1922 / 25 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 30 Jan 1922 18:00:01 GMT) scan diff

Die deutsHe Negîeru Hat BGereîts meHrfaG, zuleßt in annes, Atid die Gründe dargelegt, die ais S A N der

a rk geführt haben und die es Deutschland troß. höchster Kraft _ênstrengung zurzeit unm H 1 n amten Reparation3- Ieistungen aufzubringen. x der mpil e sind dafür folgende

ktoren bestimmend: Rohstoffe Qu Deutschland ‘außer Kohle nur noch mer A e Produktivität, ins- besondere der Landwirtfs{aft, ist erheblich Qr angen. Der unentbehrlihe Einfuhrbedarf an Rohstoffen und Lebensmitteln beträgt jährlih je 234 Milliarden Goldmark. Der Wert der Ausfuhr. ist von rund 10 Milliarden Goldmark im Jahre 1913 auf rund 4 Milliarden Goldmark gefallen. Das be- deutet unter Berücksihtigung der allgemeinen Steigerung der Welt- marktpreise eine Verminderung der: Ausfuhr auf etwas mehr als den vierten Teil der Ausfuhr vor dem Kriege. : |

Die Dad 8 LEO, ist leßt mit rund 2 Mil» liarden Goldmark passiv. Bei paltoee Zahlungsbilanz ist eine anhaltende Festigung der Mark niht möglich,

Unter diesen Umständen bringt jede erbeblihe Zahlung in Devisen eine neue Ershütterung des Markkurses; gleichzeitig ent=- wertet sie alle inneren Einnahmen, steigert alle Ausgaben, ver- mehrt die Jnflation und s{chwächt damit Deutschlands Fähigkeit zu Reparationsleistungen immer mehr. Wenn man das Repa- rationsproblem unter wirtschaftlichen Gesichtspunkte betrachtet, so muß man zu dem Ergebnis kommen, daß es unbedingt erforderlich ist, Deutschland für längere Zeit, mindestens aber für das ganze Jahr 1922 von allen Repa- rationsleisitungen in bar zu befreien.

Die deutshe Regierung verschließt sich jedoch nicht der Er- kenntnis, daß sie unter den gegebenen Verhältnissen selbst die shwersten Bedenken für die deutshe Wirtschaft und die Finanzen des Reichs hinter die pati den Notwendigkeiten zurüdckstellen muß. Der deutschen Regierung ist bekannt, daß von alliierter Seite in Cannes für Reparationsleistungen Deutschlands für das Fahr 1922 folgende Ziffern în Erwägungen gezogen worden sind: 720 Mil- lionen Goldmark an Barzahlungen, bis zu 1450 Millionen Gold- mark an Sachleifkungen. Die deutsche Regierung darf nicht unter= lassen, darauf hinzuweisen, daß die Mittel zur Deckung so be- deutender Leistungen auch nach Durchführung der inneren Finanz= reform zum großen Teil nur durch Erhöhung der s{webenden Schuld beschafst werden können, und daß sie mit Rücksicht hierauf bitten muß, die deutshen Barzahlungen nötigenfalls unter Er- höhung der Sachleistungen auf geringere Beträge festzuseben.

Gleihviel wie die Festseßung der Reparations=- e für das Jahr 1922 erfolgen mag, s{lägt die deut)che Regierung auf Grund der Vorbesprehungen folgendes Programm für die Art und Weise der Erfüllung vor:

a) Auf die- festzusebenden Beträge werden die Barx- O ngen und Sahleistungen angerechnet, die auf die Fälligkeiten vom 15. Januar und 15. Februar 1922 bereits bewirkt sind und noch bewirkt werden. Die im Jahre 1922 danach noch zu leistenden Barzahlungen werden auf die Monate des Kalenderjahres 1922 gleihmäßig verteilt.

b) Die in fremder Währung zu erstattenden Besaßung s- kosten werden auf die Gesamtkeistungen des Fahres 1922 ver-= rehnet. Die in Papiermark zu leistenden Beiträge zu den Be- saßungskosten werden bedeutend ermäßigt.

e) Die übrigen in fremder Währung zu tilgenden Verpslihtungen aus dem Friedensvertrag, insbesondere die Lasten auf Grund des Ausgleihsverfahrens, werden im Wege besonderer Vereinbarungen auf ein erträglihes Mah zuritgesuhnt. j

s die Sachleistungen anlangt, gibt Deutschland er- neut seiner Bereitwilligkeit Ausdruck, mit allen verfügbaren Kräften an der Wiederherstellung der zerstörten Gebiete mitzus wirken. Fn diesem Geiste ist da3 Wiesbadner Abkommen abge-= {hlossen worden. Die deutshe Regierung ist bereit, auch mit E, ck 0 Regierungen Abkommen über Sachlieferungen abzuschließen.

Bei der Bemessung dex Sachlieferungen muß in Betracht gezogen werden, daß auth sie Goldzahlungen erfordern, soweit dazu ausländische L BIEe gebraucht werden. Die deutsche Regierung bittet, daß die Sachleistungen für jedes beteiltgte-Land getrennt festgeseßt und daß sie nur insoweit angefordert werden, wie sie für das Fahr 1922 wirklich gebraucht werden können. m

Me deutsche Regierung ist der Meinung, daß die Regelung der inn n für das Fahr 1922 allein nur einen ersten Schritt auf dem Wege zur Lösung des Reparationsproblems3 be- deutet. Das Programm für 1922 beruht auf einem System, das, wie die vorliegenden Erfahrungen ergeben haben, die deutsche Repa- rationsfähigkeit empfindlich chwächt. Monatlich oder vierteljährlih wiederkehrende Reparationszahlungen in fremder Währung ver- hindern Deutschland, seine Finanzen in Ordnung zu bringen. Es erscheint daher im Fnteresse aller beteiligten Länder geboten, für die deutshen Reparations-e leistungen auf einer anderen Grundlage und auf längere Zeit Vorsorge zu treffen. Dies sollte shleuniagst En da die Ungewißheit darüber, wie vom Fahre 1923 ab die deutshen Leistungen erfolgen sollen, auf die wirt- schaftliche und finanzielle Lage niht nur Deutschlands, sondern au der alltierten Länder einen lähmenden Einfluß ausübt.

Deut’chland wird zur Leistung der Reparation nur dann im- stande sein, wenn der Kredit des Jnlandes und des Auslandes für Finanzoperationen großen Stils in Anspru genommen wird. Zurzeit wird aber die Kreditwürdigkeit Deutsch- lands weder von dem inländischen noch von dem ausländischen Anlagekapital anerkannt. Es fehlt allgemein das Vertrauen, daß Deut chland imstande sein werde, unter den gegenwävtig gegebenen Bedingungen wirtschaftlich so zu erstarken, daß es als ein zahlungs- fähiger Schuldner für eine große Reparationsanleihe angesehen werden kann. Das Vertrauen der Welt in Deutshlands Zahlungs- fäbigkeit Ra enau Ten: ist die Vorbedingung für eine be- friedigende Lösung des Problems. E

Die deutsche Regierung bittet daher die Reparationskommission, diesen Erwägungen ihre besondere Aufmerksamkeit zu schenken, damit ein Weg gefunden werden kann, der Deutschlands Kredit im Jnland und Ausland wieder herstellt und eine große Reparationsanleihe durch internationales Zu- sammenwirken möglich macht.

Genehmigen Sie, Herr, Präsident, die Versicherung meiner

ausgezeihneten Hochahtung. M Dr. Wirth.

Der Note sind folgende Anlagen beigegeben:

I. Neberblick über das Steuersystêm, die Durchführung der Steuergeseße und die Maßnahmen zur Bekämpfung der Kapital- fluht mit Tabellen über die steuerlihe Belastung im Vergleich mit

England und Frankreich.

II. Uebersicht über den Abschluß des Haushaltsplanes für 1922.

ITI. Uebersicht über die bei der Post und Eisenbah# durch- geführten und geplanten Reformen. i

IV. Programm für die Beseitigung der Zuschüsse zur Verbilli- gung der Lebensmittel.

Grof;bri!annien und Fr’and. Das An Office“ veröffentlihte gestern eine Er-

[irna der es dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zu-

folge heißt:

G Die britishe Regierung habe sich bereit erklärt, das Parlament aufzufordern, das Protektorat über Aegypten zu beenden, Aegypten als souveränen Staat anzuerkennen und der Bildung eines ägyptischen Par- laments sowie der Wiedererrihtung eines ägyptischen Ministeriums

- Note überreicht worden, in der nach einer Mitteilung der

| Produkten könnte leiht geregelt werden, es müßte nur hierzu | ein entsprechender Vertrag abgeschlossen werden.

| des Kaufasus offenzuhalten für die Jndustrie und das Kapital

| Interessen solidarisch zu verteidigen, haben die vier kaukasischen

zuschließen, als ein Ganzes, das völlig abgesondert ist von Nußland;

für auswärtige Angelegenheiten zuzustimmen, \# Bedingungen erfülli eien, die als" unbedingt 1 jür die nte en _ Aegyptens und des briti1chen « Reiches. ans: sehe: Die britische Regieruna muß volle und wirtiame Gaxantien haben, erstens, daß die Neihsverbindungewege" gesichert sind, ¡weitens, daß Großbritannien das Recht und die Macht zum Schuß dex aus ländischen Gemeinschaften in Aegypten behält, und “drittens, daß Aeagvpten gegen jede unmittelbare Einmishung oder gegen einen Angriff von außerhalb ges{üßt wird. Sobald ein Abkommen, das diefe Bedingungen erfüllt, zwil{chen der ägyptischen und der britischen Regierung entworfen sei, werde die leßtgenannte nicht zögern, das Parlament zu ersuden, ein folhes Uebereinkommen zu genehmigen, Der Oberkommissar in Aegypten, General Allenby, ist nach London berufen worden, um der britischen Regierung über die Lage zu berichten.

Blättermeldungen zufolge wird Großbritannien in der ägyptischen Kanalzone eine Besaßzungstruppe unterhalten. Dem Unterhaus, das nächste Woche zusammentritt, soll ein Blaubuch

über die ägyptische Frage unterbreitet werden.

Frankreich,

Der Ministerpräsident Poincaré hat vorgestern den Präsidenten der Jnteralliierten Kontro!lkommission in- Berlin, General Nollet, empfangen.

Frankrei ch wird nah einer Meldung des „Matin“ Oesterreih denselben Betrag als Darlehen gewähren wie England. Jnsgesamt solle Desterreih einen Kredit von fünf Millionen Pfund Sterling erhalten.

Der Geseßentwurf über diè Sanierung der Banque Industrielle de Chine ist von der Kammer mit 443 gegen 71 Stimmen angenommen worden.

Nuß:land. ___ Von den Veriretern der kaukasischen Nepubliken (Georgien, Armenien, Asezbeidschan, Nordkautasus) ist den Regierungen der Entente und dem Obersten Nate cinc

sobald folgende g

j

georgishen Gesandtschaft in Berlin aus rein wirthaftlichen Gesichtspunkten dargelegt wird, daß es unmögiih wäre, die faukasishen Völker wieder an Rußland zu fesseln. Die Volker des Kaukasus würden nur dann mit voller Energie ihre \schöpferishe Arbeit wieder aufnehmen, wenn sie ihre Freiheit wiedererlangen, d. h., wenn die normale demokratische Staatsordnung wiederhergestellt würde. Zu diesem Zwecke müßten die 1u\fish-bolslæwistishen Truppen, die einzige Stüße des bolschewistiicyen Regimes, entfernt werden. Die Schaffung einer kaukasishen wirtschaftlichen Vereinigung sei unerläßlih. Der Kaukasus sei ein gleichartiger Organismus und unter\cheide sh erheblih von Rußland jowohl in geo- graphisher wie auch in öfonomischer Hinsicht. Die alten ein heimischen Kulturvölker: Georgier, Armenier, Aserbeidschaner, T\cherkessen, hätten nichts gemein mit der slawischenNasse. Sogar das alte Rußland sei gezwungen gewesen, diesem Umstande Rehnung zu tragen: Die revolutionäre Vewegung habe im Kaukasus eiuen ganz anderen Verlauf genommen als in Rußland. Der Kaukasus versperre Rußlands Handelswege weder in der Richtung nach Europa, noch in der nah Asien. Im üb1igen könne Ruß- land, ebenso wie die anderen Länder die kaukasishen Verkehrs- wege zur Durchfuhr seiner Güter benußen; die Jndusirie des Kaukasus sei auch nicht russish gewesen, da über 85 vH des an der Naphthaindustrie, an der Kupfer-, Kohlen- und Mangan- förderung beteiligten Kapitals in den Händen von Ausländern waren, und das einheimische Kapital selbstredend nicht als russiches gelten könne. Der Bedarf Rußlands an den Naturprodufkten des Kaukasus könne keineswegs seine politishe Vorherrschaft im Kaukasus rechtfertigen. Die Belieferung Rußlands mit diesen Das Be- streben der Großmächte, den wirtschaftlichen Wiederaufbau der Welt in die Wege zu leiten, finde freudigen Widerhall bei den faukasishen Völkern, deren Wunsch es immer war, die Pforten der westlihen JIndustriestaaten. In ihren Bestreben, ihre Staaten sh zu einer „Union“ zusammengeschlossen, und die Vertreter der vier Republiken richten die Forderung an den Obersten Rat:

1. In das System des wirtschaftlihen Wiederaufbaus Europas die vier faukasishen Republiken als wirtscchattlihe Einheit ein-

2. zu bestimmen, daß zur Prüfung der Bedingungen für die Anteilnahme der kaukasischen Staaten an dem wirt\caft!ihen Wieder- aufbau Eurovas die aesezmäßigen Vertreter diejer Staaten eingeladen

und gehört werden follen. Jtalien.

Das Kardinalskollegium empfing vorgestern das beim Heiligen Stuhl beglaubigte diplomatische Korps, das dem offiziellen Beileid zum Ableben des Papstes Ausdruck gab. Der spanische Botschafter hielt als der Doyen des Korps die Ansprache, in der er betonte, daß die diplomatischen Ver- treter beim. Heiligen Stuhl, deren Zahl jeßt größer sei. als in allen vergangenen Phasen der Geschichte, diese Trauer um so tiefer empfänden, als sie die hohen sittlihen und geistigen Tugenden Benedikts bewundert hätten, dessen christliche Mildtätigkeit sih in der Hilfe offenbarte, die er während des Krieges und nahher Tausenden von Menschen ohne Unterschied der Rassen, Völker und Religionen angedeihen ließ. Das diplomatishe Korps vereinigte seine Gebete mit denen der Kardinäle und denen der ganzen Christenheit für den in die Ewigkeit Heimgegangenen, dessen leßter Seufzer eine leßte Bitte sür den Frieden der Welt war. Der Kardinal Gasparri hob in seinem Dank hervor, daß diejenigen, denen es infolge ihrer Stellung vergönnt war, dem Papste näherzutreten, seine oberhirtlihe Tätigkeit am besten würdigen fönnten. Der Kardinal endigte mit dem Wunsche, das es dem Kardinalskollegium, gestüßt auf die Offenbarung der Sympathie der ganzen Welt und vor allem auf die Erleuchtung des Höchsten, bald möglich sein möge, der Kirche ein Oberhaupt zu geben und einen würdigen Nachfolger dessen, den die Welt als Wohltäter der Menschheit, als Apostel der Mildtätigkeit und als Friegenspapst pries.

Polen.

Die Vertreter Rußlands, der Ukraine, Weißrußlands und Polens haben dieser Tage im Minisierium des Aeußern in Warschau ein Protokoll unterzeihret, das den Wirkungskreis der gemischten Schiedskommission für die Erledigung aller Grenzstreitigkeiten regelt.

Südslawien. Um eine ständige Kontrolle über den entthronten Karl von Habsburg und dessen Gemahlin zu ermöglichen, hat sich die Regierung, wie „Wolfss Telegraphenbüro“ meldet, für

notwendig“

die Na ge / wird j len D 7 i fd die Beitragsleistung auf die tatsächlihen Unterhaltungskosten

Na@folgestgaten füx den Unterhalt des verbannten rid A ew isse Beiträge leisten. Hierbei Sübslawie

die 8G fo! eines Antrags dqunerblindeken entschieden, daß edo il

je pon n die Forderung gestellt werden, daß chränfe, um Karl und Zita von Habsburg außerstand zu seßen, mit dem Gelde der Nachfolgestaaten gegen die geschaffene Ordnung zu konspirieren. Die südslawishe Kommission für die Untersuchung der wischenfälle in Sebenico hat der Regierung ihren Be- rit erstattet. Der Zwischenfall wird auf diplomatischem Wege beigelegt werden.

Der Ministerpräsident Paschitsch gab in der Skupschtina, wie das oben genannte Telegraphenbüro be- rihtet, folgende Erklärungen ab:

Die gegenwärtig stattfindenden Unterhandlungen könnten zu ge. wissen Erleichterungen für die Erfüllung der Friedensverträge tühten, aber feineêwegs eine Abänderung der Verträge felbst zur Folge haben. Was Süd!lawien-anbelange; fo befinde sich diefes noch im Stadium der Grenzregqulierungen mit seinen Nachbarn. Die Grenze mit Oesterrei sei zum Nachteile Südslawiens wohl au dur dessen eigene Scbuld gerege;t worden. In der Baranyafrage habe sich Süd)!awien den- Beschlüssen der Verbündeten gefügt. Mit Rumänien seien die Grenzregulierungen nahezu beendet und mit Bulgarien die neue Grenze bereits festgelegt. Es erübrige ih alîo noch die Regulierung der Grenzen gegenüber Albanien “und Jtalien. Bezüglich Albaniens stehe das Königreich auf dem Standpunkt, daß die volle Unabbängig- feit Albaniens gesidbert werden müsse. Der Ministerpräsident warf hierauf einen Rücblick auf die Entwicklung der Beziehungen mit talien bis zum Abs&luß des für Süd!lawien ungünstigen Nahalloer Vertrages. Weitere Verhandlunaen würden erst nach Erfüllung des selben und nach der Räumung der legten Zone möglich sein. Die Solidarität der Slawen sei vor dem Weltkriege größer gewesen ais aegenwärtig. Eine Besserung der Beziehungen mit V erst na einem aufrichtigen Gefinnungsumschwunge des bulgarischen Volkes möglih sein. Nußland gegenüber werde Südilawien stets dankbar bleiben, und es werde sich in die inneren Angelegenheiten des russishen Volkes nicht einmisden. Am Schluß der Debatte über die Regierungserklärung äußerte der Ministerpräfident Paschitsh, daß Südslawien Skutari autgeben mußte, um die Durchführung des Londoner Vertrags zu vereiteln, durch welhen dalmatini1hes Gebiet verloren gegangen wäre. Zu Beginn der Pariser Friedensverhand- lungen babe Clemenceau Südslawien Skutari für die Einwilligung in die Selbständigkeit Fiumes angeboten, doch habe damals in der südslawischen Delegation keine Einigung erzielt werden können.

Die Skupschtina \sprah hierauf der Regierung mit großer Mehrheit das Vertrauen aus.

Der Prozeß gegen Spasose Stejit\ch und 32 Genossen, welche angeklagt siñd, teils direït, teils indirekt an dem Attentats versuche gegen den vormaligen Thron- folger und gegenwärtigen König Alexander am 29. Juni 1921 beteiligt gewesen zu sein, hat gestern begonnen. Der Hauptangeklagte erklärte, daß er das Attentat allein ausgeführt habe, um gegen das herrschende Regime „bewaffneten“ Protest zu erheben. Er habe nicht beabsichtigt, den Thronfolger zu tôten, weshalb cr die Bombe . geworfen habe, nachdem der Magen des Thrönfolgers die kritische Stelle bereits passiert hatte. Stejitsh widerruft seine in der Voruntersuhung ge- machten Geständnisse.

Schweden.

Die Regierung hat die Einladung Jtaliens zu der Konferenz in Genua mit einer Note beantwortet, in der es dem „Wolffschen. Telegraphenbüro“ zufolge u. a. heißt:

Durch fcinen Beitritt zum Völferbund und durch die Tätigkeit, die es darin entfaltet. hat S{hweden" bereits fein lebhaftes Interesse

für die Aufgabe deutlih bewiesen, die ganz bejonders dieser Gesell- einen Frieden auf

schait obliegt, nämlich - darauf - hinzuarbeiten , gesunder Grundlage aufzubauen. Die schwedische Negierung glaubt deâwegen, die an sie gertchiete Einladung annehmen zu müssen. Sie tut dies in der Erwartung und în der Hoffnung, daß die Beteiligung an der Konferenz in Genua: fo allgemein sein wird, daß sie es er- mögliht, endlich in einem Geiste des gegenseitigen auten Willens und dur ein gemeinsames Vorgehen das dringende Werk zur Ge}undung Guropyas zu beginnen. O

Rumänien.

Die rumäniscch-serbishe Erenzkommission in Temesvar hat laut Meldung des „Wolffschen Telegraphen büros“ die Grenze zwishen Rumänien und Südslawien end: gültig festgesezt. Bis auf die Gemeinden Corda Bebha und Pestakrestu, die Rumänien zugesprochen wurden, und Gajul Surianul und Krivabara, die Südflawien zuerkannt wurden, bleibt die Grenze so, wie fie durch den Verirag von Sèpres festgeseßt worden war.

Die Regierung hat für die Wahlkampagne diè Aufhebung der Zensur und des Belagerungszustandes be- chlossen. Politishe Versammlungen werden frei stattfinden dürfen.

Das Finanzministerium hat angeordnet, daß das în Rumänien geförderte Gold künftighin niht exportiert, sondern in der Staatsbank zur Deckung der Banknoten hinterle gt werden soll.

Afrika.

Nach einer Stefanimeldung haben Abteilungen italieni- scher Kolonialtruppen am 2W. Januar von neuett Misrata besezt. Der den Jtalienern feindlih gesinnte Teil der Einwohnerschaft wurde, ‘als die Truppen überraschend ein drangen, von Panik ergriffen. Jm Hafen wurde die italienische Flagge gehißt. Die Truppen fanden nur geringen Widerstand} ihre Verluste find unbedeutend.

Asien. __ Das neue persishe Ministerium hat die Geschäfte Ren und vom Parlament ein Vertrauensvotum er: alten.

Parlamentarische Nachrichten.

Im Reichs8tagsaus\chuß für VerbrauGsftenert wurde, wie das „Nachrichtenbüro des Vereins deut1cher Zeitungs® veileger® berihtet, am 28. Januar zunächst die Zuck2rsteuer in zweiter Lesung erledigt. Die Steuer wurde ent\prehend dem all- gemeinen Steuerkompromiß auf 50 4 für den Doppelzentner fest: geseßt. Auf Anfrage des Abg. Dr. Zapf (D. Volkäy.) wurde seitens des Negierungsvertreters festgestellt, daß auch in Zukunft cin steuerfreier Veredelungêverkehr (Raffination von aus ländishem Robzucker und Ausfuhr desselben) möglich sei. Auf Antrag der Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei wurde eine Entschließung gefaßt, welche die Nee gierung ersucht, in den ordentlichen Haushalt eine Summe -von fünf Millionen Mark zur Förderung des Nübenbaus und ins- besondere zur wissenschattlichenFörderung derZudcker- industrie einzusezen. Abg. Dr. Semmler (D. Nat,) trat besonders für unbedingte Erhebung des Eintuhrzoles neben der Zudcker- steuer ein, da niht vur die deutihe Landwirtschaft, fondern die ganze Volkswirtschaft die größten Belange anu d H

Bulgarien werde -

nfang dieser Woche beginnen.

sangreiGen Ausdehnung des Zuckerkaus Habe: itnfere tr- pöbrung stehe und falle mit dem weitesigebenden Schuß der aandwirtsckaft. Das gleithe Interesse wiiide für ben Stärkezuer in Steuerfragen usw. verlangt. Festgestellt wunde endlich auf Ant rag tes Abg. Dr. Zapf (D. Vp) daß die Neichöregierung, wenn sie eabsiblig , die Steuerfreiheit der Ai sfuhr zu versagen, dics all- jihrli%, pôtestens am |. Oktober, für das kommende Kampagnejahr jesanntg bea müsse. Alsdann trat der Aus1chuß in die zweite ai L oA LEA Men ein Auch hier wude gemäß dem Eteuct le Kodleniieuer a V H, erbö! ; ú E s der Nues fuß : uf 40 vH. erhöht. Hierauf ver: Im AeltchdôtagsausfchGuß für das Brannkwein- Aonovol wurde am Sonnabend zunächst die stritiige Be Stg L sellung der Monopolerzeugnisse, wie fe F 95 regelt, beraten. Ein ntrag Puhta (U. Soz.) wollte die Negierungêvorlage wieder- jerstellèn, wodurch die Monopolverwaltung die Möglichkeit erlangen (oll, fünftig au andere als die dem Massenverbrauch dienenden cein- ben Trinfbranntweine, also au Liköre usw. berzustellen. In der Begründung machte der Antragsteller geltend, daß die Gleichstellung p,r Monopolverwaltung mit dem Privatgewerbe eine notwendige Folg jer bibber gefaßten Beib1üsse tei (Aufhebung des Verpackungswanges ier Vorbelastung des Privatgewerbes). Abg. Dr, N oes i ck e (D Nat.) und andere Nedner befämptten den Antrag. Von einer Gleicbstellung het Monopelverwaltung mit den Privatunternehmungen könne nur aleiber Besteuerung gesprohen werden. Die Abstimmung ergab gi neun gegen zehn Stimmen die Ablehnung dea Antrags Puchta ¿h bleibt somit in der Fassung des Neichérats und der ersien Yung bestehen, sv daß die Monopolverwaltung nur ecinfade Trink. hantweine berstellen darf. Abg Bre y (Soz) erklärte, daf sich seine \arteigenofsen durch dicse Abstimmung vor eine neue Situation stellt eben. Seine Fraktion werde zu den gefaßten Bes{lüssen jch Stellung nehmen. Die weiteren Paragraphen bis eins{ließlich [17 wurden im wesentlihen unverändert angenommen. § 113 erbie“t mäß einem Antrage Ersing (Zentr.) folaende Fassung: Außer der Monopoleinnahme find fährlih dem Reicd‘«minister der finanzen zur Verfügung zu ftellen: 30 Millionen Mark zur Be- limyfung der Trcunksucht und fo!cher der Volf: g sundheit drohenden Scháden, die mit dem mißbräuchlichen Bianntweingenuß zu- mmenbhängen, inébesondere ¿zur Bekämpfung der Tubers- jloe und der Geschlechtekrankheiten; 12 Millionen Mark ur wissenscaftlien (rfors{ung nd praktischen För de- hun des Kattoffelbaus und zur Kartoffelvernertung; bis u 16 Millionen Mark zur Ermäß1gung der Kosten der weingeist- altigen Heilmittel für die minderbemittelten Vo!fsfreite, wovon den trankfentasien (§8 225 der Neichéversiherungêordnung) x. für jedes Nitglied und Jahr mindestens 60 4 als Nückvergütung zu ger hähren find; aus dem Betrage von 16 Millionen Mark \ind aach bie Kosten der Verteilung unter die Krankenfassen zu bestreiten ; bis un 30. September 1929 4 Millicnen Mark zur Bildung eines Unter- lúßuno8fonds für Angestellte und Arbeiter des Branntweingewerbes; is zu 30 Millionen Mark für Kosten des in den öffentlichen Kranken-, Mn'bindungs- und der öffentliden Gesundheitäpflege dienenden Anstalten oder in öffentliden Lehranstalten verwendeten Branntweins.“ Die übrigen Paragraphen bis § 158 wurden im wesentlichen un- berandert angenommen, nvr wurde die Höchstgrenze der Geldstrafen allgemeinen bis zum zehnfahen Betrage erhöht. § 159, der die

E'sigläuresteuer betrifft, fuhr eine Abänderung gemäß einem A n-

rage Eggerstedt (Soz), dana beträgt der Steuersatz bei inem Veifkaufspreise von 1500 # für das Hcktoliter Meingeist 800 4 ir den Doppelzentner wasserfreier Säure. Auch die übrigen Be- immungen des (Gefezentwurfs- bis einschließklid § 177 fanten die pustimmung des Aueschusscs nah den Beschlüssen der ersten Lesung. le weitere Beratung, inébesondere über den Termin des Inkraft- tetens des Geseges, erfolgt am Dienéêtag.

Im Aus\chGuß für Wohnungspolitik wude bie ovelle zum Geseg über die Erhebung einer Ab- abe zur Förderung des Wohnungsbaues in erster jung mit einer vom Abg. Bahr (Dem.) beantragten Aenderung \genommen, wonach die Vorshrifst über die Befreiung von der abe oder deren teilweifen Erlaß dann angcwendet werden fann, nun,das Einkommen. des Abgabeschuldners 10000 ,# nicht übersteigt.

In dem Neicbstagsaus\chuß, der sich mit dèr Bes g des Entwurfs eines Luftverklehr8geseétßes- be- e, wunde zu § 9 folgender A n.trag der Abgg. Dr. Gilde-

l und Dr. Deermann angenommen: „Lufttahrtunter- ihnen mit einem fabrplanmäßigen sfentliben Betriebe müssen aut Verlangen der Postverwaltung nah Maßgabe des im regelmäßigen Verkehr für diefe Zwecke benötigten Raumes mit jeder fahrplan- nßigen Luftsahrt Postsendungen gegen angemessene Vergütung be- dern,

Der Aus\chGuß des Neihs8tags für Beamten- ngelegenheiten hat einen Unterautsbuß von act Mitgliedern ur Prüfung der Frage eingeseßt,

ntengebälter automatisch der jeweiligen

( „a s Teuerung angepaßt t fkövnen. Der Unterautshuß wird

scine Arbeiten s{chon zu

Im Aus\chGuß des preußischen Landtags für be amtenangelegenheiten machte der Hegierungsrat Kön ig iitteilung von dem Stande der Verhandlungen über die Beamten- ‘oldungeregelung im Deihétag. Es handelt sih um die Frage, ob 1 dén Orten, in dener den Staatsarbeitern zur Angleihung der ine an die în der Privatindustrie gezahlten Ausgleichszulagen währt werden, auch den Beamten entfprehende Ent» hidigungen gewäßrt werden sollen, ferner wie die Beis- llen für die höheren Beamten bemessen werden sollen, d wann die Neuregelung in Kraft treten soll. Als Zeitpunkt e Cer 1. AprU 1922 genannt Die Regierung er- irte diesen Zeitpunkt aber nit für annehmbar. Der Aus\{Guß nnte zu den Fragen nicht abschließend Stellung nehmen, weil die nelncn Mitglieder mit ihren Fraktionen st|ch noch nicht besprockten ben. Die Verhanzlungen sollen, nahdem die Nücksprache erfolgt n wird, fortgesest werden.

iderzablen eingeführt werden foll. Der Ausfch1 § war der Ansicht, ß dann für das laufende Jahr feine Erböhung in Frage käme,

t für die unteren Beamtengruppen unerträglich wäre.

Adi U A

Der \ozialpolitishe Ausschuß des Reichswirtk- aftsrats vernahm am 26. Januar eine Neihe von Sach

trständigen aus den Kreisen der leitenden Reickgeijenbabn- und Vostbeamten sowie der Arbeitnehmerorganisationen der Reichseifen- n und -Post zu dem Entwurf einer Verordnung, treffend Aén derung der Verordnung über die Ein- ellung undEntlassung von Arbeitern und An- stellten während der Zeit der wirts{aftlißen Demobil- «bung bom 12. Februar 1920, der für Eisenbahn und Post cine trmehrung der Arbeitsgeleaenheit dur Verkürzung der Arbeit8zeit der Vornahme von 6utlassungen niht mehr verlangt. Die Pahverständigen von Arbeitgeberseite (leitende enbahn- und Postbeamte) sprachen ih übereinstimmend für die fbsihtigte Abänderung der Verordnung aus. Die Eisen- hn arbeite mit einem erheblichen Zuviel an Personal ve einheitliße CDurhführung der Arbeitsstreckung babe sich aus triebätedniihen Gründen a8 unmögli erwiesen, sei auch Ì den Kreisen der ArbeitersGaft auf Widerstand gestoßen d babe außerdem eine Fülle von Beschwerden aus dem Publikum t Folge gehabt. Die Sanierung des Lokomotiv- und Wagen- fs habe durch Spivenlcistungen der Arbeiter Fortschritte ge- idt, be-egne aber gerade infolge der Demobi]machungevor|chriften en Schwierigkeiten. Eine zweckmäßige, gelunde Zutsammensepung t Belegschaften sei dabei gar niht mögli. Die Entwicklung der ditscbaftlichen Verhältnisse zwinge dazu, die Sanierung der Finanzen t Reichseisenbahn mit dem Abban des Menschenmateria!s zu de- inen. Die Entlassungen würden zweckmäßig jet vorzunehmen sein,

der Arbeitsmarkt jet aufnahme\ähig sei. Bei der Post lägen die

ob und îin welder Weije die |

Zur Erwägung steht auch die Frage, | b cine gleîtende Lohnffala nach den von Math vorgeschlagenen !

Verbältnisse äbali). Anh hier habe man mit der Arbeitéstreckung die ungünstigsten Erfahrungen gemacht. Besonders die Hilfsfrätte hätten sich infolge des entstehenden Verdienftausfalles ganz entschieden dagegen aewandt und versucht, zu Aemtern versetzt zu werden, bet denen die Arbeits\treckung nicht eingetreten war. Aut großen Aemtern sei die Arbeitsstreckung ohne die größten Nachteile für das Publikum gar nit mögli. Sie vertrage sich eben nit mit cinem geordneten Be- triebe. Hingewieien werden müsse au darauf, daß mancher Hilfs- arbeiter durch die Verringerung feiner Einnahmen zur Unehrlichkeit verleitet worden sci Die Arbeitnehmerfachvyerständigen nabmen feinen einheitlihen Standpunkt ein. Die Cisenbahner \pracen si übereinstimmend gegen die Arbeitästreckung und für die Verordnurg aus. Die notwendige Wirt!chaftlichkeit der Neichs- betriede müsse zuerst berüdsihtigt werden. Die Arbeitnebmer müßten aber fordern, daß Entlassungen nur unter Mitwirkung der Betriebévertretungen und nah eingehender Prüfung ihrer unabänder- lihen Notwendigkeit erfolgten. Ein Teil dex Arbeitnehmer der Post erkannte die Notwendigkeit von Entlassungen an Es seien entíhieten zu viel Beamte und besonders u piel Hilfékräfte vorbanden. Die Arbeitsstreckung müsse vor allen Dingen im Hinblick auf den notrecndig werdenden Deppyeldienft abgelehnt werden. Die Vertreter des Deutschen Verkehr8bundes und des Zentral- verbandes der Angestellten hielten die Voraussezungen für die feinerzeit erlassene Demobilmachungsverordnung noch für gegeben und sprachen fich demgemäß gegen die Abänderung aus. Die Arbeitsstreckung sei immer noch erträglicher als die Entlassung in derartig {weren Zeiten. Außerdem sei fie bei beiderseitigem guten Willen durchführbar. Die Unwirtschaftlichkeit der Betriebe dürte nit nur auf Kosten der Arbeiterzah! gebuht werden Die in leßter Zeit vorgenommenen Neueinstellungen bewiesen das Gegenteil. Die Vertreter der Regierung baten dringlibst um Annahme der Verordnung. Die Arbeitsstreckung babe si als gänzlich un- zweckmäßig erwiesen. Bezüglih der Neueinstellungen licae ein Miß- verändnis vor. Die Entlassungen brauhten umso weniger Wider- ftand zu finden, als der Arbeitsmarkt durchaus Nachirane nach Arbeits- fräften zeige, was in einigen Monaten vielleicht fraglich tein dürfte. An die Sachverständigenvernehmung {loß sich am 27. Jan ar ‘ine eingebende A! &1prache im Aucshuß. Ein Antrag eines klein: n Tei's der Arbeitnehmer wandte si gegen di: Annahme der Vorlage Die Tatsacdbe eines Defizits beweise noch niht, daß die Sanierung mit dem Abbau des M. nschenmaterials u beginnen habe. Vorher solle man eine Heravsetzung der der And'sttie gewährten Preise ye1- fuden. ' au fomme, daß ja eine Reform der Vererdu"ng bevor- siehe. Es liege also feine Veranlassung vor, jeyt schon Abänderungen für einze'ne B triebe vcrzunehmcn. Ver Antrag fand keine Unter- stüßung und wyrde mit allen gegen zwei Stimmen abgelehnt. Die überwiecende M hrheit tes Uus8schGusses stellte sich auf den Standpunkt, daß die Notwendigkeit der Verordnung anerkannt werden müsse Die Gründe der Sachverständigen seien als völlig beweisfräftig anzusehen. Im Interesse der Wirt\scha}tlichkeit der Neidéverkebräbetiiebe seien Entlassungen nicht zu umgehen, Die Arbeitnehmer betonten aber, daß nun au von der Ylegierung g€- fordert werden müsse, daß sie aus den Sachverständigenvernehmungen dieselben Folgerungen, wie für die Arbeiter, auch tür die Beamten ¿tebe, deren Zahl ebentalls als viel zu hoch zu bezelupnen tei. Gin Eventualantrag von Arbeitnehmerieite, der bei Ent- lassungen zum Zwecke der Verminderung der Arbeitnehmerzahl zweds Vermeidung unbilliger Härten die Auswahl der zur Ent» lassung kommenden Arbeitnehmer im Einvernehmen mit der Betriebs vertretung unter arößter möglicher Nücksiht auf die wirtschaftlichen Verhästnisse der Arbeiter vorgenommen wissen wollte, wurde mit 14 aegen 11 Stimmen abgelehnt. Sämtliche Arbeitnehmer waren dafür. Die Yegierungsvorlage wurde darauf mit folgendem Zusaß- antrag angenommen: „Der fozialpolitiide Ausichuß des Reihswirt- \{aftérats erwartet, daß die zur Erreiung größter Wirts \chaftli®feit ter MReichébetriebe geplanten Personal verminderungen nicht auf die Arbeiter und unteren Angestellten beschränkt bleiben; es muß vielmehr dafür gesorgt werden, daß dieser Sparsamkeitse arundsas bei aslen Beamtenkategorien bis zu den Ministerien hinanf durcbgeführt wird * Am AnsGluß daran beschäftigte ch der Auéshuß eingehend mit einer Gingabte des Verufébundes deutscher Glasarbeiter.. „betreffend Arbeiterschutz- in den Glas- bläsereien. Mit Nückficht auf den außerordentlihen Ernft der Frage wurde von einer Beichlißfassung abgesehen und die Einseßung eines Arbeitsausscbusses beschlossen, der durch Besichtigung von Glas- fabriken erster und zweiter Ordnung völlige Klarheit über die tat: sächlicken Verhältnisse schaffen ‘soll, Außerdem soll das Reichs- arbeitêministerium um eine darauf bezügliche Denkschrift ersucht werden.

Statiftik und Volkswirtschaft. Arbeitsäitreitigksiten. Die NReichsgewerkscchaft deutscher Eisenbahn- beamten und -anw.ärter hat, wie „W. T. B,* mitteilt, dem Neichsverkehrs8minister und dem NReichst1inanz- minister am 27, Ranuar eine EntschGließung ihres erweiterten Vorstands übersandt, in der die Forderungen des Deutschen Beamtenbundes vom 3. Dezember 1921 unter nach- drüdlihster Betonung der notwendigen automatischen Anpassung aller Bezüge an die sinkende Kauffkrat des Geldes wiederholt werten und binnen fünf Tagen nah der Ueberreichung eine bindende Erklärung über deren Annahme oder Ablebnung veriangt wird Für den Fall der Ablehnung wird der Hauptvorstand der Reichägewerkscaft beauftragt, unverzüglich das leßte gewerkschaftliche Mittel in Anwendung zu bringen. Gleichzeitig wird

| vom Reichsverkehreministerium die Aufhebung aller Erlasse und | fonstigen Anordnungen verlangt, durch die bereits jezt Einschrän- |

fungen der bisberigen Bestimmungen über den Achtstundentag durGzufübren versuht rverden, und die Zurück- ziehung tes Referentenentwmfs des Arbeitszeitgeseßes gefordert, da er Bt UNgerem t erNgIe Ausnahmegesch für die Eisenbahnbeamten darstelle.

Im Öinblick auf den bevorstehenden Ausstand der |

Eisenbahner eiläßt der Präsident der Eisenbahns- direktion Berlin „W. L. B.* zufolge nachstehenden Aufruf:

Eisenbahner! Jch halte es für meine Pflicht, auf die heftigen Erschütterungen und {weren Folgen hinzuweiten, die ein Streik der Cisenbahner gerade jeßt für die Allgemeinheit und das Vater- land im Junern und nah außen im Gefolge haben würde. Jch inache aber auch weiter unter Bezugnahme auf den befkannt- gegebenen Ministerialerlsaß vom 25 Januar, betreffend Beamtenstreik, nochmals auf die schwerwiegenden Folgen aufmertsam, die die Beteiligung am Streik ür den Teilnehmer und seine Familie nach \ich zieht. An alle einsichtigen und verständigen Beamien ergeht daher meine dringende Aufforderung, sch ihres Treuverbältnisses zum Staate und ißrer Ver- antwortung bewußt zu sein und daher jede Aufforderung zur Be- teiliqung am Streik abzulehnen und ihrer Dienstyfliht in vollem Umfange nachzukommen. Die Eisenbahnverwaltung wird allen vflicht- getreuen Beamten in der Auéübung ihrer Pflichten mit allen Mitteln Schuy gewähren. : :

Zu diesen Vorgävgen bemerkt ,W. T. B." folgendes: Der Reicksgewerk'chaft muß bekannt sein, baß die RNeihsregierung in einem Antwortschreiben desReihsfinanministers vom 13. Dezember 1921 auf die Eingabe des Beamten- bundes vom 3. Dezember 1921 darauf hingewiesen bat, daß diele Forderungen. die einen ge!amten Mebrayiwand des Reichs, der Länder und der Gemeinden von 590—60 Milliarden Mak bedeuten, die gebotene Nücssichtnahme auf die allgemeine Volkéwirtschaft, au? andere Kreise der Bevölkerung, aut die Finanzlage des Reis und auf unsere ause wärtige Lage vermissen lassen, und daß es der Reichëregierung daher nicht mögli sei, die Forderungen als geéignete Grundlage för neue Ver- handlungen an-usehen. Der Neichégewerk\chaft muß bekannt sein, daß der Beamtenbund in Uebereinstimmung mit den anderen Großorganisationen diese Forderun f der he nach fallens- t \fen bat. Der Reichsgewerk\daft mußte ferner bekannt ein, daß der Verireter des Reichsfinanzministers* in dér Siyung

bes Neichstages vom 21. 1922 die Erklärung ab- gegeben hat, daß es ded Absicht der Maioregiarmng ent) aldmöglihst in eine eingehende Auss über alle Ves foldungöfragen einzutreten und alle in Betracht fommenten Probleme, wie die - Möglichkeit einer automatischen An- passung der Bezüge an die jeweilige Teuerung, die Gewährung von Ueberteuerungszushüssen an Beamte usw. mit den Parteien des Reichstages acEens y prüfen. Im 23, Aus81chuß des Neichstages ist die Frage bereits geprüft worden. inwieweit den Beamten Wirtshaftsbeißilfen in Anlebnung an die den Arbeitern in Aussicht gestellien Ueberteuerungszuschüsse in Orten mit besonders schwierigen wirtschaftlichen bälinisien gewährt werden können, und die Reichsregierung hat vereit erflärt, diese Frage ain Montag, den 30. Januar, mit den Landes- regierungen zu beraten und am Mittwoch ihre endgültige Stellungnahme im NReichslag mitzuteilen. Femner hat der 23, Aueichuß des Reichstages die Frage der automatischen Anpassung der Gehälter an die sinkende Kauffkraft des Geldes bereits behentelt und am 27. Januar einem Unteraus\{Guß zur eingehenden Prüf überwicsen, Bei dieser Sachlage ift das Vorgehen der MReicbägewerke schaft nicht n"x vollkommen unverständlich, sondern geradezu unper- antwortlich, Die Reichsregierung erwartet, daß jeder Beamte cine etwaige Aufforderung, in Streif zu treten und sich dadurch aufs \chwersie gegen seine Beamtenpflichten zu vergehen, zurückweisen wird, Die Regierung wird mit den schärfsten Mitteln gegen jeden schuldigen Beamten einschreiten, Sie wird audererscits deg pflicht- getreuen Beamten mit allen Mitteln Schuy angedeihen lassen,

_Aus Marburg a. h. Lahn wird dem „W. T. B.* gemeldet, daß sämtliche Metallarbeiter dreier dortiger Fabriken am Sonnabend in den Ausstand getreten sind. Die Arbeitgeber gaben durch Anschlag bekannt, daß, wer bis heute, Montag, die Arbeit nicht aufnehme, als entlassen gelte.

In Leivzig sand gestern eine von 200 Vertretern besuchte Tagung der mitteldeutshen Bergarbeiter fiatt. D Anwesenden vertraten insgesamt 150 000 Bergarbeiter des gesamten mitteldeutshen Braunkohlenbergbaus. Zu den Tarifverhand- lungen, die zurzeit abgebrochen find, wurde die folgende Entschließung einstimmig gefaßt: „Die Konferenzteil- nehmer erflären h mit den bisherigen Maßnahmen der Verbandéleitungen einverstanden und erwarten von thnen, daß sie rüdsichtslos die firittigen Fragen zur haldigen Entscheidung bringen." Die Konferenz hat weiterhin eins stimmig die am Sonnabend in Berlin zugesagte Lohnerhöhung von 10 bezrs. 8 „M fir die Schicht angenommen mit dem Vorbebalt, daß niht der Verlauf der weiteren Entwicklung neue Berhandluncen erforterlid mat. Die Verhandlungen wurden dürchaus ruh1g und salich geführt. Von einer Ausstandsgefahr fann daber imA ene nicht gesprochen werden. Heute vormi'tag finden Vermittlungsverbhandlungen in Halle statt, die vom Reichsarbeitsmninisterium geleitet werden.

B.° erfährt,

Am Freitagna®mittag traten wie „W T, 900 Studierende der technisGen Lehranstalt in Friedberg (Hessen) in cinen Ausstand, weil auf eine Ente ichließunggegen dasKuratorium und den neven Direktor die Stadtverordnetenversammlung bisher keine Antwort gab. Die Eingänge zur Anstalt wurden von Streikposten bewaht. Namittags veranstalteten die Studenten einen Kundgebungszug dur die Stadt, wobei sie Schilder mitführten mit der Auf1chrift „Fadleute ins Kuratorium!“

Kunst und Wissenschaft.

Der Polarforsher Sir Ernest Shakleton ist am S Januar an Bord seines Schiffes Quest an Brustbräune gee storben.

Verkehrswesen.

Am 27. Januar trat der Verwaltungsrat der R D. V. (Reihszentrale für deutshe Verkehrswerbung) im großen Sigun16saal des Potsdamer Bahnhofs in Berlin untér dem Vorsitz des Geheimen Regierungsrats Knebel zum erften Male: zutammen. Der Verwaltungsrat, der sih aus führenden Perssrilich- keiten des deutschen Wirtschofts- und Verkehrölebens zwsammensett, war beinahe vollzählig erfchienen. In einer längeren Ansp1 führie der Reichèverfebrsminister Groener laut Berit des Wolffschen Telegraphenbüros u. a, aus, daß die vielieitigen Auf gaben einer deuts@en Verkehrswerbung unter den Maäh- friegsverhältnissen Politik auf weiteste Sicht verlangen. (Er wies darauf bin. daß alles daran gesegt werden müsse, eine Fesligung des Etienbahnsystems in Mitteleuropa zu erreichen. Die Wege u einer fruchtbaren Verkehröwerbung bedürfen scharter und psychologiser Wertung. Die bemerkenswerten Ausführungen des Ministers klangen aus in einem Dank an die Vertreter der Industrie und des Handels, die ihre Erfahrungen und ihre Auslandöbeziebungen in den Dienst der deutschen Verkehréwerbung gestellt haben. Dor Arbeiiplan für 1922 sieht u. a. eine Reihe von Werbemaßnahmen großen Stils vor, wojür ein Budget von 4 Millionen autgestellt und genebumiat wurde.

Dheater und Musik.

__ ImOpernhause wird morgen, Diensêtag, „Madame Butterfly“, mit den Damen Marherr-Wagner, von Scheele-Müller, Wurm: Meifen- berg und den Herren Batteux, Armster, Düttbernd, Lücke, Bhilivy, Kiasa und Stock beseßt, gegeben. Musikalisher Leiter i\t Karl Ehrenberg. Anfang 74 Uhr,

Im Schauspielhause wird morgen „Lumpazivagabundus“, mit Karl Etlinger, Fris Hirsh und Otto Laubinger in den Hauvt- rollen, wiederb-lt. Anfang 74 Uhr. Jn der am Mittwoch unter der musikalischen Leitungides Generalmusikdirekto1s Les Ble außer dem Dauerbezug ftatlfindenden Wiederholung der neucinstudierten „Zauberflöte“ werden Frl. Rethb-rg und Herr Tauber vom Landestheater in Dresden die Partien der Pamina und des Tarnino darstellen. Den Sarastro singt zum erften Male Herx Braun.

Mannigfaltiges.

In der St. HedwigskirchGe fend am Sonnabend, Vor- mittags 10 Uhr, ein feierlides Pontififalrequiem tür den Pap f statt. Die Teilnahme an dieser Trauerfeier war, wie „W. T. B.“ berichtet, befonders von seiten der Gläubigen und der fatholiFen Geistlichkeit außerordentlich groß. Das diplomatisde Kcrps auer hier beglaubigten Staaten war vollzählig erschienen; besonders bemerkt wurden die zahlreihßen Mitglieder der englischen, der französishen, der italieniihen und der spanishen Bots- {art sowie die Vertreter der f\üdamerifanisden Nepubliken, von China, Japan und Persien. Für den Reichopräsidenten Gbert war der Reichskanzler anwesend. Ferner fah man viele vom Auswärtigen Amt, mebrere Minister, darunter den Reichsminister Giesberts, den Vizepräsidenten des Landtags Geheimen Rat Dr. Pox |ch, den Führer des Reichstags« zentrums Senatspräsidenten V arx, den Fürsten und die Fürstin von Hayfeldt und die. Baronin von Reischah. Abordnur9on von fatboliiden Vereinen und Studentenverbindungen mit ihren Bannern sowie viele Ordensshwestern vervollständigten das eindrucksvolle Bild, Die Kirde war mit dunklen Blattyflanzen geshmüdt und mit Trauerflor drapiert, ein milder Schimmer aus zahlreichen Kerzen durchflutete den weiten Raum, und die Weihnachtsfrivve warf ihren milden Schein auf die ge waltige Gemeinde. Unter der großen Kuppel war ein Katafalk au'gebaut, auf dem die päpstlichen Insignien die Tiara und das Doppelschlüsselpaar ruhten. Vor dem Katafalk standen Daa v gnt tam ven Soihius: e as Lea gs nach ihren en gelei , nahm die feier ndlung ihren Anjang. Das s wurde von dem fürstbishöslichen Dalegates