1922 / 20 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Jan 1922 18:00:01 GMT) scan diff

Aus Prag übermittelt ,W. T. B.*® eine Meltung des „Cas*,

“wonach die Bergarbeiter des Falkenauer Neviers be schlossen haben, wegen der Herabsegung der Löhne vom 23. bis 29. Januar einen Demonstrakionsauss\tand zu ver anstalten. „Pravo Lidu“ meldet, daß die Arbeiterschaft der Ringhofer Werke die Arbeit niedergelegt hat, da die * Leitung des Unternehmens die Wiedereinstellung der aus- gesperrtenSchmiede abgelehnt hat, die mit einem Anhänger E nationaldemoftrati]hen Arbeiterorganisation nicht zusammenagehen wollten.

Kunst und Wissenschaft.

“Die neuen Arbeiten von Lovis Corinth im Kunfst- salonGurlitt hinterließen mit den stärksten künstlerishen Ein- druck in den augenblickliden Ausstellungen. Mit ungeheurem Tempe- rament und elementarer Wucht sprict jeine Kunst aus einer großen Zahl von Landschaften und Blumensf: ücken zu uns. Interessant ist es, an dem früben Frauenporträt und dem neuen Bildnis eines Dichters seinen Werdegang zu verfolgen, * seine nie erlahmende Arbeits- kraft und Weiterentwicklung. Corinths Arbeiten gehören auch in der großen und gut zusammengestellten AquarellausstelUung bei Paul Cas) irer zu den schönsten hier aezeigten Werken. Slevogt und Max Liebermann reihen si mit einer größeren Zahl feiner Skizzen an ihn an. Von jüngeren Künstlern ist hier befonders N ol de mit zwei farbig interessanten. {arf erfaßten Neger- föbfen zu erwähnen, ferner Pechstein, Schnitt-Notteuff und Kaus. Neben den Aquarellen finden wir besonders . reizvolle Werke der . Bronzekleinplastifk von N. Sintenis und Haller. Interessant sind auch die neuesten Schövfungen Archipenko 8 in fast flaisisher Nuhe und einfaher Stilisierung.

Das Kronprinzenpalais stellte dem neuen Schaffen von Mar Pech fte in einige Näume zur Verfügung. Die neuen Arbeiten von Oskar M oll finden wir in der Galerie Flechtheim, die eigen, wie der Künstler sih bemüht, über seine stark von Frankrei eeinflußte Kunst der leßten Jah1e hinauszunachien und besonders mit foloristishen Problemen ringt, Neben ihm gelangen hier Ge- mälde von Paula Beckter-Modersobn zur Ausstellung und die außerst Feistvollen Plakate von Toulouse-Lautrec. q

Interessant ist die Entwickelung von Segall, der bei Altmann ausftellt. Von fast .impressionistishem Schaffen aus- gehend, ringt er nach einer geistig gerihteten abstrakten Kunst- auffassung. Das Kupferstiwkabinett der staatlichen Museen gibt aus seinem reiden Schaß eine gut ausgewählte Uebersiht von Handzeichnungen holländischer Künstler. V.

Theater und Musik,

Theater des Westens.

In tas Theater des Westens is eine Wiener Operette einge- zogen, die von Wiener Gästen aufgeführt wind: „Der Tanz ins Glü“, Tex! von Nobert Bodanzky und Bruno Hardt- Warden, Musik von Rcbert Stolz. ‘Musik weisen besondere Eigenart auf, vielmehr bewegt ih das Ganze in den Bahnen des landläufigen, teils mit Tanzrhythmen, teils

Weder Handlung noch |

mit sentimentalen Weisen verbrämten Verwechselungsspiels: Ein |

Friförgehil!e wird durch Zufall für einen Grafen gehalten und ver- JIobt fi als solcher mit einer Hutfabrifantentohter. Dies Glück ist natürlich nur kurz, denn der Schwindel wird bald entdeckt. Scchbließ- lih wird aber doch aus den beiden fälschlich Verlobten ein echtes Liebes» und Brautyaar. Was, tem Ganzen hauvtsächlih die Würze gibt und das Publikum beifallsfreudig stimmt, ist die eine Vollkommenheit für si bildende Darstellung der Wiener Gäste, unter denen der hier {on bekannte Komiker Franz Glawat#ch an erster Stelle zu nennen ist. Von den mitwirkenden Damen gebührt Clara Karry, einer drolligen und tem- peramentvollen Soubrette, die Palme. Das Uebespaar bat in dem ‘ébenso?ges{macktvoll singenien wie gewandt \pielenden und tanzenden Tenoristen Nobert Nästlberger und der anmutigen Hilde Sulz vortreffliche Vertreter - gefunden, und dur ebenfo bewegliche wie beredte Komik weiß Herr Imhoff die Nolle des Hut- fábrikanten zu beleben. Szenischer Leiter ter sehr gei(madckvoll aus- gestatteten Operette ist der Direktor Miksa Préger, ' musikalischer Leiter der bewährte Kapellmeister des Theaters des Westens Ernst Hauke.

C Sa A LAE

Im Opernhause wird morgen, Mittwoch, als erster Teg des „Nings des Nibelungen“ „Die Walküre“ gegeben. Die einzelnen Partien sind mit den Damen Kurt, Bindernagel, Arndt-Ober, von Catopol, von Scheele-Müller, Mancke, Wurm-Meisenberag, Bartz, Kopsch und Thomas, den Herren Kraus, Soot als Gast, Braun und Helgers beseßt. Musikalischer Leiter ist der Generalmusikdirektor Leo Vlech. Anfäng F Uhr.

ImSchauspielhau fe wird morgen „Lumpazi-Vagabundus*“, mit Karl Etlinger, Friy Hirsh und Otto Laubinger in den Haupt- rollen aufgeführt. Anfang 74 Uhr. Am Dienstag, den 31. d. M., wird Shakespeares „Richard I[L.“ wieder in den Spielplan auf- genommen. Die Titelrolle spielt Fritz Kortner.

In den Kammerspielen des Deutschen Theaters findet am Montag, den 30. d. M. die Eidliß' Schauspiel „Herbstvögel“ stati. Die Hauptrollen 1pielen: Roma Bahn, Liselotte Denera, Charlotte Hagenbruch, Erifa von Tbellmann, ZIljabe Diek, Hans Schweikart, Hans Brausewetter, &riß Dagbhofer, Werner Pledath, Edwin Franz. Die s Winckler-Tannenberg entworfen, die begleitende Musik stammt von Hans Pringsbheim. Spielleiter ist Heinz Herald.

Im Großen Schauspielhause beginnt am 1.

Paris und London mit g1ofem Erfolg aufgetreten ift. tänzer sind: Carina Ari, JIolanda Figoni,. Jean Vorlin. grapbiscde Leitung bat Jean Borlin, de Mate.

Aus Leipzig kommt durch „W. T. B.“ Professor Artbur Nikisch in der vergangenen Nacht an den olgen einer fckweren Grippeerkrankung verstorben ist. Mit ibm ift der bedeutendste Dirigent der Gegenwart dahingegangen. Seinem

nab dem Krieae unternommenen Konzertreisen ins Ausland zunächst

wenigstens auf fünstleri)dem Gebiete die unterbrodenen Beziehungen | j l 4 Pit . Co. 850,00, Wotan-Werke 920,00, sehen in der Welt behielt. Was Arthur Nikish für uns und insbesondere | n A 30

wieder aufgenommen werten konnten und die deutshe Mußk ihr An-

für Berlin bedeutete, ist zu lebendig in der Er'nnerung, als daß noch besonders darauf hingewiesen zu werden brauchte. Nikish war 1859 in Ungarn geboren, studieite am Wiener Konservatorium und war 1874 bis Ende 1877 erster Geiger am Wiener Hoforernorchester. Im Jahre 1882 wurde er Kapellmeister am Leivziger Stadttheater, 1889— 1893 Dirigent des Bostoner Symbpbonieorc(esters, 1893— 1895 Operndirektor in Budapest. Seit 1895 wirkte „er als Leiter der Gewandhauékonzerte in Leipzig und der zehn jährlihen großen Philharmoni}chen Konzerte in Veilin.

„Der Konzertbericht befindet sich in der Ersten Beilage.

did

Handel und Gewerbe.

Fonds: und Aktienbörfe. - Berlin, 24. Januar 1922.

Die Ungewißheit, die die Börje schon seit einiger Zeit wegen der inneren wie der äußeren _politifhen Lage beherricht, läßt eine “lebbaitere Stimmung niht gufkommen und gibt der Böte eine unenß{hiedene Haltung, die fowohl - in der e Ihfeit der. Shwankungen, als in der Geringfügigkeit der Umsätze sum Ausdruck kommt. So waren heute nur verhältnismäßig un -

, Italien 896,60 G., 898,40 B., | *Norwegen

Üraufsührung von Walther |

Vühnenbilter bat Friedrich |

O G., 1 | Tynamit Nobel! 735,00 bis 750,00 bez., Februar | Z! B., Nordteutsche “ute\ptnneret

ein Gastspiel des schwedishen Balletts, das soeben in | Die Haupt- | Die choreo- | die musikalische hat Rolf | | 5 9% Leipziger Stadtanleihe 105.00, die Trauerkunde, daß | ti A L ) | verein 290,00, Ludwig Hupfeld 815,00,

| Bedentende Veränderungen zu verjeiGnen. Nur în ÜnvgarisWGen

Renten vollzog sh ein bedeutendes Geschäft bei beträchtlih höheren Kursen. Der Schluß war ruhig.

|_—- Der - Aufsibtsrat der „Sarotti“ .Aktiengesell- \cha ft hat laut Meldung des ,W. T. B.“ ‘in seiner gestrigen: Sigzung beschlossen, die durh Feuer \ckchwer besdädigte Fabrik so {nell als irgend möglich wiedec herstellen zu lassen Es find Erfolg versprehende Bemühungen 1m Gange, die Fabri- kation alsbald an anderèn Betriebsstätten fortzuführen. Der vor einigen .Monaten in Angriff genommene Erweiteritngs- bau ist unbeschädigt und die für dieten bestellte mascinelle Einrichtung ist binnen kurzem anzuliefern. Die umfangreichen Kraft- anlogen wie der Autofuh1park fowie das Vürogebäude find nicht in Mitleidenshaft gezogen. Die Fabrik, die Maschinen und Waren- vorräte sind mit ca. 90 Millionen bei ungefähr 30 Gesellschaften versibert. Nobhrwaren, die an anderer Stelle lagerten, find für ca. 76 000000 # vorhanden. Weitere Bes(lüsse wurden heute an- aesidts der furzen Zeit nah dem Brande noch nit gefaßt. Nach Nes allcr Ermittlungen follen fernere Maßnahmen getroffen werden.

Das Kapital der AktiengesellschGaft für Trans- port und Verkehr, Berlin, wurde laut Meldung des „W. T. B.° von 320100 .4 auf 6 000000 4 erhöht. Die neuen: 3000 Aktien übernimmt die In'ercontinentule Aktien-Gesellschaft für Tranêéport und Verkehrswesen vorm. S. u. W. Hoffmann in Triest. Durch diesen Zusammens{luß verfügt die - Aktienaesellshaft für Transport und V rkehr über ein Neß von ungefähr 60. Aus!ands- filialen. Infolge dieser Transaktion wird die Gesellschaft in Zukunft Intercontinentale Aktien-GesellsGaft für T ansport und Verkehrs- wesen firmieren. Vorsitzender des Aufsih'srats ist Direktor Wa ter Sue Berlin. Den Vorstand bilden die Herren Blaustein und Siemsen.

DieRombacherHüttenwerke, Koblen z, berufen laut Meldung des „W. T. B.* auf den ‘18. Februar dieies Jabres eine außerordentlide Generalversammlung ein, in der eine Erhöhung des Stammkapitals um 40 000 000 4, von 60 000 000 auf 100 000 000 4, und gleiczeitia die Sckbaffung eines Vorzugsaktienkapitals von in8- aefamt 40 000 000 Æ (bisher 20 000 000 Æ) beantragt werden soll. Es ist beabsidbtigt, von den neuen Stammaktien einen Teilbetrag von 20 000 000 .4 den alten Aktionôren zum Bezuge ánzubieten, während die restlicben Stammaktien zur Verfügung der Gesellschaft gehalten werden jollen.

Waaengestelluna für Koble, Koks und Briketts

Nuhrrevier | Oberschlesishes Nevier ‘Anzahl der Wagen

20. Fanuar 1922: 21 872 882

8137

O 968

(Bet L, Nicht gestellt .

Beladen zurück- geliefert:

am 19, Januar

am 2v. Januar

91 705 90 623 | 21. Sanuar 1922: 20 179 2 707

18 367 | 22. Sanuar 1921 : 6 042 |

a

7942

Gestellt...

Nidt aestellt

Beladen zurück- geliefert . «

1 460 7959

980

956

Geitelt.

Nicht gestellt .

Beladen zurück- geliefert. 4

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Die E”ektrosvtfuvfernotierung ter Vereinicung für teutsde Gleftrertfurfernotiz stete (d lavt Lerliner V'eltimg des „W. L. V.° am 23. Januar auf 6327 (am 21. Januar auf 6194 Æ) für 100 kg.

Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.

Köln, 23 Jonvar. (W. T. B.) (Amtliche Devisenkurse.) Holland 7452,50 G., 7467 50 B., Frankrei 1645,85 G., 1649,15 B, Belgien 1573,40 G. 1576,60 B., Amerika 206 165 G., 206 581 B., England 867,10 'G.. 868 90 B, ESweiz 4010,95 G,, 4019,05 B,

Dänemark 4130,85 G. 4139,15 B. 322835 B. ES{weden 5109,25 G.

3221,75 G. 3068,10 B.. Prag 389,10 G,,

9120,15 B. Spanien 3061,90 G. 389,90 B., Vudapest 29,97 G., 30,03 B, Wien (neue) 5,88 G.,,

Hambura, 23. Januar. (W. T. B.) BörsensWlußkurfe. Deutsc-Australische Damvfschifft-Getellshafkt —,— G., —,—B., Ham- burger Padetfahrt 441,00 bis 444,00 kez, Hamburg - Südamerika 789,00 bis 802,00 bez., Nordd. Llovd 405,00 bis 408,00 bez., Vi einigte Elbeschiffabrt 808,00 bis 835,00 bez, ESchantungbahn 489,00 bis 500,00 bez., LVrasiliani\che Vant 860,00 bez., Commerz» und Privat - Vank „302 00 bez, Vereinsbank —,— G., —,— B,, Alsen - Portland - Zement —— G.,, —— B., Analo - Continental! B,, Asbest Calmon 649,00 bis 721,00 bez. Gerbstoff Nenner —,— G,,

D092 B.

ean a

Guano —,— G, z Harburg-Wiener Gummi 1340,00 bis 1351,00. bez, Caoko —,— G. —,— .B,, Eloman Salvete1 G., —,— B., Neuguinea —— G, —,— B,, Otavi-Minen- At1ien 870,00 bez., do do. Cenußksc. 850,00 bez. Ziemlich fest. Leivzig, 23. Januar. (W. T. B) Sächsi)che ente 50,2ò, Allgemeine Deutsche Credit- 240,00, Chemniyzes Bank» Piano Zimmermann 745,00, Sächs. Emaillier- - u. Stanz-

amma aas Q

anstalt 296,00, Bank rür Grundbesitz Leipziger Baumwollspinnerei 1490,00,

| werft ; . Gnütel 625,00, Stöhr u. Co. 2120,00, Thür. Weltruf war es zu eincm guten Teil zu verdanken, daß dur seine | C ac, EE ) Stöhr u. Co. 2120,00, Thü

Wollgarnspinnerei 1559,00, Sächfi. Wollgt: vorm. Tittel u. Krüger 1335,00, Tränkner u. Würker 1040,(0, Zimmermann-Weike 527,00, Germania 695,00, Peniger Maschinenfabrik 620,00, Leivziger Werk- 1 ( Leipz. Kammgarn- spinnerei 930,00, Lugo Sneider 630,00, Wurzner Kunstmühl. vorm, Krietsh 549,50, Hall. Zucker-Fabrik 1050,00, Mittweidaer

| Kragen 1150, Friy Schulz fun. 840,00, Niebeck n. Co. 640,00, Thüring. Gas 640, Hallesche Pfännerschafi 706 00. Fes

Frankfurt a. M., 23 Januar. (W. T. B.) - Oesterr. Kredit 87, Badische Anilin 625, Chem. Griesheim 765, . Höchster ¿arbwerke 605, Lahmeyer 510, Westerereln Alfali 2600, Adlerwerke Klever 648, Pokorny u. Wittekind 688, Daimler Motoren 548, Maschinenfabrik Cßlingen 995, A\chaffenburg Zellstoff 892, Phil. Holzmann 770, Wavrß u Freytag 865, Vereinigte Deutsche Oel- fab1ifen 810, Zellstoff Waldhof 849, Fuchs Waggonfabrik 795, otar Zement 829, Zudcker'abrik Waghäusel 830, Zuerfabrik

ranfenthal 810, Zudckerfabrif Offstein 950, Zuerfabrik Stuttgart 845.

Wien, 23. JIanúar. (W. T. B.) JIntolge -der Verteu rung der fremden Zahlungsmittel, die heute wegen des unveränderten Tief- stands’ der Krone in Zürich ibre Fortiezung fänd, nabnr die Be- wegung des Cffektenmarfkts teilweiie den Charakter einer stürmisden

usse an. Sie hatte insbesondere die gewaltige Wert- teigerung der tschechi\den Krone zur Folge. Daneben hatten aber auch alle valutarishen Effekten sprunghafte Kurs- gewinne zu verzeihnen. Staatsbahnaktien waren auch heute lebbaft gefragt, fo daß bie Feststellung des ersten Kutses sich äußerst Awierig gestaltete. Verhältniémäßig vernachlässigt waren Bankaktien. Jm weiteren weiterhin sprunghaft in die Höhe und ssen . zu. .den Be Kursen, Die Steigerung des Rentenmarktes war nicht ein itlih.

' rente 112,

. Missouri Kansas u. Texas 2,

—,— B., Merck | | Steel Corporation „B“ 59, Central Leather 321,

Verlaufe ge die ‘fremden Devisen o

“und Erste, Zweite, Dritte und Vierte Zentral-Handelsregistèr-

*

Während Avrilrente fh bîs um 10 vH erBöhte, waren bie ay österreihishèn Notenrenten um 2 bis 4 vH niedriger erhältlig, Di ungarishe Kronenrente stieg“ dagegen von 2560 auf 27009. Die

Kriegsanleihe war fest. H e 23 Januar. (W. T. B.) Türkise Lose —,—, Moi Februarrente 112 Oe®terreihi\che Kionenrente 11

Oesterreichisde Goldrente —,—, Ungariihe Golorente —,— Ungaris de Kronenrente 2700. Anglobank 20 700, Wiener Bankverein Oesterreichische § reditanitalt 8450, Ungarische Kredttanftalt 24 (07 Länderbank 27 800, Desterreibisch-Ungarishe Bank 29 000, Wiener Unionbank 6420, Olyod Triestina —,—, Staatsbahn 71 009, Süd, bahn 27 700, Südbaknprioritäten 30 109, Siemens u. Halsfe 16 7(9 Alpine Montan 67 950. Poldihi te —,—, Praxer Cisen 175 (g Rima Murany 29 500, Sfkoda-Werfke 79 800, Brüror Kohlen —_' Salgo-Koblen 72 000, Daimler Motoren 6890, Beitscher VY'agveßt 4 N Galizia - Petroleum —,—, Kaiser, erdinand-Nordiahn : : 9 Wien 23. Canuar (W. T: B.) Notierungen der Devisen ¿entrale: Amsterdam 379950 G., Berlin 50.7 G. Kovenbagey 208975 G., London 43790 G., Paris 83480 G. Zürich 202975 (g Markuoten 5097 G._ Lirenoten 43390 G. Judoîlawische Noten 13170 G. Tschebo-Slowakische Noten 19497 G., Polnische Nofey

lar 9998 G. 297 G, Dolar (W. T. B.) Notierungen der Devisen,

Praga, 23 Januar. ( 1 trie (Mittelfkurse): Amsterdam ‘2010, Berlin 27,50 Züri

1080 London 239,00, e Yorë 4,50, Wien 0,52, Marknoten 27,50, Polnische Noten 1,323 ;

Ee 23. Januar (W. T. B.) Devisenkurse. Paris 59471 Belgien 54,594, Schweiz 21,66, Holland 11,604, New York 421,00 Spanien 28,21, Italien 965/2 Deutschland 8,708. :

London, 23. Januar. (W. T. B.) Silber 34,75, Silber ay Lieferung 34,50. i

: (W. T. B.)

aris, 23. Januar. 1 R 6/16, Amerika 1250,50, Belgien 96,25, England 92,612, Holland 452,90. Jtalien 54,25, Schweiz 243,90, Spanien 186,25. Zürich, 23. Januar. (W. T. B.) Devisenkurie. Berlig 2,97%, ‘Wien 0,15, Prag 9,40, Holland 187,50 New York 515% London 21,67, Paris 41,50, Italien 22,40, Brüssel 39,75,. Kopen hagen 103,00, Stockholm 128,25, Christixnia 80,99, Madrid 76,75 Buenos Aires 172,90, Budavesi 0,75, Bukarest —,—, Agram 172,50 Amsterdam, 23. Januar. ({W. T. B.) Devisenkurte. Londo 11,592, Berlin 1,34, Paris 22,024, Schweiz 53,65, Wien 0/08 Kopenhagen 55,15, - Stockho!m- 68,55, Christiania 43,10, New L 279,90, Brüssel 21,15, Madrid 41,10, Italien 11,90. | Amsterdam, 20. Januar, (W. L. B) 9% Niede ländische Staatsanleihe von 1915 86,00, 3 9/9 Niederländ. Staay anleihe 575/16, 3 9/9 Deut'che Reichcanleibe Januar - Juli - Covy —, Königlich Niederländ. Petroleum 399,75, Helland - Ameril Linie 156 00, Atchison, Topeka & Santa 106,00, Rock Islay Southern Pacific 91 00, Southern Nailway —,—, Ünig United States Steel Cory. —,—

(W. T. B.) Devisenkurse Hambura 2,50, Paris 40A Niusterdan 182,25, Stoclholi Prag 9,40.

Devisenkurse. Deuts§!and

, , Pacific —,—, Anaconda 111,25, Flau.

Kopenhagen, 23. Januar. London 21,05, View Vork 502,00, Antwerpen 38,65, Zürich 97,35, i 124,50, Ghrifliania 78,40, Helsingfors 9,45, (

Stockh olm, 23. Januar. (W. T. B.) Devisenkurse. Londo 16,95, Berlin: 2,05, Paris 32,75, Brüssel 31,50, schweiz. Mig 78,29, Amsterdam- 146,75, Kopenhagen 80,50, Christiania 632 Washington 402,00, Helsingfors 7,65, Prag 7,39.

Chriftian1ia, 23. Januar. (W. T. l London 26,87, Hamburg 3,50,‘ Paris 52,25, New Bork 637, Amsterdam .232,50, Zürich 122,50, Helfingfors 12,00, Antwer 50,00, Stockholm 159,00, Kopen“agen 128,09, Prag 11,50

New Yorfk, 23, Januar. (W. T. B.) (Fonds- und Aktien börse.) Nach tngleihmäßiger Eröffnung machte sich an der Effekte böôrse eine feste Stimmung geltend, die, durch günstige Dividenden gerüchte hervorgerufen, die großen Spekulantengruvpen zu belang rêicben- Käufen «peraulaßten. Näthnentlich tratén “Zuckeraktien in: de „BVondergrund, Um. die Mittagsstunde änderte sich das Bild, ‘Unte Liquidátionen in ODel-, Motor-, und’ Tabakaktien stellte sich eine Ab {{chnähung ein. Die Börse {loß unregelmäßig. Umzesett wurden 650 (00 Stück Aktien. . Die Mark gab heute wieder \tärtex nah. Bi Eröffnung stellte sich die Notiz auf 0,483 bezw. 0,484, um 10 ll ging” sie auf 0,484 bezw. 0,485 zurück. Im weiteren Verl wurde dann ein höchster Kurs von 0,49 erreicht, dem eine nied Notiz von 0,47 gegenüberstannd. Der Schlußfkurs war (4 Nachbörslich stellte sich die Notiz auf 48 bezw. 484. Gelksig d Wechsel auf London Cable Transfers 4,21,50, Wechsel auf lo (60 Tage) 4,17,87, Wechsel auf Paris 8 04, Wechsel auf Amstedut 36,20, Wechsel auf Berlin 0,473, Wechsel auf Belgien 7 50, Wedel auf Schweiz 19,40, Wechsel auf Madrid 14,92, Wechsel auf Rom 438, Silber Inkand ‘99ck, Silber Ausland 645. Atchion Topeka u. Santa 963, Atchison Topeka u. Santa Fs pref. 8 Baltimore u. Ohio 345, Canadian Pacific 123#,

B.) Devisenkurss

2 Clhefapeale u Ohio 555, Chicago, Milwaukee u. St. Paul 183, Chicago, Rod Island u. Pacific 317, Denver und Nio Grande —,—, Erie 8 Great Northern prefî. 73#, Illinois Central 103, Interboroug Consolidated Corporation 27, Kansas City u. Southern 220 Kansas City u. Southern pref. 544, Louisville u. Nashville 1N Missouri Pacific 164, National Nailways of Meriko 2nd vref. 34 B., New York Central u. Hudson River 74, New York Ontario u. Western 204, Norfolk u. Western 984, Northern Pacific 77, Pennsylyania 344, Neading l: St. Louis u. San Francisco 214, Southèrn 172 Southern Pacif 81}, Texas Pacific 254, Union Pacific 1281, Wabash pref. 19 American Car 343, American Car u. Foundry 1454, America Hilde u. Leather 134. American Hilde u. Leather xret. 61, America Smelting u. Nefining 47, Anaconda Copper' Mining 497, Nethleher

Interna:ional Mexrcantile Marine 133, International Mercantile Marine preés 65, Studebaker Corporatión 873, United States Steel Cor poration 852, United States Steel Corporation pre. 1165. Aktienumfatz 650 000. /

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Theater.

Opernhaus. (Unter den Linden.)

bezugsvorstellung. Der Ring des Nibelungen. Walküre. ' Anfang 54 Uhr.

e Der Zaubergeiger. Bajazzi. o

Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Mittwoch: 24. Dauel

bezugêvorstellung. Lumpazi - Vagabundus. Aufang 74 Uhr Donnerstag: Peer Gynt. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: 22. Daner 1, Tag: Die

Anfans

I a

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlotten Verantwortlich. für den Anzeigenteil : Der Vorsteher der Geschäfts,

Rechnungsrat Mengering-in erlin : Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstr. 32.

Sieben Beilagen

i B (eins{Neßlid Börsenbeilage und Warenzeichenbeilage Nr. 84 und )

Beilagb

um Deutschen Reichsg

Erste Beilage

Berkin, Dienstag, den 24. Fanuar

nzeiger und Preußischen Staatsanzeiger

1922

Anze

Nr. 20. Nichtamlliches.

(Fortseßung aus dem Hauptblaïi.) Preußisher Landtag.

91. Sißung vom 23, Januar 1922, Mitiags 12 Uhr. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscer Zeitungsverleger *).) Die Sibßung wird um

dr. Por ch eröffuet.

An Sielle des verstorbenen Abg. Dinsl[l age (Zenir.) wählt das Haus zum Beisißer den Abg. Be ye x - Oberschkesien (Zentr. ) j Der Gesebßentwurf wegen Neuwahl: dex BezirkSausschüsse in Breslau und Licgniß wird dem Gemeindeausschuß überwiesen. /

Zur gemeinsamen Veraiung stehen darauf drei g v.o e Anfragen, die sich auf die Verhältnisse imSaac- ebiet beziehen. Die Deutschnationalen bringen in threr großen Anfrage die angebliche 150 000 saarländischen Franzosen zur Sprache, de an den Präsidenten der rand fici Republik, Poincaré, gerihiet worden sei, sih- aber als eine Fäl schun g erwiesen habe. Das Zentrum fragt das Staaisministerium, welche Schritte es bei der Reiché- regierung tun wolle, um die durch die zwangsweise Einführung der Frankenwährung aufs äußerste bedrohten Jnteressen des Saargebiets zu wahren. Jn einer weiteren großen Anfrage der D e utschnationalen wird das Staatsministerium gefragt, wodurch es die deu ie Vevöolkterung des Saargebiets vor militá- Ver, Politisher und fultuvreller Untevss drückung und wirtschaftlicher ÜUebevfrems- dung zu schüßen beabsichtigt.

Ministerpräsident Braun: Meine Damen und Herren, ge- satten Sie mir, vorweg einige Ausführungen zu dem dunklen Kapitel unserer neuesten Geschichte zu machen, das in den zahl- seihen Anträgen und Anfragen, die hier zur Beratung stehen, be- ührt. wird! Das Friedensdiktat von Versailles birgt s{chwere (asten und Unbilden für die Bewohner des linkérheinishen Ge- hie in sich. 15 Jahre soll dieses Gebiet unter dem Deuck ciner semderi Militärbesaßzung stehen. Fit diese hon schwer zu tragen, venn sie sich im Rahmen des Friedensvertrages hält, so wird se für die betroffene Bevölkerung fast unerträglich, wenn sie in hilllürlicher Auslegung des Vertrages zu Vergewaltigungen und linlichhen Quälereien führt, wie wir sie vornehmlich in den von funzosen beseßten Gebietsteilen leider immer wieder erleben nüssen. (Lebhafte Zustimmung.)

Manche dieser Maßnahmey atmen so weni den Geist des Friedens und der Völkerversößnung, daß cs doch recht eigenartig, um niht einen s{chärferen Auédruck zu gebrauchen, anmutet, wenn jeßt die Besaßzungsbehörden dur Unitersuhungskoutmissionen fest- stellen lassen wollen, ob der Schulunterricht auch im Geiste der Völkerversöhnung, wie es in der Reichsverfassung vorgeschrieben it, erteilt wird. (Sehr riiig!) :

Au ich wünsche, daß ebenso toie in den anderen Teilen unseres Landes auch im besezien Gebiet die Jugend in dex Eule im Geiste der Völkerversößhnung erzogen werde. Jedoch die Besaßzungsbehörden, deren Vorgehen gegen die rheinische Be- bôllerung dem Geisie der Völkerversöhnung oft geradezu Hohn shriht (lebhafte Zustimmung), haben dadurch auch die moralische Agitimation verwirkt, eîn derartiges Verlangen zu stellen und [ine Durchführung zu kontrollieren. (Lebhaftes Bravo! Zurufe bon den Komm.) Jndes über diese Angelegenheit wird beim lâhsten Punkte der Tageëordnung ausführlicher zu sprechen fein.

Jh will mich jeßt den in den drei zur Beratung stehenden Anfragen über die Verkbältnisse im Saargebiet berührten Fragen lenden. Meine Damen und Herren, den Bewohnern des Taargebiets ist dur den Friedensvertrag ein besonderes Schicksal bishieden worden. Nah dem Vertrage wird das Gebiet auf k Jahre von Deutschland abgetrennt und dem Völkerbunde zur Lrwaltung übergeben, der zu diesem Zwecke eine Regierungs- lommission einseßt. Wie es zu diesem für die Bewohner des Taargebiets betrübenden Ergebnis gekommen ist, darauf wird dur eine neuerlihe französishe Veröffentlihung ein bezeihnen- des Sthlagliht geworfen. Nah einem von Tardieu veröffent- lhten Buche hat der frühere französishe Ministerpräsident Üemenceau bei den Verhandlungen der Pariser Friedenskonferenz \egenüber dem Präsidenten Wilson und dem Ministerpräfidenten Uoyd George zur Unterstüßung der Ansprüche Frankreihs auf das Eaargebiet folgende Ausführungen gemacht:

„Es gibt in der Gegend dort wenigsicns 150 000 Menschen, die Franzosen sind.

derspruch und Lachen.)

Auth diese Menschen, die im Jahre 1918 Adressen an den

Präsidenten Poincaré geschickt Haben, haben für sich Anspru

uf Gerechtigkeit.“

Vroße Unruhe.) Meine Damen und Herren, betrachiet man den “ortiaut dieser Ausführung genau, so bat Clemenceau allex- dings nit ausdrüdlih davon gesprocheit, daß aus dem Saar- biet Adressen mit über 150 000 Unterschriften an den Präsi- denten von Frankrei gerihtet worden seien, noch ‘hat er tat- „9 Angaben darîüber gemaHt, welhe Wünsche in diefen an- iten Adressen zum Aus3èruck gekommen sein sollen. Fhrem Me nah, und bei Berücksi{tigung des Zusammenlhanges, in

1214 Uhr vom Vizepräsidenten

V sie gemacht sein sollen, waren aber ohne Zweifel die von

“Utdieu wiedergegebenen Worte gceignet und wohl auch bestimmt, L, Eindruck zu erwredecn, als Hätten 150 000 Einwohner des “argebiets durch die von ihnen unterzeichneten Eingaben an ? französische Regierung - ihre Zuneigung zu Frankreih oder

! *) Mit Ausnahme der dur Sperrdruck hervorgehobenon Rede br denen Minister, bia in Wortlaute wiedergegeben sind. »..._

“U O d S d —— S

Advelse pon

¡ Gcuppen zu besonderen

| der Reichsregierung vorläusig keinen Anlaß bieten können.

ihre Wünsche auf Angliederung des SaarbeZFens au diescs Laud zum Ausdruck gebracht. H : Demgegenüber muß mit allex Bestimmtheit festgestellt werden, daß es în dem Saargebiet mit seiner terndettschen Bevölkerung einen auch nur irgendwie ins Gewiht falleuden Bruhteikl jener angeblihen 150 000 Franzosenfreunde weder damals gegeben hat, noch heute gibt. (Lebhafte Zustimmung.) Die treue Bevölkerung des Saarbedckens Hat gerade in jener kritishen Zeit troß einer mit allen nur ‘denkbaren Mitteln duxch die französische Besaßung betriebènen Propaganda die nuizweideutigsten Beweije ihres eiu- mütigen und unershütterlichen Willens gegeben, ungeachtet aller Not. auch im Unglück mit dem deutschen Vaterlande vereint z1 bleiben. (Sehr wahr!) Es brauchGt auf die îm deutschen Weißbuch über das Saargebiet wiedergegebene, dem Präsidenten Wilson übersandte Entschließung der Saarbrüer Bürgerschaft vom Dezember 1918, auf die gleihfall2 im Weißbuch enthaltene, auch der Nationalversammlung in Weimar unterbreitete Kund-

nuZz

gebung aller politishen Parteien, Arbéiterorganisationen und

Vereine in Saarlouis vom mit den Worten- {ließt: : e-Helft Uns, und dukdet nicht, daß wir vou unfernt deute schen Vaterlande losgerissen . werden.“ : : um die Halilosigleit der Clemenceaushen Behauptungen von den aageblic 150 000 Caarfranzosen darzutun, (Bravo!} ; Turch die geschickt- Erwähnung von Adressen im Zusamuten- Hang mit den. angeblichen 150 000 Franzosen ‘an der Saar war allerdings auf den exsten Bli die Annahme möglich, als fei eine mit 1560000 Unterschriften verschene Adresse aus dem Saargebiet n den Prâfibenten von Fraukreih gerihiet worden. T sächlich ist jselbji nach den Worten Clemenceaus von einer mit êiner der- artigen Unterschriftenzahl versehenen Adresse nicht die Rede ge-

7. Môrz 1919 hingewiesen werden, die

¡ ivesen, nund cine folhe Adresse ist auch nicht vorhanden.

Es exsheint nicht ausgesch(lossen, daß von cinze!nen klein:u Ziweden Eingaben nach Paris geshickt worden. find, daß auch Unterschriften, die für besondere Zwette, insbesondere zur Anbringung von Wünschen bei den französischen: Bchörden, oder zur Erlangung der Berehtiguug zum Bezuge

billiger Lebensmitie! aus französischen Heeresbefständen gescemmelt

wurden, zu den oben erwähnten Zwedcken mißbraucht worden

{ sind. (Hört! Hört! Indes find das alles. uur Vermutungen.

Eingehendste Exkundigungen bet zahlreichen damals im Saargebiet ansässig gewesenen - Personen, selbst öffentliche Zeitungsaufforderungen, die von Vereinen der Soarländer in Deutschland ergingen, haben au ch niht die mindesten verbürgten Tatsachen ergeben, auf die sich die Behauptungen Clemencecaus stüßen. Wie die Reichsregierung bei Beantwortung einer ebenfalls auf die Saar-

adressen bezüglichen Anfrage exklärt hat, ergibt sih aus feiner };

amtlihen Urkunde eir ursählicher Zufamnrenhang zwischen den Bestimmungen des Friedensvertrages über das Saargebiet und den angeblichen Eingaben aus dent Saargebiet, von denen Clemencean gesprochen hat... Bei dieser Sachlage haben die Ver- öffentlihungen in dem Tardieuschen- Buch zu amtlien Schritten Die Staatsregierung wird aber weiterhin bemüht sein, das über der Angelegenheit schwebende Dunkel aufzuhellen und, sobald irgend welches beweisfräftiges Material festgestellt werden sollte, mit der Reichsregierung wegen der zu ergreifenden Maßnahmen in Ver- bindung treten.

Doch wie dem auch sei, wit müssen uns jeßi damit abfinden,

daß alle früher dem Neiche, Preußen und Bayern im Saargebiet i

gufiehenden Regierungsrehtc auf eine fünfföpfige Regierungs- fommisston übergegangen find, die ohne Mitwirkung der Be- völkerung des Saarkeckens vom Völkerbunde ernannt wird. (Hört, hört!) Der deutschen Regierung steht weder rechtlich noch tatsächlih auf die Auswahl der Mitglieder diefer Negierungs- lommission cin Einfluß zu. Sie besißt auch kcine Handhabe, irgendwic auf die Führung der Geschäfte dieser Kommission ein- auwirken. Da vertraglih der ausdrüdliche Verzicht Deutschlands auf die Negierung fesigelegt ist, muß sorgfältig alles vermieden tverden, was irgendwie .als Einmischung in die Regierungs- aecfchâfte und damit als Vertragsverlebung Deutschlands angesehen werden könnte. Bei dieser Rechtslage- vermögen die preußische

Staatsregierung und die. Reichsregierung leider nur kaum etwas

Positives zum Wohle der Bevölkerung des Saargebietes zu tun, obwohl! sie die schwere politishe und wirtshaftlihe Bedrängnis der treuen deutschen Bevölkerung und ihren Kampf um ihre politishen Rechte und ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit mit innigster Anteilnahme verfolgen.

Selbst verpflichtet, sich vor jedem Vorwurf der Verleßung der

Bestimmungen des Friedensvertrages über das Saargebiet peins lichst zu hüten, muß es Deutschland andererseits als feine unabweisbare Pflicht ansehen, mit allem Eifer darauf zu achten, daß auch auf seiten der Regierungskommission und der sonstigen Beteiligten die übernommenen Vertragspflichten peinlihst ‘erfüllt

werden. (Sehr richtig!) Kann dies unter den obwaltenden ret= .

lichen Verhälinissen ¿zwar im allgemeinen nur burchG Protefst- erhetung bei der Regierungskommission ‘selbst und bei dem Völkerbunde geschehen, so zeigt doch das von der Reichsregierung herauêgegebene Weißbuch über das Saargebiet, wie ernst es dic deutsche Regierung mit dieser ihrer Verpflichtung genommen hat.

Meine Damen und Herren, die Zusammenseßung der Re- gierungstommission und das in der Auswahl der Personen zum Ausdruck kommende Ueberwiegen des französishen Einflusses ist bekannt. Obwohl es gemäß dem treuhänderishen Charakter der Saargebietsverwaltung ein selbstverständliches Gebot wäre, pein- liste Unparteilithkeit gegenüber beiden an der endgültigen Ent- \cheidung über die staatlihe Zugehörigkeit des Saargebiets be- teiligen Ländern, Deutschland und Frankreich, zu üben, hat nur zu oft die Regiecrungskommssion diesen Grundsaß der Objektivität gugunsten Franchreihs außer acht gelassen. (Sehr richtig!) Un-

pt ad E E E E

öwcideutig sind bei allen bishecigen Maßaahmen die Absichten der Regierungsfomumisjsion hervorgetreten, daz Saargebiet aus feinem engen politischen und wirtschafilihen Zusammenhange mit Deutscland zu lösen Fraukreich, dem es durH den Friedens- vertrag nit gelungen ijt, das Ziel der Angliederung des Ge- bictes zu verwirllihen, öurch Einräumung von weit über ‘den Vertrag hinausgehenden Rechten die Möglichkeit der politischen, twoirishafiliden und fulturellen Durchdringung des Saarlandes zu lieten.

Auf dem Gebiete der Verwaltung und der Rechtspflege. ift überal vas Bestreben ber Negierungskommission na Verselbst=- itändigung der Organisation und na Trennung der vorhandenen Zusammenhänge mit dem Deutschland erkennbar geworden. (Sört, hört!) Das ist besonders in die Erscheinung geireten zum Beispiel durch Schaffung einer selbständigen Saar= eijenbahudirektion 1rd eigener Berwaltungsgerihte sowie eines saurländischen höchsten Gerichtshofes in Saarloui3, deu als Präsident der als Gegner DeutsBlands bekannte Schweizer Nippold fowie cine Anzahl von Richtern aus den verschiedenste Staaten, wie Luxemburg, Ticheho-Sloivakei, aber nur ein Deutscher angehören. (Hört, Höri!) Durch eine umfassende Aenderung der bisher geltenden Justizgeseßte ist beabsichtigt, die mit Deutschland gemeinsamen Rechtspflegebezichungen zu lösen und auch insoweit dem Saargbiet inm: Verhältnis 2u Deutschland den Charakter als

Ausland beizulegen.

E E UVrtgen

Die Schaffung cig Versicherungsiräger für das Knapp- schaftswoesen und für die derschiedenen Zweige der deutschen Sogziakversicherung bilden weitere Etappen auf dem Wege der ver= toaltung8mäßigen Abshnürung des Saarbeckens van Deutschland. Den Beamten, die zum großen Teik bekanntlich von der deutschen Regierung zur Verfügung gestellt sind, sowie den Angestellten und Arkeitern wird es erschwert, weiterhin ihren großen Berufs- organifationen und Gewerkschaften in Deutschland anzugeHören, (Hört, hört!)

Ein weiteres Glied in der Kette der Abschnürungs8maß nahmen bildet die Anordnung, wonach den Gemeinden sowie sonstigen öffentlichen Anstalten und Körperschaften des Saargebiets unter- ¡agt ist, Unterstüßungen und Zuschüsse des Reichs oder Preußens oder Vayerns ohne Genehmigung der Regierungskommisston an- zunehmen oder zu beantragen. (Hört, hört!)

Deuten alle diese Maßnahmen auf das unverkenubavre Ziel der Regicrungskommission hin, das ihr auf Zeit zur treuhände=-

ris +

yen Verwaltung anvertraute Gebiet nah Möglichkeit mit allen

|. Attributen eines selbständigen Staatswesens auszustatten, so läßt

sie in ciner Hinsiht die konsequente Durchführung dieses Grund- ¡aßes ‘vermissen. An einer Volksvertretung im Sinne cines Parlaments, dem unermeßlichen Bestandteile aller nah demokra- tischen Grundfägen vertoaltetien Staatswesen, fehlt es im Saar- gebiet. (Hört, hört!) Im Friedensvertrage wird für gewisse Fälle, z. B. Gesczesänderungen, Einführung neuer Abgaben, eine

Anhörung oder vorherige Befragung der gewählten Vertreter der

Bevölkerung vorgeschrieben. Dieser Vorschrift hat die Regierungs- tommission troß des einmütigen Wuushes der evölkerung auf baldige Einführung einer aus besonderen Wahlen hervor- gegangenen Volksvertretung dadurch entsprechen zu nnen ge- glaubt, daß sie bis auf weiteres die Mitglieder des Kreistags und der Stadtverordnetenverjammlung in Saarbrücken als diejenigen Stellen bezeichnete, die ols gewählte Vertreter der Bevölkerung zur gutachtliden Miiwirkung in den im Friedensvertrag vor- geschenen Fällen anzusehen seien. Die Schaffung einer beratenden Volksvertretung hat die Regierungskommission zwar für später ¡ih vorbehalten, aber bisher keinerlei erkennbare Schritte zur Verwirklichung getan. Bei einem Teil der von der Regrerungs- ommission vorgekommenen Gesepesänderungen ist cine Anhörung der BVezirksvertretungen überhaupt nicht erfolgt, u. a. z¿. B. bei Erlaß der Vorlage über die Frankentarife bei Eisentahn und Post. Fn den übrigen Fällen, in denen eine Anhörung cxfolgt ist, sind mit belanglosen Ausnahmen die Gutachten dex Ver- tretungen völlig unberüdcksichtigt geblieben. (Sehr richtig!) Diese Handlungêweise der Regierungskommission hat \{ließlich dahin

“geführt, daß die Kreistage es abgelebnt haben, vorliegende Ver-

ordnungen zu begutachten, da die im Jnteresse der Bevölkerung geäußerten . berechtigten Wünsche keine Beachtung gefunden hätten und von der Regierungskommission entgegen dem einmütigen Willen der Kreistage Gesetze erlassen seien, die von der Be- völkerung als bitteres Unrecht empfunden würden.

Meine Damen und Herren, diese Handhabung der Geseti- gebung durch den Rcgierungsausshuß bedeutet dic völlige Unter- drückung des Willens der Bevölkerung und ihres Rechtes auf Mitbestimmung in ihren eigensten Angelegenheiten. (Sehr richtig!) Die diktatorishe Handlungsweise dex Regicrungs- kommission hat eine ticfgehende Bewegung in der gesamten Be- völkerung ausgelöst, so daß einige der als Vertretec der Be- bölkerung und des Landes eingeseßten Organe in der Erkenntnis der schweren auf ihnen lastenden Verantwortung ih \{ließlich dazu genötigt sahen, gegen die bewußte Entrechtung des Volkes einmütig Verwahrung einzulegen (Bravo!) und unter Berüs sichtigung des gesamten Verhaltens der Negicrungskommission in politischer und wirtschaftliher Hinsicht ihr das mangelnde Ver- trauen der Bevölkerung dadurch klar zum Ausdruck zu bringen, daß sie bei dem Völkerbunde die Abberufung der jeßigen Mits glieder nach Ablauf ihver Amtsdauer erbaten. (Bravo!) Schon äur vorleßten Tagung des Völkezbundes in Genf wurden dur eine auë Vertretern fast aller politishen Parteien, der wirtschaft- lichen Vertretung des Saarbed@Zens, der Arbeiterschaft, des Handels und der freien Berufe zufammengeseßte Delegation die bercchtigten Klagen der gesamten Bevölkerung über die bisherige Politik und Amtsführung der Regierungskommission unterstrihen und durch Ueberreihung einer Denkschrift die Nöte des Saarlandes, ins- sondere infolge der katasirophalen Zerrüttung des gesamten Wirt [chaftsleben8, eindringlichst geschildert, Zwar hat die Regierungs