1834 / 72 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Ern E E Ai: 11: DthÉe

Li E R a R Ch R

immer; man nennt Herrn J. A. Magalhaens für das Znnere, an die Stelle des Herrn Aguiar, Herrn Anselmo Braamcamp für die auswärtigen Angelegenheiten und Herrn M. de Mascedo Pereira Coutinho für die Justiz.“ S Ur ei,

Konstantinopel, 11. Febr (Allgemeine Zeitung.) Es ist hier wieder eine ernste Wendung der Dinge eingetreten, welche die Pforte in sichtbare Verlegenheit set. Man hatte ge- hofft , daß die Stipulationen mit Rußland endlich vergessen wä- ren, und ihrer keine Erwähnung mehr geschehen würde, sseht sich aber getäuscht. Die Englische Regierung kommt auf ihre frühe- ren Práätensionen zurück, weniastens wird davon laut in allen Salons von Pera gesprochen, ste scheint es als eine Art Ehren: sache anzusehen, in diesem Falle Recht zu behalten, und soll un- ter verschiedenen Vorwänden von der Pforte verlangt haben, sich den aegen Rußland eingegangenen Verpflichtungen zu entziehen. Diese Machricht fand Anfangs keinen Glauben, scheint aber den- noch wahr; nach den frühern fruchtlosen Versuchen soli Enaland ei: nen hdhern Ton angestimmt und von dem Sultan fast peremtorisch enen Entschluß verlangt haben, wozu er sich nicht gutwillig verstehen will noch kann. Man behauptet, der Englische Bot- schafter habe unlängst der Pforte eine Denkschrist überreicht, worin er die Ansichten seiner Regierung gegen den Traktat vom Sten Juli nochmals auseinander seßt, und deren Berücksichti- gung verlangt. Was sollen aber, fragt der Divan, alle diese indireften und direkten Ermahnungen heißen, wo steht irgend geschrieben, daß man wegen Abgang der Zustimmung eines Drit- ten gehalten seyn folle, den souverainen Prärogativen der Ng- tional-Uuabhängigkeit zu“ entsagen, und nicht nah Anleitung des eigenen Jnteresse's fär die eigene Sicherheit nach Gefallen Ver- bindungen einzugeßen? Es muß in der Welt weit gediehen seyn, wenn solche Anforderungen gemacht werden, wenn man sich über die ge- wöhnliche Schicklichkeit wegscßen, und sich in fremde, innere Angele- genheiten zu mischen anmaßen kann. Glücklicherweise besißt die Pforte wenigstens so viel Takt, um das Ernicdrigende der Stellung zu füßlen, die man ihr geben möchte; und hat sie vielleicht nicht Kraft genug, sich derselben mit dem Stolze beleidigten Selbst- gefühls zu erwehren, so isf sie doch gegen alle Drohungen und übel begründeten Jnsinuationen taub. Man versichert, daß in der Divans - Versammlung, wo das neue Anmuthen des Engli- schen Ministeriums zur Sprache kam, eine ungewöhnliche Be- wegung geherrscht, und die bedächtigen Musclmänner Ausbrüche der bittersten Unzufriedenheit gegen die sonst so hoch verehrte Englische Nation hätte laut werden lassen. Ohne Zweifel werden diese Unterhandlungen im Englischen Parlamente berührt werden; es dürfte daher nicht unnüs seyn, sie im Vor- aus öffentlih zu besprechen, damit das Englische Publikum in den Stand komme zu beurtheilen, ob die gegenwärtige Administration die Jnteressen der Nation wahcnehme, wenn sie Alles thut, um ihr die Zuneigung der übrigen Völker zu ent- ziehen. Bekanntlich werden durch freundschaftliche, Vertrauen erregende Beziehungen Handel und Jndustrie befördert, und nur unter dem Schirm des Friedens und der Eintracht können die Juteressen cines ausschließlich handeltreibenden Volks be- wahrer werden. Wie wenig darf man sich in London der Hoff- nunz überlassen, cine freundliche und Nugen bringende Auf- nahme im Auslande zu finden, wenn statt mit den andern Re- gierungen zu sympathisiren, das Englische Kabinet sich täglich weiter von ihnen entfernt! Frankreich etwa ausgenommen, wel- ches ader dem Britischen Reiche wenig materiellen Gewinn ver- schassen möchte, sieht die Englische Nation auf dem ganzen Kon- tinente ihre seit langen Jahren glücklich unterhaltenen freund- schaftlichen Verbindungen täglich lockerer werden, und bei einem ferneren Brharren in dieser angenommenen Politik dürfte der Drient bald gänzlich fük dieselbe geschlossen seyn.

Inland.

Berlin, 1!. März. Aus Köln schreibt man unterm 7ten d. M. „Gestern Nachmittag 4 Uhr fand die feierliche Einführung der Taubstummen- Schule in das derselben von der städtischen Behörde eingeräumte, auf Koßen des Vereins zux Beförderung des Taubstummen - Unterrichts zweckmäßig ausge- baute und eingerichtete Lokal der ehemaligen Rechts\schule in der Mi- noritenstraße, im Beiseyn eines zahlreichen Publikums, und unter dem Vorsize des Protektors des Vereins, des Erzbischofs von Köln, Gra- fen Spiegel zum Desenberg, statt. Der zweite Präsident des Verwal- tungs-Ausschusses erdfnete die Feier mit einer der Wichtigkeit des Ge- genjtandes entsprechenden Rede, machte auf die Fortschritte der Anstalt während des kurzen Bestehens des Vereins, und auf die erfreulichen Aussichten in die Zukunft aufmerksam, in fo fern es dem Vereine gelingen werde, die Theilnahme der Behörden und des Publikums für diesen höchst wichtigen Zweig des dffentlichen Unterrichts fernerhin rege zu erhalten. Nachdem der erste Lehrer der Anstalt, Hr. Gronewald, den Zöglingen in einer zum Beweise der Verständigung von den Ausgebildeten nachgesprochenen An- rede die größte der ihnen durch den Unterricht zugewendeten Wohl- that und die für sie daraus hervorgehende Verpflichtung zum in- nigsten Danke gegen Gott und die bürgerliche Geselischaft recht warm ans Herz gelegt hatte, ging er zu einer kurzen Prüfung über, welche die auffallendsten Resultate der bisherigen Wirksam- keit der Anstalt ergab, Am Schlusse ward die Erneuerung des Verwaltungs - Ausschusses vorgenommen , jedoch die Wiederwäh- lung der vier durch das Loos zum Austritt bestimmten Miktglie- der aílgemein beliebt. Mit tiefer Rühuung schieden die Anwe- senden, und mit den innigsten Wünschen für das fernere Auf: blühen der Anstalt, welche dem Wohlthätigkeits- Sinne unserer Mitbürger zur Ehre gereicht.“

In der Nacht vom ten auf den bten d. M. i ein Theil der bei Halle über die Saale führenden sogenannten hohen Brücke plö6lich E und dadurch die Communi- cation für schwereres Fuhrwerk über dieselbe gehemmt worden. Die Posten müssen jeßt einen andern Weg nehmen und können erst bei Kröllwiß über die Saale gesegt werden, wodurch ein Umweg entsteht, der ziemlih eine Stunde beträgt. Die Brücke selbst ist sehr alt und hatte seit dem Jahre 1806, namentlich durch die vielen Geschüge, daun aber auch durch die shweren Frachtwagen , welche über dieselbe auf dem Wege von Magde- burg und Halle nach Kassel und den Rhein - Provinzen gehen, stark gelitten. N

Am bten d. M, brach in dem Dorfe Bindersleben bei Erfurt ein Feuer aus, welches, durch den Wind {nell ver- breitet, in kurzer Zeit 13 Wohnhäuser mit Scheunen und Stal- lungen, im Ganzen gegen 40 Gebäude, in Asche legte.

In der Königsberger Zeitung liest man Folgendes: ¡Die diesjährige Schisffahrt ist in Memel am 3. d. M. auf eine hôchst sonderbare Weise eröffnet worden. Bei s{chdnem ru- higen Wetter kommt früh Morgens ein Englisches Schiff mit vollen

Segeln auf der Rhede an und steuert auf die alten Baken los, ohne |

die Lootsen abzuwarten und ohne von der neuen Bake und von der veränderten Fahrt Notiz zu nehmen. Gegen Mittag geräth es aufUn;-

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tiefen und bleibt sizen. Das Rettungs-Boot eilt zu ihm; der Capitain verläßt mit der ganzen Mannschaft das Schiff und gelangt glücklich ans Land. Unterdessen wird das Schiff wieder flott und in See getrieben; ein sanfter Nordwind, der sich, erhebt, dreht aber das Fahrzeug, auf welchem die Segel nicht eingezo- gen waren, um, und bringt es ohne alle menschliche Hülfe in die rechte Fahrt und glücklich in den Hafen, wo die erstaunte Mannschaft es wieder mit vieler Freude in Empfang nimmt.“ maren S NNALNE D 20m

Netrolo0g.

Foseph Wilhelm Baglan, am 30. Oktober 1777 zu Berlin geboren, stamuitec aus einer zur hiesigen Französtsch-reformirten Ge- meinde gehörigen Familie. Sein Bater, ein angesehener Kaufmann, war wegen sctner Frömmigkeit und strengen Rechtlichkeit allgemein geachtet, und so waren es wohl die ersten Eindrücke des âlterlichen Hauses, welche dem jugendlichen Gemüthe des Sohnes jene Gottes- furcht und Pflicht-Treue einprägten, die sich nachher bei vorgerücktem Alter in den verschiedensten Lebens-Beziehungen so s{hdn bewährten. Die ursprüngliche Neigung bestimmte dicsen für das Studium der Theologie, dem er sich auch bereits auf dem hiesigen Französisch- reformirten Seminar zu widmen angefangen, als ihn ein älterer Bruder, den er aufs zärtlichste liebte, und dex anfänglich denselben Beruf ergriffen, in aber später gegen den diplomatischen vertauscht batte, bewog, icnen Plan gleichfalls aufzugeben und sich für die Slaats-Geschäfte zu bestimmen. Er bezog daher 1796, nach Voll- endung seiner wißenschaftlichen Vorbildung auf dem hiesigen Fran- zösischen Gymnasium , das sich damals der Leitung des trefflichen Erman erfreute, die Universität Halle, um sich daselb| den Rechts- Studten zu widmen. Drei Fahre verlebte er hier, nur sciner wis- senschaftlichen Ausbildung e-geben, der ex mit aller Kraft oblag, und im Umgange mit ausgezeichneten, von gleichem geistigen Stre- ben beseelten junzen Mänueri; so daß die: Erinnerung an jene Zeit zu den schönsten feines Lebens gehdrte und er derselben oft im ver- traulichen Gespräche mit inniger Freude gedachte Besonders werth war ihm stes das Andenken an seinen Lehrer und Freund, den Ge- heimen Rath Professor Ebert ard, mit dem er noch lange Zeit naci- her im vertrauten Briefwechsel stand. Nachdem er seit 1798 beim hiesigen Kuigl. Stadtgericht und seit 1200 beim Kdnigl. Kammer- gericht als Referendarius gearbeitet, ward er 1503 als Assessor bei dem leßteren angestelit, zu gleicher Zeit aber Mitglied des damal3 noch bestehenden Französischen Kolonie - Gerichts. Der wissenschaftliche Eifer, der ihu auf der Universität belebte, b!icb ihm auch in seiner praktischen Laufbahn. Von dem Kreise geistrei- cher und strebender Männer, welche damals Berlin, noch vor Gcún- dung der hiesigen Hochschule, mit zu einem Mittelpunfte geistigen Lebens in Deutschland machten, wurde er gleichfalls angezogen uud gehörte ihm mehr oder minder an

So konnte er der heiter\sten Zukunft entgegenschen, als ihn im Fahre 1807, wo er nahe daran war, zum Kammergerichts-Rath be- fördert zu werden, niht nur das Schicksal des Vaterlands tief da- niederbheugte, sondern auch ein hartes häusliches Unglúck traf, das seiner Laufbahn eine andere Wendung gab. Ju diesem Fahre starb nämlich jener ältere vorhin erwähnte Bruder Louis Balan zu Lon- don, wo er als Legations-Rath bei der diesseitigen Königl. Gesandt- schaft angestellt war. Die innigste Zuneigung hatte beide Brüder miteinander verbunden, und noch in den lezten Augenblicken seines Lebens gedachte der jüngere mit mehr als gewöhnlicher Liebe ienes älteren, der sich durch Adel der Gesinuung, Licbenswürdigkeit des Geistes und Gründlichkeit seiner wgitumfasscnden Kenntnisse aus- zeichnete, und sich die Achtung und Liebe bedeutender Männer, z. B. Pitt’'s, erworben. Um so hárter mußte daher unsern Balan 1806 die Nachricht von der schweren Krankheit des Bruders treffen. Er eilte sogleich nah London, indem ihn Graf Haugwih, der dem leßz- tern persönlich schr wohl wollte, beauftragte, den Kranïen in seiz nen (Geschäften bei der dortigen Königl. Gesandtschaft zu unter- slúbßen. Er unterzog sich diesem ehrenvollen Auftrage zur Zufrieden- heit des auswärtigen Departements, kehrte aber schon 1807 mit den traurigsten Aussichten für das. Leben scines Bruders in die Heimath zurück, wo er auch bald die Nachricht von dessen Tode erhielt. Der Sorge fúr die hinterblicbene Wittwe und deren Kinder, die ihm nun vorzüglich oblag, unterzog er si{ch mit der ihm eigenen Pflicht-Treue und Gewisscnhaftigkeit. Da die Rathscarrière damals wenig Aussicht zur weitern Beförderung darbot, so suchte er eine Anstellung als Fustiz-Kom- missarius nach, die ihm auch 1505 beim hiesigen K. Stadtgericht wurde, von wo er 1812 in gleicher Eigenschaft zum K. Kammergericht überging. Jn beiden Verhältnissen genoß er fortwährend des Rufes ausgezeich- neter Rechtiichkeit und Geschäit&Erfahrung.

Schon längs war es sein Wunsch gewesen, in das auswärtige Minisierium zu treten. Der Auftrag, den ihm Graf Haugwiß 186 nach London gegeben, hatte ihn bereits mit demselben in Verbindung gebracht. Nähere Veranlassung zu sein.m Eintritt gaben aber zwei Reisen nach Frankreich in den Fahren 1814 und 1515, wo er mit Ueberbringung von Depeschen an den Fürst. n Staats- Kanzler beaguf- tragt war -und hierdurch in dessen Nähe kam. 41816 ward er zum Legations-Rath und vortragenden Nath in der damaligen dritten Section des Ministeriums ernannt, und bald darauf dem damaligen Wirklichen Gehcimen Legations-Rath v. Raumer für die Bearbei- tung der Haus- und Hoheitssachen, die damals unter der obersten Leitung des Fürsten Staats-Kanzlers standen, beigeordnet. Fn dieser neuen Stellung bewies er einen so ausgezeichneten Dienfsteifer und so umsîchtige Geschäfts-Kenntniß, daß er bereits 1815 zum Wirkli- chen Legations-Rath und 1829 zum Geheimen Legations-Rath er- nannt wurde. 1524 erhielt er zur Anerkennung seiner Verdienste de An Adler-Orden dritter Klasse und 18533 die Schleife zu

emselben.

Sein Geschäftskreis bezog sich besonders auf die 2te Abtheilung des auswärtigen Ministeriums, der er zuleßt vorzugüweise ange- hôrte. Namentlich gaben die Territorial - Ausgleichungen und Äb- findungen mit benachbarten Staaten, in Folge des Wiener Kongres- ses, thm Veranlassung, sein Geschäîts- Talent zu bewähren. Der Abschluß dreier hierauf bezäglichen Conventionen mit Schweden, Hannover und Sachsen - Weimar war seiner besonderen Leitung an- vertraut worden. Er fährte diese Verhandlungen mit solcher Um- sicht und Geschäfts- Erfahrung , daß ihm dafür nicht nur die Aner- kennung seines angebeteten Königs und Herrn, sondern auch die der fremden mitkontrahirenden Staaten wurde. 1818 erhielt er von Schweden den Nordstern - Orden, 1225 von Sachsen-Weimar das Komthurfreuz des Falken-Ordens und 1583) von Hannover das Com- mandeurkreuz des Guelfen- Ordens. 1832 wurde ihm seit dem Austritt des Wirklichen Geheimen Raths von Raumer aus dem auswärtigen Ministerium die Bearbeitung der Römisch - katholischen Angele- genheiten übertragen, in denen ex schon früher beschäftigt ge-

Erlassung dee Bulle de salule animarum gemachte amtliche Reise

nach Rom bezog. Außerdem war er Mitglied der seit 1827 beste-

A Prúäfungs-Kommisïïon für die Adspiranten zur diplomatischen arrière.

Neben diesem ausgedehnten Wirkungskreise als Staats-Beamter gedachte er stets der Pflichten, die ihm als Haupt einer ausgedehn- ten Familie und Mitglied seiner Kirche oblagen. 1810 verband er sich mit der Tochter des Geheimen Staatsraths Le Coq. Das reinste

Pei ras krônte diesen Bund. 41812 úbernahm er als Syndi- „Fus des Französis. Konsistoriums und deleusor piorum corpórum die Führung der Rechts- Angelegenheiten der Französischen Kirchen und milden Stiftungen, so wie die Vertretung der armen Mitglie- der der Kolonie vor Gericht, und behielt dieses Amt auch fortwäh- rend unter seinen veränderten Geschäfts --Verhältnissen bei; ja er behandelte die kirchlichen Angelegenheiten mit besonderer Liebe und O tana indem die’ tief in ihm ruhende religidse Richtung sie thm besonders wichtlg machte.

__ Einem so vielseitiger Thätigkeit gewidmeten Leben wurde er in seinem 57sten Fahre durch den Tod entrissen. Nach langen, mit

christlicher Ergebüng getragenen Leiden, entschlief ex sanft und

wesen, und worauf sich auch eine von ihm im Fahre 1821 kurz vor -

D, in Folge eines Nervenschlages, am 24. Februar Abendsg gegen 3 Uhr. / Strenge und ernste Pflicht - Treue sowohl gegen Gott, wie in seinen vielfachen menschlichen Beziehungen als Staats - Beamter, Familienhaupt und kirchlihes Gemeindeglied, war der Grundzug seines Charafters. Jhn beseelte die tiefste Gottesfurcht. Fes und treu hing er an dem Glauben seiner Kirche, wie er ihm von s\eineh Vätern ber überliefert worden. Jn seinen menschlihen Beziehun en folgte ex immer dem, was er cinmal für Recht und Pflicht er- annt hatte. Dem Könige und Staate treu ergeben, waren ihm die Anforderungen des Königl. Dienstes, denen er noch am Dage seines Todes einige Stunden widmete, das Hdchste; er erwarb sich dadurch, so wie durch seine ausgebreiteten Kenntnisse und seine große Geschäfts- Erfahrung die Achtung und Liebe seiner hohen Vorgeseßten und Amtzs- getrossen. Mit unermüdlichem Eifer und edler Freigebigkeit sorgte o dle Unterstüßung bedürftiger, ihm auf irgend eine Weise nahe estellter würdiger Familien. Nie, selb nicht in seiner Krank- cit, verließ ihn der rege wissenschaftliche Sinn, der thn schon alz Jüngling auszeichnete. Keine Erscheinung des geistigen Lebens ließ n unberührt, indem ec Alles mit dem lebhaftesten Fnteresse verfolgte.

In stiller, aber heiterer Frühstunde des 27. Februars ward er ne- ben seiner vorangegangenen Tochter zur Ruhe bestattet. Am Sarge widmete sein Jugendfreund, der Hof-Prediger Theremin , der dem Leidenden dur seinen trostreichen Zuspruch während seiner Krank: heit zur wahr.n Erquickung gereicht, dem Andenken des Dabhinge- schiederen einige innige und gefühlvolle Worte, wodurch er seine zahlreich versammelten Freunde besonders an die liebevolle Milde, an die sittlich frommen Regungen und das mächtige Verlangen nach Gott und ewigen Gütern erinnerte, die den Verklärten sicts durchdrungen und namentlich während seiner Krcknkheit gestärkt und erhoben hatten.

E E E Di S G ————_——————————_——————__—

Meteorologische Beobachtung.

| Moraens | Nachmitt. | Abends | Nach einmaliger 10 Uhr. Beobachtung.

Lustdrucck.… [338,5 1 "Par./336, 0 “Par |353,7 8 ‘Par jQueltwärme 6,5 ° R. Luftwärme [4+ 4,2° R. 8,1" R.|+ 4,4 © RIe(ußwärme 4,7 °R Thauvunkt |+ 2,4° R. + 6,7 ° R. 4 1,5 ° R e

1834. C 10. März. | 6 Uhr. | 2 Uhr.

Bi S:

Dunstisättg. | 56 pCt., | 90 pCt. j vall pCt. Bodenwärme 4,8 0 R, Wetter... | regnig. | Regen. albheiter. |, \ E

Witd .…... | W. | N W WNW. Ausdünst. 0,074 * Rh, Wolkenzug | | WNW. Pptiederschlag 0, 1 3 8”,

Bre Bor Den 11. März 1834. Áámtl. Fonds- und Geld-Cours- Zettel. (Preufss. Cour.)

T7 Brie} (G71 TITBrie/ (Geld. D D

St.- Schuld- Sch. | 4 | 984 | 98 WGrosshz. Pos. do. 4 | |11} Pr. Engl. Anl. 48.| 5 | [193 FOstpr Plndbr. | 4 | | 995 Pr, Engl. Ani. 22. 5 | [193 PPonm. do. 4 | [106 Pr. Engl Obl. 30.| 4 | 937 934 Kur- u. Neum. do.! 4 1065 | Prüm,.Sch. d.Seeh.| | 554 | 347 F Schlesizche do.| 4 1106 Kurm Obl.m.1.C| 4 [975 | 97 [Rkst.C.d.K.-u. N. —| 661 | Neum. Ini.Sch. do.! 4 | 975 | #Z.-Sch.d. K. u. N. |— | 67. | Berl. Stadt-Obl. | 4 | 99 —— -———

Königsb. do. 4 | | Îffoll. voliw. Duk. | 174 | Elbinger do. | 45 971 | Neue do. |—| | 181 Danz. do. in Th.|—| 365 | f Friedriched'or .… |—| 135 | 13 Wesipr. Pfandbr. | 4 | 995 | Disconto... —| 95 | 43

Preuf/ss. Cour.

Vec s . E T, Wechsel-Cours Brief \ Geld.

G 2ER, P L A P E D N V I co S 250 Fl. Kurz 11425 O 250 Fl 12 t [141i O 300 Mk. [Kurz 1524 | A 303 Mk. [2 Mi. 152 [1513 oe 1 LSt. |3 Mt. 6 2541/6 23 Pas ai s 90 Fr. 12 M. 817 Wie 150 Fl 42 0E 1045 | AUSSDOE e 150 V1, 2 Mt, 103Ï | DIESIAO s S 190 Tul. 2 Mr. 1 993 U, 100 Thl. |8 Tage [1027 Pren a E A 150 Fl. 2 Mit. (1025 Peer bUg . C 100 Rbl. [3 Woch. | | 304 Warschau . N 600 Fi. Kurz —-

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 6 März Niederl. wirkl. Schuld 497. 58- do. 947 Ausgesetzte Schuld Is. Kanz-Bill, 22,7 418 Amort. 895. 348 713. OVesterr. 9542, Preuss Prämien-Scueiue 955. Russ. (v. 1828) —. (v. 1831) 947 »g Span.

61. 35 404. London, 4. März. 35 Conus. 917. Bras. 74. Span. (v. 1821) 324. 38 44. Holl. 58 97. 246 904. Port 69, Russ. 1047. Griech. 30. (v. 1%33.) 104. Belg. 98. Fraukfuri a. M., &. März. Vesterr. 58 Metall. 987. 9817. 48 897. 8913, 210 531. 12 25 Br. Bank-Actien 1518. 1517. Part.-Obl. 139. 1383, Loose zu 100 Fl, 207 G. Holl. 58 Obl. v. 1832 94. 9315. Poln. Loose 6214. Preuss. Prm.-Sch. 545. 541, do. 48 Aul. 923. 58 Span. Reute 60. 597. 35 do. perp. 39#. 397. Paris, 5. März. 55 Rente pr. compt. 106. 45. tin. cour. 106. 60. 38 pr. compt. 77. 35 fin cour. 77. 50. 58 Neap. pr. compt. 93. 25. tin cour. 93. 35. 58 Span. perp. 613. 38 do. 393. 58 Belg. 995. 58 Röm. —.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 12. März. Jm Schauspielhause: Zum erstenmale wiederholt: König Manfred, historische Tragödie in 5 Abthel: lungen und einem Vorspiel, von Raupach.

Donnerstag, 13. März. Jm Schauspielhause : Zum ersten- male: Lieb? im Kriege und Krieg um Liebe, Lustspiel in T Akt, aus dem Französischen, von Adalbert v. Thale. Hierauf ; Leon- tine, oder: Die Prophezeihung, Drama in 3 Aufzügen.

Freitag, 14. K m Opernhause: Zum erstenmale: Diè Deutschen Herren in Nürnberg, Oper in 3 Abtheilungen, ver- faßt und in Musik geseht von dem Freiherrn v. Lichtenstein.

Im Schauspielhause: Pour la seconde représentation de Mr. Jerrmann: 1) Tartuffe. ou: l’Imposteur, comédie en 5 acies et en vers, par Molière. 2) Le Dey d’Alger à Paris, vaudeville en 1 acte. (Dans la première pièce, Mr. Jerrmanun remplira le róle de Tartufte.

Königstädtisches Theater. Mittwoch, 12. März. Hinko, der Stadtschultheißen-Sohn von Närnberg, Schauspiel in 5 Akten, mit. einem Vorspiel „der jüngere Sohn“‘/, von Charlotte Birch-Pfeiffer.

Redacteur Cottel.

Gedruckt hei A. W. Hayn.

Allgemeine

_Preußisde Staats-Zeitung.

f: fa. i

Amtlihe Nachrichten. rent Leo T

î Des Königs Majestät haben dem Administrator des Re-

nonte- Depots Jurgaitschen, Ober-Amtmann Þr. Ramdohr,

Men Charakter als Amts - Rath zu ertheilen und das diesfällige atent für denselben Allerhöchst zu vollziehen geruht.

Bekanntmachung. 7 Dur die Allerhöchste Ordre vom 28. Februar d. J. hat des Königs Majestär die bisher zu Naumburg an der Saale hestehenden beiden Messen, von welchen die eine am Montage Hor Ostern oder nah Palmarum, die andere am ersten Mon- age im Monate September eintrat, abgeschafft und statt ihrer ie Wiederherstellung der Petri-Paul- Messe angeordnet, welche Im 20. Juni jedes Jahres ihren Anfang nehmen und 3 Wochen Mauern wird. 7 I Dies, und daß diese Einrichtung schon im laufenden Jahre Nattfinden, folglich die nächste Oster-Messe nicht gehalten werden Fpird, bringen wir zur Kenntniß des betheiligten Publikums. R Berlin, den 5. März 1834. Der Minister des Junern für Handels- A und Gewerbe - Angelegenheiten. v. Schuckmann.

L

Der Finanz-Minister.

Maa ssen. N Das áte Stúck der Gese -Sammlung, welches heute aus- egeben wird, enthäst: unter F Nr. 1504, die Erklärung wegen des zwischen der Königl. Preu- ßischen und der Regierung des Freistaats Krakau getroffenen? Uebereinkommens rücksichtlich der gegen- seitigen kostcnfreien Erledigung gerichtlicher Requi- sitionen in Armensachen. Vom 10, Januar d. J. und die Allerhdchsten Kabinets-Ordres unter - 1505, vom 26. Januar d. J. , betressend die Berechnung des Wérthstempels in .Konkurs- und Liquidations- h) Prozessen; ; 1506, von demselben Tage, wodurch der §. 5 des Rang- j Reglements vom 7. Februar 1817 hinsichtlich des Polizei - Präsidenten der Haupt- und Residenzstadt L Berlin modificirt worden ; - 1507, vom 30. Januar d. J., wonach in der Provinz i Westphalen das Nichteinziehen zu den Uebungen des E ersten Aufgebots der Landwehr erst nach dem zurück- H gelegten Z3sten Lebensjahre stattfinden soll, und / 1508, vom 1sten v. M., die Verleihung der revidirten Städte-Ordnung an die Stadt Dortmund betreffend. Berlin, den 13. März 1834. Debits-Comtoir für die Geseßz-Sammlung.

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Abgereist: Der Kaiserl. Oesterreichische Appellations-Prä- ident in der Provinz Nieder - Oesterreich, Freiherr von Gärt- Rer, nah Wien.

Zeitungs-Rachrichten. Ausland.

Frankreid.

T Paris, 5. Márz. Gestern Abend ertheilte der König em General Darriule und dem Herzoge von Choiseul Privat- Audienzen. Der Temps enthält Folgendes: „Der Marschall Soult Mheint endlich von der Unmöglichkeit, gegen die Budgets - Kom- Mission anzukämpfen und die zur Aufrechthaltung des von ihm Meabsichtigten Esfektiv:Bestandes der Armee nothwendigen Kredite u erlangen, überzeugr zu seyn. Einige Wibßlinge hatten behaup- Mt, daß dies eine Kabinets-Frage sey; aber der Marschall Soult M zu erfindungsreich, als daß er nicht auf Mittel fallen sollte, Um sein Spiel dennoch zu gewinnen. Der Plan, den man de- nitiv festgestellt hat , besteht darin, die Zahl der Compaonieen des Jnfanterie - Bataillons auf 6, und die der Schwadro- Men jedes Kavallerie - Regimentes auf 4 zu reduciren. Die Soldaten und Unter - Offiziere sollen mit unbestimintem Urlaub tlassen, und die Offiziere à la suite gestellt werden. Um die Dahl der Offiziere à la suite in jedem Regimente st#o viel als öglich zu vermindern, und um zu gleicher Zeit eine bessere ussicht zum Avancement zu erdfnen, hat man sich entschlossen, pensioniren: 1) die Obersten, welche 58 Jahr alt sind; 2) die Oberst- Lieutenants und Majors, welche 55 Jahr alt sind, Und 3) die übrigen Offiziere, welhe 30 Jahre gedient haben, r Alter mdge seyn, welches es wolle. Man arbeitet in die- Mem Augenblicke an einer Kdnigl. Verordnung Úber diesen wich- gen Gegenstand. Diese Maßregel ist von großer Bedeutung. Es ohne Zweifel nüslich, den jüngeren Offizieren eine Aussicht uf Avancement zu eröffnen, ihren Eifer rege zu erhalten, und em Verdienste Belohnungen zuzusichern; aber auf der anderen Deite ist es auch von Wichtigkeit, der Armee nicht die bewährte Erfahrung einer Menge vortrefflicher Offiziere zu rauben, die ch noch in voller Kraft befinden, und od durch den Grund- ß, den man gufstellen will, berührt werden können. Jn der hat sind viele Militairs, die mit 16 Jahren Dienste genommen aben, noh Capitaine, obgleich sie hon 46 Jahre alt sind. Diese Offiziere sind in der Kraft der Jahre, und es scheint uns icht allein ungerecht, sondern auch unpolitish, ihnen jeßt {hon ‘de Aussicht auf Avancement entziehen zu wollen.‘/ | Jn der vorgestrigen Sißung der “Akademie der Wissen- haften wurden zwei Briefe vorgelesen, welche der See - Mi- ister von Herrn Lemahout, vormaligem Professor der Natur- deschichte zu St. Brieuc, erhalten hat, und worin über die erkwürdige Strandung von 29 Delphinen Bericht erstattec

Berlin, Donnerstag den 13ten März

wird. Es heißt darin unter Anderem: „Am 31. Januar d. J. Abends gegen 9 Uhr hörte ein am Ufer aufgestellter Zoll-Beamte ein dumpfes Geräusch, welches durch eine steigende heftige Be- wegung im Wasser veranlaßt wurde, und da er sich näherte, um die Ursache desselben zu erforschen, konnte er, troß der Dunkelheit, in einer kleinen Bucht einen Haufen Thiere er- bliken, die er für Meerschweine hielt, und auf die er sein Ge- wehr abfeuerte. Eines der Thiere ward verwundet, und wurde, als es Klagetône vernehmen ließ, sogleich von dem ganzen Haufen umgeben, der aus § männlichen und 21 weiblichen Thieren bestand. Der Zoll - Beamte benußte diesen Augenblicë der Verwirrung und der eintretenden Ebbe, um Hülfe herbeizuholen. Einigen Männern und acht Pferden gelang es, nicht ohne Mähe und Gefahr, alle jene Thiere vor dem Wiedereintritt der Flut an's Ufer zu ziehen. Es waren Delphine. Das Gewicht des {wersten unter ihnen wird auf 2500 Kilogr., das des kleinsten auf 150 geschäßt; der größte ist 67 Mètres, der kleinste 2 Mètres lang. würdiger Umstand is der, daß der kleinste Delphin, als man ihn der Mutter an die Brust legte, sogleih zu saugen anfing.“ Herr Geoffroy St. Hilaire, der bekanntlich die Delphine nicht zu der Zahl der Säugethiere gerechnet wissen will, protestirte gegen die le6tere Bemerkung des Herrn Lemahout, und trug auf eine genaue Untersuchung des erwähnten Umstandes an.

Aus Toulon meldet man vom 27. Febr.: „„Die Franzd- sische Regierung, benachrichtigt, daß ein Oesterreichisches, aus ei- nem Hafen Dalmatiens abgeganaenes Schif} mehrere Polen, worunter die Generale Kinski, Kaminski und Czerwinski, an Bord hätte, und befürchtend, daß dieses Schiff an den Küsten des 5ten Arrondissements landen dúrfte, hat den See- Behörden Befehl gegeben, durch alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel die Einfahrt des Schiffes „Constant “‘, Capitain Martinerlach, an dessen Bord sich jene Flüchtlinge befinden, zu verhindern.“

Zu Rouen hat das Banquierhaus Roland und Comp. seine Zahlungen cingestellt.

Großbritanien und Jrland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siíiz- zung vom 6ten März. Auf eine Frage des Lord Ellenbo- rough erklärte Graf Grey, daß eine Bill in Bezug auf den Zehnten-Austausch vorbereitet sey und dem Hause baldigst vor- gelegt werden dürfte, so wie, daß, abgesondert von dieser Bill, auch eine Maßregel zum Austausch Sr Kirchen-Steuern einge- bracht werden würde. Lord Wynford brachte eine Bill ein, in Folge deren künftighin die von den Gerichtéhöfen Englands und Jrlands in Schuldsachen gefällten Urtheile gegenseitige Kraft haben sollen, so daß, wenn die Gerichte eines von beiden Ländern in einer solchen Sache erkannt haben, in dem andern kein neuer Prozeß deshalb eingeleitet zu werden brauchte. So wie das Geseß jet steht, kann nämlich ein Schuldner, gegen den in den einen Lande ein Erkenntniß erlassen worden, sich den Fol- gen desselben dadurch entziehen, daß er sih in das andere be- giebt, wo dann erst wieder ein neuer Prozeß gegen ihn anhän- gig gemacht werden muß. Demnach soll fortan nicht mehr das eine Land den verurtheilten Schuldnern des anderen zur Zu- flucht dienen. Lord Wynford bemerkte auch, daß es leicht seyn würde, wenn man sich gehdrig darüber verständigte, seinen Plan auch auf diejenigen Schuldner auszudehnen, die ihre Zuflucht nach fremden Ländern nehmen. Der Lord - Kanz(ler billigte die vorgeschlagene Maßregel und sie wurde zum ersten- mal verlesen. Es wurden sodann noch mehrere Bitt- schriften überreicht, von denen jedoch nur eine zu nähe- ren Erörrerungen Anlaß gab. Sie rührte von 360 Ein- wohnern des 555 steuerpflichtige Jndividuen zählenden Kirchspiels St. Botolph her, die sich darüber beschwerten, daß sie eine enorme Summe zur Unterstü6ung der Hierarchie beitragen müßten. Dies bestritt der Bischof von London, indem er sagte, daß die Bürger von London jeßt nur noch 2 Shilling 9 Pence auf das Pfund von dem Ertrag des Haus-Zinses zur Unterstüßung der Geistlichkeit zu zahlen hätten, während diese Abgabe früher 3 Shilling 6 Pence betragen habe; jo wie das Gesel jeßt stände, hätte daher der Pfarrer jenes Kirchspiels 7000 Pfund jährlich fordern können, aber er habe sich nur 1 Shilling von dem Pfunde entrichten lassen, was jährlich nur 2500 Pfund betrage: die Beschwerde sey also jedenfalls sehr ungerecht.

Unterhaus. Sißung vom4. März. Jn der Mor- gen-Si6ung gab eine auf die Zehnten bezügliche Bittschrist zu lebhaften Debatten Anlaß, wobei sich namentlich Sir R. Peel zu Gunsten der Geistlichkeit vernehmen ließ und das Haus er- mahnte, daß es sich nicht zu einer Beraubung derselben solle verleiten lassen. Jn der Abend-Sibung ersuchte Herr O'Con- nell um die Erlaubniß, eine Bill zur Verbesserung der Jrlän- dischen Geschworenen - Gescße einbringen zu dürfen, ließ sich je- doch durch die Bemerkung des Herrn Littleton, daß man doch erst die Wirkung des jetzigen Geseßbes, das erst seit 6 Monaten in Kraft sey, besser erproben müsse, ehe man zu einer neuen Maßregel schreite, dahin bewegen, seine Motion zurückzunehmen. Herr S eda erhielt die Erlaubniß, eine Bill zur Verbesse- rung der Geseke Über die Bestehung bei den Parla- ments - Wahlen einbringen zu dürfen. Hierauf trug Herr Buckingham in Folge einer früheren Anzeige darauf an, daß ein besonderer Ausschuß ernannt werden möchte, um über einen Plan zu berathschlagen, wie man am zweckmä- ßigsten Matrosen für die Königliche Marine ausheben könne, ohne zu dem gewaltsamen Pressen seine Zuflucht zu nehmen. (Vergl. die Sibung des Oberhauses vom Zten.) Sir J. Gra- ham befämpfte diese Motion und brachte als Amendement da- zu in Vorschlag, daß das Haus ihm erlauben möchte, eine Bill einzubringen, als deren Grundzúge er angab, daß ein allgemei- nes Verzeichniß der auf den Kauffahrtei-Schiffen dienenden Ma- trosen aufgenommen und daß aus diesen immer eine gewisse Zahl für den Dienst der Königlichen Marine - durch Kugel- Wahl ausgehoben werden sollte, wodurch das Matrosen-Pressen

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für gewdhnlih wegfallen würde, daß jedoch der“ Regie- rung die Befugniß vorbehalten bleiben solle, in Fällen dringender Noth zu dem gewaltsamen Pressen zu schrei- ten. Der Minister versprach auch, daß dieser Maßregel noch mehrere andere Anordnungen zur Verbesserung der Lage der Matrosen folgen sollten; die Regierung, sagte er, wolle dem Hause vorschlagen, daß der Antheil, den die Matrosen von dem Prisengelde empfingen, erhöht und daß ihnen noch mancher an- dere Vortheil gewährt würde. Dieses Amendement wurde mit 218 gegen 130, also mit einer Majorität von 88 Stimmen zu Gunsten der Minister, angenommen und der ursprüngliche Antrag des Herrn Buckingham demnach beseitigt. Gegen den Schluß der Sißung wurde noch ein Antrag des Herrn Wig- ney, daß eine Adresse an Se. Majestät gerichtet werden möchte, mit dem Gesuch, daß einem gewissen Herrn Cohen, der wegen Preß-Vergehen im Gefängniß von Chelmsford ibt, seine Strafe erlassen werde, mit 58 gegen 21 Stimmen verworfen.

Sib6ung vom 5. März. Jn der Morgen-Si6ung dieses Tages spannen sih die Debatten über die eingereich- ten Bittschriften so schr aus, daß mehrere Mitglieder sich dar- úber beklagten, daß man ganz gegen die parlamentarischen Regeln verstoße, die das Haus zu seiner eigenen Bequemlichkeit festge- seßt habe. Jun der Abend - Sibung wurden die Bills, wonach den Orten Carricffergus und Stafford das Wahl-Recht entzogen werden soll, zum zweitenmale verlesen, und die Bill, wodurch dasselbe mit Warwick geschehen soll, passirte den Ausshuß. Herr Halcomb widerseßte sich diesen Bills am meisten, so daß die Lte Zeitungen der Meinung sind, er möchte wohl von den Freisassen, die das Wahl-Recht verlieren sollen, bestochen worden seyn. Diese Blätter bezeichnen übrigens das Durchgehen jener Bills als einen großen Fortschritt ge Verhinderung dex Be- stehungen. Der Ausschuß über die Bill, wodurch den Liverpoo- ler Freisa\sen das Wahl-Recht entzogen werden soll, vertagte si; auf Verlangen des Lord Sandon bis zum nächsten Mittwoch. Auf den Antrag des Herrn Halcomb wurde sodann ein besonderer Ausschuß ernannt, um zu untersuchen, ob nicht durch die Un- terzeihhnung und Ueberreichung einer angeblich von Einwohnern des Fleckens Leamington Spa herrührenden Bittschrift, worin das Unterhaus um Ausdehnung des Wahl-Rechts von Warwick auf Leamington ersucht wird, die Privilegien des Hauses ver- leßt worden seyen. Herr G, Ferguson erhielt die Erlaubniß, eine Bill zur Verbesserung eines unter der Regierung Georg's I. durhgegangenen Geseßes einzubringen, wodurh die Be- bauung wüster Ländereien in Schottland befördert werden soll. Herrn Brougham ward gestattet, eine Bill in Bezug auf die Führung allgemeiner Sterbe - Listen einzubringen, und Herr Murray legte dem Hause seine Bill zur Aufhebung der je6i- gen Gesetze in Bezug auf die in England unternommenen An werbungen für fremde Regierungen vor.

Sißung vom 6ten. Herr Hume brachte heute seine Motion in Bezug auf die Korn - Geseze zur Sprache; er trug nämlich darauf an, daß das Haus sich in einen Ausschuß ver- wandeln möge, um darüber zu berathschlagen, ob es nicht ange- messen sey, an die Stelle der je nah dem verschiedenen Preise des in England erzeugten Getraides stets wechselnden Zölle eine feste Abgabe auf fremdes Getraide zu legen. Zur Begründung seines Antrages äußerte sich Herr Hume im Wesentlichen fol- gendermaßen : „Wir sehen auf der einen Seite die große Masse des Volks, die sich nah Erleichterung der Lasten sehnt, von de- nen sie so lange und so schwer bedrükt wird; auf der andern die wenigen Privilegirten, die eine ungerehte Macht erlangt haben und diese nun mit Gewalt festhalten wollen, wie sehr auch die Andern darunter leiden mögen. J wohl, dies will ih cinen Jeden auf sein Gewissen fragen, in den leßten 30 Jah- ren dem Arbeiter und dem Gutsbesizer gleiher Schuß gewährt worden? Aus dem Bericht des Ackerbau - Ausschusses vom Jahre 1821 werden Sie ersehen, daß die Gutsbesiger von der frühesten Zeit an alles Mögliche aufgeboten ha- ben, den Werth ihrer Erzeugnisse unnatärlih zu steigern. (Hört!) Seit 1660 bis jest hat das Parlament sich fort- während bemüht, bald durch hohe, bald durch niedrige Zölle, bald durch Prämien, den Preis der Nahrung des Volks künstlich in die Hdhe zu treiben; aber die Umstände haben gezeigt, daß es unmöglich war, dieses Ziel zu erreichen, bis im Jahre 1815 das jeßige Prohibitiv-System angenommen wurde. Nun zeigt sich aber Jedem beim ersten Blik, daß die Vermehrung der Volkszahl nicht unter den Ackerbautreibenden, sondern unter den Fabrik-Arbeitern stattgefunden hat, und daraus folgt auch, daß man” für den Wohlstand dieser Leßteren sorgen und auf stete Vermehrung derselben bedacht seyn muß. Die Be- schäftigung von Arbeitern beim Landbau muß der Natur der ache nach eine beschränkte seyn und würde ih nicht sehr erweitern lassen; das einzige Mittel also, die Armen- Taxen zu vermindern, besteht darin, daß man den Fabriken Aufmunterung zu Theil werden läßt, damit wir dem Auslande für sein Getraide unsere Fabrikate an Zahlungstatt anbieten kön- nen. Jn den Jahren 1717 bis 1800 hielt die Zunahme des Getraidebaus in England mit dem auf dem Kontinent gleichen Schritt; kaum aber waren die Prohibitiv-Geseße erlassen, als der Getraidebau in England stehen blieb, während er auf dem Festlande immer mehr zunahm; und wenn Sie daher dennoch sehen, daß die ¡Bevölkerung von England sich seitdem beinahe verdoppele hat, so müssen Sie zugeben, daß dies allein in der Steigerung der Fabrication seinen Grund hat. Wir müssen also unseren Fabrikanten den größtmöglihen Absatz zu verschaffen suchen; kann dies aber wohl geschehen, wenn wir nicht von anderen Ländern das dagegen annehmen wollen, wo- mit sie uns versehen können? Wenn die Korn-Gesege nicht be- ständen, könnte unsere Fabrication noch verdreifacht werden; die Folge ihrer Aufhebung würde seyn, daß der Arbeitslohn fallen und daß der Britische Fabrikant im Stande seyn würde, mit dem des Festlandes von Europa und Amerika zu konkurriren.“ (Beifall von der ministeriellen Seite.) Der Redner ging nun auf nähere Details ein, um seine Behauptungen mit Beweisen zu