1834 / 90 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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movirt werden, wenn er nicht erst die 3 Artikel des 36sten Kanons unterzeichnet hätte. Der König verordnete darauf, daß bei Er- theilung des Bakkalaureats der Theologie und der Dofktor- Würden, die der Musik ausgenommen, der Test - Eid abgefor- dert werden sollte. Die Universität mußte dies also durch ein Ge- seß feststellen. Se blieben die Sachen bis 1616, als Se. Maiestät bei einem Besuch in Newmarket es für gut fanden, die Universitäts- Statuten zu revidiren; und damals wurde das Königl. Schreiben erlassen, in Folge dessen die Dissenters von dieser Zeit an bis zum Jahre 1772 ganz ausgeschlossen waren, denn es ward darin verord- net, daß nicht nur den Dokïoren der- Fakultät und den Bakfkalau- reen der Theologie, sondern allen Personen ohne Ausnahme icne religidsen Eide abgefordert werden sollten. Hierbei vergaß aber der König, die Universität aufzufordern, daß sie eit Geseß in dieser Be- ziehung erlasse. Dieses zweite Schreiben hatte also keine Kraft, ob- gleich ich zugebe, daß man demselben gefolgt ist; Gewicht aber kann ich darauf niht legen. Fm Fahre 1641 fndet sich ein Präcedenz- Beispiel, das freilich in den Augen mancher von meinen ehren- werthen Freunden feinen besonderen Werth haben wird; es wurde nämlich durch einen Parlaments - Beschluß die ganze religidse Eidesleistung für gesehwidrig erklärt, und der Test- Eid hôrte demnach von da bis 1660 auf; dann ward ev wieder hergestellt. (Hört, hôrt, hört! von Herrn Goulburn.) Fch gebe nichts auf dieses Prâcedenz - Beispiel / denn ih behaupte , daß der Test-Eid damals auf ganz ungehdrige Weise und ohne alle ge- sceliche Befugniß auferlegt wurde; aber hier fommt es mir Úber- haupt nur darauf an, daß er ießt nicht länger beibehalten werden dúrfe, mag er damals auch mit Fug auferlegt worden seyn. Die Zeit ist gekommen, wo er aufhdren muß, es sey nun, daß das Par- lament sich ins Mittel lege, oder daß die Universität selbst die Fni- tiative ergreife. (Beifall) Fm Jahre 1772 wurde das zam Uni-

_versitäts- Geseß, was früher nur eine Usurpation der Krone war,

und dir Universität ließ es sich sillschweigend gefallen. Jn diesem Jahre beschloß man nämlich , daß statt einer Zustimmung zu den 3 Artikeln des 36: Kanons eine bloße Erklärung von den Betheiligten ge- fordert werden solle, daß sie bona fide zur herrschenden Kirche gehörten. Dieser Beschluß wurde in Geseßes-Form gebracht und ist noch ießt in Kraft. Schon im Jahre 1775 wurde dem Universitäts - Senat eine Petition von graduirten Personen überreicht - worin diese thre Anhänglichkeit an die Lehren der Kirche kundgaben, aber zugleich darüber flagten, daß sie ihrer Studien halber feine Zeit hätten, die Erklärung , die sie unterzeichnen müßten, gehdrig zu erwägen, und daß durch diese Verpflichtung nur ihrem Gewissen eine Schlinge ge- legt werde. Wenn dies Argument schon damals galt, wie steht es denn in diesem Augenblick damit? Sollen wir jeßt, nachdem wir die Tesi- und die Corporations - Afte abgeschaff}t hahen, nicht weiter gehen? (Hèdrt!) Nach dieser geschichtlichen Auseingnderseßung ging der Redner näher guf die vorliegende Frage cin und äußerte stch_ im Wesentlichen folgendermaßen: „Fch will mich auf die Universität Cambridge beschränken, denn wie an der Universität Oxford verfah- ren wird, weiß ih nicht genau. Jndeß scheint mir doch an der leßteren mehr Konsequenz zu herrschen, denn ih begreife ihr Argument, ob- gleich ich anderer Meinung bin. Was sagt man nämlich? Man dehguptet, die Universität sey ein kirchliches Fnstitut, und man kdnne also keine Dissenters zulassen. (Hört!) Aber was sagt man zu Cam- bridge? Man läßt die Dissenters an den Studien Theil nehmen, ugu meint, sie seyen eben so gute akademische Bürger wie die Mit- glieder der herrschenden Kirche, und ih kann aus Erfahrung ver- fichern, daß fie an Disziplin und Pflicht- Erfüllung den Leßteren nicht nachstehen und der Universität eben sd zuc Zierde gereichen, wie diese (Hört, hört!) Aber, sagt die Universität Cambridge weiter, sie fönnen ihren Kursus nur bis zu einem gewissen Punkt fortseßen, damit die Universität nicht der Gefahr eines Schisma ausgeseßt werde. Was i! wohl thdrichter als dies, und nach welchem Grundsaß fann man sie von der Vollen- dung dexr akademischen Laufbahn ausschließen? Man schließt sie von der Promotion aus und hbeschüht also, während ant Bio Outhahauio dor Uninorsität Anh three L2ulassung zu den

Studien verleßt hat, nur die Orthodoxie der Barre: und des medi- zinischen Kollegiums. Und rechtfertigt etwa die Erfahrung nicht die unbedingte Zulassung der Dissenters? Wenn man die Katholi- ken an der protestantischen Universität von Dublin zugelassen und wenn sich dieser Versuch in einem von veligidsen Zwistigketten be- unruhigten Lande nicht als nachtheilig erwiesen hat, \o weiß ich wahrlich niht, wie man glauben kann, daß es Nachtheil bringen fönnte, wenn wir gegen eine andere Volksklasse unter anderen Ver- hältnissen eben so verführen. (Hört!) Durch die im Fahre 1793 von Herrn Pitt eingebrachte Maßregel wurden die Katholiken zu Professuren zugelassen, und diese Bill ging in einem Parlamente durch, unter dessen Mitgliedern sih der Profoß der Universität be- fand, und es wurde kein Einwand dagegen gemacht, außer der ein- zige, daß sie nicht weit genug gehe, weil ste die Katholiken von dem Amte des Profoß und vom Senat ausschließe./“

Der Redner {loß damit, daß er dem Hause anempfahl|, bei den Diskussionen des vorliegenden Gegenstandes mit Ruhe und ohne Leidenschaft zu Werke zu gehen, weil die Frage doch früher oder später zu Gunsten der Dissenters entschieden werden músse. Herr Goulburn ließ sich gegen die Bittschrift verneh- men, Jn der Abend-Sißzung kam wenig von Bedeutung vor. Die Vorlegung einer Denkschrift des Dechanten von Down, Herrn Thomas Plunkett, Sohns des Jrländischen Lord- Kanz- lers, worin dieser sich wegen der Annahme der Dechanei Down undRa- phoe, die ihm und seinem Vater sehr zum Vorwurf gemacht worden, zu rechtfertigen suchte, und die von Herrn Léttleton unterstüßt wurde , gab" zu einer kurzen Debatte Anlaß, die damit endigte, daß jene Denkschrift zum Druck verordnet wurde, weil der Gegen- stand noch näher zur Sprache kommen soll. Auf die Frage ei- nes Mitgliedes, was die Regierung an der Reform-Bill zu än- dern gedenke, erklärte Lord J. Rufsel, daß die Minister eine Bil einbringèn wollten, wodur die Registrirung der Wähler verbessert werden solle. Dann wurde der Bericht über die Vér- anshlagungen für das Feldzeug -Amt zu Ende gebracht und un- verändert genehmigt. Das Haus verwandelte sich darauf in ei- nen Aus\huß über die Wahl-Bestechungs-Bill, und es wurden mehrere Klauseln derselben genehmigt. Am Schluß der Sißung erhielt noch die Bill, wodur der Stadt Stafford das IGahl- recht entzogen werden soll, die dritte Lesung.

London, 25. März. Heute fand in der Wohnung des Lord Althhorp ein Kabinets-Rath statt, dem sämmtliche Minister beiwohnten.

Lord Althorp leidet noch immer an seinen gichtischen Zu- fällen, und es mußten daher auch in der gestrigen Sißung des ¡interhauses wieder mehrere Geschäfte, namentlich die auf diesen Tag angesetzt gewesenen Verhandlungen über die Zehnten - Ablö- (ung, auf spätere Zeit verschoben werden; leßtere sollen am näch- Fen Mittwoch stattfinden, wenn der Kanzler der Schaßkammer bis dahin wieder genesen ist. :

Fn diesen Tagen fanden mehrere glänzende Diners bei dem Grafen Grey, bei Lord Palmerston und Sir Robert Peel statt, zu welchen theils Mitglieder des diplomatischen Corps, theils Minister und Parlaments - Mitglieder eingeladen waren. Der militairische Klub feierte den Jahrestag der Schlacht bei Alexan- drien am vorigen Freitag durch ein Diner, bei dem der Ober- Befehlshaber Lord Hill den Vorsis führte, der jenen Feldzug mitgemacht hat ; ihm zur Seite saßen die Generale Lord Howden, Beresford und Lynedoch. 4

Am Sonnabend hatten der Preußische und Portugiesische Gesandte, gestern der Fürst Talleyrand, Hexr Vandeweyer und

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Sir Stratford Canning und heute der Russische Botschafter Unterredungen mit Lord Palmerston im auswärtigen Amte.

Der Niederländische Gesandte, Herr Dedel, hat sich vorge- stern in Gesellschaft des Fürsten Soltykoff an Bord des Dampf- boots „der Batavier/‘/ nach Rotterdam eingeschisst.

Der Russische General - Konsul Herr Benkhausen ist aber- mals mit einem Auftrage von hier nah St. Petersburg abge- gangen, von wo er erst vor Kurzem hierher zurückgekehrt war, nachdem er daselbst dftere Unterredungen mit Sr. Majestät dem Kaiser gehabt hatte.

Graf Durham hat, dem Vernehmen nach, seine beabsichtigte Reise nach dem Kontinent für jeßt aufgegeben, weil er die Bill in Bezug auf das Wahlrecht der Stadt Warwick nach den Oster- ferien durch das Oberhaus bringen will.

In der heutigen Sigung des Unterhauses brachte Herr Me. Cleod eine Bill zur Verbesserung des Hafens von Édinburg ein; Sir S. Whalley überreichte eine Petition der Kirchspiels-Abgeordneten von St. Pancratius gegen die Bill, wodurch für den Präsidenten der Gerichts-Sißungen von Mid- dlesex ein jährliches Gehalt von 1200 Pfund ausgeseßt wird. Er machte dabei auf die bedeutende Steigerung der Grafschafts- Abgaben in Middlesex aufmerksam, die seit dem Jahre 1828 von 35,000 auf 75,000 Pfund gestiegen sind; jene Bill, bemerkte er, sey nur von 6 der Magistrats-Personen von Middlesex ge- billigt, von 11 aber. befämpft worden. Herr Roth, der jekbige Prásident der Gerichts-Si6ungen von Middlesex, berichtete die Angaben des vorigen Redners dahin, daß die besagte Bill dem jezigen Präsidenten gar kein Gehalt ausseße, sondern nur die Magistrats-Personen von Middlesex ermächtige, dem künftigen Präsidenten, wenn sie es für angemessen erachteten, ein solches Gehalt zu bewilligen. Er deutete sodann auf die Wichtigkeit die- ser Sibungen hin und sagte, daß dadurch binnen 9 Monaten 2116 Pfund erspart worden seyen, - und die Ersparniß noch viermal so bedeutend gewesen seyn würde, wenn man alle Bagatellen, die in Old-Bailey verhandelt worden, vor die Gerichts - Sißungen von Middlesex gebracht hätte. Die Verhôre vor dem Gerichtshofe von Old -Bailey, bemerkte er, kosteten durchschnittlich 3 Pf. 5 Sh., die von den Sißun- gen von Middlesex aber nur 1 ‘Pf. 12 Sh., und er glaube da- her, daß die Grafschast wohl einen Präsidenten besolden fônnte, dessen Pflicht es seyn würde, auf eine Verminderung der Graf- schafts - Abgaben bedacht zu seyn; er selbst, fügte er hinzu, habe zum Beispiel in einem einzigen Jahre der Grafschaft 5734 Pfund erspart. Der Oberst Evans sragte darauf, ob Herr Rotch bei den 1500 Verhöôren vom vorigen Jahre, wovon er so viel Aufhebens mache, auch die 100 Personen mitgezählt habe, die ungesezlich verurtheilt worden (hört!); er hoffe, daß zu Gunsten dieser Jndividuen etwas geschehen werde; man solle sie entweder noch einmal verhöôren oder freisprechen; jedenfalls aber würde er sich jener Bill widersezen, denn wenn durchaus ein besoldeter Prôsident ernannt werden solle, so müsse er von der Regierung ernannt und aus den konsolidicten Fonds besoldet werden. Herr Cobbett sprach sein Erstaunen darüber aus, wie Jemand vorschlagen könne, daß das ganze Land zur Besoldung der Präsidenten der Gerichts-Sibungen für die Grafschaft Middlesex beisteuern solle, da diese Grafschaft doch allen Reichthum an sich ziehe; wogegen Herr Wilks bemerklich machte, man solle nicht vergessen, daß sie dafür auch alle Ar- muth und alle Verbrechen des Landes in sich aufnehmen müsse. Nach dieser Debatte brachte Herre Pryme nochmals die Cam- bridger Petition wegen Zulassung der Dissenters zu afademischen Würden zur Sprache; die Diskussion darüber dauerte bis 3 Uhr und soll morgen fortgeseßt werden. Jn der Abend-Sißung wurde auf den Antrag des Herrn Brocklehurst ein Ausschuß zur Untersuchung der Angelegenheiten der sogenannten Südsee- Compagnie ernannt. Sir S. Whalley fragte, wann auf die zweite Lesung der Bill wegen Aufhebung der Haus -Steuer angetragen werden solle, oder ob die Regierung sie etwa ganz aufgegeben habe, worauf Herr Spring Rice erwiederte, daz nichts weniger als dies der Fall sey, und daß dem Aufschub der zweiten Lesung bis zum 14. April bloß Konvenienz zu Grunde liege.

Man glaubt, daß die Ernennung des Oberrichters Sir Thomas Denman zum Pair in der heutigen Hof-Zeitung er- cheinen werde. Der Globe kündigt es gewissermaßen schon an und bemerkt dabei, ein liberaler Rechtsgelehrter mehr werde im Oberhause nicht ohne Nugen seyn. Auch die Times, die neulich sehr gegen diese Ernennung herzog, hat sich eines Ande- ren besonnen und sagt jest: „Zwar müssen wir insofern bei un- serem früheren Urtheil beharren, als es gewiß unräthlich ist, die hôchste Würde im Königreich im Preise herabzuseßen, acht- bare Privat - Familien dadurch zu Grunde zu richten, daß man ihnen einen Rang anhängt, den sie selten länger als eine Ge- neration hindurch zu behaupten im Stande sind, und so den Adel zu verderben, indem man ihn in Abhängigkeit verseßt. Aber es werden andererseits auch Gründe aufgezählt, wodurch die Minister wohl über die Fortsezung dieses verwerflichen Ge- brauchs gerechtfertigt werden. Der Lord-Kanzler hat sich näâm- lich auf eine unerhörte Weise aller Hülfe von Seiten seiner Rechts - Kollegen im Oberhause. verlassen gesehen. Lord Lynd- hurst beschränkt sich auf seine Arbeiten im Schaßkammer -Ge- riht; Lord Wynford aber hat fast immer das Podagra; und so wird denn wenigstens Lord Ellenborough, sammt seinen an- geblichen Schottischen Prozeßführern, Ursache haben, fich für die neue Ernennung- zu bedanken.“

Die Hof-Zeitung enthält einen Geheimeraths - Befehl, wo- durch festgeseßt wird, daß die Matrosen in Zukunft einen bei weitem größeren Antheil an den Prisen-Geldern erhalten, die Antheile der bisher unverhältnißmäßig begünstigten Admirale und Capitains hingegen verkürzt werden sollen.

Sn einer Versammlung der Universität Oxford wurde am 21sten d. von allen Senats-Mitgliedern, den einzigen Professor Powell ausgenommen, einstimmig eine Petition an den Kdnig beschlossen, în der Se. Majestät ersucht werden sollen, der Lon- doner Universität einen Freibrief zu verleihen, aber unter der Bedingung, daß auch sie die Verleihung von akademischen Gra- den in allen Fakultäten nux auf Mitglieder der herrschenden Kirche beschränken, Die Times spricht sich sehr entrüstet über dies Verfahren der Oxforder Universität aus.

Die Jury, welche den Thatbestand in Betreff der Tödtung des Schissers Burnet durch Französische Küstenwächter zu er- mitteln hatte, hat in ihrem Verdift erklärt, daß die Getwaltthä- tigkeiten, welche sih die Beamten der Französischen Marine täg- lich gegen Englische Fischer erlaubten, mit dem gegenwärtigen Zustande tiefen Friedens und freundschaftlichen Verkehrs zwischen England und Frankreich unverträglich seyen.

Auch in Schottland zeigt sich großer Eifer zu Gunsten der Anforderungen, welche jeßt überall von den Dissenters erhoben werden; so wurde unter Anderem in der vorigen Woche zu Paisley Sir D. K. Sandford, Professor der Griechischen Sprache

an der Universität Glasgow, der sich bereits vielfah gegen alle tißbräuche in der herrschenden Kirche ausgesprochen hat, zum Parlaments-Mitgliede gewählt.

Aus Jrland höôrt man wieder von neuen Ruhestdrungen Jn- der Grafschaft Tipperary will das Landvolk keine Pachten und Steuern mehr bezahlen und in der Königin-Grafschaft bre; hen die Unruhestifter bei hellem Tage in die Wohnhäuser ein,

Der bekannte Englische Arzt Dr. Clarke ist vom König Leopold wegen der bedenklichen Krankheit seines Sohnes nah Brüssel berufen worden.

Der verstorbene Herr Adair hat den beiden Brüdern Siy Thomas und Herrn Alexander Baring einem Jeden 200,009 Pfund vermacht.

Graf Szechenyi hat dieser-Tage auf Befehl der Oesterrei; chischen Regierung mehrere Maschinen von großer Kraft ange fauft, die, dem Vernehmen nach, zu der Dampfschifffahrt zwi hen Wien und Konstantinopel angewandt werden sollen.

Das Linienschiff „Edingburg‘/ von 74 Kanonen ist am sten d, von Devonport nah dem Mittelländischen Meere abgesegelt; zu Portsmouth liegen die Linienschiffe „Rodney“/ von 92, „„Corw wallis‘/ von 74, „Minden“ von 74 und die Fregatte „Portland“ von 52 Kanonen segelfertig; auch ist der „Canopus‘/ von 84 Kg nonen in Stand gese6ßt worden.

Die Portugiesische Fregatte „Dom Pedro‘, die eine Zeit lang an der Englischen Küste lag, ist nah dem Tajo zurü gekehrt. i Der neue General: Postmeister für Westindien, Lord Sussex Lennox, und der Britische Konsul für Guatimala, Herr Chat: field, haben sich an Bord des „„Belvidera‘“/ nach Port - Royal eingeschi}t.

In Folge einer zwischen der Regierung und der OÖstindi schen Compagnie getroffenen Uebereinkunft wird die Jusel St. Helena unter der Verwaltung der lebteren bleiben.

An der heutigen Börse war ziemliche Nachfrage nach Geld, und es wurde in einigen Fällen zu 5 pCt. auf kurze Zeit gelie hen, was etwas sehr ungewöhnliches ist; den Grund dazu sucht man jedoch nur in zufälligen Ursachen. Die Conjols hielten sich sehr fest. Jun den V irtugiesGen und Spanischen Fonds zeigte sich zulest einige Tendenz zu einer Reaction, wozu man die Ür: sache in dem vorhergegangenen zu raschen Steigen finden will,

Aus Jamaika wird unterm 1. Februar gemeldet, daß der Gouverneur sich zur Abreise anschickte. Jm Junnern der Kolo nie soll Alles ruhig seyn, unter den Negern die beste Stimmung herrschen und die Aussicht auf die Aerndte sehr günstig seyn.

In Havanna nehmen, den dortigen Zeitungen zufolge, die Mordthaten immer mehr überhand; am Abend vor Weih: nachten wurden 11 Personen in der Stadt ermordet; auf die Entdeckung der Thäter sind Preise ausgeseßt.

Das Repräsentanten - Haus der Jnsel St. Vincent hat gegen die Sklaven-Emancipations-Bill protestirt. i

Den lezten Nachrichten aus Kanada zufolge, scheint da: selb große Gährung zu herrschen; im Februar hatte das Re- präsentanten-Haus von Nieder - Kanada auf den Antrag des Sprechers Herrn Papineau vermittelt einer Reihe von etwa 70 Beschlüssen sehr revolutionnairen Jnhalts den General-Gou- verneur Lord Aylmer in förmlichen Anklage - Zustand versetzt. Zugleich wurde beschlossen, eine National-Versammlung einzube- rufen und die Depeschen des Kolonial -Secretairs Herrn Stan: ley aus dem Protokoll des Hauses zu streichen. Die Kanadier beschweren sich über Verlegung ihrer Geseke und ihrer Verfas sung und drohen der Englischen Regierung gewissermaßen mit Aufkündigung des Gehorsams.

Aus Mexiko hat man Nachrichten bis zum 27. Januar und aus Veracruz bis zum 5. Februar. Der General Bravo behauptete sich noch und hatte eine beträchtliche Macht bei Toluca gesammelt. Einem Schreiben vom 18. Januar zufolge, wäre er zum Rückzuge genöthigt worden und hätte dabei 100 Mann eingebüßt; ein anderes Schreiben vom 26sten sagt dagegen, die Regierung sehe sich genöthigt, mir ihm zu unterhandeln. Die Räubereien im Lande hatten so um sich gegrisfen, daß eine Silber-Kondukta von den Gruben nach der Stadt 30 Mann zur Bedeckung mitnehmen mußte, was ihr 500 Dollars kostete. Jm Scha6 war kein Geld, und man hatte auch noch keine Schritte gethan, sich welches zu verschaffen, weil man eine neue Anleihe nur zu ungeheuren Zin- sen erhalten zu können meinte. Jndeß wurde mit Nächstem der Bericht der Kommission “hinsichtlih der Kirchengüter erwartet, die man dann anzugreifen gedachte. Santana befand sich noch auf seinem Landhauje, wo er sich ganz ruhig verhielt.

Berichte aus Guayaquil in der Republik Aeguator voin 21. Januar melden , daß daselbst eine Revolution ausgebrochen und Vicente Rocafuerte an die Spiße der Regierung getreten war; unter ihm befehligten Anfangs die Generale Mena und Flores. Mena wurde indessen bald auf Rocafuerte’s Befehl er: schossen, weil dieser ihn contre-revolutionnairer Absichten beschul digte. Der Práäsident des Staats Aequator belagerte nun dir Stadt Guayaquil.

Die Nachrichten aus Peru lauten sehr traurig; das Land befand sich in völliger Anarchie; im Oktober war Truxillo von einem Oberst Salavero beseßt worden, der bald darauf wieder einem Anderen hatte weichen müssen.

Nachrichten aus Canton vom 16. November zufolge, ha ben die Ueberschwemmungen in ganz China furchtbaren Schaden angerichtet. Die Stadt Tschien-Tschau war fast gänzlich zerstört worden, indem die Fluthen an 18,000 Häuser fortgeschwemmt hatten, wobei viele Menschen ums Leben kamen. n

Nat edie La d e

Aus-dem Haag, 24. März. Z.J..K.K. H.H. der Priti und die Prinzessin Friedrich der Niederlande sind gestern vön Berlin wieder hier eingetroffen.

Der Graf W. F. von Reede, welcher von dem Könige mit einer besonderen Mission an den Herzog von Nassau beauftragt ist, geht heute an seinen Posten ab.

Das Amsterdamsche Handelsblad sagt mit Bezug auf die von Belgischen Zeitungen verbreitete und sogar in der Bel gischen Kammer zur Sprache gekommene Rüstung der Hollän der, um eine neue Jnvasion in Belgien zu veranstalten: „Für unsere Landsleute bedarf es sicherlich kaum einer Widerlegung st0 abgeschmackter Gerüchte; da man jedoch im Auslande aus dew Stillschweigen der Holländischen Blätter schließen kann, daß an jenen Nachrichten doch etwas Wahres seyn möge, so glauben wir berichten zu müssen, daß uns von den sogenannten Rüstungen durchaus nichts bekannt sey. Jm Gegentheil sind die vielen Beurlaubten, die sich in ihrer Heimat befinden, noch nicht wie- der einberufen worden und unser Korrespondent im Hauptquar- tiere erwähnt durchaus nichts von einer bemerkenswerthen Trup- pen - Zusammenziehung. Se. K, H. der Prinz von Oranien wird nächstens dort zu einer Heerschau erwartet und die Vor- bereitungen dazu sind es wahrscheinlih, die zu allen jenen Ge-

| nirungen der Holländischen Armee die nämlichen, wie bei der

| g gewiß, daß die Armee sich durch den Wiedereintritt der BeouUr- | squbten vermehrt hat, und daß der Urlaub, der am 1. März | hewilligt werden sollte, sehr beschränkt worden ist, / | hetrifst, so Haben wir, vertrauend in den Vertrag vom 21. Mai,

Ì Lager, die im vorigen Jahre errichtet waren, beibehal- | ten lassen, und sie werden im Frühjahr wieder bejest

E wetden. Die | : ver/ _jeyn / Regierung wacht; die Maßregeln, die sie ergriffen, sind nicht ge-

} Dibbets hat sich seinerseits auf den Slatus quo berufen, und

| genöthiget, | der Dinge ein

| Herr von Nobaulx hielt die Antwort des Kriegs - Ministers | für zu unbestimmt. i flà

| lándische Armee auf dem Kriegsfuße stehe, ob sie alle Verpro- | viantirungen erhalten habe, die man nôthig habe, um den Feld- | zug zu erôffnen. j Y L ! | man gegen eine sehr mögliche Invasion getroffen hce-o)e „„Vor

| gen an das Kabinet gestellt; die nämlichen Antworten erfolgten; | ferner erklärte Herr du Failli, damals Kriegs-Minister, daß wir 60,000 Mann unter den Waffen hätten, und wir hatten deren

| fônnten die Ä Last ) | jener Provinz seyn. Hr. Devaux: „Die im Publikum ver-

| breiteten Gerüchte fônnen gegründet seyn oder nicht, und es

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| Öffensive ergreifen und die empfangene Schmach abwaschen.““ | Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten: „Es | wäre lächerlich, das Land zu beunruhigen; es ist wenig Anschein | zum Kriege, wenn man sieht, daß unsere öffentlichen Fonds al i: Bo bleiben.‘ Herr A. Rodenbach forderte den Kriegs-

Ï abwesenden Chefs einzuberufen. | sammlung sich mit der erhaltencn Erklärung für zufrieden er- ) flárte, so wurde die Erörterung über diesen Gegenstand nicht ) weiter fortgesezt, und die Kammer nahm die Berathung über | den Geses-Entwurf in Betreff der Eisenbahn wieder auf.

| neral Hurel hat ihm schriftlich bemerkt, daß diese Excurfionen,

| sie bestehen können. Diese Möglichkeit ist Niemanden unbekannt, | und es is Pflicht der Regierung, zu wachen. 8 | fein Dpfer [cheuen und durch sich selbst muß es sich vertheidi» | gen, um die Schmach des Monats Augu| abzuwaschen.“/

| Holland erfahren haben, scheint die umlaufenden Gerüchte wahr- | cheinlih zu machen, und was viel dazu beiträgt, sind die zahl- | reichen Beförderungen und verliehenen Decorationen in der | Holländischen

| des stehenden | reichlichen Antheil. Es wäre übrigens unklug, | klärungen vom Kriegs - Minister zu fordern; auer O ole Ì dere ihn auf, nicht nur jede Jnvasion zu hindern, sondern auch ] zu sorgen, daß der Feind die Gränze um feinen Fuß breit über- schreite.

| der Repräsentanten - Kammer bot eine komische Scene der reprä- | sentativen Komödie dar. i ing, 70) | bis zum Läppischen getrieben wird, schreit zu den Wassen, und

| mit einem Minister is es nicht genug; sie müssen sämmtlich kom- Ì men, um die durch diesen tollen Streich- ganz betäubte Nation [zu beruhigen. DU | einberufe, die Andern, daß man den Generalimarsch schlage. Der

| kurze Erklärung srillt dieses neue, durch eine ungereimte Nachricht ev- | hobene Wort-Ungewitter. Wie, begreifen diese aroßen Sprecher nicht,

| jeßt, durch den Vertrag vom 21. Mai und durch die Ueberein- | kunft von Zonhoven festgestellt.

richten wt A womit man jeßt die armen Belgier in Todesang|t Jagt.

D elan.

Brüssel, 26. März. Im gestrigen Blatte des I depen- dant liest man: ¡Die Nachrichten , die uns heute von der Gránze Nord - Brabants zukommen , gestatten uns nicht mehr, daran zu zweifeln, daß Holland irgend eine neue Feindseligkeit im Schilde führt. (Vgl. den Art. Niederlande.) Die Trup- en so wie die Artillerie sind bereit sich in Marsch zu seßen; es scheint, daß die Holländer nur die Ankunft ihres Chefs ab- warten, um eine Bewegung vorwärts zu machen. In dieser \age hegen wir die Hoffnung, daß der Kriegs - Minister nicht summere, daß der Chef des Generalstabes „auf seinem Posten eyn werde, Und daß hinreichende Streitkräfte bereit gehalten werden, um auf das erste Zeichen zu handeln.“ »

Jn der gestrigen Sitzung der Repräsentanten -Kam- er hatte sich der Kriegs - Minister eingefunden, um auf verschiedene an ihn gerichtete Fragen zu antworten. _Er außerte ih folgendermaßen : ¡, Die neueren Nachrichten, die ich aus Nord- Brabant erhalten, gestatten mir zu sagen, daß die Kanton- Indeß ist

Aufhebung der Lager von Riem und Oirshort, sind.

Was uns

doch nicht aufgehört, uns in der Lage zu erhalten, die uns erlaubt, den Ereignissen zu begegnen. So haben wir die

Kammer kann versichert seyn, daß die eignet, auf der Rednerbühne bekannt gemacht zu werden; aber Sie kônnen gewiß seyn, daß wir auf jedes Ereigniß vorbereitet snd. Was die zweite an mich gerichtete Frage betrisst, so ist es wahr, daß General Dibbets sich erlaubt hat, Excursionen in einer ziemlich großen Entsernung von Matikricht zu machen. Ge- die dem Slatu quo zuwider seyen, aufhören müßten. General behauptet, daß er vor dem Vertrage vom 21. Mai die näâm- lichen militäivischen Promenaden gemacht habe. Dies hat uns auf Maßregeln zu deuken, um diejem Zustande Ende machen. Binnen Kurzem werde ih im Stande seyn, Zhnen dieselben bekannt zu machen.“

Er wünschte, daß man erkläre, ob die Hol-

Er wúnschte, die Maßregeln zu kennen, die

A

dem Unalúck des August“, sagte er, „wurden die nämlichen Fra-

Herr Pollenus fordert den Minister auf, nicht ent- Ohne dies das Volk

nicht 28,000,// keine Truppen nach Limburg zu senden, wenn er {lossen sey, {nell und kraftvoll zu handeln.

Truppen nur ciùe neue Lask für

fragt sich nicht, ob die Thatsachen wirklich bestehen, sondern ob

Belgien muß

err von Brouckère: „Alles, was wir seit einiger Zeit aus

Dienste des Fein- hatten daran - ihren weitere Cr-

Armee; die noch im Belgischen Offiziere

Man muß, wenn, ungeachtet des Wasfenstillstandes, olland zum zweitenmale das gegebene Wort verlezen sollte, die

Ninister auf, die Bürgergarde wieder unter die Wasfen und die Da die Mehrheit der Ver-

Das Journal d’Anvers sagt: „Die gestrige Sißung

Eine Zeitung, deren Leichtgläubigkeit wie lächerlich und unwahrscheinlich diese Besorgniß ist, so schreien gleich die ernsthaften Deputirten noch lauter, als diejes Blatt; sie wollen, daß die ganze Regierung vor der Kammer erscheine;

Die Einen wollen, daß man die Bürger-Garden

Kriegs-Minister erscheint und fragte sie, warum all’ dieser Lärm, Eine

daß von allen«bei unserer Lage möglichen Dingen ein plöblicher Angriff von Seiten Hollands das unwahrscheinlich ste ist; daß dieser Angri die Sicherheit der Holländischen Regierung ge- fährden und eine wahre Beleidigung für die in friedlichen Ab- sichten versammelten Mächte Europa's seyn würde. Begreifen sie nicht, daß diese panischen Schrecken die Würde der Nation beleidigen, und ein schimpfliches Mißtrauen gegen die Regierung

-

des Königs sind, die, was die Sicherheit des Staats betrifst,_ | besser weiß, als alle Zeitungen und Volks-Tribunen, was zu be-

fürchten und was zu thun ist. Unserë äußere Lage ist, für h Diese Lage kann sich verlän- gern, und nur auf diplomatischen Wegen wird darin eine Aen- derung stattfinden.“

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Schweden und Norwegen.

Stockholm, 21. März. Die Anzeige, daß das Zoll - Co- mité beschlossen habe darauf anzuhalten, daß jedes gänzliche Ver- bot gegen die Einfuhr ausländischer Waaren aus der Zoll-Taxe vershwinden solle, wird im heutigen „Aftonblad“/ widerru- fen. Der Beschluß, von welchem die Rede war, bezog sich nur auf das Verbot von Branntwein. Uebrigens is das Comité dahin übereingekommen, über jeden Artikel, hinsichtlich der Frage des gänzlichen Verbots oder der zu erlaubenden Einfuhr dessel- ben, befonders zu berathschlagen.

Demi and. Séchléis, 27, Mis Am. 24sten d. M. verskars zu Koburg der Prinz Heinrich V., jüngerer Reuß, aus dem Hochfürstlichen Hause Schleißz.

Kassel, 26. März. Jn der heutigen Sißung der Stände vurde die Revision des Gesekcs über die Polizei-Gerichtsbar- feit begonnen. Der Landtags - Kommissar, Regierunas - Rath Koch, erklärte, daß dieses Gesel von der Staats-Regierung nicht sanctionirt werden könne, wenn auf dem in der vorigen Sißung angenommenen Antrag des Ausschusses, daß auch die Zunft - Gerichtsbarkeit auf die Unter - Gerichte Übergehe, beharrt werde, und übergab eine schriftliche Mittheilung der Gründe, aus welchen die Staats-Regierung diesen Antrag nicht annch- men kônne. Herr v. Buttlar stellte den Antrag, diese Mitthei- {ung dem Rechtspfiege- Ausschuß zur Begutachtung zu úberwei- sen und die Revision des vorliegenden Geselzes bis dahin aus- zusezen. Dieser Antrag aber wurde verworfen, in der Revision fort- gefahren, und das Geseß mit 24 gegen 15 Stimmen angenom- “men. Es sollte dann die Revision des einige Abänderungen des Rekrutirungs- Gesetzes betreffenden Geselz - Entwurfes vor- genommen werden. Der Landtags-Kommissar erklärte aber, die- sen Gesc6-Entwurf im Auftrag der Regierung zurücknehmen zu wollen. Man schritt zur Diskussion des Múnz-Gesehbzes.

Ueber den §. 6 erhoben sich lange Debatten, da mehrere Mitglieder die Straf-Bestimmung nicht angemessen fanden. Bei der Abstimmung ward der §. verworfen, Der Ministerial-Di- reftor Meisterlin erklärte hierauf, daß die Staats-Regierung sich veranlaßt fände, diesemnach den Gesez-Entwurf zurückzuneh- men. Regierungs-Rath Ko ch erinnerte an die Erledigung des Antrags auf Vorschuß, Behufs Anlage einer Eisenbahn. Der Ministerial-Direktor Meisterlin legteden Staats-Brunt-Etat für 1834 36, Geh. Rath Hassenpflug den Entwurf des l'evi- dirten Rekrutirungs-Gesezes und zugleich einen Entwurf zu ei ner vorübergehenden geseßlichen Maßregel hinsichtlich desselben Gegenstandes, um für die in die Berathungszeit fallende Voll- ziehungs-Periode Vorsorge zu tresfen, vor, welches Lekztere einem neu dazu zu bestellenden Ausschusse überwiesen wurde.

Dresden, 25. März. Jn der fortgeseßtei Berathung der zweiten Kammer über das Budget des Staats-Auf- wandes richtete sich die Frage auf die in dem Etat für das Gesammt-Ministerium angeseßte Besoldung eines Staats - Mini- sters zum außerordentlichen Dienst mit 5000 Rthlr. und zweier Miniskerialräthe mit 3500 Rthlr. Hinsichtlich der leßteren, deren Stellen bisher unbeseßt geblieben , trug der Abgeordnete Aten- s ádt darauf an, diese Surame auf 2000 Rthlr. zu vermindern. Der Abgeordnete v. Mayer bemerkte: Was die Bewilligung für einen außerordentlichen Staats-Minister betreffe, so sey gegen dieselbe in so weit nichts zu sagen, als die Anstellung bereits er- folgt und die Stelle gegenwärtig beseßt sey. Allein wenn auf der andern Seite in dem Normal-Etat wieder ein Minister zum außerordentlichen Dienst in Ansaß gebracht sey, so músse er sich dagegen erklären. Er könne nicht glauben, daß, wenn die erste Organisation vorüber seyn werde, eine jolche Anzahl von Ministern und Ministerial - Vorständen erforderlich sey. Selb Frankreich habe nur sechs Minister, wozu hin und wieder ein außerordentliher Minister komme, wenn es der König fúr gut finde, sowie es denn z. B. jeßt cinen Minister des Han- dels und der Marine und einen außerordentlichen Minister der öffentlichen Arbeiten gebe. Wenn aber sechs Minisierial - Vor- stände in Sachsen seyen, sür cin Land, das nur ungefähr den zwanzigsten Theil der Bevölkerung Frankreichs enthalte, so müsse er bemerken, daß ihm diese Zahl wohl zu groß erscheine. Er halte es aber fúr zweckmäßig, wenn bei Zeiten darauf Bedacht genommen werde, mehrere Ministerien unter einein Ministe- rial - Vorstande zu vereinigen. Er stelle daher den An- trag, daß die Kammer den Wunsch ausdrüke: 1) auf den Normal - Etat keinen Minister im außerordentlichen Dienst aufgestellt zu sehen, und 2) daß Se. Majestät der Kd- nig und Se. Kdnigt. Hoheit der Prinz Mitregent darauf Rück- sicht zu nehmen geruhen woliten, daß künftig bei vorkommenden Veränderungen in den Personen der Minister eine Combination mehrerer Departements unter einem Vorstand, so weit thun- lich, eintrete. Zu Anfang der folgenden Sitzung nahm der Abgeordnete v. Mayer wieder das Wort _und äußerte : Nach einer Mittheilung des Herrn Staats-Ministers von Zezschwib habe der Herr Staats-Minister von Lindenau, als im Laufe des vorigen Jahres eine Veränderung im Ministerium des Jn- nern erfolgte, erklärt, bloß 1090 Rihlr. annezmen zu wollen. Da durch diesen glänzenden Akt der Liberalität und diesen ed- len Akt der Resignation von Seiten des Herrn Staats - Mini- sters von Lindenau dem Lande 4000 Rthlr. erspart würden, so ttage er darauf an, daß der Vice-Präsident, im Namen der Kam- mer, dffentlich den Dank des Landes ausspreche. Nachdem dic- ser Antrag allgemein unterstüst worden, erhob sich der Vice- Präsident, um demselben nachzukommen, worauf der anwesende Staats - Minister v. Lindengu mit einigen Worten erwiederte. Es wurden hiernächst die in der vorigen Sißung gestellten An- träge des Abgeordneten v. Mayer zur Abstimmung gebracht und angenommen. Der dritte Punkt der vorliegenden Rubrik betraf den dermaligen Bedarf für die Kabinets - Kanzelei mit 2100 Rthlr., welcher die Genehmigung der Kammer er- hiele. Für die Ordens-Kanzelei war der jähriche Aufwand zu 500 Thaler bestimmt. Der Abgeordnete Richter (aus Zwickau) trug darauf an, daß diese ganze Position wegfalle, da es wohl dem Geiste der gegenwärtigen Zeit und dem Charaëter der jetzigen dffentlichen Meinung nicht mehr angemessen soy, diese Ausgabe aus der Staats-Kasse zu destreiten, indem sich das Or- denswesen Überlebt haben möchte. Nach einer Gegenbeinerkung des Vice-Präsidenten, welcher äußerte, daß der Abgeord- nete im Jrrthum sey, wenn er glaube, daß Verdienste um das Vaterland nicht mit Orden belohnt werden könnten, würde die beantragte Position mit Ausschluß der Stimme des Abgeordne- ten Richter, genehmigt.

München, 24. März. Die Oster- Ferien an der hiesi- gen Universität haben heute begonnen und dauern 14 Tage. Einige Studenten, die schon vor «einigen Wochen in die Va-

kanz abgereist waren, sind in Folge eines Ministerial - Befehles,

der auch fâr die zeitige Abreise von dem Vakanz - Orte Sorge trägt, von auswärtigen Polizei-Behörden wieder hierher geschickt worden. Die Studenten mußten sich einen polizeilichen Vorweis erholen, und haben die Weisung erhalten, sich ohne Veranlassung in keine Universitäts-Stadt zu begeben und ein Zeugniß über ih- ren polizeilihen und politishen Wandel während dieser Zeit mit- zubringen. Unsere Universitäts-Kanzlei erledigt die Geschäfte hin- sichtlih des Schuldenwesens der Studirenden mit jedem Seme- ster, indem ste den deshalb Vorgemerkten entweder die Abgabe der Zeugnisse für das alte, oder die Jnscription für das neue Semester verweigert. Die im vorigen Jaher verfügten (unvermutheten) Vorladungen zu den Semestral - Prüfungen fanden in der ver- gangenen Woche statt, und trafen (bei einer Zahl von etwas mehr als 1400) 300 Studenten aus den sämmtlichen Fakultäten, und zwar solche, die wegen Schulden eingeklagt, von der Polizei wegen Vergehen gestraft, des Unfleißes 2c. verdächtig waren. Den bei diesem unfreiwilligen Examen nicht Erschienenen oder nicht Bestandenen wird das Semester gestrichen. Uebrigens nahm die Frequenz auf der hiesigen Hochschule, und zwar jähr- lich durchschnittlich um 100, ab, da sie vor den Dezember-Unru- hen 1830 beinahe 2000 zählte. Der Rhein-Ba yer berichtet aus Neustadt vom 21. März: „Gestern Abends, um halb 8 Uhr, ertönten bei der sogenann- ten Stadtgasse wieder die bekannten Lieblings-:Lieder unserer Li- bertins. Der Friedensrichter, hiervon in Kenntniß gesebßt, beauf- tragte die Königl. Gendarmerie, diesen ruhestörenden Lärm zu untersagen, was auch geschah. Der Erfolg ihrer Aufforderung war indeß der gewöhnliche: anstatt derselben Genüge zu leisten, empfingen die Sänger die Gendarmen mit Schimpfworten. Als nun diese sich anschiéten, mehrere der Ruhestôrer zu ver- haften, machten etwa 309 der Leßteren, mit Stöcken , Holzäxten 2c. bewaffnet, einen Angriff auf die Königl. Gendarmen, die überdieß noch einen dichten Steinregen aushalten, und sich zu- leßt unverrichteter Sache zurückziehen mußten. Ein Gendarm wurde durch einen Steinwurf im Gesicht verleßt und der Bri- gadier wáre, wie es heißt, mit einer Axt geschlagen worden, wenn nicht ein Gendarm den Hieb mit seinem Säbel abzuweh- ren so glúcklich gewesen wäre. Noch muß man bemerken, daß auch aus Häusern mit Steinen geworfen wurde. Es ist hei- lige Pflicht aller wohlgesinnten Neustädter Bürger, dazu beizu- tragen, daß die Thäter ausgemittelt und aus der Stadt, der sie doch nur Schande und Unfriede bereiten, entfernt werden... Man fann sich auswärts keine Vorstellung machen, auf welche \chänd- liche Weise diese Elenden, die sich nur durch Rohheit und Un- verschämtheit auszeichneten, diejenigen ruhigen Bürger, die ihre Schlechtigkeiten nicht theilten, beleidigen und verfolgen.“‘ : Die Bayerischen Annalen enthalten eine ausführliche Kritik von Rotteck’s Weltgeschichte und führen den Beweis, daß dieses Buch nicht, wie si, wegen seines bedeutenden Abjabes, erwarten lasse, ein auf Quellen-Studium gebautes kritisches Werk, sondern eine hôchst seichte Arbeit sey, welche die grôöbsten Jrr- thümer und die unrichtigsten Ansichten enthalte.

Stuttgart, 26. März. Gestern ist die bisher in Túbin- gen liegende Militair-Abtheilung von dort abmarschirt und wird ‘nun in Tübingen kein Militair mehr garnijsoniren.

Die Württembergische Zeitung sagt: „Wir sind er- mächtigt, dem Gerüchte zu widersprechen , daÿ der Graf Stan- hope eine Belohnung auf die Entdecéung des Mörders von Kaspar Hauser ausgesest hat. Jm Gegentheile fand derselbe seit mehr als anderthalb Jahren viele Gründe, an der Wahr- heit der Geschichte von Kaspar Hauser zu zweifeln, und es schien ihm auch, daß bei der Erzählung der angeblichen Er- mordung des Unglücklichen mehrere sehr verdächtige Umstände vorkommen.“

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Wien, 26. März. Se. K. K. Majestät haben dem dies- seitigen Gesandten bei der Ottomanischen Pforte, Freiherrn von Stürmer, gestattet, den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen St. Annen - Orden erster Klasse mit den Insignien in Brillanten annehmen und tragen zu dürfen.

Der Oberst Anton Graf von Meraviglia ist zum Oberst- Hofmeister und der Kommandant der Trabanten - Leibgarde zu Mailand, Oberst - Lieutenant Graf von Hardegg, zum Dienst- Kämmerer, Beide bei Sr. Kaiserl. Hoheit dem Erzherzog Rai- ner, Vice-König des Lombardisch:Venetianischen Königreichs, er- nannt worden.

Am Oesterreichishen Beobachter liest man: ¡Dié Europe Centrale, ein im Solde der Giorine Iialia ftehen- des und zu Genf erscheinendes Blatt, enthält in Nr. 73 vom 14. März einen heftigen Ausfall gegen die Waadtländische Re- gierung in Beziehung auf die von derselben gegen die Polni- hen Abenteurer ergriffenen Maßregeln. Unter Anderem wird der Landamman Monnod einer Lüge beschuldigt, weil er die Be- hauptung aufgestellt habe, die Polen hätten das der Regierung gegebene Chrenwort gebrochen. Die Gründe, welche das ra- difale Blatt zur Rechtfertigung seiner Anklage anführt, sind von einer bemerkenswerthen Naivetät. Die Polen, sagt es, haben ihr Wort nicht gebrochen ; sie haben den Kanton Waadt verla/- sen. Zwei Tage darauf sind sie allerdings wieder in demselben erschienen. Das Versprechen, nicht wieder zurüczu- fehren, hatten sie nicht geleistet! Diese Vertheidi- gung steht auf schwachen Füßen , besonders wenn man sie mit den folgenden, allerdings echt radifalen Argumenten zusammen- stellt. „Die Menschheit‘‘// heißt es in dem Artikel, „„„„ist der Zeit, in welcher Eiden ein fanatischer Werth beigelegt wurde, ent- wachsen! . . . Nur der Zweck heiligt den Eid! . . Ueber al- len von Menschen gesprochenen Worten und allen Regierungen geleisteten Versprechen steht eine höhere Gewalt, die absolute Ehre, welche den Zwang einer conventionellen Verpflichtung nicht kennt.‘ Soll die bürgerliche Gesellschaft in Zukunft auf solchen Grundlagen ruhen, und sind dies die lesten Geständnisse, welche die Reformatoren unserer Zeit zu machen hatten ?

Genf, 22. März. Unser durch seine Preis-Aufgabe ber die Abschaffung der Todes{trafe, welche ene [chälzbare ge- frônte Schrift des Herrn Lucas hervorgerufen hat, hinreichend bekannte Mitbürger, der ehrwürdige Graf Sellon, hat so eben, nachdem er hier eine Friedens-Gesellschaft gestiftet, eine neue Preis: Aufgabe gestellt, deren Zweck daraus hinausläuft, die df- fentliche Meinung über die Uebel -des Krieges und über die besten Mittel zur Erlangung eines allgeineinen und immerwährenden Friedens, aufzuklären. Die Bedingungen der zu [ôsenden Preis- Aufgabe sind folgende: 1) Die eingesendeten Abhändlungen kdn- nen in Französischer, Deutscher, Englischer, * Ftaliänyischer oder Lateinischer Sprache abgefaßt seyn. 2) Der Preis-Gewinner hat die Wahl zwischen einer goldenen Denkmünze von 500 Fbanzd-

sischen Franken Werth, uríd einer Denkmünze von Bronze neb|ë

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