1834 / 45 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Abdruck des Tewdschihats oder der Aemter-Verleihungs - Liste, Sämmtliche Pforten- und Reichs-Aemter- sind, dieser neuen Ein- richtung zufolge, von nun an in vier Klassen getheilt , zu deren erster der Kiajabey, der Defterdar und der Reisefendi allein gehören. Mehrere niht unbedeutende Würden, wie die eines zweiten und dritten Defterdars, und viele untergeordnete Kanzlei-Stellen sind abgeschafft worden. Die Uniformirung der Staats-Beamten ist nun ordentlich systemisirt, und vielen Stel- len, die bisher nur eine ungeregelte Einnahme hatten, sind be- stimmte Gekalte angewiesen. Ueberdies sind die Ehrenzeichen, welche mit der Würde verknüpft sind, und vom Vorfahrer auf den Nachfolger im Amte übergehen, nun förmlich unterschieden von den Verdienst - Ehrenzeichen ( Nischani - iftihar ), welche als Belohnung fr Eifer und ausgezeichnete Dienstleistung ertheilt werden, und selbst nach dem Tode des damit Betheiligten bei der Familie desselben verbleiben. Endlich ist der dem Rama- zan vorangehende Monat Schaban für die Bekanntmachung der Tewdschihat- Liste für die Staats - Aemter festgesetzt, wäh- rend jene für die Statthalterschaften, wie bisher, nach den Bairams-Festen erlassen werden wird.

__ Die Türkische Zeitung kündigt ferner die bevorstehende Vermählung der Großherrlichen Prinzessin und Tochter des Sultans, Saliha Sultane, mit einem bis zu diesem Au- genblicke noch unbekannten Túrkischen Großen an und macht zu- gleich die Ernennung eines Oberst-Hofmeisters (Kiaja) der Prin- zessin in der Person des Elhadsh Veli Aga bekannr.

__ Der Prinz Eduard von Sachsen - Altenburg, Königlich Bayerischer Oberst-Lieutenant, welcher am 8. d. M. von Nau- plia Über Smyrna und Brussa hier eingetrossen war, ist am 17ten Morgens mit einem Sardinischen Kauffahrer wieder nach den Dardanellen abgegangen, von wo sich Se. Durchlaucht am Bord eines Russischen Kriegs-Schifses nach Nauplia zurükbege- ben werden.

Der vor zwei Jahren in Aegyptische Gefangenschaft gera- thene Statthalter von Äcre, Abdullah Pascha, welcher sich seit- her in Kahira aufgehalten hatte, ist in Konstantinopel ein- getroffen.

Der ehemalige, vor Kurzem in Ruhestand verseßzte Jnspek- tor der Großherrlichen Münzen, Kazzas Aretin, ist in vergange- ner Woche mit Tod abgegangen.

F 0400; di

Berlin, 12. Febr. Se. Majestät der König haben dem Justizrath Krebschmer in Marienwerder für das Allerhdchstdenen- selben Überreichte Werk: „Oeconomia forensis, oder Jnbegriff der Grundsáäábße und Bestimmungen, welche dem Juristen von der Landwirthschaft und dem Landwirthe von dem Rechte zu wissen nöthig sind‘/, die kleine goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst zu verleihen geruht.

Nachrichten aus Köln zufolge, wurde Se. Königl. Ho- beit der Prinz Friedrich zum 9ten daselbst erwartet, um die 3 Jesttage des Karnevals in der Mitte der Bewohner dieser Stadt zuzubringen.

Heute Vormittag um 102 Uhr starb hierselbst nah kur- zein Krankenlager an einer Lungenentzündung im 66sten Lebens- johre Herr Daniel Friedrih Schleiermacher, Doktor und “rofessor der Theologie an der hiesigen Universität, Mitglied der ¿kademie der Wissenschaften und Ritter des Rothen Adler-Ordens dritter Klasse. Der Staat verliert in ihm einen der gelehrtesten vnd geistreichsten Theologen und Philologen unserer Zeit, und Derlin insbesondere einen seiner beliebtesten Kanzelredner und KReligionslehrer.

Die Achener Zeitung enthält in ihrem neuesten Blatte vom 7ten d. M. folgende betrübende Meldung: „Leider haben vir unseren Lesern die traurige Nachricht mitzutheilen, daß jede Hoffnung verschwunden ist, den auf der Gouley-Grube verun- alicêten Personen Rettung zu bringen. Die Arbeiten an dem Versuchs-Rettungs-Schachte, die bisher einen so guten Fortgang hatten, daß bis zum 5. d. M., Mittags, bereits 87 Fuß auf- gcwältigt waren und man jeden Augenblick die Aufdeckung der acsuchten Ablenkung des Schachtes erwarten durfte, sind um viese Zeit mit einemmale so hôchst shwierig und gefahrdro- heud für das Leben der Arbeiter geworden, daß der Herr Ober- Bergrath Oeynhausen sich veranlaßt gefunden hat, auf Berufung ciner Kommission zur Entscheidung Úber die Frage: ob unter den gegebenen Umständen mit den angefangenen Rettungs-Arbeiten fortgefahren oder ob dieselben eingestellt werden sollten? anzutragen. Vieje, aus Bergwerks-Beamten, den mit den Oertlichkeiten am meis- \èen vertrauten Gruben-Direktoren der Umgegend, Polizei-, Verwal- tungs: und Gerichts-Personen zusammengeseßzte, Kommission hat sich gestern auf der Grube Gouley versammelt und, da die säámmt- lichen Sachverständigen einstimmig erklärten, daß die, in dem Versuchs - Schachte angefangenen Arbeiten, mit Sicherheit für das Leben der damit Beschäftigten auf keine Weise fortgesest werden könnten; daß ferner zur Grabung eines neuen Schachtes au der Stelle, wo man zu den Eingeschlossenen zu dringen hof- fen könnte, eine Zeit von wenigstens 9 Monaten erforderlich sey, und daß endlich ein anderer Versuch, den Verunglückten zu helfen, durchaus nicht zu machen sey, einstimmig beschlossen, die Rettungs-Versuche als durchaus erfolglos aufzugeben und sich darauf zu beschränken, die eingedrungenen Wasser mittelst der vorhandenen beiden Dampfmaschinen zu wältigen. Schau- dererregend ist allerdings der Gedanke, daß ein Theil der Ver- unglúcten im Stande gewesen seyn kann, noch längere Zeit das Leben zu fristen; indessen tröstet bei so schrecklichen Bildern ei- nigermaßen die begründete Wahrscheinlichkeit, daß die Leiden die- ser Unglülichen nicht lange gedauert haben mögen, und daß Gjottes Barmherzigkeit denselben theils ein augenblickliches, theils ein bewußtloses und sanftes Ende gewährt haben werde.““

Die katholisch - theologische Fakultät der Akademie zu Münster hat am 6. d. M. dem ordentlichen Professor der Theologie, Pfarr-Dechanten und Dom- Prediger Georg Keller- mann, und am 8. dem Bischof von Münster, Freiherrn Caspar Max Droste zu Vischering, dem ad Mar A von Münster und Bischof zu Calamata in partibus, Freiherrn Clemens Droste zu Vischering, und dem Dom- Propst und General -Vikar des Histhums Ermland, Martin Fotschki, dië theologische Doktor- würde ertheilt.

Aus Rawicz, im Regierungs-Bezirk Posen, wird nach- träglich noch über die in Gemäßheit des Gescßzes vom 1. Juni v. J., am 13ten v. M. daselbst erfolgte Wahl der Repräsentan- ren der Judenschaft berichtet. Die Feier wurde im festlich er- leuchteten und mit dem Bildniß Sr. Majestät des Königs ge- zierten Tempel, in Gegenwart der ersten Militair-, Civil- und städtischen Behörden, mit Psalmen - Gesang und Musik - Beglei- tung eröffnet, worauf der Ober-Rabbiffr Herzfeld an die ver- jammelte Gemeinde eine angemessene Rede hielt, der sich ein inbrúnstiges Gebet auf das Wohl des allverehrten Landesvaters anschloÿ. Der zum Königl, Kommissarius für das Wahl-Geschäft

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ernannte Landrath Stammer verfúgte sch sodann, in Begleitung der Synagogen- Aeltesten und der übrigen Stimm-Berechtigten, auf das Rathhaus, wo Ersterer die Wähler auf die hohe Be- deutung des Tages und den für ihre bürgerlichen Verhältnisse beginnenden Zeit-Abschnitt aufmerksam machte, und sie zur Be- gründung ihres Kommunalwesens durch Eintracht und Liebe er- mahnte. Demnächst begann die Wahl, welche mit Ordnung, Ruhe und Uebereinstimmung vor sich ging. Um endlich den hochwichtigen Tag auch noch durh eine milde Stiftung zu ver- ewigen , bildete fich aus den Mitgliedern der Judenschaft ein Verein, der 12 arme Schulknaben mit vollständiger Kleidung versah und künftig alljährlich 18 solcher Kinder eine gleiche Wohlthat angedeihen lassen will.

Aus Koblenz meldet man unterm 1sten d. M.: „Die Vegetation ist fortwährend guf eine Überraschende Weise vorge- schritten, so daß sie jeßt weiter is, als sie es im Jahre 1822 und selbst im Jahre 1811 um dieselbe Zeit war. Gärten und Felder sind mit Blumen bedeckt, der Spargel kommt zum Vor- schein, Mandel -, Pfirsich- und Aprikosen-Bäume blühen, der Weizen steht dicht, der Roggen bedeckt den Boden so, daß man keine Erde sicht, und der Klee ist schon mehrere Zoll hoch empor geschossen. Dabei hat das Erscheinen frischer Futterkräuter, wel- che es gestatten, das Vieh auf die Weide zu treiben, sehr vor- theilhaft auf das Sinken der Fourage - Preise gewirkt. Je un- gewöhnlicher dieser frühe Frühling ist, um so größer if die Furcht vor späterem Froste, der auch dem Weinstock sehr gefährlich seyn würde.“

Aus Stralsund schreibt man, daß die im Laufe des vo- rigen Monats stattgehabten heftigen Stürme, welche meistens aus westlicher Richtung kamen und mitunter 24 Stunden anhielten, lángs des Ostsee-Strandes der Dorfschaften Zingst und Prerow nicht unbedeutenden Schaden verursacht haben, indem sie einen großen Theil der Außen-Däâmme zerstörten und die Ländereien die- ses Distrikts in dem Maße überschwemmten, daß von der Win- tersaat wegen des tief eingedrungenen Salzwassers mehrere Jahre hindurch nur ein geringer Ertrag zu erwarten seyn dürfte.

„¿Der Damm-Durchbruch des Rußstroms unterhalb Tilsit‘/, meldet die Königsberger Zeitung vom Sten, „ist etwa 100 Ruthen weit. Wegen der beträchtlichen Vorländereien hat jedoch bei der Ueberschwemmung ein so langsamer Wasserzufluß stattge- funden, daß Menschen und Vieh aus der überschwemmten Ge- gend gerettet werden tonnten. Es sind indeß 5 Gebäude fort- gerissen worden. Zu beiden Seiten des Damm-Durchbruchs be- finden sih noch Eisstopfungen, welche beim -abermaligen CEisgange eine größere Gefahr besorgen lassen. Sollte die überschwemmte Gegend nicht baid vom Wasser befreit werden, so kann viel Heu verderben und Mangel an Futter zu Wege bringen. Zur Ver- stopfung des Damm - Durchbruchs werden bereits Vorkehrungen getroffen, und dieselbe wird, sobald trockenes Material vorhan- den ist, erfolgen. Der Wasserstand in der üÜberschwemmten Ge- gend ist vorläufig nicht so hoch, als im Frühjahr 1829.‘

Der im Jahre 1813 in der Haude und Spenerschen Buch- handlung erschienene

„„Plan von der Völkerschlacht bei Leipzig in einem klei- nen runden Format nebst deutlicher Beschreibung vom Königl. Preußischen Hauptmann von Neander “/ wird gegenwärtig zum Besten des Jnvaliden-Fonds für den herabgesezten Preis von 21 Sgr. bei Mittler in Berlin verkauft und allen Vaterlandsfreunden hiermit empfohlen.

Berlin, den 6. Februar 1834.

Militair -Dekonomie- Departement. Abtheilung für das Jnvalidenwesen. v. Clausewisk.

teteorologishe Beobachtung.

1834. | Morgens | Nachmitt. | Abends |} Nach einmaliger 11 Sora 6 Ub | 2e | 40010v. Beobachtung. U: 349,5 o ’Par.|339,9 9 "ar.|339, 1/0 ‘Par. sQuellwärme 6,7 ® R. zuftwärme |— 4,9 ° R.|+ 0,5 ® R.|— 2,2 Rf a. L Thaupunkt |— 6,4 ® R.|— 5,3 ® R.|\— 3,5 ° R. Fiußwärme 0,2 ® R. Dunstsättg.| 88 pCt. 60 pt. 87 pCt. Bodenwärme 2,0 ® M.

Roif) | ' T E S de O | E | E Ausdünst, 0,0 4 1" Rh. | ——— Niederschlag 0,0 0 s “Rh;

Wolkenzug

Auswärtige Börsen, Amsterdam, 7, Februar.

Niederl. wirkl. Schuld 4913, 52 do, 948, Ausgesetzte Schuld 125. Kanz-Bill. 2115, 4109 Amort. 892. 342 7127. Oesterr. 955. Preuss, Prämien-Scheine 95. Russ. (v. 1528) 1023. (v. 1531) 944. 5g Span. 59. 35 38x. Antwerpen, 6, Februar. 32 372, Zins! 113. 7. Bras. —,

Wien, 7. Februar. 58 Met. 9635. 48 do. 867. Bank-Actien 1226. Loose zu 100 Fi. 206.

Span. 56 98 à F. Metall. 98%.

Part.-Obl. 1363.

Son Sau ee

Donnerstag, 13. Febrvar. Jm Opernhause: Der Kaufmann von Venedig, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von Shakespeare. Im Schauspielhause: 1) La Puechesse el le Page, comé- die en 3 actes, par Mr. Béraud. 2) La seconde année, ou: A qui la faute? vaudeville en 1 acte, par Scribe. Freitag, 14. Februar. Jm Opernhause: Johann von Paris, Singspiel in 2 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Boyeldieu. Hierauf: Zum erstenmale wiederholt: Die Maske- rade, komisches Ballet in 1 Akt, von Henry. Jn Scené geseßt von Dlles. Therese und Fanny Elsler, welche hierin tanzen werden. Im Schauspielhause: 1) Le matin el ie soir, vaudeville en 2 actes. 2) Monsieur Jovial, vaudeville comique en 2 actes, Sonnabend, 15. Februar. Im Schauspielhause: Warum? Lustspiel in 1 Akt, von L. Angely. Hierauf: Das erste De- bút, fomisches Gemälde in 3 Abtheiluugen, von L. Angely.

Im Konzertsaale des Schauspielhauses: Lester diesjähriger Subscriptions-Ball. - '

On Id Lao O S eaten

Donnerstag, 13. Februar. (In Jtaliänischer Sprache) : Zelmira, Opcr in 2 Akten; Musik von Rossini.

Freitag, 14. Februar. Zum erstenmale wiederholt: Der Erbvertrag, dramatische Dichtung in 2 Abtheilungen, nach einer Erzählung des E. T. A. Hoffmann, von W. Vogel. Erste Abtheilung: Das Verbrechen, Drama in 1 Akt. Zweite Ab- theilung: Das Gewissen, Drama in 4 Akten. (Hr. Ed. Jerr- mann, vom Königlichen Hoftheater zu München: Daniel, als

Gastrolle.)

‘schen unserer und der Columbischen Regierung

Branntwein- Preffe eli n 9 Ne 1, N 1834, A __Das Faß von uart na ralles 54 pCt. oder Richter : S U 23 Rthlr., auch 21 Rthlr.; Kartoeat Branntwein 20 Rthlr., auh 17 Rthlr. x Kartoffel- Preise vom 6. his 12. Fehruar 1834. Der Scheffel 12 Sgr. 6 Pf., auh 7 Sgr. 6 Pf.

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Paris, 6. Febr. Vorgestern Abend hatten der Präsident und die Secretaire der ‘Pairs-Kammer die Chre, Sr. Ma]. den von dieser Kammer angenommenen Geseß-Entwurf in Betreff desStagtz; Raths zu überreichen. Der König empfing sodann den Genera Pajol, Commandeur der ersten Militair-Division, und den May; quis von St. Simon. Gestern nahmen Se. Maj. von dey Präsidenten und den Secretairen der Deputirten - Kammer dey Geseß-Entwurf in Bezug auf die Gendarmerie für die westlichen Departements entgegen und arbeiteten dann mit dem Präsiden; ten des Conseils, mit den Ministern der Justiz, des dffentlichen Unterrichts, des Jnnern, des Handels und der auswärtigen An; gelegenheiten.

Der Herzog von Orleans ist wieder von einer Unpäßlichkeit befallen, und der Ball, den Se. Königl. Hoheit gestern Abend geben wollte, mußte deshalb verschoben werden.

Am Schlusse der gestrigen Sißung der Deputirten Kammer ließen sh, nah dem Großsiegelbewahrer, noch die Herren Garnier-Pagès, Salverte und General Bex, trand wider, Herr Fulchiron aber für den Geseß-Entwurf über die öffentlichen Ausrufer vernehmen, worauf die Fortsebung, der Berathung auf den folgenden Tag verlegt wurde. Jn der heutigen Sißung trat zunächst Herr Chappuis-Montla- ville wider und Herr Viennet für den Geseb-Entwuf auf. Nachdem sodann noch zwei andere Redner ihre Mj: nung abgegeben hatten, wurde die allgemeine Berathung ge {lossen Und es begann diejenige Úber die einzelnen Artikel, ZU dem ersten waren verschiedene Amendements in Vorschlag gebracht worden. Eins derselben, von Herrn Leyraud, wona bloß das ôdffentliche Ausrufen (nicht das Feilbieten oder Ver theilen) gedruckter, lithographirter oder geschriebener Schriften, mit Ausnahme der gerichtlichen- Erkenntnisse und der Bekannt machungen der Regierung, verboten seyn sollte, gab Herrn Cabet Veranlassung, sich sehr ausführlich in seinem Sinne über den ganzen Gegenstand der Debatte auszulassen und, wie er sich aus drückte, die Rechte des Volkes, als der Majorität der Nation, zu vertheidigen. Wir werden auf dessen Rede noch einmal zu rücffommen. Das Amendement des Herrn Leyraud wurde zu leßt verworfen.

Die Vorbereitungen zu der Deputirten- Wahl in Rouen deuten auf ein günstiges Resultat für die Opposition hin, denn die bisher ernannten Wahl-Beamten gehören derselben an; man glaubt, daß die Wahl auf Herrn Treilhard fallen werde.

_ Der Moniteur meldet nah dem Journal du Havre: „Ein Schreiben aus Martinique vom 14. Dezember berichtet die dort erfolgte Ankunft des Contre-Admirals Mackau an Bord der Fregatte „Atalante‘“. Sobald Herr von Mackau im Fort- Royal angelangt war, beschäftigte er sih mit allen nöthigen Vorbereitungen zu einer erfolgreichen Blokade von Carthagena, Nach einem kurzen Aufenthalte in der Kolonie hat der Ad- miral die Fahrzeuge dieser Station, die Mörser und \o viel Kriegs-Vorräthe, als er auftreiben konnte, so wie die entbehrlichen Truppen mitgenommen. Die Fahrzeuge der Englischen Station haben sich der Französischen Schifss-Abtheilung angeschlossen, um die Blokade mit dem möglichsten Erfolg ins Werk zu seben. Der Beweggrund, der die Engländer veranlaßte, mit uns bei dieser Gelegenheit gemeinschaftliche Sache zu machen, scheint ein ähnlicher zu seyn, wie derjenige, aus dem die Differenzen zwi- entsprangen. Man hat zu Martinique erfahren, daß der Englische Konsul von Carthagena mit Herrn Barrot zusammen in Havana angekommen war, aber so wie dieser genöthigt, um seiner per- sönlichen Sicherheit willen aus dem Lande zu fliehen. Jn dem Augenblick, wo der Brief, dem wir diesen Auszug entlehnen, an Bord des Schiffes „le Jacques ‘/, das am 1. Febr. auf der Rhede von Havre angelangt ist, abgegeben werden sollte, kam eine Englische Gabarre auf der Rhede des Fort-Royal an.

Das Munizipal-Conseil von Verneuil hat folgenden Beschluß in seine Register eintragen lassen: „„ Nach gepflogener Berath- shlagung Hat das Munizipal - Conseil einstimmig zu erklären be: schlossen, wie es denn hiermit erklärt, daß es den Schmerz theilt, den jeder Wohldenkende Über den Tod des muthigen und unbe- stechlichen Deputirten des Wahl - Bezirks von Verneuil, Herrn Dulong, empfinden muß.“/

An der gestrigen Börse war es sehr belebt, und die Fonds gingen, da viel Nachfrage danach war, ein wenig in die Höhe.

Außer dem Schreiben, wodurch Herr Dupont von der Eure der Kammer seine Entlassung einreicht, und das in der gestrigen Sigung der Deputirten-Kammer vorgelesen wurde, hat derselbe noch ein anderes als Antwort an diejenigen seiner Kollegen ge richtet, die nah dem traurigen Ereigniß, um dessentwillen er sich aus der Kammer zurückzieht, an ihn geschrieben hatten.

Die hier eingegangene Nummer des in Madrid erscheinen den Blattes Estrella vom 23. Jan. enthält die Bestätigung mehrerer bereits bekannten Nachrichten und außerdem noch fol- gende: „„Es heißt, der General Freire werde zum Ober-Befehls haber eines Armee-Corps von 8— 10,000 Mann érnannt wel den. Man versichert, daß Herr Perez de Castro den Botschafter - Posten in Rom, Herr Bardaji y Azara den zu Paris und der General Alava den zu London erhalten werde. (Diese drei Diplomaten gehörten zu den Constitution- nellen von 1820.) Die in Biscaya befindlichen Truppen em- pfangen auf Kosten des von ihnen beseßten Landes einen verdop- pelten Sold. Im Ministerium des Jnnern arbeitet man an einer neuen Organisation der Verwaltung dieser Provinz. Die Regierung geht damit um, die Friedens - Gerichte wieder einzu- ühren. ‘‘ iy Heute {loß 5proc. Rente pr. compt. 105. 60. fin cour. 105. 80. 3proc. pr. compi. 75. 30. fin cour. 75. 50, 5proc. Neap. pr. compt. 91. —. sin cour. 91. 20. 5proc. Span. perp. 592. Zproc. do. 384. 5proc. Belg. 974. 5proc. Rôm. —.

Frankfurt a. M., 9. Febr. Oesterr. 5proc. Metall. 971. 974. proc. 872. 87x. Bank-Actien 1490. ‘Part.-Obl. 1374. G. Loose zu 100 Fl. 212. Br. Preuß. Präm. -Sch. 534. G. Holl. 5proc. Obl. 93x. G. Poln. Loose 635. Span. 5proc. Rente 584. 3proc. do, 0/4 r:

Redacteur Cottel. E T Lede 4-44 (77 7 L

Gedruckt bei A. W. Hayn.

geruht.

“(irn

durch die Freiheit beengt fühlen. ] die Aus\chweifungen der Presse weder gutheißen können noch wol-

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

amtliche NaGrichGren. Loni Pes S OQA

Se. Majestät der König haben dem Königl, Wüärttembergi- chen Geheimen Rath und Chef des Finanz-Departements, von gerdegen, den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse mit dem Stern zu verleihen geruht.

Se. Majestät der König haben dem Land- und Stadtge- Direktor zu Brandenburg, Hofgerichts -Rath von Vie-

richts -- R j ; Lahn, den Rothen Adler-Orden vierter Klasse zu verleihen

Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht ist zur Jnspi- g der 6ten Kavallerie-Brigade nach Düben abgereist.

Angekommen: Se. Durchlaucht der regierende Landgraf zu Hesjsen-Homburg, General der Junfanterie und Gouver- teur von Luxemburg, von Homburg.

Der Bischof der evangelischen Kirche und General-Super- intendent der ‘Provinz Sachsen, Dr. Dräsecke, von Mag;

deburg.

eien gs e MaGri ten. Auslan,

Frankrei.

Paris, 6. Februar. S De gestrigen Sibung der De- vutirten-Kammer (über welche im Wesentlichen bereits in Nr. 43 der Staats-Zeitung berichtet worden) ließ sich als erster Redner gegen den Gesetz -Entwurf Úber die dffentlichen Aus- ufer Herr Pagès, vom Arriège- Departement, vernehmen. (r äußerte stich etwa folgendermaßen : i i

„Meine Herren, ich mdchte um Alles in der Welt nicht, daß die Regierung, iener Anarchie der Gemüther gegenüber, die sie uns bezeichnet und worüber sle h beklagt, unbewaffnet bliebe. Nach Außen hin ist das Land ohne Macht, wenn es dem Ohber- haupte an Würde fehlt; im Fnnern fängt die Gefahr da an, wo die Ehrfurcht aufhdrt. Aber die Chartè hatte, ehe sie die Jali- Monarchie c-richtete, schon die Preß - Freiheit geschaffen; die eine jf eben so heilig , wie die andere. Wenn Sie eine verwegene Hand

n den Artikel legen, dex jene Freiheit gründet, so werden Jhre

Gegner nach dem Rechte der Reciprocität den Artikel änzutasten suchen, dem wir die Monarchie vecdanken. Die Charte ist untheil- bar, oder ste ist nichts. Ahmen Sie nicht der vorigen Regierung nach, sondern verschafen Sie der ganzen Charte dadurch Achtung, daß Sie dieselbe selbs achten. Die Regterung in Frankreich, wenn sie sich nit in ungeschickten Händen befindet, wird sich niemals h Das constitutionnelle Geseß hat

len; ihre Mißbräuche gehdren in den Kreis der gewdhnlichen Gesehe und es i gewiß Keiner in diesem Saale, der jene Mißbräuche nicht unterdrückt zu sehen wünschte. Der Minister macht uns auf dffent- lich ausgerufene Flugschriften aufmerksam, die, aufrührerisch,

verleumderisch , obscôn, abwechselnd die Ehre der Bürger, die Person des Fürsten, die Sittlichkeit und die Religion

hmähten. Wenn diese Thatsachen wahr sind, so darf kein Zbdgern stattfinden: ein Gese is nothwendig, und die Gerechtigkeit muß sich bis zur Strenge steigern. Dkeses Geseß is sogar leiht. Die Flugschriften sind entweder bereits verurtheilt, oder sie sind es noch nicht. Fm erstern Falle dürfen sie nicht in Umlauf gebracht wer=-

| den, und der Ausrufer, der sle dennoch kolportirte, würde sirafbarer

seyn, als der Buchhändler selbs, bei dem sie erscheinen, weil dieser nur den Käufer erwartet, jener ihn aber aufsucht und auffordert. Die noch nicht verurtheilte Schrift hat einen Verfasser , einen Her- ausgeber, einen Drucker, einen verantwortlichen Verleger. Da aber ein Ausrufer keine Verantwortlichkeit darbietet, da er cine Beschlag- nahme erschwert, da durch ihn das Aergerniß größer, die Gefahr bedeutender wicd, so geht daraus hervor, daß das bestehende Geseh nicht Alles vorausgesehen hat, daß es nicht N Os gegangen ist, daß Ergänzungen nothwendig sind. Der Minister darf sich nicht scheuen, uns deren vorzuschlagen; er kann hier strenge seyn, ohne daf er aufhdrt gerecht zu bleiben. Wenn der Minister nur die Be- sirafung der Vergehen und die Unterdrúckung der Mißbräuche will, st0 deutet ihm der (Geist der Charte an, was er dem Texte des Ge- sches hinzufügen muß. Aber kaum sind drei Fahre über die neue Charte hingegangen, und wir haben auch schon, wie früber bei der lten von 1814, zwei Arten dieselbe auszulegen. Die von dem Minister bezeichneten Schmähschriften stnd, wie ih fürchte, nicht von der angedeuteten Beschaffenheit. Er hat die ver- urtheilten Schmähschriften niht im Auge, denn für diese hat ja {hon das Gescß ausgereicht; eben so wenig aber die verurtheilungsfähigen, denn für diese würde das Geseh ausreichen Ec bezeichnet uns Schriften, bie er nicht verfolgt hat, und nicht verfolgen will, Schriften , die er nicht verurtheilen lassen will, und die also geseßlich auch nicht strafbar sind. Hier sehen Vir sonach das Oberhaupt der Justiz bemüht, die Presse dem Ur- theile der Gerichtshöfe zu entziehen; hier schen wir den Minister der Justiz die Justiz des Landes zurückweisen den Wächter der eseße das Gesez mit der Willkür vertaushen! Dieses Aer- gerniß betrübt mich, aber es wundert mich nicht. Funfzehn Fahre lang habe ich die vorige Regierung durch ähnliche Maßregeln ihrem Verderben entgegengehen schen; wir {lagen den Weg der Restau- lation ein. (Bewegung. ) Es handelt sich also nicht mehr von Schriften, die das Geseß verbietet oder verbieten könnte, sondern von solchen, die das Unolúck haben, dem Minister zu mißfallen. nd wohl zu merken: man erfährt nicht einmal, aus welchem Grunde das Werk mißfallen hat. Wenn man den Verkauf erlaubt, 0 gewinnt die Polizei ihren Stempel, wenn man ihn verbietet, \0 berliert der Verfasser die Früchte seines Fleißes. So liefert man also, unter dem Vorwande, den Mißbräuchen vorzubeugen, die Freiheit in die Hände der Polizei und des Fiskus. Es ist die Thor- heit der Restauration in ihren unglücklichsten Tagen und unter ih- len schlechtesten Ministern. (Beifall zur Rechten.) Die Polizei ird ortan der Tyrann der Volks-Presseseyn. Der servile Ausrufer wird eschüßt, der unabhängige wird brodlos gemacht. Die Polizei wird die Schriften, die dffentlich ausgerufen werden dürfen, nach Gefallen wäh- len, und also im eigentlichsten Sinne des Wortes eine Censur handhaben. 0s [äßt sich noch úber die Censur und über das Präventiv-System

Berlin,

e mea niam

Freitag on M

sagen? Wer hätte wohl {hon den zehnjährigen Kampf gegen die Ausnahme - Geseßze vergessen? Wex erinnerte fich nicht noch leben- dig unserer bcredten Kollegen Foy, Manuel, Lamarque, Constant, Casimir Périer? Die Menge erstiéte damals in dieser Kammer die Vernunft und das Talent, und in der andern scheiterte das Genie Chauteaubriands an der Wahl-Urne. Wenn heute, wie damals, die Stimmen, welche zählen, den Sieg über die, welche wiegen, davon tragen sollten, um wie viel sirafbarer würden wir seyn. Wir haben den Abgrund gesehen, zu dem die Willkär führt. Die constitution- nellen Geseße sind die Schranke der Gewalt und der Freiheit; man üÜbertrete sie, und man wird niht mehr wissen, wo die cine oder die andere still steht; die Zukunft verdunkelt sich und die Sicherheit verschwindet! Aber, sazt man, die Unordnung existirt, und man muß fie unterdrücken. Fa, allerdings, ste existirt; aber wer trägt die Schuld? Die Anarchie, worüber Sie sich beklagen, entsteht aus den Geseßen, die Sie gemacht haben. Das Geseh hat die Anarchie in die Religion, in die Gesellschaft, in die Politik vervflanzi. Sie haben dieselve als Grundsaß aufgestellt, und Sie erschrecken nun Über ihre Folgen! Nur der Grundsaß siand in Fhrer Gewalt, die Folgen gehdren Fhnen nicht an, sie stnd ein nothwendiges, ein unvermeidliches Resultat des aufgestellten Prin- zips. Und jevt wissen Sie kein anderes Mittel, Fhren Fehler wie- der gut zu machen, als daß Sie die Fntelligenz dem Fiskus und der Polizei überantworten wollen! Fch widerseßze mich solchen un- würdigen Maßregeln und stimme gegen den (Heseß -Entwurf!//

Nachdern Herr August Giraud für, und Herr v. Sade gegen den Entwurf gesprochen hatten, ließ sich der Justiz-Mi- nister im Wesentlichen folgendermaßen vernehmen: „Es war die Pflicht der Regierung, Maßregeln vorzuschlagen, um den Jhnen bezeichneten groben Unordnungen ein Ende zu machen. Indessen sind von einigen Redneru ernste Einwendungen erhoben worden. Man hat Jhnen gesagt, daß die Charte selbst in Frage gestellt würde, und uns angeklagt, daß wir den Weg der Re- stauration einschlúgen. Ein Redner hat in dem Jhnen vorgelegten Geseß-Entwurfe beinahe Juli-Verordnungen gesehen ; er hat gejagt, daß man die Mißbräuche der Presse sehr Übertreibe, und daß das vorliegende Geseß der Regierung eine Wasfe in die Hand gäbe, von der sie einen {lehten Gebrauch machen würde. Derselbe Redner hat auf eine Anarchie der Meinungen und der Religio- nen aufmerksam gemacht, deren Wurzel er in der Gesehgebung finden will; und als ich hôrte, daß er sih darúber beklagte, daß der Staat die Geistlichen der verschiedenen Religionen gleich- mäßig besolde, glaubte ih in der That, daß er auf Wiederher- stellung des Art. 6. der Charte von 1814 antragen würde. Er hat, meines Erachtens, den Aëtièel der Charte von 1830, wel- cher jedem Franzosen das Recht gièbt, scine Meinung zu publi- ciren, nicht besser verstanden. Einige wollen dies Recht so weit ausdehnen, daß die Charte und das Königthum selbsi dadurch in Frage gestellt werden könnten. Js aber eine solche Ausle- gung wohl zulässig? Andere haben in Bezug auf die Aus- \chweifungen , deren Unterdrückung wir im FJuteresse des Landes verlangen zu müssen glauben, eine Politik der Verach- tung empfohlen, welche darin bestehen soll, Alles sagen und thun zu lassen. Auch dieser Ansicht kann die Regierung nicht beistimmen. Die Maßregeln, welche wir vorschlagen, bestehen einzig darin, die Verbreitung politischer Meinungen besonderen Bürgschaften zu unterwerfen. Sie haben schon ähnliche ange- nommen, als es sich um die Zettel-Anschläger (aflicheurs) handelte. Fs nicht der Anschlagzettel auch eine Art der Veröffentlichung ? Damals sagte man Jhnen auch, daß dem Art. 7. der Charte Gefahr drohe; Sie waren aber der Meinung, daß jene Art der Verdffentlichung, von politischen Parteien zu öffentlichen Anreizun- gen benust, jeder Bedingung der dffentlichen Ordnung zuwiderlaufe. Wenn Sie bedenken, daß der öffentliche Ausrufer der Verthei- lung seiner Schriften noch Geberde und Wort hinzufügt, finden Sie dann nicht, daß diese Art der Veröffentlichung noch weit gefährlicher ist, als diejenige, welche Sie durch das Geseß vom Jahre 1830 beschränkt haben? Nicht ohne gewichtige Gründe ist die Straßen-Polizei der Regierung und den städtischen Be- hôrden anvertraut worden; denn in der That ist die dffentliche Ruhe lebhaft dabei interessirt, die sich nicht füglich damit ver- trägt, daß man Alles thun und sagen lasse. Der vorliegende Geselz - Entwurf beraubt Niemanden seiner Freiheit oder sei- ner Rechte; er bezweckt nur, Bürgschaften zur regelmäßi- geren Ausübung derselben festzustellen, und wir sind da- her Jhrer Zustimmung gewiß. Nachdem sich noch mehrere Redner (wie bereits erwähnt) für und wider den Geseßz-Ent- wurf hatten vernehmen lassen, wurde die weitere Berathung auf den folgenden Tag verschoben. Am Schlusse der Sißung trug Herr Cabet noch darauf an, daß die auf morgen anste- hende Berathung über den ihn persönlich betreffenden Vorschlag bis auf Sonnabend verschoben werde. Dieser Antrag wurde, obgleich sich das Centrum demselben widersetzte, durch eine schwa- che Majorität genehmigt.

Das Schreiben, mittelst dessen Herr Dupont von der Eure seine Entlassung als Mitglied der Deputirten-Kammer eingereicht hat und das einer der Secretaire, Herr Ganneron, in der obi- gen Sikung vorlas , lautet also :

,¡Rouge Périers, den 2. Februar.

Herr Präsident! Der Schlag, der dem unglücklichen Dulong, meinem Verwandten, den Tod gegeben, hat mich selbst im tiefsten

Herzen verwundet, so daß ich nicht mehr den Muth in mir füble, noch länger der Deputirten-Kammer anzugehören. Das Land würde dabet nichts gewinnen, für mich aber würde es eine unerträgliche Marter seyn, mich täglich verurtheilt zu sehen, gewissermaßen das entsebliche Ereigniß vor Augen zu haben, das Frankreich einen sei- ner treu ergebhensten Repräsentanten, dem Eure = Departement et- nen seiner besten Bürger, und mir den innigsten Freund entreißt. Fn der Blüthe der Jahre und vor der ihm von der Natur geseßten Zeit hinweggeraff}t, stirbt er in einem Zweikampfe und von der Hand seines eigenen Kollegen. Warum darf man nicht hoffen, daß er das leßte Opfer seyn werde, welches dem unmensch- lichen Vorurtheile des Duells gebracht wird! Bevor er zu dem verderblihen Kampfe ging, schrieb er mir einige Zeilen, worin er sagte: ,,,„Fch hinterlasse (in diesem Vertrauen werde ich sterben) einen ehrenvollen Ruf, und dieser Gedanke leiht mir Kraft. // Werden diese rührenden Worte, die sv ganz sein edles Zutrauen zu dem gerechten Urtheile des Landes ausdrücken, in den Herzen seiner

Feinde ciniges Bedauern erregen? Jch wünsche es; ganz Frankreich

Februak

aber wird ihnen, ih bin dessen gewiß, Gehör geben und die bürgerlichen Tugenden Dulongs, seine seltene Uneigennüßhigkeit, und das leßte Opfer, das exr dem Lande gebracht, in gu- tem Andenken behalten. Aber noch ein anderer nicht minder triftiger Beweggrund, als derjenige, den ih eben angeführt have, bestimmt mich, von der Deputirten - Kammer Abschied zu nehmen. Schon längst hatte ih diesen Entschluß gefaßt, als ich sah, wie die Regierung und die Kammern, ihceu gemeinsamen Ursprung vergessend, sich je mehr und mehr von der Fuli-Revolution entfernten, die Grundsäße derselben verkannten und sich von thren Urhebern und natúrlichen Stúßen lossagten, um sich dagegen mit einer S Vorliebe wieder den Männern und Ueberlte- ferungen der Restauration anzuschließen, und für die Verwaltung des Landes zu thun, roas kein Familien - Vater für die Verwaltung seines eigenen Vermögens thun würde. Doch war diese den dentlichen Angelegenheiten gegebene Richtung so ganz unnatürlich- daß man sh der Hoffnung hingeben durfte, sie werde von keinem Bestande seyn, und die Regierung werde vielmehr, durch die Gewalt der Dinge und durh ihr eigencs Jnteresse zu einer offeneren und cinfacheren Politik zurückgeführt, sich wieder auf die weite Grundlage unserer Revolution, d. h. auf die Volks-Souverainetät stúben, auf die QuasickLegitimität wie auf die Legitimität selbsi ver- zichten, und ihre Kraft und Dauer nur in ganz liberalen Fnstitu- tionen und in der Befriedigung der Volfks-Fnteressen suchen. J frage Sie aber aufs Gewissen, ob wir dies erlangt haben, und ob nicht vielmehr dasjenige, das ungestraft bei uns eingeführt worden, der Belagerungs-Zujtand der Hauptstadt, die Militair - Gerichtsbarkeit für die Bürger und Deputirten, endlich eine im hdchsien Grade inquisitorische und unterdrücckende Polizei gewesen if, die sich zu- roeilen ftatt der Gerèiclits-Behörde geitend machte und nêthigen Falls Staats-Gefäitgnisse für privilegirte Personen einführte, wie z. B das Schloß zu Blaye? (Hr. Ganneron wurde hier in scinem Vortrage durch lautes Murren unterbrochen, worauf sich dec Präsident mit ver Bemerkung begnügte, daß die Kammer selbst die Vorlesung verlangt habe, und jeßt auch hôren müsse. *) Rechnen wrotr hierzu eit Budget von ciner Milliarde, das durch beständige Zuschüsse och erhdht wird, ferner eine Armee von 400,000 Mann, die uns weder Kricg noch Frieden bringt, endlich sehx reichlich bezahlte Gesandtschaften, die uns Gott weiß was für eine Stelung im Auslande geben; und fragen wir uns dann, die Hand aufs Gewissen, ob dies wohl der Zusiand it, den die Fuli- Revolution uns verheißen hatte, und ob diese Revolution sclbsst| wohl noch etwas Anderes is, als eine alte historische Erinnerung, die sich diejenigen, welhe am meistett Nußen daraus ziehen, möglih| selten zurückzurufen suchen. Ein solcher Zustand der Dinge, in welchem die Machthaber sich gefal len und der eben deshalb mit jedem Tage hedenklicher wird, bietet dem Lande eine um so größere Gefahr, als es rwoeder in dem Wil=- len der Regierung, noch. in der Macht der ichigen Kammer liegt, fle abzuwenden. Was bleibt mir hiecnach anders übrig, als mih eines mir anvertrauten Mandats zu entäußern, das ih, wenn auch niht mit Glanz, doch mindestens redlich und mit einiger Uneigennüßzigkeit erfüllt have, das indessen, wenn ih es noch länger behielte, das Land zu einer irrigen Ansicht verleiten würde, insofern man nämlich glauben könnte, daß ich in der Kammer noch einiges Gute zu stiften vermöchte. Fch nehme daher meinen Abschied und ersuche Sie, Herr Präsident, dieses Schreiben der Kammer mitzutheilen. Empfangen Sie u. f. w. (gez.) Dupont (von der Eure).

Das Schreiben wurde hierauf dem Minister des Innern Überwiesen, der jeßt geseßlih innerhalb zweier Monate das Wahl - Kollegium von Bernay, Behufs der Ernennung eines neuen Deputirten, zusammenberufen muß.

Der von dem Handels - Minister vorgelegte Entwurf zu ei- nem neuen Zoll-Gesese ist noch nicht im Moniteur erschienen.

Der General von Rumigny hat vorgestern wieder das Kom- mando seiner Brigade úbernommen.

Das Haupt-Quartier der Nord-Armee zu Cambrai hat vom General Saint Cyr-Nugues die Nachricht von sciner Auflösung, vom 1. Februar an gerechnet, erhalten.

Herr Noë, der äâlteste unserer Maler von Seestücken, ist kürzlich im 81sten Jahre mit Tode abgegangen.

Im Memorial Bordelais vom 2. Februar liest man: ¿Seit der Abreise der Herzogin von Berry erhielt Hr. Descram- bes, Pfarrer von Blaye, häufig Drohbriefe in Betreff seines Benehmens bei der Entbindung der Prinzessin. Einer dieser Briefe von einem ehemaligen Deputirten hatte vorzüglich nach- theilig auf den Geist dieses Geistlichen gewirkt, an dem man in seinen lezten Tagen unzweideutige Zeichen von Wahnsinn be- merkte. Hr. Descrambes ist vorgestern gestorben. . Gleich ver- breitete sich das Gerücht, er sey vergiftet worden, und dieses ward so allgemein, daß die Behörde dasselbe in Erwägung zie- hen zu müssen geglaubt, und, wie man sagt, verordnet hat, die Leiche zu öffnen.“

Der Präfekt von Lyon hat eine Verordnung erlassen, wo- durch die dffentlichen Ausrufer, welche sih mit rothen Mützen blicken lassen würden, mit 15tägiger bis 2jähriger Gefängniß- und 100 bis 4000 Fr. Geldstrafe bedroht werden.

In den 3 Französischen Kolonieen Martinique, Guadeloupe und Französisch Guiana haben seit dem Ende des Jahres 1830 überhaupt 16,792 Freilassungen von Sklaven stattgefunden.

Großbritanien und Jrla n

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz- zung vom 5. Febr. (Nachtrag.) Herr O’ Connell trug dar- auf an, daß die Stelle in der Adresse, worin das Haus seine Zustimmung zu dem in der Thron-Rede ausgedrückten Bedauern und Unwillen, daß die Versuche zur Aufregung des Jrländischen Volkes gegen die Union noch fortdauerten, zu erkennen geben wollte, ganz weggelassen werden möchte. Die Thron-Rede selbs betreffend, bemerkte er, daß er sie nit für so bedeutend habe halten können, um sich durch sie zum Unwillen bewegen zu laf- sen. Sie sey ein so gutes Stück Geringfügigkeit gewesen, als er nur je an einer erlebt habe, und es sey wirklich nichts in ihr enthalten gewesen, ausgenommen in dem leßten Theil, wo er et- was von dem alten Geist erkannt zu haben glaube, der, wie er mit Betrübniß aussprechen müsse, sich so oft gegen Jrland ge:

*) Wir bemerken bei dieser Gelegenheit , daß Herr Garnier-Pagès sich nit, wie vorgestern nach einem flüchtigen Berichte gemeldet wurde, der öffentlichen

Vorlesung des Dupont’schen Schreibens widersezt, sondern dieselbe vielmch ausdrücklich verlaugt hatte.

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