1834 / 34 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Anfang der Revolution begonnen. Jch habe die Traditionen der alten Monarchie gekannt, und ih behaupte, daß ein Mann, der bei der Geburt {hon Oberst, Herzog und Pair, und dann Kritas - Minister geworden wäre, sich niemals eine ähnliche Handlung wÜrde haben zu Schulden kommen las- sen. Hátte er es gewagt, so würde sih alle Welt widersebt, die Artillerie würde zusammengetreten und von der ganzen Armee unterstüßt worden seyn. (Lebhafte Unterbrechung.) Auch ih habe meinen Vorgeseßten stets pünktlich Gehorsam geleistet, und von meinen Untergebenen dasselbe verlangt. Aber wer be- greift es, daß ein Gesel, ein erst kürzlich von dem Kriegs - Mi- nister selbst gemachtes Gese auf solhe Weise von ihm seibst verleßt wird ? Jch kann mich noch nicht von meinem Erstaunen erholen, daß ich gehört habe --- und man muß es gehdrt haben, um es zu glauben daß das Gese6 für die Ernennung der Unter-Lieutenants Bedingungen. aufstelle, aber keine für die Er- nennung der Lieutenants. Wenn ein Mann, der unsere Waffen durch Siege geehrt hat, eine solhe Sprache im Angesichte der Armce führt, dann zittert man vor den Folgen. Der Kriegs- Minister nennt sich einen Freund der Disciplin ; aber vor allen Dingen muß er gerecht seyn, muß er die Geseze achten. Diese Gesetze hat er verlegt, indem er einen Brief schrieb, wie er ihn nicht hâtte {reiben jollen. Man kann einen Offizier zum Tode verurtheilen; aber niemals darf man ihm einen so beleidigen- den Brief {reiben Marschall Soult: „Jch erkläre den Brief fúr falsch!“ (Bewegung.) General Demarçay: „Jch freue mich von Grund meines Herzens über diese Erklärung, obgleich sie etwas spät kommt. Der Kriegs-Minister spricht von der Arme? stets in cinem väterlichen Tone, was ihn aber nicht hindert, immer strengere Maßregeln gegen dieselbe zu ergreifen. Die Artilleric-Offiziere haben reklamirt; sie hatten ein Recht dazu: man hat aus einigen Fehlern in der Form Veranlassung genommen, sich an ihnen zu rächen. Wie kann man sich so jämmerlicher Gründe bedienen? (Unterbrehung im Centrum.) Jch bedaure es, daß dieser Gegenstand zur Sprache gekommen is; aber die Offiziere der Armee, die Bürger aller Klassen werden das Betragen des Kriegs - Ministers nah Gebühr zu würdigen wissen Ich glaube, daß man nichts Besseres thun kann, als diese ganze An- gelegenheit der Vergessenheit zu Übergeben.“ Nachdem noch der Marine-Minister einige Worte zur Vertheidigung der von dem Kriegs-Minister angeordneten Maßregeln gesagt hatte, drang das Centrum so ungestüm auf den Schluß der Debatte, daß sich die Redner der Opposition kein Gehör mehr verschaffen konnten. Mehrere Mitglieder des Centrums riefen dem Präsi- denten zu, er mdge über die Tagesovdnung abstimmen lassen, und obgleich Herr Larabit heftig dagegen protestirte, indem er gar feinen Vorschlag gemacht habe, so brachte doch der Prä- sident die Tagesordnung zur Abstimmung, welche mit großer Majorität angenommen wurde. Als man Herrn Dupin fragte, was denn nun eigentlich diese Tagesordnung bedeute, sagte er: „Die Kammer giebt dadurch zu erkennen, daß fein Grund vor- handen sev, sich bei den von dem Kriegs-Minister geforderten Aufschlüssen weiter aufzuhalten.“ ( Fronisches Gelächter auf bei- den Seiten.) Die Sißzung wurde um 7 Uhr aufgehoben.

Das Cassations-Gesuch der drei Advokaten , denen von dem Assisenhofe die Ausúbung ihres Amtes auf ein Jahr untersagt worden war, is gestern von dem Cassationshofe verworfen worden.

Herr Aubry Foucould, verantwortlicher Herausgeber der Gazette de. France, erschien gestern vor dem Assisenhofe un- tcr der Anklaze des Angrisss auf die Rechte, die dem Kdnige von der Nation verlichen worden. Herr Foucault wurde zu drei monatlicher Gefängniß- und 4000 Fr, Geldstrafe verurtheilt.

In einem Schreiben von der Bidassoa vom 18. d. heißt es: „Die Insurrection entwickelt sich mit der nämlichen Ener- gie in Biscaya. Die Straßen sind durch die kieinen Karlisten- Banden so unsicher, daß man nicht ohne Eskorte reisen kann. Ein Englischer, von Madrid kommender Courier ward zu Vislla- bona angegriffen; das Detaschement, das ihn begleitete, bahnte ihm einen Durchzug? Ein Sardinischer Courier war zwei Tage vorher angehalten und in die Gebirge abgeführt worden ; seitdem hat man nichts mehr von ihm gehdrt. Ein Handels- Courier ist glücëlich durchgekommen.“‘

Aus Bayonne meldet man vom 21sten d.: „Die Briefe aus Madrid haben die Nachricht von der Verschwdrung bestä- tigt, welhe die Ermordung der Donna Isabella und ihrer Schwester bezweête. Einem Kinde von 12 Jahren verdankt man die Entdeckéung dieses Komplotts: ein Student sollte den Mord ausführen. Als Mitschuldige hat man 24 Hellehbardiere, die an jenem Abend die Wache hatten, 3 Pfarrer und 6 Mönche verhaftet, die sämmtlich eingekertert worden sind. Man sagt, jedoch unbestimmt, daß 3 Bischdfe und 7 Personen von einem hohen Range in die Verschwdrung verwickelt seyen.“

Handels-Briefe aus Madrid melden, daß die Fonds daselbst bedeutend gestiegen sind, weil man wissen wollte, daß die Re- gierung damit umgehe, sih mit den Kolonieen zu arrangiren, und dadurch die Schuldenlast zu erleichtern. Die Finanz -Kom- mission ist aufgelöst und es soll eine neue Anleihe gemacht werden.

Großbritanien und Jrland.,

London, 25. Januar. Der Kanzler der Schaß -Kammer hat an diejenigen Mitglieder des Unterhauses, welche in der Regel mit dem Miniskerium zu stimmen pflegen, - folgendes Cir- cular erlassen: „Mein Herr! Da das Parlament sich am 4. Fe- bruar zur Erledigung seiner Geschäfte versammeln wird, und da sehr wichtige Angelegenheiten ohne Verzug vorgenommen werden sollen, jo nehme ich mir die Freiheit, Ihre Gegenwart im Hause der Gemeinen an dem genannten Tage zu erbitten. Jch habe die Chre u. ). w, Unterz. Althorp.“

Dem Vernehmen nach, wäre Herr Poulett Thompson an die Stelle des zum Auditeur der Scha6kammer exnannten Lord Auckland zum ‘Präsidenten der Handels-Kammer bestimmt.

Herr Robinson ist mit einer Majorität von 136 Stimmen zum Präsidenten des Lloydsschen Comité's gewählt worden.

Der General-Lieutenant Sir C. Grant hat vor Kurzem von cinem weitläufigen Verwandten in der Grafschaft Dorset ein sehr bedeutendes Vermögen ererbt. L ;

Aus Portsmouth vom 21. d. schreibt man: „Gesteria fam das Linienschiff „„Endymion‘/, befehligt vom Capitain Sir Samuel Roberts, von Plymouth in unserem Hafen an; und heute frúh traf der Admiral Josias Rowley hier ein, der seine Flagge auf diesem Schif} aufsteckte, indem er den Befehl er- halten hatte, sich nah dem Mittelländischen Meere zu begeben, um Six Pulteney Malcolm in dem Oberbefehl über das dortige Geschwader abzulösen. /

Nachrichten aus Jamaika vom 22. Dezember melden, daß der Franzöfische Konsul Herr Barrot diese Insel , verlassen hat, um an Bord des Englischen Kriegss\chifss Racer‘/ nach Carthagena zurücfzukehren; man glaubte daher, - daß die Disffe- renzen zwischen dey Französischen und Columbischen Regierung,

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durch die Herrn Barrot's Abreise nach Jamaika veranlaßt wor- den war, ausgeglichen seyen.

Briefen aus Lima vom 26. September zufolge, ist die Stadt Arica am 18. desselben Monats durch ein Erdbeben gänzlich zer- stört worden. Nur 13 bis 14 Häuser blieben verschont und an 6 700 Menschen sollen dabei um's Leben aekommen seyn. Die kleine Stadt Taena war ebenfalls ein Schutthaufen geworden, und das reizende Thal von Zapa war ganz verschüttet. Die An- hdhen am Eingang des Hafens von Arica, früher 200 Fuß hech, waren bis zum Spiegel der Meeresfläche eingesunken und zwei gegenüber gelegene Juseln ganz verschwunden.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 24. Januar. Se. Majestät haben für den Búrgerstand ernannt: Zum Sprecher den hiesigen Justiz - Bür- germeister, Pr. Jonas -Ullberg, und zum Vice - Sprecher den Kommerz - Rath Wijk aus Gothenburg. Für den Bauernstand : Zum Sprecher den Bank- Bevollmächtigten Longberg (erwählt zum Reichstage für Gefleborgs- Lehn), und zum Vice- Sprecher den Reichs - Schuld - Comtoir - Bevollmächtigten Jon Jonsson (er- wählt für Blekinge - Lehn), zum Secretair den Härads - Haupt- mann Bergstrôóm. Die Genannten legten gestern vor Sr. De ihren Eid ab, wobei die gebräuchlichen Reden vor-

elen.

Es heißt nun, daß die förmliche Erdffnung des Reichs- Tages bis nach den Königl. Geburts- und Namens- Tagen, oder bis zum 29sten d. , ausgeseßt worden.

Heute hatten die Stände sogenannte Begrüßungs- Plena.

Deutschland.

Dresden, 29. Januar. (Leipziger Zeitung.) Die Hof - Bälle haben in dem für dies Jahr sehr beschränkten Kar- neval ihren regelmäßigen Fortgang. Der lehte sehr glänzende fand bei Jhrer Königl. Hoheit der Prinzessin Augusta statt. Aber auch in den obersten Familien - Kreisen, in einigen Cirkeln der auswärtigen Gesandtschaften und der Staats - Minister fehlte es nicht an Abend - Unterhaltung und Tanz - Belustigung. Der Königl. Preuß. Gesandte, Herr v. Jordan, hat Reunionen mit Bâllen bei sich veranstaltet. Cine überaus glänzende und zahlreiche Assemblée mit Ball und Souper gab in der ver- flossenen Nacht der K. K. Oesterreichische Gesandte Graf Collo- redo, wobei der schdne neu verzierte Saal im Kosel’schen Pa- lais eben so wohl durch seine bequeme und hohe Räumlichkeit, als durch seine schimmernde Beleuchtung einen großartigen Ein- drucké machte. Auch diesmal beehrten mit ihrer Gegenwart die Allerhöchsten Herrschaften, sämmtliche Prinzen und Prin- zessinnen des Hauses dieses gastliche Fest, zu welchem nicht nur der ganze Hofstaat nebst den obersten Civil- und Miili- tair-Behdrden, die diesen Winter hier wohnenden Frem- den und mehrere ausgezeichnete Mitglieder beider Kammern, son- dern auch cinige der ersten Aerzte, Gelehrte und Künstler einge- laden waren, gegen 360 Personen. Jn mehrere Zimmer waren Spieltische gesezt. Ein Kreis von Damen hatte sich zur Con- versation vereinigt. Aber das interessanteste cchauspiel bot der mit Si6- Reihen für die Damen umringte Ballsaal. Um Mit- ternacht wurde soupitt. Die Fürstl. Personen nebst ihren un- mittelbaren Umgebungen speisten in einem besondern Zimmer. An 6 andern Tafeln saßen gegen 100 Damen. Die Männer hatten ihre Pläße hinter den Damen stehend oder an den Büfs- fets eingenommen. Das {dne Fest endete erst in den frühen Morgenstunden mit allgemeiner Zufriedenheit.

Hannover, 30. Jan. ? Das Srädtchen Dransfeld, wel-

hes 212 Häuser und 1355 Einwohner zählt, ist vorgestern Abends von einer Feuersbrunst heimgesucht worden, welche, nah Aus- sage des Conducteurs und der Reisenden von der Kasseler Schnell- post, gestern früh bereits den ganzen Ort bis auf wenige Häuser in Asche gelegt hatte. Die Weser ist wieder zu der größten dieses Jahr erlebten Höhe gestiegen. Jenseits Nienburg ging I auf der Bremer Chaussce das Wasser den Post-Pferden is unter den Bauch.

Altona, 30. Jan. Mittelst eines für die Herzogthümer Schleswig und Holstein erlassenen Kanzlei-Patents vom 11. Ja- nuar d. J. is bestimmt worden, daß die Befugniß der Zünfte, wider unbefugte Gewerbtreibende in den Städten, zunftberech- tigten Fleckcn und Land-Disktrikten, das st, g. Jagen und Pfän- den anzustellen, von nun aufhödren, die Behörde in den Städ- ten sowohl als auf dem Lande dagegen verpflichtet seyn solle, ei- nen etwanigen unerlaubten Betrieb sofort zu untersagen und auf Anzeige einer Zunft, ohne Verzug von Amtswegen, unentgeltlich eine fummarische Untersuchung der Sache einzuleiten, von deren Ausfall die Zunft in Kenntniß zu selzen sey.

In der stürmischen Nacht vom 25sten d., derselben, welche dem Stdr-Deich bei Grönhude verderblich wurde, sind bei Bah- renfeld (2 Stunde von Altona) vier Eichen, denen später noch eine fünfte nahgefolgt ist, mir Gekrach versunken. Zu bemer- fen ist, daß diese Bäume an dem Abhange einer ehemaligen Sand-Grube standen, deren niooriger Grund, etwa 12 Fuß tief, obgleich mit Gras und Gestrüpp bewachsen, einen unsichern und shwankenden Boden gewährt. Die durch diesen Erdsturz ent- standene bedeutende Vertiefung, in welche die etwa 30 Fuß ho- hen Eichen versunken sind, ist mit Wasser angefüllt. Einzelne Risse in dem Boden auf der Höhe lassen vermuthen, daß noch mehr Erdreich nachsinken werde.

Schwerin, 27. Jan. Durch landesherrliche Verordnung vom 16. Dezember v. J. im Einverständnisse mit den Ständen ist zur Vereinfachung des Verfahrens in Kriminal-Untersuchun- gen Folgendes bestimmt worden: „H. 1. Jeder Verhaftete soll sofort nach seiner Verhaftung von dem Gericht, welches ihn zur Untersuchung zieht, -desgleihen vom Kriminal - Kollegium nach der Ablieferung, spätestens vor Ablauf von vier Tagen, summa- risch verhdrt werden. §. 2. Jn jeder an das Kriminal-Kollegium gelangenden Untersuchungs - Sache, sobald sie irgend sey es nach Ansicht der ersten untersuchenden Behörde oder des Krimi- nal Kollegiums für spruchreif anzunehmen ist, hat das un- tersuchende Gericht dem Jnkulpaten beim Schluß der Verhöre folgende Fragen vorzulegen: a) ob“ und wo er hon früher in Untersuhung gewesen? b) ob er zu seiner Entschuldi- gung noch etwas vorzutragen habe? c) ob er Einwendungen wider den Jnquirenten und Einreden wider die (ihm namentlich zu nennenden) vier Spruch-Behdörden habe? §. 3. Bei Unter- \uchungen, in welchen gegen mehrere Betheiligte zu erkennen ist, ist das Urtheil gegen diese alle nur von einer Spruch-Behörde ein- zuholen. Können die Bêtheiligten oder deren Defensoren sich nicht über die Spruch-Behörde einigen, so tritt solcherhalb rich- terliche Bestimmung des Kriminal - Kollegiums ein. §. 4, Zur Abstellung des Mißbrauches zu großer Weitläuftigkeit in den Defensionen wird der §. 55 im zweiten Theile der Kriminal- Gerichts - Ordnung dahin näher bestimmt: daß die Gebühr für die Defensionen in der Regel nah dem Umfange der Akten und

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der Verwicklung des Falls zu 5, 10, dôchstens 25 Rthir. und j besonders wichtigen Fällen, nach dem Ermessen des Kriminal-Ky[ legiums, jedoch nie hôher als bis zu 50 Rthlr. zu bestimmen is.

München, 24. Januar. Privatbriefe aus Nauplia voy 26. Dez. melden ein sehr trauriges Ereigniß, welches vier Tg zuvor daselbst vorfiel. Pr. Zuccarini , Ober-Stabsarzt der §j niglich Griechischen Armee, begab fich mit dem Stabsarzte i Königl. Bayerischen Truppen, Dr. Fleshüßs, am genannten Tas | nach dem Fort Ftschkale, um einige Angelegenheiten rück sichtlit des dortigen Spitals zu reguliren. Bevor sie noch in das Fot gelangten, entspann si ein Gespräch über die Möglichkeit, di, Felsen, auf welchen dasselbe gegen die Seeseite hinliegt, zu e, steigen. Zuccarini, ein geübter, kühner Bergsteiger, erzählt daß er dies schon während seines früheren Aufenthaltes in Nay plia dfters gethan habe; er legt, im Vertrauen auf seine Kennt, niß des furchtbaren Klippenweges, s alles Abredens, de, Degen ab, und beginnt zu. klettern. Eine Felsplatte [ds sh mit ihm, und er stürzt besinnungslos in die See, wo er wah scheinlich erst den Tod fand, da der Körper außer einer leicht.y Kontusion am Kopfe keine Spur von Verleßung zeigte. "Die Theilnahme an diesem Unglück war in ganz Nauplia um (0 größer, als Zuccarini schon bei seinem früheren Aufenthalte iy den Jahren 1828 bis 1830 sich allgemeines Vertrauen uy Liebe gewonnen, und in seiner neuen Stellung seit dem Früh jahre 1833 noch mehr befestigt hatte. Leider konnte sich dies Liebe jeßt nur bei seinem Leichenbegängnisse bestätigen , das s nem Verdienste angemessen war. Nicht nur verloren die doy tigen Deutschen einen“seit sechs Jahren mit der Natur des Lay des vertrauten ausgezeichneten Arzt, sondern auch die literarische Welt einen vielgebildeten, geistvollen Beobachter. ;

Schön seit zwei Monaten besteht in Nauplid eine treffliche F Normal - Schule für Deutsche. Der unermüdet eifrige und e F leuchtete Hof- Kaplan des Königs, Priester Weinzierl , hat du |ff große Verdienst, ein wesecntliches Bedürfniß der Deutschen Fu milien hierdurch befriedigt zu haben. Nach vorgängigem Beneth- men mit der Königlichen Regentschaft miethete Herr Weinziel ein Zimmer, besprach sich mit den betheiligten Aeltern, sichert einem sehr gut unterrichteten Lehrer einem Zöglinge au dem Seminar in Freising, der schon in Bayern einen Schul Dienst versehen hatte, die nothdüärftigste Existenz, und e dssnete so die erste Deutsche Schule in Griechenland im from men Vertrauen auf die Vorsehung, die aus kleinen dürftigen Anfängen der Menschen oft die größten Dinge hervor bringt. Gemäß Nachrichten vom 15. Dezember 1833 zählte damals die Schule schon 25 bis 23 Deutsche Kinder, die be | reits auf eine höchst zweckmäßige und heilsame Weise unterrip tet werden. 5

Mäánchen, 27. Januar. Der Ministerial -R nd Gs neralstaats - Secretair des Innern, Franz von Kbell, ist „in huldvoller Anerkennung seiner erprobten Treue und seines ras F losen erfolgreichen Wirkens in dem seit mehr denn 25 Jahre mit Auszeichnung verwalteten Amte‘/ zum wirklichen Geheimew Fathe ernannt worden. | Das Conversations- Blatt für Deutschland und Bayern (und nach demselben die Münchener politishe| Zeitung) enthält einen Aufsaß von der Pegnik, im Januát, F worin es heißt: Die Brockhausschen Blätter für literari \che Unterhaltung haben einen, angeblich vom geh, Rath Ritter v. Lang verfaßten Artikel úber Kaspar Hauser und seit tragisches Ende in's Publikum gebracht, der, aus lauter unrih tigen Thatsachen und atler Begrundung ermangelnden Konjch turen zusammengesetzt, einer dentlichen Beleuchtung um so vaehr bedürfen möchte, als darin der bedauernswerthe Jüngling, det durch seine räthselhaften Schicksale die Sympathie nicht nur vor Deutschland, sondern des größten Theils von Europa erregt, nach kaum erfolgter Einsenkung in sein frühes Grab mit augen scheinlicher Leidenschaftlichkeit als Lügner, Betrüger und Selbst mörder dfentlich gebrandmarkt werden soll. Gleich im Anfangt des berührten Artikels heißt es: „Ulle seine (Hausers) Aub sagen, daß ihn ein fremder Mann zu einem Spaziergonzt im Hofgarten eingeladen, daß er ihm dort am Ugtz'sche\ F Denkmale einen seidenen Beutel mit einem Schreiben übe geben, und als er, Hauser, denselben dffnen wollte, ihn mi einem Dolch in die Brust gestoßen, haben sich bei der Untersuchung als falsch und erdichtet erwiesen,“ Woher nu der Verfasser das wissen mag? Mittheilungen aus Kriminal Akten werden bei uns, wie jedem Rechts-Kandidaten zur Genügzt bekannt ist, im Laufe der Untersuchung Niemanden (sogar berühn ten Historikern und quiescirenden geheimen Räthen nicht) gemadht Ob also die Untersuchung zur Zeit überhaupt_ etwas, oder wal sie erwiesen habe, darüber weiß der Verfasser nichts, er kant gar nichts darüber wissen. Soll aber ein Schluß vom Bekann ten aufs Unbekannte hier zulässig erscheinen, so dürfte der Um stand, daß Se. Maj. der König sich neuerdings bewogen fande cine Prámie von zehn tausend Gulden für die Entdeckung Mörders auszusetzen, wohl eher zu der Vermuthung berecht gen, daß die ersten Resultate der Untersuchung den That bestand eines an Hauser verübten Mordes wenigstens hödft wahrscheinlih gemacht haben. Es giebt demnach diese erste V6 hauptung den Maßstab zur Beurtheilung und Würdigung dt übrigen. Der Herr Verfasser fährt in seiner Relation fott: „Nirgend ist bisher von einem Fremden in der beschriebenen Art, gro) in blauem Mantel, in Sporen, mit Schnurr- und Backenbat! eine Spur auszukundschaften gewesenz eidlich vernommene Zell gen haben den Hauser, der übrigens zu einem solchen Ausganÿt nicht einmal befugt (?) war, allein und ohne Begleitung in den Hofgarten herein, auf das Monument sich zuwenden , und vol da auch allein unbegleitet und unverfolgt (!) herausgehen sehen, so wie man auch in dem damals mit Schnee bedeckten Land an Monument, wo der Angriff geschehen seyn soll, einzig und allein die Spuren der Hauserischen Fußtritte, aber sonst keines Frem den gefunden hat.“ Jn diesen Angaben drängt eine Unwahr heit die andere. Wir wissen so wenig als der Verfasser, wal cidlich vernommene Zeugen ausgesagt; aber wir haben von seht glaubwürdigen Personen vernommen, daß ein, dem von Haust beschriebenen ganz ähnlicher Fremder, am Tage der Ermordun) des ersteren im Hofgarten bemerkt wurde. Daß man Hauser „„unbe gleitet und unverfolgt“/ in und aus dem Garten gehen sah, nimmt uns nicht Wunder. Auch ohne den Scharfsinn des berühmten Hammtl burger Reisenden zu besißen, können wir uns allenfalls erklären, wal um der Mörder es vorzog, sein Opfer in den Hofgarten bt stellen zu lassen, statt es selbst dahin ju führen, und warum t! den tôdtlich Verwundeten nicht zurü e oder bis in dit Stadt verfolgte. Wodurch der Herr Verf. zu der sonderbare! Aeußerung : „daß Hauser zu cinem solchen Ausgange nicht eiw mal befugt war ‘/, sich veranlaßt fand, ist nicht wohl abzusehen} Die Aufsicht, unter der Hauser stand, hatte eine vernünftig} Leitung und richtige, naturgemäße Entwickelung seiner physischen und geistigen Kräfte, wie auch die möglichste Sicherstellung \}

ner Person, nicht aber jene Beschränkung der persönlichen Frei- heit zum Zwecke, die ihn für jeden, am hellen Tage außer dem ause gethanen Schritte verantwortlich gemacht hätte. Der ¡Schnee ‘/, von dem der Verf. oben spricht, hatte zur Zeit, als die That ruchbar ward, bereits das Schicksal der meisten subli- mén Konjuncturen des Hrn. Verfassers gehabt; er war nämlich u Wasser geworden; auf dem weichen nassen Boden aber soll (wir wir aus vollkommen unverdächtiger Quelle erfahren) das seich nach erfolgter Heimkehr Hausers zu Aufsuchung des, den rief enthaltenen, Beutels abgeschite Jndividuum nächst dem Monument, wo der Angriff geschehen seyn soll, deutlich „die Fußtapfen von mehr als einer Person‘/ erkannt haben.

Die Bayerische National-Zeitung will jezt wissen, daß es dem Polizei-Direfktor von Gotha gelungen sey, wichtige Entdeckungen in Bezug auf Kaspar Hauser zu machen.

Am 22sten d. M. sind die Namen der beiden bekannten, nah Frankreich geflüchteten Revolutions-Advokaten Schüler und Savoye an den Pranger von Zweibrücken befestizt worden.

Stuttgart, 29. Januar. Die Allgemeine Zeitung theilte vor einigen Tagen einen Handels-Vertrag zwischen Frank- reich und Nassau mit, dessen Echtheit jet von der in Straß- burg erscheinendenZeitung des Ober-und Nieder-Rheins bezweifelt wird. Letztere sagt in dieser Beziehung: „Die durch die Ordonnanz vom 29. Juni dekretirte Herabsezung des Zol- les auf die Mineralwasser is eine allgemeine Maßregel , auf alle Mineralwasser, ohne Rücksicht des Productions-Landes, an- wendbar, sie wurde daher nicht zu Gunsten des Herzogthums Nassau allein genommen, und dieses ist so wahr, daß selbst die aus den Deutschen Zoll-Vereins-Landen kommenden Mineralwasser feinen höheren Eingangs-Zoll bezahlen, als die Nassauischen. Uebrigens sind wir hier auf der Gränze, wo man von einer Uebereinkunft wie obige nothwendigerweise einige Kenntniß ha- ben sollte; aber weder das hiesige ‘Publikum, noch die Mauth- Direction wissen ein Wort davon, so daß wir zu unserem gro- gen Leidwesen gendthigt sind, die der Allgemeinen Zeitung emachte Mittheilung, vor der Hand wenigstens, für eine Mysti- cation zu halten.‘

Oesterreich.

Wien, W. Jan. Der Kaiserl. Hof legt heute eine vier- wöchentliche Trauer für Se. Hoheit den verstorbenen Herzog Ferdinand von Württemberg an.

Der Expeditions-Direktor des Kaiserl. Staatsrathes, Franz Heß, ist in den Adelstand erhoben worden.

Nach Ausweis der Protokolle starben in dem vergangenen ahre 1833 in der Stadt und den sámmtlichen Vorstädten iens, mit Jnbegrisf aller Krankenhäuser, 15,137 Individuen.

Unter dieser Zahl befanden sich 3576 Knaben und 3263 Mäd- chen; 506 wurden todt geboren. Jm Monat Januar starben 1216, im Februar 1354, im März 1536, im April 1578, im Mai 2013, im Juni 1185, im Juli 1007, im August 956, im September 905, im October 952, im November 957 und im December 972 Personen. An Altersshwäche und Entkräftung erlagen 857, am Nerven- und Faulfieber 654, am Brand 353, am Schlag- und Stikfluß 576, an Verhärtungen 112, an der Wassersucht 13830, am Durchfall 79, an Lungenkrankheiten 3196, an der Auszehrung 1190, an Halsentzündungen und Bráune 176, an Blattern 390, und an unglücklichen Zufällen 86. Unter ‘den Verstorbnen erreichten 29 Personen ein Alter von 90 bis 100, eine wurde 102, eine 106 und die älteste Per- son 10 Jahre alt. Jm Jahre 1833 verstarben 1991 weniger, und wurden 21 weniger todt geboren als im Jahre 1832. Jn den

“fämitntlichen Pfarren der Stadr und der Vorstädte wurden zur

L Taufe gebracht 7814 Knaben und 7199 Mädchen, zu- ammen 15,013 Kinder. Es wurden also 1429 Kinder mehr als im Jahre 1832 geboren. Die Zahl der Gebornen betrug im Aahre 1833 124 weniger als die der Verstorbenen. Getraut wurden in den erwähnten Pfarren 2832 Paare; 403 Paare mehr als im Jahre 1832.

S ch weiz.

Zür ich, 25. Januar. Der Vorort hat beschlossen, die Revision des eidgenössischen Militair - Reglements der zunächst Men ttenden Militair-Aufsichts-Behdrde zu übertragen.

ie Regierung von Luzern hat sämmtliche Akten über den jüngst mit Frankreich wegen - des Niederlassungs - Rechts entstandenen s den Mitständen übersandt.

asel-Stadt hat die Kaufhaus - Zölle herabgesetzt. Jn Be- ziehung auf die Pratteler Häuser - Entschädigungen beschloß das Schieds - Gericht, daß Basel-Stadt 25,516 Fr. 27 Rp. zu zah- len habe. Jn Zug ist alles Lotteriespielen verboten worden.

Jtalien.

Parma, 20. Jan. Die Herzogin hat den Oberst-Lieute- nant Schwing zum provisorischen Polizei - Direktor des Herzog- thumes ernannt.

Livorno, 21. Jan. err Panajotti:Palli is von der Großherzgglichen Regierung als Königl. Griechischer Konsul für Toskana anerkannt worden.

Neapel, 14. Jan. Der Kdnig hat mehrere Verordnun- gen in Bezug auf das Kirchen- und Kloster-Eigenthum erlassen. Dasselbe soll ‘in Zukunft in gerichtlicher Hinsicht, ganz so wie das Eigenthum der Minorennen behändelt werden und überhaupt den Landes-Geseten, wie jedes andere Grund-Eigenthum, unter- worfen seyn.

Die beiden neuen Lava-Strdme des Vesuvs, deren kürzlich gedacht worden, seten ihren Lauf gegen die Ebene, genannt delle Ginestre, fort, indem sle sich in mehrere kleinere Strdme thei- len. Jm Jnnern des alten Kraters bemerkt man, seinem gan- en Mufange nach, verschiedene Kanäle in Form von Wasserfäl- en, die ebenfalls vulkanische Stoffe ausstrdmen. Dort haben fich auch mehrere grottenähnliche Oeffnungen gebildet, aus denen ebenfalls solhe Stoffe dringen.

S panien.

Ein Franzdsisches Blatt bringt noch folgendes Privat- Schreiben aus Madrid vom 15. Januar in Bezug auf den attgehabten Minister-Wechsel : „Das große Hinderniß, das der mgestaltung Spaniens im Wege stand, is verschwunden; Herr Zea und sein System sind gestürzt, und das neue Ministerium ift im Einklang mit dem Regentschafts-Rath zusammengeseßt; dies giebt der Verwaltung Kraft und wird bewirken, daß die Refor- men allmälig und ohne Jntriguen werden vollbracht werden köôn- nen. Der Marquis von Las Amarillas und Herr Burgos ha- ben sich unter einander verständigt, und Herr Martinez de la Rosa hat das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten er- halten, jedoch ohne die Präsidentschaft im Conseil, die ganz auf- gs ist, denn ihre Existenz is mit den Prärogativen des egierungs-Raths unverträglich, Herr Gareli, der das Justiz-

„Ungeachtet der ihnen bei Santa-Cruz beigebrachten

Der große Rath von-

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Ministerium übernommen hat, is ein rechtscha#ener Mann und vielleicht der beste Rechtsgelehrte des Königreichs; dies läßt hof fen, daß wir bald den neuen Civil-Kodex, der so nôthig ist, um den Mißbräuchen in der Gerechtigkeitspflege abzuhelfen, publi- cirt schen werden. Der Regentschafts-Rath hat sich mit den Herren Martinez de la Rosa, Gareli und Burgos über die Grundlage bes zu befolgenden politischen Systems verständigt. Man ist über ver- schiedene Punkte einig geworden, unter Anderem über die bal- dige Einberufung der Cortes oder vielmehr einer den Bedúrf- nissen des Jahrhunderts angemessenen National-Versammlung, über die Anerkennung der Amerikanischen Freistaaten durch Ver- mittelung einer anderen Macht, und úber die Ergreifung ener- gischer Maßregeln zur Beilegung der Portugiesischen Streitig- keiten, indem man sowohl Don Carlos als Dom Miguel nô- thigen will, die Halbinsel zu verlassen, um die Jnsur- rection und den Bürgerkrieg in ihrem Heerde zu ersticken. Die National - Repräsentation soll, nach glaubwürdigen , Nach- rihten, aus zwei Kammern bestehen, einer Kammer der Notabeln, in welcher die Castilischen Granden, die Generale, die hdheren Magistrats- Personen, die Würdenträger der Kirche oder die hohe Geistlichkeit, die angesehensten Mitglieder des Han- delóstandes und die großen Grund -Eigenthümer Siß nehmen sollen, und einer Kammer der Genuzeinen, die aus 250 durch die Municipal - Conseils nah bestimmten Vorschriften zu wählenden Deputirten bestehen soll. Dazu will man eine allgemeine Am- nestie fügen, in der nichr solche Ausnahmen aufgestellt wer- den sollen, wie in den früheren. Das beabsichtigte Arrangement mit Amerika hat. schr zu dem Steigen unserer Va- (uten beigetragen, denn man erblickt darin ein Mittel zur Thei- lung unserer Schulden, und die ápktoc. Obligationen fanden ge- stern zu 464 pCt. Käufer. Was Portugal anbetrifft, so befolgt man in Bezug auf dieses Land eine Politik, die der des Herrn Zea ganz entgegengeseßt ist, und man wird dadurch wahrscheinlich sehr bald die Abreise des Prätendenten nach Jtalien herbeiführen, in- dein uns auch England dieHand hierzu bieten will. Die Arbeiter der Finanz-Kommission sind seit dem Fall des Ministeriums suspen- dirt, denn die neuen Mitglieder desselben sind übereingekommen, eine neue Anleihe zu kontrahiren, um Spaniens Verhältnissen aufzuhelfen, während die Entwickelung des Wohlstandes uns nah und nach in den Stand seßen wird, unsere Bedürfnisse selbst zu bestreiten. Herr Gargollo, jeziger Kassen-Direktor, joll unverzüglich durch einen andern Mann erseßt werden. Der Herzog von San Fernando is gefährlich krank; er hat das Safkrament erhalten. Auch der General Cruz leidet an einem Brustübel. Das Publikum hat die Namen der neuen Minister mit Enthusiasmus aufgenommen, und man ist Überzeugt, daß die General-Capitaine und die Armee, denen es um Ordnung. ohne Mißbräuche zu thun ist, die Verwaltung des Herrn Martinez de la Nosa fráftig unterstüßen und die Hoffnungen und Jntriguen der Karlistischen Partei auf immer zerstören werden. Der im Umlauf gewesenen Nachricht , daß eine große Menge von Hellebardierern in das furchtbare Komplott zur Ermordung dexr Königin verwickelt gewesen sey, is widersprochen worden, und es scheint auch ge- wiß, daß die bis jest verhafteten Personen der niedrigen Volksklasse angehören. Man kennt den Faden dieser Verschwd- rung und hofft, den Anstiftern derselben auf die Spur zu fom- men. Die dffentlichen Bälle in den Theatern, die wir seit eilf Jahren entbehren mußten, sind in diesem Jahre auf eine sehr genen Weise im Theater del Principe erdffnet worden. Der berüchtigte Banquier Gallo is, wie verlautet, mit Tode abgegangen. Dem Vernehmex nach, ist es den fünf Jnsut- genten-Bataillonen, die sich in Navarra befinden, gelungen, sich

ieder- lage wieder zu sammeln. Der General Lorenzo ist an der Spihe von 3000 Mann von Los Arcos abgegangen, um sie einzuholen. Valdes begiebt sich mit einer gleichen Anzahl von Truppen nach Navarra. Jaureguy wird sein Mandver ebenfalls gewiß unver- züglich ausführen. Durch diese vereinigten Angrisse werden sich die Karlisten gendthigt sehen, sich entweder in die Landschaft Rioja zu werfen, oder sich nah Frankreich zu flüchten.“

P ortugal.

Lissabon, 11. Jan, Die Kriegs-Operationen ha- ben wieder Leben erhalten. Die starke Festung Marvao , eine der Stellungen und Depots Dom Miguels in Alemtejo , gehört jeßt der Donna Maria. Sie war, wie es scheint, nur von ein paar Hundert Mann Milizen bejezt und von einem Stabs- Offizier befehligt. Als die Truppen der Königin von Spanien bei der Verfolgung Karlistischer Guerillas in Alemtejo einvÜck- n, machten sie eine Demonstration gegen Marvao; die Be- sazung lief davon; der dort in Gefangenschaft sizende Brigadier Pinto verstand sich mit einigen Guerillas Donna Maria's, welche mit den Spaniern die Gränze überschritten hatten; sie rückten ein und Marvao erklärte sih, nachdem Pinto das Ober- Kommando übernommen, für Donna Maria. Dieser äußerst starke Punkt muß dem Rücken der Miguelistischen Armee schr lästig fallen. Jn Dom Miguels Generalstab sollen Verände- rungen stattgefunden haben. Lemos soll in Alemtejo befehligen und Povoas, ein guter Offizier, der den Sieg bei Sonto ve- dondo im August 1832 davon trug, soll die Operationen leiten. Der Portugiesische Adel hat also wieder Einfluß gewonnen und Macdonnell scheint beseirigt worden zu seyn. Jn Santarem, wo es an Allem fehlt, und noch dazu der Typhus mit Strenge herrscht, sind 3—4010 Mann geblieben und der Rest der Armee ist in Bewegung. Man befürchtet hier, es sey auf Porto ab- gesehen, welches schwach beseßt ist und seewärts bei dei jeßigen \chlechten Wetter {werlich verstärkt werden kann. Darum ist der Herzog von Terceira zur diesseitigen Operations - Armee ab- gegangen, welche in zwei Divisionen vertheilt werden soll: eine, um Santarem zu beobachten, die andere, um der Bewegung der Miguelisten zu folgen. Terceira und Saldanha werden das Kommando mit einander theilen. Die Miguelisten sind von Leiria aus gegen Alcobaça gerúckt, haben es aber anzugreifen nicht für gut befunden. Zu Porto haben Unruhen stattge- funden. ie Municipalität, welche aus achtungswerthen Män- nern usammen geen war, und seit dem Einrúcken Dom Pedros in Porto so viele Dienste geleistet hatte, wollte das Sequester der Güter eines zurüfgekommenen Miguelisten nicht bestätigen. Miranda, der Präfekt, aber, der ein Demagoge ist, sah das Proscriptions-Geseß seines Kollegen Carvalho in Gefahr, reizte einen Theil des Pöbels auf, die Municipalität wurde insultirt, mißhändelt und reichte also ihre Demission ein, welche Miranda sogleih annahm. Dies hat den Haß gegen die Minister in Porto nur noch vermehrt.

TULLEU

Konstantinopel, 7. Jan. (Oesterreichischer Beob- achter.) Jn Folge der Beendigung der Serbischen Angelegen- heiten und der diesfallsigen Erlassung des Großherrlichen Fermans

‘seit längerer Zeit die Gunst des Groß

an den Ober-Knesen Milosch, wurde der Serbische Deputirte Hr. Petronievich vor seiner Rückkehr nah Serbien zur Audienz bet Sr. Hoheit zugelassen, welche besagten Deputirten mit vielein Wohlwollen aufnahmen, und ihn mit einer reih mit Brillanten besezten Dose beschenkten. Der Sultan sol] sih bei diesem An- lasse Úber das von dem Ober-Knesen eingehaltene Benehmen mit vieler Zufriedenheit ausgesprochen haben.

Der bisherige Aufseher der Münze, Kazaz Aretin , welcher

1 Cleve genießt, hat Alters- und Kränklichkeitshalber um die Erlaubniß angesucht, sich von den Geschäften zurücfziehen zu dürfen, und hat den aus einer angesehenen katholisch-armenischen Familie entsprossenen Dúz Oglu zu seinem Nachfolger vorgeschlagen. Demzufolge wurde dein Kazaz Arctin bewilligt, sich in den Ruhestand zu begeben, und er is in der Inspection des Großherrlichen Münz - Amtes durch genannten Dúz Oglu erseßt worden.

Wiewohl bisher das große Bairams-Fest die Epoche war, wo die Tewdschihatlisten, und mithin die Veränderungen in den Reichs-Aemtern oder die Bestätigung der Staats-Beamten bekannt gemacht wurden, so sind diesmal sämmtliche Pforten-Minister bereits am heutigen Tage, als vor Anfang des Fasten-Monats Ramajan, in ihren Functionen bestätigt und ihnen bei diesem Anlasse die üblichen Chren-Kleider verlichen worden. Nach die- ser Feierlichkeit begaben sie sich gemeinschaftlich zum Seraskicr Chosrew Pascha, um ihm, der Sitte gemäß, ihre Glückwünsche darzubringen.

In hiesiger Hauptstadt herrscht die tiefste Ruhe; ‘die in früherer Zeit so häufigen Brandstistungen haben gänzlich auf- gehört, und seitdem die Wolken, welche den politischen Horizont verdunkelt hatten, vershwunden sind, haben Handel und Ver- fehr cin neues Leben gewonnen, und Jedermann überläßt sich gerne der frohen Aussicht auf eine glückliche Zukunft.

Ungeachtet der Wachsamkeit der um die Insel Kandien kreuzenden Aegyptischen Kriegsschisse, war es sehr vielen dorti- gen Familien gelungen, nach Griechenland auszuwandern. Die Eskadre Mehmed Ali's lag fortwährend im Hafen von Suda vor Unte.

Smyrna, 14. Dez. Die Franzdsische Kriegs -Brigg „la Flèche‘‘, die am vorigen Sonntag hier angekommen, überbrachte dem Admiral Hugon den Befehl, mit dem größern Theile seiner Division sofort nach Frankreich zurückzukehren. Die Fahrzeuge „Ville de Marseille‘, „Grenadier‘/, „Dragon‘/ und ¡¡„Dupetit- Thouars‘/ bilden in diesem Augenblicke die ganze Französische Station in der Levante, unter dem Befehle des Capitain de La- lande. Einstweilen wird jedoch Admiral Hugon Ober-Befehlsha- ber der Französischen Seemacht in den Levantischen Gewässern verbleiben. Morgen gcht der Admiral mit seiner Division nah Nauplia und von da nah Toulon ab. Die Fahrzeuge „„Su- perbe‘/ und „Galathee// werden heute direkt nah dem leßtge- nannten Orte voraussegeln.

Admiral Malcolm, der am vorigen Donnerstag auf einer Fregatte seiner Division in Smyrna angekommen ist, wird, dem Vernehmen nach, in den ersten Tagen dieser Woche nach dem Ankerplaße von Vurlah zurückkehren, um sich von da nach Malta zu begeben, wo er bis auf weitere Instructionen das Hauptquartier seiner Division aufzuschlagen gedenkt.

Der Oesterreichische Admiral Dandolo will mit einem Theil seiner Division einen Kreuzzug durch den Archipelagus machen und wird dabei vielleicht auch die Küsten von Aegypten und Syrien berühren.

Unsere neuesten Nachrichten aus Konstantinopel (bis zum 7, Dezember) widerlegen nun ebenfalls die vielen Kriegs-Ge- rüchte, die seit einiger Zeit hier verbreitet worden. Unter An- derem hatte es geheißen, daß eine ungeheure Russische Heeres- macht bereits aufgebrochen sey, daß mehr als 40 Ingenieurs ge- fommen scyen, um die Befestigung der Dardanellen-Schldsser zu vollenden, daß 30,000 Franzosen in Ankona gelandet worden u. dgl. m. Alles dies bestätigt sich nicht allein nicht, sondern wir erfahren sogar, daß die Differenzen einiger Mächte, wegen des Traktates von Unkiar- Eskele\si, ihrer völligen Beseitigung nahe seyen.

Nach der unter den Auspicien des General Guilleminot bewirkten Emancipirung der katholischen Armenier, erbauten diese sich zu Galata eine Metropoliten - Kirche, die die {hdnste seyn soll, welche die Christen aller Konfessionen in Konstantinopel be- sizen. Sie kostet zwei Millionen (Piaster ?), Und der Erbauer dersélben heißt Dus-Oglu, Kirche, an der seit zwei Jahren gearbeitet worden, eingeweiht.

Aus Alexandrien wird unterm 15. Nov. geschrieben : „Es scheint, daß die in Hedschas entdeckte Verschwörung noch lange nicht gedämpft sey, da die Aegyptische Regierung in aller Eile 16,000 Mann Infanterie, Kavallerie und Artillerie ausrüs- stet, um sie nach jener Gegend hinzuschicken. Diè von Kahira ausgehendè Expedition wird von dem Kriegs-Minister Achmed Pascha in Person befehligt werden. Der bekannte Rebell Turki- Bilmez soll sih dort an der Spise von 12,000 entschlossenen Leuten befinden, und das ganze Land, heißt es, habe ih für ihn erklärt, weil er erflärt hat, das Monopol abzuschaffen und die Steuern vermindern zu wollen. Viele Soldaten Mehmed Ali's sind desertirt und befinden sich jeßt in den Reihen von Turki-Bilmez. Sowohl diese Begebenheiten als die in Kandien geben dem Vice-Könige von Aegypten eine starke Lehre, sein fis- kalisches System endlich fahren zu lassen.

Die le6ten Nachrichten aus Samo s schildern (wie das Jour nal de Smyrne berichtet) diese Jnsel als in einem sehr trauri- gen Zustand befindlich, Man erwartet dort mit Sehnsucht ein Túrkisches Geschwader und hofft dadurch von dem Joche des Logotheten und seines Anhanges befreit zu werden.

In Syra sind ein Russischer Archimandrit und 12 Sän- ger angekommen, die sich in mehreren Kirchen des Königreichs Griechenland hdren lassen wollen. Von Syra wollen sie zunächst nach Nauplia gehen.

Canea (auf Kandien), 6. Dez. Es is jeßt unzweigelhaft, daß ganz Kandien auf Befehl Mehmed Ali's militairish besetzt werden soll. Die beiden Paschas dringen immer mehr in das Innere der Insel ein und lassen überall Garnisonen zurü. Das Verbot, auszuwandern, ungeachtet der in dieser Hinsicht gethanen Zusage, erbittert die Gemüther ungemein. und besonders die Sfackioten scheinen sehr aufgebracht, so daß selbst die gegen- wärtigen strengen Maßregeln nur momentan die Ruhe heritel- len dürften.

Am 2ten d. M. haben hier die Hinrichtungen begonnen, und bereits wird die Anzahl der Opfer auf der Jusel auf 100 geschätzt. j

Am 3ten d. begab sich der Französische Konsul im Namen seiner Kollegen zum ‘Pascha in Offrey (ein Dorf in der Apo- forna), um die Rechte der Menschlichkeit und Gerechtigkeit zu Guniîten einer Bevodlkerung geltend zu machen, die alle ihre Gü- ter und ihr Leben bedroht sieht, Dex Pascha antwortete auf

Zu Weihnachten wird die neue

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