1834 / 105 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

seiner Invasion geltend machen dürfte. Jh muß den Werth dieses Gerüchts dahin gestellt seyn lassen, möchte aber glauben, daß, bei dem National - Hasse der Portugiesen gegen die Spanier, eine solche Unterstüßung, wenn sie wirklich statt fände, moralisch vielleicht eben so viel der Sache Donna Ma- ria’s schaden könnte, als sie ihr augenblicklich und mäteriell nüßte. Viel Aussehen hat hier eine Verordnung Dom Pedro's, die auf den Antrag seiner sämmtlichen Minister erlassen wurde, er- regt, welche, wegen fortdauernder Rebellion, den Dom Miguel seiner Rechte und seines Titels als Jufant, so wie seiner Appa- nage verlustig erklärt. Diese Gewalt-Maßregel gehört zur Zahl derer, zu denen in Bürgerkriegen die Parteien nur zu oft greifen, und kann daher an sich selbst nicht überraschen. Wohl aber erschöpft man sich in Vermuthungen, was, nachdem nun 20 volle Mo- nate seit der Landung Dom Pedro's zu Porto verflossen, jene Proscription gerade jer und so plôslih veranlaßte. Hat, fragt man si, die gleiche, in Madrid in Betreff von Don Carlos ergriffene Maßregel, als Beispiel wirkend, allein die Idee dazu angeregt? Oder ist die Ursache davon in einer neuen ‘Phase der Partei - Politik zu suchen? Leßtere Vermuthungen schienen gewisse Anspielungen in der Chronica zu bestätigen. Bemer- kenswerther als der Übrige Theil jener Maßregel dürfte inzwi- schen die Bestimmung seyn, welche der bisher von Dom Miguel besesse- nen Appanage oder sogenannten Casa do Infantado ertheilt wird. Jene Casa do Infantado wurde bei der Thronbesteigung des Hauses Braganza 1641 für die Sekundogenitur und in der Absicht ge- gründet, den zweiten Sohn des Königs zum Heirathen zu be- stimmen, und dadurch die Gefahr des Erldschens des Königlichen Stammes, welches nah dem Tode Sehastians der National- Unabhängigkeit Portugals so verderblich geworden wäre, zu ver- mindern. Sie bestand außer mehreren Lustschlössern in liegenden Gränden, welche in der leßten Zeit etwa 300,000 Krusaden (über 200,000 Rthlr. ) jährliches reines Einkommen abwerfen. Auf den Vorschlag der Minister hat nun Dom Pedro die Casa do Infantado, mit Ausschluß der Lustschlösser, der Staats-Domaine einverleibt und dem Kron-Gute entzogen. Ungeachtet ähnlicher populairen Maßregeln sind Silva Carvalho und seine Partei doch der Bevölkerung dèr großen Städte noch nicht liberal genug, wie dies die leßten Municipal - Wahlen zu Lissabon und zu Porto beweisen, wo die ministeriellen Kandida- ten fast sämmtlich denen von einer noch heftigeren liberalen Farbe Plaß machen mußten. . Erwägt man daneben nun die Exalta- tion, die in den politischen Ansichten der Mehrzahl der Armee Donna Maria’'s und der wirklich bei derselben Einfluß genießen- den Führer herrscht, so kann man, ohne Prophet zu seyn, vor- hersagen, daß die Grundsäße, welche Dom Pedro auf die Fahne seiner Tochter. geschrieben hat, der Königl. Autorität in Portugal noch manche Verlegenheit bereiten werden, falls der Sieg der ‘Partei Donna Maria's vollständig würde und die Krone dann die so bequeme Diktatur, welche sie während des Kampfes ausgeübt, niederlegen und sih mit ihrer Partei Über die ihren Befugnis- sen nach den von ihr selbst aufgestellten Prinzipien zu seßzenden Gränzen verständigen müßte. Es geht hier das Gerücht, daß der Papst den Herzog von Braganza, den Kardinal- Patriarchen und den bekannten Vaz Preto excommunicirt habe. Dasselbe dürfte unbegründet und sein Ursprung in einer Maßregel der Regierung zu suchen seyn, wonach kürzlich ein gewisser Curoli, der interimistish die Geschäfte der Nunciatur versah, ganz auf gleiche Weise wie früher der Kardinal Justiniani aus dem Lande verwiesen wurde, wobei die Regierung sich auf den Grundsaß stÜßte, daß, da der Kardinal Justiniani selbst nie bei der Re- gierung Donna Maria’s beglaubigt gewesen sey, er auch Nie- manden mit den Geschäften der Nunciatur auf eine gültige Weise habe beauftragen können. Da inzwischen der Päpstliche Stuhl der mit so harten Formen begleiteten Wegweisung des Kardinals Justiniani von Lissabon seiner Zeit keine ernstlichen Folgen gegeben hat, so ist vorherzusehen, daß er die nämliche Politik jest, wo sih die Angelegenheiten seitdem für Rom über- haupt so weit weniger günstig gestaltet haben, befolgen wird. Und selbst die mit verdoppeltem Eifer hier betriebene Aufhebung der Klöster dürfte vermuthlich nichts an jenem Entschlusse än- dern. Schließlich ist noch zu melden, daß hier neuerlich die Errichtung zweier neuer Linien-Kavallerie-Regimenter beschlossen und begonnen worden ist. Türkei.

Konstantinopel, 18. März. Die neueste Nummer der Türkischen Zeitung vom 10ten d. M. macht die vor Kurzem stattgefundenen Verleihungen von Verdienst-Orden (Nischani-if- tihar) an mehrere der vornehmsten Wesire des Reiches bekannt. Diese Decoration erhielten Chosrew Mehmed Pascha, Seras- kier der regulairen Truppen, wegen der Verdienste, die er sich als Kapudan-Pascha bei der Einnahme der Jnsel Jpsara erwor- ben; der ehemalige Großwesir, Reschid Mehmed Pascha, für die Beschwichtigung der Unruhen und die Wiederherstellung der E in Albanien und Bosnien; der vormalige Großwesir Zzzet Mehmed Pascha, und der Kommandant von Widdin, Hussein Pascha, wegen ihrer in den lesten Kriegen erprobten Tapferkeit und wichtigen bei Mes der Janitscharen gelei- steten Dienste; der vorige Kaimakam Achmed Chelussi Pascha, wegen dessen ausgezeichneter Dienstleistung; der je6ige Kapudan- Pascha, Tahir Pascha, wegen des bei der Vertheidigung von Schumla an den Tag gelegten besondern Muthes; der Muschir Achmed Fewzi Pascha, wegen seines muthvollen Benehmens jur Zeit der Unruhen in Scutari in Albanien, und der Statthalter von Bagdad und Bassora, Ali Riza Pascha, wegen der bei zweimaliger Dämpfung des Aufruhrs in ersterer Provinz bewie- senen Einsicht und Tapferkeit.

Durch einen anderen Artikel der Türkischen Zeitung wird die befriedigende Beendigung der durch den Botschafter der Pforte, Achmed Fewzi Pascha, bei dem Kaiserl. Russischen Hofe Ag Verhandlungen zur dffentlichen Kenntniß ge- bracht. er Schluß dieses Artikels, in dessen Eingang der dem Achmed Pascha in Rußland erwiesenen Ehren - Bezeigungen, so wie der in leßterer Zeit von dem Russischen Hofe und der ho- hen Pforte gegenseitig ertheilten Geschenke Erwähnung geschieht, lautet folgendermaßen: „Nachdem genannter Pascha die Aufträge der hohen Pforte hinsichtlih der östlichen Gränze des Reiches, der Herabsegung der Kriegs-Contribution, so wie der Festsezung des von den Fürstenthümern (Moldau ukid Wallachei) zu ent- richtenden Tributes und der Organisation dérselben, auf eine be- friedigende Art vollzogen, gedachte er am zweiten Bairams-Tage von Petersburg abzureisen und sich zu Lande nach' Konstantino- pel zurückzubegeben. Demnach wird sowohl die Auswechslung der die leßten Uebereinkünfte betreffenden Urkunden, als die Räu- mung der Fürstenthümer durch die Russischen Truppen und die Ernennung der respektiven Woiwoden binnen Kurzem erfolgen.“

Herr von Bois-le-Comte, der vor einiger Zeit mit Ausfträ- gen der A Regierung nach Alexandrien abgeschickt worden war, ist am 7ten d. M. von hier, über Bucharest, nach Frankreich zurükgereist.

ABA

[ An die Stelle des unlängst hier verstorbenen Bischofs und geistlichen Oberhauptes der katholish-Armenischen Nation, Herrn Giacomo della Valle, ist der Priester Tschohadschi- oglu Artin Wartabet, aus Angora, zum Bischof ernannt und vorige Woche bei der Pforte mit dem dieser Würde entsprechenden Ehrenkleide angethan worden.

Der Griechische Gesandte, Herr Zografos, ist heute Abend in dieser Hauptstadt angekommen.

Nur anb. :

Berlin, 14. April. Die im neuesten Stücke der Ge se b- Sammlung enthaltene Allerhöchste Kabinets-Ordre wegen einer Erweiterung des Artikels 11 des Censur-Gesebes vom 18. Oktober 1819 in Bezug auf die in Polnischer Sprache erscheinenden Schriften lautet also: :

„Auf Jhren Bericht vom 3ten d. M. will Jch die Be- stimmung des Art. Xl. des Censur -Edikts vom 18. Oktober 1819 dahin erweitern, daß keine in Polnischer Sprache außer- halb Meiner Staaten, es sey innerhalb oder außerhalb der Staaten des Deutschen Bundes, erscheinende Schrift, ohne vorherige ausdrückliche Debits- Erlaubniß des Ober - Censur- Kollegiums, in irgend einem Landestheile Meiner Staaten verkauft oder verbreitet werden darf. Dem Ober - Censur- Kollegium bleibt anheimgegeben, zur Erleichterung des Bücher- Verkehrs in dem Großherzogthum Posen mit dem Ober-Prä- sidenten diejenigen Einrichtungen zu verabreden, welche von beiden Behörden angemessen gefunden werden. Die gegen- wärtige Ordre ist durch die Gesez-Sammlung zu publiciren.

Berlin, den 19. Februar 1834.

Friedrich Wilhelm. An die Staats-Minister Frhrn. v. Altenstein, Frhrn. v. Brenn und Ancillon.“

Am l11ten d. M. feierte der Königliche Oberst und Di- rektor dér Geheimen Kriegs-Kanzlei, Herr von Pribelwik, sein 50jähriges Dienst-Jubiläum. Seine Majestät der König geruh- ten, in Anerkennung seiner Diensttreue, demselben die Infignien des rothen Adler - Ordens 2er Klasse mit Eichenlaub Allergnä- digst zu verleihen. Das sih darauf beziehende huldreiche Kabi- nets; Schreiben überreichte dem Herrn Jubilar glückwünschend der zeitige Vorstand des Kriegs-Ministeriums, General - Adju- tant Sr. Maj. Herr General - Lieutenant von Wibkleben, per- sönlich, indem er sich früh Morgens 8 Uhr in die Wohnung des Gefeierten begab. Eine demselben kurze Zeit vorher gebrachte Morgenmusik deutete sinnvoll auf die Feier des Tages, und ein um 10 Uhr des Vormittags auf einem weißen Atlas- Kissen ihm durch das Personal der Geheimen Kriegs - Kanzlei úberreichtes Gedicht drúckte die Gefühle lebhafter Theilnahme aus, welche die dffentlichen und häuslichen Tugenden des Biederman- nes einflôßen. Um 11 Uhr verfügte sich der Herr General-Lieu- tenant von Wißbleben, in Begleitung einer Deputation des Kriegs-Ministeriums, abermals zu dem Obersten von Prikelwiß und erneuerte Namens des Ministeriums und des “General- Au- ditoriats die schon früher geäußerten guten Wünsche, indem er ihm Namens der Offiziere und Beamten beider Behörden eine in der Werkstatt des Herrn Hossauer geschmackvoll gefertigte silberne Schale (Patera mit einer goldenen Höhlung) als Andenken der Hoch- achtung überbrachte. Auf den Seiten der Schale finden sich die Brustbilder der drei Könige, unter denen der Oberst von M gedient, und in der Hdhlung eine kurze passende Jn- schrift. ußerdem fanden sich mehrere Freunde und Bekannte bei ihm ein, um ihm ihre Glückwünsche zu dem freudigen Er- eignisse darzubringen und ihre Werthschäßung zu bezeugen. Der Herr General-Lieutenant von Wibleben gab zur Feier des Tages im Hotel des Kriegs-Ministeriums ein Festmahl, zu dem Se. Königl. Hoheit der Kronprinz, der Prinz Wilhelm (Sohn Sr. Majestät) und der Prinz Albrecht Königl. Hoheiten, so wie Se. Hoheit der Herzog Karl, die ehrerbietige Long gnädig und wohwollend anzunehmen geruht hatten. Außer den O und Beamten des Kriegs- Ministeriums, des General - Auditoriats und der Geheimen Kriegs - Kanzlei, welche dazu eingeladen waren, ward der Ju- bilar dabei durch die Anwesenheit mehrerer seiner Jugend- und Dienst-Genossen auf eine angenehme Weise überrascht. Bei der Tafel brachte der Herr General-Lieutenant von Wißleben mit ei- ner erhebenden Anrede den ersten Toast Seiner Majestät dem Könige und dem erlauchten Königlichen Hause, der von den An- wesenden mit Begeisterung wiederholt wurde, worauf sich Se. Königl. Hoheit der Kronprinz zum zweiten Toast, der dem Obersten von Prikelwiß, als treuem Diener dreier Könige, galt, zu erheben und demnächst von dem Jubilar die ehrfurchtvoll- sten Danksagungen entgegen zu nehmen geruhte. Das Festmahl endigte mit den treuesten und frômmsten Wünschen für Seine Maj. den Kdnig und Höchstihr erhabenes Haus.

Meteorologische Beobachtung.

1834. | Morgens Nachmitt. | Abends j Rach einmaliger 13. April. | 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

Luftdruck. . |337,s o'Par.|338,4 0” Par. 339,8 O uellwärme 6,3 ® R. Luftroârme 0,8 ® R.|+ 6,4 [42/6 2M. i: Slauguntt L 0,3 ° R.|+ 0,2 ° R.\— 0,1 ® R. Flußwärme 4,3 ® R.

Dunsisättg.| 95 pCt. 59 pCt. 73 pCt. Bodenwärme 3,9 ®.R. R a d ves H Ausdünst. 0, 0 8 3 Rh. Wolkenzug S SO. = Niederschlag 0.

Der Barometerstand am 12. April 10 Uhr Ab. ift 336,8 9‘//. Berliner Börse, Den 14. April 1834. Amtl. Fonds- und Geld - Cours - Zettel. (Prezufs. Cour.) [Zf{ Brief. Geld. [Z{.[Brief.|Getd.

St. - Schuld - Sch. | 4 | 991 | 982 [Grosshz. Pos. do 4 | [101 Pr. Engl. Anl. 13.| 5 |1035 | |Ustpr. Pfandbr. | 4 | | 995 Pr. Engl. Anl. 22.| 5 | [103 Pomm. do. 4 [106 2 Pr. Engl. Obl. 30.| 4 | 944 | 937 JKur- u. Neum. do.| 4 | 1063 Präm.Sch.d.Seeh.| | 554 | 55 [Sechlesische do. 4 | [1055 Kurm. Obl. m. I. C| 4 | 981 | 972 [Rkst.C.d.K.- u. N.| | 675 | 67

Neum Int.Sch. do,| 4 | 98 | 974 [Z.-Sch.d.K. u. N.|— | 675 | 674 Berl. Stadt - Obl. | 4 | 994 | 987

Königsb. do. 4 | 98 fHoll. yollw. Duk.|— | 174 | Elbing. do. 4x | 97 Ne 184 Danz. do. in Th.| | 371 | 365 fFriedrichsd’or . .|— | 134 | 137 Westpr. Pfandbr.| 4 | | 997 Disconto. . —| 3 4

Auswärtige Börsen, Amsterdam, 9. April. :

Niederl. wirkl. Schuld 508, 58g do. 965. Ausgesetzte Schuld —, Kanz- Bill. 225. 410 Aniort. 89%. 348 724. Oesterr. 967. Preuss. Prämien-Scheine —. Russ. (v. 1831) 96. 58 Span. 63. 35 417%.

London, 8. April.

Cons. 907. Belg. 99. Span. 38 405 à 41. 55 Holl. 95, 248 950.

À Portug. 68. Russ. 1032. Mex. v. 1825. 404. Bras. 71%

St, Petersburg, 5. April. Hamb. 3 Mon. 94. 45. Lond. 3 Mon. 1044. 45. Silb, - Ryb

3582. Kop. : ! Wien, 9. April. 59 Met. 9726, 48 8817s. 2565 917. Bank-Actien 12473. Part.0h 1373, Loose zu 100 Fl. —. :

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 15. April. Jm Opernhause: Auf Begehren: Fi: delio, Oper in 2 Abth. Musik von L. van Beethoven. (Mad Schröder-Devrient: Fidelio, als Gastrolle.) /

Im Schauspielhause: 1) La dame et la demoiselle, come. die eu 4 actes. 2) L’assassin, vaudeville comique en 1 acte

Königstädtisches Theater. i

Dienstag, 15. April. Johanna von Montfaucon, Schauspie in 5 Abth., von Koßebue. (Herr Engelbrecht, vom ständischen Theater zu Lemberg: Philipp, als zweite Gastrolle.)

O S S C R Ge R r E E T E M O R a R T R Et: Stute I F EI HERE A ZAE S a A Neueste NaMmriMten

Paris, 8. April. Vorgestern Abend wurden der Kaiser, lich Oesterreichische und der Königlich Großbritanische Geiandte mit ihren Gemahlinnen, der Herzog von Treviso, der General Darriule, Herr Dupin und der Marquis von Barbé-Marboig von Jhren Majestäten empfangen. Gestern präsidirte der König in einem Minister-Rath und begab sich dann mit der Königlichen Familie nah Meudon zum Besuch beim Herzog von Orleans,

Die Reise des Königs nah der Auvergne und nach dem Schlosse von Randan wird, dem Vernehmen nah, im Mj stattfinden.

Von dem Budget des Ministeriums des Jnnern wurden in der gestrigen Sißzung der Deputirten-Kammer die ersten 5 Kapitel angenommen; sie enthalten folgende Bewilligungen; für die Gehälter des Ministers und der Beamten der Central Verwaltung 514,500 Fr. (17,500 Fr. weniger , als die Regie rung verlangt hatte); an temporairen Entschädigungen 32,500 Fr, zue den Bureau-Kosten des Ministeriums 158,000 Fr. ; zu gehei men Ausgaben 1,265,500 Fr.; für die Beamten der Telegraphen: Linien 766,202 Fr. (65,798 Fr. weniger, als verlangt worden war), Am folgenden Tage sollte die Berathung fortgeseßt werden. Nach dem Budget des Ministeriums des Jnnern kommt das des Justiz - Ministeriums und dann das des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten an die Reihe.

An der gestrigen Börse waren die Spanischen Fonds zu höheren Preisen ziemlich gesucht, weil sich das Gerücht verbrei tet hatte, das sih jedoch später als ungegründet erwies, die Spanische Regierung habe bereits eine Anleihe abgeschlossen.

Aus Madrid sind Nachrichten vom 1sten d. hier einge gangen; die Hof-Zeitung enthält folgendes Dekret: „Nah Berücksichtigung der von inländischen und auswärtigen Gesell: schaften angebotenen Anleihe - Vorschläge und um diesen Ver handlungen die größtmögliche Oeffentlichkeit zu geben, hat die Königin-Regentin, im Namen ihrer erhabenen Tochter, beschlos: sen, zur Deckung der dringendsten Staats -Bedürfnisse unter folgenden Bedingungen eine Anleihe - Konkurrenz zwischen den inländischen und auswärtigen Gesellschaften zu eröffnen: 1) Das Anlehen besteht aus 200 Millionen Realen (50 Millionen Franken), 2) Die Vorschläge werden dem Finanz-Ministerium bis zum 30. April zugeschickt. Z) Der Finanz-Minister sendet am 30. April die Anleihe-Vorschläge an einen Muerdiug, der aus dem Gene- ral-Schaß-Direktor, dem Direktor der Königlichen Tilgungs-Kass, dem Direktor und dem Secretair der Spanischen Bank San Fernando bestehen soll. Dieser Ausschuß wird die Vorschläge prúfen und der Regierung am 3. Mai darüber Bericht erstat- ten. 4) An demselben Tage werden die Vorschläge dem Regie- rungs-Rathe Überwiesen, und diejenigen, welche derselbe als die vortheilhaftesten hervorheben wird, sollen von Seiten Jhrer Majestät auf der Srcelle gebilligt und genehmigt werden, indem die Königin den Kontrakt mit derjenigen Gesellschaft, die den Vorzug erhält, sogleih unterzeihnen wird. 5) Die Re gierung behält sich vor, den Cortes bei ihrer nächsten Zusam menkunfr die Mittel vorzuschlagen, welche dazu dienen dürften, den National-Kredit wieder dauernd zu befestigen.‘/ Dieses De kret hatte in Madrid die beste Wirkung hervorgebracht, besonders da es auch zum erstenmal das bestimmte Versprechen ênthält, daß die Cortes einberufen werden sollen. Man versicherte, daß die Zwistigkeiten, welche sh. in Betreff des Jnhalts des Königlichen Statuts wegen Einberufung der Cortes zwi hen dem Regentschafts - Rathe und dem Ministerium erho ben hatten, beseitigt seyen, und daß dieses wichtige Aktenstüt am 15ten d. in der Hof-Zeitung erscheinen werde. Der Titel der Proceres soll nur für die Granden 1ster Klasse erblich seyn. Das Petitions-Recht soll den Deputirten mit einigen Einschräu fungen bewilligt werden. Der General Castaños, Herzog von Baylen, ist zum Präsidenten des Königlichen Raths von Spa nien und Jndien, der durch Dekret vom 24. März ein geselzt wurde, und Herr Milla zum Secretair desselben el nannt worden. Man hatte zu Madrid erfahren, daß Don Carlos sich auf die Nachriht von dem bevorstehenden Einrúcken der Spanier in Portugal am 18ten v. M. mit ö00 Mann von Villareal nach Lamego und von da am 20sten nah Viseu begeben habe, um sich nach und nach Santarem zu hern und mit Dom Miguel zu vereinigen ; man zweifelte jedo daß ihm dies gelingen dürfte; andererseits glaubte man, daß nul, da Don Carlos sich von der Spanischen Gränze entfernt hätte, das Einrücken eines Spanischen Armee-Corps nach Portugal verschoben werden würde. Die verwittwete Königin hält sich mit dem ganzen Hofe noch immer in Aranjuez auf. Jn der Hauptstadt war ein Karlistisches Komplott entdeckt worden. Jn Folge dessen wurden der Advokat Selva, der Gutsbesißer San Esteban, der Brig dier Soto, Kammerherr des verstorbenen Königs, und der De chant Estefani verhaftet und sollten als Verschwdrer vor dit Militair - Kommissson gestellt werden, Unter den Papieren des Lezteren fand sih angeblich ein eigenhändiges Schreiben von Don Carlos vor, wodurch eine Karlistische Regentschaft von 9 Personen unter dem Vorsiß Estefani’'s angeordnet wird, die ih/ ren Siß in Toledo haben joîlte.

Heute {loß 5proc. Rente pr. compt. 104. 35. fin cour, 104. 55. 3proc. pr. compt. 78, 10. fiv cour. 78. 30. pro Neap. pr. compt. 94. 55. fin cour. 94. 75. 5proc. Spay. 661. 3proc. do. 414. S5proc. Belg. 972. 5proc. Rôm. Frankfurt a. M., 11. April. Oesterr. 5proc. Metall: 99.

4proc. 892. 891. 21proc. 53. 1proc. 231. Br. Bank 1511. Part. - Obl. - 139. 1382. G. 2073. Br. Holl, 5proc. Obl. von 1832 94. 941. Poln. L. 624. 624. Preuß. Präm. - Sch. 547. 545. 4proc. Anl. 922. G. Sproc. Span. Rente 822. 621. 3proc. do. perp. 414. 4li-

“Redacteur Co ttel.

985. i Aktien 1513.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Loose zu 100

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Im Bezirke der Königl. Regierung u Liegni ist der bisherige Rektor Küchenmeister zu Marflissa zum evangelischen Pfarrer in Sohra berufen worden.

Angekommen: Der General-Major und Präses der Ober- Militair-Examinations-Kommission, von Stülpnagel, von

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Paris, 8. April. Der heutige Moniteur enthält eine | Königl. Verordnung, wodurch der Staatsrath im außerordent- | lichen Dienst und General-Secretair im Ministerium des Innern, | Herr Didier, an die Stelle des zum Handels-Minister ernann- ten Herrn Duchatel, zum Staatsrath im ordentlichen Dienste | nannt wird. Jn seinen Functionen als General-Secretair | wird er durch Herrn Edmund Blanc ersett. i Mehrere der hiesigen Blätter tadeln die häufigen Verände- | rungen in den Befugnissen einiger Minister, weil dadurch nur | Perwirrungen und Kosten verursacht würden, während diese Abänderungen doch zu nichts weiter dienten, als den persônli- } hen Ehrgeiz zu befriedigen. Auch das Journal des Dé- } bats befindet sich unter den Gegnern dieses Spstems; es be- | trachtet dasselbe als ein so großes Unheil, daß es, wenn sich fein | anderes Mittel fände, um diesem Uebelstande abzuhelfen, lieber | die Befugnisse eines jeden Ministers durch ein Gesebß festgestellt | schen môchte. Das Journal de Paris A hâst die ) gegenwärtige Vertheilung der Ressort-Verhältnisse für ganz vor- | trefflich und hofft, die Kammer werde es sich nie beifommen lassen, | cin Geseb darüber geben zu wollen, da dies offenbar eine Beein- | tráchtigung der Königlichen Prärogative seyn würde.

Der Messager spricht sih heute in einem ziemlich langen ' Artikel über die neue Zusammenstellung des Ministeriums aus | und schließt mit folgenden Worten: „Das jeßige Ministerium | beruht auf einem neuen Systeme, um eincn alten Zweck zu er- reichen, und dieses System der Wuth konnte nicht treffender be- Jzeichnet werden, als nach dem Namen eines wüthenden Ministers: |Persilsches System, Persilsches Ministerium !“/

Der Temps erzählt folgende Anekdote von dem neuen Großsiegelbewahrer: „Als Herr ‘Persil sich heute mit seinem | Portefeuille unterm Arm nach dem Schlosse begeben und zu | diesem Behufe die Tuilerieen passiren wollte, eilte eine der Schild- ) wachen, die den neuen Justiz - Minister noch nicht kannte, hin- ter ihm her, und woilte ihm das Portefeuille entreißen, worauf "(ch Herr Persil ganz erstaunt umnwandte und zu der Schild- Ï wache lächelnd sagte: „,„„Das wäre doch ein wenig zu früh, | denn vor 2 Tagen habe ich es erst erhalten.‘ ‘‘

h Herr Larabit hat heute auf das Bureau der Kammer eine Ÿ Petition der Notare des Bezirks von Auxerre niedergelegt, worin | dieselben auf Abschaffung der Steuer antragen, die sie für das * Notariats-Patent entrichten müssen.

Die Regierung hat den Befehl erlassen, daß die jungen * Leute von der Klasse von 1832 am Ende dieses Monats in die T Negimenter, denen sie zugetheilt worden, eintreten sollen.

| Der Schiffs - Capitain Herr Baudin is zum Befehlshaber des Linienschiffes „„Triton‘/ ernannt worden.

Es wird iu diejem Jahre keine besondere Ausstellung von " Seiten der Königlichen Porzellan - Manufaktur zu Sèvres ver- anstaltet werden, weil schon cine allgemeine Kunst- und Gewerbe- " Ausstellung in Paris stattgefunden hat.

Der Chef der Abtheilung für die Polizei im Ministerium | des Jnnern hat gestern zwei geheime Agenten, den einen nach " Lyon, den anderen nach Marseille abgeschickt; man versichert, daß * noch andere solcher Agenten nach fast allen Städten des Südens * gesandt werden sollen.

Die akatemische Gesellschaft zu Saint-Quentin seßt demje- * nigen eine goldene Medaille zum Werthe von 300 Fr. als Preis "aus, der die beste Abhandlung über nachstehende zwei Fragen | liefern wird: „„1) Jf die Verderbtheit der Sitten der Civili- * sation zuzuschreiben, da erstere doch fast immer bei den alten | Völkern mit der letzteren Hand in Hand gegangen ist ? 2) Wel- hen Einfluß kann die Civilisation, nach ihrem besonderen Cha- taft:r bei den neueren Völkern, auf die Sitten der menschlichen | Gesellschaft ausúben?2/ Dabei wird zur Bedingung gemacht, | daß die Arbeit vor dem 1\ten Juni? 1835 bei dem Secretair der | genannten Gesellschaft eingereicht werden muß. j Die Zeitungen von Besançon enthalcen einen Protest der | dortigen Mitglieder der Gesellschaft der Menschenrechte gegen das Gese über die Vereine. Jn allen Gegenden Frankreichs bilden sich ncue Volks Gesellschaften. / In Aix sollen am ersten Oster-Feiertäge die Chorschúler der | dortigen Kathedrale, ungeachtet aller Ermahnungen des Erz- bischofs, gleich nah der Predigt ihre Site verlassen haben, um [niht das Domine salvum fac regem singen zu müssen. Am Weihnachts, Fest hatten sie dasselbe gethan. : Der zu Nantes erscheinende Breton versichert, daß sich der Zustand der Vendée sehr gebessert habe; die Chouans, heißt fs, seyen entmuthigt, die widerseßlichen Konskribirten unterwür- fen sich, und diejenigen, die noh nicht zu ihrer Pflicht zurück- | gekehrt, müßten in Noth und Elend umherirren.

Paris, 9. Aprik. Dék Kaiserl. Russische Botschafter und | der Kdnigl. Bayerische Gesandte, auch Lord Durham und der Herzog Decazes hatten vorgestern Abend Audienzen beim Könige.

“Der neue Großsiegelbewahrer - empfing gestern die Glük-

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wünsche des Cassationshofes, des Staats-Raths, des Königlichen Gerichtshofes, des Tribunals erster Jnstanz und des Handels- Gerichts. Bei dem Vice-Admiral von Rigny fand gestern die erste Abend-Gesellschaft nach seiner Ernennung zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten statt. Die sämmtlichen Mitglieder des diplomatischen Corps hatten sich in derselben eingefunden ; auch bemerkte man den Herzog von Broglie.

Der Graf von Argout wurde gestern in seiner Eigenschaft als Gouverneur der Bank von den mit diesem Jnstitut in Ver- bindung stehenden Personen empfangen. Er rühmte die langen Dienste seines Vorgängers, des Herzogs von Gaëta, und erklärte, daß er ganz in dessen Fußstapfen zu treten gedenke; auch zeigte er an, daß er auf die ihm geseßlich zustehende Amts- Wohnung in der Bank verzichte; diese Zimmer waren auch bisher schon für die Spar-Kassen benußt worden,

Jn der Pairs-Kammer begannen gestern die Bera- thungen über den Geseß-Entwurf gegen die Vereine. Der Vi- comte Dubouchage ließ sih gegen dasselbe vernehmen. Er be- trachtete die vorgeschlagene Maßregel als einen Staatsstreich. „Seit 2 Monaten“, äußerte er, „wiederholt man uns täglich, daß die politischen Vereine das Land bearbeiteten und es nach allen Seiten hin untergrüben. Sollte indessen ein solcher Zu- stand wohl die Frucht weniger Wochen seyn? Sollte das Uebel nicht viel tiefer liegen? Sollte man es nicht in einer Regie- rung suchen mússen, die das Land nach einem Systeme, welches den Bedingungen ihrer eigenen Existenz zuwiderläuft, beherrschen will? Die politischen Vereine leisten diejem Vorhaben Widerstand ; dies ist die einzige Ursache des Kampfes. Da nun die Charte den Ministern keine Waffe bietet, die ihnen den Sieg verspre- chen fönnte, so kommen sie, um von uns ganz offen eine ver- fassungswidrige Maßregel zu vêrlangen. Jch hoffe, daß die Kam- mer hierzu nicht die Hände bieten werde. Die Nation ist ei- fersüchtig auf ihre Rechte; sie hat es mehr als einmal bewiesen. Schon sehen Sie, wie sich von ailen Seiten Reclamationen ge- gen den uns vorliegenden Geses-Eniwurf erheben. Sollten Sie denselben gleichwohl annehmen, so würde man dann ert mit Recht behaupten können, daß wir uns in einer schwierigen Lage befinden. Jch berufe mich dieserhalb auf die Juli- Revolution selbst. Was hat dieselbe veranlaßt? Eine willkúrliche Maßre- gel, die noch dazu den 14ten Artikel der damaligen Charte für sich hatte. Was is aber die Nothwendigkeit, auf die man sich jest unablässig beruft, anders, als ein solcher 1áter Artikel, nur daß er in der Charte nicht geschrieben steht. Man will das Ansehen der Krone erhöhen, bedenkt aber nicht, daß es gar nicht in unserer Macht steht, ein Paktum zu verändern, das uns im Namen des souverainen Volkes aufgedrungen worden ist, und dessen Aufrechthaltung wir Alle beschworen haben. Eine Be- schränkung des Associations - Rechtes kann das Volk nur reizen, und ich fürchte seinen Zorn. Was war die Basis der neuen Re- gierung, die das Volk nach der leßten Revolution auf dem Rath- hause legte? Eine Monarchie, umgeben von republikanischen Jn- stitutionen. Man zwinge es also nicht, ein Recht zu vertheidigen, das man ihm rauben will. Die Regierung schmeichelt sich, daß sie, käme es zur offenen Empdrung, Siegerin bleiben würde. Aber Karl X. hatte auch diesen Glauben. Der Erfolg einer politischen Schlacht ist immer ungewiß, und fällt die Monarchie, jo bleiben uns nur die republifanischen Jnstitutionen. Dies bedenke man ja und húte sich also, die Existenz unseres Vaterlandes aufs Spiel zu segen.“ Nachdem noch die Grafen von Montlosier und von Roederer zur Vertheidigung des Geselz - Entwurfes auf- getreten, wurden die 3 ersten Artikel desselben ohne Weiteres mit großer Stimmen - Mehrheit angenommen. Eine interessante Debatte erhob sich dagegen über den ten Artikel, welcher von den drei Gerichtsbarkeiten (Pairs- Hof, Jury und Zuchtpolizei- Gericht) handelt, denen die politischen Vergehen, so wie die Uebertretungen des vorliegenden Geseßes überwiesen wérden sollen. Der Graf v. Tascher tadelte es, daß man nicht einen und denselben Gerid tshof für alle dergleichen Vergehen bestim- me. Der Graf von Montlosier rügte die gewählte Abfas- sung: „Attentate gec en die Sicherheit des Staats können dem Pairs-Hofe Úberwie}ckn werden.“ Dies käme ihm gerade so vor, meinte er, als wenn man, nachdem es in der Charte heiße, daß die Steuern von beiden Kammern bewilligt werden müßten, in einem spátern Geseße sagen wollte, daß sie von den Kammern bewilligt werden könnten. Die Frage, um die es sich hier han- dele, sey von der höchsten Wichtigkeit, indem die Vorrechte der Pairs-Kammer mit derselben im genauesten Zusammenhange

ständen; - zugleich aber dürfe man nicht außer Acht las sen, daß auch das Interesse der Angeschuldigten selbst bei der Sache im Spiele (ey. „„ Wie!‘ rief der Nedner

aus, „man wollte es bei Attentaten gegen die Sicherheit des Staats dem dentlichen Ankläger Überlassen, je nachdem die Zeitumstände ihm gerade geeignet scheinen, sich ein Tribunal zu wählen, das über das Schicksal, vielleicht über das Leben des An- geklagten entscheide? Läßt sich so etwas begreifen? darf man es gar durch ein Geseb feststellen? darf sich hierzu vorzüglich eine Kammer hergeben, der die Charte gerade dieje Art von Ver- gehen überwiesen hat? Jch stimme gegen den 4ten Artikel, da er dem Gemeinwohle, der Verfassung und meinen Eidschwüren zuwider ist. Auch Herr Villemain sprach sich dahin aus, daß es für alle von den politischen Vereinen begangenen Ver- gehen immer nur eine Gerichtsbarkeit geben müsse; indessen brachte er nicht den Pairshof, sondern die Jury dafür in Vorschlag. „Das Geschwornen-Gericht‘/, äußerte er, „kann zu- weilen {wach seyn, aber man muß es nicht nach einzelnen Fäl- len, sondern nach der Gesammtheit seiner Handlungen beurthei- len. Die Geschwornen können sich irren, aber der Ankläger kann sich auch irren; er kann seine moralische Ueberzeugung für das Maß der geseßlichen Evidenz halten. Wir haben solche Fälle zu allen Zeiten gesehen. Man besorgt, daß die Jury nicht Energie genug gegen die politischen Vereine entwickeln möchte. Dies scheint mir aber ungegründet und ich berufe mich dieser- halb auf Thatsachen. Nach den Unruhen des 5ten und 6ten

Juni sprachen die Geschwornen 12 Mal das Schuldig aus7 und

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die Angeklagten wurden dadurch zum Tode verurtheilt. Wenn keins dieser Urtheile vollzogen wurde, so ist dies ein Tribut, der unserem aufgeklärten Zeitalter gezollt worden ist, aber man kann nicht sagen, daß die Jury sich {wah gezeigt hätte. / Der Redner \{loß, indem er auf die nachstehende Abfassung des áten Artifels antrug: „Alle Uebertretungen des gegenwärtigen Gesetzes, so wie alle Vergehen, die von den Vereinen begangen werden möchten, werden vor die Jury verwiesen.“ Ihn der heutt- gen Sißung wurde die Berathung fortgesezt. Um 5 Uhr war indessen noch kein Beschluß gefaßt worden.

_In der gestrigen Sibung der Deputirten-Kammer berichtete zunächst Herr Ganneron ber den von der Pairs- Kammer wesentlich modificirten Gesez-Entwurf über die Muni- cipal-Verfassung des Seine-Departements und der Stadt Paris. Er erklärte, daß die Kommission sich zwar die Wichtigkeit der getroffenen Veränderungen nicht verhehle, daß sie indessen gleich- wohl für die Annahme derselben stimme, damit die Hauptstadt nur endlih aus ihrem gegenwärtigen provisorischen Zustande her- ausfomme. Nachdem die Berathungen hierüber auf den näch- sten Sonnabend angeseßt worden, mußte der Namens - Aufruf veranstaltet werden, da wieder nur 165 Deputirte anroesend wa- ren. Kaum war derselbe indessen beendigt, als die Versamm- lung vollzählig war, so daß jest die Tags zuvor abgebrochene Berathung über das Budget des Ministeriums des Jnnern wie- der aufgenommen werden konnte. Für die Unterhaltung der Telegraphen-Linien wurden 156,450 Fr. und für die neu zu errich- tenden Linien 32,000 Fr., statt der verlangten 200,000 Fr. bewilligt. Ueber die Kosten für die National-Garde erhob sich eine weitläu- fige Debatte. Die Kommission hatte darauf angetragen, daß man die für verschiedene Gehälter beim Generalstabe verlangten 170,000 Fr. auf 110,000 Fr. ermäßige. Jeßt schlug Hr. Auguis vor, daß man überdies noch das Gehalt des Ober - Befehlshabers (50,000 Fr.) gänzlich streiche, indem die Stadt diese Ausgabe tragen müsse. Er fiel indessen mit seiner ‘Proposition durch, und die von der Kom- mission beantragte Ersparniß wurde allein genehmigt. - Für die fremden Flüchtlinge bewilligte die Kammer 24 Mill., für die un- ter der vorigen Regierung wegen politischer Vergehen verurtheil- ter Individuen 300,000 Fr., und zu National - Belohnungen 27,000 Fr. Hiernächst käm das Budget des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten an die Reihe, da der Großsie- gelbewahrer, dessen Budget eigentlich auf der Tagesordnung stand , nicht zugegen war, sondern in der Pairs - Kammer das Gese über die Vereine vertheidigte. Für die Gehälter der Central-Verwaltung wurden 534,760 Fr., und an Bureau-Kosten 149,000 Fr. bewilligt. Das dritte Kapitel enthält 4,131,000 Fr. zu den Besoldungen für die Gesandten und Konsuln. . Mehrere Deputirte verlangten die Errichtung eines Konsulats in Manila und Campèche, andere wieder die Aufhebung der Konsulate iri Mailand und Warschau. Es wurde indessen weder auf den ei- nen, noch auf den andern Antrag Rücksicht genommen, obgleich der Minister der auswärtigen Angelegenheiten den ersteren für sehr vortheilhaft hielt. Gegen den Schluß der Sibung kündigte noch Herr Mauguin der Versammlung an, daß er in den nächsten Tagen - verschiedene Fragen an die Minister über Frankreichs Beziehungen zum Auslande, namentlich zu Eng- land und Rußland, so wie auch über die Spanischen Angelegen- heiten zu richten gesonnen sey. Jn der heutigen Sibung gab der Bericht des Herrn Passy über das Budget des Kriegs- Ministeriums zu einem interessanten Sale Erna dem Práä- sidenten und dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten An- laß. Der Berichterstatter berührte nämlich in seinem Vortrage zugleich die Frage über die Beibehaltung der Kolonie Algier und sprach sich im Allgemeinen nicht günstig für dieselbe aus. Herr Piscatory, ein Mitglied der Budgets - Kommission, be- merkte, daß die Minorität dieser Kommission, um sih über je- nen wichtigen Gegenstand auszusprechen, zuvor den Bericht der Afrikanischen Untersuchungs - Kommission habe einschen wollen, daß derselbe ihr jedoch verweigert worden sey. “Als dar- auf der Graf von Rigny erklärte, daß das Ministerium selbst noch nicht im Besiße aller auf die Kolonie Algier bezüglichen Aktenstücke sey, forderte Herr Eschassériaux den Präsidenten auf, sh von der Regierung alle bereits eingegangene Dokumente aushändigen zu lassen, diesem widersekte sich der Minister, indem er bemerkte, daß sich unter jenen Do- kumenten wohl Papiere befinden könnten, die eine Beschuldigung mancher der dortigen Verwaltungs-Beamten enthielten, und daß man billiger Weise die Rechtfertigung dieser Beamten abwarten músse. „„Gut!‘/ rief bei diesen Worten der ‘Präsident, „so mag der Kriegs - Minister auch auf sein Budget warten;‘/ und als Herr Luneau ihn aufforderte, über die obige Proposition des errn Eschasseriaux abstimmen zu lassen, erwiederte er: „Jch kann nicht etwas von den Ministern verlangen, das fie mir zu ver- weigern berechtigt sind. Als ich im vorigen Jahre um eine solche Mittheilung bat, erhielt ih von den Ministern nicht einmal eine Antwort. Besser ist es daher, ein Jeder bleibt in seinem Rechte Die Herren Minister können die Mittheilung, die Sie von Jh- nen verlangen, verzögern, und Sie verzögern dagegen wieder die Bewilligung des Kriegs-Budgets.“/ Diese Erdrterung veranlaßte eine anhaltende Bewegung im Saale. Nach Beendigung der- selben näherten die Herren von Rigny und Passy sich dem Prä- sidenten und unterhielten sich mit ihm sehr lebhaft. Hiernächst wurden die Berathungen über das Budget des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten wieder aufgenommen.

Die Deputirten des Departements der oberen Alpen haben auf das Bureau der Kammer eine mit zahlreichen Unterschriften versehene Petition niedergelegt, worin die Einwohner von Gap die Beibehaltung des dortigen Bisthums verlangen.

Die auf den 1. Mai angesezte Musterung der National- Garden soll unterbleiben ; der König hat nämlich erklärt, daß er ihnen die Unbequemlichkeit ersparen wolle, in so kurzer Zeit zwei- mal hinter einander in Parade zu erscheinen, indem doch bei der Jahresfeier der Juli-Revolution eine allgemeine Musterung statt:

finden werde. ; Die heutigen Blätter berichten über die am 5fen zw

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