1833 / 295 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Reichthum enthält, und doch liegt in dem hier Dargebotenen, dem Vernehmen nach, nur etwa der zehnte Theil von dem vor, was von den geistigen I anen dieses stündlich bewegten Gemüths, das sch am liebsten im raschen Augenblick der Eindrücke improvisirend erschlof, auf Schrift und Papier unabsichtlich übergegangen. Fhr Bild überdenkend, fir. pen wir ihm Aehnliches nur bei einem Manne wieder, der, wenig beruhmt und zurückgezogen lebend wie sie, und, wie se, allen äußeren Glanz der Wirksamkeit verschmähend , auf gleiche Art darch ein mächtiges, nah allen Richtungen hingehendes Gélsteswogen und durch scharfes, geniales Sehen der Zeit , im per- sönlichen Umgange mit großen Vorkämpfern auf dem Tages-Schau- ploþ, einen unabweisbharen Einfluß auf das Allgemeine geivann. Dies war der in Paris lebende Graf Schlabrendorf, durch vielfach zusammenstimmende Charakter-Eigenthümlichkeiten ein gleichgearte- tes Naturell, mit Rahel auch das Einsicdelische des Geistes, das Blißende und Seherartige der Auffassung, und vor Allen Unlust und Mangel an eigener Darstellung und Aufzeichnung des innerlich reich Gelebten und Gedachten, in einem überraschenden Grade theilend.

Soll nun zunächst, um diesen Charakter zu entwickeln, von dem die Rede seyn, was als Stufe erworbener und auf dem Grund der Zeit ausgeorägter Bildung in einer solchen Natur, wie Rahel, hervorragey,o erscheint, so wird man hier Etwas gewahr werden, das, dem nâchstgegenwärtigen Tagesleben niht mehr angehdrt, son- dern a eine frühere und vergangene Zeit Deutscher Bildung?-Be-

W

streoungen bereits hinausdatirt. Die neunziger Jahre des vorigen „Fahrhunderts waren das eigentliche literarische Lebensalter der Deut- schen. Alle Bildung war da wesentlich litergrisch und mit philo- sophirender Gründlichkeit at Los in die gewdhnlicherea Fa- milicnkreise schien ein geschäftiges Literatur-Leben eingedrungen, und man folgte von Messe h Messe den Entwickelungen der Schrift- steller, mit der andere Völker nur ihren auf Eroberungen und Gränz- Erweiterungen ausgeschickten Feldherren nachzusehen pflegten. :

Es war die allgemeine Pfingst-Feier der National-Literatur, die dirch große Geister erst jeßt ihre Auferstehung erlebt hatte, und da regte, bewegte, tummelte und begeisterte sih Alles, was den Deut- schen Namen trug, um als Festgänger oder Kranzwinder mitzuer- scheinen. ‘Das Publikum bildete sich mit und nach seinen Schrift- siellecn, und es war nichts Seltenes, daß begabte Männer Uid Frauen ordentlich syftematish, nah dem Fdeengang eines großen geliebten Dichters, den sie fast mit Nonnen- Andacht zu ihrem Seelen-Bräutigam erkohren hatten, sich in sich entwickelten. Es fonnte wohl keinen fruchtbareren Bo- den für tüchtige geistige Bildungen geben, als diese Zeit, und was gus ihr hervorgegangen, hat sih durch Gediegenheit, Reichthum und innere Wahrheit vielgestaltet unter den Deutschen bethätigt. Diese Zeit großer litergrischer Fdeen - Bewegung hatte vor Allen Rahel nicht nur erlebt, sondern miterzeugt und getheilt, als cines der tiefempfänglichsten und mitfühlenden Organe der da- maligen Periode, und mit threr scharfen Originalität alle Eindrücke Le ihrer eon Persönlichkeit gewinnend, stellte sie so eine eltene, serwicht ge Bildung dar, die man vorzugsweise, wie wenige, eine klassische nennen könnte, wenn sich ihr nicht zugleich in der Art ihres Charakters etwas Groteskes und Wildbewegtes beige- mischt hätte. Sie war, in der Weise ihrer lebhaften Natur, im- mer wie eine Thyrsus-Schwingerin der Zeit-Gedanken,; sie wälzte, wie eine Prophetin, Vergangenheit und Zukunft in ahnender Seele, und sagte daraus für das Werden und Entwickeln der Dinge tiefe, lakonische Weissagungen vorher. So hat sie, immer den Blick auf das Ganzerichtend, aus diesem Manches vorausgedeutet, was im Einzel- nen, in den Wendungen bedeutender Verhältnisse und Fndividualitäten überraschend eingetroffen ist, und der dereinstige Entwickelungsgang eines uben Talents wav von ihr oft viele Fahre zuvor bis auf dée leiseste Nuance erkannt worden. Was ihr aber diese Kühnheit und Stärke des Sehens und Erkenttens geliehen , war vornehmlich der große Zusammenhang, in dem Alles in ihrem Wesen gestanden, und aus dem heraus sie jede Einzelnheit dey Erscheinung gleich geisiig und allgemein zu beziehen gewußt.

Und diese so viel und tief erlebende Frau, in der sh die hôch- !

sien Fnteressen bedeutender Zeitläufe ungufhdrlich zu einer \chdpfe- rischen Gedankenwelt begegneten , hatte gleichwohl das Darstellen Und Aussprechen ihres Fnnern nicht nur zu keinem künfilerischet Bcruf in sich ausgebildet, sondern vielmehr auffallend vernachläs= sigt und gering geachtet. Sie war ohne Zweifel inwendige Künsi- lerin und Dichterin, die immer ein werdendes Leben in fih bewegte und ausbaute, aber wie in vielen trefflichen Gemüthern die Poesie als eigentliche Lebenskraft bloß vorhanden scheint, ohne als Kunfitrieb selbst sich glücklih äußern zu können, und wie fie als erstere bei weitem allgemeiner zum Großen und Edlen wirft, denn als lebterer, so fühlte sich auch Rahel nie zum Versuch xunstmäßigen oder absichtlichen Mittheilens ihrer Gedanken ge- drungen. Dagegen besaß sie einen eigenthümlichen gewisser- maßen angebornen Hang, in Briefen sich auszusprehen, worin sie sich schon scit früher Jugend lebhaft erging (vgl. S. 539 ff.), und in dieser Weise, die ebenfalls eine im vergangenen Fahrhundert be- sonders vorherrschende, ießt ziemlich verfallene Sitte unter den Deutschen ist, hat sie die merkwürdigsten Abdrücke ihres Geistes hin- terlassen. Ste klagt und spricht oft darüber, daß fie eigentlich nicht schreiben könne, bei all threm richtigen Geschmack für âsthetische Darstellung (vgl. den Brief an D. Veit, S. 95.), aber wie sehr ihr auch dußere Unbeholfenheit oft in den -Weg tritt, und auf eine selksame Art selbst| das Material ihre Ergüsse bemmes wilk, z. B. die Schreibfeder, die se nicht selbs schneiden kann, und wo denn mitunter in aller Verlegenheit die Kammerjungfer mit der Scheere daran zurechtstußen hilft, so daß ein abentcuerliches Werkzeug ent- steht, das, eine gewaltsame Handschrift hervorbringend, die Brief- schreibende jedoch durch den Widerstand ers recht zu einem kühnen Fluge der Mittheilung anzureizen scheint, kurz, wie auch des Ungúnstigen viel zusammentreffen mag, so hat doch Niemand je origineller geschrieben als sie. Fndem fïe nur rein die Gedanken aus sich abschreibt, und nah der unmittelbaren geistigen Empfängniß hastig auf das Papier schleudert, wird sie in unruhiger Bewegung die großartige Wortbildnerin, und mitten in dem Gefühl der Darstellungs-Unfähigkeit , das sie beschleichen will, erschat sie Ausdrücke und Bezeichnungen, die wie eine fertige Mi- nerva mit Helm und Schild aus ihrem Haupt hervorgegangen schei- nen. Ohne irgend stilistisehe Motive bei sich zu kennen, schreibt sie doch , wie wenige Autoren, einen durch und durch eigenthümlichen Stil, weil sie nux ganz sich selbs schrieb, und es herrscht eine so drängende, wogende, oft gewaltsame Gedanken-Gährung in ihrer Schreibart, daß man, so oft sie sich äußert, eine Pythia im Schweiß der Begeisterung zu sehen glaubt. Auf der andern Seite scheinen dann auch gun ch die innerlih| gebliebenen Gedanken nicht selten noch wie ohne Körper und Kleid aufzutreten, und ein dunkles Elc- ment breitet sih geheimnifvoll verkchleiernd Über geistestrunkene Aussprüche hin. Dabei iff nicht die geringste Spur von Ostentation in ihr, und ihrer Mittheilungszweise auch nur zu ahnen, und daß sie jedesmal lediglich den Zweck hat, sich so zu äußern, wie es gerade in thr vorgeht, zeigt sich besouders daran, daß sie immer dieselbe ist, und in dersel- ben harakteristishen Weise sich ausspricht, an wie verschic- dene Persönlichkeiten, und unter wie verschicdenen Bedingungen sie auch Briefe schreiben mag. Bei der seltsamsten Originalität kann man sie doch in gewisser Hinsicht natürlich neunen, und Feder, der eine solche Natur versieht, muß beistimmen, wenn sie selbs ein- mal ausruft; „Warum sollt ih nicht natürlich seyn? Fch wüßte nichts Besseres und Mannigfalteres zu affektiren !/

Es sind vornehmlich dreierlei Perioden des Lebens und der Zeit, welche sich in dem aus threm Nachlaß Ausgewählten im L DeA Wiederklang der vorherrschenden Eindrücke bemerklich machen. ist zuvörderst die bezeichnete literarisch - philosophische Stimmung der gelziger Fahre des vorigen Fahrhunderts, dann die mehr zur Theilnahme an dentlichen Ledens - Fnteressen erwecende Epoche . der sogeannten Deutschen Ande Kriege, und demnächst

die hierauf folgende, wir möchten sagen, in Friedens - Träg-

Dies |

heit wissenschaftelnde Zeit Deutschlands, his an die neuen politischen Bewegungen des Jahres 1830 heran, welche leh- teren aber it den Briefen Rahe?'s aus dieser Periode nur kurz und abgebrochen nach ihren Einflússen auf sie angedeutet werden.

Was Rahel’s Verhältniß zur Deutschen Literatur zuerst am bedeutsamsten erscheinen läßt, war ihr frühes Erkennen Göthe's und der universalen Bedeutung seiner Poesie. Gleichgültigkeit, Mißverstand und Feindseligkeit das, was der große Dichter für den Aufgang der Deutschen National - Poesie gewirkt, noch fasi allgemein zu verdunkeln und niederzuhalten strebten, hatte ste, ein junges Mädchen, in der Stille schon die umfassendsten Studien seiner Werke gemacht, und in ihren nächsten Lebenskreisen mit entschiedener Begeisterung und Einsicht die Macht und Kunst- Vollendung seines Genius verkündigt. : |

Sie war es eigentlich, welche durch Ausbreitung seiner Dichtergrbße im Privatleben die nachmalige enthusiastische Anerkennungs-Periode für Göthe hatte vorbereiten helfen (vergl. S. 22.) und selbst nach dem wenigen Aphoristischen, was sie von ihrem Verständniß nieder- schreibend mitgetheilt, könnte man sie wohl den größten Kenner der Götheschen Werke in ihrem feinsten Zusammenhange nennen, der geleht hat. Zu bedauern bleibt, daß sie nie eine ausgeführte kriti- sche Darstellung des Dichters, in den fie sich so mit ihrer ganzen Natur hineingedacht, über sih vermochte, da sie hier in gewisser Hinsicht das Höchste der Beurtheilung zu leisten im Stande gewe- sen wäre. Wie tiefgefasite mnd in schärfste Beziehungen gestellte Ansichten sie überhaupt von der Ausübung der Kritik hatte, geht vor- nehnlich aus einem ihrer Briefe vom Jahre 1794 hervor, worin sie die viclbesprochene RNezension Schiller?s über Matthisson, die allerdings ein großer idealistischer Irrthum war, schon damals auf das lebhaf- teste zu aunihiliren sucht: „O Laokoon, 0 Lessing! hab? ih nur denken können. Wenn der was Allgemeines sagte, so bestimmte ev was, schte er was fest (freilich hat er sich zu Tod’ geärgert! ) wenn der recensirte, tadelte er, wenn er tadelte, gab er die Ursachen an. Man macht so viel Lärm von dieser Recension, und als ob sie so schwer wäre; ich habe eben keine so hagclneue Fdeen darin gefunden. Die Vergleichung der Dichtkunst mit der Malerei, und also auch die fernere Anwendung des Landschafts - Malers und Ge- schichts - Malers is mir gar nicht aufgefallen, und ist, dÜnkt mich, hundertmal in Lessing vorgekommen, den wollen sie mit aller Ge- walt ve N weil seine Recenstonen (denn viele seiner Werke, und besonders Laokoon, kommen mir wie Recensionen der Künste vor) nicht so sentimental waxen, und er nicht immer das Genie re- censirte, analisirte, das hohe Menschliche heraussuchte, und bewies, daß das Genie ein Genie is; sondern das Kunstwerk vornahm, aufstellte, mit Gründen tadelte, oder für das alte Lob welche zeigte, den Forderungen sichere Gränzen steckte, und mit rihtendem Blick und enthusiastischem Beifall das Genie ste erreichen sah , und seine Genialität in Ruhe ließ.//

Fnzwischen war der literarische Eudaimoniömus der Deutschen durch den ernsten Drang der weltgeschichtlihhen Ereignisse allmälig auch aus seinem süßen Frieden aufgeshreckt worden. Die erste Reihe der Französischen Revolutions - Jahre schten noch kaum einen tiefer greifenden Funken der Unruhe in die ge- sellschaftlichen Zustände Deutschlands geworfen zu haben; man âstetisirte, philosophirte, unterhielt sich nach wie vor behaglichst, und politisirte nich t; und in den Briefen Rähels aus dieser Periode ist auch nur von Literatur, von innerem und geistigem Leben die Rede. Die Revolution steht in der Ferne nur. wie ein brennender Komet, den man als ganz absonderliches Ungethüm noch außer Zusammen- hang mit der Übrigen Welt-Ordnung erachtet; man bezieht sie nur gans äußerlich als etwas Vorübergébendes. Es erdröhnten jedoch ald auch die Grundvesien der alten träumerischen Germania, das längsiverwelfkte Reichsverband zerriß, und ein universaler Eroberungs=- Krieg, in den sich die Französische Revolution aufgelds hatte, drang umgestaltend auch über die Deutschen Gränzen. Da wurden neue Fnteressen lebendig, und ein neues ihr früher nie beroußt geworde=- nes Gefühl macht sich auch in Rahel geltend , das der Vater- landöltebe. Sie verkündigt diese in einem s{dnen Gleichniß von sich: O, ih habe es nie gewußt, daß ich méin Land so liebe! Wie Einer, der durch Physik den Werth des Bluts etwa nicht kennt; wenn mans ¿hm-- abzieht, wird er doh hinfstürzen !//

Das Fahr 1813 ruft sie auch in ihrem Kreise zur thätigen Theil- uahine an den öffentlichen Angelegenheiten heraus; sie zeigt sth un- ter den andern mildgesinnten Frauen Berlins, die damals an dem Altar des Vaterlandes die herrlichsten Pflichten der Weiblichkeit ausübten, geschäftig in der Pflege und Erquickung verwundeter Krieger, und übertrifft alle so schr an Eifer, daß sie, krank geworden, ihr Bureau sogar vor ihrem Bett aufschlägt, um an demselben Fäger und Sol- daten zu empfangen und mit Rath und Trost zu entlassen. (Vgl. S. 260.) Fa, sie hat im Namen der Frauen, die sich zur Stiftung eines Lazareths vereinigten, einen Aufruf an das Puvlikum verfaßt, der in den Zeitungen verbreitet werden sollte. (S. 249.) Unter allen äußeren Anregungen dieser Fahre verliert die begeisterte Frau doch nie den innersten metaphisischen Faden des verwirrten Welt-ZuU- standes aus der Seele, und sie schreibt im Februar 1816 an ihren Bruder Ludwig Robert folgendes wunderbar im Geist Gesehene : ¡„Danieder liegen die Menschen aus allen Ecken Europa's; aus allen Ecken habe i sie abgehdrt, und höre sie sich beklagen, sche sie stch unbehaglich fühlen, rücken und flimmen; Alle, die nux nicht ganz gemein, ganz roh, ganz plump steigen und gewinnen, ohne Zwet, aus Prahlsuht und Lüge, ganz nach Außen. Meiner Natur Spinnen isi nun, das, was mich quält, bis zu seinem Ursprunge hin zu verfolgen, daß heißt, bis an die Gränze seines Verständnisses. Fch verstehe nun der Welt Gewirre und ihren jeßigen Zustand so: Es fehlen zu den bedeutend vielen kleinern Detail - Erfindungen möcht’ ih es nennen Entdeckungen des Menschenwißes, wodurch er nun seit den neuern Fahrhunderten seine Sinn-Organe glücklich enug ergänzt, sich die Außenwelt dienstbarer, die ganze Erde be- annter und kleiner gemacht hat, einige große Erfindungen und An- nahmen, wie sonst es einmal müssen Ehe, Menschen-Gemeinden mit Gesetz-Erfindung, die zehn Gebote u. dgl. gewesen seyn. Das Alte, Einfache, damals große Erfundene reicht durchaus nicht hin. Der Einzelne ist mächtiger in seinem Sinn und Geist, reicher vorgebil- det, als das Gesammte, das ihn regieren soll, und es, ohne Respekt, Bewunderung, Meditation einzufldßen, nie kann. Hiermit meine ich bei weitem nicht die Regierenden, sondern das Regierende, wel- ches hôher, in FJntelligenz, Erhabenheit und Erfindung seyn muß, als die, welche regiert werden, wenn solche regiert werden können. Fch bin gewiß, wo viele Menschen als Völker zu- sammen waren, fanden sle sih ungefähr, aber nur sehr ungefähr, in solchem Zustande, wie- wir, kurz vor einer der großen Erfindun- gen, die man auch Offenvarungeu nennt. Nichts aber, was wir aus den Büchern und Sazen kennen, kommt, dünkt mich, dem jeßigen Zustande der Erde gleich! Alte gebildete Völker hatten Säulen zu (Gränzen der Welt, Höhlen zur Hölle, schöne Fnseln und Berge zum Olymp; nannten andere Völker Barbaren, wollten dies und nahmen sie zu Sklaven. Felt aber, wo die ganze Erde berciset, gekannt, Kompaß, Teleskop, Druckerci, Menschenrechte, und wer weiß, was Alles erfunden is, in vierzehn Tagen allenthalben gewuße wird, was allenthalben geschehen ist, und doch die Ur- Be- ürfnisse, Nahrung, Vermehcung, das hdhere und hdhere Wollen fortexistiren : wie sollen die alten Sitten - Erfindungen noch vorhal- ten (nicht das Bedürfniß nach Sitte, für welches erfunden oder eutdeckt werden muß)? Daran, glaube ich, krankt die jeßige Welt ; so mannigfaltig ausgebildet, groß und aligemein war diese Krank- heit noch in keinem uns bekannt geworvdenen Zeitpunkt, obgleich sie mir nach und nach diese Ausbreitung ocwinnen konnte, wozu cine ewige Anlage da roar.‘ Th. Mundt.

Auswärtige Börsen, Amsterdam, 17. Oktober.

Niederl. wirkl. Schuld 4613, Ausgesetlzte Schuld 1,4. Kanz-

Bill. 197. 68 Anl. 102. Neap. —. OVesterr. 894. Preuss. Prü-

oesie. Zu einer Zeit, wo -

4

mien - Scheine 873. Russ. (v. 1828) 994. (v. 1831) 89. 3,

527, 32 do. 341. My M | Y Antwerpen, 16 Oktober. Belg. 901 à 91. Mel. 91 à 4. 55 Span. 513. à 53,

Zinsl. 10. Neap. 83. Frankfurt a. M., 19. Oktober.

Oesterr. 52 Metall. 924. 9223. 48 825. 824. 238 501 j, Br. Bank-Actien 1420. 1416. Part. -Obl. 131. Br. Loc F1. 197. G. Holl. 58 Obl. v. 1832 8811, 88%. Poln. Loge! 58 Span Rente in Amsterd. negoc. 54. - 35 do. ‘perp. 341, ( Warschau, 18. Oktober. |

Pfandbr. 904

Russ. Assign. 1842. 185. Paris, 16. Oktober.

56 Rente pr. compt. 101. 5. fin cour. 101. 15. 38 pr,

72. —. fin cour. 72. 10. 5g Neap. pr: compt. 86. 90. fin «

—. 56 Span. perp. 544. 38 do. 334. 55 Belg. —. 52 Bj

Berliner Börse. Den 22. Oktober 1833.

Amit]. Fonds- und Geld- Coors- Zettel. (Preufss, (

Zj. Brief. \Geld l ¡Lf Bri G2 G O O G C I f AURE » D (A 1 M UD ¿“P I A R Sg 2A St.- Schuld- Sch. ; 4 | 962 | 964 fGreosshz. Pos, do. f Pr. Engl. Anl. 18.) | 3; { JOstpr Pfandbr. 1001 Pr. Engl. Anl. 22.) 32 | Pomr. do. 1051| Pr, Engl. Obl. 30. 2 | 901 fKur- u. Neu. do.| 4 406 Prämn.Sch. d.Seeb. 502 FSchlesische do. 106 Bkst.(. d. K.- u. N. 65

Kurm. Obl. m,1].C. T. -Sch, d. K. u, N. 651

Neum. Int.Sch. da, Berl. Stadt-Obl ——

iloll. vollw. Dok. 17! Neue do. 18!

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Westpr. Pfandbr, : Disconto

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Meteorologische Beobachtung. 1833. E Nachmitt. | Abends | Nach einn

24. Oktober. | 6 Uhr. 2er | 10 Uhr. Beobachtu

Luftdruck. [336,7 s""'Par.|337,6 7’ar.|337,s o “Par fQuellwärme 8,1 Luftwärme | 4,1 R. | 10,2 R. | 5,6° R. Sludwärme T4 Thaupunkt | 378° R. | 3,8° R. | 3,6° N. arme l

Dunsisättg.| 89 pCt. 60 pCt. 85 pCt. [Bodenwärme 7, Wetter .… .… | - neblig. heiter. heiter. Ausdünßi. 0,04 Niederschlag 0,

Wind W. WSW. W. Wolkenzug —— SW. —- Am 20ften Abends 10 Uhr war der Lufrdruck: 334,70‘

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 23. Okt. Im Schauspielhause: Mulier | in ecclesía, oder: Die kluge Königin, historische Tragi-§ die in-3 Abtheilungen, von E. Raupach. Hierauf : Fran) Vorstellung des Herrn Alexander, aus Paris: Ruses de las, pièce en 1 acte et en prose, traduit de Panglais, Alexander. Personnages: Furlough. capitain anglais, Pil alderman. Nicolas, donrestique de l’alderman. Mistriss Pill Miss Flirtilla, fille de P’alderman. (Obige fünf Charaftere i von Herrn Alexander allein, ohne Mitwirkung einer d Person, dargestellt.)

Donnerstag, 24. Okt. Jm Opernhause: Der Kau von Venedig, Schauspiel in 5 Abtheilungen , von Shak (Herr Grua: Bassanio.)

Es wird ersucht, die bereits zu dieser Vorstellung ge R N gegen Opernhaus-Billets umtausd assen. :

Königstädtisches Theater.

Mittwoch, 23. Ökt. Zehn Jahre aus dem Leben eint oder: Bdbse Rathschläge, Melodrama in 6 Abtheilunget, dem Französischen des Scribe, frei bearbeitet von Fr. Gt

Donnerstag, 24. Okt. Des Adlers Horst, romantist sche Oper in 3 Akten, von K. v. Holtei; Musik vom L A Gläser. (Mad. Schodel: Rosa. Dlle. E Maria.

Freitag, 25. Okt. Die Beutelschneider, oder: „D ich gleich gedacht‘/, Posse in 1 Akt, nach ciner wahren 2 aus dem Leben des berüchtigten Cartouche, von Pr. Hierauf: Schneider Fips, oder: Die gefährliche Nacht Lustspiel in 1 Akt, von Koßebue. Zum Beschluß: Der decker, komische Gemälde in 5 Rahmen, von L. Angely.

Markt-Preise vom Getraide.

Berlin, den 21. Oktober 1833 Zu Lande: Weizen 2 Rthlr., auch 1 Rthlr. 10 Sgr./ (0 Sorte) 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 Rthlr 7 Sgt! auch i Rthlr. 4 Sgr.; große Gerste 27 Sgr. 6 Pf., auch 5 kleine Gerste 26 Sgr. 11 Pf, auch 23 Sgr. 9 Pt.; Hafer 8 9 Pf./ auch 20 Sgr. ; Erbsen 2 Rthlr.; Linsen 2 Rthlr. 15 A Zu Wasser: Weizen (weifier) 2 Rthlr , auch 1, Rthlr. M 6 Pr. und 1 Rthlre. 15 Sgr.; Roggen 1 Rthlr. 8 Sgr. 9 1 Rthlr. 5 Sgr.; große Gerste 27 Sgr. 6 Pf.; Hafer 23 [211% auch 21 Sgr. 3 Pf ; Erbsen (schlehte Sorte) 1 Rthlr. 20 L Sonnabend, den 19. Oktober 1833. Das Schock Stroh 7 Rthlr. 25 Sgr., auch 6 Rthlr. 1 6 Pf.; der Centner Heu 1 Rthlvr. 5 Sgr., auch 20 Sgr.

Redacteur Cottel. ———ECOOIE C R Dw m

Gedruckt bei A. W. Hay!

Preußishe Staal

Allgemeine

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Berlin, Vi E i L - E E

Donnerstag den 24ften

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s- Zeitung,

Oktober

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Amtlihe Nachrichten. Kronilf des Tages.

Des Königs Majestät haben den Justiz-Rath Wei ssen- zum Ober-Landesgerichts - Rath Allergnädigst zu ernennen t, und wird derselbe bei dem Ober-Landesgericht zu Stet-

intieten. L E

Im Bezirke der Königl. Regierung u Danzig ist der Predigt-Amts-Kandidat Maximilian drih Braunschweig zu der erledigten Pfarrstelle in ;/ und Klein-Zünder, im Danziger Werder, und der Kan- C L Neineß zu der erledigten Pfarrstelle in Rheinfeld, eise Karthaus, ernannt worden; u Köslin ist der Kandidat des Predigt-Amts, Matthey, vangelischer Prediger in Zirchow bei Stolp angestellk worden; | u Minden ist die durch den Tod des Pfarrers Weiß- | y zu Corvei, Kreises Höxter, erledigte Pfarrstelle daselbst | sitherigen Pfarrer zu Albaxen, Franz Schröder, und rch den Tod des Pfarrers Müller zu Werl, Kreises Wie- d, erledigte dortige Pfarrstelle dem bisherigen Pfarrer zu aunib, Ferdinand Mumpro, verliehen worden ; u Münster ist der bisherige Vikar Enbergs zu Glad- | zum Pfarrer daselbst ernannt worden.

bgereist: Der Großherzogl. Mecklenburgisch-Strelibsche iche Geheime Rath, von Dewikß, nach Neu-Strelib. |

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Rußland.

St. Petersburg, 15. Oktober. Am 8ten d. M. besuch- Be, Majestät der Kaiser das auf der Rhede von Kronstadt iner Neise um die Welt zurückgekommene militairische port-Fahrzeug „„Amerika‘/. Allerhöchstdieselben haben dar- urch einen Tages-Befehl vom 9. d. dem Capitain-Lieutenant nischenfo, und den übrigen Offizieren des genannten Fahr- 7 Fhre hohe Zufriedenheit mit der am Bord wahrgenom- Ordnung, so wie mit dem Erfolg der Reise bezeugt. Mannschaften des Schiffes ist zugleich eine besondere Aller- Gratification bewilligt worden. Der Kommandant der Festung Modlin, General - Major tillerie, Schulmann i]., ist zum Kommandanten der Festung ¿c, an die Stelle des General-Majors Baron Rönne 11, nt worden, welcher Leßtere dafür die Kommandantur von | in erhält. : An Braïlow wurde am 1. (13.) Juli, als am hohen Ge- este Jhrer Majestät der Kaiserin, im Beiseyn des bevoll- : igten Vorsißers der Diwane der Fürstenthümer Moldau | Wallachei, General-Adjutanten Kisselew, der Grundstein des st| zu errichtenden Monuments zum Andenken an die Ge- urt Sv. Majestät des Kaisers bei der Belagerung dieser ng, und an die Eroberung derselben durch die Russischen ben, unter der Anführung Sr. Kaiserlichen Hoheit des fürsten Michael Pawlowitsch, feierlich gelegt. Vom 1sten Januar 1834 an soll die, einige Zeit unterbro- gewesene, Herausgabe des Journals des Ministeriums dffentlichen Unterrichts wieder erneuert werden. Fnhalt desselben wird folgender seyn: 1) Alle das Mini- betreffende Ukasen und Verordnungen, und am Anfange jeden Jahres eine allgemeine Uebersicht der Wirksamkeit Ministeriums im lebtvergangenen Jahre. 2) Literatur, ishaften und Künste. 3) Nachrichten von den gelehrten | lten und Lehr - Jnstituten in Rußland. 4) Nachrichten ähnliche Anstalten im Auslande. 5) Geschichte der Auf- ng und bürgerlichen Civilisation. 6) Allerlei vermischte | richten, als: von neuen schriftstellerischen in - und außerhalb and erscheinenden Werken, von neuen Entdeckungen, Cr- gen u. \. w., von Begebenheiten, welche auf die Wissen- en und das Schulwesen einen Einfluß haben können. Von wi Zeit sollen dem Journal Zeichnungen, Karten u. st. w., uf den Jnhalt Bezug haben, beigefügt werden. Vier Heste | s Journals werden einen Band, und drei Bände eine (s- Lieferung ausmachen. Offizielle Akten , die Arbeiten ! Professoren aller Russischen Universitäten, die besten aus- |! hen Journale, und zuleßt die zum Nessort des Ministe- ÿ des dentlichen Unterrichts gehörenden Archive und Bi- ! heken sind die Quellen, aus denen die Redaction dieses | tnals ihre Materialien s{chdpfen will; sie behält es sich aber | auch Privat - Mittheilungen entgegen zu nehmen, wenn

? dem Zwecke des Journals entsprechen. ! taine in den Provinzen die militairische, richterliche und administra-

Aus Arensburg wird geschrieben: „Unlängst hatten hier das sonderbare, ja unbegreifliche Schauspiel, bei tem stillem Wetter, Vormittags um 11 Uhr, zwischen sburg und der zchn Werst entfernten Jnsel Abro, das aus a fommende, mit rohen Häuten, Flachs und Hanf beladene

lische Schiff „Blaier‘/, bestimmt nah Newcastle, geführt |

Schiffer Thompson , “sich *festsegeln zu sehen. Glücklicher- f gelang es der thätigen Bemühung des hiesigen Handels- ses C. F. Schmid, nach zweitägiger Arbeit das Schiff mit Ladung unversehrt ins Fahrwasser zu bringen, so daß es am Stptember wiederum in See ging. Welche nautische Ansich- den Schiffer zu einer solchen Abweichung vom gewöhnlichen is vermocht haben, ist nicht zu, begreifen, da derselbe auf al- Deé-Karten zwischen der Inf Abro und der Kurländischen d L gee ist, der vielen Untiefen und Riffe wegen, welche n Abro und Oesel, besonders bei niedrigem Wasserstande,

iffen gefährlich werden können. Ueberhaupt scheint über

| Verstärkungen.

| würde

reichen Heeres bedürfen, um dieses Feuer zu dämpfen. Ÿ

| gendermaßen :

dieses Schiff und dessen Führer ein eigenes Schicksal zu wal- ten, denn schon im Frühjahr dieses Jahres gerieth es am 27. Juni an der Küste unserer Jusel unweit des Zereler Leucht-

| thurms mit Verlust eines Mastes auf das daselbst befindliche

Riff, von welchem es durch die Hülsleistung der Zoll - Gränz- wache abgebracht wurde.“ FLantret h;

_ Paris, 16. Oft. Der König arbeitete gestern in St. Cloud mit den Ministern des Jnnern und der auswärtigen An- gelegenheiten.

Aus Bayonne schreibt man vom 11ten d.: „Heute ver- breitet sich hier das Gerücht, daß die Verbindung mit Vittoria von Hernani ab unterbrochen sey, und daß die Truppen unter

dem Befehl des General Castaños bedeutende Verluste erlitten

hätten. Anderen Nachrichten zufolge, hätte sich der genannte General noch auf kein Gefecht eingelassen, sondern erwartete Es is sehr zu befürchten, daß der Auf- Navarra weiter um sich greifen wird, und dann der Zustand bedenklich werden Denn wenn es den Mißvergnügten der Provinzen Alava, Biscaya und Navarra gelänge, sich der insurrectionnellen Bewegung von Gui- puzkoa anzuschließen, so würde es ohne allen Zweifel eines on can

fürchtet, daß die Post aus Madrid heute nicht ankommen werde. Der Handel hiesiger Stadt mit Spanien is gänzlich unterbro- chen. Man wagt nicht, etwas dorthin: abzusenden, bevor man

stand in

| nicht den Ausgang der jeßigen Krisis kennt.“

Der Temps äußert sich in seinem heutigen Bulletin fol- ¡Das Ministerium, welches sich aus dentlichen Denkmälern, aus Kanälen und Eisenbahnen eine {dne Ver- schanzung gegen die öffentliche Meinung zu erbauen gedachte, welches denen, die von Freiheit reden würden, mit Jndustrie antworten und sich durch die Forderung neuer, außerordentlicher Millionen gegen dfonomische Vorschläge vertheidigen wollte, das Ministerium ist durch zwei wichtige und nicht vorher bedachte

Ereignisse ganz außer Fassung gebracht worden. Auswärts der |

Tod des Königs von Spanien, und im Junern die verschiede- nen Wahlen aller Grade, denen sich die Verwaltung unterwerfen muß. Das Ministerium tritt heute in seinen beiden halb- amtlichen Blättern auf und sucht sich etwas Muth einzufldßen. Dem Journal de Paris sind die inneren Angelegenheiten über- tragen. Bei Annäherung der Departemental- Wahlen und der Zusammenberufung der Kammern bemüht es sich, die politische Frage auf seine Weise hinzustellen und sle auf die Wahl-Reform zu beschränken, als ob der ganze Streit zwischen dem Lande und den Ministern-nur darin bestände, ob gewissen Capacitäten das Wahl-Recht verliehen werden solle oder nicht; als ob die vergan- gene Verwaltung und die känftigen Pläne derjenigen , die über das Geld und die Chre Frankreichs zu schalten haben, gar nicht mit zur Sache gehörten. Andererseits sucht das

| Ds des Débats, den Blick mit sichtliher Angst auf die : Börse -

gerichtet, die Ereignisse in Spanien à la hausse zurecht zu legen, und giebt sich im Namen der Regierung, in Ermangelung von Energie, den Schein der Sicherheit. Dem genannten Blatte zufolge, geht in Spanien Alles. vortrefflich. Herr von Bourmont ist nur nach Estremadura gegangen, um das Vergnügen einer Quarantaine zu genießen, und sich dann, den Befehlen der Regentin gemäß, ruhig einzuschiffen. Da das ministerielle Journal doch einmal im Zuge war, Alles ‘im glänzendsten Lichte darzustellen, warum hat es da nicht auch gleich die Unterwerfung des Don Carlos in Person angekún- digt? Das wäre eben so leicht zu glauben gewesen. Reicht es hin, daß man die Spanischen Fonds zum Steigen ge- bracht hat, um die Angelegenheiten der Königin zu bessern?

Höôrt man auf, vor Kälte zu zittern, wenn man den Thermo- |_ | Über die Straße gehen könnten, sich jedoch bei einbrechender

merer durch die Wärme des eigenen Athems zum Steigen ge- bracht hat? Wir wollen damit nicht eben behaupten, daß die Nachrichten aus Spanien im höchsten Grade beunruhigend sind; aber die Parteien rüsten sich offenbar zu einem Bürger- kriege, der in Biscaya und Navarra schon ausgebrochen ist. Während Zavala, das Oberhaupt der Apostolischen, mit seiner Armee gegen Eybar und Bergara marschirt, will die Jugend der B Guipuzkoa zu den Waffen greifen, um unter Jau- reguy (el Pastor) die Hoffnung einér Constitution und die Kö-

| nigin Jsabella zu vertheidigen. Ueberall regt sich die Geist-

lichfeit. Die Franziskaner von Bilbao befestigen ihre Gebäude, und

die drei ehn Klöster, welche die Ylaça Mayor in Valladolid um- geben, sind für alle übrigen in der Stadt ein Signal zum Auf- |

stande. Die Kldfter werden zu gleicher Zeit Festungen im Fall eines Kampfes, und Gefängnisse für die entgegengeseßzte Partei. IJnmitten dieser Verwirrung in den Spanischen Provinzen se- hen wir wohl Königliche Freiwillige, Constitutionnelle und An- hänger der Königin sich bewegen und zu den Waffen eilen; wir lesen Proclamationen der General-Capitaine; aber wix bemerken

! nirgend eine Thätigkeit der Regierung, oder einen von der Re-

gentin gegebenen Jmpuls. Allerdings vereinigen die General-Capi-

tive Behörde in ihrer Person, und jeder von ihnen bildet einen von der | politischen Gewalt fast unabhängigen Regierungs - Mittelpunkt. | Diese Chefs sind zwar fast alie der Königin ergeben, und man * kann ihnen ohne Gefahr ein unbeschränktes Zutrauen schenken ; aber es handelt sich hier doch um einen Krieg. Die apostolische | Partei wird sich bald úberall, wo sie nux irgend auf einen Er- folg rechnen fann, ganz vortrefflich verständigen; und die Regen- tin darf daher ihre Streitkräfte nicht auf allen Punkten des Spanischen Gebiets zerstreut stehen lassen. Dies hieße, den Sieg ihrer Partei dem Zufall anheimstellen. Was die 30,000 Mann betrifst, die sie, wie es heißt, von der Französischen Re- gierung verlangt hat, so kann sie auf dieselben nicht sicherer rechnen, als auf einen Zufall !//

Die Päpstliche Regierung soll ein neues Anlehn von 3 M Rôömischer Thaler bei dem Hause Rothschild gemacht aben.

A

! Großbritanien.

Ov oubritantien Und Ja nd

London, 16. Oft. Der Lord-Kanzler wird, dem Verneh

men nach, nicht vor dem 2. November, dem ersten Tage der Mitchaelis-Sessionen, aus dem Norden von England nach Lon don zurückkehren. _ Ueber die Maßregeln, die das Englische Kabinet mit Hin- sicht auf Spanien zu ergreifen gedentt, weiß man noch nichts Gewisses. Die Morning-Post warnt noch immer vor jeder Intervention und räth dem Ministerium, besonders die Franzd- sische Regierung zu bewachen. Der Spektator dagegen meint, Frankreich môge thun, was es wolle, die Pflicht der Englischen Regierung sey es, wenigstens für England auf jeden Fall den Frieden zu erhalten, und das Höchste, was sie thun könne, sey, einige Schiffe nach Spanien zu schicken, um Britisches Eigen- thum vor den Unfällen des Krieges zu s{chÜben.

Nach Briefen im Morning-Herald wäre die Ruhe in Madrid sehr gefährdet, wenn gleich das Ungewitter nur noch aus der Ferne drohe. Ueberall herrsche die tiefste Stille und scheinbar die größte Apathie. Alle Klassen der Bevölkerung, die nicht in direêter Verbindung mit dem Hofe ständen, fürchteten sich , auf irgend eine Weise ihre Gesinnung für oder wider die Regierung laut werden zu lassen. So habe man bis jezt noch keine loyale Aeußerung der Freude, noch kein aufwieglerisches Wort der Unzufriedenheit vernommen; die Parteien ständen sich stillschweigend gegenüber und beobachteten einander. Die Aposto- lischen und Karlisten bildeten cine einzige Faction; sie hätten sich dasselbe Ziel gesteckt; „Thron und Altar“/ sey ihr Motto, und diese beiden Worte wirkten magisch auf die Bevölkerung. Sie hätten außerdem die Reichthümer der Geistlichkeit und die Bajonette der Königl. Freiwilligen zu ihrer Disposition, und nichts sey so gefährlich, daß sie es nicht wagen sollten. Auf der andern Seite hätten die Liberalen und die Constitutionnellen, die Republikaner, die Christinos und die der jungen Königin aufrichtig ergebenen Royalisten keinen einzigen von all’ den Vor- theilen und könnten durchaus nichts unternehmen ohne die Hülfe der Regierung; diese aber und die Anhäz-ger der Königin hiel- ten sich für ganz sicher und dächten gar nicht daran, daß die Karlisten etwas unternehmen könnten. Dennoch könne dies jeden

| Augenblick geschehen.

Der Courier meint, das Manifest der Königin von Spa- nien spreche die Gesinnungen der großen Mehrheit der Spanier aus, denn die Nationen bedürften jest der Ruhe, ‘nit des Bürger-Krieges, um Verbesserungen im Jnnern vorzunehmen.

Dée heutige Times schenkt der vom Globe gegebenen Nachricht, daß Herr von Cordova, Spanischer Botschafter in Lissabon, auf die Kunde von Ferdinands Ableben sogleich an Lord W. Russell geschrieben habe, um ihm anzuzeigen, daß Don

Carlos nach Estremadura abgegangen sey, vollkommenen Glau-

ben, meint jedoch, die Jnstructionen des Lords wären schwerlich für diesen Fall berechnet gewesen. Der mit dem erwähnten Briefe nach Lissabon abgesandte Courier soll, nach der Times, so lange von den Miguelistischen Vorposten angehalten worden seyn, bis Don Carlos Zeit gehabt, in Spanien einzutreffen. Ueber den Aufenthalt des Jnfanten Don Carlos lauten die Berichte in den hiesigen Zeitungen sehr verschieden. Dem einen zufolge, hätte sich derselbe am Zten d. noch zu Thomar, 5 bis 6 Leguas von Lissabon, befunden. Jn seinein City-Artikel läßt ihn der Courier schon am 4ten d. von Thomar nach Spa- nien aufbrehen. Andere Berichte lassen ihn zu Anfang d. M. im Palaste Ramalhao bei Cintra, wieder andere in Coimbra

| seyn, von wo er auf die Nachricht von Ferdinands Tode nach

Madrid geeilt wäre.

Ein Privat-Schreiben aus Bilbao vom 5ten d. in der Times meldet, die Engländer hätten auf Anrathen ihres Kon- suls die National-Kokarde angesteckt, unter deren Schus sie ficher

Dämmerung zu Hause halten müßten. Die Anhänger der Kd- nigin waren sämmtlich geflüchtet oder verhaftet. Sehr unbedeu- tend schildert die Morning Post die dortigen Vorfälle, als eine bloße Aufwallung des Gefühls. Das Ganze wird ein Saynete (Jntermezzo) genannt, welches von 3009 Königlichen Freiwilligen aufgeführt worden sey, bloß aus Groll gegen die Behörden, von denen sie früher entwaffnet worden, und die Franziskaner hätten, als die einzigen Mönche in der Stadt, ihre Rolle mitgespielt.

Auch der Courier behauptet, die Berichte über die Störung der Ordnung in Biscaya jeyen übertrieben, weil sie nur dur Französische Reisende überbracht worden. „Daß die Mönche von Bilbao‘/, meint dieses Blatt, „„die Fahne des Aufruhrs aufgesteckt, daß sie Don Carlos proklamirt, daß sie ihren Kreuz zug im Namen der Jnquisition begonnen, is sehr wahrschein-

_lih; aber geseßt auch, ganz Biscaya wäre der Sache des Don

Carlos günstig, so würde doch dies eben nicht viel beitragen, die Frage über die Thronfolge zu entscheiden. Wir glauben nicht, daß Englands Schicksal durh einen Aufstand in den Ge- birgen von Wales oder in den Schottischen Hochlanden ent- schieden werden könnte; und Biscaya steht ungefähr in eben dem Verhältnisse zu Spanien, als die Hochlande zu Die Bevölkerung von ganz Biscaya beträgt (nach Laborde) 300,000, die von Spanien 10 Millionen, so daß jene Provinz, deren Einwohner von den übrigen Spa- niern in Sitte, Sprache und Recht verschieden sind, ungefähr den 30sten Theil des Königreichs umfaßt. Wenn. es daher Don Carlos nicht gelingt, Madrid auf uregen und die reichen ‘Pro- vinzen des Südens und Westens für sich zu gewinnen, und wenn er nicht Herr der Armee ist, so werden die Franciskaner-Mönche von Bilbao ihm nimmermehr die Krone aufs Haupt sezen.““ Die Nachricht der Gazette de France, der Jnfant Don Carlos, weit entfernt, dem liberalen Prinzip feind zu seyn, beabsichtige vielmehr die uralten mit so großer Macht begabten Cortes von Arragon wiederherzustellen, wird von der Times für ganz wider- sinnig erklärt.

Die Morning-Post macht sich Über die Voreiligkeit lu

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