1834 / 121 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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R r Ri Bi Citi a3:

F Ï y f J 4 H 4 H :

Eil nech Oldhom in Bewegung zu seten, brach er auf und legte den Marsch bis Oldham, eine Strecke von 9 Englischen Meilen, in kaum zwei Stunden zurück. Hier angekommen, be- aaben sih die vom Marsch ermüdeten Soldaten in eine Schenk- stube und fanden dort eine Person von anständigem Aeußern, die sie zum Trinken aufforderte und ihnen eine Handvoll Geld- stúcke anbot. Außerdem sollen in Oldham noch mehrere Versu- che gemacht worden seyn, die Soldaten mit Geld zu gewinnen.“

Das Geschworenen - Gericht zu Oldham hat die beiden Ar- beiter Jsherwood und Donnely, welche von der Fabrik des Herrn Thompson aus einen anderen Arbeiter, Namens Bent- ley, der zu dem Handwerker - Verein gehörte, erschossen, des unabsichtlichen Todtschlags schuldig befunden. Während der Si6ung der Jury waren die Straßen von Oldham mit Men- shenmasscn angefüllt und das Militair unter die Waffen ge- treten. Am Dienstag verklagte ein Schmied, Namens Robert Ste- vens, einen Jrländer, John Harrigan, bei der Polizei, weil dieser ém, da er an der Prozession der Handwerker - Vereine den Tag vorher nicht hatte Theil nehmen wollen, mit Thätlich- feiten zu Leibe gegangen war. Stevens sagte, er sey Mitglied der Vereine, aber er habe cine starke Familie und deshalb sey cer am Montage lieber an seine Arbeit gegangen, statt sich der Prozession anzuschließen. Als er nun am andern Tage früh wieder in dfe Werkstatt seines Brodherrn sich begeben, hätten ihm John Harrigan und Andere, die dort arbeiteten, mit Dro- hungen zugesezt, weil er am Montage gearbeitet; er hätte je- doch seine Arbeit ruhig bis 8 Uhr forrgeseßt, dann sey er früß- cken gegangen, und auf dem Rückwege hätten ihm Harrigan und 6 seiner Kameraden aufgepaßt, ihn bei den Armen gepackt und geschworen, sie wollten ihn auffnüpfen; schon hätten sie an- gefangen, ihn mit Stricken festzubinden, da sey er durch eine Krafr: Anstrengung ihnen entwischt und nach Hause gelangt. Der Angeklagte wurde zu einer Geldbuße von 5 Pfund oder, wenn er diese nicht zahlen könne, zu zweimonatlicher Zuchthaus-Strafe verurtheilt.

Sa Globe stellt in Bezug auf die leßten Beschlüsse der Brüsseler Regierung einige Betrachtungen an, in denen er jeine oft schon bei anderen Veranlassungen ausgesprochene Vermitte- luncs-Lehre wiederholt. Die Verweisung mehrerer Journalisten und Briefikeller aus Brüssel, heißt es unter Anderem, könne man in Ansehung ihrer oft bethätigten Lügenhaftigkeit ganz wohl recht- fertigen; und es sey anzunehn:en, daß andererseits auch noch be- stimmte Thatsachen und ein offenbarer Zusammenhang der Ver- urtheilten mir den Brüsseler Unruhen dieser Maßregel des Mi- nisteriums zum Grunde lägen. Hoffentlich werde dasselbe zu seiner Zeit die Motive dieser Verweisung publiciren. Die Ruhe Curopa’s kônne von solchen Schreiern zwar nicht abhängen, al- lein ihr Zusammenhang mit den aufwieglerischen Zeitungs-Schrei- bern in Paris und London sey immer ein Gegenstand, der die Aufwerkjamkeit der Regierung dieser drei Länder erheischt.

Es sid frúher einige Details über die Revolution gegeben worden, die in dem Staate Sindiah, dem leßten unabhängi- aen Gouvernement im Jnnern der Ostindischen Halbinsel, aus- gebrochen ist. Sie war durchaus militairisch, indem die Wittwe des leßten im Jahre 1817 verstorbenen Sindiah ihre Ar- mee durch Zurückhaltung des Soldes und andere ungerechte und unpolitische Maßregeln mißvergnügt gemacht hatte. Die Truppen seßten ihren Adoptiv - Sohn auf den Thron, und wie zu erwarten war, wurde er in wenigen Tagen der Spiel- ball ciner siegreichen und gierigen L Der Radschah fiel unter die absolure Direction eines Korporals eines der Garde- Regimenter, Hakim Singh, der die Minister in Ge- genwart des Sindiah verhaftete, und der Radschah und sein mi- sitairischer Aufseher intriguirten beide bei den verschiedenen Ar- mee-Corps; es erfolgte ein Treffen in den Straßen von Gwa- lior zwischen der Garde und der Artillerie und den übrigen

Fegimentern, am Ende ging die Artillerie zu den übrigen Trup- pen mit 400 Kanonen über, und die vier Regimenter, welche allein geblieben waren, lôFen sih auf. Aber die Regierung ist nur aus den Händen einer militairischen Partei in die einer anderen gefallen, und die gänzliche Aufld\sung des Staats und seine Unterwersung unter die Ober - Aufsicht der Compagnie ist feinem Zweifel unterworfen. Die Engländer haben Truppen von Agra an die Gränze geschickt, um alle Corps, welche die Gränze 1.b:rschreiten würden, zu ‘entwaffnen. Die regelmäßi- gen Truppen von Sindiah bestehen aus 30,000 Mann, seine Einkünfte etwa aus 10 Millionen Rthlr. Jn derselben Zeit, als der natúrliche Gang der Dinge der Compagnie den Besiß dieses Gebietes vorbereitet, besreit sie ein Zufall von ihrem ein- zigen bedeutenden Gegner in ihrer unmittelbaren Nähe : RNun- d\chit Singh, König von Lahore, is dur einen Schlag- Anfall auf einer Seite gelähmt worden, den man dem Miß- brauch stimulirender Mittel zuschreibe. Er war im Begriff gewesen, cine Armee von 36,000 Mann nach Afghanistan zu schicken, um sich der ditlichen Provinzen dieses zerrütteten Lan- des vollents zu bemächtigen, während sein Allürter, Schah Schudjah, cinen Einfall von Süden her unternehmen sollte. Die Existenz des Reichs, das er geschaffen har, beruht allein auf sei- nem Leben und seiner Energie, und der Fall seiner Macht muß mit dem Sinken seiner Kräfte gleichen Schritt halten, um so mehr, als seine beständigen Kriege und seine schlechte finanzielle Adoministration die Hülfsmittel des Landes erschöpft haben. Der à!teite jeiner drei Söhne ist ein Jdiot, keiner derselben besitzt die Eigenschaftcn des Vaters, und die Nation der Sikhs wird sich wahrscheinli unter ihnen wieder in die Menge kleiner Re- publifen auflösen, die sich vor Rundschit Singh um den Besiß der Obermacht stritten.

Niederlande.

Aus dem Haag, 26. April, Die erste Kammer der Ge- neralstaatcn is am L24sken und 25sten d. M. versammelt gewe- sen und hat sich mit. den von der zweiten Kammer bereits ge- nehmigten GesetEntwürfen in Bezug auf den Civil-Ködex und die Finanzen beschäftigt,

In der Mitte der nächsten Woche erwartet man die Schlie- ßung der gegenwärtigen Session. Mehrere Mitglieder der zwei- zen Kammer haben bereits die Residenz verlassen.

Aus Herzogenbusch wird gemeldet, daß Se. Königliche Ho- eit der Prinz von Oranien am gestrigen“ Tage die Musterung der ersten Brigade der ersten Armee: Division in der Nähe von Loon-op-zand vornehmen wollte.

Belgien,

Brüssel, W. April. Ju der gestricen Sibung der Re- prâsentanten-Kammer wurde die Berathung über die Be- richte der Minister des Jnnern und der Justiz fortgeseßt. Der Mitñtéster des Jnnern nahm zuerst das Wort, um die Be- shuldigungen der Opposition zurückzuweisen. Man werfe, sagte er, der Regierung Schwäche vor; man solle aber doch nicht ver-

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gessen, daß die jezige Verwaltung, seit sie am Ruder sey, alle ihre Anstrengungen darauf gerichtet habe, die Macht und den Einfluß der Regierung zu vermehren. Wenn man nichts thue, um der Verwaltung mehr Krast zu verleihen, so solle man ihr doch - wenigstens „ihre Schwäche nicht zum Vorwurfe machen. Um den Vorwurf der Unrhätigkeit bei den Ereignissen vom 5. und 6. April von sich abzulehnen, kam dec Minister noch einmal auf den von ihm abgestatteten Bericht zu- rúd und erzählte noch cinmal Alles, was die Regierung gethan habe, um die Plünderung zu verhindern. Das theilweise Ge- lingen des aufrührerischen Unternehmens schrieb er hauptsächlich dem Umstande zu, daß die Emeute um 8 Uhr Morgens einer für solche Unternehmungen ganz ungewöhnlichen Stunde be- gonnen worden, wo ein Theil der oberen Beamten, von den Anstrengungen der vorhergegangenen 24 Stunden ermüdet, noch geschlafen habe. Nachdem der Minister aus cinander gese(ßt hatte, wie schwierig es, nachdem die Aufrührer einige Zeit lang ungehindert Alles verwüstet hatten, gewesen sey, ihnen Einhalt zu thun, sagte er: „¿Neben jenen materiellen Verhinderungen gab es noch andere, welche ih moralische Verhinderungen nennen möchte. Die Unordnungen wurden unter dem Rufe: „Es lebe der König! Nieder mit den Orangisten!“ begangen, und ich habe mir dur den Augenschein den-Beweis verschaffen können, daß es gefährlich gewesen seyn würde, diejenigen, welche die Verwüstungen anrichteten, mit Gewalt aus einander u treiben.“ (Allgemeines Murren.) Nach einigen allgemeinen Ooiñevtukigèn úber die Verweisungs- Maßregel verließ der Mi- nister die Rednerbühne. (Bei Abgang der Post dauerte die Sißung noch fort. )

Der Zufluß! der Zuschauer in der Repräsentanten - Kammer war gestern und vorgestern sehr groß. Lange vor der Séßung füllte die Menge schon die Tribunen. Die öffentliche Aufmerk- samkeit is mit diesen Debatten, die den Éegenstand aller Un- terhaltungen bilden, so beschäftiget, daß Jeder denselben beiwoh- nen möchte. Auch muß man gestehen , daß seit den Zeiten des Kongresses nichts Aehnliches vorgekommen ist, was so allgemein die Spannung erregte.

Die mit der Prüfung des Geses-Entwurfes über die Eisen- bahn ven Antwerpen bis Köln beauftragte Kommission des Se- nats is, wie es scheint, fast einstimmig darüber einig geworden, die Annahme dieses Entwurfs mit Vorbehalt leichter Modifica- tionen vorzuschlagen. Der Bau der Bahn durch die Regierung ward bejahend entschieden.

Mon hat wieder drei der Plúnderung und Verwüstung am 5. und 6. April beschuldigte FJndividuen verhaftet.

Aus Lôwen schreibt. man, daß das dffentliche Ministerium die Absicht hat, die Haupt- Urheber der Unordnungen, welche dort am 7. und 8. April statthatten, gerichrlich zu verfolgen.

* Die Advokaten bei dem Appellationóshofe von Gent haben eine Consultation unterzeichnet, worin sie beweisen, daß das Gese vom 28. Vendem. J. Vl, nie auf domiciliirte Fremde angewendet worden sey.

Deutschland.

Dresden, 28. April. Jn den Berathungen der ersten Kammer über mehrere noch unerledigte Punkte des mit der Ober - Lausis verhandelten Partikular- Vertrags, gab besonders s. 10, der einige besondere Junsftitutionen dieser ‘Provinz um- faßt, zu einer längeren Debatte Anlaß. Die zweite Kammer hatte auf Wegfall dieses Paragraphen angetragen, und die An- sicht ausgesprochen, daß weder in der Verfassungs-Urkunde, noch in den der Ober- Lausiß ertheilten Königlichen Zusicherun- gen ein Grund der Nothwendigkeit enthalten sey, um dieser Provinz eine Regierungs - Behörde und einen Gerichtshof zwei- ter Jtistanz zu gewähren; daß eine solche Bestimmung für eine Provinz nicht stattfinden könne, die zu einem unter Einer Verfassung vereinigten constitutionnellen Staate gehôre, und die Regierung dadurch beschränkt werde, wenn man fünf- tig das Cencralisations - System unter Aufhebung der Pro- vinzial - Behörden ergreifen wolle, so wie ferner auch das in diesem ‘Paragraphen erwähnte Vorschlags- Recht in der Verfas- sungs-Urkunde des Königreichs Sachsen nicht begründet, vielmehr ihr ganz entgegen sey, da der König alle Rechte der Staats: Ge- walt nach §. 4. in sich vereinige, das unbeschränkte Recht der Ernennung der Staats- Diener aber zu diesen Rechten gehöre. Die erste Kammer beharrte hingegen, auf Antrag ihrer Deputa- tion, bei ihrer früheren Ansicht, daß die Bestimmungen dieses Paragraphen der Verfassungs-Urkunde nicht widerstreiten, und beschloß, mit Rücksicht auf die durch den Traditions-Receß garan- tirte Provinzial-Verfassung der Ober-Lausis, so wie in der Mei- nung, daß auch in andern constitutionnellen Staaten Pro- vinzen mit separaten Provinzial - Einrichtungen beständen, die Beibehaltung des §. Zum Schluß ihrer Berathung über den ganzen Vertrag kam sie überein, folgenden Antrag in die ständische Schrife aufzunehmen: „daß die höchste Genehmigung dieses Vertrags mit dem Vorbehait erfolgen mdge, daß in dem §. 60. erwähnten Fall (eines Ausscheidens der Ober - Lausiß aus ihrem constitutionnellen Verbande mit den übrigen Landestheilen des Königreichs) alle Verhältnisse der Ober: Lausiß zu den alten Erblanden, mir alleiniger Ausnahme des von der Ober- Lausiß alsdann zu übernehmenden verhältnißmäßigen Theils der gemein- schaftlichen Landesschulden, aufgelds| werden sollten.“ Die zweite Kammer bewilligte ‘in 1hrer fortgeseßten Berathung des Ausgabe - Budgets den zu den Kosten des Leipziger Krimi- nal- und Polizei Amtes mit 1500 Rthlrn. angegebenen Betrag, so wie 1400 Rthlr. für Armen-Unterstüßung mehrerer Ortschaften und für Waisen - Versorgungs - Anstalten.

Kassel, 11. April. (Allgemeine Zeitung.) Jn der heutigen Sißung unserer Stände ist die Staats- Regierung mit zwei Stimmen (fünfundzwanzig gegen drerund- zwanzig) Überstimmt worden, Gerade so viele neue Mitglieder waren heute der Versammlung zugetreten, Die Sißung selbst war lebhaft und nicht ohne Jnteresse. Sehr gut sprach der im Glanze fortwährender Popularität sih bewegende Präsident für den Antrag der Regierung aber die zwei Stimmen mußten entscheiden. Gegen den Antrag berichtete Hr. v. Baumbach Zte. Sehr interessant ist in jolchen Diskussionen immer, das Spiel des kleinen Getriebes mannigfacher Interessen zu beobachten. Der Präsident, gewiß nicht im Geruch, als begünstige er die Staats-Regierung ungebührlich, hatte sich sür ihren Antrag aus- gesprochen und mit praktischen Gründen seine Meinung be- gründet; dessen ungeachtet prävalirte die entgegengeseßte Stim- mung. Es handelte sich um einen Gegenstand vom allgemein- sten Juteresse, um die einstweilige Abänderung des jest bestehen- den Änfangs-Termins der Militair-Pflichtigkeit. Die Majorität beliebte als solchen das 19te Lebensjahr, die Regierung das 20ste Jahr. Es is dabei vielleicht nicht unwichtig, hier gleich be- vor wir im Ganzen darauf zurückkommen zu bemerken, daß die Sache, im Zusammenhang mit gewissen Anklagepunkten be- trachtet, cine bejondere Wichtigkeit für diejenigen erhielt, die sich

nehmen würden.

noch fortwährend mit ihrer Feindseligkeit gegen den Vorstaud des Departements des Jnnern eine wohl zu Ende gehende Qual und Unruhe bereiten. Sollte denn die Ruhe, mit der er selbst, scin Kommissar und die dabri etwa în seinem Sinne Betheilig:

ten sprechen und die völlize Unvorbereitetheit anderer für die NRe- H verlassen,

gierung Sprechenden, nicht wenigstens jeden- Wohldenkenden : l 16 nehmen will, zu begeben.

überzeugen können, daß die Regierung wenigstens mit groper | Redlichkeit allen Diskussionen ihren ungehemmten Lauf lößt | ja, daß ein wenig mehr Vorbereitethe!t von ihrer Seite, von Seiten der in ihrem Sinne Redenden, vielleicht der Sache selbst fdrderlicher wäre? Freilih würde an naiver Geradheit und Offenheit dabei immer eingebüßt werden. Der militairische | Vertreter der Regierung war übrigens ganz besonders lebendig, tüchtig und gewandt. Es ist doch wirklich etwas- Achtungewer- ches und Braves um so ruhiges, Deutsches Gewährenlassen, Viel Politik kommt dabei freilich nicht vor ; zu lernen ist da: bei freilich —- wo Alles so transparent zu durhschauen und nur von der einen Seite betrieben wird viel wenn man einmas úber Deutsches, und zwar Kleindeutsches öffentliches Ge- schästebetreiben sich erleuchten will. Wie leiche würde sich Alles, z. B. das durch zwei Stimmen Ueberstimmtwerden, ändern las | sen, wenn man nur einige Sorgfalt darauf wenden wollte und nicht in dieses redliche Gehenlassen verliebt wäre; am Ende wird man sih doch, um viel Zeit, Mühe und Hindernisse zu ersparen, die kleine Sorge und Mühe nehmen müssen.

Braunschweig, 23. April. Am 25sten d. M. hat Se. Durchlaucht der regierende Herzog die Stifcung eines Braun- schweigischen Haus - Ordens, unter dem Namen eines „Ordens P des Lôwen“‘‘, und cines damit verbundenen Verdienast- |

reuzes vorgenommen. Zu gleicher Zeit sind vier Ernennungen zu Großfkreuzen, neun zu Commandeurs erster Klasse, drei zu Commandeurs zweiter Klasse und acht zu Rittern jenes Ordens; ferner neun Ernennungen zum Verdienstkreuz erster und zehn zum Verdiensikreuze zweiter Klasse publici -: worden. Zu Groß: | kreuzen wurden ernannt: der Geheime Rath und Hof-Jägermeister Graf von Veltheim, der Geheime Rath Freiherr von Schleinib, “| der Geheime Rath Schulz und der Ober-Jägermeister Freiherr von Sierstorpff.

München, 25. April. Die heutige Sißkung der Kammer der Abgeordneten eröffnete cin- Vortrag- des Abgeordneten von Rudhart, als Referenten des ersten Ausschusses Über den Gesehs Entwurf, die Vervollständigung der im Rheinkreise geltenden Bestimmungen in Beziehung auf Brandstiftungen betreffend. Man erfuhr daraus, daß der Ausshuß die Annahme des Enr- wurfs, welcher den, durch cine Lücke in dem Französischen Strass Geseß6buch begünstigten, muthwillizen Braudsteftungen zu steuern | beabsichtigt, mit zwei Modificationen beantragt. über den Gescß-Entwurf, die Revision des Gemeinde-Edikts be- treffend, von dem Abgeordneten Grafen v. Drechsel, als Referenten des dritten Ausschusses, Bericht erstattet. Der Vortrag war sehr aus:

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gezeichneten Rang ein. F Fortschritte.

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Nachher ward k

A l&sen, nahdem man nun- von der Bestimmung des General Ï Church auf den Gesandtschafts, Pösten am Kaiserlich Russische: Hofe entschieden abgekommen_ zu seyn scheint. Die Frau Her- F ogin von Berry hat, Briefen aus Gräg zufolge, diese Stadt j um sich: nach Brandeis in Böhmen, wo sie in der- Nähe ihrer Kinder und Verwandten ihren einstweiligen Wohn- Herzogin künftigen Sonnabend den iten d. in Baden bei Wien eintreffen, und am folgenden Tage (Sonntag) hierher kommen, Ï um unserer Kaiser-Familie einen Besuch zu machen und den ihr an diesem Tage bestimmten ‘Plaß an der Familien- Tafel einzu- nehmen. Von eiuer Reise Jhrer Majestäten des Kaisers und ' der Kaiserin ist fúr dieses Jahr keine Rede. Allerhdchstdiesel-

# hen werden nur Jhre Familien- Herrschaften besuchen, einige Zeit

je Heilquellen Badens gebrauchen und zu Ende des Sommers

| wieder hier in Jhrer Residenz eintresfen. : Unsere diesjährige Gemälde - Ausstellung- wird sehr zahlreich

besucht; auch hat der Hof und der Verein zu Untersiügung der schdnen Künste (unter des Fürsten von Metternich Präsidium)

beträchtliche Einkäufe gemacht. Unter den ausgestellten Gegen-

T siánden nehmen wieder Fris Gourmann s Thierstúcke cinen aus-

Dieser junge Künstler macht erstgunliche

S h weiz. Bern, 22. April. Ueber die Polen sagt jeßt der Schwe i- "erishe Beobachter: „Eine neue, ernste Aufforderung zur | Mbreise soll von der Regierung an diese Flüchtlinge erlassen wer- en, und es is zu hoffen, daß ein Gefühl von Erkenntlichkeit ' und Ehre sie veranlassen werde, dieser Aufforderung Genüge zu [leisten Sie sollen einsehen, daß es Pflicht der Ehre und der | Dankbarkeit für sie it, ein Land zu verlassen, welches so viel ‘für sie gethan hat, welches ihre Entfernung verlangr, welches

| ] nichts mehr für sie thun kann, und für welches ihre Gegenwart

die größten Verlegenheiten bereits erzeugt hat und noch erzeugen wuß. Sie müssen einsehen, daß ihre Entfernung auf eine oder die andere Weise unvermeidlich ist daß es ihnen jeßt noch gestatter ist, ihre Abreise frei anzutreten, daß aber die oben er-

( wähnte Aufforderung die legre seyn wird, und daß fie sich die

Folgen einer allfälligen Nichtbeachtung derselben selb zuzuschrei- F ben haben würden.““

An einem andern hiesigen Blatte liest man: „Dem Vernehmen nach, haben bereits zwei der am Savoyer-Zug bethei- ligten Polen Pässe verlangt. Hingegen wimmelt es in den Ar- faden von Jtaliänern und andern Flüchtlingen. Auch Sieben- pfeiffer ist wieder in Bern. Während der kritischen Tage, wo

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* die Verwirklichung ihrer Hoffnungen erwarteten, sah man zur F Poststunde jene Flüchtlinge schaarenweis vor dem Post-Bureau E auf die Nachrichten harren, welche so entscheidend auf ih? Schick-

súhrlih im Allgemeinen, und die Annahme des Entwurfs mit P sal einwirken mußten.“

vielfachen Medificationen empfohlen, dabei aber der befondere Antrag gestellt, daß das auf diese Weise revidirte Gemeinde- Edikt in einem Gusse überarbeitet, und somit ganz vollständig eingeführt werden möge. An der Tagesordnung sind der An- trag der Abgeordneten Foliot und R1egg, auf Aufhebung oder Milderung der Verordnung hinsichtlih der Quarta für die Ar: men und Schulen, und der Antrag des Abgeordneten Rabel, auf Vorlegung eines Kultur-Geseßes. Die Berathung war bei Abgang der Post noch nicht erd}net. :

Nachrichten aus Triest zufoige, ist das 7te Königl. Griechi- sche Junfanterie- Bataillon am 18. April daselbst auf 13 Fahr- zeugen nach Griechenland eingeschifft worden.

Speyer, 24. April. Die Speyerer Zeituna be- richtet Nachstehendes: „„Wir vernehmen aus Quelle folgende Nachricht, die wir mittheilen, ohne indessen

deren Einzelnheiten verbürgen zu wollen: Als der in leß- ter Jnstanz zu zweijähriger Gefängnißstrafe verurtheilte | Dr. Wirth von Zweibrücken nah dem Central - Gefäng-

niß in Kaiserslautern gebracht werden sollte, ward pldblich, in der Gegend von Bruchmühlbah, der Wagen von ungefähr 16

glaubhafter

Basel, 21. April. (Schw. Merkur.) Das in der Welt

| wegen Engherzigkeit und schmußigen Eigennußzes neuerer Zeit

F so jehr verschrieene Basel hat in voriger Woche durch sein ge-

E sebliches Organ, den hiesigen Stadt-Rarh, wieder einen thatsách-

lien Beweis geliefert, daß es ein so l.evloses Urthetl nicht ver- dient, und daß innerhalb seiner Mauern noch Männer leben, S denen echte Freisinnigkeit und Edelmuth nicht fremd sind. Be- Sfanntilich hat während unserer Unruhen eine große Zahl theils M Schweizerischer, theils ausländischer Einwohner sich innig an die M Sache Basels angeschlossen und mit der hiesigen Bürgerschaft Halle Mühen und Gefahren getheilt. Herr Prof. Peter Mertan, [einer der geachtetsten Bürger Basels, machte daher \chon Rim vorigen Jahre den eben \o gerechten, als

und wohlwollenden Vorschlag, allen diesen Cinwohnern das

hiesige Bürgerrecht „unentgellich, zu ertheilen. Bei näherer Un- tersuhung dieses Vorschlags wurde nicht für räthüch erachtet, démselben in seinem ganzen Umfange Folge zu aeben, jedoch seßte der Stadt-Ra:h für die Bürger: Aufnahme so billige Bedingungen ‘fest, wie sie wohl in keiner andern Schweizerstadt unter ähnli- en Umständen gestellt worden wären. Unbescholtener Charak-

Personen (zur Nachtzeit) überfallen; das eine Pferd an demsel- ter, cheliche Geburt oder Legitimation, ein genügender Erwerb,

ben stürzte, von ciner Kugel getroffen, nieder, der Gendarme- rie:Lieutenant Neumann, der sih zur Wehre seßen wollte, ward durch einen Schuß am Arme verwundet, und ein geaen ihn ge- zücfter Doch glitt bloß an seinem Tschako ab. Hr. Wirth, der auf solche Weise befreit werden solite, lehnte nicht nur dieses

mit aller Bestimmtheit ab, sondern sprach sih mit der ihm eîge- nen Energie gegen das Unternehmen aus, mit dem Beifügen, j er werde sich nicht früher aus dem Gefängniß entfernen, als zu- |

folge Urtheils. Er befindet sih nun wirklich im Central - Ge- fängnisse zu Kaiserslautern.“

Denselben Vorfall berichtet der Rheinbayer nach einem Privat: Schreiben aus Homburg vom ®23sten d. folgenderma-

ßen: „Gestern in der Nachr wurde Dr. Wirth, in Begleitung |

des Gendarmerie-Lieutenants Neumann und eines andern Gen- darmen, in einem Wagen von Zweibrücken in das Ceniral-: Ge-

fängniß zu Ka:serslautern abgeführt. Zwischen hier und Bruch: |

múhibach brachen gegen 16 Jndividuen aus einem Versteck her- vor und empfingen den Wagen mit Flintenschüssen, wobei eines der Pferde niederfiel und Herr Neumann am Arme verwundet wurde. Dieser und der andere Gendarm sprangen aus dem Wa- gen, und beide griffen die Meuchelmörder wie sie Pr. Wirth nannte mit dem Säbel an, worauf dieselben, eben so feige als verrucht, sämmtlich die Flucht ergriffen. Einer davon erhielt drei Hiebe und wurde erkannt. relegirter Student aus Zweibrücken, gewesen seyn.

sißen, der sodann von Einem Pferde weiter gezogen wurde.‘“

Aus Frankenthal erfährt man, daß geitern daselbst (während |

der Anwesenheit der aus Griechenland angekommenen Lruppen)

in Folge von Wirthshaus-: Streitigkeiten mehrere Personen ver- |

wundet wurden.

Frankfurt a. M., 24. April. (Schwäb. Me.rk ur.) Die | Bekanntwerdung des im Verlauf unserer Oster-Messe gefaßten |

Senats - Beschlusses, den Beitritt Frankfurts zum großen Deut:

schen Handels-Verein betreffend, hat bereits 1hre guten Früchte | getragen. Die sonst hier feil haltenden Sachsen und Thüringer |

nämlich, die ihre Standorte gekündigt und sich nah Offenbach

übergesiedelt hatten, haben dieselben neuerdings in Miethe ge- |

nommen, jedoh unter der Bedingung, dafür nur eine Prämie so lange zu zahlen, bis sie dieselben wirklich wieder in Besits

Oesterrei. MWien, 22. April, (Schlesische Zeitung.) Jm Laufe dieser Woche wird der Fürst Karadja seine Rückreise nah Mün- chen antreten. Es heißt, daß derselbe von Mönchen aus nach Paris gehen werde, um den Fürsten Suzzo, der als Königl, Griechischer Gesandter nah St, Petersburg kominen soll, abzu-

wohner

Es soll ein gewisser Kurz, ein * : 5 Wirth, der, | wie es heißt, ebenfalls verwundet wurde, blieb ruhig im Wagen |

Entsagung des frúhern Büärgerrechtes und das Bekenntniß des “protestantischen Glaubens befähigen oben besprochene Ein- im Allgemeinen zur Aufnahme in die Bürger- Solche derselben nun, welche sich durh freiwillige, wichtige und besonders gefährlihe Dienstleistungen ausge- zeichnet haben, erhalten das Bürgerrecht unentgeltlich; an- dere bezahlen dafür 2—300 Franken, je nah Maßgabe ihrer ‘bewiesenen Theilnahme an dem hiesigen Gemeinwesen. Es ver-

schast.

diese Summe eingeschlossen sind. Die geseßliche Taxe, welche für das hiesige Bürgerrecht zu entrichten ist, beträgt 1600 Fr. 1100 F!.) mit Ausschluß der Frau und Kinder, welche besonders dafür zu bezahlen haben. Jm Auslande erscheinen vielleicht diese Zugeständnisse als unbedeutend, wer aber weiß, wie Unfrei-

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‘rtheilungen ist, und wer die Schwierigkeiten kennt, die man “namentlich in Basel feúher fand, wenn man Bürger dieser Stade werden wollte, der wird in dem erwähnten \chlusse des Base!er Stadt-Rathes einen Beweis von ungewöhn- F ficher prakcischer Freißünnigkeit finden. Wir bedauern nur, daß F diese Behörde es für ndihig gehalten hat, einc Beftimwnung bei- F gufügen, die unseres Bedünkens im 19ten Jahrhundert hätte füglich weableiben können; es it diejenige, welche sich auf das FReligions Bekenntmß bezieht. Seit 4 Tagen wird auf dem hiesizen Rathhause der noch aus den katholischen Zeiten herrüh- rende Kirchen: Schal des hiesigen Münsters, in Monstranzen Und einigen andern kirchlichen Geräthschaften bestehend, dem Pu- jvl.fum gezeigt. Da diese Kostbarkeiten seit Jahrhunderten n dunklen Gewötben geruhr, und nur wenige Auserle- sene das Glâck harten, dieselben während dieser langen Reihe von Jahren zu sehen, überdies auch die übertriebensten Vorstellungen von ihrem inneren Werthe gemacht werden, so begreifr sich leiht der große Zudrang von Einheimischen und | ‘Auswärtigen, um diese Wunderdinge zu beschauen. Es ist aber namentlich die katholische Bevölkerung des Cljasses, die in Masse ‘herbeistrômt und die Heiligthümerx anstaunt. Diejer sogenannte Schas fällt in die Theilung, und sein innerer Werth wird auf 16,000 Fr. geschä t. (Hierin scheint die kürzlich dem Journal des Ober- und Nieder: Rheins zugestoßene Mystification, nach welcher es gemeldet hatte, in Basel sey ein ungeheurer Schatz in einem Gewdlbe gefunden worde », ihre Erledigung zu finden.)

Griechenland.

Nauplia, 7. Febr. (Allge neine Zeitun Gestern 1 mde hier und in dem ganzen Kd rgreiche der E d L “umge un Sr, Majestät des Königs und der Regentschaft gefeiert. Fm 9 Uhr des Morgens Hegab sich der König, begleitet von den Mitgliedern der Regentschaft, nah der Käthédral-Kirche des

Auf dieser Tour wird die Frau

die Propagandisten von den Ereignissen in Lyon und in Paris |

weisen |!

steht sich von sich selbs, daß Weiber und unmündige Kinder in :

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ebig man im Durchschnitt in Schweizer-Städten mit Bürgerrechts- |

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heiligen Georg, wo das diplomatische Corps, die Mitglieder der Synode und alle Civil- und Militair: Beamten versammelt wa- ren. Der Metropolitan von Argolis, im Gefolge seiner Geist- lichkeit, empfing den König am Eingange der Kirche und hielt nach. dem Tedeum eine passende Rede. Gegen 11 Uhr begab

sich der Kdnig zu Pferde an den Ort, wo erx zum er- stenmal landete. Das diplomatische Corps, die Staats-

Sccretaire, die Synode, die Civil- und Militair - Autoritäten, die verschiedenen Corporationen, das ganze Volk von Nauplia und der Umgegend erwarteten den König dort. Nachdem der Metropolitan von Argolis die gebräuchlichen Gebete beendigt hatte, sprach Herr Orphanides, einer der Demogeronten von Nauplia, cine dem Gegensiande angemessene Rede. Hierauf lud Herr Riga Palamides Se. Majestät ein, den Grundstein zu einem Denkmale zu legen, welches man auf diese für Grie- enland so merfivürdige Stelle zu setzen beschlossen hat. Der König wandte sich dann an die Gemeinde und antwortete in Griechischer Sprache folgendermaßen: „Mit dem größten Vergnügen nehme Jch Theil an der Gründung dieses Denkmals, welches die treuen Einwohner von Nauplia dem Andenken die- ses Tages errichten. Solches wird. ein beständiges Merkmal der Liebe der Grtechen gegen Mich seyn und die [{chönste Beloh- nung aller Meiner Ansirengung füe ihr Glück bilden.“ War vor- her schon die Freude dieses Tages groß, so war nun, als das Volk seinen König die Landessprache reden hörte, der Jubel grän- zenlos. Unter Anderem unter!chied sich das gestrige Fest von früheren in dex strengsten Beobachtung: des äußeren Anstandes und des gesitteten Betragens, in einer Art von feierlicher Hal- tung, wozu jeder Einzeine beitrug, und die man früher hier nicht kannte. Der Eindruck dieses Festes hat die Hoffnungen und die Wünsche der Ruhestörer und der feilen Juntriguenschmiede gänzlich niedergeschlagen uno hoßenrlich auf lange Zeit zerstört. Die Ruhe, welche Griechenland seit der gefänglichen Ver- haftung der Haupt-Theisnehmer der leßten Verschwörung genießt, hat einen so |tabilen Chorafter angenomnien, daß man glauben sollte, der gegenwärtige Zusiand cxistire schon seit uralter Zeit. Es herrscht hier eine Zufriedenheit mit der Regierung, wie man sie in Unsern bewegten Tagen in feinem andern Lande mehr oan- trifft. Läßt sich auch bisweilen eine tlagende Stimme vernehmen, so ist es eine vereinzelte, da es ja mit dem besten Willen nicht möglich ist, alles Allen recht und acnchm zu machen. Die große Masse des Voikes befindet sich wcdl, und wie der Landmann seine Lage richtig gefaßt und erkannt hat, beweist, daß, sobald er sich von Einzelnen mit Unrecht oder Gewalt bedroht sieht, er ruhig antwortet: die Zeiten der Willkür find vorúber, wir haben einen Kdnig.“ Keine Gefahr fürchtend, s{chlägt er ab, wozu er sich rechtlicher Weise nicht verpflichtet glaubt, weil er die feste Ueberzeugung gewonnen hat, daß die Regierung ihn gegen jede unrechtlihe Zumuihung \hüst. Es ereignen sich dergleichen Beispiele nicht selten, Dieses Vertrauen hat auch schon die wohithätigsten Wirkungen hervorgebracht Die cherheit der Straßen - is im ganzen Lande hergestelle. Das Corps der Gendarmen, das ganz aus Griechen, meist aus ehe- maligen Palikaren besteht, thut volikommen scine Schuldigkeit, und die Bauern sind ihnen überall behüiflih, die Missethäter einzufangen. Welche gedeihlichen Fortschritte der Sinn für Ge- se und Recht tägli macht, wurde neulih bei der Vollzie- hung einer Hinrichtung sehr klar an den Tag gelegt. Der Delinquent, ein Mörder, bat sich, als er auf dem Gerüste des Fallbeils stand, die Erlaubniß aus, eine Rede an das Volk halten zu dürfen. Sie wurde ihm soglei gegeben. „„Nehmet ein Beispiel an mir (sagte er mit erhobener ruhiger Stimme), und verleset niemals Geseß und Recht. Bedenket, daz die Zei- ten der Wiilkur und der Gewalt vorüber sind in Griechenland, daß wir einen König haben, der jeden Missethäter zu bestrafen weiß, und dessen shüßende Hand über alle Bürger wacht. | und sröhlich gehe ih zum Tod, da ich eine gerechte Strafe leide, und zum leßten Trost würde es mir gereichen, wenn mein Bei- spiel hinreichte, daß ich der Lebte wäre, der auf eine solche Weise stirbt, Verzeiht mir, Mitbürger, meine That und lebet gerecht.“ Alle riefen, wir verzeihen dir, und er starb heitern Muthes, einen tiefen Cindruc? bei allen Gegenwärtigen hinterla\end. Wären aber auch die Griechen ein weit weniger fähiges Voik, als sie wirklich sind, so. müßten sie doch das Glück ihres jetzigen Zustandes lebendig fühlen, und ih nehme keinen Anstand, die Behauptung aufzustellen, daß, so weit uns auch die Geschichte Griechenlands bekannt ist, cs niemals eine, das Beste des Vo(l- kes und des Landes so allein beabsichtigende Regierung gehabt, als die Regentschaft, weiche gegenwärtig das Land im Namen des Köntgs- Otto beherrscht.

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Berlin, 1. Mai. Aus einem kürzlih erschienenen Be- richte über die Resultate der Verwaltung der Kdnigl. Strof- und Besserungs- Anstalc zu Lichtenburg (Regierungs- Bezirk Merseburg ) während des Jahres 1833 entnehmen wir Folgen- des: Am Schlusse des Jahres 1832 befanden sich in dieser fr die Provinz Sachsen bejtimimnten Anstalt 636 Straf - Gefangene, worunter 489 männliche und 147 weiblihe. Im Jahre 1833 wurden 442 Straf- Gefangene cingeliefert, worunter 309 männ: lie und 133 weibliche, so daß also im Ganzen 1073 Verbrecher im vorigen Jahre detinirt gewesen sind. Der Abgang betrug 438, von denen 42 starben. Mithin befanden sich am leßten Dezember vorigen Jahres in der Anstalt 640 Personen, und zwar 478 männliche und 162 weiblihe, wovon 22 zu lebenöwieriger, die übrigen aber zu mehr oder minder lan- ger Zuchthaus - Strafe verurtheilt sind. Unter den im vo- rigen Jahre detinirt gewesenen 1078 Verbrechern waren 373 rüfällige, worunter 2 Frauen, von denen die eine gegenwärtig die 18te Zuchthaus - Strafe erleidet, Durch die Beschäftigung

Gerne |

der Straf - Gefangenen, cxfl, der für die Oekonomie nôthig ge- | wesenen Arbeiten, it für die Anstalt eine Baar- Summe von |

21,326 Rihlr. 10 Sgr. 5 Pf. eingckommen, so daß ein jeder der arbeitsfähigen 605 Sträflinge, die durchschnitelich in der Anstalt warcn, 35 Rthlr. 21 Sgr. 8 Pf. jährlich oder 3 Sgr. 2 Pf. 'räglich verdient hat. Der Gesammt Betrag der Admini- strations :- Kosten belief sih auf 32,559 Rthle. 16 Sgr. 7 Pf., mithin a Person auf 50 Rthlr. 5 Pf. Nach Abrechnung des obigen Verdienstes der Arbeitsfähigen, aber mit Hinzurechnung der General :- Kosten, kommen mithin die Unterhaltungs - Kosten für jeden Verbrecher im Durchschnitte jährlich auf 17 Rthlr. 7 Sgr. oder täglih auf 1 Sgr. 5 Pf. zu stehen.

Berichtigung. Jm gestrigen Blaite der St. Zeit. S. 488, Sp. 3, Z. 48 st. „„ Agenten “/ l. „Agnaten“.

orts 8A R tar Königliche Oper.

Mit der zweiten Aufführuug des „„Othello// is das ersie Drittheil der Rollen der Madame Schrdôder-Devrient bereits beendigt. Durch

zahlreichen Besuch und lauten Beifall hat das Publikum sich aufs Bestimmteste für die Künsilerin ausgesprochen: was jedoch nicht hin=- dern fann, die anzichende Frage Uber die Nühlichkeit und Schäd- S Gasßrollen-Spiels im Allgemeinen noch cinmal ins Auge g 1 .

Die Geaner desselben sprechen: durch die theuere Bezahlung des Gastspiels wird eine so ungeheure Menge Geld nußlos vergeu= det, daß man dafür die größten Künstler für immer gewinnen könnte. Der einheimische fleißige Sänger oder Schauspieler erhält in einem Jahre oft nicht so viel, als der Gast in einem Monate. Spielt oder singt dieser schlecht, so ist der Verlusi ofenbdar und unleugbar; aber auch die größten Einnahmen, welche der kunstbegabte Gast herbei- zieht, bieten nur einen Schein-Gewinn, weil das Haus in -den Zwi-=- schentagen, wo er nicht auftritt, leer bleibt, und nach seiner Abreise die Ermattung und Uebersättigung des Puktlikums nur zu fichtbar wird. Hierzu kommt, daß jedes Gafßispiel eine Menge von Proben und Ansirengungen u. s. w. nach sich zieht, die den Gang der künfllerischen Aufgaben unterbrechen, ohne dauernde Früchte zu tragen- Ja, troß aller Bemühungen, bleibt in der Negel Gesang uud Spiel des Ga= stes so fremdartig und ohne Zusammenhang und Uebereinstimmung mit dem Uebrigen, daß nur der oberflächliche Liebhaber an der Er- scheinung des Neuen Vergnügen finden kann, nicht aber dexr Ken- ner. Ueberhaupt spielt oder singt jeder Gast entweder s{lechter, oder besser als der angesellte Künfiler; in jenem Fall i es*thôricht , ihn auftreten zu lassen, im leßten vernünftig, ihn anzustellen, Unbrauch- bare aber zu entlassen. c

Auf dies und Aehnliches läßt sich erwiedern: das Schauspiel darf keineswegcs vorzugsweise wie eine Geld-Speculation betrachtet werden; man soll hier so wenig, wie beim Anschafsen eines Gemäl=- des oder einer Bildsdule , fragen: was bringt sie ein? sondern: was ist ste werth? Und wen" das Theater Zuschüsse bedarf, so hat man bloÿ zu erwägen, daß selb| in den Zeiten hoher Bildung und gr0- ßer Licbhaberet, keine Kunst-Anjialt irgend erheblicher Art sich ohne außerordentliche Beisteuern {u erhaltcn im Stande war. Nur die Frage darf also aufgeworfen und soll beantwortet werden: ob man die gewöhnlichen und die außerordentliczen Einnahmen gut ver= wendet ? 2

Dev Preis des Gastspiels für große Künsiler läßt sich fo wenig vorweg festseßen, als der Preis aller andecn Dinge; was dem Einen schon zu theuer erscheint, hält der Andere noch für billig , und wer das Meiste bietet, mit dem kommt der Vertrag zu Stande. Da- durch, daß guzgezcichnete einheimische Künstler ebenfalls im Aus- lande Gaffrollen geben, gleicht sich übrigens der Geldgewinn aus, welche? fremden Künsilern hiex zu Theil wird. Ermattung und Gleéichgültigfeit des Publikums entstehen am ersien, wenn cs ohne Wechsel und Auffrischung immer dasselbe von denselben Personen sehen uno hôren soll; wogegen jedes Gasispiel zur Vergleichung auffordert und schon deshalb ins Theater treibt. F das Repertoir reich, und wird Fahr aus Fabr ein dex gehdrige Fleiß angewandt, so zieht das Gastipiel keine großen, außerordentiichen Ansirengungen nach sih. Eben so wenig slört der tüchtige Gast die Harmonie des Spiels; sondern erweiset nicht selten, daß dasjenige, was man bis- her dafür gehalten, sehr unharmonisch und mangelhast gewesen sey.

Ohne Gastspiel und Kunst - Reisen , ohne das Verschiedenartige und Mannigfaltige ju schen und zu prüfen, bleibt der Känfiler und Kci=

tifer nur zu leicht einseitig, und wird beherrscht von Gewohnheiten und Vorurtheilen. Allerdings soll man stets die Trefflichsten für Schauspiel und Oper festzuhalten suchen, doch hängt dies keineë= weges immer allein von der Direction ab; ‘und cher ließe sich zu große Milde gegen das Mittelmäßtige, ja Unbrauchbare rúgen, wenn

dies einmal zur Stelle ist. Jedenfalls erscheint es lödblich, wenn d! Directionen vor dem Abschlicßen neuer Verträge die Stimme èe Publikums hdren und berücksichtigen; ja cs is zu billigen, daß sie selbs eincm minder Begabten erlauben, in dem Falle einmal als Gast die Bühne zu betreten, wo man das Zurückweisen desselben, ohne Zustimmung des Publikums, mißdeuten oder unreinen Iichcu= gründen beimessen könnte.

Aus diesen, leicht weiter auszusvinnenden Reden und Gegen reden geht schon zur Ginúge hervor, daf fich die Fraac über NÜß-

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lichkeit und Schädlichkfeit des Gastspiels keinesweges, und so wentz als irgend eine wahrhaft lebendige Frage, mit cinem abstraften Fa oder Nein beantworten läft; sondern daß Ort, Zeit und Person, daß Gründe und Gegengründe für jeden einzelnen Fall mit Unbe- fangenheit gep-üft werden müssen, un eine angemessene Entschet- dung herbeizuführen.

Ob in dem vorliegenden Falle der Vertrag über das ( der Madame Schrdder- Devrient ganz zw billigen sey, oder nicht, hängt wesentlicd davon ab, waz sie nocy währcnd ihres Ai singen wird. Wir wissen sehr wohl, daß fie durch die großen Aniagen und ihrer Kunst auch über mittelmäßig tionen einen glänzenden Schein verbreiten und die Zuhd ßen fann; ja wir haben gesehen, daß ste scib| Anna Bol súmverhafte Machwerk Dontitzetti's, aufrecht halten fonnte;, abt Aufgaben dieser Art ind in Wahrheit für eine solche Künstlerin zu gering, und wir müssen zu threm Besten und zum Besten alicr Zu hdrer wünschen, daß weder freie noch aufgezwungene Wahl sie län- ger in solchen Bahnen fesihalte. So gewann eins auch die Milder im „„Waisenhausc//, dem „„Augenarztke// 1. st. w. (damals sogenannte hübsche Musik, jeyt vergessene Opern) großen Beifall, aber bald erfannte man in Berlin ihren wahren Beruf, und troß alles Ta- dels, den man im Einzelnen über se auzsprechen darf, verdient es Anerkenntniß und ungetheiltes Lob, daß se das Edclse und (6rof- artigste aller dramatischen Musik in Beethoven, Cherubinti, Gluck, Mozart, Salieri und Spontini zum wesentlichen Fnhalt thres Strebens und. ihrer Darstellungen machte, und seitdem niemals mehr dem Einbruche des Verkchrten und dem Gdßendienste mit dem Mittelmäßigen förderlich wax. Dieser großartige Beruf if heute augenscheinlich der Madame Schröder - Devrient von der Natur zugewiesen, wogegen jeder andere nur untergeordnet und th rer unwürdig erscheint. Sollten wir also (durh wessen Schuld es auch geschähe) nicht mindeîtens noch Armide, Euryanthe und Sta- tira von ihr wiederholentlich singen U dren, so müßten wir beéennen, daß leider unsere Wünscve und Hoffnungen nur zur Hälfte (n Er füllung gegangen wären 0—0

I 9 n C E A §19 57 Meteorologische Beovachtung 41834. | Morgens | Nachmitt. | Abends Nach etnmalîger 29 April. j +61Uor. | 2 Ubr. 1 übr WBeoobacht1!

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Auswärtige Börsecn.

Amsterdam, 26 April

Niederl. wirkl. Schuld 50,4%. 55 do, 96. Ausgesetzto Schuld Kanz-Bill, 2223, 418 Amort. 595. 345 (28. Russ. (v. 1831) 9s b’reuss. Prämien - Scucine —, 48 do. 97, Oecsterr. 967. 58 Spaw 681. 38 4i5.

Antwerpen, 25 April. 44, Beluali. 993. Neap. 875.

ZinsI. 15.

Span, 58 687. 36 Bras. 733.

Wien, 26. April. 5 2 Met. 975. 48 873. Bank-Actien 1243, Loose zu 10 Fi,

1907.

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