1900 / 37 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 Feb 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Professor Dr. Schwarz: Systematishe Botanik. Botanische Exkursionen. h

Overförst ‘r, Pcofessor Dr Möller: Pflinzenphysiolozische Grundfagen des Waldbau3. i j |

Professor Dr. Eckstein: Wirbellose Thiere. Zoologische

V ehei Regierungsrath , Professor Dr. Remels: Minera

eheimer Regierungsrath , Professor Dr. Remels: Minera-

logie und Geognosie. Orcrganishe Chemie. Geognostishe Er-

kursionen. D (Zur Zeit unbesegt): Bodenkunde. Bodenkundlih? Ex!ursionen. T Derr Regierungsrath, Professor Dr. Müttxich: Erperi- mental-Physik. Amtszerichtsrath, Professor Dr. Didckel: Strafrecht. Das Sommer-Semester beginnt am Montag, den 23. April, und endet am 10. August. Vom 11 August ab Studien eise. | Meldungen find E unter Beifügung der Zeugnisse über Schulbildung, forstlihe Lehrzeit, Führung, über den Besiß der ee Mittel zam Unterhalt, sowie unter Angabe des Mtilitär- verhältnisses an den Unterzeichneten zu richten.

Gber3walde, dén 28. Januar 1900.

Der Direktor der Forst-Akademie. Dr. Danckelmann.

Nichtamkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 9. Februar.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Seewesen, für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sißung.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, s\{warzburg- rudolstädtische Staats-Minister von Starck ist in Beclin angekommen.

Der Regierungs-Assessor Dr. Meyer zu Hannover ist bis auf weiteres dem Landrath des Landkreises Cassel zur Hflfeleistung in der landräthlihen Geschäften zugetheilt worden.

Oesterreich-Ungarn.

Das Subcomité der böhmischen Abtheilung der Ausgleihs-Konferenz beschäftigte sh, dem „W. T. B.“ zu- folge, in seiner gestrigen Sißung mit der Sprachenfrage bei den autonomen Behörden Böhmens. Nach eingehender Berathung wurde in einigen Punkten eine Annäherung der beiderseitigen Anschauungen erzielt und die Erörterung über mehrere noch offengebliebene Fragen der nächsten Sißung vorbehalten, welche am Montag Vormittag abgehalten werden wird.

Wie die „Neue Gene Presse“ meldet, hat das Brünner Militärgeriht von Reservisten, welhe bei der Kontrolversammlu in Gaga mit Zde antworteten, einen Lon ier wegen Meuterei zu 15 Monaten Festungs- haft, einen erjäger wegen Jrsubordination zu aht Mo- naten Festungshaft und fünf Reservisten zu sechs Monaten shweren Kerkers verurtheilt.

Das ungarische Unterhaus scßte gestern die Debatte über das Budget fort. Auf verschiedene Bemerkungen der Oppositionspartei erwiderte der Finanz-Minister von Lukacs, er habe niht auf die Konvertierung der gemeinsamen Staats- schulden verzichtet ; es sei aber bei der jeßigen Lage des Geldmarkts unmöglich, an die Konvertierung der 4!/; proz. Schuld heranzu- treten; auch sei diese Aktion bei dem gegenwärtigen Stande der Valutaregelung ungünstig. Betreffs der Eisen- und Petroleumkartelle erklärte der Minister, er sei im allgemeinen ein Freund des Verkehrs und der Handelsfreiheit und halte Kartelle, welhe lediglich Preiserhöhungen zum Zwecke

ätten, für verwerflih; doch gebe es im industriellen eben gewisse Fälle, wo solhe Produktionskartelle noth- wendig seien, z. B. wenn man die heimische Jndustrie gegen eine stärkere Konkurrenz des Auélands s{hüßen wolle. Gegen- Über der Behauptung, der Staat habe garnichts zur Aufrihtung der stagnierenden Privatthätigkeit gethan, erklärte der Minister, dazu hätte vor allem Geld vorhanden sein müssen. Jn der abgelaufenen Periode, wo der Zinsfuß eine so horrende Höhe erreiht habe, wäre es zweifelhaft gewesen, ob der Staat die dazu nöthige große Anleihe bekommen s Wenn troßdem der Versuch gemaht worden wäre, o würde das Ansehen des Staats durch eine eventuelle : Be oufung kompromittiert oder der schwer erworbene taatskredit durh shwere Anleihebedingungen mit einem Schlage vernichtet worden sein. Immerhin seien dem Geldmarkt aus der Staatskasse entbehrlihe Mittel zur Ver- fügung gestellt und der Zinsfuß, soweit möglich, herabgedrüdckt worden. Schließlich empfahl der Finanz-Minister die Annahme des Budgets.

Großbritannien und JFrland.

Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses theilte, wi: „W. T. B.“ berichtet, der Unter-Staatssekcetär des Kriegs- amts Wyndham mit, daß seit Beginn des Krieges 2283 Offiziere und Soldaten vermißt würden. Die Regierung wisse niht genau, wie viele davon sih als Gefangene. in Pretoria befänden. „Was die Mittheilung anbetrifft“, fuhr Wyndham fort, „die ih in meiner neulihen Rede machte, daß in drei Wochen sih 180 000 Mann in Süd-Afrika befinden würden, e segen sich diese in runden Ziffern folgendermaßen zu- ammen: an regulären Truppen 126 000 Mann, vop der Flotte 1000, von der Miliz 9000, E Ranry 5000, Frei- willige 10 000, koloniale Truppen 26 Mann. Seitdem ich diese Ziffer dem Hause mittheilte, wurde beschlossen, weitere 17 Bataillone der Miliz und noch weitere 3000 Mann der _ Jeomanry nah Süd-Afcika zu senden, wodur die Gesammt- zahl der Miliztruppen auf mehr als 20000, die Gesammt- zahl der Truppen der Yeomanry auf 8000 und die Gesammt- zahl sämmtlicher Streitkräfte auf 194 000 Mann gebracht wird. Jh muß allerdings für diejenigen, die mit den Be- dingungen der Kriegführung nicht vertrant sind, hinzufügen, daß von der Gesammtzahl der abgesandten Truppen eine be- deutende Zahl in Abrechnung gebracht werden muß, um zu der Ziffer der im Felde wirklih verfügbaren E TE zu grangen. Von der eben mitgetheilten Aufstellung habe ih ie Todten, Verwundeten und Vermißten a gerechnet.“ Der Unter-Staatssekretär des Aeußern Brodrick erklärte, in der Zusaßkonvention zum Clayton-Bulwer-Vertrage, welche am

5. d. M. in Washington unterzeihnet worden sei und

welhe er auf den Tish des Hauses niederlege, sei von Kompensatjonen nicht die Rede. Die Vortheile der früheren Konvention, betreffend die Neutralität des Kanals und den Schuß des Handels, seien völlig aufrehterhalten worden. Weiter erklärte Brodrick, sechs Marimgeshüße seien unter

ustimmung Lord Cromer's und des Sirdars von Egypten r die Truppen in Süd-Afcika abgegangen, dieselben wütden aus England erseßt w-rden. Dcr deutshe Dampfer „Herzog“ sci unter dem Verdacht, Kontrebande zu führen, angehalten und nah Durban gebracht, auf Befehl der britishen Regierung aber wieder freigegeben wo-den, da eine summarishe Durchsuhung weder Kanonen noch Munition zu Tage gefördert habe und seitens der deutschen Regierung befriedigende Zusicheru “gen bezüglich der betreffenden amps fahrt&Gesellschaft gegeben worden seien. Bei der Ankunft des Dampfers in Lourenço Marques sei in der Ladung keine Kontrebande gefunden worden. Die Thatsache, daß Mitglieder des Ambulanzkorps Revolver trügen, sei kein Grund, ihnen ihre Eigenschaft als Nicht- fombattanten abzusprechen, da auch die Offiziere im Ambulanz- korps der britishen Armee Degen und gelegentlih auch Re- volver führten. :

Frankreich.

Der Minister des Auswärtigen Delcassé hat dem Depu- tirten für Oran, Firmin Faure, mitgetheilt, daß er dessen Anfrage über eine etwaige Jutervention Jtaliens in dem Konflikt zwishen England und den südafcikanishen Republiken nicht annehmen könne.

Rußland.

Ja Anwesenheit des Kaisers und der Kaiserin fand, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, vorgestern. die Taufe des Sohnes des Großfürsten Alexander Michailowitsch und der Großfürstin Xenia statt. Der Täufling erhielt den Namen Nikita. Tauf- pathen waren: - die Kaiserin, der Großfürst Michael Nikolajewitsh, ferner die Kaiserin-Wittwe, die Grohßfürstin Olga Alexandrowna und (vertreten) der König von Dänemark.

„Rißau's Bureau“ meldet aus Helsin gfor pom 8. d. M. : Von der Ritterschaft, dem Adel und dem Bürgerstande sei eine Petition abgesandt worden, in welcher der Kaiser ge- beten werde, solche Veränderungen in der gegenwärtig in Kraft befindlihen Preßverordnung vorzunehmen, daß -das Recht, periodische Zeitschriften herauszugeben, dem Herausgeber ohne vorhergehende Untersuhung und Verurtheilung durch einen G Gel weder zeitweilig noch für immer genommen werden ônne.

Türkei. ¿ Das Wiener „Telegr.-Corresp.-Bureau“ meldet aus

Konstantinopel, daß die jüngst unter der R der

Ermordung mehrerer Griechen in verschiedenen Örten Macedoniens verhafteten Bulgaren (\. Nr. 31 d. Bl.) in- folge eines Telegramms, welches seitens der Frauen und der Verwandten an den Sultan gerichtet wurde, wieder fre i- gelassen worden seien.

Griechenland.

Dem Journal „Asty“ wird aus Canea gemeldet, der Sultan habe erklärt, er sei bereit, den Prinzen Georg als Gouverneur von Kreta anzuerkennen, wenn derselbe nah Konstantinopel komme, um den Sultan als Suzerän zu begrüßen. Der Prinz Georg habe sih dahin geäußert, er fönne vor Erlöschen seines dreijährigen Mandats nichts unter- nehmen, es sei denn, daß die Mächte, die an der Regelung der kretishen Verhältnisse mitwirkten, sih dahin erklärten, daß sein Mandat von nun an ein dauerndes sein solle.

Rumänien.

Wie „W. T. B.“ aus Bukarest erfährt, hat die Deputirtenkammer gest:ern das Gesch, betreffend die Privatbahnen, angenommen.

Serbien.

Die Skupschtina hat, wie „W. T. B.“ meldet, (ern das Budget angenommen; dasselbe schließt mit einem Ueber- {uß von 11/4 Millionen ab. Jm Laufe der Debatte sprach sih der Minijter-Präsident gegen die Aufhebung der Ge- sandtischaften in Großbritannien, Jtalien und Griechenland aus, weil diese Staaten in Serbien Gesandtschaften unterhielten, stimmte dagegen der Aufhebung der Ge- sandtshaft in Cetinje zu, da Montenegro seit Jahren keine in Belgrad Unterhalts. und fügte hinzu, die Würde Serbiens gebiete ihm, in den internationalen Beziehungen das gleiche korrekte und entgegenkommende V.rhalten zu beobachten, wie es die anderen Staaten Serbien gegenüber einnähmen, und im entgegenge}jeßten Falle die gleichen Mittel anzuwenden. Die Errichtung einer Gesandischaft, in der Schweiz wurde be- schlossen. Der Schluß der Skupschtina soll am Sonndbend erfolgen.

Amerika.

Wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, ist gestern von dem italienishen Botschafter Baron Fava und dem amerikanishen Kommissar für die Verhandlungen über Rezi- prozitätsverträge Kasson ein Abkommen für die Dauer der Geltung des Dingley-Tarifs unterzeihnet worden. Wie verlautet, iff in demselben zu Gunsten Amerikas eine beträchtliche A für Baummwollsamenöl und an- dere Produkte vorgesehen, während Jtalien Herabsezung des Zolls auf nicht moussierende Weine, Kunstgegenstände u. a. erlangt hat. Jtalien seinerseits machte A Pegestänboisse für landwirthschaftlihe und elektrische aschinen, Kon- serven, Fishe und wissenschaftlihe Fnstrumente. Die von der amerifanishen Regierung Jtalien gewährten Zugeständnisse sind ungefähr dieselben wie die, welche kürzlih Frankreich be- willigt wurden.

Afien.

Aus Kalkutta vom gestrigen Tage meldet das „Reuter- he Bureau“, daß der Ober-Befehlshaber der Truppen in ndien Sir William Lohart ernstlich erkrankt sei. Dieser

Umstand verursache große Besorgniß, da Sir William Lohart voraussihtlih gezwungen sein werde, Jndien zu verlassen.

Dasselbe Bureau berihtet aus Peking, am 7. d. M. sei ein Edikt erlassen worden, durh welches angeordnet werde, daß e die Prüfungen zu ‘den Staatsämtern „die alten Studien gemäß den Lehren des Konfucius wieder aufgenommen, dagegen die neuen, entarteten, irrigen Studiengegenstände | ab-

eschaft“ werden sollen. Ferner würden für dié neuen Lehren

trafen angedroht. Dieses Edikt werde als offene Feindselig-

keit gegen die gesammte Wissenschaft des Westens angesehen. Es würde nicht überraschen, wenn die seit einiger Beit ® d hen, wägung gezogene Schließung der neuen Universität in Peking wirklich erfolgen sollte. i

Die „Daily Mail“ meldet vom gestrigen Tage aus Hong- kong, daß in Swatau ein ernster Aufstand ausgebrochen sei. Da die dortigen Behördea nicht im stande seien, ihn zu b:kämpfen, habe der Vize-König Truppen und ein Kanonenboot nach Swatau gesandt mit Beamten, welhe ermächtigt seien,

die Aufrührer enthaupten zu lafsen.ck

Afrika.

Die Verluste des Generals Sir Redvers Buller seit dem Beginn des zweiten Ueberschreitens des Tugela bis Dienstag Nachmittag betragen, wie „W. T. B.“ aus London erfährt: 2 Offiziere todt, 15 Offizieré verwundet und 216 Mann todt oder verwundet.

Mehrere in Londopr eingetroffene Telegramme aus S pear- mans Camp vom gestrigen Tage melden, daß bewaffnete Kaffern auf Seiten der Buren am Kampfe betheiligt ge- wesen seien. Ein britisher Offizier sei durch einen Kaffer verwundet worden.

Die Londoner Blätter veröffentlichen ein Telegramm. aus dem Lager bei Sterkstroom, welhes meldet, daß* eine britishe Patrouille, bestehend aus einem Sergeanten und 6 Mann der Brabant-Reiterei, in einem Scharmügel vorgestern früh gefangen genommen sei.

er „Standard“ meldet aus Durban vom 8. d. M, daß die Buren, dort eingegangenen Berichten zufolge, in Nondweni an der Grenze des Zululandes große Thätigkeit entwickelten. Eine Abtheilung von Freiwilligen mit Artillerie sei infolge dessen dorthin entsandt worden, um die Wachtposten zu verstärken und dem weiteren Vordringen des Feindes zu begegnen. i

Aus Modder River erfährt das „Reuter'she Bureau“, General Macdonald habe sih vorgestern den ganzen Tag über der Angriffe der Buren auf seine Stellung am Koodoos- pary zu erwehren gehabt. Die Engländer hätten 50 Mann verloren.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sigungen des Reichs- tages und des Hauses der Abgeordneten befinden si in der Ersten Beilage.

In der heutigen (144.) Sißung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staats- sekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. Graf von P osa- dówsfky, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats- Minister Graf von Bülow, der Staatssekretär des Reichs- Marineamts, Staats-Minister, Vize-Admiral Tirpiß und der Staatssekretär des Reichs-Schaßamts Dr. SEEA von Thielmann beiwohnten, wurde die erste Berathung des Entwurfs einer Novelle zum Gesetz, betreffend die deutsche Flott e, fortgeseßt.

Die Debatte eröffnete der Abg. Graf von Arnim (Rp.). Nach ihm nahm bei Schluß des Blattes der Staatssekretär r Mer Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky

as Wort. j

Das Haus der Abgeordneten ehrte in der heutigen (20.) Sizung, welcher der Justiz-Minister Schönstedt bei- wohnte, ass das Andenken des gestern verstorbenen Abg. Rohde-Wachs dorf (kons.) in der üblihen Weise und seßte dann die zweite Berathung des Staat3haus3halts-Etats für 1900 bei dem Etat der Justizverwaltung fort.

Mit den Einnahmen aus den Gerichtskosten wird zugleih die Regelung des Gerichtsvollzieherwesens be- rathen. Leßteres soll gänzli umgestaltet werden. Die Gerichtsvollzieh-r sollen vom 1. April ab ein ¿o Einkommen vom Staat erhalten, wogegen der Staat die Gebühren für die Ausführung der Vartèlauftoäge vereinnahmt.

Der Etat wirft für 1447 Gerichtsvollzieher ein Gehalt von 1500—2700 # und für 632 Gerichtsvollzieher ein Gehalt von 1400—1800 # aus. Nach der dem Etat beiliegenden Denkschrift soll für jedes Amts- gericht mindestens eine E O Reese geschaffen werden. Die erste Beamtenkateßorie soll ein jährlich um 200 A bis zur Erreihung des Höchstbetrags nah acht- zehn Jahren steigendes, die nicht voll im Gerichtsvollzieher- dienst beschäftigten Beamten sollen das geringere Gehalt be- en. Außerdem sollen die Gerichtsvollzieher 24 Proz. sämmt- e Gebühreneinnahmén erhalten. Endlich soll den Gerichts- vollziehern, die in Ben Durchschnitt ein ihr künftiges Gehalt übersteigendes Einkommen bezogen haben, auf 5 Jahre die Differenz zwishen dem künftigen Gesammteinkommen und dem bisherigen Einkommen bis zum Höchstbetrage von 4500 4 gewährt werden, wenn die von ihnen der Staatskasse verdienten Gebühren die gleihe Höhe erreichen.

Die Budgetkommission beantragt, die Regierung zu ersuchen:

a. den nicht pensionsfähigen Antheil von den Gebühren in Parteisachen, den die Gerichtévollzieher für Haltung eines Geshäfts- lokals und die Beschaffung der Dienstbedürfnisse beziehen, aus- \{ließlich der ihnen als Reineinnahme in der Denkschrift zuge- sicherten 109%/0, im Falle des nahgewiesenen Bedürfnisses über 14 %/ hinaus angemessen zu erhöhen;

b, bei der in dieser Denkschrift None Entschädigung derjenigen Gerichtsvollzieher, welche bisher be Sre Ihgem Durch- {nitt ein ihr künftiges Gehalt übersteigendes Einkommen bezogen, von der Vorausseßung abzusehen, daß die von ihnen der Staats- kasse verdienten Gebühren eine ihren Gesammtbezügen gleih- kommende Höhe erreichen;

c. bei der in Ausfidt genommenen Heranziehung von Gerichts- vollziehern- zu den Geschäften des Gerichtsschreiberei-, Kanzlei- und Unterbeamtendienstes dieselben ausnahmslos von den gröberen Ver- rihtungen des Gerichtsdieners (Reinigung 2c.) fernzuhalten und von den Geschäften des Gefangénen:Aufsehers, soweit es sh bei leßterem nicht um eine vorübergehende Vertretung handelt.

Außerdem beantragt die Kommission die unveränderte Be- willigur der Etatsansäße.

Die Abgg. Peltasohn (fr. Vgg.) und Genossen be- antragen:

das Gehalt für sämmtlihe Gerihtsvollzieher auf 1800 bis 2700 M sesiufeven und für den Fall der Ablehnung dieses Antrags das Gehalt für die Len 1447 Gerichtsvollzieher auf festzaseye 2700 G und für die übrigen 632 auf 1500 bis 1800 M eslzuleBen.

Die Abgg. Dr. am Zehnhoff (Zentr.) und Genossen

beant La gen: i das Gehalt für die ersteren Beamten auf 1800 bis 3000 4, für die Teßteren auf 1500 bis 2100 4 festzuseßen.

Die Abgg. Dr. am Zehnhoff und Genossen beantragen erner: ; f die Regierung zu ersuhen, mözlihst bald einen Gesetzentwurf

vorzulegen, durch welchen die Haftung für Verschen der Staats-

beamten einschließlich der Gerichtsvollzieher geregelt wird.

Nachdem der Berichterstatter Abg. Imwalle (Zentr.) eingehend über die Kommissionsverhandlungen referiert und die Kommissions; anträge befürwortet hat, beantragt Abg. Dr. Göfichen a die Zurüdverweisung der ganzen Angelegenheit an die Kommiffion zur {hriftlihen Berichterstattung.

Abg. von Jagow (kons.) beantragt nur die Absetzung von der

Tagesordnung, weil durch die Zorückverweisung der Anschein erweckt werden könne, als hake die Kommission nit sorgfältig gearbeitet. Die Kommission könne dann inzwish?.n \chriftlich:n Bericht erstatten. ¿ - Berichterstatter Abg. Jmwalle bemerkt, daß der \tenographishe Bericht seines Referats einen s{hriftlihen Bericht erseßen közne, und empfiehlt nur die Absetzung von der Tage8ordnung,. / Abg. Dr. Porsch (Z-ntr.) erblickt in einer Zurükverweisung kein Mißtrauensootum gegen die Kommission und bittet die Kommission, bei solhen neuen, wichtigen Fragen in Zukunft \tets \chriftlihen Bericht zu erstatten.

Justiz-Minister Schönstedt, dessen Rede morgen im Wort- Ilaut wiedergegeben werden wird, maht darauf aufmerksam, daß eine aoiimalige Kommissionsberathung voraussihtlich ver- hindern würde, daß die neue Organisation am 1. April in Kraft tritt. Die Behörden könnten dieselbe erft wvor- bereiten, wenn das Plenum des Hauses Beschluß gefaßt habe. Auch die G:richtsvollzieber selbs müßten möglihit bald erfabren, worauf sie sih einzurihten haben. . Mit der Annahme des Antrags von Jagow würde der Sache selbst ein Dienft erwiesen werden.

Abg. Kir s (Zentr.) is der Meinung, daß dieser Zwischenfall wieder beweise, daß der Landtag früher einberufen werden müsse, damit solhe Zwischenfälle, die immer vorkommen könnten, nicht die Nerlgedung des Etats verzögerten.

Abg. Freiherr von Erffa (konf.) hält eine Zurückverweisung nit für nôthig.

Abg. Dr. Sattler (nl) wünscht, daß diese wihtige Frage noh nicót entschieden werde oder mindestens nur auf der Grundlage eines \{ch-iftlizen Berichts.

Abg. Graf zu Limburg-Stirum p hält eine Einberufung des Landtags im Dezember für unpraktish, weil dann do bald die Weihnachtsferien einträten. Den Beamten wäre allerdings eine frühere Einb-rufung angen?hm.

Abg. Freiberr von Zedliy und Neukirch (fr. kons.) erachtet den stenograpbishen Bericht über das mündlihe Referat für voll- kommen genügend; die Sache selbst sei von der Kemmission aufs gründlihfte durchberathen worden.

Abg. K irs protestiert gegen die Behauptung, daß die Beamten eine frühere Einberufung aus anderen als sa{lichen Gründen wünschtèn Oder meir.e Graf L'mburg etwa die zur Disposition ge- stellten Beamten?

_Abg. Graf zu Limburg-Stirum erwidert, daß er andere Gründe den Beamten nit untergesboben habe. Es benehme si jeter, wie es ibm seine Erziehung ermögliche.

Abg. Kirsch will sh auf die Erziehungsmethode nit eix- Tafsen und dem Hause das Urtheil über die Angriffe des Grafen Limburg überlassen. : Ï

eas Haus beschließt die Zurückverweisung an die Kom- mission.

Geheimer Ober-Finanzrath Belian kommt auf eine Aeußerung des Berichterstatters zurück und begründet die geringere Dotierung des Extraordinariums des Etats der Justizverwaltung damit, daz für diefes Jahr nicht mehr Projekte für neue Gerichts- ebäude hätten fert:ggeftelt werden fönnen. Der nächste

tat werde um fo mehr enthalten. Das Ordinarium dieses Etats sei um mehr als 6 Millionen Mark höher als im laufenden Jahre, und noch nie jeien so viele neue Richter- und Beamtenstellen vor- gesehen wie diesmal. :

Die Einnahmen werden bewilligt.

__ Vei den dauernden Ausgaben, und zwar bei dem Tit-l „Gehalt des Ministers“, behauptet Abg. Schmiyz-Düsseldorf (Zentr.), daß die Einauzwerwakiung der Justizpflege nicht hinreichende Fürsorge widme. Die Vermehrung der Richt-rstellen halte nicht Schritt mit der Zunahme der Bevölkerung ‘und der Prozeßfsahen. Die Verfassung ver- lange unabhängige, fest angestellte Richter, aber 20%/9 der Richter seien niht angestellt. Die Richter seten überlastet, und nun stelle ihnen das Bürgerliche Geseßbuh noch eine ganz neue Auf- gabe. Es erhöhe die Verantwortung des Richters und weise ibn gewifsermaßen auf ein prätorianishes Nechtssystem hin. Deshalb müsse der junge Jurift {hon auf der Universität für das praktische Leben vorbereitet werden, und der Resecendar solle niht nur auf dem Boden seiner Heimath beschäftigt werden. Der Assefsor soe auch auf anderen Gebieten praktish arbeiten, wie bei der Reichs- bank, auf den Domänen, kei der Kommunalverwaltung u. s. w. Die Hauptfache sei die Fühlurg mit dem praktishen Leben. Za bedauern jzi der Zwiespalt zwishen Entscheidungen des Reichsgerichts und des Doer-Verwaltungsgerihts. In einem Falle habe sich das Ober- Vecwaltungsgeriht der Entscheidung “des Reich8gerihts nicht gefügt. Jn der Projeßsache einer Dorfgemeinde habe das ordent- lihe Gericht entschieden, die Sache gehöre vor die Verwaltungs- gerihte, und diese hätten entschieden, sie gehöre vor die ordent-

„lichen Gerichte. Solche Dissonanzen müßten vermieden werden, die Ent-

scheidung des Reichsgerichts müsse auf jeden Fall maßgebend sein. Bei dem neuen Gericht3aebäude in A jet dem Bürgerlichen Geseßbuch dur bildnerishen Shmuck ein Denkmal geseßt ; dasselbe sollte au bei anderen neuen Gerihtsgebäuden geshehen. Der Vergrößerung der Gerichte in den Provinzialstädten mit vielen Richterstellen solle durch ftärkere Dezentralisation vorgebeugt werden. _ Abg. Dr. Weihe C wünsct, daß die Siudenten aus prak- tischer Anschauung die Geschäfte an kleinen Amtsgerichten und bei den Verwaltüngsbehörden kennen lernten, um daraus Nutzen für ihre Studien zu ziehen, und bemängelt dann das Strafensystem für die jugendlihen Gefangenen. Die Petition eines Frauenvereins schildere die nachtheiligen Folgen der längeren gemeinsamen Haft, wie sie sich im Jugendgefängniß in Charlottenburg gezeigt hätten; die jüngeren Kinder würden durch die älteren verdorben. Kurze Isolierhaft sei die rihtige Strafe. Was die Prügelstrafe be- treffe, so habe er namens seiner Freunde zu erklären, daß sie gegenüber den beftialishen Rohheitsverbrehen eine einfache Fe: theitoentziehung für keine ausreichende Strafe hielten. Wer feine itmenschen kaltblütig niederstehe oder sich an Frauen und Kindern vergreife, müfse anders behandelt werden.

(Sthluß des Blattes.)

Dem Hause der Abgeordneten if nachstehender Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Gewährung von Zwischen- kredit bei entengutsgründungen, zugegangen:

8 1. Soweit für die Errichtung von Lrenbaialtery die Vermittelung

der Genetal-Kommifssion eintritt, kann der zur Abftoßung der Schulden Und Lasten der aufzutheilenden oder abzutrennenden Grundftücke und zur erstmaligen Beseßung der Rentergüter mit den nothwendigen Wohn- und Wirthschaftsgebäuden erforderlihe Zwischenkredit aus den Beständen des Reservefonds der Rentenbanken gewährt werden.

Dem Fonds darf hierfür ein Betrag bis zu zehn Millionen Mark entnommen werden.

Mit der Ausführung dieses L es werden der Finanz-Minister ar N S Minifter für bshast, Domänen nd. Forsten be- au ;

Nr. 6 der „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Ge- sundheitsamts“ vom 7. Februar hat folgenden Inhalt : Arbeiten

aus der biolog!shen Abtheilung 2c. am Kaiserlihen Gesundheitsamt

I, Bd., 1. Heft. Gefundheitsftand und Gang der Volksfrank- heiten. Sterbefälle im Dezember. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Gelbfieber. Infektionskcankheiten in Bayern, 1889/98. Gesetzgebung u. f. w. (Preußen. Reg.-Be:. Caffel.) Mineralwasserfabriken. (Bremen ) Apotheken. {(Elfaß-Lothringen, Unter - Elsaß.) Wasserverforgung. Gang der CThierseuhen im Deutschen Reiche, 31. Januar. Desgl. Rot, 1898. Seuchen unter den Armeepferden in Preußen und Württemberg, 1898. Thierseuchen in Oesterreich, 4. Vierteljahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Chierseuchen. (Preußen. Berlin, Reg.-Bez. Merseburg, Sasen- Meiningen, Desterreih, Dänemark, Shweden, Egypten.) «—— Ver- handlungen von gesezgebenden Körperschaften. (Sachsen.) Gebühren- taxe für Aerzte 2c. Vermischtes. (Ftalien. Mailaod.) Gesundbeits- verhältnisse, 1898. (Niederlande. Amsterdam.) Desgl. Geschenk- liste. Monatstabelle über die Sterbefälle. in deutshen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, Dezember. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Ort-n mit 40000 und mehr Einwohnern. Degagl. in größeren Städten des Auelandes. Erkrankungen in Krankênhäusern deutscher De Deézgl. in deutshen Stadt- und Land- bezirken. itterung. Beilage: Gerichtliche Entscheidungen auf dem Gebiete der öffentlihen Gesundheitspflege 2c. Bd. Il. Titelblatt und Inhaltsverzeihniß.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Barmen hat, der „Köln. Ztg.“ zufolge. der Ausftand der Eisengießereiarbeiter sein Ende erreicht. Die Firmeninhaber haben die Forderung derselben bewilligt (vergl. Nr. 34 d. BL.).

Zum Ausstand in den böhmisch- mährishen Koblen- revieren meldet ,W. T. B.“ aus Troppau, daß in Versamm- lungen der Bergarbeiter geftern einftimmig eine Resolution ange- nommen wurde, in welcher die leßteren sich mit dem Vorgehen der Delegirten bei dem Einigungsamt einverstanden und mit ibnen soli- darish erklären. Die Erklärung der Regierung wurde als ungeeignet für die Beendigung des Ausstandes bezeihnet; die Arbeiter beständen auf dem achtstündigen Arbeitstage und würden gegen keine anderen Zugeständnisse diese Forderung aufgeben. (Veral. Nr. 36 d. Bl.)

In Seegraben bei Leoben matte gestern die Bergwerks- direktion ihren Bergarbeitern Zugeständnisse betreffs der Erhöhung der Schichtlöhne und des freien Brennstoffs, lehnte aber die übrigen Forderungen ab, namentlich die verlangten Minimallöhne und die achtftündige Arbeitszeit.

Literatur.

F. F. Die Einfälle der Goten in das rômishe Reich bis auf Tonsian tin. Von Dr. Bruno Rappa port. Leipzig, Verlag von C. L. Hirschfeld, 1899. 138 S. Pr. 4,40 4 Die vorliegende Arbeit ist von der philosophischen Fakultät derUniversitätBerlin mit demKöniglichen

reise ausgezeihaet worden; der Verfasser hat sie seinem Lehrer, dem rofessor für alte Geschichte Dr. Otto Hirschfeld, gewidmet. Die Beziehungen der Goten zum römischen Reih werden von ihrem erften Auftreten an bis in die constantinishe Zeit verfolgt. Nach einem kurzen Ueberblick über die Quellen wird zur Vorgeshihte der Goten und ihren erften Zusammenstößen mit den Römern übergegangen. Danach saßen die Goten ursprünglich am Feigen Haff, von dec unteren Weichsel bis etwa zum unteren Pregel, der nah ihnen den Namen Guttalus führte. Ihre Wanderung von dort nah dem Schwarzen Meer veranlaßte den sogenannten Markomannenkrieg, 166 bis 180. Unter Septimius Severus (um 196) sollen die eScythen*“ so nannte man die Goten von ihren Wohn- figen im südlichen Rußland zum erften Mal das römische Reich bedroht haben. m Jahre 238 überschritten fie die Donau und zerstörten die Stadt Jstropolis: s war ihr erster umfassender Angriff gegen das rôömishe Gebiet. Im Jahre 251 fand der römische Kaiser Decius im Kampfe gegen die Goten den Tod. Unter Gallien's Regierung nahmen sie Dacien ein. Dieses Vordringen im Westen war von Seezügen im Often begleitet: im Jahre 257 suchten sie die blühende Stadt Trape¡unt am Schwarzen Meere mit Plünderung beim; sechs Jahre später drangen sie über den Hellespont in Klein- asien ein und zerstörten Ephesus, wobei der berühmte Artemistempel eingeäshert wurde. Ein anderes Mal fielen sie in Cappadocien und Galatien ein. „Dieser Zug gewann dadurch besondere Bedeutung für die Goten, daß sich unter der großen Zahl Gefangener, die fie bei diesem Einfall in jene meist christlihen Gegenden machten, auch zablreihe Christen befanden, sodaß wohl besonders bei diefer Gelegenheit das Christenthum Eingang bei den Goten fand.“ Auch Griewenland wurde von ihnen verwüstet : der Athener Derxippus, dessen Geshichtswerk die Me für dicse Kämpfe bildet, rettete damals die griehische Waffenehre, indem er den Goten in einer Reihe von Gefehten Schaden zufügte. Erst der thatkräftige Kaiser Claudius malte den EGinfällen der Goten für lange Zeit ein Gnde. Nachdem er die Alamannen am Garda-See besiegt hatte, überwand er im Jahre 269 die Goten, die diesmal rechts der Donau dauerade Wohnsißze nehmen wollten, bei Naissus (heute Nish in Serbien.) Auf der Verfolgung nah diesem Siege wurden die Goten fast vollständig vernichtet. „Unter dem Namen des Gotensiegers lebt er fort in der Geschichte. Die Tragweite seines ge- waltigen Erfolges läßt sich am besten daraus ermessen, daß die großen Gotenzüze, die mehr als zwzi FJahrzehnte lang das rômishe Reih furhtbar verheert hatten, fas für ein Jahrhundert zur Ruhe kommen. Zwar fehlt es auch für die Folgezeit niht an Einfällen der Goten in das rômishe Reich, aber ihre Bedeutung if gering; zu einer Gefahr für Rom werden die Goten erft wieder, als der DEEnA ver Hunnen ihre Schaaren gegen die rômishen Grenzen drängt, im Anfang der sogenannten Völker- wanderung.“ Jn der Folgezeit feierte Aurelian zwar einen Triumph über die Goten, doch sah er ih genöthigt, au die leßten römischen Truppen aus Dacien fortzuziehen und dies Land gänzlich den Goten zu überlaffen. Das aufgegebene Land wurde hauptsächlich von den West- goten in Besiy genommen. „Die alte dacische Bevölkerung war im Lande zurückgeblieben ; sie hatte im Laufe der Zeit die lateinishe Sprache erlernt ; aus ihr find die heutigen Rumänen hervorgegangen.“ Die Donau war von nun an wieder die Grenze des Reihs. Zwar fielen die Goten unter Constantin von neuem in das römische Gebiet ein, do verstanden sie \sih nah mehreren Niederlagen i. J. 322 zu einem Frieden, der sie verpflichtete, alljährlich ein bestimmtes Kontingent zum römischen ere zu stellen. 35 Jahre lang herrschte seitdem an der unteren onau Ruhe. „Constantin geftattete den Goten wieder in weit- gehendstem Maße den Marktverkehr in den römischen Grenzgebieten. Es entwickelte fih jeßt ein lebhafter Handel, der seinen Weg besonders über die von Constantin erbaute Brücke nahm, wie die zahlreichen dort gefundenen Münzen beweisen, die meist unter ihm und seinen Nachfolgern ges{lagen sind.“ In diesem Friedenszuftande bildete fih das mächtige Ostgotenreih Ermanarih's, das erst dem Ansturm der Hunnen erlag. Sowohl wegen ihres reihen Inhalts wie der MaitGes Anordnung verdient die besprohene Arbeit entschiedene nerkennung.

Die ungarischeDonau-Armee1848/49. Von Anatole Wacquant. Mit zwei Abbildungen. Breslau, S{hlesishe Ver- lags-Anftalt von S. Schottlaender. Preis geh. 5 4, geb. 6,50 A

Der Verfasser des vorliegenden Werkes hat jeßt, nah fünf Dezennten, den Zeitpunkt für gekommen erachtet, e Seldiug der ungarischen Donau-Armee gegen die öfterreihische im Jahre 1849 zu {childern.

uf einem mit großem Fleiß und Verftändniß gesihteten Quellen- material fußend und in der Kriegsgeshihte gut bewandert, ist derselbe, vorurtheilsfrei und nur von dem Streben nah Wahrheit erfüllt, an * die Lösung seiner Aufgabe herangetreten. Ec behandelt den Feldzug 1848/49 in drei Hauuptstücken, und zwar zunächst die Phasen der Vorbereitung vom April 1818 bis Mitte Dezember desselben Jahres, alsdann den Winterfeldzug vom 15. De- ¡ember 1848 bis 22. Mai 1849 und \{ließlich den Sommerfeldzu vom 16. Juni bis 10. August 1849. Ein viertes Hauptstück eathält die Beiträge zur Quellenkritik nebs Anmerkungen und zum Sluß ein Namens-Register. Die ganze Darftellung is als eine i»terefsante und woblgelungene zu bezeihnen Da dieselbe niht vom rein kriegs- wissenschaftlichen, sondern auch vom politishen Standpunkt aus er- folgt ist, so sind Detailpläne und Operationssküzzen nicht beigegeben. Es lassen sich übrigens auf der einfahen Kart: von Ungarn, wie solhe jeder Atlas enthält, die Operationen leiht verfolgen.

Die von der J. G. Cotta'ichen Buchhandlung (Nachf.) in Stuttgart veranstaltete neue Ausgabe von Heinrih Seidel?s erzählenden Schriften schreitet rüstig vorwärts. Auf die köstlie Geschichte von Lebereht Hühnchen folgen in den jeßt neu vorliegen- den Heften 9--15 die „Vorstadtgeshihten“. Der Autor hat einmal, da er auf die Neigungen unserer Zeit zu sprehen kam, ih selbst unter die „Sammler“ eingereiht, da er eine Menshzn-Sammlung angelegt habe. Nun, sie ist ihm prächtig gelungen: einige auserlesene Exemplare, die dazu gehören, sind in den Erzählungen dieses Bandes enthalten. Wenn der Dichter in dem den Vorstattgeshihten voran- genrnIen Motto nach seiner s{herzhasten Weise um Entschuldigung

ittet, daß ihm von den zwei Seiten, die jedes Ding babe, die gute

gefafle, so darf er, der das Gute und Liebe im Menschein so fein herauszufinden und so herzgewinnend wie in diesen Geschichten darzu- stellen weiß, der freudigen Zustimmung der Leser gewiß sein. Die Ausgabe erscheint in vierzehntägigen Lieferungen zu 40 4 und foll im Ganzen deren 53 umfassen.

„Aus fremden Zungen“, die von der Deutschen Verlags- Anstalt in Stuttgart herausgegebene Halbmonatsschrift für die moderne Roman- und Novellenliteratur des Auslands, eröffaet ihren zehnten Jahrgang mit einem ebenfo reihhaltigen wie interessanten

eft. Dasselbe enthält den Anfang des volnishen Romans „Ananke, Blätter einer krankhaften Liebe“ von Wilhelm Feldmann, mehrere Erzählungen aus dem Buche „Der Wettlauf des Lebens“ von Rudyard Kipling, etne köstlihe humorintishe Skizze des dänishen Schriftftellers M. Andersen Nersò, fernec einige feingestimmte Getichte der mexikanischen Lyriker G. A. Baz und M. Flores, eine Reihe origineller türkischer Sprichwörter u. f. w. Von den weiterhin zur Veröffentlichung in dem neuen Zahrgang der Zeitschrift in Aussiht genommenen Werken seien besonders ervorgehoben: der . ¡weite Theil des Roman-Cyclus „Die vier Gvangelien“ von Emile Zola, der Roman „Schlaraffen- land“ von Matilde Serao (aus dem FItalienischen), der schwedische Roman „Die neue Welt“ von Hilma Angered-Strandberg und der Roman „Tine“ von dem in Deutschland wohlbekannten dänischen Schriftsteller Herman Bang. Von der Zeitschrift „Aus fremden Zungen“ ershzinen monatli zwet Hefte zum Preise von je 50 A. Das erste Heft sendet jede Buchhandlung auf Verlangen zur Ansicht ins Haus.

Das Wetter. Meteorologische Monatéschrift für Gebildete aller Stände. Herausgegeben von Prof. Dr. R. Aßmann, Abs theilungs-Vorsteher im Königlich Preußishen Meteorologishen Fn- stitut. Verlag von Otto Salle in Berlin W. 30, Maaßenstraße 19. Jährlich 12 Hefte, Abonnementépreis 6 A Das soeben erschienene 1. Heft 17. Jahrgangs hat folgenden Inhalt: Die Sonnenftrablung. Von Richard Aßmann in Berlin. Ein unveröffentlichter Brief des Cartesius, betreffend die Erfindurg des Barometers. Von A. Berson. Uebersicht über die Witterung in Zentral-Euroya im No- vember 1899. Das Klima der Philippinen. Von Robert de C. Ward-Harvard University. Besprochen von Herm. Elias in Berlin. Die Telegraphen- und Telephondrähte als Wetterpropheten. Von Dr. Eydam in Braunschweig, Beiträge zur Klimatologie des Großen Belchen (1394 m Höhe) Von Oberlehrer Wirz. (Fort- fegung.) Karten-Beilage: Mittlere Jsobaren und Isothermen, fo- s E Niedershlag8mengen von Zentral-Europa für den Novem- er

Land- und Forftwirthschaft. Getreidehandel in Argentinien.

Ausfuhr von .Getreide aus dem Hafen von Buenos Aires für die Zeit vom 15. bis 31. Dezember 1899.

Mengen in Säcken (bolsas)

Gesammt» menge in 1000 kg *)

Getreideart Verschiffungsziel

103 630 94 847 76 800 54191 35 854

Mais England Frankreich Belgien Brasilien Italien Süd-Afrika 16 216 Deutschland 15 211 Order 75 629

insgesammt 472 378

Belgien 149 148 Deutschland 52 932 England 41 982 Brasilien 27 445 Italien 24 128 Fanre 13 298

rder 233 066

941 999

3198 1 699

4 897 326

insgesammt

Belgien Frankreich

insgesammt

Leinfaat

Gegenwerth der höchsten und niedrigsten Preise in Mark nah dem Dur{h- \hnittskurse von S§m/n 1 = M 1,85

Preise im Großhandel für 1 dz

Mais, und zwar: § m/n bis § m/n a. gelber 25) . 470 4,72 b. weißer 2,80 5,18 Weizen, und zwar: a. que und feinerer, 4,— 5, 7,40 b. Candeal 4,— 5, 10,17 Leinsaat …. E a L f 16,65 18,13 ®) Die „bolsa“ zu 66,66 kg.

Der Aus\chuß für Wohlfahrtspflege auf dem Lande Vorsitzender: Wirkliher Geheimer tettin srath, Minifterial- irektor Dr. H. Thiel) hält am Dienstag, 13. Februar, Abends 54 Uhr pünktlich, im großen Saale des Vereinshauses, Berlin SW., Wilhelmstr. 118 (gegenüber der Puttkamerstraße), seine vierte Haupt- versammlung ab. Nicht nur die Mitglieder, sondern auch alle reunde der Bestrebungen des Ausschusses find dazu eingeladen. Die gesordnung lautet: 1) Jahresbericht, erstattet dur den Geschäfts- hrer Heinrich Sohnrey (Berlin). 2) Beispiele aus dec Praxis über inderung der Leutenoth auf dem Lande mit Hilfe der inneren Koloaisation.