1834 / 7 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

von Hexrn Armand Carrel als einem der Herausgeber unter- zeichnet. Zwei andere Herausgeber sind die Herren Arnold Scheffer und Prosper Conseil. ;

Im Laufe des vorigen Jahres sind auf den verschiedenen hiesigen Theatern 215 neue Stücke aufgeführt worden, nämlich 57 weniger als im Jahre 1831 und 43 weniger als im Jahre 1832. Von jenen 215 Stücken kommen 4 auf die große Oper, 12 auf das Théatre- français, 11 auf die komische Oper, 1 auf die Jtaliänische Oper , 19 auf das Gymnase , 22 auf das Vau- deville, 29 auf das Theater im Palais royal, 23 auf die Va- riétés, 13 auf das Theater am Thore St. Martin, 12 auf das Théatre de la gaieté, 28' auf das Théatre de l’Ambigu co- mique, 9 auf die Folies- dramatiques, 23 auf das Theater Mo- lière und 9 auf das Pantheon.

Aus Cherbourg meldet man: „Die Ausrüstung des Schiffes „Jupiter“ wird mit vieler Thätigkeit betrieben. Au- ßerdem ist der Befehl eingegangen, die Fregatten von 60 Ka- nonen „la belle Poule‘/ und „la Forte‘/, die noch im Bau be- griffen sind, so rasch als möglich vom Stapel laufen zu lassen; man glaubt indeß, daß daruber noch einige Monate vergehcn können.“ i

Der Moniteur theilt nachstehendes Schreiben des Gene- rals Desmichels vom 18. Dez. an den Kriegs-Minister mit: _

„Fch habe die Ehre, Fhnen über die militairischen Ereignisse Bericht zu erstatten, welche bei Mostaganem zu Ende des Monats November und zu Anfang dieses Monats stattgefunden haben. Jm Laufe des vergangenen Monats ersah Abdel-Kader, der mißvergnügt darüber war, daß die Medjaen den Markt von Mostaganem besuch- ten, cinen Araber gus jenem Stanme gus, dem er den Ober-Befehl über ein Streif-Corps anvertraute, das er dazu bestimmte, die Verbin- dungen abzuschneiden, und die Zufuhren nach jenem Plaß zu verhindern. Dieser Araber bediente sich einer sehr geschickten Taktik, indem er nur die Zufuhr derjenigen Lebensmittel erlaubte, welche den in der Stadt gebliechenen Mauren nothwendig waren. Es fanden meh- rere Scharmüßel zwischen jenem Streif-Corps und cinigen Arabern siatt, denen es gelungen war, die Wachsamkeit des Anführers zu täuschen. Jn Folge eines Gefechtes, 1n dem fie einige Todte gehabt haten, zeigten sich die Leute Abdel-Kaders am 19 Nov. in der Hoffnung, sich zu rächen, in größerer Anzahl, als gewöhnlich, auf den Hdhen dit lich von Mostaganem. Der Obersi Fiß-James entschloß sich darauf, etnen Ausfall gegen sie zu machen. Er nahm 490 Mann der Harnison- Truppen, und trieb die Araber bis nach einem Dorfe zurüd, wel: ches der Stamm der Hachem verlassen hat, seit wir Mostaganem beseßt haben. Dieses Dorf wurde von einer Abtheilung des 1sten Bataillons des leichten Afrikanischen Fnfanterie-Regiments mit Sturm genommen; man fand in demselben nur Vagabunden; un- sere Soldaten hielten sich nicht auf, sondern verfolgten den Feind noch eine Strecke darúber hinaus. Nachdem sich die Kolonne etntge Nuhe gegönnt hatte, kehrte sie nach der Stadt zurüÜck, von den Arabern, die schr enfmuthigt schienen, nur schwach verfolgt. Dieses Gefecht lähmte für einige Zeit den Eifer der Araber; da aber bald die zum Markte Kommenden ihre Klagen erneuerten, 1) entschloß sich der Oberst Fit - James zu einem neuen Stretfzuge. Am 15. Dez. Morgens verließ er die Stadt mit allen disponibeln Truppen, und nahm seine Richtung nach Nord - Offen gegen die einzelnen Stämme der Hachem. Nach dreistündigem Marsche úber- fiel er cinen dieser Stämme, der nach lebhaftem Widerstande ver- trieben wurde. Der Obecst Fiß-Fames ertheilt der Mäßigung seiner Soldaten die größten Lobsprúiche; sic haben das Eigenthum von Feinden respekftirt, die einen o erbttterten und oft fo barbarischen Krteg mit uns führen. Als der Nückzug angetreten wurde, kehrten die Araber, ihrer Gewohnheit gemäß, zur, und begleiteten die Ko- lonne über cine Stunde Weges mit Flintenschüssen. Der guten Ordnung, mit welcher die Kolonne marschirte , hatten wir es zu danken, daß Niemand getödtet oder verwundet wurde. Die Trup- pen rúcten um 6 Uhr Abends wicder in Mofstaganem_ ein. Der Ober Fiß-Jamcs hofft , daß dieses Gefecht die Animosität,, welche uns der Stamm der Hachem bis auf den heutigen Tag bezeigt hat, ctwas gedämpft hahen werde.“

Wegen des heutigen Neujahrs-Festes werden hiesigen Blätter nicht erscheinen.

Straßburg, 2. Jan. Der eingeleitete Prozeß gegen 13 Meinbauer zu Kolmar, welche des Aufruhrs bei den leßten Un- ruhen daselbs beschuldigt waren, wurde schon seit einigen Tagen vor dem Assisenhofe des Ober-Rheins verhandelt, und in der Siz- zung vom 31. Dez. sind sámmtliche Angeklagte von der Jury freigesprochen worden. Diese erkannte in ihnen keinen der wirk- lichen Anstifter der Meutereien vom 26. und 28. Oft. Nach Aufhebung der Sißung war nichts im Stande, den lauten Bei fall der Veisa nmlung und der Haufen, die auf dem Plakbze zu- sammengelaufen waren, zu verhindern; die dffentliche Ordnung wurde aber nicht weiter gestört. Fünf von den 13 Angeklagten wurden noch zurüccgehalten; sie sollen wegen ihrer Weigerung, den an sie ergangenen polizeilichen Aufforderungen zu genügen, vor das Zuchtpolizei-Gericht gestellt werden.

morgen die

Großbritanien und Jrlan d.

London, 29. Dez. Die gute Aufnaßme, welche die Her- ren Poulett Thomson und Phillips beé ihren Kommittenten in Manchester gefunden haben, giebt der Morning Chronicle u folgenden Bemerkungen Anlaß: „Die Gegner der Minister Latten! gegen die Abschaffung der Ernennungs-Burgflecken unter Anderem das einzuwenden, daß entweder nach jedweder Volks-Laune werde richten müssen, oder es wúrde ihr unmöglich seyn, Zutritt in's Parlament zu erhal- ten. Wir haben nun bereits einige Erfahrung von den Wir- fungen des neuen Svstems gemacht, und bis jezt haben die Minister im Ganzen keine Ursache, den Erfolg zu beklagen. Da die Reform-Bill es evrheischte, daß die Verwaltung die Mittel - Klassen auf ihrer Seite habe, so stand es in vollem Einklang mit dieser Bill, daß die Mehrheit der Verwal- tungs-Mitglieder von großen Wählerschaften ins Parlament ge- sandt würde. Vor der Annahme der Reform - Bill wurde es selbst vom Herzoge von Wellington zugegeben, daß keine Ver- waltung hossen dürfe, die Angelegenheiten des Landes mit Er- folg zu leiten, wenn sie nicht den Beifall der einsihtsvollen Mit- tel-Klassen habe. Es ist in vielen Hinsichten vom größten Nuben, daß Minister von Wählerschaften, die aus der Mittel-Klasse be- stehen, zu ‘Parlaments-Mitgliedern ernannt und dadurch genöthigt werden, öfter mit denen zusammenzukommen , welche sie vertre- ten. Die Minister erhalten auf diese Weise eine Gelegenheit, ihren Kommittenten und durh sie der Nation die Beweg- gründe ihres Verfahrens darzulegen und zu erforschen, wie ihre Kommittenten, mit Rücksicht auf die Zukunft, gesonnen sind. Der Eindruck, den sie bei ihren Zuhörern zurücklassen, kann als ein Merkmal von der allgemeinen Gesinnung der Nation angesehen werden. Da sich die Minister wie zwischen zwei Feuern be- finden, nämlich zwischen den Konservativen, die eine kleine, aber enggeschlossene Macht im Unterhause und eine, aller Reform und aller Veränderungen widerstrebende Majorität im Oberhause be- siken, und zwischen der großen Masse des Volks, welche die Reform als cin Mittel zum Zweck, das heißt zur Erlangung einer guten Verwaltung und durchgreifender Verbesserungen in allen unseren Jnstitutionen, betrachtet, so Haben diese Commu-

jede künftige Verwaltung \ich_

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nicationen zwischen den Ministern und dem Volk nicht bloß den Nuben, daß sie die Ersteren in den Stand seßen, zu sehen, was das Volk von ihnen erwartet, sondern sie dienen auch dazu, den Konservativen die Genugthuung zu verschaffen, daß die Mi- nister sich in der Nothwendigkeit befinden, fortwährend vorwärts zu schreiten. Sie dienen dazu, das Minimum der Verbesserun- gen zu zeigen, womit sih-das Englische Volk begnügen dürfte. Die Konservativen müßten sehr thdricht seyn, wenn sie durch ein hartnäfkiges Widerstreben gegen alle Verbesserun- gen mit Gewalt eine Kollision herbeiführen wollten, die von den Ministern, wie sle schen müssen, aufs sorgfältig- ste vermieden wird, die aber unfehlbar eintreten würde, wenn man dem Volke durchaus Tro6 bieten wollte. Man wird ge- wiß zugeben, daß die einsichtsvolle und achtbare Klasse der Be- völkerung von den Dreihunderten, die an dem, den Herren Pou- lett Thomson und Philips zu Manchester gegebenen Diner Theil nahmen, auf eine sehr ausgezeichnete Weise repräsentirt wurde. Von ihnen wird man nicht sagen können, daß sie nicht das grôßte Interesse an dem Wohl des Landes hätten. DieMeinungen und Ansichten einer solchen Versammlung verdienen also gewiß die hdôchste Berücksichtigung von Seiten der Verwaltung. Der Vor- ißer der Versammlung, Herr Benjamin Heyrcood, ein chemali- ges Parlaments-Mitglied, äußerte sich zuvörderst folgendermaßen über die Minister: „„Es scheint jeßt die Zeit gekom- men zu seyn, wo die Minister mit kühneren und lebhaf- teren Schritten in ihren Anstrengungen fortfahren müs sen (großer Beifall), und wo das Volk seine Forderun- gen an dieselben kräftiger und entschiedener geltend machen muß. Dies, denke ich, werden sich Minister und Volk zu Her- zen nehmen ; aber ich bin auch Überzeugt, daß, wenn die Mig- ster aus falscher Furcht vor ihren Feinden mit Zaudern odér Schwanken zu Werke gehen, oder wenn das Volk die Minister bei ihren Kämpfen im Stich läßt, der Sieg sehr bald auf Sei- ten des Feindes scyn wird. (Hört, hdrt!)//// Herr Heywood brachte sodann einen Toast auf die Minister Seiner Maje- stät aus, mit dem Bemerken, daß das Land noch niemals eine Verwaltung gehabt habe, die so ganz das Vertrauen des Volkes verdiene, und dieser Toast wurde mit unbeschreibli- chem Beifall aufgenommen. Herr Poulett Thomson musterte in einem trefflichen und beredten Vortrage das Benehmen der Minister während der verflossenen Session und erörterte die Maßregeln, welche jelzt die Aufmerksamkeit des Landes beschäfti- gen, auf eine ofene und freimüthige Weise. Sein Kollege, Herr Phillips, is einer der hitigsten Staatsmänner; er ist ganz Feuer und Flamme. „Jch für mein Theil,‘ sagte er, „,,„war sehr geneigt, die Herkulische Arbeit, die einem reformirten Parlament oblag, indem es den Augias-Stall von den unter einem fehler- haften Repräsentations-System aufgehäuften Mißbräuchen zu räumen hdtte, ganz zu übersehen, und hatte innigst gewünscht, mich unter das Panier der jeßigen Verwaltung als Mitkämpen aufgenommen zu sehen, mit fühnem und ent\chlossenem Schritt von ihr gegen den Feind geführt zu werden, um ihn in seinen festen Siben zu belagern und aus einer Reihe von starken ‘Po- sitionen im offenen Felde zu vertreiben. Aber, meine Herren, es scheint, daß ih zu heftig in meinen Wänschen war; die Vorsicht und Politik , welche ich, als ein neu ausgehobener und ungeübter Rekrut, nicht zua würdigen wußte, bewog diejenigen, unter denen ih so gern gedient hätte, da Halt zu machen, wo ih nur ans Vorrücken dachte, und Waffenruhe zu halten, wo ih das Signal zum Angri} erwartete. ‘/// Wenn Herr Phillips, bei all seincin Feuereifer, mit der ern- sten Verantwortlichkeit beladen wäre, Frieden und Ord- nung unter dieser großen Nation aufrecht zu erhalten, so würde seine Sprache ohne Zweifel ein wenig gemäßigter seyn. Ein Herr Absalon Watkin wurde von dem Vorsißer ausdrück- lich aufgefordert, seine Ansichten über die Interessen der arbei- tenden Klassen vorzutragen, und er hielt eine wirklich sehr ge- haltvolle Rede. Seine Scbilderung von den schlimmen Folgen der Einführung Jrländischer Arbeiter in die Städte und Dörfer von England verdienen die ernstlichste Aufmerksamkeit. Das Ge- mälde, welches er von einem Dorfe entwarf, das durch die An- siedelung von Jrländern von einem friedlichen und glüflichen Zustande in Elend, Noth und Verbrechen gerathen war, bietet eine Lehre dar, die unsere Gesetzgeber hoffentlich nicht unbeach- tet lassen werden.“

Der Portwein steigt hier noch immer im Preise, und was davon in der leßten Zeit ankam, wurde sogleich auf dem Ouai verkauft. Nachrichten aus Porto zufolge, hätten die dortigen Kaufleute an beide Portugiesische Prinzen das Gesuch gerichtet, daß man ihnen erlauben möchte, den Wein vom oberen Duero nah Porto zu befördern; Dom Miguel soll unter der Bedin- gung, daß ihm ein kleiner Zoll, nämlich 8 Milreis von der Pipe, entrichtet würde, eingewilligt, Dom Pedro aber das Gesuch ab- gelehnt haben.

Niederlande.

Aus dem Haag, 2: Januar Jn Breda ist am 30sten v. M. der Kommandant dieser Festung, General - Major Wilde- man, nach einer langwierigen Krankheit mit Tode abgegangen.

Aus den Provinzen gehen immer noch zahlreiche Berichte von den Deich -Durchbrúchen und Ueberschwemmungen ein, die in Folge der leßten starken Regengüsse entstanden sind.

Belgten.

Brüssel, 2. Jan. Eine Kdnigl. Verordnung bestimmt, daß die den Bürgern, welche sich durch glänzende Handlungen während der Ereignisse von 1830 auszeichneten, zuzuerkennende Decoration bestehen soll: 1) in einem eisernen Kreuze mit 4 Ar- men: das Schild wird den Belgischen Löwen in Gold, umgeben von einem goldenen Reif, und auf der Kehrseite die Jahres- zahl 1830 führen; 2) in einer eisernen Medatlle, welche auf der einen Seite den Belgischen Löwen mit der Umschrift: „Den Vertheidigern des Vaterlandes“, und auf der anderen Seite 9 Schilder mit den Wappen der 9 Provinzen des Königreichs ; im Mittelpunkte dieser Schilder eine Sonne und die Iahres- zahl 1830 mit den Worten: „Unabhängigkeit Belgiens‘, als Um- {rift führen. Kreuz und Medaille werden an einem Bande auf der linken Seite der Brust getragen.

Eine große Menge Militairs, deren Urlaub gestern abgelau- fen war, hatten sich bei dem Plalz - Kommandanten gestellt, um zu ihren resp. Regimentern zurückzukehren; allein in Folge der bewilligten Verlängerung des Urlaubs bis zum 3[. März wur- den sie von Neuem in ihre Heimath entlassen. Diejenigen in- dessen, welche diese Verlängerung nicht benußen wollten, wurden zu ihren Regimentern geschickt. i

Antwerpen, 1. Januar. Jn der vergangenen Nacht war das Wetter \{hreckŒlich; der Sturm hatte sih zwischen 4 und 5 Uhr mit einer furchtbaren Wuth erhoben. Die Wie überschwemmte die Quais, und viele Keller stehen unter Was-

ser, ein Umstand, der sich seit langer Zeit nicht ereignet hat Um 9 Uhr Abends waren im Hafen viele Schiffe im Treiben, allein Alles ging glücklich vorüber. Ein Amerikanischer Drei master und eine Neapolitanische Brigg, welche an die Küste zu kommen droheten, trieben wie durch ein Wunder in die Mün- dung unserer Bassins, wo sie heute Morgen wohlbehalten ein- liefen. Die Gewässer der Polder sind sehr bedeutend gestiegen, Das schlechte Wetter dauert auch heute noch fort.

Me O and:

Dresden, 2. Januar. Jn der Sißung der zweiten Kammer vom 21sten v. M. wurde die Petition dés Abgeord- neten von Kdönneril, um Aufhebung der Verpflichtung zu Lei stung von Post-Vorspann, zur Berathung gezogen. Die über diesen Gegenstand berihtende Deputation bemerkte, wie aus den von der Regierung erhaltenen Mittheilungen hervorgehe, daß dieselbe gegenwärtig damit beschäftigt \ey, ein Post-Vorspann Re- gulativ zu entwerfen, welches zum Zweck habe, eine ungleiche Zuziehung und Ueberlastung der Spannpflichtigen zu beseitigen; weshalb die Deputation sich der Meinung’ erklärte, daß d r An- trag auf gänzliche Aufhebung der Verbindlichkeit zum Post-Vor- spann im Allgemeinen nicht zu unterstüßen sey. Der Abgeord; nete Runde äußerte sich gegen diese Ansicht, und gegen den Zwang, welcher durch jene Verbindlichkeit einzelnen Staats-Bür- ger wiederfahre. Andere Mitglieder machten dagegen die Schwierigkeiten bemerklich, welche der Aufhebung der in Rede stehenden Verpflichtung entgegen wären. Der Staats-Minister v. Lindenau bemerkte: Dre! Veranlassungen seyen es zunächst, die in Sachsen ein ungewöhuliches Pferde-Bedúrfniß herbeiführ- ten: die Leipziger Messen, der Besuch der Böhmischen Bâder, und Reisen Fürstliher Personen; wenn bei solchen Ge legenheiten an kleinen pferdearmen Orten zuweilen funf zig und mehr Pferde über den gewöhnlichen Dienst et; fordert würden, so werde es meistens eine Unmdödglichkeit seyn, diese anders, als durch gezwungene Vorspanns-Verbindlich: feit herbeischaffen zu können. Daß aber im Post- Dienst keine Stockungen eintreten, daß den Reisenden kein Grund zur Unzu friedenheit gegeben werde, und Sachsen in der Güte seiner Post- Einrichtungen nicht hinter dem Nachbar-Lande zurückbleiben mdze, das müsse man eben so schr wünschen, als es gewiß sehr uner wünscht seyn würde, das Reisen in Sachsen erschwert Und die alten Klagen Über Sächsische Possen wieder erneuert zu ohen, Allein zu einer solchen ungesidrt pünktlichen Aufrechiag!t! ng des Post-Dienstes sey Zwangs - Verbindlichkeit zur Pporde Stellung unentbehrlich, die denn auch in ganz Deutschland, ja viel icht, mit wenigen Ausnahmen, auf dem ganzen Europäischen Kont nent bestehe. Aber auch abgeschen von dem allgemeinen Jn- teresse des Staates für Aufrechthaltung eines pünktlichen Po Dienstes sey derselbe auch durch Verträge dazu verbunden, denn das schdne gemeinnülzige Jnstitut der Eilwagen könne in Deutsch- sand nur durch Verträge aufrechr erhalten werden. Auch dieje Eilwagen führten zuweilen ein außerordentliches Bedürfn!) von 20, 30 und mehr Pferden herbei, dem durch gezwungenn Vor- spann entsprochen werden müsse, da der Staat die Erfüllung von Staars- Verträgen der Willkür und den Z“fälligkeiten ciner freien Konkurrenz nicht überlassen ürfe, Aus diesen Gründen, und darum, weil Sachsen durch eine ungewisse und mangelhafte Post - Einrichtung in ein Mißverhäirniz zu allen Nachbar-Staaten treten würde, und weil die sichere und rasche Beförderung der Poskstücke und der Reisenden für ein gewerbe und handeltreibendes Land, wie Sachsen, von zu hohem Werthe sey, als daß nicht dafúr der einzelne Staatsbürger cine doch nur selten und ausnahmsweise eintretende lästige Pflicht gern úbcr nehmen sollte, müsse er die geseßliche Aufhebung der bestehenden Verbindlichkeit zur Post-Vorspann für bedenklich halten. Die Kammer erklärte sich endlich einstimmig mit dem angeführten Deputions-Gutachten einverstanden. Jn ihrer Sizung vom Z30sten v. M. beschäftigte sich die zweite Kammer mit der Be rathung eines Berichtes ihrer ersten Deputation, den Besels Entwurf über die Verbindlichkeit der Gemeinden , zur Verpfle- gung ihrer in die Landes-Heil- und Versorgungs-Anstalten auf genommenen Armen beizutragen, betreffend.

Múnchen, 31. Dezember. Der Staats-Minister, Mini- ster der Finanzen, Freiherr v. Lerchenfeld -Aham, mehrjähriger Königl. Bayerischer Gesandter am Deutschen Bundestage , hat während der Abwesenheit des Freiherrn v. Giese das Porto feuille des Ministeriums des Königlichen Hauses und der aus wärtigen Angelegenheiten übernommen.

Ein Schreiben aus München (in der Leipziger Zeitung) hatte neulich behauptet, der Abgeordnete zur Stände - Versamm- lung, Kaufmann Heinzelmann aus Kaufbeuren, habe sich c‘ nem gegen ihn erlassenen Verhafts-Befehle durch die Flucht ent- zogen. Das Handelshaus Heinzelmann erklärt nun in öffent lichen Blättern jene Nachricht für verleumderisch, mit der Be merkung, daß Herr Heinzelmann schon vor aht Wochen mit ei nem Königl. Bayerischen Ministerial-Passe in Handels-Geschäf- ten ins Ausland gereist sey.

München, 2. Jan. Se. Majestät der König haben am Neujahrstage dem General: Post- Direktor von Lippe den Civil Verdienst-Örden eigenhändig umgehängt.

Se. Hoheit der Erb-Großherzog von Hessen-Darmstadr wird sich nebs seiner Gemahlin noch 14 Tage hier aufhalten. giebt die Gesellschaft des Museums den Neuvermählten einen glänzenden Ball, eben so übermorgen die des Froh;.nns. Beide Gesellschaften bestehen aus der Elite des Publikums.

Speyer, 31. Dez. Kreises enthält ein Reskript der Kreis-Regierung, wodurch hin

T gier oge: E T E fe FEN e L N O

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Das neueste Amtsblatt des Rhein

sichtlich des Verkehrs innerhalb des Gränz-Kontroll-Bezirks bié |

auf weitere Verfügung einige Erleichterungen gewährt werden, Von der Nachweisung über die bereits geschehene Verzollung

sind sonach befreit: 1) Gegenstände, von denen der Cingangé' f

Zoll den Tarifsaß zu 5 Fl. pr. Centner nicht erreicht, bis zur

Quantität von 25 Pfunden einschließli: 2) Gegenstände , dit |

mit einem Eingangs-Zoll von 5 Fl. Ctr, belegt sind, bis zu 12 Pfunden einschließlich; 3) Gegenstände, die mit einem Eingangs Zoll von mehr als 5 bis zu 20 Fl. incl. pr. Ctr, belegt sind, bis zu 6 Pfd. einschließli; 4) Gegenstände, die dem Zoll-Ansahße über 20 Fl. pr. Ctr. unterliegen, bis zu 2 Pfo. einschließlich; und insbesondere Tuche bis zu 8 Ellen einschließlich; Seiden, Baumwollen -, Wollen- und Leinenzeuge bis zu 18 Ellen ein schließlich; Alles indessen nur, wenn es für den Haus-Bedalf bestimmt, und in unverpacktem Zustande ist.

Stuttgart, 4. Jan, Des Königs Majestät haben dem Prinzen Friedrich von Württemberg Und dem Herzog Paul Wilhelmz von Württemberg den Friederichs - Orden, dem Fürsten von Ldwenstein-Wertheim- Freudenberg und dem Grafen von Schaesberg- Thannheim das Großkreuz des Kron- Ordens, und

dem diesseitigen Geschäfléträger am Kdnigl, Preußischen Hof, F

Major FreiHerrn von Linden, das Ritterkreuz des Kron-Ordens verliehen.

Sigmaringen, 30. Dez, Das hiesige Wochen- blatt enthält folgende, vom 23jien Dezember v. J. datirte Ver- ordnung: „Wir, Karl von Gottes Gnaden souverainer Für von Hohenzo llern-Sigmaringen 2c. 2c. Wegen einer Zoll - Ver- ciniaung mit dem Preußisch - Hessischen Zoll - Vereine sind in Berlin weitläufige Verhandlungen gepflogen, und Zoll - Vereini- aungs - Verträge mit den Kronen Preußen und Sachsen, dem Eurfürstenthum und dem Großherzogthum Hessen, und den sämmtlichen in einen gemeinsamen Zoll - Verband getretenen Staaten abgefchlossen worden. Wir sind diesen Verhandlungen und Verträgen provisorisch und insoweit beigetreten, als Wir Uns hierfür mach Maßgabe der früheren Verträge von 1824 und 1828 in DZeziehung auf den Tit. V. §. 52. der Verfassungs- Urkunde noch verbunden erachten. Dem zufolge verordnen und verfügen Wir daß die Bestimmungen der provisorischen Zoll- Ordnung, worúÜber eine besondere Verordnung nachträglich erge- en wird, mèit dem lsten f. M. Januar auf allen Zoll -Stätten des FürstentHurns einstweilen und so lange in Wirkung treten sollen, bis bei dem bevorstehenden Landtag wegen der Zoll -Ver- ¿scitisse und Der Vereinigung darüber überhaupt die weiteren Herathungen utnd Schlußfassungen auf verfassungsmäßigem Wege zu Stande gekommen sind.‘

Frankfurt a. M./ 4. Fanuavr. Die Sciwankungen in den Coursen der Staats-Cffekten waren während diefer Woche nicht bedeutend. Utrgeachtet des Fahresschlusses und der Haupt - Liquida- tion fü: Ende Dezember blieben Oesterreichische und Holländische Fonds fasi unverändert, und die Ausgleichungen fanden nicht die fleinste Schhwterigkeit. Man glaubte zwar ziemlich allgemein, die courantcn FountDs- Hattungen würden am Ultimo weichen, indem viele Verfäufe auf diesen Termin stattgefunden hatten, nicht weni- ger auch anse liche Prämi.n-Geschäfte abliefen, allein es trut nichts Si1drendes ein - weil sich das bagre Geld, der große Hebel des Ef- fetten = HandelS in Ueberfluß zeigte. Viele Kapitalisien gaben auf Depot und Prolongation starke Summen zu 4 bis 43 pCt , oder ließen Papiere gegen baar antaufen. Der Mangel an cffektiven Stücken wurde unter solchen Verhältnissen schr fühlbar und hin- derte jedes Wetchen dev Notirungen. Die Ergebnisse der Abrech- nung waren günstig für die Spekulanten aufs Steigen. Die 5proc. Metalliques be }erten sich vom 1. bis 31. Dezember um 14x pEk./ die 4proc. um 12 pCt., Actien um 35 Fl. p. Stück, 2,proc. Inie- qrale um } pCt., 5proc Holländische Obligationen um 1,7 vCt.; Spanische proc. Rente stand am Schl1sse des Monats 65 pCt. hd- her als zu Anfang desselben; bei der 3proc. Rente war die nom!naile Differenz 5 p€Ct. Sämmliche mit einec Lottecie verbundenen Staars Papiere haben ebvençalls merklich angezogen: Partiale gingen von 13 5 auf 41352, die 100 Fl.-Loose von 192 auf 214, die Larm- sädtschen von 633 auf 647, Preußfitsche P-ämicn- Scheine von oi aur 525 und Polnische Loose von 614 auf 63}. Im neuen Fahre und Monat 1 noch wenig gemacht worden; die Course von auüs- wä-t: kamen unvecändert, und es fehltie an Aurträgen zum Kauf odc.r Verkauf So b.ieben die Course fast ohne Variation und |c- hen heute w!e Folzt: 5proc Metalliques 9521, 4proc. dojg, Actien 1456, rae L M Esel Geschäft if nichts Neues vorgefallen; A1mserdamn K. S war zu l57x gesucht; Wien, Berciin, Auzsburg llieben gefragt; für London 2 Monat Dato zahlte man 1452: Disfonto=-Papier is wenig am Plah: es wird zu 24 à s pCt.

- au geFkaiift.

Des evr et M.

Wien, 1. Jan. Jhre Majestät die Kaiserin besuchten am 21{ten Dezembet, in. Begleitung Jhrer Majestät der jün- gern "Königin von Ungarn und der Erzherzogin Sophie, das hiestge Jnvaléden- Haus und besichtigten dajelb|i die Zimmer der JInvaliden - Mannjchaft, so wie die Übrigen Lokalitäten und Anstalten des Hauses, als: die Kirche, wo Allerhöchstoieselben eine kurze Andacht verrichteten, den Bilder -Saal, das Hospital, die Jnterimal - Versorgungs- Anstalt, die Apotheke, die Kanzleien und die Bibléothek. Allerhdc{stdieselben erkundigten sih mit huldvoller Au finerksamkeit nach den bestehenden Einrichtungen, fosteten das Mittags - Essen und sprachen mehrere Jnvaliden und ihre Angehdörigen mit der dem Allerhöchsten Kaiserhause eigenen Herab "assunz. Jhre Majestät geruhten sodann, Aller- hdchstselb die Waisen- Kinder des Jnvaliden- Hauses in der Religion und im Rechnen zu prüfen, und sich deren Schrif: ten vorlegen zu lassen, worauf die Allerhöchsten Herrschaften nach einem anderthalbstündigen Aufenthalte mit Bezeigung Jh- res Wohlgefailens das Hâus, begleitet von den Segenswün- schen derjenigen verließen, welche hier durch Kaiserliche Gnade für lange und treugeleistete Militair-Dienste, den Rest ihrer Tage sorgenfreti und mit Befriedigung ihrer Bedürsnisse verle- ben, und denen in ihrer Zurückgezogenheit noch die Allerhöchste Aufmerksamketit und Huld zu Theil wird.

Im Deürnberger Korrespondenten liest man: „Der auf jeinen Gütern in Böhmen verstorbene regierende Fúrst Joseph zu Sck chwarzenberg war einer der edelsten Männer der Monarchie. So wohlgeordnet scin Haushalt war, so wenig kam

es ihm in den Sinn, in seinen Kassen große Geld - Summen

aufzustapeln. Er huldigte dem Grundsatze: die Reichen müßten das Geld unter die Leute bringen, damir die Armen welches zu verzehren haben. Er pflegte daher nur einen Jahres-Ertrag sei- ner Revenüen als Reserve zurückzulegen, um in dringenden Fäl- len und GefaHren seinen Unterthanen und andern Hülfsbedürf- tigen schnell beistehen zu können. Ein Staats- oder Hof- Amt hat er nie annehmen wollen, weil er gewohnt war, einige Mo- nate des Jahres bei seinen Unterthanen in Bdhimnen zu verle- ben, welchen feine Anwesenheit stets mannigfaches Gute brachte und manches Leiden milderte. Nie geitattete er, daß Einer der- selben wegen r Ückitändiger Steuern gepfändet wurde. Gewöhnlich erliez er eine SDälste, und gewährte langjichtige Raten für den Rest, die er dann meistens auch, wenn die ersten ordentlich entvich- tet wurden, nach{ah. Keiner seiner Beamten wurde des Dien- stes entlassen z die Familien der Verstorbenen bedachte er groß- mäthig und auf ihre Lebenszeic. Zu Frauenberg, wo der edle Für starb, fand man in einem Codiciil die Worte: „(Seit zweihundert Jahren blieb bei meinen Ahnen die Ent- lassung eines Dieners eine unerhdrte Sache; damit sie es auch ferner bleibe, verpflichte ih meinen Sohn und Erben, alle meine Beamte und Diener in ihren bisherigen Bezügen und Pensionen beëzubehalten, und die Dienstleistenden im allerschlimm- sten Falle mic threm vollen Gehalte in den Ruhestand zu versez- zen. ‘/ Seine Mußestunden widmete er nützlichen Vereinen, über welche cx das Proteftorat übernahm; namentlich verliert die Pensions- An stalt fúr Wittwen und Waisen an ihm einen wohl- wollenden Füärsorger; doch hat dieseibe Hoffnung, der jebige Majorats-Herr, Fürst Adolf, in den Grundsägen des Vaters erzogen, werde das Protektorat dieser Humanitäts- Anstalt an- nehmen. Der verstorbene Fürst Joseph war zur Zeit der Ver- mählung Napoleons mit Marie Luije in Paris, und bekannt- lich verlor etne Gemahlin, die Fürstin Pauline, bei einem Balle, den Fein Bruder Karl, damals Oesterreichisher Bot- schafter am Französischen Hofe, dem Kaijer-Paare gab, bei

31 dem Brande des Tanz- Salons ihr Leben in Ausübung der hei-

sigsten Mutterpflicht, welche sie zur Rettung ihrer Tocht i F i Tochter in dic Flammen trieb. 3+th ch)

S chweiz.

__ Bern, 31. Dez. (Schweizer Blätter.) Durch den Französtschen Gesandten wird denjenigen flüchtigen Polen, wel- ce die Bittschrift an den König der Franzosen um Autorisation zur Rückkehr nach Frankräch unterschrieben hatten, angezeigt daß ihnen dieselbe nunmehr gestattet sey, und daß sie ihre Pässe A Reisegeld auf der Gesandtschafts - Kanzlei abho- en könnten.

Dex große Rath in Schaffhausen hat sich, dem Antrage des

kleinen Rathes gemäß, über die Art der vorzunehmenden Bun- des - Revision folgendermaßen ausgesprochen: Schaffhausen wün- sche weder einen Verfassungs-Rath noh eine Tagsaßung zur Fortsezung der Bundes-Revision , sondern eine alle ‘Stände ein- fach ‘repräsentirende Konferenz, die das lezte Bundes- Projekt zur Grundlage ihrer Berathungen wähle. Sollten die meisten Stände eine Tagsaßung vorziehen, so wolle man sich auch diese gefallen lassen. __ Vor einigen Tagen wurde von dem großen Rathe von Ba- sel die bisherige Handels- und Gewerbs- Abgabe für das Jahr 1834 bestätiat. Diese Abgabe besteht darin, daß jeder Kauf- und Geschäftsmann 4 pCt. von dem Brutto-Betrage seiner Ver- käufe (wenige ausgenommen , die auf x reducirt sind) entrichten muß, er mag bei diesen Verkäufen gewinnen odex verlieren.

Ja en.

Neapel, 21. Dez. Jn Bezug auf die gestern gemeldete Begnadigung der beiden Majestäts- Verbrecher berichtet jeßt die Allgemeine Zeitung folgendes Nähere: „Der Prozeß der Verschwörer gegen das Leben des Königs is seit Kurzem been- digt, Ancelotti und Rossarol, Ersterer Lieutenant, der Andere Korporal im ersten Garde- Regiment, wurden zum Tode verur- theilt, sieben Andere, worunter ein gewisser Valentini, Kauf- mann und Eigenthümer, erhielten die Freiheit, stehen aber un- ter polizeilicher Aufsicht. Rossarol, Sohn cines ehemaligen Ge- nerals in Neapolitanischen Diensten, der im Exil in Korfu starb, ein verwegener, Überspannter junger Mensch, für den sich indeß der König besonders interessirt hatte, war- die eigentliche Triebfeder des meuchlerischen Komplotts. Jm irrigen Wahue der König stehe seinem Avancement entgegen, faßte er den Entschluß, ihn am Tage der feierlichen Parade von Piedigrotta am 8. Sept. i832 zu ermorden, und verband sich zu diesem Endzwecke mit Romano, cinem andern Serganten, und Ance- lotti, einem alten gedienten Lieutenant. Der Plan schlug fehl, und Rassarol, überzeugt, für ihn sey keine Rettung zu hoffen, {loß sich mit seinem Kameraden Romano in ein Zim- mer ein, lud zwei Pistolen, und bewog den unglücklichen Jüng- ling, seinen verzweifelten Vorschlag anzunehmen. Auf ein ge- gebenes Zeichen feuerten Beide auf einander; Romano blieb auf der Stelle, Rossarol wurde bloß schwer verwundet, und nach einer langwierigen Kur wieder hergestell. Im Gefäng- nisse wußte er sich Gift zu verschaffen, aber auch hier rettete ihn scleunige ärztliche Hülfe. Am lten d. war der für die Execution bestimmte Tag. Schon am frühen Morgen begeg- nete man den Geistlichen, welche mit ihren Geldbüchsen um- herwanderten, um für die «ante messe dei poveri condan- nat Beiträge zu sammeln, Zehn oder zwölf Bataillons aus den Garnisonen von Neapel und Nola gezogen, bildeten einen Halbhkreis um die Blutbúhne, Die geringe Theilnahme des hiesigen Volkes an dergleichen Schauspielen ist eine auffallende Erscheinung. Auch diesmal erblickte man im Verhältnisse zu der großen Bevölkerung nur wenige Zuschauer, die ernst und schweigend den Zug mit den Augen verfolgten. Rossarol betrat das Schaffot mit festem Schritie, surchtlos und frei umher schauend. Ancelotti konnte sich kaum aufrecht erhalten; an ihm sollte das Urtheil zuerst vollzogen werden. Schon hatte er die lezte Stufe der Guillotine betreten, als pld6lich General Sal- [uzzo, der Adjutant des Königs, mit einem Begnadigungs- Schreiben Ferdinands hervortrat. Der Jubel war allgemein, und der Ruf: „„Evviva Ferdinando! evviva il Ré!“ fam aus vollen Herzen.“

Spanien.

Madrid, 21. Dez. Die hiesigen Zeitungen enthalten nachstehendes Dekret der verwittweten Königin vom 13. d. M.- „„Der Zustand, in dem sich das Königreich in Folge der von dem Factionsgeist in einigen Provinzen erregten Empdrungen befin- det, und die finsteren Machinationen, die von Menschen, welche ih nur inmitten einer Anarchie glücêlich fühlen, angewandt werden, um die Bevölkerung in Aufregung zu erhalten, indem sle die Grundgesegze dieser großen und alten Monarchie und die geheiligten Rechte der Thronfolge ihrer Könige, welche den dauerhaftesten und kräftigsten Schulz des Reichs bildet, unablässig bekämpfen, nöthigen Mich, darauf Bedacht zu nehmen, das Ver- fahren, die Art des Urtheils und die Strafe für Verbrechen des Hochverraths, Úber die bis jeßt nur nach unzusammenhängenden, meistentheils für gewisse Zeiten und Umstände erlassenen, sehr verschiedenartigen und zu einer schnellen Aburtheilung und Un- terdrückung von Verbrechen dieser Art ganz unzureichenden Ver- fügungen gerichtet wird, durch ein besonderes Gejels festzustellen. Bei dieser Lage der Dinge und da Jch den lebhaften Wunsch hege, daß selbit in dein Falle, wo es zur Sicherung der dentlichen Ruhe und Ordnung nöthig werden dürfte, zu außerordentlichen Maßregeln zu greifen, die Angeklagten alles erforderlichen Schukes genießen mögen, so wie, daß, so schnelle und strenge Gerechtigkeit auch gebt werden nag, doch niemals die Verleumdung mit der ge- sezmnäßigen Angebung verwechselt werde, und daß es dem Rache- geist nicht gelinge, sich mit den Mitteln zu bewassnen, die ihm die bürgerlichen Unruhen stets darbieten, um die Unschuld hin- zuopfern und den Frieden der Familien zu stdren, befehle Jch im Namen Meiner erhabenen Tochter Jsabella 1. und in Ue- bereinstimmung mit dem Gutachten des Minijter-Raths: Art. 1. Daß unverzüglich eine Kommission gebildet werde, die Mir so bald als möglich einen Geseß-Entwurf vorlegen soll, in welchem sie eine ganz deutliche und flare Definition von den Verbrechen des Hochverraths zu geben= und die Strafen für die verschiede- nen Grade derselben, so wie die Gerichtshöfe, welche darüber zu entscheiden haben, und das dabei zu befolzende gerichtliche Verfahren zu bezeichnen beauftragt ist. Art. 2, Die Kommis- sion wird Mir zugleich, als integrirenden Theil des Gesetzes, die Strafen vorschlagen, welche über die mit den Waffen in der Hand ergriffenen Rebellen zu verhängen seyn dürften, wobei sie die Gesehe und Königlichen Verordnungen aus den Jahren 1823 und 1330 über diesen Gegenstand zu Rathe zu ziehen hat. Arc. 3. Sie wird Mir auch die bei der Anwendung der Am- nesticen, welche die Militair- oder Civil-Behörden zu bewilligen von Mir ermächtigt worden sind, zu befolgendea Ziegeln in Vor-

schlag bringen. Art. 4. Es sollen der Kommission die in Ministerien des Krieges und der Justiz úber LEN Sei nada vorbereiteten Arbeiten nebst allen Aktenstücken aus früherer Zeit, die sie zur Beleuchtung der zu ordnenden Punkte für nöthig hält, verabfolgt werden. Art. 5. Jch ernenne zum Präsiden- ten dieser Kommission den General - Lieutenant Staatérath Don F. X. Venegas; zu Mitgliedern: Don R. Lopez Pelegrin, Don M. Genaro Villota, Don P. Bailin, die Fiskale Don J. J. Delirado und Don J. M. Cienfuegos, und zum Secretair Don A. Gallegos. Jhr habt Euch. danach zu- achten. (Gez.) Die Königin. An Don A. R. Zarco del Valle.‘/

In dem oben genannten Blatte liest man auch fols gende Nachricht : „„Einer Depesche des Gouverneurs von Alt- Castilien vom 15. Dez. guf hat Merino, aus Castilien flie- hend, wo seine Pläne fehlgeschlagen sind, und wo es keinen ein- zigen Aufrührer mehr giebt, mit 13 oder 20 Reitern seinen Weg nach Portugal genommen. Die Truppen jenes Generals und die von den Generalen Morillo und Rodil befehligten Corps waren an der Gränze von Portugal aufgestellt und hielten die Zugänge beseßt; auch hatte man einige Detaschements abgefer- tigt, um sich Merino's zu bemächtigen.“

Trek

Konstantinopel, 10. Dez. (Oesterreichi J achter.) In Erwiederung der Medaillen und Sésaente E Se. Hoheit der Sultan den Generalen, Offizieren und der Mannschaft des im Bosporus stationirt gewesenen Kaiserl. Russi- schen Hülfs-Corps sowohl als der hiesigen Gesandtsciaft und cini- gen hohen Staats - Beamten des Jnnern ertheilt hatte, ließen Se. Majestät der Kaiser von Rußland zum Andenken an die Epoche der Allianz mit der Pforte einige Medaillen in Gold und Silber prägen, die nebst anderen kostbaren Geschenken für das Ottomanische Ministerium unlängst hier angekommen und durch die Kaiserl. Russische Gesandtschast der Pforte übergeben worden sind. Von biesen Medailien, auf deren einer Scite der Naumenszug des Kaisers Nikolaus und auf der andern die Jahrzahl 1853 geprägt ist, sind zwei von Gold und „sehr rei in Brillanten gefaßt, für den Seraskicr und für Fewzi Achmed Pascha bestimmt. Vier ähnliche, doh etwas geringer an Werth, wurden für den Gropß-Admiral, Tahir Pascha, für den Chef der Artillerie, Halil Pascha, für Ferik Achmed Pascha und für den Kommandanten der Dardaneilen, Mehmed ‘Paicha, übergeben. Ueberdies sind goldene Medaillen für das Offizier -Corps und 1200 silberne für die Mannschaft des Türkischen Corps, welches in der Nähe des Russischen ge- lagert war, bestimmt. Der Groß-Wesir erhielt einen kostbaren, mit Brillanten verzierten Säbel; der Seraekier und Fcewzi Achmed Pajcha, aupßer den oben erwähnten Modoaillen, reiche, mit Brillanten besezte Dosen, von welchen die für den Seras- kier bestimmte mit dem Portrait, die für Achmed Pascha mit dem Namenszug des Kaisers geziert is. Säinmtliche Pforten- Minister wurden mit Dosen beschenkt, die nach Maßgabe ihres Ranges mehr oder minder reich mit Brillanten beseizt sind und den Namenszug des Kaisers tragen.

Am 7ten d. M. hatte der Kaiserl. Russische Gesandte, Hr. von Butenief, welcher sich mit Urlaub nach Sr. Petersburg begiebt, seine Abschieds - Audienz beim Sultan, und wurde von Sr. Hoheit mit der größten Auszeichnung empfangen. Hr. von Butenief} Übergab bei diesem Anlasse dem Sultan vollstän- dige Uniformen, die er von Seiten des Kaisers für die jungen Ottomanischen Prinzen erhalten hatte, welche Leßtere Se. Ho- heit sogleih rufen licß, um ihnen dieses Geschenk in Gegenwart des Hrn. Gesandten einzuhändigen. Hr. von Buteniesf hatte auch die Ehre, Hrn. von Rückmann als provisorischen Ge- schäftsträger dem Sultan vorzustellen, welcher Umstand ohne Beispiel und nur durch die besonders freundschaftlichen Verhält- nisse motivirt ijt, welche gegenwärtig zwischen der Hohen Pforte und dem Kaiserlich Russischen Hofe obwalten. Der Sultan sprach sih mit große- Zufriedenheit über die Dienste dieses Ministers aus, welcher jo wesentlich zur Begründung des jegt deltependon guten Vernehmens zwischen beiden Höfen beige- ragen.

: Der zum Kaiserl. Russischen General - Konsul in Alcxzn- drien ernannte Oberst, Herr von Duhamel, is auf einen Russischen Kriegs-Fahrzeuge von Odessa hier angekommen, und gedenkt unverzüglich nach seiner Bestimmung abzureisen.

Amn 5ten d. M. kehrten die Commissaire, welche im Ein- verständniz mit der Türkischen Regierunz von Seiten der Ge- sandtschaften von Rußland, Großbritanien und Frankreich nach Samos abgeschickt worden waren, um die Einwohner dieser Insel zur Unterwerfung aufzufordern, unverrichteter Dinge in diese Hauptstadt zurück, da der Logothet dieser Jnsel, Lykurg, welcher seine Widerspenstigkeit und die ciniger Wenigen seines Anhanges für die allgemeine Stimmung ausgiebt, sich hartnäckig weigerte, der an ihn ergangenen Aufforderung Folge zu leisten.

So eben läuft eine Französische Kriegs-Brigg in den Bospo- rus ein, und scheint die Richtung gegen Therapia zu nehmcn.

T1145

Berlin, 7. Januar. In Pillau sind im Laufe des ver- flossenen Jahres 378 Schiffe angekommen und 381 Schiffe mit 17,903 Lajk ausgegangen. Von den angekommenen Schiffen waren Preußische 118, Niederländische 68, Nordische 66, Däni- sche 35/ Englijche 25, Hannoversche 25, Schwedische 12, Ham- burger 7, Oldenburger 6, Russische 4, Amerikaner 2, diverse 27, und es waren von. diesen 378 Schiffen 239 beladen und zwar 107 mit Häringen, Thran und Fischen, 104 mit Stüef- gut, 24 mit Salz, 54 mit verschiedenen Waaren. Unter den ausgegangenen Schiffen waren 65 mit Balla\k; von den belg- den ausgegangenen übrigen Schiffen gingen 93 nach Holland 80 nach England, 49 nah Norwegen, 22 nah Frank- reich 2c. Jn Königsberg halten 7 Schiffe, in Memel 33 und in Pillau 26 Schiffe Winterlage. Die bedeutenden Wag- ren, die ausgeführt wurden, waren: Asche 75390 St., Bors- sten 4721 St., Flachs 142,788 St., Flachsheede ‘17,572 Sc Federn 2224 St., Garn 5552 St., Hanf 46,348 St., Hanf- heede 1673 St., Häuce und Felle 2154 St., Holz 417 Lask Leinsaat 3477 L. , Delkuchen 32,177 St., Oel 9515 L., Piau- men 3979 Sr., Roggen 2658 L., Wicken 87 L., Weizen 1918 L, und 14,335 Stein Knochen; dagegen sind seewäris eingeführt: rohe Baumwolle 658 Centner, Kaffee 6612 Ctr. , Dach- und Mauersteine 6556 Ctr., Eisen 9300 Ctr., Härinze 45,960 Ton- nen, Steinkohlen 10,095 Ctr., Porter 3068 Ctr., Ronen “und Korinthen 1355 Ctr., Rum 1828 Ctr., Thran -'67ÿ Ctr Wein 13,169 Ctr., roher Zucker 29,663 Ctr., raffinirter Zucker 1373 Cre Thee 239 Centner. Der ungefähre Bestand vom lagernden Getraide und Waaren in Königsberg am Schluz des “Jahres 1833" war Weizen 6000 Läst, Roggen 4500 L., Gerste 250 L,,