1834 / 46 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ce Obligationen Ende Mai zu 932 F pCt. Prämie. Jm Wechselhandel hat die Lebhaftigkeit nachgelassen; doch zeigen Îu noch immer mehr Nehmer als Geber. Augsburg, Hamburg, Paris und Berlin sind am meisten gefragt. Diskonto-Papier ist zu 24 à 25 pCt. willig zu placiren. Nachschrift. Heute waren die Oesterreichi- sen und Holländischen Fonds, in Folge der hdheren Amsterdamer "(otirutig, ctwas beliebter. Spanische bielten sich fest in Preis; es ging aber wenig darin um; die leßten Course waren: 5proc. Met. x; proc. Met. 87; Actien 1487; Integrale 49x; 5proc. Holländi- che #34: 5proc. Spanische 572; 3proc. Spanische 374.

Schweiz.

__ Bern, 6. Februar. Jn der Allgemeinen Schweizer Zeitung liest man: „Bei seiner Rückkunft nah Genf fand r Kutscher, welcher Sonntag (2ten d.) Abends Romarino und eine zwei Begleiter nach dem Savoyischen abgeführt hat, in sei- nem Wagen einige Päcke gedruckter wahrhaft toller ‘Proclamationen, welche er auch dem Publikum nicht vorenthielt. Es sind uns zwei dieser Aktenstcke mitgetheilt worden. Zuverlässige, aus Genf Hier angekommene Briefe melden bereits das Ende des Unternehmens. Statt des gehossten Anhanges unter dem Volke, fanden unsere Aben- teurer in Dôrfern und Städten nichts als Abneigung ; die Hâäu- ser shloßen sich vor ihnen, die Einwohner flohen. Eine Abthei- lung derselben hatte sich von St. Julien gegen Flanen zugezo- gen, und stieß auf dem Wege auf ein kleines Detaschement ‘Pie- montesischer Truppen. Das Gefecht war kurz. Die zusammen- zelaufene Bande leistete wenig Widerstand, verlor einige Gefan- jene und ergriff in panischem Schrecken die Flucht. Romarino joll hierauf, was noch in St, Julien bei einander war, versam- melt, die Hoffnungslosigkeit des Unternehmens vorgestellt und den Rückmarsch empfohlen haben. Bereits sind 300 Versprengte von dem kurzen Heldenzuge im traurigsten Zustande in Genf unter Geschrei, Toben und Wegwerfen der Wasfen angekommen und haben diese Stadt, welche, wie wir gesehen, bereits beim Ubmarsch in ihrem politischen Grundpfeiler erschüttert worden, in neuen Schrecken verse6t. ‘‘

Lausanne, 3. Febr. Die Unternehmung der Polnischen und FJralienischen Flüchtlinge ist völlig gescheitert. Sonnabend Abends 10 Uhr, von Genf abmarschirend, theilten sich die Flücht- linge in zwei Kolonnen, die eine rückte auf dem Wege von Chable vor, die andere zur Rechten von St. Julien. Die erste fand auf dem ganzen Wege wenig Theilnahme. Die Bevölke- runa der Dörfer, durch welche sie kam, erblickte in dieser Unter- nehmung bloß ein Mittel, mit mehr Crfolg Contrebande zu machen; auch eilte sie Schaarenweise nah den Genfer Dôr- sern, um ansehnliche Vorräthe von allerlei Eßwaaren zu kau- fen, deren Einfuhr in Savoyen s{chweren Zöllen unter- liegt. Dieser Umstand, nebst der geringen Festigkeit, welche die Piemonteser und Jtaliener in der Polnischen Kolonne be- wiesen, wäre hinreichend gewesen, die Unbesonnenen auf ihr Vorhaben verzichten zu machen ; aber General Romarino nahm es auf sich, der Sache den Ausschlag zu geben. Die Truppe stand in Schlacht-Ordnung, als General Romarino erschien, zum großen Erstaunen der Zuschauer vom Grafen Gustav v. Damas begleitet, in prächtiger Uniform; diese beide Herren verschwan- den nah Kurzem, und bald darauf brachte ein untergeordneter Offi- zier der Schaar den Befehl, sich zurückzuziehen, indem die erwarteten Berstärkungen nicht einträfen. Das Wort „Verrätherei// auf der Zunge, zerstreute sie sich; die Erfolglosigkeit ihrer Anstrengungen vor Augen, zogen sie sich auf Genfer-Gebiet zurück, und lieferten ihre Wassen den Behörden aus. Etwa 100 befinden sich in Gens, wo sie Aufnahme gefunden. haben. Von der andern Ko- lonne hat man keine zuverlässige Nachrichten.

S panien.

Die Madrider Zeitung enthält nachstehendes Dekret der Königin vom 21. Jan. „Meine mütterliche Sorgfalt hat Mich tein Mittel verabsäáumen lassen, das dazu beitragen konnte, die hartnäckigen Feinde des Thrones Meiner Tochter und des Glückes der Monarchie eines Bessern zu belehren; da Jch aber nicht im Stande gewesen bin, sie zu veranlassen, ihre verbrecherischen Pläne aufzugeben, vorzüglich jene in den Baskischen Provinzen und in Navarra, so sehe Jch Mich in die traurige Nothwendigkeit ver- seßt, strengere Maßregeln zu ergreifen, um den Uebeln ein Ende zu machen, die auf jenen Theilen des Landes lasten. Demnach be- fehle Jch, dem Rathe des Minister-Conseils zufolge, daß alle Jn- dividuen, die zu den verschiedenen Parteien gehören (mit Aus- nahme der Chefs und deren, welche Offiziers-Rang haben, die mit der äußersten Strenge der Geseße bestraft werden sollen), wenn sie von den Truppen, den Behörden oder den Landleuten gefan- gen werden, gezwungen seyn sollen, 6 Jahr in der Armee zu dienen, nämlich die Unteroffiziere in den fortwährend zu Ceuta und Havanah stationirten Regimentern oder in dem Afrikani- hen Corps und die Uebrigen in den Compagnien, welche die Garnisonen von Cuba, Portorico und den Philippinen bilden.“/

Dem Constitutionnel ist von einem seiner Redacteure, der sich zu Madrid befindet, folgendes vom 29. Jan. datirte Schreiben zugegangen: „„Die unvermeidliche und baldige Zu- sammenberufung der Cortes beschäftigt je6t hier alle Gemüther. Jeder sicht ein, daß die Revolution da is. Noch ist sie zwar nicht drohend, aber sie kann es werden, wenn das Ministerium sich nicht beeilt, einen Theil der Hoffnungen, die man aus seiner Ernénnung geschöpft hat, zu verwirklichen. Mit einem Wort, Spanien ist da angelangt, wo wir uns im Jahre 1789 befanden, denn es handelt sich darum, das Gebäude von Grund aus bis zum Giebel umzubauen. Die Versuche von 1812 und 1820 iißglückcten; die Spanier gestehen dies einz aber sie sagen mit Recht, daß damals die Revolution deshalb nichr zu ihrem Ziel fommen konnte, weil sih ihr zu diesen beiden Zeitpunkten contre-revolutionnaire Bestrebungen entgegenseßten, die jeßt nicht mehr vorhanden sind. Und es ist wahr, die große Kata- rophe von 1814 brachte die Ober-Gewalt wieder in Ferdinands Hände, eben so wie die bewafsnete Jntervention von 1823 das constitutionnelle System zu Gunsten der absoluten Gewalt ver- nichtete. Jegt ist nicht mehr zu fürchten, daß Französische Sol- daten abge|chickt werden dürften, um die liberalen Jdeen zu er- ¡ticéen, auch nicht, daß die Königin und ihre Minister diese Sache, die ihre einzige Stúbße ist, verlassen möchten, um in das Lager des Don Carlos überzutreten. “Doch die Lage ist noch immer bedenklih. Das Ministerium Martinez de la Rosa, so beliebt auch sein Chef bei der Nation ist, sieht schon eine Oppo- sition sich bilden. Die traurige Hast, welche bei der Bildung dieses Ministeriums obwaltete, war Schuld daran, daß es nicht aus Männern von gleichen Grundsäßen zusammengeseßt wurde. Die Dinge sind nur halb geschehen, da Herr Burgos im Mi- nisterium geblieben ist; sein Bleiben im Conseil scheint das Re- \ultat einer geschickt geleiteten Jutrigue, die man, fürchte ich, hald zu bereuen Ursache haben wird. Sie wissen, daß es in Spanien bald úber, bald unter dem Ministerium immer eine Camarilla giebt; aber die jeßige ist vielleiht zum erstenmale,

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entin durchaus ergebenen Männern zusammengeseßt. Einige

randen von Spanien gehören zu derselben; es sind dies erstens der Graf von ‘Parsent, ein Ner, loyaler und verständiger Mann, der in den künftigen Cortes wahrscheinlich eine bedeutende Rolle spielen wird; dann der Graf von Florida-Blanca, ein eben so ausgezeichneter Mann. Einige andere weniger allgemein be- kannte Personen sehen ebenfalls die Regentin oft, welche viel Vertrauen in ihren Eifer und in ihre Fähigkeiten seßt. Auch die Gebrüder Carrasco, reiche Kaufleute, deren einer Mitglied der neuen Finanz - Revisions, Kommission ist, besißen das Ver- traven der Regentin, und verdienen es in jeder Beziehung. Wäre es aber nicht besser , daß alle jene Personen eine fôrm- liche Anstellung erhielten, und daß die nächste Umgebung der Königin nur aus Leuten ohne politischen Einfluß bestände? Die Ungeduld des hiesigen Publikums umfaßt drei Haupt- Punkte: die offizielle Versicherung der Zusammenberufung der Cortes, die Anerkennung der Donna Maria und irgend einen Finanz-Plan. Die öffentliche Meinung entschließt sih nur mit Mühe, diesen drei wichtigen Fragen die Zeit zur gehörigen Ueber- legung derselben zuzugestehen.““

Literarishe Nachrichten.

Die bisher in Achen und Leipzig im Verlage von Facob Anton Mayer erschienenen, von dem Megterungs- und Medizinal-Rath Dr. Neumann bar autgegebenen „„gemeinnüßigen und unterhaltenden Rhei- nischen Provinzial-Blätter//, einen Namen, den sie mit Recht ver- dienen, da ste sich, was ihren praktischen Nußen betrifft , dreist den in den älteren Provinzen der Preußischen Monarchie erscheinenden Monatsschriften dieser Art an die Seite stellen dürfen, sind mit dem 1. Januar d. F. in den Verlag der F. P. Bachemschen Hof- Buchhandlung zu Köln übergegangen und die Redaction derselben hat der Professor und Ober- Bergrath Dr. Nôggerath in Bonnübernommen. Die Haupt- Tendenz der Zeitschrift soll , nach einer desfallsigen An- kündigung des neuen Verlegers, dieselbe wie bisher bleiben, nám- lih den Bewohnern der Nhein - Provinz in ciner ungetünstelten, allgemein faßlichen Sprache alles dasjenige mitzutheilen, was für sie ein besonderes Jnteresse hat und ihnen nüßlich und angenehm seyn fann. Mit Ausschluß der eigentlichen Religions - An-

elegenheiten, der Tages- Politik und der Verwaltungs - Gegen-

ände soll alles in diesen Blättern besprochen werden, was mit dem Leben des Volkes in mittelbarer oder unmitttelbarer Berührung fleht und jür Förderung des intelleftuellen und materiellen Wohls der Rheinländer, zur Erweckung- wahrer Vaterlandsliebe, zur Be- freundung mit vaterländischen Einrichtungen, und vor Allem zur Beförderung einer richtigen Ansicht des Zeitgetsies dienen kann. Es erschcint monatlich von der Zeitschrift ein Heft von 6 8 Bogen zu dem Abonnements-Preise von 3 Rthlr. für das ganze Fahr, w0- fúr die Provinzial-Blätter im ganzen Preußischen Staate durch dic Königlichen Pofi-Aemter und alle soliden Buchhandlungen bezogen werden kdnnen. Bei der umsichtigen Thätigkeit des Verlegers und den vielseitigen Beziehungen des neuen sachkundigen Herausgebers mit anderen tüchtigen Männern, die dem Unternehmen ihren Beistand lei- hen U darf man wohl erwarten, daß den Rheinischen Provin- zial-Blättern guch ferner dieselbe Gunst und Anerkennung von Séei- ten des Publikums zu Theil werden wird, deren sie sich bisher nicht bloß in der Provinz, für die sie zunächst bestimmt sind, sondern auch in den übrigen Theilen der Monarchie zu erfreuen gehabt haben. Wir benußen diesen Anlaß, um zugleich auf ein Handbuch aufmerfsam zu machen, das binnen Kurzem im Verlage von J. A. Mayer in Achen erscheinen wird. Dasselbe betrifft die neuen und älteren Maße und Gewichte der Rhein-Provinz und der Deutschen Zoll-Vereins-Staa- ten, und hat den Regierungs - Secretair Aldefeld und den Vermes- sungs-Conducteur Dr. Ahn in Achen zu Herausgebern. Es soll in diesem Handbuch eine gedrängte, doch vollständige Belehrun Úber das Preußishe Maß- und Gewichts-System , eine Abhandlung über das Franzdsische Dezimal-System und cine Vergleichung aller Maße und Gewichte in den gedachten Staaten mit den Französtschen und denen der bedeutenderen Handelsplähße, die mit der Rhein - Provinz in merkantilischem Verkehr stehen, gegeben werden, und das Werk dürfte sonach, insofern es den davon gehegten Erwartungen ent- spricht , für alle Beamte, Kaufleute, Gutsbesißer und Geschäfts- männer jeder Art eine willkommene Gabe seyn. Der Preis dessel- hen wird nicht über einen Thaler Preuß. betragen.

K

Meteorologische Da Stang, | a | Nachmitt. | Ahends ach einmaliger 6 Uhr 2 Uhr. 410 Uhr. Beobachtung.

E, . [338,1 s ‘’Par.|336,9 o ‘Par. 33h, 1 o “Par [Quellwärme 6,7° R. uft ° R.|+ 1 |— 4,8 ° R. ;

lufimdme [42M Le 2K 1/22 Bsuutoune 0,0 ° R Dunfisättg.| 87 pCt. 76 pCt. 92 pCt. |Bodenwärme 2/1 ®R. Wetter... | heiter (Reif) heiter. halbheiter. Ausdünst. 0,03 5 Rd.

Wind ….. SSO. Wolkenzug | Niederschlag 0, 0 0 4 Rh.

1834. 12. Februar.

Berliner Börse. Den 13. Februar 1834.

Amt]. Fonds- und Geld-Cours- Zettel. (Preuss. Cour.)

27 Erie} Geld] F TErie} Gel. m D I E M É

Si. - Schuld- Sch. | 4 | 981 | 974 JGrosshz. Pos. do.| 4 (101i | Pr. Engl. Anl. 18.| 5 [1031 103 JOetpr. Pfandbr. | 4 | 99 997 Pr. Engl. Aol. 22.| 5 [1034 (403 Pomm. do. 4 | [1055 Pr. Engl. Obl. 30.| 4 | 934 | 93 #Kur.- u. Neum. do.| 4 | [106 Präm. Sch.d. Seeb.| | 541 | 532 #Schlesische do.| 4 | [105Ï Kurm. Obl.m. 1. C.| 4 | 973 | 97 [Rkst.C. d.K.-n.N.|— | 664 | Neum. Int.Sch. do.| 4 | 975 | 97 #Z.-Sch.d. K.-u.N.|— | 674 | 665 Berl. Stadt - Obl.| 4 | | 99

Königsb. do. 4| | Hell. vollwv. Duk.|—| 17 | Elbing. do. 41| 97 Neue do. |—| | 183 Danz. do. in Th.|—| 361 WFriedrichsd’or ..|—| 135 | 137

4 2 1 Gs

Westpr. Pfandbr. 982 | 982 FDisconto . .... 35 | 45

Preu/ss. Cour.

Wechsel- Cours. Brief | Geld.

I L U E T T a E E ASTSTOA R 250 Fl, Kurz 1423 | O E a 250 F, 2 Mt. 1415 [4415 Hamburg .…............. 300 Mk. |Kurz 41527 | O A 300 Mk. |2 Mt. 152 11514

Se A 1 LSt. |3 Mt. 6 245

P a, L E 300 Fe. [2 Nt. | 80114 Menn O ai 150 FI, 2 Mt. 1044 [1942 AUgSDUrg (ea vid e e o ie pie sls 150 1 [2 t, 4084 | O ei O0 Ol, [2 U | 994 CIDZIE e a Goid 100 Thl. |8 Tage [1033 | Prankfürt a M. V4...» 4 150 FI. 2 Nt. 1103 Pee ei oe 190 Rbl. |3 Woch. | | 307 Warschau . T 600 FI. Kurz

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 8. Februar. Niederl. wirkl. Schuld 4913. 58 do. 945. Ausgesetzte Schuld 1Fs. Kanz-Bill. 2272s. 412 Amort. 8914. 348 —. Oesterr, 954. Preuss, Prämien-Scheine 95. Russ. (v. 1828) —. (v. 1831) 945. 55 Span,

ganz aus rechtlich denkenden, der jungen Kbnigin und der Re-

584. 85 387.

Antwerpen, 7. Februar. Span, 58 58. 38 372. Zinsl. 117. Bras. —, Metall, 98}. London, 7. Februar. Cons. 89. Belg. 974. Bras. 714. Dän. 74. Holl. 218 50 58 do. —. Mex. —. Port. 63. Russ. 1045. 2 Warschau, 9. Februar. Pfanbr. 924. 925. Part. - Obligat. 388. Wien, 8. Februar. 52 Met. 9615, 498 do. 863, Bank-Actien 12262.

Part.-Obl, _ Loose zu 100 Fl, —. /

Königliche Schauspiele.

Freitag, 14. Februar. Jm Schauspielhause: Die Brand. shaßung, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Hierauf: Auf Begehren: Donna Diana.

Sonnabend, 15. Februar. Jm Opernhause: Johann von Paris, Singspiel in 2 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Boyeldieu. Hierauf: Zum erstenmale wiederholt: Die Maske rade, komisches Ballet in 1 Akt, von Henry. Jn Scene geseßt von Dlles. Therese und Fanny Elsler, welche hierin tanzen werden

Im Schauspielhause: 1) Le matin et je soir, vaudevillo en 2 actes. 2) Monsieur Jovial, ou: L’'huissier Chansonnier vaudeville comique en 2 actes. i

Sonnabend, 22. Februar. Jm Konzertsaale des Schauspiel: hauses: Lester diesjähriger Subscriptions-Ball.

Königstädtisches Theater.

Freitag, 14. Februar. Zum erstenmale wiederholt: Der Erbvertrag, dramatische Dichtung in 2 Abtheilungen, nach einer Erzählung des E. T. A. Hoffmann, von W. Vogel. Erste Abtheilung: Das Verbrechen, Drama in 1 Akt. Zweite Ab; theilung: Das Gewissen, Drama in 4 Akten. (Hr. Ed. Jerr- mann, vom Königlichen Hoftheater zu München: Daniel, als Gastrolle.)

Sonnabend, 15. Februar. Die Familien Capuleti und Montecchi, Oper in 4 Akten; Musik von Bellini.

Sonntag, 16. Februar. Hinko, der Stadtschultheißen-Sohn von Nürnberg, Schauspiel in 5 Akten, nebst einem Vorspiel: „Der júngere Sohn‘“, von Charlotte Birch-Pfeiffer. P e P

Neueste Nam ritten.

Paris, 7. Febr. Der Kaiserl. Oesterreichische und der Königl. Großbritanische Botschafter, so wie der Königl. Bayeri {he Gesandte hatten vorgestern eine Audienz beim Könige.

In der heutigen Sißung der Deputirten-Kammer wurden die Berathungen über den Gese6-Entwurf wegen der dffentlichen Ausrufer und namentlich über den 1sten Art. dessel ben, nachdem Tags zuvor das Amendement des Herrn Leyraud verworfen worden, fortgeseßt, und der gedachte Artikel in seiner ursprünglichen Abfassung, wonach derselbe also lautet, angenom men: „Art. 1. Niemand darf, selbst für eine bestimmte Zeit, das Gewerbe eines Ausrufers, Verkäufers oder Vertheilers von Schrif- ten, Zeichnungen oder gedruten, lithographirten, authographirten, geformten, ge]stochenen oder geschriebenen Sinnbildern, e die vor: herige Genehmigung der städtischen Behörde, ausüben. Die Geneh- migung kann auch zurückgenommen werden.“/ Ein Zusa6z-Para- graph des Herrn Taillandier, wonach in Paris die gedachte Ge nehmigung von dem Maire des Bezirks, in welchem der Nach suchende wohnt, bewilligt werden sollte, wurde verworfen, ein zweiter des Herrn von Failly dagegen, wonach die Bestimmun- en des ersten Artikels auch auf die Sänger auf offener Straße \nwendung finden sollen, angenommen. Zu einer sehr lebhaf: ten Debatte gab nachstehender Antrag der Herren Anglade und Auguis Anlaß: „Von diesen Bestimmungen sind die Ausrufer, Verkäufer und Vertheiler der, den bestehenden Geseben gemäß, erscheinenden Zeitungen und periodischen Schrif- ten ausgenommen.“ Hinsichtlich der Ausrufer wurde die Proposition bei der Abstimmung ohne Weiteres verworfen, hin- sichtlich der Verkäufer und Vertheilex aber war die Versamm lung dergestalt getheilt, daß mittelst Kugel - Wahl abgestimmt werden mußte, worauf der Antrag, so weit er die Verkäufer und Vertheiler betrifft, gleichfalls (mit 198 gegen 163 Stimmen) durchfiel, was einige Sensation erregte.

Der General Thiars hat mehrere Bittschriften in Bezug auf eine Wahl-Reform auf das Bureau der Deputirten-Kammer niedergelegt.

In Havre ist statt des aus der Kammer ausgeschiedenen Herrn Delaroche, nach einer zweimaligen Abstimmung, mit 175 unter 349 Stimmen der ministerielle Kandidat, Hr. Lemaistre, Maire von Havre, zum Deputirten gewählt worden. Von sei nen Mitbewerbern erhielten Herr Delaunay 116, Herr Bailleul 34 und der Herzog von Fiß- James, der bei der ersten Abstin- mung 13 Stimmen gehabt hatte, 2 Stimmen. Die übrigen 3 Stimmen zersplitterten sich. Das Wahl-Kollegium zu Rouen (intra muros), in welchem 424 Wähler zugegen waren, hat stat! des ausgeschiedenen Herrn Cabanon gleichfalls den ministeriellen Kandidaten , Kaufmann Rondeaux, Obersten der Nationalgarde von Rouen, mit 235 Stimmen zum Deputirten gewählt. Det Kandidat der Opposition, Herr Treilhard, erhielt nur 185 Stin men. Die übrigen 4 Stimmen gingen verloren. :

Nachrichten aus Madrid vom 29sten v. M. zufolge, sol

der General- Capitain von Galizien, General Morillo, so g fährlih krank danieder liegen, daß man an seinem Aufkommen weifelt. ; Bie Mitglieder einer Karlistischen Junta haben sich, g& drängt von den Truppen der Ksnigin, genöthigt gesehen , al! Z1sten v. M. das Französische Gebiet unweit t - Sean ¿ Pied! de- Port zu betreten, und sind von hier unter Bedeckung na dem Jnnern Frankreichs abgeführt worden. Es sind: der G6 neral-Major der Kavallerie, Manuel Martinez, der Kavallerie Oberst Casimir Solderilla, der Jnfanterie-Oberst Martin Ben goecha, und der Kavallerie-Lieutenant Timotheus Solderilla.

Heute {loß 5proc. Rente pr. compt. 105. 70. tin cour. 105. 90. 3proc. pr. compt. 75. 50. fin cour. 75. 70, S5pro( Neap. pr. compt. 91. 25. fin cour. 91. 45. 5proc. Span. perp- 602. Zproc. do. 385. 5proc. Belg. 972. 5proc. Rôm. N. Frankfurta. M,, 10. Februar. Oesterr. 5proc. Metall. 977 732. proc. 8744. 8714. 24proc. 527. —. l1proc. 2211, Br, Bank - Actien 1499. 1497, Part.-Obl. 1384. 138. Loose zV 100 Fl. 213. Br. Holl. 5proc. Obl. von 1832 934- 937: A L. 64. 634. Preuß. Präm. - Sch. 534. 534. 4pkl06-

nl. 912. 5proc. Span. Rente 58x. 584. 3proc. do. perp. 387 38x:

Nedacteur Cottel.

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Gedrudkt bei A. W. Hayn.

M 46. Berlin, Sonnabend den l5ten Februar 4 e E a

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De E

——_- ——-—-— de eta « _- Lade

Allgemeine

ats- Zeitung.

Amtliche Nachrichten. Kronifdes Tags.

Des Königs Majestät haben den Kreis - Deputirten, Guts- hesizer van der Straeten, zum Landrath des Kreises Glad-

S va, im Regierungs - Bezirk Düsseldorf, zu ernennen geruht.

Se. Majestät der Kdnig haben dem Unter - Aufseher erster

| glasse, Neuendor}ff, bei der Straf- und Besserungs - Anstalt

' ¡u Spandau, das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht.

Im Bezirke der Königl. Regierung zu Erfurt ist die erledigte evangelische Hospital und Ar-

men- Prediger Stelle zu Nordhausen dem Kandidaten des Pre- digtamts Und Küster an der Jacobi- Kirche daselbst, Johann

Friedrich August Knorr, ühertragen worden ;

zu Minden ist die durch den Tod des Kaplans Lummer

erledigte Kaplaneistelle zu Lüdge durch den Seminar - Priester MBilhelm Met6inger wieder besezt worden.

Angekommen: Der Königl. Dänische Geheime Rath und of-Jágermeister, Graf von Hardenberg-Reventlow, von

i Hamburg.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Rußland. St. Petersburg, 5. Febr. Se. Maj. der Kaiser haben

den Wirklichen Staatsrath Ludwig Tengoborski zur Belohnung * seines ausgezeichneten Dienst-Eifers den St. Stanislaus-Orden erster Klasse verliehen.

Der General-Adjutant Fürst Dolgoruki, Militair-Gouver-

/ veur von Wilna und General-Gouverneur von Grodno und Bialystock, ist zugleich zum General-Gouverneur von Minsk evx- nannt worden.

Jn Betracht, daß die mancherlei Erleichterungen in den

E Angaben und die ansehnlichen Geld - Unterstüßungen , welche in Folge der lezten Mißärndte nothwendig geworden sind, eine

M 2

Verstärkung der Hülfsquellen des Reichs-Schates erfetdern, um jo mehr, als die Preise verschiedener von der Krone anzuschaf- fondey Bedärfnisse - fortwährend Feige, abei Sk. ajestät

Ÿ unterm 21. v. M. anbefohlen, zur Erleichterung“ der Umsäte des Reichs- Schaßes auf eine bestimmte Zeit eine nèüe Quanti-

tát von Reichs - Schatz - Billets Millionen Rubel gleich i dem Finanz - Minister

ts in 4 Serien, jede zu 10 Bank - Assignationen zu emittiren. Zu- anheimgestellt, jeßt nur zur

CEmittirung der Aten und Zten Serie, zusammen 20 Millionen T Rubel betragend, zu schreiten, zur Emittirung der übrigen bei- den Serien aber jedesmal den bcsonderen Befehl Sr. Majestät ein-

zuholen.

Was die Tilgung der im Umlauf befindlichen Reichs-

Schatz - Billets zum Belauf von 20 Millionen Rubel aus den fráheren 3 Serien betrifft, so soll sie zu ihrer Zeit nah Grund-

lage der am 25. Juli 1831 erlassenen Verordnung bewerkstelligt

| werden. Der Werth der neu zu emittirenden Billets und der Zinsfuß, so wie die Form und Umschrift, verbleiben dieselben, © wie bei den dret ersten Serien, nämlich jedes Billet zu 250

ausgegebenen Masse.

Rubel Bank - Assignationen, monatlich mit 90 Kopeken ver- zin, Die Billets werden bei allen Zahlungen von den Kron- Kassen, mit Ausnahme der Kredit - Anstalten, ausgege- ben und angenommen. Die Tilgung der neuen Serien soll binnen 6 Jahren bewerkstelligt werden, in den 2 ersten nur mit Bezahlung der Zinsen und in den 4 leßten mit Einlösung der Die Regierung behält es sich vor, auch

vor dem bestimmten Termine alle diese Billets oder einen Theil

* derselben aus dem Umlauf zu ziehen.

Die Zinsen werden bei

Vorzeigung des Billets nah Ablauf eines oder mehrerer Jahre

stets für die vollen verflossenen Jahre, für das laufende Jahr aber nicht vor dem völligen Ablauf desselben gezahlt.

Durch einen Ukas vom 6. Jan. wird dem Minister des dentlichen Unterrichts anbefohlen, zur baldigen Eröffnung der Str, Wladimirs-Universität in Kiew die nöthigen Mapregeln zu ergreifen. Derselbe wird autorisirt, ohne die Besezung aller Lehrstühle abzuwarten, nach seinem Dafürhalten und nach Maß- gabe der Umstände fürs erste zur Eröffnung der nothwendigsten dentlichen Lehr-Kurse zu schreiten. Die Wahl und Ernennung der ordentlichen und außerordentlichen Professoren und Adjunk- ten, so wie aller úbrigen bei der St. Wladimirs-Universität an- zustellenden Beamten, is für jest seinem Ermessen anheimgestellt.

D

So hat er auch diesmal unmittelbar den Rektor und die Dekane

zu wählen und Sr, Maj. zur Bestätigung vorzuschlagen. Jn

der Folge aber soll die Wahl der Professoren, Adjunkien und übrigen Beamten dieser Universität nach den in ihren Statuten enthaltenen Vorschriften vor sich gehen. Franlreidc. Paris, 7. Februar. Jn der gestrigen Sißung der De-

* putirten: Kammer wurde, (wie bereits erwähnt) die allge-

meine Berathung über den Gesez-Entwurf in Betreff der dffent- lichen Ausrufer beendigt, nachdem sich noch Herr Chapuis- Montlaville gegen, und Herr Viennet für denselben aus- gesprochen hatte. Der Leßtere {loß seine Rede mit einigen Worten, die bei der bekannten vertrauten Stellung dieses De- putirten zu einigen Mitgliedern des Kabinettes niht ohne Be- deutung erscheinen. Nachdem er nämlich eine Aeußerung, die schon früher zu einer heftigen Polemik Anlaß gegeben hatte: Die gegenwärtige Geseblichkeit tödtet uns, wiederholt hatte, drückte er sich folgendermaßen aus: „Das Geseß, welches man von uns verlangt, wird das Uebel noch nicht heben ; dazu ist dasselbe bei weitemnicht streng genug. Jch wundere mich im Gegentheil, daß die Minister während der zwei Monate, wu1wir versammelt sind, uns noch

keinen Gese6-Entwurf gegen die politischen Verbindungen vorgelegt haben. Ein solches Geses is dringend nothwendig, und ich ver- lange es. Man wird mir einwenden, daß die politischen Ver- bindungen von dem Grundsage einer Volks-Regierung unzer- trennlich sind. Aber, m. H., Ste haben keine Volks-Regierung geschaffen (Stimme von der Linken: „Räumen Sie das end- lich ein!‘/), sondern eine Repräsentativ-Regierung; und das i} ein großer Unterschied.“ Hierauf ging die Kammer zu der Berathung der einzelnen Arkikei über. Zu dem lsten Artikel hatte Herr Leyraud ein Amendement in Vorschlag gebracht, wonach das Ausrufen politischer Flugschriften auf öffentlicher Straße gänzlich untersagt werden soilte. Dadurch, sagte er, würde einer Unordnung gesteuert, aber doch die Freiheit der Presse nicht beeinträchtigt, und der Einführung einer Polizei- Censur vorgebeugt werden. Hr. Cabet erklärte, daß, wenn er zwischen diesem Amende- ment und dein Artikel der Regierung zu wählen hätte, er sich unbe- denklich fúr jenes entscheiden würde. Der Geseh-Entwurf sey gehäsfiger, als die Censur selbs; ee räume der Polizei alle Ge- walt áber die Volks-Presse cin, und sey also schlimmer, als ein gänzliches Verbot. „Das Volk’, fuhr Herr Cabet fort, „hat die Freiheit der Presse im Juli ¿heuer genug erkaust; und Sie wollen sie ihm rauben? Sie wollen nur eine aristokratische Presse bestehen lassen? Wenn das Volk noch keine politischen Rechte hat, so entziehen sie ihm wenigstens aicht die Mittel, sich derselben würdig zu machen. Das Volk hat keine andere Mittel, sich zu un- terrichten, als die Volks-Presse; es kann sich nicht auf die gro- ßen Journale abonniren, auch kann es sich keine Journale ins Haus schicken lassen; die Presse, welche es auf den Straßen kauft, is ihm daher eine Nothwendigkeit. Was ist denn das Volt? Js es nicht die Majorität des Landes? Js es nicht die Kraft der Nation?‘/ (Hestige Unterbrechung.) Der Präsident: „Das Volk is die Allgemeinheit der Bürger; ich darf nicht zugeben, daß Sie die Nation in zwei Theile theilen ; das hieße gegen die Constitution sprechen.“ Herr Cabet: „Der Herr Präsident erinnert so oft daran, daß man nicht unterbrechen dürfe; und“ ih muß mich dahex schr wundern, von ihm unter- brochen zu werden. Wenn ich eine irrige Ansicht aufstelle, #o fann man mich widerlegen; aber der Präsident darf mich n.cht unterbrechen.“ Der Präsident: „Wenn ein Redner etwas Verfassungswidriges sagt, so muß ich ihn unterbrechen. Vor al- len Dingen habe ich dafür zu sorgen, daß die Charte respektirt werde. Jch habe Sie unterbrochen, weil Sie gesagt haben, das Volk sey die Majorität der Nation. Das Volk ist kein Theil der Nation, es is die ganze Nom. Herr Cabet: ¿Wenn auf dieser Rednerbühne etwas Verfassungswidriges gesagt wird, so sind Minister und Deputirte genug da, um dagegen aufzutreten. Der Präsident: „Nicht den Ministern allein ist die Beibachung der Charte anvertraut; mir liegt an diesem Orte diese Pflicht vor allen Andern ob.“ Herr Cabet: „Jch weiß so gut wie irgend Jemand, daß das Volk die ganze Nation ist; wir sind Alle Volk. Aber giebt cs nicht Ausdrücke, die einen doppelten Sinn haben, einen allgemeinen und einen beschränktern? Und verstehen Sie z. B. unter Volks - Presse nicht hauptsächlich diejenige, welche für die zahlreihste und ärmste Klasse bestimmt ist So habe auch ih hier unter Volk die ärmeren Klassen verstanden. Und in diesem Sinne behaupte ih, daß das Volk die Majori- tát und die Stärke des Landes sey. Das Volk bildet die Armee, es vertheidigt das Gebiet, es rettet das Vater- land, wie im Jahre 1830. Wir müssen alle ein Jntersse daran nehmen, daß das Volk aufgeklärt werde; aber durch welches Mittel kann dies geschehen? Wollen Sie, daß das Volk nur auf die Schriften der Polizei beschränkt werde? Das Volk muß vor allen Dingen die Thatsachen und die ver- schiedenen Meinungen genau kennen. Genügt denn der Regie- rung die Konkurrenz niht? An Schriftstellern kann es ihr nicht fehlen, da es ihr nicht an Geld fehlt. Wenn ich eine Re- gierung sehe, die allein sprechen, die alle ihre Gegner zum Still: \hweigen bringen will, so drängt sich mir unwillkürlich die Ueberzeugung auf, daß eine solche Regierung s{on so gut wie todt ilt. Schließlich stellte der Redner die Behauptung auf, daß die Polizei {hon seit langer Zeit Schriften auf der Straße verkaufen lasse, die die gröbsten Schmähungen gegen die Repu- blikaner enthielten, und augenscheinlich darauf berechnet wären, die Meinung des Volkes irre zu leiten. Er las mehrere Stel- len aus solchen Flugschriften vor. Als er, mit seinen Pgpieren unter dem Arm, die Rednerbühne verlassen wollte, kam ihm der Graf von Argout, ebenfalls mit dicken Aktenstôßen un- ter beiden Armen, auf der Treppe entgegen, so daß die bei- den Herren, aller Bemühungen ungeachtet, nicht aneinander vorüber konnten, ohne sh ‘zuvor eines Theils ihrer Bürde zu entledigen. Diese Scene erregte ein schallendes Gelächter in der Versammlung. Der Minister, auf der Redner- bühne angelangt, verlas nun seinerseits Auszüge aus republika- nischen Schriften, um darzuthun, auf welche freche Weise der König, die Staats-Beamten, die Deputirten gelästert und ver- leumdet würden, und erklärte es für ganz unverträglich mit der Ordnung und Sittlichkeit in einem geregelten Staate, einen -fol- hen Unfug ungehindert fortdauern zu lassen. Nachdem sich noch die Herren Persil und Barthe dem Amendement des Herrn Leyraud widerseßt hatten, wurde dasselbe mit großer Stimmen- Mehrheit verworfen, und die weitere Berathung auf den folgen- den Tag verschoben.

Ein hiesiges Blatt sagt: „Jedesmal, wenn das Mini- sterium auf indirekte Weise seine Absichten verkünden will, be- dient es sich des Herrn Vienner. So hot dieser Redner gestern mitten in einer Diskussion über die öffentlichen Ausrufer zu ver- stechen gegeben, daß dieses Geselz nicht genüge, und daß die Zie- gierung nothwendig noch mit einem Geseke gegen die Klubs und politischen Associationen versehen werden müsse. Es scheint, daß dieser Theil seiner Rede erst während der Sitzung verabre- det wurde. Denn ehe er die Rednerbühne bestieg, unterhielt ev sih sehr lebhaft mit dem Justiz - Minister, der ihm seine Ideen mitzutheilen schien. Wir wissen außerdem, daß Herr Barthe

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einen Geseß-Entwurf in Bezug auf die politischen Associationen ausgearbeitet hat, und daß er nur auf einen günstigen Moment wartet, um denselben der Kammer vorzulegen.“ i

Sämmtliche Minister hatten gestern Abend bei dem Mar- hall Soult eine Konferenz.

Man versichert, es sey in Paris ein Courier. mit der Nach - richt eingetrofsen, daß die Königin von Spanien für den Au- genblick darauf verzichte, ein Anlehen zu negociiren, da die ihr vorgeschlagenen Bedingungen zu lästig gefunden worden seyen.

Nach dem Journal de la Guyenne ift die Straße zwischen Bayonne und Madrid fortwährend sehr unsicher. Den lesten Nachrichten von der Galizischen Gränze zufolge, soll Don Carlos daselbst noch immer Versuche machen, in Spanien ein- zudringen. L

General Bustamente, welcher zweimal Präsident der ver- einigten Staaten von Mexiko gewesen, befindet sich in diesem Augenblick in Frankrei. Er bereitet sich vor, Bordeaux zu verlassen, um sich nach Bayonne zu begeben.

Paris, 8. Februar. Der Herzog von Orleans ist von seiner Unpäßlichkeit so weit wieder hergestellt, daß er gestern den Kriegs-Minister empfangen, und sich lange mit ihm unter- halten konnte.

Nachdem in der gestrigen Sißung der Deputirten- Kammer im Laufe der Diskussion über den Gese - Entwurf wegen der dffentlichen Ausrufer der von den Herren Anglade und Auguis in Vorschlag gebrachte Zusaß zum 1sten Artikel, wonach die Ausrufer, Verkäufer und Vertheiler der geseßlich er- scheinenden Zeitungen und periodischen Schrifren nicht gehalten seyn sollten, hierzu die Genehmigung der städtischen Behörde einzuholen, verworfen worden , begann die Berathung Úber den zweiten Artikel, den die Kommission in nachstehender Weise ab- gefaßt hatte: „Art. 2. Jede Uebertretung der obigen Bestim: mung soll das erstemal mit einer Gefängnißstrafe von 6 Tagen bis 2 Monaten, im Falle der Recidive aber mit einer Gefäng- nißstrafe von 2 Monaten bis zu einem Jahr geahndet werden. Die Contravenienten werden vor die Zuchtpolizei Gericht: ge- stellt.‘ Jn dem ursprünglichen Artikel war der Fall der Recidive nicht berücksichtigt worden. Die Majorität der Versammlung gab nach einigen Bemerkungen des Hrn. Persil der obigen Abfassung der Kommission den Vorzug, und gench- naigte den Artikel mit 181 gegen 165 Stimmen. Zwei Depu- tirte verlangten, daß man die Contravenienten vor die Assisen stellez- dieser Antrag ficl’ aber durch. Der dritte Und letzte Ar- tikel andelt von dem geseßlichen Stempel, dem künstig -alle auf offener Straße ausgerufenen, verkauften oder vertheilten Schrif- ten von 2 Druckbogen und darunter, wessen Juhalts sie auch seyen, unterworfen seyn sollen. Herr Vatout schlug vor, siatt zweier Druckbogen einen halben als Maximum festzuseßen. Es erhob sich hierüber eine kurze Debatte, an der auch der Fi- nanz-M inister Theil nahm, und nah welcher jener Vorschlag mit ziemlich starker Stimmen-Mehrheit verworfen wurde. Nicht besser erging es dreien anderen Amendements. Als hiernächst dber den ganzen Geseß-Entwurf abgestimmt ward, wurde derselbe mit 212 gegen 122 Stimmen angenommen.

In der heutigen Si6ung kam der Antrag des General- M Fn Cabet gerichtlich belangen zu dürfen, zur

erathung. ah vorhergegangener Erledigung einiger uner- heblichen Bittschristen- Berichte bestieg Herr Cabet sclbst die Rednerbühne, und nachdem Herr Etienne, der diesmal den Vorsis in der Kammer führte, die Versammlung zur Ruhe er- mahnt, äußerte sich Jener etwa folgendermaßen: „Für ein vor- gebliches Preß - Vergehen, für eine angebliche Beleidigun2 der Königlichen Würde sehe ich mich vor meine Kollegen als vor eine Anklage: Kammer geladen.“ (Unterbrehung. Der Prä- sident: -,„Die Kommission hat ausdrücklich jeden Gedanken an eine Anklage entfernt.‘/) Herr Cabet: „Meine Meinung ist, daß diese Versammlung das Amt einer Anklage-Kammer übt; irre ih mich hierin, so mag man mich von der Rednerbühne herab widerlegen. Es handelt sich hier um eine Frage, bei welcher die Unabhängigkeit der Kammer wesentlich betheiligt ist ; es handelt sich aber zugleich auch um eine ministerielle Frage, denn das Ministerium hat selbst eingestanden, daß das Gese über die dffentlichen Ausrufer, meine gerichtlihe Belangung, und die Ausdehnung des Wahl-Rechts eben so viel Punkte wären, von denen seine Existenz abhinge. Man hat uns den Muth des General-Prokurators gepriesen, der sich nicht scheue, seine Mei- nung offen und unumwunden einzugestehen; auch ih, meine Herren, besitze diesen Muth, und die Kammer möge daher, wenn sie über mich richtet, niht vergessen, daß das ganze Land sie hôrt. Der Deputirte ist in der Ausübung seines Amtes unver- le6lih; man kann ihn seinen Geschäften nicht entziehen, ohne zugleich den Wählern, die er repräsentirt, und dem ganzen Lande,

dem er Gesetze giebt, zu schaden. Der Deputirte muß also von der vollziehenden Gewalt durchaus unabhängig sevn. Es hat zwar seine Richtigkeit, daß die Charte

die gerichtliche Belangung eines Deputirten gestattet; eben deshalb aber, eben weit die Charte der Unabhängigkeit des Deputirten weniger Bürgschaften gewährt, als der Unverleblich- keit des Königs und der Pairs, müssen Sie eifrigst über die Bewahrung derselben wachen; Sie dürfen die Erlaubniß zur Be- langung eines Deputirten nur in seltenen Fällen, und nur da, wo es gefährlich für den Staat seyn würde, sie bis zum Ende der Session jk verschieben , bewilligen. Handelte es sich um eine Verschwörung, um einen Aufstand, so möchte die Belan- gung stattfinden; wo aber wie hier von einem bloßen ‘Preß-Ver- gehen die Rede is, da ist keine Veranlassung dazu da. Was würde auch die Folge davon seyn, wenn Sie die Erlaubniß zur Belan- gung eines Deputirten ohne Noth ertheilten? Man würde zuleut die Minorität durch die Majorität unterdrücken. Auch betrachte ih die Mehrzahl dieser Versammlung als meinen Feind ; nicht daß ich mich hierüber beklagte, ih rühme mich dessen vielmehr. Ju- dessen muß ich die Minorität darauf aufmerksam machen, daß man im

Begriffe steht, eine gefährliche Bahu einzuschlagen, guf "welcher

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