1834 / 80 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 21 Mar 1834 18:00:01 GMT) scan diff

meine Herren, mögen sle die Freiheit benußen, die ihnen upsere Institutionen gewähren; aber mdgen auch Sie Vertraucn zu Fhrer Sache haben, zu einer Sache, die Sie seit vier Jahren mit fo vie- ler Umticht und mit fo vielem Muthe unterstüßen; denn in diesem Sinne lenkt Gott Frankreich! Gott will jene Unparteilichkeit, tene Billigkeit, jene Klügheit, jcne Mäßigung, iene Sittlichkeit, dke, ih wage es zu behaupten, scit der Juli- Revolution die Grundlage unserer PVolitif gusmachen ! ‘‘

Nächst dieser Rede des Herrn Guizot, war diejenige des Herrn Berryer die interessantesie von denen, die in dieser Si6ung gehalten wurden. Eigentlüich hätte nah dem Minister Herr Cabet als zunächst eingeschriebener Redner sprechen sollen, und es erregte dalzer einiges Gelächter, daß dieser das Woit ge- rade an Herrn Berryer abtrat. Eine Stimme rief laut: „Die Extreme berühren sich.“ Herr Berryer begann mit solgenden Worten :

¡Dic Berathung, die seit zwei Tagen im Schooße dieser Ver- sammlung gevfiogen wird, nimmt von Stunde zu Stunde eiten ernsieren, und ich darf wohl fagen, einen betrübendercn Charakter an. Um die Nothwendigkeit des Fhnen vorgeschlagenen (Gesetzes zu er- weisen, hat mat sh gendthigt gesehen, Jhnen von der Lage des Landes und von dei der Gesellichaft drohenden Gefahren ein Bild zu ent- weren, auf welchem die Farben mir etwns stark aufgetragen zu seyn scheinen. Wenn ich in diesem Kampfe zweier Partetiez, die sch gegenscitig den scchiechten Zustand der dentlichen Angelegenheiten vorwerfen, das Wort ergreije, so geschieht es vornehmlich in der Adsicht, zweien Mi- nisiern zu antivorten, die heute diese Nednerhühne besiegen hain, um den (eseß- Entwurf durch die Anführung von Thatiachen oder durch Betrachtungen zu unterstüßen, welche meines Ecachtens nur dazu dienen können, Fhre Aufmerksamkeit von dem cigentlichen (Ge- genslande der Debatte abzulenfen. Herr Guizor hat uns ein glän- zendes Gemälde von den beiden Parteien entworfen, die sich seit der leßten Gtevolution in diefer Versammlung gebildet haben. Da in- desen cine Taktik, die lediglich darin beftcht, sich selbi Weihrauch zu sireuen und- seine Gegner zu schmähen, Niemanden überzeugen kann, so will ih dem Minitier auf diesem Terrain nicht fol- gen, sondern mich darauf beschränken, mit dec mir eigenen Aufrichtigkeit einige wenige Worte über die Art und Weise zit: sagen, mit der es thm beliebt hat, diejenige: politische Meinung zu charafterisiren, der ich treu geblieben bin. Der Minister giebt zu daß es uuter den Anhängern des legitimislischen Systems rechtliche und aufgeklärte Männer gehe, daß ste aber we- der Festigkeit, noch Unabhängigkeit genug besäßen, um sich den An- forderangen ihrer Pactei, deren gezwungene Redner ste wären , zu citzichen. (Herr Gulzot: „Fch habe hiervon kein Wort gesagt !//) Sic haben sich viclleicht anders ausgedrückt , aber ih glaube Jhren Gedanfen richtig aufgefäßt zu haven. Der Minister hatte hinzu- gefügt, daß in den von den Legitimisten vertheidigten Grundsäßen und in der Sprache, die ste täglich führten, etwas Verworfenes liege, eine Mischung von aristokratischer Unverschämtheit und revölution- nairem Cynismus. - Beide Vorwürfe können mich persönlich nicht tresen : aristofratische Unverschämtheit würde mir nicht ziemen, da ich in der Mittel-Kla}: geboren bin und meine Lage dem Geschäftsle- ben 1aeines Vaters und meiner eigenen Thätigkeit verdanke. Revolution- nairer Cynismus* ich hasse ihn mehr als den Despotismus, und um dies zu beweisen, besteige ih eben im Laufe der gegenwärtigen Debatte die ednerbübhne: ich will Fhnen zeigen, dafi man uns tn dem vor- liegenden Geseße nur die Wahl zwischen der Atiarchie und dem Des- potiomus bietet, Gâbe es in der politischen Partei, der ich ange- bôre, überhaupt etwas Verworfenes, so wäre es unsere Leichtgläu- bigtcit. Weshalb bin ih in Fhrer Mitte geblieben? warum hade ich auf die Auzúbung meiner politischen Rechte nicht verzichtet ? warum werde ich vielmehr in dieser Versammlung meine Mitbür- gcr #0 oft vertreten, als sie mir ihr Vertrauen schenken ? Weil ich Fh- ren Versprechungen geglaubt, weil ich der Meinung gewesen, daß der Grundsaß,demSie gehuldigt, kein citles Spiel sey, daß Sie nicht die Ab- sicht gehabt, dem Volke bloß zu schmeicheln, um späterhin zu beherr- schen und alle Freiheiten des Landes zu confisciren. Für uns nun, die wir diese Ucberzeugung gehegt, und die wir jet von Fhnen die Bürgschaften verlangen, die Sie dem Volke gegeben, ießt aber verleßen, für uns, sage ih, giebt es nichts Verworfenes weiter, als die Leicht- gläubigkeit, die wir Jhnen geschenït haben. Der Minisier des Fn- nern wundert sich Úber die Hindecnisse, die ihm täglich bei seiner BYerwaltung in den Weg gelegt werden; nur Männer wie seines Gleichen, die sih Über die heillosen unvermeidlichen Folgen der Fuli= Revolution getäuscht, kdnnen sich hierüber wundern; wir nicht, die wir von Hause aus das Uebel richtig erfantit haben und dem (Gange der dentlichen Angelegenheiten aufmerksam gefolgt find. Wenn die Ereignisse der lezten vier Fahre dem Ministerium wirklich ein Räth- sel sind, so sollte ih meinen, daß die gegenwärtige Debatte hinrei- chen müßte, umi Fhnen selbiges za ldsen. Das System des vorliegen- den (Hesches entyúlt uns so ganz die Politik des Kabinets, daß es wahr= lich feincë durchdringenden Verstandes bedarf, um ven wahren Grund unserer inneren Zerwürfnisse zu entdecken. Und in der That, wenn dieses Geseß nichr mit dem seit vier Fahren befolgten ‘politischen Systeme eng verbunden, wenn es nicht eine unvermeidliche Folge desselben wÉÊre, so würde es völlig unausführbar seyn, denn ich scheue mich nicht es zu sagen, die Ausdrücke, in welchen es abgefaßt it, der Zweck, den es erreichen will, ia die Gesammtheit seiner Bestim- mungen sind von der Art, daß man das ganze Geseh als das erha: bente Denkmal ciner ungeschickten Verwaltung betrachten müßte Fch erblicke in demselben eine fast unbedingte Aufopferung der Volks= Freiheiten, um solche der Regierung in die Hände zu spielen. Das Associations-Recht beruht auf einem Triebe, den jeder Mensch in sich fühlt, nämlich auf dem Bedürfnisse, sich dem Gleichgesinnten anzuschließen : das Recht, seine Gedanken und Meinungen auszutau- schen, if ein hriliges, an welchemijedes Geseh nothwendig scheitern muß. Hâtte man sih darauf beschränkt, die geheimen Gesellschaften zu verbieten, und die d ffentlichen zu erlauben, hätte man blog alle tumultuarischen Versammlungen untersagt , so würde ich das allen: fals gut geheißen haven, aber man zieht unbedingt gegen das Associations - Recht zu Felde, und beruft sich dieserhalb auf den be- rühmten Pitt, als ob dieser gegen das Prinzip an sich aufgetreten wäre, als ob man nicht wüßte, daß er damals bloß diese oder iene Gesellschaft, die er namentlich aufführte, zu schließen verlangte ; und unter welchen Umsiänden? Zu einer Zeit, w9 ein allgemeiner Krieg ganz Europa entflammte. Damals trat Pitt mit der Würde, aber auch mit dem Schmerze eines guten Bürgers auf, entwickelte die fritiiche Lage des Landes, die Gefahren, die idm drohten, die Rothwoendtgkeit , sich Über das Geseh zu erheben, und bat demnach das Parlament um die Erlaubniß, die Statue der Freiheit auf 3 Fahre verhängen zu dürfen. Dies waren, wenn ich nicht irre, seine cigenen Worte. Was verlangt man dagegen jeßt von Jhnen ? Befinden wir uns in einer Krisis, wie damals England, und soll das Geseß nue für den Augenblick gelten? Steht der Feind an unserer Gränze, um den inneren Zwiespalt zu nähren? Nein, meine Herren, glücklicherweise bleibt das Ausiand unseren inne- ren Angele gesiheisen völlig fremd, es schweigt, und Gott sey da- ur gedankt!

Herr Berryer bemühte sh darauf noch die Fehler des Geselzes in seiner praktishen Ausführung nachzuweisen, und die Behauptung, daß dasselbe unumgänglich ndthig sey, zu widerle- gen. Er schloß darauf mit folgenden Worten: „Geselßt aber auch, die Maßregel wäre so nöthig, als man es behaupten will, ist es wohl würdig, daß Männer sie vorschlagen, die selbst zu geheimen Gesellschaften gehört haben, zu Gesellschaften, in denen man nur gegen einen Eid zugelassen wurde? Jst es wohl würdig, daß man, nachdem man einen soschen Eid geleistet, seinen Mitbür- gern gegenüber tritt, um ihnen ein Geseß aufzubürden, das mit den gegen sie eingegangenen Verbindlichkeiten so ganz im Wir derspruche steht? Jch sage nur noch dies! bedürfte das Land noch eines solchen Gesezes zu einer Zeit, wo ohnedies schon die

22 Staats-Lasten täglich zunehmen und der äußere Friede nur durcl) einen übermäßigen Militair-Etat aufrecht erhalten werden kann, so wáre es für die Männer, die sich am Staatsruder bcfiyden, würdiger gewesen, wenn sie freimüthig eingestanden hätten, daß sie ihrerseits unfähig wären, jenes Geseg vorzulegen, und daß \ie Anderen diese Sorge überließen.‘“ Nach dieser Rede, dic eine ungewöhnliche Sensation in der Versammlung erregte, wurde die Sißung aufgehoben.

Ein miniticrielles Blatt sagt in Bezug auf die von der Bud- gets: Kommission vorgeschlagene Verminderung der Armee, es könne bestimmt melden, daß die Königliche Verordnung über die Entlassung der halben vierten Bataillone und einer Schwa- dron von ¡edein Kavallerie-Regimente unterzeichnet sey.

Aus den ldu des (Spanien) schreibt man voin 3. März: „GSBecstern mußten die zu Pampelona versammelten Truppen der Königin, mehr als 10,000 an der Zahl, der Königin den Cid der Tieue leisten, Heure i die Rethe an den Justiz-Beamten und morgen an der Civil-Verwaltuna. -— Man versichekt, Que- sada habe allen Insurgenten cine Amnestie unter folaenden Bedin- gungen bewiiliger: 1) Die Unteroffiziere und Soldaten jollen sich zurüczieheu, oder auch 6 Zahre lang in der Armee dienen; 2) die Offiziere, ohne Unterschied des Grades, sollen sich eine Zu- flu htsskätte in fremdem Lande wählen, wo sie einen Sold erhal- ten werden. Mehrere politische &cfanagene sind auf Befehl des Vice-Königs Quesada in Freiheit geïekt worden, unter Anderen die Gaitin Zumag!acarreguy's. Diese Dame is ge!tern zu Eli- sondo angekommen. Es heißt, Zumalacarreguy befinde "ch n diesem Augenbklick zu Sanguctia und Sagescibelea im Thale Lanz oder zu Sa-ETevan, Der Obers? Erasfo entfernt sich nicht aus dem Thale Bastan.““

Don Carlos hat an den General Jsidoro, den er zu seiner Partei zu ziehen wünscht, foizendes Schreiben gerichtet: „Ni- colas Jiidoro! Jch erinnere mich an die Betheurungen, die Du mir bei verschiedenen Gelegenheiten gemacht; jelzt it die Zeit gekommen, wo Du mir beweisen mußt, daß sie aufrichtig waren. Jch bin dex rechtmäßige König und der Nachfolger mei- nes vielgeltebteu Bruders Ferdinand V1; ich befehle Dir, \0- bold Du diescs Schreiben erhalten has, mich als solchen anzu- erkennen und mich in diesem Fürstenthum anerkennen zu lassen, und ich werde Dich nach Deinen Diensten belohnen.

S O O Großbritansen und Jrland.

London, 14. März. Gestern traf der Griechische Bot- schafter am hiesigen Hofe, Herr Trikupis, mit seiner Gemahlin und Dienerschaft auf dem Packerboot „„Firefly// in Dover ein.

In der heutigen Abend-Sißzung des Unterhauses brachte zuvörderst Herr Brougham seine Bill in Bezug auf die Füh- rung eines allgemeinen Hpypotheken- Registers für England und Wales ein, die zum erstenmal verlesen wurde. Dann zeigte Lord Althorp an, daß die Ferien des Hauses vom 26jten d. M. bis zum 14. April dauern würden. Da Herr O'Connell seine Motion auf Aufhebung der Union bis zum 22. April aus- selte, so zeigte auch Herr Spring Rice an, daß er an diesem Tage, statt am 15. April, auf eine Zählung des Hauses antra- gen werde. Herr Cripps fragte, ob es die Ansicht des edlen Lords sey , eine Verbesserung der Jagd - Gesebe vorzuschlagen, was von Lord Althorp verneint wurde. Das Haus verwandelte sich hierauf in einen Ausshuß Úber die Bill wegen Regulirung der öffentlichen Einnahmen der Schaßkammer, welche Maßregel durch den Tod des Lord Grenville und durch die Erledigungen

einiger anderer Sinekuren veranlaßt worden. Sir J. Graham ging in das Detail der durch diese Bill be- zwecêten Veränderungen cin, weil ihn der Ausschuß mit

der Einbringung dieser Maßregel beauftragt hatte. Es follen dadurch mehrere Beainten, namentlich die Kassirer und Audi- teure abgeschafft werden. Der Tod eines der bisherigen Kassi- rer, der eines der ansehnlichsten Gehalte bezogen hatte, erleich- terte die beabsichtigten Veränderungen. Die Bill verändert aber nicht nur das Beamten - Personal, sondern auch die Zahlungs- weise. Es soll nämlich künftighin kein Geld mehr in die Schab- Kammer, sondern Alles in die Bank gezahlt werden, so daß es nur eine einzige allgemeine Rechnung gäbe. Sir J. Graham glaubte, daß diese Bill eine sehr wirksame Kontrolle über die vollziehende Gewalt seyn und daß sle die Rechnungen sehr ver- A würde; das Scha-Amt sollte täglich und wöchentlich eine Uebersicht über den Stand der Einnahme und Ausgabe er- halten. Was die Ersparnisse anbetresse, so wúrde ein Personal von 65 Beamten auf 29 reducirt werden, und die Ausgaben würden demnach 11,000 statt 45,000 Pfund betragen. Die Re- ductionen sollen jedoch nicht ohne gebÜhrende Rücksicht auf die Länge der Dienstzeit und auf die Verdienste der je6t angestell- ten Beamten vorgenommen - werden. Lord G. B: schenkte der Maßregel seinen vollkommenen Beifall und bedauerte nur, daß sie, als eine so nüzliche, so lange verschoben worden sey; man kdnnte sie, meinte er, vielleicht für eine gewaltsame halten, indeß sle hebe nichts auf, was beibehalten werden müßte.

Im Courier liest man: „Die Bill über die Aufhebung des Wahlrechts der Stadt Warwick ist glücklich in das Ober- haus vom Stapel gelaufen und den Klauen des Herrn Hal- comb cntschlüpft, dessen Ausschuß über die von Leamington Spa überreichte Petition nun der Mühe, noch fernere Sißbungen zu halten, überhoben is. Es ergab sich gestern Abend aus den Antrage des Herrn Tancred im Unterhause, daß jener Ausschuß nur in Folge ganz fälschlicher Darstellungen Seitens des Herrn Halcomb ernannt worden war, der besser thun würde, künftig in seinen Beschuldigungen gegen Jndividuen und Dokutnente mehr Vorsicht zu úben und sich nicht in so frechen Verleumdun- gen anderer Personen zu ergehen. Der Zweck des ehrenwerthen Mitgliedes war nicht zu verkennen, und er kann sich das Fehl- {lagen seines Planes zur Erbauung dienen lassen. Ueber die Bill wegen Aufhebung des Wah'rechts der Liverpooler Freisassen wurde gestern der Ausschuß- Bericht erstattet und sie wird näch- sten Mittwoch zum drittenmale verlesen und ohne Zweifel mit großer Majorität in das Oberhaus befördert werden.“

Der Courier erklârt die von andern Blättern gegebene Nachricht, daß der General-Prokurator Sir J. Campbell sich als Kandidat fúr die erledigte ‘Parlaments-Stelle von Thirsk ge- meldet habe, für ungegründet.

Der Herzog von Devonshire befindet sih je6t in Malta; er wird in den ersten Tagen des Aprils in England zurück er- wartet; seine Gesundheit joll ganz wiederhergestellt seyn.

Die General - Dampfschiffahrts - Compagnie hat gestern cin neues Schif} vom Stapel laufen lassen. Es is beinahe 500 Tons groß, wird auf der Route nach Hamburg gebraucht wer- den, und führt den Namen „The City of Hamburgh.““

An der hiesigen Börse herrscht fortwährend Geldmangel; den Grund davon weiß man sich schwer zu erklären. Der hohe Stand des Diskonto wirkt gleichzeitig sehr ungünstig auf fremde Obligationen jedweder Art. Die Ausfuhr von edlem Metal][

| an den Miniñïer folgende Fragen: Besizen wir im Rapon dy

aus dem Hafen von London hat vom 28sten v. bis zum 6ten d E M. nur in Silbermünze bestanden, wovon 2000 Unzen nah E China, 3464 nah Rotterdam, 184,409 nah New-York und 347; nach Pernambuco gingen. ;

Das Edinburg Weekly Journal enthält einen Arti, fel, worin die Púnktlichkeit der Regierung Donna Maria's i den Geld-Zahlungen an die in ihren Diensten stehenden Ausläy, der nachgewiesen wird. Der Courier sagt in dieser Bezie hung: „Nach Allem, was wir gehört haben, sind wir überzeugt daß die Behauptungen vom Gegentheil, die von Zeit zu Zeit E in einigen Blättern erschienen, von Äbenteurern herrührten, di, F sich in ihren Hoffnungen getäuscht sahen. Der ehrenwerthe Chy, F

L S UALL Ae

L E 228

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rakter des Herrn Mendizabal, Agenten der Portugiesischen R, | gierung, bedarf unseres Zeugnisses nicht.‘ / Im heutigen Courier liest man: „Ein seltsames Geri ijt in Bezug auf die junge Königin Donna Maria aus Portu E gal hier eingegangen, wir Überlassen es jedoch andern Zeitunze Schreibern, die Wahrheit desselben auszuforschen. ‘/ Die Ti, F mes sagt: ¿Man hrt an der Börse die Meinung äußern, dz; F die Echees, welche die Partei der Königin kürzlich in Portug erlitten hat, mdglicher Weise eine Jntervention nothwendig mg chen tdnnten.“/ :

E E S E E R AIE F S IES Ade V lrenis

Belaten. 2 Brüssel, 15. März. Ein Adjutant des Generals Ny f nan hat gejtern dem Kriegs-Minister die Nachricht überbrad,, daß die Holländer ihre Truppen an der Gränze bei Zelzate vq; | siärken; dieser Adjutant reiste kurz darauf wieder ab. | In der vorgestrigen Sißzung des Senates wart die Erf terunz des von dem Kriegs - Minister geforderten Kreditcs v 800,000 Fr. an der Tagesordnung. Herr von Pelichy stel |

S2 Ati it m etc E E E

Festung Luxemburg die Civil-Verwalrung ? Haben unsere Trup F pen diesen Rayon besest? Der Kriegs-Minister antworte: „„Aus der zwischen dem Prinzen von Hessen-Homburg und dm General Görhals abgeschlossenen Uebercinkunft vonr 28. Mui 1831 geht hervor, daß das Militair - Gouvernement, obgleich «| aus Nachgiebigkeit den strategischen Rayon auf zwei beschränkte, sich das Recht vorbehalten hat, denselben auf vier Stun

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worden, In seinem leßten Schreiben vom 28. Febr. hält Ge neral du Moulin neben seiner Erklärung, daß er sich auf de Rayon von zwei Stunden beschränken werde, doch den Rayon von vier Stunden als geseßlich aufreht. Die Regierung ist in Unterhandlung, um zu einer definitiven Uebereinkunft zu gelan

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gen. Ich habe provisorisch befohlen, nicht in den Rayon} von vier Stunden einzurücken; allein hierin liegt nh}

Definitives und die Aufrechthaltung dieses Befehls, der nut" provisorisch ist, wird von dem Verfahren der Garnison abha F gen. Der von mir geforderte Kredit hat nicht nur den Zwet, die Kosten der Verlegung der ins Luxemburg:sche gesandten Trup: | pen zu deken, sondern auch unsere Jufanterte um 7000 Mann zu oermehren./ Herr Schiervel verlangte, daß der Minister | die ndthigen Maßregeln rreffe, damit die Garnison von Mastricht nicht täglich das Belgische Gebiet verleze. Der Kriegs: Mi: nister antwortete: „Die Garnison von Mastricht hat wirklich einige militairische Exfursionen gemacht. Nach den Bestimmun} gen des Vertrags vom 15. Nov. soll diese Garnison nur eine} Rayon von 12 Toisen, von der Krone der Glacis an gerechnet, haben ; sie beschränkt sich nicht auf diesen Rayon. Der General i 2 |

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Dibbets, an den ich geschrieben habe, hat geantwortet, jene Be: wegungen dienten nur zur Uebung der Soldaten und er heruse sich auf die Uebereinkunft vom 21. Mai, wodurch die Straßen" nach Deutschland und Holland ihm frei gehalten seyen. Dieser" Grund is nicht zulässig. Da von einer andern Seite kein" Uebereinkunft für den gegenwärtigen Augenblick diesen Rayot|" feststellt, so ist die Regierung deshalb in Unterhandlung.“ 4

Die (gestern erwähnte) Antwort des Ministers des Jnner}" in der Repräsentanten-Kammer in Betreff einiger an ih gerichteten Fragen lautete folgendermaßen: „Die eríte Frag ist: Kennt die Belgische Regierung, da die Preußische Regie" rung Gesellschaften ermächtigt hat, die Eisenbahn von Amster} dam nah Köln anzulegen, das Maximum des auf dieser Bahn“ einzuführenden Tarifs? Jch antworte: Die Regierung kenn" dieses Maximum nicht, weil dasselbe noch nicht festgestellt i. A Auf die zweite Frage: Kennt die Regierung die bestehend} ® Bedingungen, wozu die Actien -Gesellschasten in Betreff di Anlagen der andern Bahnen gehalten sind? antworte ich: Jf begreife nicht, welchen Zweck man bei dieser Frage haben kant; übrigens kennt die Regierung die Bedingungen nicht. Die dritt} Frage is endlich: Hat die Belgische Regierung einige Bürgsche{} ten, daß die Preußische Regierung nicht irgend eine Transit-Vt búhr auflegen werde, welche die durh Belgien gemachten Opf neutralisiren würde? Es scheint mir, daß diese Fraze sich vot selbs lôs. Preußen is eben so, wie Belgien, daran gelegen, di Transit nicht zu erschweren, und es wird wenigstens eben jo U seyn, als Belgien. Hr. Dumortier hat gefragt, ob die Regierung d} Verbindlichkeit úbernchme, daß bei den diplomatischen Unterhand lungen die Rechte Belgiens, in Betreff der Fahrt auf den Bin = nenwässern, mit dem Tarif von Mainz sowohl, als in Betr} der Scheldefahrt ohne Abgaben und Hindernisse, nicht verl} werden. Die Anlegung der Eisenbahn wird keine Art von Ci} S fluß auf diese Unterhandlungen haben. Was die Frage betrifi} * ob Preußen nicht eine Tranyit-Gebühr auf die Erzeugnisse BVU} À giens legen werde, so erkläre ih, daß die Regierung in dielt Hinsicht keine Versicherung geben kann, und wenn Preußen di nämliche Frage an Belgien stellte, so würde dieses ebenfalls n! die Versicherung geben fönnen, daß es keine Transit-Gebühr vet! den Crzeugnissen jenes Staats erheben würde; aber ih behaup} noch, daß Preußen den Transit, so viel möglich, erleichtern wird} weil dies so gut in seinem, als in unserem Juteresse liegt. | die Anlegung einer Eisenbahn bis zur Belgischen Gränze trifft, so hat ein Beschluß Sr. Majestät des Königs von Pre ßen diese Anlegung genehmigt.“

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 8. März. Vorgestern machte die zur Prb fung des neuen Zoll- Tarifs niedergesezte Kommission, mit des" Präsidenten Poppins an der Spibe, dem Könige die Aufivat

tung. Se. Maj. erwiederten auf die Anrede des Präsident} ,„„MM HH.! Jn den einigten und von dem Streben nad H Eintracht noch so sehr beseelten Familien giebt es dennoch e} ander durchkreuzende Juteressen, um so mehr in einer aus mh} reren Ständen bestehenden Staats-Gesellschaft, die aus Anhän lichkeit an ihre altherkömmlichen Privilegien deren Aufrechthab| tung wünschen. Alle Völker hegen Achtung vor ihren alten G wohnheiten ; wollte man ihnen einen allzuraschen Impuls gebt} so würde man sie dem Unvorsichrigen gleichstellen, der, weil (f sich in seinem Wohnhause nicht wohl fühlt, zu dessen NiederreizU schreitet, ohne sih zuvor nah einem neuen Obdache umgese

Sie

" tigkeit als erster Basis des allgemeinen Wohls.

nen. man i L ; i mal anwesend j den ausdehnen zu können. Diese Uebereinkunft ist aufrecht gehalten F n |

5 der Ritterschaft,

Wir haben erkannt, daß die Zeit allein Verbesserun- die sich auf Erfahrung der Vergangen heit und Beobachtung der Gegenwart begründen müssen. Zu einer Zeit, wo die Handlungen und Maßregeln der Regieruna auf dffentlichen Pläßen besprochen werden dúrften, wie dies bei dem Ursprunge der Staats - Gesellschaft der Fall gewesen , habe

geglaubt, Mich vor Abfassung des neuen Tarifs mit den Fenntnissen der Einsicht und der Erfahrung umgeben zu müssen,

aben. ju M erbeiführen darf,

Î die Jeder von Jhnen Mir zu liefern im Stande ist. Als Re-

der landwirthschaftlichen und Manufaktur - Jndu-

prás entanten t strie, des Ausfuhr - und des Einfuhr - Handels, werden Mir durch Ihre Beobachtung kostbare Materialien

eendigung einer Arbeit verschafsen , die Jch billig, bündig ed G “usfäbrbar zu machen ade. Die Legislatur hat ihre Pflichten zu erfüllen, die vollziehende Gewalt die ihrigen, die einen wie die andern sind heilig. Jch bin überzeugt, daß Sie bei Erwägung des Gegenstandes, wegen dessen Jch Sie beru- fen, die Lokal - Bedürfnisse berücksichtigen und den großen Zweck nicht aus den Augen verlieren werden, den Ich zu erreichen wünsche, nämlich den Vortheil Aller, begründet auf die Gerech-

Ach werde mit nteresse Ihren Arbeiten folaen, und versichere Sie der Fort-

* dauer Meiner ganzen Königlichen Gnade.“

Deutschland.

Kassel, 13. März. (Schwäbischer Merkur.) Man bemerkt, daß die dffentlichen Si6zungen unserer S tände-Versamm- {ung diesmal ohne Vergleich weniger vom Publikum besucht wer- den, als zur Zeit der vorhergehenden Landtage. Es gebricht der gegenwärtigen Stände-Versammlung sehr an Rechtsgelehrten. Kaum vermochte man, einen der wichtigsten Ausschüsse, den Rechts- pflege: Ausschuß, dadurch zu bilden, daß man den Ubgeordneten der Landes - Universität, der diesmal zufäll:g ein Professor der Rechtswissenschaft war, und vier Advokaten wählte. Jn der

N ganzen Stände - Versammlung fand sich kein einziges “Mitglied " vom hôheren Richterstande ,

das man hátte wáhlen fdn- Auch zu dem noch fehlenden sehsten Mitgliede mußte cinen Advefkaten wählen, der aber noch nicht ein war, und da dieser später erklärte, daß er nicht kommen werde, so wurde an dessen Stelle ein Mitglied das auf Universitäten juristische Kollegien besucht hatte, gewählt. Bofänden sich nicht unter den genann- ten Advokaten überaus -7hrenwerthe, durch ‘Patriotismus aus- gezeichnete und über aîlen möglichen Argwohn erhabene Máän- ner, bei denen nichts gewisser ist, als daß fie nur das Ge- meinwohl vor Augen haben, jo kdnnte eine solche Zusammen- sezung des Rechrepflege- Ausschusses allerdings etwas Bedenfkli- ches haben. Denn zu den æœichtigen Arbeiten, womit sich der- selbe an diesem Landtage zu befassen har, gehört z. B. die Verbesserung des Gerichts-Verfahrens, und sicherlih sind es die Advokaten nicht, welche bei der Beschleunigung des Pro- eßganges und Verminderung der Prozeß- Kosten ein Jnteresse aben. Die Bildung des finanziellen Aus'chusses, dem als Hauptgeschäft die Feststellung des Budgets für die neue dreijäh- rige Finanz- Periode und die Untersuchung des Einnahme - und Ausgabe-Etars zusteht, war bei dem Mangel der nôthigen Zahl geschickter und einsichtsvoller Finanz-Männer nicht minder schwie- rig. Am besten war man bei der Konstituirung des dkonomi- schen Ausschusses daran, denn an, zum Theil ausgezeichneten, Ockonomen is Ueberfluß in der Stände- Versammlung. Man fürchtet, es werden durchgreifende Verbesserungen in dem land- wirthschaftlichen Zustande auf großen Widerspruch von Seiten der Bevorrechteten stoßen.

Stuttgart, 14. März. Die Mitglieder des weiteren ständischen Ausschusses sind auf den 3. April hierher einberufen, um in Vereinigung mit den in Stuttgart wohnenden Ausschuß- Mitgliedern die der Verabschiedung angemessene Verwendung der hewilligten Steuern vom Etatsjahr 1872 zu prüfen und den Etat vom 1. Juni 1833 bis 30. Juni 1834 mit dem Finanz- Ministerium zu berathen.

Oesterrei.

Wien, 10. März. (Nürnberger Korrespondent.) Se. Mazj. der Kaiser A sich, nachdem Sie zur Ader ge- lassen, fieberfrei, und in vollkommener Besserung, eine starke Hei- serkeit abgerechnet, wegen welcher der Kaiser Niemanden spricht, sondern das ihm zu wissen Nöthige schriftlich empfängt und auf demselben Wege Antwort ertheilt. Mit dem Beginn der Früh- lings-Witterung gedenkt der Monarch wieder eine Reise anzutre- ten. Er wird zuerst Tyrol, und in dieser ‘Provinz die wichtige, bereits weit vorgerückte Befestigung Brixens besuchen, sodann sh in die Lombardei begeben, und abwechselnd seinen Aufenthalt in Mailand und Venedig nehmen. Erst zu seiner gewdhnlichen Bade-Saison, im Juli, kehrt der Kaiser zu den Heilquellen Ba- dens zurück. Die júngere Königin von Ungarn befindet sich seit einiger Zeit in einem leidenden Zustande. Die Giovine Jtalia soll in Parma schon wieder ihr Daseyn durch Ermordung eines Jndividuums beurkundet haben. Größere Thaten vermag sie auch nicht zu vollbringen; die neuesten Ereignisse in Savoyen geben davon Zeugniß.

Wien, 12. März. . (Schlesische Zeitung.) Obgleich die Unpäßlichkeit Sr. Majestät des Kaisers schon seit geraumer Zeit gehoben ist, so haben Dieselben doch erst vorgestern wieder die erste Spazierfahrt ins Freie unternommen. Den Staats- Geschäften widmeh sich Dieselben u schon seit mehreren Ta- gen, doch war bis heute noch keine Audienz; die Aerzte scheinen dies bisher widerrathen zu haben; morgen oder übermorgen soll aber ganz bestimmt die erste Audienz stattfinden. Die Konferenzen der Deutschen Minister werden fortwährend thätigst betrieben; man glaubt jedoch, daß sie vor dem Monat Mai nicht zu ihrem Ende gelangt seyn werden. Die Reise Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Ferdinand von Este wird allem Anscheine nach noch in diesem Monate vor sich gehen, der Siebenbürgische Land- tag indessen erst im künftigen Sommer erdffnet werden.

Tüúrkei.

Konstantinopel, 18. Febr. (Allgemeine Zeitung.) Die Feuersbrunst, von der ich in meinem Schreiben vom ten d. sprach, und welche sich zwischen dem ten und kiten d. mehrmals an andern Orten wiederholte, ist, wie es sich jetzt erst zeigt, für unbedeutender gehalten worden, als sie es verdiente, indem man sie zufällig entitanden glaubte, während es nun offenbar ist, daß das Feuer angelegt war. Leider scheint dies aber nur der An- fang zu neuen, sich seitdem beinahe täglich wiederholenden, Brand- legungs- Versuchen gewesen zu seyn, deren traurige Wirkung, troß ailer Wachsamkeit, nur selten vereitelt werden konnte, und we'che die Einwohner dieser Hauptstadt wieder in die größte Un- ruhe verseßt haben. Am 12ten, brannte es in der Gegend von

Un-Kapan, wodurech gegen 50 Gebäude in Asche verwandelt wurden. Am l3ten brannte das große L des Naziri Hadscht Said Efendi in der Gegend von Sultan Bajazid mit Allem, was es enthielt, ab. Jn der Nacht vom 15ten auf den 16ten um Mitternacht sah man mehrere Häuser in Tophana in Flammen stehen, die schon dem Oesterxeichischen Gesandtschafts-Gebäude gefährlich zu werden drohten und Vorkehrungen zu dessen Rettung veranlaß- ten, allein vom Nordwinde getrieben , die Richtung gegen Ga- lata nahmen, wo sie, da diese Gegend erst kürzlich abgebrannt und noch nicht wieder bebaut ist, keine Nahrung mehr fanden und erldschten. Drei Türkische Frauen fanden dabei ihren Tod in den Flammen , und über 40 Häuser wurden in Asche gelegt. Am sten, 17ten und heute brach immer wieder in verschiedenen Gegenden Feuer aus, wurde aber jedesmal, ohne großen Scha- den anzurichten , geldö\schr. Man vermuthet mit allem Grunde, daß die regulairen Truppen die Anstifter dieser Brandlegungen sind, da die Pforte es aufs Neue versucht hat, ihren Sold um fünf Piaster zu vermindern, zwar mit dem Ver- sprechen, daß diese fünf Piaster jeden Monat bei Seite gelegt, und so jedem Soldaten ein kleines Kapital für die Zeit seines Austritts erspart werden solle. Man erinnert sich, daß eben- falls eine Sold - Verminderung die Brandlegungen im verflosse- nen Sommer und den großen Brand in Galata veranlaßte, und daß dieselben aufhdrten, nachdem die Pforte den Sold wieder erhöht hatte. Da nun derselbe Anlaß jet dieselben Folgen hat, so hat man wohl recht, wenn man die unzufriedene Soldateska dieser Brandlegungen beschuldigt. Es find nun zwar strenge Verord- nungen ergangen, allein bis jeßt fruchtlos. -—— Zwischen der Regierung von Toskana und der Pforte wird schon seit geraumer Zeit über einen Handels -Traftat unterhandelt; derselbe soll nun wirklich abgeschlossen und bereits gestern die Ratificationen ausgewechselt worden seyn. Am {5ten d. starb hier der katholisch - armeni- che Bischof und Oberhaupt dieser Kirche, Herr Giacomo della Valle. Die Türkische Zeitung enthält nähere Angaben über den Stand der Dinge in Bagdad, dann einige Verordnungen von untergeordnetem- Interesse, endlich die Anzeige, daß Selim und Osman Pascha, welche aus den Diensten Mehmed Ali's nach Konstantinopel geflohen waren, vom Sultan zu Pascha's von zwei Roßschweifen und Generalen der regulairen Truppen ernannt worden seyen. Merkwürdig is dieser Artikel deswegen, weil er auf die Verhältnisse zwischen der Pforte und dem Ae- gyptischen Statthalter einiges Licht wirft, indem sich jene nicht zu trauen scheint, den von Osman begangenen Verrath zu recht- fertigen, und Mehmed Ali dadurch zu reizen. Die Tewdschi- hats-Liste ist erschienen , enthält aber, verglichen mit der vorjäh- rigen, nicht die mindeste Veränderung. Nachrichten aus Kan- dien lauten noch keinesweges beruhigend, melden aber auch keine bemerktenswerthen Veränderungen in der dortigen Lage der Dinge.

Belgrad, 6. März. (Schlesische Zeitung.) Nach Briefen aus Bucharest vom 1sten d. sleht man daselbst täglich der Bekanntmachung der Beschlüsse entgegen, welhc von der Russischen und Türkischen Regierung gemeinschafrlic) und im Einvernehmen des Divans der Fürstenthümer zur definitiven Re- gulirung deren künstiger Verhältnisse gefaßt wurden. Als Kom- petenten fär die Hospodaren - Würde in der Wallachei nennt man den Groß- Bojaren und Generalen der Wallachischen Mi- liz, Alexander Ghika, und für dieselbe Würde in der Moldau die Groß - Bojaren Mihalakly Stourdza und Alexander Ghika, einen Anverwandten des vente Alex. Ghika. Die Russischen Truppen erwarten jeden Tag den Be- fehl, die vorbereitete Räumung der Fürstenthümer zu vollziehen. Hier hat am 2ten d. ein nicht gewöhnliches Hochzeitfest statt- gefunden. Die beiden Töchter des hiesigen Gouverneurs Jefrim, Bruder des Fürften Milosch, die als Zwillinge zugleich die Welt erblickt hatten, feierten an diesem Tage zu gleicher Zeit ihre Vermählung. Der Gatte der einen ward ein Bierbrauer in Semlin, der der zweiten ein in Belgrad ansässiger Kaufmann, beide bürgerlicher Abkunft. Der Erbprinz von Serbien, Prinz Milan, wohnte im Namen des Fürsten Milosch den Hochzeits- feierlichfeiten bei.

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Berlin, 20. März. Es is in der Nummer 56 der Staats- Zeitung gemeldet worden, daß des Kdnigs Majestät unter meh- reren Gnaden-Geschenken, die im verflossenen Jahre dem Regie- rungs- Bezirk Breslau zu Theil geworden, auch eine Summe von 1000 Rthlrn. zum Wiederaufbau des abgebrannten städti- schen Schulhauses zu Prausnihß bewilligt hätten. Diese Angabe ist indessen dahin zu berichtigen, daß Se. Königliche Majestät nicht 1000 Rthlr., sondern Zweitausend Rthlr. zu diesem Zwecke Allergnädigst O geruht haben.

-—— Am 18ten d. M. beging der Magistrat und die Büp- gerschaft Stettins die Feier der vor 25 Jahren erfolgten Ein- führung der Städte-Ordnung. (Eine nähere Beschreibung die- ser Feicr behalten wir uns vor.)

‘Aus den sechs Gymnasien in der Provinz Pommern sind im Laufe des Jahres 77 Schüler zur Universität entlassen worden. “Darunter widmeten sh 37 dem Studium der Theo- logie, 16 demjenigen der Jurisprudenz, 9 der Medizin, 5 der Philosophie und Philologie und 10 tbeils den Kameral-Wissen- schaften, theils der Mathematik.

Die im Laufe des vorigen Jahres im Bezirke der Königl. A M Köslin veranstalteten Kollekten haben eine Summe von 539 Rthlr. eingetragen. Was die Bevölkerung dieses Re- gierungs - Bezirkes betrisst, so hat sich dieselbe im verflossenen Jahre um 4157 Seelen gehoben, indem 13,635 Kinder (6960 Knaben und 6675 Mädchen) geboren wurden, dagegen aber nur 9478 Personen starben. « Unter den Gebornen waren 3 Drisllings- und 92 Zwillings- Geburten; todtgeboren wurden 374 Kinder. Getraut wurden 3263 Ehepaare, worunter 4 Männer über 60 Zahr mit Frauen unter 30 Jahr.

In Königsberg in Pr. findet im Laufe dieses Mo- nats die vierte Kunst- Ausstellung statt, zu deren Veranstaltung zunächst eine Sammlung älterer Gemälde die Mittel darbietet.

In Zernib bei Gleiwiß (Regierungs-Bezirk Sppeln) entstand am 9ten d. M. ein Feuer, wodurch der Schaf- Stall mit 290 Schafen, ein Speicher mit 400 Scheffel Getraide, 70 Eimer Spiritus und 19 Bauer- Wirthschaften ein Raub der Flammen wurden. Durch einen Holz- Vorrath von 100 Klaf- tern wurde das Feuer noch vergrößert.

‘Aus Kdln wird unterm 12ten d. M. gemeldet: „Die Osemundhämmer im Kreise Gummersbach erfreuen sich sett Kurzem eines bessern -Absaßzes und annehmlicher ‘Preise, was auch auf den Holz- Verkehr wieder günstig einwirkt, indem die Nachfrage nah Kohlen stärker geworden ist. Die Fabriken in den übrigen Theilen des Regierungs-Bezirks Köln erhalten sich mehr oder weniger in regem Betriebe; in Köln selbst wird die

Anlage zweier Eisen-Schmelzereien und im Kreise Gummersbach

die einer Pudlingsfrischerei beabsichtigt. Nachdem der Rhein in seine Ufer zurückgetreten ist, hat auch die Schifffahrt wieder begonnen. Es sind im vergangenen Monate zu Köln angekom- inen zu Berg 50, zu Thal 205, zusammen 255 beladene Fahrzeuge ; und abgefahren zu Berg 36, zu Thal 23, zusammen 59 beladene Fahrzeuge. Unter den angekommenen beladenen Fahrzeugen wa- ren 3 Schiffe von Amsterdam mit 9223 Centr. , 6 Schiffe von Rotterdam mit 9660 Centr. ; die Niederländischen Dampfschisse brachten 5100 Centr.; zusammen von Holland 23,983 Centr. Hier vorbei fuhren 3 Schisse nah Maínz mit 8474 Centr, I Schiffe nah Mannheim mit 6077 Centr., es fuhren mithin vor- bei 14,551 Centr. Es wurden verladen in Köln 3 Schiffe nach Mainz mit 7022 Centr., 3 Schiffe nach Frankfurt mit 5904 Centr, 6 Schiffe nah Mannheim mit 10,114 Centr. , durch Dampf- schiffe 4018 Centr. , in Summa 27,058 Centr. ; Mainz erhielt demnach direkt von Holland 8474 Centr., von Köln in Segel- \chiffen 7922 Centr., durch Dampfschiffe 4018 Centr., im Gan- zen 19,514 Centr. Die Dampfschiffe auf dem Nieder-Rhein Vbrén fortwährend wöchentlich zweimal zwischen Köln und Rot- terdam. Auf dem Mittel-Rhein haben die Dampfschisse „Friedrich Wilhelm“, „„Concordia‘/ und „Stadt Köln‘/ am 2en v. M. den Dienst ebenfalls wieder begonnen und fahren seitdem täglich zwischen Kdln und Mainz Seit dem 1sten d. M. ist der Dienst dieser Schiffe durch das Dampfschiff Prinzessin Mariane“‘‘ bis Mannheim ausgedehnt worden, und am 1. Maë d. J. soll durch das Schiff „Stadt Mainz“ die Fahrt bis Leopoldshafen in Gang geseßt werden. Von Getraide, besonders Roggen - sind bedeutende Ankäufe für Holland gemacht worden.“

Aus Düsseldorf schreibt man unterm 13ten d. M.: „Für die Bedürfnisse der Armen im hiesigen Regierungs-Bezirk wird in allen Gemeinden mit rühmlichem Eifer Sorge getragen ; wo die Mittel der Armen - Verwaltungen dazu nicht ausreichen, werden diese durch außerordentliche Sammlungen zeitig ergänzt, oder besondere Vereine übernehmen die Sorge und wirken be- sonders für verschämte Arme äußerst wohlthätig. Ueber die se: gensreiche Thätigkeit der leßteren wird hier nur Folgendes an- geführt: Der Frauen-Verein zu Wesel hat während des Fah- res 1833 an bedürftige Wöchnerinnen und arme Kranke 5550 Portionen Suppe nah ärztlicher Verordnung nebst dem dazu gehdrigen Weißbrodte ausgegeben ‘und außerdem an Wöchnerin- nen vertheilt: 63 Kindertücher, 18 Leibchen, 42 Müszen , 34 Hemdchen, 22 Leibbinden, 5 wollene Tücher , 40 Frauenhemden, 20 Bett-Tücher, 4 Bettdecken, 10 Strohsäcke und 9 Kopfofühle ; an Arme und Kranke aber 29 Mannshemden, 64 Frauenhem- den, 67 Kinderhemden, 38 Bett-Tücher, 5 wollene Decken und viele bereits gebrauchte Kleidungsstücke und Leinwand. Der Frauen - Verein zu Krefeld hat im vorigen Jahre 82 arme Wöchnerinnen mit allem Nothwendigen, mit Leinwand, Bett- werk, Decken, Kleidungsstücken 2c. reichlih unterstüßt und außer- dem jede derselben für eine Dauer von 18 Tagen mit angemesse- nen Speisen und Getränken versorgt. Die unter specieller Lei- tung desselben beftehende Schule hat den besten Fortgang und zählt 78 Schülerinnen. Der Rentner Adolph Funke verdient als wirksamste Stütze dieses Vereins rühmlih genannt zu wer- den und hat demselben zur Verwendung bei seinen lobenswerthen Bestrebungen nach und nach sehr ansehnliche Geschenke zuge- wendet. Der Frauen- Verein zu Rheidt im Kreise Gladbach hat während des verflossenen Jahres im Ganzen 17 arme Wöch- nerinnen und außerdem noch 78 Dürstige überhaupt mit Speise, Bettwerk und Bekleidungs- Gegenständen versorgt. Als Aeuße- rung des Wohlthätigkeits- Sinnes ist auch zu betrachten, daß in der kleinen Stadt Kempen ein Konzert zum Besten der Armen 69 Rthlr., in dem kleinen Flecken Kaldenkirchen im Kreise Kempen ein ähnliches Konzert 54 Rthír. und in dem Dorfe Bre yel sogar 97 Rthlr., einbrachte.“‘

Das Lateinische und das Deutsche Verzeichniß der Vorle- sungen der hiesigen Universität für das nächste Sommer-Se- mester 1834, welche vom 21, April e. werden angefangen wer- den, sind von heute an bei dem Ober - Pedellen Danelzer im Universitäts-Gebäude, ersteres für 21 Sgr., leßteres für 2 Sgr. zu haben. Berlin, den 18. März 1834.

Der Rektor der Universität, Dr. Strauß.

E E Ca E E SE E R A A E R R

Literarische Nachrichten.

Beiträge zur neuern Braunschweigischen Geschichte und Er- innerungen aus seinem Leben, von Gottfr. Phil. von Bülow, Herzogl. Braunschweigischem Kammer-Direktor. Braunschweig, 1833. 8. :

Der größte und bedeutendste Theil dieser Memoiren, die als cine Ergänzung der so shäybaren Strombeckschen Denkwürdigkci- ten angesehen werden kdnnen, bezieht sh auf einen der wichtigsten Männer aus der Braunschweigischen Geschichte, dessen Name zu- gleich auf mehr als eine Weise mit der Preußischen und allgemei- nen Geschichte verbunden ist, nämlich auf den Herzog Karl Wil- helm Ferdinand. Sehr passend hat Herr von Bülow als Motto die Worte Fohannes's von Müller vorangeseßt: „Bet seiner Erha benheit war er voll Gnade und Anmuth, äußerst einnehmend, weil er in Fedem, wo, woher, welches Glaubens er war, den Menschen sah; die Liebe des Vergnúgens trug bei, ihn gefällig zu machen. Er hatte eine persönliche Grdße, deren Eindruck lange nah sek=- nem Tode blieb.“ Die unausgeseßte Sorge des Herzogs für die Wohlfahrt seines Landes, seine Ärbeitsamkeit, Thätigkeit und Ord- nung (er war, sagt Herr von Bülow S. 54, vielleicht der fleißigite unter allen Geschäftsmännern Braunschweigs), seine Wirthlichkeit und Sparsamkeit, die aber doch die fürstliche Pracht, wo fie nur immer nothwendig war, niemals ausschlof, seine Beobachtungen sx- des wirilichen Landes- Bedürfnisses, jein Vectrauen zu der Land- schaft, obgleich ihn keine Constitution band, seine Freundlichkeit ge- gen Jedermann und oft bis zum Uebermaß getriebene Höflichkeit, cine Mäßigkeit und Zurückhaltung in Allem, was für thn Erholung oder Zerstreuung heißen konnte alle diese Eigenschaften haven seine Regierung zu einer hdchs glúlichen Zeit für das Braunschweigische Land gemacht. Seine selbständige Reglerungöweise aber erinnert durchgehends an Friedrich den Großen, und mehr als ein Zug aus der Regenten-Geschichte dieses einttgen Königs spiegelt sich in dec Regenten-Geschichte des Herzogs wieder. /

Herr von Bülow, der unter dem Herzoge gedient , ihn oft ge- sehen p T und auch die nachfolgende Zeit der Sturme

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und Umwälzungen erlebt hat, weiß hierüber manche interessante Details beizubringen. Ref. erwähnt hier unter Anderem eines Ent- \chlusses des Herzogs im Fabre 1788, eine neue Schul-Behbödrde un- ter dem Vorsibe des damaligen Geheimen Rathes Hardenberg ein- zurichten. Die Landschait faßte dagegen einen Beschluß, weil dieses neue Kollegtum den Lege Eer Wirkungskceis des Konsisto- riums becinträchtigen würde. Wie landesväterlich auch immer des Herzogs Absicht war und für wie gut begründet er sein Recht er- achtet, so ließ er doch die ganze Sache fallen, äußerte aber damals: „Fch möchte doch wissen, wie die Herren ( die Landstände ) die K0- flen eines O DN Prozesses gegen das Land verantworten würden, wenn ich mein Recht zu der Befdrderung des Unterrichts und Verbreitung der Ausbildung meiner Unterthanen auf einen

Rechtssireit wollte ankommen lassen.“ Es hatten nämlich die

A T E I DE i E R - I P I