1876 / 4 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 06 Jan 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Oesterreich-Ungarn. Wien, 5. Januar. (W. T. B.) Das von dem Grafen Andrassy ausgearbeitete türkische Re- formprojekt hat, wie aus Regierungskreisen verlautet, in Rom und Paris eine günstige Aufnahme gefunden. Die Verhandlungen in Pest wegen eines neuen öster- reihisch-ungarischen Zollbündnisses dauern fork.

Wie die „Presse“ meldet, hat die Regierung dem Prâä- sidium des Abgeordnetenhauses den Gesehentwurf über die Fusion der galizischen Eisenbahnen zugestellt. Derselbe wird unmittelbar nah Zusammentritt des Reichsraths zur Verhand- lung fommen. Wie dasselbe Blatt von unterrichteter Seite erfährt, entbehrt das an der geftrigen Abendbörse verbreitet gewesene Gerücht, die Kreditanstalt-Gruppe werde an der Errichtung der ungarischen Nationalbank betheiligt sein, durhaus der Begründung.

Pest, 3. Januar. Der Minister-Präsident Fürst Auers - perg wurde heute Vormittags in anderthalbstündiger besonderer Audienz von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen. Um halb ein Uhr Mittags begaben sih die ungarischen und die österreichi- \{hen Minif:er zum Grafen Andrassy, bei welhem eine vierstün- dige Konferenz stattfand. Graf Andrassy nimmt auf Allerhöch- sten Befehl an den Berathungen theil. Ueber den Gang der Verhandlungen wird strenges Stillschweigen beobachtet.

4 Sanuar, Der Qn ertiarnt daß die Ministers Konferenzen nur der prinzipiellen Auseinandersetzung gelten. Die Meldung der „Montags-Revue“, daß die ungarische Re- gierung bereit wäre, um den Preis der Errichtung einer selbst- ständigen Bank alle Forderungen in der Zoll- und Accisen- frage aufzugeben, sei eine müssige Erfindung, welche der Lage gar nicht entsprehe. Die ungarische Regierung arbeite aller- dings auf die Aufrechthaltung der Zollgebietseinheit hin, ohne jedoch irgend ein wesentliches Jnteresse um den Preis ander- weitiger Konzessionen opfern zu wollen.

Aan 4 Januar, Das Gese uber das Troatd)s slavonishe LandesSbudget pro 1876 erhielt die Allerhöchste Sanktion.

Großbritannien und Jrland. London, 4. Januar. Die „Malta Governement Gazette“ veröffentliht in ihrer Nummer vom 10. Dezember einen Vertrag zwishen England und T unis, welcher in 42 Arüikeln dem englishen Handel bedeu- tende Vorzüge sihert. Das Dokument ist in englisher und arabisher Sprache ausgefertigt und trägt das Datum des 19. Juli 1875, resp. des 16. Tages des Gumad el Thany des JIah- res 1292 nach der Hedschra.

Aus Calcutta wird dem Reutershen Bureau unterm 3. d. M. gemeldet:

Heute besuchte der Prinz von Wales das allgemeine Kran- fenhaus und wohnte einigen weiteren Schlangcngiftexperimenten an, welche unter der Aufsicht von Dr. Fayrer ausgeführt wurden, Nach- mittags um 4} Uhr versammelte sih eine Konvokation der Universität, um Sr. Königlichen Hoheit den Ehrengrad eines Doktors der Rechte zu verleihen. Es war dies der erste Ehrengrad, welchen die Univer- sität verlich. Am Eingange des Gebäudes wurde der Prinz von dem Vizekönig und dem Kanzler, dem Vizekanzler und einem Syndikat der Mitglieder der Universität empfangen. Dann wurde er unter vielem Jubel nah dem für ihn errichteten Thronhimnmel geleitet, und nachdem der Vizekanzler in einer kurzen Ansprache den Prinzen dem Kanzler vorgestellt, überreichte letz- terer Sr. Königlichen Hoheit das Diplom, Der Prinz {rieb als- dann seinen Namen in das Register. Der Feier wohnte eine große Versammlung, hauptsächlich aus Graduirten und Mitgliedern der Universität bestehend, an. In der Nähe des Thronhimmels standen zahlreiche Häuptlinge, hohe Regierungsbeamte, sowie die Mitglieder des Gefolges Sr. Königlichen Hoheit und des Vizekönigs. Am Neujahrstage besuchte der Prinz von Wales in Legleitung des Bize-Königs, des Maharajah von JIohore, Miß Baring, Miß Foulker und der Mitglieder seines Gefolges das engl:\{che Theater, wo Charles Mathews tin „My Awful Dad“ J1pielte. Das Theater war ges{mackvoll dekorirt. Der Rajah Salar Jung und zwei oder drei andere eingeborene Fürsten hatten Logen inne. Das Haus war indeß nur halb gefüllt, da die Eintrittöpreise fast unerschwinglich waren. Die großen Logen kosteten 100 £, Die Tlaneren 20 2 und Varquetlie ( L. Am 8 d. Abends Um 10 Uhr trat der Puioz mit qeunem Ge- folge die Neise nah Lankipore an mittelst eines Spezialzuges, be- stehend aus prächtig auêgestatteten Waggons, die eigens für den (Hebrauch Sr. Königlichen Hoheit gebaut worden warcn, Sämmtliche eingebo- rene Fürsten versammelten fih ün Regierungsgebäude, um sich von dem Prinzen zu veravschieden, Die &piten der Civil- und Militär- behörden fanden sich auf dem Bahnhofe ein, wo der Vize-König von Sr. Königlichen Hoheit Abschied nahm. Auf dem Wege nach dem Bahnhofe bildeten Truppen Spalier und die Brücke war glänzend illuminirt. Ehe der Prinz das RNegierungsgebäude verließ, verlieh er dem Polizei-Chef von Calcutta, Mr. Nuarb Hogg, in Anerkernung feiner Dienste während des Königlichen Besuches die Ritterwürde.

Portugal. Lissabon, 2. Ianuar. Die Cortes wur- den heute, wie es alljährlih an diesem Tage zu geschehen pflegt, durch den König eröffnet, welcher die Thronrede verlas. Dieselbe versicherte, daß das Königreih mit allen auslän- dischen Mächten auf dem besten Fuße stehe. Indem der König auf den zu Gunsten Portugals und gegen die Ansprüche Eng- lands ausgefallenen Schiedsspruch über den Streit betreffs des Gebietes an der Delagoa-Bai verwies, erklärte Se. Majestät, daß er dem Präsidenten Marshall Mac Mahon seinen Dank ur die Unparteilichkeit und Gerecitigkeit seiner Ent- scheidung ausgesprohen habe, und daß das Verhalten der englischen Regierung ganz darnah angethan gewesen sei, die alten Bande der Freundschaft zwischen den bei- den Ländern zu befestigen. Der König erwähnte weiterhin den Besuch des Sultans von Zanzibar, mit welhem die Regierung auf freundschaftlihem Fuße zu bleiben wünsche, sowie den Han- delsvertrag, welcher mit dem Präsidenten der Transvaal-Republik zu besonderem Vortheil für die Kolonisten und den Verkehr von Mozambique abgeschlossen worden. Die Thronrede v: zieht sich alsdann auf die hauptsäculihsten geseßgeberishen Arbciten der beverstehenden Session, unter welchen sih Geseßzentwürfezur Hebung der Lage der Ko- lonien, zur Verbesserung des öffentlichen Unterrichts auf der Grund- lage des Schulzwanges, zur weiteren Ausführung mehrerer Eisenbahnlinien am Minho und Douro, sowie in Algarve be- finden. Die Finanzlage wurde als eine vortreffliche geschildert, die Einnahmen heben sih, der öffentlihe Kredit is zufrieden- stellend, so daß die Regierung von neuen Steuervorlagen ab- gesehen hat. Dem Vernehmen nah wird der Kolonial-Mi- nister Andrade Corvo die Cortes um die Bewilligung zur Auf- nahme einer Anleihe ersuhen, welche zur Anlage von Eisen- bahnen, Straßen, Brücken, Telegraphen, Hafenbauten und Leuchtthürmen in den Kolonien benutzt werden soll.

Îtalien. Rom, 5. Januar. (W. T. B.) Der Senat hat in der Angelegenheit des der Fälshung beschuldigten Se- nators Cavaliere Filippo Satriano den Staats-

gerichtshof zum 10, d. M. einberufen. Graf Menabrea hat seine Stelle als Verwaltungsrath der Gotthardbahn niedergelegt. Der Senator Scialoja hat \sich am 1. Ia- nuar nach Kairo begeben, um mit dem Vize - König über den Abshchluß eines Handelsvertrags zu unterhandeln. Die „Italia Militare“ veröffentlicht einen Ueberblick über die Fortschritte, welche in Folge der leßten Heeresreformgeseße hon jeßt vorliegen. Durch das Rekrutirungsgeseß vom 7. Juni stehe jeder Italiener bis zum 39. Lebensjahre für die Landes- vertheidigung zur Disposition, und sei man damit beschäftigt, dem stehenden Heer und der Landwehr (Mobilmiliz) nun auch den Landsturm hinzuzufügen. Das aktive Heer könne bis 300,000 Kämpfer, die Landwehr 150,000 Mann ftellen; die Cadresordnung sei nahezu vollendet; die Infanterie, deren Regimenter auf 40 Brigaden vertheilt wurden, sei nunmehr ein organishes Ganzes, die Schüßen-Regimenter (Bersaglieri) und die Alpenjägercompagnien seien in bester Ordnung und vollzählig. Auch für das Feldheer sei geshehen, was er- forderlich war. Es fehlten sechs Kavallerieshwadronen: davon ist eine bereits formirt, während für die Bildung der fünf an- deren Befehl ertheilt ist. Eben \o sei die Bildung der zehnten Compagnie aller Feldartillerie-Regimenter, die bisher mangelte, auf dem Wege des Entstehens, so daß am 1. Januar 1876 nur noch eine Compagnie Eisenbahntruppen, eine Compagnie Sap- peurs und zwei Train-Compagnien zu bilden seien. Keine ge- ringeren Fortschritte sind für die Bewaffnung des Heeres zu ver- zeihnen: neu hergestellt sind 270,000 Vetterli-Gewehre, in Hinter- lader wurden umgewandelt 625,000 Schießwaffen, dazu fommen 180,000 bis zum Jahre 1878 herzustellende Vetterli- gewehre. Außerdem kommt noch die Gründung einer großen militärishen Waffenfabrik zu Terni in Betracht, welche im Laufe dieses Jahres eröffnet ward. Was die Artillerie betrifft, wurden bereits in Folge früherer Verfügungen 80 Batterien (640 Ka- nonen) mit dem leihteren Geshüß (7,5 Cm.) ausgerüstet, und in diesem Jahre wurden die Mittel bewilligt, 400 Kruppsche Stahlgeshüze für den Felddienft (8,7 Cm.) zu beschaffen, die wahrscheinlich noch innerhalb des Jahres 1876 abgeliefert wer- den, so daß das aftive Heer über 1040 Geshüze zu verfügen haben wird. Zugleih mit der Einführung des neuen wird das ltere Material (9 und 12 Cm.) der Landwehr über- wiesen, welche somit in den Besiß von 75 Batterien kommt. An die Ausführung des Geseßes vom 19. Juni für die Errichtung von Vertheidigungs8werken if bereits Hand angelegt: dieselben erstrecken sich nicht nur auf den Bau neuer Forts an den Alpen- übergängen, sondern auh auf die bessere Ausrüstung bereits bestehender Festungen, zumal an den Küsten, und auf die Neu- einrihtung der Festungsbatterien mit Geschüßen von 24 und 32 Cm. in Genua, Gaeta, Ancona, Venedig und Messina, so- wie endlih auf die Anlage eines Depots für Artillerie und Train in Rom, das durch improvisirte Befestigung8werke eben- falls ein strategisher Punkt werden soll. Zum Schluß wird auf die Thätigkeit für die Herstellung der großen Generalstabs- karte Ftaliens hingewiesen.

Nufland und Polen. St. Petersburg, 4. Januar. Das letzte Bulletin über den Gesundheitszustand Ihrer Kaiser- lichen Hoheit der Großfürstin Maria Nikolajewna vom 2. Januar lautet: „Der gestrige Tag bot keine besonderen Ver- änderungen in dem Allgemeinbefinden Jhrer Kaiserlichen Hoheit. Die Nacht war außerordentlih unruhig. “Jn öolze des bestän- digen Hustens und der inneren Wallung konnte kein fester Schlaf cintreten. Am Morgen zeigte sich große Abnahme der Kräfte.“ Durch Kaiserlichen Ukas vom 28. November/10. De- zember ist der orthodoxe Erzbischof von Warschau und Chelm Johannicius nah Cherson verseßt und an seine Stelle der bisherige Erzbischof von Cherson Leontius als Erzbischof von Warschau berufen worden. Der Kaiser ht auf das Gesuch der Stadtduma von Ssewastopol gestattet, im ganzen Reiche eine Subskription zu eröffnen und den Ertrag zur An- lage eines historischen Boulevards in der Linie der frü- heren Bastionen in Ssewastopol zu verwenden.

Dänemark. Kopenhagen, 3. Januar. Die nah der Regierungsvorlage neu zu gestaltende dänische Armee würde folgenden Bestand haben: Infanterie: 7 Linien- Regimenter zu 4 Bataillons, Garde zu 2 Bataillons und 1 Regiment Kopenhagener Landwehr; Kavallerie: 4 Regi- menter zu 4 Escadrons; Feld-Artillerie: 1 Regiment zu 4 Divisionen, von welchen jede derselben Z Linien-Batterien und 1 Reserve-Batterie umfaßt; Festungs- Artillerie: 3 Linien- Bataillone zu 4 Compagnien, 2 Reserve-Bataillone und eine Batterie der Kopenhagener Landwehr; Genie-Corps: 1 Regi- ment zu 5 Linien- und 3 Reserve-Compagnien; Train: eine Division zu 2 Compagnien. Die jährlihe Gesammtausgabe für die reorganisirte Armee würde fich auf 3,600,000 Kronen belaufen.

Une, (G. la) Der Grbprinz von Persien, Vali Hade, hat Teheran verlassen, um die hervorragendsten europäischen Hauptstädte, und zwar zuerst Rou, zu besuchen.

Nx, 1 des Urchiyo Ur Po Und VDelearap hie Bei» heft zum „Amts-Blatt der Deutschen Reichs-Post- und Telegraphen- Verwaitung* hat folgenden Inhalt: I, Aktenstücke und Aufsätze: 1) Die Vereinigung des Post- und Telegraphenwesens. 2) Das \hlesishe Postwesen unter Friedrih dem Großen, 3) Zur Ge- \chihte des Postwesens in der Stadt Cöln am Rhein. 11, Kleine Mittheilungen: Die unterseeische LTelecaraphenve:bindung zwischen Amerika und der Insel Cuba. Die Kurzschrift im Postbetriebe. Ti]. Zeitschriften-Ueberschau.

Nr. 1 des „Armee-Verordnungs-Blattes* hat fol- genden Jnhalt: Einbehaltung uno Abführung der außer Cours ge- jeßten resp. aus dem Berkehr zu ziehenden Landesmünzen. Um- tausch der von den Preußischen Staatskassen in Zahlung angenom- menen, auf Thaler lautenden Noten der Preußishen Bank. Ge- währung von Natural-Verpflepungs- 2c. Kompetenzen auf Grund des Neichs-Militär-Etats für 1876 und dadurch bedingte Aenderungen des Natural-Verpflegungs Reglements. Vérrechnung der Prämien für Erlernung der deutschen Sprache an polnisch sprechende Mannschaften. Zusammenstellung der Aenderungen, welche die unterm 21. Juli 1874 Allerhöchst genehmigten Vorschriften über Einrichtung und Aus- stattung der Kasernen im Laufe des Jahres 1875 erfahren haben. Bergütungssätße für Brod und Fourage und Vergütungepreis für den aus preußischen Magazinen an Kadettenanstalten verabreihten Roggen pro I. Semester 1876. Nachweisung derjenigen Formulare aus der Heerordnunga, welche bei der Königlich preußischen Staatsdrudckerei in Berlin nach den vom Kriegs-Ministerium festgeseßten Proben vor- räthig sind.

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Neichstags - Angelegenheiten. Die Reichsjustizkommission nimmt Freitag, den 7. Januar, ihre Arbeiten wieder auf und wird dieselben ohne Rücksicht auf die Einzellandtage fortsetzen,

Landtags - Angelegenheiten.

Der Lavndtagé-Úbgeordnete Noel dechen, Rittergutébesitzer auf Wernersdorf bei Zobten, ist am 4. d. Mts. in Breslau verstorben. Derselbe war wiederholt als Vertreter des 6 Breslauer Wahlbezirks (Striegau -Schweidniß) gewählt und gehörte der neukon}ervativen Fraktion des Abgeordnetenhauses an.

Vereinswesen.

Das Central - Comité der Victoria - National - Jnva- liden-Stiftung ladet zu der am Donnerstag, 13. Januar 1876, Abends 6 Uhr, im Englischen Hause, Mohrenstraße 49, stattfindenden óffentlichen Sihung alle Gönner der Stiftung, sowie die von den Zweigvereinen gewählten Abgeordneten mit dem Bemerken ein, daß der Protektor der Stiftung und Vorsitzende des Central-Comités, Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, wenn nicht eine unvorhergesehene Abhaltung eintreten sollte, bei der Sißung péersön- lih gegenwärtig zu sein gedenkt. Auf der Tagesordnung stehen fol- gende Gegenstände: 1) Berichtirstattung über die Thätigkeit des Central-Comités und seiner Zweigv-reine, sowie Rechnungélegung für den Zeitraum vom 3. August 1874 bis 3, August 1875 2) Neuwahl der Mitglieder des geshäftsführenden Aué schusses

Statistische Nachrichten.

Das s\tatistishe Bureau in Oldenburg hat jeßt die vor- lauten Qauptergebnte der Bolkszahlung vom 1, Dezember 1875 veröffentliht. Danach betrua die Gesammt- bevölkerung des Greßherzogihums Oldenburg 314,580 Einwohner gegen 312,596 im Jahre 1871, hat sich also in den verflossenen vier Jahren um 1924 Einw. oder 0,63 % vermehrt. Zieht man die Ergebnisse für jeden der drei getrennt liegenden Tleile des Großherzogthums in Betracht, so hat die Zählung im Herzogthum Oldenburg eine Be- völkerungsstärke von 243,424 Einw. erbracht. Jm Jahre 1871 belief sich die Zahl der ortsanwesenden Bewohner (nah Abzug des inzwischen zur Vergrößerung des Jadegebietes an Preußen abgetretenen Areals und seiner Bewohner) auf 242,115; demnach hat sich eine Zunahme von 1309 oder 0,54 % herausgestellt, welche vorwiegend daher rührt, daz 1871 die im Herzogthum garnisonirenden Truppen nur bezüglich der Ersaßabtheilungea im Lande anwesend waren, ihrer Mehrzahl nach aber in Frankreih bei der Ofkupation{armee sich befanden. Unterscheidet man innerhalb des Herzogthums die drei charakteriitishen Landestheile der Marsh, der Oldenburgischen und der Münsterschea Geest, so wurden 1875 ermittelt: in der Marsch 69,906 Einw. (gegen 1871 mehr 1601 oder 2,34%), in der Olden- burgischen Geest 110,876 Einw. (gegen 1871 weniger 423 oder 0,30% ), in der Münstershen Gecst 62,642 Einw. (gegen 1871 mehr 0,21%). Das Fürstenthum Lübeck hat an ortéanwesender Bevölkerung nah der leßten Zählung 34,078; 1871 hatte es eine solche von 34,353 mithin licgt eine Verminderung von 275 Einw. odec 0,80% vor. Im Fürstenthum Birkenfeld endlich betrug 1875 die Einwohner- zahl 37,078 gegen 36,128 in 1871, hat fich also um 950 Personen oder 2,63% gehoben. Was das Verhältniß der Bevölkerung zur Fläche betrifft, jo fommen auf eine Quadratmeile ortsanwesende Personen : im Herzogthum Oldenburg 2547 (1871: 2556), im Fürstenthum Lübeck 3691 (1871: 3721), im Fürstenthum Birkenfeld 4147 (1871: 4041), im gesammten Großherzogthum 2766 (1871: 2767).

In der im Hauptamtsbezinke Strzalkeowo belegenen einen Staats saline in der Provinz Posen wird das Salz dur Cinsieden der gesättigten Soole hergestellt. Die produzirte Salzmenge Pettug naß der „Pos, la im Zahre 1874 189/936 Cte: Siedesalz; davon wurden verjteuert 40,274 Ctr. mit 89,487 Thlr. (61 Thlr. wurden für, auf privative Rechnung abgelassenes Salz freige- rieben) ; denaturirt sind 37,426 Ctr, nah dem deutschen Zollzebiete wurden versendet 44,653 Ctr. und nah dem Zollauslande 66,571 Ctr. (Rußland). An weiteren Produkten wurden noch gewonnen 92 Ctr. Mutterlauge und 7536 Ctr. Pfannenstein, von welchem 1272 Ctr. denaturirt und 1951 Ctr. uadenaturirt zur Verwenduug kamen. Das Salzwerk im Großherzogthum datirt aus neuester Zeit ; denn das Erzeugniß an Salzproduften aller Art betrug im Jabteé 182 bur 121 Centner, 150! 1602092 Gentner Und 1874: 197,564 Ctr. In 1875 sind nach ungefährer Schäßung über 300,000 Ctr. Salzprodukte gewonnen worden. Außer der oben nachgewicjenen Produktion von 197,564 Ctr. belicf sih der nachweisbare Salzbezug auf 451,237 Ctr.,, so daß der Bezug um 253,673 Ctr. größer, war als die Produktion. Der Verbrauch des Speisesalzcs pro Kopf der Bevölkerung belief si{ in den drei leßten Jahren durschnittlich auf 15,3 Pfd., was einex Steuerquote von ca. 9 Sgr. gleichkommt. Jm verflossenen Jahre hat fich im Herzog- thum der Salzzoll auf 10,660 und die Salzsteuer auf 689,698 Thlr. gestellt. Was den Salzhandel betrifft, so gewährt der Staat dem en gros-Geschäft mehrfach Begünstigungen, die darin bestehen, daß ein 3 monatliher Zoll- und Steuerkredit gewährt wird, welche den Salzhändler der Nothwendigkeit üperhebt, die Steuer längere Zeit vor dem wirflihen Verbrauch des Salzes vorzuschießen; außerdem ist die Errichtung unverzollter Salzniederlazen gestaitet. Die Provinz Posen zählte im Vorjahre 63 Kreditnehmer mit einer Kreditnahme von 312,250 Thlr. Dér Verkaufspreis des Salzes hat sich im Detailhandel in den lichten Jahren nicht verändert und belief fich auf 1 Sgr. pro Pfund. Hinsichtlih der Verwendung von Salz zu steuerfreien Zwecken ist zu bemerken, daß an 2179 Empfänger 37,413 Ctr. Viehsalz und 3235 Ctr. Pfannenstein abgegeben worden sind. Ferner hat ein Seifenfabrikant 100 Ctr. Pfannenjtein, 3 Glas- fatrifcn 100 Ctr. Siedsalz, 200 Ctr. Steinsalz und 100 Ctr. Pfan- nenstein bezogen, uud sind außerdem noch 10 Ctr. Pfannenstein zur Eisbereitung stcuerfrei abgelassen worden.

Das neueste Heft des italienischen offiziellen Bollctino des Unterrichts - Ministeziums eathält die Universitäts statistik Italiens für das Studienjahr 1874/75. Im Ganzen zählt man danach 5296 Studenten und 1413 zum Hören Berechtigte. Zu- sammen also 6709. Hiervon sind aber die Studintcn und Hörer der Halb-Universitäten, sowie der Univarfität Neapel ausgenommen, deren Zahl noch nicht bekannt ist. Am meisten besucht ift Turin mit 936 Studeuten und 374 zum Hören Berechtigten, dann folgt Padua mit 978 Studenten und 306 fonstigen Zuhörern. Daran \chließea fich Pavia mit einer Gesammtzahl von 644, Bologna mit 560, Pisa mit 534 und Rom mit 502 Zuhörern. An leßter Stelle stehen Messina nit 94, Macerata mit 74 und Sassari mit 68 Alles in Allem. Die Halb-Univeisitäten Camerino, Ferrara, Perugia und Urbino hatten zusammen 267 Stukrenten und Zuhörer.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Am Sonnabend 5 Uhr Nachmittags wird im wissenschaft- lihen Verein in der Singakademie hierselbst Hr. Universitäts- professor Dr. Karsten aus Kiel den diesjährigen Cyklus der Vor- lesungen mit einem Vortrag über Meeresuntersuchungen be- ginnen.

Das 1. Heft X11, Bandes der „Philosophishen Mo- natshefte*, herausgegeben von Dr. E. Bratuscheck, Professor in Gießen (Leipzig, Verlag von Erich Ko schny), enthält u. A. eine umfangreiche Abhandlung über: Die drei Phasen des Czolbe- schen Naturalismus, von Dr. Sans Vaihinger. :

Die Nr. 2 der Zeitschrift „Natur * hat folgenden Jnhalt : Die Fischereivélker. Von Carl Dambeck (Schluß). Skizzen aus der arftischen Tundra. Von Dr, H. Beta. Mit Abbildung. Die Nationalparks Californiens. Von Otto Ule, Mit Abvildung. Literatur-Bericht.

Land- und Forstwirthschaft.

Aus dem Rheingau wicd dem „Rhein, Kur.“ unterm 29, Dezember geschrieben: Das gelinde Wetter, welches seither herrschte, ist den großen Gutsbesißern, welche noch mit der Weinlese beschäftigt warey, jehr zu Statten gekommen. Mit der Lese waren hier die Gutsbesißer Steinheimer, Peez, v. Cunibert und Gebr. Wagner noch in Arbeit, und haben Leßtere gestern den Schluß ge- macht. Die Trauben, wel&e noch an den Weinstöcken gehangen haben, werden jedenfalls ein ausgezeichnetes Produkt liefern, wogegen jene, welche abgefallen und unter Schnee begraben waren, viele Wasser- theile aufgenommen haben. Neuerdings ift etwas mehr Leben in den Weinhandel gekommen. Gekaufte Weine, welche wegen der gehabten Kälte und Schnee nicht bezogen werden konnten, werden nunmehr ab- geholt, auch sind vom oberen Rheingau einige Verkäufe in 1874 er zu berichten, und hier find einige Faß 1873 er zu 650 Gulden per Stück mit Faß verkauft worden. Der 1875 er scheint jeßt auch etwas mehr in Aufnahme zu kommen, nahdem man \ih jeßt {on davon überzeugen fann, daß der Jahrgang einen sehr guten, brauchbaren Mittelwein abgiebt, In Neudorf wurden mehrere Partien 187d er zu 40 Fl. per Ohm von 160 Liter gekauft. Bei dem ecsten Abstiche, welcher im Monat Januar und Februar vorgenommen wird, wo, wie ge- wöhnlich, die allgemeine Kauflust beginnt, werden jedenfalls die Preije höher gehen. Größere Produzenten können auch zu den seitherigen Geboten nicht verkaufen ; denn berechnet man die großen Kosten für Arbeitslöhne, die theueren Weinbergspfähle, Fässer, Dünger 2c. und \chließlich die Zinsen von dem Werthe der Weinberge, so stellt sich ein ganz bedeutender Verlust heraus. Trotz dieser Verhältnisse sind viele Gutsbesißer, welhe Geld bedürfen, sehr zum Verkaufe gestimmt.

Gewerbe und Handel. __ DerBezirksverein desSpandauerStadtreviers erklärte sich in der am Mittwoch Abend abgehaltenen Sißzung mit dem in der Stadtverordneter versammlung, gefaßten Beschluß, d-en Magistrat zu ersuchen, beim Finanz-Ministerium um vorläufige Beibehaltung der Leihämter vorstellig zu werden, einverstanden. Aus Essea wird der „Elbf. Ztg.“ unterm 4. Januar geschrieken: In der Krupps\chen Fabrik ist heute folgender Anschlag zn lesen:

„Die ungünstigen Zeitverhältnisse, roelhe eben so nothwendig für | den Arbeitgeber große Verluste, wie für den Arbeiter Schmälerung |

der Einuahme herbeiführen, veranlassen die Firma, um diesen Uebel- ständen im beiderseitigen Juteresse entgegen zu arbeiten, folgende Regel aufzustellen: 1) Es soll die Arbeit in Zukunft außer an den Sonntagen nur an den geseßlichen Feiertagen ruhen, nämlich am: Neujahrstag, Charfreitaa, Ostermontag, Bettag, Christihimmelfahrts- tag, Allerheiligentag, Pfingstmontag, Weihnachtsfes#. 2) An allen anderen Tagen, an denen bisher nit gearcbeiet worden, u A. am: h. Dreikönigstag, Fastnachtsmontag, Lichtmeßtag, Mariaverkündigungstag, Maitirmeêmontag, Frohnleichnamstag, Peter- und Paulstag, Maria- empfsängnißtag, Herbstkirmesmontag, soll in Zukunft gearbeitet wer- den. 3) Um den katholischen Arbeitern die Anhörung der Messe an den unter 2 genannten Feiertagen zu erleihtern, hat sich die Firma an die Ortsgeistlichkeit gewandr. Insoweit es zeitweilig niht möglich sein möchte, daß früh genug Messe gelesen wicd, soll denjenigen Ar- beitern, welde am Morgen des vorhergehenden Tages darum bitten, Urlaub zur Anhörung der 6-Uhrmesse gegeben werden. Fortbleiben ohne Urlaub wird indeß, wie in jedem anderen Falle, zur Aufrecht- erhaltung eines geordneten Bitriebes nah Maßgabe des Arbeiter- reglements bestraft werdet.

Gußstahlfabrik, den 3. Januar 1876. Friedrich Krupp."

_ Wien, 6. Januar. (W. T. B.) Die „Neue Freie Presse“ er- fährt über die Baseler Konvention, betreffend den Ver- fauf der Lombardishen Bahn, daß bei der Abfassung der- selben nach dem Rechenschaftsberichte von 1874 die Baukosten des italienischen Eisenbahnneßzes érmittelt und hierauf der Durch- shnitts8cours der hierzu erforderlihen Geldmittel berechnet wurde. Sodann wurde jener Theil der Obligationen bemessen, welcher auf das italienishe Nez entfällt, ‘und die Hälfte des gesammten Aktienkapitals hinzugeshlagen. Nach der Beststellung dieser Basis wurde kein Kaufpreis festgesetzt, sondern die italienische Regierung verpflichtet, fü: die Verzinsung und Amorti- jation der auf der erwähnten Basis berechneten Anzahl von Obli- gationen aufzufkommen. Als weitere Basis wurde angenommen, daß die Jahrlihe Dividende eiyer Aktie 1} Lire betrage. Die Gesellschaft wird daher von der Regierung eine jährliche, diesen beiden Faftoren entsprechende Annuitätszahlung erhalten Die Südbahn erhält außerdem für den fundus instructus eine Ablösung in Rententitres. Um allen Verpflichtungen nachzukommen, wird eine Ren‘enemission mit jäbrliher Zinsenzahlung von ca, 40 Millionen nothwendig fein. Die 30 Millionen Schald des italie- nishen Neßes an den Staat fällt leßterem zur Last Da das Erträgniß des italienischen Neges 32 Millioaen beträgt, so wird die Regierung den zur NRentenzahlung noch erforderlichen Rest von 8 bis 10 Millionen durch Tariferhöhung einbringen, Die gestrige Ge- neralversammlung der Jschl-Ebenseebahn bat die Ligui dation beschlossen und den Kurator ermächtigt, die Bauten und das- Material an die Nudolfsbahn für 273,834 Gulden zu verfaufen.

London, 6. Januar. (W.T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 4 auf 5% erhöht. :

Berlin, den 6. Januar 1876. Königlich Preußiiche Lotterie. (Nichtamtlich.) Bei der gestern angefangenen Ziehung der ersten Klasse der 153, Preußischen Klassenlotterie fielen : 1 Gewinn à 15,000 M auf 91,887, 1 z a D000 292 I, A 0000 2061 20D L 21999 88S 18T 4 a o0O 224088 898020, 74,307.

Bei der heute beendigten Ziehung fielen : 1 Gewinn à 9,000 M auf 71,559. 2 Gewinnea 3600, , 66401. 78479. 2 ; a O00 20928. 94207 1 Geminn a 00 S880. Die Ziehung der 2. Klasse beginnt am 8. Februar c.

66,456,

Bis einscchließlich Freitag, den 14. d. M, liegt die Klassen- steuerrolle für die Stadt Berlin in zwölf verschiedenen Lokalen zur Einsicht der Steuerpflichtigen öffentlich aus, Die Reklamationen gegen die Veranlagung zur Steuer müssen bis spätestens den 15. März d. J. eingereicht werden.

Zu der in der zweiten Woche des nächsten Monats stattfindenden vierten allgemeinen Geflügel-Ausstellung des unter dem Protektorat Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Carl stehenden Vereins der Geflügelfreunde „C ypri a“ find die Anmeldungen schon jest sehr zahlreich eingelaufen. An Prämien sind biéther angemeldet die von Sr. Majestät dem Kaiser und König erbetene goldene Medaille, die vom Ministerium der landwirthschaftlichen Angelegenheiten in Auésicht gestellten silbernen und bronzenen Staatsmedaillen und die 30 großen silbernen und 40 tronzenen Vereinëmedaillen. Außer den Medaillen sind Geldpreise von 3090 / im Ganzen für folche Züchter ausgeseßt, die sih durch die Kultur edler Racen, die auszusterben drohen, verdient gemacht haben. Die Prämiirung findet am 11, Fe- bruar ftatt.

Die Gesellschaft der Garten freunde in Berlin hat be- \{lofsen, auch in diesem Jahre eine Blumen- und Pflanzen- ausftellung hierselbst ?:u veranstalten. Vorsißender des Vereins ift der Baumschulbesißer L. Späth.

Eine Anzahl unserer Mitbürger, u. A. die Professoren Haupt und Herrig und der Seminar-Direktor Schulte, hat folgenden Auf- ruf erlassen:

In den Pfingstferien des Jahres 1826 trat Ludwig Erk als Lehrer in das Schullehrer-Seminar zu Mörs ein und hat \eit dieser Zeit als Seminar-Musiklehrer in Mörs und in Berlin eine reih- gesegnete, die weitesten Kreise berührende Thätigkeit ausgeübt. Mit unermüdlihem Eifer und treuer Hirgabe hat er Lausen- den von VBolkss{hullehrern die Gesanglust geweckt und das Verständniß des Volksgesanges erschlossen, mit echtem Forschersinn und Forscherflei hat er die werthvollen Schäbe tes deutshen Volks- und Kirchengesanges aufzufinden und dem gegenwärtigen Geschlechte zugäng- lih zu mah¿n gewußt. Tausende von deutschen Männern und Frauen Und mit ihnen die unzählige Schaar der deutschen Kinderwelt in Schule und Haus erfreuen sich jeßt des Liederschaßzes, den L, Erk aus dem Schachte der deutschen Vergangenheit, Perle für Perle, her- ausgegraben hat. So hat er dem deutschen Volke den längst ver- schollenen Liederhort wiedergebraht, in welchem das Wesen des deutschen Gemüthes zum Ausdruck kommt und das Volk der Gegen- wart seine eigene Gemüthswelt aufgeschlossen findet. Dem Verdienfte seine Krone ! Z

Den Lehrern gebührt es zu allererst, sih dankbar zu erweisen für die Gaben, welche L. Erk seit so vielen Jahren der Schule geboten hat. Die Unterzeichneten sind deëzhalb zusammengetreten, um im Jahre 1876 das fünfzigjährige Jubiläum Erk's zu cinem rechten Ehrentage zu machen, und fordern hiermit alle Lehrer an höheren und niederen Schulen, alle Kreise, in denen das deutsche Volkélied in Ehren steht und der deutsche Volksgejang gepflegt wird, zur Theil- nahme auf.

Um die Feier zu einer des Mannes würdigen zu machen, bedür- fen wir bedeutender Geldmittel; und um bei Zeiten über die Art einer Stiftung \{chlüssig werden zu können, haben wir den Abschluß der Sammlungen auf den 31, Januar 1876 festgeseßt. Wir bitten deshalb, bis zu dem genannten Termine dem Seminarlehrer Strübing, Louisenstraße 4, die Beiträge für das Erk-Jubiläum ge- fälligst einzusenden.

Ueber die Nahrungs-, sowie über die Sterblichkeits- verhältnisse der Einwohnerschaft Dresdens spricht sich der bereits erwähnte Aufsaß der „Dresd. Nachr.“ wie folgt aus:

Der Fleischkonsum der Bevölkerung betrug pro Kopf:

Zunahme resp. Abnahme Zunahme

des Fleishionsum3 in der Bevölke-

Prozenteu pro Kopf der rung in Pro- Bevölkerung gegenüber zenten gegenüber Pfund. dem Vorjahre. dem Borjahre. 125,29 125,13 127 50 136,03 142,35 148,30

0,13 3,28 + 1,89 3,18 +- 6,69 3,03 + 9,78 2,99 —+ 3,06 2,90

d. h, die Zunahme des dur{ch\chnittlihen Fleishkonsums pro Kopf der Bewohner war stärker, als die durhschnittlihe Zunahme der Bevöl- ferungsziffer. Der Konsum von Bier ist von 1868 --1873 in steter Zunahme gewesen. Es wurden konsumirt pro Kopf der Bevölkerung : Dreêdner Lager- Fremde Lager- Einfaches Bier. und Doppelbier. und Doppelbiere. Liter. Liter. Liter. 39,70 29,83 81,14 40/80 38,71 72,68 42,15 42,46 75,08 46,81 53,39 81,86 32/72 68,86 8130 29,38 89,83 88,36 Wie ein Vergleich dieser Daten mit den oben über die Woh-

1868 1869 1570 1871 1872 1873

nungsverhältnisse mitgetheilten Ziffern nachweist, haben die Nahrungs- | verhältnisse der Bevölkerung sich günstiger, als ihre Wohnungsverhältnisse | | Arbeit entnimmt er bald der Fabel

entwickelt. Jn wie weit die leßteren auf die Kraukheits- und Sterb- lichkeitsziffer der Bewohner von Einfluß ist, vermag erst mit Hülfe der im Verein mit der Volkszählung vorzunehmenden Wohnungs- statistifk nachgewicsen zu werden.

_ Wie bisherige Erfahrungen gezeigt haben, ist keitsziffer Dresdens geringer, als die der G roßstädte.

Es verstarben anno:

Personen. Personen.

1873: 5011, d. h. bei einer Bevölkerung von 179,678=2,79 %

1004: 4069 A y 1 v v

Die anfsteckenden Krankheiten haben keinen erheblichen Einfluß auf die Sterblichkeit gehabt. 8,29 °%/% sämmtlicher Verstorbenen. Unter ursachen tretea namentlich Erkrankungen des Gehirns,

die Sterblic- meisten deutschen

den verschiedenen Todes- Krämpfe (bei

Kindern), Erkrankungen der Athmungsorgane, des Magens und der |

Därme, Tuberculosis, Lebens\hwäche, Schlagflüsse und Lähmungen, Hirnschlag, als der Vevblkerung besonders gefahrdroheud, h°rvor: 1873 waren 78,10 9/9, 1874 80,01 9% sämmtlicher Todesfälle auf diese Todefursachen zurückzuführen. Wie überall, so ist auch in Dresden die Sterblichkeit der Kinder eine erheblihe. Unter den 1873 und 1874 Verstorbenen starben : 1873 von 5011 Personen 1906, d. h. 38,01%/9 im 1. Lebenéjahre. 14 O 1091 0 L ; Nach dem Urtheile der Aerzte rührt die große Kindersterblichkeit in erster Linie von fehlerhafter Ernähruug und bei den ärmeren Klassen der Bevölkerung von mangelhafter Pflege her.

Ueber das Land Peraft auf der Westküste der Halbinsel Malacca, den britis{-malaischen Kriezsschauplaßz, hat der ermordete.Birch einen, und zwar den ersten, sehr interessanten Bericht zurückzelassen, dem folgende furze Data entnommen sind: Das wesentlihste Moment (featare) des Landes ist der Perakfluß, der fich eiwas nördlich vom n, Br. ins Meer ergicßt., aufwärts schiffbar. fih nördlich vom Fluß Kreean zu befinden, südlichen Grenzen der Provinz Wellesley bildete. des von diesen zwei Flüssen begrenzten Gebietes ist (englische) Quadratmeilen. herrschen. Birch hatte den Perak in einer Strecke von etwa 300 Meilen und beinahe alle seine Neberflüsse erforscht. Er Uferbevölkerung auf etwa 80,000 Köpfe, die im Jnnern auf 20 bis 30,0C0 Seelen. Im tiefiten Fnnern sollen gegen 10,000 Ureinwohner leben, welche von den Malayen Orang Utan, Oran Semang, Orang Baiat uud Orang Safkai genannt werden. Das Land Ufer des Perak-Flusses ist außerordentlich fruchtbar und wird von den

Er hat viele Nebenflüsse. Sein Ursprung scheint

Der Flächenraum 20 0— 3000

bebaut. In den Nohrdickicßten giebt es viel Wild, wilde Elephanten,

2 Gattungen Nashörner, wilde Büffeln, Tapire, 3 Gattungen Hoch- | U O Raf L E wild, Tiger, Leoparden und versciedene Kaßengattungen. Doch ist das | Þräge des sittlichen Ernstes und verbinden damit in glücklicher Weise

dem Wild bei- |

Rohrdicficht so undurchdringlih, daß es schwer ift, zukommen. Larut, der rördliche Theil von Perak an der Küste, ift der reichste Theil des Landes; während der Parte:kämpfe 1872 und 1873 war die Bevö|kerung auf 4000 Köpfe geshmolzen. nate nah Unterzeichnung des Vertrags von Pangkore

wunderbarer 1 eigt fih für die mannigfal- BYanille, Kaffee, Thee, Zucker, Ta-

ist ein prâchtiges Gebiet mit gesundem Klima. Dec Boden tigste Kultur, z. B. Chinchona,

baf 2c. gebaut wird,

„Lafontaine's Fabeln, überseßt von Ernst Dohm. Voll- ständige Gesammt - Prachtauëzabe mit ca. 550 Illustrationen von Gustav Doré. Beclin, 1876. W. Moesers Hof-Buchhandlung.“ Lieferung 1—3,.

Dem deutschen Publikum eine G.sammtausgabe der Lafontainz - schen Fabeln in ciner Uebersetzung darzubieten, die sih nicht bles mit der Wiedergabe des Inhalts der Originale begnügt, vielmehr auch des eigenthümlichsten Reizes derselben, der unvergleichlich anmuthcnden leichten Eleganz der Darstellung nicht entbehrt, ist ein so dankens- werthes Unternehmen, daß die vorliegende Reproduktion dieser Dich- tungen überall einer freundlichen Aufnahme versichert sein darf. Ihrem Urheber ist, nach den bisher erschienenen Proven zu urtheilen- die Lösung einer Aufgabe, die nicht geringe Schwierigkeiten in sih {loß, in überr«schendem Umfange gelungen. Er bewahrt demGedanken nicht nur in allgemeinen Zügen die ihm von dem Dichter gegebene s\prachliche Einkleidung, sondern ist durchweg bestrebt, mit dem Wortlaut zugleich anch die mannigfah wechselnde Gestaltung der Form, das bestimmte Verswaaß und fogar die Anordnung der einzelnen Zeilen und ihrer Reimverschlingungen, getreulic, nachzubilden. Bei dieser strengen Be- obachtung äußerer Treue aber läßt der deutshe Text doch keineswegs die ebenso gefällige und bequem grazióse wie frische, knappe und präg-

| voller Behandlung, durch das Dotré

184 678=2,53 % # | n_ ha e | gegenüberstehen, um nicht den behaglich gefälligen Eindruck, den der 1873 starben an denselben 10,87 %, 1874 |

| das 1y etwa 45 L-eferungen 2 S.) | die Verwendung eines vorzüglichen Kupferdruckpapiers für den Text | wie für die gesondert gedruckten Illustrationen und die in jeder Hin-

fiht elegante typographische Ausstattung die

Er ist fúr Kanonenboote etwa 40—50 Meilen strom- | „Di

I toria der bis vor Kurzem die i z | vorliegende, / gangs Es ist leiht zugänglih unnd leicht zu be- j

häßte die ?

| Wäsche und VBorrathskammer, Elf Mo- | l ] und der Wie- | derherstellung des Friedens war sie hon auf 33,000 Personen ange- | wachsen, worunter 26,0900 Chinesen und 7000 Malayen waren. Es |

Naturscenerie und | R werthe Leistungen.

Jett ist Reis die einzige Cerealie, die von den Eingebo:nen |

nante Haltung des französisGen Ausdruckcs vermissen. Das Ganze

| giebt sich so leicht und flüssig, daß der Leser kaum irgendwo daran

erinnert wird, nicht ein geistreihes Originalwerk, sondern eine Ueber- tragung aus einer fremden Sprache vor sih zu haben. Der reiche künstlerishe Schmuck, der dieser glücklichen sch{rift-

| stellerishen Leistung in der oben bezeichneten Prachtausgabe zu Theil

wurde, ist fast hon durch den Namen seines Urhebers charakterisirt.

| Auch die in Frankreich längst befannten Jllustratiouen der Lafon- | taine’'shen Fabeln, die hier in trefflichen Abdrücken der

französischen

Original-Clichés, theils in den Text gedruckt, theils auf besonderen

| Blättern, deren jede Lieferung zwei enthält, dem Werk eingefügt sind,

verleugnen weder das ergiebige Talent leichter Erfindung und cfffekt- l sih in kürzester Zeit zu einem der beliebtesten und gesuchtesten französishen Holzschnittzeichner ge- macht hat, noch die Virtuosität, mit der er si der verschiedenartig- sten Aufgaben, wenn nicht immer mit glücklihem Gelingen, so doch stets mit großem Geschick zu entledigen weiß. Ja der vorliegenden selber, bald ihrer allgemeinen Nußtzanwendung das Motiv der einzelnen Z ihnungen, die freilih oft genug vielmehr die interessante Eigenart des Künstlers hervor- treten lassen, als daß sie sih derjenigen des Dichters anzuschmiegen suchten. Das gilt vornehmlich von den großen, e'n ganzes Blatt ein- nehmenden Kompositionen. Von ihnen trifft die zur Fabel vom „Wolf und Lamm“* den Charakter der Dichtung weitaus am besten, während die Blätter, w?lche die Fatel vom „Tod und dem Holz- \h!äger“, die von ter „Schwaibe und den fleinen Vögeln" und na-

mentlich die von den „bciden Eseln“ illustriren, in ihrer effektvollen * Stimmun. dem schlichten Text viel zu selbständig und anspruchsvoll

Poet erzielt, mit ihren stärkeren malerischen Mitteln zu übertrumpfen. Für die dem Phantastischen und Grotesfen zugewandte Anschauungs-

| weise des auf diesem Gebiet vorzüglich heimi\chen Künstlers sind sie

allerdings in nicht geringerem Grade charafteristisch und deshalb gewiß auch vielen Lesern nicht minder willkommen, als die kleineren,

| bescheidener auftretenden, dabei aber zum Theil in malerischer Hinsicht schr l E U E E N : A | geistreih behandelten JUlustratioren, die an der Spitze der einzelnen Fabeln

ihren Plaß gefunden haben. Zu ihnen gesellt sich endlich noch eine

| Anzahl mehr oder minder gefälliger Schlußvignetten, für die ! | seine Phantasie nicht allzusehr angestrengt hat.

Neben dem literarischen und fkünstlerishen Werth des Werkes,

vollständig sein wird, verdient

vollste Anerkeunung. wird nicht wenig dazu bcft-

Auch diese stattliche äußere Erst einung Hinsicht-

tragen, dem Unternehmen zahireichhe Freunde zu gewirnen.

| lich der trefflichen Ueberseßung aber, die ein Anrecht auf die weiteste | Verbreitung hat, erscheint neben dem hier angezeigten Prachtwerk auch | eine wohlfeilere Ausgabe in hohem Grade wünschenswerth.

Modenzeitung „Vic- feiert mit dem

Die uns 5)

Die illustrirte Muster- Und (Berlin, Berlag von Franz Ebhardt) Eintritt in das Jahr 1876 ihr 25jähriges Jubiläum. voczüglih ausgestattete 1, Nummer des 26. Jahr- der Zeitschrift, welche zu den geachtetsten und ältesten in Deutschland gehört, enthält eine Geschichte der Mode und Mode- blätter und eine instiruktive, durch viele Abbildungen erläuterte Dar- stellung der Herstellung der „Victoria“, welche vicles Interessante bietet.

- Die Modezeitschrift „Victoria“ hat ihre Aufgabe im höheren Sinne erfaßt, indem fie alle Fragen in ihr Bereich zu ziehen ver-

stand, welche für die Frau ia den verschiedensten Phasen des Lebens

nas bei | von Bedeutung sind, So ift dieselbe zu einem Frauenblatt in der

langs betder | 3 h

| weitesten Bedeutung des Wortes geworden und im Stande, | S torlyaltur ) nr (GBoif y2 S (Ron Sth

Malayen mit Tabak, Zuckerr ohr, Tapioca, indishem Korn und Kaffee | Lng, B Unterhaltung, Nahrung für Geist, Herz und Gemüth,

| wie Anleitung

Beleh-

zu praktishem Thun zu 1pcnden. Die Erzäh lungen, Aufsäße und Gedichte der „Victoria“ tragen das Ge- anmuthige Unterhaltung und geistvolle Darstellung; Abhandlungen Über Kinderpflege, über Erziehung, Rezepte für Küche und Killer, für Winke für das Verhalten im Salon und auf Reisen wechseln ab mit Biographien der bekanntesten Schrift- stellerinnen der Neuzeit, mit Schilderungen und Beschreibungen von Land und Leuten 2c.,, und mit Berichten über die neuesten literarischen Erscheinungen. Die Jllustrationen in KupferstiÞh und Holz- schnitt sind in tünstlerisher und technisher Hinsicht anerkennens-

Bon der „Victoria* erscheinen im Verlage von Franz Ebhbardt hierselbst monatlich 4 Nummern und zwar alle 14 Tage eine Mode- nummer mit jährlich gegen 2000 Original-Jllustrationen, 200 Stickerei- Voriagen, 200 Scnittmustern, darstellend alle Arten von Toiletten- gegenständen für Damen und Kinder, Handarbeiten in reicher Aus- wahl. Jeder Modenummer is} ein großes kolorirtes Modekupfer bei- gefügt; ferner alle 14 Tage eine Unterhaltungsnummer. Der Preis beirägt 2 M 25 S vierteljährlich.

Theater.

Die Leitcr der beiden größten deutschen Hofbühnen werden in diesem Jahre das Fest ihrer 25jährigen Amtsthätigkeit als Bühnenienker feiern. Am 1. Februar 1876 werden es 25 Jahre, daß Dingel stedt die Intendantur in München übernahm und am 1, Juni 1876 ebenfalls.-25 Jahre, daß Hr. von- Hülsen. zum General-Intendanten der Köaigliben Schauspiele hierselbst ernannt wurde. Als Dramatumg wirkte Dingelstedt bereits an der Stutt- garter Hofbühne, che er den Ruf nah München erhielt.

Woltersdorff-Theater. Das Auftreten des Hen. Dis rektor Thomas als „Schelle“ in „Die Sthleihhändlezr“, sowie die Aufführung der Operette „Flotte Bursche wird morgen Freitag statifindea, und soll diese Vorstellung am Sonnabend wieder- holt werden.

Die Säkularfeier des Wiener Hofburgtheaters wird definitiv am 17. Februar begangen werden.