1834 / 104 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Freilich habe er als Christ und christlicher Geistlicher andere Pflichten und andere Zwecke, als seine jüdischen Mitbrüder ; er wünsche sogar, daß er diese zu demselben Glauben bringen könnte, aber für seine erste Pflicht halte er es doch, sie mit sich auf gleichen Fuß zu seßen; und er betrachte es als eine politi- che Thorheit und als ein moraliscches Unrecht, daß man Je: mand seines religiósen Glaubens wegen der politischen Vorzüge

beraube und denen, die alle Pflichten des Bürgers erfúllten, die Rechte des Búrgers entzôge. : So eben ist eine von 101 zu Cambridge ansássigen Mit- gliedern des Senats der dortigen Universität unterzeichnete Er- klärung gegen die Zulassung der Dissenters zu akademischen MWiürden veröffentlicht worden ; es heißt, sie werde noch mehr Un- terschriften erhalten. Am 30sten v. M. starb hier der bekannte Buch- und Kunsthändler Rudolph: Ackerman im 70sten Jahre seines Alters ; er war aus Schneeberg in Sachsen gebürtig und erlernte an- fangs die Sattler -Profession; lurz vor dem Beginn der Fran- zösischen Revolution kam er nah England und legte in London eine Buchhandlung an, weil er sich von Jugend auf zu litera- rischen Beschäftigungen hingezogen gefühlt hatte. Ihm ver- vanft England die Einführung der Lithographie, indem er theils durch Uebersesung- des Werks von Senefelder, dem Erfinder derselben, theiïs durch eigene lithographische Arbeiten die dffent- liche Aufmerksamkeit darauf hinlentte. Durch seine topographi- schen Werke über die Westminster Abtei, die Universitäten Ox- ford und Cambridge und die öffentlichen Schulen hat er sich einen bedeutenden Namen gemacht. Auch wurde er durch die Herausgabe des Forgel me nol, einer Nachahmung des Deut- schen Vergißmeinnicht, der erste Begründer Englischer Almanache. Endlich machte er sich um die Spanisch - Amerika- nischen Staaten dadurch verdient, daß er an mehreren ihrer Hauptstädte Buchhandlungen etablirte und daselbst besonders Bücher für den Elementar -Unterricht verbreitete. Heute früh hatte sich hon sehr zeitig eine große Menschen- menge im St. James-Park versammelt, um der Errichtung er Statue des Herzogs von York beizuwohnen; gegen 10 Uhr wurde ans Werk geschritten, die Arbeiten werden aber wahr- scheinlih bis spät am Abend dauern. Während der ganzen Zeit bleiben die Königlichen Garden in Parade-Uniform auf dem Plalz aufgestellt. Der Globe äußert über die veränderte Zusammenseßung des Französischen Ministeriums Folgendes: „Es ließ sich vor- aussehen, daß keine Veränderung jebt einen allgemeinen Wechsel in der Richtung des Französischen Kabinets herbeiführen würde. Vielmehr möchten wir in der neuen Zusammensebung des Mi- nisteriums eine feste Garantie für die Ruhe in Frankreich und das gute Vernehmen desselben mit dem Auslande erblicken. Der Eintritt des Herrn Persil läßt hoffen, daß das Associations- Unwesen mit Konsequenz verfolgt werden wird. Dem Ausschei- den der Herren Barthe und d’Argout mögen, wie es scheint, nur persdnlihe Rücksichten zum Grunde liegen. Viel erzählte man fich von den Berathungen, die mit Dupin gepflogen seyen, der jedoch seine eigenthümliche Stellung zu der Regierung nach wie vor behaupten zu wollen scheint. Von der neuen Besezung der Stelle des Handels- Ministers läßt sih auch für die beab- sichtigte Regulirung der Handels - Traktaten zwischen Cngland und Frankreich nur Gutes erwarten, da Herr Duchatel libera- leren Grundsäßen in dieser Rücksicht folgen zu wollen scheint, als Herr Thiers bisher bliéen ließ. Jn wie weit der Stand unserer Interessen bei der dermaligen Lage der Vor- hältnisse gewinnen wird, muß fich aus der gegenwärtigen For- derung des Lords Durham und des Herrn Ellice bald ergeben. Daß die Französischen Journale, jedes seinem von ihm befolg- ten Prinzip gemäß, ganz verschiedene Folgerungen aus der ver- änderten Zusammensezung des Ministeriums ziehen und theils Besorgnisse, theils Hoffnungen selbst im böslichen Sinne daran knüpfen, darf uns nicht weiter „in Verwunderung sekzen. Einige gratuliren sich über das Ausscheiden des Herzogs von Broglie, andere bedauern seinen Austritt, inden sie den Herzog zu jenen wenigen Staatsmännern zählen, deren rechtlicher Cha- rakter ihnen auch in der Politié nie erlaube, einen verdeckten Weg zu wandeln. Wie man sagt, soll es schon längst des Her- zogs Wunsch gewesen seyn, eine Gelegenheit wahrnehmen zu können, bei welcher er seine Entlassung fordern konnte.“

Der Globe sagt in seinem neuesten Blatte, er könne jeßt

versichern, daß der Graf Durham sich nicht in Staats - Angele- genheiten zu Paris befinde, und daß Alles, was in England und Frankreich über den politischen Zweck seiner Reise gesagt worden, eine reine Erfindung der Parteien sey; die Reise, des Lorò Dur- ham sowehl wie des Herrn Ellice sey von beiden nur zum Ver- gnügen und um ihrer Gesundheit willen unternommen. : Eben dieses Blatt meint, man halte es allgemein für eine unpolitische Handlung von Seiten Dom Pedros, daß er in diesem Augenblick eine Verordnung erlassen habe, wodurch er seinen Bruder aller seiner Titel, Würden und Besißungen be- raube, da dies offenbar dazu dienen würde, den Miguelisten zu zeigen, daß sie von gütlicher Uebereinkunst und Versöhnung nichts u hoffen hätten, und daraus werde dann natürlich folgen, daß sie so lange als möglich Widerstand leisten würden.

Am Courier liest man: „Seit ein paar Tagen geht das, wie es scheint, wohlbegründete Gerücht, daß wirklich hon Spa- nische Truppen Über die Gränze marschirt und in Portugal ein? gerúckt seyen. Dies ist sehr wahrscheinli, da bekanntlich 6 7000 Mann, von tüchtigen Generalen kommandirt, den Be- fehl erhalten haben, in 3 Abtheilungen einzumarschiren. Die erste Abtheiluug wird in 2 abgesonderten Kolonnen auf dem nörd- lichen Ufer des Duero vordringen, die erste Kolonne über Verim gegen Chaves zu, die zweite von Alcanizas aus über Braganza nach Villa-Real. Die zweite Abtheilung wird aus der Gegend von Ciudad Rodrigo gegen Francozo vorrücken und sich zu oder bei Vizeu und Lamego sammeln, während die dritte Abtheilung von Badajoz aus, Elvas liegen lassend, sogleich auf Avis in Alemtejo losrúcken und mit Bernardo de Sa oder anderen über den Tajo herüberzusendenden Truppen gemeinschaftlich operiren 0A s, Paganini erôffnete gestern wieder eine Reihe von Konzer- ten im Adelphi - Theater; die hiesigen Zeitungen sind voll vom Lobe seines Spiels, wünschen jedoch, daß er etwas von seiner Charlatanerie nachlassen möchte.

Die Menagerie des zoologischen Gartens ist durch ein jun- ges Rhinoceros bereichert worden, das man mit großen Kosten aus dem Birmanischen Reiche hierher gebracht hat, und das seit 20 Jahren wieder das erste Thier dieser Gattung ist, wel- ches das Englische Publikum zu sehen bekommt. Es ist erst 18 Monat alt und nicht viel größer als ein ausgewachsener Eber. An Farbe, so wie überhaupt in vieler Hinsicht, gleicht es dem Elephanten. Das Horn auf dem Rüssel hat sich noch nicht ent- wickelt: an der Stelle, wo es hervorkeimen soll, befindet sich bloß

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das Panzerartige, wodurch sie späterhin {chuß- und hiebfest wird. Das junge Thier ist äußerst zahm und folgt Jedem, der ihm Futter hinhält; seine gewöhnliche Nahrung ist Reis, mit Zuk- ker vermischt.

An der heutigen Börse sind die Portugiesischen und Spa- nischen Staats-Papiere, obgleich man gar keine neue Nachrich- ten von Belang von der Pyrenäischen Halbinsel erhalten hat, auffallend in die Höhe gegangen.

Die Times versichert, daß die zu Gwalior in Ostindien ausgebrochenen Unruhen sehr ernsthafter Art seyen; die Zahl der Insurgenten, die sich gegen die Britische Regierung erhoben baben, soll 30,000 Mann mit 40 Geschüben betragen. Der Britische Oberst Baptist war mit 9 Regimentern Linien - Trup- pen gegen sie zu Felde gezogen und hatte zum Theil die Ruhe wieder hergestellt, doch war man, der großen Anzahl der Em- pôrer wegen, noch immer in Besorgniß.

Zu Guzerat in Ostindien, wo die Hungersnoth aufs Höôchste gestiegen ist, hat die Regierung 30 40,000 Rupien zur Beschästigung der Armen angewiesen.

M ted erlan de

Aus dem Haag, 9, April, Die gestrige Sißung der zweiten Kammer der Generalstaaten ist ausschließlih der Unter- {suchung von Bittschriften gewidmet gewesen.

Die Leiche des bei der Vertheidigung der Autwerpener Ci tadelle gebliebenen Obersten von Guinoens soll aus Bergen op Zoom, wo sie einstweilen beerdigt wurde, hierher gebracht werden, wo dem tapfern Krieger ein würdiges Denkinal errich- tet werden soll.

Del g. 1i6Nn.

Brüssel, 9. April. Der Jndependant bekichtet: „Am 7ten haben die Polizei und Militair-Autorität mehrere Verhaf- tungen von heimathlosen Menschen, die der Theilnahme an den vorgestrigen Unordnungen verdächtig find, vorgenominen. Gestern Morgens haben die Truppen die Haupt Pläße der Stadt durch starke Detaschements besest. Die Militair -Behöôrde hatte die größten Vorsichts-Maßregeln getroffen. Die Stadt is in Vier- tel getheilt worden, so daß man gleich den bedrohten Punkten Beistand leisten kann. Inde bot nichts cinen drohenden An- blick dar. Eine Menge Neugieriger zog den ganzen Tag durch die Straßen. Die Nacht ging ebenfalls ganz ruhig vorüber und Alles zeigt an, daß die Unordnungen sich nicht erneuern werden. Es is ein Glúck, daß bei den Grâuel-Scenen feiner der Eigenthümer der verwüsteten Häuser sch in seiner Woh- nung befand. Bloß der Herzog von Ursel wollte zum Volke re- den, als man sein Hotel angriff, aber man forderte ihn auf, sich zurückzuziehen, und er folgte diesem Nathe.“/

Die Emancipation sagt: „Das Haus der Gräfin de Lalaing in der Rue Ducale war bedroht. Jhr. Sohn, der seit 2 Tagen von Wien eingetroffen und in Hotel de Belle Vue abgestiegen war , eilte zu seiner Mutter, die er, wie man sagt, wegen ihrer verschiedenen politischen Ansichten, noch nicht be- sucht haite. Schon waren mehrere Menschen aus dem Pöbel im Hause. * Er nannte sich und sagte zu ihnen: „,„Jch bin Patriot; ih habe Euren König zu Wien veprôsentirt.// 7 Die Plúnderer zogen sich zurück. Der Kampf vor dem Hotel de Bethune war lebhaft; auf dem dortigen ‘Plaze (des Sablons) liefen 2 Generale, Nypels und Vandermeer, Gefahr; sie hat- ten Anfangs bloß mit einigen Gendarmen den ganzen Plaß ge- reinigt. Als die Ruhestörer sahen, daß die Generale nur durch eine kleine Anzahl Soldaten unterstüßt waren, umzingelten sie dieselben und schickten sih an, sie von den Pferden herabzu- reißen. General Nypels stieg ab und redete zu den Wüthen- den, bis eine größere Anzahl Gendarmen eintraf und ihn und die Seinigen befreite. General Gerard stürzte im Galopp an der Spige cines Bikets Guiden ber die Rotte her, welche das Hotel des Marquis von Trazegnics zerstôrte. Bei diesem Angri schrieen einige Gruppen: Nieder mit den Orangisten! nieder mit den Holländischen Offizieren! Der General nahm seinen Hut ab, zeigte ihnen seine Kokarde und rief ißnen zu: ¡7 1,Jch trage die Belgischen Farben und ich werde ihnen Achtung zu verschaffen wissen.“ i Die Union {ät die Zah! der am 6ten theils durch den Fall der Möbek unter den verwüsteten Häusern, theils durch die Truppen Verwundeten auf 39; auch blieben einige Menschen todt, aber Alle durch Zufall. Gestern Abend kehrten die Truppen in die Kasernen und Quartiere hei den Bürgern zu- rúc; die Artillerie 30g von der Place-Royale und den Boule- vards ab. Unter den Schrecknissen der Plúnderung am 6ten hat man einige sonderbare Züge gesammelt: Eine Gruppe in Blousen trat in ein sehr schônes Hotel, um es zu verwüsten. Einer sagte ihnen, die Frau Gräfin von .. kleide sich an. Sagen sie ihr, erwiederte einer der Plunderer, daß sie sich eile; wir werden in 29 Minuten wiederkommen, und wirklich famen sie zurück. -— Während man die Fenster des Ho- tels d'Ursel durch Steinwürfe zertrümmerte, blieb eine Dame, die das mittlere Stockwerk bewohnte, in ihrem Fenster, das kaum eine Elle on jenem entfernt war, wo man die Scheiben zerschmetterte. Da diese Dame das Opfer eines ungeschickten Wurfs werden konnte, so rief einer der Plün- derer ihr zu: „Madame, begeben Sie sich doch weg; Sie [tellen sich der Gefahr aus.’ Menschen traten in das Haus der Madame Allard und stiegen nach dem ersten Stock. E 7:00 dies das Quartier des Herrn von Overchie? fragte einer. „Nein, mein Herr, er bewohnt den zweiten Stock.‘ Ach! Verzeihung, Madame!“ Und sie stiegen in den zweiten Stock, wo bald Alles geplündert war. Bei der Plünderung des Ho- tels de Bethune achtete man die Gemälde, weil ein Mensch, der sie in Schuß nahm, sagte: diese Dinge da sind nicht wie Md- bel, man kann feine neue machen. (Die Union fährt diese Züge ohne Zweifel an, um zu beweisen, daß Menschen von gutem Ton unter den Plúnderern waren.)

Am 5ten wurden mehrere Tauscnd Aufruhr - Zettel in den Straßen von Brüssel vertheilt, sie hatten die Ueberschrift: „Bel- gisches Volk!‘ Am Schlusse der Einleitung hieß es: „Es lebe Leovold! Es lebe Belgien! Vertilgungs-Krieg den Feinden des NVaterlandes! Namen der Niederträchtigen.“/ Dann folgten die Namen aller Unterzeichner der Subscription für den Rückkauf der Pferde des Prinzen von Oranien, an deren Schlusse man die Worte las: „Alle diese Niederträchtigen werden der Rache der wahren Vaterlands-Freunde preisgegeben. Es lebe Leopold! Krieg den Feinden des Vaterlands! ‘/

Gestern hat man aus dem Kanal an der Allce Verte 2 Wagen gezogen, die am Abend vorher durch Jndividuen hinein- geworfen worden, die ein Haus vor dem Schaerbecker Thor verwüstet hatten.

Die Behörde hat Haussuchungen bei den Jndividuen an- geordnet, welche verschiedene Gegenstände gus den verwüsteten

Carmes ist wegen der Menge der Verhaftete Ae worden. 2 a : E E S iele der Verwüstung beschuldigte Jndividuen sind i Petits-Carmes eingesperrt; der größte Theil deoiben einem gänzlichen Zustand von Betrunkenheit verhaftet. N Da die Behörde benachrichtigt worden, daß die Anstif der Verwüstungen sich nah Watermael-Boitsfort und Arie a Men, um dort das Eigenthum verschiedener Strang en zu ndern, so “sind Truppen j j le A 94 , so “si ppen nach diesem Punkte geri: Heute hat der Appelhof die Verwüstungs-Sache anhäno; gemacht und, um zur Instruction zu schreiten, die Herm bath Broucêère und Corbisier zu Jnstructions-Richtern ernannt, | _Herr Gendebien hat folgendes Schreiben an den Bürge meister von Brüssel gerichtet: „Die Wichtigkeit der gestrigen Ereignisse, die Jnsinuationen des heutigen oa léau der ih gestern um 2 Uhr datirte Beschluß des Minister-Conseils, All macht es Jhnen zur Pflicht, für die Ehre wie für die Jnt ressen der Stadt kraftvoll gegen die Verantwortlichkeit und U unseligen Folgen der gestrigen Unordnungen zu protestiren. A Untersuchung, die ich gestern vorgeschlagen habe, ist unerläßlig; es is dringend, sie schon heute zu beginnen; eine bloße, durch di, Zeitungen an alle diejenigen, welche Aufklärungen zu geben f ben, gerichtete Aufforderung, wird schon hinreichen, um eine Mass von Beweisen über die Thatsachen und Umstände zu sammeh welche den Unordnungen vorhergingen und sie begleiteten, Dis: Untersuchung wird, ih bin davon überzeugt, beweisen, daß dj Stadt für die Verwüstungen, für welche man nicht zdgern wird Ent schädigungen zu fordern, weder verantwortlich seyn noch solid risch haften kann. Jch wiederhole hier, was ih gestern in Consfeil gesagt habe: diese Untersuchung muß streng seyn, un um vollständig zu seyn, muß man sich von keiner persönlichen Erwägung zurück halten lassen. Welches auch die Stellung det kfoinpromittirten Männer seyn möge, die Untersuchung muß nid bloß zur niedern Klasse des Volks hinabsteigen: diese ist ausge reizt, verführt, irre geleitet worden; man muß sie beklagen, by sie auch vor neuen Verführungen bewahren; in der Höhe witd man die wahren Schuldigen finden, und man muß den Muth haben, gerade auf das Ziel zuzuschreiten. Genehmigen Sie x e M 1834. Gendebien.’ 2 tehrere Mitglieder der zweiten Kammer haben nacl des Schreiben an den Minister des Jnnern r O stände und die Ereignisse, welche die Hauptstadt betrübt haben sind so ernsthaft, daß wir die Versammlung der Kammern füt nothwendig und dringend halten. Daher bitten wir Sie, v dem Rechte, das Jhnen die Constitution giebt, Gebrauch zu m chen und sie unverzüglich zusammenzuberufen 2c. Brüssel, 7 April 1834. Unterzeichnet A. Gendebien, E. de Smedt, F. Meeus, F. de Secus.“ ' Auf dieses Schreiben der Herren Gendebien, de Smdt Meceus und von Secus hat der Minister des Jnnern gestern Folgendes erwiedert: „Meine Herren! Da die Unruhen, von denen die Hauptstadt heimgesucht wurde, und die nunmehr de Gegenstand einer gerichtlichen Untersuchung bilden, aufgehört ha ben und die Ruhe in den Provinzen nicht gestdrt worden is, so halten wir, meine Kollegen und ich, die Zusammenkunst der Kammer in diesem Augenblick nicht für so dringend noth wendig. Jch glaube also nicht den Weg einschlagen zu müssen den Sie mir bezeichnen wollten, und bitte Sie, m. H,, die Ver: sicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu genehmigen. Ch. Rogier.“

Unterm b6ten d. hatte der Minister des Jnner M t j Innern folgende Schreiben an die Befehlshaber der Bürger - Garde geri

¡Herr General! Aus der Abwesenheit der Bürger-Garde in mitten der die Hauptstadt bedrohenden Unruhen Me 4 N daß von der Orts -Behôrde nicht die gesezmäßige Aufforderung M dieselbe ergangen ist. Jch ertheile Jhnen daher, da der Fal dringend isk, den Befehl, unverzüglich die verschiedenen Legion zusammenzuberufen, sie fortwährend unter den Waffen zu halter, sie úberall hin zu senden, wo die Ruhe schon gestört oder dot Eben G B d Cen Chefs zu befehlen, daß sie die Un M nell und energisch mit ‘bli Miete S gt}|ch Anwendung aller gescblichen

n eben diesem Tage sandte der genannte Minister nad stehendes Circular durch Stafette an ae ti Va vinzen ab: „Herr Gouverneur! Da die unvorhergeschenen Ruhefslôrungen, denen die Hauptstadt in Folge der unvorsichti gen Veröffentlichung der Subscriptions - Listen für den Rückkauf der Pferde des Prinzen von Oranien ausgeseßt ist, die Besoty niß auffommen lassen, daß in denjenigen Örtschaften Ihrer Pro vinz, wo die Unterzeichnungen stattgefunden haben, ähnliht Ausschweifungen begangen werden könnten, so fordere ich Sit auf, sogleich in Uebereinstimmung mit der Militair - Behörde die wirksamsten Maßregeln zu ergreifen, damit die Städte und besonders der Hauptort Jhrer Provinz nicht der Schauplab þ beklagenswerther Exzesse werden. Jch zweifle nicht, Herr Gow verneur, daß Sie alle mögliche Vorsicht, Thätigkeit und Kraft anwenden werden, um Auftritte zu verhindern und nöthiges falls zu unterdrücëen, die der Ehre des Landes Gefahr bringen und selbst der Sache seiner Feinde zum Nuten gereichen; doh so unklug und hecausfordernd auch diese Letzteren sich bench men, so dúrfen sie doch deshalb nicht des Schutzes beraubt wet: den, den die Verfassung allen Bürgern zusichert.““

Der Moniteur fährt in seinem heutigen Blatte fott, das Ministerium gegen die Angriffe der Sun nals zu vertheidi gen. Er giebt zu verstehen, daß man viel eher einer andert Behörde ¡welcher die Geseßgebung einen großen Theil de Pflicht, die Emeuten zu unterdrücken, übertragen habe und d ren gegenwärtige Organisation sie dem direkten Jmpuls der R A entziehe‘/ den Vorwurf machen könne, daß sie nit (les gethan, was die Umstände erßeischten. - „Die Minister,“ fährt das offizielle Blatt fort, „Haben sich vor einer energischen Ausübung ihrer Pflicht nicht gescheut, und der Tag ist vielleicht nicht fern, wo man ihnen daraus sogar einen Vorwurf machen wird. Die Minister hab n dem von der Oppositions-Presse in mer fo lebhaft angegrissenen ¡„¡Belagerungs-Zustande“/ den wid tigsten Theil seiner Waffen entlehnt. Sie haben die Formalität der vorgängigen Sommationen aufgehoben. Aber fie hätten dies früher thun sollen! Uns scheint jedoch, daß zur Rechtfertb gung einer so außerordentlichen Maßregel zwei Bedingungen unumgänglich vorhanden seyn mußten: erstlich mußte die Noth wendigkeit augenscheinlich und dringend seyn, und zweitens mußten die Mittel zum Handeln, über welche die Minister vet fügen fonnten, von der Art seyn, daß sie keinen Echec zu be fürchten hatten, der von unberechenbaren Folgen seyn konnte. Nun hat aber das Ministerium vor dem Eintreffen der Ver stärkungen nur über eine sehr ungenügende Militair-Macht dié poniren kônnen, wenn man bedenkt, nah wie vielen bedrohten Orten diese sich wenden mußte, um sie auf gleiche Weise zu

eine harte Substanz; auch die Haut des Thieres hat noch nicht

Häusern entwendet haben sollen. Der Posten an den Petits-

beschüßen.““

meldet der Moniteur: „Die größte Ruhe perrsct in Brüssel. Die Infanterie ist in der Stadt einquar- firet, die Kavallerie in den Vorstädten kantonnirt. Die Trup- n bivouakiren nicht mehr des Nachts. Als Vorsichts - Maßre- i sind jedoch einige neue Wacht - Posten errichtet worden und Patrouillen wachen des Nachts über die Sicherheit der Stadt. Der estrige Tag ist vollkommen ruhig gewesen.“ N Rorgesiern Abends (so meldet der Moniteur) sind in Lô- wen einige Versuche gemacht worden, die dffentliche Ruhe zu fdren. Einige Jndividuen begaben sich zu einem Privatmanne in der Brüsseler Straße, dessen Haus sie stürmen wollten. Es purden Steine nah den Fenstern geworfen, die Fensterläden yurden zerbrochen und man schickte sich an, in das Haus einzu- dringen, als die Behôrde, von den Eveignissen in Brüssel auf- nerfsam gemacht, in Begleitung der bewafsneten Macht herbei- lte, Die Stürmenden wurden vertrieben. Starke Kavallerie- nd Jnfanterie-Piquets wurden in dein Stadtviertel aufgestellt, und Patrouilien durchzogen des Nachts alle Straßen. Gestern hend war, nach unseren Nachrichten, die Ruhe vollkommen

hergestellt.

Lúttich, L vachen die Municipal -

Als leßte Notiz

9. April. Lüttich is fortwährend ganz ruhig. Jn- ds 1 - und die Militair - Autoritäten stets iber die öffentliche Sicherheit. Individuen von verdächtigem Aussehen sind in der Stadt angekommen. - Allein die Behörde at uns die Aufrechthaltung der Ordnung um jeden Preis versprochen. Die Unternehmer von Räubereien fônnen daher darauf zählen, daß ihre Verfuche gleich mit Flintenkugeln wer- den empfangen werden. | j j Man versichert, daß man in dem Augenblick, wo gestern Ahends die Diligence durch Lôwen fuhr, in jener Stadt Fenster- sheiben zertrümmerte. Wir müssen also noch traurigen Nach- richten entgegensehen. i | Nach einer Bekanntmachung des Bürgermeisters und der Schöffen von Lüttich haben die Nacht: Patrouillen Befehl erhal- ten, jedes Individuum zu verhaften, das bewaffnet in den Stra- fen P wird und nicht zum aktiven Dienst der Búrger- rde gehört. ba Am Journal de Liège lies man: „Mit Schrecken fragt man sih, welchen Schuß die Bürger von einer Regie- rung zu erwarten haben, die ruhig plúndern läßt, die sich nicht {hámt, in einem ministeriellen Blatte die Namen der Orangi- stishen Subskribenten abdrucken zu lassen, an cinem Tage, wo das Volk die Stelle des Assisenhofes vertritt? Nur ein einzi- ges Blatt, die Union, hat die Urheber diejer Schandthaten gehörig gebrandmarkt. Wie? Wegen unschuldiger Charivaris, die einigen Finsterlingen gebraht werden, geräth das e Land in Aufruhr; man verlangt die äußerste Strenge und übt sie aus; Und jet, ivo wahrhaft shmachvolle Exzesse vorfallen, rühren sich die öffentlichen Behörden nicht! Erst nachdem das Uebel geschehen, erwacht man zur Energie! Vortreffliche Mo- ral! Herrliche Politik! Bürger, die Constitution sichert Euch die Preßfreiheit , benußt das Recht; denkt Jhr aber nicht, wie | die Regierung, so werdet Jhr geplündert. Die Meinungen sind frei, aber Eure Person, Euer Eigenthum is dem Pôbel preisgegeben. "Das nennt man Freiheit und Ordnung. n | Frankreich ließen die Karlisten dem Herzog von Bordeaux einen | Ehrensäbel machen ; eine Partei Adeliger reiste mit Pässen nach | Prag, um ihm denselben zu überreihen. Ganz Frankreich éannte sie, Niemand hat ihnen etwas in den Weg gelegt. So verstcht man die Freiheit in Frankreich. Aber freilich ist Frank- reich noch gegen Belgien A : Antwerpen, 8. April. Gestern Nachmittags um 1 Uhr brach. Feuer in der Zucker - Raffinerie des Herrn Kay, Straße Kipdorp, aus. Die ungeheure Hiße der Röhren des Kochheer- des hatte einige Gegenstände auf einem der Speicher ergrissen, allein die schleunige Hülfe der Pompiers lähinte die Wirkung des Feuers. : E M Unsere Stadt is ruhig. Unsete Civil- und Militair-Behör- den haben, um allen Unordnungen zuvorzukommen, alle ihnen | zu Gebot stehende Vorsichts - Maßregeln getroffen. Bei diejer | Gelegenheit werden die Thore um halb 8 Uhr Abends geschlo|- | sen und die ganze Garnison is in den Kasernen konsignirt. 4 E In Antwerpener Blättern liest man: „„Man muß Î Belgien Glück wünschen, daß die s{händlichen und beklagens- Ï werthen Ereigiisse von Brüssel an keinein anderen Orte nach- N geahmt wurden. Diese Ercignisse sind ein Ueberbleibsel jener T revolutionnairen und anarchischen Wuth, welche die Krankheit : unserer Zeit is und die Regierungen der brutalen Gewalt und N der Theorie der Volks-Souverainetät unterwirft. Da die Bel- Ï gische Monarchie konstituirt ist, {o durfte man nicht mehr erwar- Ï ten, auf eine so verwegene Weise den ersten Grundsaß der Ge- | sellschaften, jenen des Eigenthums, verlezen und die Hauptstadt Belgiens als eine Stadt bezeichnet zu schen, wo man sich nicht mit Sicherheit der Vortheile des Friedens und der Civilisation | erfreuen fann. Diese Ereignisse hatten statt, weil es noch in | der Nähe des Thrones Menschen giebt, deren Gegenwart die ve- | volutionnaire Wuth ermuthiget, und die, wie man vermuthet, Ver- | brechen dulden müssen, die shändlic, aber demjenigen nüßlich | sind, was sie als ihr System betrachten. Wir möchten wünschen, daß der als ein neues Monument auf den Trümmern der Revolution errichtete Thron nur von bürgerlichen wohlthätigen Tugenden, von großen und edelmüthigen Charakteren umgeben wäre, die den Anhängern der Unordnung keine Hoffnung der Simpathie lassen. Sagen wir es laut: Minisker von diesem Charakter hätten jene Unordnungen vorhergesehen und politisch deren Ur- sache verhindert. Die anbegreiflic,e Unklugheit des Lynx ist nur die Folge eines Fehlers, den kluge Und politische Märtiner nicht begangen hätten. Andere Beschuldigungen (asten auf deim Ministerium. Man klagt dasselbe an, geduldet zu haben, daß die Truppen, mit dem Gewehr im Arm, Plünderungen bei- wohnten, die durch Kinder und unbewafsnete Menschen verübt wurden. Das Ministerium hat durch den Moniteur auf diese Beschuldigungen geantwortet. Sind die Protestationen des Mo- niteur aufrichtig, so werden wir dies aus den Maßregeln erken- nen, die zur Bestrafung der Verbrecher und zur Erfor- chung der wahren Anstifter jener wilden und barbarischen Scenen werden genommen werden. Bei der Plünderung von 1831 glaubte man eine Untersuchung verordnen zu müssen, um der beleidigten National-Ehre genug zu thun, aber die Untersuchung hätte zu viele Gtroße getroffen und zu viele Mitschuldige entdeckt. Jet, wo die Belgische Monarchie kon- solidirt ist, wo die Königs-Würde Leopold’s zu den Europäischen Königs-Würden gehört, muß man sie ehrcn und ihr durch Ge- rehtigkeit Achtung verschaffen. Wird die Herrschaft der Geselze dur die Gewaltthötigkeit gelähmt, befiehlt die brutale Gewalt in unsern Städten , sidrt sie ungestraft den öffentlichen Frieden dur Vernichtung der Charte und der Civilisation, so werden wir bald der Auswurf und Schrecken der Nationen werden.

A253 gute und schnelle Gerechtigkeit. Dank dem Himmel und dem vortrefflichen Geiste unserer Bevölkerung, wir “haben keine Symptome von Unordnungen wahrgenommen. Alle Klassen der Gesellschaft sehen ein, daß die Ehre und das Jnteresse des Lan- des und des Königs die Herrschaft der Ordnung und der Ge- seße fordern.‘

Gent, 7. April. Jn Folge der beklagenswerthen Vorfálle u Brüssel herrscht hier eine gewisse Gährung unter dem Voike. lein die ZNilitair-Bchörde hat ihre Maßregeln getrossen Und wird allen Excessen vorzubeugen wissen. Eine der surchtbar- sten Feuersbrünste ist diese Nacht gegen 3 Uhr _ in der Zurcket- Raffinerie des Hrn. Casier-Verstraete in dieser Stadt ausgebro- hen. Das Feuer hatte schon das ganze Magazin ergriffen, che man es gewahrte. Die Pompiers eilten gleich an Ort und Stelle, aber ihre Anstrengungen waren vergebens: fie mußten sich darauf beschränken, die anstoßenden Gebäude zu bewahren. Vier- hundert Kisten Zucker wurden gerettet. Der Plaß-Kommandant unterstÜlzte die Pompiers in ihren Operationen mit seinem Rath. Alle Formen der Raffinerie, so wie eine ungeheure Menge Zuk- fer, wurden durch das Feuer vernichtet. Der Schaden wird bei- läufig auf 300,000 Frs. geshäzt. Die Ursache des Unglücks ift noch unbekannt. Herr Casier selbst hatte noch gestern Abends um 10 Uhr die gewöhnlihe Runde in der Raffinerie gemacht. Nichts war versichert.

Dan emar t

Kopenhagen, 5. April. Die Anordnung wegen der bera- thenden Stände: sowohl im Königreiche, als in den HerzogthÜ- mern, und des Ober - Appellationsgerichtes für die leßteren ist jekt im Druck begrissen.

Ein- Freundschafts-, Handels- und Schifffahrts-Traktat, wel- cher zwischen Sr. Maj. dem Könige und den vereinigten mexi- kanischen Staaten im Jahre 1827 durch den Geheimen - Konfe- renzrath Carl Emil Grafen v. Moltke und den Mexikanischen ersten Staats-Secretair, Sebastian Camacho, in London abge- schlossen worden, ist jelzt bekannt gemacht. Er enthält die libe- ralsten Bestimmungen, gegründet auf Reciprocität und nach der Norm der meistbegünstigten Nationen.

Die dießjährige Ausstellung der Kunst-Afademie ist beson- ders reich, und zeichnet sich durch eine Menge der Meisterwerke Thorwaldsens aus. Es sind jest gerade 50 Fahre, (seit diejer berúhmte Künstler als armer Knabe in die erste Klasse der Aka- demie aufgenommen wurde, wo er seine erste Künstler-Bildung erhielt und zu weiterer Ausbildung unterstüßt wurde. Nun wird in dem Lokale der Akademie, dem Schlosse Charlottenburg, ein eigener passender Saal für seine Meisterwerke errichtet, von denen jet Dänemark die größte Sammlung besißt.

Deut Gran.

München, 8. April, Nachstehendes ist der Vortrag des Königl. Staats-Ministers des Jnnern über den Gesetz-Entwurf, die bürgerlichen und politischen Rechte der Griechischen Glaubens- Genossen betreffend, über welchen in der heutigen Si6ung der Kammer der Abgeordneten voin Ausschuß Bericht erstattet wurde. Das wichtige Ereigniß, welches einen Prinzen aus dem Baye- rischen Königs-Stamme auf den Thron von Griechenland berief, mußte nothwendiger Weise auch zu engeren Verhältnissen zwischen beiden Bölkern führen. Diese Verhältnisse bestehen auch wirklich nicht nur der That, sondern auch dem Rechte nach. Ein unterm 1. N9- vember 18332 abgeschlossener Staats - Vertrag knúpft Bande ewiger Freundschaft zwischen Bayern und Hellas, verkündet den nahen Ahb- {luß eines auf den Grundlagen billiger Rectprocität gebauten Kom- merz- Traktats, und sichert dem Bayerischen Handel schon gegenwärtig in dem Griechischen Neiche alle Handels-Vorzüge der meist begünstigten ‘Nationen zu. Den nach Griechenland sich begebenden oder dort {ich niederlassenden Bayern kommt volle Freiheit der Riederlassung, woirksas- mer Schuß der Behörden undder Gesammt-Uimfang bürgerlicher Rechte zu. Der Bayerische Staat kann nicht umhin, ein Entgegenkommen der Art guf gleiche Weise zu erwiedern. Eine Erwiederung der Art steht in vollem Einklange mit den Grundsäßen der Verfassung, da die unirte sowohl, als die nicht unirte Griechische Kirche in ih- ren Fundamental - Glaubenssäßen und in der Lehre der Moral mit den drei in Bayern bereits dfentliche Rechte genießenden christlichen Befkenntnissen vollkommen übereinstimmen, da alfo die ihren Beken- nern einzuräumende Theilnahme an den Rechten der leßtern durchaus feine Aenderung in den Verhältnissen des Bayerischen Staates, als eines wesentlich christlichen, nach sich zieht. Sie schcint auch nicht bloß bezüglich der Angehdrigen des Griechischen Staates , sondern überhaupt rúdsichtlich aller Bekenner des Griechischen Dogmas Llo greifen zu mússen, da die Verwandtschaft der Griechischen mit den christlichen Kir- chen bei allen Angehdrigen jener Kirche in gleichem Maße vorwal- tet und die cristlichen Konfessionen in allen der Griechischen Kirche zugethanen Stäaten die angeführten Begünstigungen genießen. Se. Majestät der König haben mir daher nach Vernehmung Allerhdcch|- ibres Staats-Rathes den Auftrag crtheilt, anliegenden Geseß-Ent- wurf den Ständen des Reiches, zunächst der sehr geehrten Kammer der Herren Reichs-Räthe, und zwar, da die beabsichtigte Anordnung einen Zusaß zu der Verfassungs - Urkunde enthält, unter Bezug- nahme auf Titel X §. 7 der Verfassungs - Urkunde, zur Berathung und Zustimmung zu übermachen.“/

Der Gesek - Entwurf selbst lautet folgendermaßen : „Seine Majestät der König verordnen nach Vernehmung Allerhöchstihres Staatsrathes , und mit Beirath und Zustimmung Allerhöôchstih- rer Lieben und Getreuen der Stände des Reiches, unter-genguer Beobachtung der im §. 7. Tit. X. der Verfassungs-Urkunde vor- geschriebenen Formen, was folgt: Aut, 1 Die Bekenner . der unirten sowohl, als der nicht unirten Griechischen Kirche genie- ßen mit den Bekennern der in dem Königreiche bereits verfas- sungsmäßig bestehenden drei christlichen Kirchen - Gesellschaften gleiche bürgerliche und politische Rechte. Art. l, Gegenwär- tiges Geselz soll als ein Grund - Gesez des Reiches angesehen werden, es hat von dem Tage der Bekanntmachung anfangeind dieselbe Kraft, als stünde es wörtlich in der Verfassungs-Urkunde, und kann nur in der darch §. 7. des Tit. X. der Verfassungs- Urkunde vorgeschriebenen Art wieder abgeändert werden. Ge- geben 2c. Für den Entwurf: Fürst von Oettingen-Wallerstein.““

S h weiz.

Bern, 5. Aprti. (Karlsruher Zeitung.) Eine merk- würdige Veränderung hat sich seit einiger Zeit in unserm Vater- sande kund gethan. Die klare Erkenntniß, daß hinter den Ber- gen auch Leute wohnen, hat wie eine heilsame Arznei auf das Gehirn Vieler gewirkt, und sie fangen an, ernstlich über die Lage der Schweiz nacchzudenken. Das erste Resultat dieses Nachden- fens war die Enthüllung der doppelzüngigen Französischen Cin- wirkung und ihres heillosen Strebens. Mit Schrecken gewahrt man den Abgrund, au welchen uns die Französtsch-gesinnten Ra- dikalen geführt haben; sie wollten die Schweiz in einen Freiha- fen fúr die Französische Propaganda verwandeln, um von da aus mit Aufruhr und Empdrung zu bedrohen. Für den trügeri- hen Beistand von Frankreich wollten sie uns in Mißverhältniß mit den Deutschen Nachbar-Staaten bringen, deren wir für un-

zosen bedürfen.

) / Dieser elende Plan ist nun gescheitert, und die heillosen Urheber fühlen sich plößlich isolirt und verlassen. Freilich, das Unheil, das bereits gestiftet worden, besteht fort. Der Kanton Bern seufzt unter der Herrschaft einer Pôbel- Rotte, wie kein Staat der neueren Zeit sie geschen. Jn Genf und Waadt is die Thätigkeit der Regierungen fortwährend durch die aufrührerischen Tendenzen der Patrioten geläßmt. Jn Luzern bedroht der bübische Muthwille einiger literarisiren- den Näuber die katholische Geistlichkeit und die Rechte der Kirche. Der Kanton Thurgau empfindet die Wirkungen einer von Eder und Bornhausen geschaffenen Verfassung. Basel end- lich wird durch ein sogenanntes eidgenössisches Schieds - Gericht, oder vielmehr durch den Obmann desselben fortwährend gebrand- haßt, so daß selbst nach dem Urtheil eines sehr liberalen Blat- tes das Theilungs - Geschäft in eine wahre Beraubung der Stadt Basel ausgeartet- ist. Welche Früchte eine solche Ver- legung alles Gerechtigfkeits- und Billiakeits Gefühls für die Zu- kunft bringen muß, ist leicht zu erachten.

S pan ien.

Englische Blätter “theilen folgende Privat -Korrespon- denzen aus Spanien mit:

„Madrid, 26. März. Es wurden hier kürzlich mehrere Kö- nigl, Dekrete erlassen, die in Bezug auf ‘einige Veränderungen im Beamtenwesen von vieler Wichtigkeit sind. Außerdem, daß in Folge dieser Verordnungen mehrere Personen, deren Anhäng- lichkeit an die gegenwärtige Ordnung der Dinge nicht ganz zu- verlässig ist, von der Administration ausgeschlossen worden, be- zwet man überhaupt eine Verminderung der Anzahl der ôffent- lichen Aemter. Eben so ist eine Verfügung erlassen worden, nach welcher die Mitglieder des Regierungs - Rathes in jeder Beziehung mit den Kabinets - Ministern gleichgestellt wer- den sollen. Die verwittwete Königin bringt die Oster-Woche in Toledo zu und scheint jezt in gutem Einverständnisse mit dem Kardinal-Erzbischof zu seyn. Die Karlisten, die jeßt bessere Er- wartungen als jemals zu hegen scheinen, verbreiten allerlei, wun- derbare Gerüchte und suchen die Gemüther auf ein großes Er- eigniß, das den Stand der Dinge verändern würde, vorzuberei- ten. Herr Sarmiento, der Gesandte von Seiten der Donna Maria da Gloria, wurde der Königin-Regentin am 21sten d. M. vorgestellt. Man weiß nicht, ob er in seiner offiziellen Eigen- schaft aufgenommen wurde und ein Beglaubigungs-Schreiben von seiner souverainen Fürstin überreichte ; keines von beiden if in der Madrider Zeitung angezeigt. Wie dem auch seyn mag, so kann seine Aufnabme bei Hofe für eine thatsächliche Aner- fennung angesehen werden. Jn Madrid ist Alles ruhig.“ „Madrid, 27. März. Seit meiner gestrigen Mittheilung wurden abermals zwei neue Königl. Dekrete bekannt gemachk, welche die Anzahl der Mönche und Klöster, wenigstens in den nördlichen Provinzen, alsbald zu vermindern bezwecken. Am {7ten d. M. wurde, wie der Bericht des General-Capitains von Galizien an die Regierung lautet, von dev Spanischen Brigg „Argos“ der Englische Kutter „Expreß Packet‘“/ genommen, welcher mit Kriegs-Bedürfnissen für Don Carlos oder Dom Mi- guel von Plymouth abgesegelt war. Seine Ladung bestand in 2500 Flinten, 200 Fässern mit Patronen, 180 großen Fässern voil Pulver und einem Vorrath von Schuhen. Alles dies ist im Besitze der Regierung und befindet sich im Hafen von Vigo. Man erzählt sich, daß Llauder zum Kriegs-Minister bestimmt ist; das Gerücht ermangelt jedoch der Sicherheit. Das Dekret zur Ein- berufung der Cortes ist noch suspendirt. Zur Anleihe will mat in diesem Augenbli noch nicht schreiten, und es fragt sich, ob es úberhaupt vor der Ernennung des neuen Finanz-Ministers geschehen wird. Die drei Minister, deren Ausscheiden aus den Kabinet bevorsieht, werden noch ihre Functionen verwalten, bis ihre Nachfolger definitiv bestimmt sind. Madrid i| ruhig, "1nd das Dekret gegen die Mönche scheint auch beim Volke das Ver: trauen auf die Regierung erhöht zu haben.“

Neuere Nachrichten aus Madrid (ebenfalls in Engl. Blät tern) besagen noch Folgendes: „Die Frauen Zumalacareguys, Sagastiversas und anderer Häupter der Karlisten, sammt z7rhn Schneider-Gesellen, welche mit der Anfertigung von Uniformen für die Jnsurgenten beauftragt waren, sind, in Folge der Besetzun z von Bastan durch die Truppen des Generals Quesada , auf das Französische Gebiet geflüchtet. - Quesada und Oraa rúckten mit vereinten Kräften auf Bastan in der Absicht los, zwei Karlisti- he Bataillone, welche in diesem Thale eine feste Stellung ein- genommen hatten, zu umzingeln. Sobald sie der Insurgenten ansihtig wurden, traf “Quesada Vorkehrungen, um diefel- ben mit dem Anbruch des nächsten Tages anzugreifen, allein die Feinde hatten während der Nacht das Feld geräumt und fich in das Jnnere von Navarra zurückgezogen. General Quesada hoffte sie entweder auf das Franzöfische Gebiet zu tretben oder zur Annahme einer Schlacht zu zwingen; ailein Zumalacareguy gab Befehl zum Rückzug, ohne das Glücksspiel zu wagen. Ein Brief aus Jrun meldet, daß El Pastor auf der Strafe nah La Borunda 24 Gefangene gemacht habe, die er unverzüg- licher schießen ließ.‘

Portugal

Lissabon, 22. März. Admiral Napier ist von Se- tubal mit einer Expedition nördlich abgesegelt, und wäre, wenn man der heutigen Chronica glauben wollte, in der Nachbarschafc von Figueira gelandet. Jch. habe indeß Grund, zu vermuthen, daß diese lehtere Nachricht absichtlich verbreitet wurde, und daß vielinehr die eigentiüiche Bestimmung des Adinirals Caminha und Viana is. Caminha hat ein Fort, und eignet sich zu einem militairischen Posten um so mehr, a!s es nur dur den Minßzo von dem. je6t Donna Maria befreundeten Spanischen Gebiete getrennt ist, und als der sich zwischen de:n Minho und der Lima hin erstreckende Theil der Provinz Minho und Douro viele Anhänger der hier herrschenden Partei zählen fessl, Glúcft die Unternehmung auf Caminho und Viana, so würde die Besakung von Porto, deren KFominando der Herzog von Terceira zu Übernehmen im Begriff steht, wahrscheinlicy eine Bewegung nördwärts für den Zweck machen, sich mit der am Minho gelandeten Expedition in Verbindung zu seben, und die Unterwerfung der Provinz Minßo und Douro zu bewerfstelli- gen, die zu den fruchtbarsken und bevölkertiten ‘Portugals gehört, aber in dem zwischen dem Ave und der Lima gelegenen Thetle als vorzugsweije der Sache Dom Miguels anhängig gilt. Welcher Ausgang aber auch dieser Versuch auf die Provinz Minho und Douro haben dürfte, jo ist doch leicht vorherzusehen, daß das benac)- barte Tras os montes, welches von je her als eine Art Citadelle der Partei, die sich in Dom Miguel personificirt hat, galt, der Ausbreitung der Herrschaft Donna Maria's im Norden Porti gals einen längeren Widerstand entgegenseßen wird. Man slústert sich hier in's Ohr, daß die projektirte Expedition gegen den Nor- den von einem Spanischen Corps unterstüßt werden würde, wel-

Im Namen Belgiens und seines Königs fordern wir daher

sern geistigen und materiellen Verkehr viel mehr als der Fran-

ches die Aufsuchung und Vertreibung von Don Carlos ais Grund

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