1834 / 77 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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men und nicht übereilten Verkehr geschehen würde, und so darf man allerdings auch die Hoffnung hegen, daß die Preise in Folge der Aufhebung der Korn -Geseßze sich ermäßigen könnten. Allein vor allen Dingen behalte man den Vortheil im Auge, den die nothwendig daraus hervorgehende Verminderung der Differenz in den Preisen mit sich bringt. Den Ruin unserer Pächter und Landbesißer hat das Schwanken in denselben her- beigeführt, und dies ist die Folge des Prohibitiv -Systems ge- wesen. Meine Besoraniß, das Haus werde dies System, wel- ches dem Volke die Nahrung entzieht oder doh streitig macht, für das einzig richtige ansehen, wird sih zweifelsohne bestäti- gen; allein es genúgt mir, daran erinnert zu haben, daß Maß- regeln dieser Art keinen dauernden Bestand haben fönnen. Nach Herrn Poulett Thomson, nahm Herr Baring im entge- gen“¡esezten Sinne das Wort. Seine Behauptungen gingen im Wesentlichen dahin, das Haus müsse schon: deswegen gegen den Ántrag des Herrn Hume stimmen, weil die Minister erklärt hât- ten, durchaus in kcine andere als die von ihnen vorgenommene Veränderung des Einnahme-Systems zu willigen, das Haus habe durch die bedeutende Majorität bei Verwerfung des auf die Malz-Taxe bezüglichen Antrages gezeigt, daß die Nation zu den Ministern Vertrauen habe, während es durch Annaßme des Hume’ schen N beweisen würde, daß das Vertrauen auf- gehört habe. Was übrigens die Frage selbst betreffe, so seven die Anga- ben der Gegner, daß der Schuß-Zoll auf Korn erst im Jahr 1815 ange- fangen habe, ungegründet, da schon vorher ein hdôherer Zoll bestanden habez die seitdem eingeführte Maßregel habe aber noch besseren Erfolg gehabt, als diè frühere; die allgemeine Stimmung des Volkes gegen dieselbe sey entweder durch aufregende Schriften des Auslandes, oder dur die Vorstellung erzeugt worden, daß eine Veränderung des Korn- Geselzes größere Wohlfeilheit der Lebensmittel nach sich ziehèn werde; hinsichtlich der leßteren Be- hauptung acceptire er das Zugeständniß des Hrn. Thomson, daß sie ungegründec sey; sollten die ferneren Aufstellungen der Geg- ner, daß nämlich England als handeltreibende Nation bei der Freigebung des Korn-Handels seine Gewerbt ätigkeit verdoppeln würde, so wahr seyen, als sie es nicht sind, so würde es dennoch sehr die Frage seyn, ob sich die auswärtigen Staaten, wenn die Eng- lische Gese6gebung jene Freiheit des Korn-Handels einführen wollte, sich zu einer gleichen Maßregel entschließen möchten; er (Hr. Ba- ring) zweifle daran. Herr Hume, Herr Thomson und um das Trio voll zu machen, der Dr. Bowring, der von den aus- wärtigen Mächten für das größte Genie unter den Oeckonomisten gehalten werde, würden schwerlih im Stande seyn, die Ameri- kaner, Franzosen, Russen und Deutschen zu desfallsigen Conces- sionen zu bereden. Der Redner ging dann auf die Vorzüge einer wechselnden Scala für die Korn-Zölle über, diese beständen nämlich hauptsächlich darin, daß der ein für allemal bestimmte Zoll, ohne Rücksicht auf die Masse der inländischen Produkte festgeseßt werden müsse, während bei dem gegenwärtigen System ausländisches Korn zugelassen wird, wenn das inländische nicht Le und zurückgewiesen wird, wenn wir genug im tande haben. Der Verfolg der Nede, welcher das Thema behandelte: so lange man nicht die Witterung in. allen Jahren gleich machen könne, werde man niemals zu festen Brod-Preisen gelangen , enthielt hauptsächlih beißende Ausfälle gegen Hrn. Hume, durch welche dessen Antrag lächerlich gemacht werden sollte. Sie waren der Art, daß Hr. Fryer Gelegenheit nahm, darüber sein Bedauern zu äußern, daß einEnglischer Gentleman auf solcheWeise über die Angelegenheiten des Landes sprechen könne und keinen Anstand nehme, sich über die Noth des Volkes lustig zu machen. Im ferneren Verlauf der Debatte ließ sich unter Anderem Hr. Whitmore folgendermaßen vernehmen: „Jch erscheine vor Jhnen nicht als Philosoph, sondern als Pächter , Und in dieser Eigenschaft muß ich sagen, daß ih mit den Ansichten des ehren- werthen Mitgliedes für Essex (Herrn Baring) nicht überein- stimme. Es ist durchaus eine Täuschung, wenn man behauptet, daß durch die jeßigen Korn-Geseße hohe Preise erhalten würden. Meine tägliche Erfahrung überzeugt mich davon, daß dies nicht der Fall ist. Jch gebe zu, daß die Preise steigen müssen, sobald es an Getraide fehlt; wenn aber wieder reichliche Vorräthe da sind, werden sie augenblicklich wieder fallen. Wie war es im Jahre 1822? Obgleich die Preise wegen der Mißärndte von 1817 im folgenden Jahre gestiegen waren, gingen sie doch im Jahre 1819 wieder herunter und fielen bis 1822 immer mehr. Fn diesem Jahre erreichte der Quarter Weizen den unerhört niedrigen Preis von 38 Shilling. Jn Folge des Getraide-Man- gels von 1828, 1829 und 1830 stiegen die Preise in diesen Jah- ren; kaum aber war die Ursache fort, als sie wieder sehr schnell heruntergingen. Jch halte es für ganz unmöglich, durch irgend ein Mittel hohe Preise zu erhalten, wenn kein Mangel an Vor- rath ist. Jch glaube nicht, daß die Vertauschung des jeßigen Zoll-Ta- rifs gegen einen festen Zoll von 10 Shilling für den Quarter Weizen die Folge haben wúrde, den Preis weiter als auf 50 oder 52 Shilling herabzubringen; eben so wenig glaube ih, daß der Pächter jemals im Stande seyn wird, den Preis auf einem hd- heren Fuß zu erhalten, es sey denn, daß Noth an Lebensmitteln eintrete. Jn Zeiten des Mangels aber würde ihn der erhöhte Prets den er dann für sein Getraide bekäme, für einen solchen usfall entshädigen. Man wird finden, daß der Durchschnitts- preis des Weizens sich in den Jahren 1791 bis 1825 auf 45 Shill. 11 Pence für den Quarter belief. Der Preis, zu wel- hem man in Danzig den Weizen kaufen kann, ist 33 Shilling; fügt man hierzu 10 Shill. für Fracht und 10 Shill. Zoll, so wird man schen, daß der Preis des Weizens in England ungefähr gleich zu stehen kommen würde. Jch bin überzeugt, daß dem Pächter und dem Gutsbesißer aus der vorgeschlagenen Verän- derung kein Nachtheil erwachsen wird. Wenn die Preise durch diese Maßregeln nicht bedeutend leiden, und der sehr ehren- werthe Herr (Thompson) hat gezeigt, daß dies nicht der Fall seyn wird, so is es klar, daß dem Anbau des Bodens dadurch fein Eintrag geschehen kann. Meine Ansicht is, daß unsere Handels - und Manufaktur - Jnteressen den höchsten Wohlstand erreichen, und daß selb| die Steuern würden vermindert werden können, wenn man den Hülféquellen des Landes vollen Spiel- raum gâbe und alle noch unentfaltete Kräfte zur Entwickelung brächte. Dann würden die Ackerbautreibenden fürjedes unbedeutende Fallen der Getraide- Preise, das in Folge der vorgeschlagenen Veränderung der Korn - Geseke stattfinden könnte, reichlich ent- schädigt werden. Jch gebe zu, daß das Ackerbau- Interesse mit Hinsicht auf die A, unter großem Druck jeufzt, und weil ih das Wahre dieser Beschwerden über eine lästige Be- steuerung fühle, so glaube ich, daß die Ackerbautreibenden auf eine Maßregel zur Verminderung dieser Lasten Anspruch machen fônnen. Wenn es möglih wäre, den Alp der Armen- Gesebe, der jet mit solcher Schwere auf ihnen lastet, zu entfernen, so würde eine schr vermehrte Nachfrage nach Arbeit die Fölge da- von seyn. Die Armen- Gesetze sind die schwerste Last für Eng- lands Pächter. Jndem ih nun also fúr den Antrag des Herrn Hume stimme, erkenne ih den Grundsa6 an, daß zwischen Eng-

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land und andern Ländern ein freier Getraide - Handel eingeführt werden muß; darin jedoch, daß eine allmälige Veränderung von Jahr zu Jahr in den Zöllen stattfinden solle, stimme ih mit dem ehrenwerthen Mitgliede für Middlesex nicht úberein.// Nach: dem sich noch Herr C. Fergusson gegen und mehrere ministe- rielle Mitglieder, namentlih die Herren Ellice, Littleton, Vernon Smith, C. Wood, W. Brougham, Oberst Fox, Lord Duncannon und Lord Howick für den Antrag erklärt hatten, erwiederte Herr Hume, er wundere sich Über das Be- nehmen des Kabinetts, das für ihn spreche und gegen ihn stimme ; er dankte dem Vice- Präsidenten der Handels - Kammer für seinen Beistand; von Herrn Fergusson, meinte er, habe er befürchtet, zermalmt zu werden, er habe aber bemerft, daß, wer am meisten Worte mache, am weniasten thue: hinsichtlich der Rede des Sir J. Graham freute er sich, daß de- ren Argumentationen durch eine Schrift desselben widerlegt jeyen. „Jch habe die Schrift nicht selbs verfajt‘“, unterbrach ihn hier Sir F. Graham, „sondern bloß einem Gutsbesißer in Cumberland bei Herausgabe derselben geholfen. ‘“/ Dann, bemerkte Herr ume, sey die-Rede durch die Schrift des Gutsbesitzers aus Cumberland widerlegt, und was endlich die Rede des Herrn Baring betreffe, so müsse er sich nur wundern, daß dieselbe mit einer anderen, die eben dieser Redner am 27. Febr. 1815 gehal- ten, in ofenbarem Widerspruch stehe. (Daß der Antrag des Herrn Hume mit großer Majorität verworfen worden, haben wir gestern gemeldet.)

London, 11, März. Se. Majestät hielten vorgestern in Windsor cine Musterung Über die dortigen Garnison - Truppen ab und gaben Abends ein glänzendes Diner, zu dem die ange- sehensten Militair-Personen, unter Anderen die Lords Hill und Beresford, Sir James Kempt, Sir Robert Wilson und Sir John Macdonald, eingeladen waren.

Ueber das Schicksal, welches der Hume’sche Antrag auf Veränderung der jeßigen Korn - Geseße im Unterhause gehaüt, äußert sich der Globe folgendermaßen: „Herrn Hume's Motion wurde mit einer Majorität von 312 gegen 155 Stimmen ver- worfenz dies giebt fast das Verhältniß von zwei zu eins. Die Mitglieder des Kabinets stimmten ohne Ausnahme gegen den Antrag, Einige aus den von Sir J. Graham dargelegten Grün- den, der die shüßenden Getraide - Zölle deshalb begünstigt, weil sie nôthig seyen, um dem Lande wohlfeiles und hinreichendes Brod zu sichern, ein Grund, der uns sehr unhaltbar scheint ; Andere, weil sie die von Herrn Hume vorgeschlagene Verände- rung für zu {nell und gewaltsam halten, und weil jede Ver- ánderung in diesem Augenblick unter den Pächtern, die durch eine lange Reihe von Leiden sehr furchtsam gewordet seyen, große Bestürzung erregen würde. Mehrere Regierungs-Mitglie- der, die nicht zu dem Kabinet gehôren, stimmten fúr den Antrag. Die Zahl der beiderseitigen Stimmen kann als ein Beweis von der unbefangenen Meinungs- Aeußerung der Mitglieder des Hau- ses gelten. Man sollte, so scheint es uns, die Frage stets als solche behandeln, wie es so eben geschehen ist, nämlich als eine offene. Es is ein Gegenstand, der die Nation in die Parteien von Stadt und Land theilt, und die Regierung würde ihren Einfluß mißbrauchen, wenn sie denselben zu Gunsten einer dieser Parteien anwenden wollte, um die andere niederzudrüken. Wenn sie sich in einen solchen Kampf einließe, so wÚrde sie entweder das Ge- wicht derjenigen Seite, die dessen am wenigsten bedarf, noch vermch- ren, oder ihre Existenz aufs Spiel seben, insofern sie sich nämlich gegen die im Parlament vorherrschende Anzcht auflehnen wollte. Ein nicht unwichtiger Umstand ergiebt sich aus der Mi- noritäts-Listez es befinden sich nämlih nur 11 Jrländische Mit- glieder unter dieser Minorität; und wahrscheinlich würden ven diesen 11 nur höchstens 2 für Herrn Hume's Antrag gestimmt haben, wenn es eine Regierungs-Maßregel gewesen wäre. Herr O'Connor, das Mitglied für die Grafschaft Cork, sprach, wie cs scheint, die allgemeine Gesinnung der Jrländischen Mitglieder oder vielmehr ihrer Konstituenten aus, als er sagte, daß eine Veränderung der Korn-Geseßze nah Herrn Hume's rascher Weise dem Englischen Akerbau zwar nachtheilig, dem Irländischen aber ganz verderblich seyn würde, und daß es sich bei Hrn. Hume's Antrag dar- um handle, ob Jrland oder Polen Englands Korn-Kammer seyn solle. Wir wollen uns jeßt nicht auf eine allgemeine Erörterung über die Angemessenheit der Korn-Gesetze einlassen; aber daß fast die

anze Bevölkerung einer der Britischen Jnseln und ein großer heil der anderen diese Geseze zum Schuß ihres Eigenthums und ihrer jegzigen Beschäftigungen für nôthig hält, das muy für die Regierung ein hinreichender Grund seyn, die Gesetze beste- hen zu lassen. Wahnsinnig wäre es, wenn sih die Regierung um einer Theorie willen, die zum Zweck hat, diejenigen áIndustrie- zweige, die jeßt hon im größten Flor sind, noch zu verbessern, mit dem bedeutendsten Interesse des Landes in direkte Opposi- tion segen wollte.“

Die Rede, welche Sir James Graham in Bezug auf die Korn-Gesete gehalten, erklärt die Times für unbedeutend, un- chlússig und unzusammenhängend; sie leide, meint dieses Blatt, an einem Fehler, den Leute von \{chwachem Raisonnement in verzweifelten Fällen oft begingen, nämlich, sie sey nicht aufrich- tig gewesen.

Der Courier behauptet, ets seyen mehrere Mitglieder des Unterhauses mit der Absicht zur Stadt gekommen, für die Fixi- rung des Getraide - Zolls zu stimmen, sie hätten aber, nachdem sie den Vortrag des Herrn Hume gehört und daraus erfahren, daß es die Absicht desselben sey, den Getraide-Zoll mit jedem Jahr um 1 Shilling vermindert zu schen, ihren Entschluß geändert.

Ein hiesiges Blatt sagt: „Leider müssen wir vernehmen, daß fár die Britischen Kaufleute, deren Schiffe wegen Verlez- zung der angeblich von Seiten der Regierung Donna Marias an der Portugiesischen Küste angeordneten Blokade kondemnirt worden, wenig Aussicht auf Entschädigung vorhanden istz wir können uns kein kompetentes Urtheil daruber anmaßen, ob Lord Palmerston in dieser Sache vorbereitet ist, die gerechten An- sprüche Britischer Unterthanen geltend zu machen; aber wir köôn- nen nicht umhin, zu bemerken, dap es ehrenvoller und nüßlicher gewesen wäre, wenn die Portugiesische Regierung ihre Kreuzer dazu gebraucht hâtte, die reie Zufubr abzuschneiden, welche neuerdings an der Küste von Portugal für Dom Miguel gelan- det worden, als daß sie einen Seeräuber - Krieg gegen harmlose Britische Kauffahrer führen ließ. Es verlautet in der That, daß es Dom Miguel, vermöge der Nachlässigkeit der Marine Donna Maria's, in den lezten Tagen gelungen is, eine sehr bedeutende Ladung Schießpulver gelandet zu erhalten. ‘/

Niederlande. Aus dem Haag, 11. Ba Im Amsterdam’schen Han- delsblad liest man: „Jn der Politik ist es noch immer still

und unsere Angelegenheiten erhalten sich fortwährend auf dem- selben Standpunkte. Mittlerweile naht die Zeit, wo die Gene-

ralstaaten wieder zusammentreten sollen. Die nationale Gesecb-

gebung toird den vornehmsten Gegenstand ihrer Berathungen ausmachen, aber auch die Finanzen werden nicht vergessen wer; den. Bekanntlich hat der Finanz-Minister versprochen, einen Vorschlag einzubringen, wonach die 6pCtigen Obligationen und E vielleicht auch die Tresor-Scheine ((hatkizst-Biljetten) eingezo gen und vernichtet werden sollen. Außerdem heißt es, daß die für den Kriegs Zustand nöthigen Gelder bis zum Monat Mai zureichend vorhanden seyen, und es is daher leicht möglich, daß iv gend eine bedeutende Finanz - Maßregel zur Sprache komme, Viele sprechen bereits von ciner neuen 4pCtigen Anleihe, die satt ‘der (6pCtigen Obligationen in Umlauf geselzt werden soll, Das Wahre wird sich jedoch bald zeigen, wie wir auch cine po; litische Mittheilung erwarten dürfen, der wir mit großer Be gierde entgegensehen.“ Sn demselben Blatte liest man: „Carrara (eigentlich Polari geheißen) ist verurtheilt und dem Verlangen Aller is da: durch Genüge geschehen. Der wahre Schuldige ist von der Strafe getrossen worden. Nan glaubt nicht, daß Carravra Cas; sation einlegen, wohl aber, daß er den König um Begnadigung bitten werde. Die Mutter seines Kindes, Susanne Blanche, befindet sich noch immer hier und hat sich auch während des Prozesses in der Residenz aufgehalten, doch ist sie, zur Vermei dung eines unangenehmen Auftrittes mit Carrara, bei der leßten Assisen-Sibßung nicht erschienen. Roumage hat sich aus dem Staube gemacht und der Amerikanische Polizei-Agent Raymond, der den Carrara hierher begleitete, ist, dem Vernehmen na, auf der Rückreise an der Cholera gestorben. Große Verwunde | rung hat in dem Urtheil des Gerichtshofes der Befehl erregt, F daß dasselbe auch zu Brüssel publicirt werden soll. Einige F tellen Betrachtungen darúber, wie über ein politisches Ereigniß an, während es Andere für eine bloße Formalität anschen, die je: | doch zu unangenehmen Weiterungen führen könne.“ À An Folge eines Königlichen Beschlusses vom 4. März sind F bei dex Einfuhr der Steinkohlen und des Kohlengries aus den F Rhein in die Waal folgende Städte, welche noch nicht zu Au | ladungen angewiesen waren, als Ausladungs-Orte bezeichnet wor F den: Jn Súd-Holland: Leiden, Delft und Gorinchem; in Gel: F derland: Tiel und Zalt-Bommel; in Over-Yssel: Zwolle und F Kampen. E Aus Seeland schreibt man vom 8. März: die Schif F „die Schelde‘ und der „„Koophandel“/, beide Belgischen Häusern ge L hdrend, welche die Ermächtigung, unter Holländischer Flagge zu fah; F ren, unter der Bedingung ihrer Niederlassung in Holland erhielten, F sind aus dem Bassin von Vliessingen ausgelaufen, um durch das F Dampfschiff „„Herkules// bis Rotterdam geschleppt zu werden, wo F sie ihre Ladung nach Java erhalten werden. Der „Schimmel F pennink/ und das „Phänomen““, die unter derselben Bedingun F ermächtiget wurden, die Holländische Flagge aufzupflanzen, werden f wahrscheinlich zu Vliessingen befrachtet werden. D

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Brüssel, 12. März. Jun der gestcigen Sißung der Ref präsentanten-Kammer hat die Erörterung des Geseßz-Entwur: fes Úber die Eisenbahnen begonnen. Die Herren von Puyct F und Dumortier richteten mehrere Fragen in Betreff unserer F Handels - Verbindungen mit Preußen an den Minister, worauf derselbe im Laufe der Diskussion zu antworten versprach. i

Der General Evain is gestern von Antwerpen wieder hier eingetroffen. H

Die Herren Simons und Ridder haben gestern eine Bro s{húüre úber den jeßigen Zustand der Dampfwagen in England T vertheilen lassen. Die Handels-Kammer von Ostende hat ihrer seits ein drittes Heft Bemerkungen über den Plan wegen An legung der Eisenbahn drucken und an die Mitglieder der beiden Kammern vertheilen lassen.

Aus Rouveroy (Hennegau) schreibt man vom 6. Máäty: F „Gestern Abend gegen 6 Uhr kehrte Herr H. D., Dorfarj i der seit langer Zeit mit einer Art von Raserei den geistigen Gef tränken huldigte, in einem Zustande gänzlicher Trunkenheit vo Mons zurúck, Statt sich direkt nach Hause zu begeben, trat f in ein Wirthshaus, weniger, um zu trinken, als um sich uf trocénen, denn er war, wie man seitdem erfahren, in einen mif Wasser gefüllten Graben gefallen, worin er unfehlbar umgekon|" men wäre, wenn man ihm nicht schleunig hâtte Hülfe gelei} stet. Dieser Unglükliche, starr vor Kälte und Nässe, nähert} sich dem Feuer, um, wie er glaubte, sich wieder zu erwärmn} Kaum war er eine Viertelstunde dort, als er ein furchtbar} Geschrei ausstieß. Jm Hause war nur ein alter Diener , ti Muslatte, Namens Zaimi. Dieser eilte auf das Geschrei herb und da er den Herrn H. D. ganz in Flammen sah, ergriff ihn bei dem Ueberrest seiner Kleidungsstücke, zog thn aus dens Zimmer und ging Hülfe zu holen. Da das Wirthshaus u L glücklicher Weise vom Mittelpunkte des Dorfes entfernt 14 vergingen 10 Minuten, ehe die Nachbarn ankamen, nicht m um, wo möglich, das elende Opfer seiner Unmäßigkeit zu rettet} sondern um den Brand zu löschen, der das ganze Haus bedroht Zaimi hatte in der Bestürzung den Hrn. H. D. in der Ni der Scheune niedergelegt und das Feuer seiner Kleidungsstü hatte sich derselben mitgetheilt. Da die geeigneten Werk; mangelten, um die Fortschritte des Brandes zu hindern, war man M nôthigt, müßiger Zuschauer seiner Wirkung zu bleiben, und erst ung! fähr eine Stunde später, nachdem diese traurige Nachricht sich verb tet hatte, kamen mehrere hundert Bauern an, denen es du ihre Anstrengungen gelang, dasjenige zu erhalten, was noch 1} erhalten war; die Leiche des Herrn H. D. ward fast zu Af verbrannt wiedergefunden; der Verlust der verbrannten Gebáu wird auf 7800 Fr. geschäßt; die ganze Aerndte des vorigen J res ward mit denselben verzehrt. Die Aerzte des Kantons, V} heute die Leiche in Augenschein nahmen, glauben, daß nicht d Feuer des Heerdes die Kleider ergriffen habe, sondern dab d Hihze bei dem Unglücklichen dasjenige erzeugt habe, was sie nen von selbs erfolgten Brand nennen. Diese Meinung U sich darauf, daß der linke Theil des Gesichts des Verstorben! (und zu Asche verbrannten?) dunkelblau war. Da man mehr Beispiele von innerer Verbrennung, namentlich in England, a führt, so scheint die Behauptung der Aerzte um so gegründeter (1 als D. täglich ein Litre Rum und oft noch mehr trank. f

Antwerpen, 11. März. Heute Morgen war hier (f nichts Anderem, als von einem Angriff die Rede, den die Ho lánder aus dem Fort Lillo in der vergangenen Nacht gegen d Belgier, welche im Doel kantonniren, unternommen haben (olf ten. Man sprach von Todten und Verwundeten. Das Wahr an der Sache ist indeß Folgendes: Während der vorleßten Nad i überschritten die Holländer aus dem Fort Lillo die Holländis Belgische Demarcations-Linie um 7—800 Schritte, und erschiV nen dem alten Doel gegenüber. Gleich ward Lärm gema)! die Posten gaben Feuer auf die verschiedenen Holländischen Fah zeuge, die sich zurückzogen, nachdem sie dasselbe erwiedert hatten Eine Stunde später erschienen sie von Neuem. Der Komm?

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dant des linken Schelde - Ufers, Major Struykens, kam an Ort und Stelle, ließ alle Posten verdoppeln, und noch einmal auf die Fahrzeuge feuern, die jeßt auf das Holländische Gebiet zu- rúfehrten und sich nicht wieder zeigten. Der Kriegs-Minister nahm gestern beide Schelde-Ufer in Augenschein und ist heute nah Brässel zurückgekehrt. i

Deutschland.

Dresden, 11. März. Die Berathungen der ersten Kammer über den Geseß-Entwurf wegen der zur Verbesserung der Kriminal-Re tspflege zu tressenden Bestimmungen und Einrichtungen wurden am 22sten v. M. beendigt. Es hatte sich bei diesem Gesetze vornehmlich um die Abtretung der Kriminal- Gerichtsbarkeit an den Staat gehandelt, so wie auch von der Kammer beschlossen worden war, die Kriminal: Kosten auf das Budget zu übernehmen, und sich zugleich gegen jede Einführung einer Kriminal - Steuer im Lande zu erklären. Bei §. 44 des Gesehes, wonach das Justiz-Ministerium ermächtigt werden ollte, den Städten eine Frist zur Aufgabe ihrer Kriminal - Ge- richtsbarkeit unter der Verwarnung zu stellen, daß nach deren Áblauf der Staat zur Annahme derselben zwar noch berechtigt, aber nicht mehr gehalten sey, shlug Se. K. H. Prinz Johann vor, folgenden Antrag in die Schrift zu bringen: „daß die Staats-Regierung diejenigen Städte , welchen bisher die Krimi- nal- Gerichtsbarkeit zugestanden, für deren Verlust durch Verle- gung eines Kriminal - Gerichts in dieselben entschädigen möge. ““ Dieser Antrag wurde angenommen. Bevor man hierauf zur Abstimmung Über das ganze Gese überging, stellte Se. Königl. Hoheit Prinz Johann noch folgenden Antrag: „die Staats- Regierung zu ersuchen, bei Erlassung des die Besteuerung der bisher steuerfreien Grundstücke betreffenden Geseßes, oder sonst bei schicklicher Gelegenheit dahin Einleitung zu tressen , daß der dur Uebernahme der Kriminal-Gerichtsbarkeit entstehende Mehr- Aufwand von dem bisher stcuerbaren und dem bisher steuer- freien Grund-Eigenthum möglichst gleichförmig getragen werde“/; indem er bemerkte, der Grund zu diesem Antrage sey der Be- {luß der Kammer, die Kosten der Kriminal - Rechtspflege auf das Budget zu nehmen, wodurch doch leicht der Verdacht rege gemacht werden könnte, als wolle man damit nur das nicht steuerfreie Eigenthum belasten , was auch der Fall seyn werde, wenn man nicht vorzubeugen suche. Auf eine Bemerkung des Staats - Ministers v. Könneriß, daß dieser Gegenstand viel- mehr bei der Berathung über das Budget zu erörtern sey, er- klärte sich Se. Königl. Hoheit für beruhigt, wenn die von ihm beantragte Modalität als Ansicht der Kammer zu Protokoll ge- bracht würde, was einstimmig beschlossen wurde. Das ganze Gese wurdé hierauf mit 23 gegen 8 Stimmen angenommen. Die Kammer ging demnächst zur Beschäftigung mit einigen anderen Gesel -Entwürfen über, namentlih zu dem, die Ver- bindlichkeit der Gemeinden zur Verpflegung ihrer in Landes-, Heil - und Versorgungs- Anstalten aufgenommenen Armen be- treffend. Jn ihrer folgenden Sißung berieth die Kammer den anderweiten Deputations - Bericht über den Geselz -Entwurf wegen der Verhältnisse der Civil - Staatsdiener.

túnchen, 10. März. Die Kammer der Abgeordneten nahm heute Vormittag in geheimer Sizung zuerst die Wahl der Kommission zur Entwerfung der, als Antwort auf die Thron-Rede an Se. Maj. den König zu richtenden Adresse vor. Gegenwärtig waren 101 Mitglieder; die erforderliche absolute Majorität war also 51. Nachdem die Wählenden übereinge- fommen waren, daß die gedachte Koinmission aus sieben Mit- gliedern bestehen solle, wurden in Einem Scrutin gewählt : 1) Hr. v. Rudhart mit 96 Stimmen; 2) Hr. v. Korb mit 91 Stimmen; 3) Hr. v. Dresch mit 81 Stimmen; 4) Hr. Pr. Windward mit 75 Stimmen; 5) Hr. De. Schunk mit 74 Stim- men; 6) Hr. Schulß mit 70 Stimmen und 7) Hr. Kapp mit 62 Stimmen. Von diesem Geschäfte ging die Kammer zur Wahl ihrer besonderen Ausschüsse ber. Hinsichtlich des Aus- {hus}ses für die Gegenstände der Geseßgebung hatten sich Zwei- fel erhoben, ob der am Schlusse der Sißzung vom Jahre 1831 gewählte Ausschuß durch die im Jahre 1832 erfolgte Vertagung desselben als aufgehoben ju betrachten sey, oder nicht, und ob im leßtern Falle dieser Ausshuß bloß mit den im Jahre 1831 ur Vorlage gekommenen Geseßz- Entwürfen sih zu beschäftigen abe, mithin ein neuer Ausschuß für diejenigen Gese - Ent- würfe zu erwählen sey, welche der diesjährigen Stände - Ver- sammlung vorgelegt werden dürften, oder ob der Wirkungskreis jenes Auéshusses auch auf die leßtgenannten Geseß - Ent- würfe sih erstrecke, Nach ciner kurzen Diskussion beschloß in- deß die Kammer einstimmig: 1) daß der am Schlusse der Si6ung vom Jahre 1831 gewählte Ausschuß für die Gegenstände der Gesetzgebung bei dem gegenwärtigen Landtage als fortbe- stehend zu erachten sey; 2) daß der Wirkungc kreis dieses Aus- {usses auch diejenigen Gegenstände der Geseßgebung umfassen solle, welche an die gegenwärtige Versammlung der Stände ge- langen werden. Bekanntlich bilden neun Mitglieder der Kam- mer den permanenten Geseßgebungs-Ausschuß, nämlich: 1) Hr. v. Korb; 2) Hr. De. Windwart; 3) Hr. v. Mußinan; 4) Hr. v. Rudhart; 5) Hr. Culmann; 6) Hr. Dr. Schwindel; 7) Frei- herr v. Harsdorf; 8) Freiherr v. Eberz; 9) Hr. Dr. v. Dresch. Nun erhob sich die Frage, ob diejenigen Mitglieder des Aus- shusses, welche gegenwärtig Mitglieder des Direktoriums sind (Hr. v. Korb und Hr. Dr. Windwart), als aus dem Ausschusse ausgetreten zu betrachten, und durch die im Jahre 1831 gewähl- ten Ersaß-Männer zu erseßen, oder ob ihre Functionen im Aus- {usse bloß fúr die Dauer der Versammlung als ruhend anzu- schen seyen. Die Kammer entschied diese Frage nach einer kur- b Distussion dahin, daß die Herren v. Korb und Windwart úr die Dauer der gegenwärtigen“ Versammlung als nicht fre- uentirende Mitglieder des Ausschusses für die Gegenstände der esebgebung betrachtet werden und nah dem Schlusse der Ver- sammlung in das frühere Verhältniß wieder eintreten sollen. iernächs wurde zur Wahl des zweiten Ausschusses (für die teuern) geschritten, wobei im ersten Scrutin von 99 Stim- menden 1) Hr. Vetterlein 97 Stimmen, 2) Hr. Fikenscher 78 Stimmen, 3) Hr. Mäsler 73 Stimmen und 4) Hr. Heinzel- mann 56 Stimmen erhielten. Die Fortsezung dieser Wahl- Handlung wurde auf morgen verschoben.

Der Närnbevrger Korrespondent meldet: ¿Man spricht davon, daß nah dem Wunsche Sr. Maj. des Königs, die großartige Jdee Karls des Großen, nämlich die Verbindung der Donau mit dem Rheine, schon bei dem diesjährigen Land- tage zur Sprache gebracht werden solle. Die Pläne zu diesem nationalen Riesenwerke hat der Königliche Fngenieur Freiherr v. Pechmann bereits entworfen. ‘/

Schweiz. Basel, 10. März. Die zwischen den Kantonen Bern,

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geseßt worden. Die von Bern und Waadt damit Beauftrag- ten haben die Polen bezeichnet, welhe von Avenches nach andern Gegenden verlegt werden sollen. Von den 92 daselbst gefangen gehaltenen werden 85 in den Kanton Bern wieder auf genommen; 4 kehren nah Bern zurück, bloß um die Pässe in Empfang zu nehmen, welche ihnen früher zur Rückkehr nach Frankreih waren ausgefertigt worden; ein Einziger begiebt sich nah Basel - Landschaft, und zwei, denen die Bernischen Abgeordneten den Eintritt versagen, verbleiben bis auf wei- tern Befehl im Waadtlande. Demzufolge! geleiteten am 5. März zwei Compagnien Waadtländer Milizen die Polen von Avenches durch den Kanton Freiburg nah der Berner - Gränze ; eine Abtheilung derselben s{chlug die Straße nah Aarberg ein, eine andere die nah Bern , um von da nach ihren Quartieren im Norden und Osten des Kantons abzugehen. Auf Berner- Boden angelangt, erhielten sie die Freiheit mit der Verpflichtung, die vorgeschriebene Marsch-Route zu befolgen, und von Station zu Station ihre Wander-Bücher visiren zu lassen. So kamen sie nach und nach in Bern, Thun, Interlacken, Burgdorf, Aarwan- gen, Nidau, Erlach und Neustadt an. Was die in Genf be- findlichen Polen anbetrifft, deren Zahl sich auf 41 beläuft, so erkennen die Berner nur 37, als frúher in ihrem Kanton aufgenommen, an. Mittwoch Abends den 5. März gebot ihnen der Staats-Rath, sich auf den folgenden Tag, Morgens 4 Uhr, zum Abmarsche bereit zu hal- ten. Allein sie begehrten einen Aufshub von 24 Stunden, um ihre Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, und erklärten úber- dies, die auf die Nacht angesezte Abreise scy ihrer unwúrdig und scheine Besorgnisse anzudeuten, welche durch ihr ganzes frú- heres Betragen in nichts gerechtfertigt wären. Als nun am bten des Morgens die Reveille geschlagen wurde, und man in die Schlaffammer der Polen kam, um sie abzuholen, weigerten sie sich, ihre Betten zu verlassen. Nachdem alle Mittel der Ue- berredung vergeblich angewendet worden, rief man die Gendar- men herein, und drohte den Widerspenstigen, wenn sie auf ihrem Troke beharrten und sich nicht ankleideten, so würde man sie, wie sie da seyen, einschiffen. Darauf bequemten sie sich, langsam ihre Kleider anzuziehen, und bestiegen um 5 Uhr eine Barke, welche vom Dampfschiffe „Wilhelm Tell‘/ nah WMorges bugsirt wurde. Oberst Dufour und Doftor Morin hatten sich zu ihrer Beglei- tung angeboten, wenn der Staats-Rath darauf verzichten wolle, sie durch Truppen eskortiren zu lassen. Allein der Staats-Rath zog leßteres vor, und hatte auch fúr die nächtliche Einschif- fung einen guten Grund, da die Regierung von Waadt wünschte, die Polen mdchten Morgens 10 Uhr in Morges eintreffen, um alsobald ihren Marsch fortzuseben. So ging die Einschiffung bei Fackelschein vor sich, und die Polen nah- men von Genf mit dem Rufe Abschied: „Es leben die Genfer, nieder mit den Aristokraten.‘’ Eine Grenadier - Compagnie be- stieg das Dampfschiff. Sie landeten in Morges; die Polen wurden den Waadtländischen Behörden überliefert, aßen zu Mit- taa, und marschirten alsdann unter der Eskorte einer halben Compagnie Jäger nach Echallens ab, wo sie die Nacht vom 6ten auf den 7ten zubrachten. Am 7ten chliefen sie in Gran- ges, und sollen sofort nah dem Kanton Bern ihren Zug fortseßen.

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Spanten

Das ( gestern unter Paris erwähnte) Schreiben aus Ma- drid im Constitutionnel ist vom 1. März datirt, und lau- tet folgendermaßen: „Die Gährung in Madrid und in den Provinzen, in leßteren besonders, ist außerordentlich groß. Die durch Bekanntmachung des Dekretes Über die städtische Miliz hervorgebrachte Wirkung ist beklagenswerth. Jn Valencia, Santander, Valladolid, DEOUL Cacerés, furz, in allen Städ- ten, von wo man bis jeßt hat Nachrichten erhalten fônnen, hat sich das dffentliche Mißvergnúgen auf die energischste Weise fund gegeben. Wir erwarten mit Ungeduld Nachrichten aus Barcelona, wo die schon früher bemerkte Stimmung einen Ausbruch befürchten läßt. Jn Sevilla haben die Milizen sich 4 Unterwerfung bereit erklärt, aber zu gleicher Zeit versichert, daß keiner von ihnen in die Reihen einer Mi- liz eintreten würde, gegen die die Regierung sich so miß- trauisch bezeige. Man färchtet, und mit Recht, daß das Dekret wegen A éberúfung der Cortes, dessen Verzögerung so ernsten Argwohn erregt, eine noch furchtbarere Wirkung hervor- bringen wird. Jch weiß nicht, welcher bôse Genius den Mini- stern, und durch diese der Königin, Besorgnisse über eine Partei einflôßt, die in der That noch nicht existirt, die man aber durch den beständigen Verdacht hervorrufen wird. Herr Martinez de la Rosa verliert zusehends ein Vertrauen, welches der Re- gierung von so großem Werth seyn mußte. Was die Königin betrie, so hat sie dasselbe schon fast gänzlich verloren. Wenn dieser Zauber einmal ganz zerstört ist, so muß man auf Alles gefaßt seyn, um so mehr, als die Karlisten, durch so viele Fehler ermuthigt, so kühn auftreten dürften, daß sie die liberale Partei zwingen werden, sich in Masse gegen sie zu erheben. Wenn unglüklicherweise die Regierung, die sich auf die seltsamste Weise isolirt, niht vor der mehr als jemals un- vermeidlichen Zusammenberufung der Cortes einen anderen Weg einschlägt, so haben wir eine Ballhaus-Sißzung zu erwar- ten. Herr Burgos hat sih in den Kopf geseht, die Presse leiten zu wollen. Ein patriotisches Journal, das oletino do Comercio, hing durch Arrangements, -welche bei seiner Errich- tung getroffen wurden, von dem Finanz - Ministerium ab, und ging später zu dem Ministerium des Jünern über. Der Mini- ster nahm es übel, daß die Redacteurs einige seiner Operationen tadelten, und wollte ihnen einen Ober - Redacteur vorsetzen. Die Meitglieder des Handels - Rathes und die Haupt- Redacteurs eeklárten, daß sie lieber auf jede Theilnahme verzichten, als sih der direkten Einmischung des Mini- sters unterwerfen würden. Sie haben diese Erklärung ge- stern in ihr Blatt einrücken lassen, und sogleih haben sich die meisten Abonnenten zurückgezogen. Dieses Ereigniß hat die ganze Stadt in Bewegung geseht und den Unwillen gegen Herrn Burgos ungemein gesteigert. Alle Blätter haben für das ÓÖulletin Partei ergriffen, und sprechen sih schr lebhaft aus. Herr Burgos kann möglicherweise einen Befehl der Königin nachsuchen und erhalten, um alle Journale zu unterdrüen ; aber eine solche Maßregel würde das Signal zu cinem Aufstande seyn. Der dffentliche Geist macht so schnelle Fortschritte, daß der heutige Tag ganz verschieden von dem gestrigen is. Die anderen Minister wissen nichts, oder thun wenigstens so, als wúßten sie nihts von diesem Zustand der Dinge. Die

Königin verbringt ihre Zeit auf der Jagd, und Gott weiß, zu wie vielerlei Gerede diese Lebensart Anlaß giebt. Gestern, am Freitag, hat sie eine Ceremonie

absagen lassen, die seit undenklihen Zeiten regelmäßig statt- fand, und die darin besteht, an jenem Tage einen Theil des

nennt. Der Präsident, gegenwärtig der General - Capitain Ca- staños, trägt ihr der Form halber eine Sache vor, und hat dann das Recht, sich dem Souverain gegenüber auf einen Ses- sel, Banquillo genannt, niederzulassen, und sich so 20 Minu- ten mit der Majestät zu unterhalten. Das Aufschieben dieser Ceremonie auf einen andern Tag, und bloß einer Jagd - Partie halber, hat alle Welt empört. Auch is man sehr unwillig über einen, wie es heißt, von der Königin eigenhändig ge- schriebenen Befehl, der allen Leuten, selbst den Infanten, verbietet, auf den Kron-Domainen zu jagen. Der Präsident des Rathes von Castilien hat durch die Post ein von Don Carlos Yo el Rey unterzeichnetes Dekret erhalten, worin jedem Offizier, vom Grade des Capitains und darúber, jedem Richter, jedem Beamten, der im Dienste der Usurpatorin bleibe, mit Todesstrafe gedroht wird. Don Carlos behält sich nur vor, ge- gen die Geistlichen, aus ihm bekannten Gründen, Nachsicht zu üben. Man hat das Dekret der Königin gezeigt, die jedoch der- gleichen Schritte weit weniger beunruhigen, als die Schrecknisse,/ die man ihr gegen die liberale Partei einflôßt. ‘/

Tat

Berlin, 17. März. Man schreibt aus Königsberg in Pr. unterm 10ten d. M.: „Der fünfte Provinzial-Landtag des Königreichs Preußen wurde am 2ten d. M. nach einer unun- terbrochenen Dauer von 6 Wochen durch den Königl. Landtags- Kommissarius feierlich geschlossen, und die versammelten Stände trennten sich, neu erstarêt in ihrem unerschütterlichen Vertrauen auf die Weisheit Dessen, der durch sie abermals die Bedürfnisse und Wünsche der Bewohner unserer Provinz vernehmen wollte. Wie abweichend bei den Berathungen auch zuweilen die Mei- nungen Einzelner sich bewegt haben mögen, Alle fanden sich im- mer wieder treu und fest zusammen, wo es die Liebe zu dem edelsten Könige und das Wohl des Vaterlandes galt. ‘/

Im Regierungs-Bezirk Stralsund sind im Jahre 1833 beim Civil-Stande 5748 und beim Militair 128, zusam- men 5876 Kinder, geboren ; es starben dagegen resp. 4166 und 88, zusammen 4254 Personen. Von leßteren erreichten 17 Per- sonen ein Alter über 90 Jahre. Unter den Gebornen waren 84 Zwillings- Geburten und 1 Drillings-Geburt. Getraut wurden 1413 Chepaare, einschließlih 51 beim Militair. Die Zahl der Gebornen is nach obiger Angabe um 1622 größer gewesen , als die der Gestorbenen.

Nach der von dem Direktorium der Sparkasse zu Mag- deburg ausgegebenen Nachweisung des gegenwärtigen Zustan- des dieser Sparkasse waren bei derselben am 2. Januar 1833 belegt 222,396 Rthlr. 14 Sgr. 1 Pf., im Jahre 1833 sind neu belegt worden 90,296 Rthlr. 21 Sgr. 11 Pf., dazu an Zinsen fúr das Jahr 1833 7155 Rthlr. 12 Sgr. 9 Pf. , macht zusam- men 319,848 Rthlr. 18 Sgr. 9 Pf. Zurückgenommen sind im Jahre 1833 75,546 Rthlr. 3 Sgr. 1 Pf. , so daß am Schlusse des Jahres 1833 überhaupt noch belegt blieben 244,302 Rthlr. 15 Sgr. 8 Pf. Zinsbar belegt hat die Sparkasse 249,246 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf., an Zinsen ausstehen 106 Nthlr. 14 Sgr. 7 Pf., und einen .baaren Bestand von 6201 Rthlrn. 8 Sgr. 10 Pf., zusammen 255,583 Rthlr. 27 Sgr. 2 Pf., und also einen Uebershuß von 11,257 Rthlr. 11 Sgr. 6 Pf. Ain Ende des Jahres 1832 betrug dieser Ueberschuß 9424 Rthlr. 2 Sgr., beim Schlusse des Jahres 1833 also mehr 1827 Rthlr. 9 Sgr. 6 Pf. An Abrechnungs-Büchern sind im Ganzen jeßt noch ausgegeben 5615, so daß auf jedes dieser Bücher im Durch- schnitt 43 Rthlr. 15 Sgr. 3 Pf. zu rechnen sind.

Die Éilenburger Kattun - Fabrikanten im Reg. Bez. Merseburg haben seit dem Anfang dieses Jahres die Zahl ihrer Drucker um fast 30 vermehrt, was als eine Folge des Zoll-Ver- bandes angesehen werden kann.

In verschiedenen Kreisen des Reg. Bezirks Merseburg zeigten sih in leßter Zeit die natürlichen Menschen-Blattern; es wurden sowohl Erwachsene als Kinder, überall aber nur solche davon befallen, welche nicht vaccinirt worden waren. So blie- ben namentlich in einer Familie drei vaccinirte Kinder befreit, während die drei nicht geimpften Kinder davon befallen wurden.

In Erfurt bilden die’ traurigen Folgen der Unvorsich- tigkeit zweier Dienstmädchen den Gegenstand des Stadtgesprä- hes. És ist nämlich dort in manchen Häusern die úble Ein- rihtung, daß der Keller sich auf einem Theile des Hausflurs aus- múndet, der während des täglichen Verkehrs immer betreten wird, so daß man Gefahr läuft, wenn die Klappe, die den Ein- gang zum Keller bedeckt, zufällig offen steht, selb am Tage hineinzufallen; mit der Dunkelheit wird diese Gefahr um jo größer. Vor einiger Zeit geht eines der vorerwähnten Mäd- chen Abends in den Keller, ohne ein brennendes Licht neben die gedffnete Klappe zu stellen, als eine andere in demselben e dienende Magd ihr nachstürzt, und auch sogleich mit zerschmet- terter Hirnschale todt vor ihr liegt. Das Mädchen, im Be- wußtseyn seiner so schrecklih bestraften Unvorsichtigkeit, wird darúber auf der Stelle rasend. Man bringt sie sogleich ins Krankenhaus und einige Tage darauf stirbt sie an den Folgen

des erlittenen Schreckens und der damit verbundenen Gemüths-

Erschütterung. Im Monat Februar sind auf dem Rheine bei Koblenz

145 Fahrzeuge ein- und 199 ausgegangen, zusammen 344 Fahr-

zeuge. An Produkten und Fabrikaten wurden eingeführt: a) an Transit und in die Freihäfen 12,315 Ctr. b) füt das Jnland ...... .+ 39,018 Ctr. Überhaupt 51,333 Ctr. ausgeführt: - a) an Transit und aus den Freihäfen 19,469 Ctr. b) aus dem Jnland .….. 67,276 Ctr. úberhaupt „G 76,745 Ctr. T U A SORER R? ALTE O E Summa der Ein- und Ausfuhr Ca 128,078 Ctr.

Ueber den Getraide-Vetetehr schreibt man aus Düssel- dorf Folgendes: „Die Preise der Halmfrüchte sind im Allgemei- nen wieder um ein Geringes gestiegen, was theils in den jeßt {hon mehr übersehbaren Folgen der diesjährigen Ueberschwem- mungen, theils aber auch in ansehnlichen Versendungen nach Holland seinen Grund hat. Durch leßtere wurde besonders zu Neuß der Fruchthandel ungemein lebhaft und die Erft sah bei dem hohen Wasserstande, der die Annäherung der Schiffe sehr erleichterte, einem kleinen Hafen nicht unähnlih. Jm Laufe des Monats Februar wurden überhaupt zu Markte gebracht : 14,487 Scheffel Weizen, 20,022 Scheffel Roggen, 2205 Scheffel Gerste, Hafer und Buchweizen, 252 Scheffel Rúbsaamen. Die Abfuhr dagegen betrug: a) nah Holland 20,285 Schefsel Weizen, 22,661 Scheffel Roggen; b) nach dem Bergischen 428 Scheffel Weizen, 340 Scheffel Roggen, 893 Scheffel Gerste,

Waadt und Genf getroffene Uebereinkunft ist endlich ins Werk

Rathes von Castilien zu empfangen, den man die Camara

Hafer und Buchweizen, 76 Scheffel Fúbsaamen. Der Geld-

S S E S PTE E Er

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