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Regierung in Cassel zember 1921.
Finanzministerium.
Der Einbringung eines Gesegzentwurfs zur Abänderung des geltenden Gewer estaunégeieren haben si Hindernisse ent- gegengestellt, die mi SURRLA, einstweilen von der Ein- bringung des Entwurfs abzuseben. Hieraus erwächst für die Steuerbehörden die iwendigkeit, den Vorarbeiten zur Veranlagung der Gewerbesteuer für 1922 mit größter Beschleunigung er gani zu geben, damit die Veranlagung möglichst rechtzeitig durhgeführt werden fann.
Jnsbesondere muß nunmehr unverzüglih zur Vornahme von Neuwahlen oder Ersaywahlen der Aus\chuß- mitglieder geschritten werden, Soweit es mir bisher mit Rücksicht auf die beabsichtigte Abänderung des Gesetzes, die die Beseitigung der Klassenbesteuerung zum Ziele hatte, nicht tunlich erschien, Vorshläge auf anderweite Festseßung der Zahl der Ausschußmitglieder zu genehmigen, is für diese Fälle nun- mehr erneut meine Entscheidung naGgaiucen. Ebenso ist die Beschaffung der nah Maßgabe meines Erlasses vom 3. September 1920 — I, 8436 — erforderlichen Vordrucke zu beschleunigen. /
Hiernach ersuche ih, das weitere Erforderliche soglei zu
veranlassen und die Vorsißenden der Steueraus\c{üsse mit ent: |
sprechender Weisung zu versehen. _ Berlin, den 6. Yanuar 1922. Der Finanzminister. von Richter.
An sämtliche Herren Regierungspräsidenten und das Landes- finanzamt Groß Berlin, Gewerbesteuerabteilung.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen N und Forsten.
%, Dem Tierarzt Dr. Lüssenhop in Düsseldorf ist die |
a)
famnissarische Verivaltung der Kreistierarztstelle in Tönning, Kteis Eiderstedt, übertragen worden.
Ministerium für Wissenschaft, Kunst ¿ ¿a und Volksbildung.
Der bisherige außerordentlihe Professor in der philo- fophischen Fakültät der Universität Berlin Dr. Stock ist zum ordentlichen Professor in derselben Fakultät ernannt worden.
Der ordentliche Professor Dr. Keibel in Königsberg ist in gleicher Eigenschaft in die medizinische Universität in Berlin verseßt worden.
«Namens des Preußischen Staatgministeriums ist die Er- | nemung der Studiendirektoren Dr. Nemus an dem - Neal- |
gymnasium în Jserlohn, Dr. Beisenherz an dem Neal-
nebst Oberlyzeum in Gelsenkirhen zu Oberstudiendirektoren bestätigt worden.
_, Namens des Preußischen Staatsministeriums sind die Wahlen der Studiendireftoren Luschey am Stadtaymnasium
gymnasium in Stettin, Dr. Preußner an der Bismarck- Vberrea! schule in Stettin zu Oberstudtiendirektoren und . „die Wahlen dexr Studienräte Vrofessors Thiele am
Fricdrih-Wilhelms-Realgymnasium in Stettin, Professors Pahl am Schiller - Realgymnasium in Stettin und der Studienrätin Martha Willert an der Königin - Luise - Schule in Stargard in Pommern zu Yberstudienräien(inunen) bestätigt worden.
Bekanutmachun g.
“Nach Vorsérift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Geseßsamml. S.. 375) sind bekanntgemacht : A A
4, der Erlaß des Preußischen Staatsministeriums vom 29. Ok- tober: 1921, betreffend die Verleibung des Enteignungsre(ts an die Stadtgemeinde Cottbus für die Anlagen zur Leitung und Verteilung des ‘eleftriiden Stromes innerbalb des Stadtkreises Cottbus und des südlides Teiles des Landkreifes Cottbus, durch das Amtsblatt der Ne- gierung in Frankfurt a. O. Nr. 46 S. 241, au?gegeben am 19. No- vember 1921; i L e D
3,2, der Erlaß des Preußischen Staatsministeriums vom 20. No- vember 1921. betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die (Gemeinde Wesseling für die Anlage cines vom Leinpfad anf die Stxaße „auf dem Rheinberg“ führenden Weges, durch das Amtsblatt der Negterung in Köln Nr. 51 S. 329, ausgegeben am 17. De- zember 1921:
das WesttälisGe Verbands - Elektrizitätswerk, Aktiengesellschaft in
Fafultät der |
| gehen. l ! j | Deutschland ist aber dur cinen verlorenen Kriea, dur {were
worden sind: 500 Millionen
der Entschließung zur Teilnahme ausdrücklih aufgeforderten Mächten werden Dee Deutschland, Oesterreih, Ungarn, Bulgarien und Rußland genannt,
Der- Reichaminister a. D. Dr. Rathenau hatte vorgestern unmiitelbar nah feinem Eintreffen aus Cannes zunächst mit dem Reichskanzler eine Unterredung und erstatiete alsdann im Beisein des Reichskanzlers in längerer Besprehung dem Reichs präsidenten Bericht.
Die Rede, die der Reich3ministex a. D. Dr, Rathenau in der Sißung des Obersten Rates in Cannes am 12, Januar
gehalten hat, wird nachstehend von „Wolffs Telegraphenbürg“
in einem Auszuge wiedergegeben, der sich auf Aufzeihnungen in der Sißzung stüßt: Herr Präsident, meine Herren! j
Namens der deutschen Regierung danke i Ihnen, daß Sie uns Gelegenheit gegeben baben, vor Jbnen zu erscheinen. Wir erkennen an, daß diefe Konferenz neben ihren allgemeinen weltgeschicht!icen Ausgaben es sich zur Aufgabe gestellt hat, zu prüfen, wie die deutschen Leistungen mit der deuts{en Leistungdfähig eit in Einklang zu bringen sind. Die deutsche Delegation wird ernsthaft bemüht sein, alle ge- wünschten Auskünfte rückhaltlos und wabrheitsgetreu zu geben. Sie ist darüber hinaus bereit, in dem von ihr geforderten Maß an den Aufgaben, die fich diese Konferenz gestellt hat, mitzuarbeiten. Auch der franzöfischen Regierung danke ih für die freundliche Aufnahme in diefer Stadt, in der wir ihre Gäste sind, Ic nehme an, daß es
| nützlich fein wird, wenn id, um zeitraubende Verdolmetschung zu | ersparen, mich in den weiteren Ausführungen anderer Sprachen als
der deutschen bediene, ohne daß damit für uns cin Präjudiz tür den Gebrauch irgendetner Sprache geschaffen werden darf. (Die weiteren
| Ausführungen wurden in französisher Sprache vorgetragen und vom
Nedner abschnittsweife ins Englische überseßt.) :
(s sind uns eine Rethe von Fragen gestellt worden. Die Fragen beziehen \sich einmal auf den Umfang der pon Deutschland zu be- wirkenden Sah- und Geldletistungen, die möglich wären, obne Deutschland „zu perkrüppeln*“, Sie beziehen si weiter auf Maßuabmen hinsichtlich der deutschGen Finanzen, sie beziehen sich außerdem auf die Sicherbeiten, die von Deutschland für
| die Erfüllung diefer Maßnahmen gegeben werden können, und endlich { auf die Teilnahme Deuts(hlands an dem Wiederaufbau
Europas.
Deutschland ist entschlossen, mit seinen Leistungen bis zu den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit zu Deutschland is immer ein Land der Ordnung gewesen.
Verluste und durch cine Revolution hindurGgegangen. Die anormalen Zustände seiner Lebensbedingungen und feiner Finanzen, die die ¿Folge dieser Ereignisse sind, empfindet Deutschland selbst am schwersten und wünscht, sie zu beseitigen. Es wünscht uicht, denWeltmarkt durchUÜUnterbietungen zu zerrütten.
Die beiden Aufgaben, äußere Leistung und innere finanztelle
gymnasium in Gelsenkirchen und Dr. Töwe an dem Lyzeum | Sanierung, vor die Deutshland dadurch gestellt ist. widerspreben ! etnandevr i | cines Schiffskonslrukteuxs erinnern, der gleichzeitig für höchste Kraft-
| leistung und
Um ein Beispiel zu gebrauchen, mödhte ich an die Lage
U eringsten Koblenverbhrauh seines Scbiffes sorgen foll. Es ist daher schwer zu fagen, die und die Zablung stellt eine
S , I L Us QUEA h ausreichende und erträglide Leistung dar. E38 muß aber cine Sum1ne in Stettin, Dr. Willenberg am Friedrich «Wilhelms - Real: | i
| der wirtschaftlichen Lage der empfangsberecktigten Nationen entgegen- ¡ Tommt.
gefunden werden, deren Schwere erträglich ist und die zuglei
Wir «wissen, daß in Ihrem Kreife Ziffern für 1922 genannt für die Leistungen in bax und 1450 Millionen für die Sachleistungen einschließklich der äußeren Besatzungskosten. Ich will diese Ziffern als Basis meiner Be-
rechnungen wäblen. Sollte eine um 220 Millionen. höhere Summe. gennnt “twerden, fo wird das Problem noch weiter“ ershwert und
gefährdet. . 5 i
Ich fomme nun zur Lage der deutschen Zahlungen. Deutschland ist ein Land“ der Lohnarbeit. Es empfängt Robstoffe, ver- arbeitet fie und verkauft die verarbeiteten Erzeugnisse. Die Deutsch-
| sand nah dem Kriege verbleibenden eigenen Robstoffe sind mit Aus€- | nahme der Kohle unerheblich, Das Kali, von dem fo viel die Rede
| von Kupfer und Zink
ist, ist nicht fo sehr bedeutend. Dazu kommen sehx kleine Mengen Bon allem anderen, was Deutschland braucht
| zur Behausung, zur Kleidung, zur Nahrung, muß es das meiste im
Auskande kaufen. E Deutschland hat daher für alles, was es kauft, in har zu
| bezahlen. Es fann nur zahlen dur seins Handarbeit. Es | ist deshalb notwendig, daß Deutschland eine aktive Handels-
| vorbelastet mit cinem Einfuhrbedarf von 24
Unsere Zahlungébilanz aber ift
und Zablungsbilanz hat. hl illiarden Lebensmitteln
| und 24 Milliarden Rohstoffen, und zwar ohne verarbeitete Fabrikate
und ohne Luxusartikel, die nicht sehr erheblih sind und die es zum großen Teil niht aus freiem Entschluß, sondern zur Aufrechterhaltung
| nahbarlicher Handelsbeziehungen erwirbt.
über die bei Fröndenberg zu errichtende Trarsformatorenstation nach | Menden im Kreise Zserlohn, durch das Amtsblatt der Negierung in |
Arnsberg Nr. 51 S. 641, ausgegeben am 17. Dezember 1921;
4. der Erlaß des Preußischen Staatsministeriums vom 1. De- zember 1921, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an das Elektrizitätswerk Lippoldsberg G. m. b. H. für den Bau von
Ueberlandleitungen im Kreise Hofgeiémar, durch das Amtsblatt der |
Nr. 51 S, 357, ausgegeben am 24. De-
Nichtamliliches,
Deutsches Neich,
Die vereinigten KussGüge des Reichsrats für Volks? |
wirtschaft, für Haushalt und Rechnungswesen und für Rechts? pflege hielten heute eine Sißzung.
Reat Bai Le
Der: italienische Botschafter überreichte gestern dem Reichskanzler die Einladung an die deutsche Reichs: regierung pu der am 8, März stattfindenden Wirtschafts- fonferenz in Genua. Das Einladungsschreiben hat dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge nachstehenden Wortlaut:
/ Herr Reichskanzler! __ Gemäß einex Entschließung des Obersten Rates der Alliierten Mächte beehre ich mi, Ihnen Ab)chrift einer Entichließung zu über- misteln, welche am 6. Januar 1922 dur die alliierten Negierungen aur der Konserent pon Cannes angenommen wurke, Im Einklang mit dioser Entsch ioua und auf Weisung meiner Regierung beehre id mich die deutshe Negterung zur Teilnahme an der Wirtichafts- und Finanzfonferenz einzuladen, die in Genua am 8. März 1922 eröffnet werden wird. bitte Sie, mir die Namen FJhrer Delegierten und deren Begleiter mitzuteilen, Genchmigen Sie, Herr Reichskanzler usw,
Dem Einladungsschreiben i der Text der bereits ver- öffentlihten Entschließuug beigefügt, die durch die Konferenz von Caunes am 6, Januar angenommen wurde. Unter den in
y C | s ua t Ma CLLdi
3. der Erlaß des PreußisGen Staatsmivisieriums vom 30. No- | aus Autslandêéinpestitionen 1# er 1921, betreffend die Verlethung des Enteianungêre{ts an | ole 2 E
vemb t gbetreffe N H f Enteia M N | Kapital befigende Ausland zu zahlen. D |
Dortmund, für den Bau einer Hccspannungsfreileitung von Kruckel | Dahlungsbilanz beträgt also etwa d} Milliarden Goldmark, denen
Außerdem sind im Gegensag gegen die frühere Lage, in der uns
illiarden jährlihe Erträgnisse zu- flossen, jeßt } Milliarden Goldmark jährli an das in Deutschland Die Passivseite der
eine Ausfuhr von nur 3F bis 4 Milliarden gegenübersteht. Es be- steht omit eine Passivität der Zahlungsbilanz im Saldo 2 Milliarden {on vor Zahlung irgendwelher Reparation.
Auf Befragen Lloyd Georges: Es ist ganz richtig, daß infolge
Standes des Weltinderes auf 1,5 die deutshe Ausfuhr jetzt 4—15 Milliarden Goldmark betragen müßte, wenn sie dem Vor- kriegéstande cnispräche, Sie hat sid) also auf etwa cin Viertel ver-
ndert.
Um das Desizit der Zahlungsbilanz zu decken, bestehen nux drei Möglichkeiten: Verkauf der Substanz des Landes, große auswärtige Anleihen oder Verkauf der Landes- währung. Den Ausverkauf yon Landessubstanz konnten wir leider nicht hindern. Er ist in roßem Umfang vor si gegangen. Grund- stückde Unternehmungen, Aktien, Obligationen, selbit Lausrat find vom Auslande unter dem Wert erworben worden. Die Durchführung ciner auswärtigen Anleibe haben wir versuht. Sie war unmöglich, da nah Meinung der City die Deutschland auferlegten Lasten zu schwer waren. Unter diesen Umständen war es unmögli, den Verkauf von Umlaufsmitteln zu vermeiden, obwohl unser Geld hierdurch cin Gegenstand der internationalen Spckulation wurde. Der Prozeß des Ausverkaufs des deutschen Geldes hat \ich zunächst ohne yanik- artige Folgen bis Mitte 1921 fortgeseßt. Er wurde nicht dur Deutschland ermutigt, fondern durch das Ausland eingeleitet, das mit Necht den inneren Wert der Mark höher einshägte, als den Aus- landéfurs, Aber Mitte 1921 ereignete sich etwas, was vorauszusehen war: der Streik der Käufer der Mark. Jn dem Augenblick, wo man sah, daß wir gezwungen waren, in kurzer Frist eine Gold- milliarde zu be\chaffen, mithin apiermilliarden zu verkaufen, steckten die Markkäufer die Hände in die Tasche und warteten. So trat der Marfksturz ein, und der Dollarkurs stieg von 55 bis zeit- weise auf 300. j :
Man hat bei uns und im Auslande gesagt, diefer Marksturz sei nur die Folge der Inflation und des Gebrauchs der Notenpresse in Deutschland. Das ist ein Irrtum. Sonst hätte dieser Sturz nicht so plöglich und in ganz kurzer Zeit eintreten fönnen. Auch hat der Kurs sich, sobald \sih wieder etwas Blau am Himmel zeigte, erbeblich gebessert, Das Blau am Himmel waren die Nachrichten über die ersten Besprehungen zwiscken der britisGen und französischen Regie- rung über eine Regelung unserer Verbindlichkeiten für 1922.
Jett komme ich zu cinem Fusie:\t wichtigen Punkt, Solange die Währung cines Staats auf dem internationalon Markt aus dem Gleichgewicht gekommen ist, ist es unmöglich, irgendein Budget auf bestimmte Zeit mit Sicherheit in Ordnung zu bringen. Denn jeder neue Sturz des Kurses hat eine Erhöhung der Ausgaben
für Geßäster, Löhne und Nohstoffe zur Folge. Ein Staatsbudget aber egt sich nux aus diesen drei Posten zutammen. Jun diesem Avaqenblick isst unser Budget für 1922 in Ordnung. (sz en1hâlt fogar gewisse Ueberschüsse, dabei ist aber von den Nenarationen abge!ehen. Jeder neue Marksturz, jede neue innere Pretéerbößung aber wird dieses Budget gefährden" Wird damit gerechnet, daß die Neparationslaîten erträglih werden, dann fanu die Mark fteigen und das Maß der Staatsausgaben g Papiermark \inken. Auf der anderen Seite wird die Konkurrenz der deutsben Ware um fo gefährlicher, je mehr die Mark sinkt. Was gibt es nun für Mittel der Gesundung? fann man je zu einer Wiederherstellung der deutschen Valuta gelangen ? i R i Als Abhilfsmittel könnte man zunä&st an eine Reduktion des Verbrauchs denken, Diese ist aber kaum erreihbar, da die Mittelklassen und die Arbeiter weit unter dei Stande der Vor, kriegäzeit leben.“ Œs fann fid) also nur um die Debu ng der Produftion und um die Vermehrung Der Ausfuhr handeln. Eine derartige Vermehrung ift aber sckwer, weil fi andere Völker gegen die Vermehrung der deutshea Einfuhr wehren. Es bleibt das Mittel, die landwirtschafi!liche Produk on zu heben, aber das erfordert Zeit bei den infolge des Krieges vershlechterten 3 16en. i j Gedingus Pil jest im einzelnen von den Lasten sprechen, die auf Deutschland ruhen. Füx 1922 beträgt das Budget 59 Mil ausshließlid Reparationen . und sonstigen Friedenévertrags8leistungen, Um diese Last zu balancieren, war es nötig, die Steuerlasten zu verdoppeln. Jh will bier nicht über die sehr wichtige Frage der vergleichenten Steuerbelastung sprechen. Wir haben Unterlagen vorbereitet und stellen sie zur Verfügung. Ich \telle unter Beweis, daß dex Deutsche fernerhin eine \chwerere Bürde trägt als der Bewohner irgendeines anderen Landes, insbesondere der Engländer oder der Franzose. “Um den Staatshaushalt zu konfolidieren, wird es fi zunächst darum handeln, die Neichsbetriebe zu b alancieren, Eisenbahnen, Post. Telegrap hen Die Maßnahmen sind ergriffen, um im Jahre 1922 diese Neichsbetriebe ins Gleich; gewicht zu bringen. Ferner handelt es sih um die B ejeitigung der Subsidtien, die bisher zur Verbilligung der Lebensmitte] und aus fozialen Gründen gegeben werden mußten. Ich trete in die Einzelheiten nit ein. Maßnahmen find ergriffen, die dazu führen follen, diese Subsidien allmählih abzubauen. E
Eine dritte Frage wegen des deutschen Budgets betrifft die Frage desKohblenpreises. Der Kohlenpreis nähert sich sehr rasch dem Weltmarktpreis. Sobald der Preis des Dollars sich weiter ermäßigt, überschreiten die deutshen Fohlenpreile den Weltmark! preis, und zwar zu perschbiedenen Zeitpunkten, da dic Preisverhältnisse der einzelnen Sorten vers{ieden find.
Bisher habe ih stets nur von einem Budget ohne Nepa- rationen und ohne die innerenKosten des&rtedens- vertrages gesprohen. Wenn ih von den bereits erwähnten 9009 Millionen jür 1922 auêgebhe, wenn ich ferner ausgehe von Sachleistungen von 1450 Millionen Goldmark und dann noch die inneren Kosten des Friedensvertrages nehme, fo komme ich- zu folgenden Ziffern : |
500 Millionen Gmk. zum Kurse von 50 = 25 Milliarden Ppmk 1450 # "” i 129 o o Friedensvertragsausgaben = 38 J Z 135,59 Milliarden Ppmkf, Diese Summen kämen also zusäßlich zu dem Budget von 1922 mit feinen 83 Milliarden Papiermark. Das Budget würde also etwa 150 % neue Belastuug erfahren und fih damit auf 218,5 Milliardea Papiermark belaufen. E j ® "fm die Bilanz herzustellen, gibt es nur zwei Mittel: etnc Verdoppelung oder Verdreifachung der Steuern oder eine Riefenanleihe, Es wäre unmögli, da das Lud \hwerer als seine Nachbarn belastet ist, die Steuern nochmals ju vexdoppeln. (s bleibt also die Frage einex. sehr großen Anleihe. glaube, :daß. "man: «eine derartige Anleihe niht im Auslande Wird machen Tönnen, Die City von London hat sich [hon geweigert, Gut sehr _“vièl tlèineren Betrag .füt die FJanuars- und Februarzal;lui dur eiñe Anleihe zu finanzieren, Die Frage einer inneren Al leihe wird sehr ernsthaft erörtert werden. Aber in der gez wärtigen Situation wird es kaum möalich sein, die notwendigen Nei mittel zu finden, um eine Anleihe auch uur annähernd des erforder lien Umfanges unterzubringen. : S /
Ich lege Wert darauf, einen Vorwurf zu entkräften, der imer wieder auftaucht und der dahin geht, Deutichland fei doc dasselbe Land, es habe jeßt ncch 60 Millionen Einwohner, darunter eine große landwirtschaftliche und industrielle Bevölterung und reichliche Arbeits mittel. Cs habe keine Arbeitslosigkeit. Weshalb könne dieses tätige und angebli reiche Land keinerlei Zablungen leisten? ;
Demgegenüber sage ih, wir haben keine Ersparnisse. Lassen Sie mich einen Augenblick die Frage der Ersparnisse, der national SaVIngs, prüfen. / 5
Wenn ih das Deutschland von jeßt und früher vergleiche, #0 fehlen uns zunähst die Reserven, die wir aus den Anlagenin Ausland hatten. Vor dem Kriege waren wir aus di: sen Quellen mit 1,5 Milliarden aktiv, jezt sind wir mit ?/, Milliarden paisiv, Der zweite Faktor ist der Verlust an' Gebiet und Bevölkerung, Gegenüber der Zeit por dem Kriege haben wir daran mehrals zehn vH terloren.
Der dritte Faktor ist der bereits erläuterte Nückganag der Ausfuhr. Die Ausfuhr hat \ich von zehn Milliarden Goldmart auf 3,9 oder unter Berücksicßtigung des Weltinderes auf 2,5 Milliarden vermindert. Die Gewirine daraus find deshalb ebenfalls entiprechend zurücgegangen. i
Ein vierter Faktor: Wir verloren einen großen Teil unserer Rohstoffe, die wir jeßt ciuführen, und mit Goldmark oder Aus- fuhr bezahlen müssen, O
Der fünfte Faktor ist der, daß ih die landwirts{aftliche Ve- völkerung mehr vermindert hat als die Gesamtbevölkerung, und daß gerade landwirtshaftlihe Uebershußgebiete ver loren sind,
Auch der sechste Faktor ist sehr beträhtliß, Es bandelt sich um die Ermäßigung der Dienste und ihres Ertrages, die Deutschland durh Schiffahrt, Außenhandel und Bankverkehr im Ausland leistete. E
Auf Grund dieser Faktoren, wenn sie \ch auc zum T eil über» deden, besteht meiner Schäßung nach an Stelle cines Uebershusscch einer nationalen Ersparnis von 6 Milliarden Goldmark vor dew Kriege, jeßt cin Defizit von 1—2 Milliarden Gold- mark jährlich. So zehrt das Land ih allmählich aut; es lebt von seiner eigenen Substanz. Es hat weder die Mittel für Cr neuerungen noch für die wirtschaftliche Ausstattung seines Bevölkerung® zuwachses. j
Es wird auch die Frage Deutschland gegenüber aufgeworfen, uno dex Herr Vorsigende hat sie mit Recht in Erörterung gestellt : Was tut Jhr mit Curen Waren? Wenn JIhr sie niht ausführt, |0 \peichert Jhx sie aut und investiert sie und haft große neue inner MNeihtümer. Es erscheint sehr paradox, daß ein Land troß Fehlens von Ersparnissen Waren aurstapeln, bauen und noefstieren sollte. 3d bitte daher, von der Lage der Arbeitsstundenzahl un? ihrex Verwendung in Deutschland sprechen zu dürfen. 0) ‘omme damit auh auf die Frage, was Deutichland mit seinen «ls beitslosen macht, und auf den Verlust an Arbeitsstunden unter dél gegenwärtigen Situation. i
1. Die Einkünfte aus Kapitalanlagen im Au: lande wurden früber bezahlt in Waren, die somit einen tortlaufenden Tribut an Güte bedeuteten, der in breitemm Strom uns «ufloß Schon um v Güter, vor allem Rohstoffe, zu erbalten, die wir früber als lautende! Ertrag erhielten, müssen wix jegt arbeiten und Arbeitsstunden E wenden, DPicter Arbeitsstundengufwand läßt sich auf. 3,75 Milliaue! jährli s{änen. u
2. Aus dem Verlust an Gebieten ergibt si ein Verlust an G
sparnissen, der sich in einem Mehrauswand vou einex Milliatdé Arbeitsstunden ausdrückt. Yas
| meine bisherigen Auéfülßrungen negativ klangen, | der Berechnung versagt, wird Energie | fommen müssen, aber au hier sind Grenzen gegeben, } wieder an die 500 Millionen an, von denen iß {on ge-
3. Man \Säbt die Tatsace, daß für die Nobstoffe, die wir einst
unseren Grenzen hatten und die wir jeßt mit der Ausfuhr oder
mit Arbeits\iunden bezahlen müssen, und den dadurch herbeigeführten Jufwand von Arbeitsstunden auf 0,83 Milliarden,
4. Aus der ungünstigeren landwirtschattlihen Flä engestaltung und der Verschlechterung des Düngemittelbezugs ergibt sich ein weiterer Mehraufwand von 1,82 Milliarden Arbetitsstunden,
i d, Der Gegenwert der verlorenen Dienstleistungen (Schiffahrt, Außenhandel und Auslandsbankverkehr) dürtte 1,66 Milliarden ürheitéflunden betragen.
Dex gesamte Mehrau fwandan Arbeitsstunden, wie er dur Se, geqen „Verhältnisse erfordert wird, beträgt dana , Wenn ih von einer arbeitenden Bevölkerung von 21 Millionen auêgehe und pro Kopf 2400 Arbeits\tunden im Jahre rene, fo beträgt der Gesamtwert der von Deut\chland aufgewandten Arbeits. stundennichtmehrals50Milliarden. Hiervon sind mebr als 9 also für Arbeit ausgewandt, die wir vor dem Kriege nicht aufzuwenden prauchten, d. b, fast !/; der gesamten Arbeitéstunden. Wenn i diese Symmen zu der Zah! der mänulichen arbeitenden Bevölkerung in Be- ziehung seße, so ergibt \sich bei uns eine versteckte Arbeits- sosigfeit von nahezu 4Millionen MenchGen, d. b. 4 Millionen Menschen müssen Arbeit leisten, die früber nit not, wendig war. Wenn also bei anderen Nationen eine Arbeits!osigkeit ersdieint, die bet uns nit sihtbar is, so möcbte i im (Hegensaßz dazu von einer unfichtbaren Arbeitslosigkeit 1prechben, die darin besteht, daß 4 Millionen Menschen Arbeit leisten müssen, die früher nit nótig war und die das Arbeitsergebnis aegen früber nicht verbessert. Und zwar alles dies por irgendeiner Zahlung von Nevarationen.
| Non einer Aufspelchezrung von Reichtmern kann mithin nit die | NRide sein.
über die von Deut\{- 7
Ich bitte nunmehr, etwas sagen zu dürfen land erwarteten reinen Goldleistungez
Fs mag sein, daß 250 per Dptimismus und Entsclossenbeit zu Hilfe
Zch knüvfe
P LY,
prochen habe. Die Deutschland
reinen l für
} werden aber in jedem Falle vi her sein als dieser Be- | trag. Es Handelt si zunächst daneben um den Gea enwert | des Clearing mit 360—400 Miklionen Goldmark, } handelt es sich um dic in Goid zu be}caffende Bezahlung für die } Robstoffe, deren wir zur Herstellung unserer Sachleistungen bedürfen, } Denn mit Ausnahme der Kohlenlieferungen, für die fremder Bezug
ERRN e A CGUCT
yon Hilfsmaterialien nit allzu {wer ins Gewicht ¡allt und die ich
| daber außer Ansaß lasse, müssen wir für alle anderen Sa: | sieferungen etwa 25 vH des Werles an Nobstoffen aus dem
Auéland beziehen. So fomme ih zu weiteren 250 Millionen Goldmark. Wiy würden also für 1922 auf cine Goldleistung
| hon mehr als 1 Milliarde Goldmark kommen, wenn es sich
s{einbar nur um eine Goldzablung von 500 Millionen handelt. Wenn es notwendig ersdbeint, eine so gewaltige Summe von Deutsch- land zu verlangen, fo sollte tnan die wrage der Ermäßigun g
desClearing undder inneren Besagßun askosten ein-
gehend prüfen. In jedem Falle aber ist Deutschland durhaus bereit, auf den Weg der Stabili- slerung des Budgets zu treten, der ibu vorgeschlagen st Die Erhebung der Zölle auf Goldbasis soll er- blgen. Die Frage der Berkehrstarife wird 1922 aeregelt erden, um das Defizit dieser Wirtschaftszweige auszugleicben. fer Abbau der Subsidien ist in die Wege geleitet, Die foblenfrage ist s{wieriger, weil die Preise ih dem Weltmarkt, reise immer mehr nähern. Was die innere An leib e anbelanst, h wird sie in ernsteste Erwägung gezogen werden. Die Frage der fapitalflucht würde bicr viel Zeit wegnebmen, F bitte des- h!b, fe beute zurüdstellen zu dürfen, zumal {hre Negelung nur unter Nitwirkung aller Auslandsbanken möglich sein würde.
Was die Garantien anlangt, so gibt es meines Erachtens Mittel, um- der Reichsbank eine größere Autonomie zu geben. Die sihébank ist jeßt dem Neichskanzklex unterstellt, der aber imm Laufe wp0 Jahren nur einmal von seinem Eingriffsre{t Gebrauch wat hat. Eine weitergehende Verselbständigung ist mögli. (Es vu aber sehr gefäbrlih, wenn man an Stelle der Bérantwortung
Weberwahung sékte, Das würde das frete Vorantwortunasgefühl
cttern und als Präzedenzfall die Zentralnotenbanken aller Staaten
dgen.
Nan hat uns endlich gefragt, ob wir mitarbeiten wollen am Vederaufbau Eurovas, Deutsbland würdigt die hohe Vdbtigkeit dieser Aufgabe und ibren Zusammenhang mit der Lage (e Weltwirtshatt. Es ist zwar nicht in der Lage, dem Kapitalmarkt r Welt Mittel im Au8maße reierer Staaten zur Verfügung zu ilen, immerhin unter den beabsichtigten Bedingungen ist Deutschland
in der Loge, den ibm zugedachten Teil zu übernehmen. Deutschland lum fo mebr geeignet, am Wiederaufbau teilzunehmen, als es mit den tebnishen und wirtscaftliden Bedingunaen und Gepflogen- ‘len des Ostens vertraut ist." Der Weg, auf ‘den man i begeben will, erscheint mix ribtig. Ein intexrnationales Syndikat, und zwar ein Privatsyndikat. Deuts&land glaubt, q! man die Frage des Wiederaufbaus beginnen sollte mit der &léderherstellung des " erfehrs und der Verkehrsmittel. Man muß denn an die Quellen der Produktion vordringen und vor allem die bestehenden Unternehmungen wieder neu beleben. Deutschland glaubt, en es an der Entwicklung des Ostens und der Mitte Europas um
E aka Q Ev E el L S Ja lo mehr Anteil zu nebmen berechtiat ist wegen seiner Haltung der
dbolitichen und wirtsc{aftlichen Eutwicklung gerade dieses öst lden Europas gegenüber. In dem Augenblick als Deutscbland alt am Ende seiner Kräfte war nach Krieg, Niederbruch, Revolution, hat Deutschland doch der staatliden und fozialen Desorganisation \iderstanden, Hätte diese Deëorganisation in Deutschland triumphiert, 10 wäre sie eine entscbeidende Gefahr für die ganze Welt geworden. Veébalb glaubt Teutsc)and, sib nicht nur nach Kräften der Wieder- erstellung zerstörter Gebiete des Westens, sondern au mit Nüsicht au! leine geogravhi\de Lage und Kenntnis nachbarlider Verhältnisse tr Wiederherstellung von Ost- und Zentraleuropa widmen zu follen ind fomit an dex Aufaabe teilzunehmen, die die Großmächte si im “inbernehmen mit diesen Gebieten gestellt haben.
„Nach einer Mitteilung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ ben litauische Beitungen in leßter Zeit die Nachricht verbreitet, (03 Schäden, welche litauischen Staatsangehörigen dur den Krieg erwachsen sind, bis zum 31. Dezember v. V. mngemeldet werden müßten, widrigenfalls die Geschädigten ihrer Ansprüche verlustig gingen. Unter Bezugnahme auf M Nachricht haben eine Reihe von Litauern bei der eultihen Regierung Forderungen auf Ersaß ihrer Kriegs- äden angemeldet. Die von den Zeitungen gebrachte Nach-
1
iht beruht anscheinend auf einer mißverständlichen Auffassung
q! in Deutschland erlassenen Gefeßes über den Ersaß von
: g, geshäden im Ausland (Auslandsschädengeseß) vom Neid ul 1921. Nach diesem Geseß wird nämlich den deutschen ¿c Osangehörigen für die ihnen durch den Krieg an beweg- in L unbeweglihen Sachen verursahten Schäden unter h r Voraussetzungen eine Cutschädigung gewährt, wenn eser ansprüche bis zum 51. Dezember 1921. anmelden. Ab- die en davon, daß diese Frist inzwischen bis zum 80. Juni nur Syantes verlängert worden ist, betrifft das Geseg also Siagi Men, die Reichsangehöriaen erwachsen sind. Fremde bne Angehörigen fönnen aus dem Geseß für Schäden, die lie ard den Krieg entstanden sind, keine Ansprüche her- ieses, Gee „Desteht sonach für sie auch lein Anlaß, auf Grund E eßes ¿Forderungen bei der rutschen Jitaterung on
iWUmnelden, *
Preußen.
Der Präsident Calonder hat mit seinen Begleitern gestern die Nückreise nah Genf angetreten. Que Verabschiedung waren die Staatssekretäre Lewald und Goeppert, der Minister Olszowsfi und die Mitglieder der deutshen und der polnischen Delegation auf dem Bahnhof erschienen.
Oefterreich,
Gegenüber dem Beschluß der Parteileitung der Groß- deutshen Volkspartei veröffentlicht die Regierung eine Er- klärung, die die Gründe für ihr Verhalten in der Frage des Abkommens von Lana darlegt und in den Schlußsäten dem „Wolffshen Telegraphenbüro“ zufolge dahin lautet, daß n die Negierung verpflichtet fühle, das Abkommen der ver- fassungsmäßigen Behandlung zuzuführen, wobei sie sich der Hoffnung hingibt, daß eine nochmalige genaue Ueberprüfung Des Abkommens die Haltung der Regierung rechtfertigen wird.
_ Gestern fand in Graz die Eröffnung der Verkehrs- fonferenz der Nafolgestaaten stati, an der außer der österreichischen Delegation Delegierte Italiens, der Tschecho- Slowakei, Ungarns, Südslawiens und Polens teilnehmen. Die Beratungen der Einzelfragen beginnen morgen.
Frankreich,
Die geplante Konferenz zwischen dem französischen, englischen und italienischen Minister des Aeußeren liber die Orientangelegenheiten ist dem „Journal des Debats“ zufolge vertagt,
— Gestern traten bei Poincaré die Minister und Unterstaaissekretäre zur Erörterung des ministeriellen Vro- gramms „zusammen. Zwischen Poincars und Brignd fand eine einstündige Unterredung siatt, in deren Verlauf Briand dem neuen Ministerpräsidenten die Amtsgeschäfte ühergab. Alsdann folgte cine Konferenz Voincarés mit Lord Curzon, dem englischen Botschafter Lord Hardinge und dem englischen Referenten für die Orientangelegenheiten im Auswärtigen Amt.
___— Die Abgeordneten Margaine und Girot teilten dem Kammeraus\huß mit, daß sie den Ministerpräsidenten zu inter- pellieren gedenken: der erstere über die Nußenpolitik, der zweite über die Aufhebuna des Ministeriums für Pensionen. Der kommunistishe Abgeordnete Cachin will Aufklärungen verlangen über die Konferenz von (Genua und über die Haltung Poincarés gegenüber der Moskauer Negierung. Ruf:land.
In einer neuen Note an die finnländische RNegie- rung verlangt die Sowjetregierung, wie „Wolffs Tele- graphenbüro“ meldet, daß bewaffnete Abteilungen, die von Karelien ‘aus die finnishe Grenze überschreiten, entwaffnet und interniert werden. Die Sowjetregierung \{chläg! zu diesem Zwede cine Schiedskommission aus zwei finnishen und zwei russishen Mitgliedern vor. i
— Der finnishe Geschäftsträger in Moskau hat aus Auslaß des Einfalles bolschewistisher Truppen auf finnishes Gebiet vom 6. d, M. am Sonnabend der Somojetregierung eine Protestnote überreicht, in der Be- strafung der Schuldigen, Schadenersaß und Verhinderung einer Wiederholüng verlaugt wird. -- Eine zweite Note protestiert gegen die Zuwiderhandlung gegen den Friedens- vertrag; die dur die Verhinderung der Heimkehr und durch die Verhaftung zahlreicher Finnländer begangen worden N
— Der Rat der Volkskommissare hat das Angebot der Staatsbank, dem Volkskommissariat für Landwirtschaft hundert Milliarden Rubel zur Weiterverleihung an die Bauern zur Saatzeit vorzustrecken, angenommen.
Velgien, __ Der Ministerpräsident und der Minister für auswärtige Angelegenheiten erstatteten gestern im Ministerrat Bericht über die Arbeiten der Konferenz in Cannes. Der Ministerrat billigte die Haltung der belgishen Vertreter und beglücfwünschte sie zu der Art, wie sie die belgischen Interessen gewahrt hätten.
Polen.
_Der Ministerrat hat über die Frage der polnisch- russishen kommerziellen Verhandlungen heraten. Es wurde beschlossen, eine Konferenz in Warschau abzuhalten, gegen die die Sowjetregierung keine Einwendungen erhebt,
Spanieu.
Die Kabinetts krisis besteht weiter; die Besprehungen des Königs mit den Parteiführern und hervorragenden Politikern dauern noch fori. Die liberalen Führer Villanueva, Alba, Melquiadez und Alvarez haben sich gegen die Auflösung der Juntas ausgesprochen.
Amerika,
Nah einer Meldung der „Chicago Tribune“ hat zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten und der englishen Regierung ein Meinungsaustaush über die eiwaige Teilnahme Amerikas an der Konferenz von Genua stattgefunden. Die amerikanische Regierung habe die Einladung der Verbündeten, fich in Genua vertreten zu lassen, nicht angenommen.
—- Der Ausschuß des amerikanischen Senats für die Finanzen hat den Vorschlag, die Schulden der Alliierten zu konsolidieren, gebilligt. Nachdem die Schlußfolgerungen dex Finanzkommission bezüglich der Kon- solidierung der Schulden dex Alliierten im Senat mitgeteilt worden waren, beschloß der Senat eine Resolution, in der vom Staatsdepartement alle möglichen Auskünfte über die finanzielle Lage der europäischen Regierungen verlangt werden, insbesondere über ihre militärischen Ausgaben.
Asien,
Nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ vom 15. Januar hat der cinesishe General Wu-Fei-Fu, der Generalinspekteur der Provinzen Hupeh und Hunan, an den neuen inesishen Ministerpräsidenten Liang-Sh ih-Yi ein Ultimatum gesandt, in dem er den Rütriti aller Mitglieder der chinesischen Regierung vor Ende der Woche verlangt. Wenn dev Ministerpräsjdent dem nit Folge leiste, werde er mit Ge- walt vertrieben werden,
Theater unnd Musik,
Im Opernhause wird morgen, Mittwoch, die Oper „Tosca“ (nicht wie ursprünglich angegeben , fet el”) unter der musifalischen Leitung des Generalmusikdirektors Leo Ble gegeben. Anfang 74 Uhr.
m Schauspielhaufe wird morgen „Othello“ mit Friß Kortner in der Titelrolle, Lothar Müthel als @aijio, Rudolf Forster als F000 und Johanna Hofer als Desdemona aufgeführt. Anfang
r.
Im Theater in der Königgräßer Straße sind die bereits seit Beginn dieser Spielzeit währenden Vorbereitungen zu Karl Meinbards und Rudolf Bernauers phantastishem Melodram „Die wunderlihen Geschichten des Kapellmeisters Kreisler“ nad S. T. A. Hoffmanns Leben und Erzählungen soweit gediehen, daß die Mgisbhrung bestimmt Ende diefes Monats stattfinden wird. Das Problem der völligen Umstellung des Bühnen- raums, eme bon den Verfassern erdachte technishe Neuerung, auf deren Gtfundlage sie das Werk geschrieben haben, ist von Syvend Gade übernommen und mit besonderer Berücksicßtigun der Naumverhäktnisse des Theaters in der Königgräterstraße praktis elöst worden. Die begleitende Musik \tammt von E. R. von MNeznicek, Bei dieser Vorstellung wird neben Ludwig Hartau, Char- lotte Schuly, Alfred Abel, Paul Bildt, Frieda Nichard, Robert Scholz, Ernst Dernburg, Gustay Boy, Hermann Picha fast das gesamte fünstlerische Personal des Theatetis in der Königgräger Straße miswirfen, Das Werk wird von Karl Meinhard la Nudolf Bernauer in Szene geseßt, Die Szenenbilder sind von Svend Gade, die Gewänder von Hermann Krehan entworfen. Musikalifcher Leiter ilt Hugo Moesgèn. Die Tänze hat (mit Genehmigung der Intendanz der Staatsoper) Heinrich Kröller einstudiert.
Konzerte.
_ Nordische und andere Musik wurde in der S i y gqakademie vom Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Ebbe Dammer? vom Königl, Theater in Kopenhagen geboten. Hamerik, eine jugendlih frische, angenehme Erscheinung, Utt ein tat- trästiger Orchesterleiter, der mit ruhiger Veberlegenheit Ture Nang- strôms Symphonie in Cis-Moll, sorcie sväter Maurice Navels „Daphnis und Chloë* ohne Zuhilfenahme der Partitur wtrkungsvoll dirigierte. Dbwohl seine Leistung gut wär, erhob sie sich aber doch nicht über das Maß der Anforderungen, die man an einen Dirigenten eines großen Orchesters unbedingt zuy stellen beretigt ist. Poul Wiedemann, ebenfalls vom Königl. Theater în Kopendagen, der in dem Konzert mitwirkte, hat eine verschleierte, weichliche und nicht genügend tragfähige Stimme, deren Kopftöne leise und unerfreulich klingen ; so bot er eine nur mittelmäßige Leistung. Die u. a. vorgetragenen Werke für cine Solostimme mit Orchester : „Die tote Stadt“ von Harald Agerénay und „Sommer“ von Ebbe Hamerik enthalten musikalis{h nichts Besonderes. Das gleiche gilt von Yavels oben erwähntem symphonis®Gen Fragment „Daphnis und Chloë*, Diese Neuaufführungen werden kaum \tändige Programm- nummern für Berlin werden, — Einen großen musikaliichen Genuß bereitete, ebenfalls in der Singakademie, das IL Abonnementéê- fonzert des Professors Heinrich Grünfeld. Unter Mitwirkung pon Professor Max Fiedler (Klavier), Góza von Kresz (Violine) und Robert Köne ke (Bratshe) wurden Shumannns Klavier-Quartett (Op. 47) in Es-Durx und Brahms G-Moll Klavier-Quartett (Op. 25 Nr. 3) gespielt. Ieder der vier Künstler zeigte sid als Meister seines Instruments; das Zusammenspiel war glänzend, Als Sängerin wirke May Fiedler mit. Sie verfügt über eine klare, gut ausgebildete Stimme und ansyrehende Vyor- tragékunst, Jedes Wort der vorgetragenen Lieder war au dem Textunkundigen deutli verständlich, ein Vorteil, über den nur wentge Sängerinnen verfligen. Fhr war ein starker Erfolg beschieden. — Der fünfte „Melos“-Kammermusikahbe nd wm der Kunsi- auéstellung „Sturm“ vermittelte die Bekanutshhaft nit einen Quintett in B-Dur für Flöte, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier aus dem Nachlaß des russishen Tonseßzers Rimsky-Korssakow. (s handelt / si hier sicherlich um eine Arbeit aus der JIugendzeit des Komponisten, - die keinerlei Nätsel zu lösen aufgibt, aber flott gearbeitet ist und dieigenart und. Klangfarbe der verschiedenen Justrumente geichickt auszunußzen: versteht.- Der Mittelsas, ein thematisck nicht sehr bedeuten- des Andante, in dem die polyphone Kontrapunktik den mangelnden Fluß der Erfindung erseßen muß, wird von einem frischen Allegro und etnem drolligen Nondo von ausgesprochen national-ru}fsis{her Färbung eingerahmt. Die Aufführung war vorzügli: die B lg ser- yereinigung der Berliner Staatsoper (H. de Vries, W. Conrad, - L Scheiwein und G. Böttcher) und Dr. F ames Simon (Klavier) spielten das Werk glei zweimal hintereinander, so daß die interessierten Zuhörer Gelegenheit Hatten, cinen tieferen Ginblick in seinen Inhalt zu tun. — Das Trio Mathilde Hirsch - Kauffmann (Klavier), Professor N. Bärtich (Violine) und Professor Ge org Wille (Cello) erfreute im Bech steinsaal wieder eiumal durch sein geschmack- volles, einwandfreies Musizieren, Leider heecinträchtigte die Wahl eines Trios von Emtl Bohnke ven guten Eindruck des Konzerts nicht unerheblih, 8 verläuft recht einförmig und ift in seinem ganzen Aufbau sehr zerrissen und langatmig. Man founte sich abex danu 1um- somehr an der wundervollen Wiedergabe des Beethovenschen „Geister- trios“ erfreuen. — Als guter Pianist erwies sich aufs neue Victor Schiöler, der in der Singakademäie mit dem Philhar- montischenOrchester unter der zuverläffigen Leitung Protessor Richard Hagels Selim Palmgrens Klavierkonzert „Der Fluß“ spielte. Er versügt über cine gute Technik und ausdrucksvollen Vortrag. — Von solchen Eigenschaften war in dem Spiel des jungen Pianisteu Herbert Lichtenstein, der sich im M eistersaal hören licß, nihts zu verspüren. Er ist noch ni@t reif für den Konzertsaal, Man möchte ihm raten, erst einmal gründlichen Unterricht zu nehmen. — Weit besser war es um seinen Kollegen Wladyslaw O} inski bestellt, der im Bechsteinsaal bewies, taß er hon Herr seines Instruments ist und ihm viel zu entlocten weiß. Einige Kompositionen von L. INozydi, die der Konzertgeber - vortrug, waren recht cindrudckélos. — Zwei Violoncellistinnen lteßen si unlängst hören, SFudith B'okor im Bechsteinsaal und LoreWinkler im Klind- worth-Scharwenka-Saal. Erstere hatte sih den vor- züglichen Pianisten Br uno Eis n âer zum Konzertgenossen ausgewählt. Leider war die Künstlerin diesmal niht gut aufgelegt; sie spielte oft etwas unrein, auch ließ ihre Bogenführung zu wünschen übrig. Hoffent- li verlieren sich mit der Zeit die \törenden Nebengeräufche. Lore Winkler, eine sonst recht begabte Künstlerin, ist technisch ebenfalls noch niht Meisterin. Auch hier machen fich im Strich die Nebengeräusche und in der Höhe noch dazu mancherlei Unsauberkeiten allzusehr bemerkbar. E Cin besonderer Genuß war es, wieder einmal der Sängerin Emmi Leisner im Beethovensaal zuzuhören. Jhr fhônes, volles Organ, das in Liedern mit Klavierbegleitung am besten zur Geltung tommt, und seine Ausbildung begeisterten die Zuhörer. Ließe fich die Aussprache aber nicht verbessern? Ohne gedruckten Text hätteman nicht gewußt, in welcher Sprache sie sang. — Ueber eiu gediegenes Können und augenchmes Stimmeaterial verfügt Maria Wendel, die man im Bechsteinsaal hörte. Mit ihrem shmiegsamen Mezzosopran und warmen Vortrag fang sie unter der bewährten 9 eitung Prof. Eduard Behms ältere und neuere Lieder, die ihr viel Beifall einbrachten. — Auch Margarethe Conrad (Meistersaal) hat mandhe stimmlihen Vorzüge und besondere Begabung tür charakte- ristishen Vortrag, schädigt sih aber dur ein fortgesegtes Tremolo. — Biel Empfindung legte Anni vonLedebur in den Dmg der „Brautlieder“ von Cornelius, mitt welchen sie sich in ihrem Konzert im VBlüthnerfaal einführte, aber ihr fonst gutgebildeter hoher Sopran weist auch gar zu spiße, ja oft klar-!ose Töône auf, die die Wirkung ihres Gesanges wesentli herabsezen. Ihre Konzertgenossin Wanda Taube errang mit ihrem Geigenspiel keinen Der Vortrag einer Bah-Sonate litt an Stillosigkeit und Ober- flächlihkeit. — Eine ungemein sympathishe Sängerin ist Charlotte Lindemann, die im Klindworth-Scharwenka-Saal ein Konzert gab, Sie gat ein s{hönes, klangvolles Organ
genieff' hier zu
liebenswürdigem Vortrag, — K änger Fran dem die Berliner D asifireunde, wenn er eat auc # hôren ist, bewahrt Lie
ein gutes gab im Saale der