1834 / 11 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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„muß ih Sée bitten, Patent und Kreuz der Dlle. Taglioni zu schicken, deren Verdienst dabei größer ist, als das meinige.

Yaris, 4. Jan. Der Kdnig empfina gestern die Deputa- tion, welche beauftragt war, ihm die Adresse der Pairs-Kammer zu überreichen, und ertheilte derselben folgende Antwort: „Ih theile aufrichtig Jhren Wunsch, alle Franzosen glücêlich und frei, und sich ihèer Unfälle oder ihrer Spaltungen nur bewußt zu se- hen, um der Rükehr dérselben vorzubeugen. Von dem Patrio- tismus, von der Auffklärung- und Erfahrung der Nation er- wart Jch ein so wünschenswerthes Resultat. Nur indem wir mit eben \o viel Ausdauer als Aufrichtigkeit ein Syslem verfol- gen, welches Sie so gut geschildert haben, kdnnen wir es zu er- langen hoffen; und auf diese Weise werden wir die straf baren Absichten der Factionen vereiteln, und ihre Ohnmacht in ein hel- les Licht steilen. Die Pairs-Kammer hat Mich schon längst qe- lehrt, auf thre Hingebung zu zählen, so wie auf ihren unerschüt- reklichen Entschluß, unsere Justitutionen gegen alle ihre Feinde, unter welchen Farben sie sich auch zeigen mögen, zu vertheidigen, und Jch danke ihr für die neuen. Pfänder, welche sie Uns gege- ben hat.‘ | J | Le

Gestern wurden in der Deputirten - Kammer die Bera- hungen über die Adresse fortgeseßt. Herr G arnier-P a- gs, als der erste Redner, der sih in diejer Silzung Es nehnen ließ, meinte, daß, wenn man nicht gewußt daß die ge- genwärtige Session die lekte sey, welche die Kammer in haue jelztgen Zusammenstellung halte, man solches aus dem Adreß- Entwurf hätte entnehmen können, da dieser sich von der ge- wöhnlichen Abfassung gar fehr entferne .und einzelne Paragra- phen etthalte, die noch im vortgen Jahre ohne allén Zweifel verworfen worden wären (Zeichen des Ziwveifels in den Centris); der Entwurf sey, seiner Meinung nach, ‘der getreue Wider- hall, nicht der Meinungen der Majorität, sondern derer eines Theils der Kammer, der dieser Majorität bedeutend vol- ausgeeilt sey. Aus demselben Grunde hätten auch alle Redner, die Tags zuvor aufgetreten wären, eine rein verfassungsmäßige Sprache geführt und eine strenge Beobachtung des Geselzes ver- sangt, Alles in dev Absicht, um den Wählern Sand in die Augen zu streuen und sïch ihnen für die nächsten Wah- len zu empfehlen. Nach diesem Eingange gtng der Red- ner in eine nähere Beleuchtung des Adreß - Entwurfes ein, den er im Allgemeinen, wenn gleich die Form besser als in den früheren Jahren sey, dem Anhalte nach nichts- destoweniger tadelte, indem das bisher von der Regierung befolate System darin nicht hinlänglich gebrandmarkt werde. Zum Beweise, wie die Verwaltung sich immer mehr und mehr on den Grundsäßen der Juli - Revolution entserne, ging Herr Garnier -Pagès die Geschichte der drei lesten Jahre durch; er erinnerte an die zahlreichen Verhaftungen von mitunter ehren- werthen Bürgern, die der Verschwdrung gegen den Staat an- geschuldigt y von den Geschworenen aber freigesprochen worden wáren; er behauptete, daß man allmälig alle Volts- Freiheiten angefochten habe, die persönliche Freiheit, wie die Preßfreiheit, das Associarions:Recht, wie die Unterrichts-Freiheit. Man sey so strenge gegen die arbeiter den Klassen verfahren, und doch hätten sich diese zu den Coautionen gegen ihre Brodherren nur dann erst veranlaßt gefunden, nachdem ihre gerechten Klagen unberücksichtigt geblie- ben; indessen hosse er, daß, was man einzelnen Arbeitern ver- weigert, man“ der ganzen Nation werde bewilligen müssen. (Mehrere Stiminen: „Sie predigen den Aufruhr! ‘‘) Hierauf èam der Redner auf das Wahlrecht zu sprechen, das er auf alle Búrger ohne Ausnahme ausgedehnt wissen wollte; {ließlich be- {werte er si noch, daß man die Herzogin von Berry frei ge- geben, und daß man durch die Verseßung der Hauptstadt in den Belagerungs-Zustand das Gesetz verleßt habe. Nach einer furzen Erwiederung des Herrn Fulchiron zur Vertheidi- zung der Lyoner Arbeiter, bei denen man (upßerte er) kein Mittel unversucht gelassen, 1m fle zum Aufstande zu bewegen, bestieg Herr Chapu ys-Montlaville, als neu ernanntes Mitalied der Kammer, zum erstenmale die Rednerbühne und äußerte sich im Sinne der Opposition. „Sie werden“, so s{lspÞ er scinen Vortrag, „„Jhre Sache von der des Ministeriums tren- nen, scine Politik verwerfen, den Geist unserer leßten Revolution in den Schooß dieser Versammlung zurückführen und sich da- durch den Ruhm erwerben, daß Sie die wahren Vertheidiger der Freiheit gewesen. Hetr Viennet trat zur Vertheidigung des Abre-Entwurfes auf und suchte zugleich die Majorität der Kammer von dem ihr gemachten Vorwurfe zu reinigen, daß sie sich bloß deshasb ein verfassungsmäßigeres Ansehen, als in den frúheren Jahren gebe, um bei den nächsten Wah- len nicht durchzufällen. „„Wer von uns‘/, fragte er, ¡eder dieser Majorität angehört, würde wohl seinen Charakter und seine Grundsäße verleugnen Wer von uns könnte wohl mit Ueberzeugung jagen, daß er drei Jahre lang, gewissermaßen als bloßer Augendiener der Regierung, Jeiner Unabhängigkeit ent- sagt, sein Mandat verlest habe? Wir find immer wahr gewe- sen und haben das System der Regierung bloß deshalb unter- stüßkt, weil es uns, weil cs, dem Lande zusagt; und so werden wir denn vor den Wählern furchtlos erscheinen. Es ist viel von der Gährung gesprochen worden, die in etnigen Gemüthern herr- sche. " Jch mag diese Stimmung nicht in Abrede stellen ; doch eristirt sie nicht in der Masse der Wähler ; es ist eine erkúnstelte, gebotene Stimmung, die von den Herumtreibern, an denen es nirgends fehlt, unterhalten wird. Als Beweis mag Ihnen folgende Thatsache dienen: Auf meiner lezten Reise wurde mir an mehreren Orten die Ehre zu Theil, dap man mir eine Spott-

musik brachte. Als ih Tages darauf einige der Musikanten fragte, was mir denn eigentlich eine solche Ehre verschaffe - ant- worteten sie sehr treuherzig: „Wir haben gar nichts gegen Sie; was wir thun, ist uns von ‘Paris aus anbefohlen worden.‘ ‘‘ Meiner Ansicht nach könnte man daher auch dreist den Wahl- Census bis auf den niedrig|t Besteuerten herabseßzen, und man würde von jener angeblichen Gährung nicht das Mindeste zu befürchten haben: eine solche Herabsezung ist aber die Sache der Zeit / Der Redner schloß, indem er noch einige Angrisse der Oppositions - Partei, namentlich ses Grafen von Sade, in Bezug auf Frankreichs äußere Polétif zurückwies. Der General La fayétte begann seine Rede mit folgenden Worten: „Wäre die allgemeine Berathung über die Adresse in meinen Augen ‘ein bloßer parlamentarischer Kampf, so würde ich an derselben gar nicht Theil nehmen; es handelt sich aber dabei um ein ganzes System, auf dessen contrerevoiu- tionnaire Tendenz ih die Kammer schon oft aufmerksam gemacht habe. Auch jeßt glaube ih noch, daß die Regierung, unter dem Schuse der National - Farben und mit Hülfe eines Dynastie- Wechsels, sich wieder jenem Systeme der Restauration zu nähern sucht, das der Hauch der großen Woche verscheucht hatte.// Der R jer be hierauf die äußere ‘Politik Frankreichs seit den Fedner beleuchtete hi pel i 6 ) (eten drei Jahren, in welcher er eine Bestätigung jener Ansicht findén wollte." Nach ihm ergriff Herr Persil das Wort, na-

A2 mentlich zur Vertheidigung seiner politischen Grundsäße und seines Betragens als General-Prokurator. Als wahrèr Anhänger der lesten Revolution , äußerte er, habe er seine Ruhe und seine ganze Existenz daran gesebt, dieselbe in ihrer ursprünglichen Rein- heit zu erhalten; daß ihm dies zahllose Feiude zuziehen würde, habe er sich niemals verhehlt; s{hmerzen müsse es ihn aber tief, daß ein Mahn, den er bisher als seinen Freund betrachtet und der ihn oftmals selbst ermuthigt habe, bei feiner Rolle standhaft zu beharren, jeßt gewisser11aßen als Ankläger gegen ihn ausftrete. Aller Augen wandten sich bei diesen Worten auf Herrn Beren- ger, der mit Bleistift Noten machte und zugleich das Wort ver- langte. Nach dieser kurzen Unterbrehung legte der Redner sein politisches Glaubens- Bekenntniß ab," und citirte_ wdrt- lich cine Stelle aus einem seiner lebten Requisitorien, in welchem der Graf von Sade Tags zuvor einen doppelten Angriff gegen die Preßfreiheit und gegen die Jury hatte finden wollen. „Jn unsern Augen ‘/, fuhr Herr Persil fort, „Fann die Presse, jo lange sie sih in den Gränzen der Verfassung hält, niemals Freiheit genug haben; eben o fann aber auch die Aufsicht: Über diejenige, die sich täglich gegen die Dynastie und gegen die Reaierungs-Form erhebt, nie sêrenge genug seyn., Und um zunächst von der Presse in der Haupt- stadt zu sprechen, so bitte ih Sie, meine Herrn, mir ehrlich zu sagen, ob es Jhnen jemals eingefallen if, wenn Sie irgend ein Pariser Blatt gelesen, oder wenn Ste auf offener Straße die unschicklichsten Broschüren, die obscônsten Schmähjchriften von Menschen ausrufen gehört, die man nach ihrem F0- stim eher für Abgesandte des Satats (Gelächter ) hal- ten fdnnte; ob es, sage ich, Jhnen je cingefallen, zu behaupten, daß es in Frankreich keine Preßfreiheit gebe, ob man mir nicht vielmehr in meiner Stellunz als General-Prokurator eher den Vorwurf machen könnte, daß ih zu glimpflich verfahre ? Zu meiner Entschuldigung kann ih nuv anführen, daß das Ge- ses mich im Stiche läßt: um Pasquillanten gegen ehrenwerthe Familien, um Verleumder achtbarer Beamten vor den Richter- stuhl zu ziehen, bedarf es einer Klage Seitens der betheiligten Partei, und Sie können leicht denken, m. H., daß der Offiziant zu viel Ehrgefühl besißt, um sich so weit zu erniedrigen. Jn- wieweit diesem Uebelstande abgeholfen werden kann, werden Sie, m. H., am besten ermessen.“ Von der Presse wandte sich Herr Perfil zu der Jnstitution der Jury. Nachdem er das bei den Geschwornen - Gerichten Übliche Verfahren auseinandergeselzt, erklärte er den Umstand, daß von den Prozessen, zu de- nen er sich veranlaßt gesehen, der größere Theil zum Vor- theile der Angeklagten ausgefallen sey, durch eine fehlerhafte ZU- sammenseßung der Jury; er habe die Bemerkung gemacht, daß die meisten Freisprechungen , ja fast alle, nur mit 1 gegen 5 Stimmen erfolgt wären ; bringe man nun mit in Anschlag, wie viele Mittel von Seiten der Parteien angewandt würden, um die Geschwornen einzuschüchtern und einen CEipyfluß auf ibren Ausfpruch zu üben, so dürfe sich Niemand wundern, daz Ver- gehen, die Aller Welt einleuchteten, nichts desto weniger ungeahn- det blieben. Ein merkwürdiges Beispiel in dieser Beziehung sey der legte Prozeß gegen die Mitglieder der Gejellschaft der Menschen - Rechte, in welchem die Angeklagten jelbst Alles eingestanden, und sich zu Verfassern der infriminirten Schriften bekannt hätten, nichts desio weniger aber von den Geschwornen für nicht schuldig befunden worden wären. Der

Fedner citirte hier ein Beispicl, wo man bei einem Geschwornen, der zur Verurtheilung der Tribune beigetragen , eingebrochen hatte, um ihn zu berauben. Seiner Meinung nach, fuhr ev fort, gebe es nur drei ‘Mittel, um dem Ucbelsiande abzuhelfen ; entweder müsse man die Majorität ändern dergestalt daß schon

"der dritte Theil 4- 1 der Stimmen zur Verurtheilung eines

Angeklagten hinreiche; oder man müsse die Veröffentlichung der Namen der Geschwornen verbieten; oder man müsse das gehei- me Abstimmen einführen. Am Schlusse seines Vortrages berührte Hr. Persil noch einmal die beiden ihm von Hrn. Bérenger gemachten Borwürfe, daß er, anstatt das Geschwornen-Gericht zu vertheidigen, es angegriffen habe, und daß er überhaupt bei seinen Requisitorien zu leidenschaftlich zu Werke gehe. Den ersten Vorwurf wies er dadurch zurück, daß sich noch nie ein Geschworner über ihn beklagt habe; den zweiten ent\chuldigte er mit seiner Gewohn- heit, rasch und lebhaft zu sprechen, was ihm of den Schein der Leidenschaftlichkeit gebe, während ihn die ihm ziemende Ruhe doch niemals verlasse. Auch seine Sub|\kituten vertheidigte er gegen denselben Vorwurf. Nachdem er endlich noch den Um- stand näher erklärt, weshalb er in dem lezten Prozesse der Re- publikaner, nach Beendigung der Plaidoyces, sein RKequisitorium nicht sogleich gehaiten, und was es wit der angeblichen Verfäl- {hung von Aktenstücken für eine Bewandtniß gehabt, entschul- digte er sich noch, daß er die Versammlung so lange mit einem der Berathung eigentlich fremden Gegenstande unterhalten habe. Nach einer Ehren -Crklärung des Herrn Bérenger ergriff Herr Mauguin das Wort, und zwar zur Vertheidigung des Adreß-Entwurfes, indem derselbe gegen die Minister gerich- tet sey. Er warf bei dieser Gelegenheit einen Blick auf die leíte Session, um die Regierung wegen ihrer beideu Geselz-Entwürse über den Belagerungs - Zustand und über die Befejrigung der Hauptstadt anzugreifen, zugleich aber auf den Umstand aufmerk- sam zu machen, daß es dem „Ministerium nicht gelungen jey, diese beiden Pläne durchzuführen. Es ergebe sich hier- aus hinlänglich, meinte er, daß zwischen den Kammern und dem Ministerium feine Uebereinstimmung herrsche. Der letzte Redner, der sich in diescy Sigung vernehmen ließ, war der Minister des öffentlichen Unterrichts, Herr Guizot. (Einen Auszug aus feiner Rede müssen wir uns auf morgen vorbehalten.) Die Sißung wurde erft nach 6 Uhr auf: gehoben. Unter den zunäch\t eingeschriebenen Rednern befinden sich die Herren von Lamartine, Bignon und von Rémusat. Jn der heutigen Sizung, wo die Berathung fortgeselzt wurde, ließ sich zuer Herr von Lam artine vernehmen. Mit sehr schwacher Stimme hieit er eine Rede, in der er zunächst gegen die in dem Adreß-Entwurfe zur Steuerung der Unruhen im Westen verlangten Kraft-Maßregeln protestirte, und an deren Schlusse er die Kaminer bat, sich in ihrer Adresse nicht mit einer so wichtigen Frage wie die Türkische zu beschäftigen. Herr Giraud, einer der Deputirten der westlichen De- partements, der Herrn von Lamartine auf der Rednerbühne folgte, war der Metnung, daß man die Gewaltthätigkeiten der Chouans nicht länger dulden dürfe; thäte die Regierung nichts, so müßten die National-Garden in jenen Provinzen sich zule(zt selbst Recht verschaffen. Der Minister des Innern kün- digte der Versammlung an, daß er ihr einige Aufschlüsse über die von der Regierung in der Vendée getrossenen Maßregeln geben werde. Herr Odilon-Barrot suchte zu beweisen, daß die gegenwärtige Regierung nicht die wahre Repräsentativ- Regierung sey, indem die Majorität der Kammer über die wichtigsten Fragen sehr oft mit dem Ministerium nicht harmonire. Der Redner fam hiernächst auf alle bereits Tages zuvor von

Herrn Mauguin verhandelten Gegenstände zurück, und griff die Regierung wegen ihrer beiden Geselz - Entwürfe Über den Bela- gerungs - Zustand und über die Befestigung der Hauptstadt an. Er erklärte sodann, daß ihm. das System des General Prokurators Persil eben so heftig als leidenschaftlich scheine, und daß derselbe der Regierung bereits großen Schaden zugefügt habe, Am Schlusse seines Vortrages sprach er noch die Hossnung aus, daß, wenn Frankreich erst im Genusse einer wahrhaften Reprä- sentativ-Regierung seyn werde, auch einer größeren Anzahl fähi- ger Köpfe das Wahlrecht zugestanden werden würde. Herr Thiers trat zur Widerlegung des vorigen Redners auf. (Um, 42 Uhr, wo dieser Bericht schließt, dauerte die Debatte noch out.) i

i “Die Gesandten Desterreichs, Rußlands und Englands hat; ten gestern eine Konferenz mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, welche durch cine in der vergangenen Macht von St. Petersburg eingetroffene Note des Russischen Kabinettes veransaßt worden seyn soll.

Seit undenklichen Zeiten war es Sitte, daß die Mitglie der des Rathes des Abvokaten- Standes am Neujahrstage den erjton Präsidenten des Königl. Gerichtshofes, den Präsidenten der Kammern und dem General-Prokurator ihre Aufwartung machten. In Folge eines gemeoinschaftlich gefaßten Beschlusses i diese Höflichkeits- Bezeigung diesmal unterblieben.

Das dritte Bezirks «Wahl - Kollegium des Gironde -Devat- tements ist auf den 25sen d. M. zusammenberufen worden, Un an die Stelle des Herrn Dufour - du-Bessan, der heine Ent lassung eingereicht hat, einen anderen Deputirten zu wähten,

Man versichert, daß Herr Birenger in der Deputirten-Kan iner die Vorlegung aller auf die Angelegenheiten Polens bezüg lichen Aktenstücke seit der Jnsurrection bis auf den gegenwärti gen Augenblic? verlangen werde. i

Am 13, d, M. wird die öffentliche Versteigerung des Las: sitte’ schen Hötels stattfinden. ( ; i

Der Öberst Ledoux, Kommandant von Toulon, ist am 2, v. M. mit Tode ‘abgegangen.

Bei der am ‘ten d. hier erfolgten Verloosung der ausge seßten Spanischen Schuld ij die Serie 24 herausgekomumen ; ste enthält die Nummern 22,909 bis 23,904, welche nun (1 vet zinsliche Staats-Schuld umgewandelt werden. ;

Bricfe aus Toulouse melden, daß die dortige Thier: Arznei Schule der Schaupla(lz jehr ernfilicher Un ordnungen gewejen sey,

Großbréitanvén und JFrland: London, 4. Januar. Der Herzog vou Gloucester is von Brighton wieder nach seiner Residenz in Bagschot- Park zurückge: fehrt 2 i Br 2 Der Fürst Talleyrand hat; sich gestern in Bealeitung del

H erzogin von Dino nach Brighton begeben.

Der General - Feldzeugmeister Sir Jaines Kempt und der

Kriegs-Secretair Herr Edward Ellice hatten gesiern Untervredun: gen mit dem Grafen Grey. j Der verstorbene Graf von Funchal foll seinen Nessen zum Haupterben seines Vermögens eingeseßt haben, unter der Bedin gung, daß derselbe sich sogleich zu Gunsten der jungen Königin erfläâve; vagegen soll der Graf kurz vor seinem Tode mit tiefew Bedauern ein bedeutendes Legat zurückgenommen haben, das er einem alten Freunde, der nachher für Dom Miguel Partei nahm, vermacht hatte. Seine antiquarischen und naturhistori- sen Sammlungen, die sehr werthvoll sind, hat er einem seiner Freunde in Lissabon hinterlassen, unter der Bedingung, daß fit in jeder Woche drei Tage zur öffentlichen Schau gestellt werden soilen; wenn sein Freund es verschmäht, sie unter dieser Bedin- gung anzunehmen, sollen die Universität von Coimbra und die historische Akademie zu Lissabon fich darein theilen.

Am isten Januar haranguirce Herr O’Connell wieder die Einwohner von Kingstown in Bezug auf die Zehnten und die Auflösung der Union. { Den Tag darauf wollte ex ein Gleiches zu Kells in der Grafschaft Meath thun, und gestern gedachte er vor den Arbeitern von Dublin zu predigen. “Jn der Graf schaft Cork müssen die Zehnten noch immer mit Hülfe des Ba joneits erhoben werden.

An der heutigen Börse war ein gänzlicher Mangel an Nachrichten, die ein Interesse hätten erregen können, und fast eine gänzliche Stockung in den Geschäften. Ungeachtet des gro ßen Zußusses von Kapitalien, der jelzt hier stattsindet, scheint doch keine rechte Neigung vorhanden zu seyn, dieselben in Staats- Papieren anzulegen, bevor sich nicht der politische Horizont wieder ein wenig mebr evheitert haben wird; andererseits wollen aber auch die Inhaber von bedeutenden Quanticäten in Consols nicht damit losschlagen, weil sie hossen, daß der von der Engli schen Regierung angestimmte entschiedene Ton am Ende zu den besten Resultaten führen werde.

Im Departement des Marine -Zahlungs-Amts ist eine be trächtliche Summe Geldes abhanden gekommen, man weiß nicht ob durch Diebstahl von außerhalb, oder durch Veruntreuung von Seiten pflichtvergessener Beamten; dem Vernehmen nach, ist bereits eine sirenge Untersuchung deshalb eingeleitet worden.

Der Amerikanische Staatsmann Herr Buchoman, der zu: |

gleich Britischer Konsul für New-York ist, hat den Englischen Staats - Secretair für die Kolonien, Herrn Stanley, eine von ihm verfaßte Broschüre zur Prüfung übersandt, worin er dey Plan zur Bildung eines Depots in Ober- Kanada, um dit ganze Armen - Bevölkerung von England aufzunehmen, ent wickelt. Die Times belobt die Vorschläge desselben schr, weil ersiens der Nation, welche die Kosten des jelzigen Armet Systems tragen müsse, eine -bedeutende Ausgabe dadur erspart werden, und weil zweitens die Armen selbst, die sich jelzt in einem gedkückten, verderbten und entarteten Z U stande befänden und halb verhungern müßten, dabei weit besser fahren würden. Am Schluß der Broschüre wird eine Kosten Veranschlagung beigefügt, woraus sich ergiebt, dap aus jedem beliebigen Theil von Großbritanien im Laufe von 5 Jahren die Verschijfung und Ansiedelung von 5000 Armen mit 60,010 Pfd, würde bestritten werden können.

Die hier eingegangenen Zeitungen aus Bombay vom |, September melden, doß die Itachrichten aus den Bezirken von Vellore und Deccan immer betrübender laguten, und daß daselbs in allen Kirchen um Regen gebeten wurde. Zu. Bombay hatt es mehrere Tage hinter einander geregnet. Die zu dem Damp} schifsfahrts - Fonds eingegangenen Beiträge beliefen sich jet zu Madras auf 23,000 Rupien, zu Bombay auf 65,601 Rupien und zu Kalkutta auf 62,046 Rupien, zusammen also auf 151,24/ Rupien oder ungefähr 15,000 Pfund Sterling.

Aus dem Budget der Insel Jamaica für 1832 erhellt, daß dieselbe an couranten Ausgaben 122,523 Pfd. 6 Sh. 10D. zu bestreiten hatte (darunter an Militair-Ausgaben 15,718 Pfd. 3 Sh. 4 D., Civil: 66,218 Pfd. 9 Sh. 7 D., allgemeine Ver theidigung 17,013 Pfd. 3 Sh. 6 D., Kirchliches 19,285 Pfd.

(1 Sh. 1 D., dffentliche Jnstitute 3186 Pfd. 9 Sh. 4 D., Be- sohnungen und besondere Bewilligungen 1101 Pfd. 10 Sh.). je Einnahmen hatten an Steuern und inländischen Gefällen 52,776 Pfd. 15 S. i! D. betragen, an Abgaben von Schissen ind Lädungen 75,673 Pfd. 7 S. 11 D. Allein nun war die Ansel nöch mit beinahe 343,000 Pfd. verschuldet, wofür Cevii- Fcate und andere Papiere zum Belauf von 602,596 Pfd. 12 Sd. im Umlaufe waren, zum Theil ohne Zinsen, zum Theil aber mit 000 Pfd. zu verzinsen. Cin Kassen - Bestand fand fich von RODSOS O L A E ;

Aus Mauritius wird unterm 20. September gemeldet, daß die Nachricht von der Annahme der Bill wegen Abschaffung der Sklaverei dort eingetroffen und mit allgemeinen Beifall gusgenomnen worden war.

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De lat. en.

Antwerpen, 4. Jan. Aus Vliessingen melòet man, daß

hei den leßten Stürmen ein Preußischer Dreimaster bei West-

fapeilen gescheitert sey. Ueber das Schicksal! der Mannschaft is his jelzt nichts befannt.

Schweden und Yorwegen:

Stockholm, 4. Jan. Die hiesigen Blätter berichten, daß Se. Hbni«l, Hoh. der Kronprinz von der in Paris gestifte- (en Gesellschast zur Civiiijation des Bolkes zum Weitgliede et- Yoáhlt ivorden 1y. z : j i Vorgestern wohnte Se. Königl. Hoheit der Kronprinz der Beisetzung des Kammerherrn Baron Mun in der St. Klara- Firche” bei. : Unsere Zeitungeu publicirten die in den Provinzen siatt- Rg ejundene? ahlen zum bevorstehenden Beichstage. | ) Die Sczwedische Akademie hielt am 2Wsten d." M. eine df fentliche Sißung, die der Präsident derselben, der Minister der auswärtigen Anlegenheiten, Graf v. Wetterstedt, mit eier Rede erdffnete. Auf dessen Anzeige, daß Herr Per Henrik Ling im Begrijse sey, sein großes Epos „die Asen“ (Asarne) zu voll- inden und dem Druck zu übergeben, beschloß die Akademie, die- sem Dichter, als einen Beweis ihrer Hochachtung, ihre große gol- dene Medai!le zustellen zu lassen. Jn Bezug auf die im vorigen Jahre von der Akademie gestellten historischen und philosophischen Preisfragen war fein Aufsaß eingegangen; dagegen hatte die poetische peis- Aufgabe: ein Gedicht auf das Guskav - Adolphs- Fest atn (6), Dèov. 1832, 20 verschiedene Einsendungen veranlaßt, von denen zwar keine des ausgeselten Preijes für würdig er- fannt wurde, doch hat ein von Herrn C. W. Bôttiger, Kustos der Bibliothek in Upsala, verfaßtes Gedicht: „Gustav Adolph bei Lützen“ das Uecessit erhalten.

D-&mnmema v

Kopenhagen, 4. Jan. Der vieljährige General: Post- Direktor, Geheime - Konferenz- Rath Fr. von Hauch, id auf Ansuchen in Gnaden und mit Pension entlassen, uno der bis- herige erste Post - Direktor, Konferenz - Rath Lange, wieöer zum General - Pot - Direktor ernannt worden.

De Can U

Dresden, 6. Januar. Jn der Sibung der zweiten Kammer vom Zisten v. M. wurde die Petition des Abgeord- neten Sachße, welche die Aufhebung eines Paragraphen des Mandats wider die Selbstrache in Beziehung auf die Bestra- fung der Jnjurien nach dem Duell -Mandat beantragte , bera- then. Die darüber berichtende Deputation {lug vor, einen An-

Îtrag an die Staats-Regierung zu' richten, daß delselben gefallen

möchte, die Bestimmungen des Mandates über die Selbstrache, soweit dieselben die Bestrafung der Jnjurien betressen, aufzu- heben, und noch im Laufe gegenwärtiger Stände - Versammlung einen diesfalisigen Geseß - Entwurf den Ständen vorzulegen. Die Kammer trat, nach einer von dem Staats - Minister von Könnerig gegebenen Erklärung, dieser Ansicht bei, und ging darauf zu dem ferneren DBerichr der dritten Deputation Úber, die vom Vice - Präsidenten Pr. Haase beantragten Maßregeln zur Beschleunigung des Erscheinens neuer Gesezbücher betreffend. Der Abgeordnete Richter (aus Langen- feld), welcher das Gutachten der Deputation verlas, fügte cinen ausgeführteren Vortrag über den Zusiand der Geseßgebung in Sachsen hinzu, den er besonders hinsichtlich der Kriminal-Ge- sezgebung als höchst mangelhaft bezeichnete. Judem er bemerkte, wie das wissenschaftlich gebildete Sachsen in dem Besiß eines zeitgemäßen Kriminal -Geseßbuches nicht läuger zurück bleiben könne, machte er darauf aufmerksam, wie indeß das beste Straf- Gesetzbuch nicht helfen werde, wenn nicht die Hindernisse bcsei- tigt würden, die der Vollziehung des Gesezes feindselig ent- gegenträten. So lange noch \chlehte ‘Gefängniß- Anstalten die Verwahrung und Bestrafung der Verbrecher erschwer- ten, so lan¿e der Kostenpunkt noch Anlaß gebe, Untersuchungen und Verfolgungen der Verbrecher, soviel nur immer möglich, auszuweichen, so lange Untersuchungen noch als ein Unglück für Ort und Gericht betrachtet würden , so lange die Kriminal-Ge- richte in ihrem Wirkungskreise beschränkt \eyen, und keine hin- längliche Vollziehungs - Gewalt hätten, jo lauge sey ein Straf- Gesetzbuch nur eine halbe Hülfe. Sehr erfreulich sey es daher, daß die Staats - Regierung Einleitung getroffen habe, das Ge- rihtéwesen zu verändern, und daß man die Ausicht habe, daß gleichzeitig mit dem neuen Gesesbuche Insitute in das Lehen träten, welche die púnktliche Vollziehung des Geselzes vergewisserten. Die Kaauner nahm darauf den ersten Antrag der Deputation, dev auf Vorlage eines neuen Kriminal-Gesezbuches bei der nächsten Stände - Versammlung ging, einstimmig an. Dek fernerè Vor- chlag der Deputation, vor dem Schlusse des gegenwärtigen Landtages in beiden Kammern zur Wahl einer gemeinschaftlichen Deputation zu schreiten, damit diese vor Crôfsnung der fünf tigen Stände-Versammlung zusammentrete, den Entwurf des neuen Geseßbuches präfe und den von ihr abgefaßten Bericht bei Erôssnung des Landtages übergebe, veranlaßte eine -Dis- kussion über die Frage, ob eine Deputation von einem Landtag zum anderen gewählt werden könne, und ob auch solche Mit- glieder ernannt werden dürften , die sich ausloosten. Die Kam-

| mer trat jedoch der Ansicht der Deputation bei. Jn Betress der

Vorlage eines Civil-Gese6büches hatte die Deputation vdörge- schlagen, den Antrag darauf zu richten: es möge die Vorlage dieses Geselzbuches ers im Jahre 1839 geschehen. “Die Kammer erklärte sich mit 47 Stimmen gegen diesen Antrag. Auf die vom Abgeordneten v. Friesen gestellté Frage: was durch die verneinende Antwort entschieden worden sey? entgeg- nete der Vice-Präsident, daß man damit entschieden habe, bei dem früheren Beschlusse stehen bleiben zu wollen, daß schon bei dem nächsten Landtage die Vorlage geschähe. Beim Schluß der Berathung kam die Kammer noch einmal auf die Wahl der obenerwähnten landständischen Deputation zurück. Es er- hoben sich mehrere Zweifel über die Dauer der Function eines

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Abgeordneten. Der Abgeordnete v. Thielau stellte den Antrag, hei der Staats-Regierung in Gemeinschaft mit der ersten Kam- mer um Erklärung darüber“ anzutragen, wie det betreffende Paragraph der Verfassungs-Urkunde zu verstehen sey? "Der Abgeordnete v. Mayer hielt niht für gut, diesen Antrag an die Regierung zu stellen, sondern wünschte lieber, daß die Regierung sich selbsk darüber erkläre. Sie werde dies auch thun, indem es heiße, daß über alle Anträge, wo möglich im Laufe der Sißung, noch Erklärung gegeben werden solle, und wenn die Regierung diese gebe, so sey der Zweifel gelöst. Wödge entschie- den werden, wie wolle, der Zweck werde gewiß von der Regie: rung wie von den Ständen verfolgt, daß die Kammer immer vollständig sey, entweder so, daß die Wirkung der Wahl bis zum nächsten Landtage dauere, oder so, daß im Wahl-Gesege eine Aenderung erfolge. Déèér Antrag des Abgeordneten von Thie- lau wurde darauf abgelehnt, und nachdem der Staats-Minister von Könneriß noch bemerkt hatte, es kdnne nicht zweifelhaft seyn, daß eine Deputation niedergeseßt werde, die Frage nur díe sey, aus welchen Mitgliedern sie bestehen solle, erfolgte der Schluß der Sikbung,

Marburg, 29. Dez. Die Bürger-Wache hält seit einer Woche die Thore beseßt, um die Flucht der Theilnehmer an dem stattgehabten Tumult zu verhindern. Von Kassel is der Polizei- Rath Dernhardi cingetrossen, der vom Ministerium des Jnnern beauftragt ist, an Ort und Stelle die Thatsachen zu erforschen, and darüber genau Bericht zu erstatten. Die jeßt betriebene Untersuchung wird an den Tag bringen, daß die stattgehabten Ausschweifungen nur von Ungebildeten aus der niederen Volks- Klasse begangen worden sind.

München, 9. Januar. Außer den bereits angezeigten, enthält die Münchener politische Zeitung noch folgende durch Se. Maj. den König vorgenommene Verleihungen des Civil: Verdienst- Ordens der Bayerischen Krone: Denselben erhielt: der Kdnigl. General-Commissair und Präsident der Regierung des Untermain- Kreises, Graf A. v. Rechberg-Rothenldwen, der Königl. Direk- tor der Regierung des Rhein - Kreises, Fürst Karl von Wrede und der Königl. Ober-Appellations-Gerichts-Rath Wolfanger zu München. f

Der Stadt-Rath und die Bürgerschaft von Speyer, welche zuerst unter allen Städten des Königreichs Sr. Maj. dem Kd- nig zu der Vermählung J. K. H. der Prinzessin Mathilde ihre Glückwünsche darbrachten , haben ein sehr gnädiges Königl. Handschreiben erhalten.

__ Die aus Griechenland zurückgekehrten Königl. Bayerischen Chevauxlegers werden am 5. Januar die Quarantaine vom Triest verlassen, und am Asten auf Wagen in Augsburg eintreffen. Dieselben Wagen werden sodann die nächstens von Mün- u abgehenden Königlich Griechischen Truppen nah Triest ringen.

Der Stand des Griechischen Truppen-Corps war am 31sten Dezember 1833 Abends 2605 Mann; davon befinden sich in Griechenland 1742, in München 863 Mann.

Darmstadt, 5. Januar. So eben erhalten wir die er- freuliche Nachricht, daß Se. Hoheit der Erbgroßherzog und Seine durchlauchtigste Gemahlin den 10ten d. M., Nachmit- tags um 3 Uhr, Ihren Einzug in hiesige Residenz halten werden.

Mainz, 5. Jan. Gestern Mittag trat, nachdem innerhalb mehrerer Wochen öfters heftige Stürme geherrscht, pldblich ein so furchtbarer Orkan ein, wie man einen ähnlichen in längerer Zeit- hier nicht erlebt hat. Es war ein furchtbar s{dnes Schau- spiel, die Natur-Gewalt der Elemente in Aufruhr zu sehen. Wo- gen thürmten sih wie auf dem offenen Meere, und zerstoben in ihrer Brandung mit furchtbarem Rauschen. Die Rhein-Brücke war in höchster Gefahr. Mehrere Rhein-Mühlen waren schon früher weggetrieben; die leßten rissen gestern los und eine der- selben schien unwiederbringlich verloren: es war die des Herrn Gd (3, auf welcher sich dessen 17jähriger Sohn allein befand. Hin und her von der größten Höhe bis zur tiefsten Tiefe von dem Sturm auf und ab gepeitscht, verlor der junge Mann nicht einen Augenblick die Gegenwart des Geistes. Schon waren die Gemächer mit Wasser angefüllt; mehreremale versuchte er es, Anker zu werfen, bis ihm endlich auch dieses glücklich gelang. Troß dem mußte er augenblicklich die ganze Zerstdrung der Mühle und mit dieser seinen Tod erwarten Die Gefahr, ihn zu retten, war groß, âber wie der Charakter der Rheinländer überhaupt bei fremder Gefahr selbstvergessend und zu dem größten Opfer fähig ist, so übernahmen es auch 8 ent- \chlossene Schiffer (wir wissen leider die Namen dieser wacckern Leute nicht), ihn mit Lebensgefahr zu retten, welches ihnen denn auch glücklich gelang. Und so verging dieser furchtbare Orkan, Gottlob, ohne daß wir Unheil davon zu melden hätten.

J tali enn

Rom, 26. Dez. Es ist nun gewiß, daß die Monsignori Grimaldi und Della Porta zu Kardinälen ernannt werden. Des Erstern Stelle als Gouverneur von Rom is dem Monsi- gnore Cioja zugedacht; Monsignore Ugolino aber wird als Udi- tore della Camera für den Monsignore Della Porta eintreten. Hierdurch wird die Stelle eines Präsidenten der Armee frei, welche in Zukunft nicht mehr durch einen Prälaten beseßt, son- dern durch einen Beamten, aus dem Militair gewählt, verwal- tet werden wird.

Der Gencral Rovinetti, rühmlich bekannt durch die Orga- nisation der Rdmischen Gendarmerie unter Pius VUl., und durch die nachherige Aufhebung der Räuberbanden und Zerstörung ihrer Raubnester, is (wie bereits erwähnt) zum Befehlshaber der 4ten Brigade der neu gebildeten Armee ernannt. Er hat dieses Amt nicht annehmen woilen, wenn man ihm nicht auch erlaubte, die Polizci Soldaten anders zu organisiren, eine Aus- wahl zu tressen und sie der Gendarmerie einzuverleiben. Die- ses Corps wurde zur Zeit der Unruhen gebilder und bei Be- sezung der Offizier - Stellen wenig Rücksicht genoiurnen, daßder viele von ihnen sich durch Unwissenheit auszeichnen. Die Ne- gierung will diese Leute, die ihr zur Zeit der Noth Dienste leisteten, nicht brodlos machen, und har sie als cine Unter - Ab- heilung beibehalten, so daß Rovinetti nichts mit ihnen zu hun hat.

An den Außenwerken der Engelsburg werden jeßt bedeu- tende Renovationen vorgenommen, welches den Römijchen Po- litifern Stoff zu vielen Vermuthungen giebt. Es war aber lange beschlossen, die alten Mauern wieder herzustellen, man scheute nur die Kosten; jeßt ist man gezwungen, Hand an- N wenn das Ganze nicht ein Haufe von Ruinen wer- den soll.

Neapel, 23. Dez. (Allgemeine Zeitung.) Mehrere ausgezeichnete Fremde sind seit Kurzem hier angekommen, wor- unter der Herzog von Devonshire, der berühmie Baron Du- puytren und Herr Hope aus London. Mme. Malibran, dieser musikalische Proteus, is der Gegenstand des allgemeinen Ge-

rähs. Mit ihr zuglei ist Karl von Bériot angekommen, en may ohne Uebertreibung den ersten Violinspieler Europa's einen kann. Bälle und Feste drängen sich schon jzebt, nd man glaubt, daß der bevorstehende Karneval alle seine orgänger in Schatten stellen werde. Zwei sehr glän-

Br oiréen beim Oesterreichischen und dem Russischen

esandten wurden auch mit der Gegenwart des Königs nd seiner Familie t Neben dem Casino de’ Nobili, welchem vom Januar 1834 an der chemalige Ridotto des Theaters San Carlo zum Behuf von Bällen und Konzerten eingeräumt wird, und an dessen Spitze der König selbst tritt, soll noch ein anderes Casino aus allen Ständen ge- bildet werden, das den Zweck hat, die hier noch {rof geschie- denen Elemente der Gesellschaft zu vereinigen, und alle Vorur- theile und Etiketten aufzuheben. Man erwartet in Kurzem den Herzog von Damas mit seiner Familie hier. Neapel scheint fast eine französische Kolonie geworden zu seyn. Die berühmte- sten Namen aus der Zeit Napoleons und der Restauration \chal- len einem in jeder größeren Gesellschaft ins Ohr: Oudinot, Beauvais, Lauriston, Talon, Marcellus, Biron, Craon, Beau- mont und eine Menge Anderer, ohne die zahllosen Engländer zu erwähnen, welche sih herkömmlich jedes Jahr regelmäßig drei oder vier Wochen lang in der Villa reale und auf dem Pausi- lipp zeigen, und mit dem Frühjahre wie von einem Sturmwinde verweht, nirgends mehr zu finden sind. u Pompeji erweist sich fortwährend als eine unerschdpfliche Fundgrube von Gegenständen der Kunst. So hat man ganz kürzlich wieder in einem Hause hinter dem Tempel der Fortuna verschiedene Wand-Gemälde entdeckt, welche fast alle früher aus- gegrabenen an Schönheit übertreffen. Sie sind medaillonartig auf schwarzem Grunde aufgetragen, und stellen meistens Opfer vor. Der verdiente Astronom, Herr Capocci, ist Direktor der hiesigen Sternwarte geworden, und Herr Nobile ist an dessen Stelle als zweiter Astronom eingerückt. Dagegen hat der durch mehrere astronomische Abhandlungen rühmlich bekannte Herr del Re die Stelle dieses Leßteren erhalten. Die beiden durch die Königliche Großmuth Begnadigten, Ancelotti und Rossarol, sind nach der Jnsel Ponza exilirt worden. Der Vesuv, der {on seit Monaten nie ganz ruhig ist, wirft wieder seit einigen Tagen Lava aus.

Täárfkei.

Konstantinopel, 11. Dez. (Allgemeine Zeitung.)

In Folge einer großen Divans-Sibung ist der Pforten-Dolmetscher beauftragt worden, sih zu dem Englischen und dem Französischen Botschafter zu begeben, um mündlih das Befremden der Pforte Über die Vermehrung der Englischen und Französischen Flotten im mittelländischen Meere auszudrücken, und die Gründe in Erfahrung zu bringen, welche so außerordentliche Maßregeln veranlassen könnten. Die Antwort fiel nicht befriedigend aus. Der Französische Botschafter soll erklärt haben, daß die mißliche Lage, in welcher sich der Orient befinde, und die leßten außer- ordentlichen Ereignisse, es jeder Regierung zur Pflicht machten, solche Anstalten zu treffen, daß die nächste Zukunft nicht unvor- bereitet Überrasche. Der Englische Botschafter soll lakonisch dern Pforten-Dolmetscher zu verstehen gegeben haben, daß sein Kabi: net für gut finde, die Stationen im mittelländischen Meere zu verstärken, wie die Pforte es für gut gefunden habe, einen Traktat mit Rußland einzugehen. Diese Auskunft soll den Divan sehr in Verlegenheit geseßt, und ihn veranlaßt haben, nach reiflicher Verständigung mit den Repräsentanten der an- dern großen Mächte nochmals Schritte zu thun, um über die Absichten der Englischen und Französishen Regierung genauer unterrichtet zu werden. Zugleich sind Befehle ergangen, die Dardanellen Schlösser in gehdrigen Vertheidigungsstand zu seßen, und zu wachen, daß ohne vorher erhaltene Erlaubniß kein Kriegs\chiff}, unter welcher Flagge es sey, in den Kanal ecinlaufe. Es ist kaum zu erwarten, daß die Pforte ‘eine andere Auskunft bekommen wird, als sie bereits erhielt, da sie nicht in der Lage ist, drohen oder irgend eine Demonstration machen zu kônnen, sondern von der Zeit allein über die Juntentionen der beiden Seemächte das Weitere erwarten muß. Sie wird dieses auch thun. Jnzwischen scheint es unzart, mit so wenig Schonung mit einer Macht zu verfahren, mit der doch Frank- reich und England in Frieden zu leben behaupten, und der sie sogar Vertrauen einzufidßen bemüht sind. Das Verfahren der Englischen und “Französischen Repräsentanten is daher räthfsel- haft, und erinnert an ihre Vermittelung beim Vorrücken der Aegyptier. Damals wußte man auch nicht, ob man mit Freund oder Feind zu thun habe, und wie die Rathschläge des Admi- rals Roussin zu nehmen seyen. Jet spricht man von Freund- schaft, und’ nimmt eine drohende Stellung. Auch die Aegyp- tier vermehren ihre Truppen, und das Heer Mehmed Ali's ist O: als manche Europäische Armee. Man rechnet in diesem Augenblicke 70,000 Mann regulaire Truppen, die allein unter Zbrahim stehen, und von Zeit zu Zeit Verstärkun- gen erhalten. Zu Alexandrien scheint man fortwährend frem- den Rathschlägen Gehdr zu geben , die, wie wir glauben, nicht direkt von einem Kabinette ausgehen, sondern vom Parteigeiste hervorgerufen sind. Diese Rathschläge gehen dahin, durch un- aufhörliche Bewaffnung die Pforte zu ermüden, ihre zerrütteten Finanzen vdöllig- zu vernichten, und so eine Reaction im Herzen des Ottomanischen Reichs zu erzeugen, die ohne Anstrengung Mehmed Ali zum Vortheil gereichen müßte. Er scheint dieses System treulich zu befolgen, unter allerlei Vorwand neue Trup- pen-Aushebungen anzuordnen, und auf mehrere Punkte bedeutende Streitkräfte zu verlegen, theils um für seine unabläßlichen Erobe- rungs-Pläne verwendet zu werden, theils um den Sultan zu Gegen-Anstrengungen zu ndthigen. So seßzt er jeßt wieder 14,000 Mann regulaire Truppen gegen Yemen in Bewegung, um, wie vorgegeben wird, die Auslieferung cines Favoriten zu erzwin- gen, der eine bedeutende Summe dein öffentlichen Scha6e entwendet und sich nah jener Gegend geflüchtet haben soll, JFe- dermann glaubt aber, daß es fich um Eroberung jener reichen Provinzen handelt, da die vorgeblih entwendete Summe schwer- lich groß genug seyn dürfte, um die Kosten einer so entfernten Expedition zu verlohnen. Die s{dnen Gefilde des südlichen Arabiens, die unter dem glückli; sten Himmelöstriche vom rothen Meere, dem Persischen Golf und dem Jndischen Ocean bespült werden, sind zu locfend, um nicht gegen den Willen des Groß- herrn, den die meisten dort wohnenden Scheiks und Emire als Oberherrn anerkennen, sich derselben zu bemächtigen. Die Vor- bereitungen zu dieser Expedition sollen bereits vollendet, und die tehrzahl der Truppen gegen Yemen aufgebrochen scyn, während der Sultan erst vor einigen Tagen von Alexandrien aus davon unterrichtet, und seine Einwilligung zu dieser Unternehmung er- beten ward. Es bleibt ihm nichts übrig, als diese zu ertheilen, weil der schlaue Mehmed Ali erst handelt und dann frägt. Jn- zwischen soll der Großherr über diesen neuen Akt von Willtühr sehr úbel zu sprechen seyn; man glaubt, daß er auf diplomati-