1900 / 60 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Mar 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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niedrigster | h i

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Verkaufte

Doppelzentner]

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Durch-

itts- ata dem

M

Rawitsch. Bromberg Militsch . Breslau . Frankenstein L E Schönau a. K. Halberstadt . Eilenburg Marne

Geslar . Duderstadt . Lüneburg. Paderborn . Limburg a. L. . B Dinkelsbühl Biberach . Ueberlingen . Schwerin i. M. Braunschweig . Altenburg ¿ Landsberg a. W. . Breslau . LEA

Bemerkungen.

S Ge “n 6A E U A

Ein liegender Strich (—) in den Spa

Die verkaufte Menge wird au

11,09 12,09 11,60 11,30

10,95 10,20 13,50 13,50 15,00 13,00 12,33 12,75

13,60 | 1340 | 13,00 1320 | 12,20

11,40 |

en für Preise hat die B

Deutscher Reichstag. 161. Sigung vom 7. März 1900, L Uhr. Ueber den Anfang der Sizung wurde in der gestrigen

Nummer d. Bl. berichtet.

Die Rechnungs-Kommission hat die endgültige Ueber- ficht der S inan und Ausgaben des ostafrikanischen

Schußgebiets

1896/97, die endgültige Uebersicht der

Kamerun j go, i des südwestafrikanischen Schußgebiets für 1897/98, die zweite vorläufige Uebersicht A afrikanishen Shußgebiete für 1898

gaben der Schußgebiete

und die vorläufige Uebersicht der sämmtlichen eprüft. Sie beantragt durch

und des Schußgebiets von

Togo für Einnahmen und Aus- und To sowie

Ost-Afrika pro 1897/98 Einnahmen und Ausgaben

den Referenten, Abg. Wurm

So03z.), die nachgewiesenen Etatsüberschreitungen mit rund 21/2

Millionen Mark zu genehmigen. Abg. Das8b ach (Zentr.):

Der Grund der

{on berührten Ver-

zögerung der Rehnungelegung ist uns daLin angegeben worden, daß

ein ôfterer Wechsel der länger als 24 Jahre mögen sich alle immer ncch davon phantasieren, Auswanderern in unsere Die Rechnaungsfübßrung haupt noch fehr im

über Argen.

Beamten nötbig dort aushalten Diejenigen ftets

afri!auischen

sei, daß der Beamte nicht kann. Diese Thatsache gegenwärtig halten, welche einen Strom von deutschen Kolonien zu lenken. Kolonien licgt über-

unsere | Jahr werden erhöhte

Fedés

Forderungen gestellt, man erweckt in uns Hoffnung auf steigende Ein-

nahmen, den aber finden wir @ließlich immer Bewilligung weiterer größerer Ausg zelnen Etatsüberschreitungen nd in

namentlich aus den Steuern; in den vorläufigen- Uebersichten wieder null.

Das tann doch zur abea nit ermuthigen. Die ein- medr als dürftiger Weise, eigentlich

i s i iision in jedem einzelnen garniht begründet worden, die Kommiision hat h in jedem einze Punkt erst mühsam Aufklärung vershaffen müssen; und au diese uns

gegebenen amtlichen Erklärungen

Gine Ausgabe von einer worden durch den Geuverneur,

Meldung nach Berlin erstaitet worden

Regierun

Verlegung des Sihes der j die

müssen jetzt bewilligt werden; treffenden Pläne einfach genebmigt

halben Million : | ohne daß auch nur eine Anfrage oder

find sehr mangelhaft gewesen. ist für Bâäuten gema§ht

Die Koften für die nad) Lome bat die be-

wäre. ie

g in Togo von Sebbe Kolonialverwaltung

in der Hoffnung, daß keine Etats-

übershreitung übzrhaupt entstehen würde, T as find unhaltbare Zustände.

Wenn in Zukunft nicht bessere dem Neichékanzler gegeben werden, Bewilligungsfreudigkeit für die Kol Gs müßte hier cndlih

Unterlagen von der Verwaltung wird bei vieien Mitgliedern die onien cincn starken Stoß ecleiden,

einmal mit dem Gebrauch gebrochen werden,

die Etatsüberschreitungen einfah nachträglih zu geachmigen; denn

wenn die Beamten wissen, daß es

wird an das Innehalten der Etaisanihläge und auch ferner nit ged2cht reden. E ihtige. t als Vorsizender der Rehnungs8- daß die Kommiiston on dem Miitel der Indemnitäts- Weg, seien die geordnet bona fides afi fest. Es fônne aber nicht die des Plenums sein, Vorschläge leugbarzn Uebelstände in der ( - nohmaliger Berath t j Abânderungsantrag j - f ist in der Kommission wieder z Abs. von Strombeck (Z ntr.) erhaltung ter Ersaypflicht aus. Unter-Staatssefretär im Reichs- geratheren

jedenfalls in diesem Falle das Ÿ Abg. Dr. Hasse (nl.) pfl:chte kommisfion dem Vorredner bei un garniht abgeneigt sein würde, v verweigerung Gebrauch zu Ordnung zu {afen / Verhaltnisse in den Kolonizn gelagert wie in der Heimath, der Kolonialverwaltung unzweifelh Aufgabe der Kommission und ni@t für die Abstellung der Rechnungslegung zu machen ; fallenden Pflicht nicht entziehen. nicht weiter gehen. lihe Orbnung eintreten.

Geheimer Legazionkra pon Köni L der Rechnungslegung ges&lossen woiden Ut, ü wirthicaftlidbe Anlagen geeigneten Gebiete vorhanden feine fle COREROE ein Giterbcbiliisve. Mit klimatischen alle tropishzn Kolonien zu kämpfen, auch dies jenigen, die in landwirtbschaftliwer Bezizhung und für trovische An' Man fkôante vielmehr nur den S&luß mit denjenigen Gebieten, welche großer Kolonien vorhanden sind, bessere Ver- allein Eisenbabnen zu bauen, wie die W353 die Verzözerung în die hier getadelt ; in allen u8haltsübersihten rechtzeitig vor-

wären, fo ist dieser Schluß Schwiecigkeiten haben

lagen durchaus geeignet sind. ziehen, daß es erforderli ift, in der - Beziehung {ih Ausdehnung auch in unseren bindungen berzuitellen, und voz Gngländer und Holländer es getha der Vortiage der

gelegt worden. Für Oft - Afrika

jondere Schwierigkeiten gemacht, wi der doppelt-n Größe des Deutschen theilweise an _den Viktoria- und Nyassa-See, gelegen Gs if in Ansycuch nimmt, ehe tiefe Ab- ehe fe revidiert sind und

überzogen ist, die Tanganika-, 1 N [ daß es außerordentli viel Zeit

rechnungen an der

mah?! niht ersitliŸ

jeßigen un W- ide 1 die Verwaltung dürfe si ‘dieser ihr zu

Spätestens im

eignen

vorläufigen Uebersichten betrifft, worden ift, so kann si das nur auf Ost - Afrika beziehen übrigen Schagtzgebieten find die Ha

Zentralstelle eingehen,

damit wie biêber weiter gedt, so Etatsbewilligungen Fndemnität zu versazen, wäre

d konstatiert, ba cin anderer wäre. Gewiß

uind nicht }o die

en,

anders

aud stehe die

So wie jeut könne es unbeding ¡âchsten Jahre 11úßte eine ge]eß

und wele in

n baben.

hat die rechtzeitige Vorlage

sind. Es ist kla

nah erfolgter Abnahme dem Reichsiage vorgelegt wérden köane

Die mangelhafte Mctivierung bei ei

do nur bei verhältnißmäßig wen gemeinen kann man wobl ausführlihe ift.

darauf hingewirkt werden,

jagen, (s wird abeæx scitens der Kol dal ftattfindet, und es sind in dieser Bezichung bereits Maßnahmen ge-

igen

fie künftig noi eingehend

f volle Doppelzentner u

q: W2nn aus der Verzögerung daß in den Kolonien

[ Oft - Afrika ein Gebiet ist von Reichs, welches mit Stationen entferntesten Grenzen, am

nzêlnen Ueberschreitunzen hat Punkten stattgefunden; im all daß die Motivierung eine rech ontalverwaitung

11,25 12,00 11,60 11,40

11,20 10,60 13,70 13,50 13,00 13,50 12,67 13,00

13,80 13.40 13.00

13,20 12/20

11,50

edeutung,

\hreitung wesentlih

punîtt lichen

hat sie

\{reitung betrifft,

verwaltun

gebiete

Die

durch

sollen,

Au

Die in

nur ein

£s

in dem betreffenden ausgesehen werden konnte. geltend gemacht wurde, Rücksichten im Interesse der Beam

nit

Ergänzungen zur V vorgelegt worden feien, der Kommission cine Anfrage nit

schließzun(

11,25

11,90 11,50 11,00 11,45 10,90 13,70 14,00 13.19 13,60 12,67 13,00 13,60

14,00 13,60 14,07 12,00 13,70 13,20

11,60

hervorger daß

der Kommission diese nacht #ich um verbältnißm : in wenigen Tagen aemacht werden fonuten. Übrigen 1 daß, wie zu hoffen ist, künftig

genommen. ' j Darauf wird die zweite Neichs\huldenordnung fortg des Entwurfs des Abg. Richter | S2 well die welche Sielle und verschreibungen der verzinslich dem Reichskanzler zu; das ( °s, der Kündigungsbedingun

timmung des Zinssa Ren Zuaei erfolgen soll.

Kurses, zu we

Verluft en Werth

geltoblenen Kupons, stimmung, um die €s von Jagren, i erbeblihe Unzuköimrali Ländern, z. B, in den Ver dizselben Bestimmungen ui die Schuldverschreibungen.

Abg. von Strombedck Sagan auch für das Plenum zu! Absatz zu streichen, aus prinzipte

Das Haus lehnt diesen Stimmen ab und läßt den §

Darauf werden Beri berathen. . H r, Die Studeztin der Medizin 1 izen Berlin und Genossinnen, bitten den Reichstag, dahin wirken Grund ihrer Maturitätszeugni}e, Beziehung den an die männlichen wecke der Jmmatrikulation und nach- en Staatspcüfungèn gestellten For- nunmehr auch die ihnen danahch Zulassung zur Jmmatrikulation, den Staatsprüfungen, gewährt werden.

settens egründung der U so ift darauf

und

NoŸÿ: 11,59

11,90 11,70 11,00 11,70 11,10 14,00 14.00 13,10 14,00 13,00 13,20 13,60

14,29 13 89 14,67 12,20 13 70 13,20

11,30

nd der Verkaufswertb auf daß der betreffende Preis

troffen worden, insofern die Gouver bei allen Uzberschreitungen aufs Ein und die Nothwendigkeit festzustellen, die Motivierung zu ments von Sebbe nach kommission nehmen Tonnte, es herbeigeführt werden. herbeigeführt wo Jahre geherrs%t hat u! Da nun vom Gouv

liefern.

hervorgehoben worden, da

werde

so hat die Koloniaiverwaltung y Eönnen, ihre Genehmigung zu ertheilen. annehmen

gemacht worden war und | g auch nicht in der Lage gewe}en it, i räglihe Ergänzung äßig schwierige kalkulateri worden sind,

nit werden nötbig werden.

missionsbericht {(rkläruny bervorcehoben worden, daß der Shutzgebiete Etatsüderf namentlich Pun Gs, 1ch ziehen würden. biet ift es thatsätlih niht mözli hier zur Sprache zu bringen. bemüht, soweit iracnd mögli, ibr das auc in niht allzu l Anträge

der

waren an

lhem die Ausgabe erfol 9 wird von der Kommijhon Annahme empfohlen, und das Plenum ohne Debatte.

8 16 Absaz 2 schließt nihtung eines Zinsscheins den in buchs statuierten Ersazanspruch aus, in dem Scheine bedarf. _ diese Bestimmung empsiel ung zur unverändert des Abg. Dr. Müller- arüdck zezogen worden. \ spricht si für die Aufrecht-

Ashexborn: jährlich abec noch die

DOT

die fast niemals L ih hier handelt, besteht der chGfeiten niht za erwartea sind. etnigten Staaten von it bloß für die Kupoas, sond

id

zu wollen, daß ihnen auf n. f nah denen sie in A Studierenden zum

¿ | heriger Zulassung zu d derungen genügt hab:n, n er | kommenden Rechte: 1) die 2) die Zulassung zu

Hafer. 11,50 12,30 12,20 12,00 11,60 11,95 11,30 14,00 14,50 13,20 14,10 13,09 13,20 13,80 14 093 12,80 ¡440 14,00 14 60 12,23 14,00 |

400 |

12,80 |

können, ufen werden würde.

E

J

wenn Verzögerungen gr le Bei der großen Ausdehnung einzelner Shußz- b, rechtzeitig alle Uebershreitung?n Di2 Kolonitalvecwaltung ift aver Abbilfe zu hafen, und sie bofft, daß anger Zit gelinzen wied. Rechnungskommi}}ton

und

12,10 |

dur diese

geglaubt,

bin dana

nimmt dea von dem Abg. De. Müllec- ua zurückzezogeien Antrag, den betreffenden llen Gründen wieder aus. : Antrag jedoch gegen wenige 16 unverändert. E chte der Petitionskommission

eseßt.

in S8

Kuy0us Al (A Dazu

12,00 12,39 12 20 12,20 11,60 12,20 11,50 14,30 14,50 13 20 16,00 13,33 13,60 14,40 14 09 13,80 14 69 14 09 14,60 12,40 14,09 14,00 ¡2,389 12,30

volle Mark abgerundet mit nit vorgekommen ist, ein *

daß dadur

Die

zur

Schoyamt Dr. cepráäfentieren gehören l eingelöft werden. Die L seit eiaer Reihe

eine

Nor2- Amerika, 2 ern sogar für

200 16 20 99

9 30 29

293

nements darauf hingewiesen sind, gebhendste die Urf t um das nôthize Material Was die Verlegung des Gouverne- Lome betrifft, so ist bereits in der Rechnungs- ß die Verwaltung nit an- Verlegung lebe Die Ueberschreitung if thatsächlich eden durch die ausnahmsweise Dürre, welche t und in keiner Weise vor- erneur der Gesichts- deß die Verlegung aus gesundbeit- ten durchaus nothwendig sei, sid dem nitt entzieben zu Wie \chon hervorgehoben, Etatsüber- Was nun den Punkt der Kolonrtalverwaltung die gewünshten ebersreitungen nit rechtzeitig aufmerfsam zu machen, daß von vorherige Mittheilung über die beabfichtigte d daß daber die Kolonial- bereits in der Sißung vorzulegen. Es handelt ishe Aufste-Uungen, dîe

eine

aber früher nit geliefert Fm übrigen wird sich dieser Punkt dadur erledigen, ünftig die Motivierang eine noch ausführ- lihere werden wird und daß daber derartige naWträglihe Anfragen s ift hon in der Anlage zum des Kolonial-Direkiors von 1895 ch bei den unentwickelten Verhältnissen reitungen niht immer vermeiden lassen, ößere Nachtheile nah

werden an-

Lesung des Entwurfs einer bp: S8 2 und 16 die Budgetkommission auf Antrag (fr. Volksp.) zurücgzewiesen worden. Bestimmungen darüber, zu in welchen Beträ 2n Anleihe ausgegebea werden das Gleiche gilt von der Be- gen und dez

unveränderten beschließt demgemäß

bei Abhandenkommen oder Ver- 04 Bürgerlichen Geseß- ohne daß cs der Aus-

hlt die Kommission nah en Annahme. Sagan (fr. Volksp.)

Ueberzeugung , Fn anderen gelien

Hermine Edenhuizen zu

ace derselben für

Ueber-

Kom-

welcher Zeit, gen Schuld-

Ein

2

daß

u-

29

de do do R, dO S V0 D G I HO D

13,10

12,83 13,40 | 12,70

13,92

13,40 14,07 | 13,60 |

13,10

12,81 13,40 13,90 14,00 i367 14,13 13,63

etheilt. Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berehnet. unkt (. ) in den legten sechs Spalten,

daß entsprechender Bericht fehlt.

Die Kommission beantragt Uebergang zur Tagesordnung über die Petition, soweit sie die Zulassung der Frauen zum Studium als Aerzte, ahnärzte und Apotheker be- trifft, da sie durch den Bes luß des Bundesraths vom 24. April 1899 erledigt ist, im übrigen aber den Uebergang zur Tagesordnung wegen mangelnder Kompetenz des Reichstags.

Aha. Schrader (fr. Vgg.) befürwortet den von ihm in Semeinschaft mit A r Midcet Cie Gegenantrag, eine Vereinbarung der ver- bündeten Regierungen herbeizuführen, nah welcher diejenigea Frauen zum Besuch der sämmilichen Borlesungen an Universitäten zuzulassen sind, welche die in dem genannten Beschlusse des Bundesraths ver- langte Vorbildung nabweisen. Der Bundesrathsbeshluß reihe nit aus, ebenso wenig der Kommissionsbeschluß; es werde mit der einen Hand gegebea, mit der anderen genommen. Die Furcht der Aerzte vor der weiblihen Konkurrenz sei doch gänzlih unbegründet.

Abg. Dr. Endemann (nl.) ift auch der Meinung, daß dem Frauenstudium mözlihit Vorschub geleistet, niht aber ihm Widerstand entgegenge"eßt werden sollte. Die Immatrikulation gebe das Necht, zu jeder Vorlesung zugelassen zu werden, und damit würde eine Menge Schwierigkeiten, welche heute niht nur für die Damen, fondern auch für vie Professoren E vershwinden. Der Reichstag sollte daher

Antrag Schrader annehmen. j

is Abg. T Meer von Hertling (Zentr.): Auf die Gefahr bin, vòllig rüdschrittlier Tendenzen oder der Vertretung des ein- seitigften Profefsorenstandpunktes bezihtigt zu werden, möchte ih dem Antrag entgegentreten. Der Antrag focdert allgemeine Zalafsung der Frazen zu allen Fakultäten. Das bedeutet eine Erweiterung der Reichskompetenz, die niht fo [leiht genommen werden sollte. Man soll dech erst abwarten, wa3 die einzelnen Unterrichtsverwaltungen auf diesem noch lange nicht spruchreifen Gebiete thun werden. Ih habe per- \önlich den Damen, die sih bei mir meldeten, erklärt; ih wünsche nit, daß Frauen meine Vorlesungen hôcen, und es is mir daraus keine Un- gelegenheit erwahsen. Mit den Bestrebungen der Fraueaemanzipation, wenn fie die Erziehung der Frauen zu größerer wirthschaftlicher Selbsft- ständigkeit bedeuten, bin ih ganz einverstanden; denn ih weiß sehr gut, daß: das alte chön2 Wort: „Die Frau gzhöôrt ins Haus!“ niht mehr den alten s{önen Inhalt hat. Die Frauzn und Mädchen müssen in ibren Bemühungen, sh wirthschaftlih auf eigene Füßz zu tellen, unter- stützt werden. Die Frau darf au niht in Inferiorität echalten werden; es muß ihrem Streden nah gzistigec Hebuag entgegen- gekommen werden. Aber, w38 wir nicht wolleza, ist das \cablonenhafte Eindräagen der Frauzn in alle möglichen männlichea Bezcufz, das kann nur zum Shazei der Frauen ausschlagen, es wird dadur den Frauen das genommen, was den Charakter des weiblih?n G2shiechts aus- mat; wir machen aus den Frau?n keine Männer, aber aus den Frauen entweiblihte Frauen. Es giebt doch in der S sellihafts8ordaunz ge- wisse unvecrückbare Grenzen, welche Gott gesteckt bat; es laffen ih die besonderen Bedürfnisse in Anlagen desz weiblichen Organismus nun einmal nicht aus der Welt \chaffen, Die weiblihen Mitglieder der Krankenkassen weisen doppelt fo viel Krank- h:itôtage auf als die Männer. Zu dem Sabloaendhaften gehört au das Verlaagen des Eindrinzens in die best-h-ndzn Bildungs- anstalten, die eine Jahrhundert alte Eatwickelung hinter sih haben. Vieles a1 diesen Anttalten und an den Universitäten ist im Fluß; in solhen Periozea foll man nicht die Schwierigkeit der Lösung dur die Zulassung der Frauen vermehren. Im Nothfalle gründe man Frauznuniversitäten. Den Antrag Sthrader werde ih ablehnen.

Aba. S rader : Unser Antrag wirft gar keine neu? Frauénfrage auf. Wic Aa nihts als die Ergänzung des Buadesraths»esh{ufses, die Zulassung zu der JImmatrikulation und zu den Prüfungen. Wean wir warten sollen bis zu den Neuordnungen des Unterrichts wesens, so werden viele von den Damen, welche heute ftudieren möchten, alt und grau geworden sein. Unser Antraz bedeutet au teine (Erweite- rung der Neichskompetenz, Serade în Bayern hat man die Zulaffung einer Dame zu den Vorlesungen seitens des Ministeriums abgelehnt, obwobl der betreffende Professor nihts dagzgen hatte; in Bayern scheint man also dem Geiste des Bundescathsbe\Hlufs2s entgegen? zuarbeiten. R

Abg. Bebel (Soz): D:n Antraz Shrader kann ih, nichi als eine Grweitzrung der KARPSLnI, des vteihstages A 10 e Recht, unter den verbündeten HKezgterangen etne Vereinbarua 8 ira habea wic j2derzett. Auch sonst hat ih Freiherr von Hertling in Wideryrüchen bewegt. Dec Ton indeß, in welchem er sich heute geäuzert hat, [tit hôhst vortheilhaft unv erfreulih ab von derjenigen Tonart, wel§2e noch vor zeha Jahren aus dem Zentrum heraus in diesen Fragen ersholl. Die Herren sind ebea dur die Ec- fahrungen übec die harte Noth des Lebens gezwungen worden, ihre fcühere absolut ablehneade Haltuag zu modifizierzn Die Z3 der uur den fogenannien höheren Ständen angzhöcenden Töchter wäh rapide, die keine Aussiht mehr haben, ducch Hzirath versorgt zu werden, uad diz dahec zu irgend einem Lebenserwerb greifen müssen. Herr von Hertling spciht von gewissen unverrückbaren Grenzea; Ff

it 392: en bürgerlichen Kreisen die zieht mit seinen Gesianungzg?40ssea in den büûrg A t nnecn

cenze da, wo di? Konkurcenz der Frauen anfängt, E Sas zu werden, namentlich bei dea gelehrten H Im übrigen habza die Hercen garnihts dagegen, daß ¿in Frauenarbeit immer weiter um fi greift. Herr von De g sollte doch an München denken, wie doct die Frauen in wahr e \kandalôser Wise auf Bauten beschäftigt wz2rden und N rat Hantierungen und in einer Kleidung, die pcüde Leute in der N choquierza fann; da abzc ist die Fraueawürdz, die Dee keit 2c. 2c. nit in Gefahr. Anders aber bei den gelehrten Berufen;

da kommen diese fittlihen Bedenken plöglih in Fülle. Das einzige

Gerechte ift E Frauen alle diejenigen Wege zu öffnen, auf

äfte im Dienste des Individuums und der All- gemeinheit bethätigen können, in diesem Stnne verstehe ih die Frauenemanzipation. Für die körperlih! Ausbildung der Frau ist nach der bisherigen falschen Erziehungsweise noh lange niht das Erforderliche geshehen. Es ist damit wie in allen übrigen Beziehungen; immer nimmt dec Mann das Vorreht für sih in Anspruch. Eine

olge der verkehrten Erziehung is au, daß die Frauen in der naiven

nshauung befangen bleiben, daß sie unbeshränkte Zeit lang arbeiten können. Jeder Shritt, in diesem Sinne die Emanzipatioa d2c Fcau zu fördern, muß unterftüßt werden. |

Abg. Dr. Freiherr von Hertling: Herr Bebel hat ganz Ret, es handelt sih in der Hauptsahe um die Töchter der fogenannten höheren Ständ?-. Jch habe zeigen wollen, wie gefährlich es ift, die S in cinea Konkurrenzkampf mit den Männern zu treiven, einen

ampf, der nothwendigerweise zu In der Frauen aus\shlagen muß. Die weiblichen Postbeamten will ih deswegen niht etwa wiever absch1ffea. Die Bewegung ift da, das erkenne ih an; wir sollten aber nichts thun, um sie noch zu beschleunigen. D2n Standpunkt, dea ih heute kundgegeben habe, nehme ih son seit vielen Jahren ein, Meia Standpunkt is auh nit der d2s krafsfen Egoism18, der Klafssen- herrshaft, da is Hz2cc B:bel sehr im Ircrthun; shon im Jahre 1877 hat das Zentrum in dem sozialpolitischzn Antcag Galen Vor- \{läze zu Gunsten der verheiratheten Frauen in dea Fabriken gemaht. Die Vorkommaisse in MünYen sind allecdings abschzulich; ih babe abec sŸon im Jahre 1878 einen Antrag gestellt, die Be- schäftigung der Frauen bei Bauten zu verbieten. Mehr als einen An- trag stellen fann auch der Adbg?ordnete niht. Die unverrückdaren Untecschiede in dem Orzanismus der Geshlechter, in dem psyhischen und physishen Ocganismus wird auch Hzrc Bckbel nicht leuznen; follte er daran rütt?ln, fo würde ec nuc sel hinuntzcfallen.

Abg. Bebel: Herr von Hertling woll: sih yon seinen Partei- freanden bestätigen lasen, w:nn er felbst niht weiß, daß fi? früher viel shrofer jede Anregung in dieser Richtung vecwarfen. Den An- trag, die verheiratheten Frauen von der Fabrikarbeit auszuschlicßen, würden wir auch beute bekämpfen, sofern nicht nahgewiesen würde, daß der der Frau eatgehende Verdienst irgendwie durch den Mann aufgebracht wird. Herr von Herilinz könnte sich doch als Mitglied s bayecischen Reichzraths dec Bauarbeitecinnen in München an- nehmen.

Der Antrag Schrader wird abgelehnt, die Mehrheit geht zur Tagesordnung über.

Die Petition von Bürgern aus dem Amte Bünde in Westfalen, um Wiedereinführung der Prügelstrafe, hat die Kommission mit 11 gegen 8 Stimmen durch Ueber- gang zur Tagesordnung zu erledigen empfohlen.

Abg. Dr. Dertel-Sahsen (d. kons.): Ich beantrage. die Petition dem Reichskanzler als Material zur Abänderung der Gesey- gebung zu überweisen. Der Antrag empfiehlt sh hon aus dem Stitimmenverbältniß, welches tn der niht v»llbeseßten Kommission vor- lag. Der Bundeskomrmifsar hat erklärt, daß amtliherseits noch keine Stellung zur Frage genommen ist. Umfo erwünschter ist es, dem Reichs- kanzler j-t die Pelition zu überweisen, damit diefe Prüfungen vorgenoms- men und damit sie mözlich\ bald vorgenommen werden. Wir wollen die Petition niht zur Berücksihtigung, soadern lediglich als Material über- wiesen wissen. Sie werden t och nicht vordem Ergebnißder Prüfung irgend- wie Furht- haben. Jedenfalls läßt ih die Frage dur einen Beschluß des Hauses, der ihrer Wichtigkeit nicht entspricht, niht aus der W:?lt schaffen. Die ganz- Frage is weder neu noch etwas ganz Besonderes. Die Presse hat etwas ganz Besonderes dahinter vermuthet; das Blatt der äußersten Linken in Berlin hat mich de8wezgen {hon mit dzm Kofenamen „Knuten-Dertel" belegt. In Schweden und Norwegen besteht die Pcügelstrafe, in England wird .noch heute ge- prügelt; etwas so Besonderes tit doch unser Antrag nit. Weite Volkskreise, auf deren Urtheil wir großen W-.rth legen müfsen, halten die Wiedereinführung der Prügelstrafe für ge- boten wznn der Strafvollzug vernünftig gestaltet werden fol. Selbst bei einem Refecendum würden wir diz Mehrheit erhalten, voraus8- gesetzt, daß die Leute frei abstimmen dürften und niht als Hzrdenvi:h präpariert durch eine Volksoersammlung. Für die Prügelftrafe hat fich ja die Sozialdemokcatie mehrfach ausgesprohen (Zuruf links: Lütgenau!), mit dem darf i Jhnen (linkê) ja nicht mehr kommen, der ift binausgeflog2n; aver au der „Vorwärts“ hat manchem Rowdy aus den böberen Ständen {on eine derbe Portion ungebrannter Holzasche gewünscht. Die Theoretikec sind noh meistens Gegner der Prügelfstrafe ; der einz, Mittelstädt, hat aber inzwishzn zahlreihe Mitläufer ge- funden. Die Richter erster Instanz, die ih gefragt habe, waren fast sämmtli der Meinung, daß die Prügelstrafe für gewisse Verbrechen angemessen, jz wohlthätig sei, Verbrehzn, die ein besonderes Maß von viehisher Rozheit zeigen, müssen mit Prügelstrafe getroffen werden, darin stimm-n fast alle übecein. Wenn der verbrecherishe Will2 und die verbrehzrisW: That viehisch, brutal erscheinen, dann wäre nach meiner Anshauung die Prügelstrafe als Abschreckung gevolen. Diese Art Verbrehen hat siŸ er- \chreckend gesteigert, und gleichzeitig hat die Milde der Be- strafung zugenommen, der Prozentsaß der Geldstraten ift stetig gestiegen, obwohl man von einem geringeren Grad der Roßbheit niŸht wird sprehen können. Wie man die Strafe auch auffaßt, si: steht bei Robhbeitêverbrehen nit mehr im Verhältniß zur Strafthat selbft. Jt ein mehrmonatiger oder selvit mehrjähriger Auf- enthalt in einem unserer Gefängnisse oder auch Zuchthäuser ein2 angemessene Sühne für derartige Rohbeitsvzrbreh2n? Der Raufbold uad M-fs:rheld, der Dirnenzußälter kommen bei der gegenwärtigen Strafvollzuzspraxis viel u gut 1oeg. In den Strafanstaltea wird eiue vorzüglihe Ernährung vor- geschrieben, wie sie vielfach sich der freiz Arb?iter niht verschaffen kann; ein Theil des Verdienstes der Gefangenen kann fogar zu weiterer Verbesserung der Kost verwendet werden. Wenn die Strafe als Erziebungsmittel hingestellt wird, fo siad doch die Gefängnisse die ungeeignetften Veranstaltungen bazu. Jlling und Liszt ftellen dieïen Anitalten das Zeugniß a13, daß sie wohl als Pflanzschulen des Ver- bre)e-ns und als Vercsorgzuäg8anstalten füc die Becbreher angesehen wzrden, aber nit als Ecztehungs8anstalten. Als Abshreckung wickt die Strafe au auf Verbrecher nicht; gerade Nohheitsverbrehen werden häufig begangen, um ins Gefängniß za kommen. Abschreckend wirkt aber die Prügelftrafe. Wenn ver rückfällige Verbreher mit dem „Willkomm“ emyfangen wird (Zuruf des Abg. Bebel: Sachsen!) jawoktl, Sachsen marschiert auH hiec wieder einmal an der Spiye der Kultur —, dann hat er Respekt davor. Die Ginwände der Gegner find nicht \tihhaltig. Von Menschenwürde kann bei Rohheits- verbcechern feine Rede sein. Die Gesundheit der Verbrecher wird durH die Prügelstrafe niht geshädigt; vers{lechtert wird der Verbrecher dur sie nicht, und verrotend wirkt sie auch ntt. Der inhaltloseste aller Gegenstände ift die sogenannte Humanität, mit der überhaupt der größte Unfug angerihtet wird. Sie ift in unsecer Zeit s{on geradezu zum Zerrbild geworden. „Humanität, angewzndet ggen Bestialität, ist die größte Inhumanität.* Wobl jeder von

hnen hat schon einmal Aerger über „Humanitätsduselei" empfunden. Welcher feltsame Widerspru, daß wir uns in einer gespreizten Swneidigkeit gefallen und fsolhen Robheitsverbrehern gegenüber in Sentimentalität ersterben! Jh bitte Siz, meinen Antrag an- zunehmen. : __ Abg. Bassermann (al.): Wir wünschen nicht, daß diese Pe- tition dem Reichskanzler als Material überwiesen werde, und zwar niht aus Furcht vor der Prüfung, sondern weil nah der Auffassung fast aller Autoritäten die Beseitigung der Briefe für Deutschland als ein Fortt1chriit angesehen wird. Die Züchtigung der Kinder dur die Eltern läßt sih doch mit der Exekution der Prügelftrafe nicht vergleihen. Auch die Lehrer, die viel prügeln, gehören niht zu den besten Pädazogen. Daß si die überwiegende Mehrheit des Volkes für die Prügelstrafe entscheiden würde, möchte ih sehr be- zweifeln. Ein Herrn Oertel sehr nahe stehendes Mitglted des Hauses hat

denen sie ibre

der kurzen Gefängnißstrafen werden doch auch Herrn Oertel nicht dahin bringen fkönnea, die Gefängnisse dur die R eivase zu er- segen. Daß die Zunahme der-Verrohung so greß fei, daß wir zu einem sol@en abscheulihen, viehishen, mittelalterlihen Strafmittel greifen müßten, ist vom Antragsteller u bewiesen worden.

Abg. Dr. Müller - Meiningen (fr Volksp.) : Wir haben in diefer Frage eine wunderbare Nückwärteentwickelung durchgemaht. Im Jahre 1891/92 war cs ein Konservativer, der eine ähnli? Petition als zur Berathung im Plenum ungeeignet zu bezeichnen beantragte, und fo hat damals der Reichstag beschlossen. Jeßt find die Herren beinahe für die Prügelstrafe begeistert. Es ift leiht gesagt, für die Mörder des Justizraths Levy, für die Demelierer der Mackgrafen-Denkmäler gehörten

Ÿ zunähst 25 hinten auf. Mit solhea Ergüssen wird eine solche

rage nicht gelöst. Geaen die fkurzzeitige Freiheitsstrafe sind wir ftets gewesen. Die Prügelstrafe könnte doch nur dann eine Wirkung haben, wenn sie in flagranti vollzogen würde; wenn sie erft nah Jahr und Tag vollzogen wird, was soll da noch für eine Wirkung herauskommen? Das Ideal des Strafrichters müßte nah Herrn Dertel der Büttel sein. Ein älterer bayerischer, den Zentrums- Îreisen angehörender Gerihtsrath hat mir Schauderhaftes von der Prügelstrafe erzählen können Daß die Prügelstrafe verrohend wirkt auf den Geprügelten wie auf den Prügelnden und auf die Zzugen einer solhen Exekution, ist urkundlih verbürgt. Die Furt ift nicht auf unserer Seite, sondern auf Seite des Herrn Oertel, der sh mit dem Antrage auf Ueberweisung zur Erwägung nicht herausgetraut hat. Merkwürdig ift, daß wir allein diésen Rückschritt machen follen, wo uns der Kolonial-Direktor von Buchka erst vor einigen Tagen die Abschaffung der Prügelstrafe in unseren Kolonien in Aussicht gestellt hat. Das wäre doch ein wahrer Hohn auf unsere ganze Zipvilisation. Durch solches Kokettieren mit mittelalterliGßen Einrichtungen Üönnen Sie das sit!lihe Niveau niht heben; uns ecsheint aber folches Kokettieren als geradezu gefährlih. Treiben Sie vernünftige Sozia!- politik, dann werden Sie die Jugend bessern, aber nie und nimmer durch die Prüaelstcafe. :

Abg. Gröber (Zentr.): Die Bezeichnung „mittelalterlich" follte doch nicht angewendet werden auf eine Einrichtung, welche {ih noch weit [änger erhalten hat. Erst im Jahre 1848 is diese veraltete Einrihtung aufgehoben worden. Eigenthümlih if, daß, als der Reichstag das Strafgesegbuch verabschiedete, von der Prügelstrafe keine Rede war. Erst bei der ersten Berathung der sogenannten „lex Heinze“ ist das Wort Prügelftrafe zum ersten Male wieder ges fallen; und jeyt haben wir es mit einec wiederholt eingebrahten Petition zu thun. Wir müfsen sie gründlich erörtern, damit sie uns im Neich2tage nicht wieder die Zeit wegnimmt. Im Affekt wird man si oft für Prügelstrafe aus\prehen, aber bei ruhiger Ueberlegung wird man anderer Meinung werden; jedenfalls hat die entgegengesetzte Meinung in den Kreifen meiner Parteifreunde nur sehr wenige An- hänger. Die Prügelstrafe ist als Kriminal- wie als Polizeistrafe, als Haupt- wie ais Nebenstrafe abgeschafft. In England besteht die Prügelstrafe nur noch für die Garotters, eine Verbrecerart, die bei "uns garnicht vorkommt. Führte man die Prügelstrafe ein, fo würde sie nicht auf Vergeben beschränkt bleiben, sondern auch auf gewisse Uebertretungen auß8gedehnt werden. Das klassische Land der Prügelstrafe ist China; Japan besigt ein modernes Strafgeseßbuch und kennt die Prügelftrafe niht. Die Frage, ob wir ein folhes Strafmittel brauchen, is eine allgemeine, eine Kulturfrage im eminentesten Sinne des Worts, nichi lediglich eine Rehts- frage. Da ift es denn toch mehr als interefsant, daß in demselben Augentlick, wo die Herren von der Rechten die Prüaelstrafe wieder einführen wollen, der Reichskanzler für Oft-Afrika eine Verordnung erläßt, welWe die Pcügelstrafe als Strafmittel zuläßt, aber nur für Einzeborene, nicht für Araber und Inder. Die Herren von der Rechten wollen also eine Strafart für die Deutschen, welhe man in den Kolonien für die Araber und die Inder für zu {chlecht hält. Auf den Standpunkt der Behandlung der Wilden, auf afrikanishe Zustände will man uns zurückdrängen. Aber etwas Wahres liegt in der Petition, d. i. die mangelhafte Vollziehung unjerer Freiheitsstrafen. Die Freiheitsftrafen haben als Strafe den Charakter niht mehr, den fe haben follen.

Darauf wird die Vertagung beschlossen. Schluß 1/66 Uhr. Nächste Sißung Donnerstag 1 Uhr. (Zweite Berathung des Fleishbeschaugeseßes.)

Preußischer Landtag, Haus der Abgeordneter. 40. Sißung vom 7. März 1900, 11 Uhr.

_ Das Haus sett die Berathung des Etats des Mini- steriums der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal- Angelegenyeiten bei dem Ausgabetitel „Gehalt des Ministers“ fort.

Abg. Kopsch (fr. Volksp.): Bei diesem Gtat wird immer die Forderung eines christlichen Volksshulgesezes erhoben; die Auffassung darüber, was die hristlih: Volksschule sei, ist aber je nah der Partei- stellung verfchied-n. Manche verstehen darunter die Feststellung des Konfe-ssionalitätsprinzips und die Zurückorängung des {GulteGnishen Elements. Man könnte daraus entnehmen, daß wir keine christliche BVolksschule hätten. Dieser Vorwurf muß aber mit Entschiedenheit zurück- gewiesen werden; unsere Voifsschule beruht auf christliher Grundlage. Wer jene Forderung aufftellt, follte also genau präzisieren, was er wünscht. Jch bitte den Minister, den Weg seines Vorgängers, nur durch Spezialges2ße Verbesserungen im Volksschulwesen herbeizuführen, weiter zu verfolgen. Wenn wir den Parteistreit über das Volks- shulgeseß wieder entfahen, fo leidet darunter die Schule. Wenn man sagt, wzr die Schule hat, hat die Zukunft, so übershäßt man die Wirkung der Schule, die ich allerdings in keiner Weije ver- kleinern will; aber die Eltern und die Gesellschaft haben doch noch einen größeren Einfluß als die Schule. Wir verlangen vor allem eine Regelung der Schulunterhaltungspfliht. Besonders in Schlesien haben si derartige Zustände der Nehtsunsicherheit und Ungerechtig- feit Herausgebildet, daß dringend Abhilse noth thut. Manche halten die Konfessionalität füc wichtiger als die Regelunz der Sgulunterbaltungspflicht, aber die Diéparität wird nie verschwinden, denn die Minderheit wird sich immer zurückgeseßt fühlen. Dem jetzigen Minister bin ich dankbar für die Aufhebung zweier Erlasse seines Vorgängers. Beim Sweiden des Ministers Bofse haben allerdings die Lehrer diesem ibren Dank aussprechen können für seine Bemühungen um Hebung der Volksschule, um Sicherung der materiellen Lage der Bolksschullehrer und um die Förderung der sozialen Stellung der L'hrer, und im Namen der Lehrerschaft spre? au ich diesen Dank Herrn Dr. Bosse aus. Der neue Minister hat den Erlaß mit dem Zazdverbot für die Lehrer aufgebob-n. Ich meine zwar, daß fich ein Lehrer nichts vergiebt, wenn er sih niht zu den Nimrods rechnet; aber die Jagd an sih ist niht entsittlichend; warum soll sich also der Lehrer niht daran betheiligen? Gntsittlihend kann höchstens sein, was auf die Iagd folgt. Es muß jedem Stand überlassen bleiben, in welch:m Umfange er si an der Jagd betheiligen will. Die Aufhebung des Erlasses über die Anwendung der Prügelstrafe ist ebenfalls von allen, die Verftändniß für die schwierige Erziehungsarbeit der Schule haben, mit großer Freude begrüßt worden. In dem neuen Erlasse vom 19, Januar warnt der Minister vor der Ueberschreitung des av ug 5: A und wir können dem Erlasse im Ganzen nur zu- timmen. Sehr bedenklich ift aber, daß dieser Grlaß die Anlegung eines Strafverzeichnisses oder eines Prügelbuches, wie cs vulgärer aenannt wird, vorschreibt. Darin drückt sih ein Mißtrauen gegen die Lehrer aus. Ich will der körperlihen Züchtigung nicht das Wort reden, aber zu entbehren ift sie niht. Das Sirafenverzeihniß entkleidet die Strafe des Charakters einer väterlien Züchtigung und führt damit die Prügelstrafe, die wic verabscheuen, in die Schule wieder ein. Auf diese

auch Herren, wie den Mitgliedern des Klubs der Harmlosen, aegenüber die Prügelstrafe als sehr beahtenswerth bezeihnei. Die Nachtheile

Weise ¿zübtet man Prügelpädagogen, und fo verfehlt der Erlaß feiner

und unterschreiben so, so wird aus einem wohlwollenden Freund und Berather des Lehrers, dèr der Schulinspektor sein sokl, lediglih der Auffichtsbeamte, der den S Ocs herauskehren muß. Die Gründe der Züchtigung kann der Lehrer unmöglih in jedem einzelnen Fall angeben. Vor allem muß die Ueberfüllurg der En beein beseitigt werden. 17 165 Sghulklafsen, d. h. 182/39/0, find überfüllt, sodaß 33,97 9/9 der Schulkinder einen anormalen Unterriht haben. Ferner bitten wir um Zurückziehung der geistig zurückgebliebenen und ver- wahrlosten Kinder aus der Volksshule und Unterbringung derselben in besonderen Anstalten. Dankbar bin ich dem Minister dafür, daß er der Anregung des Antrages Gamp, die Halbtagsshulen in weiterem Maße zuzulassen, niht gefolgt ift. Durch Beseitigung der Bestimmung seines Erlasses über das Strafverzeihniß möge der Minister dafür forgen, daß nit aus einem Lehrer der Büttel und aus einem Schul- auffichtsbeamten der Oberstockmeister werde.

Abg. Dr. rid bbs (Pole) bestreitet, daß die Polen keine treuen

preußishen Unterthanen feien. Herr Friedberg behaupte, daß die

del, alle Rechte gleihmäßig genießen. Dabei habe er das An- tedelung8geseß vergessen. Durch dieses Geseß würden die Polen bekämpft, obwohl sie selbft zu den Kosten als preußishe Staatsbürger mit beitragen müßten. Der Redner beschwert \sich über das Verbot des polnischen Pcivatunterrihts, und zwar des unentgeltlichen, im Lesen und Schreiben, über die Behinderung der Ordensthätigkeit auf diesem Gebiete, sowie über den Erlaß wegen des polnischen Sprach- und Meligionsunterrihts überhaupt. Wenn die polnishen Kinder bloß in der Unterstufe Religionsunterriht in polnisher Sprache er- hielten, fo könnten sie sih nicht eine genügende Kenntniß ihrer Mutter- spraZe aneignen; das Schulsystem führe dahin, daß si die Kinder mit ibren Angehörigen niht verständigen könaten. Die Lehrer, welche polnishen Sprachunterriht ertheilt hätten, feien mit {weren Strafen belegt worden. Der Redner bittet den Minister um Abänderung dieser Verhältnisse.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt:

Meine Herren! Ih will mir in meinen Ausführungen die thunlihste Beschränkung auferlegen. Das Thema an fich ift ein un- erschöpflihes, umsomehr, als der Herr Vorredner fich veranlaßt ges funden hat, wieder auf die alten Behauptungen hinsihtlih der Aller- böhsten Ver)vpreGungen, auf den Erlaß des Herrn Ministers von Altenstein 2c. zurückzukommen. Ich habe bei Gelegenheit dec ersten Etatsberathung {on Veranlassung genommen, darauf hinzu- weisen, daß die politishe Lage und die politishen Vorausseßungen, unter denen damals derartige Erklärungen abgegeben worden sind, {ih infolge der nationalpolnishen Agitation total verändert haben (Lachen bei dea Polen. Sehr richtig! rechts) und daß es die un- erläßlihe Pfliht und Schuldigkeit um mih nicht eines {chärferen Ausdrucks zu bedienen der Königlichen Staatsregierung ift, auf diesem Gebiete fest zu bleiben und nicht zurückzugehen. (Bravo! rets.)

Meine Herren, ih eckenne mit dankbarer Genugthuung an, daß der Herr Vorredner seine Ausführungen mit der Versiherung begonnen hat, daß er auf dem Boden der Verfassung und der unveränderlihen Thatsachen stehe. Jh hbe:ge auch nicht den geringsten Zweifel daran, daß feine Kollegen von der polnishen Fraktion von derselben loyalen Auffassung beseelt sind. In den ehemals polnishen Landestheilen unseres preußishen Staates sieht es aber wahrlich anders aus. Täglich können Sie die unglaublihsten Preßäußerungen lesen (0h, oh! bei den Polen) über die Zustände, die in Preußen herrschen, über die Vergewaltigung, die dem polnishen Stamme zu theil wird, und über das {were Unreht, was täglih begangen wird an den heiligsten Gütern. (Zarufe bei den Polen: Das is aber wahr!) Sie werden: „Ja“ sagen; ih sage: „Nein!“ Wir können sogar den Spieß umkehren: es wird tägli in der polnishen Presse die allerbüsteste Agitation gegen Pceußen getrieben mit Lügen, mit Entstellungea von Thatsah:n und vor allen Ding?-!n mit Be- hauptungen, die hart an die Grenze des Strafgesezes streifen. Soweit der Arm des preußischen Staats8anwalts nit reiht, empfehle ih einmal den Herren, sh die polnishen Blätter an- zusehen, die übrigens auh \{chon “ihre Früchte zeitigen in unserer preußischen polnishen Tagespresse. Der Gedanke, daß die polnischen Landestheile nur jusqu’à nouvel ordre, bis zur anderen Ordnung der Dinge, zu Preußen gehören, kehrt jeden Tag wieder. Es ist auch niht einmal mehr, wie früher, ein dies incertus an, fondern nur noch ein dies incertus quando, Den Nachweis könnte ih Ihnen führen; ich nehme aber davon Abstand, Sie hier mit Preßäußerungen zu ermüden.

Nun wird gesagt: ja, die Preßäußerungen haben keinen Werth, das sind vereinzelte Erscheinungen. Nein, meine Herren, es liegt System darin. Toto dis febren diese Preßäußerungen wieder, und ih möchte denjenigen Polen außerhalb der polnischen Fraktion dieses Hauses einmal sehen, der niht diese Prefäußeruagen für sein Evangelium hält. Jede einzelne ift eia lebhafter Protest gegen die Zugehörigkeit zum preußischen Staate. So weit haben Sie es mit Ihrer Agitation gebraht, und wir follen demgegenüber nit fest bleiben? Sie können nicht von uns verlangen, daß wir au nur einen Schritt zurückweichen in der Aufgabe, unsere heiligsten Lebensinterefsen, die wichtigsten Gristenz- bedingunzen des preußishen Staates energisch zu vertheidigen! (Bravo! rechts.)

Nun bitte ich aber, weiter in Betracht zu ziehen, daß, wie ih schon bei der ersten Lesung des Etats hervorgehoben habe, Sie uns auf S{hritt und Tritt die allergrößten Schwierigkeiten bereiten in der auch vom Herrn Abg. Dr. von Jazdzeroski neulih als durhaus gerecht anerkannten Aufgabe, den Kindern in der Schule die deutshe Sprache beizubringen. Gerade diese Schwierigkeiten, die uns in der Be- völkerung, in der Presse, von allen Seiten, auch in der Familie bereitet werden, nöthigen uns geradezu, dafür zu sorgen, daß wenigstens ein geringes Maß von Kenntnissen der deutschen Sprache in den Volks\{chulen für die Kinder gesihert werde. Das ift abfolut nothwendig; denn, meine Herren, wir sind geradezu ver- pflichtet, im eigensten Interesse der polnischen Be- völkerung dazu beizutragen, daß den Kindern ein kleines Verständniß aufgeht von der Kulturarbeit, die das deutsche Volk täglich leistet, und von der kulturellen Bedeutung, die der preußishe Staat und das deutsche Volk mit vollem Recht zu beanspruchen hat.

Der Herr Abg. von Jazdzewêki hat seiner Zeit in einer Aeußerung, die von den Herren übrigens auf ihren wahren Werth zurückgeführt worden ist, die deutsße Spracke als eine minderwerthige und die deutsche Kultur als eine zweifelhafte bezeihnet. (Widerspruch bei den Polen.) Jawroohl! Jh rufe das Urtheil der Geschihte und der Wissenschaft tarüber an, wer in dieser Beziehung Ret hat. Wir haben die Verpflichtung, unserer polnischen Jugend es beizubringen, daß die Segnungen des preußishen Staats und der deutschen Kultur nicht nur im Steuerzahlen, nit nur in der allgemeinen Wehrpflicht

Zweck. Wenn der Aussihtêbeamte das Strafenverzeihniß durhsehen

und niht nur in fonstigen Verpflihßtungen dem Staat gegenüber