. Verwoirrung anheimfielen.
nes mit Rluberbanden bedeckt. Schikten sich dant Militair-Chefs, wie dér tapfere und redliche Macrytani, welche nicht in das Ge- heimniß dieser Jntriguen eingeweiht waren, an, dieselben zu verfol- pen und ju vertreiben, so wurde thnen durch die Behörden befoh-
en, sich in eine andere Stellung zurückzuziehen. Zugleich seßte der Präsident in seinem Schreiben, das er an den Prinzen richtete, wie als eine bereits zugestandene Sache voraus, daß derselbe sich in den Schoß der Griechischen Kirche begeben würde. Nur gab er ihm “den Rath, schon vor seiner Ankunft nah Griechenland überzutre- ten, weil er ohne dies auf nichts rechnen könne, und um seine Be- hauptungen zu unterstüßen, mußte es der Senat in seiner Adresse an den Briten als ein Uagiad hervorheben, daß die Religion dess selben nicht die seines Volkes wäre. Der Prinz erklärte daher in seinem Schreiben an die Minister der Konferenz unterm 21. Mai 1830, indem er die Krone Griechenlands ablehnte, daß es ihm nie in den Sinn gekommen wäre, seine Religion zu ändern, und daß er niemals etwas gesagt noch gethan zu haben glaube, das die Vorausseßung eines solchen Schrittes bri ihm hätte erregen können. Er ahnete jedoch die Umtriebe des Präsidenten nicht, der es verstan- den hatte, den Prinzen, dessen reinen Charakter cr kannte, mit sei- nem Gewissen und seinen Fnteressen in Zwiesvalt zu bringen, indem er im Voraus wußte, welchen Theil derselbe in einem solchen Falle ergreifen würde. ‘/ — : :
Es war nur eine Konsequenz dieser Absichten, daß es für Capo- disirias, wie der Verfasser weiter ausführt, zu einer Nothwendigkeit
eworden schien, Griechenland klein und unbedeutend bleiben zu las- en, damit es für jeden Prinzen aus einer erlauchten Familie in Europa ohne Reiz wäre, dies Land zu besißen, und deshalb waren seine vornehmlichften Fntriguen darguf gerichtet, die Gränzen auf den Fsthmus von Korinth und einige Fnseln zu beschränken. „Aber hâtte er auch selbs — bemerkt der Verfasser — die Fdee cines Grie- chischen Staates mit ausgedehnten Gränzen, und den Gedanken ei- ner wahrhaft nationalen Regierung in seine Vorstellung aufnehmen fönnen, so würden doch immer seine Grundsäße und Änsichten für die Entwickelung eines Systems, das des alten Ruhmes des Landes und seiner Zukunft würdig gewesen wäre, ein Hinderniß geblieben seyn. Denn eine Umgestaltung des dentlichen Unterrichts nach Grundsäßen , wie sie der Zustand des Landes und der Zustand der Wissenschaften und der Civilisation erforderten, so wie im Streben, der erstaunlichen Beweglichkeit des Nationalgeistes eine heilsame Richtung zu geben, würden die erste Bedingung cines dem scinigen entgegengeseßten Verwaltungs-Verfahrens gewesen seyn. Der Ruhm des alten, wie das Schicksal des neuen Griechenlands wären dabei gleichmäßig interessirt gewesen. Aber konnte man wohl mit eint- gem Fug Maßregeln dieser Art vont einem Manne erwarten, dem. er gegenwärtige Zustand der Wissenschaften vdllig unbekannt war, der vom alten Griechenlan nicht einmal die Sprache verstand, und der eine entschiedene Verachtung gege! Alles hegte, was hôdhevre Bildung und Unterricht betraf, für den die Philosophie eine Chi- märe war, und der den alten Ruhm Griecheniands nur als eine unnúße Phantasie der Schule betrachtete, die für die gegenwärtigen Bedürfnisse der Gesellschaft sogàr gefährlich seyen ?// —
Nachdem der Verfasser hierauf scharf bis ins Einzelne hinein dar- gethan, wie der gegenwärtige Zustand Griechenlands durch Capo- distrias hervorgerufen worden, faßt er die Züge seines Bildes in folgenden Worten zusammen: „Er var darauf ausgegangen, das Vertrauen bis in den Schoß des Familien - Lebens zu erfien, und mußte daher sehen, wie sich das Mißtrauen an seine eigenen
Schritte heftcte und alle seine Handlungen freuzte. Er hatte Bande
des Hasses E, und der Haß verbündete sich gegen ihn, seine Familie und die Anhänger seiner Partei. Er hatte an den Entar- tungen einer alten Civilisation festhalten wollen, und sah bald, wie durch diese Entartungen seine eigenen Angelegenheiten einer völligen 1 nfielen. Durch ibn waren die Umtriebe der raf- finirtesien Ränkestifterei in Bewegung geseht worden, und die Rânkestifter säumten nicht, ihn selbst und seine Handlungsweise in der dffentlichen Meinung herabzuwürdigen. Er rechnete auf die Jugend, die in den Grundsäßen seiner Politik erzogen werden jollte, und griff dennoch die moralische und intellektuelle Entwicke- lung der künftigen Generationen schon in der Wurzel an. Um- firickt von einem Gewebe von Heuchelei, Betrug und Gewalt- that , konnte er das Gute nicht thun, selbs wenn er gewollt hätte, und selbsi die Ruhe, die er dem Lande schafte, war ohne Hinter= grund und ohne Zukunft. So, ungeschickt oder shleht berathen in Allem, was die Verwaltung, die Finanzen und die Gesehgebung be- traf, hat er nihts-gegründet, nichts eingerichtet, kein Geseß irgend einer Art hinterlassen, das sein Andenken ehren könnte.‘
Rach dem unglücklichen Tode des Präsidenten Capodistrias wurde sein Bruder Augustin durch den Senat an die Spiße der pro- visorischen Regierung berufen, die außerdem aus Colocotroni und Coletti zusammengeseßt war. Der Verfasser stellt dar, wie Augu- siin Capodistrias uur das von seinem Bzuder ererbte System fort- seßte, ohne durch das Schicksal desselben gewarnt oder belehrt wor- den zu seyn. JFnzwischen hatte sich die Londoner Konferenz lebhaf- ter damit beschäftigt, aus einem der souverainen Häuser Europas einen Nachfolger für den Präsidenten zu suchen, und die Wahl des Prinzen Otto von Bayern (h König von Griechenland war kund geworden. Der Verf. schildert die Umtriebe der Gegen-Parteti, die jeßt zum Theil dasselbe Spiel, wie in Bezug auf den Prin- zen Leopold, wiederholen wollte; zugleich aber die allge- meine und fas flúrmische Freude, welche diese Nachricht un- ter der Bevölkerung selbsi verbreitete. Die inneren Zustände des Landes waren unter Augustin Capodistrias ohne Zweifel noch unglücklicher und entarteter geworden.// Der öffentliche Un- terricht — sagt der Verfasser an einer Stelle — war jevt fast gänz - lich vom Griechischen Boden vertilgt. Die Militair - Schule war zwar in einigen Ee getoinmeli , aber auch dahin hatte man Zwie= tracht und Partei - Lei enschaften zu verpflanzen gewußt. Die Zbg- linge, die sich unter der Leitung eines der kompromittirtesten Men- schen befanden, waren nach ihren Gesinnungen in Klassen rae: theilt, gingen mit Dolchen bewaffnet, und standen jeden Augenblick bercit, fich Nachts in ihren Betten zu ermorden. Man hatte mich zum Einschreiten aufgefordert, und es gelang mir mit Mühe, ihre Aufregung zu besänftigen. Die Central - Schule von Aegina war zum Theil erhalten worden. Doch fing man bercits an, den Un- terricht in der ros dfischen Sprache zu unterdrücken, unter dem Vorgeben, daß keine Mittel da wären, cinen Lehrer dafür zu besolden. Die Zöglinge, unwillig, daß ihnen der einzige Weg abgeschnitten werden sollte, wodurch sie zur Kenntniß der Europäischen Literatur und Wissen- schaft gelangen konnten, erboten sich, aus ihren Ersparnissen den Lehr - Kursus zu bezahlen, aber ein Minister vergaß sich so weit, darauf riftli zu erwiedern: „daß die Sprache der Meuchelmör- der (17 7Loou tur doLogóror) von der Griechischen Jugend nicht erlernt werden dúrfe./ Denn es machte einen Hauptpunkt des von dieser Partei angenommenen Glaubens- Bekenntnisses aus, daf die Franzosen, oder vielmehr Frankreich den Präsidenten ermordet habe. Es ließ sich jedoch voraussehen, daß eine Maßregel dieser Art zu einer solchen Zeit neue Unruhen unter den Ana erregen mußte. Um diesen vorzubeugen, begab sich der A dert ireftor in die Un- terrihts-Stunden, mit Abschieds - Pässen versehen , die er dreien unter den Zöglingen übergab - indem er ihnen erklärte, daß sie von der Schule und von der Jnsel relegirt wären, und augenblicklich abreisen müßten Die jungen Verbannten wollten die Gründe die- ser willkürlihen Entscheidung wissen, und ihre Kameraden ergrif- fen ihre Partei, bis endlich der sich widerseßende Polizei - Direktor zur Thür hinagusgeworfen wurde. Drei Tage darauf wurde das Institut auf hdheren Befehl geschlossen. Fn allem diesen befolgte man nur das System des verstorbenen Präsidenten, aber entkleidet von den Rücksichten, die derselbe P nehmen pflegte. Es war die naËte Gewalt, in die Hände der Dummheit und Leidenschaft- lichkeit gefallen“
Neben dem historischen Fnteresse dieses Werkes tritt seine prak- tische Seite, die eine noch unmittelbarere S iseoung zu den gegen- wärtigen Verhältnissen und deren Umgestalkung annimnit, nicht
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minder wichtig hervor. Der Verfasser entwirft ein sehr genau aus- eführtes statistisches und ethnographisches Gemälde von Griechen- and, dessen Boden, Bewohnern, seinen natürlichen und drtlichen Bedingungen und Begünstigungen, so wie der moralischen, intellek- tuellen und gesellschaftlichen Entwickelungs- Fähigkeit des Volkes, wie es in seinem heutigen Zustande sich zeigt, bem er damit zu- gei die Grundlage, auf der von Seiten einer mit dem Umbil- ungswerk beschäftigten Verwaltung fortgebaut werden müsse, als auch die Grânzen aller darauf zielenden Maßregeln bezeichnet. Nachdem er einen Blick auf die äußere und innere politische Stel- lung Griechenlands geworfen und die Schwierigkeiten dersel- ben hervorgehoben, indem das Land, vermöge felt ßigen Verpflichtungen gegen constitutionnelle wie unumschränfte chte, gewissermaßen in die Mitte zwischen das constitutionnelle ‘und unumschränkte System gedrängt sey, geht der Verfasser zu einer Schilderung der Charakter- und Sitten -Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Völkerschaften, welche den Boden Griechenlands be- wohnen, über. Ein wesentlicher Unterschied dieser Völker stellt sich besonders in drei großen Partieen dar, nämlich unter den Bewoh- nern Rumeliens, des Peloponnes und der Fnseln. Fn Rumelien zeigt sich ein mehr kriegerischer Stamm; im Peloponnes eine unter- richtetcere Bevölkerung, aber sittlich verderbt und treulos; auf den Inseln, die aus Griechischen und Albanesischen Einwohnern gemischt sind, ein am meisten durch Civilisation gehobenes und verschôntes Leben, in Manuieren und Gewohnheiten oft völlig Venetianisch. olitische Ansichten, Wünsche und Hoffnungen dieser verschiedenen Klassen der Griechischen Bevölkerung werden von dem Verf. aus- cinandergeseßt, und zugleich gegen die Verwirrunz der moralischen und politischen Fdeen in Griechenland entsprechende Heilraittel auf- gezeigt. Thiersch geht hier, wie durchweg in diesem Buche, von einer Grundansicht gus, die ihn von manchen andern Beurtheilern der Neugriechischen Zustände wesentlich unterscheidet; er glaubt nämlich an ein tüchtiges und kernhaft gebliebenes Element im Cha- rafter des Volkes selb, und sieht darin die ergiebigste Quelle, aus der eine Rektung agegen die Demoralisation, welche unter der Türkischen Bedrückung, #0 wie unter den nach der Befreiung Griechenlands her: vorgetretenen unglücklichen Verwaltungen eingerissen, hergelcitet werden müsse. Höchst interessant sind die Bemerkungen, welche er darauf úber die Art und Weise, die Ruhe in Griechenland herzu- stellen, und Über die dabei za befolgenden Mittel macht, roeobei be- sondecs das Verhältniß der gegenwärtigen Regierung zu den ver- schiedenen Parteien, und wie sie sch diesem gegenüber mit Erfolg zu benchmen habe, umständlih und mit fcinem Beobachtungs: Blick entwickelt wird Darauf folgen die mit einex praktischen Schärfe ins Einzelne geführten Untersuchungen des Verfassers Über die na- tional-dkonomischen und soci:len Zustände des Landes. Fn den Ab- schnitten über Ackerbau , Boden-Kultur, Gewerbe und Handwerke, Handels- und Schiffahrts - Verhältnisse, den dfentlichen Un- terricht, Schul- und Universitätöwesen; über die Griechische Kirche und die Mittel zu einer unabhängigen Organisation derselben; Über die geselligen Verhältuisse in Gricchenland ; Über die Organisation der Kommunen; über die allgemeine Ver- waltung, die Finanzen; über Geseßwesen und Gerichts- Ordnung in Griechenland, über Armee und Flotte und die maritimen Ver- hältnisse des Landes, ist eine vollständige Encyclopädie aller Rich- tungen, deren Ausbildung in einem geordneten Staäts-Organismus unumgänglich erscheint, gegeben. Den allgemeinen Gesichtspunkt des Verfassers sür det Weg der Umgestaltung aller dieser Verhält- nisse können wir nit besser als nit seinen eigenen Worten andeu- ten: „Griechenland is ein Land, das, mehr als irgend ein anderes, einen eigenthümlichen Geist und Charakter hat, und keinem andern Theile von Europa, weder in Sitten noch Einrichtungen , als ähn- lich zu vergleichen ist. Dies Volk bedarf indeß, #0 zu sagen , einer Erneuerung, und seine Regeneration scheint nicht anders bewerk- sielligt werden zu können, als daß man Geseße und Gewohnhei- ten bei ihm einführt, die einer seinem Boden fremden Civilisa- tión angehören. Welchen Weg soll man nun gber einschla- gen? Soll man die neuen Einrichtungen auf eine solche Weise bei ihm einführen, daß sfe Alles, was es Originales und Cha- rakteristisches an ihm giebt, verlöschen und vernichten, und daß Griechenland, in eine Europdische Form gegossen, plödblich ganz verwandelt und nach unserer Art und Weise zu leben, zu denken und zu handeln umgemodelt erschiene? Nichts würde leichter seyn, als etne solche Metamorphose zu beginnen, und man könnte in kur- zer Zeit weit damit kommen. Griechenland würde dann nichts wei=- ter, als eine auf Europa abgedrückte Provinz seyn, und so ähnlich _ die Copie auch immer wäre, würde ste doch um nichtsdestoweniger bizarr seyn, und das Schönste und Originellste, was es an diesem Volke gegeben, verschwände unwiederbringlich, ohne je erseyt wer- den zu können. Glücklicherweise aber giebt es noch eiten anderen Weg, Griechenland zu helfen, ohne thm seine Originalität zu rau- ben Es kommt darauf an, das Land zu studiren, in seinen Charafk- ter einzudrinzen und die wahren Bedürfnisse desselben kennen zu lernen. Fndem man o verfährt, wird man, fern davon, Das zu zerstdren , was als Einheimisches und durch die Gewohnheit Géehei- ligtes sih zeigt, sich in den Vortheil geseßt sehen, Das erneuern und wiederherstellen x können, was entartet und schadhaft gewor- den, indem man die Theile ergänzt, die fehlen, ohne diejenigen noch u entsiellen, vor denen sogar Zeit und Unglück Ehrsurcz1 gehabt baben man wird álso dann die Begründung der neuen acht nicht in den fremden Gebräuchen, sondern in der Entwickelung der ecinhei- mischen Fnstitutionen und in der Erhdhung des National-Gefühfs zu erreichen suchen.// — : 5 : Die dem ersten Theil betgefügten historischen Aftensiücke, so wie eine Zeittafel der Ereignisse in Griechenland von Capodistrias bis zum Einzug des Königs Otto in die Hauptstadt seines Reiches, ver- mehren die Nüblichke?t dieses verdienftlihen und seinem Funteresse nach ausgezeichueten Werkes. Th. M.
Meteorologische Beobachtung. : 1834. | Morgews | Nachmitt. | Abends j Rach einmaliger 25. Mârz.| 6 Uhr. | 2 Uhr. 16 Uhr. Beobachtung.
Luftdruck.. [329,2 o “Par.|333),9 7 “gar. |3 3,3 9 ParsQuellwätmne 6,3 ® R.
| } |
———_— a ra Ée E E E
Luftwärme |+ 1,2 ® R.|+ 3/6 R.|4 1/6 ® Nix awiärme Lo 09 Thaupunkt — 0,9 ° R.|4- 0,0 ® R.|— 0,8 0 R. Flußwärme 3,2 9 R. Dun itsättg.| 84 pCt. 77 pCt. 80 pCt. Bodenwärme 3,0 ® R. M E Bee: ev | Aen Ausdünst. 0,0 5 3 * Rh. Wolkenzug | Be | W. Niederschlag 9, 1 3 7 "Kh.
Ánuswürtige Börsen. Amaterdam, 21 Mürz Niederl. wirkl. Schuld 4927. 52 do. 957 Ausgesetzte Schuld 144. Kanz - Bili, 22,5. 419 Amort. §9, 348 7+. OVDesterr. 9574 Préuss, Prämien - Scheine 96 Kuss. (v. 1831 955 06 Span. 634. 38 41%. Antwerpen, 20 März. S Metall. 992, Bras. 724. Span. 58 634. 35 414 Zinsl, 145. Neap. 89 London, 21. März 32 Cons. 912. Bras. 737. Span. 35 314. oil, 58 974. 236 90. Port. 643. Russ. 104. Belg. 995. VWieu, 21. März. 58 Met. 98. 48 do. 9847. Bank-Actien 1243, Part.-Obl. 1375. Loose zu 100 Fi. 204.
Königliche SwWagusptele Donnerstag, 27. März, Im Schauspielhause: König Kon- radin, historishe Tragödie in 5 Abtheilungen und einem Vor- spiel, von E, Raupach. Freitag, 28. März. Kein Schauspiel. Ma Das Billet-Verkaufs-Bureau ist an diesem Tage geschlossen. Sonnabend, 29. März. Jm Schauspiell;zguse: Das graue
1er gleihmäs-.
Männlein, Schauspiel in 5 Abth., von E. Devrient.
Königstädtisches Theater.
Donnerstag, 27. März. Nach Sonnenuntergang, Lustspiel in 2 Akten, von G. Loß. Hierauf: Graf Schelle, Posse in 3 Akten von L. Angely. ;
Freitag, 28. März. Kein Schauspiel.
Sonntag, 30. März. Zum erstenmale : Fridolin, Schauspie] in 5 Akten, von F. von Holbein; nah Schiller's Gedicht: de, Gang nach dem Eisenhammer. . (Die neue Decoration, den Ej, senhammer vorstellend, ist von Herrn Sacchetti gemalt.)
PODEN O R R R I E R R N M E N E I Neueste NachGrichG tes
Paris, 20. März. Der Kaiserl. Oesterreichische Botschaf, ter wurde vorgestern Abend von dem Könige empfangen.
In der gestrigen Sißung der Pairs-Kammer ließen sich, außer den beiden gestern aufgeführten Pairs, auch nod die Grafen Portalis, von Bastard und Desroys übe den Geselz-Entwurf wegen Abschaffung der Majorate verneh: inen, und die Diskussion über die einzelnen Artikel begam erst heute, nachdem der Berichterstatier, Herzog von Ba sang die Debatte zusammengefaßt hatte. Der 1. Artikel, wg, nach hinführo jede Crrichtung von Majoraten verboten seyn soll, ging nur mit {wacher Stimmen-Mehrheit durch. Uebe den Aen Artikel, wonach die bereits gestifteten, aber bei der Be, kanntmachung des gegenwärtigen Geseßes noch nicht angetretenen Majorate als nuíl und nichtig betrachtet werden sollen, und zu welchem der Graf Roy ein Amendement in Vorschlag aebract hatte, wurde bei dem Schlusse dieses Berichts noch berath\ch{lagt,
Das Amendement des Herrn Jsambert zu dem Geseß-Ent wurfe gegen die politischen Vereine wurde in der gestrigen Si6ung der Deputirten-Kammer, nachdem Herr Fau dasselbe eifrigst unterstüßt, mit großer Stimmen-Mehrheit ve1: worfen. Nicht besser erging es einem dritten Vorschlage dez Herrn Taillandier, folgenden Jnhalts: „Die Bestimmungen des 291sten Art. des Straf-Geseßbuches sollen auh auf Ver; eine von mehr als 20 Personen Anwendung finden, insofer dieselben fih mit politischen Gegenständen beschäftigen.““ Dy Antragsteller kündigte zugleich an, daß er späterhin noch ver langen werde, daß das Geseß bloß temporair sey, und daß man die Uebeëtreter desselben vor die Geschwornen Gerichte stelle. Zwei Deputirte, die in ihren politischen Grund, säßen gewissermaßen die beiden Pole bilden, nämlich der Repu blikaner Herr Garnier-Pagès und der legitimistische Deputirte Hr, Laugier-de-Chartrouse, unterstüßten jenes Amendement, während Herr Prune lle, Maire von Lyon, der zum erstenmale nach seiner Wiedererwählung den Kammer- Verhandlungen bei: wohnte, für die Veriverfung desselben stimmte, und bei dieser Gelegenheit einige interessante Aufschlüsse Úber die in Lyon be: stehenden beiden Vereine der Mutuellisten und der Ferrandin- Arbeiter gab. Es befremdete die Versammlung nicht wenig, aus dem Munde eines Beamten und ministeriellen Deputirten, wie Herr Prunelle, unter Anderem zu Mes daß die Ge sellschaft der Mutuellisten einerseits aus St. Simonisten und den Ueberresten einer philantropischen Gesellschaft, andererseits aber „aus dem Kerne eines Bataillons bestehe, das im Jahre 1831 miflitairisch organisirt worden sey, um mit Genehmigung der Orts - Behörde einen Einfall in Savoyen zu unternehmen.“ Herr Mauguin faßte dieses Faktum sogleih auf, 1m den Großsiegelbewahrer sowohl dieserhalb, als wegen einer ande ren Erklärung des Herrn Prunelle, daß nämlich die Justip Behörden von Lyon sich geweigert hätten, gegen den Verein der Ferrandin - Arbeiter den 415 Art. des Straf - Gesezbuches anzuwenden, zur Rede zu stellen. Herr Prunelle fand sich hierdurch veranlaßt, um Niemanden zu kompromittiren, seine früheren Angaben theilweise wieder zurückzunehmen; namentlich erklärte er, daß den Königl. Prokurator zu Lyon kein Vorwurf treffe. Nachdem darauf noch Herr Thiers einige all: gemeine Aufschlüsse Über die leßten Unruhen zu Lyon und über die dortigen Arbeiter - Vereine gegeben hatte, wurde das ober wähnte Amendement des Herrn Taillandier verworfen und die Berathung über die übrigen Propositionen auf den folget- den Tag verlegt.
In der heutigen Sißung legte zunächst der Minister des Jnnern zum zweiten Male den von der Pairs - Kammer modificirten Geseß-Entwurf Über die Munizipal - Verfassung des Seine-Departements, so wie einige andere Geseße von örtlichem Interesse vor. —— Nachdein sodann Hr. Eschassériaux den Kom- misions-Bericht Übe? das Buòget des Ministeriums der auswärti gen Angelegenheiten auf das Bureau des Präsidenten niederge: legt hatte, wurden die Berathungen über den Geseß - Entwurf gegen die politischen Vereine wieder aufgenommen, und der 1ste Artikel desselben, nah einer wenig erheblichen Debatte, in seiner ursprünglichen Abfassung angenommen.
Der Messaa*i will wissen, daß die Regimenter, díe bisher den Cordon längs der Spanischen Gränze gebildet, den Befehl erhalten hätten, in das Jnnere des Landes zurückzukehren.
Der Moniteur theilt aus einer Depesche des Generals von Uzer, datirt aus Bona vom 23sken v. M., Folgendes mit: „Der Ramazan ist so eben durch die üblichen Wettrennen be- endigt worden, die in diesem Jahre zahlreicher und glänzender, als im vorigen waren. Alle Einwohncr der Stadt, so wie die umliegenden Stämme hatten sich daz: eingefunden. Der Luxus, den die Einaebornen bei dieser Gelegenheit sowohl in ihrer Klei- dung, als in Pferden und Waffen bewiesen, war überm ßig. Der Antheil der benachbarten Stämme an dem Feste zeugt aufs Neue von dem Vertrauen, das wir den Arabern einfldzen, und man darf hoffen, daß die Ruhe, deren wir genießen, die neuen Stämme bestimmen werde, das Joch des Bey von Kon- stantine abzuschütteln und sih unter unsere Fahnen zu stellen. Bemerkenswerth ist, daß, während man unter der ‘Türkischen Herrschaft bei dem Ramazan stets von Straßenraub hörte ,- die ser jekt schr selten geworden ist.“
— Heute schloß Z5proc. Rente pr. compt. 104. 70. fin cour, 104. 80, 3proc. pr. compt 78, 59. fin caur. 78. 65. proc. Neap. pr. compt. 94. 70. fin cour. 94. 80. 5proc. Qpan. perp. 662. 3proc. do. 41ck. 5proc. Belg. 1004. 5vroc. Rôm. 95. Cortes-Obl. 272, Ausgesebte' Spanische Schuld 144.
Frankfurta. M., 23, März. Oesterre. 5proc. Metall. 987. 4proc. 892. Bank - Actien 1513. G. Part. - Obl. 1387. Br. Loose zu 100 Fl. — — Preuß. Präm.-Sch. 544. Holl. 5proc. Obl. 933, Poin. Loose 624, Span. 5proc. Rente 624. 3proc. do. perp. 413. G.
Redacteur Cottel. 226 BL A ÄÓ A Dv 21 aa
Gedruckt hei A. W. Hayn.
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.
A
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Berlin, den 27. März. j eute, als am grünen Donnerstage, haben Se. Majestät der gla das heilige Abendmahl in der Kapelle des Königlichen | Palais aus den Händen des Bischofs Dr. Eplert empfangen.
Se. Majestät der König haben dem Regierungs - Haupt- Kassen-Buchhalter , Kreis -Rath Müller zu Königsberg, den | Rothen Adler-Orden vierter Klasse zu verleihen geruht. 4 Des Königs Majestät haben den bei der Haupt-Verwaltung der Staats-Schulden angestellten Geheimen Rechnungs - Rath | Rolcke 1. zum Geheimen Finanz- Rath zu ernennen und das | diesfáilige Patent Allerhöchst zu vollziehen geruht.
ihre Königliche Hoheit die regierende Herzogin von | seleiDésfau und Höôchstihre Kinder, die Prinzessin Agnes und der Erbprinz Friedrich Dukchlauchten, sind nah Dessau zurückgekehrt.
Im Bezirke der Königl. Regierung zu Bromberg is der Kommendarius Anton Kinecki ¡um ‘Pfarrer an der katholischen Kirche in Gembice berufen N Saffeldorf ist der Kandidat Gerhard Därselen zu evelinghoven an die Stelle des bisherigen Pfarrers Dees» gen zum Pfarrer in Ronsdorf gewählt worden ; : zu Königsberg ist dem bisherigen Pfarrer Laurentius | Jux in Wernegitten die erledigte Pfarrstelle an der katholischen Firche in Wuslack verliehen worden ; zu Mänster is der Vikarius Brons als katholischer Pfarrer in Mettingen angestellt worden.
Zeitungs- Nachri ch ten. Ausland.
Fran?reid.
Haris, 0. März. Vorgestern Abend arbeitete der Kdnig mit den Ministern des dentlichen Unterrichts und des Handels und gestern mit den Ministern des Innern und der Justiz.
: Die Quotidienne will mit Bestimmtheit wissen, daß. der | Herzog von Orleans fich mit der Prinzessin Karoline-Ferdinande | beider Sicilien, Stief-Schwester des jeßigen Königs von Neapy-! ' und der Herzogin von Berry (geb. 29. Febr. 1820), vermäßi{n | wúrde. : j | Das in der gestrigen Sißung der Deputirten-Kam- mer verworfene Amendement des Herrn Jsambert lau ) tete also: „Alle Vereine von mehr als zwanzig Perso: | nen, deren Name oder Zweck „der durch. die Charte von 1830 eingeführten Regierungs-Form und den durch - sie verbürgten | Rechten zuwiderläuft, sind untersagt.‘ — Bei Gelegenheit des | (bereits gestern mitgetheilten) Amendements des Herrn Taillan- | dier, der das Gese nur auf politische Vereine angewendet | wissen wollte, nahm der Maire von Lyon, Herr Prunelle, | das Wort, um einige Aufschlüsse über die Lyoner Associationen zu geben. „Jch betrachte‘, sagte er, „das Amendement des | Herrn Taillandier als sehr unzureichend, da es nur die | politischen Vereine im Auge hat; denn dieje sind in der | That, an und für sich betrachtet, weit weniger gefährlich» als | man dieselben gern erscheinen lassen möchte. Die Mitglieder | jener Gesellschaften haben kein Ansehen, und sie werden nur ' dann erst gefährlich, wenn sie ihren Einfluß auf die Handwerker } auszudehnen suchen. Die Coalitionen der Handwerker aber, in * Verbindung mit den politischen Vereinen, können dem Lande * unsägliches Elend bereiten. Um Jhnen nun einen Beweis zu E geben, daß die politischen Gesellschaften es versuchen, die Hand- Ÿ werker irre zu leiten und zu verführen, werde ih Jhnen ein authentisches Aktenstück vorlesen, welches von dem Central-Aus- * {usse der Lyoner Gesellschaft der Mutuellisten vor weni- * gen Tagen ausgegangen ist. Es heißt darin: /, „Wir " empfehlen unseren Brüdern, gegen die Cinsiüsterungen der * bogen der Gesellschaft der Menschenrehte auf ihrer Hut zu | seyn: die Versuche dieser Gesellschaft müssen in der gegenwärti- Ï gen Krisis zurückgewiesen werden. ‘/‘/ Einige Mitglieder Ï der Gesellschaft der Menschenrechte sind auch wirklich aus der | Gesellschaft der Mutuellisten ausgeschlossen worden, weil es in j dem Geiste der leßteren liegt, sich durchaus nicht mit politischen | Gegenständen zu beschäftigen. Aber troß der Bestrebungen der } Mutuellisten ist es mehreren Mitgliedern von politischen Gesell- * aften gelungen, auf sie einzuwirken und ihre Unzufriedenheit I zu benußen; und ih nehme keinen Anstand, zu erklären, daß, wenn 60,000 Handwerker zehn Tage lang ihre Arbeit einge- | stellt haben, dies nur in Folge der Einflüsterungen der Gesell- | schaft der Menschenrechte geschehen ist. (Unterbrehung.) Das | Amendement des Herrn Taillandier würde Vereine wie die der ' Mutuellisten nicht treffen, weil sie erklären, sich niht um Po- | litif bekämmern zu wollen. Jch glaube, Sie bei dieser Gelegen- | heit in wenigen Worten mit der Organisation der Mutuellisten | bekannt machen zu müssen; sie is sehr“ einfah, und ich bekenne, | daß ich nicht glaube, daß die jezigen Geseße ihr Hindernisse in den | Weg legea können. Man muß die Arbeiter belehren, um sie von | ihren Coalitions-Jdeen Pldddi P das würde, meines Erach- tens, besser seyn, als alle môdglichen Geseze. Zwölf Logen der | Mutuellisten korrespondiren immer mit einer Central-Loge, und | diese Central-Logen korrespondiren ihrerseits mit dem ausübenden ' Conseil, welches aus 33 Personen bestebt. Alle Maßregeln wer- | den,’ nachdem die verschiedenen Logen darüber berathschlagt ha- ben, von dem ausübenden Conseil angeordnet und sogleich aus-
Berlin, Donnerstag den 27fien
ch2: r ——————
Márz
D Fam L p ee e
A E A E A
Simonisten und den Ueberresten einer philantropischen Gesellschaft,
anderntheils aus dem Kerne eines Bataillons zusammengescßt, das
im Jahre 1834 mit Bewilligung der Orts-Behdrden militairisch
organisirt wurde, um in Savoyen einzufallen. (Allgemeines
Erstaunen. Herr Mauguin verlangt das Wort.) Das aus-
übende Conseil der Mutuellisten ist während der leßten Ereig- - nisse in Lyon 10 Tage lang beständig versammelt gewesen, und
U während dieser Zeit 50,000 Arbeiter ganz unumschränkt be- . errscht. Jch weiß nicht, wárum das Gesez vor dieser Coali-
tion ohnmächtig geblieben ist. (Bewegung.) Wenn jemals eine
Coalition- offenkundig war , so war es diese; man konnte um so
leichter gegen sle auftreten, als das auf die Webestühle gelegte
Verbot nicht von allen Arbeitern gebilligt wurde. Das aus-
úbende Conseil bestand aus 33 Personen, deren Namen be-
kannt waren; der Art. 415 des Straf-Gesesbuches hätte
angewendet werden müssen; ih meinestheils bedaure sehr,
das es nicht geschehen ist. (Bewegung auf der Bank der Mi-
nister.) Jch bedaure es im Jnteresse der Arbeiter selbst, da man
fürchten muß, daß ähnliche Auftritte sich früher oder später wie-
derholen werden. Jch stimme gegen das Amendement des Herrn Taillandier , weil es sich nur mit den politischen Vereinen be- schäftigt, und weil man, meiner Meinung nach, vor allen Dingen die Coalitionen der Handwerker unterdrücken muß, indem diese den politischen Gesellschaften erst Kraft verleihen.“ — Herr èauguin: „Der ehrenwerthe Herr Prunelle hat uns zwei sehr wichtige Thatsachen erdfsnet; erstens, daß in Lyon unter dem Schulße der Orts - Behörden ein militairishes Bataillon orga- nisirt worden ist, — wir werden später schen, ob die Orts-Behör- den dies aus eigenem Antriebe gethan haben konnten, — zwei-
tens, daß die Coalitionen der Handwerker bekannt waren, und daß dennoch die Behdrde unthätig und stumm blieb. R so fragen wir den Justiz - Minister, diese Unthätigkeit der Be- hörde? Der a e von seinem Plate: „Die Justiz-Beamten zu Lyon haben ihre Schuldigkeit gethan.“ Herr Mauguin: „Wir wissen je6t nah der Erklärung des Maire von Lyon, daß das Geseß verlest worden ist und die Behörde sich dabei ganz unthätiz verhalten hat.‘ L Prus- nelle: „Jch habe nicht gesagt, daß das Geses verleßt worden sey: ih habe nur behauptet, daß man den Art. 415 des Straf- Gesegbuches- hätte anwenden können, und daß dies nicht gesche- hen sey. Der Herr Justiz-Minlster macht mir so eben bemerk- lih, daß der von mir gemachte Vorwurf auf den Gene- ral - Prokurator von Lyon zurückfallen könnte. Jch erkläre daher, daß dieser Beamte ein Mann von Talent, Eifer und Muth is, und daß, wenn dex Art. 415. nicht in Anwen- dung gebracht worden, dies nicht seine Schuld ist. (Mehrere Stimmen: „„Wessen denn, wessen denn?‘/) Wenn ich eine Thatsache anführe , so ist es nicht meine Absicht als Denunciant aufzutreten. Der Großsiegelbewahrer fragte mich, ob ich glaubte, daß der Generai-Prokurator nicht seine Schuldigkeit gethan habe ; ich erwiedere, daß er sie gethan hat. Weiter L ich nichts sa- gen wollen.“ Herr Thiers trat zur Vertheidigung der Lyoner Behörden auf, und erflärte, daß man es vermieden habe, zur Gewalt seine Zuflucht zu nehmen, weil man theils un- nüzes Blutvergießen habe vermeiden wollen, theils auch voraus- gesehen habe, daß die Arbeiter, wenn man ihnen nur keine unvor- ichtige Zugeikändnisse mache, von selbst zur Ordnung und zur Arbeit hätten zurückkehren müssen. Herr Odilon-Barrot billigte dies Verfaßren sehr, und gab den Wunsch zu erkennen, daß die Re- gierung bei allen Gelegenheiten so gemäßigt und klug zu Werke gehen, und sich besonders aus den Lyoner Ereignissen die Lehre abnehmen möge, wie überflüssig, und also wie unpolitish der vorliegende Gese - Entwurf sey.
Ein hiesiges Oppositions-Blatt enthält Folgendes: „„Nach dem Resultat der gestrigen Sißung unterliegt es kaum noch einem Zweifel, daß der Gesez-Entwurf gegen die Associatio- nen in seiner ursprünglichen Gestalt angenommen werden wird. Es scheint, daß die Mitglieder der Opposition die Unterzeichnung einer feierlichen Protestation gegen das Geseß beabsichtigen, und daß gestern Abend eine Versammlung stattgefunden hat, um über den Entwurf zu einer solchen zu berathschlagen. So sehr wir gegen das neue Gese eingenommen sind, das eine schwache Kammer den Ministern bewilligt, so können wir doch diejem Schritte der Oppositions-Deputirten unsern Beifall nicht erthei- lenz denn er erinnert uns an die traurigen Folgen des compte- rendu. Wir orde auch zu wissen, daß nur die Mitglieder der äußersten Linken sich zu der gestrigen Versommlung einge- funden haben.“ :
Der verantwortliche Herausgeber der in Lyon erscheinenden, im legitirñistischen Sinne" redigirten Gazette du Lyonnais, Herr Pitrat, hat kürzlich daselbst das zweite Beispiel der Steuer- Verweigerung gegeben, und sih dabei auf folgende Motive ge- ü6st: „Er sey zwar weit entfernt, einzuräumen, daß die Nation durch die Charte von 1830 gebunden jey, indem die 219 Fran- zojen, die soiche votirt, dazu in keinerlei Weise bevollmächtigt gewejen wären; nichtsdestoweniger sey er bereit, die von ihm ver- langte Steuer zu entrichten, wenn die Charte wirklich in Aus- führung komme, d. h. wenn man ihm das unbedingte Stimm- recht zuerkenne, anstatt ihm bei der Ausübung desselben dur die Forderung eines eben so ungerechten als lächerlichen Eides hinderlich zu seyn. Wol!e man ¡hm dieses Recht, das eben o unverjährlihh wie die ihm durch seine Geburt verliehene Ei- genschaft eines Franzosen sey, und das Überdies als eine wesentliche Bedingung des zwischen jenen 219 Männern und dem Kdnige abgeschlossenen synallagmatischen Vertrages betrachtet werden müsse, nicht bewilligen, sv sey er entschlosen, keine Steuer weiter zu zahlen, und sich allen Folgen dieser Wei- gerung zu unterwerfen, indem er es alsdann seinen Zeitgenossen, wie der Geschichte überlasse, darüber zu richten , ob er oder die Regierung sich in. ihrem Rechte befinde.// — Gleich nah Abgabe diezer Erklärung erließ der Práfekt von Lyon eine Verfügung, wona) die Mobilien des Herrn Pitrat am Donnerstag den 20. d. M. auf dffentlichem Markte verkauft werden sollen. Diese
geführt. Die Gesellschaft der Mutuellisten ist einestheils aus St.
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Verfügung schließt mit folgenden Worten: „Alle Civil, und
Abends
1834.
S werden hiermit ersucht und nöthigenfalls aufge- ordert, dem Auctions-Kommissarius, der jenen Verkauf zu be- werkstelligen haben wird, ihren Beistand zu leihen, damit die Macht des Gesetzes aufrecht erbalten werde.“/ — Wie der Ver- kauf schließlich abgelaufen, und ob es dabei vielleicht zu neuen Unrußen gekommen, darüber wird hoffentlich morgen der Te- legraph berichten.
Der Oberft, Baron von Tschudy, Kommandant von Bayonne, ist am 124ea d. M. hierselbst mit Tode abgegangen.
Der General Bustamente, der bei den politischen Ereigniss sen in Mexiko eine so bedeutende Rolle gespielt hat, ist, von Bordeaux kommend, in Bayonne eingetroffen. Wie man ver- nimmt, will er sich nah Paris begeben, um hier scinen Wohnsitz aufzuschlagen. i
Mehrere Zöglinge der medizinischen Schule haben sich zu Herrn Orfila begeben, und ihn gebeten, seine Vorlesungen, die er der vorgefallenen Störungen halber ausgeseßt eld wieder aufzunehmen; sie haben das Versprechen hinzugef adt daß sie in der Folge streng für die Aufrechthaltung der Ruhe sorgen würden. Herr Orfila erklärte, daß er sich ihrem Wunsche fügen würde, weun eine hinreichende Wo ihrer Kameraden densel- ben schriftlich zu erkennen gäbe. Eine zu diesem Behufe auf- gesezte Schrift war gestern schon von 250 Zöglingen unterzeichnet.
Die Madrider Hof:Zeitung vom 8ten enthält zwei Dekrete in Bezug auf die Geistlichkeit; in dem einen werden die Richter in den infurgirten Provinzen aufgefordert, ein wachsames Auge auf die Klöster und Dißceten zu Kadón und fich genau diejen gen Geistlichen zu merken, die an dem Aufftande Theil genom- men oder sh den Karlisten angeschlossen haben. Das andere läßt dieselben Aufforderungen an die Bischdfe ergehen.
Im Memorial des Pyrenées liest man: „Nachrichten aus dem Junnern und den Häfen Spaniens melden, daß die Jnsurgenten sich auf allen ten zu einer allgemeinen Bewe- gung vorbereiten. ewiß ist, daß ihnen Waffen und Kriegs- Munition in großer Menge gesandt werden. Die Aufsicht der Spanischen Polizei kann das ganze Geheimniß dieser Vorberei- cungen weder entschleiern, noch sie vereiteln, weil die Geistlichen das Unternehmen leiten, und die Achtung, die sie einfldßen, die moralische Autorität, die fie genießen, so wie ihr Einfluß auf den Geist der Bevölkerung ihnen ihre Pläne sehr erleichtern. Die Verlegenheit des Ministeriums wird immer größer. Durch den Hof zurückgehalten, durch die eifrigsten Männer ange- regt, mdchte es schneller vorwärts schreiten, und es befürch- tet zugleih, entwéder seinen Zweck niche zu erreichen, oder denselben zu äberschreiten. Jn dieset Zustand des Schreckens, in dieser Ungewißheit zwischen zwei feindlichen Meinungen, will es die allgemeinen Wahlen zu den Cortes leiten. Das Wahl- Spstem in Spanien is in einem anscheinend sehr liberalen Geiste aufgefaßt; allein in der Wirklichkeit hat ein großes Mißtrauen dabei vorgeherrsht. Die Cortes haben übrigens gegenwärtig nur Attributionen und eine Autorität, die höchst beschränkt sind; man glaubt jedoch, daß ihre Zusammenberufung kein isolirtes DADO seyn und ihre Folgen haben werde, wie sie ihr Prinzip hat. Der Zuftand der Gemüther muß dies vermuthen lassen. Alle Mei- nungen bereiten fih vor; alle wollen jenes Ereigniß- zu L Vortheile benußen. Man muß also erwarten, sämmtliche ‘Par- teien den Kampfplas betreten zu sehen; aber man weiß, daß in jenem Kbönigreiche die Triumphe der Vernunft und der Kennt- nisse die am wenigften gesuchten sind; durch Kämpfe heweist man sein gutes Recht; man muß also noch blutige Fehden erwarten.“
an meldet aus St. Jean-Pied-de-Port vom 12ten: „„Zwei- tausend Karlisten kamen vorgestern in Burguette an, bemächtig- ten sich aller Packesel, die sie auftreiben konnten und schlugen dann den Weg nach der Eisengießerei von Orbaicette ein, um sich hier mit Kriegs-Munition zu versehen. Die Taktik der Jn- surgeuten besteht jet darin, so viel als möglich jedes Gefecht zu meiden , insofern sie nicht dazu FOEen werden. So durch- streifen sie ganz Navarra und die Baskischen Provinzen, dénn bis jest hat die Regierung noch nicht Truppen genug in Bewe- gung jegen können, um sie zu überwältigen./ f Im Messager liest man: „Das Steigen der Spanischen Fonds, das vorgestern begonnen hatte, währte gestern mit vieler Thätigkeit, ungeachtet der niedrigen Course dieser Papiere zu Lon- don, fort; ungeheure Ankäufe wurden durch die am besten un- terrichteten.Spekulanten sowohl in Königlichen Bons, als in den Cortes-Bons gemacht, die um mehr als 1 pCt. stiegen. Die Ur- sachen dieses Steigens sind noch unbekanne. Die am meisten verbrei- teten Gerüchte schreiben dasselbe dem Abschlusse einer Anleihe zu, bei welcher man die Cortes-Bons zu befriedigenden Bedingungen annehmen würde; es hieß sogar, Hr. Wilsön sey von Madrid mit dem durch die Spanische Regierung angenommenen Ver- trage angekommen; auch sagte man, der Finanz- Minister Jmaz sey durch den Grafen Toreto oder durch Hrn. Torres ersegt worden.“
Man versichert, daß die Spanische Anleihe definitiv abge- schlossen sey, und daß Herr von Rothschild in dieser Angelegen- heit übermorgen nah London reisen werde. :
j Die Anleihe Dom Miguels is an der gestrigen Börse auf 60 gestiegen, und steht mithin mit der Dae E Anleihe, welche 62 notirt wurde, fast auf gleicher Höhe.
Großbritanien und Jrland.
Parlaments-Verhandlungen. ung vor 18. März. E Der Antrag des Herrn ivett auf Abfassung der jeßigen Erhebungsöweise der Kirchen- Abgaben wurde zunächst von Herrn Hall unterstüßt, der die Versicherung abgab, daß er keinesweges ein Vertheidiger der Trennung von Kirche und Staat sey, und sich sür überzeugt er- klärte, daß auch die Dissenters, deren Gesinnungen er so ziem- lich kenne, weil ihrer cine große Menge in der von ihm reprä- sentirten Grafschaft Monmouth wohnten, nicht die Absicht hätten, es zu einer solchen Trennung zu bringen, sondern daß es ihnen
bloß darum zu thun wäre, Abstellung der zablreihen Beschwerden, unter denen ke litten, zu erlangen. Hierauf nahmLord A lth orp das
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