1834 / 98 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Vereinigten Staaten für ihre Verluste während der Kontinen- tal-Sperre eine Entschädigung von 12 Millionen geboten gehabt habe, während unter der vorigen Dynastie die dortigen Gläubi- ger nur noch 8 Millionen verlangt hätten. Wie kommt nun, Jo fragte man sih, der Graf Sebastiani im Jahre 1831 dazu, daß er úber cine Summe von 25 Millionen abschließt? Jn diese Zahl waren, wie Jhnen ohne Zweifel bekannt seyn wird, 8 Millionen als Entschädigung für Nordamerikanische Schiffe begriffen, die von Frankreich zu der Zeit, wo Spanien noch un- ter Französischer Herrschaft stand, aufgebracht, nah den Hâs fen von Bilbao und St. Sebastian geführt und dort ver- kauft worden waren. Gegen diese Bestimmung des Trak- tates erhob sich nun gestern mit siegender Gewalt Herr Berryer, der úbev denselben Gegenstand s{hon unter dem Polignacschen Ministerium zu Rathe gezogen worden war. Die Versammlung schenkte ihm die ungetheilteste Aufmerksam- keit, als er daran erinnerte, daß die Vereinigten Staaten ja durch den im Jahre 1819 mit Spanien abgeschlossenen Traktat wegen der Erwerbung der beiden Floridas, schon auf jedwede Ent- hädigung für die niht bloß von den Spaniern aufgebrachten, sondern auch von Französischen Agenten in Spanien confiscirten Amerikanischen Fahrzeuge verzichtet hätten. Herr von Broglie wußte hierauf nihts Genügendes zu erwiedern, und als Herr Berryer den Text jenes Traktates mittheilte, blieb der Minister ruhig auf seiner Bank sigen, ohne irgend etwas zu seiner Recht- fertigung anführen zu fônnen. Einen Scheingrund, den die Mi- nister für den Vertrag vom Jahre 1831 angeführt hatten, war det, daß die Verwerfung desselben leicht eine Verwickelung in commercieller Hinsicht herbeiführen könnte, indem die Regierung der Vereinigten Staaten die der Französischen zuge- standenen Handels-Vortheile wieder zurücknehmen würde, wenn sie erführe, daß jener Traktat von der Kammer verworfen wor- den. Hierauf erwiederten aber die Gegner des Traktates, daß diese Vortheile sich bereits aus dem im Jahre 1803 mit den Vereinigten Staaten abgeschlossenen Traktate in Bezug auf die Abtretung von Louisiana gründeten und daß, wenn also die dor- tige Regierung jeßt wieder eine Erhöhung der Abgaben von Französischen Waaren eintreten lassen wollte, Frankreich mit dem- selben Rechte die Wiederabtretung von Louisiana verlangen fônnte. Nachdem beide Theile der Kammer sich solchergestalt deut- lich gegen einander ausgesprochen hatten, erfolgte die VBer- werfung des betreffenden Geseß - Entwurfes mit einer Majorität von 8 Stimmen, so daß jeßt mit den Ver- einigten Staaten neue Unterhandlungen angeknüpft wer- den müssen. Eine bemerkenswerthe Thatsache ist die, daß alle Nuancen der Kammer bei dieser Debatte in einander s{molzen. So sprachen sich z. B. die Herren Georg Lafayette und Lamar- tine zu Gunsten des Ministeriums aus, während mehrere De- putirte des Centrums entschieden gegen dasselbe auftraten. Die Herren von Broglie und Sebastiani, von denen dieser den Trak- tat von 1831 abgeschlossen, jener ihn unter seine Verantwortlich- keit genommen hatte, konnten nach der Verwerfung desselben nicht länger am Ruder bleiben. Es frägt sich jet, ob man die Nie- derlage des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten als eine bloße Portefeuille - Sache, oder als eine Kabinets - Frage betrach- ten werde. Jn le6terem Falle müßte Herr Guizot sei- nem doctrinairen Kollegen folgen; im ersteren müßte man sich wieder billig fragen, wer bei der so nahe bevorstehenden Auflôsung der Kammer wohl Lust haben möchte, das Erbtheil des Herrn von Broglie in Empfang zu nehmen. Wäre Herr Sebastiani nicht selbst bei der Sache betheiligt, so würde ohne Zweifel er das Portefeuille interimistisch erhalten; so aber ist es mir wahrscheinlicher, daß Herr von Broglie vorläufig gar feinen Nachfolger erhalten werde. P. S. So eben hôre ih, daß heute Mittag unter dem Vorsiße des Königs ein Minister-Rath gehalten worden is, an welchem die beiden ausscheidenden Mi- nister noch Theil nahmen. Man glaubt, daß. der Graf von Rigny interimistisch das Ministerium der auswärtigen Angele- genheiten leiten und daß die definitive Ernennung eines Nach- folgers für Herrn von Broglie erst nach den allgemeinen Wakh- len erfolgen werde. Unter den Namen, die an der heutigen Börse als Nachfolger des Herrn von Broglie genannt wurden, waren die der Herren Molé, Bassano und Decazes. Jch bezweifele es indessen, daß einer dieser drei Staatsmänner, falls die Wahl wirklich auf ihn fallen sollte, sih dem Kabinette in seiner gegenwärtigen Zu- sammenstellung anschließen würde. i

Großbritanien und Jrland.

London, 1. April, Der König besuchte dieser Tage von Windsor aus die sogenannten Flamändischen Meiereien. Se. Maj. erfreuen sich, wie man dabei zu bemerken Gelegenheit hatte, der besten Gesundheit.

Nach dem zu s{ließen, was Herr Carpenter, der (wie fürz- lich erwähnt) an der Spike der von Seiten der Dorchester Unionisten an den Lord Melbourne abgesandten Deputation stand, über seine Unterredung mit dem Staats-Minister der versammelten Menge mittheilte, ließe sich fast ein günstiger Er- folg von der Bittschrift erwarten, die die Befreiung der ses der Meuterei úberführten Handwerker von der siebenjährigen Deportations- Strafe bezweckt. Eine unübersehliche Menschen- Menge hatte sich vor dem Hause des Ministers am 30. März versammelt, um der Rückkehr der Deputation, die demselben so eben ihre Aufwartung machte und das an den König ge- richtete Memorial überreichte, entgegenzuharren. . Endlich erschien Herr Carpenter und wandte sih sofort, unter dem jubelnden Zuruf der Menge, an die Versammlung. Er berichtete, daß Lord Melbourne ihn mit einer Achtung und Freundlichkeit aufgenommen habe, deren sich kaum irgend ein Ahgesandter einer Corporation in höherem Maße erfreut haben eónne. Auf seine Anfrage über den Zweck der versammelten Menge, habe er ihm die Andeutung gemacht, daß diese 10,000 Menschen, welche, auf den Erfolg der Deputation begierig, sei- ner Rückkehr harrten, gar deutlich und schmerzlich fühlten, wie an ihren sechs unglücklichen Kollegen nur „um ein Exempel zu (catuiren‘/, die verhängte harte Strafe vollzogen werden sollte, keinesweges aber, weil sie dieselbe verdient hätten. Schließlich habe der Minister förmlich versprochen, daß das Memorial noch an demselben Tage in den Händen des Königs seyn solle. Ein lauter Beifallsruf erfolgte auf die Rede: des Herrn Carpenter, worauf man ruhig auseinander ging.

Die Anzahl der in der hiesigen Hauptstadt im verflossenen Jahre (vom 11. Dez. 1832 bis zum 10. Dez. 1833) verstorbe- nen Personen beläuft sich auf 26,577 (13,319 Männer und

3,258 Frauen), mithin auf 2029 weniger als im vergangenen Fahre. Es befanden sich unter den Verstorbenen 802, die ein lter von 80 bis 90, 107 die ein Alter von 90 bis 99 und 3 die cin Alter von 100 Jahren erreicht haben. Einer wurde 101, Einer 102, Einer 103 und endlich Einer 104 Jahr alt. Es starben unter Anderen 1150 an der Cholera, 4355 an der Schwindsucht und 574 an den natürlichen Blattern. 4 Perso-

398 nen wurden ermordet, 6 vergiftet, 55 kamen durch Selbstmord um und 4 wurden hingerichtet.

Niederlande.

Aus dem Haag, 3. April. Der Königl. Hof legt heute eine 14tägige Trauer wegen des Ablebens Sr. Durchlaucht des Rege von Anhalt-Bernburg an. :

us unserm Feldlager wird berichtet, daß die Belgier ganz ungewöhnliche Bewegungen an den Gränzen vornehmen, die jeßt stärker beseßt sind, als seit langer Zeit. Man weiß nicht, ob dies bloße Vorsichts - Maßregeln sind, oder ob die Belgier vielleicht ihrerseits einen Handstreich beabsichtigen und die früher verbreiteten Nachrichten von Rústungen der Holländer nur als Vorwand dazu gebraucht haben, um sih desto unverfänglicher selbst rústen zu können. i

Der Deutsche Professor F. R. Keil, der sih seit einiger Zeit hier aufhält, hat von unserem Könige wegen seiner Entdek- kungen in Bezug auf die ‘Konstruirung der Magnet - Nadel im Kompaß eine, Belohnung erhalten.

Das Dampfboot „„l’Actif‘/, Capitain Pasquet, welches die Verbindung zwischen Notterdam, Dúnkirchen und Havre besorgte, ist am 28. März nebst allen darauf befindlih gewesenen Gütern ein Raub der Wellen geworden. Die Mannschaft soll gluckli- cher Weise gerettet worden seyn.

Constant Polari, auch Carrara genannt, hat gestern, dem über ihn ergangenen Urtheile gemäß, öffentlih am Pranger ge- standen. i

Belt et:

Brússel, 2. April. Drei Bataillone des 2ten Linien-Re- giments, von Gent kommend, sind gestern hier eingerúckt; sie gehen unverzüglich nach Lôwen, um dort die Garnison zu bilden.

Der Jndependant sagt in Bezug auf die von Französi- hen Blättern gegebene Nachricht von der Verhaftung des Soh- nes des Generals Quiroga: ¿General Quiroga hat keine Söhne, und er selbst hat zu Elbeuf, wo er sih aufhält, alle nôthigen Papiere erhalten, um nach Spanien zurückzukehren. Seine Abreise wird binnen wenigen Tagen statthaben. “/

Drei Fuhrleute aus der Gemeinde Jemappes, die als An- stifter der im Köhlen-Bezirk stattgehabten Unordnungen bezeich- net sind, wurden am 30. März durch die Gendarmerie verhaftet.

Gent, 5. April. General Daine wird heute hier erwartet; er wird die dritte Division, deren Hauptquartier zu Alost seyn wird, kommandiren und die Brigade-Generale Clump und Lan- germann unter seinen Befehlen haben. Das Hauptquartier des Erstern wird zu Gent, jenes des Zweiten zu Brügge aufgeschla- gen werden. General Magnan ist gestern nach Brüssel abge- reist; er wird sein Hauptquartier zu Diest haben. Die Brigade des Vortrabes, die er kommandiren- wird, besteht aus 4 Linien- Regimentern, dem 2. Jäger-Reg. zu Fuß, einer Batterie Artil- lerie und 2 Schwadronen leichter Kavallerie.

Zu Antwerpen sind während des März 75 Schiffe, worun- ter 10 Amerikanische, 15 Belgische, 10 Englische, 13 Dänische, 12 Hannoversche und 15 verschiedener Nationen, ein- und 61 S worunter 20 Belgische und 41 fremde, daselbst ausge- laufen.

D eutschland.

Hannover, 5. April. Durch eine landesherrliche Ver- ordnung vom 26sten v. M. sind, in Folge des Militair - Erspa- rungs- Plans und der darauf gegründeten neuen Organisation der Armee, wegen theilweiser Rekrutirung des Jngenieur - Corps, der Artillerie und der Kavallerie durch einzustellende Militair- pflichtige die näheren Bestimmungen getroffen. Die für diese WaffenGattungen erforderlichen Kontingents-Mannschaften wer- den, wie fúr die Fuß-Garde, aus sämmtlichen Jnfanterie - Ba- taillons - Distrikten entnommen und durch Kommissionen ausg?- wählt. Die Dienst-Verpflichtung solcher Eingestellten dauert in Friedenszeiten sechs Jahre; während dieser Zeit werden der Regel nah 1) die im Jugenieur - Corps und in der Ar- tillerie Eingestellten in den ersten 13 Monaten nah dem Tage ihrer Einstellung im aktiven Dienste beibehalten, und dann gleich den Soldaten der Jnfanterie, außer der jährlichen einmo- natlichen Exercier-Zeit, unbesoldet beurlaubt, im sechsten Dienst- jahre aber auch nicht zur Exercice einberufen, 2) die Cinge- stellten der Kavallerie in den ersten drei Jahren nach dem Tage ihrer wirklichen Einstellung fortwährend bejoldet, dann aber für die ganze noch übrige Dienstzeit unberitten Und unbesoldet beur- laubt, so daß sie nur für den Fall des außerordentlichen Erfor- dernisses zu gewärtigen haben, zuna Dienite einberufen zu wer- den. Die ohne Sold beurlaubten Gemeinen des Jngenieur- Corps, der Artillerie und der Kavallerie treten, gleich denen der Infanterie, ganz in ihre bürgerlichen Verhältnisse zurück.

Bernburg, 5. April. Hier is folgende Landesherrliche Verordnung erschienen :

Von Gottes Gnaden, Wir Alexander Karl , regierender Herzog von Anhalt :c., thun kund und fügen hiermit zu wissen: Von dem Wunsche beseelt, das Wohl des Landes und Unfserer lieben Untertha- nen auf alle mögliche Weise zu fördern, und die Regierung im Geiste Unseres nunmehr in Gott ruhenden Herrn Vaters Gnaden fort- zuführen, haben Wir die Entschließung gesaßt, dem von Hochdemsel- ben unterm 12. December 1832 als oberste Landes: Behörde einge- seßten Geheimen Konferenz-Rath einen umfassendern Wi-kungskreis zu geben, und demgemäß Folgendes zu verordnen für nöthig gefun- den: §. 1. Der Wirkungskreis des Geheimen Konferenz-Ra- thes ersireckt sih nicht allein aaf die im 2ten §. der Ver- ordnung von 12. December 1832 genannten Gegeustände und Fälle, sondern auf alle Haus-, Hof- und Staats-Angelegenheiten und úber- haupt auf die gesammte Landes-Verwaltung §. 2. Für jeßt haben Wir wegen der vermehrten Geschäfte die Anzahl der ordentlichen Mitglieder auf 5 erhdhet, und wdchentlia) 2 regelmäßige Sihungen, Montags und Freitags bestimmt. §. 3. Alle an Uns gerichteten Sachen in den §. 1 genannten Angelegenheiten werden statt an die bisherige Geheime Kanzley, deren Geschäfte an den Geheimen Kon- ferenz-*Kath Übergegangen sind, an den leßtern abgegeben, und nach erfolgter Berathung in Gemäßheit der speziellen Geschäfts-Fnsiruc- tion, womit wir den Geheimen Konferenz -Rath versehen werden, Uns zur Entscheidung vorgetragen. d. 4. Alle von Uns ausgehenden und mit Unserer Namens-Unterschrift versehenen Gesehe, Verordnun-

enund sonstige Verfügungen und Resolutionen sollen zum Beweise, da fe instruciionömáßig berathen worden sind, und daß Uns darüber pflicht-

mäßiger Vortrag gemacht worden ist, mik der Kontra-Signatur von wenigstens 3 ordentlichen Mitgliedern des Geheimén Konferenz-Ra- thes versehen seyn. §. 5. Wir befehlen hierdurch, sich nach dieser Unserer Verordnung wegen des erweiterten Wirkungs- Kreises des

Geheimen Konferenz - Rathes überall zu achten. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und a Herz0g- lichen Fnsiegel. Gegehen Bernburg, am 30. März 1834. Alexander Karl, Herzog zu Anhalt.‘ Der Geheime Legations-Rath Friedrich Wilhelm Ludw. Frei- herr von Salmuth und der Regierungs - Rath Karl“ Magnus Heinrich von Krosigk sind unterm 30. März d. J. zw'ordentlichen

Mitgliedern des Herzogl. Geheimen Konferenz - Raths ernannt worden.

Gotha, 5. April. Der Herzog Alexander von Württem- berg, der sih seit längerer Zeit hier aufgehalten, ist nah Kg, burg abgereist.

Dresden, 3. April. Die zweite Kammer gelangte iy der fortgesezten Berathung des Budgets zu den zu Beförderung der Künste, Fabriken und Gewerbe, so_ wie des Handels ‘und der Landwirthschaft in Anschlag gebrachten Summen. Es wurde hierzu für das Jahr 1833 ein Aufwand von 65,955 Rthlr. 3 Gr. 10 erfordert, unter dem sih eine Position von 20,043 Rthlr, 12 Gr. für die Akademie der bildenden Künste zu Dresden und Leipzig, nebst der Zeichnen-Schule zu Meißen, befand. Für die neue Bud, gets - Periode soll dieser Aufwand um 7428 Rthlr. 8 Gr. 2 jährlich sich erhöhen. Die für die gedachten Kunstzweke bean: tragte Summe erregte eine besonders lebhafte Debatte. Unter den über diesen Gegenstand eingeschriebenen Rednern ließ sich zu, erst der Abgeordnete v. Friesen vernehmen. Er verbreitete sh úber die Frage, ob es fúr einen constitutionnellen Staat und seine Vertreter angemessen sey, die Künste unter ihren besonde ren Schu zu nehmen, und nachdem er die günstige Einwir fung einer freien Staats-Verfassung auf das Blühen der Kunst behauptet, ging er auf die Bedeutsamkeit der Akademieen übr, und empfahl die Fortdauer der Unterstü6ung derselben von Sei, ten des Staats, indem er schließlich den Antrag stellte:

möchte bei der Staats-Regierung darauf angetragen werden,

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daß künftig unbeschadet des jeßt bestehenden Verhältnisses es als Regel aufgestellt werde, daß die General-Direction der König: lichen Kabinette und Sammlungen mit der der Kunst-Akademieen im ganzen Lande in einer Person vereinigt werden möchte. Dr Abgeordnete Run de bemerkte dagegen: Wenn als erste ‘Position zur Unterhaltung der Kunst - Akademie in Dresden, Leipzig und Meißen die Bewilligung einer Summe von jährlich 20,000 Kths: beantragt worden, und man hierzu den bereits für die Kunst Sammlungen bewilligten Aufwand von jährlih andern 20,000 Rthírn. rechne, so zahle das kleine Land bloß für das Phantown seiner ästhetishen Bildung jährlich eine Summe von 40,000 Rthlrn., oder den 132sen Theil sciner sämmtlichen Einkünfte, Dies trete mit einer Art von Ueberinuth der schreienden Wehklage einer ziemlich allgemein empfundenen Noth, und zugleich als eine JInkonsequenz allen den Beschlüssen der Kammer entgegen, in welchen vloß wegen mangelnder Zahlungsmittel weit dringendere Ausgaben bis auf bessere Zeiten verschoben werden mußten. Der Redner rad sich zugleich gegen die bisherige Fortdauer der Afgdemieen aué, indem er meinte, daß vielleicht gerade damit jenes goldene Zeit: alter der Kunst zurückkehren könne, wo eigentliche Meister der: selben, wie ein Albrecht Dürer, Holbein, Lucas Cranach, ihre Werkstätte jungen Leuten von wirklichem Talent und Anlagen zur Kunst dffnete, ohne daß der Staat ndthig gehabt, dur be sondere Akademieen dazu mitzuwirken. Jn einem ähnlichen Sinne äußerte sich der Abgeordnete Axt, welcher den Antrag stellte, daß die Staats-Regierung ersucht werde, die Akademie der bil denden Künste in Dresden und Leipzig in ihrer “gegenwärtigen Gestalt nicht ferner fortbestehen zu lassen, dagegen zu Förderung höherer Kunfstbildung das alte vielbewährte Jn stitut der Meister dermaßen wieder einzuführen, daß ausgezeid- neten Künstlern Ehren -Gehalte unter der Bedingung ausgeseßt würden, daß sie ihre Werkstätten zur Bildung talentvoller Jüng- linge stets ofen zu halten sh verpflichteten. Diese Anträge wurden unterstüst. Die Kammer wandte sich jedoch zuvörderst zur allgemeinen Berathung über die Frage: Ob die Akad mieen fortbestehen sollen? Der Abgeordnete v. Frieset trat wiederholt zur Vertheidigung der von ihm aufgestellten Ansicht für deren Fortbestehen und Unentbehrlichkeit auf. Der Abgeordnete Sach e suchte die Behauptung des Abgeordneten Runde zu widerlegen, daß die beantragte Position in einem s großen Mißverhältniß zu den übrigen Ausgaben des Landes. stehe. Der Königl. Commissair v. Wietersheim bemerkte: Man dürfe wohl behaupten, daß auch der Staat ein Auge, ein Ohr fúr die Kunst haben und auch solche Ausgaben für dieselbe tragen solle, wie sie der höher gebildete Mensch auch habe. Sachsen se duch das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse ' berühmt dur) ganz Deutschland, durch ganz Europa; es gebe keinen Stat diesjeits der Alpen, welcher reiche Kunst-Sammlungen aufzw weisen hätte. Als andere Staaten erst anfingen, sich aus der Barbarei zu erheben, sey Dresden schon eine Stadt gewesen, wo der Kunstfinn auf eine merkwürdige Weise vorhanden wak, Es würde besonders scheinen, wenn die Nachwelt den Tag af schreiben müßte, wo der Sinn für Kunst in der Versammlung der Sächsischen Volksvertreter aufhôren würde; der Genius, welcher an der Wiege bei der Geburt der Constitution gestanden, {wvürde sich en abwenden, wenn diese Geburt des consti tutionnellen Lebens sogleich die Todesstunde für die Kunst seyn würde. Der Abgeordnete Richter (aus Zwickau) unterstüßte die Ansicht des Abgeordneten Runde, und trug auf Wegfall de betreffenden Summe an. Der Abgeordnete Eisenstuck be merkte: Der in der Kammer laut gewordene Grundsaß, dit Kun\t könne keine Unterstübung des Staates nach staatswirth! schafrlichen Ansichten in Anspruch nehmen, sey eine ganz irrige Behauptung. Denn schon im 16ten Jahrhundert habe mat, wie die Kunst-Geschichte lehre, den Grundjaß angenommen, daß die Malerei, die Sculptur die Unterstüßung des Staates erhal ten müsse. Und keinesweges seyen in großen Monarchieen dié bildenden Künste am besten gepflegt worden; in cinem kleinen Italiänischen Staate sey die Kunst zu dem höchsten Flor gestiegen. Der Redner hob darauf die Bedeutsamkeit der Kunst für einen Staal wie Sachsen näher hervor, und erklärte sich für das Fortbestehen der Akademien. Der Staats-Minister von Lindenau sagte: Un die vorliegende Berathung auf einen bestimmten Punkt hinzw leiten, bemerke er, daß die Regierung nicht entschieden darauf beharren werde, ob die Akademie der bildenden Künste dem Worte und ihrem ganzen heutigen Wesen nach fortbestehe, viel mehr die Hand dazu bieten wolle, daß dieses Justitut eine a gemessene und zwecentsprehende Umgestaltung erhalte, daß aber die Regierung einen entschiedenen Werth darauf legen müsse, fúr die Unterstüßung der Kunst eine ausreichende Bewilligung von der Kammer gemacht zu sehen. Später fügte der Staats Minister noch die Erklärung hinzu: daß die Regierung mif den Anträgen der Deputation und mit den von derselben beabsichtigten Ersparnissen, nah welchen die Summe von 14,686 Kthlr. als Normal-Etat, und 4070 Rthlr. transitorischt Zuschüsse zu verwilligen wären, einverstanden sey, und daß dit Regierung es sih dann angelegen seyn lassen werde, das Inst tut zweckmäßiger zu organisiren, als dies gegenwärtig nah ihrer eigenen Ueberzeugung der Fall sey. Die Kammer beschloß hierauf, zuerst über die Vorfrage abzustimmen, und erklärte sich, mit Aus\hluß von 15 Stimmen, für das Fortbestehen der Aka demie der bildenden Künste zu Dresden und Leipzig.

' in diesen Bemühungen eifrigst unterstüst.

| Wahrscheinlichkeit für sich hat.

München, 2. April. Gestern führte der Obers Baligand sein aus Griechenland zurückgekehrtes Bataillon zu dem, für die im Russischen Feldzuge gebliebenen Bayern errichteten Obelisken inaus, ließ um denselben ein Viereck bilden, und hielt eine

ede an die Soldaten, von denen Mehrere jenen Feldzug mit- gemacht haben, worauf das Bataillon den Gefallenen die mili- tairishen Ehren und dem König ein dreimaliges Vivat dar-

te. ra Nürnberger Korrespondenten liestman: „Sichern Nachrichten aus Griechenland zufolge, verhält es sich mit dem neuesten (von Französishen Blättern als blutig ge\childer: ten) Versuch der Partei-Männer zur Befreiung ihrer Häupter folgendermaßen: Der König Otto wollte eine Inspection über die Besaßung in Nauplia halten, wozu auch die aus einem voll- stándigen Bataillon bestehende Garnison der Festung J6kale, wo Griva, Kolokotroni, Plapoutas und die meisten jener Hoch- yerräther sien, in die Stadt hinab ziehen mußte. Diese Ge- legenheit glaubten eine Anzahl Griechen benußen zu können, ind es zogen allmälig 10) Jndividuen -mit verborgenen Vaffen in die Nähe der Festung, wo sie aber alle Zu- gánge versperrt, ' die Wachen verdoppelt und die Gewehre hon auf sie angelegt sahen, Sie genügten der Er- mahnung- sich zu entfernen, und es ist bei diesem eit- (en Beginnen kein Schuß gefallen und keine Verhaftung vorge- nommen worden. Der Prozeß jener Staats-Gefangenen ist so weit gediehen, daß demnächst Mehrere derselben unter dem Beile der Guillotine ihr“ Leben aufgeben müssen, im Interesse der Ruhe in Hellas, und zum Schrecken ihrcr Anhänger; die drei

| ohen genannten, wenn ihnen auch das Leben geschenkt werden

sollte, werden das Tageslicht nicht mehr schauen. Die Regie- rung entwickelte alle Kraft und Strenge, und wird von dem gutgesiunten und zum Glúck überwiegenden Theile der Nation Unter allen Pri- maten leuchtet der ehrwürdige Miaulis hervor, ein echter ellene ohne alle Falschheit, durch Wort und Beispiel seine Landsleute zur Ordnung ermahnend. Leider ist noch cine allzugroße Zahl Solcher vorhanden, die dem wahren Bilde des Undanks, dem Kolokotroni, gleichen, der, wegen mehrerer Verbrechen begnadigt, von dem König täglich zur Tafel gezogen und, auf einem Königl. Pferde mit Königl. Geschenken stolzirend, im nämlichen Augenblicke auf Verrath sann. Uebrigens wird ch die Ruhe erhalten; die Bayerischen Soldaten werden allge- mein gefürchtet; Beleidigungen und sogar Auspländerungen, die einzelne von mehreren Griechen erlitten, wurden gebührend ver- olten. Die eingebornen Freiwilligen, den zu München gewor- benen an Zahl fast gleich, suchen an Geist und Ansehen mit le(z- tern rühmlich zu wetteifern.“ :

Wiesbaden, 1. April. Heute wurde die Versammlung ter Landstände des Herzogthums mit nachstehender Rede von dem Regierungs-Präsidenten Moller erdfnet :

¡„Hochzuverehrende und hochgeehrte Herren! Von Sr. Durcl. dem Herzog is mir der ehrenvolle Auftrag ertheilt vorden, die dies- jährige gewdhnliche Versammlung der Landstände des Herzogthums zu eröffnen. Die Natur der Sache bringt es mit sich, daß in ei- nem Lande von 350,000 Einwohnern, wo alljährlich ein Landtag abgehalten wird, die Regierung, wollte sie den Vorschlag neuer Ge- sehe zur Regel machen, eine Ungewißheit des Rechts-Zustandes und damit die Unbehaglichkeit erzeugen würde, welche Reformen überall wr Folge haben. Der praktischen Ausbildung des Bestehenden ihre

orgfalt widmend, schen Se. Durchl der Herzog vielmehr die Ord- nung des Finanz - Haushaltes als die regelmäßige Haupt - Auf- gabe einer sich iährlih erncuernden ständischen Wirksamkeit an. Jn Beziehung hierauf werden Sie es gern vernehmen, daß, während Sie bei der vorjährigen Etats - Festseßung er- warteten, daß die Ausgaben durch die von Fhnen, hochzuverehrende und hochgeehrte Herren, bewilligten Einnahmen nicht vollständig ge- deckt würden, dennoch nach den vorläufizen Rechnungs-Abschlüssen, welche Fhnen mitgetheilt werden , die Verwaltung des F. 1833 et- nen bedeutenden Ueberschuß liefert, welcher dem laufenden Fahre zu gut fommt. Dadurch sind denn auch Se. Herzogl. Durchl in die

| angenehme Lage verseßt, eine geringere Anforderung direkter Steuern

für das Fahr 1834 machen lassen zu kdnnen, wie Sie, hochzuvereh- rende und hochgeehrte Herren , aus dem Fhnen zur Prüfung zuge- stellt werdenden Landes-Exigenz-Etat, welchem auch diesmal die spe ciellsten Nachweisungen des Bedarfs und der Verwendung betgefügt sind, sch Überzeugen werden. Kraft der mir ertheilten hôchsten Vollmacht erkläre ih die Versammlung der Landstände des Herzog- thums zu ihrer verfassungsmäßigen Wirksamkeit erdffnet.//

Luxemburg, 2. April. Hier sind je6t, nach dem Bei-

| spiele mehrerer Belgischen Städte, freiwillige Subscrivtionen

erôf\net worden, um durch deren Ertrag diejenigen Brüsseler Bürger zu entschädigen , welche aus eigenen Mitteln die Pferde

| des Prinzen von Oranien in Tervueren angekauft und dem rechtmäßigen Eigenthümer nach Holland zurückgeschickt haben.

Schweiz. Zürich, 31. März. Uri, Unterwalden nid und ob dem Wald,

| Schaffhausen, Tessin und Wallis haben in ihrer Antwort auf das

red

Kreisschreiben des Vororts vom 22. Febr. die Wegweisung aller politi- hen Flüchtlinge gefordert, mögen sie am Savoyer Zuge Antheil genommen haben oder nicht. Wallis hat außerdem die Gelegen- heit nicht unbenu6t vorbeigehen lassen können, um seine alten Klagen gegen die Presse zu wiederholen, die Nothwendigkeit durhgreifender Maßregeln aegen den Unfug derselben darzuthun, Und die Mitwirkung des Vororts bei den Ständen in dieser Beziehung anzusprechen.

Bern, 1. April. Veranlaßt durch eine Bittschrift von 0 Geistlichen und auf den Vorschlag des Erziehungs-Departe- ments hin, hat der Regierungs-Rath den Kirchen-Konvent auf- gehoben, als eine in den gegenwärtigen Organismus des Staa- tes nicht mehr passende Behörde. Die Abfassung von Gutach- ten in kirchlichen Sachen, die nicht der Synode selbst zukamen, war bereits früher der evgngelischen Kirchen - Kommission zuge-

fallen; von den übrigen bisherigen Verrichtungen des Konvents

wird die Bestellung der Vikare wahrscheinlich ebenfalls der Kir- Óen-Kommission, und die Prúfung der Kandidaten einem neu zu bestellenden Kollegium zugewiesen werden. Ferner hat der Regierungs-Rath die Dekanate auf künftige Kapitels - Versamm- lung vakant erklärt; aus einem dreifachen Vorschlage der Kapi- tel wird er künftig die Dekane wählen, und zwar auf 6 Jahre.

Die Allgemeine Zeitung schreibt vom Genfer See iten 20. Márz: „Jn Genf is endlich durch die nächtliche bführung der Polen mehr Ruhe gewordèn, aber lange noch nicht die, welche der kleine industrielle und kommerzielle Frei- staat zu seinem Leben und Gedeihen bedarf. Durch Zusam- menhalten , Vergleichen, durch reiferes und näheres Erwägen der Umstände is man dort endlich zu einer Ansicht der pro- jeftirten Junsurrection der giovine Îalia gekommen, die alle dibherigen Widerspruche und Unbegreiflichkeiten aufldst, die l Schlüssel zu allem bisher Dunkeln giebt, Und die, wenn Leich nicht aktenmäßig oder urkundlich erweisbar, doch große Der Unzusammenhang, der

E SYyI

Mangel an Plan, Kenntniß und Einsicht bei jener insurrection- nellen Bewegung, die schimpfliche Unthätigkeit der Jnsurgen- ten, die späteren Aeußerungen Ramortino's darüber, wiewohl nur halb ausgesprochen, der hon vier Monate früher davon gemachte Lärm, das lange Stillschweigen Und die Unthätigkeit der Bernischen Regierung, deren ganz späte offizielle Benach- richtigung der Nachbar - Kantone, als die Atifieacucs das Berner Land bereits verlassen hatten und schon in Waadt, Genf oder sonst wo angekommen seyn mußten, der Landungs- Moment und Landungs-Ort der Polen (früh, am Morgen des 1. Februar), die in Geuf für sie ausgesteckten Zeichen dies Alles zusammen genommen hat die schr wahrscheinliche Vermu- thung entstehen lassen, daß die ganze Expedition eigentlich gar nicht zuerst auf Savoyen, sondern lediglih gegen Genf gerich- tet, und daß die Savoyische Insurrection nur dazu bestimmt war, die Aufmerksamkeit der Regierungen irre zu leiten und besonders die Genfer Behörden auf einer ganz andern Seite zu beschäftigen, während die eigentliche Mine in der Stadt Genf selbsk springen sollte. Den Charakter der heutigen Ber- ner Regierung kennt Jedermann bei uns, so gut wie ihr Stre- ben nah Umwälzung und Centralisirung der Schweiz, wo sie dann als großer und mächtiger Radikal - Kanton gegen die klei- neren besonnenen Kantone eine bedeutende Rolle spielen, und an der Spike des ganzen Mouvements stehen würde. Schon als diese Regierung voriges Jahr die aus Frankreich mit be- waffneter Hand eingedrungenen Polen in ihrem Kanton dul- dete und pflegte, geschah es weit weniger gus übelver- standener Menschlichkeit, als in der Hoffnung, diese unru- higen Köpfe und kampflustigen Arme später gut zu ihren Ab- sichten gebrauchen zu können. Manche behaupten sogar, den Polen wären vor threr Ankunft indirekte Einladungen dazu von Bern aus gemacht worden. Schon vorigen Herbst war insge- heim der Plan zu der Februar-Expedition gegen Genf geschmiedet worden, darum wurde im Kanton Bern und in allen Genfer Cafés laut von der Unternehmung gegen Savoyen gesprochen ; bald sollten dazu Waffen, bald Kriegs- Bedürfnisse in Waadt und Genf bestellt seyn; Alles geschah mit ausfallendem Geräusch, nur die Berner Negierung schien nichts davon zu bemerken. Der Plan dieser Leute war nun folgender: wir landen am frúühen Morgen auf Genfer Gebiet mit der ostensiblen Absicht, in Savoyen einzufallen. Die Genfer Regierung, welcher aus dieser Invasion große Gefahr erwachsen könnte, wird sich ihr sogleich aus allen Kräften widerseßen und zu diesem Zwecke alle Truppen, deren sie im Augenblicke nur habhaft werden kann, nah dem Orte der Landung senden. Dadurch werden Genfs Thore in der nächsten Nacht unbeseßzt seyn. Unsern vielen Freunden und Einverstandenen in der Stadt brauchen wir nur gegen den dunkeln Abend hin (bekanntlich kam die Wasfen-Barke vom heftigen Ostwinde getrieben, statt Abends, schon in den ersten Nachmittags - Stunden an) Waffen mit einigen unterneh- menden Polen auf einer unscheinbaren Barke zu senden, die ohne Schwierigkeit in den Hafen läuft, und dann in der Nacht von unserer Partei ausgeladen wird. Diese unternimmt mit den Polen sogleich eine rasche Bewegung, beseßt schnell das Ho- tel de Ville, verändert die Regierung, seßt die schon bereiten neuen Syndiken ein, beseßt mit Leichtigkeit Arsenal, Kasernen und Artilleriepark, weil kein Widerstand da ist; die Waffen des Arsenals werden an die Befreundeten in Genf, Carouge U. \. w. vertheilt; die Thore werden stark von ihnen beseßt und nur den Einverstandenen geöffnet, nicht aber dem Genfer Militair, das am folgenden Tage herbeieilen mag, aber die Revolution Genfs schon abgethan finden wird und der neuen Regierung huldigen muß. Genf wird dann der Centralpunkt der Revolution der súdwestlihen Schweiz, Savoyens, wo dann zahlreiche Und gut bewassnete Corps von mehreren Seiten eindringen, ferner Súüdost-Frankreichs, Piemonts u. st. w. Dieser fein angelegte Plan scheiterte an zwei Umständen. Zuerst hatte sich die Genfer Regierung ‘nicht damit begnügt, gegen die bei der Bellote gelandeten Polen die Garde Soldée zu schicken und dadurch Genf von Truppen zu entbldßen, sondern gegen Mit- tag des 1. Febr. ließ sie den Generalmarsch schlagen und einen großen Theil der Genfer National-Garde unter die Waffen tre- ten. Ferner ließ sie die am hellen Tage in den Hafen einge- laufene Waffen-Barke mit den sie begleitenden Polen arretiren. Wiewohl nun Leßteres nicht ganz gelang und die noch übrigen Waffen Abends von Einverstandenen und Nichteinverstandenen nach Carouge geflüchtet wurden, so lähmten doch beide Um- stände die Ausführung des Projekts. Es war nun nicht mehr an Ueberrumpelung des Sradthauses und der andern bedeuten- den Punkte, so wie an Veränderung der Regierung zu denken, da jene Punkte nun von zahlreichen National-Garden besetzt wa- ren, die zwar vor reiflicher Ueberlegung den ‘Polen recht wohl- woilten, aber doch keinerlei innere Gewaltschritte würden ge- duldet haben. Die Hauptsache, Genfs Einnahme, der Gewinn seiner reichen Waffen: Vorräthe u. st. w., war nun für den Au- genblick gescheitert; die Jnsurgenten mußten suchen Zeit zu ge- winnen und sich so lange wie möglih in der Nähe der Stadt u halten, um den Augenblick zu erwarten, wo ihre hiesigen Keunbe und Einverstandenen wirken und ihnen die Thore df- nen fönnten. Deshalb wurde die Schein-Unternehmung auf Savoyen ohne allen sichtlichen Zusammenhang, ohne allen Geist, ohne Muth und Energie geführt, wobei man jedoch weislich dicht an der Genfer Gränze blieb, bei St. Julien schon zu weit von der Stadt entfernt zu seyn alaubte, sih ihr daher wieder näherte, um auf den ersten Ruf dahin ziehen zu können. Da sich aber in dieser Hinsicht bis zum Z. Morgens nichts Günsti- ges ereignete, so mußte der Rücézug nah Genf ohne Waffen beschlossen werden. Aber auch jekt gab die Partei ihre Hoffnung noch nicht ganz auf. Polen, Jtaliäner 2c. wurden den Truppen entzogen, in Carouge und in der Umgegend versteckt und zum Tro gegen die Regierung ermuntert, bis zur Revue des 7. Febr. wo an feinen offenen Widerstand mchr zu denken war. Der größte Theil mußte sogleich das Land verlassen, und uur vier- zig bramarbasirten noch einige Wochen in der Kaserne Chante- poulet, während die mit ihnen einverstandene radikale Presse alles Mögliche that, um die Bevölkerung gegen die Regierung und zu Gunsten der Polen aufzuregen. Auch die Berner Re- gierung hielt es für klug, dies Ferment so lange wie möglich in Genf zu lassen und alle Schifanen anzuwenden, um sich der Zurücknahme der Polen zu entziehen, die man, wenn nicht gerade zu dem verunglückten Plane ausgesendet, doch mit Rath und That unterstügt, durch langes Schweigen gedecckt und ihnen dann fromme Wünsche nachgeschikt hatte. Jn Lausanne ist vor einigen Tagen eine sehr interessante Schrift erschienen, welche die eben geäußerte Vermuthung bedeutend unterstüßt und dabei anziehende Einzelnheiten Über die Polen - Expedition giebt. Sie enthält unter Anderm die Zusammenstellung alles Geschehenen durch die Kommission des Großraths in einem Bericht von der trefflichen Feder des Professors Monnard. Rich? tig sagte der Staatsrath in seinem Berichte an den Großrath:

C'’est bien réellement dans le Canton de Berne que les ré- fugiés Polonais ont trámé, quant à la- partie active qu’ils voulaient y prendre, le Vonipltt dirigé contre les Etats Sar- des, et rien est plus inexact que de prétendre qu'’ils ont fait celte trame daus le Canton de Vaud. Mais il y a bien plus, c’est que le gouvernement de Berne a complétement négligé de nous donner à tems connaissance des renseig- nemens qu'’il avait par devers lui sur le projet des réfu- fis Polonais. Si le Conseil d’Etat eut été avisé plutot par e gouvernement de Berne, comme il pouvait l’être, il aurait organisé à la frontière du nord les mesures nécessaires pour empécher l’entrée des réfugiés sur notre territoire. Mais au coutraire. ce n’a élé que lorsqu'’ils étaient hors de chez lu et sur le Canton de Vaud, que ce gouvernement a donné un avis absolument tardif au Conseil d’Etat. Wohl nur ihre Stellung zur Berner Regierung gab den Polen die außerdem ar zu lächerliche Frechheit, nicht nur alle Vorschläge der Gen- fer und Waadtländer Regierungen mit Dunkel und Schwulst zu verwerfen, sondern zu verlangen: l’assurance du gouvernement de Berne par écrit, qu'il nous accorde un libre asile, tel que nous l’avons eu avant, et que nous ne serons conduits §018 escorte. . . .. Hier zeigt sih auch, daß die vor der Ex- pedition in Waadt angehaltenen Polen, Deutschen und Jtaliä- ner ihr Ehrenwort gebrochen haben, als sie am 29. Januar zu Payerne versprachen, sogleich nah dem Kanton Bern zurüzu- fehren. Es wurde von ihnen folgende Schrift ausgestellt : Nous soussignés déclarons sur notre honneur que nous allons s0r- tir du Canton en rétrogradant immédialemeaut sur Berne. Donné pour être remis à M. le Préfel de Payerne à Payerne, le 29. Jan- vier 1834 (Signé). Stolzmann. C. Zaleski. Felix Nowo- sjelski. Alle drei Ehrenmänner haben jedoch am 1. Februar an der Jnvasion in Getf Theil genommen, haben als Theil- nehmer und Führer der Expedition am 7., 15. und 21. Februar Adressen unterzeichnet , und sind nun wieder in ihrem lieben Kanton Bern!“/ ;

Gatten.

Genua, 24. März. Die hiesige Zeitung macht be- fannt, daß die Mannschaft der Sardinischen Borabarde „Sig- nore del Carmine‘/, welche im vorigen November an der Afris kanischen Küste Schiffbruch gelitten hatte und in die Sklaverei der zwischen Bugia und Bona sich aufhaltenden Araber-Stämme gefallen war, durch Vermittelung der Sardinischen Konsular- Beamten in Bona und Algier, und nah Bezahlung einer an- sehnlichen Loskaufs-Summe aus dem Fonds der Marine- Jnva- liden, wiederum in Freiheit geseßt worden sey.

Es ist hier eine polizeiliche Aufforderung an die Einwohner ergangen, ihre Schießgewehre und andere Waffen an das Königl. Zeughaus aegen eine angemessene Vergütigung abzuliefern. Die E werden mit Gefängniß- und Geld-Strafen edrodût. Es Die Akademie della Crusca in Florenz hat in einer ihret leßten Vecsammlungen den rühmlichst bekannten Französischen Literaten Fauriel zu ihrem forrespondirenden Mitglied erwählt.

Rom, 27. März. Am 2sten d. M. ist Se. K. H. der Prinz von Capua und am 24sten sin» JI. KK. HH. der Ae und die Prinzessin von Salerno aus Neapel hier einge- troffen.

Der König und die Königin von Neapel, so wie die übri- gen hier anwesenden fürstlichen Personen wohnten am Palm- Sonnrage in- der Sixtinischen . Kapelle dem feierlihen Gottes- dienste bei, welhen der Papst durch Ertheilung des Segens und Vertheilung der Palmen eröffnete.

Gestern ist auch der Fúrst von Leuchtenberg aus Eichsiädt hier angekommen.

Svanten

Madrid, 26. März. Die gestrige Hof-Zeitung publi- cirt scechs Dekrete der Königin vom 2Usten d. M. Durch das erste derselben wird der Staats-Rath während der Minder}jäh- rigfeit Donna Jsabella's suspendirt, weil er, wie es in der Ver- ordnung heißt, mit dem durch das Testament Ferdinand's VlIi. eingeseßzten Regierungs-Rath einen doppelten Rath bilde und also úberflússig sey. Vermittelst des zweiten Dekrets werden der Rath von Castilien und der Rath der beiden Jndien unter- drückt, und es wird fär die reinen Streitsachen ein Ober-Tribu- nal fúr Spanien und die beiden Jndien an die Spite der rich- terlichen Hierarchie gestellt, nah Art des Französischen Casfa- tionshofes. Durch das dritte Dekret wird das Ober-Kriegs- Conscil unterdrückt und für die reinen Streitsachen dur ein Ober-Kriegs- und Marine-Tribunal ersezt. Das vierte Dekret ebt das Ober: Finanz-Conseil auf und se6t ebenfalls ein Ober- Finanz Tribunal für die Streitsachen ein. Durch das fünfte Dekret wird die Aufhebung des Ober-Conseils für die militairi- hen Orden als nahe bevorstehend angekündigt, sobald nur die zu diesem Zweck nöthigen Päpstlichen Bullen eingegangen seyn würden. Durch das sechste Dekret endlich wird ein Königliches Conseil für Spanien und die beiden Jndien eingejeßt, mit ähn- lichen Befugnissen und ähnlicher Organisation wie der Franzd- sische Staats-Rath, und in 7 den verschiedenen Ministerien bei- gegebene Sectionen abgetheilt. Diese Maßregeln sind dazu be- stimmt, den Gang der Verwaltung zu vereinfachen, die Ge- schäfte zu centraiisiren, unnúße und mißbräuchliche Jurisdictionen abzuschaffen, die Thätigkeit der Minister unabhängiger und ihre Verantwortlichkeit zu keinem bloßer Schein zu machen.

Der Zustand der Provinzen ist nichts weniger als befriedi- gend; aus einem Tages-Befehl vom 18. März ersicht man, daß die Karlisten in Galizien Besorgniß erregende Versuche machen ; man weiß, daß Don Carlos sich nur 6 Meilen von dieser Pro- vinz entfernt aufhält.

Das Ministerium und der Regierungs-Rath sind Über die Organisirung der oberen Kammer oder Kammer der proceres sehr getheilter Meinung ; das Erstere will Pairs auf Lebenszeit, der Letztere dagegen erbliche Pairs- Würden. Dieser Zwiespalt hat die Mitglieder des Regierungs-Raths abgehalten, die Reise nach Aranjuez mitzumachen.

Von verschiedenen Punkten aus sind Truppen nah Portu- gal zu aufgebrochen; am 22sten ging ein Transport von 2000 Centnern Pulver, nur von 20 Mann begleitet, nach Ciudad Rodrigo ab, und man fürchtet daher, daß er unterweges von den Karlisten aufgehoben werden könnte. Am 2lsten hat die Königin dem Portugiesischen Rath , Herrn Sarmento, Agenten Donna Maria's, eine offizielle Audienz ertheilt, und er soll, dem Vernehmen nach, die Erlaubniß erhalten haben, Jhrer Majestät sein Beglaubigungs - Schreiben zu überreichen. Man hâlt es daher für sehr wahrscheinlih, daß die Anerkennung Donna Maria’'s nächstens öffentlich ausgesprochen werden wird.

A E E L L T L Le

S PER E E E P E I S Eo R REE P E E B E R B FA A

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