1834 / 63 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sichere, so sollen Infanterie -Pikets vorzugsweise in den Stra- ßen aufgestellt werden, wo die Werkstätten der Seiden - Fabri- fanten liegen. Diejenigen Personen, welche sih noch zeigen möchten, um die Arbeit zu untersagen, sollen unverzüglich ver- haftet und den Gerichten übergeben werden.“

Man wird sich erinnern, daß dem Deputirten Grafen Jau- bert, einem eifrigen Anhänger der Regierung, im Monat Juli v. J. bei seiner Anwesenheit in St. Amand (Dept. des Cher), welchen Bezirk er in der Kammer repräsentirt, eine rauschende Spottmusik gebracht, und daß in Folge dessen 21 Theilnehmer an diéser eigenthümlichen Begrüßungs-Feier von dem dortigen Zucht-Polizei-Gerichte zu verschiedenen Gefängniß- dder Geld- strafe kondemnirt wurden. Sie appellirten damals- von diesem Urtheils -Spruche, indem sie die Kompetenz des Gerichtshofes bestritten, und, unter Berufung auf das Gese vom 8. Oktober 1830, welches alle politischen Vergehen vor die Geschwornen ver- weist, die Jury für sich in Anspruch nahmen. Der Königliche Gerichtshof zu Bourges verwarf aber die Appellation, worauf die Verurtheilten mit einem Cáässations-Gesuche bei dem ober- sten Gerichtshofe einkamen. Leßterer hat jeßt dahin erkannt, daß das Geseß vom Jahre 1830 allerdings auf den vorliegenden Fall Anwendung finde; demnach hat derselbe das zuchtpolizeiliche Erkenntniß kassirt und die Parteien vor ‘die Anklage - Kammer des Königl. Gerichtshofes zu Orléans verwiesen, .um von diejer vor eine Jury gestellt zu werden. Aus diesem Urtheils-Spruche ergiebt sich, daß die Spottmusiken, insofern sie den Deputirten gebracht werden, als von politischer Natur betrachtet und daß die Theilnehmer an denselben künftig vor die Assisenhöfe gestellt werden sollen.

Im Monat August v. J. fand die Polizei bei dem hiesi gen Buchhändler Pagnères eine im republikanischen Sinne ab- gefaßte Druckschrift von nur 4 Bogen, tin welcher der Königl. Prokurator eine Aufforderung zum Bürgerkriege und zum Um- sturze der bestehenden Regierung erkannte. Demgemäß er- schienen vergestern vok deri hiesigen Assisenhofe der Buchhändler Pagnères als Verleger, der Buchdrueker Herhan als Drucker und ein gewisser Vignerte als Verfasser der gedachten Schrift. Vignette ist derselbe, der bereits in dem ‘Prozesse der 27 Repu- blikaner wegen einer Beleidigung des Assisenhofes von demselben ohne Zuziehung der Geschwornen zu einer 3 jährigen Haft ver- urtheilt worden ist. Er vertheidigte sich jezt mit vieler Geschick- lichkeit, zugleih aber auch mitunter mit \o großer Heftigkeit, daß der Präsident ihn mehrnials zu einer größeren Mäßigung er- mahnen mußte. Pagnéres- las eine geschriebene Vertheidigungs- Rede ab. Jn Bezug auf Herhan hatte der General - Advo- kat {hon in seinem Requisitoriuum die Anklage aufgegeben. Nachdem dio ‘Angeschuldigtén auch noch von ihren Advokaten vertheidigt wordén, Und ‘der General - Advokat die Anklage be- hauptet hatte, zogen die Geschwornen sich in ihr Berathungs- Zimmer zurück, und erklärten bald darauf die beiden Angeklag- ten in allen Punkten für nicht schuldig. Die Gazette de France findet! sich ‘durch diesen Prozeß zu folgender kurzer Betrachtung veranlaßt: „Die Ursache der moralischen und ma- teriellen Verwirrung, in der wir uns befinden, ergiebt sich recht deutlich aus einer Antwort, die Herr Vignerte vorgestern dem Gerichts-Präsidenten ertheilte, als dieser ihn beschuldigte, daß er den Aufruhr predige. „„„„Fch predige die Grundsäße‘/‘/, erwie- derte Herr Vignerté, „„„„denen Sie Jhre Stelle verdanken.‘ Wie will man den gesellschaftlichen Zustand in einem Lande wie- derherstellen, wo diese Antwort allen Männern der Regierung, vorn Staats-Oberhaupte an bis zum niedrigsten Beamten , gege- ben-wexden kann?“ /

, Die politischen Freunde des Grafen von Kergorlay haben beschlossen, ihm. eine goldene Medaille zu überreichen, als Be- weis ihrer Dankbarkeit für die Art und Weise, wie er ihre Ge- sinnungen vor dem Assisenhofe ausgedrückt hat. j |

Die Königl. Drueerei* hat cine Menge ihrer Arbeiter mit

dem Bemerken api daß es in diesem Augenblick an Be- cháftigqung fúr sle fehle. m Toius A meldet man vom 18ten d.: „Der Contre-Ad- miral Massieu de Clekval, Major-Général der Marine im Hâa- fen von Toulon, hat ‘seine ‘Ernennung zum Befehlshaber des Geschwaders in der Levante erhalten. Demzufolge wird derselbe morgen seine Admirals- Flagge auf der Fregatte „„Dido‘/ auf- pflanzen. Diese Fregatte wird nächstens nach der Levante abge- hen, und man glaubt, daß alsdann das Linienschiff „die Stadt Marseille// -nach Toulon zurückkehren werde.“/

Großbritanien und Jrland.

London, 22: Febr. Der Graf von Warwick befindet sich scit einiger Zeit in einem sehr leidenden Zustande. :

Die Times äußert ihr Mißfallen darüber, daß der Pri- vat-Secretair des Königs, Sir Herbert Taylor, so vielerlei Ge- halte und Pensionen beziehè, welche zusammen eine Summe von- 7900 Pfund ausmathten. : |

Eben dieses Blatt wünscht den Ministern und dem Publi- kum Glúcf dazu, daß der Antrag auf Ernennung eines Ausschusses zur Untersuchung des Benehmens des Baron Smith durch eine Majorität des Unterhauses aufgehoben worden. „Ein solcher Ausschuß‘, sagt das genannte Blatt, „Hätte unmöglich durch seine Arbeiten so viel Gutes bewirken können, um damit das Uebel aufzuwiegen , daß ‘neun Zehntheile der Jrländischen Be- völkerung die Ernennung desselben als einen Triumph über den Richterstand“ angesehen hätte. Dieser Stand bietet fast die ein- zige moralische Schranke * gegen die nimmer rastenden Umtriebe der Jrländischen Aufwiegler dar ; raubt man ihm sein Ansehen, so bleibt nichts mehr übrig, als eine augenblickliche Zuflucht zu roher Gewalt. “Uebrigens hat auch die Regierung dieje Frage niemals als eine ministérielle betrachtet.‘ i

Der Morning Chronicle zufolge, beabsichtigten die Mi- nister, da sie nicht gewußt hätten, daß das Gese, vermöge dessen das Dubliner Blatt „der Pilot‘/ unterdrükt werden konnte, noch bestehe, nächstens eine Bill zur Aufhebung desselben einzubringen.

èan erinnert sich länge nicht, die Gallerie des Unterhauses so gefüllt gesehen zu häben, als an dem Abend, wo über die Pensions-Listé'debattirt wurde.

Der Courier sagt: „Wir haben mit der leßten Post aus Lissabon Briefe-erhaltén, welche die harte Behandlung, die so- wohl die Englischen ‘als“die ‘anderen fremden Soldaten in Dom Pedro’s Dienst erfahren, in den stärksten Farben schildern ; doch fehlt es uns heute: an Raum, sie mitzutheilen. Was uns aber mehr als Alles wundert, “ist die E LeT der Truppen Dom Pedro's, die wahrscheinlich* in Zwistigkeiten unter den Génera-

len ihren Grund! hat!

Aus Quebek sind Zeitungen bis zum 25. Januar hier ein- gegangen, die jedoch nichts" von besonderem Interesse enthalten, außer daß das dortige -Kästell “St. ‘Louis, in dem der Ober- Gouverneur seine Residenz ‘hatte, ein Raub der Flammen ge- worden war. Der Wintér ‘hatte mit ziemlicher Strenge begon- nen, und der Lorenzo-Strom' war mit Eis bedeckt.

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Nt eDerha d 6

Aus dem Haag, 25. Febr. Der General - Major Reu- ther, zuleßt mit der Ober - Leitung des administrativen Dienstes bei unserem Kriegsheere beauftragt, ift hier in der gestrigen Nacht mit Tode abgegangen.

Neuerdings heißt es, daß bei unserem Feldlager eine allge- meine Kantonnements-Veränderung skattfinden werde. Die Di- visionen sollen vermindert werden, ein Theil derselben eine rück- gängige Bewegung machen und ein „anderer Theil nebst der Bri- gade des General-Majors de Favauge zur Verstärkung der Fe- stungs - Garnisonen dienen. Diese Maßregel soll dazu dienen, sowohl die Lasten der Provinz Nord-Brabant etwas zu vermin- dern, als zur Bewirkung fernerer Ersparnisse den Schuttereien neue Beurlaubungen ertheilen zu können.

Wegen:

Brüssel, 26. Februar. Herr van de Weyer is vorgestern Abend nach London abgereist.

Der Courrier meldet, daß die Repräsentanten-Kammer die Diskussion über den von dem Minister der auswärtigen An- gelegenheiten abgestatteten Bericht gleichzeitig mit der über den Gesez-Entwurf in „Betreff des von dem Kriegs- Minister ver- langten außerordentlichen Kredit eröffnen werde.

Der JIndependant sagt: „Wir können auf das bestimm- teste versichern, daß 3100 Mann auf dem Marsche nach der Provinz Luxemburg sind, und daß das Kommando dieser Trup- pen dem General d’Ollivier übertragen ist.“

Die beiden Parteigänger-Corps folien zusammengeschmolzen werden, und in Zukunft nur cin Corps unter dem Kommando des Majors Capiagumont bilden. Die Parteigänger von Flan- dern, welche das zweite Corps bildeten, sind auf dem Marsche nach Philippeville, wo sie zum ersten Corps stoßen werden. Man vermuthet, daß das ganze Corps von dort nach dem Luxem- burgischen aufbrechen werde.

Am 11. März wird Paganini in Amiens, am l2ten in Douai, am 13ten in Valenciennes, und am 15ten in Brüssel Concerte geben.

Deut ano

Hannover, 25. Februar. Der Kösönigl. Preußische Ge- sandte am hiesigen Hofe, Herr von Caniß, ist von Kassel hier eingetroffen.

Die hiesiger Seits wegen Abschließung eines Zoll-Vertrags mit Braunschweig abgesandt gewesenen Kommissarien, Ober- Steuerrath Dommes und Ober-Zollrath Meineke, sind in diesen Tagen von Braunschweig zurückgekehrt, woraus man im Publi- kum zu der Vermuthung gelangt is, daß die stattgefundenen Verhandlungen nunmehr beendigt seyn werden.

Dresden, 28. Februar. Die erste Kammer beschloß am löten d. ißre Berathung über den Gese - Entwurf, die Zu- saminenlegung der Grundstücke betressend, und nahm denselben, nach erfolgter Abstimmung, an. Hierauf wurde ihr ein Vor- trag über die Lage der Berathung wegen des Gesetzes über die gemischten Chen und die Erziehung der in denselben erzeugten Kinder erstattet. Nach mehrfältiger Erörterung über diesen Ge- genstand, worin besonders die schon in den früheren Verhand- lungen durchgesprochenen Prinzip - Fragen wieder angeregt wur- den, faßte endlich die Kammer den Beschluß, ihre früheren Be- stimmungen über dies Gescß aufzugeben, und der zweiten Kam- mer, welche sich für die Annahme desselben erklärt hatte, jeßt beizutreten.

Die zweite Kammer beendigte am 20sten d. ihre Ver- handlung über das Dekret, die Abkürzung des Landtages betref- fend. Unter den zur Verschiebung bis auf den nächsten Landtag bezeichneten Geses-Entwúrfen wurde besonders noch der über die Verhältnisse der evangelischen und katholischen kirchlichen Behör- den einer Diskussion unterworfen. Die Kammer entschied sich um so mehr für die Verschiebung, da der Staats-Minister Dr. Mäáller erklärte, daß das Ministerium des Kultus baäld nach seiner Organisation dafür besorgt gewesen, ein diesen Gegenstand betressendes Regulativ zu entwerfen, theils damit die bei deren Mangel sonst zu befürchtenden Differenzen zwischen den katho- lish geistlichen Behörden und der Staats - Behörde, dem Kultus - Ministerium, vermieden werden möchten, theils da- mit die Unsicherheit der diesfallsigen Rechts - Verhältnisse und die Unbekanntschaft. mit denselben, welche bisher in Sachsen stattgefunden, und in der wohl eine Haupt-Ursache des hin und wieder bemerkten Argwohns und Miptrauens der Protestanten

gegen die katholische Geistlichkeit zu suchen sey, entfernt werde;

daß aber der Grund, warum dieses Regulativ noch nicht an die Stände - Versammlung gelangt, der gewesen, daß eine spätere Wahrnehmung eine nachträgliche Bestimmung nothwendig ge- macht, zu deren Beschluß eine Erkundigung úber das deshalb in andern Deutschen Staaten Bestehende für angemessen erach- tet worden sey, die von auswärtigen Regierungen erbe- tenen Nachrichten aber noch nicht vollständig eingegangen seyen, und demnach die Regierung außer Stand sih be- finde, den Kammern eine bestimmte Zusicherung, ob die Vorlegung dieses Regulativs während der jegigen Stände- Versammlung erfolgen könne, zu ertheilen. Jn Betreff des Geselz - Entwurfes über die Kirchen - Vorstände schlug die berich- tende Deputation der Kammer vor: daß sie die Staats - Regie- rung ersuche, aus diesem Geseß-Entwurfe noch während dieses Landtages diejenigen Bestimmungen zur ständischen Berathung zu bringen, welche die Theilnahme der Gemeinden an Verwal- tung des Kirchen: Vermögens durch von ihnen gewählte Gemein- de-Glieder beträfen. Dieser Vorschlag wurde angenommen. In derselben Sigung faßte die Kammer zugleih mehrere Be- chlússe über die Abkürzung ihres Verfahrens bei den ständischen Berathungen selbst. ; » Frankfurt a. M., 26. Febr. Jn der heutigen Sißung unserer geseßgebenden Versammlung wurde das vom Senat vovr- geschlagene Geses über die Abänderung des Art. 3 des Gesehes vom 1. Sept. 1824, betreffend die privatbürgerlichen Verhältnisse der Jsraeliten, mit großer Stimmen-Mehrheit angenommen, und sonach die bisher hinsichtlih der Ehen zwischen hiesigen Jsraeli- ten bestandene Beschränkung aufgehoben.

Oesterreich.

Wien, 20. Febr. (Allgemeine Zeitung.) Damit ein an sich unbedeutender Vorfall nicht von den Französischen Blâät- tern entstellt und ihm eine politische Tendenz beigelegt werde, die er nicht hat, zeige ih Ihnen an, daß zu Klausenburg in Siebenbürgen einige Studenten, wahrscheinlich zom Wein er- hit, sich Excesse erlaubt haben, die das Einschreiten des Mili- tairs zur Folge hatten. Die Tumultuanten zogen sich gleich zu- rúck und die Ruhe der Stadt ist nicht einen Augenbli gestört worden.

Die hiesigen Konferenz-Minister berathen sich täglih in den

verschiedenen Ausschüssen, und es dürfte kaum früher eine Ge neral-Sibung abgehalten werden, als bis die Berichterstatter je ner Ausschüsse ihre partiellen Ausarbeitungen beendigt haben. |

Man spricht von einer Reise, die Se. Majestät der Kaiscy | mit Anfang des Frühlings im Jnnern des Landes zu“ machen | gedenken. : - |

Unsere Nachrichten aus Jtalien sind sehr befriedigend, und man hat sich von dem guten Geiste der Piemonteser bei Gele genheit der Polnischen Echauffourée Überzeugen können. Nichts destoweniger scheint es nôthig, daß die Polen aus der Schwei; F entfernt werden, damit diese lästigen Gäste nicht unaufhörlich | die Aufmerksamkeit der Behörden in Anspruch nehmen, und di, f ruhigen Bürger mit Besorgniß erfüllen.

Wien, 26. Febr. Der Oesterreichische Beobachter enthält nachstehende Betrachtungen: „Die Tribune vom 15, Febr. liefert unter der Rubrik „Nachrichten aus Savoyen““ ej nen langen Artikel, den sie aus der zu Genf erscheinenden Ew rope centurale entlehnt. Dieser Aufsaß giebt Kunde von ej nem Streite, der sich zwischen dem Ober?General des neuerlih gegen Savoyen gerichteten Unternehmens ‘und der von ihm“ an; geführten Rotte erhoben hat. Der Anführer weist in einem lan; gen, in der Lausanner Zeitung erschienenen Schreiben den Vot

wurf von sich ab, als habe er sich eines Verrathes schuldig ge

macht; ein Theilnehmer an der Expedition antwortet auf dieses

Schreiben, wiederholt die Anklage und sucht sie mit neuen Grün den zu unterstüßen. Die Europe centrale psiichtet dev An

flage bei, und da die Tribune den Artikel ohne weitere Ge gen-Bemerkung in ihr Blatt aufgenommen hat, scheint es, daß sie derselben Meinung huldige. Jn diesen Streit hat sich wahrlich kein ehrlicher Mann zu mischen; er ist die natürlich, F Folge des Mißlingens eines verbrecherischen Unternehmens, wel f ches, wie alle Unternehmungen solcher Art, wenn sie mißglücken, mit Streit und gegenseitiger Anfeindung der Theilhaber endete,

Da es jedoch erlaubt ist, eine Meinung, selbst über Dinge der abgeschmacktesten Art, auszusprechen, so gestehen wir unver hohlen, daß wir weit geneigter sind, dem Beklagten , als dessen F Ankläger Recht zu geben. Daß Ramorino an der schlechten Sache, i die er zu befördern sich anheischig gemacht hatte, keinen geslissent F lichen Verrath beging, dies glauben wir recht aufrichtig. Gilt es, ein Urtheil über einen Abenteurer, wie Ramorino, zu fällen, so muß man stets, als die Grundlage aller Berechnungen, dessen [F

Profit in Anschlag bringen. Jn dem vorliegenden Falle nun

wäre derselbe {wer in einer andern Richtung, als in der zu G suchen, daß er seinen Kopf bei einem Unternehmen nicht aufs F Spiel seßen wollte, wo der gänzliche Mangel an Theilnahme F

von Seiten des Savoyischen Volkes ihm durch die That erwie F sen war. Aus den Geständnissen der skreitenden Parteien er: gehen jedoch abermalige Beweise, wie tief das Unternehmen an- gelegt war. Es ist in den Anschuldigungen gegen Ramorino die Rede von heranziehenden Kolonnen, welche sich in ver: F schiedenen Richtungen an die Befreiungs-Armee anschließen | sollten, und nur durch den schnellen Rückzug des bereits eingedrunge: f nen Heeres an ilzcem Erscheinen gehindert worden seyen. Der Ank} ger des Generals Ramorino schließt scin langes Factutn mit den f Worten: ,„,,„„Die Geschichte hat kein zweites Beispiel einer

Truppe aufzuweisen, welche in dem Zwecke, sich zu s{lagen,

sich freiwillig gebildet hatte; welche einen rühmlich bekannten

Anführer wählte, der auch den Ober-Befehl, nachdem er die Lage der Dinge vollständig kannte, übernahm; welche Truppe sodann, f unter einem so gestellten Anführer, statt einem Feinde, der ihr F an Zahl nicht überlegen war, entgegenzugehen, und statt sich zu F schlagen und bis auf den lezten Mann auszuharren, sich zu F rûckzog, ohne selbst einen Feind geschen zu haben .‘/// Könnte F Ramorino seine Vertheidigung nicht mit einigem Rechte auf die Erwiederung beschränken, daß er sich zurückzog, weil die von ihm befehligte Bande auf keinen Freund gestoßen ist ?“

SMWet

Zürich, 24. Febr. Der Vorort hat an die Stände WaadtF und Genf nachfolgendes Schreiben erlassen: „Wir beeilen uns, f Euch die Antwort mitzutheilen, welche uns der Französische Ge: schäftsträger unterm 17ten l. M. in Erwiederung der Note er theilte, die wir den 9. Febr. an denselben richteten, und in wel: cher wir die Wiederaufnahme in Frankreich für die in der Schwei sich aufhaltenden Polen nachgesucht hatten. Jn Gemäßheit det Eröffnungen des Herrn von BVelleval laden wir Euch ein, dies in Eurer Gewalt sich befindenden Polen zu den Unterschriften} anzuhalten, welche für ihre Durchreise durch Frankreich nothwen dig sind, und dieselben nach Erfüllung jener Bedingungen aus dem kürzesten Wege bis an die Französische Gränze esfkortiren zu lassen. Dies ist das einzige Mittel, um die Eidgenossenschaft von den Polen zu befreien, welche unter keinen Umständen láw ger in der Schweiz bleiben können. Wir ersuchen Euch fernct, uns die Erklärungen der Polen mitzutheilen, nach welchen Län dern sie übergeschifft zu werden wünschen, Euch über die Voll- ziehung dieser Maßregel mit der Französischen Gesandtschaft ein uverstehen und uns über die diesfälligen von Euch getroffenen Berfägutgen in Kenntniß zu seben.“

Neuchatel, 22. Febr. Der hiesige Constitutionnel? sagt: „„Die Genfer Zeitungen melden uns, daß sich in det Emeuten, welche durch die wandernde Revolution und durch ditf bewaffnete Propaganda, nämlich durch die Polnischen Flüchtlinge} erregt wurden, auch Neuchateller“ Flüchtlinge kompromittirt ho} ben; dies Úberrascht uns keinesweges, denn Revolutionnaire sind} und bleiben immer und überall Revolutionnaire. Sie sind dit Schmiede der Unruhen; der Aufruhr ist gleichsam ihr Elemen! geworden; sie haben es nicht auf diese oder jene Regis rung, sondern auf die Regierenden abgesehen; zu diese sagen sie: Hebe dich weg, daß ih mich an deine Stelle sehe! kann. Sie ruhen nicht eher, als bis sie sich auf den Richte} und Raths - Stühlen niederlassen können. Wird dieses Bench} men unserer Flüchtlinge nicht endlich unsere Miteidgenossen da! über belehren, warum wir jest diesen Unruhestiftern ' unse! Gränzen nicht wieder öffnen konnten? Js nicht der Ausspru)| des Eidgenossen: „Man muß ein Ende mit ihnen machen“, eine genügende Rechtfertigung unseres Benehmens? Die Gel fer sagen, was man thun müsse; wir haben es bereits gethat. Wir können uns nur mit dem lautesten Unwillen úber alle dit jenigen äußern, welche die Republik und die Regierung vos Genf in Gefahr gebracht, besonders aber über die Fremdling“ welche den Aufstand angestiftet, oder welche irgend einen Aw theil daran genommen haben. Fremdlinge, die eine Revolutio! anzetteln, sind doppelt gefährlich und doppelt schuldig.“

In demselben Blatte liest man Folgendes: „Der zV Bern erscheinende Schweizer Beobachter giebt üer dit Vorfälle von Sonntag Abend (vergl. Nr. 59 der Staats -Ze/} tung) einen der lügenhaftesten Berichte, indem er einen der d&f bei Betheiligten an einen unserer achtbarsten Beamten Wort richten läßt, die einem Neuchateller durchaus fremd sind und

stets fremd bleiben werden. Dies allein beweist, wie die vevo- slutionnairen Blätter von ihren gewissenlosen Korrespondenten be- dient werden; und auch der Patriot hat nichts Eiligeres zu thun, als dergleichen Unwahrheiten abzudrucken.‘/

Jtalten,

Rom, 15. Febr. (Allgemeine Zeitung.) Der Sturz von Zea Bermudez hat hier einen sehr trüben Eindruck hervor- gebracht, denn so lange er noch Chef des Ministeriums war, hegte man die besten Hoffnungen für die Zukunft der Kirche; er hátte durch weise Nachgiebigkeit die Gemüther nach und nach be- ruhigt; jeßt hingegen \{chwinden die leßten Aussichten. Die Zeit

Ÿ wird lehren, ob man diesem Manne nicht Unrecht that, der die

Bedürfnisse seiner Nation und ihre Empfänglichkeit für eine stufen- weise einzuführende constitutionnelle Charte vielleicht besser kannte, als seine Gegner. Vor acht Tagen wurde hier von der Akademie S. Luca dem Publikum ein Fest bereitet, wie wir es in den lezten zehn Jahren nicht gesehen haben. Jn dem s{öônen Saale des Kapitols wurden an fünf Schüler dieser Akademie die gro- gen Prämien vertheilt. Der Saal war sehr glänzend dekorirt und beleuchtet. Der Pâpstliche Thron wurde freilich diesesmal von Seiner Heiligkeit nicht eingenommen; der Papst hatte kurz vorher sein Erscheinen absagen lassen. Hingegen waren viele Kardinäle gegenwärtig, Und der Kardinal Staats - Secre- tair theilte den Schülern die Preise zu. Die Gallerie war hauptsächlih mit fremden Damen angefüllt, und das Orchester spielte besser, als man es hier sonst gewohnt ist. Der Oester- reichische Botschafter, Graf Rudolph von Lüzow, gab zu dem Geburtstage des Kaisers ein glänzendes Fest in seinem Hotel. Vormittags wurde in der Oesterreichischen National - Kirche, St. Maria dell Animo, eine feierlihe Messe gehalten, zu welcher der Botschafter sich in Galla begab. Fúr die Fasten - Zeit sind uns, dreimal in der Woche, Quartette von hiesigen Musi- fern angekündigt, welche nur Sachen von Deutschen Komponisten aufführen wollen.

Portugal.

Lissabon, 9. Februar. Folgendes is der Bericht, welchen der General Saldanha úber das Treffen bei Pernes an den Kriegs-Minister erstattet hat: „Als ich mih am 28sten an der Brücke von Alviella befand, wurde ich benachrichtigt, daß der Feind mit dem größten Theil seiner Streitkräfte auf der Straße von Pernes vorgerückt sey, nachdem Dom Migucl dieselben ge- mustert hatte. Sogleich befahl ich dem Obers - Lieutenant Mi- randa , der das erste leichte Regiment der Königin und ein Ba- taillon des 10ten Jnfanterie- Regiments kommandirt, sich dem Oberst Romao anzuschließen, der Pernes bese6t hielt, und ich ehrte nach Torres Novas zurÜck. Der Feind rückte am 29sen an Pernes heran und unternahm Abends eine starke Recognos- cirung. Er hatte 4500 Mann von allen Waffen - Gattungen. Ew. Excellenz wissen, daß die größte Schwierigkeit, der wir zu begegnen haben, wenn wir den Sieg erringen wollen, darin be- steht, unseren Tapferen eine Gelegenheit zu verschaffen, mit dem Feinde handgemein zu werden. Um Mitternacht seßte ih mich mit den zu Torres Novas stehenden Truppen in Bewegung und langte kurz vor Tages-Anbruch zu Pernes an. Da ich sah, daß der Feind, dessen Vorposten uns im Angesicht standen, sich nicht entschließen wollte, uns anzugreifen, ließ ih um 8 Uhr die unter meinem unmittelbaren Kommando stehenden Truppen auf der Straße nach Santarem vorrücken. Die Generale Caravarro und Bressaget, welche die feindlichen Streitkräfte kommandirten, hat- ten den Angriff auf 10 Uhr Morgens festgesest und waren nicht wenig ÚÜberrascht , als sie ihre Vorposten durch unsere Kavallerie abgeschnitten sahen. Als der Feind zu den Waffen gegriffen hatte, stürzte sich der tapfere Oberst-Lieutenant Simao da Costa Pessoa mit dem braven 10ten Kavallerie-Regiment auf das 1ste, 17te und 20ste Jnfanterie- Regiment, die bereits in Bewegung waren und zwei Quarré's bildeten, welche sogleih von der Ka- vallerie umzingelt wurden. Der Oberst Balthazar d’Almeida Pimental, der mit einer vom Capitain Wakefield befehligten Lancier - Schwadron einige von den feindlichen Vorposten auf un- serem linken Flügel abgeschnitten hatte, wurde während dessen von einem Kavallerie: Detaschement angegrifsen, das wenigstens doppelt so stark war, als sein eigenes; der Kampf.war eine Zeit- lang furchtbar, bis der Feind endlich die Flucht ergriff, weil er fürchtete, durch das 10te Regiment, welches der Oberst - Lieute- nant an der Straße entlang detaschirt hatte, um ihm den Rück- zug zu wehren, abgeschnitten zu werden. Der Capitain Luciano Pimental, der die erste Compagnie des 2en Jäger - Ba- taillons befehligte, welches die Avant- Garde bildete, wurde von dem Capitain Guerreiro, der als Brigade - Major der Kolonne unter den Befehlen des Oberst Romao stand, nach einer kleinen Anhöhe unweit des Plagses geführt, auf dem der Feind seine Quarré's gebildet hatte. Das Feuer dieser Compagnie, aus so geringer Entfernung kommend, richtete einige Verwirrung in dem von dem 17ten Regiment gebildeten Quarré an. Der Oberst - Lieutenant Pessoa mit dem tapferen 10ten Kavallerie- Regiment und mit dem vom Major - Trigueiros befehlig- ten Detaschement des 1lten benuste diese Gelegenheit, um das Quarré anzugreifen, und zersprengte. dasselbe. Fast zu gleicher Zeit stürzten sich die Lanciers auf das an- dere Quarré, welches dasselbe Schicksal hatte, wie das erstere. Von diesem Augenblick an hatten wir nichts mehr zu thun, denn der Feind war in vollem Rückzuge, und wurde so lange verfolgt, bis er sich genöthigt sah, wieder. nah Santarem zurückzukehren. Die Fahne des 1sten Bataillons , die beiden Fahnen des 17ten Regiments, 709 Gefangene, worunter 21 Of- fiziere, sämmtlich von den Linien- Truppen, eine. große Menge

afen und Effekten, 10 Pferde von dem Chavesschen Regiment und viele Todte, dies war. der Verlust des Feindes. Der un- serige besteht in 3 getödteten Soldaten, 17 Verwundeten, worun- ter 4 Offiziere, 8 getödteten und 2 verwundeten Pferden.“ Hier- auf folgt noch eine Belobung einzelner Offiziere.

China.

In weiterm Verfolge der (in Nr. 60 der Staats-Zeitung befindlichen) Nachrichten über den Tod der Kaiserin von China theilt das Journal de St. Petersbourg Nachstehendes mit : ¿Nachdem Alles geschehen, was. man dem Andenken der verstor- benen Fürstin ihrem Range gemäß schuldig war, schritt man zur Ernennung einer neuen Kaiserin. Die Wahl des Kai- sers fiel hierbei auf seine zweite Gemahlin, Huan-goui-fey, wel- che \{dn, geistreih und liebenswürdig, seit langer Zeit schon das Herz des Monarchen gefesselt Ne, Kaum twoaren die 100 Trauer-Tage verflossen, als Se. Maj. seine Willensmeinung in diesem Punkte den Prinzen und Großwürdenträgern kund that, die sich beeilten, Sr. Maj. zu einer solchen Wahl Glück zu wün- schen. Hierauf ließ der Kaiser für die Kaiserin das Diplom und ein Siegel anfertigen. Ein Diplom dieser Art wird gewöhnlich auf einem goldnen Bogen in Mandschurischer und. Chinesischer

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Sprache geschrieben; das Siegel ist aus reinem Golde und führt den Titel der Kaiserin. Zu gleicher Zeit erhalten die Astrologen den Befehl, die Planeten zu beobachten und nah den Regeln ihrer Wissenschaft den Tag zu bestimmen, der für die feierliche Einsebung der Kaiserin der glücklichste ist. Nachdem dieser Tag bestimmt war, wurden mehrere Hof-Beamte nach den verschiede- nen, dem Himmel, der Erde und den Vorfahren geweihten Tem- peln abgeordnet, um für die bevorstehende Ceremonie den Segen der himmlischen Mächte zu erflehen. Am Tage vor der Feier- lichkeit verfügte sich der Kaiser selbst in großem Pomp nach dem Tempel seiner Vorfahren, und gab, nah den vorgeschriebe- nen Gebeten und Kniebeugungen, den Manen seiner Väter Rechenschaft von den Verdiensten und Eigenschaften derjenigen, die er zur Würde einer Kaiserin zu erheben beschlossen hatte. Mit der ersten Stunde des für die Ceremonie bestimmten Ta- ges war, im Kaiserlichen Palaste wie in der Stadt, Alles in Bewegung. Jm Palaste wurden die Galawagen, die Fahnen, Baldachine, Wappenschilder, musikalischen Instrumente und an- dere bei den Feierlichkeiten des Tages zu gebrauchende Gegen- stände geordnet, gepußt und fertig gemacht. Jn der Stadt bil- deten sich, bei Laternen - und Fackelschein, die Prozessionen der Civil- und Mislitair-Beamten. Jm Hofe des Palastes, wo ein Theil der Ceremonie in Gegenwart des Kaisers vor sich gehen sollte, standen drei mit reich gestickten Stoffen bedecckte Tische, auf welche die Kaiserlichen Jnsignien: Standarte, Diplom und Siegel, niedergelegt werden sollten. Aehnliche Vorkehrungen wurden auch im Audienz-Saal des Palastes der Kaiserin getrof- fen, nur mit dem Unterschiede, daß dort auf den drei Tischen Weihrauch brannte, zur Ehre der Kaiserlichen Insignien, die man als heilige Gegenstände verehrt. Vor den Tischen wurde hier ein Teppich ausgebreitet, auf welchem die Kaiserin vor den Insignien niederknieen sollte. gen beendigt waren, begab sih der Präsident des Departements der Ceremonien mit seinen Räthen nach dem Palaste des hohen Rathes , um daselbst die Jnsignien des Reiches in Empfang zu nehmen. Ein Mitglied dieses Rathes Überreichte ihm die Kai- serl. Standarte, das Diplom und das Siegel, so wie auch eine mit der Unterschrift und dem Siegel des Kaisers versehene Ab- schrift des Diploms. Alle diese Gegenstände wurden in ihren Futteralen , in Begleitung eines glänzenden Gefolges, nach dem Kaiserl. Palaste getragen und daselbst, nah Entfernung der Fut- terale, auf die obengenannten Tische gelegt. Einer der ersten Reichs-Beamten hatte sich, der Verordnung gemäß, vor das öôst- liche Thor des Palastes gestellt, um die Standarte in Empfang zu nehmen und demjenigen, der sie bei der Prozession tragen sollte, zu úbergeben. Hinter ihm stand ein anderer Großwür- denträger, der bei dieser Gelegenheit die Befehle des Monarchen zu proklamiren hat. Beide müssen dabei das Antliß nach We- sten richten. Jn dem Augenblicke, wo der Kaiser erscheinen sollte, begaben sich die Beamten des Ceremonial- Departements in die inneren Gemächer des Palastes und berichteten Sr. Maj., daß Alles bereit sey, worauf der Kaiser in großer Gala scinen Wa- gen bestieg und sih mit einem glänzenden Gefolge nach dem für die Feierlichkeit bestimmten Orte begab. Bei der Annäherung des Kaisers ertônte von einem zahlreichen Orchester eine für diese Gelegenheit komponirte Musik. Sie verstummte, sobald der Kaiser den Thron bestiegen hatte. Gleich darauf hörte man ei- nen Peitschenschlag. Dies war ein Zeichen für den Ceremonien- meister, die sogleich die Personen, welche die Kaiserlichen Jn- signien tragen sollten, in Ordnung stellten. Nachdem diese Her- ren die ihnen angezeigten Pläße eingenommen hatten, befahl man ihnen, dreimal niederzuknieen und sich neunmal nach der Seite hin, wo der Kaiser saß, aufs Angesicht niederzuwerfen. Während dieser Kniebeugungen spielte die Musik aufs Neue. Hierauf seßten sich die Personen, welche die Jusignien tragen mußten, in Bewegung, geführt von den Ceremonienmeistern. Jm Hofe des Palastes angekommen, stellte man sie an der Morgen-Seite desselben auf, das Angesicht nah Abend gerichtet. Vor sie trat der Beamte, der die Befehle des Kaisers zu verlesen hatte, und kündigte ihnen mit lauter Stimme an, daß er sie mit dem

illen des Monarchen bekannt machen werde. Da stürzte Al- les auf die Knie, denn nur in dieser Stellung vernimmt man die Befehle Sr. Maj. Unterdessen näherte sich der Großwürdenträ- ger, dessen oben erwähnt wurde, dem Tische, auf welchem die Standarte lag, erhob selbige und gab sie in die Hände des dazu beauftragten Beamten , der sie knieend empfing, dann sich erhob und mit seinen Assistenten sich nah der Abendseite des Hofes begab. Die Anordner des Ceremonials traten hierauf an die Tische, auf denen die übrigen Jnsignien lagen, und trugen sie mit den darauf befindlichen Kleinodien ebenfalls fort. Nun se6te sich die Prozession nach dem Palaste der Kaiserin in folgender Ordnung in Bewegung: Voran ging der Standartenträger mit seinen Gehülfen, ihnen folgten diejenigen, welche die Tische mit dem Diplom und dem Siegel trugen. Sobald sie die große mittlere Treppe herabgestiegen waren, verweilten sie daselbst so lange, bis man das Diplom und das Siegel in ihre Futterale gelegt hatte. Hierauf ging die Prozession durch das Thor Tai-ho-min und machte wiederum Halt beim Thore Dsin-youn-min, wo die Eunuchen der Kaiserin in großem Ko- stúm erschienen, die Standarte, das Diplom und das Siegel in Empfang nahmen und sie bis an die Treppe des Audienz-Saa- les der Kaiserin trugen. Hier wurde das Diplom sowohl als das Siegel aus ihren Futteralen genommen und durch die Mit- telthúr in den Saal getragen. An diesem Eingange befand sich die Kaiserin mit zwei Damen, welche das Amt der Ober - Hof- meisterinnen bekleiden. Sobald die Prozession den Saal betre- ten hatte, folgte die Kaiserin den Jnsignienträgern und nahm an der Morgenseite des Gemaches Plaß, während . die Eunu- chen die Insignien auf die Tische legten und sich entfernten. Während der Prozession spielte die Musik außerhalb des Saales, dann hôrte sie auf. Die Kaiserin ward nun von ihren beiden Damen an den Plaß geführt, wo sie, nah der Verordnung des Ceremonien-Reglements, niederknieen muß, um die Verlesung des Diploms anzuhören. Auf diesem Plate befand sich die Kaise- rin gerade den Insignien gegenüber, mit dem Antliß nach Nor- den gerichtet. ZU beiden Seiten der Kaiserin standen vier Da- men; zwei andere, von denen eine das Diplom verlesen sollte, näherten sich dem Tische, auf welchem dasselbe lag, und kehrten sih der Westseite zu. Hierauf wurde die Kaiserin von den Ober -Hofnieisterinnen eingeladen, niederzuknieen. Als dies ge- schehen. war, erhielten jene beiden Damen den Befehl, das Do- kfument vom Tische zu nehmen. Eine derselben verlas nun das Diplom langsam und vernehmlich, um die Kaiserin vollkommen von dem Willen des Kaisers, ihres Gemahls, zu unterrichten. Nach geschehener Vorlesung überbrachte die eine dieser Damen, auf den Befehl einer der Öber-Hofmeisterinnen, das Dokument der Kaiserin, indem sie das linke Knie beugte. Die Kaiserin nahm das Diplom mit den Zeichen der tiefsten Ehrfurcht entgegen und úbergab es einer der Damen auf ihrer linken Seite. Diese empfing dasselbe knicend und legte es auf einen am Westende des

Nachdem alle diese Vorbereitun--

Saales befindlichen Tisch, Bei der Uebergabe des Siegels wur- den dieselben Ceremonien beobachtet, worauf die Ober-Hofmeistes rinnen die Kaiserin einluden, sich zu erheben und die vorgeschriebe- nen Verbeugungen zu machen. Die Kaiserin erhob sich, verneigte sich dreimal, fnieete dreimal nieder und warf sich eben so oft auf ihr Antli6. Während der Kniebeugungen spielte die Musik. Nachdem Alles dieses geschehen war, trat die Kaiserin, auf eine neue Einladung der Ober - Hofmeisterinnen, in die Mittelthúr am dstlihen Ende des Saales, worauf die Eunuchen die Standarte unter kriege- rischer Musik forttrugen. Die Kaiserin folgte der Standarte bis zu einem vom Reglement vorgeschriebenen Orte und kehrte darauf wieder in den Saal zurÜE. Als hierauf die Musik zu spielen aufgehört hatte, übergaben die Eunuchen die Standarte den Personen, welche sie bis zum Palast getragen hatten, und damit war die Feierlichkeit, unter welcher China eine neue Kai- serin erhalten hatte, beendigt.“

Aegypten

Deutsche Blätter melden aus Kahira vom 6. Dezem- bér: „Was ich Jhnen in meinem lebten Briefe als Vermuthung gab, ist nun {hon ernste Wirklichkeit geworden. Mehmed Ali hat beschlossen, nicht nur den ganzen Hedschas, sondern auch die reichen ‘Provinzen von Yemen seinem Scepter zu unterwerfen ; 20,000 Mann, größtentheils regulaire Truppen, sind im Laufe die- ser Woche dahin abgeschickt worden. Achmed Pascha, bisheriger Kriegs-Minister und Neffe Mehmed Ali's, hat den Ober-Befehl über die ganze Armee erhalten, und ist am 2ten d. von hier nah Suez abgereist, wo er sich nah Dschidda einschiffen wird, um daselbst das Hauptquartier zu bilden. Jbrahim Pascha, Achmed Pascha’'s Bruder, ist schon zum Gouverneur von Yemen ernannt, und wird bald aus Syrien zurückkehren, um seinem Bruder zu folgen. Die Eroberung der Küsten des Rothen Meeres wird wohl keine großen Anstrengungen erfordern ; shwerer möchte es werden, weit ins Jnnere zu dringen und die dortigen kriegerischen Stämme zu unterwerfen. Bekanntlich ist Yemen eines der reichsten Länder des Orients, daher auch dessen Besiß dem Pascha von Aegypten die glänzendsten pecuniairen Vortheile verspriht. Jch hoffe in meinem Nächsten Jhnen Mehreres sowohl über den Plan dieses Feldzugs, als Über den Zustand des sogenannten glücklichen Arabiens mittheilen zu können. Es läuft hier das Gerücht, daß die Engländer die kleine Flotte der Aegyptier im Rothen

eere, deren sich Turktschi Bilmes bemeistert hatte, vernichtet hätten; ih möchte es aber nicht verbürgen. Jm Lazareth zu Alexandria liegen sieben Pestkranke, die aber Alle aus der Tür- fei gekommen sind; da man sie der strengsten Quaran- taine unterworfen hat, so ist wohl vor der Hand für Aegypten nichts zu fürchten. Auch is jest noch nicht die der Verbrei- tung der Pest in Aegypten günstige Jahreszeit. Mehmed Ali hált sich fortwährend hier auf; er bewohnt bald seinen Pallast in Schubra, bald sein Schlo3 in der. Citadelle, und bald das seines vor einem Jahre verstorbenen Eidams. Es ist die Rede davon, eine polytechnische Schule unter Leitung Ethem Bey's, eines gelehrten Türken, der einige Jahre in Europa zugebracht, zu errichten; noch kann ih Jhnen aber darüber nichts Bestimm- teres mittheilen. Der Vater Enfantin ist noch immer in Alt- Kahira; er logirt bei Soliman Bey, einem Französischen Musel- manne, der als Adjutant Jbrahim Pascha's im Syrischen Feld- zuge viele Dienste geleistet hat, und überhaupt als Schöpfer der regulairen Truppen in Aegypten anzusehen ist. Mehrere St. Simonianer haben sich hier anstellen lassen, und ihre Uniform mit der des Türkischen Nisam vertauscht.‘

F 8: l6:10 Di

Berlin, 3. März. Am 22sten v. M. beging der Gene- ral-Rendant bei der Land-Feuer-Societäts-Kasse zu Königsberg in Pr., Karl Heinrich Schreiner, seine 50jährige Dienst-Jubel- feier. Jm Laufe des Vormittags erschien in dem Hause des Jubilars eine Deputation der Ost-Preußischen General - Land- schaft und der Land-Feuer-Societät. Der Syndikus der erste- ren, Herr von Queis, überreichte dem Gefeierten die Jnsignien des ihm von des Königs Majestät Allergnädigst verliehenen Ro- then Adler-Ordens vierter Klasse, und der General-Landschafts- Rendant OQuassowski im Namen der Landschaft und der Land- Feuer-Societät eine geschmackvoll gearbeitete silberne Vase. Von dem Vorgeseßten des Jubilars, dem Landschafts- und General- Feuer-Societäts-Dircktor von Brandt, ging ein Schreiben ein, worin dieser ihm zu seinem Ehrentage Glück wünschte, und zu- gleich sein Bedauern darüber ausdrückte, daß er durch Kränklich- keit behindert werde, dem Feste persönlich beizuwohnen.

Der Haupt-Civil-Bevölkerungs-Tabelle des Regierungs- Bezirks Merseburg für das Jahr 1833 zufolge, sind in die- sem Jahre 12,475 Kinder männlichen und 11,658 weiblichen Ge- \chlechts, überhaupt 24,133 Kinder, geboren, dagegen 9647 männ- lichen und 9176 weiblichen Geschlechts, Überhaupt 18,823 Jndi- viduen, gestorben, woraus sich ein Zuwachs von 5310 Seelen ergiebt. Jm Jahre 1832 betrug der Zuwachs nur 3769. Un- ter den 24,133 Gebornen sind 2456 uneheliche Kinder. Getraut wurden in den Städten 1833, auf dem Lande 3955, Überhaupt 5788 Paare. \

Meteorologische Beobachtung. : 1834. Morgens | Nachmitt. | Abends | Nach einmaliger 3 Mart. | 6; Up. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

Luftdruck.… (341,4 2 Par. 340,0 0 Var. (339,9 9 Par Quellwärme 6/2 ° M. Luftwärme |4- 1,6 ° R. —+ 6,6 ® R.|4 7,5 ® Rh as « Si unkt 1,8 0 N 1,9 0 N. fi 4,7 0 R. Flufwärme 2,2 N.

Dunfisättg.| 75 pCt, 68 pCt. 80 pEt. sBodenwärme 2,6 ® R. S O N: regnig. regnig. Typ E

Wetter. | ijer | regnid: | regio, Juan 0,0" 9 Wolkenzug | _— W. Niederschlag 0, 0 1 5 Rh.

Berliner D 0: Nee Den 3. März 1834.

Amtl. Fonds- und Geld- Coaurs-Zettel. (Preuss. Cour.) 7. Brief. Geldl Tri Cet,

E E T g E E T s

S S hala— Sah. 1 4 f 981 975 1 Grosshz. Pos. do. 4 | (10411

Pr. Engl. Anl. 18.| 5 1035 | f Ostpr. Pfandbr. | 4 | | 994 Pre, Engl. Anl. 22. c 1035 Pomm. do. 4 41061 4 Pr. Engl. Obl. 30.| 4 | 934 | 934 f Kur- u. Neum. do.| 4*| [1061 Präm.Sch. d.Seeb.| | 554 | 543 H Schlesische do.| 4 [106 Kurm, Obl. n. 1.C| 41941 R CAL N L O01 Neum. Int.Sch.db.| 4 | 972 (— "1Z -Séh.d.K.uN.|—] 67 E Berl. Stadt-Obl. | 4 | 994 L

Königsb. do. (dret f C HHOU. veliw. Duk.|—| 174 | EJbiager do. [44 97 rf if NGUe do. |— | | 181 Danz. do, in Lh. T 36+ | 364 f Foledrichsd’'or .. |—| 134 | 413 Westpr. Pfandbr. | 4 | | 985 Disconto... .|—| 351 47

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