mir aber doch ein wenig zu spät zu kommen, denn man fordert das Haus in Einem Athemzuge auf, sich in die Angelegenheiten einer Corporation nicht einzumischen, weil es eine Universität ist, dagegen aber in die Angelegenheiten einer anderen Ci rpora- tion sich einzumischen, weil sie den Namen eines medizinischen Kollegiums führt. (Hört, hört!) Es wäre, meiner An- sicht nach , die gröblichste Ungerechtigkeit, wenn das Haus den Dissenters die Zulassung zu den Universitäten verweigerte und die Schwierigkeiten, welche ihrer Promotion zu akademi- schen Würden im Wege stehen, nicht beseitigte; denn ge- \chähe dies, so müßten Und würden sie sich eigene Universitäten grúnden. (Beifall.) Weder die. Macht des Senats, noch die des Vorstandes könnte dies verhindern; selbst dieses Haus könnte den Dissenters von England die Mittel, einen folchen
Plan, wenn sie ihn hätten, ins Werk zu segen, niht rauben. (Beifall.) Jch bin nicht so furchtsam, daß ih Gefahr für die derrschende Kirche besorgen sollte. (Hört, hört!) Ich bin viel- mehr überzeugt , daß die Kirche sich weit eher empfehlen würde, wenn sie von Mißbräuchen frei wäre. (Hôrt, hôrt !) Aus Grün- den der reinsten Anhänglichkeit an die Kirche lege ich Jhnen den Inhalt der Bittschrift ans Herz.“ Herr Goulburn, der hier- auf das Wort nahm, richtete seine Angrisse zunächst gegen die Petition selbst und machte bemerklich, daß sie nur von zweien unter den 17 Vorstehern, von 10 unter 25 Professoren und von 11 unter 74 Inspektoren der verschiedenen Universitäts-De- partements unterzeichnet sey ; also von 63 unter 164 Perfonen. Dann auf den Jnhalt der Bittschrift eingehend, sagte er unter Anderem:
„Welches sind die von den Dissenters." erhobenen Anforderun- gen? Sie wollen an allen Vortheilen, Privilegien und Emolumen- ken der Universitäten Theil haben und mit den Mitgliedern der An-
lifanischen Kirche auf gleichen Fuß gestellt werden. Da aber die Promotionen der Leßteren mit der Dotation der Kollegien und der Mitgliedschaft am Senat eng zusammenhängen, so ist die Ausschlie- fung der Dissenters unvermeidlich. (Hört!) Wenn es jemals dahin fâme, daß die Dissenters außer ihren jeßigen Vortheilen auh noch die Zulassung zu akademischen Würden und dadurch an der Verwals tung der Corporation Theil erhielten, es mòchte nun diese Veräân- derung durch gewaltsame Einmischung des Parlaments oder durch die Universität selbs herbeigeführt werden, so würde von dem Au- genblick an der ganze Charakter dieser Körperschaften sich verän- dern. Durch die Annahme einer solchen Maßregel würde das Haus die Universität für eine allgemeine Unterrichts - Anstalt des ganzen Landes, ohne Rücksicht auf die Religion, (hôrt hôrt!) erflären, woran alle ohne Ausnahme Theil haben würden, und wovon man gerechtér Weise Niemand ausschließen fónnte. Wenn das Haus cimnagl diesén Grundsaß aufgestellt hâtte, dann will ih Federmann fragen, wie es mit dem Untecricht auf der Universität werden sollte. Der Freibrief der Universität würde durch die vorgeschlagene Verättderung ganz umgestaltet wer- den. Jeßt if die Universität ein Seminar für Gelehrsamkeit und religiöse Bildung, Jch sche einige Herren lächeln, aber wenn ich wirklich etwas Lächerliches sage, so verführt mich dazu die Besorg- niß, mit der ih von einer so wichtigen Angelegenheit, wie die vor- liegende, zu dem Hause spreche. (Hört!) Fch frage die ehrenwer- then Herren, wie man, wenn eine solche Veränderung vorgenom- men würde, alle die Ausschrveifungen des Fanatismus vermeiden wollte? Wie gegen alle die Frrthämer des religiösen Skeptiziómus sich verwahren? Sollen alle Glaubensbekenntnisse zugelassen wer- den, wie will man da die Lehren der Unitarier, der Fuden und An- derer von dem Unterrichts-System ausschließen? Fch widerseße mich der beabsichtigten Veränderung icht als Mitglied dieses Hauses, nicht als Mitglied des Senats von Cambridge, sondern als Vater. Die Sorge für meinen Sohn erlaubt mir nicht, thn der rücksichtslosen Wuth der Prinzi- vpien, von der er in der fritischsten Periode seines Lebens befleckt werden würde, preiszugeben. Fch sehe auch auf die Folgen, die für die Universität selb ; | rung würde in dem verwaltenden Körper entstehen, wenn er eine leine Anzahl von Dissenters in seinem Schooß hätte, die fortwäh- rend Vorschläge zu Gunsten ihrer Glaubens - Genossen machen wúrden? Die Vorstellungen und Gesuche von Seiten der verschie- denen Sekten würden fein Ende nehmen und beständige ZerwÜrf- nisse in den verwaltenden Körper bringen. Fch weiß jedoch , daß die Bittschrift nicht die Gesinnungen der Universität ausspricht, und ih hofe, daß man ihr keine größere Wichtigkeit beilegen wird, als sie bei näherer Vergleichung der Zahk der unterzeichne- ten Bittsteller mit der ganzen Zahl der Universitäts - Mitglieder verdient. ‘/
Oberhaus. Sißgung vom 25. Jn der heutigen Siz- zung wurde auf den Antrag des Lord Ellenborough die aus dem Unterhause eingebrachte Bill, wodurch der Stadt Stafford das Wahlrecht entzogen werden soll, zum erstenmal verlesen; der genannte Lord bemerkte dabei, daß in diesem Fall die stattge- habten Mißbräuche so offenkundig seyen, daß er wohl nicht erst nôthig habe, das Haus näher darauf aufmerksam zu machen.
Unterhaus. Sigzung vom 25. Bei der fortgeseßten Debatte über die Petition von Mitgliedern der Universität Cam- bridge zu Gunsten der Dissenters ließ sich unter Andern Herr Stanley für dieselbe vernehmen und gab seine vollkommene, unzweideutige und unbedenkliche Zustimmung zu dem Jnhalt der Bittschrift zu erkennen, welche Erflärung von dem Hause mít lautem Beifall aufgenommen wurde, Herr Cobbett aber erklärte sih gegen die Petition, weil sie ihm zu bescheiden und gemäßigt erschien; ihm handelte es sich um die völlige Abschaf- fung der Kirche als eine Staats- Justitution, und Forderungen von Dissenters, die nicht dies Ziel vor Augen hätten, wollte er nicht für aufrichtig halten. — Jn -der Abend-Sikßung brachte Herr Spring Rice eine Bill ein, wodurch das Amt des Recorders des großen Archivs in Schottland abgeschafft werden soll. Sir J. Tyrrelt fragte den Staats - Se- cretair für die auswärtigen Angelegenheiten, ob wegen der im vorigen Juli stattgefundenen Wegnahme von vier Englischen Fischerbôten Seitens der Franzosen die Englische Regierungirgend et- was gethan habe; auch erinnerte er an die kürzlich vorgefallene Ermordung des Englischen Schiffers Burnet. Lord Palmer- ston erwiederte, er wisse sehr wohl, daß jene erstere Angelegen- heit an den Súd- und Ost-Küsten Englands großes Jnteresse errege; leider aber kônne er jeßt über den Erfolg noch nichts sagen, da die Unterhandlungen noch \{webten; übrigens aber versicherte er, daß die Regierung von der Wichtigkeit der Sache durchdrungen sey. Ueber die andere Angelegenheit wollte er sich nicht näher auslassen, weil es eine Sache von sehr unangenehmer und schwieriger Art sey; doch hoffte er, daß binnen Kurzem Ar- rangements zwischen don Regierungen von England und Frank- reih getrofsen werden würden, in Folge deren künftighin kein S Vorfall mehr vorkommen dürfte. Sir J. Graham fügte die Bemerkung hinzu, daß bei jenem Zusammentreffen, wobei ein Engländer das Leben einbúßte, die Englischen Bôte um ein Beträchtliches Über die ihnen bezeichnete Gränzlinie ge- wesen seyen, und daß sie also wegen dieser Uebertretung nicht als unter dem Schuß der Britischen Flagge befindlich hätten be- trachtet werden können. Gegen den Schluß der Sihung, die diesmal nur bis halb 11 Uhr dauerte, úberreichte der OberstE van s eine Petition zu Gunsten der Polnischen Flüchtlinge, worin das Parlament um eine Unterstüßung für dieselben ersucht wird, weil die
daraus hervorgehen würden; denn welche Verwir-
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Fonds eines zu diesem Zweck zusammengetretenen Vereins er- {dpft seyen. Der Redner machte bemerklich, daß die Zahl der jest in England befindlichen Polnischen Flüchtlinge nur gering sey und wahrscheinlich nicht mehr als 100 betrage, daß ste sich jedoch vermehren könnte, weil viele dieser Flüchtlinge aus ande- ren Staaten verwiesen- würden und vielleicht ihre Zuflucht in England suchen dürften Zut Motivirung “der Petition führte er an, daß England in mehreren Fällen politischen Flüchtlingen Aufnahme und Unterstüßbung gewährt habe, so einst den Hougenotten, den Französischen Emigrirten in der ersten Zeit des leßten Krieges und im Jahre 1823 den Spanischen Flüchtlingen; diese Leßteren, meinte er, hâtten a ganz besondere Ansprüche auf die ihnen von Staats wegen bewilligten Geld-Unterstüßungen gehabt, weil sie mit Eng- land gemeinschaftlich gegen den Beherrscher Frankreichs gekämpft, aber auch die Polnischen Flüchtlinge könnten Ansprüche an Eng- land geltend machen, weil Leßzteres an dem Wiener Traktat Theil genommen und gewissermaßen dice damals in Polen bestehende Regierung den Bewohnern jenes Landes garantirt habe. Er berief sich auch noch auf das Beispiel Frankreichs, welches, ob- gleih es weder in finanzieller noch in politischer Hinsicht fähi- higer dazu sey, doch als Grundsaß festgestellt habe, daß die ‘Pol- nischen Flúchtlinge vom Staate unterstüßt werden sollten. Lord Palmerston gab hierauf Folgendes zur Antwort: „Jch bin überzeugt, daß Niemand den Gegenstand, den die Bittsteller in Anregung bringen, B kann, ohne seine innigste Theil- nahme und sein tiefstes Mitleid mit dem Geschick jener Unglück- lichen auszudrücken. (Hört!) Jeder Edeldenkende muß ihre Lage bedauern; aber ein Anderes ist es, solche Gefühle zu hegen und sie auszusprehen, und ein Anderes für Män- ner, welche die verantwortliche Stellung von Ministern der Krone einnehmen, dem Parlamente vorzuschlagen, daß es die dentlichen Gelder zu dergleichen Zwecken verwenden solle. Ich kann daher dem ehrenwerthen und tapferen Offizier, der die Bittschrift überreicht hat, keine Hosfnung machen, daß die Regierung Sr. Majestät sich für befugt halten dürfte, dem Hause eine Bewilligung öffentlicher Gelder für jenen traurigen Zweck in Vorschlag zu bringen. Mit den Fällen, wo solche Bewilligungen von Staats- Geldern geschahen, verhielt es sich ganz anders. Was die Spanischen Flüchtlinge anbetrifft, die in diesem Lande eine Zuflucht suchten, so weiß man sehr wohl, daß dieselben während des Krieges auf der Halbinsel mit der Briti- schen Armee zusammen gekämpft hatten, und daß die meisten davon deshalb aus ihrem Vaterlande verbannt wurden, weil sie dazu behúülflich gewesen waren, die Feinde desselben zu ver- treiben, und weil sie uns die Macht, mit der wir Krieg führ- ten, hatten bekämpfen helfen. Der größte Theil derjenigen Flüchtlinge, welche in der ersten Zeit des Französishen Krieges nah England herúberkamen, wurde von der Regierung nach eben demselben Grundsaße unterstüßt. Dies war namentlich mit den Flüchtlingen aus Toulon der Fall, und mit denen, die unter dem Namen der Condéschen Pensionairs bekannt sind, ih meine die, welche in der Armee des Prinzen von Condé gedient hat- ten. Jch bestreite es nicht, daß unscre Küsten jederzeit den Unglücklichen und“ Unterdrückten aller Länder ofen seyn und daß wir sie aufnezmen und beschúßen müssen, aber das kann ih nicht einsehen, daß wir ihnen außer diesem Schuß auch noch Geld-Untexstüzungen müßten Gseben lassen. Jch gebe zu, daß der Betrag einer solchen Unterstüßung im vorliegenden Fall nur ge- ring seyn würde, aber wenn der Grundsaß einmal aufgestellt wäre, daß wir unglückliche Fremdlinge, die aus politischen Ur- sachen unsere Küsten aufsuchen, aus Mitleid mit ihrer Lage unterstüßen müßten, so möchte es s{hwer seyn, in anderen
ähnlichen Fällen, wo unser Mitleid ebenfalls in Anspruch ge-
nommen twerden dürfte, einen Unterschied zu machen. Ueber- dies, wenn auch die Zahl der jest hier befindlichen Polen nur gering ist, so giebt es deren doch noch eine \ehr große Menge in andern Theilen Europas, die auch aller Unterhalts- Mittel beraubt sind, und ich sehe nicht ein, nah welchem Grund- saß wir dem einen Theil eine Unterstü6ung bewilligen und sie den Andern, die gleiche Ansprüche darauf haben , weil es ihnen ebenfalls an Subsistenz-Mitteln fehlt, verweigern könnten. Es ist wahr, daß England einer der kontrahirenden Theile bei dem Wiener Traktat war; dessenungeachtet sehe ih nicht, wie uns dies ein Recht zu einer bewaffneten Einmischung hätte verlei- hen sollen, um dem Laufe der Ereignisse in Polen eine andere Richtung zu geben. Jch kann mit dem ehren- werthen und tapferen Oberst nicht in der Ansicht übereinstimmen, als fände sich irgend etwas in dem Wiener Traktat , wodurch wir verpflichtet würden, diejenigen, welche wegen des Antheils, den sie an dem Kampfe gegen die Russische Regierung in Polen nahmen, verbannt wurden, mit Geld zu unterstüßen. Jch halte es daher für meine Pflicht, mich jedem Antrage auf Bewilligung einer Unterstüßung für jene unglückli- chen Verbannten von Seiten des Parlaments zu widerselzen, aber wenn ih dies auch thue, so meine ih damit nicht, daß das Parlament ähnlichen Gesuchen verschlossen bleiben müßte. Nachdem noch die Herren O’ Connell, Thomas Attwood und Lord D. Scuart zu Gunsten der Petition gesprochen und ihre Besorgnisse vor dem überhandnehmenden Einfluß des Rus- sischen Kabinets ausgedrückt hatten, wurde die Bittschrift auf die Tafel des Hauses niedergelegt.
London, 26. März. Se. Königl. Hoheit der Herzog von Sussex leidet seit zehn Tagen an einem heftigen Anfall von der
Influenza. Gestern war dex Herzog etwas besser, und heute hat das Fieber nachgelassen.
Der Herzog von Richmond, der Marquis von Lansdown, der Graf von Ripon, die Lords Melbourne und John Russel und Sir James Graham hatten gestern Unterredungen mit Lord Althorp; Lekterer befindet sich in der Besserung.
Die Times sagt: „Die feste Versicherung, welche Herr Stanley in der gestrigen Sißung des Unterhauses abgab, daß er und seine Kollegen eine liberale und versöhnende Politik zu Gunsten des großen Körpers der Englischen Dissenters befolgen und unterstüßen wollen, hat in Verein mit den vom Grafen Grey und von Herrn Spring Rice bei derselben Gelegenheit kund gegebenen Gesinnungen die Besorgnisse nicht nur der Dis- senters, sondern aller leidenschaftlichen Männer im ganzen Lande, daß wenig oder nichts von wirklichem Werth für die leidenden Theile gethan werden möchte, fast ganz verscheucht und den Mi- nistern die öffentliche Achtung wieder verschasst, die ihnen Lord John Russell)s kümmerliche Bill geraubt hatte.““
Die Literary Gazette theilt über Lauders Expedi- tion zur Aufsuchung der Quellen des Niger bis zum 5. Ja- nuar folgende Nachrichten mit: „An dem genannten Tage be- fand sich Lauder mit dem Kriegsschiff} „„Curlew‘“/ (Schnepfe) auf seinem Wege nach Kap Coast Castle, in der Absicht, sih für die Märkte im Innern des Landes mit einigen Sorten brauch- barer Geräthschaften zu versehen, mit denen er nicht hinlänglich
versorgt zu seyn glaubte. Ging sein Vorhaben in Bezug hierauf glücklich von statten, so warseine Intention, nah der Mündun des Nun zurückzukehren, von dort den Niger zum“ dritten Male hinaufzuschisffen und wo möglich his Boussa auf demselben vorzudringen. Vorläufig hatten Lauder und der Lieutenant Al; len auf ihrer lezten Rückkehr nach der Küste auf dem eisernen Dampfboot die große Falatah-Stadt Raabah oder Rabba glü, lih erreicht, und in dem Verlauf von dreizehn bis vierzehn Taq, gen mit den Einwohnern derselben einen freundschaftlichen Ver, kehr, so wie ihrerseits vortheilhafte Handels-Geschäfte angeknüpft, Die Tiefe des Wassers betrug in dieser Gegend zwischen zwei bis drei Faden, und so weit das Auge rings umher reichte, schien der Niger, der hier einen majestätischen und wahrhaft imposan; ten Anblick bot, von Felsen und sonstigen Hindernissen befreit, Jene bedeutende Stadt wird theils von Felatahs, theils von Ne gern bewohnt, und entspricht in Hinsicht ihrer Grdße, ihres Reich, thums und ihrer Bevölkerung durchaus den Erwartungen, die may davon hegte. Auch einige Tuaricks von den Gränzen der Wüste, und andere Araber sah man in den Straßen von Rabbah. — Von eben s wichtigem Jnteresse ist die Fahrt unserer Reisenden auf den Tschadda, den sie bis auf 150 Meilen von seiner Vereinigung mit dem Niger'hinaguffuhren. An dieser Stelle, so wie in einiger Entfernung ober- und unterwärts trafen sie auf m ÍÎn- seln; der Fluß selbst wurde verhältnißmäßig seichter , bald breit, bald \{mal, je nachdem er sih in Arme theilte. Spuren von Bewohnern fanden sich an seinen Ufern nicht, und Lauder sah s nebst seinen vortrefflichen Genossen aus Mangel an Nahrungsmittely zur Rückkehr nach dem Niger genöthigt. Die Aeußerungen der Ein gebornen dieses Landestheils stimmten sämmtlich in der Angabe Überein , daß der Tschadda mit dem See Tschad im Jnnetn Afrika’s zusammenhängt. Sie gaben dies nicht als eine bloße Vermuthung, sondern als eine allgemein bekannte und keinen Zweifel unterliegende Thatsache an. Auf einer kleinen Jusel un: fern von Atta hat Lauder eine Art Fort von Lehm - Wänden er richten lassen, welches auch zu einem Depot für Britische Wag ren dienen kann. Der Pla6 ist „Englands Jnsel‘/ benannt und bietet einen bequemen Anknüpfungspunkt für den Handel in diesem Theil des Landes. Der König von Atta, welcher eine besondere Zuneigung zu Lauder zu haben schien, hatte ihn mit vier kleinen, aber sehr s{dnen Pferden beschenkt, die er glücklih nach Fernando Po gebracht hat. Der arme alte Pasko, der Schwarze, welcher den Leichnam Belzo- ni’s verbrannte, ist gestorben. Er hatte die legte Fahrt nah dem Kap Coast Castle mitgemacht und starb auf dem Niger nah einer kurzen Krankheit. Durch die während der ganzen Zeit an dem Niger und dem Tschadda angestellten Beobachtungen hat der Lieutenant Allen der Wissenschaft wichtige Dienste geleistet, Er wird nächstens von der Küste Afrikas zurück erwartet. Lau der hat jedes Anzeichen seiner leßten ernstlichen Unpäßlichkeit verloren und blickt wiederum so muthig um sich, wie ein Araber. Er trägt einen langen, bis über die Brust reichenden Bart.“ Von den Leewards-Jnseln sind Nachrichten bis uy 20. Februar hier eingegangeti; es war daselbst Alles ruhig ; An- tigua und die dazu gehdrigen Jnseln hatten sich erboten , ihre Sklaven freizulassen, die Arbeitslustigen darunter zu beschäfcigen und für den Unterhalt der alten Sklaven zu sorgen, unter der Bedingung, daß der Jnsel- Zoll aufgehoben würde; in diesem
Fall wollten sie auch auf ihren Antheil an der bewilligten Ent: F
schädigung der 20 Millionen Verzicht leisten.
Auf dem Mississippi ist schon wieder ein Dampfboot, der | „„Missourian‘/, durch Platen des Kessels verunglückt; es sind |
dabei 60 Menschen ums Leben gefommen.
— — London, 25. März. Das Parlament wird sich am nächsten Donnerstag bis nah Ostern vertagen. Unglüklicher- weise ist Lord Althorp schon seit einigen Tagen unpäßlich, was die Erledigung mancher Geschäfte vekhindert hat, die man noch gern vor Ostern abgemacht hätte. Unter Anderem geht es so mit den Vorschlägen welche die Regierung hinsichtlih der Umtau- schung des Zehnten in England zu machen gedenkt, und die nun wieder auf nächsten Mittwoch verschoben sind, was aber wahr scheinlih macht, daß dieser wichtige Punkt bis nah Ostern un- erdrtert bleiben wird. — Die Ueberreichung der in meinem lel ten Schreiben erwähnten Bittschrift eines Theiles der Mitglie der der Universität Cambridge hat in beiden Häusern zu bedeu- tenden Debatten Anlaß gegeben, wobei natürlich ein Theil sich eben so viel Mühe gab, die Wichtigkeit der Unterschriften zu erhdhen, als der andere sie zu verringern suchte. Um den Gegenstand aber ganz zu verstehen, muß ich Jhre Leser etwas näher mit der Verfassung unserer Universitäten bekannt machen. Jede der beiden Universitäten besteht aus einer Anzahl sogenannter Kollegien und Hallen, deren jedes sein Oberhaupt und. eine Anzahl Mitglieder (kellows) hat. Ein jedes solches Institut bildet eine unabhängige Corporation, mit deren innerer Verwaltung und Lehrart die Universität als ein Ganzes nichts zu thun hat. Es sind meistentheils Stiftungen aus der katholischen Zeit; doch sind auch viele seit der Reformation gegründet wor den, und fast alle haben die Anzahl ihrer Fellows durch Gaben und Stiftungen aus dieser späteren Zeit vermehrt; so daß nah dem strengsten Recht die Dissenters und Katholiken — wenn es ja bis dahin fommen sollte — nur auf einen Antheil an denz nigen Würden und Einkünften Anspruch machen könnten, welche aus der katholischen Zeit herrühren. Denn das, was die Miktglieder der protestantisch-bischöflichen Kirche zum Besten dieser Kirche gestif tet haben, muß billig deren Anhängern bleiben, da ja noch vor kurzem die Trinitarier-Dissenters nach eben diesem Grunds\a6 den Unitariern mittelst gerichtlicher Entscheidung eine Stiftung entrissen, “welche vor etwa 100 Jahren von einer ‘Dame gemacht worden, die si ur Trinitäts - Lehre bekannte und folglich keine Stiftung zum Besten einer Lehre gemacht haben konnte, welche der ihrigen gänzlich zuwider lief. — Aus den Fellows werden die Professo ren und Docenten (tutors) gewählt. Die Häupter der Kolle: gien und Hallen aber (Heads of houses) bilden das Caput oder Haupt der Universität, welchem unter Anderem auch das Vor recht zusteht, den Senat zu berufen, der unter dem Vorsitze des Vice-Kanzlers alle Gesammt-Angelegenheiten der Universität vet waltet. Gewdhnlich wohnen dem Senate nur die Heads und Fellows bei; in außerordentlichen Fällen aber hat jeder Magister und Doktor, der je auf der Universität promovirt hat und seinen Namen in deren Verzeichniß stehen gelassen, Siß und Stimme darin. Dieser wi die Universität Cambridge aber nun über 4000, gegen welche Anzahl jene 63 freilich nur eine Handvoll sind; auch bil den sie mit dem Senat, im engsten Sinne genommen, kaum ein Drittheil. Bedenkt man aber, daß man fürs Erste nur die Un- terschriften derer gesucht, welche die eigentliche Universität bilden, daß unter diesen die meisten alte Leute sind, die sich nicht leicht aus ihrer alten Jdeenbahn herauszureißen vermögen, und ferner, daß erst so kurze Zeit seit der Parlaments-Reform verflossen ist, ohne welche an eine solche Veränderung gar nicht zu denken war — so haben die Unterstüger des Vorschlages allerdings recht,
| die Dissenters sich
liege, beibehalten würden. ‘
wenn sie auf die Bittschrift ein großes Gewicht legen. Diese Schrift selbst wird Jhren Lesern am besten sagen, was man ei- entlih verändert wissen will; genug, es soll durchaus nichts an der Verfassung der einzelnen Kollegien, nichts in dem Lehrplan und der Disciplin der Universität berührt werden; man verlangt nur, daß denjenigen, welche an der Universität udirt haben, Gewissens halber die Belohnung nicht abgeschnit- ten werde - welche die Universität durch die Titel von Bacca- (aureus, Magister und Doktor der Medizin gewährt, und welche um so wichtiger sind, da Niemand Mitglied unseres ärztlichen ollegiums werden fann, der nicht an einer der beiden Landes- Universitäten promovirt hat, und diejenigen, welche sich dem Stu- dium der Rechte widmen, durch einen akademischen Grad zwei Jahre an ihrer Studierzeit gewinnen. Alles dieses wurde! durch die Lords Grey und Brougham im Ober- und durh Herrn Spring Rice im Unterhause aufs beste auseinandergesezt. Sie bestanden besonders auf dém Grundsa6, daß keine Beschränkung
| oder Ausschließung in irgend einem öffentlichen Jnstitute statt-
finden müsse, außer solchen, welche die höchste Nothwendig-
| feit gebiete; daß hier feine solhe Nothwendigkeit vorhanden sey | und die Kirche, weit entfernt, durch diese Nachgiebigkeit irgend eine | Gefahr zu laufen, nur dadurch gewinnen könne. Die in ihrem Schoße | und unter ihren Flügeln erzogenen Jünglinge der anders glaubenden | Sekten würden aufhören, sie mit Haß zu betrachten, die Anhänger | verschiedener Kirchen würden durch die /
| in den Jugendjahren einander lieben und achten lernen; und am Ende würde der Staat unter den Sektirern mehr Bürger- treue finden, weil die mit demselben verbundene Kirche ihnen niht mehr in ihren bürgerlichen Verhältnissen im Wege stehe. — Auf der anderen Seite aber sprachen vornehmlich der Herzog von Wellington und Herr Goulburn gegen die Bewilligung
reundschaftlihhe Berührung
der Bitte; da man sie als die Organe der Ausschließungs- Partei ansehen muß, so ist es wichtig, ihre Gründe genau zu erwägen,
“ obgleich der Herzog bei einem ihm so fremdartigen Gegenstande sch nicht so klar auszudrücken wußte, wie gewöhnlich. Die Meinung auf dieser Seite ist, daß die Zulassung von Anders-
saubenden in dem Senat Verwirrungen jeder Art anrichten würde, da man entweder den Glauben jeder Sekte dffentlich lehren oder allem religidsen Unterricht entsagen müßte, so daß diese Jnstitute, bisher Seminarien der bischöflichen Kirche, zu hohen Schulen für's ganze Land herabsinken würden. Da je-
| doch die Einrichtung getroffen werden könnte, daß der Eid noch
immer für diejenigen beibehalten würde, die auf Siß und Stimme
im Senate Anspruch machen, so wäre allerdings jenen Gefah-
ren vorgebeugt, weil Lehre und Zucht dann noch immer in den Händen der Kirche blieben. Man weiß aber recht gut, daß hiermit nicht zufrieden geben, sondern niht eher ruhen würden, als bis sie “mit der Anglika-
| nischen Kirche ganz gleich gestellt wären, und eben deswegen
macht man ihnen diesen ersten Schritt schon streitig. Dabei
| aber wäre s wünschen , daß man sich konsequent zeige und ih-
nen keine Hindernisse bei der Stiftung eigener hohen Schulen
| in den Weg lege, wie die Universität Oxford, welche dagegen | Einspruch macht, daß die Krone der Londoner Universität das Recht gestatte, gleichnamige Grade zu ertheilen. Denn am Ende macht es ja nicht der gleichnamige Titel, sondern die Meinung
aus, welche die Welt mit einem solchen Titel verbindet. Der- gleichen ist kleinlih und gebildeter Männer unwürdig. Niederlande.
Aus dem Haag, 27. März. Die zweite Kammer der Generalstaaten wird am 1. April wieder zusammentreten und
' eine dffentlihe Sibung halten.
Durch Dordrecht kamen heute eine Anzahl Reitpferde, die
| zu dem Marstall Sr. Königl. Hoh. des Prinzen von Oranien
gehdren und von Tilburg nah dem Haag gebracht wurden. Es
| sollen sih darunter mehrere befinden, die noch vor Kurzem in
Tervueren (bei Brüssel) waren und mithin bei der leßten Ver-
steigerung der sequestrirten Pferde Sr. Kdnigl. Hoh. verkauft | worden sind.
Belgien. Brúfssel, 27. März. Einer Verfügung des Kriegs-Mini-
Í sters roe hatten die Milizen der Klassen von 1827 und 28 ' eine
| Diese Bestimmung ist aber jest zurückgenommen worden, und ' müssen sich jene Milizen am 1. April bei ihren resp. Corps einfinden.
erlängerung ihres Urlaubs bis zum 1. Juli erhalten.
- Aus Antwerpen meldet man vom 26sten d.: „Die Bri-
gantine „„Kongreß‘/, an deren Bord die Flagge des Komman- | danten weht, ist heute die Schelde hinab bis Calloo gefahren, " wo die ganze Flotille, mit Ausnahme einer Kanonier-Schaluppe, die sich bei Reck als Vorposten befindet, | je6t besteht das Holländische Geschwader auf der Schelde aus 25 Kanonier-Schaluppen, wovon 5 zu Lillo, 10 zu Bath und " 10 zu Terneuzen liegen, wo sich auch seit einigen Tagen die " Korvetten „Medusa‘/ und „„Proserpina“/, jede von 22 Kano- "nen, befinden.“
stationirt ist. Bis
Deutschland. Dresden, 27. März. Jn ihrer fortgesezten Berathung
“ über die Errichtung der Kreis-Directionen faßte die erste Ka m- © mer endlich folgenden Beschluß : von der Regierung einen Plan " Über die Bildung der Behörden der kirchlichen Angelegenheiten i Y erbitten, bis dahin aber auch ihre Erklärung über §. 8 des
lans wegen Errichtung der Kreis - Directionen zu suspendiren
* Und zugleich unter der bereits beschlossenen Erklärung, daß man ' dafár halte, es kônne eine Abschaffung der Konsistorial - Verfas: ' sung nicht ohne Genehmigung der Stände eintreten, darauf an- j Pttagen, daß der vorbehaltenen Erklärung ungeachtet die Kreis-
irectionen eingerichtet würden, inzwischen «auch die Konsistorien
j fortbeständen, und, mit Ausnahme der bereits bei anderer Gelegenheit | beschlossenen Abänderungen ihres Wirkungskreises, ganz in ihrem bis-
erigen Geschäftskreise verblieben. Se. Königl. Hoheit Prinz Jo- ann stellte hierauf den Antrag, man solle entweder vereinigt
| mit der zweiten Kammer, oder, falls sie von ihrem Beschlusse ' nicht abgehen wolle, allein sich dahin aussprechen: „Man ver- môge sich zur Zeit für den §. 8 nicht zu erklären, da tnan über-
haupt die gänzliche Aufhebung der Konsistorial-Verfassung bedenk-
| lich finde, und wünschen müsse, daß kollegiale, aus geistlichen und | weltlichen Mitgliedern zusammengeseßte Behörden, welchen die
Besorgung der innern und äußern Kirchen - Angelegenheiten ob- i Dieser Antrag wurde, mit einigen odificationen von Seiten des Antragstellers selbst, angenommen.
München, 24. März. Jn der heutigen fünften Sißung
| der Kammer - der Abgeordneten war die Berathung über den Gese6-Entwurf, betreffend die Einstellung der Vindica- | tionen der Gerichtsbarkeit an der Tagesordnung. Die-
ses Geses ward durch die Stände des Jahrs 1831 bei Gele-
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genheit der Berathung des Geseßes gewünsht, wonach sol- chen Gutsherren, welche die Gerichtsbarkeit an den Staat ab- treten, das Recht der Standschaft verbleiben soll. Der neue Entwurf besteht eigentlich nur aus zwei Artikeln, welche festseken, daß in den Fällen, in welchen die Berechtigung zur Ausübung der Gerichtsbarkeit nah dem 26. Mai 1818 nachgesucht, und sofort in Gemäßheit des sechsten Edikts zur Verfassungs-Utkunde durch ein vom König unterzeich- netes, vom einschlägigen Minister kontrasignirtes Reskript bestätigt worden ist, eine Fiskal-Vindication nicht mehr stattfin- den, sondern die anhängigen ‘Prozesse niedergeschlagen werden follen, mit Ausnahme derjenigen Fälle, wo die Gerichtsbarkeit über Grundholden des Staats oder úber solche, die vier Stun- den vom Gerichtssike entfernt seyen, angesprochen wurde. Ferner soll (Art. 2) der im Art. 11 des Gesebes über die Rechts-Ver- hältnisse der auf die Gerichtsbarkeit verzichtenden Gutsherren vom Jahre 1831 enthaltene Vorbehalt der Standschaft auch denen zu Theil werden, welche im Jahre 1806 sich im Besiße der Gerichts- barkeit befanden und dieselbe vor dem Geseke von 1831 ohne ir- gend einen Vorbehalt an den Staat abgetreten haben. Der zweite Präsident v. Korb entwickelte den Zweck des Entwurfs, welcher dahin gehe, die vielen vom Fiskus erhobenen Vindications-Prozesse niederzuschlagen. Dies lasse sich volllommen rechtlich begründen. Die Verfassungs-Urkunde habe keine Rücksicht auf frühere Provin- zial- Rechte genommen, sie habe allgemeine staatsrechtliche Be- stimmungen aufgestellt, die auch allgemeine Geltung finden, und namentlich bei der Frage über die Gerichtsbarkeit ent- scheiden müßten. Auf diese Weise sey bis zum Jahre 1826 die Verfassung ausgelegt, und vielen Gutsbesißern die Gerichts- barkeit bestätigt worden. Erst im Jahre 1826 habe der Staats-Rath den Grundsaß geltend- gemacht, . daß die Berechti- gung zur Gerichtsbarkeit nah den ehemaligen Provinzial-Staats- Rechten zu ermessen sey, und dies habe den Fiskus zu Erhebung von Vindications - Prozessen auch gegen solche Gutsbesißer ver- anlaßt, welchen, in Folge des 6ten Edikts zur Verfassungs - Ur- kunde, das Recht der Gerichtsbarkeit bereits bestätigt gewesen sey. Allein da die Regierung in Folge des §. 40 zum 6ten Edikt die Ansprüche nur nah vorgenommener Prúsung geneh- migt habe, so lasse sich dieses neue Verfahren der Vindicationen feinesweges rechtfertigen; dern hierdurch würde der Fiskus noch ein größeres Recht als selbst das der Minderjährigen erhalten. Es liege daher niht im Vortheil des Adels allein, sondern es sey den allgemeinen Grundsäßen der Gerechtigkeit angemessen, daß diese Prozesse niedergeschlagen würden. — Fn gleichem Sinne sprachen mehrere andere Abgeordneten, deren Einige sich gegen die Ansicht verwahrten, als werde die Patrimonial - Ge- richtsbarkeit nicht eben so gut gehandhabt, als die des Staats. Der Entwurf wurde schließlih mit bedeutender Mehrheit (ge- gen eine Minorität von 10 Stimmen) angenommen.
München, 26. März. Jn der hiesigen Zeitung liest man: - „Neuerdings hat sich wieder das Gerücht verbreitet, daß die in der Schweiz befindlichen Polen, im Verein mit einigen andern politischen Abenteurern, in die Deutschen Nachbar-Staa- ten einzufallen und insbesondere beabsichtigten, sich in den Besiß der Stadt Lindau zu sesen. Obwohl nun ein folches Unterneh- men an und für sich als rein wahnsinnig und lächerlich erschei- nen muß, auch Lindau sich ohnedies vollkommen im Stande be- findet, einem solchen Angrifse nah Gebühr zu begegnen, verneh- men wir doch aus ganz zuverlässiger Quelle, daß für jeden mdg- lichen Fall die dortige Garnison noch eine hinlängliche Verstär- fung erhalten hat, und Vorsichts-Maßregeln angeordnet worden sind, welche einem Unternehmen det angedeuteten Art noch ein ganz anderes Ende bereiten dürften, als das, welches der saubere Zug gegen Savoyen genommen. Wie lange aber wird man ein Paar Schweizer - Kantonen noch verstatten, die Ruhe aller an- gränzenden Staaten auf solche Weise täglich zu bedrohen, sie im tiefsten Frieden den Einfällen einer räuberischen Horde von Meu- terern bloszustellen, und alle Grundsäße des Völkerrechts, auf welchen das sociale Gebäude von ganz Europa beruht, höhnisch mit Füßen zu treten ?“/
München, 27. März. Se. Majestät der König haben heute die Fußwaschung der 12 Greise vorzunehmen geruht. Der erste dieser Greise war 109, der leßte 86 Jahre alt. Die 12 Männer Ha a waren 1087 Jahre alt.
Im N fônnen die bestimmte Nachricht mittheilen, daß Dr. Hepp aus Neustadt an der Haardt, welcher am 26. Februar in der hiesi- gen Frohnveste angekommen war, vorgestern aus derselben ent- lassen worden ist. Den Kompetenz-Konflikt, dessen Verhandlung bekanntlih von dem Cassationshofe neulich auf den 16. April vertagt wurde, hat nämlih das Apellations - Ge- riht in Landshut, wohin die Akten inzwischen versendet worden waren, dahin entschieden, daß das hiesige Kreis- und Stadt- Gericht nicht kompetent, und Verhafteter daher alsbald in Freiheit zu seßen sey. Die Verhaftung des genannten prak- tischen Arztes geschah auf eine Ordonnanz des Ober-Appellations- Gerichts, obgleich Yy. Hepp mit der- Sache der wegen Hoch- verraths in hiesiger Frohnveste befindlichen Jndividuen nicht im Entferntesten complicirt ist; eine Theilnahme desselben an dem Rhein-Bayerischen Frauen-Verein, und andere zufällige Umstände, sollen Veranlassung dazu gegeben haben.“
Stuttgart, 20. März. (Allgemeine Zeitung.) Ein Gegenstand, welcher gegenwärtig den gebildeten Theil unseres Publikums sehr lebhaft beschäftigt, ist der Nachdruck. Be- kanntlich sind bis jeßt die so. bittern als gerechten Klagen ein- zelner Schriftsteller und Verleger, eben so die wiederholten An- tráge in der Stände-Versammlung auft Verbot jenes Raub- Gewerbes vergeblich geblieben; jeßt aber beabsichtigt anscheinend zuverlässigen Nachrichten zufolge, die Staats - Regierung, der nächsten Stände - Versammlung endlich einen Gescßzes- Entwurf gegen den Nachdruck vorzulegen, und es isk sicher anzuneh- men, daß die Stände mit Freuden dem Antrage entgegen- fommen werden. ‘Das ist um so mehr zu wünschen, als die Folgen der noch bestehenden Schusblosigkeit sich räglich greller entwickeln. Während sih früher in der großen Mehrzahl nur Menschen, die an Geld und Reputation gleih arm waren, mit Nachdrucken abgaben, und es namentlich fast unerhört war, daß einem Württembergischen Schriftsteller oder Ver- leger von einem Landsmanne etwas nachgedruckt wurde, ist es nun dahin gekommen, daß nicht nur ohne Rücksicht auf die Landsmannschaft geplúndert wird, sondern daß Personen, die einem geachteten Theile der Gesellschaft angehören, ihr Kapital zu solchem unehrenhaften Gewinn verwenden. Hat doch sogar ein aktiver Staats-Beamter jüngst die Stirne gehabt, sich mit Namens-Unterschrift als Nachdrucker zu bekennen! Um diesem Treiben möglichst entgegen zu wirken, haben sich nun in der jüngsten Zeit viele Betheiligte zu gemeinschaftlichen Anstren-
rnberger Korresyondenten liest man: „Wir |
gungen verbunden. Die Erklärung der zwölf Stuttgarter Buch- handlungen is aus den dffentlihen Blättern bekannte. Die sämmtlichen soliden Buchhandlungen in den andern Städten des Landes werden sich, wie verlautet, diesem Vereine anschließen. Ge: en einen einzelnen bestimmten Nachdrucker, jenen oben be- zeichneten Beamten, is der Verfasser der nachgedruckten und verstúmmelten Schrift, Professor Mohl in Tübingen , aufge- treten, und hat erklärt, alle legalen Mittel, welche seine Kennt- niß der Württembergischen Gesetzgebung ihm an die Hand gebe, zur Wahrung seines Rechts anzuwenden. Diese gleichzeitigen Schritte haben nun die dfsentliche Aufmerksamkeit auf sich ge- zogen, und wenn vielleicht bisher da und dort noch Einer dem unredlichen Gewerbe niht eben abhold war, so hat namentlich die Frechheit und Jnsolenz, mit welcher einige Nachdrucker den von ihnen mißhandelten Verfassern und Verlegern noch begeg- neten, und welche einer derselben, der bekannte Mäken in Reut- lingen, so weit trieb, daß er- mit einer ästimatorischen Klage Jeden zu belangen drohte, welcher sih — man denke — erlaube, den Nachdruck für eine ehrlose Handlung zu halten, den allge- meinsten Unwillen erregt, und einen solchen Blick in den mora- lischen Zustand dieser Leute thun lassen, daß die zum Widerstande Gerüsteten jetzt einen sehr mächtigen Bundes-Genossen in der df- fentlichen Meinung erhalten haben.
Darmstadt, 27, März. Das heut erschienene Regie- rungs-Blatt Nr. 32 enthält: 1. eine Bekanntmachung des Mi- nisteriums der Finanzen, dic Münz-Verhältnisse in den Staa- ten des großen Zoll-Vereins betreffend, worin der Münz-Werth festgeselzt ist, nah welchem die Münzen der Vereins - Staaten an den Zoll-Aemtern angenommen werden sollen, bis diese Staa- ten Über ein gemeinschastlisches Münz-System übereingekommen seyn werden. 2. Eine Bekanntmachung desselben Ministeri- ums, die Ausführung des Art. 8 des Zollvereinigungs-Vertrags vom 22. März 1833, wegen Kontrolirung des Waaren-Ueber- gangs aus den Königreichen Bayern und Württemberg nach den übrigen Vereins-Staaten und umgekehrt, insbesondere die Anmel- dung derjenigen Gegenstände betreffend, welche einer Tranf- Steuer oder Ausgleichungs-Abgabe unterworfen sind, nebst einem Verzeichnisse der Land- und Wasserstraßen, welche nach Art. 8. des Zollvereinigungs-Vertrags vom 22. März 1833 für den un- mittelbaren Uebergang von Handels-Gegenständen aus den König- reichen Bayern und Württemberg äber die Gränzen des Groß- herzogthums Hessen nah dem Großherzogthum und nach den an- dern Staaten des Gesammtzoll-Vereins und umgekehrt, bestimmt und einzuhalten sind.
Frankfurt a. M., 28. März. Der hiesige. rühmlihst be- fannte praftische Arzt Dr. de Neufville feierte heute sein 50 jäh- riges Jubiläum.
Die gegenwärtige Oster - Messe läßt sich hier ungewöhnlich still an und die gegenwärtige sogenannte Geleits - Woche, in der sonst die meisten Geschäfte gemacht wurden, unterscheidet sich faum durch einen etwas lebhaftern Verkehr.
Am vorigen Sonnabend mate wiederum einer unserer po- litischen Jnculpaten einen Versuch zum Entkommen, der jedoch scheiterte. - Auf dem Wege von Nententhurm nach der Konstab- ler-Wache, wohin er unter polizeilicher Bedeckung gebracht wurde, wollte er dieser entspringen, wurde aber hald wieder aufgegrisfen.
Deer ee O.
Wien, 19. März. Die Post aus Konstantinopel ist an;- gekommen; die Briefe sind aber noch nicht alle ausgetheilfk; die wenigen, welche der Handelsstand erhalten, sind von keinem Jn- teresse. Achmed Pascha wurde in der Hauptstadt erwartet. Er foll seinen Weg iber Odessa genommen haben, um sich dort ein- zuschisfen. Die Russische Admiralität war schon früher benach- richtigt worden, ein Linienschiff in Bereitschaft zu halten, falls“ der Türkische Bevollmächtigte über Odessa gehen sollte. Bei Achmed Pascha’'s Abreise von Petersburg war dies noch nicht entschieden, da er in Moskau Briefe von Konstantinopel vorzu- finden hoffte, welche ihm vorschreiben würden, ob er den Weg über Odessa oder durch die Fürstenthümer zu nehmen habe. Geschähe Lekteres, so erschiene die definitive Ernennung der Hos podare in Konstantinopel als beschlossen, nachdem Achmed Pascha als Commissair bezeichnet wird, der die Einseßung der Hosp0o- dare von Sèiten der hohen Pforte vornehmen solle.
Es heißt, der hiesige Französische Botschafter, Graf von Ste. Aulaire, werde Anfangs Mai einen Urlaub nehmen und auf mehrere Monate nach Paris gehen.
Wir haben über Genua Nachrichten aus Spanien und Portugal, die ein trauriges Bild von der Lage der Halbinsel entwerfen. Das Ansehen der Königin, wie jenes Dom PPedro's, soll bedeutend gesunken seyn, und die Hoffnungen der Präten- denten auf den Spanischen und den Portugiesischen Thron scheinen, nach diejen Briefen zu urtheilen; gewachsen zu seyn; die Zahl ihrer Freunde soll durch die verkehrten Maßregeln der Regentschaften von Madrid und Lissabon bedeutend zugenommen haben. Sie kdnnten, sagten Viele, um zur Regierung zu ge- langen, nichts Besseres thun, als die Königin Christine und Dom Pedro ruhig schalten lassen, denn diese hätten das Mittel gefunden, sich nach und nach bei Jedermann verhaßt zu machen. Es wäre möglich, daß Don Carlos in diesem Sinne handelte, wodurch allein scine bisherige Unthätigkeit zu erklären wäre.
S M.wW 011,
Folgendes ist die Note des Königl. Württembergischen Mi- nisteriums der auswärtigen Angelegenheiten an den Präsidenten des Vororts:
¡„Hochwohlgeborner Herr! Fnsonders Hochgeehrter Herr Amts- schultheiß und Präsident! Die neuesten Ereignisse, welche, begünstigt durch die Aufnahme in der Schweiz der aus verschied.nen Staaten wegen staatsverbrecherischer Handlungen entflohenen Fudividuen, gegen die Königlich Sardinischen Staaten faltgctiden haben, und woran zum Theil auch Flüchtlinge aus Deutschland thätigen An-= theil nahmen, die, um den verdienten Strafen zu entgehen, in die eidesgenössishen Kantone entwichen sind, mußten Besorgnisse erre= gen, daß die gegen Piemont mißglückten Pläne derselben gegen an- dere der Schweiz benachbarte Staaten versucht werden möchten. Die Besorgniß, daß von ienen Flüchtlingen revolutionnaire Unter- nehmungen gegen Süd-Deutschland beabsichtigt werden könnten, sellt sich nunmehr um so gegründeter dar, als sie vorläufig durch Versendung aufrúhrerischer Flugschriften dahin deren Ausführung vor- ubereiten suchen. Die Königl. Württembergische Regierung hat bisher in jeder Bezichung von den sreundschaftlichsten Gesinnungen gegen die Eidgenossenschaft unverkennbare Beweise gegeben, und sie ist stets von dem Wunsche beseelt, die, dem gegenseitigen Jnteresse beider Nachbar-Staaten entsprechenden, Verhältnisse ihres Orts auch fernerhin ungestört zu bewahren, mehr auszudehnen u1d zu befestigen. Sie darf daher auch die gerechte Erwartung hegen, Vas die Eid: genossenschaft von threr Seite diese Gesinnungen thatsächlich erwie- dern, und „durch den Aufenthalt der in der Schweiz befindlichen fremden Flüchtlinge, deren Mehrzahl wegen politischer Verbrechen
6A A RIRB A R" E EME S T EDIE E 4 2 7D
VSE AAMMECE T E D E S F N 1E R E
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