Stellungen der Buren am oberen Tugela mit Marinegeshüßen und anderen Kanonen beschossen. Die britishen Truppen überschritten den Fiuß bei Pont Drift und Molen Drift, um die St-llungen der Buren im Sturmangriff zu nehmen. Bei Pont Drift |{chlug der General Burgher die britischen Truppen zurück, welhe in großer Verwirrung wieder über den Tugela zurückgingen. Bei Molen Drift dauert das Gefecht noch mit Buren aus Stenderton und Johannesburg fort. Die Buren hatten keine Verluste. Die Kanonade wurde mit mehr Geschüßen, als bisher, ausgeführt und war die heftigste, die bis jeßt stattgefunden hat. Das Feuer der Geschütze hielt den ganzen Tag an und die Beschießung wurde heute früh mit noch mehr Kanonen wieder aufgenommen. Ein weiteres Telegramm vom 6. d. M. Mittags besagt: Jn dem gestrigen Kampf am Tugela hatten die Eng- länder große Verluste am Pont Drift, aber am Molen Drift haben sie einen kleinen Kopje genommen, der indessen von eringer Bedeutung ist und in dessen Besi sie noh sind.

hre Verluste auf dieser Seite sind unbekannt. Vier Freistaat- g O gefallen. Die Kanonade aus dem groben Geschüß äßt nach.

Aus Sterkstroom vom 5. d. M. erfährt dasselbe Bureau, daß die allgemeine Lage unverändert sei, doch habe die „Tmperial mounted Infantry“ mit Train das Lager am Sonnabend früh in weftliher Richtung verlassen.

Die Londoner Blätter veröffentlichen ein Telegramm aus Sterkstroom vom gestrigen Tage, wonah die Buren am Morgen die Vorposten gleichzeitig an verschiedenen Punkten an- gegriffen hätten. Der Kampf dauere noch fort.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sizungen des Reichs- tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (143.) Sißung des edalnges, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats-Minister Graf von Bülow, der Staatssekretär des Reichs-Marineamts, Staats-Minister, Vize-Admiral Tirpigt und der Staatssekretär des Reihs-Schaßgamts Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, stand die erste Berathung des Entwurfs einer Novelle zum Gesetze, betreffend die deutshe Flotte, auf der Tagesordnung.

_ Zur Einleitung der Debatte nahm der Staatssekretär des Reichs-Marineamts, Staats-Minister, Vize-Admiral Tirpiß gun das Wort, dessen bei Schluß des Blattes noch fort-

auernde Rede morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird.

Das Haus der Abgeordneten sehte in der heutigen (19.) Sißung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld beiwohnte, die zweite Berathung des Staats- h'aushalts-Etats für 1900 im Etat der Handels- und Gewerbeverwaltung bei dem Kapitel des gewerblichen Unterrichtswesens fort.

Die Baugewerksschuien erfordern ein Mehr von 183 957 deen Cs Berichterstatter Abg. von Jagow (kons.)

eantragt.

Abg. Feli ch (kons.) bespriht eingehend den Bildungsgang in den Baugewerks\hulen. Diese Schulen seien dazu bestimmt, tüchtige Bauzewerksmeister heranzubilden, uad deshalb müfse vor allem auf die praktishe Ausbildung Werth gelegt werden. Die Schüler müßten das Vorgetragene vollkommen verstehen können und dürften daher in diese Schulen erft aufgenommen werden, wenn sie gewisse praktische Vorkenntaisse fich angeeignet bätten; sie müßten also die Lehrlingszeit durhgemaht haben. Der Befähigung3nahweis sei für das Baugewerbe ein S Erforderniß. Diese Forderung sei ebenso dringlich wie die Einrichtung der Fahshulen überhaupt. Der Befähigungsnahweis werde die Zahl der Unfälle vermindern. Der Redner wünscht ferner die Hebung des Lehrerftandes an dea Baugewerks\{hulen.

Geheimer Regierungsrath Simon verwahrt die Verwaltung gegen den Vorwurf, daß sie niht Gewiht genug auf die praktische

usbildung der Lehrer der Baugewerks\{hulen lege, verweist auf die neuen Aufnahmebedingungen für die Schüler diefer Schulen, bleibt aber in seinen weit-ren Ausführungen auf der Tribüne unverständlich.

Abg. Kreitling (fr. Volksp.) erklärt fi gegen die Einführung des Befähigungsnachweises.

Min/ster für Handel und Gewerbe Brefeld, defsen Rede morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird, erwidert, daß über die Einführung des Befähigungsnachweises zunächst die Handwerker- kammern gehôrt werden müßten, wie es auch das Gesetz über die

ndwerkerfammern vorsehe. Nachdem diese Organe gebildet seien, ôönnten fie nit in diefer Frage übergangen werden.

Abg. Feli betont nohmals die Nothwendigkeit der praktischen Ausbildung gegenüber der theoretischen.

Abg. Kindler (fr. Volksp.) giebt sciñner Freade darüber Aus- druck, daß in Posen eine neue Mashinenbaushule errichtet werde, und erhofft von dieser reihen Segen für die Provinz, bittet aber den Ministec au für das Unterrichtswesen in den übrigen Gewerbezweigen um sein Wohlwollen.

Abg. Dr. Lotichius (nl.) wünsht, daß der Unterriht in den gewerblichen Fortbildungsshulen, allerdings unter Rücksichtnahme auf die speziellea Verbältnifse, obligatorish gemahht werde, und bittet um dki a ey Fahshule für die Rheinschiffahrt.

Ein NRegierungskommissar theilt mit, daß darüber {hon Serbandlungen geshwebt haben, und sagt eine neue Prüfung dieses

zu. von farsmännischen Fortbilbungisulen möglichst vorfihtie vermer n kaufmännis ortbildungsshulen mög vor vorzugehen, da der Volks\{ulunterriht ausreihe. : s

Abg. Kop sch (fr. Volksp.) giebt seiner Freude über den neuen Grlaß des Ministers für das Fortbildungsshulwesen 4usdruck, weil der Minister darin sih auf den Standpunkt der obligatorischen Fort-

bildungsschule ftelle. Nur bei ortsstatutarisher Schulpflibt könne die Fortbildungsshule Erfolg haben. In Württemberg entfi:len auf 1003 Einwohner 59 Fortbildungsshüler, in Baden 35, in Hessen 34, in Sachsen 28 und in Preußen nur 6. Nurc bei Patwang könnten die Unterrichtsstunden pünktlih beginnen, bei fakultativem Unterricht kämen die weniger ftrebsamen Schüler so spät, daß erft eine halhe oder gar eine Stunde später der Unterricht beginnen könne. Der Lehrer habe die Verpflichtung ium pünktlihen Erscheinen, der Schüler nicht; so stelle sich der Shüle: über den Lebrer Für die Erziehung sei die Fo:tbildungsschule ein wesentlihes Mittek und füsle eine immer füblbarec gewordene Lüdtke aus. Früher habe die Lehr- werkftatt eine Fortsesung der Schulerziehung gebildet, dieses Er- ¡ichung8miitel falle bei den jungen Fabrifarbeitern fort und werde au. durch das Elternhaus nicht ersezt. Die Fabrikanten und Lehr- metilec hätten die Pflicht, fich felbst für das Fortbildungsshulwesen zu irteressieren. Der Grlaß des Ministers sei gut gemeint; wieviel er positiv nützen werde, ftehe dahin. Deskalb fei das einzige Mittel der ftaatlihe Schulzwang. Die Hauptschwierigkeit liege allerdings in den Kosten ; ohne staatlihe Unterstüßung könnten und zum theil woliten au die Gemeinden keine obligatorischen Fortbildungsshulen errichten. Die Stadt Velten habe fich fogar geweigert, auh nur ein Drittel der Kosten zu übernehmen, obwohl der Staat zwei Drittel habe übernehmen wollen. Andere Bundeésftaaten und Oesterrei gäben viel mehr Geld für diese Schulen aus. Das sei au eine Frage einer gesunden Mittelstaadspolitik. A : y

An der weiteren Debatte betheiligen sich bis zum Schluß des Blattes außer dem Minister für R und Gewerbe Brefeld noch die Abgg. Ehlers (fr. 98% Dr. Langer- hans (fr. Volksp.), Gamp (fr. kons.) und Metger (nl.).

Kunft und Wissenschaft.

In der Februarsizung der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin, der ersten im neuen Jahr, wurde zunächst der ftatntenmäßige Kafsenbericht erstattet und dann auf Antrag des Herrn Diels der vorjährige, aas den Herren N. Schöne, Conze,KekulevonStrado- nig und Trendelenburg bestehende Vorstand wiedergewählt. Nah einigen an eingegangene Schriften aaknüpfenden Mittbe lungen des Herrn Conze gab Herr Debler einen Ueberblick über die neuesten For- hungen zur Frage nah Câfar’s Rheinbrücken, worauf Herr P ere ire über die Darstellung eines angeblihen Zweireihenschifes auf ciner jüngst veröffentlichten Dipylonvase sprach. An die überzeugenden Darlegungen dieses Redners {loß sh eine lebhafte Aus- sprache, an dec si die Herren von Wilamowiß-Moellendorff, Brüdckner, Kekule von Stxadonig, Aßmann, Oehler und Trendelenburg betheiligten. Zum Shluß berichtete an der Hand einer Fölle von Plänen, Zeichnungen und Photographien Herr O. Rubenfohn in eingehender. und di: Aufmerksamkeit dec großen Zußörershaft bis zum Schluß fesselnder Weise über seine erfclgreichen, auf Anregung des Deutschen Arhäologischen Justituts unternommenen Ausgrabungen auf der Insel Paros.

¿ Verkehrs-Anstalten.

In Okombahe im Schutzgebiet von Deutsch-Südwest- afri?ka ist eine Postanstalt eingerihtet worden.

Ueber das Eisenbahnwesen in Rußland

entnimmt das „Centralblatt der Bauverwaltung“ einem Rehenfchafts3- beriht des Finanz-Ministers Witte die folgenden Angaben. Am Swhluß des Jahres 1899 waren in Rußlaad: 28 927 Werst (30 859 km) Staatsbahnen im Betriebe, 449% , (4796 km) E . Bau (mit Laß der Chinesischen Oft- abn),

zusammen: 33 423 Werst (39 955 km) oder 60.5 D. D. Staatsbahnen ; 14728 „, (15712 km) Privatbahnen im Betriebe (im Besiß von neun Privatgefell- \{aften),

(6 842 km) Privatbahnen im Bau,

(769 km) Lofkfal- und Schmalspurbahnen F im Bau und Betriebe. ¡usammen: 21 863 Werst (23 323 km) o2xec 39,59 v. H. Pctvatbahnen.

Im Jahre 1889 (vor der Verstaatlihung der Eisenbahnen) betrug die Länge des Eisenbahnnezes 27458 Werft (29 292 km). Von dieser Länge entfielen :

6 470 Werst ( 6902 km) oder 23,6 v. H. auf Staatsbahnen,

2398 (22399 km) „y 764 , , Privatbahnen (im

di __ Bef:z von 42 Gesellschaften).

Das Eisenbahnney Rußlands ifff demnah gegenüber 1889 faft um das doppelte angewachsen. In derselben Zeit sind auh die Be- trieb8mittel vecmehrt worden, und ¡war gegenüber 1891 an Lokomotiven und Personenwagen um 49 v. H., an Güterwagen um etwa 59 v. H.

Der Betrieb der Staatsbahnen und der unter Staatsaufsicht gegründeten Privatbahnen hatte der Staatsfasse Verluste gebraŸt, die im Jahre 1889 die Höhe voa 30,5 Mill. Rubel (65,6 Mill. Mark) erreihten. Seit der Verstaatlihung der Privatbahnen haben \ih die wirthshaftlihen Grgebaisse in folgeader Weise geändert. Der Verlust aus dem Betrieb der Staats- und Privatbahnen verminderte ih (mit Ausnahme des Jahres 1892) von Jahr zu Jahr und betrug 1894 4,1 Mill. Rubel (8,82 Mill Mark). Voa 1895 hat der Staat zum ersten Mal aus dem Eisenbahnbetrieb einen Gewinn erzielt, und zwar:

1895. . 1,8 Mill. Rubel ( 3,87 Mill. Mark) 1506.. „110 2 O. F I. 420 e ¿ ¿ J O 2 T:

Der Gewinn für die Jahre 1897 und 1898 i1t mit Ausschluß der in diesem Zeitraum er2ffneten Strecken der sibirishen Eisenbahn be- rechnet worden. Unter Berücksichtigung der Betriebsergebnifse der fibirishen Babnstrecken stellte ih der Gewinn

für 1897 auf 8 Mill. Rubel (17,20 Mill. Mark) 0E A O G

Die Frawtgebühren der ru'ssischz:n Eiscnbahnen (mit Ausnahme der Schmal- und Zufuhrbahnen) wurden in der Weise vereinheitliht, daß für gleihe Fracht bei der Beförderung auf gleich weite Strecken in allen Theilen des Reichs übereinstimmende Beträge entrichtet werden. Diese Einhbeitsgebübren gelten auch für die auf den rufsi- \%en Bahnen zurückgelegten Streckea im überseeishen und Ausland- verkehr, mit einzelnen N für Verfraÿtungen nach Oft- Asien. Gleichzeitig wurde au ein neuer Perfonentarif (theils Staffel-, theils Zonentarif) nah dem Grundsaß eingeführt, daß die Fahrpreise nach Maßgabe der Entfernungen fortshreitend zu ermäßigen sind. Diese Maßnahme erwics sih als sehr ¡weckmäßig, der Personen- verkehr hat ih vergrößert und die Einnahmen aus der Perfonen- beförderung find erheblih gestiegen.

Die Durchführung des ununterbrohenen Shienenftranges der Sibirishen Eisenbahn durch gant Asien bis nah der Südfpitze der Halbinsel Kwantung am Gelben Meere bildet ein großes und \hwieriges Werk, das bereits viel Mühe und große Koften erfordert hat und noch weiter erfordern wird. Auf fast allen Bahnstrecken waren im Kampf mit den klimatishen und Geländeoerbältnissen die verschiedenartigsten Hindernisse zu überwinden. Besonders große, fast beispiellose Schwierigkeiten bietet der Bahnbau in der Mandschurei, wo der Shienenstrang durch ein thæilweise unerforshtes Gebiet, inmitten einer fremden, oft ferndlich geen Bevölkerung im fstetigen Kampf mit den A durchgeführt werden muß. Durch die Thatkraft der beim Bahnbau beschäftigten Techniker und Arbeiter schreitet auch dieses Werk der Vollendung entgegen. Gegenwärtig

6414 , M

800 (853 km) nahezu betriebsfähia. Auf der Bahnfirecke von Port Arthur bis nah Mukden (445 ) ift der ige Vzrkehr bereits eröffnet und längs der ganzen Linie eine Telegraphenleitung errihtet worden. Im Zeitraum von 1891 bis einshließlih 1899 find für den sibirishen Bahnbau bereits 501,6 Millionen Rubel (etwa 1078,44 Millionen Mark) verausgabt; im Jahre 1900 follen noch etwa 130 Milliónen Rubel (279,5 Millionen Mark) zur Verwendung gelangen, eine Summe, die bereits vorräthig gehalten wird, während fär die Vollendung des ganzen Unternehmens noŸ 150 bis 180 Millionen Rubel (322,50 bis 387 Millionen Mark) zu beschaffen sind. Die - Kosten dieses Riesenunternehmens werden daher die Summe von § Milliarden Rubel übersteigen. Die größte In- anspruchnahme der Staats8îaff{ für den sibirishen Bahnbau kann als überstanden betrahtet werden, und die Zeit liegt nidt mehr fern, in der die großen Geldovfer auch für dieses Werk fortfallen werden. Der Bericht d:8 rur gi ais über den fibirishen Bahnbau {ließt mit den Worten: „Wie s{hwer aber auch das von Rußland unter- nommene Kulturwerk sein mag, es wird fih bundertfah vergelten und einft reihe Früchtz tragen, wenn erft der große, die entferntesten Gebiete Guropas und Asiens verbindende Schienenwege in den Déenst der Kulturentwickelung des Orients gestellt ist und die Schaffenskräfte Sibiriens erweckt worden sind“.

Bremen, 6. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Bremen“, v. Australien kommend, und „Prinz Heinrich“, v. Oft-Afien kommend, 6. Febr. in Bremerhaven angek. „Pfalz“, v. d. La Plata kommend, 5. Febr. v. Funchal n. Bremen abgeg. „Dresden“ 5. Febr., v. Bremen kommend, in Baltimore angekommen.

7. Februar. (W. T. B.) Damvfer „Preußen“ 6. Febr. v. Neapel n. Genua, „Kaiser Wilhelm 11.“ 6. Febr. über Neapel n. Genua abgeg. „Oldenburg“ 6. Febr. in Yokohama angek., „Saale“ 6. Febr. v. New York n. Bremen abgeg. „Willebad“, n. d. La Plata best., 6. Febr. in Antwerpen, „Bayzrn“, n. Ost-Asien beft., und „Sachsen“, v. Yokohama kommend, 7. Febr. in Hongkong angek.

„Aller*, v. New York n. Bremen, 7. Febr. Lizard passiert.

8. Februar. (W. T. B.) Dampfer „Nürnberg“, n. Ost-Asien

best., 7. Febr. in Penang, „Aachen“, v. d. La Plata kommend, 7. Febr. in Antwerpen angek. „Gera“, v. New York kommend, 7. Febr. Dover pa}. „Babelsberg“ 7. Febr. in Hiogo, „Preußen“, v. Oft- Asien kommend, 7. Febr. in Genua angek. „Lahn" 7, Febr. Reise v. Southampton n. New York fortges. „Trier“ 7. Febr. v. Buenos Aires über Deptford u. Rotterdam n. d. Weser abgeg. „König Albert“, n. Ost-Asien best., 7. Febr. in Neapel angekommen. _ Hamòdurg, 6s. Februar. (W. T. B.) pamoarg-Amerika- Linie. Dampfer „Flandria“ 4. Febr. in Colon angek. „Rhenania“, v. St. Thomas über Havre n. Hamburg, und „Sardiaia“, v. New Orleans n. Hamburg, 5. Febr. Lizard pass. „Hercynia“ 4. Febr. in St. Thomas angek. „Norderney“ 5. Febr. v. St. Thomas über Havre n. Hamburg abgeg. „Helvetia“, v. Ham- burg n. New Orleans, 5. Febr. Cuxhaven pafs. „Castilia“ 6. Febr. in Hamburg angek. „Teutonia“, v. Portland n. Hamburg, 5. Febr. v. Falwouib abgeg. „Holfatia“ 4. Febr. v. Moji n. Hongkong abgeg. „Westvhalia“ 5. Febr. in Yokohama angek. „Scotia* 4. Febr. v. Genua n. d. La Plata abgegangen.

7. Februar. (W.T B) Dampfer „Phönicta“, v. Hamburg n. New York, 6. Febr. v. Boulogne sur mer, „Hispania“ 6. Febr. v. St. Thomas über Havre n. Hamburg abg-g. „Batavia“, v. Baltimore n. Hamburg, 7. Febr. Cuxhaven pass. „Afturia“ 7. Febr. in Shanghai angekommen.

London, 6. Februar. (W. T. B.) Castle-Linie. Dampfer eGarth Castle“ Sonntag au! Ausreise in Kapstadt angek. „Tintagel Caftle“ Sonnabend auf Heimreise v. Kapstadt abz. „Kinfanus Caftle“ gestern auf Ausreise in Kapstadt angekommen.

Union-Linie. Dampfer oth“ heute auf Ausreise v. d. Canarischen Inseln abgegangen.

Theater und Musik.

Konzerte.

Das vorgestrige Konzert der Frau Ne llie Melba in der Phil- harmonie trug äußerlich das Gepräge eines großen musikalischen Ereignisses. Der Saal war überal und man koante wähnen, die Zeiten feien wiedecgekehrt, da die Patti noh auf der Höhe ihrer virtuosen Kunft stand, welche cinmal gehört zu haben für jeden Musik freund für Unerläßlih galt. Frau Melba behandelt, wie schon ge- legentlih ihres Auftreteas im Königlichen Opernhause ausgeführt wurde, ihre Stimme ebenfalls ledigli virtuos, wie ein Instrument, das fie mübelos beherrscht, defsea Ton aber jener warme Hauch der Empfindung feblt, welcher das menschlihe Organ vor allen Instrumenten auszeichnet. Leicht kann sie mit der Flôte wetteifern, auch wenn diese mit der Meisterschaft gespielt wird, wie fiz2 Herr van Leeuwen bei der Begleitung der Hiändel’shen Arie aus „L’Allegro, il, Pensieroso ed il Moderato“ entwidelte, s{chwer aber mit den beseelteren Ton der Geige Profefsor Joachim?s, der die obligate Violine in der Arie aus „ll pastore“ von Mozart übernommen hatte. Zwei Lieder von Hahn und Delibes und die Arie nA quell’ amor“ aus der Oper „La Traviata“ von Verdi, welcher fie zw?2i kleine Lieder als Zugabe folgen ließ, vervollständigten das Programm der Sängerin, die mit Beifall uxd Blumen schier übershüttet wurde. Auch Herrn Anton Hekking, welher einige Violoncell-Soli beifteuerte, und den Vorträgen des Philhar- monischen Orchesters unter Musikdirektor Rebiëek’s Leitung wurde wohlverdienter Beifall zu theil.

Am Montag v. W. veranstalteten im Saal Bechstein die Herren Hans Hasse (Violine) und Hugo Rüdel (Klavier und Waldhorn) ein Konzert unter Mitwickung der Königlihen Kammer- musiker, Herren Koenecke (Viola), Lüdemann (Cello), Moeffert (Waldhorn) uno Herrn Grube (11. Violine). Das interessante Pro- gramm, welhes mit der Sonate in A-dur für Pianoforte und Vio- line, (op. 100) von Brahms eröffaet und mit einem Quartett in C-moll (für Pianoforte, Violine, Viola und Violoncell. op. 13) von Richard Strauß ges{lofsen wurde, legte in seiner Ausführung von dem gediegenen musikalishen Können aller Betheiligten beredtz8 Zzug- niß ab und bereitete den Hörern vollen Genuß.

An dem zweiten Kammermusik-Abend der Herren Burmester, Risler und Górardy, der am Dienstag im Beethoven-Saal stattfand, kamen u. a. auch die wegen Erfranfung des ecstgeaannten Künstlers am 24. v. M. ausgefallenen beiden Trios in D-moll (op. 63) von Shumann und in F-dur (op. 18) von SGaint-Saëns8 zur Aufführung. Das Zusammenspiel der erft unlängst gegründeten Triovereinigung war sicher, abgerundet * und von anerkennenswerther Präzision. Eiw23s mehr Feinheit der Ab- fchaitierung, namentlih bei dem BVioloncello- und Klaoierspiel würde stellenweise vielleiht den Gesammteindruck noch erhöht haben. Eine Glanzseistung war die Wiedergabe der G-moll-Fuge von Bach durch Herrn Risler, welhe so stauuken Beifall entfesselte, daß der Künstler sch zu einer Zugabe veranlaßt fah. Die bekannte Konzertsängerin Fräulein Lula Gmeiner gab an dem- selben Tage im Saal Bechstein einen Lieder-Abend. Ihre schöne, frishe Mezzo-Sopranstimme bewährte ihre vorzüzlihe Schulung im Forte sowohl wie in den feinsten Nuancen des Piano. Ein weiterer Vorzug der Sängerin is ihre glockenreine Intonation. Die musikalishe Sicherheit, mit welher Fräulein Gmeiner jedes Vortrags- ftück gestaltet, übt auf die Zuhörer einen angenehmen Eindruck aus, der noch dur die gesunde, natürlihe Auffassung der Künstlerin erhöht wird. Vieles in ihrem Gesang erinnert an ihre Lehrmeisterin cau Herzog. Infolge des lebhaften Beifalls mußte die Sängerin ubert's „Wiegenlied“ und das anmuthige „Ro38marin“ von K. Franz wiederholen. Fe den stets erneuten Hervorruf dankte sie außerdem noch dur die Zugäaben von „Ständchen“ von Strauß und „Schwalbe, nun sag? mir an“ von Brahms.

In einem am Mittwoch im Saal Bechstein veranstalteten, gut besuhten Konzert erfreute die Sängerin Fräulein Toni Kunz die Zuhörer durch einen wohlklingenden, umfangreichen Me ¡zosopran

find auf der chinesishen Oftbahu und südmandschurishen Zweigbahn

von guter Tonbildung. Minder gut fand sie sih mit dem Vortrag