1834 / 109 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

len gut und wollen dafür auch gut unterßalten seyn. Der größte Theil des gebildeten Publikums ist für die Besserung seines Geschmacks so empfánglih, daß er nur durch das Zeugniß von

Personen, auf deren Urtheil er baut, von der wahren Güte ei- nes Werks úberredet zu werden braucht, um sich aufs angele- gentlichste dafür zu interessiren und, wenn auch der Éindruck, den Anfangs das Werk auf sie macht, nicht günstig isk, sich nach und nach um das vollständige Verständniß und die rihtige Wür- digung desselben zu bemühen. Als die dffentlihe Stimme sich fär Beethoven aussprach, wurde hier die erste Vorliebe für eine Gattung von Musik erzeugt, die zalezt in wirklichen Enthusias- mus überging. Aber ein verkehrterer Schritt konnte nicht ge- U werden, als von Beethoven und Weber, diesen Riesen in ihcer Kunst, zu Männern von wenig oder gar keinem Europäi- schen Ruf, wie Weigl, Chelard und Herold, in deren Werken selbs Musikverständige nur Einzelnes zu loben fanden, und auch das nur mit Einschränkung. Gluck's klassishe Opern Armide, Orpheus, Alceste, Jphigenia in Aulis und in Tauris, von de- nen nur diejenigen, welche sich Banti's erinnern können, noch etwas wissen, würden angemessener auf Beethoven gefolgt seyn und das Interesse an den Deutschen Opern gesteigert haben. Sie allein fónnen die Theilnahme wach erhalten, die sich sonst in diesem Jahre ganz verlieren dürfte, da doch Beethoven und Weber nicht mehr aus ihren Gräbern aufstehen werden, um einen zweiten Fidelio oder einen zweiten Freischüß zu shreiben. Opern, wie die Gluckschen, mit so echt gutem Gejchmack gegeben, wie man sie auf der Berliner Bühne sieb.t, würden jedem redlichen Kritiker Gelegenheit geben , alle seine Ueberredungskunst aufzubieten, um das Publikum ins Thea- ter zu locken. Freilich würde cin auserlesenes Sänger-Personal zu einer würdigen Aufführung dieser Opern erforderlich seyn. Wenn jedoch das Publikum gern etwas Neues hat, was würde ihm neuer seyn und mehr dem bezeichneten Zweck entsprechen, a'‘s wenn es in dieser Zeit den Schndrkeleien und Rouladen ei- ner Sängerin zu hdren bekomme, die es noch wagt, mit der sirengen Einfachheit zu singen, wie Mad. Schechner-Wagen, die einzige und echte Repräsentantin der Gluckschen Heroinen in Europa? Was würde mehr überraschen und in Staunen seßen, a's auf der Jtaliänischen Blhne, wo bloßer Spektakel an der Stelle der wahren Größe und Geschrei an die Stelle der Leiden- schaft getreten ist, naiürlichen Gesang und leichte Modulationen, die echtes Gefühl ausdrücken, zu vernehmen? Wir werden es nie vergessen, daß wir Herrn Laporte, der, obgleich selbst kein Musiker, doch eine Art von Kunst-Instinkt besist, der fast eben so gut als gründliche Kenntniß isk, einige der bedeutendsten mu- sikalischen Genússe verdanken. Er hat einen neuen Maßstab für die Gesang - Virtuosität unter unser Publikum gebrachr, indem er uns nach „einander die Sontag, die Malibran, die Cinti, Donzelli und Lablache vorführte, und er hat damit der Kunst cinen großen Dienst geleistet, Aber noch mehr würde er sich die musikalische Weit verpflichten, wenn er uns eben so, wie er uns mit großen Künstlern bekannt gemacht, auch große Compo- fitionen zu hôren gäbe.‘

Mete derland e

Amsterdam, 14. April, Unsere Stadt hatte heute die Freude, Se. Majestät den König und die Mitglieder der Kdnigl. Familie in ihren Mauern zu begrüßen. Der Jubelruf der Volksmenge erscholl überall, wo sih die hohen Ankommenden blicfen ließen, Der König zeigte sich auf dem Balkon seines Palastes und wurde auch hier mit lebhaften Freuden-Bezeugun- gen empfangen.

Der Französische Geschäftsträger, Marquis d'Eyragues, der jeßt von Holland abwesend ist und von Herrn Drouin de l’Huis einstweilen vertreten wird, wird binnen Kurzem wieder im Haag erwartet.

Das Königl. Linienschiff „Zeeuw“/ wird, dem Vernehmen nach, einen Kreuzzug nach der Ostsee.unternehmen; der Prinz Friedrich Heinrich, dritter Sohn des Prinzen von Oranien, wird sich an Bord des genannten Fahrzeuges begeben, um die Fahrt nach jenen Gegenden mitzumachen.

Belgien.

Brüssel, 14, April. Der General Buzen is zum WMili- tair-Gouverneur von Brüssel ernannt worden.

Lord Durham wird erster Tage zu Brüssel erwartet.

. Nothomb is gestern mit einer besondern Mission für das Kabinet der Tuilerieen nach Paris abgereist.

Der Moniteur versichert, daß dasjenige, was der Cour- rier belge in Bezug auf die Abreise des Herrn Nothomb nach Paris erzähle, durchaus falsch sey.

Im Franc - Parleur liest man: „Endlich hat Hr. Ca- bet (der aus Frankreich geflüchtete Deputirte) ein Zeichen sei- nes Daseyns gegeben; um dem gastfreundlichen Belgien seine Dankbaétkeit zu bezeigen, beginnt er, in seinem Blatte den Kö- nig dieses Landes zu verleumden.‘‘

„Die Regierung‘, meldet der heutige Moniteur, „hat neuerdings in Bezug auf mehrere Fremde den Art. 7. des Ge- seßes vom 28. Vendemiaire des Jahres V1. zur Anwendung bringen lassen.‘

Der Herzog von Ursel und der Marquis d’Assche wer- den, wie man versichert, nah Holland reisen.

Hr, Sc)avaye, Major außer Dienst, ist diese Nacht “in sei- ner Wohnung kraft folgenden Befehles verhaftet worden: „Ge- neralstab. Jm Hauptquartier zu Brüssel, 12. April 1834, 41 Uhr Abends. Befehl. Kraft der: mir übertragenen Ge- walten fordere ich den Kommandanten der Gendarmerie-Compag- nie von Brabant auf, diese Nacht den Major außer Dienst, Schavaye, zu verhaften und ihn in einer Post-Chaise und unter Bedeckung eines Offiziers oder jedes Andern, wie er es für nd- thig halten wird, nah Löwen zu bringen, wo er ihn in die Hände des die erste Division der Beobachtungs-Armee komman- rennen Generals überliefern wird. Der Divisions-General 2c. Bure E Man bemerkt seit einigen Tagen auf dem kleinen Thurm Me t A Ch. de Brouckère bewohnten Münz-Hotels einen

elegraphen." /

Der hiesige Bürgermeister, Herr Roupve, hat die Jnsi- nuation des Belgischen Moniteurs, als ob die Brüsseler städti sche Behörde bei den Greuel-Scenen vom 6ten d. M. nicht ihre Schuldigkeit gethan habe, durch die vollständige Bekanntmachung aller von ihm. an die Militair-Behdörde hon am 5ten Abends und dann am 6ten Morgens erlassenen dringenden Aufforderun- gen zum bewaffneten Einschreiten der Truppen zu widerlegen esucht, /

f Das Gericht hat gestern Abends bei dem Buchdrucker, wel- cer im Verdachte stand, das in der Nacht vom 4ten zum 5ten d. M. vertheilte berüchtigte Fler gedruckt zu haben, einz Haussuchung veranstalten lassen. Da man davon wirklich noch

MAZ men. Heute früh wurden auch mehrere Leute arretirt, welche dieses Pamphlet verfaßt oder vertheilt haben sollen. Der ESe- richtshof seßt seine Untersuchung mit großer Thätigkeit fort.

In der Union lie man: „Man versichert uns, daß bei der, bei dem Wagen-Fabrikanten Tilmont verübten, Plünde- rung ver dem Laekener Thor ein Offizier, der ein Detaschement kommandirte, sih geweigert hat, den Befehlen eines Schöffen der Getneinde Molenbeck St. Jean, wozu das Haus des Hrn. Tilmont gehört, zu gehorchen. Ein Protoköll über diese Ver- weigerung eines geseßlich geforderten Dienstes mußte durch die- jen Beamten der Verwaltung aufgenoinmen werden, und wird wahrscheinlich der Gegenstand einer gerichtlichen Verfolgung ge- gen diesen Offizier seyn, der, indem er sich weigerte, die unter ihm stehenden Truppen einschreiten zu lassen, ein Vergehen sich zu Schulden kommen licß, das nach dem Artikel 234 des Straf- Gescbßbuches cine Gefängnißstrafe von 1 bis Z Mona- ten, mit Vorbehalt des gebührenden Schaden -Erfsaßzes, nach sich zieht.‘

Die auf 30,000 Fr. geschäßte Halskette der Frau v. Vin ist der Eigenthümerin zuröckge|tellt worden. Die ihrem Ge- mahl gehörende schône Statue, die man Canova zuschrieb, die aber unter dem Meißel eines andern Bildhauers hervorging, ist unver- sehrt unter dem Schutte gefunden worden.

Seit drei Tagen hat man zu Brüssel eine große Anzahl Druckschrifcen, eine Erklärung der Menschenrechte enthal- tend, verbreitet.

Die Behörde ist vorgestern benachrichtigt worden, daß man auf dem Barrikaden-Plaße an Menschen aus dem Pöbel Flin- ten- Patronen vertheilt habe, daß neue Unordnungs-, Plände- rungs- und Verwüstungs-Scçcenen, wo nicht am Abend des 12ten, doch in der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag, statt- haben, und die Anstifter dieser Unordnungen sich vor Allem nach dem Arresthause, dem Gefängniß der Petits- Carmes, begeben würden, um ihre Mitschuldigen zu befreien. Es sind da- her vorgestern allen Corps - Chefs Befehle gegeben wor- den, die Truppen unter den Waffen zu halten und zahlreiche Patrouillen nach allen Richtungen, und namentlich nach dem Ge- fángnisse hin, machen zu lassen. Die Bürger -Garde is ihrer- seits nicht unthätig geblieben ; eine große Anzahl Garden haben dem Aufruf entsprochen und verschiedene Posten besezt. Die Polizei ließ ebenfalls während der ganzen Nacht ihre Agenten die Runde machen; 800 Mann Truppen waren vor dem Stadt- hause, ungefähr 500 Mann auf dem kleinen Sablon aufgestellt ; der Posten am Gefängnisse war verdreifacht; kurz, alle Maßre- geln waren getroffen und strenge Befehle gegeben. Alles blieb vollkommen ruhig; keine cinzige Verhaftung hatte statt. „SUCti O14, Up Im-J ournal de Libge lest man! „Ein Gerúcht, dem wir keinen Glauben schenken, ist zu Lüttich im Umlauf. Gestern und heute Morgens sprach man von ei- nem Attentat gegen das Leben unseres Königs. Alles läßt uns glauben, daß die Thatsache ganz grundlos ist. Es bleibt uns zu wänschen übrig, daß dieses Gerücht nicht in strafbaren Absichten verbreitet worden jey.““

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 8. April. Hiesige Zeitungen enthalten Gerüchte von bevorstehenden Ministerial - Veränderungen. Nach einer derselben dürfce der Staats-Minister der Justiz, Graf Rosenblad, welcher 77 Jahre alt ist, abtreten und auf Pension geseßt werden; der Landes- Hauptmann Graf G. W. Hamilton wäre zu seinem Nachfolger ersehen. Andere sprechen von einem ganz umfassenden Personen- Wechsel und daß die Grafen Mdr- ner und Löwenhjelm abgehen würden, der Erstere als Landes- Hauptmann nach Nerike und der Andere als Gesandter nach Berlin. Auch Graf Lagerbjelke wäre gesonnen, nach dem Reichstage um seinen Abschied anzusuchen und die Verwaltung des Königl. Theaters zu Übernehinen. Der Staats-Secretair Sfkogman würde ebenfalls resigniren und die Präsidenten- Steile im Kommerz- Kollegium erhalten. Demnächst heißt es, daß Graf Brahe den Auftrag zum Vorschlage eines neuen Ka- binets erhalten dürfte.

Nachdem die Reichsstände den Anschlag für die fonst úb- lichen Abendtafeln auf dem Klub des Adelsstandes eingezogen, Di der Landmarschall verordnet, daß die Sezvirung an einem duffet jedenfalls fortwähren solle und zur Deckung der Kosten die Summe aufgeopfert, welche ihm monatlich (fo wie den an- dern Sprechern) bewilligt worden.

Das große Zoll: Comité hat in den Si6ungen der leßten Tage die Fragen über Beibehaltung des Einfuhr? Verbotes voi auslándischem Stangen-Eisen u. st. w. und des Ausfuhr-Verbotes von Roh - Eisen vorgenommen und sich für die Fortdauer dieses Verbotes entschieden.

D eut \ Glan d.

Hannover, 15. April. Von 1817 bis 1825 bestand eine provisorische Grundsteuer, die durch eine Reihe Verordnungen vom 22. Juli 1817 bestimmt war. Mit dem 1. Juli 1826 trat die neue Grundsteuer in Kraft. Frei von der Grundsteuer blie- ben die Königlichen und standesherrlichen Schlösser und Gärten, die Festungswerke, die zu einem öffentlichen Staats- oder Kom- munal-Zwecêe bestimmten, keinen reinen Ertrag gewährenden Grundstücke, die jeßzizen nicht erblich an dritte Personen verlie- henen Offizial-Grundstücke der Prediger und andern Kirchendiener, die jeßigen Kirchengüter, die Pfarr-Wittwenthümer, die jeßigen zur Dotation von Land-, Fleken- und Stadtschulen dienenden Grundstücke, so wie die sonstigen Besibungen der sonstigen dffentlichen Bildungs - Anstalten, sofern sie ausschließlich dem Unterrichte gewidmet sind. Unterworfen sind aber der Grundsteuer die Domainen und die Güter der Exemten. Die von dem Roh-Ertrage abzusezenden Wasserbau-Kosten sind im Ganzen zu 460,707 Rihir. ausgemittelt: nämlich für die Provinz Lüneburg zu 75,420 Rthlr., für Bremen und Verden zu 154,770 Rthlr., für Hadeln zu 23,980 KRthlr., sür Hoya zu 18,390 Rthlr., für Ostfriesland zu 194,510 Rthlr. Von dem reinen Ertrage des Grundes und Bodens werden nun 10? pCt. gefordert, um aus der Grundsteuer einen als erforderlich veran- schlagten Ertrag von 1,350,000 Rthlr. zu erhalten. Nach diesem Verhältniß wurde auch die Steuer auf die einzelnen Provinzen vertheilt, jedo dieser Quoten-Betrag schon 1839 verändert. Da man nämlich glaubte, daß die Gärten und das Ackerland im Ver- hältniß zu den Wiesen zu hoch besteuert scyen, so wurde vom 1. Juli 1830 an cin Zehntel der Grundsteuer von Gärten und Aker- land, im Ganzen 90,000 Rthlr., erlassen. Dadurch beträgt die jeßige Grundsteuer-Summe des Königreichs 1,260,000 Rrhlr., und zwar tragen davon 1) Kalenberg, Göttingen, Grubenhagen, Spiegelberg, das Eichsfeld, der Harz, Plesse und Hohnstein 266,306 Rthlr.; 2) Lüneburg und Lauenburg 272,582 Rthlr. ; 3) Hoya und Diepholz 101,246 Rthlr.; 4) Bremen, Verden und Hadeln 226,007 Rthle.; 5) Osnabrück, Lingen, Bentheim

Éx¿iaplare vorfand, so wurde der Buchdrucker sofort festzenom-

Rthlr.; 7) Ostfriesland 127,583 Rthlr. Jn Folge von lassenen Reclamationen sind dann noch etwa 60,000 Rthlr der ganzen Summe der Grundsteuer abgegangen, so daß selbe nur noch 1,200,000 Rthlr. beträgt. Verzleicht man neucre seit 1826 eingeführte Grundsteuer init der, dieser Zeit bestand, so ergiebt sich, daß die neuere um ety 118,000 Rthlr. geringer i. Die Soll-Einnahme der frube ren Grundsteuer belief sich nämlich mic Einschluß der dam L dazu gerechneten Hâäüsersteuer auf 1,295,003) Rthlr.; t Soll - Ertrag der neuen Grundsteuer betrug am 1. Juli 1829 1,350,000, oder rechnet man, der Vergleichung wegen, die Hai steurr hinzu, 1,403,000 Rihlr, Davon sind aber abzuziehen 15,000 Rthlr. für in einzelnen Landes: Theilen bestehende Abgaben 4 als einen der Grundsteuer ähnlichen Charakter tragend ‘8 neben der Grundsteuer bestehen konnten; ferner 60,000 Rhe welche den Exemren als Entschädigung bewilligt sind; fey Y 60,000. Rthlr. für Reclamationen, und zulezt 90,000 Rthly H das Zehntel, welches 1830 an der Garten- und Acker - G steuer erlassen wurde, zusammen 225,000 Rthlr. Es bleibt daher von der neuern Grundsteuer zur Vergleichung 1,173,000 Rihlr Wenn nun die Behufs dieser Vergleichung berechnete srüha, Grundsteuer 1,296,000 Nthlr. und die Behufs dieser Vergleichun, berechnete neue 1,178,000 Rehlr. bctrug, jo isk die neuere e ger um 118,000 Nthlr, Und sollten auch die 62,00 Rihir für Reclamationen später noch nachgefordert werden, selb dennoch acringer um 58,000 Rehlr.

Jm Jahre 1833 sind im Königreiche Hannover 54,3V Fiy der lebendig geboren, 6333 mchr als im Jahre 1832; es jatby 37,382 Menschen, 2424 weniger als im Jahre 1832; fotifiti wurden 35,071 Kinder, 3282 mehr als un Jahre 1832; und f pulirt 12,731 Paare, 540 mehr als im Jahre 1832. Der Uthy, {uß der Gebornen gegen die Gestorbenen betrug 17,00). Di Zahl der unehelichen Geburten verhielt sich zu der der ch eli ungefähr wie 1 zu 10. Unter den Gesorbcnen befanden id 158 Selbsimörder und 675 Verunglückce,

Uge Von die;

diese

welchz vor

__ M,

Hamburg, 7. April, Hiesige Blätter enthalten nag stehendes Schreiben aus St. Petersburg vom 5. Apris „Die Englische nnd Französische Presse scheint cin besonde Wohlgefallen daran zu finden, bei ihrer einmal an den Tag ge legten Meinung hinsichtlich der Orientalischen Frage hartnäti zu beharren, so wenig es ihr auch bisher gelingen sollte, sie du Thatsachen gerechtfertigt zu sehen. Die“ Uneigennükigkeit dy Russischen Politik ist den Journalisten dieser beiden Länder ein Problem, das sie weder zu fassen noch zu begreifen vern:doth und da fie überdem im Widerspruch mit ihren so oft und so be stimmt ausgesprochenen Ahnungen und Voraussetzungen stehen \cheint es ihnen am bequemsten, sie unbedingt zu bezweifeln odtt doh wenigstens in ihren eigent!ichen Motiven zu verdächtigen obwohl die Ereignisse der leßteren Zeit mehr wie zut Genüge erwiesen haben, wie wenig ihnen die Gabe di Hellsehens verliehen sey. Andererseits geben sie vor, der un längst zwischen Rußland und der Pforte abgeschlossene Vertraz sey eine Folge der diplomatischea Jnrervention Frankreichs und Englands, und mehr oder weniger durch die energische Spra hervorgerufen worden, welche diese beiden Mächte gegen das St, Petersburger Kabinet geführt hätten. Ohne darauf Anspru zu machen, in die Geheunnisse der Diplomatlik eingeweiht zul seyn, glauben wir unsererseits die Ansicht aussprechen zu können daß eine drohende Sprache, wenn sie gegen Rußland ge füh worden wäre, dem Ab\¡chlusse des besagten Vertrags cher hindu [ici als förderlich gewesen seyn dürfte. Diese Ansicht ütt sich bei unt auf die Kenntniß, die wir von dem Charakter uns\res Kaijers und den Geiste seiner Regierung haben, die weder Phrasen machr, nod auf Phrasen besondere Rücksichten zu nehmen für nöthig erachtet, Der le6te Vertrag steht, wie Jeder. leicht einschen kann, auth nicht im mindesten Zusammenhang mit den Bunkten des frúha abgeschlossenen Vertrags, die zu den Protestationen und Krieg Rüstungen Veranlassung gaben, deren weiterer Erfolg welthu kannt ist. Die Sripulationen desselben beziehen sich auf dw Friedens\{luß in Adrianopel, von dem wir glauben, daß sein Rechtsgültigkeit von Niemanden angefochten werden dürfte, Obwohl das Journal des Débats cine Elezie darúber ar stimmt, daß die schwache Pforte von dem mächtigen Ruß land in ihrer Existenz beschüzt werde, so scheint es doch vor dit Hand dabei sein Bewenden haden zu müssen, Vielleicht bringt uns die Zukunft eine Cpoche, in der es naturgemäß seyn wird, daß det Mächtige die Protection des Schwächern in Anspruch nehme, bis dahin aber wird das Journal des Débars noch mehr ali ein Mal Gelegenheit finden, die Unfehlbarkeit seiner Logik it gerechten Zweifel gestellt zu sehen. Die Times läßt sich aus Konstantinopel melden, die Türkische Nation und der Sultay Mahmud wünschten nichts sehnlicher, als die Maske abwerfe und sih von der Russischen Allianz lossagen zu können; wit sind weit davon entfernt, der Türkischen Nation und dem Sul tan dieses Recht absprechen zu wollen, glauben aber, daß, troh aller Insinuationen, die in dieser Hinsicht stattfinden dürften der Sultan und die Türkische Nation sich für überzeugt halten werden, daß 8 Viel erpuenlet ur fie sch, init Rußland in Freundschast zu leben, als ihm feindlich entgegel: zutreten.“ : e

Dresden, 15. April. Die erste Kammer beschäftigte sich in ihrer Sizung vom 9ten d. mit der Begutachtung mehre rer an sie eingegangenen Bittschriften, unter Anderem einer Pt tition wegen angeblicher Verfälschungen des Bieres, Weines und Branntweins. Der Petent hatte nachdrücklich hervorgehoben, wie sowohl Bier als Branntwein in Sachsen absichtlich verfälscht würden, und man sich dabei nicht allein narkotischer, sondern #0 gar bekannte Giftstoffe enthaltender Mittel bediene, weshalb et darauf antrug, daß von der Staats-Regierung eine gesebliche Vorsthrift Über die Bereitung des Bieres bekannt gemacht, und dabei aussch{ließlich nur auf Malz, Hopfen und Wasser hingewiesen, zugleich die von dem Bier zu entrichtendè Accise nicht weiter erhoben, die Tranksteuer vermindert, der Bierzwang ganz aufgehoben werde, und Überdies zur Ermuuterung fär Anbau des Hopfens innerhalb des Königreichs Sachsen und zum Emporbringen der inländischen Bierbrauereien besondere Prämien ausgeseßt würden. Mit den beiden leßteren Anträgen erklärte sich, auch die Deputation cit? verstanden und Se. Königl. Hoheit Prinz Johann bemerkte: Es sey nicht zu leugnen, daß die bis jer zur Steuerung der Verfälschungen des Biers getroffenen Maßregeln sehr wenig gefruchret hätten, und daß jenen durch Einführung einer stren- gen polizeilichen Kontrolle vorgebeugt werden müsse, weshalb er dafür stimme, den vorliegenden Gegenstand der dritten Deputa- tion zur weiteren Begutachtung und zur Eröffnung zweckdien- licher Vorschläge zu übergeben. Dieser Antrag wurde angenom- men. Die Kammer ging hierauf zur Berathung des Gesch! Entwurfes wegen Befreiung von indirekten Abgaben oder des:

und Aremberg-Meppen 127,986 Rthlr,; 6) Hildesheim 138,867

halb zu gewährenden Entschädigungen über,

|# Haltpunkc auf den

Ansbach, 15. April. Herr Dr. Heidenreich hat nunmehr [ Gráfe und Walter

n dein von | pirurgie Bd. XX1 Heft 2

) i i ¡par H s‘ abdrucken las: eit und Leichen-Oeffnung Kaspar Hausers“ a en la] B E Sena hat die ärztliche Untersuchung ergeben , daß die

ende auf vi er fach e We

“% von der Art gewesen se E bloß ein Betrug, Be spreche |

ord a der

fannt sey

er irgendwo ctwas 1 G mitgetheilten Sections

aus: dingniß) verhältnißmäßig kl

(tion zugegen geivesenen Aerzten,

angeführten Erfahrungs -

Hausers frühere Einkerkerung in einem dumpfen Loche und Er-

nihrung durch Pflanzenkost Gehirns gefundenen Ztirn 3 erge F Knochen, der weit hin

¡rahaur, die Kleinheit des Gehirns im Allgemeinen, die rela- | ny geringe Masse des großen und bedeutende Größe des fleinen

| Hirné, die der Zahl nach

} dieren und grôberen Windungen an der

* 7indere Hervortreten einzelner U 11 amentlic E I M etn Gehirn), so wie endlich einige Eigenthömlichkeiten

Ï der Schádel- Basis, auf ei | physiichen Hirnbildung , au | Fhärigkeit und geistigem Le

/ n ( ‘0 * Untersuc des Gehirns, als Ì denreich sowohl während dev Untersuchung d irns, a : LNAd er seinen Bericht niederschrieb, das Wort „„thierähnliche zu unterdrücken vermochte.

Bildung“ nicht

Speier, 11. April.

| gende Auszúge aus dem Abschiede für den

* Freises Úber dessen Verhand 6, Juli 1833 mit: | Kir den Landrath in her die am 27.

T he, der Wirksamkeit der zuständigen Behörde vorgreifend, den Sha- | aßter Meinyng und eine förmiiche Anklage gegen Civil-

" rakter vorges,

und Militair-Beamten an sich trägt. i Heharrlichkeit befiagen, womit eine nun flar zu Tage getretene

H Partei den Frieden und die Wohlfahrt des hóne Land zu einen

| her Unternehmungen zu | aber zweifeln, daß die

N Untersuchung einen |! © Virkens gegen die eigene!

N je inni ere Zufriedenhcit über Î je inniger Unjere Zufriedenheit 1 | idi F war, welche die unermeßliche Mehrheit der Kreisbewoh- rneuerten Versuchen des Jahres 1333 entgegengestellt

É tung ner den e

E hat, um so mehr mußte uns die, mit der

sandrá

N Einklang stehende, wahre

Ï befremden, dessen

I tein Geheimniß seyn konnte. Ï der Antrag zu Abordnung ciner Spe- | zial Kommission, aljo zu einer Mazregel auffallen, welche die

P Betheiligten ihren ordentli Ì Wege der einfachen N qebuna, ein neues, deri E und Wir sehen Uns zu

P gar verpflichtet.“

* Presse und Censur hat die geseßlichen Schranken in keiner Be- Wir mússen dies um so mehr voraus}ezen,

als Beschwerden von Betheiligten weder auf dem durch §. 7 Nr. 11 der Staatsraths-Jnstruction, noch auf dem dur §. 9 der dritten Verfassungs: Beilage E Wege an uns gelangt sind.

ziehung überschritten.

Menn übrigens auch das

gebt worden wäre,

F seßte Angrisse b Ì Ordnung zu lôsen,

# Der Schluß lautet: * mit beschiedenen Verhandl Ï regen Eifer der genommen und S gethan. München, den

i C

D Berlin, 19, April.

t

Militair - Wochenblattes publicirt S Veränderungen in der Armee: v. Ober Lom- T mandeur des 5ten Jnfanterie-Regiments , zum Cominandeur der

È 13ten Landwehr - Brigade ; I Adjutant, zum Obersten u 7 Graf Hoym, Ï Prinzen Karl K Ï Küras\sier- Regiment aggr Generalstabe, zum Chef © Corps ; v. Felden, Major heaters. Die Königliche

neuesten Amtsblatte in Erinnerung, n | . Schenkungen und legtwillige Zuwendungen an

13. Mai v. J

dfentliche Anjtalten oder

| selben der vorgesezten Behörde angezeigt werden mússen, daß es aber ciner landesherrlichen Genehmigung zu deren Annahme nur

in dem Fall bedarf, wenn beträgt, außerdem aber,

ten Z vecfe gewidmet, ode oder Corporation etwas 3

Wie fehr si" d thätigen Zwecke der Spar auch in Erfurt. Nach

Ì figen Sparkasse für das Jahr 1833 beträgt die Gesammt- Ein,

lage 159,851 Rthlr. 21 Sgr. unter besondern Nummern ausgestellten Spar - Kassen - Büchern,

und angelegt in den ver\ lage besteht nämlich in 6

- Htiat worden, ganz unstatthaft erscheine. Gegen den Selbst- heabsichtig fer nächst dem, was über Hausers Charafter be- Umstand, daß sich H. z igen Mord-Werkzeuges habe bringen fônnen, ohne daß fich dar- ; ermitteln lasse.

Die auffallenden Erscheinungen an der großen und hyper- trophischen Leber und an der (nach richtiger physiologischer

Momente : u etwas niedergedrückter Schädel,

1) Nicht ohne seinein befonderen l Mai v. J. stattgehabten Ereignisse niederlegen, wel-

der F 1d Rheinkrcises zu erschüttern, und diejes S-chauplaze ehrsúchtiger

neuen

Verordnung in die Rhein: Bayersche Gesclz- erselben fremdes, Verfahren einführen wärde, dessen Ablehnung im Zuteresse der Hei- lighaltung der dortigen Geseke nicht nur veranlaßt, sondern j0o-

so könnie die Ursache davon nur in den raft- \ojen Versuchen einer Partei gesucht werden, deren stets fortge- bekanntermaßen dahin abzweccken, und dem Despotismus der Trümmern alles positiven Rechtes, alles Wohl[- standes und aller M geistigen Kultur zu gewinnen.“ 1B

Versammlung in : i : bleiben dem Landrathe mit Königl. Gnade bei

28. Febr. 1834.

Major, zum ersten persönlichen Adjutanten des dnigl. Hoheit, und bleibt derselbe dem Garde-

Regierung zu Erfurt bringt in ihrem

ohne Unterschied des Betrages, wenn dadurch eine neue dffentliche Anstalt gestiftet, oder einer vorhan- denen Anstalt etwas zu einem andern, als dem bereits genehmig-

herausgegebenen Journal für ) seine „Geschichte der Verwundung,

ise tödtlich und mithin gleich anfäng- y, daß die Vermuthung, als ob da- hufs der Erregung von Theilnahme,

nicht in den Besi6 des nd-

Als faktisches Ergebniß - Befundes stellt sich Folgendes her- Be- einen Lunge zeugten vor den bei der im Original

aus den bestimmt fúr

Gründen, eben 9 als die bei der Untersuchung des ein vom Scheitel gegen die die ziemliche Dicke einragende Sichelfortjaz der harten

wenigeren, aber dem Ansehen nach Oberfläche, das be- Massen im Junnern (namentlich

nen so unentwickelten Zustand seiner intelleftueller

s Mangel an früherer int ; daz Dr. Hei-

bensreize 1c. hinweisen,

Die hiesige Zeitung theilt fol- Landrath des Rhein- den Sißzungen vom 1. bis lebhaftes Bedauern sahen Protokolle ein Urtheil

lungen in

Niemand kann mehr als Wir die

Familien, die Ruhe der Gemeinden und verbrecheri- gestalten strebie. Je weniger Wir Ergebnisse der beinahe geschlossenen Beweis dieses rastlos feindseligen 1 Mitbürger darbieten werden, und die treue würdige Hal-

Aktenlage nicht im thliche Schilderung cines Vorfalles Veranlassung auch dem Landrathe Insbesondere aber mußte Uns appellationsgerichtlichen Spe-

chen Richtern entziehen, Und auf dem

5) „Der Vollzug der Gesetze úber

esefz in der vollsten Ausdehnung gus-

alle Bande der Theoricen einen

haben übrigens auch aus den hicr- ungen mit besonderer Zufriedenheit den Erfüllung ihres Berufes wahr-

Ludwig.“

1.0 D,

Das heute erschienene Stück des die nachsichenden Personal- Drygalsky, Oberst und Com-

Graf Hülsen , Oberst - Lieutenant und nd Kommandanten von Weichselmünde;

egirt; v. Staff, Major vom großen des Generalstabes beim 6ten Armee- von demselben, zum Chef eines Kriegs-

daß nach dem Geseße vom

Corporationen von den Vorstehern der-

die Zuwendung mehr „als 1010 Rthlr.

r einer auswärtigen dentlichen Anstalt ugewendet werden soil, ie allgemeine Meinung mit dem wohl- „Kassen vertraut gemacht hat, zeigt sich dem jelzt vorliegenden Abschluß der da-

6 Pf., eingetragen in 1918 Stück

chiedensten Raten. Die geringste Ein-

AAS

von 864 Rthlr. 16 Sgr. 11 Pf. erreicht. Fm zweiten Semester j 1833 sind an fällig gewordenen Zinsen 2724 Rthlr. 20 Sgr. 5 Pf. unerhoben geblieben und treten nunmehr der Kapital-Ein- lage wieder zu. Die Benußung des eingelegten Kapitals wird durch eine zugleich errichtete Leih-Anstalt erleichtert. Beide Jn- stitute vereinigt, helfen einem gefühlten Bedürfnisse ab und zei- gen das Zweckmäßige ihrer Errichtung durch die von ihnen ge- lieferten Resultate.

Zu der besonderen Stiftung sür arme verwaiste und verwahrloste Kinder, welche zu Wittenberg am 6. Mai 1831 bei Gelegenheit des Amts: Jubiläums des nun verstorbenen Ge- neral Superintendenten Dr. Nich begründet wurde, haben des- sen Erben neuerlich cin Geschenk von 209 Rthlrn. in Staats- Schuldscheinen gegeben.

Der vormalige nun verstorbene Kämmerer, Stadtrath Willweber zu Halle, hat der dasigen Stadt 300 Rthlr. für die Armen-Schulen und 200 Rihlr. der Orts-Armen- Kasse vermacht. Am Palm-Sonntage fand-in Großtreben (Reg. Bez. Merseburg) die Confirmation der ersten Waisen statt, die durch die Cholera vor zwei Jahren ihre Ernährer verloren haben. Durch die Gnade Sr. Majestät dez Königs und durch die Mildthätigkeit des Publikums war man nicht allein in den Stand gesekzt, den damaligen größeren Nothstand zu lindern, sondern konnte auch durch die verbliebenen Summen auf die spätere Zukunft dieser Waisen einwirken, und entwarf daher ein Statut, nach welchem an ge- dachtem Tage jedes konfirmirte Kind cine Bibel, ein Gesangbuch und seinen Antheil von resp. 15 und 12 Rthlr. erhielt.

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Gretry sagt an einer Stelle sciner Versuche über die Musik (T, 97): „Was man gewdhnlicy Musik nenät, wird alle zehn bis funfzehn Fahre zum bloßen Spielwerk der Mode. Sängerinnen, mix vorzüglichen Eigenschaften begabt, Komponislen, die sich vom gewdhnlichen Wege entfernen oder Narrensprünge versuchen, wo- durch die nah Neuigkeiten begierige Menge aufgeweckt wird; endz lich Kadenzen und Rouladen ( gewissen Sängern so lieb und be- quem, aber fast immer dem Ausdrucke s{hädlih); ali’ dieser mu- sikalische Lux13 entsteht und vergeht binnen nicht gar langer Zeit, ohne daß Veränderungen solcher Arc irgend eine erhebliche Umwäl- zung und Umgestaltung für die wahre Kunst in sich schließen, oder beroicken.‘/

So wie es nun aber Leute giebt, welche, wie wir bereits rüg- ten (Staats-Zeitung Nr. 91), in der Kunsi kein wahrhaft Unver- ängliches, immerdar Schdnes anerkenuen, sondern Alles zu gleicher Nichtigkeit herabwürdigen und verslüchtigen mbchten, so giebt es andererseits nicht wenige Musifliebhaber, welche in übereiligem Ei- fer die Erzeugnisse des leßten Tages iedesmal als den höchsten Triumph und Gipfel aller musikalischen Bestrebungen bezeichnen. Sie wollen nicht (mit Gretry ) anerêöennen, daß ihre oberfiächliche Begeisterung sich noch außerhalb alles wahren Kunstgefühls und aller echten Erkenntniß umhertreivt und lediglich auf das Vergäng- liche richtet. Kaum aber haben diese falschen Enthuffasten irgend cinen angeblichen Meister aüer Meister auf den Altar gescßt und iom LWeihrauch gestreut , so k-äht irgendwo ein neuer musikalischer Hahn, und augenblicks verlengnuen fie den noch so eben Angebeteten und werfen ihn in den Winkel, um den neuen Bel zu, oder aus Bahel, an seine St:lle zu seßen. Und so, mit oder ohne Grazie, in infinitum.

Dieser rasche Wechsel von Bewunderung und Gleichgültigkeit, dieses Steigen und Verschwinden hochgerühmter Namen, dietet einerseits bequemen Stof zu Scherz und Spott, andererse:ts aber auch zu ernsten und wehmüthigen Betrachtungen. Wie das Leben der meisten Mensczen, ganz natörlich und unverschuldet, nur das (Gewdbhnliche umfa?t und sich daran erschbpft, so meislens auch ihre Kunstvetcachtung und Kunsiübung. Wenige auf E-deu sind beru- fen, ein tutensiveres Dascyn zu führen und als Künstler, Gelehrte, Feldherren , Staatsmänner u. \. w. Fahrhunderten, als Vorbilder und Leitsterne zu dienen. Streven aber soll man mit allen Kräften des Geisies und Herzens, wenigstens in die Nähe dieser Chorsührer der Menschheit zu fommen; man soll aus seiner bescheidenen Tiefe zu ihnen hinanfblicken, und durch Anerkenntniß und Liebe fremder Grôße, scin eigenes geringes Daseyn heiligen. Nur der iaugt gar nichts, welcher überall der Ersie zu seyn wähnt, oder Alles üver einen todten Leisten schlagen wil.

Der kleinste Gegenstand, dem Auge ganz nahe gerückt, erscheint unermeßlich groß und es ist nicht so ieicht zu wissen, ob er bloß durch seinen zeitlichen Standpunft dafär gilt, oder wahrhaft alles Nahe und Ferne überragt Ers in weiter Entfernung von Rom, wenn alle andere Kupveln schon dem Auge enisciwinden, erkennt man, welch" ein Riesexbau die Peterskirche is; ers beim Sonnen-Untergange sicht man vom Rigi, wie die kleinen Berge schon in tiefer Nacht liegen, vährend die Jungfrau und ihre Genossinnen noch immer in rosen- rothem Feuer glühen. Die geschichtliche und philosophische Kri- tik is das Fernrohr, wodurch in Kun und Wissenschaft der rechte Standpunkt und der Blick geschärft wird; das ?iuge dec Begeiste- rung muß aber jeder mitbringen, son hilft alles Neden und Schrei ben zu nichts. e :

Es ift unndthig, mit unseren historisch - kritischen Andeutungen hinsichtlich der Oper über Lully hinaufzugehen. Er ward 1633 zu Florenz geboren, kam aber schon im zwdlften Fahre nach Paris, und arbeitete sich von der Stelle eines unbedeutenden Kücheniungen empor bis zu den hôchiten Würden und dem gröften Einflusse, dea ein Künstler nur erwerben kann Wie Corneille und Racine in ihrer Art, #9 herrschte er zur Zeit Ludwigs X1V. und noch lange nachher in dex Französisch - mustkalischen Welt. Ja, seine Oper ward dergestalt begünstigt, daß kein anderes Theater mehr als zwei Sänger und sechs Getge® halten durfte, und' fremde Musiker ganz hinweggewiesen wurden *) Gutenthcils in Folge solcher Mo- nopole hinterließ Lully (wohl cin cinziger Fall in der musikalischen Kunstgeschichte), anderer Dinge nicht zu gedenken, 37,000 Louis- d'or in bzgrem Gelde. *)

Zivei der berühmtesten Opern Lully'?, welche vor uns liegen, Atys und Armide, reichen hin, einige allgemeine Bemerkungen darau zu knüpjen. . Die Ouvertüren erscheinen uicht sowohl feier- lich und einsach, als steif und leer; auch wird ein Versuch, in den Figuren einige Nachghmungei1 anzubringen, sogleich wieder aufge- geben. Ulle Recitative stnd in strengem, obwohl dôfter abwechseln- dem Takte geschrieben. Nicht bloß für diese, sondern anch für die sogenannten ärien und Chdre, gilt es als Regel (von welcher in der ganzen Oper nur ein Paar Ausnahmen eintceten), daß zu jeder Silbe nur eine Note kommt, also die Musif gerade so viel Noten, als der Text Silben enthält. Obgleich sich nun natürlich hdhere und tiefere, kürzere und längere Noten vorfinden, erhebt sich doch die Mullf nicht Über eine rhetorisch - fyllabische Declamation, und leidet an cinec hd exrmüdenden Gleichföemigfkeit. Fa, diese ver- schwindet nicht einmal in Duetten 1nd Chôren, weil auch da in alen Stimmen eine durchaus gleichartige Notirung vorherrscht, und nirgends verschiedene Bewegungen oder Themata, eintreten. Von Charáakterisicung der Personcn, so fern sie gleichzeitig siugen,

kann also gar nicht die Rede seyn

Als Nameau (geboren 16 3, gestorben 1754) mit seinen Opern

denen Lully's entgegentkrat, klagten dic Anhänger des Lehteren, daß seine {due Einfachheit und Natur ve-loren gehe und das Ohr durch eine allzu vecwickelte Harmonte Úbertäubt werde. Ma- meau?s Verehrer behaupteten hingegen, dessen tiefcre und issen-

schaftliche Einsicht in das Wesen der Musik hahe ju sehr er- heblichen Fortschritten geführt, und an die Stelle der langweiligen Armuth Lully’s sey ächter Reichthum getreten. Bevor jedoch dieser Kampf der Parteien zu Ende geführt war, mußten sich beide gleich- mäßig wider Rousseau vertheidigen, welcher der ganzen Französischen ee ja der Musik als Kunst Úberhaupt, den Krieg erklärte. Seine Anklagen und Grundsäße sind im Wesentlichen folgende : Statt {dner Musik bdren wir jeßt nur gelehrte und schwierige Musik. Unter dem Vorwande, das Fade zu verscheuchen, erhbht man bloß die Verwirrung und glaubt Musit zu machen, wenn man nichts als Lärm macht. Wo die Leute Noten schn, glauben sie Ges sang zu finden, und doch bietet man ihnen nur Lärm und weiter nichts, voces praetereaque uihil. NRachahmungen, Fugen, Canons, mehrface Themata, ineinander reifende Stimmen u. dgl. sind ganz willkürliche, unbrauchbare rfindungen. Diese geräuschvollen Dummheiten, welche das Ohr nicht aussehen und die Vernunft nicht rechtfertigen kann , siammen aus den Zeiten der Barbarei und des \hlechten Geschmackes, und bestehen (wie unsere Gothischen Kir- chen) nur noch zur Schande derjenigen, welche die Geduld ge=- habt haben, se einzuführen und aufzurichten. Auch das Duett und alle mehrstimmige Musik, ist abgeschmackt und der Natur uwider: denn mehrere Personen sollen so wenig zu gleicher Zeit ingen, als zu gleicher Zeit reden. Am unschicklichsien und thdricht- fien erscheinen endlich diese AuswÜüchse in eîner tragischen Oper, woo ja nur woblerzogene Personen auftreten. Die zweite soll erst anfan- gen zu singen, wenn die erste aufgehört hat; oder bdchstens mog man die zweite Stimme (nach der preiswürdigen Weise der Jtaliäs ner) im Einklange, oder in Terzen und Sexten neben einander her- laufen lassen. Die Melodie is die einzige Grundlage, der einzige Inhalt aller Musik, und wird lediglich durch das Taktmaß be- immt. Die Harmonie hat hiermit nichts zu thun; sie ist leer, Un- fruchtbar, wirkungslos und kann wohl Uebelfeiten aber feine Let- denschasten erregen. Der Himmel bewahre unsere Ohren vor aller Musik, welche aus der Harmonie hervorgeht. Nur die Jtaliäner fennen wahre Musik, wogegen dic Franzosen (besonders die aus Rameaus Schule) nur Lärm machen, ohne alle Wirfung. Ueber= dies zeigt ch die Franzdsische Sprache ganz untauglich zur Musik. Dcm Allen widersprehend behauptete Rameau, die Harmonie sey die einzige Grundlage der Tonkunst, und alle große Wirkungen der Melodie gingen aus jener hervor. Eine vereinzelte Melodie klinge fade und werde ermüdend, bis ihr durch Bezugnahme auf die Harmonie und unter Mitwirfung derselben, ers Charakter und Be- deutung gegeben werde. Fede Melodie músse sich mit den Regeln der Harmonie vertragen; ja sie habe darin thren Prüfstein und \0- bald sich eine nicht darauf zurückführen lasse, sey sie unnatürlich, unfünstlerish und verwerflich. : | Ohne Zweifel gehdren Harmonie und Melodie \o nothwendig und untrennlicch zusammen, wie Zeichnung und Farben in der Malerei, und wer mlt einem von beiden auszufkommen glaubt , oder sich gar auf seine halbirte Begeisterung für die eine oder die andere Hälfte etwas zu Gute thut, if in der Jrre. Ja mchr als fast bei irgend et- Rer Tai Kunst, läßt sh bei der Musik die wissenschaftliche Grunds lage mit sireng mathematisher Schärfe entwickeln und erweisen, daß die vielitimmige Musik, mit allen ihren Kunst-Formen, wezent» lich in der Ratur begründet und nicht, (wie Roussegu behauptet) cin widerwärtiger barbarischer Einfall sey. Doch dürfen sich die roßen Tonkünsiler úber den Franzdsischen Sophisten nicht mehr be- flagen als die Baumeister, da er ja Werke wie den Straßburger Münstec, ein schandbarcs Ueberbleibsel der Barbarei zu nennen wagk. So wie Rousseau an aller Organisation und hdheren Ausbil- dung des Staats cinen Anstoß nahm und dessen Aufldsung an- empfahl, damit die Menschen zu ihrer angeblich ursprünglichen Ratur zurückkehren und mit den Thieren in den Wäldern umher- laufen kdnnten; so war er auf dem Wege, mit gleichem Wahnsinn die gesammte Kunst zu Grunde zu richten um zuleßt sein Lied von drei Noten als Triumph einfacher Natur an die Leute zu bringen. Gewiß gerieth, unter seiner Mitwirkung, dte langweilige Franzd- sische Psalmodie mit der oberflächlichen Ftaliänischen Beweglich keit in langè Kämpfe, wobei gleich fehr zu fürchten war, daß eitie die- ser Parteien vdUig obstegen, oder beide in gleiche Erschbpfung hinab

sinken würden. i :

Da geschah, was Niemand vorhersah oder ahnete: ein Meister trat auf, dessen Werke mit unverivüstlicher Kraft und Schönheit sich Bahn brachen und das oben von Gretry verkündete Schicksal nicht zu befürchten haben. Wie Händel und Sebastian Bach nach scheinbarem Hinsterben zu frischem Leben emporblühen und die edel- sen Gemüther von Neuem begeisteen, wird guch Gluck wie ein Fels der echten Kunst noch datiehen, wenn sich ali" die Gewässer musikalischer Súndfluthen verlaufen haben. Gestern vor 60 Fahren, den 19ten April 1774, ward in Paris zum erstenmale Jphigenia in Aulis gegeben! Dieser Geburtstag einer ganz neuen, durch= greifenden Kunstrichtung hâtte nicht ungefciert vorübergehen sollen.

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Meteorologische Beobachtung,

Morgens | Nachmitt. | Abends |} Nach eitmaliger 6 Uhr. | 2 Uhr. | 10 Uhr. } Beovachtung.

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1534. | 18. April. |

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Lustdrud.. [340 6 0 "Par./340,6 9 Par.|349 7 2 “Var Quellwärme 6,0 ® R. Luftwärme |4+ 3/8 ® R.|+412,7 ® R.|+ 6/8" Nkeiuswärme 6,7 ® Thauvunkt |+ 1/9 ® R.|+ 2,0 ° R.|+ 2,4 R. Flußwärme 6,7 ® R. Dunsisâttg.| 85 pCt. 42 pCt. 0 yCt. E 4,7 ° R. Weiter... halbheiter. | halbheiter. | halbheiter. eda A, Sid DED, | S DEN E E Ln Wolkenzug | OSO. Niederschlag 0).

Berlinæw Börwus«. Den 19. April 1834. Amtl. Fonde- und Geld- Cours-Zettel. (Prezfs. Cour. Zi Brief. \Geld.4 |Z#|ftrief Geld. 991 | 98f Grosshz. Vos. do' 4 [1021 1033 JTOstpr. Pfandbr. [103 lP’oum. do, 93§ FKur- u. Neum. do. Sechlezische do

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