1834 / 132 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 13 May 1834 18:00:01 GMT) scan diff

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R E ta ti R i E E Ei

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Elisondo vom 25. April, worin es unter Anderm heißt : „Alle unsere Truppen stehen in diesem Augenblicke auf der Straße nach Vittoria, wo es zu einer entscheidenden Schlacht kommen dürfte! Wir haben mehr als 13 ganz vollständige Bataillone und außerdem 4 Schwadronen Kavallerie. Die feindlichen Streit- kräfte sind an Zahl den unsrigen überlegen; aber unsere Solda- ten übertreffen jene an Muth und militairischer Ausbildung. Sie haben auch das Gefühl ihres Werthes und ein großes Ver- trauen zu ihren Anführern. Kraft der uns ertheilten Anweisung haben wir die Offiziere und einige der Soldaten, welche in dem leßten Treffen gefangen genommen wurden, erschießen lassen mússen. Von 99 Soldaten wurden 19 erschossen; die übrigen 89 baten um die Aufnahme in unsere Reihen. Diese Gunst ist ihnen bewilligt worden. Unter den erschossenen Offizieren befand fich Leopold O’Donnell , Oberst der Königlichen Garde und Sohn des Grafen Abisbal. Dergleichen Repressalien, wir wissen es, find freilih traurig ; sie fallen aber lediglich auf das Haupt der verwittweten Königin zurúck, weil sie es war, die zuerst ihren Generalen jenen barbarischen Befehl ertheilte.‘

Großbritanien und Jrland.

London, 6. Mai. Der Antrag, den heute der Marquis von Londonderry im Oberhause gemacht, bezog sich auf Vor- legung aller Korrespondenzen zwischen der Regierung und dem diesseitigen Gesandten in s hinsichtlich der von Dom Pe- dro bewirkten Festnehmung des Obersten Sir John Campbell. Der Antragsteller schilderte dieses Ereigniß als ein vôlferrechts- widriges Attentat und spielte in seinem Vortrage besonders auf die Politik des Fársten Talleyrand an, der vom Grafen Grey lebhaft in Schuß genommen wurde. (Nach Ankunft der Lon- doner Post vom 7. Mai werden wir auf diese Debatte zurücck- fommen.)

London, 6. Mai. Seit einigen Tagen ging das Gerücht, die Minister fürchteten, bei dem Vorschlage des Hrn. Harvey in Bezug auf die Revision der Pensions -Liste in der Minorität zu bleiben, und hätten in diesem Fall beschlossen, zu resigniren. Nach Anderen hatten einige ihrer Anhänger einen Kompromiß eingeleitet, wodur sie einer Niederlage entgehen und an ihren Stellen bleiben könnten. Es zeigte sich aber gestern Abend, daß auch der eingeleitete Kompromiß nicht ihren Beifall gefunden, indem sie deutlich zu verstehen gaben, daß ihnen ihre Ehre nicht erlaube, in irgend einer Weise das einmal dem jebis gen Könige feierlich] übertragene Recht, während seiner Lebens- zeit jährlih Úúber 75,000 Pfund Sterling zum Behufe von Jahrgeldern nach Gutdünken zu verfügen, umzustoßen oder auch nur zu s{chmälern. Deswegen traten sie sowohl dem Vorschlage des Herrn Harvey, welcher auf die Zurücknahme aller unverdien- ten Pensionen abzielte, als dem Amendement des Herrn Strutt, welches bloß eine Untersuchung verlangte, ohne daß der König darum genöthigt seyn sollte, diejeniaen Pensionen, die man fúr unverdient erklären würde, zurückzunehmen, mit einer unumwun- denen Verneinung entgegen. Die Minister handelten hierbei nach einem rein konservativen Grundsaß, wofür man sie nur loben fann; indem fast alle in Rede stehende Pensionen unter der Ver- waltung ihrer Vorgänger bewilligt worden, und sie, während sie sich noch in der Opposition befanden, oft gegen dergleichen Pensionen geeifert hatten. Auch waren die Tories so gerecht, daß sie beide Male auf ihrer Seite stimmten, und auf diese Weise selbst gegen das Amendement eine bedeutende Mehrheit zuwege brachten. Indessen waren doch die Minoritäten so be- trächtlih, daß man wohl vorausseßen darf, daß, wenn die Vorschläge in einem minder kritischen Zeitpunkte, besonders furz vor einer allgemeinen Parlaments - Wahl wiederholt würden, gar leicht eine Mehrheit gegen die - Regierung entstehen könnte eine Betrachtung, welche wohl noch manchen Pensions - Bezieher bewegen dürfte, sich derselben aus eigenem Antriebe zu entledigen, wie auch bereits {on Ei- nige gethan, welche sich schämten, ihre Namen und Ansprüche jedes Jahr durch die groben Plebejer des Unterhauses bekrittelt zu sehen. Man muß sich nur wundern, daß es nicht viele ge- than haben, besonders Damen, die, wo nicht selbst reich, doch reiche Verwandte haben, und mitunter in der vornehmen Welt eine Rolle spielen. Die ministerielle Bill für die Verbesserung der Armen-Geseße wird von vielen Seiten her angegriffen. Be- sonders tadeln sie die liberalen Journalisten darum, daß die Mi- nister so eifrig die state paupers (‘Almosen-CEmpfänger des Staa- tes) vertheidigten, den common paupers (gewöhnlichen Armen) aber das bischen Unterstüßung abnehmen wollten, welches ihnen bisher das Gese aus dem Ueberflusse ihrer Mitbürger zu- getheilt hatte. Der Zweck der obigen Bill ist indessen, den Uebeln zu steuern, welche die rücsichtlose Verwechselung der Unglücklichen mit den Lasterhaften, der Fleißigen, die keine Ar- beit finden können, mit den Trägen, welche keine suchen wollen, herbeigeführt; und dieses soll vorzüglich dadur bewirkt werden, daß die Gemeinde-Vorsteher unter die Aufsicht einer Kommission gestellt, unter deren Leitung Armen - Häuser erbaut werden sol- len, wo es noch keine giebt, damit als Regel die Hülfsbedürf- tigen darin Aufnahme finden und niht mehr zu Hause unter- úßt würden, und dies vorzüglich darum, um einen Unterschied zwischen denen zu machen, die sich durch den Schweiß ihres An- gesihtes ernähren, und denen, welche ihren Mitbürgern zur Last fallen. Freilich läßt sh gegen Beides viel Triftiges einwenden, und ohne Zweifel wird das Parlament die Uebel, welche daraus entspringen könnten, so weit wie möglich zu beschränken su- chen, wenn nur dadurch den weit größeren Uebeln begegnet wird, worunter das Land bei dem jeßigen System leidet. Aber auf alles dieses nehmea Parteien und. Privat - Vortheile keine Rüeksicht; es is ein Thema zum Deklamiren, und dies ist so- wohl der Morning- Post und dem Standard, als der Times, dem Courier und dem Morning Herald genug! Die neue Hill wegen strengerer Sonntags-Feier sollte gestern Abend noch dem Unterhause vorgelegt werden; da es aber schr spät war, als die Debatte über die Pensionen zu Ende kam, so wurde die Vorlegung auf Mittwoch verschoben. Es steht zu wünschen, daß dieser neue Vorschlag so mäßig und vernünftig sey, daß das Parlament ein Gese daraus mache, welches den vielen deswegen an dasselbe ergangenen Forderungen Genüge leiste, ohne den Lebens-Genuß derjenigen zu stôren, welche den Sonn- tag bisher nicht nur als einen Tag der Ruhe und des Gebetes, sondern auch als einen Tag der Erholung und des unschuldigen Genusses zu begrüßen pflegten. O'Connell machte hierüber ge- stern eine sehr wahre Bemerkung: Es sey eine Schande für die Dissenters und höchst inkonsequent, sagte er, daß, während sie auf einer Seite das Parlament zu einer Trennung der Kirche vom Staate drängen, und zwar aus dem Grunde, daß die Religion keine Angelegenheit der Verwaltung sey, sie dasselbe zu. gleicher Zeit um ein Geseh bestúrmten, welches in Hinsicht auf den Sonntag einem Jeden diejenige Art der Heilighaltung aufzwingen sollte, welche ihnen selbst als die beste erschiene!

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Der Streit zwischen den Schneider -Gesellen und Meistern dauert noch immer fort; und die reicheren Klassen haben so ent- schieden Partei für diese Lesteren genommen, daß sie es mit dem größten Verdrusse sehen würden, wenn sie jenen nachgäben. Es is}! bemerkenswerth, daß dies das erste Mal ist, wo das Publikum an einem Streit zwischen Meistern und Gesellen einen thätigen Antheil genommen. Aber die Verbindung der Gewerke unter einander, und der Tou der Diktatur, welchen die Häupter angenommen, ist so erschreckend und empôrend zu- gleih, daß Niemand dabei neutral bleiben kann. Dey Standard möchte zwar das Publiku% bereden, die Regierung lasse ihre Journale geflissentlich mehr Lärm um die Sache sch{la- gen, als sie verdiene, um sich die Unterstüßung der wohlhaben- den Klassen zu erzwingen; dies ist aber so wenig wahr, daß der Globe, welcher doch das Haupt - Organ des Ministeriums ist, die Sache sogar leichter nimmt, als fie genommen zu wer- den verdient. Äuf die Times sind die Unionisten so sehr er- boßt, daß sie dieses Blatt aus allen Wirths - und Kaffeehäusern zu, verbannen suchen, wo sie irgend einen Einfluß haben. Merkwürdig is es auch, daß ein Mann, Namens Brotwne, welcher vor Kurzem im Namen der Unionen öffentlich erklärt hat, daß Strike's (gemeinschaftlihes Verlassen der Arbeir) fúr die Arbeiter selb| am nachtheiligsten ist, jeßt diesen Schneider- Strike leitet und öffentlich zu beschönigen sucht!

Dae N.

Brüssel, 7. Mai. Der Jndependant zeigt an, daß die Journale, welche gemeldet hätten, daß dem Herrn Labrousse

eine unbestimmte Frist bewilligt worden sey, falsch unterrichtet '

gewesen wären.

Der Senat hat in seiner gestrigen Sißzung den Geselz- Entwurf über die Bildung eines Staats-Rathes durch 15 Stim- men gegen 10 angenommen, und sich darauf auf unbestimmte Zeit vertagt.

Das Antwerpener Journal du Commerce will wissen, daß das Ministerium entschlossen sey, einige der in Bezug auf die Bewohner Antwerpens erlassenen Veæeweisungs - Befehle zu- rüczunehmen.

S Wed en Und N weg

Stockholm, 5. Mai. Die gewöhnliche große Frühjahrs- Promenade am 1. Mai und die damit verbundenen Festlichkei- ten in unserm Thiergarten, waren diesmal nicht besonders glän- zend, weil das Wetter, das seitdem heiter und warm geworden, an jenem Tage noch sehr regnigt und kühl war. Von der Kd- niglichen Familie erschien nur die Königin im Thiergarten, wo inzwischen die Leibgarde zu Pferde nebst dem Offizier-Corps in gewohntem Glanze aufgestellt war.

Ihre Königl. Hoheiten die Kronprinzessin befindet sich seit einigen Tagen etwas unwohl.

Der Reichstag seßt seine Arbeiten ununterbrochen fort und die Diskussionen über Gegenstände der inneren Finanz - Verwal- tung sind immer sehr lebhaft und von großem Jnteresse für das Inland.

Die meisten hier anwesenden Repräsentanten und Einwoh- ner der Provinz Schonen hatten vorgestern, als am Geburts- tage Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Schonen, im großen Börsen: Saale ein glänzendes Diner veranstaltet, welchem auch der Kronprinz beiwohnte. Ein ähnliches Fest gaben gestern die hiesigen Gelehrten und Literaten ihrem berühmten Kollegen, dem Professor Berzelius, und zwar als eine Art von Erwiederung für die glänzenden Abendzirkel, welche dieser ausgezeichnete Ge- lehrte an jedem Montag in seinem Salon veranstaltet. Viele hdhere Beamte, wie Staatsrath Poppius, Graf Gustav Lôwen- hjelm, Gelehrte, wie Agardh, von Beskow, Ankarswärd u. st. w. haben bei jenem Feste die Honneurs gemacht.

Det land:

Altona, 8. Mai. Dem K. Dänischen Flotten-Capitain Boden- hoff, der im Oktober 1831 mit der von ihm kommandirten Kriegsbrigg S. Jan die Englische Jnsel Tortola vorbeifahrend, dort einen großen Brand wahrnahm und in Folge dessen und des Flehens der Einwohner 70 Mann daselbst ans Land seßte, um zu hel- fen, und als er fand, daß auf der nur von 2000 Menschen bewohnten Jnsel 1500 Schwarze sich empört hatten und die größten Unthaten verübten, diese nah viertägigem Kampf über- wältigte und Ruhe und Ordnung dort herstellte, wurde im De- ember 1832 im Auftrage des Lord Palmerston der Dank der

ritishen Negierung durch deren Gesandten in Kopenhagen bezeugt, und jetzt ist Leßterer beauftragt worden, ihm noch einen werthvollen Degen, als Chrengeschenk, zu Überreichen. Der durch obige That so rúhmlich ausgezeichnete Capitain Bodenhosf fommandirt in diesem Augenblicke das vor unserer Stadt liegende Wachtschif} Elben.

Múnchen, 4. Mai. (Schwäbischer Merkur.) Nach- dem der Landtag bis auf den 8. Juni vertagt worden isk, so glaubt man, daß die Abgeordneten um dieselbe Zeit auch verab- schiedet werden dürften. Die bisherigen Verhandlungen in nur 17 Sisungen kosten unserem Lande schon 60,000 Fl In finan- zieller Bezichung is bis jelt Folgendes geschehen: Außer der Bewilligung der Civil-Liste sind die Gehalte zweier Wittwen, so wie die Apanage des Königs von Griechenland und der übrigen Familie des Königs festgestellt worden. Was die Juden be- trisft, so wird in threr Angelegenheit auf diesem Landtage nichts Entscheidendes zur Sprache kommen, da das Ministerium ei- nen schon fertigen, sehr sreisinnigen Gesetzes - Entwurf zurück- hält, der allerdings bei den Vorurthcilen der unteren und mit- leren Volksflassen, mindestens in Al:-Bayern, anstoßen könnte, die in diesem Sinne auch fortwährend bearbeitet werden, wie denn erst in diesen Tagen wieder cine Schrift erschien, worin ausführ- lich dargethan wird, daß die Emancivation nur auf Kosten der ganzen Christenheit stattfinden werde, und daß jeder wahre Christ eine Gleichstellung mit den Juden jeder Zeit verdammen müsse, wenn er nicht das ewige Wesen des Glaubens-Grundes vernichtet sehen wolle. Uebrigens versäumten es die Juden, dem Wir-

ken der Kammer von 1831, von der das Freisinnigste für dieselben zu hoffen gewesen, entgegen zu kommen und in die zwei Bedingungen : Verleugnung des Tal-

muds und Verlegung des Sabbaths auf den Sonntag, einzuge- hen. Indessen will, dem Vernehmen nach, unser Ministerium die Vorbereitung auf diese dereinst zu ertheilende Wohlthat ein- leiten, indem es die Erziehung der Juden zu übernehmen, den Kultus von allen nicht zeitgemäßen Formen zu reinigen, und in Bezug auf das Lehr- und Prediger-Amt Verfügungen zu tref- fen beabsichtigt, die unserem Staate zur größten Ehre gereichen iverden, aber bei starr altgläubigen Juden eine große Schwie- rigkeit finden dürften.

Stuttgart, 28. April. (Morgenblatt.) Es liegen

drei Broschüren vor uns, welche Graf Stanhope, Kaspar Hau-

sers Pflegevater, vor O als Manuskript hat druckeu las, | sen. Die eine enthält Kaspar Hausers Lebensbeschreibung, von |

diesem selbs geschrieben, ein Aftenstück, das Feuerbach in seinem |

Buche über Hauser nicht mittheilen wollte, „weil es‘“, seiner Aeußerung nach, „Anlaß zu Zweifeln geben könnte. ‘/ Die anu f

dern sind Briefe des Grafen an Freunde, welche mit Hauser in Ver} ?! h

bindung gestanden. Wir haben die Erlaubniß erhalten, Unse | Publikum mit der Quintessenz dieser Schristèn bekannt zu ma} chen. Sie sind merkwürdig, weil die darin dargebrachten Be, | weise, daß Hausers Aus)agen von Anfang an aïler Glau,

würdigfeit ermangelten, indem sie manchen Zweifel n,

túrlich lôsen, andererseits den ganzen Handel nur noq

verwielter machen. Hausers Geschichte wird aber dadurch aug

noch von einer, freilich für die Betheiligten wenig erfreuliche j Seite belehrend, indem auch sie wieder zeigt, wie sehr der Rei} des Ungewöhnlichen, Wunderbaren, selbst geistreiche Mätiner oder gerade weil sie es sind weiter lot, als ihnen bald lie ist, und daß zu leichtsinnig angenommene ‘Prämissen selbst Rid ter, Naturfor\cher und Diplomaten zu Trugschlüssen führen, df bald so ins Riesenmäßige wachsen, daß das Geständniß des Jr“ thums nothwendig sehr {wer fallen muß, und der Getäusch,}" seine und Anderer Aufmerksamkeit sorgfältig von den fataln|" Punkten des Raisonnements abzieht. |

Karlsruhe, 7. Mai. Vor einigen Tagen wurde hier d," neubegründete Gewerbsschule in - Gegenwart des Ministers df" Innern durch einen feierlichen Aft eröffnet. Jn diesem Augey H blicke sind bereits Über 70 Zöglinge eingezeihnet. L

Schweiz.

Zürich, 2. Mai. (Allgemeine Zeitung.) Durch Kreis schreiben vom 28. April eröffnete der Vorort den Ständen, def“ er die Regierung von Bern aufgefordert habe, die in ihrem G} biete befindlichen politischen Flüchtlinge, welhe von der Schwe} aus an der Beunruhigung benachbarter Staaten thätlichen Anf" theil genommen haben, bis zum 15. Mai vom Schweizerischn| Gebiete entfernen zu lassen , widrigenfalls er sich genöthigt sähe | eine außerordentliche Tagsaßung einzuberufen. Zugleich theil} der Vorort die neu eingelangten Noten von Oesterreich, Sardi|“ nien, Bayern, Württemberg und Baden den Ständen abschris} lich mit. Jn einer Nachschrift wird beigefügt, daß die Regi rung von Bern an demselben Tage noch die Anzeige gemacht habe, s} ® werde bei dem großen Rathe auf Wegweisung der in dem Unterneh} men gegen die Sardinischen Staaten betheiligten Flüchtlinge antra gen. Bern soll, wie man vernimmt, zu diesem Ent\chlusse wesentli durch eine Masse von Petitionen bewogen worden seyn, wel der Regierung nicht undeutlih zu verstehen gaben, daß da Volk die Polen satt habe und entschlossen sey, seinen Willa der Wegschaffung auch gegen den Willen der Regierung durh} zusezen. Da die Berner Regierung, ihrer Zusammenseßung nad, meist gerade dieselbe Volks - Partei repräsentirt, welche nun auff * einmal ihre Sympathie für die Polen in Antipathie verwandelt" hat, so mußte sie wohl nahgeben, Auch mit Bezug auf daf Ober- Gericht sind die Aussichten günstiger. Die vieifachen E" mahnungen von allen Seiten her gegen eine Abberufung, h&}" nen die radifalen Führer eingeschüchtert zu haben. /

(m 23, April übersandte auch der Sardinische Gesandt} dem Vororte folgende Note:

„Der unterzeichnete außerordentliche Botschafter und bevol:-F mächtigte Minisier Sr. Majestät des Kbnigs von Sardinien bei def" Helvetischen Eidgenossenschaft, der es sich zur O machte/ der Öffizial-Erlaß, mit dessen Zusendung Jhre Excellenzen die Herrm" Bürgermeister und der Staatsrath des Kantons Zürtch als Bun: des-Direktorium ihn beehrt haben, zur Kenntnzß seines Hofes jn bringen, hat den Befehl erhalten, denselben folgende Antwort mit-. zutheilen. Eine Expedition, bestimmt, Unordnung und Aufruhr in die Staaten Sr. Majestät zu tragen, ward in der Schweiz unte den eigenen Augen der Behdrden organisirt. Eine zahlreiche Hod Revolutionnairs konnte sich Waffen, Schießbedarf und Transport" Mittel verschaffen. Sie seßte sth in Bewegung, und schon w der dfentliche Ruf vorausgegangen, der ihre Entwürfe ankündigt: Sie konnte eine ziemlih große Landsirecke durchziehen, ohne a das geringste Hinderniß zu stoßen, und selb| da, wo man Maf regeln ergriff, um ihr Einhalt zu thun, erwiesen sich dies als unzulänglich und konnten nicht verhindern, daß ein Thal\ dieser hewaffneten Bande in das Gebiet Seiner Maijesit! eindrang, deren treue Unterthanen zur Empörung aufrief und dffent: liches und Privat-Eigenthum plünderte. Nach einer so offenbaren so schreienden Verleßung, des Völkerrechts durfte der Hof von Sat dinien hoffen, das Bundes-Direktorium, welchem er mit leicht (F wúrdigendem Zartsinne Zeit lassen wollte, selbst eine freundsch aftli

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und vollständige Fnitiative zu ergreifen, werde sich beeilen, nicht nut E f

alle nôthigen Voréehrungen zu treffen, um fortan die Wiecderkeh! eines ähnlichen Attentats unmöglich zu machen, sondern auch di auf Schweizerischem Gebiete vorbereitete und ausgeführte verbrect cische Unternehmen laut zu verwerfen, indem es auf die ersten R clamationen der Regierung des Königs durch Erklärung des B dauerns, das es Úber ein so beklagenswerthes Ereigniß fühlen müß antworten, und über alle, besonders die in der Schweiz geborn und wohnhaften Schuldigen die ganze Strenge der Geseße anruft würde. Dies war in der That zu allen Zeiten die Verfahrung!! weise, welche von eben denselben Staaten, deren der Bundes - E laß vom 18. März erwähnt, und ganz neuerlich noch von der Frat F zbstschen Regierung eingehalten wurde, die, ohne erst eine Mitthi lung des Turiner Hofes abzuwarten, im Interesse der dffentlich" Ordnung und allen Grundsäßen des Völkerrechts aemäß, die muth maßlichen Urheber der Verleßung des Sardinischen Gebiets nad den Geseßen zu verfolgen befahl. Zu gleicher Zeit ergri} sie ali Maßregeln zur Erhaltung des Friedens und der Sicherdeit auf di Gränze. Das Bundes-Direktorium im Gegentheile hat sich daral! beschränkt, die benachbarten Kantone zur Entfernung der Flüchtlin! von der Gränze einzuladen. Keiner dieser Menschen, die so ebet einen Raubzug mit bewaffneter Hand vollführt hatten, wurde wedt aufgesucht, noch nach den Gesetzen bestraft, die in diesem Lande l! in allen andern bei cinem gleichen Attentate Anwendung finden müs sen. Die Mehrzahl von ihnen und ihre Haupt-RädelsfÜhrer haltt! sich noch in einem Schweizerischen Kantone auf, als ob die beleidig! bürgerliche Gesellschaft von ihnen keine Rechenschaft zu fordern hâttt F Diejenigen Schweizerischen Unterthanen, die an dem Zuge gege f Savoyen Theil genommen, sind an ihren Heerd zurückgekehrt, ohn dort irgendwie beunruhigt zu werden, als ob die Handlungen, dere E ste sich so eben shuldig gemacht, nicht allein von der Geseßzgebutß aller civilisirten Länder, sondern auch durch die allgemein anerkan!! ten völkerrechtlichen Maximen nicht für verbrecherisch erklärt wäre! Fn der That legt das Völkerrecht jeder geregelten Regierung di Verpflichtung auf, darüber zu wachen, daß keiner ihrer Ünterthanl s sih etwas Feindseliges gegen irgend einen Nachbar-Staat erlaube und zu verhindern, daß das jeder Regterung zustehende Asylrecht in ke nem Falle zum Nachtheile einer befreundeten Macht , zu einem Anf griffe gegen deren innere Ruhe gemißbraucht werden fönne. Kraft dieses von allen Nationen i estandenen doppelten Prinzips kat! der Sardinische Hof die Erklärungen nicht als völlig besrtedigend F betrachten , die in dem Bundes - Erlasse vom 18. März Über die zul f Entfernung der Fcüchtlhtas etroffenen Anordnungen enthalten sind/ und noch weniger die A lite eln, welche ein weit hinter dem 9“ 7 dachten Official - Erlasse zurückbleibendes Bundes - Umschreiben von! 17. April den Man o e Mag gn anempfiehlt. Bis auf den hel À tigen Tag haben nur einige Polen die Schweiz verlassen.

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| welche er ein besonderes Jnteresse 11

nicht bloß diese kleine Anzahl von Jndividuen, von fügsamen Werk- zeugenin denHänden etner verbrecherischen Faction, sondern diese Faction lbst, die aufrehten Hauptes einhergcht, noch immer ihre Manifeste in qufreizenden Journalen verdffentlicht , und weder ihre Entwürfe, noch ihre Hoffnungen verhehlt, überhaupt alle Schuldigen ohne Aus- ahme, muß eine unpartetische Gerechtigkeit treffen. Ote Eidgenos- enschaft muß es sich angelegen seyn lassen, daß ihr Gebtet nicht ein dauernder Feuerheerd der Unordnungen und Verschwörungen werde, und fortan nicht Menschen zur Zufluchtsstätte diene, die, in- dem ste sich dort fesiseßen, nicht gekommen sind, um ein Asyl, son- dern um die Mittel zur Störung der allgemeinen Ruße zu suchen. ændem hiernach der Sardinische Hof die in dem Bundes - Erlasse vom 13. März angekündigten Anordnungen, deren Vollzug durch) die von mehreren Nachbar-Staaten der Schweiz angebotenen Erleich- terungsmittel gesichert ist, annimmt, hat er zugleich das Recht, von der Eidgenossenschaft die Ergreifung von O fordern, welche allein den Staaten Sv. Mai. /, so wie allen bena barten Mächten, die Bürgschaft geben fonnen, daß der Versuch vom Februar sich nicht erneuern werde Diese Maßregeln sind: 1) die Verseßung

| in Anklagestand und Bestrafung aller in der Schweiz gebürtigen

und wohnhaften Fndividuen, die an dem Einfalle mit bewaffneter Hand in das Gebtet Sr. Majestät des Kdnigs von Sardinien und an der Plúndecung dentlichen und Privat - Eigenthums Theil ge-

© nommen haben; 2) die Ausweisung vom Schweizerischen Gebiete

aller Ftaliäner, Polen und Deutschen, welche mittelbar oder unmit- telbar bei dem Angriffe auf Savoyen betheiligt waren, oder deren fortwährend feindseliges Benehmen und Beharren in einem Zustande der Verschwörung ihre unverbesserliche Verkehrtheit hinlänglich be- wiesen haben. Se. Majestät der Köntg von Sardinien, welcher gegen die von der Vorsehung seiner Obhut anvertrauten Völker heilige

licht zu erfüllen, und darüber zu roachen hat, daß ihre Ruhe nicht 1 Folge der Verbindung seiner Staaten mit der Schweiz gesidrt \chmeichelt sich mit der Hoffnung, die L Eidgenossen-

e | j : ; u "verde sich gern zur Ergreifung dieser Maßregeln ent chließen,

saft

j e allein die Aufrechthaltung dieser Verhältnisse, so wie sie eine Y U ceundschaft und eine lange Gewohnheit guter Nachbarschaft

wischen beiden Ländern begründet hat, sichern können. Falls jedoch die Schweiz noch vor Ende des nächsten Monats Mak seinen gerech- ten Reclamationen nicht thr ganzes und vollständiges Recht erzeigt haben sollte, würde Se. Maj. der König sich in der Nothwendigkeit befinden, die Anwendung mehrerer Vorsichts- und Beschränkungs- Maßregeln zu befehlen, welche auf Einmal die Art und den Charakter

' dieser Verbindungen zwischen scinen (Gränz-Provinzen und der Schweiz

Gs

verändern würden. Nicht ohne das grdßte Bedauern woúrde Se. Mai. fich gezwungen schen, einige Kantone der Schwetz, deren Benehmen

N ihm nicht den mindesten Grund zur Beschwerde gegeben , und für

e

hlt, unter den Folgen etner all-

gemeinen und strengen Anordnung leiden zu lassen. Aber verpflich-

i tet, vor Allem Wohlfahrt und Ruhe seiner treuen Unterthanen sicher zu stellen, konnte der Kdnig nur auf ihre wahren Urheber die Fol-

en von Maßregeln wälzen, die, so s{hmerzlich sie allerdings seyn

? würden , cin für allemal nôthig geworden wären, und deren Ein-

greifung Se. Majeñlâät nicht umgehen kdnnte. Der Unterzeichnete

' ergreift diese Gelegenheit, Fhren Excellenzen den Herren Bürger-

meistecn und dem Staatsrathe des Kantons Zürich als Bundes-Di-

reftorien die Versicherungen seiner Hochachtung zu erneuern.//

P Ou gra l Lissabon, 30. April. DieChronicaConstitucional vom 14. April enthält folgenden (in dem gestrigen Privat-Schreiben aus Lissabon erwähnten) Erlaß an den Kardinal-Patriarchen : ¡Auf Befehl des Herzogs von Braganza, Regenten imNamen der Königin, habe ih Ew. Eminenz anzuzeigen, daß der gedachte Erlauchte

Senhor für gut befunden hat, vermittelst Königlichen Erlasses

vom 5ten d. M., zum Erzbischof von Lacedámon in partibus sidelium zu ernennen, den Rath Marcos Pinto Soares Vaz Preto, ersten Almosenier, Präsidenten der Junta zur Prúfung des gegenwärtigen Zustandes und zeitlichen Verbesserung der

regelmäßigen Orden, und General - Commissair der Kreuzzugs-

Bulle, damit es Ew. Eminenz gefallen möge, ihm die erforder- liche Jurisdiction zu verleihen, damit er die richtigen Functio- nen ausúben könne, welche nach den Geseßen des Königreichs mit obiger Würde verbunden find. Staats - Sekretariat für die geistlichen Angelegenheiten und dîe Justiz, den 7. April 1834. G oe 01A Silva Corvalh o.“ Die Chronica vom 15ten April enthält darauf die offi- zielle Anzeige, daß der gewählte Erzbischof von Lacedämon von Sr, Eminenz dem Kardinal - Patriarchen zu dessen Vikar er- nannt worden sey, mit der geistlichen und weltlichen Jurisdic-

tion als Provisor und General-Vifar des Patriarchats.

SUCUtCe r

Konstantinopel, 12. April. Der Moniteur Otto- man meldet: „Se. Excellenz der Baron von Ottenfels, der rúher als Internuntius des Kaiserlich Oesterreichischen Hofes in Konstantinopel fungirte, war von seinem Hofe autorisirt worden, die Hohe Pforte zur Abschließung eines Traktats mit der Regierung von Toskana aufzufordern. Die Hohe Pforte hatte sich schr bereit erklärt, die deéfallsigen Wünsche des Wie- ner Hofes zu erfüllen, und der Traktat war in besonders zu diesem Zwecke erdssneten Konferenzen entworfen worden. Se. Excellenz der Baron von Stürmer, jeßiger Jnternuntius, zeigte der Hohen Pforte an, daß er die Ratification des Traktats von Seiten der Toskanischen Regierung empfangen habe. Da nun die Hohe Pforte ihrerseits den Traktat am 1. Schewal pratifi- cirt hat, so fand die Auswechselung der Ratificationen im Hos

Î tel des Ober-Serails-Arztes und Konferenz - Mitgliedes, Bethset

Efendi, zwischen ihren Excellenzen dem Reis - Efendi und dem

| Oesterreichischen Jnternuntius d

„Der Geschäftsträger Sr. Majestät des Königs von Sar- dinien zu Konstantinopel, Herr Friedrich Kiriko , i seines vor- aerücéten Alters wegen in Ruhestand verseßt und der Graf Filippi von Buonavalle an seine Stelle ernannt ivorden. Am 2)sten Schewal begab sich der Graf Filivpi in den Pforten- Palast und Überreichte Sr. Hoheit dem Groß- Wesir das Be- glaubigunas - Schreiben von seinem Souverain. Er wurde mit dem üblichen Ceremoniell empfangen.“

„Der Ceremonienmeister Esad Medhy Bey, der als Ge- shäftsträger bei den Statthaltern von Salonichi, Cásarea, Ma- rasch und Aladscha- Hissar fungirte, ist am zweiten Tage des Bairam am Schlagfluß verstorben. Die Aemter, welche er be- fleidete, wurden durch eine Großherrliche Verordnung unter fol- gende Beamten vertheilt: Mehmed Efendi ist zum Geschäftsträ- ger des Statthalters von Salonichi, Eumer Pascha, und des Statthalters von Cásarea, Osman Pascha; Elhadsh Edhem Bey, bisheriger Geschäftsträger des Statthalters von Sivas, in glei- her Eigenschaft bei dem Statthalter von Marasch, und Meh- med Bey, ehemaliger Zoll-Beamter, zum Geschäftsträger des Gou- oerneurs von Aladscha-Hissar ernannt worden, ten haben die übliche Jnvestitur empfangen.“ E i

„„Der jeßige Statthalter von Kiutahia und Kapidschi Baschi, Halil Kiamili Aga, ist zur Belohnung für die Talente, die er in der Verwaltung dieses Sandschaks gezeigt hat, für seine Ge- radheit und seine Gerechtigkeit gegen die Einwohner, auf Vor- stellung des Seraskiers, zum ersten Großherrlichen Stallmei- ster erhoben worden.“

Alle drei Beam-

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„Der Gemeinde - Vorsteher zu Varna, Theochari, der wäh- rend des leßten Krieges und in den darauf folgenden Jahre eine ausgezeichnete Treue bewiesen hat, ist durch ein Großhecr- liches Brevet von der Kopf-Steuer befreit worden.“

„Kafas Artin, der seit einer Reihe von Jahren an der Münze als Banquier der Großherrlichen Kasse, des Schabes, der Domainen und des Mubaja angestellt war, ist vor Kurzem eirer langwierigen Krankheit erlegen, gegen die keine Arznei helfen wollte. Mehrere Monate vor seinem Tode erlaubte ihm seine Schwäche hon nicht mehr, seinen Geschäften vorzustehen, und das Amt eines Banquiers des Mubaja war daher durch eine Großherrliche Verordnung dem Agob Dus-Oglu anvertraut wor- den, der bereics unter Kasas Artin einen bedeutenden Theil die- ses Dienstes versehen hatte. Die Rechtlichkeit, die großen Ta- lente und der unermúdliche Eifer, wodurch sich Kasas Ar- tin auf jenem hohen Posten ausgezeichnet hatte, erwarben ihm das Wohlwollen und die Achtung des Sultans, und Se. Ah hatte ihm daher die Ehren - Decoration verlie- hen. ach seinem Tode ehrte der Sultan das Andenken an seine langen Dienste dadurch, daß er seine Familie zur Theil- nahme an den von ihrem Verwandten genossenen Gunstbezei- gungen berief. Sein Schwager Kework und sein Nesfe Serkis wurden zu Banquiers der Großherrlichen Kasse und Serkis außerdem noch in Gemeinschaft mit Artin, der am Schaß der Domainen angestellt wurde, zum Banquier dieses Schabes er- nannt. Agob Dus-Oglu, der neue Titular-Banquier des Mu- baja, ein Mann von erprobtem Talent und allgemein geachtet, hat die Ehren-Decoration erhalten.“ j

„Der Kadi des Bezirks von Ajandon hat der Regierung angezeigt, daß in dem Dorfe Karadscha-Kiaja die Frau eines Landmanns, Namens Kursek-Oglu_ Ali, von drei Knaben ent- bunden worden is, welche die Namen Ali, Hassa und Hussein empfangen haben. Als dies zur Kenntniß des Sultans kam, seßte derselbe, wie er es in solchen außerordentlichen Fällen ge- wöhnlich gethan hat, jedem Kinde eine jährliche Pension aus, n m die Steuer - Cinkúnfte von Konstantinopel angewie- en ist.

Eben dieses Blatt enthält einen Bericht des Ober - Ar- chitekten der Großherrlichen Bauten, Abdul Halim Efendi, an den Groß-Wesir, worin der Plan zu einer in Konstantinopel zu gründenden Bau-A kademie entworfen ist. Der Sultan hat diesen Plan genehmigt und durch einen eigenhändigen Befehl die unverzügliche Ausführung desseiben angeordnet, damit die Baukunst in den Osmanischen Staaten zur höchst möglichen Vollkommenheit gedeihe und sih auf die Grundsäße der damit in Verbindung stehenden Wissenschaften stüße. Jn der Einlei- tung des Berichts werden die Wissenschaften bezeichnet, deren Erlernung zur Ausúbung der Baukunst vorzugsweise erforder- lih ist. Sodann wird gesagt, daß von den 30 Architekten, die jeßt unter den Befehlen Abdul Halim's stehen, nur 10 die nôthigen Kenntnisse besäßen, so daß ihnen die Leitung cines Baus anvertraut werden könnte; die Übrigen seyen sehr wenig unterrichtet; was die Gebäude anbetresse, die auf Befehl der Regierung sowöhl in der Hauptstadt als in den Provinzen errichtet würden, so seyen die talentvollsten unter jenen 10 Ar- chiteften mit der Entwerfung der Pläne beauftragt, und die übri- gen hätten für die Ausführung derselben zu sorgen. Es folgt nun der neue Plan, nach welchem die Architekten in 2 Klassen eingetheilt werden; jede Klasse soll aus 19 Mitgliedern bestehen, die erste aus denjenigen, welche ihrer Kenntnisse wegen mét der Lei- tung der Regierungs-Bauten beauftragt werden, diezweite aus 10 an- deren, die unter der Zahl der brigen als solche ausgewählt worden, die durch eine Prüfung bewährt haben, daß sie nah jenen ersten 10 die meisten Kenntnisse besizen. Alle übrige Architekten sol- len bloß als Gehúlfen der Ersteren betrachtet werden und unter deren Befehlen arbeiten. Die Mitglieder der ersten Klasse sol- len ein unterscheidendes Zeichen ihres Grades und außerdem, so wie die Eleven der mathematischen Akademie, täglich ein Jeder zwei Brodte von der Regierung erhalten. Der Professor der áten Klasse der mathematischen Akademie soll einen Unterrichts- Kursus für die Architekten der zweiten Klasse und für die Gehülfen eröffnen. Bei der Entwerfung von Plänen sollen die Architekten der ersten Klasse die der zweiten und die Jngenieure, die unter den Befehlen des Ober - Architekten stehen, zu Hand gehen. Jedes- mal, wenn ein Architekt der ersten Klasse in die Provinzen ab- geschickt wird, sollen ihn auf Kosten der Regierung eine Anzahl Ingenieure, Architekten der zweiten Klasse und Gehülfen beglei- ten, damit Alle Gelegenheit erhalten, die Theorie auf die Pra- xis anzuwenden. Wenn sich jeßt bei Privat-Bauten unter den Einwohnern der Hauptstadt Streitigkeiten erheben, ist eine aus 2 Architekten bestehende Kommission mit der Entscheidung der Sache beauftragt. Diese Kommission empfängt, so lange ihre Arbeiten dauern, täglich 24 Piaster Diäten. Von jeßt an soll diese Summe auf 30 Piaster erhdht werden. Dem Ober-Archi- tekten sollen zwei Architekten der ersten Klasse, der Eine als Intendant, der Andere als erster Kommis, zur Seite stehen und sich täglich úber den Zustand der öffentlichen Gebäude un- terrichten. Ferner wird auch eine neue Organisirung der mathe- matischen Akademie anempfohlen, und zwar sollen die Jngenieur- Eleven dieser Schule in 4 Klassen getheilt werden. Aus den Zöglingen der ten Klasse sollen 10 ausgewählt und den Be- fehlen des Ober- Architekten untergeordnet werden, der sie abwech- selnd bei den öffentlichen Bauten beschäftigen wird. Je nachdem sie dann in die höheren Klassen verselzt werden, sollen sie immer mehr Uebung in der architektonischen Praxis erhalten. Wenn Architekten nah den Provinzen abgeordnet werden, um dort Bauten zu leiten, wird die Regierung die Reisekosten bestreiten.

Das genannte Blatt erstattet Über 7 Feuersbrünste Be- richt, die im Lauf der lesten sechs Wochen in Konstantinopel stattgefunden haben; eine davon war sehr bedeutend, indem an 210 Buden und 29 von Juden bewohnte Häuser dabei ein Raub der Flammen wurden; bei den übrigen beschränkte sich der Brand meist auf wenige Gebäude.

Die politischen Verhältnisse von 1823 und 1829 hatten eine große Anzahl von Rajahs bewogen, sich aus Varna zu flüchten und andere Wohnslkze aufzusuchen. Diejenigen, welche in Varna zurúcblieben, richteten ein Gesuch an die Ottomanische Regie- runa, worin fie auseinanderseßen, daß es ihnen ganz unmöglich sey, die dem Schalz schuldige Summe von 100,000 Piastern zu ershwingen, die sih durch eine fünfjährige Anhäufung der Wein-Steuer gebildet hat, ja daß sle nicht einmal die Steuer des laufenden Jahres, welche 25,000 Piaster beträgt, entrichten fônnten, weil die Weinberge in Folge der starken Auswanderun- gen ganz verlassen da ständen und zum Theil gar nicht mehr bebaut würden. Diese Vorstellung wurde im Anfange des lezten Winters dem Sultan durch Mehmed Aga, seinen ersten Stallmeister, eingesandt, der mit der Ausbesserung der Festungs- Werke in Varna beauftragt war. Der Sultan ließ sich alle Umstände genau berichten und zog die Bittschrift in Erwägung.

Der Erfolg war, daß den Rajas von Varna und denen von

Pyra9os, die eine ähnliche Vorstellung eingereicht hatten, da sie mit 16,000 Piastern im Rückstande waren, nicht nur die rück- ständigen Summen erlassen, sondern daß sie auch auf eine unbe- stimmte Reihe von Jahren, bis ihre Weinberge sich wieder in einem blühenden Zustande befinden wúrden, von der Entrichtung der Wein-Steuer ganz befreit wurden. Als diese wohlthätige Handlung des Sultans bekannt wurde, beeilten sih sogleich viele von den Ausgewanderten, wieder an ihren heimathlichen Heerd zurück- zukehren, wo ihnen der Empfang, der ihnen von Seiten der Behörden zu Theil ward, zeigte, daß das Vergangene gänzlich der Vergessenheit Úbergeben sey, und daß sich eine glückliche Zu- kunft für sie eröffne. Mehmed Aga bezahlte sogar auf Befehl des Sultans fúr die Dúrftigen die Reisekosten und ließ ihnen noch anderweitige Unterstüßung zu ihrer ersten Einrichtung an- gedeihen. Außerdem hat der Sultan allen Rajas von Varna ohne Unterschied eine beträchtliche Summe aus seiner Príivat- Kasse auszahlen lassen, damit sie sih die zum Weinbau nöôthi- gen Geräthe und Werkzeuge anschaffen können. Hierauf haben die Zurückgekehrten dem Sultan in einer Adresse ihren innig- sten Dank ausgedrückt. :

Der Moniteur Ottoman enthält einen sehr langen Ar- tikel, worin er ein Schreiben zu widerlegen sucht, welches das Journal de Francfort unterm 6. März, als eine Mitthei- lung von den Einwohnern der Jnsel Samos, publicirte. Er er- flárt diese angeblich aus Samos gekommenen Klagen für nichts als abgenußte Declamationen und schändlichen Betrug und ver- argt es dem leßtgenannten Blatt , daß es sich zum öffentlichen Vertheidiger einer Sache aufwerfe, deren nähere Verhältnisse es gar nicht fenne. Ehe es mit einer so lebhaften Theilnahme das vermeintliche Geschrei der Bevölkerung von Samos über die Nachricht von dem bevorstehenden Absegeln einer Túrkischen Flottille nach jener Jnsel wiederholt, meint der Moniteur, hätte es sich doch erst von den zahlreichen Maßregeln, die diesem Beschluß vorangegangen seyen, unterrichten sollen, von der politischen Stellung der Jnsel Samos zu der Pforte, wie den Beschlüssen der Pforte in Bezug auf Samos, von dem wahren Zustande der Dinge auf dieser Jnsel und von den administrativen Resul- taten, die sich an die Wiederherstellung der Türkischen Autorität daselbst knüpften. „Möge uns das Journal de Francfort nur sagen,‘ fährt der Moniteur fort, „wie viel Unterschrif- ten das Schreiben zählte; insofern ihrer mehr gewesen, als 4 oder 5, fann man behaupten, daß es falsche wa- ren. Diese \so pomphaft vermittelst des Journal de Francfort an die gesammte Christenheit gerichtete Vorstel- lung rührt also feinesweges von den Einwohnern der Jnsel Samos her, sondern repräsentirt nur das Privat-Jnteresse Und die üble Laune der 4 oder 5 Häuptlinge, welche diese Jn- sel bedrúcken und mit Verzweiflung das Ende ihrer Räubereien nahen schen.’ Es folgt hierauf eine weitläuftige Auseinander- seßzung der Verhältnisse zwischen der Pforte und der Jnsel Sa- mos, und der Moniteur bedauert es \{ließlich, daß das Jour- nal de Francfort nur den wesentlihen Inhalt, nicht den wörtli- hen Text jenes Schreibens mitgetheilt habe.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. Washington, 15. März. Im Courrier des Etats

Unis heißt es: „Die große a welche seit mehreren Monaten die öffentliche Au merksamkeit ausschließ-

lich beschäftigt, hat sich seit einiger Zeit niht im min- desten verändert, und es ist noch keine befriedigende Ld- sung erfolgt, noch keine Vorkehr getroffen worden, wodurch Vertrauen und Kredit wiederhergestellt werden könnten. Die Handels-Unternehmungen sind noch eben so schwierig, das Geld noch eben so selten, der Diskonto noch eben jo hoc; und doch sind, Dank den glücklichen Geschäften des vorigen Jahres und den ehrenvollen Opfern, die sich viele Handelshäuser in ih- rer peinlichen Lage auferlegen, um nur ihre Verpflichtun- gen erfüllen zu fônnen, die Falissements seit einigen Ta- gen weit weniger zahlreih, als man es Anfangs, beson- ders in den ersten Tagen dieses Monats, wo ungeheure Zahlun- gen stattfanden, befürchtet hatte. Aber wenn das Uebel auch nicht so sehr am Tage liegt, so ist es darum nicht minder vor- handen; und selbst der Fall angenommen, daß der Kongreß es durch einen energischen Beschluß, was immer noch sehr die Frage ist, dahin brächte, das so gewaltsam erschütterte Gleichgewicht wiederherzustellen, so würde doch der Handel lange Zeit brau- hen, um sich von dem Stoß, den er erlitten, und von den un- erhórten Opfern, denen er im Einzelnen ausgeseßt ist, wieder zu telle Niemand kann bei den Ereignissen gleichgültig blei- ben, die vor unseren Augen vorgehen, und deren Folgen so un- heilbringend seyn können; denn diese Krisis is wenigstens eben so schr eine politische als eine kommerzielle, und sie wird die Eigenschaften und Mängel einer Regierungs-Form , auf die seit so langer Zeit die Augen der ganzen Welt gerichtet sind, ins Licht ezen. Europa betrachte dieselbe noch als einen bloßen Versuch, und alle Momente diejes Drama’s werden als stchla- gende Beweise für oder gegen das republikanische System be- trachtet werden. Die Entwickelung kann nicht mehr fern liegen. Herr Webster beschleunigt ihr Herannahen durch die von ihm im Senat abgegebene Erklärung, daß er am nächsten Montag eine Bill vorschlagen werde, wonach der Freibrief der Bank der Vereinigten Staaten nach Ablauf des Termins von 1836 auf eine furze Zeit verlängert werden und die Staats - Fonds wieder bei ihr in Deposico gegeben werden follen, indem es fodann den nächsten Kongressen Überlassen bliebe, zu entscheiden, ob eine Erneuerung des bisherigen Freibriefs der Bank oder die Ent- werfung eines ganz neuen zweckmäßig sey. Die bestunterrichte- ten Personen scheinen aber über den wahrscheinlichen Erfolg die- ses Vorschlages noch in Zweifel zu seyn. Es wird dabei wohl sehr viel auf das Resultat der im nächsten Monate zu New- York stattfindenden Municipal - Wahlen ankommen. Wenn der Vorschlag im Kongreß verworfen wird, |0 wird die Furcht und Muthlosigkeit noch größer werden, weil dann unfehlbar neues Unheil erfolgen würde. Wird er angenommen, |o glaubt man, der Präsident werde sein Veto entgegensezen, denn man ver- fichert, daß er fest entschlossen ist, die Erneuerung des Frei- briefs der Bank nimmermehr zu unterzeichnen, Wenn ev bei diesem Entschlusse beharrt, ho würde „ihm eine Ma- jorität von zwei Drittheilen in beiden Häusern zu Gun- sten der Bill keine andece Wahl übrig lassen, als sich von seinem Posten zurücfzuziehen. Ein solcher Sieg des Ge- seßes úber den Willen des Staats - Chefs und eine solche Recht- lichkeit der vollziehenden Gewalt, die es vorzdge, ins Privatle- ben zurückzukehren, ehe sie Maßregeln genehmigte, die mit ih- rem Gewissen nicht Übereinstimmten, würde allerdings ein erha- benes Schauspiel seyn. Und dies Alles ohne Gewaltthätigkeiten, ohne Emeuten, ohne Jnsurrectionen! Ein siegreiches und mäch- tiges Argument für die republikanischen Institutionen unter den gegebenen Umständen. Es würde durch eine solche Episode

ín der Amerikanischen Geschichte aller Zweifel beseitigt und