1900 / 79 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Mar 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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Werse-Delstrup | Münster (Bz. Münster) (Westf. Wersten Düsseldorf Z Eller (Bz. Düffeldorf) Westend Berlin S Charlotten- burg Friedenau Friedrich8berg b. Berlin Grunewald (Bz.Berlin) Etuiee ihtenber b, Beriin Neu-Weißen-

see Nieders{chön-

hausen Pankow

b. Berlin Plözensee Reinickendorf

(Oft) Neinickendorf (Weft) Rirxdorf Rummelsburg b. Berlin Schmargen- dorf (Bz. Berlin) Schöneberg b. Berlin Stralau | Tempelhof Treptow b. Berlin Wilmersdorf b. Berlin Herten(Westf.)

Langenbcchum * (Bz.Münster) . i Nefse Westerland | Keitum

S Wenningfiedt Westig : Hemer Weyer (Rbein- | Foche

land) b. Solingen

Merscheid Obligs Solingen Wald (Rhein- 4 | Tand) Wickrath | Mülfort

L Odenkirchen

Í Rheydt (Bz. | Düffeldorf)

é Wickrathberg Wiekrathberg Warlo

ú Wickrath Wiebelskirhen

Neunkirchen (Bz. Trier) Wiemelhaufen | Bochum Wiesbaden | Biebrich E | Bierstadt (Bz. Wiesbaden) G | Doyhzim 6 | Sonnenberg | (Bz, Wies- | baden) | Küpperiteg | Bad Swarz- bach (JIfer-

MWesterholt (Bz. Münster)

Wiesdorf Wigandsthal

Posen | Sanct Lazarus | Bornim (Mark) Bornstedt (Mark) ú Kleinglienicke - | Nowawes- | Neuendorf „A | Potsdam Wildungen | Altwildungen Wilhelmsberg b. | Friedrichsberg Berlin | h. Berlin ÿ | Friedrichéfelde | b, Berlin f | Uchtenberg | h. Berlin s’ | Rummeléburg | b, Berlin Silkelatiburg | Hambur ilbelmsburg mburg (Glke) Wilhelmshaven | Bant Wilhelmshöhe | Caffel

(Bz. Caffel) v | Wahleréhau-

sen (Bz. | Casfsel) [Wilhbelmsthal Eisenach (Thüring.)] | ¿cuttiie | [Wartburg] Wilkau (Sachsen)| Friedri&sgrün ¿ | Niederhaßlau ü ¡ Vielau Wilmersdorf b. | Berlin Berlin o Charlotten- burg Tr erei uiedrich8berg | b. Berlin | Grunewald (Bz. Berlin) [ensee ichztenberg b. Berlin Neus- Weißensee Nieder{hön- hausen Pankoro b. Berlin

Wilmersdorf b. Berlin

Windberg

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Winkel (Rheingau)

Wiichwill

Wittekindsberg (Porta)

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Wittenberg

(Bz. Halle) Wittenberge

(Bz. Potsdam) Wölferdingen Woippy

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Zehdenick— | Dammhbafst | Zehlendorf | (Wannseebahn)) Zell (Wiesenthal) Bille St. Blasii | Zellerfeld | Zeulenroda 1 (Ort) | Zeulenroda 2 | (Bhf.) | Ziegelhausen | Ziegenhals |

Zillerthal ZüllHow(Pomm.)

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Zwickau (Sachsen)

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Kreuzwertheim |

Plötensee Reinickendorf (Oft) Reinickendorf (West) Rixdorf Rummelsburg b. Berlin Swhmargens- dorf (Bi. Berlin) SHöneberg b. Berlin Steglitz Stralan Tempelhof Treptow b. Berlin Westend Müncen- Gladbach Heldenbergen | Oestrich Trappöônen Hausberge

| Minden (Westf.)

Porta-

| Westphalica

| Annen

| Bommern Crengeldanz Heven

| Klein-

| Wittenberg

Weisen

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| Devant-les-

| Ponts

| Meß

| Caßel

| Herrnsheim

« | Horchheim

| (Rhein-

| befsen) | Pfiffligheim

Döhren (Hannover) Hannover . —Linden Waldhausen (Hannover) Bolkenhain

| Oberwüste-

giersdorf Bremerhaven Geestemünde Poremba

| Arte | Zaborzz

Freiburg (Breisgau) Domb (Kr. Kattowitz) Kattowitz (Oberichl.) ehdenick— Dammkhast Zehdenick

Sc{lacßtensee Atzenbah

Mehlis Clausthal

| Zeulenroda 2

(Bhf.)

| Zeulenroda 1

(Ort) Heidelberg

| Langendorf

(Kr. Neisse)

Erdmannsdorf

(Schlef.) Bredow

(Oder) Co

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Goßlow

(Pomm.) Grabow

Stettin Cainédorf Edersbach

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(Bi. Zwickau) Niederplaniß Oberhohndorcf

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(Sachsen)— Shedewih Cainédorf

EdershaŸ Marienthal

j. widckau) Niedertlanißz OberhoLëndorf Oberplanißz Zwickau (Sachsen) Gera (Reuß) Pforten (Reuß j. L.)

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zwischen dem Reichs- Postgebiet und Bayern,

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Lüdwigshafea |"Mänñähèim C. Grenzverkehr Mannheim Ludwigshafen iwifchen dem Reichs- Marxu Maxkimilians- Postgebiet und au Württemberg. Moximiliansau |*Moaxau 2A 2 Münster a. Stein} Ebernburg és |

DAROS Altenwald D. Grenzverkehr

(ft, Saar zwischen Bayern und

rüden) Württemberg. Sulzbach (Kr. | Schnappach Neuulm | Ulm (Donau) Saar brücken)

(Schwaben) | Werth:im di ag Ulm (Donau) | m

Neuulm (Schwaben)

Preußischer Landtag. Herrenhaus.

6. Sißzung vom 29. März 1900, 11 Uhr.

Zur Berathung steht der Staatshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1900. E

Die Etats- und Finanzkommission hat den Etat genehmigt und folgende Resolution empfohlen:

a. die Staatsregierung aufzufordern, baldigst auf eine erhöhte Dotation der Provinzialverbände Bedacht zu nehmen, bei welcher den den einzelnen Verbänden durch die Gesetzgebung der leßten Fahrzebnte auferlegten neuea Lasten und der Leistungsfähigkeit dieser Verbände Rechnung getragen wird;

b. die Staattregierung zu ersuden, fie wolle darauf Bedacht nebmen, daß Neuanlagen, für welche erbeblih?2 Aufwendungen in mehrfachen Jahresbeträzen erforderlich werden, niht nur du Ein- tellung in den Etat, sondern dur besondere Gesezentwürfe dem Landtage der Monarchie vorgelegt werden. |

Von Herrn von Leveßow ist beantragt, in der Reso- [lution þ hinter „Staatsregierung“ einzuschalten: „in Wahrung der Etatsrechte des Herrenhauses“. |

Der Resolution a will Graf von Mirba ch folgende Fassung geben:

die Staatsregierung aufzufordern, in der nächsten Sesfion dem Landtage einen Gesetzentwurf vorzulegen, betreffend eine erhöhte Dotation der Provinzialverbände, bei welchem den den einzelnen Verbänden dur die Gesetzgebung 2c. (wie in dem Texte des Kom- missionsvorschlages). ti j i j

Eine Generaldiskussion wird nicht beliebt.

Diz Spezialdebatte beginnt mit dem Etat der land- wirthschaftlihen Verwaltung.

Graf von Mirbach: Wir haben keine Generaldiskussion ge- wünscht, weil unsere Anrliegen ebenso gut im Laufe der Spezial- diskuffion vorgetragen werden können. Wenn ih jeßt als erster Nedner zum Etat über die Bahn gehe, so möchte ih den Herrn Land- wirthschafts -Minister ersuchen, im nächsten Jahre einen Betrag von 300 000 M für Tiefbohrungen in Ostpreußen in den Etat einzustellen. Es lagern zweitellos noch ungeheure Bodenschäte in den östlichen Provinzen. Welche Bedeutung die Entdeckung großer Salz- und Es für die Landwirthschaft haben würde, brauche ih nur an- zudeuten.

5 Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer- tein:

Meine Herren! Der Antrag des Herrn Grafen Mirbach bezizht ih anscheinend auf zweierlei ; einmal wünscht der Herr Antragsteller UntersuHhungen im Tiefbau, die namentli feststellen sollen, ob Kali- salze oder andere werthvolle Mineraliea im Boden \iŸ finden, andererseits auf geologische Untersuhung nach der Richung, ob fi Mergel oder Kalk u. \. w. vorfindet. (Graf Mirbah: Nein, das scheidet aus!) Was den leßteren Punkt betrifft, so hat die O-kono- mise Gesellschaft in Königsberg die Mittel für einen zweiten Geologen zur Verfügung gestellt. Die lezterwähnten geologishen Untersuhungen sind in vollem Gange.

Was den ersteren Antrag des Herrn Grafen von Mirbah ouf Tiefbohrungen betrifft, so gehört diese Frage zum Ressort des Handels- Ministeriums.

Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel:

Ih wollte Herrn Grafen von Mirbach nur fagen, daß tas Handels-Ministerium einen Betrag von 400000 #4 für derartige BVersuhsbohrungen eingest:llt hat. Ih erinnere daran, daß in Osft- preußen auch {hon früher an drei vershiedenen Stellen Tiefbohrungen ausgeführt worden sind, aber ohne Grfolg. Vielleicht ift der Herr Handels-Minister in der Lage, si dazu zu äußern, ob aus diesen 400 090 4 au einmal folhe Bohrungen wie in Inowrazlaw in den öftlihen Provinzen ausgeführt werden follea und können.

Zur Zeit werden wobl die vorhandenen Mittel dadurch in An- spruch genommen sein, daß an anderen Stellen, wo wir ja direkt wissen, daß Bodens%äßze vorhanden sind, derartige Versuche gemacht werden.

Ob nun gerade in diesem nächsten Jahre solche Tiefbohrungen zwecks Herstellung von Bergwerken und Bergwerksbetrieben stattfinden können, weiß ich natürlich nicht, aber ih halte es durchaus3 niŸt für au8ges{lofsen,

Herr von Bel ow-Saleske kommt auf den Arbeiterzmangel zu sprechen. Nach den bestehenden Vorschriften sei es nur“ dem land- wirthschaftlichen Gewerbe gestattet, ausländisché Arbeiter von Osten her einzuführen. Man solle gestatten, die auéländishen Atbeiter nicht nur ter Landwirtbschaft, sondern auch der Industrie dienstbar zu machen, es würde dies den Zuzug derselben ganz erheblich verftärken.

Graf von Mirbach erwidert dem Finanz-Minifter, daß in Oft- preußen bisher bloß eine Tiefbohrung stattgefunden habe, bei der man au nur bis 309 m vorgedrungen fei.

_ Fréiherr von Durant geht auf die Fideikommifgesezgebung ein. Mit Freuden habe er tie Ankündigung gelesen, daß das versprochene Reformgeseß demnächst an den Landtag gelangen werde und daß der ausgearbeircte Entwurf die Wünsche, welche in einem Artikel der „Kreuz-Zeitung* seiner Zeit niedergelegt seten, bereits berüdsidtige. Gr fkôrne der Regierung für ihr Vorgeben in dieser wihtigen Sache nur lebhaften Dank auésprehen. In den Gegénden, in denen das Anerbenrecht noch nicht durchgeführt werden ‘könne, lafse si der Zrwéck auch ‘dur die Bildung von bäuerlichen Fideikommifsen erreichen. Nuf diése und nicht auf die Bildung von Latifundien komme es den Freunden dieser Reform an.

__ ‘Weitere Bemerkungen werden zum Landwirthschafts-Etat ne Mo! An den Etat der Dotnänenverwaltung- knüpft si überhaupt keine Debatte.

Beim Etat der Forstverwaltung spricht

Herr von Sperber seine Freude darüber dus, daß die Régierung im anderen Hause eirien Gesegentwuürf zum Schuße der privaten und Kommunal-Waldungen vèrsprochen habe; ér wünsche, daß diese Vor- lage in dieser Session ersheincn möge, sonst gingen auch die legten

stein:

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größeren Privatwälder inzwischen durch Devaftation zu Grunde, raa wenn si Gesellshaften zur Ausnußung derselben zisammen- Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer-

Meine Herren! Das Zurückgehen der Waldungen in den öft- lih-n Peovinzen, namentlich in der Provinz Ostpreußen. ist der Staatsregierung bekannt. Die Königliche Staatsregierung ist gewillt, durch Ecwerb vot Oedländereien u. \. w. in dieser Provirz den Staaléwald zu vermehren. Auÿh ift der Königlichen Staatsregerung bekannt, daß vielfah- bédenklihé: Entwaldungen in den öôstlihen Pro- vinzen durch private Grwerbsgenossenshaften eintreten, daß läufiz

“größere Forstabtriebeflähen im Privatbesiy niht wieder aufgrorstet

werden und der V:rödung ‘entgegengehen. Eine eingehende Prifung dieser Verk ältnifse, auch rüdsihtlich der dur diese Erwerbsgenissen- schaften vorgenommenen Kolonisation wird in die Wege geleitet. " An dieser Untersuhung wird sih sowohl das Finanz-Ministerium wiedas Lzndwirths{aft3- Ministerium betheiligen. Die Königliche Stats- regierung wird sorgsam erwägen, ob es geboten ist, gegen diese be- denklihen Vorgänge, so weit nöthig, im Wege der Geseßgebing einzushreitea, Diese Unterfuchungen sind noŸ ni@t alze- \{le}.n. Daß schon dem gegenwärtigen Landtage noch in dieer Session eia Gesehentwurf vorzulegen ift, erahte ich für autges{lofsn. Andererseits if {on im Abgeordnetenhause tarauf hingewiesen, ùß ih die Staat:r-gierung darüber wird vergewissern müssen, ob in solcher Gesehentwurf auch Auésicht auf Annahme im Landtage hat, 1a derselbe einen Eingriff in die Besfugnifse der Privatforstbesizer en- halten muß. Die Staatsregierung wird, wie ih hoffe, bereit seir, für die Aufferstung größerer Oedländereien im Privatbesiy erheblichi Beibilfsmittel zur Versügung ¿u stellen, muß bann aber au ver- langen, daß das, was mit Beihilfe tes Staats geshaffen wird, auch dauèërnd erbalten und xfleglich behandelt wird. Jedenfalls darf ih die Zusicherung wiederholen, daß die Königlihe Staaisregierung den be- regten Gefahren volle Beachtung zuwenden wird und gewillt ift, auf finanziellem und legislativem Gebiet geeignete Maßregeln zu ergreifen. Daß dem Landtage schon in dieser Seision eine Vorlage zugrhen werde, vzrmag ich niht in Ausficht zu stellen.

Graf von Mirbach: Lediglih der Staat if in der Lage, dur seine Organe den Schuß der Landeskultur auf diesem Gebiete ersprießlich wabhrzunebmen ; der Privatbesißer kann es nicht. Nach der „Swblesischen Zeitung“ sind die Landrärhe mit einer s{leunigen Statistik über den Umfang der Abholzung befaßt; es wäre fehr er- wünscht, wean diese Aufnahme auch auf den übrigen Osten der Monarchie ausgedehnt würde. :

Ober-Landforstmeister Donner: Die gleiŸe Aufforderung wie an den Ober-Präsidenten von Schlefien ist auch an die übrigen Ober-Präsidenten ergangen.

Lum Etat der Gestütverwaltung bemerkt

Graf von Arnim-Boigenburg: Die Einfuhr amerikanisher Pferde hat erbeblich zugenommen ; es ift auch kein schlechtes Material. Mit den billigen Preisen dieser Pferde fann die heimische Zucht \chwerer Pferde nit konkurrieren. Soll lettere aber existenzsäbig bleiben, so muß sie gegen diese amerikanische Konkurrenz geschüßt werden. Die Einfuhr der amerikanischen Pferde ist bei uns nur an einen Ginfubr;ol voa 20 4 und eine dreitäzige Untersuchung ge- bunden; in Amerika dagegen beträgt der Zoll 120 M und gilt eine neunzigtägige Quarantäne. :

Over. Landztallmeister Graf von Lehndor ff: Die Angaben des Grafen Arnim sind vollstäadig richtig; solange aber die Zoll- konventionen mit Amerika bestehen, ift nichts daran zu ändern. Jn allen landrirthschaf!liß:n Körperschaften sind ja jegt Verhandlungen tarüber im Gaage, wie hoh der Zoll nah 1903 feitzuseßen sein wird.

&raf voa Mirbach verbreitet sich über die Vorzüge des Georgen- burger GSeftüts, dessen Wiesen besonders werthvoll feien ; es sei außer- ordentli erfreulich, daß dieser Besiy erhalten geblieben sei und der osipreußishen Pferdezuht meitere Dienste leisten werde. Alle Ost- preußen, welhe sih für die Pferdezucht interefsierten, müßten der Regierung dafür ihren Dank aussprechn. : 7

Beim Etat des Finanz-Ministeriums wird über die von der Kommission vorgeschlagene zweite Resolution und das dazu cingebrahte Amendement des Herrn von Leveßow

verhandelt.

Referent Graf von Königsmarck weist auf die mehrfachen großen, fich auf mehrere Jahre erstreckenden Bewilligungen hin, wele neuerdings im Etat flüssig gemacht würden, sodaß das Herren- haus vor die Zwangslage geftellt werde, diesen Forderungen einfa zuzustimmen, obwohl dadur seine Etatsrehte beshränkt würden. Insbesondere erinnert der Redner an die Ausgaben für den Bau des Gmtdener Hafens.

Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel:

Ja, meine Herren, die Refolution berührt eine sehr \{chwierige Frage, naÿ meiner Meinung au eine Verfassungsfrage. Unsere Verfassung schreibt vor, daß das Herrenhaus den Eiat nur im Ganzen annehmen oder verwerfen kann, entzieht also der Beschlußfassung des Herrenhauses die einzelnen Positionen des Gtats. Ob das ritig war, ob es si in der Praxis bewährt hat, ob man nicht wünschen kann, daß hier Modifikationen verfassungsmäßig durch Aenderung der Verfassung eintreten können, das ift eine Frage, die niht hierher ge- hôrt. Wir haben hier nur zu fragen: Was ist Verfassung? In diesem eben bezeihneten klaren und unzweifelhaften Sian is nun seit Emanation tec Verfassung verfahren. Der Herr Berichterstatter sagt: wir wollen niht mehr haben, aber auch niht weniger, aber er ver» langt ein Mehr. Niemals sind ‘über außerordentliche Ausgaben, die in den Etat gehören, die niht durch Anleihen gemacht werden, besondere Gesetze erlzfsen. So ein Gese, wenn es eine Gtatsposition ‘begleitet, oder wenn eine Etatsposition von dem Zustandekommen des Geseßz!s abhängig gemacht wird, wie das in diesem Falle jeßt in Schlefien und bei der Weichsel zutrifft, ist nur dann erlassen oder vorges{chlagen, wenn Rechtsverhältnisse außerhalb d?r Etat3positionen zu ordnen waren, ¿. B. wenn es sich um Rechte Dritter handelt, und wenn die EGtats- positioa also nur die Begleiterin des Gesehes war. Das werden Sie finden, wenn Sie das \{lesishe Gese bekommen, d12s eine große An- zahl geschlihzr Anordnungen enthält, die nur dh Geseg und nicht dur den Etat getroffen werden können und von deren Vereinbarung ¡wishen der Regierung und dem Landtage das Recht der Veraus- gebung der Etatspositionen abbängig ift. Genau so ist es bei der Weichsel, denn da wird ja in diesem Gefcy nicht nur über Geld des Staats verfü;t, sondern au über Mittel derjenigen, die in einer bestimmten Höhe herangezogen sind. Da ift natürlih ein Geseg notb- wendig: Aber eine ‘bloße éxtraordinäre Ausgabe, die naturgemäß in den Etat gehört, die einen Theil des Ganzén des Gtats bildet, känn man nicht dur Gesey beschließen lassen. Es heißt in der Resolution, die Königliche Staatsregierung“ wolle darauf Bedacht nehmen, daß Neu- anlagen, für wele erbeblihe Aufwendungen in mehreren Jahresraten erforderli werden u. f. w. Erheblih, ta, meine Herren, was ist

.

denn erbeblih? Wie kann-.man-da irgend mit Bestimmtheit unter- sheiden? Das hohe Herrenhaus versteht vlelleiYt- unter erheblih etwas ganz Anderes als die Staatsregierung. Wir würden vielleiht dahin kommen, daß wir im Justiz-Etat jedes Amt3gerichtsgebäude für erbeblih halten. Damit ift nah meiner AnsiŸt {on praktisch geboten, um Differenzen auszuschließen, die Refolution abzulehnen. Der“ Herr Berichterstatter sagt: wenn wir die erste Rate von solchen größeren Ausgaben, wie sie auf meÿrere Jahre vertheilt werden, bewilligen, dann sind wir ja gebunden für die folgenden Jahre. Ganj dasselbe ift aber im Akgeordnetenhause der Fall. Jede erste Rate enthält für verständige Menschen die Genehmigung des ganzen Projekts, nur werden die Ausgaben auf verschiedene Jahre vertheilt. Es kann jz vorkommen, daß man hinterher erkennt: das Projekt war so unvernünftig, daß man cs lieber als Ruine stehen lassen will, Mir ift das aber in der Praxis noch nicht vorgekommen. Sollte es aber vorkommen, meine Herren, so kommt es ebenso gut für das Akgeordnetenhaus vor, wie für das Herrenhaus. Also darauf kann gar kein Gewicht gelegt werden, daß die Stellung des Herrenhauses in diefer Beziehung eine andere is. Meine Herren, ih kann mir allerdings Fâlle denken, wo es erwünscht is, auch für die Regierung, ein spezielles Votum über die bestimmte Sache von beiden Häusern des Landtages zu erhalten. JFch kann mir das sehr wohl denken, und man kann ja in solchen Fällen vielleiht Wege finden, diese Ausgaben dur ein besonderes Geseh ¡u fordern. F will au garnicht sagen, ob in dem Falle, der hier vorliegt und der die Kommission des Herrenhauses befonders zu dieser Resolution geführt hat, nämlich die Erweiterung des Baues des Hafens von Emden und die Vertiefung der unteren Weser, ob niht da vielleicht die Form des Geseßes von der Königlichen Staaatsregierung bâtie gewählt werden können. Es ist aber von der Regierung so angesehen worden und namentlih im Minifterium der öffentlichen Arbeiten —, daß es fich doch nur um die Ergänzung und Vollendung eines bereits beschlossenen Baues handelt. Od man damals bei der Beschluß- faffung über die Herstellung des Dortmund-Ems-Kanals {ih den Hafen von der Größe und Bedeutung gedacht kat, wie er jeyt hergestellt werden soll, ift allerdings zweifelhaft. JH glaube es nicht, daß man an einen so umfangreihen Hafen gedacht hat. Nun ist aber in den 10 Jahren, in denen der Bau fortgeschritten ift, die Schiffahrt, die Größe der Shiffe geändert, und daher ift es do \chließlid nur cine Ausgabe, die den Zweck wirklih mögli magen soll, der bei ter Bewilligung des ganzen Kanals den beiden Häusern des Landtages vorgeshwebt hat. Meine Herren, ih kann aiso nur sagen, in jedem Falle wird es mögli sein, ohne die Verfassung irgendwie zu tangieren, jährli Ausgaben durch Geseß si bewilligen zu lassen, aber das kann die Frage jedenfall3 nit treffen, ob man die Ausgaben durch eine Anleihe decken oder aus den laufenden Mitteln des Etats machen soll. Man würde in diesem Falle also, damit das Haus im einzelnen mit- wirkt, ein Geseh machen müssen, in dem es heißt: es wird bes{lofsen, den Hafen in Gmten nah dem vorliegenden Plane autzubauen, und es konimt das Gese zu stande, wenn die betreffende Position, welche aus den laufenden Mitteln des Etats gedeckt werden soll, zur Bewilligung kommt ; oder umgekehrt: die Position ist nur dann bewilligt, wenn das Gesetz zu stande gekommen ist. Das ift ein Verfahren, was wir bisher allerdings in dieser Weise noch nit gehabt haben. Die geseßliche Möglihhkeit liegt ja vor, und wenn dies hohe Haus diesen Antrag beschließt, so wird man ja um so mehr die Aufmerksamkeit darauf richten, ob im einzelnen Falle eine \solche Form angebracht ist, die aber nur den Zweck haben kann, die Mitwirkung des Herrenhauses, die in vielen Fällen au erwünscht ift, erst möglich zu machen. Es ist aber cin höht fünftlihes Verfahren. Aber diese allgemeine Resolution, sogar mit dem Bemerken „zur Wahrung unserer verfafsungs8mäßigen Rechte“ , kann nach meiner MeinungZunmögli in der Praxis durh- geführt werden, und wir werden auch fortwährend auf die größten Uneinigkeiten ftoßen, wenn in einem einzelnen Falle das Wort „erheblih“ interpretiert werden foll. Nennen Sie mir die Fälle, wo Sie be- fonders wünschen, daß dur eine Verbindung mit einer Geseßesform die Mitwirkung des H:rrenhauses erst ermöglicht werde. Können Sie mir durch eine solche Definition vollständig Klarheit geben, dann wäre ja die Frage für die Regierung viel eher zu erledigen. Wie fih die Sache in der Praxis verhalten wird, kann ih nit sagen, aber ich muß das bestimmt zurückweisen, daß es sich bier um Wahrung verfafsungsmäßiger Rechte handelt. Die Staatsregierung ift berechtigt, alle Ausgaben und Einnahmen in den Etat zu bringen, und ift das gesh:hen, ift der Etat vom Landtag genehmigt, fo tritt die Bestimmung der Verfassung von selbst ein: das Herrenhaus kann nur im Ganzen annehmen oder verwerfen. Wenn also in dieser Beziehung behauptet wird, das bisherige, seit dem Jahre der Emanation der Verfassung beobachtete Verfahren wäre eigentlich nicht verfassungsgemäß gewesen, so kann ich mich auf diesen Standpunkt in keiner Weise tellen. Ich glaube, meine Herren, es wäre genügend, wenn Sie dur diese Diskussion klargestellt haben, daß Sie in wichtigen Fragen, auch bei Einzelbewilligungen, gern eine Form hbäiten, die Ihre Mitwirkung für den einzelnen Fall ermöglicht. Aber eine solhe Resolution zu beschließen, die so, wie sie da ift, nah ibrer Genehmigung eber schaden als nüßen kann, und innerlich voll- ftändig unklar if damit ift nichts gewonnen. err von Leveßow: In der Regel wurden bisher Neuanlagen aus Änleihen bestritten. Früher batten wir ein sehr kleines Extra- ordinarium; jeßt baben wir ein sehr großes. Das Abgeordnetenhaus kann jeßt die großutigften Neuanlagen beshließen, und das Herren- haus hat das Nachsehen. Die Regierung joll ja auh bloß Bedacht darauf nehmen, daß das Herrenhaus nit mebr dur solche großen Snanspruhnahmen mundtodt gemacht wird. Wir bewilligen ja diese 41 Millionen für den Gmdener Da ohne Murren; bei gegenseitigem uten Willen muß sih eine Einigung herstellen laffen. Nach der heorie der Regierung könnte au der Meittelland - Kanal ohne

R gevans werden, wenn es ih nicht dabci um Beiträge Dritter andelte. Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen: Die Resolution hat keinen aggressiven Gharakter. Die Königliche Staatsrezierung soll nur in jedem einzelnen Fall in eine Prüfung eintreten. Wir haben den Wunsch, daß es bei dem bestehenden Gtatsreht bleiben möge ; von cinem Eingriff in die Rehte der Krone kann niht die Rede sein. Ich bitte um die Annahme ter Resolution in der Form, welhz ihr Herr von Leveyow gegeben hat.

Die Resolution wird in der Fassung des Antrags von Levezow mit beträchtliher Mehrheit angenommen.

_ Zum Etat dex allgemeinen Finanzverwaltung liegt die zwecks Erhöhung der Provinzialdotationen von der Kommission vorgeschlagene Resolution vor.

Referent Ober-Bürgermeifter Dr. Giese verweist auf die große Vebereinstimmung, welhe sch in der gestrigen Debatte über die Zwangserziehung bezüglich dieser Frage herausgeftelt und ihren

Jusdruck in der einstimmigen Annahme - des Antrags des Grafen

irbah gefunden habe. Mit der gestrigen Beschl fassung sei dié

Beim Etat der Verwalrung der direkten Steuern erklärt auf eine Anregung des“ Generalberichterstatters Grafen von Königsmarck der -

Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel:

Beide Interpretationen kann ih nicht als rihtig anerkennen. Meine Aeußerung hatte gar keine bestimmte Tendenz, weder die Steuer- pflichtigen zu entlaften oder mildere Bestimmungen zu erlassen, noch die Bestimmungen zu vershärfen, die Steuerpflichtigen ftärker heran- zuziehen. Es sind einzelne Punkte hervorgetreten, wo wir eine Revision der Bestimmungea für zweckmäßig erahten; aber wir halten es nicht für zweckmäßig, jeßt \hon zu einer solen Revision überzugehen. Sie ift verfrüht und führt leiht zu Aenderungen, die man nachher wieder ändern muß. Deshalb haben wir gesagt, es ift nit erwünscht, einzelne Punkte herau3zugreifen und darüber große aufregende Steuer- debatten hervorzurufen, sondern, wenn wir revidieren, so müfsen wir nah längerer Zeit revidieren, wo wir ganz sichere Erfahrungen haben und wo wir alle diese vershiedeaen Punkte zusammenfafsen, namentli auch die vershiedenen Entscheidungen des Oberverwaltung®gerihts über zweifelhafte Fcazen berücksichtigea, sodaß wir dann eine bestimmte Gesetzgebung haben. Weiter habe ih nichts sagen wollen; weder nah der einen noch nach der anderen Richtung hin follte es eine be-

stimmte Tendenz sein.

Freiherr von Durant weist auf die aus der Statistik der Steuerveranlagung sich ergebende Thatsache bin, daß die Lage der ländlichen Arbeiter keine unbefriedigende ist, während das Proletariat in den Städten zunimmt, daß andererseits aber au die Zahl der Höthstbesteuerten und deren Einkommen selbst in rapider Sieigerung begriffen find. Für die bevorstehenden ftatifstishen Aufnaÿmen wünsht der Medner einen besonderen Nachweis darüber, wie viele nit physish2 Pecsonen bei der Beraalagung neu hin» zugekommen, wie: viele dagegen vershwunden sind. Ferner müßten die Zahlen der Zensiten nah den einzelnen Steuerftufen genauer angegeben werden. Der Kapitalismus setze feine den Meittelftand aufsaugende Wirksamkeit leider in uneingeshränkteni Maße fort; es komme darauf an, die wirths{aftlißze Entwickelung gerade tin umgekehrter Richtung zu fördern. Es sei in hohem Maße zu beklagen, daß bei dem sonstigen Aufschwung der wirthschaftlichen Verhältnisse der Mittelstany leer au3gebe, sowohl auf dem Lande, wie in den fleinen Städten.

Geheimer Ober-Finanzratb Walla ch: Die umfangreichen Aus- arbeitungen des Statistishen Bureaus, von welchen die dem anderen Hause zugegangene Drucksahe nur ein gedrängter Extraft ist, ent- halten bereits, abgesehen von den niht physishen Personen, dasjenige, was der Vocredner kennen zu lernen wünsht. Sowohl in der unteren, wie in den mittleren Einkommensteuerstufen ist ein erfreuliches Auf- rüdcken, und zwar sowohl auf dem flachen Lande, - wie in den fleinen Städten, wahrzunehmen. Der Nachweis über den Zu- und Abgang von niht physishen Personen in jedem Fahre wird niht gegeben werden können. ; :

Graf von Kleist-Shmenzin kommt auf die von ihm {ou vor drei Fahren vorgetragenen Beschwerden über die angebliche Härte bei der Steuereinshäßung zurück. Damals habe der Finanz-Minister Abhilfe versprochen; es sei aber no jeßt, neun Jahre nah dem Jakrafttreten des Einfommensteuergesezes, niht das Mindeste gesehen. Man kabe den Eindruck, als solle aósolut nihts an dea Gese aeäândert werden. Man wolle niht etwa eine Hzrabsezung der Steuer, sondern die Klage rihte fich nur gegen die Belästigungen, denen die Z?nsiten ausgeseßt seien und blieben. Der Redner fragt den Finanz- Minister, wann derselbe eine Novelle zu dem Gesetz vorzulegen ge- denke. Sodann betont dec Redner die Unzulänglichkeit der Besetzung der Einshäßungskommissionen, die die ihnen otliegende Arbeit bei der anschwellenden Masse der Reklamationen absolut nicht mehr bewältigen könnten. Die Fragebogen der Einshägzung seien die reine Inquisition; es gebe zahlreiche Zensiten, auch Mêitalieder des Herrenhauses, welche lieber mebr Steuern bezahlten, als fie nötbig bâtten, bloß um diefer Jnquisition zu entgehen. Man möge alfo nicht

‘Resolution- wohl ‘als erledigt anzusehen.

glauben, daß die Mehrbeträge der Veranlagung lediglich tur

die Beanstandungen der Steuererklärungen heraut2geshlagen seien. Die genauen Angaben der Denkschrift über die Hiaterziehung von Steuern beleuhteten ein trauriges Kapitel, da anscheinend diese Hinter- ziehungen, 164 000 M, in der Hauptsache von begüterten Znsiten bes gangen seien. Nicht umsonst weise doch auch der Etat zur Erstattung zu viel erhobener Steuern die enorme Summe von 800000 Æ auf; diese Summen bätten die Zensiten erst auf dem Wege des Prozesses vom Fiskus zurückzuerlangen suchen müssen. Das sei ein vollgültiger Bew?is für die bypefizkalishe Ausführung des Einkommensteuer- gesezes. Eine ganze Anzahl hoher Beamten habe ihm versichert, daß ihre ganz ehrlichen, \ffrupalösen Steuererklärungen beanstandet worden seien. Der Redner ersuht um eine Statistik der zurückzezahlten Be- träge überbobener Steuern.

Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel:

Meine Herren! Ich kann heute unmögli sagen, wann eine Re- vision einzelner Bestimmungen des Einkommensteuergeseßzes nah den gemahten Grfahrungen vorgenommen wird, Ih wil nur daran er- innern, daß das Gesey nicht allein von der Regierung, sondern au hier von diesem hohen Hause wenn ih nit irre, sogar einstimmig, jedenfalls aber ohne wesentlihe Opposition angenommen worden ift. Meine Herren, ih-kenne wohl einjelne Punkte, die der Revision bedürfen; mahen Sie #ich aber feine Hoffnung darauf, daß die Revision eine Abshwähung der Bestimmungen über die Prüfung der Steuererklärungen bringen wird. Solange man die Einkommensteuer beibehält und sie nicht gänzli aufhebt, kann die Deklaration allein nicht entscheidend sein, sondern eine Nahkontrole ist unbedingt nothwendig, wenn wir nit in {limmere Zustände gerathen wollen, als zur Zeit des alten Einkommensteuer- gesezes. Ganze Millionen, meine Herren, die, leider muß ich sagen, zum großen Theil absihtlih hinterzogen wurden, ohne daß wir die Dinge verfolgt haben, sind dur diese Na&prüfung zum Vorschein gekommen, die dem Steuerfiskus entgangen find. Wenn man ein fo feines Steuersystem hat, wie wir es jeyt allerdings haben, welhes die große Aufgabe fich stellt, gleihmäßig nach Maßgabe des wirklichen Reineinkommens und der Leistungsfähigkeit tie Menschen zu besteuern im Staat, so wird man immer genöthigt sein, eine scharfe Kontrole zu handhaben, denn es wäre eine große {llusion, zu glauben, daß eine yershwindende, garniht in Betracht kommende Minorität nur ih verrechnete zu Gunsten des Fiskus und die Verrehnung zu Gunsten des Zensiten unterbleiben würde, so etwas giebt es nit! (Heiterkeit !) Also eine Revision wird in diesen Garantien, die wir haben, feine Abschwächung eintreten - lassen, eher eine Verschärfung (Heiterkeit), son kommt es dahin, wie im Jahre 1890/91, wo plöglich 40 000 000 Steuern mehr einkamen von bis dahin verborgen ge bliebenen Einkommen. Wer irgend ein Verständniß hat von dem, was das bedeutet, der wird sch nicht wundern, daß es gerade die reichsten Leute waren, die nidt nach ihrem Einkommen versteuert wurden, weil ihre Verhältnisse {chwerer zu übersehen find, während man bei den kleineren und mittleren Leuten fich wohl ein bien irren kann,

im großen Ganzen läßt fih aber viel leichter festftellen, was sie haben. Wer diese Verhältnisse richtig beurtheilt, der wird verstehen, was es bedeutet, daß um diese 40 000 000 niht verfteuerten Ginkommens die Einnahmen des Staats sich vermehrten.

Gewiß sind damit Belästigungen verbunden, und wir werden fie nie ganz los werden, unter keinen .Umftänden. Das Geseh profkla- miert eben die Bürgerpfliht, daß der Steuerpflihtige mitwirken foll bei der richtigen Veranlagung der Steuer bezüglich seines eigenen Gin- fommens. Wenn Sie das aufheben, dann heben Sie die Einkommen- steuer auf oder machen die Eixkommenfteuer zu einem Schein, der tas Rechtsgefühl im Lande aufs äußerste verleßen wird.

F habe vom Herrn Grafen Kleist Vorschläge, wie er es nun machen will, eine korrefte und rihtige Veranlagung herbeizuführen, ohne, wie er es nennt, „Belästigung der Einzelnen" nicht gehört. Nur zwei Vors&läge, die fi direkt widersprehen, sind gemaht. Er sagt, die Berufungekommissionen prüfen garnicht gründlich, können das auch garnickt, weil die Sachen zu massenhaft sind, und tann sagte er gleichzeitig: „Nicht der Vorsißende müsse die wesentliße Prü- fung maten, sondern die ganze Kommission." Ja, meine Herren, wie lange wcllen Sie denn die Kommission zusammenhalten? Dann müßte sie das ganze Jahr hindur sigen.

Meine Herren, wir haben früher im Finanz-Ministerium an Be- \chwerden ledigli über die Klafsenfteuer die Einkommensteuer kam nit in Frage im legten Jahre vor der Steuerreform über 18 000 Beshwerden gehabt, und jeßt find nur noÿ eingekommen 6900 bis 7000 Beshwerden. Daß früher also viel mehr cavalièrement diese Dinge behandelt wurden, das ergiebt fh aus diesen Zahlen ganz voa felbst, heute werdea die Dinge viel genauer geprüft als früher. Wenn auf das Finanz-Ministecium, wa3 soast doch s{chon genügend beschäftigt ist, auf einmal 18 009 Beschwerdzn aus dem Lande hberabstürzen, ja, meine Herren, wie da verfahren ist und auß verfahren werden mußt?, das brauhe ih garnicht augeinander zu seßen immer vorausgeseßt, daz dabei mit derjenigen Gewiffsenhaftigkeit und Gründlichkeit verfahren sein soll, die überhaupt mözlih ift.

Meine Herren, Herr Graf von Kleist will nun die Ergebnisse der Berufungen kennen. Ja, die find gzdruckt, die sind auch im Buh- handel, die kann der verehrtz Herr Graf si jeden Taz im Buch- handel erwerben. Wir können si: aber auh hier mittheilen; sowie in dieser Beziehung ein Wuns ausgesprochzn wird, sind wic voll- kommen bereit, fie mitzutheilen. Sie werden daraus ersehen, daß die Berufungen fortwährend abnehmea, obwohl in vielen Kreisen die Zahl der Berufungen, denen stattgegeben wird, wachsen. Daraus gcht erst reht hervor, daß die Abnahme der Berufungen nit darauf beruht, daß, was gewiß bei Einzelnen vor- kommt, man die Weiterungen, die mit der Berufung verbunden find, \heut, sondern daß, wie wir behaupten, die Richtigkeit der Ver- anlagung von Jahr zu Jahr wächst mit der größeren Grfahrung der Behörden und der größeren Sahhkenntniß der Zensiten, die früher auch unwissend und wider ihren Willen große Fehler bei der Ver- anlagung gemacht haben.

Andererseits meine Herren, ist die Klugheit der Z2»nsiten, ihre Steuern möglihst herabzudrückDen, wenn au mit geseßlichen Rechts- behelfen, da Absihten nicht verboten sind und auch nit verboten werden können, auch eminent gewachsen. (Hört! hört !) Es wird an erwahsene Kinder, ohne jeden anderen Grund als um diz Steuern zu vermindern, das Vermögen unter Lebenden vertheilt, und viele Kinder und Söhne, wenn sie davon unterrihtet sind, ließen \chriftlihe Alimentationsverträge mit den Eltern ab, die abgezogen werden können, während andere, die ohne Kenntniß davon sind, die Benevolenz des Gesetzes nit genicßen. Es giebt hier aber eine gewisse Grenze, und es entsteht eine Art permanenter kleiner Krieg zwischen den Zensiten und den Behörden,- die si verpflichtet halten, folhe Kunst- südckde möglihft zu bekämpfen.

Meine Herren, das weiß niht bloß der eigentli@e Fiskus und dessen Vertreter, die Staatsbehörden, fondern die Kommunen klagen ebenfalls darüber, Mit wieviel Vertretern von Kommunen habe ih nicht darüber gesprohen und die Klagen gehört; denn eine Steuer- entziehung, auch eine geseßlich niht verbotene Verringerung der Steuern, trifft keineswegs bloß den Staat, sondern au alle Kom- munalverbände.

Meine Herren, es if vorgeshlagen, man solle die Steuern ver- anlagen nicht nah dreijährigem Durchschnitt bei {wankender Ein- nahme, sondern nach einem &Fahresergebniß. Meine Herren, der Fiskus würde dagegen nichts zu erinnern baben, und wir werden ja bei einer Revision diese Frage prüfen. Wie die Kommunen aber dabei zu stehen kommen, in welche schwankenden Verhältnisse die Kommunen dabei gelangen können, das werden Sie hon ernst erwägen, nament- lih die verehrten Vertreter der Städte, wenn ein solwhex Vorschlag gemacht ist. Da kann es leiht vorkommen, daß ein JFahresergebniß einer großen Industrie so ungünstig ist, daß eine mäßig große Statt mehr als § ihrer ganzen Einnahme verliert. Ih glaube nit, daß wir solhe Gesetze machen können, aus Rücksicht auf die

Bequemlichkeit der Zensiten, wenn wir so große Rücksicht auf die gesammten Kommunen zu nehmen haben,

Meine Herren, fritisieren, das wird mir Herr Graf Kleift zu- geben, fagt ein altes Sprihwort, ist leiht, besser machen ift s{wer. Er hat aber zugegeben, daß, was in der Artsführung, in der Be- kämpfang unnöthigen, fleinlihen Verhaltens, taktlosen Vor- gehens u. \. w. gescheben kann, von mir nit bloß jeßt durch die eben erlassene allgemeine Aueführungzbestimmung, sondern durch eine Reibe derartiger publizierter allgemeiner Zirkulare und ohne Publikation no viel mehr geschehen ift. Also in der Autführung wird es nicht mangeln. Wenn die Klagen nur gegen mich gerihtet wären, so würde man die Hoffaung haben, daß mcin Nat&folger es befser mat. Aber diese Klagen sind ja garnicht erhoben. Was gesehen kann, um unnüß? Belästigungen zu verhindern, if von der Zentralstelle aus ge- schehen, und ih bin überzeugt, daß in dieser Beziehung die Behörden #ich immer besser einarbeiten werden und Kleines untersheiden vom Großen. Aber, meine Herren, die Grenze ift sehr {wer zu ziehen; dazu gehört eine große Einsicht, nicht bloß der einzelnen Vorsitzenden, und deren Personen sind zahlrei, fondern au der Kommissionen, die häufig viel weiter gehen als die Vorsißenden. Aber es gebört noch viel mehr dazu: daß man nicht bloß na oben, sondern auch na unten versteht, eine rihtige Grenze zu halten. Ermahnungen an die Bebörden, daß fie lax sein, überhaupt nicht mehr zusehen sollen, würde uns bald in die alten Zuftände führen. Glauben Sie, daß die treuen und ge- wissenhaften Männer, die diese Sache auszuführen baben, nit es be- quemer fänden, die Sache laufen zu lassen, einfach die Deklaratiionen