1876 / 8 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Jan 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Sahre nicht im Staatsdienst gewesen find, zurückzuweifen. Die Zulaffung muß verweigert werden wegen dringenden Mangels an Anmwälten an anderen Gerichten; dieser Mangel i von der Verwaltung nach Anhörung der betref- fenden Landgerichte und Anwaltskammern zu konstatiren. Die Beschränkung findet niht statt auf Personen, die 5 Jahr Rechts- anwalte oder im Staatsdienste gewesen find. Bei kleineren Gerihten kann die Zulassung wegen Verwandtschaft mit einem Richter dieses Gerichts in auf- und absteigender Linie oder im zweiten Grade der Seitenlinie verweigert werden. . Der Aus\spruh der Zulassung erfolgt durch die oberste Justiz-Verwaltungs-

Behörde z der abweisende Beschluß if zu begründen.

Zur Berihhtigung irrthümlicher Auffassungen hat der Finanz-Minister in einem Cirkularerlaß vom 5. d. M. darauf aufmerksam aemacht, daß in Bezug auf die Benugzbarkeit der Reichsfassenscheine bei Zahlungen kein Unterschied gegen den rechtlichen Zustand eingetreten ist, wie er hinsichtlich der preußishen Kassenanweisungen vorhanden war. Nach §. 3 des Reichsgeseßes vom 30. April 1874 findet im Privatverkehr ein Zwang zur Annahme der Reichskassenscheine nicht ftatt, wie ein folher Annahmezwang auch hinsihtlih der Kassenanweisungen niht bestand, und wie die Leßteren bei allen Staatskassen, so werden die Reichskassenscheine bei allen Kassen des Reichs und \sämmtliher Bundesstaaten nach ihrem Nennwerth in Zahlung angenommen und von der Reichshauptka}se jederzeit auf Erfordern gegen baares Geld eingelöst. Da der Gesammtbetrag, welcher in Reichskassenscheinen ausgegeben wird, hinter dem Betrage des seither in Deutschland cirkulirenden Staatspapiergeldes er- heblih zurückbleibt, und im öffentlihen Verkehr ein lebhafter Begehr nah folhen Papiergeldzeichen vorhanden ist, so ift nicht anzunehmen, daß den Königlichen Kassen von Privatpersonen bei der Empfangnahme von Zahlungen die Annahme von Reichs- kassenscheinen verweigert werden sollte.

Die Noten der Reichsbank find bei allen Reihsbankanstalten jederzeit zum vollen Nennwerth in Zahlung anzunehmen, und ift die Reichsbank verpflichtet, dieelben bei ihrer Hauptkasse in Berlin f\ofort auf Präsentation, bei ihren Zweig- anstalten, soweit es deren Baarbestände und Geldbedürf- nisse gestatten, dem Inhaber gegen coursfähiges deutsches Geld einzulösen (88. 4, 18 des Reichsbankgeseßes vom 14. März 1875). Eine Verpflihtung zur Annahme der Bank- noten bei Zahlungen findet nit stait und besteht insbesondere au für die Königlichen Kasen keine bezügliche geseßliche Ver- pilihtung (8. 2 a. a. O.). Der Finanz-Minister hat jedo be- ftimmt, daß die Reihsbanknoten von den Königlichen Kassen bei allen den Nominalbetrag der Noten er- reihenden überfieigenden Zahlungen anzu- nehmen fi ie Königlichen Kassen werden die Reihsbank- noten demnähf ihren Zahlungen wieder zu benugen haben, indem zu ermwart , daß dieselben als ein beliebtes Zahlungs-

Hand gehen werden. 5 vent. Präsentation von Reihhsbanknoten bei den Bankanfialten behufs Umwehslung gegen Reichsgold- münzen bleiben die Anordnungen des Cirkularerlasses des Finanz-

t 15 2 A O6 D orn 6 D i 7 Ministers vom 26. November v. I. in Kraft. rort s Ae 1" 5 l die î Preußischen Bank, und zwar sowohl die in = Lr111 ala No f tre ama nenof hrung, als die in Reichswährung ausgestellter zu betraten.

Nach der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 16. De- her Reichs-Anzeiger pro 1875 Nr. 297) sind D (Ill, rung, Bank- noten in allen rechtlihin Beziehungen als Noten der Rei{hsbank Hiernah find nah der Bestimmung des Finanz- Ministers auchch die auf Thale lautenden Noten der Preu-

uf weitere Bestimmung in Zahlung zu neh- Â d cs hinfihtilich der Preußischen Tblr. bei den Anordnungen ; 5 sein Bewenden

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revierverwalters Speyer waren Proteste eingegangen, über welche indeß, da fie sich nur auf Verleßung unerhebliher Formalien stützen, hinweggegangen und die Gültigkeit sämmtliher Wahlen anerkannt wurde. Eine längere Debatte entspann sich gelegent- lih des mündlihen Referats des Ausschusses für die Geschästs- ordnungskommission über den Antrag von Eike auf Vertheilung der Mitglieder des Landtags in vier Abtheilungen. Namens der Kommission referirte Abg. Dr. Riedel-Waldenburg; derselbe mo- tivirte eingehend den Antrag der Kommission, welhe dem Land- tag empfahl, den Antrag von Eike abzulehnen, und dem Vor- sißenden das Recht zu übertragen, die Vorschlagsliste für die Wahlen ad hoc, um die es \sih hier allein handle zu entwerfen. Die Versammlung stimmte den Anträgen der Kom- mission bei.

In der heutigen Sißzung des Provinzial-Landtages machte nach Verlesung einer Anzahl Petitionen der Landtags- Kommissarius, Ober-Präsident Graf von Arnim-Boygzenburg, im Auftrag der Minister der Finanzen und des Jnnern dem Vor- sißenden schriftlich Mittheilung hinfihtlich der Renten und Kapitalbestände, welhe dem Provinzialverbande von Schlesien auf Grund des Dotationsgesezes zu überweisen sind. An JIahresrenten hat der Provinzialverband von Schlesien im Ganzen die Summe von 4,162,403 # vom 1. Januar ab zu erhalten. Auf die Provinzialdotation is der aus der Staats- kasse zur Errichtung des Ständehauses in Breslau gewährte Zuschuß von 150,000 A, welher vertragsmäßig am 15. No- veinber 1876 zurückzuzahlen if, in Abrechnung zu bringen. Das Sthreiben wurde dem Finanzausshuß überwiesen. Ebenso wurden bei Eingang in die Tagesordnung eine Reihe von Vor- lagen in erßer Berathung theils durh Ueberweisung an die entsprehenden Ausschüsse und Kommissionen, theils durch den Beschluß erledigt, daß dieselben in einer der nähften Sißungen zur zweiten Berathung gelangen follen.

Gelegentlih der ersten Berathung der Vorlage der Landes- deputationen, betr. die BZinsenübershüsse der Provinzial- Hülfskas\se, bemerkte Abg. v. Göß Namens der Petitionskom- mission, daß nach §. 20 des Reglements und den Allerhöchsten Erlassen vom Jahre 1854 und 1862 drei Viertel des Zinsen- gewinnes zu öffentlihen, allgemeincn wohlthätigen Zwecken zur Verwendung kommen folle, Der bisherige Provinziallandtag habe die Praxis geübt, die Uebershüsse auch zu an- deren Unterstüßungen, Hauptsähli} von Beamten provinzial- ständiscer Institute, resp. deren Wittwen, zu gewähren. Es sei der Petitionskommission zweifelhaft gewesen, ob der jeßige Landtag diese Praxis noch weiter gelten lassen dürfe. Mit Rücksicht auf die bereits zahlreih eingegangenen Petitionen dieser Art beantragte Redner Namens der Petitions-Kommission : „der Landtag wolle vorläufig und bis zur definitiven Regelung der Angelegenheit die bisherige Praxis der Verwendung der Zinsen-Uebershü}sse der Provinzial-Hülfsfasse beibehalten.“ De Landtag beschloß, die Vorlage und den Antrag v. Göß dem Finanzausshu}se zu überweisen und denselben zu ersuchen, mög- lihfst bald Bericht zu erstatten. Die Vorlage der Landeédepu- tation, betreffend die Prolongation der Zinsgarantie für die Kettenschlepp\chiffahrt auf der Oder, ward nah längerer Erörterung, an der sich die Abgg. Dr. Honigmann,

erzag von Ujeft, Dr. Websky, Graf Henckcl von Donnersmarck, Ir. Immerwahr, Dr. Lewald, von Forckenbeck und Graf von Büdler-Schweidnit betheiligten, einem besonderen Ausschusse von 7 Mitgliedern überwiesen. Es folgten Aus\schußwahlen.

Bei dem Diner, wel{hes der Ober-Präsident der Provinz Schlesien, Graf von Arnim-Boytenburg am 6. d. M. den Mit- gliedern des Provinzial-Landtages und den Spitzen der Behör- den gab, brate derselbe folgenden Toast auf Se. Majestät den Kaifer und König aus:

e Meine Herren! JecH durfte bereits, als ih die Ehre hatte, die S itungen des Provinzial-Landtages zu eröffncn, darauf hinweisen, ein wie wihtiger Schritt mit dem Zujammentreten dieser Versamm- ung geschehen sei, wie szine Berathungen auf lange Zeit hinaus eine estimmende Bedeutung für das Wohl der Provinz baben würden,

Von der gleichen Ueberzeugung durchdrungen, sind Sie, meine Herren Mitglieder des Provinzial-Landtages, an Ihre Arbeiten ge- gargen, und indem ich denselben einen ebenso erfreulihen Fortgang wünsche, wie fie ihn biéber gehabt haben, möchte ih ein Gefühl zum Auédruck bringen, in welchem sich diefe meine herzlichen Wünsche für Sie, meine Herren, und füc die Provinz konzentriren.

Es ist j1 richtig, daß die Staatsverwaltung und die provinzielle Selbstverwaltung die Geseßgebung eine neue Abgrenzung und Regelung ihrer Befugnisse und Geschäftökreise, ihrer Rechte und

erfahren : Nber deshalb sollen sih beide nicht kalt 1 zar feindlich gegenüberstehen. Nein, meine ch die Hände reichen, sie sollen in gemeinsamer, emselben edlen Ziele zustreben, sie sollen mit

Sorgfalt, gleicher Treue das Wohl der Ein-

damit das Wohl des gesamraten großen

meine Herren, ihre Arbeit auf j eröffnet ist, begonnen ; so will auch fien auf dem mir zugewiesenen Gebiete 3 dies unser Aller fester Entschluß, das lassen indem wir auf das Wehl des theuren Herrschers ¿väterlicher Gesinrung dieser Geist der Eintracht 1 Arbeit am meisten entspricht, des Musters der und der unermüdlichen Hingebung an das jünaft diese treue Provinz in wahrer, Se. Majestät, unsec Allergnädigster

e ho, ho, hoch!“

8, Januar. Der

3, sische Provinzial- gte in seiner gestrigen

f I pag ——

si ißung in crster Bera- sagen, betr. die Waisenanftalt in Langen-

sowie die Unter-

chaftlicher Lehranstalten, die Verord- Fischereigesezes, das Reglement zur

Ausführung de iehseuchengesezes durch Ueberweisung an entsprehende Kommisfionen. Darauf folgte die erste Berathung der Vorlage, betreffend die Angelegenheiten des Ständ ehau- ses. Abg. Listemann kündigte an, daß er seinen Antrag selbst modifiziren werde, Der ursprünglihe Antrag lautete: Der Brovinziallandtag wolle beschließen: „Der Provinzial- Provinzialaus\huß und der Landes-Direktor

haben ihren Amtsfig in der Provinzial-Hauptstadt Magdeburg.“ Antrages hatte folgenden Wortlaut: „1) der Provinzialaus\chuß u1d der Landesdirektor haben ihren Amtssig in der Provinzial-Hauptstadt Magdeburg; 2) der Pro- vinzia!aus\chuß wird beauftragt, dem Provinziallandtag bei dessen nähstem Zusammentreten eine Vorlage über Herstellung eines definitiven Sizungslokales und die dafür aufzuwendenden osten zu unterbreiten und zwar für die beiden Fälle,

Stat Magdeburg unter Berü-

Offerte, b, in der Stadt Merseburg erfolgen soll.“

C Graf Wintzingerode dankte sodann der Staatsregierung für die zur

Disposition gestellten Räumlichkeiten und stellte den Antrag, die Staatsregierung solle ersucht werden, den Schloßgartensalon noch ferner dem Provinziallandtag zur Disposition zu {tellen bis zur Beschaffung anderer Lokalitäten. Nachdem Ober- Präsident Frhr. v. Patow erklärt hatte, dem Antrag Wingzingerode beistimmen zu können, ward der Antrag einstimmig angenommen. Die übrigen Vorlagen gingen an bezüglihe Kommissionen resp. den Landtagsvorstand. Schließlih wurde die Etatskommission durch Afkklamation gewählt.

Die heutige Sizung des Landtages wurde hauptsählich durh die erste Berathung des Antrages Listemann, betreffend Ver= legung der Provinzialverwaltung nach Magdeburg, (auf Grund des bekannten Anerbietens der Stadt Viagdeburg) in Anspruch genommen. Abg. Seffner bemerkte, daß auch die Stadt Merseburg bereit sei, das Areal zu etwa nöthigen Er= weiterungsbauten unentgeltlih abzutreten, auch die Enishädigung zu übernehmen, welche für die Benußung des Sizungss\aales von der Staatsregierung etwa gefordert werden möchte. Er be- ftritt, daß eine Frage vorliege, die ledialih eine finanzielle Be- deutung habe, und beantragte „die Wahl einer besonderen Kom-=- mission zur Vorberathung“ ein Antrag, der genehmigt ward. Abg. Hasselbah fragte an, wo nah der Meinung des Ober - Präsidenten der Siß des Provinzialraths sein müsse, da dies auf die Entscheidung der Frage von Einfluß sei. Ober-Präsident Frhr. v. Patow entgegnete, er halte sih für berechtigt, den Provinzialrath dorthin zu berufen, wo der Siß des Ober-Präsidiums fei; in Ausnahmefällen würde er aber gern bereit sein, die Sizungen au anderswo abzuhalten. Es ent- \pann ih nunmehr eine sehr lebhafte Debatte, an der sich die Abgg. v. Krosigk, Gneist (Halle), Listemann, v. Gerlah, Sombart, Hafsela bah, Brecht, Ober-Präsident Frhr. v. Patow, v. Lattorf bethei- ligten; \{chließlich wurde der Antrag einer Kommisfion von 14 Mit= gliedern überwiesen. Es folgte die Berathung des Antrages v. Nauh» haupt, betreffend die Vereinigung der in der Provinz bestehenden öffentlihen Feuersozietäten. Nachdem der Antragsteller die- sen Antrag mit der Verschiedenartigkeit der bestehenden öffent- lihen Sozietäten der Provinz, ihren Reglements und ihren Re- sultaten noch des Weiteren motivirt hat, ward der dahingehende Antrag, den Provin zialaus\{chuß mit der Vorberathung dieser Fragen zu betrauen, in erster und zweiter Berathung angenom- men; ebenso der Antrag desselben Abgeordneten, betr. einige Abänderungen des Reglements der sächsishen Landfeuersoziectät.

Hierauf folgte die erste Berathung des Antrages der Abgg. Heppe und Sauer, betreffend Vertheilung der Provinzial- abgaben. Derselbe lautet:

Der Provinzial-Landtag wolle beschließen: „Die Vertheilung der biéher nah der Kopfzahl den einzelnen Kreisen auferlegten Pro- vinzialabgaben in Gemäßheit des §8. 109 der Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 {on vom laufenden Jahre an nah Maßgabe der in den 8F§. 106 und 107 der Provinzialordnung enthaltenen Grundsäße über die Vertheilung der Provinzialabgaben zu be- wirken.“

Nach längerer Erörterung, an welcher fich die Abgg. Heppe,

v. Lattorf, Graf v. Wingzingerode, Sombart, v. Wedell betheiligten, wurde derselbe in erster und zweiter durch den Abg. Sombart bean- tragter Berathung mit großer Majorität angenommen. Die Vorlage, betr. den Uebergang von Fonds des Staatshaushalts auf den Provinzialverband, wurde ohne weitere Diskussion der Etats- kommission überziesen, worauf {ließlich die Wahl einer Kom- mission von 7 Mitgliedern zur Vorberathung des Reglements in Ausführung des Viehseuchengesezes erfolgte.

Mecklenburg. Schwerin, 9. Januar. In ciner Groß- herzoglichen Verordnung vom 27. Dezember is au das Statut fr ote allgemeinen Livchlimien Berhaltnisse der Israeliten in Ausführung des Civilstandsgeseßes abgeändert. Es betrifft das auf Erfordern des Prozeßgerichts abzugebende Erachten des Landesrabbiners über eine nah jüdishem Rechte zu beurtheilende Rechtsfrage in Ehestreitigkeiten israelitischer Parteien, und ferner die Bestimmung: „Die Ausstellung des sog. Scheidebriefes ist für die staatlihe Gültigkeit der Gheschei- dung ohne Bedeutung.“

Neufireli8, 8. Januar. Die „MeUir, Zig. meldets Se. Königlihe Hoheit der Großherzog ift mit Ge- folge Heute Mittag nah St. Petersburg, Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog nah Italien abgercist. Se. König- liche Hoheit der Großherzog trifft zum Geburtstage Sr. Hoheit des Herzogs Georg im Michael-Palais ein, um dort die Feier Höchftdessen silberner Hochzeit mît demselben und mit Ihrer Kaiserlihen Hoheit der Großfürstin Catharina zu begehen.

Sachsen - Coburg - Gotha, Coburg, 7. Januar. Der H erzog Ernft ist gestern zum Besuche des Herzogs Georg nah Meiningen gereist und begiebt \sich von da aus heute nah Gotha, um daselbsi die Winterresidenz zu beziehen.

Lippe. Detmold, 10. Januar. Die in Folge des Ab- lebens des Fürsten Paul Friedrih Emil Leopold bis auf E augeordnete Landestrauer soll bis zum 15. d. M. auern.

Bremen, 6. Januar. Die Bürgerschaft hatte gestern für den ausgetretenen Dr, Emil Meinerßhagen einen neuen Präsidenten zu wählen. In Vorschlag kamen die bisherigen beiden Vize- Präfidenten Dr. Adami und Heinrich Claussen, von denen der leßtere gewählt wurde. Dr. Adami lehnte die Wiederwahl zum Vize-Präsidenten ab. Zum Vigze- Präsidenten wurde der erste Syndikus der Handelskammer Pr. Herwann Meier und zuw. Richter Dr. Mohr gewählt. Aus Anlaß des Jahresberichts der Sanitätsbehörde wurde beshlo}sen, auf chemische Untersuchung des hiesigen wie des von auswärts eingeführten B iers durch den Staat zu dringen, der betreffenden Behörde die regelmäßige Veröffentlihung des Befundes aufzugeben, und Beschleunigung der Pläne und Vorarbeiten für eine \yste- matishe Kanalisation zu verlangen. Die Budgetkommission veranschlagt das diesjährige Defizit des Staates auf nahe an zwei Millionen Mark, Alle irgend entbehrlihen Ausgabe- posten, z. B. auch der Neubau der Navigationsschule, sind ge- ftrichen. Zur Deckung des Defizits werden vorgeshlaçzen: Er- höhung der Einkommensteuer von 2 auf 3 Prozent, ein Ver- mögens\choß von F Prozent, Erhöhung der Grundsteuer und der Miethesteuer um ein Viertel.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 10. Januar, Die „Wiener Abendpost“ ift ermächtigt, die von der „Times“ gebrahte Nach- riht, daß der öôsterreihisch - ungarishe Botschafter ¿in Konstantia nopel der ottomanishen Regierung von dem Jnhalte der Cir- fulardepeshe Andrasy's vom 30. v, M. vertraulih Kenntniß gegeben habe, für cine grundlose Erfindung zu erklären. Auch die „Politishe Korrespondenz“ bezeihnet die ganze Version als vollständig grundlos, denn der von det drei Kaisermächten vero

einbarte Reformentwurf konnte niht von Oesterreich-Ungarn in dem Momente zur Kenntniß der Pforte gebraht werden, wo bezüglih desselben die diplomatishe Aktion bei Frankreih, Eng- land und Jtalien eingeleitet wurde.

Niederlande. Haag, 5. Januar. Dem Kolonien- Ministerium if ein Telegramm des General-Gouverneurs von Niederländish-Indien zugekommen, nah welchem dieser folgende telegraphishe Meldungen des General-Majors Pel aus Atchin vom 31. Dezember erhalten hatte: „Am 27. wurde, bei der Fortsezung unserer am 26. Dezember begonnenen Operationea, Kotapang Dua, am 28, Loeng (südwestlih von Kotapang Dua) genommen und besezt. Bei der Besiznahme von Kota- pang Dua durh unsere Truppen wurde von dem Feinde infolge der Tags vorher von ihm erlittenen Verluste kein Widerstand geleistet. Auch die Einnahme von Loeng kostete uns keine Verluste. Bei Djempit leistete der Feind einigen Widerstand. Am 30. Dezember rückte eine Kolonne in der Rich- tung von Pakam Badak vorz; sie kam an diesem Tage bis Lam- basanz hier war der Widerstand heftig. Die agirenden Truppen find von vorzüglihem Geiste beseelt. Der Gesundheitszuftand ist günstig, außer bei den Barissans von Bangkalla. Vom Be- giune der Aktion an hatten wir trockenes Wetter. Auf unferer Seite fielen vier Soldaten und wurden drei Offiziere verwundet, Nach eingegangenen Berichten zeigen sich Simpang Olim und Tandsong Semantoh nun geneigt zur Unterwerfung.“

Großbritannien und Jrland. London, 8, Januar. Der Hof kehrt, den bis jezt getroffenen Dispositionen zufolge, am 16. Februar von der Insel Wright nah Windsor zurü. Die Königin hat Commodore Six John H. Glover zum Gouverneur von Neufundland ernannt. Derselbe orga- nisirte während des leßten Aschantikrieges an der Goldküste eine aus Eingeborenen bestehende Streitmacht und marschirte an der Spitze derselbea nah Kumassie. Lord Derby, der Minister für auswärtige Angelegenheiten, macht in der „Londoner Gazette“ be- fannt, daß nah den Berichten, die im Auswärtigen Amt von dem britishem Gesandten in Madrid und den englishen Kon- \suln an derx spanishen Nordküste eingegangen sind, britische Schiffe, welhe in Häfen an der cantabrishen Küste einlaufen, häufig Gefahren durch das Feuern der an vielen Punkten der Küste errichteten carlistishen Batterien ausgeseßt sind. Die als besonders gefährliÞh bezeihneten Punkte find Guetaria, San Sebastian, Pasages und Matrico. Aber die ganze spanische Küste öfilih von Bilbao sollte von hritishen Schiffen vermieden werden, da carlistishe Batterien in Zwischenräumen längs der Küste stationirt sind und auf Alles feuern, was sich nähert. Die Küste im Westen von Bilbao wird als ungefährlih bezeichnet, wit der Ausnahme eines kleinen Strihes zwishen Sommorostro und Castro Urdiales, wo Carlisten gelegentlich zu finden sind, Aus Lucknow meldet das Reutersche Bureau vom 7. d. M.: „Der Prinzvon Wales verließ Benares, die heilige Stadt der Hindus, gestern Abend nah 8 Uhr, wurde in Fyzabad von Sir George Couper empfangen und kam in Lucknow kurz nach 5 Uhx an. Die Einwohnerschaft empfing Se. Königlihe Hokteit mit jedem Merkmal der Herzlichkeit und Achtung. Die Straßen, welche der Prinz auf dem Wege nah dem Regierungsgebäude passirte, waren geschmackvoll dekorirt, und es hatten sich Massen von Eingeborenen eingefunden. Heute Nachmittag empfing der Prinz, umgeben von scinem Gefolge, die europäishen Einwohner und begab sich hierauf nah dem alten Gesandtschaftsgebäude, welhes erx aufmerksam in Augenschein nahm. Dann legte dcxr Prinz den Grundstein des Northbrook-Monuments, wel- ches im Garten den eingeborenen Soldaten, die in der Verthei- digung des Cesandtschaftsgebäudes fielen, errihtet werden soll. Es wurde cine Adresse verlesen, auf welhe der Prinz cine Er- widerung ertheilte, in der er die Tapferkeit der Gefallenen lobte. Dann wurde Sr. Königlichen Hoheit cine große Anzahl von Veteranen, welche gegen die Rebellen gekämpft hatten, vor- gestellt, Die gesammte Garnison war bei der Feierlichkeit zu- gegen. Heute Abend wird ein Galadiner gegeben, worauf cin von den Talukdars von Oude organisirtes Fest stattfindet. Morgen begiebt sich der Prinz auf eine Eberjagd. Die Stadt ist glänzend illuminirt.

Frankreich. P'aris, 10. Januar. (W. T. B.) Die Aben d- blätter bringen genauere Mittheilungen über die zwischen den Ministern entstandenen Meinungsdifferenzen wegen des von dem Kabinet für die bevorstehenden Wahlen aufzuftellenden Programms. Nah denselben hätten diese Differenzen die Minister Léon, Say und Dufaure veranlaßt, ihre Demission zu geben. Wie der „Agence Havas“ versichert wird, wären indessen alle Schwierigkeiten in einem heute Nachmittag stattgehabten Minister- rathe beseitigt, in welchem das Wahlprogramm des Kabinets vereinbart wurde. In Folge dessen würde auch in der gegen- wärtigen Zusammenseßung des Ministeriums keinerlei Aenderung eintreten.

11. Januar. (W. T. B.) Der Minister der Au 3wär- tigen Angelegenheiten, Herzog von Decazes, ist im 8. Arron- dissement von Paris als Kandidat aufgestellt worden. Wie die „Agence Havas“ erfährt, soll der Herzog von Decazes viel zu dem Ausgleich der im Ministerium stattgehabten Differen- zen beigetragen haben.

Türkei. Belgrad, 10. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sihung der Skupschtina wurde von 20 Abgeordneten ein Antrag eingebracht, dahin gehend, den früheren Kriegs- Minister wegen Verleßung der Verfassung durch Ausschreibung einer außerordentlichen Abgabe zur Erhaltung der Volksmiliz und zu Lagerübungen in den Anklagezustand zu versetzen, Der Antrag wurde einem Ausschusse Überwiesen.

Wie dem ,„Telegraphen-Korrespondenz-Bureau“ aus Belgrad gemeldet wird, beabsichtigt die serbishe Regierung, da die Aufnahme einer Anleihe im Auslande gescheitert. ist, der Skupschtina cine Gesehvorlage wegen Ausschreibung einer in- ländischen freiwilligen Anleihe vorzulegen.

Schweden und Norwegen. Christiania, 6. Januar. Der baare Bestand der Staatskasse betrug am 31. Dezem- ber 1875 2,407,000 Species gegen 2,518,000 Species zur selben Zeit des Vorjahres. Außerdem is von der Staatsanleihe von 1874, wovon die legte Rate jeßt zur Zahlung verfallen is ein Betrag von ca. 11/, Millionen Species bisher noch nicht eingezegen.

Dänemark. Kopenhagen, 10. Januar. Das Folke- thin g nahm in seiner vorgestrigen Sizung den Gesehentwurf, betreffend eine interimistishe Erweiterung der Seeoffizierschule, in dritter Lesung einslimmig an, und geht dasselbe jeyt zum Landsthinge. Hierauf wurde Bojsens Interpellation an den Justiz-Minister in Berathung genommen: „Gedenkt der Justiz- Minister eine sahkundige Untersuchung vornehmen zu lassen, betref- fend die Verwaltung der Stiftung König Friedrich des Siebenten

für hülflose und verlassene Mädchen, besonders aus den unteren Ständen auf Jägerspris?“ Bojsen hob hervor, daß die Ober- auffiht des Staates über diese Stiftung, an die sich ein allge- meines öffentliches Interesse knüpfe, da sie die reichste im Lande sei und eine der tiefsten und gefährlihsten Wunden der Gesellschaft zu heilen versuchen \folle, eine besonders kräftige sein müsse, Die jetzige Verwaltung habe seiner Meinung nah die Pietät gegen den verstorbenen König und die Statuten der Stiftung durch ihre eigenmächtigen Handlungen verlegt, Der Justiz- Minifier antwortete, daß die Stifterin (Lehnsgräfin Danner) die Stiftung als eine private und nit als eine öffentlihe Institu- tion betrahtet wissen wollte, und das Einschreiten des Staats nur wünschte, im Falle die Verwaltung sih wesentlicher Verstöße gegen die Statuten zu Schulden kommen lasse oder mit den Mitteln der Stiftung unverantwortlih umgehe. Die im Inter- esse der Stiftung getroffenen Maßnahmen hätten seine Zu- stimmung exhalten, und trage er allein alle Verantwortlichkeit. Der Minister fordert Bojssen und jeden Andern, der über die Verwaltung der Stiftung zu klagen habe, auf, präzisirte An- klagen einzureihen, denn dies fönne ex doch zu wenigsten ver- langen, ehe er ehrenhaften Männern gegenüber zu einer krimi- nellen Untersuhung \chreite. In der Debatte, welhe der Inter- pellation folgte, wurde von mehreren Rednern darauf hingewie- sen, daß diese Angelegenheit, als eine private, gar nicht im Reichs- tage hätte zur Sprache kommen dürfen.

Amerika. Der „Times“ wird von ihrem amerikanischen Korrespondenten unterm 6. d. per Kabel gemeldet: Der Sonder- aus\chuß des Repräsentantenhauses über die Cen- tennial-Ausftellung beshloß heute einstimmig, einen Staats- zushuß für die Ausstellung zu befürworten. Demgemäß wurde eine Vorlage im Hause eingebraht, welhe zu diesem Zwelke 1,500,000 Dollars appropriirt. Die Vorlage wird am Montag in Erwägung gezogen werden. Heute nazm das Haus einstimmig eine Refolution an, welche erklärt, daß die offenbare Neigung und Absicht der Männer, welche sich in dem jüngsten Bürgerkrieg einander bekämpften, künftighin sih als Angehörige eines einzigen Volkes die Hände zu reichen, ein höchst glückverheißendes Ereigniß des Centennialjahres sei, und daß, während das Volk somit eine Anstrengung mache, mit einander in Frieden zu leben, dessen Vertretec im Kongresse nihts un- nöthiges thun sollten, um die uun herrschende patriotische Ein- trat zu stören oder die bitteren Erinnerungen der Vergangen- heit wieder zu beleben.

(W.T. B.) Nach einer über London, 10. Januar, eingegange- nen Meldung aus Philadelphia vom 9. Januarwird der Ansicht, daß die Konzentrirung der amerikanischen Flotte in Port Royal mit eirer Aenderung der nordamerikanischen Politik be- züglih Kubas zusammenhänge, in Regierungskreisen twider- \sprochen und darauf hingewiesen, daß es sih lediglich um die Ausführung des \{chon seit längerer Zeit verfolgten Projektes handle, Port Royal statt des ungesunden Hafens von Key-West zur Marinestation zu machen.

Asien. Nach neueren Nachrichten aus Hinter-Indien be- stätigen sh die Berichte, welche mehrere Blätter vor einiger Zeit Über Verwickelungen an der Siamesish-Birmanischhen Grenze brachten, niht. Dagegen habe die Siamesische Regierung feit einiger Zeit eine Invasion der Cheen-Haus, eines an der Ostgrenze des Reichs ansässigen, ihr tributiven Stammes zu bekämpfen, und soll es ihren Truppen in der lezten Zeit ge- lungen sein, den Eindringlingen Halt zu gebieten.

China. Amoy, den 17, November. Aus dem hier un- längst veröffentlichten Jahresbericht des chinesischen Zollinspektors dürfte die auf den Passagierverkehr im Hafen von Amoy während des Jahres 1874 bezügliche Stelle von allgemeinerem Interesse sein.

Dieselbe lautet wörtlih wie folgt: „Jm Laufe des Jahres 1874 sind 493 Europäer und 16,461 Chinesen in Amoy an- gekommen ,. dagegen 251 Europäer und 19,602 Chinesen von dort abgereist. Diese Zissern erreichen nicht jene des Paf- \sagierverkehrs von 1873.

Die Verordnung des Gouverneurs der „Straits Settle- ments“ vom 5. Oktober 1874, welhe das Reglement für die Passagierschiffe enthält, hat viel dazu beigetragen, die Ueber- füllung von Schiffen, welhe für die gedachten Niederlassungen bestimmt find, zu verhindern.

Nichtsdestoweniger verlassen noch immer Schiffe den hiesigen Plat, welhe nah Siam, Renon 2. bestimmt eine über- näßige Zahl von Passagieren an Bord haben. Es is zu be- dauern, daß, während England, die Vereinigten Staaten und Deutschland für die unter ihrer Flagge segelnden Schiffe Regle- ments besizen, welche sih auf die zulässige Zahl der aufzuieh- menden Vassagiere und die nothwendige Einrichtung der Schiffe 2c. beziehen und deren Ausführung Seitens ihrer Konsuln streng überwacht wird, andere Nationen anscheinend \solchzer Verordnungen entbehren, und daß Schisse unter deren Flagge Amoy verlassen, welhe nah andren Hâfen, als den „Straits Settlements“ bestinimt eine solhe Menge von Men- {hen an Bord haben, daß die Humanität und das gewöhnliche Schicklichkeitsgefühl dadurch verleßt werden. Die Verdedwe dieser Schiffe erscheinen {warz durch die darauf gleih einem BVienen- \hwarm zufammengedrängten menschlihen Wesen; sie haben nicht Boote genug, um den achten Theil ihrer ledenden Fracht zu retten, und ih nehme keinen Anftand zu behaupten, daß, wenn ein Unfall auch nur ein halbdugend Meilen außerhalb des Hafens sich ereignen sollte, der Verlust an Menschenleben entseglich sein würde.

Die Zollbehörden haben keine Macht sih ins Wiittel zu legen, da die Bestimmungen über Exierritorialität in den Ver- trägen diese Befugniß den Konsuln verleihen, welche in diesem Hafen Kaufleute sind und vielleiht als Agenten der betreffenden Schiffe oder anderweitig dabei interessirt sein mögen. Jch hege keinen Zweifel, daß früher oder später \sich irgend ein \chreckliher Unglücksfall zutragen wird, und ih er- warte, daß, wenn ein fsolher eintritt, der Hafenkommissär die Proteste bekannt machen wird, welche an seine Behörde gegen die Ueberfüllung von Schiffen erhoben worden sind. Es mag fein Gesey geben, um Leute zu verhindern, chinesische Bauern, welhe die ihnen drohende Gefahr niht ahnen, in ein Schif} von der oder jener Nationalität zu stopfen, bis es einem Slklavenschiffe gleichsieht; aber es is angezeigt, dem Publilum klar zu machen, daß die ZoUbehörden alles gethan haben, was in ihrer Macht lag, um ein Gebahren zu hemmen, welches nur als \{himpflid) bezeinet werden kann,“

Vereinswefsen. Der Verein für Besserung entlassener Straf- gefangener hielt am Montag Abend îm Sißungssaale der Haus- voigtei seine erste diesjährige Versammlung ab, in welcher zunächst

Mittheilung von der nach den Beschlüssen der vorigen Versammlung erfolgten Bertheilung der diesjährigen Weihnachtéstipendien gemacht wurde. Hieran {lossen sich die Berichte der einzelnen Pfleger, welche im Allgemeinen konstatiren konnten, daß die Zahl der sih gut auf- führenden Pfleglinge die der rückfälligen in erfreulihec Weise über- rage; für Einzelne ist die bestandene Strafzeit sogar von wesent- lich besserndem Einfluß avf ihre Führung gewesen. Ju der Zahl derer, welche sich der fördernden Unterstüßung des Vereins gegenüber taub gezeigt haben, Überwiegen diejenigen, welche, Feind aller festen Beschäftigung, ein unstetes, vagabondirendes Leben vorziehen und trolz aller Bemühungen der Pfleger nicht aufzufinden waren, J

A Statistische Zèachrichten.

Die Gesundhettsverhäaltntisse Londons in 1875. In London wurden während der 592 Wochen des verflossenea Jahres 122,871 Geburten registrirt, d. i. 1477 mehr, als in 1874, Die Zahl der Todesfälle in 1875 belief sich auf 81,513, d. i. 4907 mehr, als im Jahre vorber. Das jährliche Sterblichkeitsverhältniß stellte sich auf 23,7 pro 1C00 Einwohner, das yöchste seit 1871. Die größte Sterblichkeit verursachien arsteckende Krankheiten. So starben an den Pocken 74, an den Masern 1427, am Scharlachfieber 3657, an Diphtherie 546, am Keuchhusten 3232, am Typhus 1282 und an Diarrhoe 3198. * In Armenhäusern und Hospitälern starben 13,773 und 2852 Personen starben eines gewaltsamen Todes. Von den ver- storbenen Personen waren 19,892 Kinder im Alter unter cinem Jahre.

Die Bevölkerung Finnlands betrug am Schlusse des Fahres 1874, zufolge eines vom Statistischen Bureau in der Finnl Allgem. Ztg.“ veröffentlichten Berichts, 1,882,622 Personen : dieselbe hat fich in den vier Jahren von 1871—1874 um 115,431 ‘Personen vermehrt, :

Kunft, Wissensbaft und Literatur.

Berlin. Äm 8. d. Mts, Abends ist der Ober-Konsiitorials Rath Professor Dr. Twesten im 87. Lebensjahre nah langen Leiden gestorben. August Deilev Christian Twesten war am 11, April 1759 zu Glückstadt in Holstein geboren, studirte zu Kiel Theologie, ward dann Gymnasiallehre: zu Berlin, 1814 Professor der Theologie zu Kiel und wurde im Fahre 1835 an die Universität Berlin berufen, um hier den Lehrstuhl Schleiermachers einzunehmen. Twesten wurde auch Mitglied des brandenburgischen Konsistoriums und später des Evangelischen Ober-Kirchenraths. Sein Hauptwerk: «Vorlesungen über die Dogmatik der evangelisch-lutherishen Kirche* (1. Band zuerst 1826 zu Hamburg erschienen) hat mehrfache Auflagen erlebt. (Vergl. das heutige Feuilleton.) :

Die Mittheilung des „R. T.“ berichtigend, theilt die „Nstr. Ztg.* mi, daß die Gattin Friß Reuters dessen säammiliche Werke (also nicht die ganze Bibliothek des Dichters) der Bibliothek des Museums in Neubrandenburg zum Geschenk gemacht hat. Kurz vor Weihnachten trafen die Bücher alle in geschmackvollem Ein- bande unter der Adresse des Hrn. Bürgermeisters Ahlers, als Vor- sißenden des Mufeumvereins, da/felbst ein.

Die „Academy“ meldet, daß die Briefe von Lieutenant Cameron sammt einer Karte am 5. Januar in London eintrafen, aber daß er selber in Loanda durch Krankheit zurückgehalten werde. Er kam am 7. November in KatambLila, einex Vorstadt von Ben- guala, nah einem Marsche von Nyangwe, Livingstone's vorgerüctesten Punkte, an, Die leßten 120 Meilen legte er in 6 Tagen zurück. Sein Gefolge kehrt über das Cap der guten Hoffnung nah Zanzibar zurü. Cameron selber wird im nächsten Monat in England erwartet.

Prof. Nordenfkiöld hat von dem Petersburger Kaufmann Michailovitsh Sibiriakof durch ein Banquierhaus in Sto&holm die Summe von 958,438 Kronen zugestellt erhaltez, als einen Beitrag zur Bestreitung der Ausgaben für seine projektirte neue arktische Reise. Zufolge einer Korrespondenz aus St Petersburg im „Stock&h. Dagbl.“ hofft man, daß Nordenskiöld das Fahrwasser bis zur Beh- ringstraße untersuchen wird, während man in Nußland eine andere Erpedition unter Leitung eines englischen Schiffskapitäns ausrüsten will, um den Fluß Ob, seine Mündung und das Fahrwasser in der Umgegend zu untersuchen.

Am 4. Januar starb in Christiania im Alter von 90 Jahren General Jakob Gerhard Meydell, Verfasser von „Der Feldzug in Norwegen 1814“ und mehreren militär-wissenschaftlichen Lehrbüchern.

Vie Nv. 7 der „Jllusirtrten Jagdzeitung“ (Leipzig, Verlag von Schmidt & Günther) enthält: Jagd- und Thierschutz vom Oberförster Muhl." Ein Rehbock 2c. von O. v, Krieger. Der Krähenhüttenjäger mit Jllustration von H. König. Christ- abend im Wolde, Gedicht mit Jlluftcation von Sundblad. Königlich preußische Hofjagden. VBärenjagd in Schlesien u. \. w.

Bei Fohu Murray in London ist soeben der erste Band der Lebensbeschreibung Jonathan Swifts von John Forfter, dem Biographen des Charles Dickens, erschienen und hat Seitens der englischen Presse eine sehr beifällige Kritik gefunden.

Getverbe und Sandel.

Nah dem von dem Kuratorium für das t ädtische Erleuchtungswesen erstatteten Bericht über das letzte Betriehs- jahr (1. Juli 1874 bis 1875) hat der Gasverbraucch in diesem Jahre rund 55,859,000 Kubikmeter betragen, 4,101,000 Kubikmeter oder 7,923 9% mehr, als im Vorjahre, obwohl der Jiüdgang, welcher in allen Geshäftszweigen während dieses Betriebsjabres eingetreten ist, nit ohne Einfluß geblieben ist. Die Zahl der öffentlichen Flammen sticg von 9029 auf 9717 und die Zahl der Privatflammen von 437,950 auf 495,531, fo daß die ganze Steigerung in der Zahl der Flammen mehr als 13©%/,, nämlich 57,581, betrug, und durchschnittlißh an jedem Wochentage des Betriebsjahres 190 neue Flammen den bereits vor- handenen hinzutraten. Von den verbrauchten 55,959,000 Kubikmetern Gas kamen 6,679,000 Kubikmeter auf die öffentlichen Flammen, 43,296,000 auf die Privatflammen und 633,000 Kubikmeter auf die Gasanstalten felbst; 5,250,000 Kubikmeter Gas (eiwas weniger als im Vorjahre) gingen durch Kondensation, Ausströmen u. st. w, ver- loren; der Verluft betrug hiernach 9,4 °/9. Jede öffentliche Flamme brannte 3675 statt 3600 Stunden und verbrauchte etwa 709 Kubik- meter Gas. Bei dieser ganz außerordentlichen Zunahme des Gas- verbrauhs und der Flammen erklärt es sich allerdings, daß die städ- tischen Gasanstalten in jedem Jahre vergrößert werden 11üssen.

Leivzig, 11. Januar. (W. T. B.) Die Zeichnung auf die Anhalter Prioritäten ist heute Morgen hier geschloffen worden, und dürfte in Folge der Ueberzeihnung eine Repartition stattfin en,

Verkehrs-Anstalten.

Berlin, 10. Januar. Von dem Direktorium der Berlin Potédam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft geht nns folgende Mittheilung zu: In dem am 9. d. Mts.,, Abends 7 Uhr 45 Minuten, von hiec abgelassenen Personenzuge der Berlin-Potsdam- Magdeburger Eisenbahn nach Magdeburg brach kurz vor Durchfahrt der Station Neu-Babelsberg die Mittelachse des 4. Klassewagens, von welcher vorher der Radreifen abge]prungen war, Leßterer hatte einen Theil des Bodens des Mittelcoupés eingeschlagen, in welhem sich 4 Frauen befanden. Der Wagen erhielt nur einen kurzen Nut, so daß die Passagiere der Endconpés . von dem Vorfalle nichts ahn- ten, und lief ruhig bis Potsdam. Beschädi, ungen ‘von Passagieren oder Fahryersonal sind nicht vorgekommen. Der abgesprunzene Nad- reifen wurde bei der sofort voryenommenen Revifion auf dem 2. Ge- leise vorgefunden und beseitigt. Durch diese Gleisrevision erhielt der fombinirle Aachener und Frankfurter Schnellzug eine Berspätung von 1/, Stunde.

Kopenhagen, 10. Januar. (W. T. B.) Die Postdampf- \chiffahrt nach Kiel ist wegen des im Kieler Fiord befindlichen Eises vorläufig eingeftellt worden.

New-York, 10, Januar. (W. T. B.) Der Dampfer des baltishen Lloyd „Hermann* if gestern Morgen 8 Uhr hier

eingetroffen.