1922 / 19 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Jan 1922 18:00:01 GMT) scan diff

Menschheit den \chwersten Verlust, und besonders in Bayern ird das segenêreihe Wirken und das väterlide Wohlwollen des nun in Gott ruhenden Papstes für alle Zeiten ge llieh bleiben,

Grat Lerchenfeld, Ministerpräsident.

Die Regierung «hat dem Landiag den Entwurf einer Verordnung Über die Errichtung einer bayerishen Gesandtschaft in Stuttgart vorgelegt. Laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ soll die Gesandtschaft mit dem L Februar 1922 errichtet und dem Staatsministerium des Aeußern untekstellt werden. Es er- scheine geboten, die frühere Gesandtschaft in- Stuttgart wieder- herzustellen und ihre Wirksamkeit auf Baden und Hessen au3- zudehnen.

Braunschweig.

Gestern haben die Wahlen zum Landtag sialtgefunden. Nach den gegen Mitternacht aus dem ganzen Lande vorliegenden nichtamtlihen Ergebnissen der Wahl haben die sozialistischen Parteien über 7000 Stimmen mehr erhalten als die bürger- lichen Parteien. |

Grof:bri‘annien und ZJrland,

Auf der nationalen liberalen Konferenz în der Central Hall in Westminster hielt der Premierminister Lloyd George vorgestern seine mit Spannung erwartete R ede, Lloyd George drückte zuerst seine Befriedigung über die Schaf- fung einer îrishen Republik mit der ns des Volks aus, die zweifellos zur Stärkung des Ansehens Großbritanniens in der ganzen Welt beigetragen hahe, und führte dann laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ aus :

Die Behauptung, daß Neuwahlen ein Gedanke der Koalitionsliberalen sei, um die Neform des Oberhauses zu vermeiden, set eine, reine Erfindung. Die Koalitionéliberalen bätten ih ebenso wie alle anderen Liberalen zu der Reform des Oberhau!es verpflichtet. Ob Neuwahlen trüber oder später kämen und eines Tages müßten sie kommen —, es könne dem Lande nur eine Politik unterbreitet werden, eine Politik, die nicht diktiert feì durch Wahl- forderungen, sondern durch die Bedürfnisse des Landes und der Welt. Um das Vertrauen wiederherzustellen, müsse man einen wirklihen Frieden in der ganzen Welt schaffen. Dies sei die Aufgabe, der si alle Negierungen gegenübergestellt sähen. Lloyd George suhr tort: Welches ist die Lage der Welt? Wir haben einen ershütternden und verwirrenden Krieg hinter uns. Der Handel der ganzen Welt befindet sch în einer s{limmeren Lage als je. In unserem Lande sind zwei Millionen Erwerbslose, in den Vereinigten Staaten noch viel mebr. Warum? In der Welt besteht größeres Bedürfnis nach unseren Waren als je zuvor, jedo weniger Nachfrage. Nicht, daß die Welt den Neichtum nicht erzeugen kann, der sie în den Stand seßen würde, diese Waren zu bezahlen, wenn Kredite er- bältlid wären, aber Kredit ist unmöglich ohne Vertrauen und Stabilität. Das Problem, dem Großbritannien und die ganze Welt fich gegenübergeslellt sieht, fann in einem Satz zuiammengetaßt werden: Wiederherstellung des internationalen Vertrauens. - (Beifall) Vertrauen zu Großbritannien, Ver- trauen zu anderen Ländern, jetoch vor allem Vertrauen jedes Landes zu allen anderen Ländern. Internationales Vertrauen ist die Grundlage des internationalen Handeks.

Wir sind ein Land, das vor allem vom internationalen Hankel abhängt. Die elektrischen Ströme des Handels müssen în ter erschütternden Atmosvhäre der Welt notwendigerweise unregelmäßig und shwach sein. Ohne Vertrauson kann Kredit nicht aufgebaut werden, ohne Kredit kein Handel und obne Handel kein Unterhalt für unser Volk. Unsere Lasten werden úunerträglih werden, und Bankerott wird der Welt ins Angesickt starren, wenn keine Aktion ergriffen wird, und zwar eine internationale Aktion. niht nux die Aktion eines Landes, sondern die aller Länder. “(Beîfall.) j y : E

Wie kann Vertrauen geschaffen werten? I werde manch- mal ¿von meinen Freunden gefragt, weshalb ih einen so großen Teil meiner Zeit internationalen Angetiegenheiten widme und nicht nur meine Zeit für innere Fragen vcrwende. Ih werde jeßt sagen warum. Solange niht der Frieden in der Welt wiederhergestellt wird, sind wir das größte Opfer und die am meisten Leidtragenden. (Bei- fall.) Um Vertrauen wiederberzustellen muß man einen wirk- liGen Frieden in der Welt wiederberslellen. Solange Fragen bestehen. die Unrube erzeugen, wird der Handel nicht das notwendiçe Risiko übernehmen. Der Friede muß auf einer festen Grundlage uten Einvernehmens unter allen Völkern gegründet sein. Dies ist die erste Bedingung des wirts{aft!ihen Wiederauftbaus in ter Welt, und dies if die Aufgabe, der fih die Regierung gegenübergestellt sieht. Nicht nur unsere Neaierung, sondern alle Negierungen in der gefamten Welt. (Anhaltender Beifall.) Je weniger die Negierungen sch in den Handel einmisch{en, um fo besser ift es. Die Indusirieshvßbill bezieht sich auf eine rein zeîitweilige Lage von ganz abnormem Charakter. Wir wollen es auf unser Banner schreiben: Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlaefallen! (Beifall) Wenn man ein allgemcines Einvernebmen unter den Nationen berstellen will, fo er: fordert das größte Geduld, denn es besteht viel Mißtrauen und Arqwobhn. Es gibt Leute, die denken, fie hätten es dur einen Feder- ftrih tun fônnen, wenn sie vor zwei oder drei Jabren in Versailles gewesen wären. Die Leute, die fo denken, haben sicher nicht die aus ländiscbe Presse gelesen, weder damals noch heute, sonst würden sie von ihrem Wabn geheilt sein.

Es fann jedoch eîn Fortsckritt nur allmähliGß durG Geduld und Tätigkeit gemacht werden, nid t. dur Uebereilung, sondern indem die Veberzeugung und das Urteil aller Völker beachtet werden. Die Waihingtoner Konférenz ift ein bedeutsamer Beweis ge- wesen, ein Beispiel, dem man folgen muß. Vier Fünftel der Shwierig- eiten find auf Argwohn în der Welt zuüczusühren. Die meisten Streitigkeiten entstehen turch Argwobn, der beseiti t wird dur einen bernünftigen Meinungsaustaush. Das ist in Wa)hington erreicht worden, und viel mebr ift noch zu erwarten. Nichts bat so viel dazu beigelragen, ein gutes Einverneklmen zwiscken den Vereinigten E taaten und Großbritannien herzustellen Ler Frieden der Welt hängt in bohem Maße von dieser Grundlage ab. Bei den europäiickten Ländern hat man es mit altein- gewurzelten WVerwicklungen zu iun. Es besteht alter Haß, alte Rivalität, alte Felde, alter Argwohn und altes Mißtrauen. Wenn man \fich mit irgendeinem europäischen Problem zu befassen beginnt, dann erkennt man, daß dies nie versagende- Geduld, Bebarr- lidfeit und Stetigkeit erfordert, und van man si dur zeitweilige RNüctchläge nicht absch{recken lassen darf. Die Männer, welche glauben, daß sie Europa in zwei oder drei Jabren von Jeiner Not befreien könnten, sind entweder über die zwirklißen Verhältnisse niht unter- richtet oder führen ibr Publikum irre. Die Ereignisse in Frankreich en sen, wie vorsichtig man beî so viel herrschendem Argwohn aufe

ten muß.

Es gibt nur einen Weg, um bas Ziel zu erreiGen. Dieser Weg \ckreibt vor, daß man darau} besteht, die Nationen zu dem Prütstein der Vernunft und nicht der Gewalt zu bringen. Das Ziel ift zu er1eiden tur bebarrlide Zusammenkünfte, Erörterungen und Kon- ferenzen. Wenn im Juli 1914 eine Konferenz \stattge\unden hätte, dann würde es im August keine Katastrophe gegeben haben. Ohne Meinungsaustaush entstehen Mißverständnisse, und diese können sich zu Verwicklungen auswachsen. Konferenzen beseitigen Mißverständnisse und Argwohn. Jede Konferenz ift eine Syrosse in der Leiter, die zum Grieden auf Erden führt. (Levhafter Beifall.) Es gibt Leute, die erflâren: Genug mit den Konferenzen; wir wollen Depeschen und Aer auslausden! Wie ist dies angängig? Jede Partei legt

ren eigenen Standpunkt da , und ansliatt daß die Parteien

zusammengebracht werden, versteifen sie sch nur zu oft auf ihre Ueberzeugung „Mit einem Briefe ist die“ Sache ‘nicht gemacht, mit einer Depesche kann man nicht argumentieren und mit einer diplomatifchen Mitteilung kann man nicht d1skutieren. Man muß \ch von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Fa habe den festen Glauben an die fchließlihe Vernunft der Menfchen, ich bin Optimist. Am meisten treten für die Nückkehr zur alten Diplomatie diejenigen ein, die unter ihren Verwüstungen leiden. Wenn man seinerzeit cine Konferenz nah der neuen Methode gehabt hätte, dann würden jeßt feine französishen Proyinzen auf Wiederherstellung warten, Die Männer, die die Konferenzen hassen, sind die Männer der starren Ansichten, die Männer, die nicht gern der Wirklichkeit ins Auge sehen. Es ist gut, wenn sie gezwungen werden, dies hin und wieder zu tun. Wer den Frieden erstrebt, muß den Mut haben, den einzigen Weg zu gehen, der zum Frieden führt, und muß an den Wert offener Erörterungen glauben.

In Genua oll fet eine Konferenz stattfinden, in ‘vieler Hin- sicht die größte internationale Konferenz, die je ab- gebalten wurde. Die Nationen Europas ohne Unterschied sind zur Teilnahme eingeladen worden. (Beifall ) Sie sind eingeladen worden, weil wir diesen dauernden Kriegêgerüchten, die für das internationale Wintschaftéleben genau )o s{limm find wie der Krieg felbst, ein Ende machen wollen. Eines Tags hört man, daß Rußland rüstet, um Polen anzugreifen, daß Polen einen Aufstand in der Ukraine organisiert, daß Rußland Rumänien angreifen oder daß Finnland einen - Teil Rußlands angrèifen wird. Man “hört, daß einer der Staaten, der einen Teil .Oesterreihs bildete, seinen Nachbarn bedroht und daß fein Nachbar ihn bedroht das alles ist keine Stabilität. Auf dieser zerrütteten Grundlage kann kein Wirtichaftslèben aufgebaut werden, Jn Mitteleurova rumort und rasselt es, Wir wollen diese Länder von Angesicht zu Angesicßt zusammenbringen, und wir werden sehen, ob die Möglichkeit besteht, sie zu einem vernünftigen Einvernehmen zu bringen. Manche rufen: Was? 45 Nationen und 1000 Sachverständige ? Welche Extra- vaganz! Tausend Sachverständige, finanzielle, diplomatiiche. wirt- schaftliche! Aber, erklärte Lloyd George ironisckch: Sie sind immer noch billiger als die militäri1den Sachverständigen. (Anbaltender Bei- fall.) Wir haben soeben eine Auseinandersetßung zwischen denselben Nationen zu Ende getührt, die viereinhalb furchtbare Jahre dauerte. An dieser Konferenz nabmen 30 Millionen Menschen teil. An. den Stellen, wo die Debatte stattgefunden hat, blieben 10 Millionen junger Männer tot liegen, 10 weitere Millionen wurden verstümmelt, die Ausgaben betrugen b0 Milliarden Pfund Sterling. Die Völker, fubr Lloyd George fort, sollten lieber eine andere Konferenz ver- suchden (Lebhafter Beifall.) Scaut auf das arme Europa, blutend, verwüstet, öde und in Not! Gebt uns eine neue Gelegenheit, um zusammen zu spredben, an die Vernunft zu appellieren und zu sehen, ob der alte Geist der Brüderscatt, der der ganzen menschlichen Nasse zugrundeliegt, nit zu einem Hand in Hand und zu einem freundschaftlihen Zusammenwirken führen wird, statt zu Konflikten, die verhängnisvoll wären und das Verderben aller herbeiführen würden ! i

Lloyd George fuhr fort: Wenn die Staatsmänner alker Nationen auf die Konferenz von Genua gehen, entschlossen, 1hr Bestes zu tun, entschlossen, die Schwierigkeiten zu beseitigen und nicht in der Absicht, Schwierigkeiten zu \{affen, ents{losen, den Argwohn. zu beschwichtigen, und ent\chlessen, zu helfen und nit zu hindern, dann wird das Ergebnis dieser Konferenz ein guter Friedenspaft sein. Er wolle von dieser Stelle, soweit ieine tchwade Stimme reide, an alle Männer, die sih in Machtstellungen befänden, *an alle Lenker der Menschheit die Aufforderung ‘richten, im Geist» des Friedens nach Genua zu gehen, dann werde der Frie: folgen. (Beifall. ) Ohne Frieten keine Sparsamkeit, daher sei ab. sichtlich auf das Programm der Konferenz an die erste Stelle die Frage der Schaffung des Friedens in Euroya gesest worten, Sonst sei es zwecklos, Sachverständige zu ersuchen, finanzielle und Handels- kreditpläne zu erörtern. Der Geschäftémann gehe bei s{lechtem Wetter nicht ins Freie. Er habe genug vom \{lechten Wetter, er sei bis, auf. die Haut. durchnäßt und könne nirgends feine Kleider trocknen.. Zunächst müsse der Geschäftémann den ftlaren Himmel seben, datin wérde. er Vertrauen haben und ein Missionar'des Friedens werden. Dhve Frieden müsse ieder Plan feblschlagen. …|

Zut -den: Erklärungen Lord Greys und ‘Lord Nobert Cecils, daß die Konferenz von Genua dem Völkerbund hätte überlassen werden müssen, bemerkte Lloyd George. er glaube an den Völkerbund, wenn man dem Völkerbund jedech eine Aufgabe stelle, für die er aus besonderen Gründen nicht geeignet fei, to shate man damit nur dem Völkerbund. Der Völkerbund sei noch im Entstehen begciffen und jeder Mißerfolg, den er sehr gut vertragen könne, wenn er fest be- gründet wäre, würde zurzeit vernihtend auf ihn wirken. Zwei Nationen würden sicher nit kommen, wenn die Konferenz von Genug, auf der man alle Nationen zusammenbringen wolle, untex den Auspizien des Völkerbundes einberuten worden wäre, nämli Amerika und Rußland, die mit dem Völkerbunde nichts zu tun haben wollten. Wenn man den Fuieden \chaffen und die Weltwirtichaft wiederherstellen wolle, sei es notwendig, daß diese beiden Nationen in Genua vertreten feien. Die Waîfhingtoner Konterenz, erklärte Lloyd George weiter, erridtete den Frieden im Westen, ‘und die Konferen; von Genua wird hoffentuih den Frieden im Osten bringen. Das ist unfer Friedensprogramm. Es wird keinen Frieden geben, wenn nicht ein wirkiides Einvernehmen vorhanden ist und wenn nicht auf dieses Einvernehmen eine beträchtlihe Verminderung der drüdenden Nüstungen folgt, die immer noch auf der Welt lasten. Wenn in Genua ein Einvernehmen erzielt wird, so weiden sicher die Nationen selbst eine Verminderung der Rüstungen verlangen. England hat das Beispiel gegeben. Es sette- sein Heer unter die Vorkriegéstärke herab und verringert den Bestand feiner Flotte und Luftmacht.

Zur Frage der deutschen Reparationen erklärte Lloyd George, er gehöre niht zu denjenigen, die der Ausicht teien, daß Deut'chland die Zahlung dieser Summe erlassen werden müsse. Deut1cbland habe den Scaden mutwillig angeri®@tet. Frankreich quäle sih unter sehr fchweren Lasten, um diese Scbäden wieder- berzustellen deêgleiben Belgien, Rtalien und die anderen Länder. Deutschland solle bezahlen (onght to pay) und Deutschland könne bezahlen. Deutichlad leide wie jedes andere Land unter dem großen Zufammenbruch des internationalen Handels. An zweiter Stelle nah Großbritannien hänge Deutschland mehr vom internationalen Handel ab, als jedes andere Land. Deutschland aber leide nur zeitweilig. Mit dieser Frage könnten fich die Sachverständigen befassen. Tat)ächlich seien die Sachverständ gen auch, b1vor die Konferenz von Cannes auéeinandergina. zu einer Ver- einbarung gelangt, die feiner Ansicht nah belriedigend sei, und die seines Erachtens für Deutschland annehmbar wäre (Germany ought to have accepted). Lloyd George sagte weiter: Wir haben uns vorläufig darüber geeinigt, und ih hoffe, daß etw8 derartiges auch fpäter gescheben wird, wenn keine Torheit dazwischen kommt. Es ist jevoch eine Frage, die e1wogen und auf eine feste Grundlage gestellt werden muß, damit England genau weiß, woran es ift. Verzug is gefährlih, und je eher diese Frage geregelt würde, um so besser wäre es.

Lloyd George befaßte si Hierauf mit der Frage der Herab- seßung ter Ausgaben im Inland, mit der Frage des Friedens zwischen den Klassen der Bevölkerung und trat nahdrücklih für die Aufrechterhaltung der nationalen Einbeit im Gegensatz zur Parteie politik ein, Er erkärte, es würde verbängnisyoll sein, zu dem alten Parteikampf zurückzukehren, bevor das Werk der nationalen Einheit zu Ende geführt sei. Zum Schluß seiner Nede sagte Llovd George, es sei die Aufgabe des britisden Neichs, zur Schaffung des Friedens auf dem Kontinent beizutragen. ;

Frankreich.

_ Der Präsident Millerand hat dem Nuntius anläßlich des Hinscheidens des Papstes sein Beileid aussprechen lassen, ____— Die Botschafterkonferenz hat beschlossen, die alliierten Vertreter bei der ungarischen Regierung

u beauftragen, diese an die Beobachtung der militäri\ Klausel des Vertrags von Trianon, besonders an die A hebung der Militärdienstpflicht, zu erinnern. Di alliierten Vertreter sollen die ungarische Regierung zum leßten Male darauf aufmerksam machen, daß sie sich genau andi Beschlüsse der Kontrollkommission zu halten habe. : Vie der „Petit Parisien“ mitteilt, sind die Doku. mente, welche die Grundlage der französisch-englishen Verhandlungen bilden sollen, fertiggestellt. Es handelt sih um vier Noten folgenden Inhalts: 1. Die Zusaßanträge der französishen Regierung zu dem vorgeschlagencn Text der englischen Regierung, die einen englisch - franzöfischen Schuße vertrag vorschlägt, 2, französische Vorschläge, um dem türkis griechijhen Krieg durch Vermittlung der Mächte ein Ende zy

‘bereiten, 3. Regelung der Frage von Tanger, 4. Stellung:

nahme der französischen Regierung zur Frage der Konferenz von Genua. N

__— Der Zentralaus\{chuß der Liga für Menschenrehte hat dem „Wolffshen Telegraphenbüro“ zufolge eine Tages: ordnung angenommen, in der er das R ep arationsproblem für abhängig von dem des wirtsha#ftlichen Wiederaufbauesz Europas erklärt. Die politi\he Grundlage dieses wirt schaftlichen Wiederaufbaues sei der Abschluß eines französi: englischen Paktes, dem s\päter- vielleicht Belgien und Jtalien, dann auch Deutschland und Polen, die Keine Entente und die Balkanmächte beizutreten aufgefordert und von {elbst die Ver: einigten Staaten und vielleicht Rußland beitretén würden, Frankreich dürfe inmitten einer Welt, die es als Vorkämpfer eines neuen militaristischen Jmperialismus betrachte, nicht isoliert bleiben und müsse an der Kon'erenz von Genua mit dem feslen Willen mitarbeiten, gemeinsam mit allen Staaten für die Versöhnung der Völker und für die Festigung des daueruden Friedens zu wirken.

Jtalien.

Seine Heiligkeit der Papst Benedikt XV. ist gestern 6 Uhr Morgens verschieden. Die sterbliche Hülle des Pap es wurde, mit den Pontifikalgewändern bekleidet, feierlih in den Thronsaal übergeführt. Zehn. Nobelgarden bildeten die Ehren: wache. Zunächst folgten der Leiche die Neffen und Verwandten des Papstes, nah ihnen kamen die Kardinäle Vannuitelli, Gasparri, Ranuzzi, Tacci, Frühwirth, Gasqueti, Granito Billot, Leaa, dann verschiedene Bischöfe und Chorherren, der Fürst Aivobrandini, der Oberbefehlshaber der Nobelgarden, Fürst Chigi, der Konklavemar’chall; den Zug {loß wieder eine Ab: teilung Nobelgarden. Heute vormittag wird die Leiche nah St. Peter überge¡ührt werden, wo fie ausgestellt wird.

Das Kardinalkollegium hielt unter dem Vorsiß des Kardinal: staatssekretärs Gasparri seine erste Versammlung ab, um über die Beiseßungsfeierlichkeiten und die Eröffnung des Konklavez Bestimmungen zu trefsen. Das Heilige Kollegium zählt gegew wärtig 61 Kardinäle, davon 31 Jtaliener und 30 Ausländer Unter den leyten befinden sich drei Deutsche, zwei Oester? eicher fünf Franzosen, ein Belgier, ein Ungar. ein Tschecho-Slowalt, zwei Polen, ein Holländer, sechs Spanier, ein Portugiese, fün} Amerikaner, ein Kanadier und ein Brasilianer.

Der Ministerpäsident hat, jobald er die Nachricht vot dem Tode des Papstes erhielt, genaue Bestimmungen gs troffen, um die vollflommene Freiheit der vorläufigen Kirchen: regierung und der Beratungen des Heiligen Kollegiums zu gemährleisten: - - i d ; Vo”en. s

Meldungen des“ „Kuryer Poranni®* zufolge rourde in di

leßten Sißüung des Ministeérrats die Frage der Uebernalne der der Familie Habsburg gehörenden Güter, namentlih die Uebernahme der Güter des E-zherzogs Stephan, dur beraten. Der Anirag. auf Uebernahme dieser Güter wurd! jedoch mit 7 gegen 6 Stimmen abgelehnt.

In der leßten Sißzung der Kommission sür auswärtiß Angelegenheiten sprah der Minister des Aeußern Sfirmun! über die politi\he Lage. Laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ gab der Minister u, a. der Hoffnung Ausdruck, daß es Poincars gelingen werde, im englis französishen Abkommen den Punkt, der von dem „cas foederis“ im Falle eines Angriffs Deutschlands sprich, zugunsten Polens abzuändern, Die Anerkennung der Sowjetregierung durch die ‘Entente sei für Polen von großer Bedeutung, da die Entente hierdurch gleichzeitig die Dstgrenze Polens nah dem Nigaer Vertrage anerkenne. Ai das Erposé Skirmunts {loß sich eine Debaite an, in welche? die Volkspartei Skirmunt angriff und ihm namentli vorwarf, daß seine Politik niht aufrichtig sei, während die National: demokraten die Regierung wegen ihres Standpunkts in der Wilnaer Frage angriffen. Jn Beantwortung dieser Einwendungen erklärte der Minister Skirmunt die äußere Politik Polens ver folge den Zweck, der Welt zu zeigen, daß der p-' "ai eine Quelle der Ordnung und Ruhe sei.

Südslawien.

_— In BVeänkworlung einer Ansrage des T... ale Lukiniz teilte der Minister des Aeußern in der vorgestrigen Sigzung der Skupschtina mit, daß verschiedenen Nachrichten zufolge tatsächlich Kombinationen, die auf eine Rückkehr det früheren Königin Zita nah Ungarn abzielen, beständen, und erklärte: F

Die jüdslawisGe Negterung Babe ihren Gesandten in Budape!! beauitragt, gemeiniam mit dem t\hecho-jlowafi1hen und tem rumäniicen Gefandten die ungari1d4 e Negierung auf die ernsten Folgen aufmetk: jam zu machen, die heute ein jolches Creignis nah sih ziehen fönn!e, Außerdem habe der Belgrader italienische Gesandte Graf Man?on! pon feiner Regierung . die Weisung erhalten, im Sinne der Kol vention von Napallo bezüglich aller ‘etwa notwendig werdenden Maß- nahmen in engem Kontakt mit dex südslawischen Regierung zu bleiben, Zweitellos werde ih aas O anschließen, Die

rage der inneren Staatsform Ungarns, Republik oder Monarhit, ei eine rein ungari!he Angelegenheit, die Frage der Rüdlkehr que Habsburgers auf den ungarischen Thron eine europäische Frage, besondere eine Angelegenheit der Nachbarn Ungarns. Es se! S slawiens Pflicht, die ungarische Regierung auf einen Schritt a merffam zu machen, der ein gefährlihes Abenteuer bedeuteu wn Südslawien habe das legte Mal Ausgaben in Höhe von mehre hundert Millionen auf sich genommen, damit jenseits der Grente i ganze Ernst der Lage ertaßt werde. Es sei deshalb {wer ! glauben, daß es in Ungarn noch jemanten geben könne, der he Land in einen Kousflikt hineinzieheu wollte, der zu einer KatasiroÞ führen fönnte.

_Die Verhandlungen über eîne \üdslawis ch-rumänisd' Militärkonvention haben vorgestern begonnen. Aut qrundsäßlihen Einvernehmen in dieser Frage kam es iden Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ zwischen be in Staaten gelegentlih des Aufenthalts des Königs Al ant Rumänien. Jeßt wird noch über die einzelnen Pun (grad Konvention verhandelt, Ende des Monats findet in Ve

Konferenz statt, die fch mit der Abfassung dieser Kon- pte befassen wird. Rumänien wird in dieser Frage durch (hristescu vertreten. Auch ein gier General kommt bei jeser Gelegenheit nah Belgra& um“ über die Frage einer Militärfonvention Griechenlands mit Südslawien zu

jandeln,

Vver-

NMumänien.

Mie die Blätter „Dimineata“ und „Universul” mitteiren, sat der, neue Minister des Aeußern die rumänischen Vex- jetungen im Auslande beauftragt, den Chefs der Regierungen, hei denen sie beglaubigt sind, mitzuteilen, daß die äußere olitik Rumäniens unverändert bleile. Die Regierung qerde die enge Freundschaft mit den Staaten, auf deren Seite jas Land gekämpft habe, aufrechterhalien und den übrigen Ziaaten guten Willen beweisen.

Griechenland.

Die Wahl des Metropoliten Meletios Metarakisg im ótumenischen Patriarchen hat zu einer Kirchen- haltung geführt. Ein a Saloniki abgehaltener Kongreß pon Metropoliten hatte die Wahl al3 den Sagungen des Matriarchats widersprechend, für nichtig erklärt, die Metropoliten in Kleinasien haben jedoh die Wahl als gültig anerkannt, isie'etios Metaxaki3s, der in Amerika weilt, hat die Wahl an- enommen und die Rückreise nah Europa angetreten.

Albanien.

Das erst vor wenigen Tagen gebildeie Kabinett Djafer Cupi ist nah einer Meldung des „Wolffschen Telegraphen- ros“ zurücgetreten. Der frühere Minister des Aeußern ran Noli hat es abgelehnt, eine neue Regierung zu bilden, Ille nationalistishen Beys haben in Elbassan eine Geaen- egierung gebildet, Das Land befindet fich in völliger narchie.

Amerika.

Jn Beankwortung eines Schreibens der New Yorker Kauf- annsvereinigung, die ihre Mitwirkung bei den Verhandlungen iber den neuen Handelsvertrag mit Deutschland an- jeholen hatie, erklärt der Handelssekretär Hoover dem Polffschen Telegraphevbüro“ zufolge: -

ÜUriprünglih war geplant, über - einen solchen Vertrag zu ver» andeln. Wir baben aber bes{lossen, die Angeleaenbe1t vorlä, fig zu ertagen. Es ist dies auf die Tat'ake zurückzuübren, daß wir vns h unserem Vertrage mit Deutschland im besonderen die Nechte und Norrehte vorbebalten baben, die den alliierten und assozierten Nächten durch den Vertrag von Versailles verliehen worden sind Jad reiflider Ueberlegung find wir zu der Ansicht gekommen, daß j Bestimmungen dieses Veitrages die Interessen ver amerikanischen e'd'äftémelt fBüten, au obne daß wir in Berhandlungen über nen besonderen Handelsvertrag einireten. z

Der Delegierte Kanadas auf der Washingtoner Kon- enz Borden hat im Ausschuß für den Fernen Osten

Schriftstück verlesen, in dem obiger Quelle zufolge die lufrehterhaltung militärisher Streitkräfte in China (gestellt wird, Diese überstiegen eine Million Mann und ildelen die beroaf’nete Macht mehrerer regionaler, miteinander ilisierender Diktatoren, die mehr ala die Hälfte der ge- nten Einnahmen des Landes zum Schaden der Zentral- tigierung ‘verbrauchten und „Anarchie und Bürgerkrieg ver- mihten, Die Mannschaften würden auch bereit sein, sich für ffaliche Arbeiten verwenden zu lassen. :

Asien. Dem „Wolffshen Telegraphenbüro“ zufolge wird aus ita gemeldet, daß die Japaner die Ueberwachung der Meeresfüste aufgehoben haben 1nd die Küste von Roten Truppen

eseßt worden ist, Die Weißen Truppen haben sich nach Wladi- bostok geflüchtet.

Parlamentarische Nachrichten.

Im Neicbatagsaus\chuß für das Branntwein- Monopol wurde am Sonnabend auf Grund der vorbereitenden Veralungen des Unteraus1chusses die zweite Lesung des Gesetz - niwurfs bder das Bran ntweinmonopol begonnen. dur Vébatte standen zunächst die auf den Beirat bezüglichen Paragraphen. Angenommen wurde § 11 in der Fassung -der ersten Keling, jedoh wurde gemäß einem Antrag Ersing (Zentr) binzugefügt, taß în jezem Vierteljahr mindestens einmal die Monopolverwaltung dem Beirat einen mündlicben Bericht über en Geschäfténang zu erstatten bat und daß auf Antrage bon Mitgliedern des Beirats Auékunft zu erteilen ist. Auch ollen Mehrheitsbesch1üsse, welche fih auf Handlungen der Monopol- erwaltung beziehen, auf Verlangen des Beirats an den Reichs- Minister der Finanzen weitergegeben werden. Im Hinblick auf diese Vefugnisse des “Beirats stimmte der Ausschuß einem Antrage zu ? 18 zu, der die bei der ersten Lesung beschlossene Bestimmung sreidt, daß die Vergütung für die Kosten der Verwaltung des Monopols „nah Anhörung des Beirats* erfolgt. Jm 4usshuß wurde die Ansicht vertreien, daß diese Nerpflihtung dur de in & [l präzisierte Stellung dcs Beirats sich erübrige. u § 12 wurde gemäß einem Antrag Pucbta (U. Soz.) bes \hlosen, daß die Be\chlußiähigkeit des Beirats im Gegensaß zur Regierungsvorlage vit bei 4 Mitglièdern, sondern erst bei &lltgliedern eintritt, Diese Abänderung wurde wegen der Erbôöhung der Mitgliederzahl auf 30 für nolwendig erachtet; auf ice Weise bedingt ebenso wie früher die um 1 erhöhte Stimmen- bl der Hälfte aller Stimmen die Bestlußtähigkoit. Die £8 183, 14 15, 16, 17 wurden angenommen, § 18 mit der Abänderung be- nid des Beirats, die §8 19, 20 und 21 gemäß den Beschlüssen ister Lesung. Zu 8 22 lag eine Neihe von Anträgen vor, die der Vorderung der E1zengüng des teckniiden Spiits dienen sollten. In lesen Anträgen war eine Erböbung der in der Regieri. ngévorlage vors ffebenen Herst‘ellung#menge von. 160 000 k! Weinaeist auf 2,0 000 a, 3590 000 h] beantragt. tim 00 1, die im Antrag Pu chta (U. Soz.) vorgeiehen war, ab, Ri \mle jedoh einem vom Abg. Die trt ch - Baden (Dem.) unter- ten Antrage Schsövilin (Soz) zu. Damit erhält § 22 die s nmung, daß aus den in § 21 Abs. 2 genannten Stoffen (Ab- S der Zellstoffgewinnung uw.) 250 000 hl Weingeist hergestellt Ae dürfen, Im übrigen wurde § 22 gemäß der Negierungévorlage n nommen, 8 23 und § 24 wurden in der Negierungévorlage ange- Wie V, § 25 erfuhr einige redaktionelle Aenderungen. Gestrihen wurde andniif Atsaß, der pon der Zusawmenlegung der Brennrecte s E, chafilider Brennereien zu Gemeinsca}1strenne1eien handelt. veide e, deses Absapes soll dem § 42 der Ab'ay 4 beigefügt Pad „Landwirts{attlihe L rennereten, vov denen feine mebr als (ail den ande1en abliegt. türten hre Betricbe zu !andnit- dabon, Genossen\ckattébrennereien zusammenlezen Tie Genossen hegen erei gilt als vor dem |. September 192 betriébetäbig or M wein sämtlicde zu'ammengeleg!en Brennereien bereits 88 96 97 Termin bestanden.“ Angenommen wurden aub necch die beriagie i 28 und 29 ‘in der Fassung der Negierungévorlage. Dann Îe sich der Auss{uß.

A

Der Ausschuß lehnte die Erhöhung auf

Der Rei ch{chswirtschaftsrat wid feine Vollsizungen am VMittwoch, dem 8. Feb1uar 1922 wieder aufnehmen und daún vorauésich!]ich bis Sonnabend, dem 11. Februar, Sizungen abhalten, Am 7.- Februar treten die Grupyen und Abteilungen zusammen. Während dieses Tagungztabschnitts werden vorauesihtlih folgende Gegenstände behantelt werden: die Gesege über die Ablieferung von Ausfubrdevisen, über die unmittelbare Exrtassung von Ausfuhrdevisen für Neparationéleistungen, über die Erhebung einer Abgabe bei der Ausfuhr von _Waren, über enderung der. Verordnung über Maße nabmen zur Sicherung der Fleishver)orgung in der Üebergangézeit nach Aufhebung der Zwangswirtihait, über Miler Sus und Miets- einigungéämter, über- Abänderuna des Geseues über die Erbebun ciner Abgabe zur Förderung des Wohnungsbaues vom 26. Juni 1921 sowie der Anirag Bernbard, betreffend Aufrechterhaltung eines geregelten Bör!enverkehrs.

Der Arbeitsaus\{"ß des vorläu figen Nei{s8wirt\Gafts- rats zur Beratung des Hausgehilfengeseßes sowie der Unterauéschuß für ländlides Siedlungêwefen balten beute, der Arbeitzaus|chuß für das Arbeitszeitgesez häit heute und morgen Sitzungen.

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Der Aeltestenrat des preußishen Landtags hielt am Sonnabend erneut eine Sizung zur Beratung des Arbeitsplans ab. Es ollen einige Aenderungen in ten ursprüvglid in Aussicht genemmenen Dispositionen eintreten. Die Fragen der beseßten Gebiete usw, follen in vier besonderen Abschnitten bebantelt werden.“ Sie betreffen das Saargebiet, Oberichlesien, den Westen und ‘die Entscbädiguna- der aus Polen vertriebenen deutschen Landwirte. Diese BespreGuncen werden voraussihtuich die Sibungen am Montag und Dienêtag austüllen. Am Mittwoch wird, wie bereits beschlossen war, der neue Haushalt eingebradt werden. Am Donnerétag und Freitag findet die große politisde Aussprache zum Haushalt ftatt. Jeder Fraktion toll eine Nedezeit von 14 Stunde zur Verfügung stehen, Am darauf folgenden Sonnabend steht die Grunktstever zvx erslen Beratung. Hier ist eine Nedezeit von } Stunde in Auésicht genommen. Vom 30, Januar bis 7. Fe- bruar foll dann eine Pause in den Vollsitungen eintreten, um ten Auéscküssen Gelegenheit zu geben, die Arbeiten zu fördern. Der Hauptaus1ck&uß wird den Etat beraten, und zwar zunäc\t den Haus- halt des Ku!tuéministeriums. Die Grundsteuer wird in einem tesonteren Anésck&uß beraten werden. Auf der Tagesordnung der Sitwng am 7, Februar foll als besonterer Punkt die Bejprechung der Not der Gemeinden stehen,

tri ien 2a

Ueber die Ausgaben für die interalliierten Ueber- wachungsausschüsse hatte der Abgeordnete. Sivkovih an die Reichsregierung eine Ansrage gerichtet, auf die der Reichs- shapminisier im Einvernehmen mit dem Reichsfinanz- E die folgende Antwort dem Reichstag ' hat zugehen lassen:

A. Die \ächlichGen Auseaben für die interalliierten Ueber- wachunasaussdüfse, die im Vereich der mir unterstellten Abteil ungen Neichsschaßverwaltung der Landetfinanzämter untergebracht sind; be- tragen tür die Zeit vom 1. April bis 30. November 1921 :

a) für Unterbringung der Offiziere 11 661 215,61

b) für Unterbringung der Mannschafien . - . 1847480,89 ,

c) für Unterbringung der Kraftwagen . . - 281 32000

d) für Unterbringung der Geschäftszimmer. . 16.989452 ,

e) für Instandießung von Kraftwagen . . . 14064279,19 ,

f) für deutsches Personal . , ,, 5000 635,90 ,

g) für allgemeine sähliche Zwede . 3745397,36 ,

b) tûr Heizung und Beleuchtung. »« - - 764 660,66 ,

i) für gesuntheitlihe Einrichtungen . . . 200 855,99

k) für Wilbelmêhaven, teren Belege \ch {on bei der Hauptschaßkasse befinten, fo daß Trennung nicht mehr mögli ist. „..« . 168267,07 i Zusammen . . 39 374 007,24

L perf\önlicen Ausgaben Gehälter usw. werden vom - Reickêminifter ‘der: Finanzen - geleiftet. Für die Zeit jeit

e. «“ E D: S: S0 ° o

[I Lo b. J. bis Ende November y. J. sind: añgewiefen worden:

zur. Vertügung des Vorsitzenden ‘der interalliierten Kommission

aur Fest'ezung der ‘deutich-polnishen Grenze =— französischer

Delegierter General Dupont —. . ,, 1000000 4, 2. an Gebältern für die Üeberwabunggaussckchüsse 90 000000 ,„, 3, an fachlickden Kosten der Ueberwachungs-

auesdüfe (Autofabrte) 40000 „, 4. für den WiedergutmachungsausfGuß in Paris 195 349500 „.

__— Auf eine an die preußische Regierung gerichtete An- frage der Abgeordneien Held und Graf zu Stolberg-Wernige- rode, betreffend die gegen die Abwanderung der land- wirtschaftlihen Arbeitskräfte in dieJndustriebetriebe zu ergreifenden Maßnahmen, hat der au Ge Minifier [sür Handel und Gewerbe zugleih im Namen und im Einvernehmen mit dem preußishen Minister für Land- wirtschaft, Domänen und Forstén dem Landtag eine Antwort übermittelt in der folgendes ausgeführt wird;

Die Di wobilmactungébebörden sind von den zuständigen preußifck@en Ressorts wiederholt und bei jeder geeigneten Gelegenheit auf die Be- achtung und Durchführung der Reichboverordnung vom 16. März 1919 zur Behebung des Arbeitermangels in der Landwir!sdaft hingewiesen worden, Die Verordnung hat die seinerzeit beabsichtigte Virkung im wesentlichen erreiht, Fhre Anwendung ist in der zurückliegenden Zeit naturgemäß umfassender gewesen als. in- der leßten Zeit, in der in Handel ‘und Judustrie Arbeitstosigkeit berrshte und naddem ‘die durch die Erzeugung von Kiiegsmaterial hervor- gerufene Verschiebung der Arbeitskräfte in der Hauptsache wieder auêgegliden war. Die zuständigen Ressorts haben kürzlich Gelegenheit gebabt, für die Aufrechtérhaltung der Verordnung bis zum Ablauf der Démobilmachungszeit dem Reiche gegenüber ein- zutreten. Ob und inwieweit die Vorschriften der Verordnung vom 16 März 1919 für die Zeit na dem 31. März 1922 in die ordent- lie Geseßgebung überzuleiten sind, wird Gegenstand der Prütung durch die Reichoregierung im Benehmen mit der preußisden Regierung sein. Vereits im November p, J. bat das preußi\de Landwirtschafts- ministerium gemeinsam mit dem Handeléministerium der Reicbs- regierung empfohlen, diese Frage unter Zuziebung der landwirt1ck-aft: lien Arbeitgeber-' und Arbeitnehmerorganisationen dur mündliche Verhandlungen zu- klären.

Statis(ik und Volkswirtsc;aft. Arbetitsitreitigkeiten.

Bei demHaupkvokstand desDeutshenEisenbahner- verbandes ging, wie „W, T. B,*° meldet gestern die telegrayhi- sche Mitteilung aus Dresden cin, daß Sonnabend, Mittags 12 Uhr, die Werkstätten den Betrieb eingestellt haben. Als Grund wird demagogishes Treiben unverantwortlicher Personen an- gegeben. Die in Berlin zu einer Konferenz versammelten Vor- standèmitglieder 1nd Bezirkéleiter haben sofort zu der Sachlage Stellung gevcmmen. Der Vorstand faßte einmütig den L eihluß, der auch die Billigung sämtlicher Beztrkeleiter fand, jede Verantwortung.-für den Streik und seine UÜUnter- stütung abzulehnen. Er warnt außerdem dringend alle Nei bantemitalieder. si dieser wilten Venegung anzu ließen. Die aueständigen Mitglieder werden crsucht die Arbeit sotoit wieder aut- ¿unebmen Nach einer weiteren Meldung deéielten Vüros bat der Ortsvorsltand Dresden des Verbandes beichlessen, den Weisungen des Hauptpoisiandes, der eiven Streik !'nbedingt ab- lebnt, jet zu folaen. Das voy der St1reitleitung, die sich genen den Willen des Verbandes aufgetan bat, autge!prengte Gerücht, daß die Veibandegruppen Halle, Leipzig - Lerlin usw. ebenfalls bereits tür den Streik“ gestimmt hätten, stellt fi als unrihtig heraus,

Der EisenbaHngenerakldîrekttion Dresden ift es bisher möglich gewesen, den Hauptverkehr größtenteils, wenn au mit Verspätungen, aufrechtzuerbalten Der Prä- sident hat die d an alle Eisenbabner gerichtet, ihre Arbeit fortzusegen. Da diese Aufforderung nit allenthalben befolgt worden ist, hat der Präsident durch Anschlag bekanntgegeben, daß die- jenigen Eisenbabner, die ihre Arbeit bis zum 23. Januar nit wierer aufgenommen haben, ihre sofortige Entlassung zu ewärtigen baben,

In Lissabon sind ,W. T. B.“ zufolge die Straßenbahn - angestellten in den À usstand getreten.

Wohlfahrtspflege.

Nach eînex Meïdung ven „W. T. B.“ aus Bern hat ‘ter Papst tem Schweizer deutschen Hilfäkomitee für. notleidendedeutscheKinder durd ten Kardina!staatésekretär Gasparri in cinem sehr warmhenigen S reiben seine Anerkennung ausgefsprod‘en und, veranlaßt durch den Bericht tes Komitees über dke Notlage der tevtiden Kinter, gleidzeitig mitgeteilt, ck22 er neuer: - dings dem Nuntius von München die Summe von 200.90 Lire für Kinderfürforge in Deutschland überweisen lasse.

Kunst und Wissenschaft.

_Am Sonnabend wurde im Festsaal dex Beriiner Akademie der Wissenschaften der vierte öffentliche Vortrag in diesem Winter ge- balten. Herr Si u §8 spra über das Thema : Kurfürst Johann. Sigismund von Brandenburg und die Toleranz, Gr führte in der Hauptsade eiwa folgendes aus: S@&on der große Retélehrer Christian Thomasius, der wegen seiner reliaiöten Kreis mütiofeit aus Sachsen batte fliehen müssen und in Kurbrandenburg ein Ayl und einen neuen Lebrstuhl fand, preist in einer Dieputation über die Glüdfseliafeit der Bürger der brantenburaischen Staaten in - der s{chwü!stigen Weise seiner Zeit den Kurfürsten Johann Sigiémund als den Begründer der religiösen Toleranz. Die Geschichtsforscber, - die sh in der Folge bis in die Gegenwart mit dieser Epoche beschäftigten Hering, Droysen, Max Lehmann, Otto Hinte u. a. —, haben dem Kurfürsten diesen Rubmestitel ebenfalls zuerkannt; nur darüber gingen die Meinungen - auss einander, ob seine Toleranz auf religiöser Ueberzeugung berubte, oder mehr aus politishen Gründen berzuleiten sei. Die Frage fann nur gelöst werden, wenn man sie zuglei gesGichtlich und reckchtlich erforscht. Der Vortragende hat, als er sie aus diesen beiden Gesichtspunkten unterfuhte, als erster die Akten und sonftiaca Urkunden des Gebeimen Staatéäarhivs benußen #önnen. Das Er- gebnis seiner Forschungen ist, kurz zusammengefaßt, das folgende : Die widhtigsten und entsheidenden Verhandlungen über die Stellung der reformierten Kirche in Brondenburg wurden im “Fabre 1615, also furze Zeit nah dem UÜebernitt des Kurtürften zur reformierten Kirde, zwichen ihm und den Landständen zu Köln an der Spree geführt. Die Lantstände verlangten einen fkurfürstliden Revers darüber, daß auf die lutherishen Gemeinden feinerlei Zwang zur Einführung reformierter Prediger ausgeübt werde, und berieten ih u, a. auf cine frühere Erklärung des Kurfürsten, es bet der Luthersben Lehre belassen zu wollen. erneute Zusicherung follte zugleih von tem Kurprinzen abgegeben werden. Die Absicht der Stände ging alio darauf aus, der Ausbreitung ter refoumierten Lehre, zu der si derx Landesherr bekannt batte, einen Riegel vorzusciében. Der Kurfürst ließ den Ständen dur feinen Vizekanzler Bruckmann zunächst eine scharf abweisende Antwort zugeben : In Golteéisachen hätten Neverse keine Gültigkeit Die Gläubigen * möchten mebr in der Bibel lesen, dann braudten sie der Lehre ibrer E nicht blinolings zu folgen. Die Antwort enthielt auch eftige Angriffe auf Luther und ieine Lehre. Tro dieser \{einbar sicheren Haltung befand si der Kurfürst den Landständen gegenüber: in einer üblen La da er in aen Geldnöten war und die Stände ibm Kontubutionen leisten sollten. Die Verhandlungen zogen i in die Länge, und obwohl Bruckmann die Sache seines kurfürstlichen Herrn mit Zähigkeit und niht ohne Ge1chi| führte, und obwohl der Kurfürst persönlich in die Verhandlungen eingriff, gaben die Stände niht na, vers schäften ihre Forderungen sogar. bis zu „dem Verlangen, der Kur- fünst solle au diejenigen reformierten Prediger, die er fraft seines Patronatsrechts bereits berufen hatte, wieder absezen. Es fait \hließlih zu einem Kompromiß, in dem die Stände ihre Forde- de1ungen bis auf die leßtgenannte im wesentlihen durcießten. Brucmann fügte freilich în den Revers einen von den Ständen auaenickeinlich überiehenen oder nit rich1ig bewerteten Passus zuläßlih ein, in dem der Kurfürst das jus refo: nandi als Regal für sh in Anspruch nahm: eine Befugnis, die freilich auf die Möglichkeit ihrer Aueübung niht erprobt werten sollte, Um das Verhalten Johann Sigiemunds zu verstehen, muß man die Nechtélage beachten, in der er sich bei feinem Eintreten tür die reformierte Kirche befand, Maßgebend waren hierbei die Be- immungen des Augsburger Neligionsfriedens und in ihn maren die Refo1 mierten nicht mit „einges{lossen. Johann Sigismund hatte alîo fein Necht, seinen Untertanen sein eigenes Neligionabekenntnis aufzudrängen; er hatte mit . seinem Uebertritt zur reformierten Kirde togar felbst die anerfannten Neligionsgemeinschaften verlassen. Zwar hatte er Voroänger auf diesem Gebiet. Seine fürstlien Vettern in der Pfalz, in Anhalt und in Hessen-Cassel hatten {on früber das reforinierte Bekenntnis angenommen. Der „Calviniémus“ im Reich fand aber ledigli deshalb freie Bahn, weil die politucbe Ohnmacht den Kaiser daran hinderte, gegen thn vorzugehen. Den Bestrebungen Johann Sigismunds auf Reformierung seiner Untertanen fehlte also der Nechtsboden. Mit Gemalt vorzugehen, verboten diè Machtverhältnisse; das Mittel der Ueber- redung bâtte bei der Stimmung der großen Mehrheit der Be- völkerung versagt; da blieb als dritter einziger Weg, daß er es mit der Güte versuhte: Er beanspruhte für die Retormierten keinerlei Vorrechte, aber die. gleidhen Rechte, deren \ih seit dem Augéburger Neligionéfrieden die Lutheraner erfreuten. Toleranz im modernen Sinne lag ihm dabei völlig fern, wie seine Zeit diese geistige Stimmung nicht kannte. Der Kurfürst war cin überzeugter Retormierter, und Luthertum wie Katholizioónus waren ihm innerlih gleich zuwider, In dieter Intoleranz war Iohann Sigismund durchaus ein Kind seiner Zeit. Nur die politischen Verhältnisse zwangen ihn zum Nacbgeben und zu einer Haltung, die später a!s Ausfluß von Toleranz gedeutet wurte. Wo und wann erx durch Zreang die reformierte Sache fördern konnte, bat er es getan, und der oben erwähnte Zusaß Bruckmanns zu dem Revers vom Jabre 1615 beweist, daß fich der Kuftfürst au tür die Zukunit die Möa- lifeit ofen balten wollte, zugunsten der Neformerten mit den Machtmitteln des Landeéfünsten einzugreiten, sofern sid dazu eine Gelegenbeit bieten sollte, Wenn der Zusay zum Nevers praktis ohne LVedeutung blieb, so lag das wobl daran, daß Johann ESigièmund son im Jahre 1616 einen Sclagantall erlitt und die wenigen Zahre bis zu seinem Tode ein siewer Mann blieb. Vei einem toldeen Geschick ihres türstlien Gönners fand dié reformierte Kirche in den kurbrandenburgisben Landen nur eine iehr beschränkte Ausbreitung, Selbst in der Landeshauptstadt bildete \sich - nur eine reformierte Gemeinde, die Domgemeinde, die im Volkêmund die „Hof- und Beamtengemeinde" hieß. So hat geschichtliches Quellenstudium dem Kurfürsten Pas Sigismund den Ruhm, der Begründer und Vorikämpfer der Toleranz gewesen zu scin, nicht hes lassen können. Der Ruhm gebührt vielmehr erst dem „Großen Kur- fürsten“ Fried: Wilhelm. Zu dem Erbe, das er hintrließ, ge- hörte als werivolles sittlihes Gut au die religióse Toleranz, die seine Nachfolger stets hochgehalten und geshügt baben. b,

Pie C

Verkehrêwesen.

Die förzli in Berlin mit ter Commercial Cable Co, und der Western Union Telegraph Co. gcfübrten Vers hand'ungen über Wiederherstellung des Kabel- verkehrs Deutshland—WVereinigte Staaten, “an denen von teut\der Seite Dr, Solmssen für die Deut cha AtlantisheTelegraphen-Gesellschafi, Max Warbürg und Dr. Melchior für ee neugebildete deuts ch e Kabelgruppe teilnahmen, sind, wie „W, T. B.“ meldet, nunmehr zu einem gewissen