Rat G3rat ber werden- Eine vorherige wochmalige Be- spre ung mit dem Verkehrsbeixat war unter diesen Umständen leider unmöglih. Der Reichsrat nahm die Vorlage an. Jnzwischen war die Regierung aus zwingenden außen- und innenpolitischen Gründen, namentli infolge des Verlangens der Reparations8- kommission, vor die Notwendigkeit gestelli, in dem Posthaushalt das volle Gleichgewiht zwishen Einnahmen und Ausgaben her- zustellen. Dieser Notwendigkeit ließ sich nur dadurch gerecht werden, daß neben der Durchführung der seit längerer Zeit im Gange befindlihen Vereinfahungen und Verbilligungen eine weitere Erhöhung ‘aller Gebühren auf der Grundlage des Ver- hâltnisses von 1 : 20 in Aussicht genommen wurde. Der Reichsrat timmte unter Aufhebung seines vorherigen Beschlusses dieser neuen
stsezung zu; einige Tage darauf auch der Reichstag. Angesichts der zwingenden Gründe und der Eilbedürstigkeit ließ es sih auch in der Lage, in der sih die Gebührensache jeßt befand, zu meinem lebhaften Bedauern nicht ermöglichen, dem Verkehrsbeirat noch vorher Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. A
Die am 1. Januar 1922 in Krast getretenen neuen Tarise sind niht mechanish durch Vervielfälligung der Fricdenssäße mit 20 festgestellt. Es sind vielmehr soweit als möglich volk3wirishaft- lihe Gesichtspunkte berücksihtigt worden. Dies ist namentlih ge- schehen bei den Gebühren für den Ortsverkehr, der bei diesem An-
auch eine. Erweiterung auf Nachbarorte verschiedener Staats- | America für 30 Jahre sichergestellt
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biete erfahren hat, bei den Gebühren für Drucksachen namentlich bei denen für Pakete des Nah- und Fernverkehrs. Zeitungsgebühren find vorerst ganz unverändert geblieben, um die Frage, inwieweit die Prefse eine Belastung ohne Gefährdung ihres
Fortbestandes ertragen fann, im LYenechmen mit ihren Veriretern | Not 5 H e hren 5 mie L N : fat fa M c :
Vei den Postscheckgebühren ist Q E | auf jeder Seite gleichzeitig ein Lelegramm gesendet und empfangen ——_— | werden fann. ; L i; | Die Wortgeshwitndigkeit Die Wirkungen der neuen Gebührenregelung | geld S4
nochmals zu erörtern, Notwendigkeit derx Pflege gehende Rücksicht genommen.
des bargeldlosen Verkehrs
lassen sih in der kurzen Zeit ihres Bestehens noch nicht voll über-
Rückgang eingetreten, der sih aber nicht gleihmäßig äußert. Es ist dabei zu beachten, daß die Versender vielfah noch vor dem Jn- Trafttreen der neuen Gebührensäße Geschäfte abwickelten und massenweise Sendungen auflieferten, die sie bei unverändertem
Fortbestehen der Tarife. erst nah Neujahr zur Post gegeben hätten. | unter gewöhnlichen Verhält- |
Öbneh1in pflegt nach Neujahr auch nissen auf kürzere Zeit eine gewisse Ruhe in der Verkehrsbewegung einzutreten.“ Bei dem Telegrammbverkehx hatte sih shon vor der leßten Gebührenerhöhung ein von der Börsenlage becinflußter wesentliher Rückgang bemerkbar gemaht. Jm Fernsprechverkehr
stark belasteten Fernlinien bis jeßt nicht eingetre.en; die Abnahme
der Abwicklung dex notirendigen Sprehbedürfnisse zu gute. Die Zahl der Kündigungen von Anschlüssen ijt Nach den Erfahrungen der Verwaltung \nielt sich der Verkehr bei jeder Gebührenerhöhung nux allmählih in die neuen Verhältnisse ein. Dies trifft ganz besonders bei der diesmaligen Erhöhung zu, die leider in einem außergewöhnlihen Ausmaß erfolgen mußte. Ein endgültiges Urteil über die Wirkung der Tarifneuregelung wird daher erst nah Verlauf einiger Monate abgegeben werden können.
. Unter der Voraussezung, daß es gelingt, weiteren Ausgabe- steigerungen wirksam zu begegnen, irird für 1922 mit Hilfe der am 1. Januar vollzogenen Gebührenerhöhungen ein Haushaltsplan durchgeführt werden können, in dem die Ausgaben und Einnahmen ausgeglichen sind:
Die Vereinfachung und Verbilligung von Ver- waetung und Betrieb hat das Reichspostministerium sofort na Beendigung des Krieges in Verbindung mit den Arbeiten des Wiederausbaue3, in Angriff genommen. Die Postverwaltung war dazu {on deshalb veranlaßt, weil der unglüdliche Ausgang des Krieges und. die Staatsumwälzung auch in ihrem Bereich eine völlige Umstellung der Verhältnisse herbeigeführt hat. „Svarsam- keit und Einfachheit“ ist das Gebot dex Stunde. Die Verkehrs8- verwaltung muß aber au ihre wihtigen Pflihhten gegenüber der Volkswirtschaft in ausreichender Weise erfüllen. Fch denke daher bei den Veretnfahungen und Verbilligungen nicht in erster Linie an Verkehrseinschränkungen. Diese haben wir in den lebten Jahren im Anschluß an die Kriegswirtschaft, zum Teil als not- wendige Folge des beschränkten Eisenbahnfahrplanes, nach den ver- schiedenen Richtungen durgeführt, soweit sie innerhalb der Grêènzen der Verkehrsbelange angängig waren. Fch meine bei den Ver-= Engen und Verbilligungen vor allem die inneren Ver-= hältnisse der Postverwaltungen, das Jneinandergreifen des großen Râderir erks, _den Geschästzbetcieb, das Personalwesen, die tehnishen Einrichtungen. Alle' Einzelheiten auf diesen Arbeit3= geben werden seit längerer Zeit planmäßig durchgeführt. Eine
eihe von Maßnahmen ist in den leßten 3 Fahren verwirklicht worden, ein Teil der Arbeiten ist noch im Gange, da so wichtige Dinge auch der sorgfältigen Ueberlegung bedürfen: ein Teil der Maßnahmen ist zur Ausführung für die Zukunft varaesehen.
Aus dem umfangreichen Programm führe an: Die Zu/jändigkeit der Oberpostdirektionen und der Verkehrs- amter wird noch weiter ausgedehnt. minderung der Zahl der Oberpostdirektioñen durch
ng. Lleinerer Bezirke in Betracht. Ln sollen Einfachheit, des Schreibwerks, ausgedehntere mittel, Beseitigung jeder überflüssigen Arbeit, überhaupt Ver= meidung jedes. irgendwie entbehrlihen Aufwandes die Richtschnur bilden. Verschiedene Betriebszweige, wie der Briefabfertigungs- dienst in Städten, der Bahnpostdienst, das t, di Kassen- und Rechnungswesen, der Pojstagenturbetricb, sollen ohne Schaden. für die Leistung vereinfaht, der Landbestelldienst ohne Nachteil sür die Landbewohner wirtschaftlicher gestaltet werden. Durch möglichste Beshränkung des Nachtdienstes hofft die Ver- waltung Ersparnisse und zugleich Diensterleihterungen für das Bra, zu erzielen. Von wesentliher Bedeutung it für die Vrdnung im Betrieb, daß die Verkehrssiherheit innerhalb der Post- verwaltung sich mesentlich gehoben hat. ;
Auf dem Gebiete des P lweleng ist das vornehmsts Ziel volle Fnanspruhnahme der Verwendung. Daß der Personalbestand mit dem Personalbedarf, wie er sih aus dem Verkehrsumfang ergibt, in Einklang steht, wird vom Reichspostmini ‘erium durch stete Einwirkung auf die Dienst= stellen und durch immer wiederkehrende Ermittlungen angestrebt: neuerdings läßt das Ministerium bei r eigene Kommissare Nahprüfungen vornehmen. Die Fesistellunga des Personalbedarfs wird übrigens sehr ershwert dur die fort- währenden Verkehrsshwankungen, die sih aus der ungleihmäßigen Entwicklung der politishen und wirtschaftlichen Verhältnisse er- eben, ferner die starke Geshäftszunahme, die verschiedene Ver- fehrszweige, wie der Fernspreher und das Postscheckwesen, auf- weisen. em großen Mehrbedarf an Personal, den die Einführung des Achtstundentages erforderte, ist hon durch éine Verfügung aus September 1921 entgegengewirkt, wonach Dienstberetts aft nur zur Hälfte als Arbeitszeit zu bewerten ist. Die Ve-¿-etungsko en in Krankheits- und Urlaubsfällen werden auf das unumgängliche Maß beschränkt werden. Eine Reihe von Maß- namen bezweckt die Hebung der agen des Personals. Fort-
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Zusammen=
Hesekt werden höher bezahlte Kräfte durch Beamte mit einfacherer Vorbildung und geringerer Bezahlung erseßt. Die dem Abshluß na*e Personalreform wird auf diesem Gebiet durchgreifende esse- run bringen. Die verschiedenen im Gang befindlichen Maßnahmen eren es: der Postverwaltung ermöglichen, schon in Se eit eine weitère namhafte Los von Hilfskräften entbehrlih zu machen.
_ Endlich sind auf tehnishem Gt noch männigfache Ver-= besserunaen der Vêtrieb®?nrihtunge und der Betriebsabwicklung in Auésicht genommen, um in möglihst weitem Umfang die -* valida durch Maschinen und mechanische Einrichtungen zu erjeBen.
| Kabel den n | verbindungen auch direkte Kabelverbindungen zu besißen, ist immer J] vem | dringender geworden. ist im allgemeinen ene fühlbare Abnahme in der Benußung der | l i | Nach langwierigen Verhandlungen im Orts- und Nahverkehr entspricht den Erwartungen und kommt | 11 j amerifanmschen Kabelgesellshaften haben sih bereit sehr gering gewesen. | | von
Po'stfuhrwesen, das |
Arbeitskräfte und ihre wirtschaftliche |
großen Dienststellen dur |
Bei dem ganzen Werke der Vereinfahung und Verbilligung soll der kaumannische Geist, der shon bisher in der Postverwal- tung wirklich nicht fremd war, voll zur Geltung kommen, joweit nicht das Gemeinwohl auch die Uebernghme minder einträglicher Aufgaben kultureller und volkswirtschaftliher Art der Postverwal- tung zur Pflicht mah Durch einntütiges Zusammenwirken aller Glieder der Verwalt ng wird es, wie ih ersihtlich erwarte, gelingen, sie wieder auf. dio Höhe zu führen, die sie vor dem Kriege in der Volks- und Staat3wirtschaft sowie in der Welt einnahm. Um zu diesem Ziele zu kommen, erbîtte ih auch die Mitwirkung des Verkehrsbeirats. Jh beabsichtige zur Förderung der uns obliegenden schwierigen Arbeiten einen Ausschuß von sahkundigen Männern cinzusegen, der uns in allen Fragen der Verbilligung und Vereinfahung des* Betriebs beratend und helfend zur Seite stehen soll. Dem Ausschuß sollen je einige Mitglieder des Vetr- fehrsbeirats, des Reichstags und des Beamtenbeirats angehören. «Fch würde es auch barten, wenn der Herr Berichterstatter des Reichsrats für den Posthaushalt und ein Vertreter des Reichs- finanzministeriums sih an den Beratungen beteiligten.
Im Anschluß hieran führte der Staatssekretär Dr. Br e - dow folgendes aus: A
Der FUuUnklverkLeLhx mit d@tt Vereinigten Staaten ist durh Abkommen mit der Radio Corporation of Beschleunigung des Verkehrs ist dadurch erreicht, daß die Vereinigten Staaten eine- eigene Groß- station auss{ließlich für den Vertehr mit der Funkstelle Nauen für 24stündigen Betrieb zur Verfügung: gestellt haben. Auf der deutschen und der amerikanishen Seite ist zur Beschleunigung und Erhöhung der Verkchrsleistung Doppeibetrieb eingeführt, so daß
Zeitweise wird auch Vierfahbetrieb durchgeführt. wurde durch Verbesserung der Tast- methoden wesentlich erhöht. Auf deutscher Seite sind zur Hebung
| des Verkehrs funktelearaphishe Zubri clint ir den Funkwe
bl’fen. Wie vorauszusehen und auch von der Reichspostverwaltung | DeE A PELTENLE JURNCILALa Phi [ee Qubringsatien six den F 9 in Re “nung genommen war, ist in einzelnen Verkehrszweigen ein | Zentrolfunkstelle Berlin und den großten Handelsstädten | lands und einigen anliegendén- Ländern direkt an die Uébersee- | funklinien angeschzlossen sind. Fnfolgedessen hat die Verkehrsleitung | der beiden großen Funkstationen Nauen und Eilvese, die auf Grund | einer Reicyskonzesjion von der A. G. Drahtloser Ueberseéverkechr
dadur geschaffen worden, daß die Funtverbindungen gigen der Deutich-
betrieben werden, sih von 1919 auf 1921 etwa verdoppelt.
Ein großer Teil des deutscyen Uebersee ertehrs benußt nah wie vor den Kakelweg, und zwar seit dem Verlust der deutschen über England.“ Das Bedürsnis, neben den Funk-
Dasselbe Bedürfnis hat sich in. den wirt- der Vereinigten Staaten geltend gemacht. ist man zu einer für beide Die beiden größten erklärt, mit deutschen Gesellschaften gemeinschastliz den Wiederaufbau zwei Kabelverbindungen durchzuführen. Die Commercial Cable Co., die shon vor dem Kriege die beiden atlanti- schen Kabel der Deutsch-Atlantischen Telegraphengesellschaft auf der amerifanishen Seite betrieben hatte, ist mit derx Deutsch-Atlanti- hen Telegaraphengesellshaft über Verlegung und Betrieb eines neuen leistungs{ähigen Kabels übereingekommen. Für den Betrieb eines zweiten atlantishen Kobels hat sich unter Beteiligung der Finanzgruppe der alten deutschen Kabelgesellshasten die „Neue Veutsche Kabelgesellshaft“ in Hamburg gebildet und. eine Ver-
schaftlihen Kreisen
Länder günstigen Verständigung gelangt.
| standigung mit der amerikanischen Western Union Lelegraph Co.
erzielt, Es ist anzunegmen, daß Deutschland in etwa zwei Fahren neben den Funkverbindungen auch wieder über Kabelverbindungen mit U. S. A. vecsfügen wird. Beide Verkehrsarten nebeneinander ergänzen sich und bieten dem Publikum schnelle Verbirdungsmög-
liuyteiten nah allen Teilen dex Welt. Während sih das Kahel-
abkommen auf Deutschländ und die Vereinigten Staaten beschränkt, ist fast gleichzeitig éine weitergeheiüde" füuntktelearäphishe Vetecins barung zustande gekommen, der auch sonst im Auslande größe Be=- deutung beigemessen wird. Die im internationalen Funkverkehr führenden Gesellschaften (in Amerika die Radio Corporation of
Umerica, in Deutschland A. G. „Drahtloser Ueberseeverkehr“, in |
Enc and Marconi Wireleß Telegraph Co., in Frankreih Compagnie
Générale de Télégraphie sans fil) haben ein Abkommen über die | j Schaden
Anwendung der Funktelégraphie im internationalen Verkehr ge- shlossen._ {her Erfahrungen
und auf gemeinchaftlihes ‘Vorgehen in ge=-
wissem Umfang, um eine Yersplitterung der Kräfte und daraus | folgende Unwirtschastlichkeit der großen Funkverbindungen zu ver- | meiden. Die Beteiligten werden gemeinschaftlich zuerst in Argen- |
tinien und Brasilien, später au in anderen Ländern Südamerikas Großstationen zum Verkehr nach allen Richtungen erbauen und be- treiben. Die Zahl dex Stationen wird dem Verkehrsbedürfnis
| angepaßt, damit ein zufriedenstellender wirtshaftliher Betrieb - zu | angemejsenen Gebühren
ermögliht und eine Vergeudung der wenigen für den Fernverkehr zur Verfügung stehenden Wellenkängen
ë eV e . x N t im allgemeinen Jnteresse vermieden wird. Am Verkehr dieser Ver- | | bindungen sollen die beteiligten Länder gleihterechtigt teilnehmen.
GUO | qm. A P ta\o2 AHk 18 G C N Aub e Z Ñ ih folgendes kyrz | Mit Hilfe dieses Abkommens vermag Deutshland seine direktey
funktelegraphishen Verklehrsbeziehungen in Kürze wejentlih zu er- \ grat Ï Ö
Für später kommt die Ver«- | Weiter.
Der innerdeutsche Funkverkehr, der sich zwischen
Jm Geschäftsbetrieb aller | der Zeutralfunlstelle Berlin und einer Anzahl Funkstellen in den | Wirtschaftlichkeit, Einschränkung | Ç E Sgr S e e lo L p¿ r 5 if Verwendung mechanischer Hilfs= | s Jahres fast verdreifacht. i | ohne
| Heraushebung
größeren Städten des Reichs abspielt, hat sich im“ Laufe des Auf diesem Wege ist es möglich, allgemeinen Telegrammverkehr zu {chädigen, durd besonders eiliger Telegramme außergewöhnli
shnelle Besörderungszeiten zu erzielen. Auf jeder Funklinie kann jedoch nur eine beschränkte Zahl von Telegrammen derartig be- handelt werden, da bei cinem Massenandrang eine Beschleunigung neben dem Normalverkehr niht mehr möglih ist. Deshalb wird die Einrichtung eines sogenannten Blibßfunkverkehrs mit einer hohen Gebühr von etwa 50 Mark für das Wort geplant. Vor= versuche zwischen Berlin und Hamburg haben Beförderungszeiten für folhe Vlißbtelegramme von 6 bis 10 Minuten ergeben. Einem ausgedehnten Gebrauch dieser Luxuseinrihtung stehen naturgemäß die hohen Gebühren entgegen. Gleichwohl verspricht sih die Telegraphenverwaltung erheblihe Einnahmer. hieraus.
den
Kunst und Wissenschaft,
Die Galerie Eduard Schulte bringt în ihrer neuen Ausstellung außer einer großen Sammlung der Berliner Künstier- gruppe Jagd und Sport noch umfangreiche Kollektionen von Prof. Aug. von Brandis-:Aacheu, Prof, Otto H. Engel: Berlin, Prof. Philipp Franck-Wannsee, Carl Heßmert-Berlin, Otto Thiele-Berlin und Prof. Robert Weite-Starnberg.
Theater und Musik,
Im Opernhause findet morgen, - Sonnabend, eine Wieder: holung der „Zauberflöte“, mit den Damen Heckmann-Bettendorkf, Hansa, E\cher-Veépermann, Bindernagel, Kroo, Arndt-Ober,- Knepel, Wurm-Meisenberg, Manke und den Herren Batteux, Helgers, Scheid"! Habich, Kreuder as4 Gast, Noë und Sto besetzt, statt. Musikali]cher Leiter ist Carl Ehrenberg. Anfang 7 Uhr.
_ImSchauspi elhau}e wirb morgen „Lumpazi-Vagabundus* mit Karl Etlinger, Friß Hir{ch und Otto Laubinger in den Haupt- rollen gegeben. Anfang 74 Uhr. — Die Neueinstudierung von Schillers „Don Car los“: wurde, wegen Erkranfung mehrerer Hauptdarsteller ‘auf Freitag, den 10. Februar, verlegt.
Im Schillertheater Charlottenburg findet am Donnerstag nächster Woche die erste Aufführung von Sternheims Komödie „Der Snob“ statt.
Paul Scheinpflugs Oper „Das Hofkonzert*, deren Uraufführung am 3. Februar im Deutschen Opernhause stattfindet, wird
“ Dkirektorialbeamte im
Die Vereinbarung bezieht sih auf den Austausch tehni-, | 1 Ö i h . O ” ‘ . ‘ | anlage und seßte die Bühne, unter der sih die Heizung befand, |
| die Hinterbliebenen des
irektor Georg Hartmann ïîn Szene gescßt. Die musikalis# E a E Professor Rudolf Krasselt. Scheinpflug ist der ebemalige Diriaent tes Blüthner-Orckesters, der jeßt als Musikdirektor ix Dutivourg wirkt. 8 \ L ‘ U ierten und vorleßten Abonnementskonzert cer „Große u N E Z en in ter D ilharmonie am 2. Februar, Abends 7% Ubr, führt Gustav Brecher mit dem Philharmoni)chen Orchester Berlioz’ „Phantastishe Symphonie „Und Strawinslys „Petruihka“ auf Melanie Kurt singt zwei Lieder von Richard Strauß mit Orchester. — Die Geschäfteftelle der „Großen Volkäoper“ befindet sich gegenwärtig nidt mehr im Kroll)chen Theater, fondern in Berlin N. 24, Monbijouplaß 7.
Mannigfaltiges.
Amtlich wird gemeldet : - Gestern morgen 1m 7 Uhr 22 Mi- iten E Per fs nenzug 3638 bei Blodstelle 2° zwischen Wedding und Gesundbrunnen auf den dort haltenden Personenzug 1746 leiht auf, wobei drei Achsen dieses Buges entgleisten. Etwa 20 Personen meldeten fih als leiht verlegt. Der Zug 3638 hatte anscheinend nah erteiltem Abfahbrauftrag tros Haltstellung tes Ausfahrsignals den Bahnhof Wedding verlassen. Der Betrieb war von 12 Uhr Mittags ab wieder
regelmäßig. (W. T. B.)
Fn der gestriaen Sihung der Berliner Stadtver- ordneten erfolgte zunächst die Einführung und Verpflichtung der neugewählten unbesoldeten Stadträte durch - den Oberbürgermeister B 6 ß. Eine dringlice Vorlage ging dabin: eine gemischte Deputation niederzusezen zur Prüfung des Mantel- tarifs der städtishen Arbeiter. Bei -der Ab- stimmung wurde die Magistratêvorlage angenommen. Bei dem Magistratsyor|chlag, . einen Geländestreifen in Treptow zum Bau eines Gewerkshaftshauses zu verkaufen, wurde Ausscußberatung . beantragt. In namentliber Abstimmung wurde die Aueschußberatung abgelehnt und darauf in einfaher Ab stimmung die Magistratsvorlage angenommen. Gegen eine Vorlage des Inhalts, das von der ehemaligen Landgemeinde Reinickendorf “ “errihteee Fabrikgrundstüdck Fl otten straße 48 zum- Pieise don 7100000 4 an die „Deutsche Telephon-Werke G. m. b. H.“ zu verkaufen, ‘wurde von fommunistisher Seite Widerspruch erhoben. _In namentlicher Ab- stimmung wide mit großer Mehrheit die Magistratêsvorlage anz genommen. Eine längere Erörterung knüpfte sih an die Vorlage betreffend die Erhöhung der Kur- und Verpilegungs kosten in den städtischen Krankenyausern. Der Stadtv. Dr. Weyl beantragte die Zurücküberweisung an den vor beratenden Aues{huß. Die Abstimmung über den Antrag Weyl war auf Antrag der Kommunisten wiederum namentlih. Sie ergab die Ab- lebhnuna des Antrags. Die Vorlage des Magistrats wurde angenommen. Nach einem Bericht des Stadtv. Fabian und kurzer Aussprache wurde darauf eine Magistratsvorlage, betreffend die Errichtung eines Sclackenwerkes in dem. Gebäude der stillgelegten Troden- gemüseanstalt, angenommen. - Die Anlagekosten in Höhe von 14 Mil: lionen Mark wurden bewilligt. Die Vorlage sieht die Umwandlung der Städtischen Schlackenweike in eine G. m. b. H- vor, deren fsämt- liche Anteile der Stadtgemeinde Berlin gehören. Auch die vom Ausfhuß beschlossenen Aenderungen der Vorlage fanden die Zustim- mung der Versammlung. Die Vorlage, betreffend Fertig- stellung der Nord-Südbahn, ging an einen Ausschuß, die Volage, betreffend Aenderung der Kraftdro!ch fens steuerordnung, wurde dem Haushaltsauës{chuß überwiesen. Eine Reihe kleinerèr Vorlagen wurde ohne Aussprahe durch Annahme erledigt. und die Sißung darauf geschlossen.
Museumsführungen. Am Sonntag, den 29. Januar, Vormittags 92 Uhr, finden : wissenschaftliche Führungen dur Kaiser-Friedrich-Muséum (Rem brandt und Franz Hals) und im Alten Museum (antike Klein- kunst in Bronze) ‘statt. Zulgaßkarten (1 #) find vor Beginn der Führungen am Eingang der. Museen erhältlich.
Dessau, 26. Januar. (W. T. B.) Brand dées Friedrich-Theaters ist, wie nunmehr festgestellt ist, auf einen in der Heißluftheizung zurückzutühren. Eine Flamme fchlug durh eineghadhaft gewordene Stelle der Heizungk
Der
Brand. Das Künstlerpersonal ift dadurch hart getroffen, daß es it Falle eines Brandes als entlassen gilt. Das Kuratorium hat sich für den Wiederaufbau desTheaters entschieden Paris, 2. Januar. (W. T. B.) Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten teilt dem „Temps* zufolge mit, daß durch Beschluß vom 12. Oktober 1921 die Entschädigung für in Oberschlesien er: schossenen Obersten. Montaldgre auf 225000 Franken festgeseßt worden ift. (W. T. B.)
Kopenhagen, 2. Januar. Der deute
| Fishdampfer „L. K 5" aus Travemünde, der an det Südküste
j von Jsland wegen unerlaubten Fischens aufgebracht worden war, ist zu einer Geldstrafe von 10000 Kronen und zur Beihlagnahme seiner Fischereigeräte und
| des‘Fanges verurteilt worden.
Kopenhagen, 26. Jánuar. (W. T. B.) Dex „Berklingske Tidende“ wird aus Helsingfors gedrahtet, taß Finnlands einzige, in Rijhimäki gelegene Munitionsfabrik gestern von einer Feuersbrunst verheert wurde, die viele Maschinen zerstörte. Es wird angenommen, daß es sich um Brand- stistung handelt. /
(Fortseßung des, Nichtamilichen in der Ersten und Zweiten Beilage.) -
E S E E E M R C2 H R E L E ti S L B E C E S R R E P f
Theater.
Opernhaus. (Unter den Linden.) Sonnabend: 25, Dauere bezugsvorstellung. Die Zauberflöte. Anfang 7 Uhr. U
Sonntag: Der Ring des Nibelungen. 3. Tag: Götter“ dämmerung. Anfang 5f Uhr.
Schauspielhaus. (AmGendarmenmarkt.) Sonnab. : 27, Dauer- bezugsvorstellung. Lumpazi - Vagabundus. Anfang 74 Uhr.
Sonntag: Nachmittags: Vorstellung zu ermäßigten Preifen : Flachsmann als Erzieher. Anfang 24 Uhr. — Abends: Lumpazk- Vagabundus. Anfang 7# Uhr.
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburs.
Verantwortlich für den Anzeigenteil : Der Vorsteher der Geschäftsstelle Rechnungsrat M engering in Berlin.
Verlag der Geschäftöstelle (Men gering) in Berlin. Drüutk der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, f Berlin, Wilhelmstr. 32. Sechs Beilagen (eins{ließTid Börsenbeilage und Warenzeichenbeilage Nr. 104 und B) und Erste, Zweite und Dritte Zeniral-Handelsregister-BeilagE
Ir. 23. Nichtamtliches.
(Fortseßung aus dem Hauptblatt.) Deutscher Reichstag.
159. Sißung vom 25. Januar 1922. Nachtraa.
Die Rede, die der Neichsverkehrsminister Groener in Beantwortung der Jnterpellation der Deutschnationdlen, betreffend den Wagenmangel bei der Reichsbahn, aechalten hat und die gestern wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms niht mitgeteilt werden konnte, lautet, wie folgt:
Meine Damen und Herren! Ehe ih auf die sachlihe Be- antivortung der Jnterpellation eingehe, möchte ich mix erlauben, einen Jrrtum zu berichtigen, der cffenbar weit verbreitet ist, weil auh der Herr Vocredner davon gesprochen hat. Wir haben in der Organisation des Wagendienstes und der Wagengestellung durch den Uebergang der Staatseisenbahnen auf das Reih gar keine Veränderung erfahren. Seit dem Jahre 1909 besteht der Staats- bahnwagenverband, der die ganzen deutshen Eisenbahn- verwaltungen vereinigt hat. Also es is nicht richtig, daß etiva seit der Bildung des Reichsverkehrsministeriums irgendwie in WVagendienstangelegenheiten, in dex Frage der Wogengestellung auch nur das mindeste geändert ist und etwa Bcfuguisse, die bizher die Verwaltungen in Stuttgart oder München oder Dresden usw. hatten, von dort hierhergezogen worden seien. (Zuruf von den Deutschnationalen: Bloß der Dienst funktioniert iebt nicht mehr!) Es besteht die Organisation des Wagendienstes oder der Waget- gestellung genau wie früher seit 1909.
Den gesteigerten Anforderungen der großen Verkchrswelle im Herbst 1921 war die Leistungsfähigkeit der Reichsbahn noch nicht gewachsen. Die hohen Wagenanforderungen seßten infolge der frühen Ernte und des völligen Versagens der Wasserstraßen bereits im August ein und steigerten ih in den folgenden Monaten derart, daß im Monat September an gedeckten Güterwagen 68 %, an offenen 21% mehr verlangt wurden als im Fahre vorher. Noch im Monat Noventber hielt sich die Anforderung an gededcktern Wagen auf 40 % über dem Vorjahr. Die Anforderung an offenen Wagen sank im November etwas unter die Zahl des Vorjahres.
Die Gründe der außerordentlihen Verkehrswelle sind bekannt. Abgeschen von Ernte- und Wasserstraßenverhältnissen hängen sie unmittelbar mit dem Marksturz zusammen. Dazu kam noch eine rmfangreihe Einfuhr, insbesondere an Getreide und Futtermitteln, über die deutshen Sechäfen. Auch das Bestreben, vor Jnkraft- treten der Tariferhöhungen vom 1. November sich einzudecken, trug zur Steigerung des Verkehrsbedürfnisses im Oktober bei.
Bei den hohen Bedarfszahlen ist zu berüdcksichtigen, daß sie nit rein dem Verladebedürfnis der Versender entsprechen, sondern
wegen der Uebertragung von cinem Tag auf den andern erheblich :
darüber hinausgingen. Auch sind darin Ueberforderungen ent- halten. Einige Zahlen mögen Jhnen das Bild der Verkehrs3welle iUlustrieren.
Im September betrug die Mehranforderung gegenüber dem Vorjahre für Getreide 309,7 % (Hört, hört! bei den Deutsch- nationalen), für Kartoffeln 87,2 %, für Düngemittel 163,9 %. Jm Lktober ging die Welle bei Kartoffeln und Düngemitteln ganz erheblih zurück; bei Getreide aber fand noch eine Steigerung auf 348,2 %% statt. . (Hört, hört! bei den Deutschnationalen.) Getreide fank im November. leicht, im Dezember rasch. Düngemittel sanken im November ebenfalls, um im Dezember nochmals auf 136,7 % anzusicigen.
Die Wagenforderung für Kohle bewegte sich niht in solch sürmishen Wellen. Jm Ruhrgebiet ging sie nit erheblich über das Vorjahr hinaus. Jm Monat August betrug die Mehrs- forderung 15, im Oktober 145 %. Jm November sank die. For- derung unter den Bedarf des Vorjahres. Jn den anderen Kohlen- gebieten trat ein crhebliher Mehrbedarf ein, in Oberschlesien bis al 0% im August, in Mitteldeutshland bis 31% im Oktober.
Jh komme nun gur Wagengestellung. Ehe ich auf die Einzelheiten eingehe, möchte ih cinen kurzen allgemeinen Ueber- blick über die Leistungen der Reichsbahn in dec Wagengestellung der leßten Jahre geben. Im Jahre 1919, dem leßten Jahre der LUnderverwaltungen, war“ die Wagengestellung am niedrigsten im Januar mit rund 2,46 Millionen Wagen. Sie stieg im Sommer bis cund 3,37 Millionen Wagen im Monat September. Durhschnittlich hielt sich die monatliche Wagengestellung unter 8 Millionen, “ Jm ersten Jahre der Reichsbahnverwaltung, im Johre 1920, stieg die Wagengestellung vom März an, wo sie 3,2 Millionen betrug, also noch etwas hinier der höchsten Ge- stellung des Jahres 1919 zurüdckblieb, ganz stetig und gleihmäßig tis auf den höchsten Punkt im Oktober 1920 mit 3,86 Millionen. Dieser Höchststand im Monat war also gegenüber dem Höchst» siand des Jahres 1919 um rund 500 000 Wagen gestiegen. Jur November, Dezember und Januar 1920 auf 1921 kam wieder die Senkung der Wagengestellung wie alljährlih. Jm Jahre 1921 ftieg die Wagengestellung wieder ganz planmäßig bis zum Märg, wo sie 3,9 Millionen Wagen betrug, also bereits im März mehr als im höchsten Stande des Jahres 1920.
Nun kam ein fkatastrophaler Sturz der Wagengestellung, einerseits hervorgerufen durch den Ausfall der Ueberschichten an der Ruhr und andererseits, und zwar in verstärktem Maße, durch die Unruhen in Oberschlesien. Im Mai sank infolgedessen dic
agengestellung auf rund 3 Millionen. Alsbald stieg sie wieder
sehr {nell und erreihte im August 3,98 MilCionen und im Otober 4,115 Millionen. Wir haben im Oktober 1921 die Hchste Wagengestellung seit der Kriegszeit erreicht. Jm Novemker hat si die Wagengestellung ebenfalls auf über 4 Millionen ge- halten. Sie sank wieder im Dezember auf 3,8 Millionen und llt sich damit immer noch 8350 000 Wagen Höher als im De- Ember des Jahres 1920.
E Ez ie Beilage - zum Deutschen Reich8anzeiger und Preußischen Staatsanzeiger
Berlin, Freitag, den 27. Fanuar
1922
Nun gur Verkehcswele des leßten Herbstes. Besonders wichtig war die . Gestellung dex gedeckten Wagen. Sie betrug im August 1921 1365 412 Wagen oder 15 % mehr als im Jahre 1920. Jm September stieg die Wagengestellung weiter auf 1387 101 gedeckte Wagen oder 10,8 27 mehr als 1920. Jm Oktober stieg die Gestellung der aecdeckten Wagen noch weiter auf 1 415438 oder 6,9 % mehr als im Vorjahr. Jm November sank die Ges stellung der gededtien Wagen auf 1 342 683 Wagen, blieb aber immer noch 7,9 % üker der Zahl des Jahres 1920.
Bei den offenen Wagen war die Steigerung gegenüber dem Vorjahr nicht so erheblih. Aber es ist doch zu konstatieren, daß die Mehrgestellung im Monat November troß des frühen Frostes 8,8 95 gegenüber dem Vorjahr betcug.
Die Kartoffeln waren unser Schmerzenskind. Hier blieb die Gestellung der Wagen hinter dem Vorjahr zurüdck, verhältni2- mäßig weniger in den Hauptverfandmonaten September und Oktober — 13,9 und 15,8 5 — als im August, November und Dezember, wo der Ausfall gegenüter dem Vorjahr bis auf 32 und 33 % stieg, die Gründe hierfür follen später erörtert werden. Die Beförderungsleistung an Kartoffeln vom September bis De- zember betrug im Wagenladungsverkehr rund 68 Millionen Zentner. Dazu kommen beträchtlihe Mengen im Stückgütervers kehr, der in diesem Jahre infolge der Frachtermäßigung in Kar- toffeln besonders star? war und im Oktober allein 3,4 Millionen Zentner betzug.
Für Getreide und Düngemittel wurden erheblich mehr Wagen gestellt als im Vorjahr. Fch führe der Kürze halber nur die Prozeutzahlen der Mehrgestellung an: bei Getreide im August 45 % Mehrgestellung, im September 75,9 % Mehrgestellung, im Oktober 114% Mehrgestellung, im November 98,6% Mehr- acstellung, im Dezember noch 46,9 % Mehrgestellung.
Bei Düngemittel betrug die Mehrgestellung im August 1921 28,5 %, im September 47,3 %, im Oktober 85,9 %, im November 56 %, im Dezember 33,8 % Mehrgestellung als im Fahre vorher. (Zuruf von den Deutshnationalen: Davon auf Stickstoff wieviel?) Jirsgesamt sind in den Monaten Oktober bis Dezember 62 658 Wagen für Düngemittel mehr gestellt worden als in der gleichen Zeit des Jahres 1920. (Zuruf von den Deutschnationalen: Aber nicht für Stickstoff!) Das heißt mehr: 12531 600 Zentner. Für Stickstoff sind vom Oktober bis zum 21. Fanuax 18400 Wagen mehr gestellt worden als im Vorjahr. Außerdem in der gleihen Zeit noch 5200 Wagen Kalkstickstoff mehr. (Hört! Hört! bei den Sozialdemokraten. — Zurufe von den Deutshnationalen: Wir haben nichts davon gemerkt!)
Es fälli nun auf, daß es gelungen ist, für Getreide und Dünge- mittel diese bedeutende Steigerung zu erreichen, während es bei Kartoffeln niht einmal gelang, die Ziffern des Vorjahres zu halten. Dies erklärt sih aus der Lage der Uebershuß-- und Bedarfs- gebiete und aus den Betriebsverhältnissen. Die Kartoffeln mußten samtlich aus Ostpreußen, Pommern werden. Die Abfuhr aus Ostpreußen durch den Korridor war mit den bekannten mehrfachen Stiockungen verbunden. Jn Pommern machte die Durchbringung der Leer- und Vollzüge dur das wenig letstungsfähige Stettiner Defilce niht unerheblihe Schwierig- leiten. Die Kartoffeln gingen sämtlich nach den Randgebieten im Westen und Südwesien, wodurch die Wagenumlaufszeit ganz außer=- ordentlih vermehrt wurde. Eine Statistik, die ih in Pommern bei neun Gütevabfertigungen auf dem Lande aufstellen ließ, hat ergeben, daß von Oktober bis Dezember von diesen neun Güter- abfertigungen 81 120 Tonnen abgefahren sind, und davon sind 643 % über 600 Kilometer befördert worden. Diese weiten Fahr- wege haben den Kartoffeltransport natürli ganz außerordentlih umgünstig beeinflußt.
Jch möchte dabei bemerken, daß wic ja natürkih die Kartoffeln, solange es irgendwie geht, nur in gedeckten Wagen abfahren, daß also eine Konkurrenz von Karstoffeln und Kohlen bei der Wagen- gestelluwg, wie sie vorhin von dem Herrn Vorredner bezüglich der Abfuhr von Kohlen aus Hamburg erörtert worden ist, für den Kar- toffeltransport gar keine Bedeutung hat; Kohlen und Kartoffeln klonkurrieren beim Transport niht miteinander.
Der Wagenumlauf wurde noch besonders dadurch ungünstig beeinflußt, daß im November fehr frühzeitig Frost und stürmische Tage eintraten, durch die der Ablauf auf den ‘Rangierbahnhöfen schr ershwert und thre Leistungsfähigkeit zum Teil bis auf die Hälfte herabgedrückt wurde.
Jh komme nun zur Kohle. Die Wagengestellung für die Kohlen im Ruhrgebiet war im August 10,1 % mehr als im Fahre 1920, im September 2,7 % mehr. Jm Oktober, November und Dezember sank die Wagengestellung etwa 3 % unter das Vorjahr. Diese unzureichende Leistung an der Ruhr ist ciner- seits auf Betricbsshwierigkeiten im westlichen Fndustriegebiet in- folge mangelnder Vorflut; anderseits auf den niederen Wasser- stand des Rheines zurückzuführen. Größere Leistungen der Eisen- bahn im Ruhrgebiet hängen in erster Linie davon ab, ob an den Rhein- und Ruhrhäfen ausreihend Kohle gekippt werden kann. Die kurzen Fahrwege von den Zechen nach den Häfen gewähren einen sehr leistungsfähigen Pendelverkehr, während beim Versagen des Rheines die weiten Fahrwege nach Süddeutshland den Wagenumlauf höchst ungünstig beeinflussen. Oberschlesien: die Wagengestellung für Kohlen betrug im August 1921 388,4 % mehr als im Vorjahre, im September 11,8 2% mehr, im Oktober 9 % mehr, im November 16,7 % mehr und im Dezember 10,1 % mehr. Mitteldeutshes Kohlengebiet: die Wagengestellung betrug im August 9,8 % mehr, im September 3,7 % weniger, im Oktober 2 %, im November 15,3 %, im Dezember 21,8 % mehr als 1920. Diese Zahlen beweisen, daß die Gesamtleistung in der Wagen- gestellung gegenüber dem Vorjahre eine niht unerhebliche Besse- rung erfahren ‘hat. Troß aller Schwierigkeiten ist bei der Wagen- gestellung die steigende Tendenz selbst noch im Monat Dezember 1921 festgehalien worden. Wenn diese Besserung auch noch nicht Schritt
| halten konnte mit dem Bedürfnis der plößlichen großen Verkehrs-
und Mecklenburg geholt | i e A A L : | Reparaturstand noch wesentlich ungünstiger. Aber hier liegt die
welle im Herbst, so ist doch alle Aus\iht vorhanden, daß wir bet dieser steigenden Tendenz au irn neuen Jahre verbleiben werden. Durch die außerordentliche Steigerung des Verkehrs in Sachsen, im Bezirk Halle, im westlihen Fnduftriegebiet und vor allem im Hamburger Hafen, war die Betriebslage an sich schon gespannt, als dvurch ungünstige Witterung, Frost, Nebel, Rauhreif, Sturm, weitere Erschwernisse hinzutraten und der Wagenumlauf stark be- einträhtigt wurde.
So unerwünscht auch der Verwaktung Verkehrssperren sind, sie bleiben eben die ultima ratio, tvenn in gewissen Verkehrs- beziehungen der Zulavf der Wagen stärker ist al3 ihre Vér- arbeitung an den Brennpunkten des Verkehrs. Wenn im Herbst 1921 der Wagenmangel in besonders vershärfter Form auftrat, so ist das zwar durch die bereits geschilderten Umstände zu erx- Hären, aber es bedarf doch noch des Hinweises auf die besondere Lage, in die die Eisenbahnen durch die andauernden Krisen unseres Wirtschaftslebens verseßt sind. Das örtlih und zeitlih stoßweise Einseßen der Transportforderungen ist für unseren noch immer nicht voll wieder erstarkten technischen Apparat recht \{chädlich. Uns fehlen noch die {nell verfügbaren Reserven an Lokomotivkräften, mit denen rehtzeitig plößliche Verkehrsstöße aufgefangen werden können. Auch die unzureichenden Reserven an Kohlen ershweren die Wagendisposition und den Betrieb in Zeiten gesteigerten Verkehrs. Ehe nicht wieder eine ausreichende Sommerbevorratung aller lebenswihtigen Betriebe, insbesoudere der Eisenbahnèn, wie in den Jahren vor dem Kriege mit Kohle stattfindet, werden uns die üblen Erscheinungen im Herbst- und Winterverkehr niemals erspart bleiben... Es ist eben uumöglih, im Herbst und Winter an - Kohlentransporten das nachzuholen, was im Frühjahr und im Sommer versäumt worden ist. Jch darf nur daxauf hinweisen, daß wir allein in der gegenwärtigen Zeit täglich 4500 Wagen Kohle für unseren eigenen Bedarf fahren müssen, daß wir nicht in der Lage sind, wie ir Zeiten vor dem Kriege, wo wir einen Vorrat bis zu 90 Tagen hatten, im Winter auf ‘diese Kohlenzufuhr zu verzihten und damit das übrige Wirtschaftsleben mit Kohle zu versorgen.
Zur Minderung des Wagenmangels und zur Beseitigung der Dikslüssigkeit des Betriebes werden selbstverständliß alle Maß nahmen getroffen, und zwar rechtzeitig, die irgendwie geeignet sind. Jh darf der Zeit halber darauf verzichten, sie im ein- zelnen aufzuführen. Auf baulihem Gebiete werden an den Brennpunkten des Verkehrs Verbesserungen des Apparates teils neu in Angriff genommen, teils beshleunigt durchgeführt. Wir haben in den Fahren 19 und 20 erheblihe Zahlen von Güter- wagen neu beschafft. Jm laufenden Wirtschaftsjahre wird die Zahl der neubeschafften Güterwagen 70 000 erreihen. Auch für 1922 ist die Veschoffung einer beträhtlihen Anzahl in Aussicht genommen. /
Der Reparaturstand. der Güterwagen ist durhaus günstig. Wir haben bei diesen annähernd dasselbe Verhältnis des Repara- turstandes wie vor dem Kriege. Bei den Lokomotiven is der
Sache au viel s{hwieriger. Wir müssen unseren ganzen Lokomo- tivpark gründlihst durchreparieren. Vor allen Dingen müssen wir wieder 55 000 Tonnen Kupfer einbauen, die während des Krieges aus den Lokomotiven herausgerissen worden sind. Wir haben derzeit 35 000 Tonnen eingebaut, die restlichen 20 000 Ton- nen twerden wir mit größter Beschleunigung wieder in die Loko- motiven cinbauen.
Auf dem Gebiete der Ent- und Beladung werden selbstver= ständlih alle Anstrengungen gemacht; aber dabei muß ih natür- lih auf die Mitwirkung der Verfrachter besonders hoffen.
Wie hat sich nun im neuen Fahre die Sache entwickeli? Wir haben an gededckten Güterwagen bis zum 21. d. M. insgesamt 778 634 gedeckte Wagen bei verhältnismäßig geringen Ausfällen gestellt. An O-Wagen wurden täglih im Anfang Januar 72000 gestellt. Wir haben uns unterdessen auf 90 000 in der Mitte des Monats gesteigert. Ob unter der Einwirkung des starken Frostes der legten Tage eine Herabminderung dieser Zahlen stattfinden ‘wird, kann ih noch ‘nicht sagen. Bis vorgestern ist es jedenfalls gelungen, die Zahlen auf der Höhe zu halten.
Was die Kohlenwagen anlangt, so waren wir im Ruhrbezirk in den ersten Tagen des Monats durchshnittlib auf 19000 Wagen täglich gekommen, in der zweiten Woche haben wir die Ge- stellung auf 23 000 Wagen gesteigert, in der dritten Woche blieb die Verladung auf der Höhe von rund 22000 Wagen tägli. Stärkere Ausfälle bei der Kohle im Ruhrbezirk sind nur in den ersten Tagen des Monats gewesen. Jn der zweiten Woche war volle Deckung, in der dritten Woche waren ebenfalls nur geringe Ausfälle, Der Rheinwasserstand ist gestiegen. Fn Duisburg ist verstärkter Umschlag, der sih am 23. Januar bis auf 25344 Tonnen steigerte. Diese beträhtlihen Leistungen lassen, erwarten, daß wir einer Linderung der Kohlennot allenthalben entgegengehen.
In Oberschlesien war bis zum 18. Fanuar volle Deckung, ohne jeden Ausfall. Vom 1. bis 24. wurden 163 039 Wagen gestellt. Die Oderschiffahrt ist wegen des Frostes nochch eingestellt.
«In Mitteldeutshland wurden bis zum 23. Januar 183 407 Wagen gestellt bei nur ganz geringfügigen Ausfällen. An mehreren Tagen im Fanuar haben wir in Mitteldeutshland über 10 000 Wagen mit Braunkohle beladen. Dies bedeutet eine bisher noch nicht erreihte Rekordziffer.
Düngemittel: Der Versand künstliher Düngemittel hat sich im Januar ganz erheblih gesteigert. Am 23. Januar wurden 5299 Wagen für künstlihe Düngemittel gestellt, vom 1. bis 23. insge- samt 77107 bèi 21800 Wagen Ausfall. Dàs sind aber 26537 Wagen mehr, als in der gleichen Zeit des Vorjahres oder mit anderen Worten 5307 400 Zentner Düngemittel mehr, als im Vorjahre. Wenn man die Mehrgestellung vom Oktober bis zum 23. Januar zusammenizählt, so ergibt sich eine Mehrgestellung von 88 000 ‘Wagen rund oder fast 18 Millionen Zentner künstliche Düngemittel mehr, die wir der Landwirtschaft zugeführt ‘Haben. Venn nicht ganz unvorhergeschene Zwischenfälle eintreten, M4