1834 / 80 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 21 Mar 1834 18:00:01 GMT) scan diff

des Herrir vou Feuerbach folgen, die meine Aeußerung hinlänglich erweisen werden. Es geht aber aus diesen Papieren insbesondere ganz unbestreitbar hervor, wie völlig unhaltbar die Sagen sind *)-

Spuren von Hs fürstlicher Abkunft vorhanden wären.

Einem sehr s{äßenswerthen, äußerst thätigen Polizei-Chef war von einer im besten Rufe stehenden Demoiselle unter ergreifender Er- schütterung eröffnet worden, wie sie vermuthe, daß H. ihr Kind sey, dessen Vater ein reicher Domherr seit zehn Fahren nicht mehr lebe. Der Beamte verfolgte diese Angabe mit vieler Umsicht und seßte Herrn v. F. von dem Ereigniß in Kenntniß, worauf die nachstehenden Schreiben erlassen sind:

I. Ansbach, den 29. Dezember 1832.

Das Präsidium des Königl. Bayerischen Apellations-

Gerichts für den Rezat-Kreis an den 2c. Hrn. N. N.

Der Unterzeichnete ist Ew. Wohlgeboren sehr dankbar für die eben so wichtigen, als interessanten M vom 23ften und 25ften d. M., deren Verfolg, wie ih nicht zweifle, ein helleres Licht Uber das tiefe Dunkel, das Úber H’s Schicksal liegt, verbreiten wird, als bis jeßt, aller Anstrengung einer mehriährigen Untersuchung ungeachtet, zu erlangen möglich war. Das Geburtsjahr 1810 stimmt mit dem muthmaßlichen 22jährigen Alter Kaspars schr gut zusam- men Daß Geistliche, und zwar katholische, an der ganzen Bege- benheit einen Haupt-Ancheil haben, wurde von dem Unterzeichneten schon in seiner Schrift Über Kaspar Hauser, von welcher ein Exemplar hiermit übersendet, klar genug angedeutet. Merk- würdig is auch in dieser Beziehung Kaspars Physiognomie und ganze Haltung. Auch die sowohl polizeiliche als gerichtliche Untersuchung hatte. bisher in verschiedenen Richtungen solche geist- liche Herren zum Zielpunfte genommen. Was insbesondere den Fretherrn von N. N. betcift, so werden Ew. Wohlgeboren seiner Zeit noch besondere Notizen mitgetheilt werden. Es würde in mch- rerer Hiusicht bedentlich seyu, und dem erzielten Zwecke störend ent- gegenwirken, wenn Demoiselle N. N. hierher nach Ansbach käme. Dagegen wird der Unterzeichnete auf der Stelle die nöthigen Ein- r d daß H. binnen 14 Tagen, allerlängstens 3 Wochen, in N. N. sich cinfinden kann. Er wird begleitet seyn von dem Gendar- merie-Lieutenant N. N., einem sehr geschickten und gewandten Po- lizeimanne, welcher, mit dem Detail der H’schen Geschichte genau befannt, in dieser Angelegenheit von mir öfters verwendet worden ist, in dieser Beziehung schr viele und große Reisen in und außer Bayern gemacht hat, mit den persònlichen sowohl als drtlichen Verhält- nissen zu N. N. und N. N. gentau bekannt is, und übrigens wegen seines Charakters volles, unbedingtes Vertrauen verdient. Ew. Wohlgeboren werden übrigens von selb| ermessen, von wie großer Wichfkigkeit es sey, daß weder Demoiselle B., noch K. H. auf den Moment einer Erkennungs - Scene vorbereitet seyen. Sie werden daher die 2c. B. so gut als O zu beruhigen und hinzuhalten wissen, bis H. selbst zu N. N. erscheint, wo denn, ehe die Recogni- tion geschieht, Ew. Wohlgeboren die nôthigen Vorbereitungen und Einleitungen mit Herrn. N. N., welcher auch den wohl zu beach- tenden Charakter und die psychologischen Eigenthämlichkeiten Kas- pars aus vielfacser Erfahrung genau kennt, werden verabredet ha- ben. Mit ausgezeichneter Hochachtung verharrend

(gez.) v. Feuerbach. i I. Ansbach, den 15. Fanuar. 1833.

, Das Präsidium des Kdnigl. Bayerischen AppeüÜations-Gerichts für den Rezat-Kreis erhielt so eben von dem Hrn. N. N. zu N._ N. die in Abschrift anliegende, äußerst wichtige Anzeige und Denunciation, welche Über das schwere Verbrechen, dem seit Fahren mit aller Múhe, wiewohl vergebens, nachgespürt wird, ein“ unverhotes und vollfiändiges Licht zu verbreiten scheint. Die Vorsehung scheint auf diese Ana dadurch einen Wink zu gehen, daß Herr Lieute- nant N. N. sich_ in demselben Augenblicke zu N. N. befin-- det, wo diese “Thatsachen zur Kenntniß des Unterzeichneten. kommen und die Orte, wo die Wahrheit und der Zusammen- hang dieser Anzeigen in Kurzem ermittelt werden können, N. N. verhältnißmäßig so nahe und gleichsam auf einem Punfte beisam- men liegen. Here N. N., welcher bis jeßt in dieser Sache so ausgezeitutete Diensie geleistet hat, wird daher im Fnteresse des Staats und der Gerechtigkeitspflege dringend ersucht, seine Anwe- senheit in N. N. dazu zu benußen, um sl{ch s{chleuniz| an Ort und Stelle zu begeben, zu N. N. die erforderliche Recognition zu veran- stalten, und nah vorgängigem Benehmen mit der dortigen Polizei- Direction alle die Spuren zu sammeln, welche zur Entdeckung der That und des Thâters dienlich seyn mögen.

ez.) von F : An den Königlich Bayerschen c. 2c. (gez) Feuerba ch N. N. M)

_”) Die man besonders auf Feuerbach's bekannte Schrift, wel j i beiden Oa Sre ist, tegrunden wollte, rift, welche âlter als die __+”) Die langen fortgeseßten Nachforsbungen der hier scheinbar entdecften Sour haben das von Hrn. v. F. mit so vieler Zuversicht erwartete Resultat nicht gehabt, sondern ergeben, daß das in Betracht gezogene Kind bereits etwa ein Jahr nach seiner Geburt verstarb. (Anmerkung der Beiträge 1c.)

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 14 Mürz Niederl. wirkl. Schuld 493. 58 do. 943. Ausgesetzte Schuld 1 I2T° ade M ge 42,0 O 89. 3528 715 Vesterr. 96. Preuss rämien - Scheine . Russ. (v. 1828) —. (v. 1831) 942 52 8 ca 20 7 ( ) (v. 1831) 943 58 Span. Antwerpen, 13. März. ( Metall. 994. Span, 58 615. 38 406 ZinsI. 141. Neap. 88. Bras! 72. Poln. Loose —. Hamburg, 17. März. Oesterr. 58 Met. 9x4. 42 do. 89. Bank - Actien 1256. Russ.

320 Engl. 1005. Russ. Holl. 931. Met. in Hamb. Cert. 943, Preuss. Prämien-Scheine 1073. Poln. 1233. Dän. 71. Holl. 58 931. 218 491. Span, 35 38. 48 452, Norweg. 62 104. London, 14. März. 305 Cons. 914. Bras. 732, Span, 32 4123. Boll. 52: 97, 218 501, Port. 643. Russ. 1044. Belg. 991. Wien, 14, März. 90 Met. 972, 48 do. 88,3, Bank-Actien 12472. Loose zu 100 Fi. 2021.

Part.-Obl. —.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 20. März. Jm Schauspielhause: Lüge und Wahrheit, Original-Lustspiel in 4 Abtheilungen. Hierauf: Der Spiegel des Tausendschôn, Burleske in 1 Akt.

Zu dieser Vorstellung werden Schauspielhaus-Billets, mit Montag bezeichnet, verkauft.

___ Eingetretener Hindernisse wegen kann die Tragöddie: König Konradin, heute nichr, sondern er| Sonnabend, den 22sten d. M., gegeben werden.

Freitag, 21. März. Jm Opernhause: Fernand Cortez, Oper in 3 Abtheilungen, mit Ballets. Musik von Spontini. (Dlles. Th. und F. Elsler werden hierin tanzen.)

Jm Schauspielhause: . 1) Les premières amours, vaade- ville en 1 acte, par Scribe. 2) La première représentation de: Les frères jumeaux, ou: Prosper et Vincent, vaudeville nouveau en 2 actes, du théâtre des Variélés, par MM. Du- vert et Lauzanune.

Sonnabend, 22. März. Jm Schauspielhause: Zum er- stenmale: König Konradin, historische Tragödie in 5 Abthei- lungen und einem Vorspiel, von Raupach.

Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gekauften, mit Donnerstag bezeichneten Schauspielhaus-Billets gültig ; auch wer- den die dazu noch zu verkaufenden Billets ebenfalis mit Don- nersiag bezeichnet seyn.

Königstädtisches Theatér.

Donnerstag, 20. März. Die Schachmaschine, Lustspiel in 4 Akten, von Beck. i

Freitag, 21. März. Zum erstenmale: Die Unzertrennlichen, Posse in 1 Akt, frei nach dem Französischen des Scribe, vom Dr. Arendt. Hierauf: Philipp, Drama in 1 Akt, nach dem Französischen, von Fr. Genée. Zum Beschluß: Zum erstenmale: Der Zweikampf im dritten Stock, Posse in 1 Akt, nach dem Französischen von L. Angely.

Sonnabend, 22. März. Die Familien Capuleti und Mon- techi, Oper in 4 Akten. Musik von Bellini.

P T A M a e S) eute NaGVGrichten:

Paris, 13. März. Gestern arbeitete der König mit dem Präsidenten des Conseils und dem Minister des Jnnern. Nach- mittags besuchten Jhre Majestäten in Begleitung des Prinzen von Joinville und der Prinzessin Klementine die Königliche Porzellan-Manufaktur zu Sèvres, ,

Der Herzog von Orleans speist heute bei dem Präsidenten der Deputirten-Kammer ; vorher wird derselbe auf dem Mars- felde, die in Paris stehenden Kavallerie -Regimenter die Revue passiren lassen. Dem Vernehmen nach, wird von jet an alle Donnerstage von dem Prinzen eine solche Musterung abgehal- ten werden.

In der gestrigen Si6ung der Deputirten-Kammer war die Fortsezung der Diskussion über den Gese6-Entwurf gegen die politischen Vereine an der Tagesordnung. Herr Fu l- chiron hielt zuerst eine Rede gegen die A}sociationen und sagte, das Geseß scheine ihm im YJnteresse des Handels und der Jn- dustrie nothwendig. Herr Defailly bekämpfte den Entwurf als unzureichend. Der Minister des Jnunern erhob sich ge- gen die am Tage vorher von Herrn Garnier -Pagès gehaltene Rede und suchte darzuthun, daß der Geseb- Entwurf verfas- sungsmäßig sey. Sein Vortrag brachte große Aufregung unter der Opposition hervor, weil er mehrere heftige Ausfälle gegen Herrn Portalis enthielt, so daß selbst der Präsident, Hr. Dupin, die Unabhängigkeit dieses Deputirten für verlegt er- klärte und ihn gegen Herrn v. Argout in Schuz nahm. Dar- auf erklärte der Minister, daß man ihn wohl anfklagen , aber nicht verleumden dürfe, welches geschehen sey, indem man ihm vorgeworfen habe, daß er Banden von Assommeurs organisirt hätte. Er suchte sodann ferner zu beweisen, daß selbst die arbeitende Klasse bei der Annahme des Geseßz-Ent- wurfs interessirt sey, und erwähnte schließlich nochmals die Be- weggründe, aus denen er der Kammer {hon einmal die Annah- me des Entwurfs angerathen hatte: Herr Garnier-Pagès stellte hierauf einen Vergleich zwischen dem Associations-Recht in England und dem in Frankreih an; „in England,“/ sagte er, „verbündet man sich, weil man Engländer und frei ist, in Frank- reich aber nur, insofern es die Polizei erlaubt.‘ Der Redner blieb

Bekanntmachungen.

Bekanntmachun. Da übér das Vermbzen des Kaufmanns Carl Frie-|S

den ist, so haben wir zur Anmeldung und Nachwei- sung der Forderungen an die Masse einen Termin auf den 24. Mai d. I., Vormittags um 11 Uhr, |d

perPnlih oder durch zulässige Bevollmächtigte, wozu ihnen die Herren Justiz - Commissarien v.— Dewit, Krause und Euen vorgeschlagen werden, unter der Warnung vorgeladen werden, daß die Auébleibenden mit ihren Ansprüchen an die Masse präcludirt und inen damit gegen den übrigen Gläubiger ein ewige Stilischweigen auferlegt werden wird. Stettin, den 14. Januar 1834.

Königliches Stadtgericht.

wie auch sen der

Bekanntmachung.

_Der Tischlergesell Wilhelm Hähling aus Wien wird hiermit aufgefordert, bei unterzeihnetem Justiz- hof sofort sich anzumelden, und wegen einer ihm an- S Erbschaft weiterer Eröffnung gewärtig zu cin.

Weimar, am 18. Februar 1834.

von Müller.

Allgemeiner Anzeiger für

A g 0.

Das Nummern- Verzeichniß von Einer Million Gulden Holländ. 42procent. Amortisations- Da l ] yndicat- Obligationen, drich Stephan Brede und dessen unter der Firma Carl |12. d. M. in Amßerdam ftattgehabten X. Verloosung

Brede bestandenen Handlung der Konkurs eröffnet wor-| gezogen worden, i| ershicnen, und wird vou uns wie

Die verloosten Obligationen auf welche außer |

: em am 1. April d. J. fälligen Coupons nicht weiter vor dem Herrn Justiz-Rath Brügaemann angesetzt, zu| Zinsen erhoben w L S ai i welchem {ämmtliche unbekannte Gläubiger A Eeineais N n 80; Sai wérden in unserem

Berlin, den 16. März 1834.

Die Nummern der am 12ten d. M. zu Amsterdam gezogenen 47 procentigen Syndicat - Obligationen sird| Buchhandlung zu Berlin bei mir ecinzuschen, und können die gezogenen Obl A am N April d. J. fällig werdenden Zin i dks ab realisirt, wie auch jeder Umsas in allen Staatépa- pieren bewirkc werden.

Berlín, den 15. März 1834. 5

I. Joachim, Mühlendamm Nr. 4,

Im Betreff der Holländischen 43 procenti- | gen Amortisations-Syndicat-Obligationen. Großherzogl. Sächsische Landes-Regierung. n Bezichung auf meine Anzeige vom4ten d. sind nun-

mehr die sämmtlichen Original-Ziehungs-Listen der bis jeßt in Amsterdam stattgefundenen, 10 Verloosungen der

n

Berlin, den 17. März 1834.

die Preußischen

¡ Holld. 47 proc. Amort.-Syndicat-Oblizationen, wovon die legte am 12ten d. M. war, und derea Obligatio-|und in ‘allen Buchhandlun-en zu haben, in Berlin bei / nen von einer Anleihe de 116 Millionen Gulden her-|F. Dümmler, Linden Nr. 19: welhe in der am|rühßren, welche das Amortisations-Syndicat im Jaùre 1822 vom T ermächtigt worden zu eröff : : nen, einzusehen, und founen zu jeder Zeit die ausge- im vorigen Jahre gratis ausgegeben. ‘Toojien Obligationen, sie nidaën “aut f leßten Ver | loosung oder aus den frühern entspringen, bei mir! In Baumgärtners Buchhandlungen zu Leipzig nach ihrem Nominal-Werthe realisirt werden.

Arons Wolff, Linden Nr. 44, |verschickt worden:

fasteine Stunde auf der Tribune und erklärte zuleßt, daß er gegen den Entwurf stimmen werde. Da sich derselbe auf das Beispiel Englands berufen hatte, so citirte Herr Guizot, der nah ihm das Wort ergriff, drei Englische Parlaments - Akten gegen die Associationen aus den Jahren 1798, 1817 und 1821. Er ge; stand zwar ein, daß er früher eines der einflußreihsten Mitglie- der der Gesellschaft: „Hilf Dir, so wird der Himmel Dir hel fen!‘/ gewesen sey, allein zu einer“ Epoche, wie er behauptete, wo diese Gesellschaft noch einen rein geseßlichen Und recht, mäßigen Zweck verfolgt habe, nämlich den, die Wahlen zuy leiten, wodurch die 221 in die Kammer gebracht worden. Seine Rechtfertigung des jeßigen Regierungs-Systems, welches er als den Widerstand gegen die revolutionnairen Leidenschaften bezeich: nete, wurde im Centrum mit lebzaftem Beifall aufgenommen. Jekt erhob sich Herr Berryer und vertheidigte das Associations-Recht aufs eifrigste. DiesesRecht angreifen, sagte er, heiße die búrgerlicheGe; sellschaft in ihrenGrundlagen verletzen, heiße einem jeden Jndividuun das Recht verweigern, mit seinem Nebenmenschen zu verkehren. Das Beispiel jener Parlaments - Akten hielt er für gar nit hierher gehdrig, denn man befinde sich nicht in derselben Lage wie England, als ês diese Gesekze erließ, welches damals vom Auslande und von Jrland zu gleicher Zeit bedroht gewesen sey, Die Sißung wurde endlich unter der größten Aufregung auf gehoben.

Auch heute fuhr die Deputirten-Kammer noch mit den allgemeinen Debatten über den die Associationen betreffenden Geseß-Entwurf fort. Herr Viennet und Herr Remusat sprachen fär, Herr von Lamartine gegen denselben.

Der Botschafter Sr. Majestät des Königs von Neapel wird täglich hier erwartet.

Der Deputirte Herr ‘Piscatory steht im Begriff, sich mit der Tochter des verstorbenen Generals Foy zu verheirathen.

Vorgestern wurde die Vorlesung des Professor Orfila in der medizinischen Schule wieder durch eine Ruhestdrung unter brochen. Che er in den Saal trat, fingen einige der Studiren- den an, die Parisieiine zu singen; ihre Stimmen wurden aber bald durch Zi\chen der entgegengeseßten Partei zum Schweigen gebracht, und diese, welche bei weitem die Mehrzahl bildete, stimmte nun die Marseillaise an. Als der Professor ev schien, hôrte der Gesang „auf, und es war Alles ru- hig. Da er aber eine sehy leidenschaftlihe Anvede an seine Zuhörer hielte und ihnen ankündigte, daß er seine Vorlesungen augenblicklich schließen wúrde, wenn ein solcher Auf tritt noch einmal stattfände, so fing das Zischen wieder an, iw deß konnte er doch seinen Vortrag ungejtdrt zu Ende bringen, Gestern Nachmittag wurde Herr Orfila bei seinem Erscheinen init Applaus empfangen, in den sich aber bald wieder heftiges Zischen mengte. Er stand daher auf ucd machte den Studiren- den die lebhaftesten VorwÜrfe; da diese nicht gehdrt wurden, o entfernte er sich mit der Erklärung, daß er seinen Kursus nicht CeN werde, obgleich derselbe erst im Juni beendigt seyn sollte. i

Von der Mitte dieses Monats an soll hier ein neues Jour nal unter dem Titel „Nevue republicaine‘/ erscheinen.

Der Vapor, ein zu Barcelona erscheinendes Blatt, meldet unterm 4ten d., daß sich in der Umgegend von Gerona noch immer bewaffnete Karlistische Banden blicken lassen, die von Mönchen und fanatischen Häuptlingen befehligt werden und, wenn man sie verfolgt, ihre Zuflucht in den Gebirgen su- chen. Am. 28sten v. M. wurden 23 Gefangene, worunter meh- rere Mönche, in Barcelona eingebracht. Einem zu Saragossa erscheinenden Blatte vom Zten d. zufolge, waren am ten d, noch immer 59 Individuen von denen, die nach der am 27. Fe- bruar dort stattgehabten Karlistischen Revolution von da geflo- hen waren, zu Penaflor und Perdiguera unter den Waffen ; sie wurden von den Truppen der Königin verfolgt, die sie von der Provinz Navarra abzuschneiden suchten.

Heute {loß 5proc. Rente pr. compt. 104. 65. lin cour, 104. £0. Coupon détaché, 3proc. pr. compt 78. 40. fin cour, 78. 55. Sproc. Neap. pr. compt, 94. 70, fin: cour. 94. 85; 5proc. Span. perp. 625. 3proc. do. Coup. dét. 39, 5proc. Belg, 100. 5vroc. Rôm.

Frankfurt a. M., 16. März. Oesterr. 5proc. Metall. 98. 4proc. 893. Bank - Actien 1517. G. Part. - Obl. 139, Loose zu 100 Fl. 2071. Br. Preuß. ‘Präám.-Sch. 544. Holl. 5proc. Obl, 9312, G. Poln. Loose 627. Br. Span. 5proc. Rente 612. Z3proc. do. perp. 401, G.

Nedacteur Cottel.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Staaten.

König, Ed., System der analytischen Philosophie als Wahrheitslehre. gr. 8o. 1 Thlr.

ist s0 eben erschienen und an alle Buchhandluogeo

(an E. S. Mittler in Berlin, Stechbahn No. 8.)

De Temporum

A. H. Heymann & Comp. inden Nr. 23.

Eduard Erdmann. theilung auch uater dem Tirecl:

ck proc. Odól. bei mir von heute

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Literarische Anzeigen.

So eben is bei Eduard Frantzen in Riga und Dorpat erschienen, und vorräthig in öder Stuhr chen l t Schloßplay Nr. 2: Versuch einer wissenschaftlichen Doaxfiellung der Ge-

s{ichte der neuern Philosophie von Dr. Johann Erfien Bandes erste Ah-

In Actis Apostolorum Ratione, Scripsiìt Rudolphus Anger, Philos, D. AA. LL, M. in Academ. Lips, Privatim Docens, in Lexc.-8vo. Preis 1 Thlr. 10 sgr. „Bei der großen Anzahl verschiedener Meinungé! über den hier behandelten Gegensiand hoffen wir, daß eine Schrift dem Publikum nicht werde unwillkom-

Darstellung und Kritik der Philosophie des Carte-|M£n sein, die, wie die gegenwärtige, mit selbstftändi- fuß, nebst einer Cinltitang f d Gesbicore der 8er Sors{ung reichhaltige Literatur und Prüfung der neuern Philosophie. 21 Bogen 8vo, Preis 12 Thlr. | demerkenewertheren früheren Ansichten verbindet.

Mein Pian, sagt der Verf. in der Vorrede, ging dahin, eine iissenschafcliche Darstellung der Geschichte der neuern Philosophie zu geben, die den nothwendi- ienen: gen Ucbergaag von einem Syjem zum andern bis in i die einzelnen Fäden zu verfolgen, und dies in einer Weise zu thun, die, wo möglich geeignet sei, Solche, denen eine philosophische Darstellung der Geschichte fremd, ja die ihr feind sind, damit auszusöhnen.

Bei G. Neimer, Wilhelms-Straße Nr. 73, is er-

Hoßbach, Predigt zum Gedächtniß des Dr, und Prof. Schleiermacher, in der Dreifal- O gehalten am Sonntag Oculi 1834

. 3 sgr.

Bei Joh. Ambr Barth in Leipzig if erschienen !

Nllgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

————_——

N@ 30. Berlin, Freltog ven Ae März Beim Ablaufe des Quartals wird hiermit in Erinnerung gebracht, daß die Bestellungen auf diese A, nebsi ) grovinzen aber bei den Kdntglichen Post-Aemtern zu machen sind, und daß der Preis für den ganzen Umfang der Monarchie auf 2 Rthlr.

" enten das Blatt am Vorabende seines Datums durch die Stadtpost frei ins Haus gesandt wird. j " wir bitten, die Bestellungen bis spätesiens den 31sien d. M an uns gelangen zu lassen, idem son / | des Blattes eine Unterbrechung erleidet und nicht sämmtliche Nummern vom Anfange des Quartals an nachgeliefert werden können.

Um jedoch die erforderliche Stärke der

die Fnteressenten es

1834.

ränumeration hler am Orte hei der Redaction ( Mohren-Straße Nr. 34), in deu

reuß. Cour. vierteljährlich festgeseßt ist, wofür den hiesigen Abon- uflage für das kommende Vierteljahr abmessen zu können , müssen id selbft zuzuschreiben haben, wenn die Zusendung

E

Amtlihe Nachrichten. Moni Cts Tages

H: Se. Königliche Majestät haben den bisherigen Ober-Landes- gerichts-Assessor Karl Friedrich Heinrich Straß zum Kreis- * Justiz - Rath im Friedeberger Kreise zu ernennen und die für denselben ausgefertigte Bestallung Allerhöchsteigenhändig zu vollziehen geruht. i -

U Des Königs Majestät haben geruht, den Fürstenthums- Gerichts-Direktor Taistrzik zu Pleß zugleich zum Kreis-Justiz- S Rath zu ernennen. |

Des Königs Majestät haben geruht, den Justizverweser " Wecker zu Haynau zum Justiz-Rath zu ernennen.

28

P DetanmncemaMuna

i Zur Erleichterung des Reise- Verkehrs zwischen Frankfurt Ÿ a, d. O. und Leipzig tritt mit dem 1sten k. M. an die Stelle Ÿ der bisherigen Reit- Post eine wöchentlich O Personen- Post zwischen jenen Städten, guf dem Wege über Herzberg,

Y welche qus Leipzig abgeht : ; Y Montag und Freitag 2 Uhr Mittags,

und in Frankfurt a. d. O. eintrifft : Dienstag und Sonnabend gegen 8 Uhr Abends, auf dem Rückwege aus Frankfurt a. d. O. abgefertigt wird: Montag und Freitag 12 Uhr Abends, und in Leipzig ankommt : ! Mittwoch und Sonntag 6 Uhr Morgens. Zu dieser Personen-Post, welche ‘von Conducteurs begleitet wird, fommen bequeme, auf Druckfedern ruhende sechssizige Wagen in Anwendung; auch werden in erforderlichen Fällen Bei-Chaisen mitgegeben. : | Das Personen-Geld beträgt 10 Sar. pro Meile, wofür die sreie Mitnahme von 30 Pfund Gepäck gestattet ist.

Hinsichtlich der gegen Bezahlung mitzunehmenden Ueber- fraht fommen die bei den Schnell - Posten allgemein gültigen Vestunmungen in Anwendung. Jn Frankfurt a. d. O. steht die gedachte Personen- Post mit der Schnell - Post nah und von ' Breslau, und mit der Fahr-Post nach und von Küstrin, durch Ï die letztere aber mit der Schnell-Post nach und von Königsberg Ï in Pr., Bromberg und Posen in Verbindung. Jn Herzberg S schließt sich eine Reit-Post nach und von Krossen über Kottbus * und Guben genau an dieselbe an.

Y Frankfurt a. M., den 15. März 1834. 2 Der General - Yostmeister, von Dag ler

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Bekanntmachung. Mit dem 1. April d. J. tritt an die Stelle der bisherigen

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* wdchentlih Zmaligen Schnell - Post und 4maligen Reit - Post * zwischen Frankfurt a. M. und Leipzig

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eine tägliche Schnell - Post, welche um 10 Uhr Abends ‘aus Frankfurt a. M. abgeht, am folgenden Tage zwischen 11 und 12 Uhr Nachts durch V Erfurt passirt, und am zweiten Tage gegen 2 Uhr Nachmittags in Leipzig eintrifft. Aus Leipzig wird sie am Sonntage um 4 Uhr Mittags und an den übrigen Wo- chentagen um 6 Uhr Abends abgefertigt, passirt am folgenden Tage Montags zwischen 7 und § Uhr, an den übrigen Tagen zwi- schen 9 und 10 Uhr Morgens durch Erfurt, und fommt am zweiton Tage, Dienstags gegen 10 Uhr, an den übrigen Tagen gegen 12 Uhr Mittags in Frankfurt a. M. an.

Zu dieser Schnell - Post, welche durch Conducteure begleitet wird, kommen begueme neunsi6ige Wagen in Anwendung. Hin- sichtlich des Personen - Geldes, des Reise-Gepäcks und der in nôthigen Fällen mitzugebenden Bei-Chaisen bleiben die bisheri- gen Bestimmungen unverändert.

In Weißenfels steht diese Schnell - Post mit einer Schnell- Post nach und von Halle und Berlin, und in Leipzig mit der Schnell-Post nach und von Berlin, in genauer Verbindung. Zur Schnell-Post zwischen Leipzig und Berlin kommen vom lsten k, M. ab neunsizige Wagen, anstatt der bisherigen sechs- 7 ibigen Wagen, in Anwendung, auch wird dieselbe durch Con- F ducteure begleitet. :

N Frankfurt a. M., den 15. März 1834. Der General -Poftmeister, von Nagler.

ÎIm Bezirke der Königl. Regierung : zu Breslau ijt der Diakonus Feige zu Steinau zum 7 Pastor in Königsbruch ernannt worden; q zu Köslin is der bisherige Prediger Gabler zu Köster- q niß als Prediger zu Krackow angeskellt worden.

Angekommen: Der General-Major von Gagern, Com-

L mandeur der 6ten Jnfanterie-Brigade, voa Prenzlau, und

: Der General-Major Freiherr von Krafft ll, Commandeur j der 4ten Kavallerie-Brigade, von Stargardt.

5 Abgereist: Se. Excellenz der Königl. Hannoversche Staats- Und Kabinets-Minister, Graf von Mün ster, nach Hildesheim.

|

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Franftret

Paris, 13. März. Jun der gestrigen Sißung der Depu- tirten-Kammer nahm (wie bereits erwähnt) der Minister des öffentlichen Unterrichtes, Herr Guizot, das Wort zur Ver- theidigung des Geseß- Entwurfes gegen die politischen Vereine. Nachdem er im Eingange seinèr Rede auf das Beispiel Englands hingewiesen hatte, welches seit 1798 zu- drei verschiedenenmalen geseßliche Maßregeln gegen solche Vereine angeordnet habe, ließ er sich im Wesentlichen folgendermaßen vernehmen : e

¡Bevor îch guf den vorliegenden Gegenstand eingehe, bitte ich um die Erlaubniß, einige Worte über zwei mich persdnlicy betref- fende Thatsachen sagen zu dürfen. Die eine bezieht sich auf die Gesellschaft „Hilf dir, so wird der Himmel dir helfen !// der an- zugehödren ih die Ehre gehabt habe; die zweite betrifft die Meinung, welche ich früher über den Art. 291. des Straf-Geseßbuches ausge- sprochen habe. (Zeichen der Aufmerisamkeit.) Die erwähnte Gesell- schaft wurde im Fahre 1327 von einigen meiner Freunde gestistet, und ih nahm- keinen Augenblick Anstand, mich derselben anzuschlie- ßen. Sie hatte den bestimmten und einzigen Zweck, die Wahl-Fret- heiten zu vertheidigen, gegen welche die damalige Verwaltung kon- spirirte. Jch nahm mich der Arbeiten der Gesellschaft auf das Thâtigsic an, und hatte die Ehre, im Ausschuß den Vorsiß zu führen. Von der Zeit an, wo aus dem Wahl-Kampfe eine Kammer hervorgegangen war, von der man einen muthigen Widerstand gegen alle Eingriffe in die Rechte des Volkes erwarten konnte, hôrte ich auf, einen direk- ten und thätigen Antheil an den Arbeiten der Gesellschaft zu neh- men. Damals gehôrte ich zu der gemäßigten Opposition, welche in der Kammee das Uebergewicht hatte, und hinter die sich die hesti- gen Oppositionen reiheten. Jn diesem Zustande fand mich die Re- volution von 1330. Jch glaube nicht, daß man behaupten kann, meine Theilnahme an den Geschäften der Gesellschaft habe auf die Politik, der ich damals folgte, Sees gehabt. Jch war einer der Ersten, die das System des Widerstandes annahmen; ich bemühte mich, die Dinge unverzüglich za Einem geseßlichen und re- gelmäßfigen Zusiande zurückzuführen. Daß die Gesellschaft, von der ih mich nunmehr gänzlih zurücckzog, den von mir ein- geschlagenen Weg laut und heftig tadelte, brauche ih wohl nicht erst zu sagen. Jch habe also keine meiner Handlungen zu leug- nen ; ih habe weder meine Theilnahme an der Gesellschaft, noch meinen Abfall von derselven in Abrede zu stellen. Fch habe im Fahre 1827 gemeinschaftliche Sache mit ihr gemacht, und tch bin gegen sie alifgétreten; als die Umstände es mir zur Pflicht mach- ten. Fn dieser Kammer befinden sich viele ehrenwerthe Männer, die ebenfalis in den leßten Jahren der Restauration im Fnteresse der Freiheit muthig Widerstand leisteten, und die später, als sie ein- sahen, daß sich mit den Umständen die Politik ändern müsse, mit derselben Energie im FJnteresse der Ordnung Widerstand ge- leistet haben. (Lebhafter Beifall im Centrum.) Fch gehe nun zu der zweiten mich persönlich betreffenden Thatsache über. Als ich im Monat September 1830, sechs Wochen nach dèr Fuli-Revolution, sagte, daß der Art. 291 des Siraf- Geseßbuches noch existire, hielt man diese Erfläcung für eine große Verwegenheit. Mit diesem Artikel {loß indeß die Regierung die Klubs, deren Existenz die Hauptstadt beun- ruvigte und beklagenswerthe Ereignisse vorhersehen ließ. Wir befin- den uns heute im zweiten Akte jenes großen Drama's. Die Klubs haben sich wieder gebildet, heimlicher vielleicht, aber nicht weniger ge- fährlich. Mit demselben 291sten Artikel, vorbehaltlich der Modificatio- nen, deren cer fähig ist (Murren zur Linken), kann die Regierung jene dro- henden Gesellschaften auflösen, welche die Sicherheit des Landes gefähr- den. Jch habe allerdings früher gesagt, daß der Art. 291 des Straf- (Geseßbhuches nicht ewig in den Geseßen des Landes figuriren würde. Warum sollte ich es nicht eingeftehen? . Fch habe freilich gesagt, daß der Tag kommen würde; aber bemerken Sie es wohl, m. H., ich habe nicht_gesagt, wann. (Fronisches Gelächter zur Linken. Eine Stimme: O Jesuitismus!) Fch wiederhole heute, was ich im Fahre 1539 gesagt habe, daß ic) glaube, es werde der Tag kom- men, wo dec Ärt. 291 aus unserm Geseßbuche gestrichen werden fann; aber ich füge auch jeßt hinzu, daß ih nicht weiß, wann. (Neues (Gelächter. ) Für jeßt glaube ih, daß er nicht allein beibehalten werden, sondern daß man thm auch noch eine größere Ausdehnung geven muß, um die Regierung in den Stand zu seße, den innern Frieden wiederherzustellen und die Unruhen zu unterdrücken. Wenn der Art. 291 jeßt noch ndôthig i, wer trägt die Schuld? Sind wir es? Sind es meine Freunde? F es die Meinung, zu der wir uns bekennen? (Zahl- reiche Stimmen zur Linken: Fa, ja! Herr von Corcelles: „„Fhr be- tlagenswerthes System ist es.//) So persdnlich will ih Fhnen nicht antivocten: ich will nicht behaupten, daß ge:ade Sie Schuld daran sind, aber die Leute, die Meinung, die Sie oft vertheidigen - verzb- gern die Entwickelung unserer Jnstitutionen und das Fortschreiten der Freiheit. Fch wiederhole es, daß ih nicht von Jhnen, sondern von Jhrevr Partei spreche Nennen Sie mir eine unsecer Freiheiten, die nicht, indem se durch Jhre Hän- de ging, eine Gefahr, ein Gegenstand der Besorgniß und der. Aufregung geworden wäre; in Fhren Händen wird der Wider- stand zur Revolution. Fhre Partei hat es sich angelegen seyn las- jen, unsere besten Fustitutionen zu beflecken. Man rede uns nicht von Täuschungen, von betrogenen Zosfsnungen; wenn es deren gtebt, so sind es die unsrigen. Wir waren cs, welche die schönsten Hoff- nungen auf die Zukunft unserer Fnstitutionen und nserer Frei- heiten geseßt hatten, und wir sind getäuscht worden. (Fronisches (KHelächter zur Linken) Anstatt uns mit der Reform der Gesetze, mit der Verbesserung unseres gesellschaftlichen Zustandes beschäfti- gen zu können, mußten wir beständig den Aufruhr bekämpfen, die Verschwdrungen hintertreiben, alle unsere Sorgfalt auf Yb- wendung der Gefahren des Augenblicks verwenden, und die Zukunft und unsere liebsten Pläne bei Seite schen. Das is das Uebel, welches Jhre Partei angesiistet hat ; sie allein trägt dic Schuld, daß der Art. 291 noch nothwendig is. (Lebhafte Unterbrechung.) Es sey mir gestattet, noch cine Beschuldigung zurückzuweisen, die sich an diesem Orte so häufig wiederholt, daß man nämlich alle po- lirische Handlungen der Regierung einem Systeme der Furcht zu- schreibt; diese Anklage is seltsam, denn ich frage Sie, auf welcher

Seite war wohl die Furcht: auf Seite Derer, die seit 1830 bestän- dig den Grundsaß des Widerftandes festgehalten , oder Derer , die bet jeder Gelegenheit der Meinung waren, daß man nachgeben und die Vergehen zu verdecken suchen müsse? Jch klage Niemanden an; aber ich erfläre laut, daß man denjenigen, die sich immer muthig der anarchischen Tendenz widerseßt und alle materiellen und moralischen Unordnungen zu unterdrücken gewußt haben, den Vor- wurf nicht machen darf, daß sie einem Systeme der Furcht huldig- ten. Es gehört von unserer Seite einiger Muth dazu, bet den Grundsäßen einer vorsichtigen Politik, die die erste Pflicht ieder Regierung ist, zu beharcen. Der vorzüglichsie Zweck, den wir bei dem von uns E Systeme im Auge haben, is die Sicherheit, und besonders die Sicherheit der rechtlichen und gemäßigten Leute. Und was wirft man uns vor? Daß wir die politische Gleichgül- tigkeit predigten; dabei vergißt man daß es für uns auf der Welt nichts Gefährlicheres gäbe, als die politische Gleichgültigkeit; denn in dem Kampfe, den wir zu bestehen haben, bedürfen wir des ganzen Muthes und des ganzen Eifers aller rechtlichen Leute. Zu ihnen haben wir immer, in der Eigenschaft als Wähler oder als National-Gardisten, unsere Zuflucht genommen, und durch ste hat unser Sysiem den Sieg davon getragen. Die Vereine beunru- higen die Wähler, beunruhigen die National-Garde, und regen das Land auf; deshalb treten wir gegen dieselben auf, und erlauben Sie mir, m. H., die Frage mit unumwundener Aufrichtigkeit zu beleuch- ten; denn ih habe immer bemerkt, daß die Aufrichtigkeit dem Schwerdte Alexanders gleicht; sie durchhaut den Knoten, den alle Geschiklich- keit nicht zu lösen im Stande ist. (Schr gut, sehr gut!) Niemand wird leugnen, daß zwei Parteien gegen die Regierung verbunden sind. Die Karlisten sind nicht alle von einem Schwin delgeiste beherrscht ; die- jenigen unter ihnen, welche umsichtig und ehrenwerth sind, befinden sich unter dem Foche einer immer aufgeregten, immer konspirirenden Faction; und glauben Sie, m. H./ daß diese Faction geneigt sey, das Schlachtfeld zu räumen ? O, nein! Sie werden noch lange mit ihr zu thun haben, Sie werden noch lange gegen sie auf der Hut seyn müssen. Noch lange wird diese Faction in ihrer aristokratischen Un- verschämtheit und in ihrem revolutionnairen Cynismus verhar- ren. r im Centrum.) Fch kenne nichts Verworfene- res, als das Schauspiel, welches uns jene Faction bietet; ich errôthe für sic, wenn ih sche, zu welchen Handlungen si Leute hergeben kdnnen, die sich rühmen, den vornehmsten Klassen der Gesellschaft anzugehdren. (Wiederholter Beifall im Centrum.) Was die Republikaner betrifft, so sind auch bei ihnen die Guten mit den Schlechten vermisht; es giebt Republikaner der Vergan- genheit, jämmerliche Erben des Konventes; und es giebt Republi- kaner der Zukunft, Zöglinge der Amerikanischen Schule. Die Er- seren find und werden bleiben, was sie stets waren; sie werden im- mer, um mich eines schon früher gebrauchten Ausdrucks zu bedienen, das caput mortuum, der shlechte Schweif unserer Revolution seyn. Mit den Zöglingen der Amerikanischen Schule, mit den Republifa- nern der Zukunft ist es ein anderer Fall. Jch mache ihnen eine andere Art von Vorwurf; ihr Unrecht besteht darin, daß sie sich in der kindischsien Unwissenheit Über die (Se Zustände und über die fortschreitenden Bedürfnisse der Civilisation befinden. Es giebt rechtliche Leute unter ihnen; aber es ift, wie ge- sagt, eine findische Partei. Die Regierung der Vereinigten Staa- ten ifi eine shdne und gute Neg für die T E Staaten, weil diese sh als eine ganz neue Gesellschaft konstituirt haben. Der gewöhnlichste Vorwurf, den die republikanisdde Partei thren Gegnern macht , ist der Vorwurf des Müßigganges. Aber wissen Sie, m. H., was sie unter Müßiggang verstehen? Ein Familienvater, der sein Vermdgen mit Umsicht verwaltet, der seine Kinder

ut erzieht, das is ein Müßiggänger (Gelächter); er is ein Müßiggänger, weil er sich nicht gerade von sciner Hände Arbeit nährt, oder, was weiß ih, weil er_ nicht schriftstellert, oder in Fournalen schreibt. Sie, m. H., die Sie hier Jhre Zeit, JFhr Ver- mdgen, Fhre Ruhe dem dffentlichen Dienste zum Opfer bringen, Sie sind .Müßiggänger! (Bekfall im Centrum. Herr Vigier: „Das ist unübertreflich !//) Mit solchen abgeshmackten Argumenten , m. H., versucht man, eine gesellschaftliche E: cine vollständige Revolution vorzubereiten und herbeizuführen ; und bemerken Sie wohl, daß ih noch kein Wort von den Vereinen gesagt habe. (Lautes Gelächter zur Linken. Eine Stimme: „Ja, das sind wir schon läángfi gewahr geworden!) Jch komme darauf. Sie haben zum Zwec , die Krankheiten, von denen ich eben gesprochen habe, zu benußen; sie wirken in politischer Hinsicht auf die jungen Leute, indem sie ihnen Rechte versprechen, deren Aus- Úbung diese nicht gewachsen sind, und in gesellschaftlicher Hin- sicht auf die Proletarier, indem ste leßtere in Folge einer Ummwäl« zung cine bessere Lage erblicken lassen, Man hak gegen das vorlie- gende Gescß zwei Haupt - Einwendungen emacht; einmal, daß es der Freiheit, und dann, daß es dem gesellschaftlichen Fortschritte Zux wider sey. Wir wollen zavdrderst die Bedeutung des ersten Tadels be- trachten: Man beschuldigt die Regierung der Tyrannet; aber, m. H., man muß aufdie Verirrungen, auf die Ausschweifungen der Presse gefaßt det die gewissermaßen von ihrer Freiheit unzertrennlich sind. Die Presse ist, man verzeihe mir den Ausdruck, die Schamlosigkeit des Wortes und des Gedankens; es giebt keine Thorheit, die man nicht sagte, wenn man Alles sagen darf. n muß sich daher über jene Uebertrei- bungen nicht wundern; ste beweisen nichts; sogar in den Vereinig- ten Staaten giebt es eine Partei, die alle Morgen den General Jackson der Tyrannei beschuldigt. Seyen Sie daher überzeugt , daß das vorliegende Geseß die Freiheit nicht gefährdet. Was den gesell- chaftlichen Fortschritt betrifft, m. H., #0 liebe ih ihn o sehr als EAR Femand; damit aber ein Weg praktikabel seyn kbnne, be- darf er eincs festen Bodens. Was man in der Vegte ortschritt nennt , is eine beständige Ershütterung. Die republikanische Par- tei, die sich uns in der Ferne gern als ein Fortschritt, als eine Wiederherstellerin der Gesellschaft egen mdchte, ist selbft eine binfällige, abgenußzte Partei, die sich mühsam in der revolutionnai- ren Bahn von 1791 hinschleppt, deren ohnmächtiger Erbe und schwache Copie sie is. Der Fortschritt, m. H., i auf unserer Seite; er ist an den Sieg unserer Sache geknüpft. Die Unter- drückung der Vereine ift eines der Elemente unseres Sieges. Sie werden sh dadurch noch nicht von allen Mühseligkeiten , von allen Gefahren befreit haben; aher wenigstens unterdrücken sie eine ge- genwärtige, eine bestehende Gefahr, die viele andere in ihrem Ge- folge hat. Erlauben Sie mir, Sie zum Schlusse an ein denkwoür- diges Wort Bossuet's zu erinnern: „Der Mensch bewegt sich; aber Gott lenkt ihn.//// Möbgen die Partcien fich bewegen,

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F M Q EE MTED T E. R

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