1876 / 9 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 Jan 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Berlin, den 12. Januar 1876.

Gestern Mittag um 1 Uhr fand die Beerdigung des a0! 7. d. M. hierselbst verstorbenen Professor Dr. O. F. Gruppe ftatt. Im Trauerhause hatte sich eine ansehnliche Versammlung eingéfunden, um dem Verblihenen die leßte Ehre zu erweisen. Der Senat und die Mitglieder der Akademie der Künste, deren ständiger Sekretär der Verstorbene eine lange Reihe von Jahren gewesen, waren zahlreih erschienen. Anwesend waren U. A.: der Präsident der Akademie der Künste, Geh. Regierungs-Rath Hizig, der Direktor A. von Werner, der Professor Daege, der Geh. Ober-Hof-Baurath und Professor Strack, Professor Dr. Drake, Professor Knaus, Professor Wredow, Ober-Kapellmeifter Taubert, Professor Spitta, Professor Carl Beer, Professor Eybel, Kapellmeister Radee 2c. Die Universität wurde, da der zeitige Rektor Professor Dr. Dillmann dur das gleichzeitig stattfindende Begräbniß Twestens verhindert war, dur den Rektor des vo- rigen Jahres, Professor Dr. Mommsen und den zeitigen Dekan Professor Nib\h, sowie andere ‘ofessoren und Dozenten der philo- f rie indi d erireten. Sager H ingefun- den: der Geheime Legations-Rath Dr. Hepke, der Geheime Vber- Regierungs-Rath Zitelmann als Kurator des „Deutschen Reichs- und Preußishen Staats - Anzeigers“, dessen Mitarbeiter der Verstorbene längere Zeit war, der Stadtrath Dr. Techow, der städtische Archivar Fidicin, der Buchhändler Georg Reimer u. \. w.

Die Feier wurde dur den Gesang des Chorals: e Christus, der ift mein Leben* eingeleitet, den ein Theil des Chors der Matthäikirhe unter Leitung seines Dirigenten ausführte.

Die Rede hielt der Hof- und Domprediger Over-Konsifto- rial-Rath Dr. Kögel, der in gehaltvollen Worten auf die Verdienste des Verstorbenen hinwies und namentli die fünsftlerishe Begabung und den Schönheitsfinn desselben, der fih selbst in \einen rein wissenschaftlichen Werken dokumentire, her- vorbob. Zu der Stellung des Dahingeschiedenen als Mensch über- gehend, schilderte der Geisilihe das heitere kindliche Gemüth des Perstorbenen. Dieser Theil der Rede war mit Citaten aus Gruppe's Gedichten finnreih durchflohten ; besonders tief berührte der An- fang eincr vor länger als 20 Jahren entstandenen Slegle:

„Sei gewärtig des Tods! In des Lebens innigste Freude

Jäh und plöglih herein streckt er gebietend die Hand.“

Denn genau 8 Tage vor der Erkrankung des Dahingeschie- denen hatte derselbe das Fest seiner filbernen Hochzeit begangen.

Den Schluß der Feier bildete der Gesang des Liedes: „Jerusalem, du hochgebaute Stadt!“

Der ausgedehnte Trauerzug nahm seinen Weg nach der Müllerstraße zu dem neuen Kirchhof der Domgemeinde.

Der Magisirat hat der Stadtverordnetenv:rsammlung be- glaubigte Abscriften der Allerhöchsten Kabinetsordre vom 28. Des zember v. J. und des mit dem Königlichen Fiskus üter die Straßen- und Brückenbaulast geschlossenen Vertrages übersandt.

Die Allerh ¿chfte Kabinetsordre vom 28. Dezember v. J. lautet:

Auf Ihren Verict vom 19. Dezember v. J. ertheile J Meine Zustimmung zum Abschluß des nebst dem Stadtverocdnetenbe-\ckchlusse vem 19. November 1874 zurückerfolgenden Vertrages zwis{hen dem Fisfus und der Stadtgemeinde Berlin, beireffend die Uebernahme der fisfaliscen Straßer- und Brüdenbau- und Unterhaltungslait durch die Statigemecinde Berlin. Gleichzeitig ermächt'ge ich Sie, den Minister des «Innern, die ôrtliche Straßeubaupolizei in Berlin, worunter die gesammte auf die Arlegung, Regulirung, Entwässerung und Unterhaltung der Straßen und Brücken bezügliche örtliche Polizei daselbst be- griffeu ift, der Stadtgemeinde Berlin zur eigenen Verwaltung nah &. 62 dcr Städteordnung vom 30. Mai 1853 widerruflih zu Über- lassen. Soweit nicht die §8. 5, 8, 9, 10 und 18 des Gesetzes, be- treffend die Anlegung und Veränderung von Straßen und Pläßen in Städten und läazdliwen Ortschaften vom 2, Juli 1875 (Geieß-S. S. 561) besondere Vorschriften enthalten, verbleiben dem Polizei- Präsidium zu Berlin die Rechte einer Landesvpolizeibehörde über die der Stadtgemeinde Berlin zur eigenen Verwaltung über: lafsere Straßzenkaupol1zzi.

crlin, den 28. November 1875.

Wilhelm. Graf Eulenburg. Achenbae. Minister, den Minifter des Junecn und den Minifter Sewerbe und offentliche Arbeiten. hat folgenden Wortlaut:

i dera Königlich preußischen Fiskus, vertreten dur die iniolide Miniftcriai-Baukommission, einerseits und der Stadt- 1einde Berlin, vertreten durch ihren Magistrat, andererseits wird, rbehaltlich der Genehmigt der Minifter der Finanzen und für 3 l fentliche Arbeiten, der nahstehende Vertrag

mvhausen.

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(Gegenstand des Vertrages.)

zum Zau und zur Unterhaltung

Straßen und Wege,

fcfti als der in irgend Df 2, Steinoplatten 2c. befestigten Anlagen, so- Abzucékanâle, Rinnsteineund R:unitein- rúden, Um : , soweit diefe Verpflichtung innerhalb des Weicbbildes n Berliíin nah C des Gesetzes vom 8. Juli 1875 (Geseß-Samml. 7) dem Ficfus ncch aus irgend welchem Grunde obliegt, mi tar 1876 auf die Stadtgemeinde Berlin as von diesem Tage ab ven seiner Ber- i ird. Namentlih wird dadur der estätigten Regulativ vom 31. De- dur den Allerhöchsten Erlaß Theils der Straßen im Zuge indlihkeit für immer auf die êffentlichen Ufereinfafsungen und

der ebemaligen frei ; dagegen bezie

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der Stadtgemeinde.) Demgemäß tritt die Stadt»

n dem im §. 1 gedachten Tage an in alle die welche dem Fiéfkus aus dem bisher bestehenden

e oflagen, oder aus demselben hâtten hergeleitet werden ird namentlich auch folgende Straßen in ihrer be- ehandlung unterhalten: die Wilhelmstraßz, die

32 ver Beihanien, die Straße Unter den Linden i

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? ung des Fiékus.) Der Fiékus überträgt der für die Uebernahme dieser Verpflichtungen nerbelb der städtishen Weichbildêgrenze gelegenen, dem n Verkehr gewidmeten Brücken, Straßen, Wege, Pläße und Promenaden nebfi Zubehör zu Eigenthumêrehten, soweit ihm solche aus irgend einem itel zustehen. Ohne Königliche Genehmigung Fönnen jedech Theile des abgetretenen Grund und Bodens den gegenwärtigen Zwccken des öffentlihen Verkehrs nicht entzogen werden. Ferner zahlt der Fiéfus vom 1. Januar 1876 ab an die Stadtgemeinde Berlin alijährlich am 1. Juli für das laufende Ka- lenderjahr eine nach demjenigen Kostenaufwante, welcher in Erfüllung der fisfalishen Baulaft während der Jahre 1864 bis 1873 inkl. wirk- li durbshnittlich gemackt ist, berehnete Rente von 556,431 M 22 Fiéfus behâlt fic aber das Ret vor, diese Rente jederzeit nach dreimonatliher Kündigung durch Zahlung des zwanzigfachen Betrages derselben ganz eter theilweise abzulösen. Außerdem werden der Stadtgemeinde die zum Zwedcke eines architektonishen Abschlusses des Belle-Alliance-Platzes reservirten, im Besiß des Fiékus befindlichen beiden Baupläte am ehemalizea Halleschen Thore zum Eigenthum übeérlafien. Das Projekt zur Bebauung dieser Pläße unterliegt der

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8. 4. Behufs zweckmäßiger Vusführung des gegenwärtigen Ver- trages zum festgestellten Termin und zur Vermeidung \{chwieriger Ab- rehnungen verpflichtet sich Fiskus, die im Bau begriffene Hallesche Thorbrüdcke einscließlich der dazu gehörigen Nebenanlagen nach dem Allerhöchst genehmigten Projeite und den superrevidirten Anschlägen im Jahre 1876 dur seine Organe fertig stellen zu lassen. Dagegen wird der durch Staatéhaushalts-Etat der Jahre 1874 und 1875 noch niht verfügbar gestellte Rest der Anshlagsfumme in Höhe von 965,400 M von der Äblöôsungsrente des Jahres 1876 in Abzug ge- bracht. Die Fahr straßen über den Königsplaß, welche nach dem Ermessen der Staatsregierung vermehrt und umgelegt werden dürfen, sowie die Fußgängerwege !ängs der Straßen übernimmt die Stadt- haneinde Berlin erst nach der Fertigstellung durch den Fiskus in eigene

uterhaltung

8 5. (Auênahmebestimmungen.) Au3geschlossen von der Eigen- thumsübertragung an die Stadtgemeinde und im Eigenthum des Fiskus verbieiben : 1) der Lustgarten, 2) der Opernplat, beide (zu 1 und 2) bis on die Fußgängerwege (Trottoirs), welche den einen wie den anderen Piaß umziehen, 3) der Königsplaß, zu 1 und 3 mit den darauf befindlichen Anlagen, 4) die beiden Ra}enpläße an den beiden Seiten der Alsenstraße, 5) sämmtliche bisher auf Staatskosten unter-

- haltene öffentlihe Denkmäler und Kunstwerke, auch das Reiterstand- bild des großen Kurfürsten auf der langen Brücke und die Marmor- gruppen auf der Scloßbvrüke, welche als Brückenzubebör nicht gelten, 6) die VDevotpläße und sonstigen Grundstücke des Fiskas, welche, ohne den Zwecken des öffentlichen Verkehrs unmittelbar ¿zu dienen, als Zubehör der Straßen afgefaßt -wcrden könnten.

8 6. Ungeachtet der Eigenthumsübertragung (§. 3) behält die Staatsregierung die Befugniß, a. auf den Straßen und Pläßen von Berlin obne irgend welches Entgelt für die Benußung vou Grund und Boden, Telegraphenleiiungen anzulegen, auch Denkmäler zu errichten, und bei außerordentlichen Gelegenheiten zu vorüber- gehender Bestimmung Schmuckanlagea und Schaubühnen Lts: b. binsihtlih der ganzen, nörcdlich von dem Königlichen Schlosse gelegenen Fläche der sogenannten Museumsinsel die Pläne zu den daselbst auszuführenden Bauten ohne jede Mitwirkung der städtischen Verwaltung festzuïtellen und, soweit es hiernah er- forderlich sein sollte, auc) Straßenterrain ohne irgend welches Entgelt für dcfjen Jaan’prucnahme in die Bebauung hineinzuziehen. Eine bierdurch etwa veranlaßte anderweitige Regelung oder Verlegung von Straßen wird auf fiskalische Kosten ins Werk geseßt. Diejenigen Theile bighec fisfalisher Straßen und Pläße, welche zur Ausführung der Stadteisenbahn, ihrer Bahnhofsanlagen und Anschlüsse erforderlich sind, bleiben der unentgeltlihen Verwendung für dieses Unter- nehmen rorbehalt:n. Die ih aus §8. 14 des Enteignungs- geseßzes vom 14. Juni 1874 (Ges-S. S. 221) ergebenden Ver-

pflihtungen d-es Unternehmens werden hierdurch niht berührt.

L 7, (Rechtêéverbältnisse zu dritten Perionen.) Die Stadt- gemcinde tritt vom 1. Januar ab an Stelle des Fisfus in alle Rechte und Verbindlichkciten desselben aus den von ihm au dritte Personen verliebenen Konzessionen zur Mitbenußung unterirdisher Entwässe- 1ungs- Kanäle. Die von den betreffenden Konzessionsinhabern für die Mitbenuzung dieser Anstalten zu eatrihtenden Beiträge zu den Unter- baltungs- und Reiniaungskosten der leßteren gehen von dem erwähnten Tage ab auf die Stadtgemeinde Berlin über. Ausgeshlossen sind alle diejenigen Beiträge, welche zu den Räumungékosten der fiskalischen MWasserläufe für die in dicselben gestatteten Entwässerungen Seitens des Fiskus erhoben werden. Ferner tritt die Stadtgemeinde Berlin von Demselben Zeitpunkte ab in alle Rehte und Verbindlichkeiten des Fiskus bezüglich der seinerseits ertheilten oder zugesagten Erlaubniß zur Ausführung von Pferdebahnen und sonstigen baulihen Eiarich- tungen auf den fizfalischzn Straßen innerhalb des Weichbildes.

8 8. (Sólußbestimmung.)

Dur diesen Vertrag werèeu alle diejenigen Rechte und Ver- pflihtungen des Fiskus nicht berührt, welche ihm als Befißer adja- cirender Grundstücke, wie jedem anderen Eigenthümer, bezüglich der Bürgexrstzige 2c. ot liegen und zustehen.

: Berlin, den 30. Dezember 1875. (L. 8.) Königliche Ministerial- Baukommiifion. Kühlenthal, Zeidler.

Berliz, den 11. Dezember 1875. (L. 8.) Magistrat biefiger Königlicher Haupt- und Residenzstadt. Hobrecht. Voigt.

Bor ftehender Vertrag wird hierdurch von uns genehmigt. Berlin, den 3!. Dezember 1875. (L, 8.) Der Minister für Handel, Ge- werbe und öffentliche Arbeiten. Dr. Achenbach. Der Finanz- Minifter. Camphausen.“

Bek..nnilich war in der Sißung der Stadtverordneten- Versammlung vom 6, Januar an Stelle des Stadtvcrordueten Vollgold der Stadtverordnete Pcof. Dr. Virchow zum Vorsteher-Stell- vertreter gewäblt worden; derjelbe hat die Wahl abgelehnt.

Die Direktion des Märkischen Provinzial-Museums bat in ihrer Sißung vom 22. v. M. beschlossen, von den sechs mit A. B. C. D. E. und F. bezeichneten Zimmern des Podewilsichen Palais, Klosterstraße 63, in welcen die städtishen Sammlungen aufgestellt werden, die mit A. B. und C. bezeihneten Räume, weiche wesentlich die vorgeshichtlichen Alterthümer der Mark bis zur zweiten Hälfte dcé 2wölften Jahrhunderts enthalten, Montags und Donnerstags zwiscben 12 und 2 Ubr dem großen Publifum und für die Zwecke des Studiums 2c. auch sonft werktäglich zwischen 12 und 2 Ubr zu- gänglih zu machen, dagegen die Eröffnung des gcsammten Museums bis dahin zu verschieben, wo die mittelalterlihe und moderne Abthei- lung vollstäudigcr geordnet sein wird.

ährend der aht Monate, wo ein Theil der Sammlungen urter ungünstigen Verhältnissen in der Rathhaus-Rotunde unter- g:bracht war, ist diese Auéstellung dennoch von ca. 3500 Períonen besucht worden. In dem neuen Lokal haben bis jeht besonders Facbgeleh:te, außerdem Studenten, Lehrer und Schüler, jowie durch- reisende Fremde die Sammlungen benußt. Eine größere Anzahl ron den aufgestellten Gegerständen is bereits beshrieben und ab- gebildet worden. Um die bei der Direktion zahlreih eingehenden, das Interesse an der Heimathékunde erweckenden schriftlihen Notizen nicht als todten Saß aufzuspeichern, hat sie viele derselben, theils ftreng wissenschaftlichen, theils volféthümlihen Zeitschriften zur Veröffent- liung mitgetheilt. Eine Reihe von merkwürdigen Gegenständen des Museums ist in sffentlihen Vereinen vorgezeigt und in belehrender Meise besprechen worden.

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Nom 14—17. d. M. findet in Sachse’s Kunst- und Vereins- Haus die Ausftelluyg der „Aegintha“, Verein der Vogel- freunde von Berlin, statt. Es sind mehr als 500 Kanarienvögel in allén Rassen angemeldet: gemeine Deutsche, Harzer, Holländer, Belgische, Parijer Trompeter und auch Wiidlinge von den Kana- rischen Inseln. Nußerdem werden vorhanden sein: Papageien, Pracht- finken, Witwen und Webervögel , mancherlei andere Finken- vôgel, Trupiale und andere Staarvögel , ouch zahlreiche fremd- ländiiche Täubchen und Wachteln, Nicht minder reihhaltig wer- den sich die einheimischen Vögel zeigen, unter denen auch neben den Sängern sogar verschiedene kleine Raubvögel, namentlich Eulen, sowie ferner Rebhühner angemeldet find. Zur Verloosung werden die besten Kararienvögel, schöne fcemdländische Vögel und au werthvolle eiu- heimische Sänger angekauft. Loose à 1 Æ sind an der Kasse, bei allen Vogelhänèlern oder von Dr. Ruß in Steglitz zu erhalten. Das Ausftellungélofal ift von Morgens s bis Abends 7 Uhr geöffnet. Das wathsende Interesse, das fich in weiteren Kreisen au einer Hebung und rationellen Entwick-lunz der Geflügelzucht kundgiebt, zeigt sich am deutlihsten in dem Umftande, daß während des ver- flofsenen Jahres über 60 Geflügelauéstellungen im Deutscben Reich, in Deutsch-Oesterreih und der Schweiz veranstaltet worden sind, Die hauptsächliften, umfangreihsten dieser Ausstellungen fanden in Ham- burg mit 1564 Nummerx, ia Halle a. d. S. mit 1532, ín Caffel mit 1426, in Essen a. d.-R. mit 1309, Hannover mit 1231, Berlin mit

Königlichen Genehmigung.

1039 vud Wiesbaden mit 1032 Nummern ftatt,

Unter den Taubstummenvereinen Deutshlanvs wird gegenwärtig e! zu einem Denkmal für Samael Heinicke, den Begründer der ersten deutshen Taubstummenayftalt in Leipzig. Das Denkmal soll bis zum 14. April 1878, wo die Anstalt in Leipzig ibr hundertjähriges Jubiläum feiert, zu Stande gebraht werden. Die von dem Vorstande des hiesigen j Lotterie zum Besten des Baues eines Hospitals für Tau b- E wird in der ersten Hälfte des Monats März vollzogen werden.

Das auf Veranlassung Jhrer Kaiserliben und Königlichen Ho- heiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin berufene Comité für die Ausstellung wissenshaftliher Apparate in London, bestehend aus den Herren: Beyrich, du Bois-Reymond, Dove, Förster, Hagen, Halske, Hauchecorne, Helmholß, Hofmann, Kiepert, G. Kirch» bof, Kroneckcr, Martius, von Morozowicz, Neumayer, Reuleaur, Swellbach, Siemens, Virchow, Vogel und Websky, hat nachstehenden Aufruf veröffentlicht :

Am 1, April 1576 wird in London unter den Auspizien einer von der engli‘hen Regierung eingeseßten Kommisfion eine Ausstellung wissenschaftliher Apparate eröffnet. Da die Wissenschaft ein Ge- meingut aller Nationen ist, so wird auch die Ausstellung der Hülf8- mittel, durch welche sie gefördert wird, eine internationale sein. Die Ziele, welche die englishe Kommission bei dec Organisation dieser Ausfellung verfolgt, find auch in Deutschland als erstrebenswerth anerkannt worden, und es hat si, um zur Betheiligung an diesem Unternehmen in unserem Vaterlande nah Kräften anzuregen, in den ersten Tagen dieses Monats auf besondere Veranlassung des Kron- prinzen und der Kconprinzessin in Berlin ein Comité gebildet, welches von dec englishen Kommission mit der Sammlung und Sichtung aus- stellungswürdiger Gegenstände betraut worden ift. Nach dem englischen Ausstellungsprogramme sind alle Juftrumente und Apparate zur An- nahme geeignet, welche wissenschaftlichen Zwecken im Allgemeinen dienen, also entweder bei der Anstellung wissenschaftlicher Untersuchungen ver- werthet werden, oder den Aufgaben des Untercichts zu Hülfe kommen. Ebenso erwünscht sind alle Gegenstände, welche den Fertschritt der Wissenschaft eder ihre Anwendung auf die Künste und Gewerbe zur Anschauung bringen; ferner sämmtliche Apparate, die ein besonderes Interesse besißen, sei es der Forscher wegen, welche sih ihrer bedien- ten, sei es wegea der Untersuchungen, deren Ausführung fie ermöglih» ten. Apparate von historischer Bedeutung würden der Ausstellung zu besonderer Zierde gereihen: Die genaueren Grenzen der Aus- stellung sind aus dem ausführlic;en Programme ersichtlich, welche® baldigst zur Veröffentlichung gelangen wird. Modelle, Zeichnungen und Photographien sollen in allen Fällen, in welchen die Original- apparate nicht eingesendet werden können, ebenfalls aufgenommen werden.

Dienst- und Notizkalender für Offiziere aller Waffen, bearbeitet von F. A. Paris. 1876. Sechszehnter Jahr- gang. Berlin. Verlag von A. Bath.

Der Kalender erscheint diesmal in wesentli veränderter Gestalt gegenüber den früheren Jahrgängen. Die im vergangenen Jahre er- lassenen neuen Verordnungen und Dienstvorschriften haben die Erweiterung des diesen früher gewidmeten Raumes gefordert, dagegen die Verringerung des eigentlihen Kalenderraumes nöôthig gemacht. Die fkriegsgescichtlichen Notizen sind geblieben, jedoþ isst der zwischen dea einzelnen Tagen für die eigentlichen Notizen bestimmte Raum wesentlih verringert, so daß dieselben fast nur auf den hinter jezem Monat freigelassenen leeren Seiten erfolgen können.

Dies scheint um so mehr berechtigt, als dec Werth des Buches überhaupt immer wesentlich in dem Auszuge aus den Dienfivor- schriften lag, der Kalender nur Neben sache war. Neu beigegeben sind Perfonal- und namentliche Listen für Offiziere und Unteroffiziere, fo- wie einge Wohnungéliste. In dem Auszuge aus den Dienstvorschriften haben namentli die Heer- und Wehrordnung, das Geseh über die Natu- ralleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden sowie diz Justruftion zur Ausführung dieses Gesehes nicht allein die gänzlihe Umarbeitung einzelner Kapitel des I. und IIl. Abschnittes erfordert, fondern auz anderweite Aenderungen nothwendig gemacht. Uater Anderem ift auch der Auszug aus dem Reglement über die Verpflegung der Rekruten und Reservisten bei EGinziehungen resp. Entlassungen, den neuesten Bestimmungen entsprechend, umoearbeitet und ergänzt.

Die Ansätze der Thalerwährung sind durhweg nach Anleitung des fciegsministeriellen Erlasses vom 10. Oftower 1874 in die neue Neichswährung übertragen.

Theater.

Im Königlichen Opernhause wird das neue Ballet von Taglioni, „Madelaine*, Mitte näâchíten Monats mit Frl. Bdele Granßow in Scene gehes. Frl. Lammert wird in der heutigen Aufführung der „Margarethe“ zum erstenmale die bisher stets von der nunmehr pensionirten Sängerin Frl, Gey ausgeführte Partie der Marthe fingen und damit deren fünstlerishe Erbschaft, die der fomischen Alten in der Oper, antreten.

Hr. Ludwig Barnay erntet als Holofernes in Hebbels „Judity“ im Nationaltheater eben so reichen Beifall, wie in seinen übrigen Rollen, und das allabendlih, namentli in den besse- ren Pläßen szhr gut gefüllte Haus läßt erkennen, daß das Berliner Publikum dem vorzüglichen Darsteller cine unoeränderte lebhafte Theilnahme entgegenbringt. Frl. Wittmann war als Judith recht gut, die übrige Beseßung ist den Kräften des Nationaltheaters ent- sprechend, jedenfalls geben sich die meisten Mitwirkenden sihtbar Mühe, recht Tüchtiges zu leisten. Heute findet die bereits angezeigte Vorstellung zum Besten des estalozzivereins statt,

Die am Sonnabend in Gegenwart Sr. Majestät des Kai- fers unt Königs, Ihrer Königlichen Hoheitcn des Prinzen und der Prinzessin Carl, der Prinzessin Friedrich Carl und des Prinzen Leopold im Circus Salamousky stattgehabte Benefizvor- stellung der Schulreiterin Frl. Elisa wurde am gestrigen Tage mit dem Glanze wiederholt, die Hr. Salamonsky seinen Vorstellun- gen zu geben weiß. Das zahlreich versammelte Publikum sparte nicht mit seinem Lobe und belohnte die ausführéuden Künstler und Künst-

lerinnen nah jeder Pièce mit reihem Beifall und wiederholtem Herausruf.

Der im Cirkus Salamonsky bei der ungarischen Hetzjagd gestürzte Kunstreiter, Namens Charlon, hat, der „Post“ zufolge, chwere Verleßungen erlitten. Ein Schlag des Pferdehufes zerriß ihm die Sehnen eines Fußes, ein anderer hat ihm die Knie- scheibe zerschmettert.

(Es wird von einem bedauerlihen Unfall im Cirkus Renz Mittheilung gemacht. Am Sonnabend hatte, wie die „B.-Ztg.“ becichtet, einer der Zwillingssöhne des Direktors, Hr. Adolf Renz, das Unglück, von einem Springpferd, das sein Bruder Franz Renz vorführte, mit dem Hinterbeine einen Schlag ins Gesicht zu erhalten, fo daß er ohnmächtig hinfiel und aus dem Cirkus getragen werden mußte. Außer einer Gesichtöverlcßung hat Hr. Adolf Renz auch ncch den Verlust eines Zahnes davongetragen.

Das seit längerer Zeit projektirte Konzert zum Besten des Nationaldenkmals auf dem Niederwald im großen Fest - saale des Rathhauses soll noch in diesem Monat zur Aus- führung gelangen. Die Leitung desselben hat auf Ansuchen des hie- figen Comités für das Nationaldenkmal (Ober-Bürgermeister Hobrecht , Geh. Komm.-Rath Conrad, Chef-Redakteur Dr. Kletke, Stadt- räthe Löwe und Runge und früherer Stadtverordnetenvorsteher Koch- hann) Hr. Prof. Joachim übernommen, dessen Quartett mitwirken wird. Außerdem ist die Theilnahme der Fr. Clara Schumann er- wirkt worden. Die Zahl der Einlaßkarten, deren Preis auf 20 festgeschßt ist, wiz% nur eine mäßige sein.

Redacteur: F. Prehm. Veriag der Cxpedition (Ke11 el), Drei Beilagen

Berlin; DHruck W, Elsner,

(einschließlich Börsen-Beilage),

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