1834 / 103 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

bei n Konferenz, in 10 Tagen aus dem Haag zurückerwartet werde.

Heute wurde die vierteljährliche Bilanz der Staats-Einkünfte gezogen; obgleich das Resultat noch nicht offizi-ll bekannt ist, so weiß man doch, daß die Zölle einen Mehr-Ertrag von 180,000 Pfund, die Accise von 100,000 Pfund und der Stempel von 80,000 Pfund in Verhältniß zu dem entsprechenden Quartal des vorigen Jahres eingebracht haben. Dagegen soll im Postwejen und in den Steuern eine Verminderung cingetreten seyn.

Der Astronom Herschel ist, lau Briefen vom Vorgebirge der guten Hoffnung, im Januar daselbst angekommen.

Berichte aus Bombay vom Ende Dezembers melden das Fallisscment des Hauses Fergusson u. Comp. in Kalkutta, geben jedoh nihts Näheres in Bezug auf dieses Ereigniß an. Den- selben Berichten zufolge, sollen in Gwalior, eine Festung im Ge- biete des Radschah Sindia, ernsthafte Unruhen stattgefunden ha- ben; es heißt, daß sich 3000 Mann Truppen empört hätten, daß aber der Aufstand fürs erste wieder unterdrückt sey.

Aus Lima schreibt man unterm 20. November: „Ga- marra ist dem Schluß sciner Amtsdauer nahe. Am 20. De- zember muß er, den Geseßen gemäß, seine Gewalt niederlegen. Dei den neuen Wahlen ist niht einmal sein Name vorgekom- men, denn der Konvent und die dffentliche Meinung sind gegen ihn erbittert. Man fürchtet, daß er auf Anreizung seiner Frau, Donna Panchita, die sich viel in die Regierungs-Geschäfte mischt, einen 18ten Brumaire ver}uchen möchte. Obgleich er keine Aus- sichten zu einem glücklichen Erfolge hat, so kann er doch der Re- publik großen Schaden zufügen. Der Kommandant Sabarry flôßt ihm von allen seinen Feinden die meisten Besorgnisse ein. Mit Cerdana und Anderen nah Hyamas verbannt, hatte er in jener Gegend einen Aufstand organisirt. Von seinem eigenen Scecretair verrathen und gefangen genommen, wurde er später zum Tode veurtheilt und erwartete täglich, nah dem Richtplaß abgeführt zu werden, als es ihm durch seine Energie und Schlau- heit gelang, die Wachen zu bestehen und den Kommandanten dersel- ben, Raiguda, gefangen zu nehmen. Die Truppen, welche sich in der Provinz Libertad befinden, haben sich für ihn erklärt. Er hatte 900 Mann unter seine Befehlen, als er am 7. November in Truxillo einrúckte. Wahrscheinlich wird ein Bürgerkrieg die Folge diescr Jnsurrection scyn.““

Mee dcelande.

Aus dem Haag, 8. April. Zu Anfang des Monat Mai wird eine allgemeine Jnspection und Musterung über alle Trup- pen unseres Feld-Lagers stattfinden. Die Jnspection wird von den verschiedenen Coros-Kommandanten in den respektiven Kan- tonnements gehalten werden. Die Truppen, welche die zweite und die dritte Division bilden, sollen binnen Kurzem eine kon- zentrirtere Stellung erhalten. Die Kriegsmacht der Belgier an der Gränze is in diesem Augenblicke sehr gering, indem sich das Gros derjelben in einer ziemlichen Entfernung von den äußer- sten Posten befindet.

Die zwischen dem Englischen Gesandten am hiesigen Hofe und dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten gewccselten Noten in Betreff der Concentrirung Holländischer Truppen an der Belgischen Gränze, welche der Minister den Generalstaaten in ihrer Sißung vom 4. April vorlegte, lauten volljtändig also :

l, „Der Unterzeichnete, Geschäftsträger Sr. Britanischen Maseftät, hat von seinem Hofe Befehl erhalten, Se. Exc. den Ba- ron Zuylen van Nyevelt zu benachrichtigen, daß der Beitischen Re- gierung neuerdings Berichte zugekommen find, welche derjelben die Pflicht auferlegen, in dieser Beztehung Erflärungen von dem Kabinet in Haag zu verlangen. Die Regierung Sr. Mai. hat die Nachricht erhalten, daß ein ungendhnlicher Grad von Thätigkeit sich seit Kurzem in der See- und Land-Macht Hollands zetge, daß das Ge- swader der Niederlande in der Mündung der Schelde bedeutend vermehrt sey, und daß sich cin beträchtliches Truppen-Corps allmälig in der Gegend von Breda zusammengezogen habe und auf den Kriegsfuß gescht worden sey. Da die Convention vom Mai 1533 Holland gegen jeden Angri von Seiten Belgiens sichert, und Hol- land von keiner andern Macht bedroht wird, so können diese Be- wegutigen, wenn sie in der That stattgefunden haben, nicht so an- gesehen werden, als bezweckten fie nur die Herstellung eines Defensiv-Zu- üandes. Die Regierung Sr. Mai. kann auf der andern Seite nicht annch- men, daß die Holländische Regierung nach Abschluß der Convention voni Mai 1833 eine Wiederaufnahme der Feindseligteiten gegen WBelgien beabsichtigt. Nun is es aber in Angelegenheiten, die für alle dabei Betheiligten von so großer Wichtigkeit sind, höchst wesentlich, daß unter Regierungen, die auf gleiche Weisc von dem aufrichtigen Wunsche beseelt sind, ihre gegenseitigen freundschaftlichen Verhält- nisse unversehrt zu erhalten, auch nicht für einen einzigen Augen- blick ein Gegenstand existire, der zu dem geringsten Zweifel Aulaß geben könnte, und die Regierung Sr. Majestät i| überzeugt , daß das Kavinet im Haag die Beweggründe, welche die gegenwärtige Mitthciluztg unvermeidlich gemacht haben, nach ihrem wahren Wer= the würdige werde. Deshalb ist dem Unterzeichneten aufgetragen, den Baron van Zuylen zu fragen, ob es wahr ist, daß die Streit- éräfte Seiner Niederländischen Majestät zu Wasser und zu Lande neuerdings an den Belgischen Gränzen concentrit worden sind, und wenn dies der Fall ist, in welcher Absicht man diese Vorkehrungen getroffen hat? Der Unterzeichnete hat die Ehre 2c.

(gez) G. F. Ferningham. Haag, den 24. März 1833,//

11, „Der unterzeichnete Staats - Minister, ad inkerim mit der Leitung des Departements der auswärtigen Angelegenheiten beauf- tragt, hat die Note erhalten, welche der Herr Geschäftsträger Sr. Britanischen Majestät am 27. März an ihn zu richten ihm die Ehre erzeigte, in welcher derselbe angiebt, die Britische Re terung habe neuerdings durch Berichte erfahren, „daß in dem Dienst der Nieder- läirdischen Flotte und des Heeres eine ungewdhnliche Thätigkeit herrsche, daß das Holländische Geschwader in der Mündung der Schelde bedeutend vermehrt worden sey, und daß eln zahlretches Truppen - Corps sih allmälig in der Umgegend von Breda zusam- mengezogen hude und in Stand gescßt worden sey, unverzüglich ins Feld zu ziehe. Nach Aufzählung dieser Thatsachen fragt der Herr Geschäftöträger Namens seiner Regierung, oh dieselben wahr seyen? Obschon dîe Mittheilungen, welche nachträglich zur Kennt- niß der Britischen Regterung gelangt seyn werden, derselben binlänglih gezeigt haben werden, wie sehr die Berichte, welche der oben erwähnten Note zur Basis gedient haben, der Be- gründung ermangeln, so sieht sih der Unterzeichnete, so sehr er es be- dauert, bemerken zu müssen, daß die Britische Regierung denselben Glauben genug geschentt hat, um einen offiziellen Schritt guf die- selben zu begründen, im Stande, dem Herrn Geschäftsträger Sr. Britischen Majestät anzukündigen, daß die für die Schelde bestimmte Flotille, nachdem sie in den Häfen“ Überwinterte, nur ihre gewdhn-

iche Station wieder eingenommen hat. Bis jeßt ist es nicht für nôthig erachtet worden, sîe zu vermehren. Die Kantonnirungen der Armee sind in demselben Zustande, wie vordem; die zersireute Lage derselben {ließt jeden Gedanken an eine außerordentliche Zusammen- iehung militairischer Streitkräfte in der Nähe von Breda aus. Das in Bezug auf den Urlaub seit dem lehten Funi angenommene Sy- sem hat durchaus keine Aenderung erlitten. Dieses is der Zustand der - Ruhe und Stille Hollands einem Lande gegenüber, in welchem seit zwei Monaten nur yon kriegerischen Unternehmun- gen die Rede ist, in welchem man Summen bewilligt hat zur Auf- fellung größerer materieller Kräfte gegen Holland, in welchem Trup-

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pen-Corps ‘in Bewegung geseht worden sind, und wo täglich die Rednerbúhne von den heftigsten Reden gegen Holland widerhallt. Diese ersichtlichen und ofenkundigen Thatsachen würden schon Vor- sichts- und Sicherheits-Maßregeln gerechtfertigt haben; dennoch hat die Niederländiscl»: Regierung sie noch nicht ergreifen zu müssen ge- glaubt ; aber beachtend die fortdauernden Aufreizungen, wird dieselbe die Achtung gegen ihre Alliirten mit der Pflicht zu vereinigen wissen, welche thr vorschreibt, über die Ehre und Unabhängigkeit des Staats zu wachen. Der Unterzeichnête benußt diese Gelegenheit 2c. gez. H. van Zuylen van Nyeveldt. Haag, den 29. März.//

Bel gie.

Brüssel, 8. April. Der Senat is auf den 22sten zusam- menberufen, wo auch die Sizungea der Repräsentanten-Kammer wieder beginnen werden.

Im Courrier Belge liest man: Die während des Nach- rnittags (am 6.) geplünderten Häuser sind jene des Herrn de Wasme Pletincks, des Herrn Weemaels und des Grafen Vink von Westwezel. Ein Peloton Bürger - Garden der 7. Section unter dem Kommando des tapfern Capitains Bryas hat verge- bens versucht, den Plünderern vor dem Hause des Herrn de Wasme Pletincks die S zu bieten: das Haus ward genom- men , geplündert und alle Bilder, die man im Magazin fand, wurden zum Fenster hinauszeworfen. Die Plünderung währte schon einige Zeit, als ein Detaschement Guiden im Galopp her- beieilte und die St. Gudula- Straße mit vieler Entschlossenheit und Kraft reinigte. Die Verwüstung des Hauses des Herrn von Vincl von Westwezel war ebenfalls schon weit vorgerüt, als pldblich eine Schwadron Guiden unter dem Kommando des Majors Cassal und geleitet durch den General Hurel ankam, den Boulevard reinigte, und mehre Plünderer verhaftete und der Polizei überlieferte. General Hurel redete hierauf in der rue royale zum Volke und erklärte laut, daß er entschlossen sey, den Geseßzen Achtung zu verschaffen und die Ordnung zu Brüssel wiederherzustellen. Diese energischen Worte fanden bei einer großen Anzahl Personen Veifall. Ein Plünderungs-Versuch hatte bei Herrn Claessens-Moris {att. Abcr dieser ehrenwerthe Bürger stieg auf einen Stein und erklärte den Gruppen, die sich vor seinem Hause gebildet hatten, daß er kein Orangist sey und daß er Bürgschaften von seiner Anhänglichkeit an die National-Sache gegeben habe. Eine im Galopp angekommene Schwadron Lan- ciers zerstreute die Rotten. Dieje Lanciers zogen hierauf nach dem Boulevard und nachdem sie dem Hause des Grafen von Marnix Achtung verschafft hatten, kehrten sie nah dem Münz- plabe ‘zurück, wo sie neue Chargen machten. Ueber das feste Be- nehmen diejes Corps herrscht zu Brüssel nur eine S timme ; seine Manöver wurden sämmtlich mit eben so viel Kraft als Cinjicht geleitet; dieses Corps hat unstreitige Ansprüche auf die Dankbar- keit der Stadt Brüssel. Als die Autoritär einmal anfing, mit Kraft zu haadeln, sah man mit Vergnügen, daß die Unord- nungen nicht von langer Dauer seyn würden. Auch war die Nacht ziemlich ruhtg und wir können hoffen, deß der beginnende Tag diese Greuel- Scenen sich nicht erneuern sehn werde. Die Stumme von Portici ist nicht gegeben worden ; die Theater blieben ge- stern-auf Befehl geschlossen ; es scheint, daß einige Personen die Absicht hatten, im Theater de la Monnare die laute Ablesung der S udscrip- tions Liste für den Rückkauf der Pferde des Piinzen von Ora- nien auf der Bühne zu verlangen. Der Anblick, den die Plün- derunas-Sçcenen darboten, war scheußlih. Eine Menge Weiber und Kinder trieben sich hinter den Plündernden her, um ihren Antheil an der Beute zu haben. Die Plünderer zeigten an raehreren Orten Listen, die ihnen gegeben worden und welche die Bezeichnung der zu plúndernden Häuser enthielten. Man hat mehrere ganz Betrunkene in der Siraße des Bouchers, in den Gräben des Boulevard, des botanischen Gartens und in den Höfen des Herrn Hoorickx gefunden. Andere zogen mit sei- denen Gardinen, woraus sie Fahnen und Schärpen gemacht, durch die Straßen. Die Haltung der Bevölkerung war [till und bestürztr. Die Tambours der Bürger-Garde schlugen um 2 Uhr Nachmittags den Generalmarsch , allein wenige Garden begaben sich an ihren Posten. Die Bürger schienen muthlos. „Wenn die Truppen,‘‘ sagten sie, „keinen Befehl haben, mit Kraft einzuschrei- ten und uns wirksain zu unterstüßen, wozu soll es deni dienen, die Waffen zu ergreifen und mit dem Gewehr im Arm allen diesen Unordnungen beizuwohnen.“ Die gestrigen Scenen haben alle Verwüstungen vom Monat März 1831 weir hinter sich zurück- gelassen. Jn weniger als zwölf Stunden wurden gestern Fe h s- zehn Häuser verwüstet; diese sind die Hotels des Herzogs von Urjel, des Fürsten von Ligne, des Marquis von Trazegnies des Grafen d’Qultremont , des Grafen von Bethune, des Gra- fen von Marnix; die Häuser der Hrn. von Wasme Pletinckx, Jones, Tilmont, Weemaels, das Wirthshaus der 4 Winde, das Haus des Herrn Hoorickx, die Wohnung des Grafen Overchies, das Bureau des Lynx, das Haus des Herrn Vinck von West- wezel, das Lokal der Gesellschaft in der Straße de l'Eveque. Zu Anfang des Tages zählte man im Ganzen nur etwa 300 Pländerer. Der Angriff auf die meisten geplünderten Häuser begann durch Kinder. Halb 3 Uhr. Die Ordnung isk wie- der ganz hergestellt. Die Truppen bivouaquiren auf den Plätzen und in der rue royale; 2 Kanonen stehen auf dem Königs-Plaize und auf dem Múnz-Plate angespannt; die Boutiken sind geöffnet.

In einem Schreiben aus Löwen drückt man sehr lebhafte Befürchtungen aus, daß sich dort die Scenen von Brüssel wie- derholen dürften.

Der heutige Moniteur enthält Nachstehendes: „Die Ruhe ist nunmehr wiederhergestellt. Jn der Nacht vom Sonn- tag zum Montag bivouaquirten die Truppen auf den dfentlichen Pläßen der Stadt; zahlreiche Kavallerie- und Jnfanterie-Pa- trouillen durchzogen die Straßen und Alles blieb ruhig. Auch der gestrige Tag i? verstrichen, ohne daß ein Versuch, die Un- ordnungen zu erneuern, gewagt wurde. Alles läßt glauben, daß in den Provinzen keine Excesse vorgefallen seyn werden. Am Sonntag früh sind die strengsten und bestimmtesten Befehle an die verschiedenen Provinzial-Behörden erlassen worden, um ähn- lichen betrübenden Scenen vorzubeugen, oder sie im Fall der Noth mit gewafsneter Hand zu beseitigen. Am Sonntag haben 104 Arrestationen stattgefunden.“

In Bezug auf icnen Artikel im Courrier Belge äußert sich das ofizielle Blatt folgendermaßen: „Der Courrier ver- fehlt nicht, in seiner leidenschaftlichen Opposition gegen das Mi- nisterium, dasselbe der Unvorsichtigkeit, der Ungeschicklichkeit, ja selbst einer verbrecherischen Theilnahme an den beklagenswerthen Ereignissen zu beschuldigen. Bei den gehässigen Ausfällen , die sich dieses Blatt gegen die Macht-Jnhaber täglich erlaubt, sollte freilich auch der ungerechteste Angriff von seiner Seite nicht mehr in Erstaunen seßen. Wir wollen gar nicht fragen , welches Jn- teresse das Ministerium dabei haben kann, im Lande Verwir- rung, Kummer und Elend in den Familien hervorzurufen und vor den Augen des Auslandes den Belgischen Namen zu kom- promittiren. Wir wollen nicht fragen, wer, schon seiner Stellung nach, mehr die Ausrechthaltung der Ordnung und Mäßigung

wünschen, mehr als das Ministerium, sich dafür interessiren mug dig zu schen.

so möchten wir fragen, wer mehr als die Minister Y; wielungen der Art zu färchten hat, welche öffentliche Unruhen in der Regel nach sih zichen und aus denen Haß und Bodshii immer Vortheile zu gewinnen suchen ? Was konnte die Regierüh, auf geseßlichem Wege überhaupt noch weiter thun? Am Sou abend wurden, wie wir schon gestern berichteten, der Municipal, Behörde, so wie den andern Autoritäten, denen die Aufrechthaj tung der dentlichen Ordnung obliegt, die nöthigen ge schärfte Befehle gegeben. Am Sonntag wurden dieselben erneuert, Un, tersuchungen erfolaten, der Minister des Innern überschritt sog seine gewöhnliche Vollmacht, indem er die Büúürger-Garde zusam, menberief, und aus den benachbarten Städten wurden durch ein sofort abgesandte Estafette Truppen-Verstärkungen verlangt. Wi fragen, welche Maßregel hätte die Regierung noch außerdem tref fen können, ohne aus ihren Functionen herauszutreten? My man nicht zugeben, daß das Ministerium keinesweges Allg aus eigener Machtvollkommenheit thun darf, und eine dirt und unmittelbare vollziehende Gewalt ihm gar nicht wy steht? Die Minister haben ihre geseßliche Sphäre der Wi, samkeit und ihre Macht beschränkt sich auf die Ertheilung dy nôthigen Befehle, und im vorkommenden Falle hat die Regis rung mehr gethan, als ihr nah dem Buchstaben des Gesrky erlaubt war. Sie hat, als die Unruhen sih erneuerten, iy Interesse des öffentlichen Wohls, die Verantwortlichkeit eing außerordentlichen Maßregel auf sich genommen, indem sie di Militair-Behdörde bevollmächtigte , ohne Mitwirkung der städt, schen Behörde thätüih einzuschreiten. Die Ausführung dies Maßregel hat im Verein mit der Herbeiziehung der Truppen Verstärkungen, wie der Courrier selbst zugiebt, den Excessy ein Ziel geselzt. Nach dieser kurzen Erklärung wird es Niemand verwundern, wenn das Ministerium eine eben so absurde al gehässige Beschuldigung von sich weist.“/

Die Emancipation berichtet: „Bei den vorgestrigen Aus ruhr-Scenen is vor dem Hotel des Marquis von Trazegnit ein Mann, den die Neugierde herbeigelockt hatte, durch cin au dem Fenster flieaendes Kanapee getödtet worden. Ein junge Mann von 14 Jahren, ein Buchdrucker-Lehrling, der ebenfali keinen Antheil an den Greuel-Scenen genommen, erhielt v der Kavallerie cinen Säbelhieb in's Gesicht und liegt jeßt in Hospital lebensgefährlih darnieder. Viele Andere sind zwa auch noch verwundet worden, doch sind dies meistens Wunden, welche sih die Ruhestörer im Tumulte gegenseitig selbst zu fügten.“

_— Die Kölnische Zeitung enthält nachstchende Priva Mittheilung aus Brüssel vom 7. April: „Als Folge der v 2 Tagen in allen Wirthehäujern ausgetheilten Aufforderung zu Rache gegen die Orangisten, welche für den Rückkauf der Psfert des Prinzen von Oranien unterschrieben haben, wurden Son abend in der Nacht 2 bedeutende Häujer in der Lackcner Vor stadt rein ausgeplündert und bis auf die Mauern zerstört ; gestein um 7 Uhr | farbigen Fahne und mehreren Männern von nicht ganz gemeinen

gen 10 Uhr wurde auf dieselbe Art das Hotel des Fürsten vot

feinsten Weinen auf kannibalische Weise. Kdnig Leopold kam zu

Pferde, sah einen Augenbli zu und ritt langsam vor über. Kurz nzächher bewegten sich einige Truppen; Abtheilun gen in den Hauptstraßen herum, verhinderten aber nit

im geringsten die sich Freuzenden Räuber - Banden ; st wurden dann von 11 bis 4 Uhr (im Beiseyn der Truppen, Pa trouillen, die sich jedesmal ganz passiv bei den Häusern aufstell ten, wo die Greuel begannen. und unbeweglich blieben) die Ho tels des Vicomte von Bethune, des Grafen d’Oultremont, des Marquis von Trazegnies (ganz nahe am Königs - Palast und neben der Hauptwache des Palais) geplúndert und bis auf die Fußböden oänzlich zerstört, alle Kofibarkeiten, Möbeln, Gemäle u f W., kurz Alles auf der Straße zertrümmert, -— Geld urd Gefäße von Silber wurden von den Plúnderern weageschleppt, und das Alles im Angesicht der Offiziere vom Generalstabe, der

Zeit die Greuel-Scenen anzuschauen kamen. Um 6 Uhr wurdr die Häuser des Lithographen Herrn de Wasme Pletinckx , de Gastwirths zu den vier Winden an der Place royale, des Herrn Coenaes auf der Vorstadt Schaerbeck und das prächtige Zorel des Banquiers Mecus am Boulevard auf dieselbe Art ge lündert und Alles bis auf die vier Mauern zerstdrr, ebenfalls im Angesicht und ruhigem Beiseyn von starken Abtheilungen der Guides du Roi, der Infanterie, die von mehreren Genera‘en und Adjutanten des Königs kommandirt wurden. Bis 12 Uhr in der Nat hôrte man in der ganzen Stadt nur das- Geschrei der- betrunke nen Kannibalen, welche bandenweise mit den Trophäen ihre Zerstdrungs-Wuth herumzogen - Keine Truppen hinderten dies scheußlichen Ausshweisungen, die in der Geschichte kein Beispiel haben. Die Zerstörungen hörten nur dann auf, als die Kanni balen vor Trunkenheit und Müdigkeit nicht mehr forc konnten. Alsdann zogen durch alle Straßen Patrouillen von Linien-Trup- pen, und heute Morgen erblickt man Kanonen auf allen Pläßen, ein Regiment vor dem Königsplaß, und an allen Haupt - Passy gen Abtheilungen von Kavallerie und Jnfanterie, aber vol Räubervolke keinen cinzigen mehr!‘

Lüttich, 8. April. Lüttich ist bis jezt noh ganz ruhi, Die Proclamation des Stadt-Raths, die R A gan Garden während der ganzen Nacht, die Unterstüßung, welche dit Meisitair- Autorität unserer Municipalität leistet, die Ruhe de! Bevölkerung, der Abscheu, den die Verbrechen von Brüssel eiw flôßen, Alles zeigt an, daß die Ordnung nicht werde gestdrt wet den. Der Herr Bürgermeister, der die Einberufung der Bür ger-Garden nachgesucht, hat alien Chefs der Posten Instructionen gegeben, um ihnen anzucmpfehlen, daß dem Geseke auf jeden ZU Kraft bleiben müsse. Eine große Anzahl Personen haben gestern auf dem Stadthause über die für dit Sicherheit der Stadt zu ergreifenden Maßregeln berath schlagt. Man hatte die Bildung einer Art von städtischer Garde vorgeschlagen. Der Bürgermeister bemerkte, daß er sich nur al die Bürger-Garde wenden könne, daß er aber, wenn Bürger, dit nicht zu dieser Garde gehdren, fich bewaffnet nah dem Stadk hause begeben wollten, zu diesen seine Zuflucht nehmen würde, wenn die Bürger-Garde nicht ausreichen sollte; er sügte hinzu, daß er sih im Nothfalle an die Spie dieser Freiwilligen stellen und lieber sterben, als die Ruhe, die den Personen und dem

Eigenthum gebührende Achtung nicht aufrecht halten würde, Die

das Gefühl für Eintracht und öffentliche Geseßmäßigkeit leben, Will man jedoch absichtlih und mit aller Gewalt so wichtige Jnteressen auf bloß persönliche Rücksichten reducirey

Morgens zogen verschiedene Banden mit ciner dre ff

Adjutanten des Königs, der Marechaussée, welche von Zeit u F

| quf mehreren Reichstagen seinen Stand leitete und beherrschte,

| des Branntweins für jede

| des 72iten Artikels des die | Da zwei Stände die auf dem vorigen | sagten e vo rif | worfen haben, jo nimmt man allgemein an, der König werde | s, indem er fär geg

terung des Papieraeldes rekflamire, an das Grundgeseß halten. | Bereits hat der König die Stände an hein 2 | nert, die Finanz-Geselze zu janctioniren, als sie ihn auf dem letz-

i deg: @kntas werde offc man An‘ehen und mit eisernen Stangen bewaffnet , in den meistn | Sas Me N / Bezirken der Stadt herum, dann wurde zuer|t das Horel des F Herzogs von Ursel gestürmt und alles zu den Fenstern hinaué F auf vie Straße geworfen, wo das Volk Alles zertrümmerte; ge

| nen Artikel, welchem zufolge unsere Regierung eine Veränderung | in Art.

} Auschuß der Reichs-Stände , welcher die neue Redaction jenes Artikels beim Ï dieselbe damals von

| Bestimmungen ] aen Reichstage hat ruhen müssen.

a 77 TASICENE

Ligne rein von Allem gelecrt; dort beso sich die Bande in dn dem Wunsche, die Vo!ks- Vertretung und die Verwaltungs - Ge-

| seße zu verbessern, im Widetspruche stehen.

sm zufolge brachten ungefähr 150 Freiwillige die Nacht zu | &St. André zu. / : F \

Der Bürgermeister und die Schdffen der Stadt Lüttich ha- hen folgende Proclamation erlassen : ; N

„Mitbürger! Die Feinde des dffentlichen Friedens haben von Reuem Unordnungen in den Schoß der Hauptstadt gebracht. Wie ¡m Monat März 1831 haben -sie durch Plünderung und Verwüú- sung ihre sc;eußlichen Tritte bezeichnet. Die Stadt Lüttich muß, vor diesen gehässigen Attentaten bewahrt werden. Eure Magistrate haben den jeen Entschluß gefaßt, Eure Personen und Euer Eigen- thum durch alle Mittel, die thnen das (Hefe zur Verfügung ftellt, 1 hüßen. Jhre Ansirengungen werden nicht unmdchtig bleiben. Hie Bürger- Garde ist zusammenberufen. Die Muntcipal - Ver- waltung rechnet auf ihren Eifer, auf ihre unerschürtterliche Festig- fet. Ste zählt ebenfolls auf die Mitwirkung aller guten Bürger. Die Ehre, das postftve JFanteresse aker Einwzhner fordern die hleunigste und volikommcntle Ergebenheit. Die Militair = Behdrde ird der MRegetiz den freimüthigsten, den imposantesten Beistand leisten. Man möôge es wohl wissen Eure Magistrate wert eit vor feiner Nothwendigkeit , vor keiner gere{ten Strenge zurüctwei- hen. Die dFentliche Ordnung wird um jeden Preis aufrecht ge- jalten werden.“ :

Nach Privat - Briefen Alles ruhig.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 25. März. (Allgemeine Zeitung.) Die vier Stände haben so eben, in Folge eines Vorschlags des Ver- „ssungs - Ausschusses auf deim lebten Reichstage, die Bauern, welche von adeligen Grundherren Ländereien angekauft, als Mit- sieder des Bauernstandes in den Reichstag zuzulassen beschlossen. Ein zweiter, von demselben Ausschusse gemachter, und vom Kd- nige genehmigter Vorschlag wurde gleichfalls angenommen, näm- (ih nicht zu gestatten, daß im Bauernstande auf dem Reichstage durch eine und dieselbe ‘Person mehr als Lin, höchstens hun, dert Rural-Besizungen (Hemman ) umfassender Gerichts-Bezirk vertreten werde. So großer Mißbrauch hatte sich in diejer Hinsicht eingeschlichen, daß man auf den frúheren, wie auf dem gegenwärtigen Reichstage einen Bauer mehr als tausend Hem- man repräsentiren sah. Der Stand der Bauern lôste sich auf diese Weise auf, verlor allmälig seinen Charakter und seine ur- sprüngliche Einfachheit. Der Bauer Andres Danielsson, der

war zu Genr und Antwerpen noch

seht nun seinen Einfluß vermindert, und hat ihn so eben fast anz verloren, indem er die Interessen seines Standes durch den Vorschlag angriff, die Steuer auf die inländische Bereitung Haushaltung zu vermehren. Der Verfassungs-Aus|chuß beschäftigt sich mit einer neuen Abfassung Bank betreffenden Grund - Geseßzes. Reichstage von dem be- Ausschusse vorgeschlagene Abfassung jenes Artikels ver-

die Nation Búrgschaften gegen die Verschlech- Widerstreben erin-

Die gegenwärtigen Bedenklichkei- durch den Text der Verfas- sung selbt zerstreut werden können, der die Landstände autorisirt, Regulirungen und Statuten über die Bank anzuordnen. Wohl herrscht nur Eine Stimme über das Veto, das dem Könige in den Finanz- wie in allen andern Geseßzen zustehen muß; aber wir halten uns an untere alten Formen, wenn sie gleich mit

ten Reichstage darum baten.

Stockholm, 1. April. Auswärtige Blätter enthalten eí-

72 der Constitution vorgeschlagen hätte, welcher seitdem von dem Bürger- und dem Bauernstande verworfen worden wäre. Nun aber war es nicht die Regierung, sondern der Constitutions-

vorigen Reichstage vorgeschlagen hatte, und wurde 1 allen Ständen gutgeheißen, worauf sie, den gemäß, bis zum gegenwärti-

Die Wirksamkeit der Regie- rung in dieser Hinsicht konnte nur von dem Augenblicke an ein- treten, wo jener Vorschlag, in Folge einer Annahme von Seiten der viex Stände, ais der nothwendigen Bedingung für alle con-

des Grund-Geseßzes

stitutionnellen Fragen dem Könige zur Sanction vorgelegt wor- den wäre, Dies zur Berichtigung irriger Ansichten über den

Ursprung der vorgejchlagenen Veränderung.

S Cut Qa n O:

Mianovde, 10, April, Ii ver Residenzstadt Hannover sind im v-rigen Jahre 955 Kinder geboren (incl. 16 Todtgebor- ner), 71 mehr wie im Jahre 1832 Gestorben sind 788 Wen hen, 36 mehr wie im Jahre 1832. Konfirmirt sind 424 Kin- der und fepulirt 201 Ehepaare. _

Braunschweig, 4. April. Der Herzog hat nach seiner Rückkehr von Berlin den Vice- Kênig von Hannover befucht, und lápt einen Sommer-Siß neben dem Lustschlosse Richmond auf dem angekzuften Holstischen Garten bauen. Er hat 2000 Rihlr. der am 6ren v M. abgebrannten Hannoverschen Stadt Hassel- felde geschenkt, für welche auch der Wohlrhätigkeits-Sinn hier Und im Lande sich húülfreichst bethätigt, und bereits am 18ten die Cnt- hädigungs- Gelder von der Achener Versicherungs - Gesellschast eingetroffen sind.

Dresden, 8. April. In der fortgeseßten Berathung der ¡weiten Kammer über das Budget kamen die fúr gewerb- lihe Zwecke und Anstalten beantragten Summen in Frage. Nach dem Voranschlag für das Kahr 1333 war für diese Zwecke die Summe von 21,350 Thlrn. zur Verwendung angenommen, für die neue Budget- Periode dagegen ein jährlicher Bedarf von 25,350 Thlrn. gefordert. Daruiiter befanden sich 2500 Thlr. Dispositions - Quantum Zu Präinien und Preis - Medaillen, 301) Thlr. zu Befôrderung gewerblicher Unternehmungen, 300) Thr. zu allgemeiner Beförderung der Zndustrie und tech:- nischen Zwecken, 14,500 Thlr. fúr das Gewerbs - Schulwesen. Die Deputation beantragte im Allgemeinen eine Verminderung dieses Etats auf 24,100 Thlr. , schlug jedoh vor, vie beiden zusammen 6000 Thly. betragenden Positionen zu Befdôrde- rung gewerblicher Unternehmungen, allgemeiner Beförderung der Industrie und zu technischen Zwecken auf 10,000 N zu erhöhen. Der Äbgeordnete Richter (aus Zwickau) ean- tragte den Wegfall der für Jndustrie und Gewerbe geforderten und von der Deputation zur Annahme empfohlenen Summen, indem er bemerkte, daß er diejen Antrag mit demsclben staats- wirth\cha ftlichen Grundsaß rechtfertigen zu fönnen glaube, den er bei Be willigung der Position für die Kunst angeführt, denn

f S.

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schaftlicher Hinsicht ganz nach einem und demselben Prinzip be- handeln müsse. Alle diese Gegenstände dürften nur als Privat- sache, nicht als unmittelbare Staatssache beurtheilt werden, und deshalb stelle er den Antrag, fúr gewerbliche Zwecke baare Mit- tel aus der Staats- Kasse nicht zu bewilligen. Diesec Antrag fand jedoh feine Unterstüßung. Nach einigen ferneren Erörte- rungen wurde die Debatte über diesen Gegenstand bis auf die náchste Sibung nach den Oster-Feiertagen vertagt. Dresden, 10. April. Die erste Kammer empfing in ihrer Sißung vom 26sten v. M. das Königl. Dekret, den Ent- wurf eines Gesetzes Über die Organisation der Gelehrten-Schulen betreffend, und beschloß, für dieses Gese eine außerordentliche, aus fúnf sahfundigen Mitgliedern zusaminengeselzte Deputation zu erwählen; demgemäß De. v. Ammon, Bürgermeister Hübler, v. Carlowiß, Dr. Großmann und v. Posern zu derselben er- nannt wurden. Die Kammer beschäftigte sich darauf mit einem Bericht der ersten Deputation, die beim Geseß - Entwucfe über das Verfahren in Administrativ-Justizsachen zwijchen beiden Kam- mern obwaltenden Differenzen betreffend. Die zweite Kam- mer bewilligte in ihrer Sizung vom Lten d. die in dem Etat beantragten Summen für gewerbliche Zwecke. München, 7. April. Gestern war die Taufe der neuge- bornen Prinzessin, Tochter Sr. Hoh. des Herzogs Max von Bayern. Pathenstelle vertraten J. M. die regierende Königin und J. M. die verwittwete Königin von Bayern. Die hohe Wöchnerin und die Prinzessin Therese Karoline befinden sich im erwúnschten Wohlseyn. In der heutigen 6ten Sißung der Kammer der Abgeordne- ten wurde nach Verlesung der Protokolle und Bekanntmachung der Eingaben (unter welchen sich eine Beschwerde des Freiherrn v. Closen wegen Verhaftung und wegen Suspension seines Eintritts in die Kammer befand) dem Abgeordneten Schatt ein 4awöchencliher Urlaub unter der Bedingung ertheilt, daß er ein ärztliches Zeugniß über seine Gesundheits - Umstände nachträglich einsende. An der Tagesordnung war die Berathung und Schluß- fassung über die Vernehmlassung des Abgeordneten Branden- burg, seine Befähigung zum Landstande betressend. Derselbe giebt zu, daß er durch gerichtliches Erkenntniß von dem Verdacht der Begünstigung des Versuchs zum Verbrechen des Hochv er- raths nicht völlig freigesprochen worden sey. Es wurde der Bes- {luß gegen eine Minorität von 2 Stimmen gefaßt , daß Herr Brandenburg als ausgetreten zu betrachten und sein Ersaßmann, Ministerial-Rath Rinecker einberufen sey. Hierauf kam die Aeu- ßerung des Abgeordneten Culmann über die an ihn ergangene Einberufung zur Berathung. Hr. Culmann hatte geantwortet, daß ihn die Theilnahme der Kammer sehr gefreut habe, und er jich dersel- ben deshalb zum lebhaftesten Danke verpflichtet sehe. Jnzwischen fônne er der Einberufung keine Folge leisten, da die Untersuchung gegen ihn noch fortgeseßt werde, woraus hervorgehe, daß die Regierung einiges Gewicht auf die Sache lege. Würde er in der Kammer erscheinen, so hänge es von dem Staats - Pro- furator zu jeder Zeit ab, seinen Austritt aus derselben zu ver- anlassen, indem er gegen ihn. die Special-Untersuchung ein- leiten ließe, wie dies bei den Abgeordneten Brogino und Schoppmann der Fall sey. Er jey daher unabänderlich entschlossen, erst dann einzutreten, wenn die gegen ihn èrho- bene Untersuchung durch ein vdlig freisprehendes Erkenntniß erledigt sey, und überlasse es nun der Kammer, weitere Be- chlú}se zu fassen. Als Referent trug der erste Secretair Schunk auf wiederholte Einberufung an, da sich an der Sach - Lage seit dem früheren Beschlusse nichts geändert habe; ihm traten bei die Abgeordneten Weinmann Und v. Hars- dorf, weil Hr. Culmann nicht nur das Recht, sondern die Pflicht habe, in der Kammer zu erscheinen , und weil die Kam- mer ihrem früheren Beschlusse getreu bleiben müsse. Die Ab: geordneten sch und Rabel glaubten, das Ehrgefühl nöthige Hrn. Culmann, so zu handeln, wie er gethan, und man solle ihm deshalb Urlaub verwilligen. Der Abgeordnete v. Rudhart trat dieser Ansicht bei, weil die Kammer bei fortgeseßter Weigerung des Abgeordneten in die fár Letzteren sehr harte Lage kommen kdnnte, ihn ausschließen zu müssen. Auch habe die Sache durch die seits her erfolgte Fortjezung der Untersuchung Herrn Culmann ge- genúber eine solche Gestalt gewonnen, daß demselben viel weni- ger zugemuthet werden fónne, in der Kammer zu erscheinen. Der Redner drückte dabei den Wunsch aus, èaß die Regierung für möglichste Beschleunigung der Untersuchung Sorge tragen möchte, Diejer Ansicht stimmten die Abgeordneten Heinzelmann, Schwin- del, Windwart und Freiherr von Freiberg bet, von denen na- mentlich Schwindel bemerkte, daß die Kammer {schon aus dem allgemein ihr zustehenden Rechte Urlaub zu verwilligen, Herrn Cusmann’s Gesuch genehmigen könne. Mit überwiegender Stim- men-Mehrheit wurde sodann der Beschluß acfaßt, daß dem Ab- geordneten Culmann cin Urlaub von vier Wochen verwilligt wer- den solle. Gegen den Abgeordneten Ritter, welcher auf die an ihn ergangene Einberufung gar nicht geantwortet hatte, wurde die zweite Cinberufung erlassen, mit der Bedrohung, daß er sonst als ausgetreten angeschen würde. Nachher wurde von dem Justiz-Minister, Freiherrn von Schrenk, cin Geseß-Entwurf ber die Brandstiftungen im Rhein-Kreise vorgelegt. Karlsruhe, 8. April. Am Ober - Rhein - Kreise sind von der Krejs- Regierung zwei Bekanntmachungen hinsichtlich emer verschärften Paß-Polizei für Extrapost: Reisende, und namentlich für alle diejenigen, die gus der Schweiz kommen, erlassen wor- den. Die Polizei - Behörden sind vom Ministerium des Jnu- nern angewiesen worden, alle auf dem Rheine gehenden Schiffe auf das Strengste zu durchsuchen, weil es hieß, daß verdächtige Gegenstände den Rheinskróm hinab gesandt werden sollen.

Oesterre M

Der Schwäbische Merkur berichtet aus dem nördlichen Bdhmen: „Unsere Gegend wird schon seit ciniger Zeit von einer Räuberbande in Furcht gehalten, deren Anführer, ein ge- wisser Babinsky, eine ungemeine Kühnheit und Frechheit zeigt. ihn eraangenen Steckbriefen soll er ein Jnvalide

Nach gegen N N ; des K. K. Militairs \cyn. Viel wahrscheinlicher aber ist die

Vermuthung, daß er ein zurückgebliebener Pole von jenen sey, welche vor einiger Zeit das Land durchzogen. Seine Haupt- streiche führt er gegen die Geistlichêsit und gegen die Juden, Ganz im ritterlichen Geiste des Räuberthums übt er auch zu- weilen Großmuth, und man erzählt so viele wahre und faljche Anekdoten von ißm, daß ich mehrere Blätter damit füllen fônnte. Seine Hauptthaten sind bis jeßt meist náchtlicher Ein- bruch gewesen, denn von Beraubungen auf Straßen hat noch wenig verlautet. Bei dein Volke gilt er für einen Hexenmeister, denn seine Gewandtheit, sih überall aus der Klemme zu hel- fen, hat er shon mehreremale auf eine unbegreifliche Weise ge- zeigt. Viele Diebstähle kommen jedoch auf seine Rechnung, die von anderem Gesindel verúbt werden, “Und sobald irgend etwas

thun zu haben. Er hat bis jet seine Verbrechen auf den Leitmerizer und Jungbunzlauer Kreis beschränkt, und nur zu- weilen kleine Abstecher in die benachbarten Kreise gemacht. Allen Bemühungen unserer Polizei ist es bis jeßt noch nicht gelungen, seiner habhaft zu werden.“

Schweiz. Zürich, 3. April. (Züricher Zeitung.) Der Regie- rungs - Rath hat in seiner Si6ung vom 1. April mit großer Mehrheit beschlossen, die Herrn Búrgermeister Heß und Regierungsrath Hegetshweiler wegen der Polen-Angele- genheit nah Bern zu senden, und diesen Anlaß zugleich zu be- nußen, um ein freundschaftliches Verhältniß mit Bern in poli- tischer Beziehung zu gründen. Diese Sendung kann von heil- samen Folgen fär das gesammte Vaterland seyn, und wird hof fentlich dazu beitragen, zwischen den beiden Kantonen, die sich durch eine gewisse Spannung und Gereiztheit einander zu ent fremden drohten, die frühere Verständigung und Eintracht wie der hervorzurufen. tali én

Neapel, 28. März. Am 8ten ò. M. starb der Königl. Neapolitanische General-Lieutenant von Nofenheim, geboren zu Zütphen in Holland, am 9. September 1758, als der Sohn ei- nes Königl. Schwedischen Offiziers. Er war zuerst unter Lud- wig XVI. in Französischen Diensten, und kam im Jahre 1781 mit dem Marschall von Salis nah Neapel, als dieser hierher berufen wurde, um die Neapolitanische Armce neu zu organisiren

Dor tugal Unter den lebten in der Times enthaltenen Korresponden- zen aus Portugal befindet sich auch folgendes Privat - Schreiben aus Porto vom 24. März: „Gestern hatten wir, als Vor- bereitung zu neuen Operationen , eine Revue, wobei es sich er- gab, daß unsere Kavallerie, ohne die berittenen Freiwilligen, aus 240 Mann bejtéeht. Der „Orestes‘/ hat den Befehl erhalten, eine kurze Zeit an der Spanischen Küste zu kreuzen und fich dann nach Lissabon zu begeben. Don Carlos soll die „Spanische Gränze verlassen haben und mit seinem Gefolge am {bten d. M. zu Lamego angekommen seyn. Sein gesammter be- waffneter Anhang bestand aus etwa 400 Mann. Die Pâch- ter müssen seine Mannschaft mit Proviant und seine Pferde mit Fourage versorgen, eben so, wie es mit Dom Miguels Truppen der Fall ist. Zwischen der von den hiesigen Ein- wohnern erwählten Municipal -Kammer und dem Präfekten, den Silva Carvalho hierher gesandt hat, um sie zu bevormun- den, sind ofene Händel ausgebrochen. Eine der ersten Maßre- geln jener Búrger-Corporation war die Entwerfung einer fôrm- lichen Acclamations-Akte zu Gunsten der Königin, wie es bei jeder Thron- Besteigung in diesem Königreich immer der Ge- brauch der Munizipal - Körperschaften war. Jn diesem Akten- ssttúck sagte die Camara einige unwillfommene Wahrheiten und sprach anti - ministerielle Ansichten aus; der Präfekt wolite

es deshalb nicht drucken lassen ; dessenungeachtet wurde es im Manuskripr an die Straßenecken angeheftet, aber am folgenden Tage auf Befehl des Präfekten von der P o-

lizei heruntergerissen. Den Tag darauf fand man andere Ad- schriften des Dokuments an den öffentlichen Plätzen angeschlagen ; die Camara hatte den Befehl dazu ertheilt, und die Polizei war gewarnt worden, sie nicht zu eiten Nichtsdestoweniger wur- den sie in derselben Nacht auf Befehl des Präfekten, der den Polizei - Jntendanten mit einer handschriftlichen Ordre dazu ver- jah, sámmtlich fortgenommen. Wir erwarten jede Stunde die Ankunft eines Generals von Lissabon, der mit den Truppen ins Feld rücken soll, und wenn sie nach Minho marschiren, von wo Dom Miguel viele Unterstüßung bezieht, so glaube ich, daß sie sich dieser Provinz ohne Widerstand werden bemächtigen können ; anders jedoch fônnte es fommen, wenn sie ihre Richtung nach Tras os Montes nähmen.“

Verzeichniß der Vorlesungen bei der Königlichen medizinisch - chirurgischen Mili- tair:-Akademie im Sommer-Halben-Jahre vom Anfang Mai bis Ende September 1834 1. Professores ordinarili,

C. F. v. Gráfe, Dr., Defanus, trägt vor: dffentlich die dynamischen Knochenkrankheiten, Montags und Dienstags von 9 bis 10 Uhr. Privatim 1) Chirurgie, Montags, Dienstags, Donner- stags und Freitags von 3 bis 4 Uhr; 2) Klinik der Chirurgie und Augenheilfunde im Königl. chirurgisch- flinischen Jnstitute, täglich von 2 bis 3 Uhr.

E. Horn, Dr., wird Mittwochs und Sonnabends von 8 bis 9 Uhr seine dffentlichen Vorträge über die wichtigsten Lehren dec praktischen Krieges - Arzneikunde fortseßen, und privatim Mon- tags, Dienstags, Dennerstags und Freitags von d bis 9 Uhr die spe- zielle Pathologie der hißigen und chronischen Krantheiten näch el- genen Heften vortragen. s

F. Hufeland, Dr., wird dffentlich Mittwochs und Sonn abends von 9 bis 10 Uhr allgemcine Pathologie vortragen; priva tim Semiotik, Dienstags, Oonnecstags und Freitags von 10 bis 11, und Therapie täglich von 1 bis 2 thr.

C. A. F. Kluge, Pr. wird 1) dffentlich Über Knochenbrüche und Verrenfungen des Montags und Dienstags Vormittags von 11 bis 12 Uhr, 2) privatim a) über den chirurgischen Verband des Mittwochs und Sonnabends Vormittags von 19 bis 12 Uhr, h) über die chirurgischen Ope-cationen sechsmal wöchentlich Morgens von 6 bis 8 Uhr, c) über theoretische und praktische Geburtsfkunde des Donnerstags und Freitags Nachmittags von 3 bis 5 Uhr Lehr-Vor träge halten, und d) Úber dic syphilitischen Krankheiten des Mitt wocchs und Sonnabends von 3 bis 19 Uhr Morgens im -Charit Krankenhause klinischen Unterricht ertheilen. Die zur chiruLgiichen Opergtions- Lehre gehèrenden Unterweisungen und Uebungen anu Leich- namen werden sechsmal wöchentlich während der Abendsunden von 6 bis 8 Uhr, und die mit den geburtshülflichen Vorlesungen verbun denen klini(chen Uebungen des Donnersiaz5 und Freitags vou 5 bis 6 Uhe im Charité-Kraikenhause besonders ¡catthaben.

L. E v Könen, Dr., wird dffentlich Moniags und Dien stags von 10 bis 11 Uhr Yateria medica nach C. W. Hufeland?s Consnectus Mateciae meidicue vortragen.

Q Uin, De / nd dffentlich Sonnabends von 12 bis 1 Uhr eine Encyclopädie der Natur- und V ¡nei-Wissenschaften vor tragen. Privatim wird er von 7 | ahr Movaens \ech¿mal in der Woche die Kräuterkunde lehren, » Sonnabends Nacl mit tags botanische Exkursionen anslellen; ferner Montags, Dienags, Mittwochs, Donnerstags und Freitags von 5 dis 9 Uhr die Natur geschichte vortragen. d , i

E. Mit sch erlich, Dr., wird Montags, Dienstags, Mittwochs Donnerstags, Freitags von 11 bis 12 Uhr und Sonnabends von 10 bis 12 Uhr Experimental - Chemie mit erklärenden Versuchen vor tragen.

Va Müller, Dr., wird öffentlich Sonnabends von 9 bis 10 uhr die Physiologie der Zeaugung abhandeln. Privatim wied er

Kunst, Wissenschaft und Gewerbe, selbst die Landwirthschaft, ESndel in so naher Verbindung, daß man sie in staatswirth-

der Art geschieht, so fürchtet man sogleich, es mit Babinsky zu

Montags, Dieasiags, Mittwochs, Donnersiag? und Freitazs voi 9

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