1900 / 60 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Mar 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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Leider hat siH eine mäßige Erhöhung der an dié Skéuetkraft der D u stellenden Anforèeerung!n nichi vcratiden lassen; deren

cúnde der Gatwurf zum Haushalt8-Gtat darlegt. -

Der Gedanke einer etwas veränderten Verwendung der zur Unter- stützung des Kleinbahaw:sens bestimmtes Mittel, welher bereits im Bo! jahre den Landtag beschäftigt hat, wicd durch einen bereits an- gefündigten Aatrag aus Jhrer Mitte vorausfichilih von neum Ihrer Erwägung unterbr itet werden. :

Die von dem Provinzialausshu6 nah dem Vorgange anderec Peoviazea Ihnea vorgeslageue Bildung eines außerordentlichen Melioration1sfends wird, wie ih hoffe, um fo eher Ihre Zustimmung fiaden, nahem zer Landtag der Monarchie die Ginstellung des für den gleichen Zweck bestimmten Staaitzushufses in den Staatshaus- halts-Gtat bei der Ginzelbzrathung ber?its beichsofsen bat.

Jadem ih Si-, mziae Herren, eini2de, in Ihre Arbeiten mit bewährtem Gifer einzutreten, erkläre ih den XXVIL. Pommerschen Provinzial-Landtag für eröffnet.

Unter dem Vorsitz des Alte-s-Präsidenten, Amtsvorstehers a. D. Wolff- Bredow a. O. brachte die Versammlung zunächst ein begeistertes Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König aus und wählte sodann den Wirklichen Geheimen Nath von Köller-Kantreck zum Vorfißenden und den Ge- heimen Regierungsrath, Ober-Bürgermeister Haken zum Stell- vertreter des Vor sizenden. Die Gewählten nahmen die Wahl an. Nach der Wasl der Schriftführer und Feststellung der an- roesenden Mitglieder durch Namenzgufruf erfolgte die Bildung der Abtheilungen, die Miitzeilung des Vocs geen über die vorliegenden Geschäftssachen und deren Vertheilueg an die Abtheilungen. Sodann wurden Wahlprüfungen vorgenommen.

Braunschweig.

Die am Dienstag von Berlin in Braunschweig ein- getroffene spanishe außerordenilihe Mission unter- nahm, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Morgen eine Rund- fahrt durch die Stadt, wohnte sodann Truppenvorftellungen b:i und nahm hierauf an einem A im Schlosse theil. Dem Besuche des Museums \{chloß sich eine Fahrt nah Niddagshausen zur Besichtigung der Klosterkirhe an. Um 7 Uhr Adends fand große Galatafel im Schlosse statt, zu welher auch die Spigzen der Zioil- und Militärbehörden geladen waren. Nach der Tafel folgte eine Festoorstelung im Hoftheater. Heute Morgen besichtigte die Mission die Burg Dankwarde- rode, den Dom sowie andere Sehenswürdigkeiten der Stazt.

Oesterreich-Ungarn.

Gestern ist im österreihishen Reichsrath ein Geseß- entwurf zur S Le der Industrie eingebraht worden, der, dem „W. T. B.“ zufolge, eine Reihe von Bestim- mungen zum Zwecke der Ausgestaltung und F Lliecana der Industrie in Oesterreich enthält. Danach soll Betriebszweigen, die in Oesterreih noch nicht oder nur in geringem Umfang vorhanden sind, eine zwölfjährige Steuerfreiheit und der Er- laß der Stempel und Gebühren für die Verträge bei der Er- rihtung von Gesellschaften sowie für die zwei ersten Ausgaben von Aktien bewilligt und ausnahmsweise auch ein staat- licher Zushuß gewährt werden. Diese Begünstigungen sollen nur lebensfähigen Jndustrien zugewandt und bei der Verieihung von Staatszuschüssen geschäftskundige Männer herangezogen werden. Der Entwurf erklärt es für richtiger, beginnende Jndustrien in dieser Weise zu fördern, als durch Ee: welche die bestehenden Industrien belasten würden. In dem Entwurf ist auch die Beseitigung der Doppel- besteuerung eigener Kapitalien von Banken, welche für die Er- weiterung industrieller Betriebe verwendet werden, vorgesehen. Eine weitere Bestimmung sichert bei gleichen Angeboten der heimishen Jnduftrie den Vorrang vor der ausländischen bei den Lieferungen für die Staats-, Landes- und Gemeinde- behörden.

Das Abgeordnetenhaus wählte gestern den Abz. Prade (deutshe Volkspartei) mit 163 Stimmen zum ersten Vize-Präsidenten. Dieser dankte für das ihm erwiesene Ver- trauen und hob hervor, daß nur durch ein freundschaftliches Zusammenwirken aller Abgeordneten und aller Parteien mit dem Präsidium eine Gewähr dafür vorhanden sei, daß das Haus wieder zu einer positiven geseßgebenden Thätigkeit zurückehre, die im Jnteresse aller Volker des Vaterlandes liege. Das Haus ging hierauf zur ersten Lesung des Antrages auf Verscezung des Ministeriums Wittek in Anklagezustand über. Der Antrag wurde nah längerer De- batte mit 94 gegen 60 Stimmen ab.elehnt. Die Czechen ent- hielten sich der Abstimmung, die Christlih-Sozialen stimmten gegen den Antrag. Sodann wurde das Gesetz, betreffend die

bänderung der Bestimmungen über die Rentensteuer, mit Aus- dehnung der Steuerfreiheit auch auf die Zinsen von Pfand- briefen der Sparkassen in zweiter und dritter Lesung ange- nommen.

Der Wehraus\chuß des Abgeordnetenhauses hat in der Spezialdebatte das Geseß, betreffend das Rekruten- Kontingent, unverändert angenommen, nachdem mit allen gegen zwei Stimmen ein Kompromißantrag des Abg. Lewicki angenommen war, nah welchem die Vorlage nicht in der nächsten, sondern in der Sißzung am Montag zur Be- rathung gelangen soll. Die jungczehishen Mitglieder des Ausschusses verpflichteten sih ihrerseits zur Einstellung der Obstruktion im Aus|chusse.

Grofßfzbritaunieu uud JFrlaud.

Wie amilih bekannt gemacht wird, hat die Königin be- olen im nächsten Monat Jrland zu besuhen, Jhre ajestät wird in Dublin im Palast des Vize-Königs wohnen. Ein gestern Abend veröffentlihter Armeebefehl ordnet,

wie „W. T. B.“ berichtet, an, daß auf Befehl der Königin die Mannschaften aller Grade der irländishen Regimenter in Zukunft am St. Patricks-Tage ein Kleeblatt an der Kopf- bedeckung tragen sollen zur Erinnerung an die ausgezeichnete Haltung der Jrländer im südafrikanischen Kriege. Das Unterhaus genehmigte gestern die erste Lesung der Kriegsanleihe-Bill und der Steuer-Bill. Healy kündigte an, daß er zur Anleihe-Bill bei der zweiten Lesung den Unterantrag stellen werde, die Bill NOO auggugestacien, daß die Kolonien mit Selbstverwaltung gleihfalls die Last der Anleihe zu tragen hätten.

Frankreich.

Der Marine - Minister Lanessan hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern eine Verfügung unterzeichnet, dur welche der Beamte des Marine-Ministeriums Philipp seines Amtes ent- hoben wird.

Vat der Weltausstellung - stattfindenden 13- und 28tägigen militärischen Uebungen abzielenden Antrag.

Ftalien.

Die Deputirtenkammer dns in ihrer gestrigen Sigung nach einem kurzen Zw:schenfall, welcher durch die Er- theilung von Urlaub an’ einige Deputirte hervorgerufen war, zur weiteren Berathung des Art. 1 des „Decreto legge“ über. Es sprachen die Deputirten Simeoni, Sonnino und Ferri; leßterer hielt eine zweistündige Rede. Es sollte sodann noch der Sozialist Biss olati zu Wort kommen ; derselbe verlangte jedoch, daß die Berathung auf heute vertagt werde. Der Präsident widersprah, und es kam auf BUrag der äußersten Linken zur namentlichen a lu über die Forderung Bissolati's. Diese ergab die Beschluß- _unfähigkeit des Hauses. Die Sißzung wurde hierauf aufgehoben.

Belgien.

Von den städtishen Behörden Antwerpens wurde, wie ,W. T. B.“ meldet, gestern den Offizieren des deutschen Kriegs- \chiffes „Nixe“ im Anschluß an einen Empfang im Stadthause ein Frühstück dargeboten. Der Bürgermeister van Ane brachte einen Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaijer Wilhelm aus, den er als Friedensfürsten feierte. Der deutsche General-Konsul Pelldram trank auf das Wohl Seiner Majestät des Königs Leopold. Nachdem sodann der Bürgermeister noch einen Toast auf die Offiziere der „Nixe“ ausgebracht hatte, dankte der Kommandant der „Nixe“, Bg von Basse, und trank auf das ohl des Bürgermeister3, des Stadtcaths und der Bevölkerung Antwerpens.

Rumänien.

Die Deputirtenkammer nahm, wie „W. T. B.“ be» rihtet, gestern in dringliher Berathung mit 60 gegen 15 Stimmen die Vorlage an, wonach (4proz. und proz. Rente im Gesammtbetrage von 13 Millionen L.i von dem Syndikat Berliner Bankhäuser, welches diese Renten übernommen hatte, zurückgekauft werden soll.

Serbien.

Wie das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau““ aus Besl- grad meldet, empfing der König Alexander vorgestern aus Anlaß des Nationalfestes der Proklamierung Serbiens zum Königreich und seiner Thronbesteigung die Glüdckwünsche des E S Korps. Der König hielt bei dieser Gelegenheit eine Ansprache, in welcher er die beständig friedlichen Absichten der serbishen Politik betonte und in aller Form die über angeblich Tciegerishe Absichten Serbiens verbreiteten Ge- rüchte widerlegte. In Erwiderung auf die Glückwünsche des Minister-Präsidenten dankte der König herzlih für die von der gegenwärtigen Regierung auf dem Wege der Reform bereits erzielten Ecfolge und stellte dem Kabinet eine sih noch auf eine lange Reihe von Jahren erstreckende Amts- thätigkeit in Aussicht. Abends fand ein Galadiner ftatt, welchem das gesammte Kabinet, das diplomatische Korps und die Staatswürdenträger beiwohnten. Der König brachte einen Toast auf Serbien und die Staatsoberhäupter aus, deren Vertreter bei dem Diner anwesend wren. Der deutsche Gesandte Freiherr von Waecer - Gotter dankte als Doycn des diplomatishen Korps und versicherte, daß die Souveräne und Staatsoberhäupter sowie die fremden Nationen die innere Entwickelung Serbiens mit lebhafter Sympathie für das regierende Haus und das serbische Volk begleiteten. Afrika.

Der Feldmarschall Lord Roberts hat, wie dem „W. T. B.“ aus London berichtet wird, aus Osfontein vom gestrigen Tage telegraphiert: Jch griff heute pen Sen an, der eine Stellung von 4 Meilen nördli bis 11 Meilen südlich des Modderflusses einnahm. Der Kavallerie-Division gelang es, die linke Flanke des Feindes zu umgehen, der jeßt, Vättags, sih- in vollem Rückzuge nordwärts und ostwärts befindet, dicht verfolgt von Kaoallerie, reitender Artillerie und berittener Infanterie. Mittlerweile ging die Jnfanterie über den Modder- Zuf bei Poplarsdrift, wo ih heute Abend mein Hauptquartier aufzuschlagen gedenke. Jch hoffe, daß meine Verluste gering sind, da der Feind auf den Flankenangriff, der seine Ver- bindungen mit Bloemfontein bedroht, ganz unvorbereitet war.

Ein weiteres Telegramm des Feldmarschalls von gestern Abend besagt: „Der Tag war sehr erfolgreich. Wir zer- sprengten den Feind vollständig, derselbe ist im vollen Rüt- zuge. Seine Stellung war äußerst ftark.- Ein Frontangriff würde shwere Verluste mit sih gebraht haben. Die Um- gehungsbewegung mußte nothwendigerweise weit ausholen. Der Kampf beschränkte sich eigentlich auf die Kavallerie. Die Pferde sind sehr ershöpft. Der General Frenh meldet, die reitende Artillerie habe eine rege Thätigkeit entwickelt. Unsere Verluste betragen etwa 50 Mann.“ i

Das „Neuter'she Bureau“ meldet aus Osfontein von

„stern Abend: Die Buren haben auf ihrem Rückzuge ein

{üg und große Mengen von Fourage sowie Zelte zurück- gelassen. Der General French verfolgt gepi die Burcn auf dem nördlihen Ufer des Flusses. Zwei Schwadronen irregulärer Kavallerie, welhe nach einer Meldung vom 13. Februar vermißt wurden, sind nah Paardeberg zurück- gekehrt. Eine dritte Shwadron wurde gefangen genommen und nah Pretoria geschafft. i

Aus Colesberg vom 6. d. M. berichtet dasselbe Bureau, daß das britische vorgeshobene Lager sih jeßt am Oorlogs Poort-Flusse, mehrere Meilen über Achtertang hinaus, befinde. f Nach Meldungen aus Molteno vom heutigen api ao die britishen Truppen in der vergangenen Nacht

urghersdorp ohne Widerstand eet

Die Londoner Blätter veröffentlichen ferner folgende Depesche aus Durban: Eine britische fliegende Kolonne ist von Zulu- land her in Transvaal eingerückt. 60 Buren wurden in einen Hinterhalt gelock, aus welchem fie mit einem Verluste von 7 Mann flohen. Andere Abtheilungen von Buren wurden zersprengt; das Land wird von den Engländern im Umkreise von vielen Meilen abpatrouilliert. Die Kolonne besteht aus berittener Jnfanterie, Natal-Polizei und Feld-Artillerie mit einigen Maxin-VesGlügen und ist bis zum Catasa-Hügel vor- gedrungen, welcher 9 Meilen jenseits der Grenze liegt.

Nach einer gestern veröffentlichten Eingange betragen die Gesammtverluste Sir Redvers Buller's an Mann- schaften in der Zeit vom 14. bis 27. Februar: 252 Todte, 1512 Verwundete und 95 -Vermißte.

Dem „Reuter’shen Bureau“ wird aus dem Buren-

dem von - der Negierung ausgesprochenen Wuns, mit 357 j zwéimak einén. Angriff britisher Truppen aus Lad en "182 Stimmen den auf Ma der dieien? zur A Der Rückzug der Buren nadin dann seina:

ortgang.° Zweitäusend Wagen wurden ohne Zuhilfenahme

E senbahn weggebracht ; 1 Eisenbahnzügen wurden nur die schweren Geschüße, die Nichtberittenen und die Ver- wundeten fortgeschafft. Hinter dem leßten Zug, der von Elandalaagte abgin hr ein Arbeiterzug her, der alle Brücken und Straßenübergänge zwishen Ladysmith und Glencoe hinter si zerstörte. Vorher wurden au die Kohlen- ruben bei. Elandslaagte gesprengt und angezündet. Die Hübe der Verluste in der lezten Woche is infolge der Zer- plitterung der Ambulanzen und der Verhältnisse beim Rüdzug noch ui bestimmt anzugeben; wie es heißt, sind 15 Burgher gefallen und 25 verwundet; ein Leutnant der Artillerie erhielt eine Verwundung am Kopf. Der Präsident Krüger ist nah Pretoria zurückgekehrt. Sein Aufruf an die Burgher hat diese aufs neue angefeuert, im Kampf für ihre Unabhängigkeit auszuharren.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sizungen des Reichs- tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

-— Jn der heutigen (162.) Sigung des Reichstages, welher der Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, stand die zweite Be- rathung des R d Here En) die Shlacht- vieh- und Fleishbeschau, auf der Tagesordnung. unächst wurden die 88 1, 2 und 14 in der ihnen von der XY. Kommission gegebenen Fassung gvon disfkutiert. Berichterstatter war der Abg. Herold (Zentr.). Bis O Séhluß des Blattes nahmen noch das Wort die Abgg. Gerstenberger (Zentr.) und Frese (fr. Vgg.).

In der heutigen (41.) E des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der geistlichen 2. An- en Dr. Studt beiwohnte, machte vor Eintritt in ie Tagesordnung ; :

Präsident von Kröcher dem Haufe davon Mittheilung, daß die Akademie der Wisseuschaften ihn darum angegangen habe, ihr zur Feier ibres 200 Rdrigen Bestehens am 20. März, Vormiitags 10 Uhr, den Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses zur agung zu stellen, Sonst seien während bder Sigungsperiode derartige Gesuche stets ab- azlebnt worden, aber diesmal habe der Präsident tn Uebereinstimmurg mit dem Vorstande geglaubt, eine Autnahme machen zu sollèn, weil sonst die Akademie gezwungen gewesen wäre, ihre Feier in einem öffentlichen Lokal, dem Kroll'shen Gtablissement, welches das einzige geeignete wäre, zu begehen. (Zuitimmung.) Sodann brachte der Präsident ein Danks@reiben der Akademie zur Verlesung, in dem es beißt, kaß die Bewilligung des Saals ein neuer Beweis für die Beachtung der Intereffen der Wissenschaften sei, die sich au in den Berathungen und Beschlüssen des Hauses dokumentiere.

ierauf wurde die Berathung des Etats des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten bei dem Ausgabetitel „Ge- halt des Ministers“ fortgeseßt. : ;

An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Schaffner (nl.), Dr. Beumer (nl), Dr. Porsch (entr) und Dr. von Jazdzewski (Pole), sowie der inister der geisilihen 2c. Angelegenheiten

Dr. Studt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Produktion der Papier- und einiger Zweige der Pavier- verarbeitung38-Industrie Deutshlands im Jahre 1897.

Nat den vom Reichsamt des Innern in den „Nachrichten für Handel und Industrie“ veröffentlichten Gesammtergebnissen der Pro- duktionserhebungen betrugen im Jahre 1897 Menge und Werth der Grzeugnifse der deutshen Papierindustrie: N Menge Werth in der Az M PolisBelere! C B 26 427 906 ellulose-Industrie. . . . . 2506 980 48 414 169 Papier- und Pappenfabrikation . 7779 757 204 700 764. Üeber die Produktion einiger Zweige der Den ri erarbeitungs- Fnduftrie im Jahre 1897 giebt das Reichsamt des Innern folgende Schlußzahlen bekannt, die indessen nur den Werth der Grzeugnisse von abrifkmäßig betriebenen Unternehmungen angeben:

t der Erzeugnlkfse

t fLuxuspapierfabrikation / 31 949 190 Fabrikation von Kuverts und feineren Papierwaaren mit Bn 44674307 Fabrikation von gröberen Papierwaaren (Düten, Beutel, Papiersäcke 2c.) : i a. in Denn mit Druckerei y 18 792 434 b. nit in Verbindung mit Druckerei 2 475 153 Großbuchbinderei . 6719 797 Albumfabrikation E S 5 010 615 Geschäftsbücherfabrikation (in Verbindung mit Druckerei) 11 121 063 Kleinbuchbinderei 17 417 578 abrikation von Kartonnagen und Etuis ..... . 27-908 146 abrikation von Karton- und Buntpapier 23 859 919 Fabrikation von: a. Papiermaché, Papierstuck und Oelpapplackwaaren 4810 927 b. Hartpapierwaaren, wie Spulen und Hülsen . . 3 877 56% c. Puppen und Spielwaaren aus Papier und : aptermahó : 8 213 332 Ae un gers “ps soweit dieselben nit befonders bezeihnet find: . Steindruckerei 49 082 436 . Musßikaliendruckerei 3 705 919 . Lichtdruckerei 4 883 610 . Oelfarbendruckerei . 1 666 400 . Kolorieranstalten, Landkartenzeihnerei „Stecherei in Verbindung mit Steindrukerei 1 942 946 Reproduktionsanftalten 3 934 300 Tapetenfabrikation 17 030 514 Kolorieranstalten, lithographishe Anstalten und Fabri- fation von gemalten und shablonierten Fenster- cat

rouleaux Prägeanßalten R 4 127 t Musterzeihnerei und Jacquardkartenshlägerei . . .. 1140 E Kupferdruckerei a e ei

abrikation von technischen Spezialpapieren . . - abrikation von Sand- und Schmiergelpäpier - fow Sleifapparaten U 6 Herftellung voz Tapifseriewaaren, Fsolierrohrfabrikation in Eng mit’ Papierverarbeitung, Leim- und Gelatinefabrikation, Celluloidwaarenfabrikation und 1 086 389

Papierfaßfabrikation «e a ooooo Summe 971 654 894

1 223 664

Die Deputirtenkammer verwarf gestern, emäß dem“

Antrage der Kommission für die Heeresangelegenheiten und

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lager in Glencoe gemeldet: Am 1. d. M. \chlugen die

___ Zur Arbekterbewegung.

Fn vier öffentlihen Versammlungen beshlof}sen, der „Dt. W.“ zufolge, am Mittwoch die Berliner Tapezierer, überall

a -am nächften Montag die Arbeit BEIEUL Zen wo bis Soanabend laugende For derungen : nicht bewilligt. werdén: Y Meinimalstundenlohn .von 60 2: 2): Grböhung sämmtli

ccordpreise um 20%; 3) am Sonnabend und Montag - eine

Siunde früher Feterabend, deren Bezahlung : verlangt wird; 4) Abschaffung der Ueberstunven, eventuell füc die Stunde ein Zuschlag von 20 A sowohl für Lohn- wie für Accordarbeiter; 5) Freigabe des 1. Mai als eines Feicxtags. Gehilfen, welhe jet shon zu höheren Lobnsägen arbeiten, dücfea durch diese Pretsfestsezungen keinen Lohn- ausfall erleiden. (Vergl. Nr. 214/1899 d. Bl. :

Von den Ausftändigen in der hiesigen olzindustrie haben, wie die , Voss. Zta." mittheilt, außer den Möbeltishlern nunmehr au die Möbelpolierer, Drechsler, Holzbildhauer u. a. das Gewerbe- geriht als Einigung8amt angerufen und ues ihre Forderungen demselben unterbreitet. (Vergl. Nr. 59 d. Bl.)

In Barmen sind nah einer Meldung der „Köln. Ztg.“ die Schuhmachergesellen in eine Lohndewegung eingetceten. Sie verlangen Anerkennung eines von ibnen aufgestellten Stüdlohntarifs bei Zahlung eines Mindestlohnes von 21 46, Zustimmung zur Er- rihtung eines einzigen Arbeitsnahwetses und Annahme einer Werkstaite ordnung mit folgenden Beftimmungen: „Die Arbeitszeit - beträgt 10 Stunden tägli oder 60 Stunden wöchentlich, auss{ließlich der täglichen 14 stündigen Mittags- - und # stündigen Frübstücks- und NVesperpause. Der Meister bat für gesunde, luftige und nöthigenfalls geheizte Räume zu sorgen. Der Lobn wird stets am legten Arbeits- tage der Woche gezahlt; Kost und Wohnung is nicht beim Meister zu nehmen. Sämmiliche Fournituren dat der Meister zu liefern.

t ein Geselle auf Arbeit zu warten, so werden ihm 35 4 für jede tuade vergütet. Ueberstunden Dao mit 20, Sonntagsarbeit mit 2 bn ‘lag m n e T Le Veandelten orgefte:n über die Forderungen und lehnten fie mit großer Mehr- beit ab. (Vergl. Nr. 228/1899 d. Bl.) t Í

Sämmtliche Koblenwerke im Zwickaner Revier haben, wie „W. T. B.* meldet, eine allgemeine Lohnerböhnng für alle dortigen Leerga ex ales beschlofsen. A l. Nr. 50 d. Bl.)

Zus Bremen berichtet die „Rd.- est,

Tage, daß sämmtlihe Arbeiter des großen Dampfsägewerks8 von Logemann u. Wardenburg ausständig sind; sie fordern die Wieder- einstellung entlafsener Arbeiter.

Kunft und Wifsensehafi.

__A. F. „Die Grforschung des Himmels" lautete das Thema des 14. und leßten Gentenarvortrages, welhen gestern Abend der Direktor der Berliner Sternwarte, Geheimer Regierungsrath, Professor Dr. W. Foerster im wifsenschaftliden Theater der „Urania“ hielt.

Die Bedeutung des verslofsenen Jahrhunderts auf dem Gebiete der Himmelserforshung kann nicht leiht zu hoh veranschlagt werden. Wenn bei einer fummarischen ilderung der Arbeit eines fo [angen Zeitraums auf einem großen FFor[Qungögebtet aud auf Jahres3- zahlen der EGntdeckungen und auf die Namen und Lebensumftände der einzelien Forscher nicht eingegangen werden kann, so würde dem beabsichtigten Gindruck do etwas Wesentliches fehlen, meinte der Oa, wenn er versäumte, der Dankbarkeit und Pietät einen Ausdruck und einen Anhalt zu geben, mit welhem sich die Blicke- der Menschheit auf die ausgezeihaeten Astronomen riSten, welhe in diesem Zeitabschnitt an der Spize der Himmelsforshung gestanden haben, Gr wolle daber, indem er, zur Grleihterung des Verftändnisses und der guten Uedversichtlihkeit des reichen Bortragsstoffes halber, die Gelwamileislng des Jahrhunderts auf aftronomishem Gebiet in vier Gruppen theile, sogleih jeder Gruppe die Namen der verdienteften Forsher auf diesem Sondergebiet bei- fügen, um im weiteren Verfolg der Darftellung der Namensnennung Üüberboben zu sein. Als diese vier Gruppen bezeihnete der Vortragende 1) die Vervolllommnung der am Anfang des Jahrhunder1s {on vor- handenen ForsGuagsmittel und die Entdeckung oder erfinderisdje Ge- ftaltung neuer Mittel und ege der Forshung; 2) die Erforschung unseres Planetensystems einshließlich der Stellung und der Be- wegungen unserer Grde selber; 3) die Grntdeckung und Grforshung der Meteorwelt und ihrer Beziehungen zu den Kometen; 4) die Er- forshung der Geftaltungyen und Bewegungen in der Welt der Sterne und der Nebelgebilde bis zu den rénlles Himmels3räumen. Er nannte zu 1) die Namen Joseph Frauenhofer in München im erften, Professor Abbe zu Jena im E Drittel des Jahrhunderts, sowie Kirhhoff und Bunsen in He DOeTA (um 1860), oellner in Leipzig, Huggins in London, H. C. Vogel und Scheiner in Potsdam, Pickering in Cambridge bei Boston; zu 2) Gauß in Göttingen, Laplace und Leverrier in Paris, Hansen in Gotha, Encke in Berlin, neuerdings Newcomb in Washington; zu 3) Schia- parelli in Mailand, sowie in der ersten Jabrhunderthälfte und spezieller im Gebiete dec Kometen Olbers in Bremen, Bessel in Königsberg, Encke in Berlin; zu 4) im Anfaug des Jahrhunderts Wilhelm Herschel, um die Mitte desselben Sir John Herschel, Bessel in Königsberg, Argelander in Bonn, Wilbelm und Oito Struwe in St. Peterdbur und in der neueren Zeit Auwers in Berlin, Gill in Kapstadt und Seeligec in München.

Die Leistung des wichtigsten Hilfsmittels der astronomishen Korldung, des Fernrohrs, ist durch Verbefserung der Gläser und

E bis nahe 1 m im Durchmesser haltender Otjektiv-Linsen, woraus \sich Längenmaße der Instrumente bis 20 m ergeben, derartig gerrigues worden, daß wir auf dem näßhsten Himmelskörper, dem

onde, Gegenftände deutllch zu erkennen vermögen, welche keine geringeren Abmefungen alz 80 m aben Für den uns nächften Planeten Venus vergrößert si diese Minimal-Abmessung bereits auf 9—10 km, für den Mars auf 12 km, was unsere Hoffnungen, Details von den Leiftungen der Wesen, mit denen wir den Nachbarplaneten fo gern bevölkern, zu sehen, einshließlih ihrer angeblichen großen Kanalbauten, beträchtlih einshränkt. Für die Sonne vergrößert ih die betreffende Abmefsung auf 36 km und für irgend einen der Fixrfterne auf mindestens 1/1 der Entfernung zwischen Grde und Sonne. Immerhin bleibt der Zukunft, selbs wenn weitere Verbesserungen des Fernrohrs ausgeshlofsen sein sollten, vorbehalten, noch viele Gntdeckungen innerhalb unseres Sonnensystems zu mahen. Als ues wichtig hat sich die Jadienftstellung dec

hotographie zu aftronomishen Leistungen erwiesen. Erst dur sie

nd gewifse Mängel der großen Fernrohre, entstehend aus der Unruhe er Luft, welhe die Schärfe der Bilder stärker als in kleinen Fern- rohren beeinträchtigt, nahezu vollständig beseitigt worden. Das wichtigste neue Beobachtung3mittel aber, welch:3s das 19. Jahrhundert der Astronomie dargeboten bat, ift die mit dem Namen Spektralanalyse bezeichnete Lichtzerleguna, die uns. am Sternenhimmel niht nur die

rkenntniß vermittelt hat, daß alle Stoffe, welde wir auf unserem beimishen Himmelskörper- kennen, im ganzen Weltall vertreten sind, fondern auch ganz merkwürdige Aufschlüsse über Bewegungen am Sternenhimmel liefert, sodaß nah kurzer Beobachtung für jeden Stern die Feststellung möglich ift, mit welher Geschwindigkeit wir uns ihm nähern oder von ihm entfernen.

Die Gntdeckungen innerhalb unseres Planetensystems be- annen in der Neujabrsnaht des neunzehnten FJahr- underts durch die Gntdeckung des ersten unter zahlreihen, zwishen Mars und Jupiter sich bewegenden Planeten. Ihre Zahl ift seitdem auf etwa 440 angewachsen. Ganz zuleßt wurde einer dieser Weltwanderer entdeckt, der feine lang gedehnte Bahn bis in die Nähe der Grdbahn erftreckt. Gine wissenschaftliche That erften Ranges war die Gntdeckung des Planeten Neptun, nahdem aus den Unregelmäßigkeiten der Ucanus-Bewegung sein Vochandensein, ja die ungefähre Stelle, wo er sich befinden müsse, vorausberechnet worden war. Die beiden Monde des Mars verdanken dem 19. Jahrhundert ire Entdeckung, nicht minder der erft in letzter Zeit gewonnene Aufschluß

Ztg." vom gestrigen

“\yft

kenntniß über das Wesen der bang mit den Kometen, die“ s\ch als Anhäufungen von

ehr bedeutsame Gntdecküúug.

eteoriten

¿wis den Planeten, wahrsheinlih der ganze Weltraum, von kleinca und Tleinsten Weltkörperchén“gasförmiger' oder fester Beschaffenbeit er- füllt ift, von denen täglich- etwa einz Million auf die Erde herab- tommen, um in den obersten Luftshichten theils sich vollkommen ia Gas, theils in kosmishen Staub aufzulösen oder auch auf die Ecde berabzufallen. Jn einem ungeheuren Verhältniß muß dieser an dur thre überlegene Anziehung auf der Sonne nden. Ueber die noch im Anfang des Jahrhunderts wegen ihrer an- scheinenden Unbeweglichkeit mit gutem Recht Fixsterne genannten Himmelskörper außerhalb unseres Planeten-Systems besitzen wir erst durch die Entdeckungeu in der letzten Hälfte des Jahrhunderts eintaen Aufschluß. Von einer immer wachsenden Zah! derselben wissen wir ihre Entfernung, von sehr ‘vielen ihre relative Bewegung. Lihhtvariable Sterne sind als um einander {h drehende Doppel- sterne von verschiedener Heligkeit erkannt worden, deren Babn- ebene ungefähr die gleide ift wie die der Erdb2hn. Es scheint, daß unser Sonnensystem ih gegen einen Punkt des Himmels bewegt, der etwa im Sternbild der Leier oder des Herkulzs licgt. ¿e Milchstraße bezeichnet vielleiht die mittlere Grundebene unseres Weltensyftems. In den Nebelflecken seinen wir in sich erst ge- staltende, glüßende Gaömafsen binecinzuschauen, vielleicht Zustände der Weltenbildung, wie sie aud unser Weltsystem durhgemaht. Gs erübrigt zu sagen, daß: die obigen Mittheilungen nur ein schwa§hes Bild des gedankenreihen und durh Vergleiche der Welt des Großen mit der Welt des Kleinen gewürzten Vortrags geben.

Im Kunftgewerbe-Museum wird morgen, Freitaz, die an- eig Sonderausftellung aus den Beständen der Frei- errlich von Lipperheide’shen Koftümbibliothek eröffnet werden. Dieselbe füllt den ganzen LUchthof und bietet eine üver- rashende Menge seltenen und interessanten Materials. Freiherr vou Lipperheide hat, wie s&on mit etheilt, seine koftümwifsenschaftlihen Samælungen von Semäl!den, Büchern, Kupferstihen 2c, die er vor 30 Jahren begrfindet und mit größter Sahkenntniß und ungewdhn- lihen Mitteln ausgebaut haï, dur patriotishen Entshluß in den Besiy des preußischen Staats übergehen laffen. Aus der Bibliothek, die mit über 10 000 Bänden und 30 000 Einzelblättern älterer Zeit kürzli übergeben und der Berwaltung des Kunstgewerbe-Museums unterstellt worden ist, wird jeßt ‘im Lichthof eine Auswabkl von Büchern, Dad [ Mi, Haadzeihnungen, Stichen, Holzschnitten uxd Lithographien vorübergehend vorgeführt. enn diese Aus- stellung avch nur einen geringen Bruchtheil des ganzen Be- standes darftellt, fo sind darin doch alle GpoŸen der Kostümg?\chiHte seit dem Mittelalter vertreten und die Wandlungen der Trat in mannigfaher Form erkennbar: das Mittelalter und die Renaissance durch werthvolle Druckwerke und Eitnzelblätter alter Meister, das 17. und 18. Jahrhundert durch Trachtenbüter aller Art, durch Spott- \hriften, Almanache und kostbare Stifolgen, vor allem die glänzende Reihe der Pariser Kostüm- und Sittenbilder von Morcau (1774). Die Moden des 19. Jahrhunderts lafsen siH Jahr für Jahr durch die Modekupfer der Zeitschriften verfolgen, von denen die Aus- stellung gegtn 500 Blätter vorführt. Weitere Gruppen bilden die Blätter, darfte‘lend Kriegstrahten und Uniformen, KFestlihkeiten und Volksirachten, Die AuMtetuag wird das Interesse weiter Kreise fesseln und von dem uners{chöpflichen Material, das durh die Opfer- willigkeit des Stifters allgemein zugänglih und nugbar gemacht worden ifi, wenigstens durch die getroffene Auswahl eine ungefähre Vorstellung geben.

__ Die Märisißung der Arhäologishen Gesellschaft eröffnete in Vertretung des Borfigenden Herr Kekule von Stradouttemit geschäftlichen Mittheilungen und der Vorlegung seines Berichts über die Au3grabungen in Milet. Nach einen Vuriea Hinweis des Herrn ODehler auf die neuen Untersuhungen in Karthago nahm Herr Adler das Wort, um an der Hand großer Zeichnungen und Pläne seinen neuen, in der „Zeitschrift für Bauwesen“ (1900, Heft T—Il1) veröffent- lihten Wiederherstellungsversuch des Mausoleums von Halikarnaß in ein- gehender Weise zu erläutern uad zu begründen, Mit dem Danke für den anziehenden Vortrag gab Herr Trendelenburg dem Bedauern Ausdruck, daß auh dem neuen Versuche, jenes berühmte Bauwerk wiederherzustellen , nur das bisßer veröffentlihte unzureihende Material zu Grunde gelegt werden konnte, also auch ihm gegen- über die Bedenken bestehen bleiben, die gegen die früheren Versuche gers worden sind, Dem Wunsche, aus die erreihbaren Baureste des Mausoleums endlih einmal ershöpfend untersucht, auf- genommen und allgemein zugänglih gemacht werden, {loß sih die Versammlung an. Herr O. Mea lo bn machte von feinen inter- effanten Entdeckungen in der Nekropyole von Paros Mittheilurig, und im Anschluß hieran erläuterte Freiherr Hiller von Gärtce in gen eine parishe Jnschrift, die einen Auszug aus dem Werke eines bisher Un Tan Grammatikers Demeas über den Dichter Archilohos en °

Land- und Forftwirthschaft.

XXVIIL. Plenarversammlung des Deutschen Landwirthschafts3raths.

Dritte Sißung: Mittwo§, den 7. März 1900.

Der Vorsitzende, Landeshauptmann von Roeder - Oberellguth, eröffnete um 104 Uhr die Sizung. Den erften Gegenstand der Berathung bildeten Reformen auf dem Gebiete des Viehhandels. Die Referenten, Landes - Oekonomierath von Mendel - Steinfels (Halle a. S.) und Oberamtmann Nin

(Düppel), stellten gemeinsam eine Reibe von Anträgen, die na

längerer Diskussion in folgender Fassung angenommen wurden: „Der Viehhandel Deutshlands bedarf dringend einer Reformierung, und zwar sowobl in Rücksicht auf die bei demselben in die Erscheinung tretenden zweifellosen Mißbräuhe, als auch in RNücksiht auf die in Frage kommenden landwirtbsaftlich und national-öfonomisch hoch- wichtigen Interefsen. Diese Reform muß sowohl auf dem Wege der SCeu0enung bezw. der landespolizeilihen Verordnung, wie au auf dem- jenigen der Selbsthilfe der Landwirthshaft angestrebt und erreicht werden. Deshalb beschließt der Deuts: LandwirtbsSaftörath, an denmaßzgebenden Stellen des Reichs bezw. der Einzelregierungen mit Nachdruck dahin zu wirken, a. daß der S und die Notierung nah Lebeadgewicht bei Schlachtvied endlih allgemein durchgeführt werde, b. daß ent- sprechend den Vorschriften des Landwirthschaftskammer-Gesetes für Preußen 2 Absaßtz 4) für alle größeren Viehmärkte (bei Schlaht- und Magervieh) unparteiishe und sachverftändige Marktkommissionen unter Heranziehung von Vettretern der Landwirtbschaft gebildet werden, denen die Herftellung der amtlihen Preisnotierungen und die fonstige Kontrole des Marktverkehrs obliegt, c. daß der Handel an den größeren Viehmärkten nur auf Grund von Schluß- scheinen sich vollziehen darf, welhe auf Verlangen den Markt- kommissionen vorzulegen find, d. daß auf die Errihtung von Mager- viehmärkten überall, wo ein Bed rfniß befteht, mehr wie bisher Bedacht genommen wird, besonders auh deshalb, um den aus ver- schiedenen Gründen s{ädlichen ‘und unw rialien Hausierhandel überhaupt zu beseitigen, 0. daß für die Märkte besondere Markt- ordnungen fowohl in Bezug auf einen geordneten Handels- verkehr, wie auch auf ‘das veterinäre Interesse erlassen werden, jedoch nicht ohne vorher die in Betracht kommenden landwirth|\haftlihen Vertretungskörpershaften zu hören, f. daß in den Martktordnungen auch möglichft einheitlihe Normen für die

die Ratur des Saturn-Ringes, der niht eine zusammenhängend Masse, sondern eine Sicht eng aneinander den Planeten STecistkes

F anz dem 19. Jabthuniett allein añgehörig ift die Er- | um alle Mißbräuche des

dharakterisierèén. Immer klarer wird es, daß der gañzé Raum -

| Träbgätés darftélit: eine für die Entstehungögeschicte unsers ‘Sontten- | Ie ftérath „beschließt ferner, daÿ allgemein ausgesprochen

wérden müfse, daf die fti obs Staats nicht hinreihen werden Viehbandels zu

a: die Errichtung von eigenen Verkaufsftellen an den maßgetenden Märkten.“

bestzes auseinander, fodaß man sich {chliéßlich dahin einigte, die Behandlun der Frage, welhe Reform der Amortisations\{chuld sich S SHuldentlaftung empsiehlt, auf die Tazesordnung der nächsten Plenar- Ge s s um wurden Vors{läge von Reihsrath Dr. von Buhl Deidesbeim) und Klein (Wertheim a. M.) zum Entwurf T eihs-Weingeseßes einer eingehenden Erörterung unterzogen, die zur Annahme folgender Resolution führte: „Der Deutsche Land- wirtbshäftsrath erklärt: 1) daß als Naturwein nur dasjenige Getränk angeboten und verkauft werden darf, wzlches aus alfoholtscher Gährung des Traubensaftes ohne irgend einen Zusay entstanden ist, 2) daß die Herftellung aller Arten von Kunstwein zu Handelszwecken, Bea der Vertrieb desselben verboten wird, 3) daß die maßlose Ver- mehrung des Naturweins mit Wasser und Zucker gescßlich wirksamer ais bisher beshränkt werde, 4) daß die seitens des Bundetraths ¡u bestimmenden Grenzzahlen für den Extrakt- und Aschengehalt künftig wegfallen, 9 nah Ablauf der Handetsverträge der Verschnitt von Wei wein mit Rothwein und der Bertrieb des so hergestellten Weines ais Rothwein verboten wird, 6) daß die Kontrole zur Durhführung des G-seßes wirksam gestaltet werde“. Damit war um 5{ Uhr die TageLordnung erledigt.

Saatenstand in Ungarn.

Nah den bei dem ungarischen Ackerbau-Ministerium bis zum 28. Februar eingelangten Berichten war, wie die „Wiener Ztg.“ be- richtet, das Weiter im Monat Februar vorwiegend milde und hatte vollkommenen Frübjahrshurakt-r. Nachts nah:n jedo die Temperatur in einem solchen Maße ab, daß nicht selten Reif und Frost ¡zu ver- zeiHnen war. Die Variationen des Thermomcters nahmen somit größere Dimensionen an, so zwar, daß anfangs März in- foïge der streagen Kälte und des Schneefalls alle Merk- male eines eten Winters vorhanden waren. Gelegentlih des Früßblingßwetters wurde an vielen Stellen des Landes, vorwiegend aber im Alföld und im rechtsseitigen Donau- gebiete, die Adckerung vorgenommen. Aber auch in manchen Landes- tbeilen Siebenbürgens und in den öftlihen Comitaten begann manu mit den Feldarbetiten, und in vielen Gegenden diefer Gebiete mate die Aussaat der Felder größere Fortschritte. Dur den Wetter- umschwung sind alle diese Arbeiten ins Stocken gerathen. Der Swneefall hatte insofern eine günftige Wirkung, als die Felder gegen Fröôöste mehr gelQupt DN Aber dort, wo kein Schnee lieat, werden einzelne Klagen über Rückfall des Saatenstandes laut. Im allgemeinen haben sid faft in allen Landestheilen die Saaten gebessert. Nichts- emar kommen au vereinzelte Klagen, theils dur Würmer- und Mäuse-Schaden, theils durch Autfaulen und Ausfrieren der Pflanzen verursacht, vor. Zur Zeit kann der Stand des Herbftweizens und „Roggens im aroßen Dur@schaitt als günstig bezeihnet werden. Am besten, d. h. befriedigendsten, ftehen sie in Landestheilen Siebenbürgens, ia der T N Ede, am rechts8}eitigen Donau-Ufer und {ließli in dem Gebiet zwischen der Donau und der Theiß. Die NRapsfaaten haben nicht Bo besten überwtntert, am meisten litten sie dur den ungünstigen Wiiterung8wechsel. An manchen Stellen klagt man über gänzlihe Vernichtung dieser Pflanze. Auch di-e Futterfelder erlitten durch Vermehrung der Mäuse viel Sch20en. Die Weinstöcke litten hie und da durch Glatteis, minder hart warden die Obfkbäume mit- genommen.

Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.

Der Kaiserliche Konsul in Roftow a. D. berihtet unter. d 26. v. M. Folgendes: f Ÿ as Die verfloffenen Wochen haben zweimal, zu Anfang und um Mitte deg. laufenden Monats, s{chwahe Ansäße zu Thauweiter ge- braht, die jedo nah nur ein- bis zweitägiger Dauer sofort wieder in scharfen, bis zu —12° R. anfteigenden Frost umschlugen. Dabei blies faft ununterbrochen ¡uweilen mit orkan- hafter Gewalt, der für die biesige Gegend carakteriftische \hneidende Nordostwind, der au heute noch, bei einer Morgen- temperatur von —8® R., wenngleih mit verminderter Heftigkeit an- dauert. Schnee ift während dieser Zeit nur einmal, und zwar in kaum nennenswerthem Maße, gefallen, und die von früher her vor- handene Schneedecke ift durh die vorerwähnten Thauwettertage soroeit abgeschmolzen, daß auf der Steppe überall {on fleckenweise die Grd- oberfläche zu Tage tritt. Der Stand der Wintersaaten foll gleichwobl zu BefürStungen keinen Anlaß geben. Die Spißen der infolge der günstigen Herbst- witterung {on ziemlih hohen Schößlinge sollen allerdings, namentli beim Weizen, vtelfah abgefroren sein; indessen gelten die Pflanzen bereits für hinreichend erftarkt, um diese Hemmung ihrer Entwickelung unter dem Ginfluß des nun wohl nahe bevorstehenden Frühlings- wONn O H iu A F Rüd _ Das Getreidegeschäft hat sich mit Rücksiht auf die herannahende Wiedereröffnung der Schiffahrt in letzter Zeit hier etwas belebt, wenn auch die Umsäße infolge andauernder Zurückhaitung der auf giitigc BrüyladeMpre e hoffenden Verkäufer nah wie vor gering bleiben.

m meisten wird noch immer, hier wie in Noworofsysk, artiveizen und Gerste gehandelt, wovon namentlich der erstere ih einer ftetigen Nachfrage seitens der Mittelmeerhäfen erfreut. Die Preise sind, der sich verftärkenden Nachfrage entsprechend, seit Gnde Januar hier wie in Noworofsysk für alle Getreicearten zum theil nit unerheblih geftiegen. Die Zufuhren Roftows betrugen im Januar (alten Stils) :

Weizen Roggen Gerste

700 009 Pud 5009 000 Pud 35 009 Pud

und an Vorräthen waren am 1./13. desselben Monats vorhanden : Weizen Roggen Gerste

1 400 000 Pud 950 009 Pud 400 000 Pud

In Noworofsy3k beliefen sich die Zufuhren im Januar (alten

Stils) auf:

q Winterweizen . . , . . 302633 Pud PUUTEIen C Oa Ds E e

; E: «5 O Die Ausfuhr betrug in derselben Zeit: interwetzen e « 379095 Pud O e O0 TIO en C e DOOSDE E T 009 Gs ist somit für alle vier Getreidearten eine weitere Vermin- derung der Borräthe zu verzeihnen, in erheblihem Maße allerdings nur für Roggen und Gerste, von welhen am 31. Dezember (alten U ms 3 S un i 226 Vi uo So waren. m 11./23. Februar ftellten die Preise pro zehnpudiges Tschetwert, wie folgt: B R L in Noftow:

11./23. Februar dagegen Weizen am 11./23. Januar

a. Winterweizen . . , 8,35 bis 9,380 Rb1[. 8,55 bis 9,65 x b. Plrsveizen aa 68,00 O00 8,20 9,96 T c. Girla ä 8,45 9,05

amtlihe Preisnotierung vorgeschrieben werden, Der Deutsche

Noggen . . 690 „82 Gerste .. 6,10 ; 6/20 7

: beseitigen. Deshalb eteoriten und ‘ihren Pnlaunkne auf “dem Wege der Selbsthilfe dur genofsensGaftlihe halb muß Vere nigungen vorgegangen werden. Zu dem Zwedcke eimpfiehlt sich : - Betheiligung an Viebverwerthuzgsgenossenshaften, - b. die

Sodann’ wurde über die Nuybarmachung der Lebensver- Pherane für dieSchuldentlastung des iu ltSen Geund- erathen. Die Azasichten hierüber gingen indessen noch weit

L folie idi E ine ire Smit

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