1834 / 26 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sun, 26 Jan 1834 18:00:01 GMT) scan diff

ihrer Einbildungen, während wir unter diesen fremden Menschen, in der gan Cin Lage, und unter dem Einflusse dieses eigenthüm- lihen Klimas zurückbleiben, in uns jenes wehmüthig stille Gefühl, das selbst von den überraschendsten Erscheinungen hinweg, den Blick immer wieder zur Heimath zieht, und vor unseren Tho- ren die Gräber derjenigen, welche die Heimath nicht mehr sehen werden. Vor Kurzem haben wir Hrn. v. Hinsberg beerdigt, einen herrlichen jungen Mann von kaum 28 Jahren, in der Blüthe seiner Kraft, seines Enthusiasmus für Griechenland, gene mit dem grändlichsten Wissen, auch des klassischen

lterthums und allgemein geachtet wegen seines vortrefflichen Charakters. Eine Eigenschaft des hiesigen Klimas is, daß es die Dispositionen zu Krankheiten oft ganz aufhebt, oft aber auch steigert und entwickelt. Jch will, damit die neu Kommenden, die von uns immer mit offenen Armen aufgenommen werden, sih gehörig vorsehen kdnnen, in dieser Hinsicht noch einige Be- merkungen beifügen: Die Nächte schaden uns besonders, denn während bei Tage die Luft

bis 16 Grad Wärme hat, sinkt bei Nacht, wo wir die Atmosphäre der Arkadishen Schnee - Gebirge erhal-

ten, die in heftiger Strömung sich von jenen eisigen Höhen in den Golf herabstürzt, das Barometer bis fast auf den Eis- punkt. Wir Sep nun, warum die Griechen sich dann jo warm halten, wie sie thun, 4: B, bei Nacht die Füße nicht entklciden, bei Tage die Hüften vier- bis fünfmal mit dem breiten und weichen shawlähnlichen Gürtel umwinden, Wi rothe Kappe nicht abnehmen und dergleichen; und unsere Teutoma- nen und Europomanen, die lieber gleich Alles auf unsere Weise umfkehren, umkleiden und umbilden wollen, und Alles, was sie hier finden, schon dacum mit Mißachtung ansehen, weil es Griechisch ist, fangen denn am Ende doch auch an zu ahnen; daß die Sitten, die Gebräuche, die Wohnung, die Kost, das Leben und die Lebensart des Volkes durch lange Erfahrung be- dingt und dem Lande wesentlich sind. Die Griechen sagen, am Ende werde ihr König, den sie lieben und fast vergdttern , doch mit Griechen ihr Land regieren, da er für sein Volk ein Herz habe und in dem Herzen desselben wohne, während viele von den Anderen alles Griechische mit Mißtrauen und Mißachtung ansähen, und darum auch ihrerseits so angeschen würden; es versteht sich, mit Ausnahmen , die auch hier durchaus nicht feh- len. Junge Männer im Fache der Finanzen und der Justiz, die etwas Tüchtiges gelernt haben und von ehrenhaften Gesin- nungen sind, werden hier fortdauernd gesucht und kdnnen ein sicheres Fortkommen finden, wenn sie im Stande sind, sich der Landessprache bald zu bemächtigen. Von den Schulen hdôrt man noch immer nichts; es scheint, daß der Scha6 der Kirche, auf den man für sie wartet, sich noch immer nicht füllen will.

Die Griechischen ministeriellen Blätter enthalten unter meh- reren Dekreten auch eines, welches verfügt, daß alle Schiffs- Capitaine sich nah Nauplia begeben müssen, um von der Re- gierung neue Patente zu erhalten, welche mit dem Jahre 1834 in Wirksamkeit treten. Von dieser Verfügung sind selbst die kleinsten Fahrzeuge nicht ausgenommen. Diese Maßregel zielt auf die Verhinderung der Seeräuberei ab, welche den Archipel so oft beunruhiget.

Die Bevölkerung der Jnsel Kandien beträgt, dem Jour- nal de Smyrne zufolge, jeßt nicht mehr als 90,0! 0 Jndivi- duen, von denen mindestens der dritte Theil aus Griechen be- steht. Kandia, Kanea und Retimo sind die einzigen Orte, die den Namen einer Stadt verdienen, aber auch in diesen Orten liegt ein großer Theil der Gebäude in Trümmern. Die Häfen von Kandia und Retimo sind so shlecht, daß nur Barken ein- laufen können; der von Kanea fáßt ungefáhr 15 Fahrzeuge von 230—280 Tonnen und etwa 40 von 30 40 Tonnen Gehalt.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-York, 25. Dez. Der Verfasser der „Nemesis“/, Herr Barthelemy, ist vor wenigen Tagen mit einem franzdsi- schen Schiff hier angekommen.

Aus dem Bericht der Kommissarien, die mit Untersuchung der Ursachen zu der Explosion des Dampfkessels auf dem Dampf- boote „Neu-ECngland“/ beauftragt worden sind, ergiebt sich, daß in den leßten drei Jahren 1500 Personen durch ähnliche Un- glücksfälle das Leben verloren haben.

In der Biene von Neu- Orleans liest man: „Jn Mexiko ist jest Alles ruhig; das im Juli angenommene Ver- bannungs-Gesch ist ausgeführt worden, und schon haben 54 Per- jonen, gegen die es gerichtet war, das Land verlassen; 24: von diesen Verbannten sind in unserer Stadt angekommen; unter ihnen befinden sich die N Margieno, ehemaliger Finanz- Minister, Dominguez, Navarre, ein ausgezeichneter Advokat, und mehrere Geijiliche. Auch heißt es, daß der General Bu- siamente, Alonzo Teran, Tagle und andere angeschene Personen nur auf cine günstige Gelegenheit warten, um sih nach unserem Hafen einzuschiffen. Man kann je6t die Empörung in Mexiko als gänz unterdrüt und die Macht der föderativen und con- stitutionnellen Partei als befestigt betrachten. “/

M erxitko.

Mexiko, 3. Nov. Santana hat einen Einzug hier ge- halten, der in der That ein Triumphzug genannt werden kann. Es ijt bekannt, wie vershwendrisch man bei uns mit Festlichkei- ten aller Art ist, wie man namentlich bei jeder Gelegenheir mit kirchlichem und militairischem Pomp und Gepränge bei der

and ist; ein Festzug wie dieser war aber selbst fr uns etwas teues. Der erste Akt des Generals war, daß er dem Vice-Präsidenten Gomez Faria die Regierung wieder abnahm; 0b er es aber besser machen wird, als dieser, möchte zu be- zweifeln seyn. Unter Faria's Leitung haben die Kammern in der leiten Zeit merkwürdige Dekrete erlassen, z. B. die gänzli- chc Aufhebung jeder Civil-Verbindlichkeit zur Zahlung der Zehn- ten; die Abschaffung der, erst neuerlih unter Bustamente, UAlaman und Konsorten - wieder eingeführten Canonici; die (in den Südarnerikanischen Republiken schon früher erfolgte) Versügung , daz alle durch Kloster -Gelübde Gebundenen, nach eigenem Belieben, ins bürgerliche Leben zurückehren dürfen u. a. m. Kommt nun ein kräftiger Minister ans Ruder, der diese neuen Gesekze weise zu handhaben versteht, so läßt sich al- lerdings viel für das Gedeihen und die Kultur des Landes er? warten. Zu diesem wichtigen Posten ist der gegenwärtig an der Spige der Finanz - Verwaltung stchende Gouverneur des Staa- tes Mexifo , Zavalla, bestimmt, ein ausgezeichneter Mann, der dic fcühere Zeit seiner Verbannung mit Nugen in den Ver- einigten Staaten von Nord-Amerika und in Europa verlebt, und dort über die Mexikanische Revolution , seit dem Abfall von Spanien, ein Werk geschrieben hat, dessèn histo- r.cyer Werth allgemein anerkannt, und das namentlich in Me- x.to mit Cnthusiasmus aufgenommen worden ist, (Es er- schien in zwei Bänden, der erfte in Paris, der zweite in New-

unter lauem Regen noch 13-

100

York gedruckt.) Ueberhaupt ist Zavalla wohl der unterrichtetste Mann in Mexiko; er denkt unò spricht logish, weiß, was er will, und wird gewiß viel leisten. Auch daß er und Gomez Faria beide dem Civilstande angehören, is hier eine erfreuliche Erscheinung; wir sehen doch endlich das hier allzusehr prädomi- nirende Militair einmal in den Hintergrund treten. Sehr wichtig ist auch der neulich entworfene Plan zu einer in drei Klassen zerfallenden Amortisations-Kasse zur Tilgung der Natio- nal-Schuld, wozu die Fonds aus den großen Kirchen-Gütern, deren Sequeßgrirung bereits dekretirt ist, genommen werden sollen. Endlich müssen wir noch eines andern Umstandes erwähnen, der gleichfalls zu großen Hoffnungen für die Zukunft be- rechtigt. Unser früherer Minister am Englischen Hofe, Goro- stiza, einer der gebildetsten Mexikaner, ist gegenwärtig hier und widmet seine ganze Thätigkeit der Aufsicht über die Erziehung im Allgemeinen und der Einrichtung der Schulen insbesondere. Außerdem hat er die Direction des Theaters Übernommen, wozu er ganz vorzüglich geeignet ist, indem er die Bühne schon durch mehrere eigene Erzeugnisse bereichert hat, die zu den besten Spanischen Dichtungen gezählt werden und selbst in Madrid mit Beifall aufgenommen wurden. Die neulich erwähnte Silber -Kondukta nach Vera-Cruz wird wohl nicht vor Anfang des nächsten Monats dann aber auch gewiß zu Stande kommen, und die Prämie auf Vera-Cruz is bereits von 18 auf 8 pCt. gefallen.

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Berlin, 24. Jan. Die heutige Nummer des Amts- Blattes der Kdnigl. Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin enthält die nachstehende vom 13ten d. M. datirte Be- kanntmachung des Wirklichen Geheimen Raths und OÖber-Präsi- denten der Provinz Brandenburg, Herrn v. Bassewil Excellenz. „Auf den am 15. November v. J. eröffneten Kommunal-Land- tagen der Kur- und Neumark is, in Gemäßheit des §. 9 der Allerhöchsten Verordnung vom 17. August 1825, zur Wahl ei- nes Vorsißenden und Stellvertreters für die Wahl-Periode vom 3. Oktober 1833 bis dahin 1836 geschritten worden. Die Kom- munal- Landtags - Versammlung der Kurmark hat den Dom- herrn Herrn Rittmeister von Erxleben auf Selbelang zum Vor- sibenden und den Hofmarschall Major Herrn von Rochow auf Stülpe zum Stellvertreter, und die Kommunal- Landtags - Ver- sammlung der Neumark den Landrath Herrn von Waldow auf Fürstenau zum Vorsigenden und den Kreis - Deputirten Herrn von Knebel - Döbriß auf Friedersdorf zu dessen Stellvertreter gewählt, und zufolge einer Benachrichtigung des Königl. Mini- steriums des Junnern vom 31. Dezember v. J. sind diese Wah- len von des Königs Majestät mittelst Allerhöchster Kabinets- Ordre vom 29. Dezember v. J. Allergnädigst bestätigt worden.“

Aus Königsberg in Preußen schreibt man unterm 20sten d. M.: „Am gestrigen Tage um 9 Uhr Morgens feierte die hiesige Königliche Deutsche Gesellschaft das Fest der Preußischen Krone in ihrem Sißungs-Saale auf dem Schlosse. Die glänzende und sehr zahlreiche Versammlung wurde von den hôchsten Militair- und Civil-Behörden mit ihrer Ge- genwart beehrt. Der Direktor der Gesellschast, Professor Dr, Schubert, gab zuerst cine gedrängte Uebersicht von den Leistungen derselben im vorigen Jahre. Er bemerk- te, wie im Ganzen 12 Sigungen gehalten und in den- selben 14 Abhandlungen vorgetragen worden seyen, und wie überdies die Gesellschaft ‘noch von eiñem ihrer auswärtigen Mit- glieder, dem Professor Giesebrecht in Stralsund, 3 Abhandlun- gen zugesandt erhalten habe, die für den nächstens erscheinenden dritten Band ihrer Schriften dankbar benußt werden würden. Nachdem der Redner hierauf der Versammlung angekündigt, daß die Gesellschaft im Jahre 1833 zwei sehr thätige Mitglie- der, den Direktor des Taubstummen-Jnsticuts, r, Neumann, und. den Professor der Philosophie, ÞVr. Herbart, jenen durch den Tod, diesen durch seine Versezung nach Göttingen, verloren, profkflamirte er die Namen der neu gewählten Mitglieder, worunter auch der Herr General-Lieutenant v. Nazmer als Ehren-Mitglied. Darauf sprach der genannte Direktor noch „über die Wechsel- wirkung der Staats-Schulden auf Staats- Verwaltung, beson- ders im Mittelalter und in neucrer Zeit, mit näherer Beziehung auf Preußen.// Daran schloß sich ein Vortrag des Professors Dr. von Baer „Über das Verhältniß des Preußischen Staates zur Entwickelungs - Geschichte der Menschheit. Die Uni- versität beging die Feier des Tages um 11 Uhr im akade- mischen Hdr «Saale. Der Redner, Geheime Rath Professor Dr. Lobeck, sprach, nach einer- kurzen Einlcitung über die Stufenjahre des literarischen Lebens, die Wünsche der Akademie für König und Vaterland aus, und machte am Schlusse die Namen der Studirenden bekannt, welche die akademischen ‘Preis- fragen im vorigen Jahre gelöst haben. Bei des kommandiren- den Herrn Generals von Naßmer Excellenz waren die höhern Militair: und Civil-Beamten zu einem Festmahle versammelt, und Abends war bei dem Ober-Landesgerichts-Chef- Präsidenten Dr. Zander ein glänzender Ball.

Das Kloster der Elisabethinerinnen zu Breslau, das be- kanntlich unbemittelte Kranke weiblichen Geschlechts ohne Unter- schied der Religion unentgeltlich aufnimmt, hat im Kirchenjahre 1833 überhaupt 840 Person-n verpflegt, von denen 708 als ge- heilt, 23 als erleichtert entlassen wurden, 55 starben Und 54 noch in der Pflege verblieben. Außerdem wurden noch 398 ab- und zugehende Kranke aufgenommen, so daß im Ganzen 1238 weib- liche Kranke in der Anstalt verpflegt wurden. Die Ausgaben werden theils durch die Zinsen des Vermögens des Konvents, theils durch Zuschüsse aus der Staats- Kasse, theils durch Ver- mächtnisse (diese betrugen im v. J. 2565 Rrhlr.), theils endlich durch wohlthätige Spenden bestritten, welche von Sammlern in Schlesien eingebracht werden,

Meteorologishe Beobachtung.

Morgens | Nachmitt. | Abends 6 Uhr. | 2 ühr. L Uhr. [

Luftdruck. 1335,63 “par./334,2 1 Par.|332,9 2 Par [Quellwärme 6,3 R. Luftrvärme |4- 4,9 ® R [4- 6,9° R |+ 1, R s d. ag 0s 0_Co IFlufiipärme: 2,9 9-R, Thaupunkt |4- 3,2 ° R|+ 4,6 N. |4 6,5 R.

1834.

Nach einmaliger 23 Januar. Leue at

Beobachtung.

PLZAMck 2 nats -

DOunfsisättg 87 pt. 89 pCt. 94 v(Ct. Sodenwärme 4,5 ® R. Wetter... | halbheiter. | Regen. Beg B A, , Wind Í I 8. WSW. 4usSdünft, 0,01 8 * Rh. Wolkenzug | _— Wi 74 Nieberschlag 0,0 2 s h.

Berliner Börse. Den 24. Januar 1834.

Amt]. Fonds- und Geld - Cours- Zeltel. (Preu/s. Cour,

27 Bre Cel] Pr Brief G ETNBRIT A RI T N E E E C E E T E

Stk. - Schuld-Sch. 4 ; Ix 97 fGrosshz. Pos. do. 4 (1015 | Pr. Engl. Anl. 18. 5 1035 103 FOstpr. Pfandbr. | 4 99% |“ Pr. Engl. Anl. 22. 5 1034 4103 #Pomm. do. 4 11057 1051 Pr. Engl. Ohl. 30.) 4 | 92 | 914 FKar.- a. Neum. do.| 4 [106 105i Präm. Sch d. Seeb,|—| 54 | 534 ESchlesische do.i 4 | -- 405) Kurm. Obl.m. I. C.| 4 | 964 | 952 IRkst.C. d.K.-u. N.|—| 6614| Neum. Int.Sch. do.| 4 ' 96 | 951 1Z.-Sch.d. K.-u.N.[— | 67 | 661 Berl. Stadt - Obi 4 981 1972 J ——— |

Königsb. do. |4 | Holl. vollw. Duk. |— | 174 | Elbing. do. 45 97 Neue do. |—| [18 Danz. do. in Th.|— | 365 | JFriedrichsd'or ff« .|— | 135 | 121 WVestpr. Pfandber.| 4 | 981 | 98 fPDisconto .. i l S4 | 4

Auswärlige Börsen. Amsterdam, 19, Januar. Niederl. wirkl. Schuld 495. Holl. 58 945. Kanz-Bill, 114 Span. 58 99. Aniwercpen, 18. Januar. Span. 58 985. 48 45. 3639. ZinsIl. 113 à- f. Frankfurt a. M., 21. fanuar.

Vesterc. 58 Metall. 964. 961%- 48 864. 864. 258 524. 18221, Br Bank- Äctien 1505. 1503, Part.-Obl. 1374. 137. Loose zu 100 h, 210. G. Holl, 55 Obl. v 1832 9214. 925 Poln. Loose 633, i’reuss. Präm.-Sch. 534. —. Br. do 45 Anl. 915.G. 55 Span Rente 56, 58. 38 do. perp. 373. 371.

Hamburg, 22. Januar.

Vesterr. 55 Met. 955. 48 do. §56. G. Bank-Actien 1244. Russ, Engl. 987. Russ. Holl. 914. Met. in Hamb. Cert. 924. Preus, Prämien-Scheine 1055. Poln. 125. Dän. 70. Holl, 58 924. 21 4j. Span. 35 3%. 456 435. Norweg. 68 1031.

Paris. 16. Januar. 55 Rente pr. compt. 104. 90, fin cour. 105. —-. 38 pr. compt, », fin cour. 75. 35. 5g Neap. pr. compt. —, —. fiu eour, 38 do, 367. 58 Belg. 967. 58 Röm. 91;

P pi) (D, A —, 98 Span. perp. 59s.

e ans lauen a. E S E E B L E E E L A E ER Ém

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 25. Januar. Im Schauspielhause: Crom- well’s Ende, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von E. Raupach.

Im Konzertsaale des Schauspielhauses: Subscriptions-Ball,

Sonntag, 26. Januar. Jm Opernhause: Die Lokalposse, Lokalposse mit Gesang in i Aufzug, von J. E. Mand. Hierauf: Das Schweizer Milchmädchen, pantomimisches Ballet in 2 Ab- theilungen. (Dlle. Fanny Elsler wird die Partie der Liesli ausführen und Dlle. Therese Elsler wird hierin tanzen.)

Jin Schauspielhause: Zum erstenmale wiederholt: Das graue Mánnlein, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von E. De- vrient. Ouvertüre, Zwischen- und Theater-Musik von W. Tau bert.

Montag, 27, Januar. Im Schauspielhause: Des Gold- s{mieds Töôchterlein, altdeutsches Sitten - Gemälde in 2 Ahthei- lungen, von C. Blum. Hierauf: Zum erstenmale wiederholt: Bube und Dame, Lustspiel in 3 Abtheilungen vom Pr. C. Töpfer.

Königstädtisches Theater.

Sonnabend , 25. Januar. Zum erstenmale: Sinkonie (C-moill), in 4 Säten, von L. v. Beethoven. 1) Allegro cou brio. 2) Andante cou mofo. 3) Scherzo. 4) Marcia maestose und Finale. Hierauf: Nach Sonnen - Untergang, Lustspiel in 2 Akten, frei nah dem Französischen, von G. Lok. Zum Be chluß: Staberl als Freishüs, Parodie mit Gesang in 3 Akten von Karl.

Sonntag, 26. Januar. Zum fünfundzwanzigsten Male: Des Adlers Horst, romantisch - komische Oper in 3 Akten, von K. v. Holtei ; Musik vom Kapellmeister Franz Gläser. (Dlle,

Hähnel: Rose.) i / Montag , 27. Januar. Zum erstenmale: Hinko , der Stadtschultheißen - Sohn von Nürnberg , Schauspiel in 5

Akten, nebst einem Vorspiel: „Der jüngere Sohn“/, init freier

Benußung des Storchischen Romans, von Charlotte Birch |

Pfeiffer. (Die Decoration des zweiten Akts und die Kostünu sind neu.)

Dienstag, 28 Januar. Zum erstenmale wiederholt : Hinko, der Stadtschultheißen-Sohn von Nürnberg.

Markt-Preise vom Getraide. Berlin, den 23. Fanuar 1834.

Zu Lande: Weizen 1 Rthir. 27 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr. 10 Sgr.; Roggen 1 Rthlr. 6 Sgr. , auch 1 Rthlr. 4 Sgr. 5 Pf; große Gerste 1 Rthlir., auch 22 Sgr. 6 Pf.; kleine Gerste 26 Sgk. 3 Pf, auch 21 Sgr. 3 Pf.; Hafer 26 Sgr. 3 Pf., auch 20 Sgk. 5 Pf.; Linsen 3 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf., auch 3 Rthlr. Eingegange! sind 578 Wispel 22 Scheffel. :

Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr, auch 1 Rthlr. 25 Sgk. und 1 Rthlr. 13 Sgr. 9 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf., auch, 1 Rthle, 6 Sgr. 3 Pf.; große Gerste 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf., auch 1 Rthlr.; Hafer 22 Sgr. 6 Pf.; Erbsen 4 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf.

Mittwoch, den 22. JFanugr 1834.

Das Schock Stroh 10 Nthlr, 15 Sgr., auch 9 Rthlr., der

Centner Heu 1 Rthir. 5 Sgr., auh 20 Sgr. Branntwein-Preise vom 15. bis 21. Fanuar 1844.

Das Faß von 200 Quart nach Tralles 54 pCt. oder 40 pCt. Richter: Korn= Branntwein 18 Rthlr., auch 17 Rthlr. ; Kartoffel- Branntwein 16 Rthlr., auh 15 Rthlr.

Kartoffel - Preise vom 16 bis 22. Januar 1834. Der Scheffel 12 Sgr. 6 Pf., auch 7 Sgr. 6 Pf. )

Redacteur Cottel.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Y Intervention.

Allgemeine

r R L A C H E E A

ische Staats-Zeitung.

Berlin, Sonntag den Bien Januar 1834

Amtlihe Nachrichten. Kronik des Tages.

Bei der am 24sten d. M. geschehenen Ziehung der ersten Klasse 69ster Königl. Klassen -Lotterie fiel der Haupt Gewinn von 5000 Rthlr. auf Nr. 50,055; 2 Gewinne zu 1200 Rthlr. fielen auf Nr. 32,327 und 71,153; 3 Gewinne zu 8009 Rthlr. auf Nr. 6254. 29,955 und 77,356; 4 Gewinne zu 300 Rchlr. auf Nr. 13,557. 69,183. 72,290 und 88,621; 5 Gewinne zu 100 Rthlr. auf Nr. 6426. 6717. 7248. 56,181 und 78,622.

Der Anfang der Ziehung L2ter Klasse dieser Lotterie ist auf den 20. Februar d. J. festgesebt.

Berlin, den 25. Januar 1834. : i : Königl. Preußische General-Lotterie-Direction.

Jm Bezirk des Königl. Konsistoriums der Provinz Brandenburg ist der Predigtamts-Kandidat ohann Wilhelm Melcher zum zweiten Prediger an der Varitéhaus - Kirche in Berlin bestellt worden.

Zeitungs- Nachrichten. AUSLaN D

Frankrei.

Paris, 18. Januar. Die heute hier angekommenen Zei- tungen aus Lyon enthalten nichts weiter von Unruhen in jener Stadt, woraus man schließen darf, daß die Ordnung daselbst volllommen wieder hergestellt ist s : |

Die hiesige Regierung hat, wie man wissen will, kürzlich Depeschen aus Brüssel erhalten, worin man sie dringend auf- fordert, das neue Zoll-Gesetz bald möglichst der Deputirten-Kam- mér vorzulegen. 7 : : :

Die hiesigen Blätter finden es auffallend, daß Herr Etienne nun schon in zwei Sißungen der Deputirten-Kammer den Herrn Dupin auf dem Präsidenten-Stuhl erseßt hat.

Die Gazette de France giebt mehrere Auszüge gus der (gestern erwähnten) Schrift des Herrn Berard, und hebt be- sonders die nachfolgende Stelle heraus, welche sie als von der höchsten Wichtigkeit für die Zukunft Frankreichs bezeichnet. Herr Berard sagt nämlich, als er in seinem Werke zu dem, von ihm in der Kammer gemachten Vorschlage, dem Herzoge von Orleans die Krone zu verleihen, gelangt: „Jn der Ge- müthsstimmung , in der sich die Kammer am 5. August befand, und nach der wirklichen Mehrzahl der Stimmen, würde es sicherlich viel leichter gewesen seyn, sie zur Annahme des König- thums Heinrichs V., als desjenigen des Herzogs von Or- leans zu bewegen. Ein in diesem Sinne gemachter Vor- chlag würde, ih bin es fest überzeugt, mehr Stimmen für sich gehabt haben, als der meinige.“/ Aus einer Un- terredung, welche Herr Berard mit dem damaligen Herzog von Orleans gehabt hat, hebt die Gazette- folgende Antwort des Le6tern heraus: „Wenn ich auf den Thron gelange und ich kann mir nicht verhehlen, daß ih damit bedroht bin so kôn- nen Sie nicht glauben, wie groß mein Bedauern seyn würde. Mein Familien-Leben is so Üß, unsere Sitten sind so einfach, daß ih in der That glauben muß, meine Familie und ich sind nicht für das Königthum gèmacht. Jch werde dasselbe als eine Pflicht, aber niht mit Vergnügen annchmen. Und dann, soll ih es Jhnen gestehen? Jch habe immer im Grunde meines Herzens ein altes republikanisches Gefühl aufbewahrt, von dem ih mich wohl niemals werde trennen können.“ |

Der Messager des Chambres sagt: „Wir haben die ersten Nachrichten von den Ereignissen in Catalonien gegeben, und jest können wir als bestimmt hinzufügen, daß, als die Ant- wort der Königin zu Barcelona ankam, General Llander das Ayuntamiento versammeln und ihm diese Antwort vorlegen ließ. Das Ayuntatrniento beschloß, gleich das 7te Bataillon der Natio- nal-Garde bewaffnen zu lassen und eine zweite Botschaft an die Königin zu senden, um ihr zu erklären, daß man entschlossen sey, niht mehr der Regierung zu gehorchen, wenn das jetzige Mi- nisterium nicht abgeändert werde, und die Königin nicht cine Constitution gebe. Wir fügen ebenfalls hinzu, daß die Franzd- sische Regierung das Wesentliche dieser Nachrichten am 15ten dur den Telegraphen erhalten hat. Dies erklärt, warum die ministeriellen Blätter gestern bloß behaupteten , die durch die Zei- tungen von Bordeaux gemeldeten Ereignisse von Catalonien seyen ungenau, ohne sie jedoh für ganz grundlos zu erklären. Personen, welche den Umfang Catalouiens , seine zahlrgiche Be- völkerung kennen, die wissen, daß es sieben feste Pläge und ein {hwer anzugreifendes Gebiet besizt, und die vorzüglich die Ta- pferkeit, die militairischen Eigenschaften und den zu jeder Zeit unabhängigen Charakter seiner Bewohner zu beurtheilen Gele- genheit hatten, werden die ganze Wichtigkeit der durch den General Llander und die Municipal-Behörden der vorzüglich- sten Städte jener Provinz gemachten Schritte zu würdigen wissen.“ Der Constitutionnel enthält einen Artikel über die Spanischen Angelegenheiten, worin es unter Anderem heißt: (¡Die offizielle Anerkennung Dom Miguel's ‘als König von

ortugal in dem Spanischen Hof- Kalender wird, wenn wir Uns nicht irren, in England großen Cindruk machen. Portu- gal ist für England, was Spanien für uns. Es scheint uns daher, daß wir hoffen dürfen, jeden Schritt, den wir thun, Um die Königin zur Entlassung des Herrn Zea zu veranlassen, von England unterstüßt zu sehen. England kommt es dagegen zU, ebenfalls in Uebereinstimmung mit Frankreich, die Portu-

Fgiesischen Angelegenheiten zu beendigen, welche sich sonst zu ver-

ewigen drohen. Die eine Frage lôsen, is das einzige Mittel, die andere zu, entwirren. Noch eine Frage bleibt übrig, die wir aber nicht zu erôrtern gedenken; nämlich, die Französische Wir können nicht einmal glauben, daß man sich

in unserem Kabinette je ernstlich mit der Frage beschäftigt habe, ob man eine Armee nah Spanien senden solle, um ein unpo-

pulaires Ministerium zu unterstüsen und-eine richtige Mitte

einzuführen, die bald rechts ‘auf die Karlisten, bald links auf die Constitutionnellen ch{l müsse. ‘Sollte eins die Kd- nigin, auf die constitutionnelle ‘Pârtei gestú6t, den Beistand Frankreichs in Anspruch nehmen, um dele Karlistischen Umtrie- ben ein Ende zu machen, dann, aber guch nur dann, fönnte Frankreich einer befreundeten Nation sein Geld und den Muth seiner Soldaten leihen. Aber dann würde sie dessen auch nicht bedúrfen.““ j

Der General Vigo wird sih in einigen Tazen von hier nach London und von dort nah Madris begeben. Man ver- sichert, daß er mit einer besondern Missión der Königin in Be- tref einer neuen Anleihe beauftragt sey.

Aus Ankona schreibt man vom 5. Jan : „Die Lieferung der Lebensmittel für die Französischen Truppen ist von Neuem auf ein Jahr zugeschlagen worden. Mit jedem Augenblick wird die Gabarre „le Finisterre‘/ mit Ersaß-Mannschaft erwartet.“

Nicht bloß in der Vendée, fondern ‘auch im Departement der Gironde sind Presser bei den Einwohnern eingelegt worden, um durch diese Zwangs - Maßregel die Zückkehr der flüchtig ge- wordenen Konskribirten zu bewirken. Das legitimistische Jou r- nal de la Guienne fragt, wie weit man diese geseßwidrigen und gewaltsamen Schritte noch treiben wolle, und meint, Herr Viennet habe sehr Unrecht gehabt, wenn er behguptet, daß die Geseblichkeit das Land tôdte.

Die durch den Telegraphen dem Marine-Minister zugegan- gene Nachricht von dem Untergange des Schiffes „le Superbe“/ scheint die Regierung in dem Entschlusse bestärkt zu haben, das Geschwader aus den Gewässern des Archipelagus nach Toulon zurückzurufen.

Aus Toulon schreibt man vom 12ten d.: „Jn der Nacht vom 8ten d. ist ein Schiff mit Mann und Maus an dem Vor- gebirge la Garoupe bei Antibes zu Grunde gegangen. Dieses Schif schlug in der Nähe der Küste um, man erblickt jeßt nur noch einen Theil der Trümmer des Rumpfes. An der Küste hat man 6 Leichen gefunden. Es steht zu vermuthen, daß diese Unglücklichen durch Schwimmen das Ufer erreichen wollten, und durch die Gewalt der Wellen gegen die Felsen geschleudert wur- den. Allem Vermuthen nach ist das Schiff ein Spanisches.‘

Bei Cherbourg hat in der Nacht vom lten zum 15ten d. der Dreimaster „Gustav‘/ Schiffbruch gelitten.

Alle Nachrichten von unsern Seeküsten stimmen darin über- ein, daß ein so anhaltendes schlechtes Und stürmishèes Wetter, wie nun seit beinahe zwei Monaten ununterbrochen herrscht, ganz ohne Beispiel sey.

Vorgestern Abend wäre beinahe das Theatre français ein Raub der Flammen geworden. Jn einem Korridor, wo alte Coulissen aufgehäuft liegen, war, man weiß noch nicht auf welche Art, Feuer ausgekommen , und ein Theil derselben stand schon in hellen Flammen, als glücklicherweise ein Arbeiter hinzu kam, der sogleich Lärm machte. Schnelle Hülfe verhinderte das wei- tere Umsichgreifen der Flamme, und wendete eine drohende Gefahr ab. Es is ein gerichtliches Verfahren eingeleitet wor- den, um die Veranlassung des Feuers, welches man für ange- legt hält, zu ermitteln.

Großbritanien und Frland.

London, 18. Januar. Nachdem Graf Grey vorgestern Nachmittags bei Sr. Majestät in Brighton Audienz gehabt hatte, wurde er nebst dem Kriegs-Secretair Herrn Ellice Abends zur Königlichen Tafel gezogen. Gestern kehrten Beide wieder nach London zurück.

Der Herzog von Wellington hat das Anerbieten der Oxfor- der Universität, ihn als Kandidaten für das Amt eines Kanz- lers derselben aufzustellen, angenommen, und diejenigen Mitglie- der dieser Universität, welche für die Erwählung Sr. Herrlich- keit stimmen, werden sih heute im Britischen Kaffeehause ver- sammeln.

Der Spanische Gesandte, Ritter von Vial, der Marquis von Sligo und Lord Howard de Walden hatten gestern Unter- redungen mit Lord Palmerston im auswärtigen Amte.

Die Lords des Schaß - Amtes haben in Bezug auf die An- wendung der Parlaments - Akte, wodurch der Regierung 20,000 Pfund zur Unterstüßung der Privat-Subscriptionen für die Er- richtung von Armen- Schulen bewilligt wurden, folgende Vor- schriften erlassen: 1) Diese Summe soll nur zum Bau neuer Schul-Gebäude, wovon jedoch die Wohnungen für die Schullehrer ausgefchlos}sen sind, verwandt werden. 2) És soll nie eher ein Theil dieser Summe zu einem solchen Zweck angewendet werden, bis nicht wenigstens die Hälfte der für den Bau veranschlagten Kosten durch Privat - Beiträge eingegangen ist. 3) Erst sollen diese lesteren einkassirt und verausgabt werden, che eine Anweisung von Gel- dern: aus den dffentlichen Fonds erfolgen darf. 4) Auch sollen nicht eher dergleichen Gelder bewilligt werden, bis die Na- tional - Gesellschaft oder der Britische und ausländische Schul-Verein einen Bericht abgestattet, aus dem sich er- giebt, daß der Fall wirklich der Aufmerksamkeit werth ist, und daß man Grund hat, auf die Erhaltung der Schuld zu rechnen. 5) Diejenigen, denen ein solches Geseß be- willigt wird, sollen sich verpflichten, zu jeder Zeit, wenn die Re- gierung es fordert, über den Zustand ihrer Schule und über die Zahl der darin unterrichteten Schüler Rechenschaft abzulegen. 6) Bei Berücksichtigung der Gesuche soll immer den größeren Städten der Vorzug gegeben werden, in denen die Errichtung von Schulen am ndöthigsten ist.

Ein Jrländisches Blatt, das Connaught Journal, will aus guter Quelle erfahren haben, daß die Englische Regierung entschlossen sey, in der nächsten Parlaments - Session eine Bill einzubringen, wodurch die Jrländischen Kirchspiele ermächtigt werden würden, zur Unterhaltung der Armen eine Steuer auf das Eigenthum zu legen, und daß diese Maßregel in den De- tails mit der von dem Jrländer, Dr, Doyle, vorgeschlagenen

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übereinstimmen werde, Das Dublin Register aber hält dies Gerücht für unwahrscheinlich, weil die von der Regierung in jener Hinsicht eingeleitete Untersuchung noch nicht beendigt sey.

Die Englische National-Armee zählt mit Einschluß der Gar-

den : 10 s{hwere Kavallerie-Regimenter, 16 leichte Kavallerie-Re- gimenter, 102 Infanterie-Regimenter, zusammen 106 Bataillone, 1 Riffle-Brigade zu 2 Bataillone. Davon stehen außer Eu; ropa 4 Dragoner-Regimenter und 56 Bataillone, außer Eng- land 16 Bataillone, bleiben also zu Besazung der vereinigten Königreiche 36 Bataillone und 22 Kavallerie-Regimenter: Unter den an der gestrigen Bdbise verbreiteten Gerüchten befand sich auch das’ (bereits erwähnte) von einer nahe bevor- stehenden Abdankung des Ministeriums oder einiger Mitglieder desselben, worunter besonders Lord Grey genannt wurde. Doch gewann dies Gerücht nur wenig Glauben, und daß der vermeint- liche Wechsel darauf abzielen sollte, dem Kabinet einen mehr konservativen Charakter zu geben, wurde noch weniger geglaubt. Die Geschäfte in Consols waren Anfangs sehr fiau, und die Fonds fielen etwas im Preise, hoben sich jedoch gegen den Schluß der Börse wieder. Jn dem Stande der auswärtigen Fonds ging keine Veränderung vor.

In Bezug auf das oben erwähnte Gerücht von einem Mi- nisterwechsel bemerkt die Times: „Jn allen Theilen der Stadt ivurde gestern früh das Gerücht verbreitet, daß das Ministerium sich aufgeldst und daß Lord Grey jedenfalls auf sein Amt verzichtet habe, und es fand, wie aus der Angabe unseres Bdrsen-Berichtes hervorgeht, an einem Ort Glauben, wo man besser hätte unter- richtet seyn sollen, in dem geheimnißvollen Divan nämlich, den man das Bank-Zimmer nennt. Dieses Gerücht wurde, wie es mit solchen Gerüchten gewdhnlich der Fall ist, von den Konser- vativen mit einer wunderbaren Leichtgläubigkeit aufgenommen. Die Tories glauben an alles Unglaubliche. Wir wollen nicht behaupten, daß es nicht Gegenstände zu erörtern gegeben, wor- über verschiedene Minister verschiedener Meinung seyn können ; wir wollen nicht behaupten, daß dem Kabinet nicht noch mehrere Punkte zur Entscheidung vorliegen, über die man {wer einig werden dörfte; aber wir können sagen, daß es keinem Verein von Männern“ möglich ist, die ihnen vorgelegten Angelegenheiten mit solcher Bereitwilligkeit, solchem gegenseitigen Vertrauen,

solcher Mäßigung zu erdrtern, und daß sich nicht ein Einziger darunter befindet, der den Wunsch hegte, sich von den übrigen zu trennen, weil etwa seine Ansichten

mit der allgemeinen ‘Politik der Verwaltung unverträglih wä-

ren. Diese Einheit in Zweck und Gesinnung wird ihnen im -

Parlament große Stärke verleihen, und wir dürfen hoffen, daß sie aus eben dieser Quelle der Macht den Muth schöpfen wer- den, alle jene Vortheile für das Volk zu erlangen, die man mit Recht von einem reformirten Parlament zu erwarten hat, an dessen Spiße ein Reform-Ministerium und ein Reform-Sduve- rain steht. Die Augen der Nation sind auf das Kabinet ge- richtet; England erwartet, daß es seine Pflicht thun wird. Sein Motto sey: Thue recht und scheue Niemand.‘

Eben dieses Blatt äußert sich folgendermaßen über die Re- sultate, die eine Auflôsung der Union zwischen England und Jr- land herbeiführen würde: „Niemand würde bei der Auflösung der Union gewinnen, außer O'Connell und einige seiner hungrigen Spießgesellen. Würde aber wohl dadurch das Geschrei nach mehr Kartoffeln oder nach niedrigen Zinsen binnen 6 Monaten, ja binnen einem Jahre gestillt werden? Wo nicht, was wird dann geschehen? Da Trägheit und Noth die gro- ßen Uebel des Landes sind und man die Aufhebung - der Union als ein specifisches Mittel gegen beide ansieht, diese tiefen Wunden aber nicht durch eine einzige Manipulation der Legislatur geheilt werden können, so ist es klar, daß zu den Aualen des Elendes noch das bittere Gefühl der Täuschung hin- zukommen würde, und es läßt sich denken, wozu dies unter einer Menge hißiger und rachsüchtiger Barbaren führen müßte, wenn sie die Macht der Großbritanischen Regierung, von der sie bis je6t in Furcht gehalten wurden, nicht mehr bändigte. O’Connell, der dann jene Souverainetät besißen würde, um derentwillen die Auf- lôsung der Union so großen Reiz für ihn hat, würde sich sogleich in einen Freund der Ordnung, einen Legitimen , einen Vertheidiger des monarchischen Prinzips, einen Feind des Pöbels, einen Konser- vativen verwandeln. Das könnten aber die Legionen seiner An- hänger nicht, die sich durch seine Betrügerei und Falschheit ver- leiten ließen, zu der Fahne der geträumten Losreißung von Großbritanien zu shwdören. Sie würden um Sold, um Ar- beit, um Kartoffeln, Schweine ‘und all’ das andere Zeug, das zum Glü eines Jrländers- unter einem College- Gren - Parla- ment gehört, rebelliren. Und wer würde sie im Zaume halten? O’Connell kann überzeugt seyn, daß die Geistlichkeit nicht auf seiner Seite seyn würde; sie kennt ihr Juteresse viel zu gut, um sich mit ihm zu verbinden. Ein unruhiger und armseliger Zustand würde der Geistlichkeit, die von dem lebt, was die Be- vdlferung ihr zu geben vermag, nimmer frommen. Was das Landvolk betrisst, so würde das natúrlih zu den Aufrührern ge- hdôren. Wohin wollte sih dann aber der zitternde Revolution- nair um Hülfe wenden, wo eine erhaltende Macht finden? Bei den Jrländischen Protestanten, die allein die Mittel und Kenn- zeichen einer solchen Macht besigen? Seit Jahrhunderten wa- ren sie gewohnt, sich als die Beschüßer von Gesetz und Eigen- thum in Jrland anzusehen. Sie haben das Gesetz gehandhabt und sih des Eigenthums erfreut; ihr Einfluß hac aber abgenom- men, weil England in neuerer Zeit im Stande war, sich ohne sie zu behelfen. Jn dem Augenblick jedoch, wo die Trennung der beiden Länder ausgesprochen, die Macht Großbritaniens zuriegtogen und sein Ansehen nicht mehr gefürchtet und aner- annt würde, würden die unglücklichen, halbverhungerten und ungeduldigen Irländischen Volksmassen einen verzweifelten Krieg gegen jede Art von Cigenthum beginnen; die ärgsten Auftritte von 1798 würden sih auf der ganzen Jnsel wiederholen, und ihr Zweck würde ein zehnmal furchtbarerer seyn. Gegen einen solchen an Epn igen Sklaven-Krieg gäbe es dann keinen andern Schus, als von Seiten der Eigenthums - Besißer, deren Zahl zu der ihres