1922 / 12 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Jan 1922 18:00:01 GMT) scan diff

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- und Futtermitteln wie überhaupt mit en O Tes lihenBedarfs mit sofortiger Wirkung untersagt wokden.

Königsberg Nm., den 9. Januar 1922. Der Landrat. Funkermaunn.

(Fortsehung des Amilichen in der Ersten Beilage.) EURSZSEA H TRMEN E R D S D S N I I i V8 A G V SIREMEERE B S R E R F RAZRR

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Der Reichsrat hat am Donnerstag den Entwurf eines Geseßes, betreffend den Kassenbestand der Neichs bank, angenommen, über dessen Jnhalt und Zweck das „Nachrichtenbüro des Vereins deutscher Zeitungsverleger“ die folgenden Mitteilungen verbreitet : s

Die Beschaffung von Deyvi]en dur die Neichs- bank begegnete bisher, auch infolge von Ausshweifungen der Spekulation, großen Sckbwierigkeiten. Die Reichsbank beabsichtigt nun- mehr, einen Betrag an Gold, zunächst fünfzigMillionen Mark, bei der Bank von England zu hinterlegen und nach dem Bedürfnis vorübergehend zu lom- bhardieren. Die Lombardierung soll nit bloß erfolgen zur Be- \{affung englischer Devisen, sondern auch anderer Devisen. Die Bank von England soll dabei als Treuhänder fungieren. Nun kann ‘nach dem Bankgeseß, wenn Goldbestände in das Ausland verbraht werden, die Reichsbank das Gold niht mehr in ihrem Bestande auftühren und nit mehr als Unterlage für Notendeckung verwenden. Die Reichs- bank hat aber nach wie vor unbeschränkte Verfügung über das Gold, solange es nicht lombardiert wird. Aus diesem Grunde wird in dem Seseßentwurf vorgeschlagen , auszusprehen , daß als Teil des Kassenbestandes der Reichsbank im Sinne des Bankgeseßes au folhe Geldbeträge gelten follen, die bei einer ausländischen Zentralnotenbank niedergelegt werden, soweit sie jederzeit zur freien Verfügung der Reichsbank stehen. Solange sie lom- bardiert werden, sollen sie nicht als Bestand aufgeführt werden, fondern nur insoweit, als die Reichsbank die volle Verfügung Kat. In den Ausschüssen des Reichsrats hat der Neihsbank- präsident Erläuterungen zu dem Gesetz gegeben, aus denen hervorgeht, daß die Reichsbank auf diesen Geseßentwurf einen sehr großen Wert legt und ihn als großen Fortschritt betrachtet. Sie verspriht \ch davon wesentliche Erleichterungen der Transaktionen zur Beschaffung von Devisen und eine Ein- \{ränkung der Spekulation und erblickt darin \{ließlich einen widtigen SGritt nach vorwärts im HZusammenarbeiten der 2entralnotenbanken und damit einen Fortschritt des wirtschaftlichen MWiederaufbaues der Welt überhaupt. Neben den NReparations- verrflicßtungen hat Deutschland noch Verpflichtungen zu Zahlungen im Ausgleihsverfahren, für die Getreideimporte, für die Abdeckung früherer Kredite, ferner für Zinsen und Amortisalions- beiträge, die an das Ausland zu zahlen sind. Während des Krieges sind auch von Privaten im Auslande Kredite aufgenommen worden, die in fremden Zahlungsmitteln verzinst und amortisiert werden müssen. Dazu kommt der Bedarfsimport an Rohstoffen. Die &ndustrie muß einen Teil ihrer Devisen zurückbehalten, um den Noh- ftoffimport bezahlen zu können. Endlih hat die Reichsbank vom Kriege her gewisse Kreditverpflihtungen, die fie im Auslande auf- genommen hat, um Gelder zu erhalten. Ein großer Teil ist davon abgedeckt, aber ein großer Teil besteht noch und ist noch zu ver- zinsen und zu amortisieren, Deutschland hat also fortlaufende Ver- yilichtungen zu Zahlungen im Ausland. Aus zwei Gesichtspunkten éntstanden bisher Schwierigkeiten für die Geldbeschaffung. Erstens mußten wir Goldbeträge in bestimmten Devisen abliefern. Die Be- träge, die von der Entente vorgeschrieben wurden oder sich fonst ergaben, stimmten nicht immer überein mit den Devisen, die wir zur Verfügung hatten. Es mußte arbitriert werden, wir mußten Devisen umtaushen und andere dafür kaufen. Das ist schwer bei großen Summen und zu bestimmten Zeitpunkten. Es entsteht dann vielfach eine spekulativ ausgenußte Kurs- bewegung in fremden Zahlungsmitteln, wie es in erheblidem Unfange im leßten Jahre der Fall war. Zweitens find die Zahlungen, die wir zu leisten haben, zu bestimmten Terminen zu leisten, und die zur Verfügung stehenden Devisen sind nicht immer zu denselben Zeiten fällig; daher sind wir momentan nit in der Lage, zu leisten, während wir in vierzehn Tagen oder drei Wochen Fälligkeiten haben, die wir benußen könnten, Das hat unsere Zahlungen an das Ausland ershwert. Der NReichsbankpräsident Havenstein hat bei seinem Besu in London mit dem Governor der Bank von England darüber in dem Sinne gesprochen, daß es am zweckmäßigsten wäre, wenn wir uns über solche vorübergehenden Schwierig- Feiten durch ein Lombard hinweghelfen könnten, wozu der Gold- bestand der Reichsbank als Unterpfand benußt werden müßte. Es wurde der Bank von England vorgeschlagen, zu bewilligen, daß die Neichsbank bei ihr gegen Gold, das die Reichsbank bei ihr deponierte, ein Lombarddarlehn aufnehmen könne, jedoch nicht um dauernde Neparationszahlungen zu leisten, sondern nur um uns über die vorübergehenden Schwierigkeiten hinwegzuhelfen, Das wurde von der Bank von England als berehtigt anerkannt, der Governor der Bank von GndizaR zeigte freundshaftlihes Entgegenkommen, Es wurde vereinbart: die Reichsbank sollte in England einen Goldbetrag hinterlegen, die Bank von England würde bereit sein, vorübergehende Lombarde zu bewilligen, und auch, wenn uns von anderen Zentralnotenbanken Lombarde bewilligt würden, für diese als Treuhänderin aus der Pfandhaltung des Goldbetrages in London zu fungieren. Es ist auch mit der Niederländischen Bank eine Vereinbarung getroffen worden, uns daraufhin ein Lombard-

darlehn von 20 Millionen holländisher Gulden zu bewilligen, jedo:

nur zur Zahlung von Schulden in Holland selbst. Dadurch wird Beit zur Umwandlung von Devisen gewonnen. Die Reichsbank fonnte aber Gold in England nicht deponieren, wenn sie niht von der englishen Megierung bestimmte Zusagen erhalten hätte. Die englishe Negierung hat sich auch verpflichtet, von dem bei der Bank von England zu Lombardzwecken nieder- elegten Golde keine Reparationsimportabgabe zu erheben und bie izenz zum Reerport jederzeit zu erteilen, wenn die Reichsbank das Gold in die Polinat zurückbefördern will. Nun entsteht eine Schwierigkeit dadurch, daß die Reichsbank nah geltendem Geseß nur die Beträge, die in ihren eigenen Kassen liegen, für die Bilanz und die Notendeckung rechnen kann. Es müßte aber der in London de- ponierte Goldbetrag ebenso behandelt werden wie das Gold in den eigenen Kassen der Reichsbank, weil der Londoner Betrag jederzeit zurückgeführt werden könnte. Deshalb müßte das geltende Gesetz geändert werden. Ldiglih in den Reichsbankausweisen neben- bei anzugeben, daß noch soundsoviel Gold in London liegt, wäre unpraktisch, denn das Ausland würde darauf keine Rüd- sicht nehmen. Die Reichsbank legt den größten Wert darauf, den vollen Goldbestand angeben zu können, im Interesse der Reichsbank wegen ihres Kredits, der bisher im Inlande und Auslande un- erschüttert geblieben ist. Aber abgesehen davon, ist der Gold- saß der Reichsbank, der jet niht ganz eine Milliarde beträgt, von besonderer Bedeutung; denn er ist eine Reserve für den Wiederaufbau. Wenn dieser Schay jet preisgegeben wird, wird nicht, nur der Kredit der Neihöbank, sondern auch die offnung auf den Wiederaufbau der Volkswirtschaft preisgegeben, eshalb muß die tatsächlihe deutshe Goldziffer im Auslande auf- recht erhalten werden; sie darf auch nicht s{einbar vermindert werden, indem die in London liegenden Goldbeträge von dem Goldbestand abgeseßt werden. Diesem Zwecke dient der vom Reichsrat an- nommene Gesezentwurf. Die Goldlombarde haben niht den Zweck, Reparationszahlungen zu leisten; denn dazu soll der deutsche Gold bejtaud unter keinen Umständen hergegeben werden. Die Gold«

,

iglih den Zablungêmecaniêmus erlei{tern; denn

M ! Tombarde follen all Lombardgold hinauszushicken, würde allerlei

nur von Fall zu

Schwierigkeiten machen,

Die Entscheidung der Reparationskommission die für die C R und Februar fälligen Zahlungen ein

oratorium unter gewissen Bedingungen vorsiéht, ist der Reichsregierung, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, gestern in später Abendstunde bekannt geworden. Die Reichsregierung

wird heute vormittag in eine interne Besprechung darüber ein- treten.

Der bisherige litauishe Geschäftsträger Dr. Paryckis kehrt nit e auf seinen hiesigen Posten zurück. Die Ge- schäfte der Bean werden wie bisher von Herrn Victoras Gailius weitergeführt.

Jn der gestrigen Sizung des vorläufigen Neichseijen- bahnrats wurde die Vorlage der deutshen Reichsbahn auf Erhöhung des Eisenbahngüter- und Tiertarifs ange- nommen. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, sicht die Vorlage im ganzen eine Erhöhung um 33/3 vH im Durch- nitt vor, Die Erhöhung erstreckt sich nicht nur auf die außerordentlichen Tarifklassen, sondern auch auf die Aus- nahmetarife, insbesondere auf den Kohlenausnahmetarif. Jn der Sizung selbst wurde eine große Reihe von Wünschen und Anregungen der Jnteressenten gus den verschiedensten deutschen Gegenden und Wirtschaftskreisen vorgetragen. Die Reichsbahn sagte die Prüfung und, soweit angängig, beschleunigte Durch: führung zu.

Uebersicht über die Finanzgebarung des Reichs.

S E Amr eAm tre iet

Bom | Vom 1, Januar |} 1. April 1922 bis | 1921 bis 10. Sanuar | 10, Januar 1922 1922

Tausend Mark

Einnahme.

Allgemeine Finanzverwaltung: | ; Ueberschüsse der Finanzkassen aus Steuern, S ) Zöllen, Abgaben, Gebühren 1 856 212| 53 521 507

(darunter Neichsnotopfer) » « « « « - —_— (7884 444)

S@webende Schuld. « « «o. e « e} 2327 630| 82919 993

Fundierte Schuld s _— 97 867

Summe der Einnahme .| 4 183 8492| 136 539 367

Ausgabe. Allgemeine Verwaltungsausgaben Gegenrechnung der Einnahmen Fundierte Schuld : 7) Schuldenzinsen für die s{webende Schuld . 26 845116 574 938 Schuldenzinsen für die fundierte Schuld . - 225 000//- 4

3 981 862/124 100 048

unter Z 107 825 810

Betriebsverwaltungen. Neicbs-Post- und Telegraphenverwaltung : 70 449

Zuschuß Reichseisenbahnverwaltung : Zuschuß S 0 Q Pck Q V 129 082 mithin Zushuß . «+ , Summe der Ausgabe . 1 -4/184 393/136 539 470

Die \chwebende Schuld betrug an dî3 j fontierten Schaßanweisungen am 31. De- ) zember 1921 , 246 921 550

. 21 421 743

Es traten hinzu . 19 094 113 2 327 630

Es gingen ab , mithin zu . D

ergibt. « « 249 249 180 ¡

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9 Brutto bis eins{=ließlich November, Neito vom 1, Dezember ab.

2?) Das Anwachsen der s{chwebenden Schuld ist verursaht zum überwiegenden Teil durch Devisenbeschaffungen, Lieferungen und sonstige Ausgaben für Reparationszwecke; ferner durch Anhäufung von Zins- zahlungen zum Vierieliabröerfien und durch Fehlbeträge bei den Betriebsverwaltungen.

Preußen.

Zwischen der deutshen und der polnischen De- legation ist unter Zustimmung des Präjidenten Calonder über den äußeren Verlauf der baun gon aen Ver- handlungen laut. Meldung des „Wolffschen Telegraphen- büros“ folgendes vereinbart worden :

Die Arbeiten der Unterkommissionen in Oberschlesien sollen spätestens am 28. Januar zum Abschluß gebracht werden. Die Ver- handlungen in Genf sollen am 6. Februar beginnen und spätestens am 25. Februar beendet werden. Nach dem gegenwärtigen Stand der Arbeiten darf mit Sicherheit erwartet werden, daß der festgeseßte Zeit- punkt au für diejenigen Kommissionen, die einen besonders schwierigen und umfangreichen Stoff zu bewältigen haben, wie tusbcsondere die Kommission für den Minderheitenschut, für politische und für juristische Fragen, innegehalten werden wird. In Genf wird sodann, abgeschen von den programmmäßig dort weiter zu behandelnden Minoritätenfragen und der Kommission, welche sich mit den Obliegenheiten und Zuständig- keiten der für die Durchführung der Vereinbarungen eingesebten Organe zu beschäftigen hat, lediglih die Schlußredaktion und die innere Uebereinstimmung aller Teile des umfangreichen Vertragswerks zu behandeln sein.

Der zwischen dem Shluß der Arbeiten in Oberschlesien und dem Beginn der Arbeiten in Genf vorgesehene Zeitraum ist dringend erforderlih, um den Delegationen die Möglichkeit W geben, mit den heimishen Behörden vor Abschluß der Arbeiten die erforderlihe Fühlung zu nehmen.

Desterreîch.

Der Hauptaus\chchuß des Nationalrats hat die An- träge der Regierung, betreffend die Erhöhung der Per- fonen- und Gütertarife, angenommen, Die bestehenden Sonderbestimmungen für Nahrungsmittel wurden aufrecht- erhalten. Für Kohlen wurde der Frachtsaß um 150 vH hinaufgeseßt.

In einer in Linz Goa legen großdeutschen Versamm- lung bezeichnete der Präsident Dinghofer, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, das Abkommen von Lana in der sebigen orm für unannehmbar. Es müsse aber der Weg

er sahlihen Beurteilung eingeschlagen werden, der auch zu dem gewünschten Ziele führen könne, ohne eine Regierungskrise

hervorzurufen, Dinghofer verwarf die Opposition um jeden Preis, da die heutige Zeit Arbeit, nicht blos Kritil erlange.

199 531/ 12 139 422

A der R blik Poincaré h Dex ehemalige Präsi Republ incaré hot die Stats fei abbinetts endgültig übernommen. Nah bisher noch nicht bestätigten, von der „Agence Havas“ verbreiteten Nachrichien sol sich das Ministerium olgendermaßen gzusammenseßen: Vorfiß und Auswärtiges: E E Sustiz und Vizepräsident: MRaiberti oder de Selves, Inneres: Manoury, Kriegsministerium; Maginot oder Barthou, Marine: Landry, Finanzen: de Lasteyrie, Handel: François Marsal oder Bokgs- nowsfky, Unterricht: Léon Berard, Ackerbau: Jean Dy- rand, Kolonien; Sarraut, Arheitsministerium: Dariac oder Colrat oder Jourdain, Oeffentliche Arbeiten: Le Troc- quer, Unterstaatssekretär beim Ministerpräsidenten: Reibel, Meitere Unterstaatssekretäre Aubigny, Dutreil, Lorin, Joseph Barthélémy, Rollin, Villenau.

Die deutsche Delegation war gestern Mittag im Nautischen Klub in Cannes zu einer gemeinsamen Sißung des Obersten Rates und der Reparationskommission ge- laden, Lloyd George teilte laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ mit, daß der Oberste Rat zu der Ent: \chließung gekommen sei, daß er in Abwesenheit eines seiner Mitglieder mit den Verhandlungen nit fortfahren könne; es sei daher beschlossen worden, die Konferenz au, veriagen. Ex erwähnte, daß die Aufgabe der Konferenz zum Teil gelöst worden wäre, insbesondere sei beschlossen worden, eine Wirtschaft skonferenz nah Genua einzuberufen, zu der die deutsche Re- gierung eingeladen werden solle. Mit Befriedigung habe er den gestrigen Ausführungen Dr. Rathenaus entnommen, daß die deutsche Regierung am Wiederaufbau Mittel- und Osteuropas teilzunehmen gewillt sei.

Ex bedauere, daß der deutshen Delegation

Ungelegenheiten bei den Ver: handlungen erwachsen seien, die durch den Abbruch der Kon- ferenz unterbrochen werden mußten.

Die übrigen E befänden sih in derselben Lage. Die Reparationsfrage habe vertagt werden müssen. Soweit aber das Ersuchen der deutshen Regierung um ein Moratorium in Betracht tfomme,

werde die Reparationskommission sofort eine Antwort erteilen.

Hierauf verlas der Vorsitzende der Reparationskommission Dubois die nachstehende Entscheidung: E

Die Neyarationskommission beschließt, der deutshen Regierung cine vorläufige Verzugsfrist für die am 16. Januar undaml1b. Februar.1922 fälligen Naten zu gewähren, soweit diese Zablungsperpflichtungen_ durch geleistete oder noch- zu leistende Barzahlungen und durch Sachlieferungen oder Einnahmen aus dem Necovery Act, die hon eingegangen find, oder bis zu den oben genannten Daten eingegangen sein werden, nit s{chon gededt ind, und zwar unter Vorbehalt der nachstehenden Bedingu E 1. Während der vorläufigen Verzugsfrist zahlt die deut]che Regie:

cung alle zehn Tage 31 Millionen Goldmar in zugelassenen Devisen. Die erste Zahluug e rfolgt am18. Januar 1922. E : _

. Die deutshe Regierung unterbreitet binnen 14 Tagen det Neparationskommission einen angemessenen HNesorm- und Garantieylan, betreffend das deutsche Budget und den deutschen Papiergeldumlauf sowie tin vollständiges Programm für die Barzahlunget und Sachlieferungn fürdas Jahr1922

3, Die vorläufige Verzugsfrist geht zu Ende, sobld die Neparationskommission oder die alliierten Regierungen (x Entscheidung über deni vben untex 2 erwähnten Entwurf das Programm getroffen haben. S

Unbeschadet dessen kann in dieser Entsheidung vorgesehen went daß der Unterschied zwischen den tatsächlich während der vorläufig Berzugsfrist gezahlten Beträgen und den auf Grund des London Zahlungsplans fälligen Sutnmen fällig wird und zu zahle ist innerhalb 14 Tagen, gerehnet von dem Tage der je nh den Umständen von der Revarationskommission oder den allierket Negierungen getroffenen Entscheidung, Wenn der Entwurf und das Programm der Neparationskommission vorliegen, werden fie sofort von ihr den alliierten Negierungen übermittelt, die so în der tage sein werden, entweder die Angelegenheit selbît in die Hand zu nehmen oder sie an die Neparationskommission zurückzuverweijen, damit diele darüber entscheidet.

Der Reichsminister a. D. Dr. Rathenau erklärte, daß er namens der deutschen Regierung von der Einladung zur Kot ferenz in Genua Kenntnis nehme. Die deutshe Regierung sehe der Uebermittlung des Einladungsschreibens entgegen. Er betonte ferner, daß aus den gegebenen Erklärungen hervor gehe, daß aus der Nichtzahlung der zum 15. Januar fälligen Summe für Deutschland keine unmittel baren Folgen erwachsen. Hierauf wurde die Sihung geschlossen.

Sämtliche Delegationen Cannes verlassen,

Der Entwurf des vorgesehenen fra nzösish- englishen Garantievertrags ist gestern veröffentlicht worden. Er hat folgenden Wortlaut:

Angesichts der Tatsache, daß Frankreih innerhalb cines Menschen alters zweimal von Deutschland bekriegt wurde und daß Frankre! noch tief unter den Verwüstungen leidet, die auf den Feind zuru zuführen sind, das französishe und das englische Volk eincn chre lihen Tribut an Menschenleben und Geld bezahlt haben, um dei Einfall der - deutshen Heere zurückzuweiseu, daß die Wohlfahrt der europäishen Völker und der wirtschaftlihe Aufbau der Wel durch den langen Krieg tief ershüttert wurde, sowie endli weil Sicherheitsbürgschasten Frankreihs gegen einen zukünftigen Einfall Deutschlands unerläßlich find tür die Wiederherstellung de Festigkeit Europas, für die Sicherheit Großbritanniens und den Weltfrieden, und da die in den Artikeln 42, 43 und 44 des Friedent! vertrags von Verfailles enthaltenen Sicherheitsmaßnahmen nl! genügen zur Verteidigung der wesentlichen gemeinsamen Interessen der hohen Vertragschließenden sowie für die Aufrechterhaltung v Friedens in Westeuropa, haben der König von England E der Präsident der französishen Republik folgend Abmachungen getroffen:

Artikel 1.

Im Falle eines direkten und nit herausgeforderten Angrif gegen das Gebiet von Frankreich durch Deutschland wird sich r N britannien sofort mit allen seinen Streitkräften zu Wasser, u §0" und in dex Luft an die Seite Frankreichs stellen.

Artikel 2, id

Die hohen Vertragschließenden bestätigen aufs neue das geh same Interesse, das die Artikel 42, 43 und 44 des Friedenépverlr A von Versailles für sie haben. Sie werden ih gegenseitig L ständigen, wenn eine Verlegung der angeführten Artikel droht 0 wenn cin Zweifel über ihre Auslegung entsteht.

Artikel 3, | bem

Die hohen vertragschließenden Parteien verpflichten ih aube ih gegenseitig zu verständigen im Falle militärisher Maßna) irgendwelcher Art, die mit dem Vertrag von Versailles unverein find und von Deutschland ergriffen werden.

Artikel 4,

haben gestern abend

id a 4 ; : in Dieser Vertrag bildet keine Verpflichtung für irgend Dominion des britisWen Reiches, es sei denn, daß das Dominion ije gebilligt habe.

daß, falls Heide

durch Kitauens gegen die Wahlen in Wilna erklärt die Entschließung,

Artiket 5. er gegenwärtige Vertrag wird für die Dauer von zehn FIakr

A iben und kann nach Abschluß diefer Zeit dur Fulein: Abkommen erneuert werden.

Die radikal-sozialistishe Parlamentsgrupye hai gestern eine Tagesordnung angenommen, in der fie, dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge, ausspricht, sie trete für alle Maßnahmen ein, die als geeignet erschienen, den wahren Frieden wiederherzustellen. Sie begünstige alle Zusammen- fünfte, die zum Ergebnis haben könnten, die Wirischaftslage Europas verbessern unter dem Vorbehalt, daß sie so ge- seitet würden, daß fie den Jnteressen der Völker und nicht hen Forderungen der internationalen Finanz dienten und unter der Bedingung, daß die Rechte der Franzosen, die Nußland Geld geliehen lfätten, anerkannt würden. Die Gruppe hetont aufs neue, daß an diesem notwendigen Wiederaufbau- werk Frankrei als Hauptgläubiger und als größtes Kriegs- opfer teilnehmen müsse, Die Pariei weigere sih aber, das Problem des Wiederaufbaus Europas mit der Regelung der Reparationsfrage zu verquicken. Das angegriffene und ver-

| wústete Frankrei fönne Deutschland keine neuen Opfer bringen, ohne sich der größten finanziellen Gefahr auszuseßen. Denn hie reihen Klassen der Bevölkerung in Deutschland hätten noch feinerlei Anstrengung unternommen. i /

in same

Spanien. Das vom Kabinett Maura überreichte Nücktrittg- gesuch wird damit begründet, daß das vom Kriegsminister

| der Krone vorgelegte, vom Gesamtministerium gebilligte Dekret, | betreffend die f feinerlei Aufschub zulasse. 1 | Fabinetis herrscht völlige Unsicherheit. Die Präsidenten der | Kammer und des Senats, die früheren Ministerpräsidenten [Marquis de Allendesalazar sind und haben ihm einmütig den Rat gegeben, Maura auf seinem | Posten zu belassen, Die parlamentarischen Kreise erachten den [Fortbestand des Kabinetts Maura mit einem anderen : sciegsminister für sehr wahrscheinlih. Es sei jedoch unbedingt | aôtig, daf; das neue Kabineit die militärischen Junten auflösi ) der von Grund auf ändert.

Umgestaltung der Offiziersjuntas,

Ueber die Bildung des neuen

Graf Romanones und

Alhucemas, estern vom König befragt worden

Polen.

Nach den bisherigen Ergebnissen der Wahken in Wilna, qn denen nur die Polen teilgenommen haben, wurden einer Neldung des „Wolffschen Telearaphenbüros“ zufolae 15 National- demokraten, 2 Sozialisten und 1 Demokrat gewählt.

Nach Blôltermeldungen aus Wilna haben die Vertreter \pans und Südslawiens bei der alliierten Kontroll- \mmission erklärt, es sei bei den Wahlen zu „einigen Un- wchtigkeiten“ gekommen. Der englishe Gesandte in Arschau hat feiner Regierung in der Wilnaer Frage ein Fmorandum überreicht.

Schiveiz. i

Die în der vorgestrigen Sißung des Völkerbundsrats inebahnten Verhandlungen zwischen den in Genf weilenden Negierten Danzigs und Polens über die Verwaltung u Stromweichsel führten laut Bericht des „Wolffschen Ulegraphenbüros“ zu einem polnischen Vorschlag, wonach bei ischer Verwaltung der Freien Stadt Danzig eine Reihe wn Garantien zur Wahrung ihrer Nechte angeboten wird.

Amtlich foll nah einem Entscheid des Oberkommissars ding die Strompeichsel unter der Verwaltung des dinschusses bleiben, wogegen Polen beim Rat des

Vlkrlundes protkstiert hatte. Da der Rat troß der klaren

Mlt: und Sachlage jeßt noch keinen Entscheid zu fällen

winhte, erflärte er si durch Abstimmung damit einverstanden, d über den polnischen Vorschlag neue Verhandlungen in Danzig eröffnet werden, Der Präsident Sahm hob der nahdrüclih hervor, daß ex angesichts der flaren Rechts- ind Sahlage nur aus dem Geist der Versönlichkeit, der der Anziger Abordnung eigen sei, neuen Verhandlungen zu- limme, Jn geheimer Sißung des Völkerbundsrats wurde der Verkommissar des Völkerbundes Hakin g für cin weiteres Jahr in seinem Amt bestätigt.

In der gestrigen Sißung nahm der Völkerbundsrat die vin Hymans-Belgien entworfene Entschließung über den litauish-polnishen Streitfall an, in der erklärt wird, daß das langwierige Versöhnungsverfahren des Völker- dundsrats als gescheitert und beendet zu betrachten ist, Der Rat zieht daher die militärishe Kontrollkommission in einem Monat zurück. Er verzeichnet aber mit Befriedigung die vershiedenen Erklärungen der beiden Parteien, die ver- sprohen haben, sich jeder feindseligen Handlung zu enthalten, ind macht eine Reihe von Anregungen. So empfiehlt er, ; Staaten keine diplomatishen und kon- lularischen Beziehungen zueinander unterhalten können, sie hre Interessen Vertretern befreundeter Mächte an-

[verirauen, die gleichzeitig die in der Entschließung angeregten [Maßnahmen überwachen könnten.

! Der Rat schlägt ferner, wie bereits gemeldet, die Erseßung der neutralen Zone vorläufige neutrale Linien vor. Zum Protest

daß der Rat hei feinem Streitfall, den ein Völkerbunds- mitglied vor den Völkerbund bringe, eine Lösung anerkennen inne, die ohne Berücksichtiaung seiner Empfehlungen an- penommen werde. Die Entschließung stellt endlih fest, daß die Schuß der Minderheiten durch den Versailler Vertrag und è litauische Erklärung vom 14. Dezember 1921 geregelt sei. &r svricht {ließli die Hoffnung aus, daß beide Parteien der Mienen Entsendung von Vertretern des Völkerbundes nach ilna zur Untersuchung der Verhältnisse zustimmen werden.

Ô Der finnishe Gesandte in Paris, Enkell, forderte en Völkerbundsrat im weiteren Verlauf der Sißung auf, n die Ereignisse in Karelien einzugreifen, da sie den y eltfrieden gefährdeten, Die Vertreter Estlands und Leitlands geerstübten das Gesuch. Der polnische Vertreter spra Polens éreitwilligkeit zu einer Vermittlung aus, Der Rat beauftragte Ent arhese Imperiali damit, einen Entwurf zu einer \Behung in dieser Frage vorzulegen. vi gige Völkerbundsrat befaßte sich sodann mit dem Noten- D el zwishen dem ungarishen Ministerium des Aeußern, lis Potschafterkonferenz und dem Generalsekretariat über eine m Grenzberihtigung zwischen Ungarn und Süd- nien, Der Rat beschloß, dem Botschafterrat mitzuteilen, R om vor einer Stellungnahme die Berichte der verschiedenen y \sionen über den Gesamtverlauf der ungarischen Grenze ab- und E olle. Außerdem wurde eine Reihe von Verwaltungsfragen Mein figefragen, betreffend den Frauen- und Kinderhandel in A l sowie den Opiumhandel, erledigt. Andere auf der E stehende Fragen wurden der nächsten Tagung

überwiesen, darunter der französische

nationalen Arbeitsamtes in Laudarheiterfragen und die

abschließen. Schweden.

ließt der Nachtrags3etat für das Fahr 1922 in Ein-

trag von 85 Millonen Kronen vorgesehen. Der Etat für das kommende Jahr umfaßt diesmal nur ein halbes Fahr, da im nächsten Jahre das Rechnungsjahr umgelegt werden joll vom Kalenderjahr auf die Zeit 1. Juli bis 31. Juni. Der Etat für das Uebergangsjahr 1. Januar bis 30, Juni 1923 {ließt mit 372 Millionen Kronen. i

Tschecho-Slowakei.

Die Vertreter der im deutschen parlamentarischen Verband vereinigten Parteien erklärten in einer in Prag ab- gehaltenen Sißung der „Neuen Freien Presse“ zufolge, daß sie den politshen Teil des Vertrags von Lana ablehnen und thr parlamentarishes Verhalten danach einrichten würden.

Südslawienu.

Laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ wurde nah den über den Zwischenfall von Sebenico qge- pflogenen Erhebungen der blutige Zusammenstoß durch das provokatorische Verhalten der italienishen Matrosen hervor- gerufen. Um die Wiederholung solcher, die Erhaltung von nachbarlichen Beziehungen in höchstem Maße bedrohender Vor- fälle zu vermeiden, wird in politischen Kreisen der Gedanke an- gereat, daß die Regierung um die Jntervention der Großen Entente in dem Sinne ansucht, daß Jtalien zur Einhaltung der abgeschlossenen Verträge angehalten werde. Um neuerlichen Provokationen seitens der italienischen Flotte vorzubeugen, wird die Regelung der Schiffahrt im adriatishen Meere verlangt.

Amerika.

Nach einer Reutermeldung kann die Frage der Teil- nahme der Vereinigten Staaten von Amerifa an der Wirtschaftskonferenz in Genua nicht geregelt werden, bevor das Programm der Konferenz eingetroffen und geprüft worden ift,

Gesundheitswesen, Tierkranklheiten und Absperrungs=- maßregeln.

Kopenbagen, 12, Januar. (W. T. B.) Wie „Politiken" aus Nîiga berichtet wird, verheeren epidemtsche und andere Krankheiten Nußland gegenwärtig wie nie zuvor. Ueber ten Gesundheitszustand im Hungergebiet malt die „Prawda* nähere Mitteilungen. In der 4000 Einwohner zählenden Stadt Momadysi in der jeßigen Tatarenrepublik kamen im Laufe einer Woche 90 Typhusfälle, 775 Fälle von RuHr, 39 von akuten

41 von Tuberkulose, 354 von Malaria vor. Dana erkrankten 1496 von den 4000 Einwohnern. Hunderttausende flüchten vor der Hungerênot und verbreiten Epyidemien über das ganze Land. Die Flüchtlinge befinden sich in unbeshreibliher sanitärer Verfassung. Die meisten sind in Lumpen gekleidet und seit Monaten nicht mit Wasser in Berührung gekommen. Sie sind mit Ungeziefer, namentlich Läusen, bedeckt. Semasjco, der oberste Kowrnissar des russiscben Sanitäts- wesens, erklärte, die Lage fei viel {limmer als 1919. Es set unmögli, die Krankheiten zu lokalisfieren. Das ganze Land sei angesteckt. Au Regierungékommissare und eine Reibe von Leuten des aus!ändishen Sanität3personals sind erkrankt. In Peters- burg werden wödentlih 3850 bis 500 Typhusfälle festgestellt. Die einzige Hoffnung Rußlands ist die Hilfe des Auslandes.

Verkehrêwesen.

Um Gebühren zu sparen, kürzen viele Telegrammauflieferer in leßter Zeit die Anschriften ihrer Telegramme fo fehr, daß es bei der Empfangsanstalt oft langer und eingehender Nah- forshungen bedarf, um den Empfänger festzustellen. Die Schwierig- keiten, die hieraus für die Telegrammbestellung entstehen, besonders in den großen Städten, für die die Telegraphenordnung a:.sdrücklih die Angabe vonn aetane und Hausnummer fordert, sind fast 'nerträg- li geworden. Man bedenkt nicht, daß durch die vielen Tel. ramme mit ungenügender Anschrift die Bestellung aller Telegramm. stark verzögert wird. Auch das bedenkt man nicht, daß der Post- verwaltung durch den Mißstand ungeheuere Kosten erwachsen, die leßten Endes die Steuerzahler aufbringen müssen. Es hat daher für die Telearaphenverwaltung die zwingende Notwendigkeit vorge« legen, die Telegraphenordnung dahin zu ändern, daß vom 1, Zanuar ab eine Sondergebühr von 4 4 erhoben wird, wenn der Telegraphenbetrieb außergewöhnliche Leistungen aufwenden muß, um Telegramme mit ungenügender Anschrift bestellbar zu machen, d. h. wenn tatsächlich Nachforschungen in Adreßbüchern, Handelsregistern, Merkbüchern usw., Ergänzung der Anschrist oder besondere An- weisungen an den Befsiellex erforderli sind. Ausgenomwen sind selbstverständlich die Telegramme mit vereinbarter abgekürzter Unfchrift. Einzelne Telegraphenanstalten haben in den ersten Tagen nah JFnkrafttreten der neuen Vorschrift die Sondergebühx auch für Telegramme an Behörden, Firmen und Personen erhoben, die orts8beftannt find, und zwar ledigli deshalb, weil die Bezeichnung des Empfängers nicht ganz vollständig war oder auch weil Straße und Hauënnmmer oder nur die Hauênummer fehlte, Die Aemter sind dahin verständigt worden, daß dies niht der Sinn der neuen Vorschriften ist.

Zux Beseitigung von Jrrtümern wird darauf hingewiesen, daß Berxichtigungsbogen (also z B. Bürstenabzüge), denen die Urschrift (das Mavuskript) beigefügt ist, von - jeher der Drucksachengebühr unterliegen. Hierbei ist es zulässig, in den Bogen Aenderungen und Zusäge zu machen, die die Be- ridtigung, die Form und den Druck betreffen, und solche Zusäge auch auf besonderen Zetteln anzubringen. Für sich versandte Urschriften (Manuskripte) von Werken oder Zeitungen (also au von Sinai unterliegen nach wie vor der Gebühr für Gescbäftspapiere, Manuskripte, wie sie Korrespondenzbúros an eine größere Zahl von Zeitungen zu versenden vflegen, unterliegen, sofetn sie durch Buchdruck, Hektographie, Papyro- graphie, Chromecaraphie oder ein ähnliches mecanis@)cs Verfabren nicht aber dur Schreibmaschine vervielfältigt worden sind, nach wie vor nit der Gebühr für Geschäftspapiere, sondern der Druckssahhengebühr.

Vautwvesen.

Wobßnungsbau und Baustofffrage. oige der weiteren Steigerung der Lohn-, Tranöport- und Baukosten wird der

Wobnungsbau in der kommenden Mguperiode auf erneute Schwierig- keiten sto Um dem möglichen Baustoffmangel, vor

Anirag auf Einholun eines Gutachtens des Jnternationalen Gerichtshofes über die Zuständigkeit oder den Umfang der Zuständigkeit des uier

e rage der Nationalität der Bewohner von Mandatsgebieten. Der Völkerbundsrat wird sich am Sonntag u. a. mit der Lage der Atmenier in Cilicien befassen und hierauf seine Tagung

Nah dem dem Reichstaq vorgelegten Haushaltsplan

nahmen und Ausgaben mit 300 Millionen Kronen. Unter den Ausgaben wird zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ein Be-

gastrishen Krankheiten, 117 von Skorbuüt, 80 von fibirischer Pest, |

dem Mangel an Ziegeln zu begegnen, wird es daher viellei{t not- wendig sein, in vermehrtem U Men au auf andere bewährte Bau- weilen zurüdzugreifen. Unter dey Naturbauweisen wird der Lehmbar vor allem auf dem Lande Bedeutung behalten, namentli dort, wo Lehm auf der Baustelle vorhanden ist und andere Baustoffe wegen hoher Transportkosten nit herangeschafft werden fönnen. Neben dem Lebmbau haben sich, wie in einem aufkläreäten Erlaß des Preußi- {en Ministers für Voikswoblftahrt hervorgeboten | ist, auch eine Reihe anderer Bauverfahren als wirtschaftuich und

brauchbar erwiefen, befonders die Bauweisen mit Ziege! hohlmauer-

werk und Hohlsteinen, mit Schlackensteinen und Schlackenbeton. Um

die mit diesen Bauweisen gewonnenen Erfahrungen zu erweitern, zu

fammeln und der Bauwirtschaft nuybar zu machen, sollen die vom

Minister für Volkêwohliahrt hegründeten Beratungsstellen für Natur-

bauweisen ausgebaut und ihre bisher auf die Förderung der Lehmbau-

weifen beschränkten Aufgaben auf das gesamte Gebiet der wirtschait-

lihen Bauweisen ausgedehnt werden. Ihre Bezeichnung wird dem-

nach künftig in „Bauwirtschaftlhe Beratungsstellen“

geändert. Bei ihrer Aufklärungsarbeit sollen füntitig au die staat.

lichen Ortsbaubeamten mitwirken, die bei ihrer prüfenden und

beratenden Tätigkeit Gelegenheit baben, die Verbindung zwischen den

Baulustigen nund den Beratungsstellen zu vermitteln.

Theater und Mnsik,

Opernhaus. Mozarts „Zauberflöte“ ging gestern, elf Jahre na der lezten Neueinstudierung an lelbér State im di Ae s dem neuen Gewande, das der Maler Ludwig Kainer für fie geschafen hat, zum ersten Male in Szene. Es ift im Grunde gleichgültig, ob man die Handlung, wie früher üblich, nah Aegypten oder, wie es die Hülsensche Bühnenbearbeitung tat, na dem persish-indischen Hochland verlegt; echtes Maärhen- und Wunderland muß es nur sein, das die Erfindung des Malers vor uns erstehen läßt, und Kainer Hat recht getan, sich von diesem Gedanken leiten zu lassen, ohne fich an einen bestimmten Stil zu halten. Als Umrahmung der sämtlichen Bühnenbilder verwendet er zwar an die Tempelbauten Aegyptens erinnernde monumentale Säulen, zwischen ihnen hindurch blickdt man aber in Landschaften und Fnnen- räume, die freie Bestaltungen seiner Phantasie find, die das Morgen- land im aligemeinen in der Ueppigkeit seines Pflanzenwuchses, in dex: Farbigkeit seiner Ornamentik und in der Vielgestaltigkeit seiner Formen im Bilde einfangen wil[. Vieles ist wohlgelungen, einiges toieder nüchterner als man es fich wünschen möchte, und manhes erinnert auch an Theateraussiattungskünste der „guten alten Zeit“ mít ihrem naiven Bühnenzauber. Ueber die Ausstattung der „Zauberflöte“ wird sih immer streiten lassen, Hauptsache bleibt doch stets, -daß sie nit zum Selbsizweck wird, sich nicht störend vordrängt, sondern die Stimmung fördert, die von der unsterblihen Musik Mozarts ausgeht. Von diesem Gesichispunkt aus betrachtet, entsprechen die von Kainer gestalteten, von Professor Hörth als Spielleiter beledten Szenenbilder durchaus und in schöner Weise im ganzen den zu stellenden Anforderungen, auch wenn der individuelle Geschmack dieses oder jenes Beurteilers einzelnes anders haben mödhte, wie z. B. die eiwas nüchtern im Hintergrunde aufgererhten drei Tore, an denen Tamino Einlaß begehrt. Aber, was will das gegenüber den Herrlichkeiten besagen, die musifalisch geboten wurden. Das Orchester unter Lo Blech, der der Musik Mozarts feine ganze Liebe entgegenbringt, verrihtete wahre Wundertaten, und die pon Professor Rüdel einstudierten Chöre waren im Klange von fast überirdisher Schönheit, \o9 besonders der Männerchor der ersten Temvelszene. er den Jn- babern der einzelnen Rollen ist Otto Helgs " Fföôrverliß und stimmlih sehr fstattliher Sarastro besonders hervorzuheben. Eine gesanglih Hoch zu bewertende Leistung \{chuf ferner Clisabetk Nethberg von der Dreédner Staatsoper, die als Gast die Pamina gab, Ein männlich wirkender, musikalish zuverlässiger Tamino war Herr Hutt, der eine stimmlihe Indisposition tapfer niederkämpfte, ein liebenswürdiger, ge|chmadckvoll Engendor Dabageno Herr Ziegler,

eine ihm ebenbürtige Papagena Fräulein Knepel, ein beweglicher, drelliger Monostatos Herr Henke, ein würdevoller Sprecher Herr Armsterz gut waren auch die Vertreter der beiden Priester bezw. Geharnischten, die Herren No und Stock, Mit den \chwierigen Koloraturen der Königin der Nacht fand sich Frau Hansa sehr anerkennenswert ab. Ganz besondere Sorgfalt hatte der Dirigent den Terzetten der drei Damen (Gertrud Bindernagel, Margarete Kroo, Margarete Arndt- Ober) und der drei Knaben (Elsa Knepel, Marie Escher-Vespermann und Margarete Jäger-Weigert) gewidmet, die mit einer Reinheit und Präzision erklangen, wie man fie nur selten bört. Alles in allem war es ein Abend hohen Kunstgenusses. Das erkannten die das Haus bis auf den leßten Play füllenden Zuschauer durch lebhaften Beifall an. P.

__ Im Opernhause singt morgen, Sonntag, der Kammer- sänger Leo Slezak als dritte Gastrolle den Eleazar in der Jüdin", Dirigent ist der Generalmusifkdirektor Leo Ble. Anfang 6 Übr. Am Montag wird „Die Zauberflöte“ zum ersten Male in der Neueinstudierung wiederholt. Dirigent ist der Generalmusik direktor Leo Blech. Anfang 7 Uhr.

__ImSqhauspielhaufe wird morgen „Lumpazi-Vagabundus® wiederholt, Anfang 7} Uhr. Am Montag wird „Peer Gynt" mit Otto Laubinger in der Titelrolle gegeben. Anfang 74 Uhr.

_ Die Aufführungen von Strindbergs „Traumspiel*® unter der Spielleitung Max Reinbardts im Deutschen Theater beginnen von beute ab erst um 74 Uhr.

__ Glisabeth Reth berg von der Dresdner Staatsoper, die für eine Aufführung der „Zauberflöte“ im Opernhause von der Direktion des Deutschen Theaters beurlaubt war, fingt von heute ab wieder täglih die Eurydice in „Orpheus in der Ünterwelt* im Großen Schauspielhause.

_ Der Berliner Tonkünstler-Verein, der auch in seinem 76. Vercinéjahr unter der künstlerishen Leitung von Arnold Gbel und Kurt Schubert steht, bringt in seinem Il. Konzert mit neuen Werken am Mittwoch, den 18, Januar 1922, Abends 8 Uhr, in der Konzertaula der Augustaschule (Elßholze straße 34, nahe Winterfeldplaß) Aufführungen einer Violinfonate vou Winfried Karl Wolf, einer Celloionate von Heinri Sthannec und eines Klaviertrios von Jens Kerntler aus den Handschriften. Außer den Komponisten wirken Dr. Hans Haag (Violine), Walter Lutz (Cello) und Walter Bermel (Klavier) mit.

Mannigfaltiges.

Das deutsGe Rote Kreuz teilt namens des Jnternatio- nalen Nansenkomitees für die RNußlandhilfe folgen- des mit; Als englisher Vertreter ist Sir Benjamin Robertson in Moskau eingetroffen. Jn einér Unterredung mit Nansens Vertreter, Herrn Gorvin, teilte Kamenef mit, bie Sowjet- regierung habe für die Hungerbilfe bisher 150 Millionen Goldrubel ausgegeben und bereite die Ausgabe weiterer. 40 Millionen Goldrubel für den Ankauf pon Lebensmitteln im Auslande vor. Kameneff betonte die Wichtigkeit, Traktoren tür die Frühjahröbestellung ju beschaffen ; ohne Trafktoren würde die be- stellte Fläche geringer als im Vorjahre sein und damit das Lebens« mittelproblem sich noch \{wieriger gestalten. Oberst Hasfkell teilte mit, daß von amerikaniser Seite mehr als eine Million Kinder in den Hungergebieten, in Moékau und in Petersburg ernährt würden. fünf Schiffsladungen mit 40000 t Lebensmitteln wlirden in den nächsten fünf Wochen erwartet. Die Schwierigkeit des Transports destele Unger „Mi Be E ae O sie d mehr auf dem

angel an Futter für die , Nach e Meldung des „W. T, B aus Moskau sind im ber 1921 bei der Jen tram m on J die uus erden. ganzen 13 ionen Nu ngegangen, eia ! der Spenden beläuft {i rine Q 8 858 Millionen Rubel

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allem

d Bexausgabt sind im A 16 Milliarten Rubel, insgesamt bis