1834 / 30 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

dann nicht wahrscheinlich eben so gat haben? Da es hieß,

Admiral Napter habe sich darúber beschwert, daß seit 4 bis 5 Monaten weder er selbst noch seine Flotten-Mannschaft, noch die Arbeiter auf den Schiffs-Werften die geringste Besoldung erhal- ten hätten und daher alle gesonnen wären, Dom Pedro's Dienst zu verlassen, so erkundigte ih mich genau danach am gehörigen Orte und erfuhr, daß Admiral Napier und seine Flotte über 150,000 Pfund empfangen hatten. Jch begab mich darauf zu dem tapferen Admiral selbst, und er autorisirte mih ohne Zd- gern zu der Versicherung, daß jenes Gerücht durchaus falsch ley. Dies beweist wieder, daß man nicht Allem, was man höôrt, zu glauben hat, ohne erst das Sach - Ver- hältniß zu prüfen und auszumittelnn. Jm Verlauf der Unterhaltung äußerte der Admiral, er wünsche nicht, daß die jeßigen Minister verdrängt würden, und seine Flotte sey segel- fertig, wovon ih mich Übrigens mit eigenen Augen Überzeugt habe; Sie wissen ja auch, daß ein Theil seines Geschwaders ichon auf der See kreuzt. Admiral Napier sagte mir auch, daß Donna Maria's Armee im besten Zustande befindlich sey und regelmäßig besoldet werde. Capitain C. Napier und ein anderer Offizier sollen, wie ih höre, von hier abgehen, um die in Frankreih zurückgehaltenen Portugiesischen Kriegsschifse, welche die Französische Regierung gegen eine Summe von 200,000 Franken ausliefern will, in Augenschein zu nehmen.“

In einem vom Courier mitgetheilten Privatbriefe aus Lissabon vom 13ten d. heißt es: „Da der „Pantaloon‘/ noch im Hafen liegt, so kann ih Ihnen nachträglich melden, daß der Herzog von Terceira am 11ten Abends im Hauptquartier einge- troffen ist, und daß, dem Vernehmen nach, General Saldanha gestern um 9 Uhr Morgens mit 5000 Mann die Gegend von Santarem verlassen und eine Bewegung gegen den Feind be- gonnen hat. Ein Gerücht, daß Dom Miguel sih unwohl be- finde, scheint nicht wahr zu seyn; dagegen findet ein anderes, daß seine Schwester, die Jnfantin Donna Maria, mit Tode abgegangen sey, vielen Glauben.“

Griechenland.

Aus den Griechischen Regierungs-Blättern Nr. 37 u. 38 vom 4. U. 9. Dezember geht hervor, daß jedes Dikasterium der Stäats- Verwaltung angewiesen worden, ein Buch zu führen, in wel- chem die tabellarische Form, die Kenntnisse, die Fähigkeiten, die Thätigkeit, die geleisteten Dienste und die besonderen Qualifica- tionen eines jeden Angestellten genau verzeichnet werden sollen, damit die Negierung fortwährend eine leichte Uebersicht ihres ganzen Dienst - Personals besitze. :

Die genannten Blätter enthalten nunmehr die Ernennung des General-Lientenants Richard Church zum außerordentlichen Gesandten- und bevollmächtigten Minister am Kaiserlich Rus- sischen Hofe. Herr P. Pallis is un Konsul in Livorno und der Ritter von Henckstein zum Konsul in Triest ernannt worden.

Die neue Marine-Práäfektur ist aus folgenden Beamten zu- jammengeseßt: Marine Präfekt, Admiral Miaulis; Direktor der Werften, N. Botasis; Hafen-Capitain K. Bromi u. \. w.

Die Zähl der bischöflichen Didcesen in Griechenland ist auf 10 festgeseßt worden. Der Siß des Bischofs ist zugleich die Hauptstadt des Kreises und die Residenz des Nomarchen oder Kreis-Kommissarius. Bis auf Weiteres werden die jeßt be- \kehenden 40 Bischöfe anerkannt, doch wird beim Ableben derselben kein neuer ernannt, bis die Zahl der Bisthämer nicht grôdßer is, als es das neue Synodal-Geseß bestimmt.

Arabien. s

Die Ewmpdrung der Türkischen Truppen in Arabien gegen den Vice-König von Aegypten hat gegen Ende des le6tverflosse- nen Jahres eine weir: ernstlichere Wendung genommen, als man vorausschen konnte. Aga Muhamed Turki Bilmuz, der Oberst des empörten Regiments, hatte die Flottille des Pascha's, die in Dösjedda lag, weggenommen, und sich damit der Häfen des südlichen Theils des Rothen Meeres, besonders Mokka's bemäch- tigt. Die schwache Regierung des Jmam von Sanna, in dessen Gebiete es liegt, war außer Stande sih ihm zu widersezen. Er hat Verbindungen mit den Arabern des Jnnern, namentlich mit den Resten der Wahabis gebildet, welchen die Aegyptische Ober- Herrschaft ein Gräuel ist, und die nur eine Gelegenheit suchten sich von ihr zu befreien. Jm Juli vorigen Jahres ernannte er einen seiner Offiziere zum Pascha von Mokka, ließ ihn mit einer Be- sagung und mit. dem Befehle dort, kein Schiff das Rothe Meer hinauf jenseits Mokka segeln zu lassen, wodurch die Jndische Flotte, welche gewdhnlich um jene Zeit anfommt, sih gendthigt jehen wird, ihre Landung in Mokka anstatt in Dsjedda zu machen, zum großen Nachtheile der Douanen des Paschas von Aegypten. Aga Muhamed selbst schiffte sich auf vier Kriegs- Korvetten mit dem Reste sciner Truppen ein, um sich Dsjedda's zu bemächtigen, und von da einen Versuch auf Mekka zu ma- chen. Mehmed Ali läßt in Suez einige Korvetten bauen, um Truppen nach Arabien zu bringen. Es ist nicht wahrscheinlich, daß Aga Muhamed, der im Jahre 1832 von der Aegyptischen Besaßung von Mekka geschlagen wurde, jeßt im Stande seyn sollte, ihr die Spige zu bieten. Aber dabei hängt vicl von feinen Verhältnissen zu den Arabischen Stämmen ab, welche nicht bekannt sind Die Diverstion is jedenfalls dem Pascha von Aegypten, der seine Sen in Syrien braucht, sehr nach- theilig; aber der Besis von Mekka ist von solcher Wichtigkeit für ihn, daß er alles aufopfern wird, diese Empdrung zu dâm- pfen, und bei der großen Ueberlegenheit seiner Mittel is am (pfolg wenig zu zweifeln. Die Folge wird seyn, daß er dabei Gelegenheit nehmen wird, sich der Stadt Mokka zu bemächti- gen, wozu er längst einen Vorwand sucht; ihr Besiß würde ihm d4s Monopol des Kaffee - Handels geben, das in seinen Händen große Summen abwerfen müßte, Schon jegzt trägt die Douane von Mokka in der Zeit der Anwesenheit der Jndischen Flotte monatlich 7 bis 81:00 Dollars ein, die von Loheia 3000, Beit al Fakih 3600 u. s. w. Der Imam von Sanna hat nicht über 5009 Mann Truppen, und die Feudal- Verfassung von Yemen, das unter Hunderte von erblichen Vasallen vertheilt ist, is ei- nem fremden Angriffe, der mit Einheit und Energie geführt werden kann, überaus günstig.

Ostindien.

Die Allgemeine Zeitung meldet aus London: „Es war leiht vorauszusehen, daß die westliche Gränze von Jndien in fúrzerer odcr ¡ängerer Zeit der Schauplaß bedeutender Ereig- nujje werden würde, aber man konnte glauben, daß sie sich nicht fo {nell entwickeln würden , als nach den neuesten Nachrichten der Fall scheint. Der unerwartete Umstand der großen Fort- ¡chritte, welche die Perser in ihrem Kriege gegen Cabul gemacht haben, har auf Xinmal die Plane aller interessirten Parteien ; t Schad Schudjah, der ExkLnig von Cabul, lebt seit sei-

ner Verrrouaa (im Jahre 1809) in Ludiana, auf der âußer-

116 sten Englischen S gegen Westen, von

n einer Engli- schen Pension. Er hatte nie den Plan aufgegeben, sich wieder in Besiß seines alten Königreichs zu seßen, und hat schon mehreremale mit Rundschit Singh, dem Könige von La- hore, darúber unterhandelt. Dieser wünscht einen Vorwand und den Beistand einer Partei in Cabul; beide konnte ihm Schudjah geben, und ‘so kam im Anfang des leßten Jahres ein Vertrag zu Stande, nach welchem Rundschit Singh den Ex- König mit Geld und. Truppen zur Wiedereroberung von Cabul, Candahar, Peschawer, Schirkarpur und Sind unterstüsen, und dagegen die Hälfte des Gebiets von Schirkarpur und von Sind, so wie ganz Peschawer und einige andere Distrikte am obern Indus erhalten soll. Rundschit Singh würde dadurch die ganze Linie des Jndus in seine Gewalt bekommen, was seit Jahren sein größtes Augenmerk ist. Aber das Interesse von England widerse6t sich der Ausführung dieses Plans... Das Delta des Jndus, das gegenwärtig das Gebiet des Emir von Sind bil- det, war allerdings früher Cabul tributpflichtig, aber seit dem Anfang dieses Jahrhunderts hatte es sich unabhängig gemacht, keinen Tribut bezahlt, und seit der Vertreibung der Königlichen Familie der Duranis aus Cabul alle Verbindung mit diesem Reiche abgebrochen. Die Compagnie hat vor einiger Zeit dem Emir von Sind seine Souverainetät gegen die gedrohten Angriffe von Rundschit Singh garantirt, unter der Bedingung, daß er dagegen den Handel auf dem Jndus frei lasse. Allein er is ein habsüchtiger und unaufgeklärter Für, der den wahren Zustand seiner Lage nicht beurtheilen kann. Er hat im leßten Jahre den Räuberhorden, welche in der Salzwüste von Mewar hausten, und die Ländereien der Verbündeten der Compagnie verheerten, Unterstüßung gegeben , und die übrigen Punkte seines Vertrags nur schlecht erfüllt. Dies, verbunden mit dem vorauszusehenden Einfalle von Schudjah und Rundschit Singh, zwingt das Gouver- nement von Bombai Kriegsschiffe mit Landungs-Truppen in die Mändungen des Indus zu schicken, welche im Nothfall Tatta, die ehemalige Hauptstadt von. Sind, welche an der nördlichen Spike des Delta's liegt, beseßen werden. Die Compagnie muß wünschen einen Krieg zu vermeiden, der sie nöthigen würde, ihre reducirte Armee wieder auf den Kriegsfuß zu stellen, und damit allen Ersparungen, die sie mit Múhe seit einigen Jahren eingeführt hat, und welche ihr mehr als je nothwendig sind, zu entsagen. Aber die politische und kommerzielle Wichtigkeit des Jndus ist zu groß für sie, als daß sie sich nicht im Noth- fall auch zu einem Krieg gegen Sind und Lahore entschließen sollte. ahrscheinlich wird jedoch. die temporaire Beseßung einiger Punkte am Judus hinreichen. Der Emir von Sind ist troß eines Landsturms von 40,000 Mann Kavallerie nicht im Stande, einem Englischen Angriff einen Monat lang zu wider- stehen, und Rundschit Singh selbst könnte nicht mehr als Eine Campagne machen. Dennoch wäre es ein wahres Unglück für Britisch Jndien, wenn der Krieg wirklich ausbrechen sollte, es würde keine bessere militairische Gränze gewinnen, und die Ad- ministration dieser Provinzen würde nur neue Kosten und Ver- legenheiten herbeiziehen. Aber es muß auf der Neutralität des Jndus bestehen, und das Resultat wird ohne Zweifel seyn, daß der Emir von Sind unter die Klasse der verbündeten, d. h. mediatisirten Fürsten der Comvagnie fallen wird, so daß die po- litischen Angelegenheiten einem Englischen Residenten am Hofe von Hyderabad übergeben und die innere Administration dem Emir gelassen werden wird, wie es unter ähnlichen Umständen schon seinem Nachbar, dem Radschah von Cutsch, ergangen ist.

A1 a 0: d,

Berlin, 28. Jan.” ®Man schreibt aus Stettin: „Am 26sten d. M. fand hierselbst die Eröffnung des fünften Provin- zial-Landtages für das Herzogthum Pommern und Fürstenthum Rügen statt. Sie erfolgte, nahdem die Herren Stände dem Gottesdienste in der Schloßkirche beigewohnt hatten, auf die vorgeschriebene Weise, und es wurde dabei und nahhez Allem zu genügen gestrebt, wozu die Feier des Tages und insbesondere die Liebe und die treue Verehrung gegen Se. Maj. den Fdnig von selbst auffordert.‘

In Breslau starb am 24ften d. M. Morgens im 70sten Lebensjahre der - freie Standesherr auf Kynast, Herr der Herrschaft Warmbrunn, Erb-Hofrichter und Erb-Land-Hofmeister in Schlesien, Kammerherr und Ritter des Rothen Adler-Ordens 1ster Klasse, Herr Leopold Gotthard Graf von Schaffgotsch Excellenz. /

Se, Majestät der Kdnig von Großbritanien haben der Bibliothek der Universität Halle das kostbare Werk: „.Focdera. commentationes et cujnscauque generis acla publica; the parliamentary writs; fhe statutes of lhe real; roinli hun- dredorum cet. 72 Bânde in Fol.” als Geschenk übersenden zu lassen geruht.

-— Jn den Nadel-Fabriken zu Achen bemerkt man fortwäh- rend viele Regsamkeit. Kürzlich sind noch drei neue Etablissements dieser Art in jener Stadt errichtet worden.

¡„¡Es ist eine Erscheinung ganz eigener Art‘, so schreibt man aus Achen, ¿daß sich auf dem Lande, besonders im Kreise Malmedy, viele Wölfe blicken lassen. Sonst verließen diese Raub- thiere ihre Schlupfwinkel nur bei starker Kälte; seit ungefähr 6 Wochen aber kommen sie so häufig zum Vorschein, daß man genöthigt gewesen is, Klopfjagden zu veranstalten. Noch kürz- lich wurden in der Nähe von Malmedy Ziegen und Hunde von diesen Thieren fortgeschleppt und zerrissen. Jun den beiden leb- ten Monaten des abgelaufenen Jahres hat man im Kreise Mal- medy allein 7 alte Wdlfe erlegt.“

Zu Ende des Jahres 183? betrug die Zahl der Einwohner von Stettin 29,074, zu Ende des Jahres 1833 aber 29,257, also 183 mehr. Getraut wurden im verslossenen Jahre 316 Paar. Geboten wurden männlichen" Geschlechts 430 eheliche und 105 uneheliche, weiblichen Geschlechts 45? eheliche und 88 uneheliche, zusammen 1125 Kinder. Gestorben sind 520 männlichen und 47 | weiblichen Geschlechts, zusammen 991. Es sind also 134 mehr ge; boren als gestorben. Das höchste Alter zwischen 99 und 99 Jah- ren a 2 Personen männlichen und 3 weiblichen Geschlechts erreicht.

Der Hallische Kurier meldet: „Allen Harz-Reisenden und namentlich den Besuchern des Brockens theilen wir die Nachricht von dem Ableben eines Mannes tuit, der in der Reise- Journalistik jenes befreundeten Gebirgs - Ländchens eine gewisse Celebrität erlangt hat, nämlich des Brocken-Wirths J. F. Ch. Ger- lach. Derselbe starb am §8. d. M., im 71. Lebensjahre, nachdem er 33 Jahre lang seinen hohen Posten rüßhmlich verwaltet.“

: KUnKs Anzeige.

Die fünfte Kunst- Ausstellung in Halber|adt von Werken leben- der Künsiler, soll vom 1. bis 509. Mat dauern und damit wieder eine Verloosung von Kunstwerken verbunden werden.

Wir ersuchen daher dié Herren Künsiler, welche uns Gemälde

dazu anzuvertrauen geneigt sind, diese spätestens bis zum 10. April eine genaue Beschreibung derselben und den etwaigen Verkaufs! Preis aber bis zum 30. März an uns einzuschicken. Bei Zusendungen von namhaften Künstlern Übernimmt der Verein die Kosten der Her- und der Rückfracht und vergütet unter Umständen auch Ver: packungs-Kosten. Von sehr entfernt Wohnenden und hei sehr gro- fen Gemälden erbitten wir uns indeß vorher eine Anfrage. In Berlin wird Herr Kastellan Rieß im Königl. Akademie - Gebäude in Dresden Herr Weinberger, nähere Auskunft ertheilen, Gemälde O und für deren besimöglichstes Verpacken und Hersenden gen. Halberstadt, den 1. Fanuar 1834. Der Kunst - Verein zu Halberstadt. J. W. Spiegel ¿. Diesenberg. Dr. F. Lucanus.

Meteorologishe Beobachtung. ; „„ 1834. | Morgens Nachmitt. | Abends |} Nach eitimaliger 27. Fanuar.| 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

a N E 1934,44 “par. /334,5 9 Par. 335/s 1 Par.sQuellwärme 6,7 ° R 2 0 O Y Strtwarme |-+ 6/5 ° RN-|+ 7/09 M. 5,1 eie 4,3°R.

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Thaupunkt |+ 3,7®° R.|4- 4,9° R.|+ 3,3 ° R.

N Iottg zl uet 82 pCt. 86 pCt. Bodenwärme 4,5 R.

ter, : : Ube.

Wind. | B G a B N OAe 0 1E

Wolkenzug | W. | —- Niederschlag 0, 2 5 4 "Rd. Berliner Börse. 2

Den 28. Januar 1834. Ámtl. Fonds - und Geld- Cours - Zettel. (Preu/s. Cour,

j 27 TErtef Cel

97 BGrosshz. Pos. do.

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St. - Schuld-Sch. | 4 | 974 4 | (101! Pr. Engl. Anl. 18.| 5 1034 [103 JOstpr. Pfandbr. | 4 | 994 | 99f Pr. Engl. Anl. 22.| 5 1034 (103 Pomm. do. 4 [405% 105i Pr. Engl. Obl, 30,! 4 | §2 | 915 FKur.- u. Neum. do.| 4 [1064 105: Präm. Sch.d. Seeh.|— | 54 | 534 [Schlesische do.| 4 | |105! Kurm. Obl.m.T. C.| 4 | 954 | 957 [Rkst.C.0.K.-u.N.i— | 662 | Neum. Int.Sch. do.| 4 | 26 | 951 1Z.-Sch.d. K.-u.N.|— | 67 | 661 Berl. Stadt - Obi.| 4 | 983 | 98 i

Königsb. do. 4 | | JHoll. vollw. Duk.| -—— | 174 | -- Elbing. do. 4x| 97 Neue do. |—| | 18 Danz. do. in Th.|—| 365 | PFriedriched’ar . .|---| 134 | 131 Westpr. Pfandbr.| 4 | 984 | 98 [Disconto .…...!—| 34 | 41

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G I D A : Preéêujs. C. Wechsel-Cours. a t ; Brief. | Geld. AMStOrdAi. ¿s a C 250 Fil. Kurz [144: O E 250 Fl. |2 Mt. [41413 Au E 300 Mk. [Kurz 1525 | U L, N E 300 Mk. [2 Mit. 1515 1518 Od, 1 LSt. [3 Mit. 16 21 Bas t a c G A BOONE 2E | 85 Wen X G s 150 F}, 2 It. 1041 | MULSDU u 150 FI. 2 Nt. [1034 De A 100 Thl. [2 Dit. 997 | 99 Me. a as 100 Thl. |8 Tage (1034 | Frankfurt a. M. WZ........ 150 Fl 2 Mit. 11023 BCLONS U E Ea 190 Rbl. [3 Woch. | 304 | 304 Warschau . ac O00 P Kurz |

Auswärtige Börs?n. Amsterdam, 23 Januar.

Niederl. wirkl. Schuld 498. 52 do. 9415. Ausgesetzte Schuld —. Kanz-Bill, 247. 442 Amort. 8815. 348 7l#. Vesterr 945. Preuss, i’rämien-Scheiue 945. Russ. (v. 1828) 1025 (v. 1831) 934. 58 Spav. 987. 38 387.

Antwerpen, 22. Januar. Span, 52 584. 48 —. 38373. Zinsl, 113 à ÿ. Belg. 95. Frankfurt a. M., 25. Januar.

Oesterr. 58 Metall. 96-5. 964. 48 864. 86yx. 248 524 18 224. Be, Bank- Actien 1505. 1504. Part.-Obl. 137%. 1377. Loose zn 100 Fi. 214. G. kioll, 58 Obl. v 41832 93. 927. Poln. Loose 6383. 632. Preuss. Präm.-Sch. 537. 534. do 4g Ánl. 915. G. 585 Span Reute 553. 584. 38 do. perp. 377. 37i.

London, 20. Januar.

Cons. (ex div.) 884. Belg. 964. Bras. 69. Dän. 734. Holî. 256 494. Neap. 89, Port. (neue) 574. Preuss, 102. Russ. 41047. do. (neue) 101.

Paris, 22. Januar. 52 Reute pr. compt. 104. 90. fin cour. 105, —. 35 pr. compt. 5. 15. fin cour. 75. 25. 56 Neap. pr. compt. 909. 85. tin cour, 90 95, 58 Span. perp. 574. 38 do, 364. 55 Belg. 97. Warschau, 24. Januar. Pfanbr. 915. 92, Part. - Obligat. 388.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 29. Januar. Im Opernhause : Liebe, Trauerspiel in Abtheilungen, von Schiller.

Wegen Unpäßlichkeit der Dlle. Grünbaum, kann die Oper: Fernand Cortez, heute nicht gegeben werden.

Am Schauspielhause: La Revanehe, comédie an 3 actes et en prose. T) La Vengeance [alienne, vandeville en 2 actes,

Zu dieser Französischen Vorstellung bleiben die bereits ge- kauften, mit Dienstag bezeichneten Schauspielhaus - Billets gül- tig; auch werden die dazu noch zu verkaufenden Billets eben- falls mit Dienstag bezeichnet seyn.

; Königstädtisches Theater.

Mittwoch, 29. Januar. Zum erstenmale wiederholt: Sin- fanie (C-mall), in 4 Sâtßen, von L. v. Beethoven. Hierauf: Ludovic, der Korsikaner, komische Oper in 2 Akten, nah dem Französischen des St. Georges: „„Ludovic*; Musik von Herold und Halévy; für die Deutsche Bühne bearbeitet von Friedr. Genée.

Kabale und

Markt-Preise vom Getraide, Berlin, den 27. Januar 1834. Zu Lande: Weizen 1 Nthlr. 25 Sgr., auch 1 Rthlr. 12 Sgk. 6 Pf; Roggen 1 Aithivr. 7 Sgr. 6 Pf. auch 1 Rthlr. 5 Sgr.; große Gerste 28 Sgr. 9 Pf./ auch 23 Sgr. 9 Pf.; kleine Gerste 25 Sgr. 9 Pf, auch 21 Sgr. 3 Pf.; Hajer 25 Sgr., auch 21 Sgr. 3 Pf, Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr, auch 1 Rthlr. 25 Sgr. und 1 Rthle. 15 Sgr.; oggen 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlv. 6 Sgr. 3 Pf.; große Gerste 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf, auch

-4 Rthlr.; Hafer 22 Sgr. 6 Pf.; Erbsen 1 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf.

Sonnabend, den 25. Fanuar 1834. Das Schock Stroh 11 Rthlr. 5 Sgr., auch 8 Rthlr. 25 Sgr.; der Centner Heu 1 Rthlr. 5 Sgr., auch 20 Sgr.

Redacteur Cottel.

Gedrudckt bei A. W. Hay

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung,

Berlin, Donnerstag den 30e Januar

1834.

Amtliche NaGri{Gten. Krontf des Tages.

Se. Majestät der Kdnig haben dem Schornsteinfeger-Mei- ster Sahm zu Grottkau die Rettungs-Medaille mit dem Bande zu verleihen geruht.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Rufßlanbd.

St, Petersburg, 18. Jan. Se. Majestät der Kaiser haben ain 26. November v. J., auf den Antrag des Mi- nister-Comité , angeordnet , daß es bei dem geaenwärtig fast im ganzen Reiche herrschenden Getraide - Mangel gestattet seyn soll, nach gegenseitiger Uebereinkunft zwischen Fabrikanten und ‘Päch- tern, Branntwein aus Runkelrüben und Kartoffeln zu erzeugen. Diese Verfahrungsweise darf so lange fortgesekt werden, bis künftige günstige Aerndten zur Förderung des Ackerbaues ihre Abänderung nothwendig machen. -—— Die Folgen des großen, den größeren Theil unsers Kaiserstaats im vorigen Sommer Ia Getraide - Mißwachses bemerken wir hier in der Residenz und ihren näheren Umgebungen zwar noch wenig, fühlbarer äußern sie sich aber schon in den inneren ‘Provinzen; am heftigsten wird man sie dort, wie auch hier, erst im näthsten Frühjahre empfinden; auf alle Zweige unsers inneren Betriebs, auf alle bürgerlichen Gewerbe werden sie ihren nachtheiligen Einfluß ausüben. Unsere meisten nördlichen Gouvernements, in denen sich der lezte Sommer sehr regenreich erwies, haben sich indessen einer Don guten Aerndte zu erfreuen gehabt; unter denselben dürfen das Gouvernement Moskau und die Ostsee-Provinzen ihre Aerndten sogar gesegnet nennen. Jn al- len diesen begünstigteren Distrikten läßt nun die Regierung an- sehnliche Getraide - Quantitäten , vorzüglich Roggen, zu mäßigen Preisen ankaufen, nächstdem sind auch während der Schifffahrt große Vorräthe aus dem Auslande eingeführt worden. Diese Ankäufe sind in dem von allem Getraide ganz entbldßten Süden deponirt, wo sie unter genauer Kontrolle der Polizei - Behörden den dürftigsten Bewohnern für die Einkaufs - Preise abgelassen werden. Dergestalt sucht die väterlich fürsorgende Regierung der temporairen Landesnoth nah Kräften zu steuern; möchten ihre wohlwollenden Verfügungen auch nur immer von würdigen und rechtlichen Beamten vollzogen werden. Viele Vermögende unsers Adel - und Kaufmann-Stälides skeuern glëtchfalls ansehn- liche Beiträge für diesen Zweck. Unsere Tages- Blätter waren bisher mit Anempfehlung mancher Surrogate gefüilt, die das mangelnde Roggenbrod dem Armen erseßen sollten, zu welchen Nothleidende gewiß auch gern im Moment des anrückenden Hungers greifen werden. Eines derselben enthielt gegen den in Nr. 357 der vorjährigen Staats-Zeitung aufgenommenen Artikel eines Russischen Autors eine förmliche Widerlegung. Jn die- sem Aufsaße war bekanntlich der vorjährige Mißwachs der seit einem Decennium von uns vernachlässigten Boden Kultur, un- serer leidenschaftlichen Hinneigung für Manufakturen und Fa- brifen zugeschrieben worden. Treu dem Grundsalze: audiatur et allera pars, theile ich auch aus dieser Widerlegung das We- sentlihe mit: „Die Gegner der Ausbreitung der Manu-

faktur - Jndustrie in Rußland“/ beginnt sie „haben niht gezögert, die in einigen Zweigen derselben wahrge-

nommene Stockung zu benugen, um ihre Klagen darüber zu erneuern, wie gewaltsam und unzuverlässig das Bestehen un: serer Manufakturen sey. Nach ihnen beweise der vorjährige, einige unserer Provinzen betroffene Mißwachs, der nur auf ci nige Zweige der Russischen Jndustrie nachtheilig einwirkte, klar, daß es besser sey, sich dem Ackerbau ausschließlich zu widmen, um so den Volks - Unterhalt für immer zu sichern, das Manu- fakturwesen aber den Ausländern zu überlassen, welche uns un- unterbrochen und wohlfeil mit ihren Erzeugnisscn versehen könn- ten. Die Meinung, als wenn Manufakturen bei uns dem Ackerbau schadeten, weil sié ihm eine Menge nüßlicher Hände entziehen, ist eine gänzlich irrthümliche und chon oft widerlegt worden. Nur einen Blick auf die Karte des großen Rußlands werfend, überzeugen wir uns, daß viele Gouvernements ent- ieder mit zu fkargem Lande versehen sind und ißre Gesammt- Ansiedelung nicht zu ernähren vermögen , oder sie sind nicht frucht- bar genug, um die Beschwerden des Landmanns genügend zu ersezen. Die Anlegung von Manufakturen an solchen Orten ist keinesweges nachtheilig, vielmehr unumgänglich nothwendig Und dem Ackerbau ersprießlih. Jn eineni. großen Theile Rußlands gestattet der lange Winter, für das Manufaktur- wesen eine Menge Hände zu verwenden, welche in die- ser Jahreszeit für den Betrieb des Ackerbaus nukßlos bleiben. Die Erweiterung und Vermehrung der Maschinen verkürzen Überdies die Menschen- Arbeiten, befreien die Fabrikanten von öer Nothwendigkeit , eine große Arbeiter-Zahl zu halten und gestat- ten ihnen, für ihre Zwecke Kinder, Weiber und Greise zu be- schäftigen, welche bei dem Landbau kein ihnen so einträgliches Gewerbe fänden. Darum ist die Weinung grundlos, als wenn der legte Mißwachs von der Erweiterung der Manufakturen zum Nachtheil der Landes- Kultur herrühren könre. Die Gouverne- ments, welche er heimsuchte, gehören keineswegs zu den Manu- faktur-Betreibenden, hätte sich denn auch sein nachtheiliger Ein- fluß in diesen le6tern gezeigt, so läge darin nichts besonderes; denn der Mangel der ersten Lebens-Bedürfnisse zwingt uns unumgäng- ich, sie vor allen übrigen zu befriedigen, wir beschränken un- lere Ausgaben auf alle übrigen uns nicht so nothwendigen Ge- genstände; die erhöhten Brod- Preise hatten immer und überall die Vertheurung aller úbrigen Erzeugnisse zur Folge, folglich wird

7 dadurch ihr Absaß vermindert, so muß sich denn auch der Handel mit

Manufaktur-Waaren diesem ungünstigen Geschäftsgange unterwer- |

-

fen. Eine ähnliche Erscheinung sahen wir {hon oft in Mißwachs- Jahren in Großbritanien, in Frankreich und in andern Staga- ten, wo die Manufakturen ihre Arbeiter der hohen Brodpreéise wegen beschränken mußten. Unbezweifelt muß der Getraide-

ißwachs einigen Einfluß auf die Fabriken - Industrie äußern, wie er es auf alle übrigen Gewerbe thut; aber eine Mißärndte und eine gute Aerndte kdnnen auch nicht mehr auf den Ma- nufaktur - Betrieb als auf alle übrige Ausflússe der Volksthätig- keit wirken. Nicht deswegen versagten einige fruchtbare Pro- vinzen Rußlands dem Landmann den Ersaß seiner Mühen, weil cin neuer Zweig der Volksthätigkeit unsre Dörfer, Städte, Märkte, Seehäfen und Heerstraßen zu beleben begann, sondern des- wegen, weil Gott keinen Regen zab. Auch ohne Fabriken wäre dieser Mißwachs eingetreten, nux. mit dem Unrerschiede, daß dann der größere Theil des arbeitenden Volkes mittellos gewesen wäre, sich seinen Bedarf anzukaufen. Js auch jest das Brod theuer, jo hat man doch Mittel, es zu kaufen, weil Arbeit und auch deren Absaß da ist; is leßterer auch \ch{lecht, so ist er doch da. Auch der Landbau ist eine Jndustrie, gleich dem Manufakturwesen; welche von beiden ist nun vor- theilhafter, sicherer? Jst es hinlänglich, zur sein Land zu bauen, dessen Ertrag ofc gar nicht vom 0 en Fleiße ab- hängt, vielmehr nur zu oft von den Einflüssên der Witterung; ist es nicht besser, über zwei Hülfsmittel zu gebieten, welche, fo zu sagen, sich gegenseitig die Hand bieten, durch Wechsel-Wir- kungen sich sichern; diese zwei Wwerbszweige können sich bei der Größe Rußlands sehr gut nach éinem Ziele richten, ohne sich ge- genseitig zu sdren oder zu hindern. Fn den Jahren einer ge- segneten Getraide-Aerndte könnte man cher einige Zweifel über den Vortheil der Erweiterung unserer Manufaktur - Jndustrie aufwerfen, aber bei dem Anblick dürrer, kahler Felder, auf denen überall der bleiche Tod haust, bei dem Anblick leerer Scheunen, hungernder Landleute behaupten zu wollen: die Volksthätigkeit werde vergeblich und nußlos zur Aufsuchung neuer Hülfsquel- len für die Sicherung seines Bedarfs und Wohlstandes verwandt, is ein offenbarer Widerspruch, eine vdôllige Verleugnung der Wahrheit. Nehmen wir jeßt an, es sey gar fein Brod vorhanden, was nicht möglich wäre, oder es sey Über die Maßen theuer. Jn dem einen und anderen Falle haben wir im Befiß des Geldes die Hoffnung, es zu erseßen oder zu kaufen. Alles dies führt uns zu dem Beweise, daß ein mit dem Ackerbau, der Jndustrie und dem Handel sich beschäftigendes Volk bei dem Mißlingen des ersten Gewerbes sich leichter helfen und sichern kann, als ein anderes, das mit seinen Hoffnungen, Mühen und Vortheilen nur an seinen Boden gefesselt ist. Eir, Mißwachs - Jahr ist darum vin so unal0cklicher, als sein Elizeck auch in das fätiftige Jahr hinúberragt. Da läßt es sich chon an keinen Vorrath für die künftige Saat denken, die wesentlichste Sorge bleibt die Ernäh- rung für heute, der morgende Tag bleibt Gott anheim gestellt. Wer vermag sich denn auch bei einem solheu Ereigniß mit der fremden ihm zugeführten Hülfe schneller zu versorgen, der, wel- her Alles U brte: was er zu Haufe besaß, sich keinen Spar: pfennig mit seinen müßigen Händen errang, odex der, welcher sich zwar mühsain, aber dennoch ernährte, sich noch überdem etwas Geld reservirte, wovon er sich die fürs fünftige Jahr nothwendige Saat kauft, oder den geringen, jeßt aber ihm }o wohlthätigen Erwerb seiner Mühe und Sparsamkeit seiner Fa- milie zustellen kann? Wenn wir nun die gegenwärtige par- tielle Stockung in der Thätigkeit unserer Manufaktur- Jndustrie aufmerksam erwägen, und alle dazu Veranlassung gebenden Ui sachen genau zu erforscher suchen, so sehen wir, daß sie nicht von dem alleinigen Mißwachs herrühren, sondern von andercn ganz fremden Ereignissen, diè auch hätten eintreten kdnnen, wenn das gesegneteste Aerndte:Jahr Rußland beglückt härte. Die leßten hierüber aus Moskau eingegangenen Briefe bewcisen dies. In dieser Beziehung heißt es darin: „„„„Die Gerüchte, daß wegen der Brodtheurung viele Fabrikanten ihre Arbeiter ganz entlassen hätten, sind ungegründet. Wahr ist es, daß im Fache der Baumwollen - Spinnerei viele angesehene Fabrikanten die Zahl ihrer Webestühle vermindert haben. Ursache dazu gab der we- gen des Getraide - Mißwachses in vielen fernentlegenen Gouver- nements veranlaßte |tockende Ubsalz; doch kann man auch dicse Ursache nicht als die einzige anschen; denn die Verringerung der Webestühle begann weit früher, als wir bei dem Eintriite des Winters die Erhöhung der Brodpreise erwarteten. Die erste Ursache zur Beschränkung im Betriebe der Vaumwollen- Spinnerei war die Steigerung der Baumwollen: Preise in Eng- sand, welche 49 Prozent betrug. Dies veranlaßte in den. grö- beren Baumwoll-Fabrikaten einen Unterschied von 26 und mehr Prozenten. Nun ist es aber bekannt, daß im Manufaktur-Be- triebe die Preise zu erhöhen, schwierig ist, ihre Erzeugnisse ge- hdren nicht zu den ersten Lebens-Bedürfnissen; darum beschlossen die Fabrikanten, nur wenige theure Fabrikate zu verfertigen. Auch die Seiden-Manufakturen haben ihren Vetrieb wegen der ungewdhnlichen Preis - Erhöhung der rohen Seide in Jtalien, Persien c. um etwas beschränken müssen. Die Zahl der Tuch- Manufakturen war schon lange im Vergleich zu ihren Bedürf- nissen zu groß, ste verringert sich auch schon im zweiten Jahre ; dabei sind die gegenwärtigen Woll - Preise so hoch, daß ohne gewisse Aussichten Niemand Tuch zu bearbeiten wagt.“ —— Die Meinung derer, die den Getraide - Mißwachs den mangelnden Händen, welche in den Manufakturen und Fabriken verwandt werden, zuschreiben, ist falsch. Jm gegen- wärtigen Fall glauben wir, daß bei der beklagenswerthen Dâärre des vergangenen Sommers der Brodmangel nie so fühl- bar geworden wäre, hätte man nicht von der Kaukasischen Linie und aus Asrachan gegen 600,000 Tschetwert Korn über die Se transportirt. In einem günstigen Aerndte - Jahr hätte dies keine unangenehme Folgen gehabt; als aber die Linien- Kosaken, nach ‘dem Verkaufe ihrer Vorräthe, ihre Felder in Folge der Dürre kahl und fruchtlos erblickten , eilten sie zu Tausenden in die inneren Provinzen, um Getraide zu kaufen. Dieses nie stattgefundene Ereigniß erregte einen faft panischen Schrecken,

Die Bewohner der Gouvernements Charkow, Kursk, Woronesch und einige andere glaubten nun, sie würden durch den Hunger einem vollkommenen Elende preisgegeben werden. Dadurch ward in jenen Gegenden der Umsaß mit Manufaktur - Erzeugnissen gänzlich gehemmt. Als aber die Kosaken befriedigt waren, die neue Aerdte sich ergiebiger zeigte, als man geglaubt hatte, be- ruhigten sich die genannten südlichen Gouvernements wieder. Die Industrie und ihr Umsas erholen sich auch schon dort einiger- maßen. Am wenigsten fühlbar zeigte sich die große Dürre des Südens im Gouvernement Moskau, dort gedieh der Roggen gut, der Weizenbau aber auf's Trefflichste; darum leiden die dortigen Volksklassen auch gar nicht durch die auf den Fabriken verringerten Arbeiten.“

Grant G

Paris, 22. Jan. Die mit der Prüfung des Vorschlages der Herren Devaux und Taillandier in Betreff der Abschaffung der bürgerlichen Todes-Erklärung beauftragte Kommission is ge- stern ernannt worden. Sie besteht aus den Herren Bidault, Taillandier, André, Realier-Dumas, Devaux, Pean, Caumartin, Parant und Maignol.

Der Constitutionnel enthält Folgendes: „Jn allen Bu- reaus der Deputirten-Kammer war heute das Gerücht verbrei- tet, daß das Ministerium sich in einer Art von Desorganisation befände. Der Präsident des Conseils steht den Herren Broglie und Guizot feindlih gegenüber. Herr von Broglie hat mehrere Male seine Entlassung eingereiht; aber Herr Guizot hat ihn gebeten, zu bleiben, und der Herzog scheint, wenn auch nur un- gern, den lebhaften Bitten seines politischen Freundes nachgege- ben zu haben. Herr Thiers steht seinerseits nicht in besserm Vernehmen mit Herr Guizot. Die Spannung zwischen diesen beiden Ministern begann an dem Tage, wo Lekbterer bei den Be- rathungen über die Adresse die legitimistische Rede des Herrn Berryer auf eine so schwache Weise beantwortete. Der Ge- schichtschreiber der Revolution wollte es Übernehmen, den Red- ner der Contre - Revolution niederzudonnern ; aber Herr Guizot beeilte sich, vor ihm das Wort zu fordern, und daraus entstand eine Uneinigkeit zwischen den beiden Ministern, welche seitdem immer stärker geworden ist. Man sprach heute in ganz Pa- ris von nahe bevorstehenden Modificationen, die uns schon in der vorigen Session sehr schwer zu bewerkstelligen schienen. Es würde eine gänzliche Umgestaltung nothwendig seyn; aber man kann es sich nicht verhehlen, daß einer solchen am Schlusse ciner Legislatur und am Vorabend der allgemeinen Wahlen große Schwierigkeiten “entgegenstehen. ““

Im Journal des Débats liest man nachstehende Charak- terist¿k des weuen Spanischer: Premier- Ministers: „err Mar: tinez de la.Rosa, der an die Stelle des Herrn Zea zum Mi- nister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt worden, is 48 Jahre alt, und zu Granada aus einer der Klasse der Hidal- aos angehdrenden Familie geboren. Durch das Recht der Erst- geburt ward er alleiniger Besiger des väterlichen Erbes; dessen- ungeachtet trat er edelmúthig die Hälfte davon seinem Bruder ab. Er widmete fic frühzeitig der Literatur und der Dicht- funs und erdffnete zu Salamanka, nach Beendigung seiner Studien, einen Privat - Kursus der schdnen Wissenschaften und der Philosophie, wo er, ohne seine Bestimmung vorherzusehen, das Redner-Talent ausbildete. Bei der Französischen FJnvasion im Jahre 1808 erklärte er sich gegen Napoleon und gab eine Zeitung heraus, worin die Sache Spaniens und die Grundsäße der Natibnal-Unabhängiakeit beredtsam vertheidigt wurden. Ge- nôthiget, vor dem unwiderstehlichen Eroberer zu fliehen, flüchtete er sich nach Cadix, von wo er bald nach England ging, Dort entwickelten sich seine politischen Jdeen durch das praktische Stu? dium der constitutionnellen Repräsentativ-Regierung. Bei seiner Rückkehr nach Cadix, dem damaligen leßten Zufluchtsorte der Spanischen Nationalität, ward er als Deputirter zu den Cortes ernannt, und er war Mitglied derselben im Jahr 1812, als die Constitution votirt ward, Bei der Rückkehr Ferdinand's Vl!., im Jahr 1814, als die Partei der Junquisition und des unum- schränkten Regierungs - Systems die Constitution vernichten und ihre Verfasser verfolgen lies, ward Martinez de la Rosa, be- kannt durch die Beharrlichkeit in seinen liberalen Gtundsäßen, verhaftet und auf die Galeeren von Ceuta, an der Afrikanischen Küste, gebracht. Durch die Revolution von Cadix, im Jahr 1820, befreit und zum Deputirten in den Cortes zu

jener Zeit ernannt, ward er der vorzüglichste Redner, und später zum Präsidenten dieser Versammlung ‘erwählt. Seine Beredsamkeit (tand in großem Ansehen, welches er

hauptsächlich der großen Mäßigung verdankte, die er auch selbst im Sturm der Leidenschaften beizubehalten wußte. Stets er- klärte er sih gegen die Anarchisten , die, unter dem Namen der Communeros und Descamisados, durch die Gewaltsamkeit ihrer Ausschweifungen, den Sturz jener Constitution von 1812 be- schleunigten, deren Ausführung der unglückliche Grundsas einer einzigen Kammer schon an sich so schwierig machte. Jm Jahre 1822, nach den lärmvollen Wahlen der neuen Cortes, zu deren Präsidenten Riego ernannt ward, und als Ferdinand sich durch den Aufruhr gezwungen sah, sein Ministerium abzuän- dern, bezeichnete die dfentliche Meinung, jene wenigstens der wahren Freunde thres Vaterlandes und der Freiheit, laut Hrn. Martinez de la Rosa zum Chef des neuen Kabinets. Damals war er von allen Kandidaten derjenige, der in einem höheren Grade die einem Premier-Minister nothwendigen Bedingungen in sich vereinigte. Eine wahre Beredtsamkeit, ein ruhiger Much, eine große Geistesgegenwart, Ordnungs-Grundsäse, verbunden mit einer aufrichtigen Zuneigung für die Freiheit, der er unverwerfliche Bürgschaften gegeben hatte, ein ehrenvoller und reiner Ruf, dies waren die seltenen und wesentlichen Eigenschaften, welche die rechtlichen Männer ihm nicht bestreiten konnten. Der Kd- nig ernannte Hrn. Martinez de la Rosa zum Staats- Minister mit dem Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten, und über- trug ihm die Wahl seiner Kollegen. Aber Herr Martinez de la Rosa hatte zu viel Scharfsinn und Erfahrung, um nicht alle