1834 / 142 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

legte der Lord-Kanzler zwei Bills vor, wovon die eine gegen das System der Pluralitäten und die andere gegen die Abwe- senheit der Geistlichen von ihren Pfcunden gerichtet war. „Beide Bills‘, sagte er, „haben die Genehmigung der Regierung erhal- ten; die erste soll einen der größten Mißbräuche in der herrschen- den Kirche aufheben; die zweite ist gegen ein nit minder nach- theiliges Uebel gerichtet, das sich in die bishöfliche Kirche erst seit ihrer Trennung von der katholtschen eingeschlihen hat, denn diese kannte nih!s der Art. Die Abwesenheit der Geistlichen von ihren S*“llen is dem gemeinen Recht und dem Geist des kanonischen Rechtes entgegen und rührt nur daher, daß hin und roteder ci’1zelne Geisilihen von dem Aufenthalt auf ihren Pfrün- den dié pensirt wurden. Dieser Mißbrauch hat zwei sehr üble Folge" gehabt; erstens hat er eine Masse von Parlaments -Ge- je6?n über diesen Gegenstand veranlaßt, und zweitens hat er dazu gefuhrt, daß jener Dispens auch bewilligt wurde, wenn gar fein vernünftiger Grund dazu vorhanden war. Das Ge- ses sagt, der Geistliche solle fich auf seiner Pfrúnde aufhalten und die Dispensation davon ihm nur dann ertheilt werden, wenn er irgend ein anderes Air bekleide, wodurch es ihm un- möglich werde, beständig in seiner Pfarre zu wohnen. Nun sind die Kaplane nah dem Gesetz zu solchem Dispens berechtigt. Es gieb{, aber eine große Menge von Kaplanen, für die Edel: leute, fúr die Richter, für den General-Prokurator und den Ge- nero.i-Anwale, fär die Mitglieder der Königlichen Familie u. \. w. „Z2der Ober-Richter hat 6 Kaplane; ih selbst habe deren sechs. Lir können uns also gewiß über den Mangel an geistlichem Bei- stande nicht beklagen, uud es iff unsere eigene Schuld, wenn

wir denselben niht gebrauchen. Während aber das Ge- les damit, daß es die Diéspensationen auf soshe Aem- cer beschränkte, eben beabsichtigte, daß nur Wenige die-

selben erhalten sollten; haben fich diese Kaplanstellen so vermehrt, daß ein Jeder, der eine Pfründe bekommt, auf jenem Wege auch zu einem Dispens gelangen kann. Die Folge davon war, daß die Ausnabimne zur Regel wurde. Die, vorgelegten Bills soilen daher alle frühern Geseße in Bezug auf die Pluralitäten und diè Abwesenheit von den Pfründen aufheben und widerru- fen und ein einziges, einfaches, konsequentes und zweckmäßiges Gese, an deren Stelle schen, des Znhalts, daß keiner Person, die in Besi einer geistlichen Würde ist, fernerhin die Beklei- Ding mehrerer Pfründen und die Abwesenheit von einer dersel- ben gestattet seyn soll. Diese Bestimmung ist vielleicht zu uim- fassend, und wenn Ew. Herrlichkeit beliebt, so könnte woh! mit Rücksicht auf die höheren Wärdenträger der Kirche eine beson- dère Ausnahme darin aufgenommen werden, da dieselben aus verschiedenen Gründen, wie unter Anderem deshalb, weil sie den Párlaments:Séßungen beiwohnen müssen, nicht immer auf ihren Pfarren leben können. Jch werde auf diesen Theil der Bili nicht fo hartnäckig bestehen, daß ih sie darum, weil Ew. Herr- lichéeiten vielleicht eine solche Veränderung daran vornehmen möchten, ganz aufeeben sollte; im Gegentheil, ich werde die Bil! in keinem Fall fahren lassen. Die Bill set fest, daß alle Pfarrer, ‘Pastoren und andere niedrigere Geistliche fich auf ihren Pfründen aufhal- ton sollen, mit Ausnahme zweier Monate im Jahre, unter der Strafe, eine Geldbuße zu entrichten, die dreifach so viel betra- gen soll, als ihre Pfründe in der Zeit, wo sie abwesend waren, eindrachte. Erlaubniß zur Entfernung soll ihnen nur ertheilt werdev,, wenn sie krank sind, wenn sie als Zeugen aufgefordert werden, und wenn die Krankheit oder der Tod eines ihrer Ver- wo.ndten auf eine Zeit lang ihre Anwesenheit an einem anderen HDree erheisht. Auch ist in der Bill festgeseßt, daß auf jedem Dispens der Grund der Abwesenheit angegeben werden muß. Ew. Herrlichkeiten werden sehen, daß diese Bill mit der größt- möglichen Sorgfalt, vielleicht mit größerer, als irgend cine in

den lesten 15 Jahren eingebrachte Bill, abgefaßt worden ist, Die andere, die Pluralitäten - Bill, legt die Axt an die Wurzel des Uebels. Sie bestimmt, daß Nie-

mand, zwei Pfründen bekleiden soll, wenn die eine davon mehr als. 200 Pfund jährlich einträgt. Auch ist festgesetzt, daß, wenn “¡emand eine Pfründe hat, die weniger ais 200 Pfund einbringt, in welchem Fall er also berechtigt seyn würde, noch eine zweite daneben zu bekleiden, diese zweite nicht mehr als 100 150 ‘Pfund cinbringen darf, und daß sie mit seiner anderen Pfründe zusam- menstoßen muß, oder daß wenigstens die Kirche der einen ‘Pfarre niche über 5 Englische Meilen von der Kirche der anderen ent- fernt seyn darf. Diese Ausnahme ist nur deshalb in die Bill aufgenommen worden, weil es so sehr viel kleine ‘Pfründen, wenn ich nicht ixre, Úber 4000, im Lande giebt. Jch ging von dem Grundsaß aus, daß, wenn eine Pfründe bedeutend genug -sey, un einen Pfarrer zu ernähren, dieser auch die geistlichen Functionen darauf verwalten müsse, Man möchte vielleicht meinen, daß diese Bill die Wirkung haben könnte, die Zahl der Personen, die sich für die Kirche bilden, zu- vermin- dern, Jch bürge aber dafür, daß dies nicht der Fall seyn wird. Die einzige Ausnahme in der Bill ist zu Gunsten der Präben- darien uïro Canonici gemacht, denen es erlaubt seyn soll, neben ihren Prábenden und Kanonikaten kleine Pfründen von nicht mehr als 100 Pfund Einkünften zu erwerben.“ Lord Bexley vericherte, daß er diesen Maßregeln scine ganze Aufmerksamkeit {enken wolle, - nur erinnerte er den Lord - Kanzler daran, daß das System der Pluralitäten nicht exst in der bischöflichen Kir- che entstanden, sondern daß es ein Vermächtniß von der katholi- hen Kirche sey, da dieser Gebrauch vor der Reformation in weit größerem Umfange bestanden habe und noch jet in fatho- lischen Ländern eben so wie in England bestehe; er gedachte des Kardinals Wolsey, der neben seinen anderen hohen Aemtern noch das Erbisthum York und die Bisthúmer Worcester und Winchester be- fleidete, Auch der Marquís von Bute und der Graf von Radnor erklärten ihre Zufriedenheit über die „Einbringung dieser Bills und bemerkten, daß sie schon vor 2 Jahren die von dem Erzbischof von Canterbury eingebrochte Bill über die P'uralitäten unterstüßt hätten, die ein Eingeständniß des vorhandenen Uebels von Seiten der Geistlichkeit gewesen, die aber deshalb im ntergauls durchgefallen sey, weil sie nicht weit genug gegangen. Lord Wynford äußerte dagegen, daß, wenn diese Bills durchgingen, die Geistlichen der herrschenden Kirche in ihren Einkünften wett schlechter pestelt seyn würden, als fie Geistlichen der Dissenters. Die beiden Bills wurden sodann zum erstenmal verlesen und zum Dru verordnet. Unterhaus. Ss vom16 Mai. Sir E. Knatc- bu ll erhob sich, um auf die zweite Lesung seiner Bill zur Ver- besserung der jeßigen Bier-Geseßze anzutragen. Er bemerkte da- bei, daß er die Bill so einzurichten gesucht habe, daß die Uebel des jeßigen Systems abgestellt würden, ohne daß die Armee darunter littez der Haupt-Jnhalt der Bill sey der, daß derjenige, welcher einen Bierladen eröffnen wolle, eine Bescheinigung von 6 Einwohnern seines Kirchspiels, die 10 Pfund Steuern zahlten, beibringen müsse, daß er eine Person sey, der ein solches Privilegium ohne Nachtheil übertragen werden fónne, und daß derjenige, welcher in offenen Läden oder

378 vor der Thür Bier schenken wolle, eine ähnlihe Empfch- lung haben müsse; ferner sege die Bill fest, daß die Polizei die Bierläden besuchen solle, wenn sie geöffnet, und eine halbe Stunde, nachdem sie geschlossen worden, um si zu überzeugen, daß die geseslihen Vorschriften erfüllt scven. Die von einigen Sekten erhobene Frage, ob man nicht gestatten sollte, daß die Bierläden so lange gedffnet blieben, wie die Wirthshäujer, wollte der Redner hier nicht erörtern, weil sie, seiner Meinung nach, zu weit führen würde. Lord Althorp erklärte, daß er die zwette Lesung der Bill unterstÜgen werde, und daß er die ihm nöthig scheinen- den Modificationen derselben im Ausschusse vorschlazen.wolle. Bei der Abstimmung ergab sich eine Majoritát von 157 gegen27 Stimmen für die zweite Lesung der Bill. Hierauf beantragte Herr Parker die Ernennung eines besondern Ausschusses, um die Ansprüche Britischer Unterthanen auf Entschädigung von Seiten der Dä- nischen Regierung für Verluste, die sich aus dem Jahre 1807 herschrieben, zu prüfen und dem Hause darüber Bericht zu er-

statten. Lord Althorp widersebte sich Anfangs dieser Motion, |

da sich aber das Haus derselben sehr günstig zeigte und es sich im Laufe der Debatte ergab, daß nicht die Dänische, son- dern die Engli:che Regierung diese Entschädigungen zu zah- len haben würde, so versprach er zuleßt, daß die ersor- derlichen Maßregeln zur Auszahlung der den Betheiligten gebührenden Summen getroffen werden sollten, und Herr Parker nahm daher seinen Antrag zurück. Demnächst rich- tete Lord Sandon eine Frage in Bezug auf Englands Ver? hältnisse zu Süd-Amerika an die Regierung, worauf Lord Pal- merston erwiederte, daß die Englischen General - Konsuln in Chili und Peru die nöthigen Jnstructionen erhalten hätten, um mit diesen neuen Staaten über cinen Handels: Traktat zu unter-

handeln, und daß der Gesandte, der in Begrisf sey, nah Bue- |

nos:Ayres unter Segel zu gehen, den Austrag habe, ähnliche Unterhandlungen mit dem Staat Montevideo anzuknüpfen; auch versicherte Lord Patmerston, daß die Regierung alles Mögliche aufbieten werde, um dem Sklavenhandel in Montevideo ein Ende zu machen.

London, 17. Mai. Der König gab vorgestern cin großes Diner im St. James: Palast; unter den dazu eingeladenen Gästen befanden sich auch der Herzog Ferdinand von Sachsen - Koburg und der Fürit von Leiningen. Gestern Nachmittags besuchten Jhre Majestäten den Herzog von Cumberland in Kew und kehr- ten dann nah Windsor zurück.

Der Oesterreichische Botschafter , Fürst Esterhazy, hatte ge- stern in Begleitung seines ersten Gefßandt|chafts- Secretairs, des Herrn Hummelauer, eine Unterredung mit Lord Palmerston im auswärtigen Amte. Auch der Fürst Talleyrand und der Mar- quis von Miraflores statteten gestern dem Staats-Secretair für die auswärtigen Angelegenheiten einen Besuch ab.

Als ein Beispiel von dem Eifer und der Ausdauer der Britischen Seeleute führt die Times an, daß kürzlich ein Schiff von bloß 26 Tonnen Lask, die „Circe‘/, mit nur 3 Mann aim Bord, die Reise von England’ nah dem Vorgebirge der guten Hoffaung gemacht habe; es fuhr am 2. August v. J. von Dept- forò ab, erreichte am 12ten Scilly, am 21sten Madeira, am 93sten die Kanarischen und am Z0sten die Junseln des grünen Vorgebirges. Am 16. September ging es wieder unter Segel, passirte am 6. Oktober die Linie, wandre sih dann nach der Süd - Amerikanischen Küste hinúber, berührte Abrolhas und er- reichte am Z0sten Jsle de Grand. Am 3. November langte es zu St, Scbastian an und blieb dafelbst 10 Tage. Von da machte es die Fahrt über den Atlantischen Ocean und erreichte am 1. Januar Elisabeth - Bay auf der Afrikanischen Küste, 106 es 18 Tage verweilce. Am 7. Februar kam es in Saldanha- Bay und in den ersten Tagen des Mrz am Kap an.

“Die hier eingegangenen Caraccas-Zeitungen vom 23. März enthalten ein Dekret, wodurch allgemeine Religions-Freiheit verbürgt wird; in der Einleitung ist auf eincn Artikel in der Verfassung Bezug genommen, durch welchen Fremde aus allen Ländern nah Venezuela eingeladen werden, und es wird daraus die Folgerung gezogen, daß, da die Religions Freiheit ein Theil der búrgerlichen Freiheit sey, auch sie durch die Verfassung nicht nur den Eingebornen von s sondern auch allen Aus- ländern, die nach der Republik kämen , gesichert werde. Dieses Dekret ist vom 18. Februar datirt. denheit erregt zu haben, und! nur Ein Fall wird erwähnt, wo sich ein Geistlicher demselben widerseßte, gegen den sogleich ein Prozeß eingeleitet wurde.

London, 16. Mai. Die Minister hatten gestern wieder einmal gegen einen jener Reformations - Vorschläge zu kämpfen, welche die Whigs sonst so oft vor das ‘Parlament gebracht und der Nation als ein unentbehrliches Rettungs - Mittel vor ministerieller und parlamentarischer Tyrannei angepriesen hatten. s wurde nämlich der Vorschlag gemacht, daß die Mitglieder des Unterhausés in Zukunft auf drei Jahre, statt auf sieben ge- wählt werden sollen, damit dieselben durch die Länge der Zeit nicht zu unabhängig von ihren Kommittenten würden. Es be- durfte nichts weiter, um diesen Vorschlag zu unterstüßen, als die Gründe zu wiederholen, welche ehenials Gcaf Grey, Lambton, Brougham, Macintosh, Lord John Russel und andere Whigs mit so vieler Beredtsamkeit vorgebracht hatten. Auch kam sehr wenig Neues zum Vorschein, mit Ausnahme dessen, daß man es den Ministern als ein argumenlum ad hominem deducirte, wie Männer, , welche mit ihrer Administration in Verbindung stánden, an soíchen Orten nicht wieder gewählt werden fönnten, wo sie vorher gewählt worden wären, und daß wahrscheinlich viele jebige Deputirte, welche ihren Sib den Nonkonformisten zu verdanken hätten, wohl nicht wieder gewählt werde:1, wenn das Parlament jetzt aufgelóst würde. Die Tories, die sonst die- sen Punkt so ofr zu vertheidigen gehabt, überließen je6t füglich diese Mühe ihren Gegnern, und begnügten sich bloß damit, daß sie mit ihnen stimmten, und ihnen so sür den Augenbli den Sieg über Diejenigen verschassten, welche keinen Theil an der Regieruna, und folglich für den Augenblick keine Gründe haben, sich konservativ zu zeigen, und daher sich für jeßt auf Kosten der Minister populair machen kdnnen. Diese hatten denn auch auf ihrer Seite eigentlich nichts Neues für die Vertheidigung des jeßigen Standes der Verfassung in diesem Punkte zu sagen. Sie fußten vorzüglich darauf, daß das Parlament, oder doch die Regierung, bei der Durchseßung der Reform-Bill sich verpflich- tet hätte, für's Erste keine Veränderungen mehr in der Verfas- fung vorzunehmen; und da man noch keine Zeit gehabt, die volle Wirkung jener Bill zu erproben, und auch die Nation die ge- forderte Neuerung nicht verlange, indem nicht eine einzige Bitt- schrift darum eingereicht worden, so sähen sie keinen Grund, für jeßt von jenem Versprechen abzugehen. Auch scheint es nicht wie der Courier richtig bemerkt daß das Haus zu unab- hängig vom Volke ist, wena was 185 Mitglieder sür einen |ol- chen Vorschlag stimmen sieht, und die Minister nur mit Hülfe der Tories eine Mehrheit von 50 erlangen können.

És scheint allgemeine Zufries- |

Vorgestern nahm das Unterhaus die Bill für die Verbesserung des Armenwesens im Ausschusse vor, und entschied nach vielen Debatten für die Annahme der ersten Klausel, welche die An; stellung einer Kommission von drei Mitgliedern bestimmt, unte deren Aut f úbung gebracht werden joUen. | aletch i der lächerlichen Wuth der Times, höchst gemäßigt, und die Opposition unbedeutend. nister dent Geschrei der Journalisten und der dadurch erregten Opposition einiger Gemeinden so weit nach, das sie die Gewalt

der Kommissarien einigermaßen zu beschränken gedenken ; wie «6 i;

ibnen überhaupt als Verwaltung gleichgültig seyn kann, ob dies Herren größere oder geringere Macht haben; doch sind sie fre lich mit allen anderen unbefangenen Staatómännern Überzeugt das die besten Armen - Gesche dem jezigen Unwesen kein End machen können, wenn nicht eine kräftige kontrolirende Gewas

über die örtlichen Armen-Aufseher die Ober-Aufsicht führt. Di, '

jetzige Aufsicht der Friedensrichter hat sich mehr nachtheilig als vortheil haft erwiesen, da die Herren aus leicht begreiflichen Gründen es fas immer mit dein trobigen Arien gegen den sparsamen Gemeinde Beamten halten. Herr Walter, ein Parlaments-Miktglied , un einer der Haupt-Eigenthümer der Times, soll sich in dieser Eigen schaft besonders als Freund der Armen gezeigt, und darübt mit Lord Althorp, welcher gleichfalls in der Grafschaft Buch ein Friedensrichter it, in versönlichen Konflikt gerathen sepn; was allgemein als der Grund der Feindseligkeit angesehert wird, welcher die Times bei ihren unziemlichen Angriffen auf dies Bill und den niedrigen Persönlichkeiten gegen Lord Althorp lei tet. Herr Walter hat sogar noch eine eigene Flugschrift gegen die Maßregel drucken lassen. Die weitere Berathung über diu selbe ist indessen bis nach Pfingsten verschoben , wo dan überhaupt noch die wichtigsten Sachen zu entscheiden sind, wie über den Zehnten, die Kirchen - Steuer, die Kir chen - Reform (wenn anders nicht diese bis nächstes Jahr verschoben wird), die Registratur der Ehen, Geburten und Todesfälle. Ueber beide leßtere hat Herr Brougham, Bru der des Großkanzlers, eine Maßregel vorgeschlaaen, welche al; gemeine Zufriedenheit zu erregen scheint; und er hat versprochet, auch eine wegen der Schließung der Ehebündnisse an der Stell derjenigen R lagen- welche durch Lord John Russell im Namen der Regierung vor das Unterhaus gebracht worden, aber weil sie den Nonkonformisten, denen eigentlih bamit gu dient werden sollte, so sehr mißfallen, wieder zurücgenomm/n worden ist. Von der Einfährung kleiner Gerichtshôfe in den Provinzen, welche Lord Brougham dieses Jahr wieder vor da Parlament zu bringen versprochen, hôrt man immer noch nicht, und die Abschaffun2 der Verhaftung wegen kleiner Schulden, worüber die Regierung eine Maßregel vorzuschlagen versprochen, ist so lange liegen geblieben, bis cin Gegner der Regierung, ein Rechtsgelehrter, Namens Pollok, die Sache in Händen ge nommen, und eine Bill in dieser Beziehung vorgeschlagen hat. Lord Brougham hat überhaupt viel von seiner Thätigkeit verlo ren, und verliert täglich mehr an öffentlicher Achtung, durch den hochfahrenden , tollen, alles verspottenden Ton, den er jeßt 6 oft in den Debatten annimmt, und der die Wirkung starker Ge tránke seyn soll. Jn den Debatten von gestern Abend Über die von Lord Wpanford vorgeschlagene Bill für die strengere Feier des Sonntags is wieder ein Beispiel davon zu finden. Dies ist

nun die dritte Bill, welche seit der Verwerfung der hypermysti f

cistischen Maßregel des Sir A. Agnew dem Parlamente vorge: legt worden ist, nämlich zwei im Unterhause und eine im Ober

hause, aus welchen allen doch wohl endlich eine befriedigende Y Maßregel hervorgehen wird. Die Handwerker-Vereine habes F aus Rache wegen der entschiedenen Sprache, welche die Times bei einigen Gelegenheiten gegen sie geführt, ihren Mitgliedern f aufs sirengíie verboten, diese Zeitung zu lesen, oder auch nuf

ein Wirths- oder Kaffechaus zu besuchen, wo man fie hält, Man sieht daher jekt in den Fenstern vieler solcher Häuser von der gemeineren Klasse eine Karte mit der Aufschrift: „„Hier werden die Times nicht gehalten! “/

Welten.

Bräfssel, 13. Mai. Marschalls Grafen von Aerschot zufolge, wird der wegen des Ablebens des jungen Prinzen, die Trauer auf einen Monat anlegen.

Der Moniteur hat seit einigen Tagen cine Polemik mit * dem Courrier angeknüpft, welcher leßtere behauptet, die Regit rung habe die Absicht gehabt, Herrn Cabet bei seiner Einschif-| fung nah England verhaften und nach Frankreich bringen zu} lassen. Das offizielle Blatt erklärt dies wiederholentlich für cine}

Unwahrheit.

Das Belgische Schiff „Mercure‘/ is zu Konstantinopel un: F

ter der National-Flagge angekommen, und weder auf der Fahrt, noch bei seiner Ankunft daselbst beunruhigt worden.

Dáânemarf|!.

Kopenhagen, 17. Mai. (Hamb. Korr.) Der Prin; Friedrich wird den Sommer auf Jsland zubringen. Jm Herbste wérd die Fregatte „Galathea‘“ ihn wieder abholen, und er wird dann, wie es heißt, in Fridericia sh niederlassen. Zu dem Ende ist der Hofbau-Jnspektor , Etats:Rath Koch, hon dahin abge gangen, um ein Lokal für Se. Königl. Hoheit einzurichten.

Der Prinz Wilhelm von Hessen - Philippsthal - Barchfeldt, General in Dänischen Diensten, wird, dem Vernehmen nach, die | sen Sommer die Bäder in Kissingen und Gastein besuchen. |

Sein Durchl. Verwandter, der Prinz Wilhelm von Hessen Kassel, wird dagegen, als Gouverneur von Kopenhagen, vermuth lich diesen Sommer hier bleiben.

Der vormalige Öber- Präsident der Stadt Kopenhagen, Gt heimerath Moltke, 1 in den Grafenstand erhoben worden.

Die kürzlich aus Westindien zurückgekehrte Kriegs- Brigg |

„Alerte‘/ hat den Gouverneur unserer dortigen Kolonie mit na Europa gebracht. Er is vorläufig nah London gegangen, und wird von da das Achener Bad besuchen.

Die Gesellschaft der Wissenschaften hat den Capitain Bendz |

an der Militair : H

Gotha zum auswärtigen Mitgliede ihrer mathematischen Sec tion ernannt.

Die Wettrennen und Wettfahrten bei Wiburg werden dieses Fahr am 20sten und 21sten Juni im Beiseyn Sr. Majestät des Königs stattfinden.

Vor einigen Tagen hat cine furchtbare Feuersbrunst das beim Schlosse Friederihsburg in einer wunderschöônen Gegend belegene freundliche Städtchen Hillerdd heimgesuht. 46 Häuser sind eingeäschert und über 100 Familien ohne Obdach, von de nen fast keine ihre Esfekten hat retten können. Es ist sogleich ein Comité von den angesehensten Bürgern zusammengetre-

ten, um die Vertheilung der zu erwartenden milden Beicräge |

die Bestimmungen des neuen Geseßes in Ausg | Die Debatten waren, im Ver, |

Indessen gaben doch die Mi |

Einer Bekanntmachung des Hof: F Königl. Hof, |

ochschule und den Professor Olufsen an k der Universität zu inländischen und den Professor Hausen in f

an diese Nothleidenden zu besorgen. Eine ähnlihe Aufforderung ist hier in Kopenhagen von ein Paar Männern ergangen, die sich des öffentlichen Vertrauens erfreuen.

D eut {Glan d.

Weimar, 21. Mai. Der Großherzog und die Frau Groß- | herzogin, K. K.. Hoheiten, haben gestern in Begleitung Sr. | Br hlaucht, des Prinzen Ernst von Hessen - Barchfeld, eine | Reise úber Oldisleben nach Allstedt angetreten und werden da | einige Tage verweilen.

j Hildburghausen, 17. Mai. Jun der Dorf- Zeitung ] wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Milch von einer pok- } fenfranken Kuh bei Menschen die natürlichen Blattern erzeugen

E eónnte; es soll ein solcher Fall kürzlich in Wechmar bei Gotha

Ÿ vorgekommen seyn.

München, 15. Mai. Die Kammer der Abgeordneten er- Î ledigte heute nach einer dreitägigen Berathung die von der Kö- nizl. Staats-Regierung vorgelegten General-Finanz-Rechnungen Ï (mit Ausschluß der Militair - Rechnungen ) der Jahre 1822 bis Ï 1822, sammt den damit in Verbindung gebrachten Anträgen Ï des zweiten Ausschusses Und der einzelnen Kammer - Mitglieder. Ï Sie erhob das Ausschuß- Gutachten, daß gegen diese Rechnun- Ÿ gen feine Crinnerung zu machen sey, mit 98 gegen 10 Stimmen Ÿ zu ihrem Beschlusse. Die Minorität war nur deshalb anderer 4 Ansicht, weil in den erwähnten Rechnungen auch Ausgaben für Ÿ die Pinakothek vorkommen, von welchen dieselbe glaubte, daß

t

Y sie, obwohl sie die Position im Etat nicht überschritten, nicht I anerkannt werden könnten, so wie dergleichen Ausgaben im Jahre N 1831 von der Kammer der Abgeordneten nicht anerkannt wor- N den seyen. Dem weiteren Antrage des Auéschusses: „Es möge N das Anerkenntniß auch auf die in den Jahren 1837 bis 1833 vorgekommenen (von der Kammer der Abgeordneten im Jahre N 1831 beanstandeten) Ausgaben für die Pinakothek, das Kabi- nets: Sekretariat und das Odeon ausgedehnt werden““, ertheilte Ï die Kammer mit 73 gegen 33 Stimmen, gemäß einer von P». I Schwindel vorgeschlagenen Modification, in folgender Gestalt N ihre Zustimmung: „„Die in den Jahren 1822 bis 1828 Ï vorgekommenen Ausgaben für die Pinakothek, das Kabi- 5 nts. Sekretar:at und das Odeon beruhen für immer auf sich.“ Ÿ Von den übrigen Beschlüssen sind noch zu erwähnen: 1) der N Beschluß (mit 72 gegen 32 Stimmen), die Staats-Regierung zu N bitten, daß sie die Juittative zur gesc6ichen Vereinigung der Ÿ Stempel: und Tax-Gefälle in Eine Akgabe ergreife; 2) der Be- Ï luß (mit 83 gegen 13 Stimmen), die Staats-Regierung um ) Aushebung des Lotto , als einer die Moralirát untergrabenden N Abgabe, zu bitten; 3) der Beschluß (mit 99 Stimmen gegen I Eine), die Staats - Regierung um Beschleunigung des Vollzugs Ï jener Bestimmung der Zoll: Ordnung zu bitten, wonach alle? 5 Brúcken- und Pflaster-Zdölle auf den auf Staats - Fonds unter- Ÿ haltenen Straßen aufgehoben sind, und den Städten und Märk- Ï ten für den diesfallsigen Verlust eine Entschädigung verheißen J ist; 4) der Beschluß (mit 93 gegen 4 Stimmen), welcher die | Herstellung einer Besoldungs-Statistik der Pfarreien aller Kreise | b'zweckt, um hiernach die Mittel zur Erhöhung auf Congrua

berathen zu können; 5) der Beschluß (mit 93 gegen 2 Stim- men), welcher die Errichtung eines Emeriten- Fonds resp. einer } Pensions - Anstalt für die katholische Geistlichkeit bezielt ; endlich 0) der Beschluß (einstimmig), die Staats-Regierung um baldige h Vollendung der im Landtags - Abschiede von 1831 verheißenen Z Recherche und Prüfung der Kilerikal-Abgaben zu bitten.

München, 17. Mai. Die heutige. Si6ung der Kammer Ÿ der Abgeordneten war bloß der Erstattung von Vorträgen ge- Y widmet, und zwar: 1) des zweiten Ausschusses Über die von der F Staats-Regierung vorgelegten Militair-Rechnungen ; 2) des drit- Ÿ ten Auéschusses über den Geseß-Entwourf, die allgemeine Brand- Versicherungs- Anstalt betreffend; 3) des ersten Ausschusses, über Ï den Antrag, die allgemeine Anwendung der §§ 1 und 2 des N Kap. X1V. der Augsburger Wechsel-Ordnung betr. ; 4) desselben N Ausschusses úber den Antrag, die bauliche Unterhaltung der Pfarr- Ÿ und Benefiziat-Gebäude belangend. Auch wurde der Beschluß N über die General - Finanz - Rechnungen vorgelesen. Die der Berathung über die Finanz - Rechnungen von dem Abgeordneten Willich übergebenen, von der Kammer in dieser Form zurückgewiesenen Anträge be- zwetten: 1) Beschleunigung der politischen Untersuchungs - Pro- zesse; 2) Vorlage eines Gese: Entwurfs zur Niederschlaguna politischer Untersuchungen; 3) Verbot der Bildung politischer Senate bei den Gerichten; 4) Einleitung von Untersuchungen F gegen solche Gerichte, welche einen politisch Angeschuldigten ver- urtheilt haben , der nachher vom höchsten Gerichtshofe freigespro-

Î hen wurde; 5) Unrcersuhung und Verurtheilung Rhein-Bayeri-

Ram Schluß

E

3 her Unterthanen nur durch Rhein-Bayerische Richter; 6) Zu- rückverlegung des Cassationshofes nah Rhein -Bayern, indem N bei dem Appellations - Gerichte zu Zweibrücken eine dritte Sec- F tion gebildet würde; 7) Vollziehung der verfassungsmäßigen Be- N stimmung des Preß-Edikts, wonach nur politische Zeitungen der F Censur unterworfen sind.

4 Unser Postwesen bleibr gegen andere Staaten nicht zurück, A und es haben in neuerer Zeit wesentliche Verbesserungen und | organische Verfügungen dabei stattgehabt. Die Ober: Post- F Aemter sind vermehrt, der Personalstand erhöht, und die Fahr- N Post-Taxe neu regulirt worden. Der Kdnigl. General: Post-Ad- F ministrator, Freiherr von Lippe, hat sehr vieles in dieser Bezie- hung gethan. Die Besoldungen der Post -Beamteten sind ver- hälcnißmäßig hoch, und die äußeren Aemt:r so gut als die Cen- tralstellen bedacht.

Neuerdings snd die strengen Juden - Mandate von 1810 und 1813 in Erinnerug gebracht, und deren genaue Vollstrek- kung angeordnet worden, wodurch dem in mehrfacher Beziehung gefährdenden offenen und verdeckten Hausirhandel gesteuert, und zahllosen Unterschleifen vorgebaut wird,

Jn einem Schreiben aus München im Schwäbi-

hen Merkur heißt es: „Jn Bezug auf einige Notizen ver Leipziger Zeitung bemerken wir zuerst, daß die Nachricht von Ï den in Bayern ergriffenen Maßregeln in Betreff der Verban- nung aller ledigen Schweizer, Polen und Franzosen eine Er- findung ist, Eben so verhält es sih mit der Angabe von cinem gefundenen Briefe, die die júnst gemeldeten militairischen Maß- regeln veranlaßt haben söllte. Auch sind hier nicht alle altdeut- } hen Trachten skrenge verboten, sondern nur den Studenten ge- 7 wisse burschenschaftliche Auszeichnungen untersagt.“ i Der Rheinbayer fhreibt aus Speyer vom 7ten Maí: h „Das Französische Gouvernement hat, wie wir erfahren, den auf seinem Gebiete angelangten fünf Flüchtlingen, welche bei dem Befreiungs - Versuche des Dr. Wirth betheiligt sind, Pässe nach Calais gegeben. Zwei der verhafteten 5 (nicht 9) Jndivi- duen, nämlih Simon und Zimmermann, sind wieder auf freien Fuß geseßt worden.“

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Frankfurt a. M., 20. Mai. An der hiesigen Börse hatte man heute die Nachricht, daß der General Lafayette in Paris mit Tode abgegangen sey.

Schweiz.

Bern, 16. Mai. Ueber die kritischen Verhältnisse, in welche unsere Radikalen die Schweiz verseßt haben, äußert sich die Bün d- ner Zeitung folgendermaßen : „Jahrhunderte lang genossen wir das Glück, in beneideter Ruhe und Anspruchlosigkeit unsere Frei- heit zu genießen; seitdem aber das Maulheldenthung an die Stelle jenes stillen Bewußtseyns einer verdienten Unanrastbarkeit getre- ten, seitdem wir des Schwatens gewohnter als des Schaffens geworden, und unser Aller Ehre durch seine Nachsicht ín die Willkür weniger politisher Windmüller gegeben, sind wir in die traurige Lage gerathen, wo die Mächte des Auslandes, bis- her unsere befreundete Nachbarn, uns ein ganzes Volk gleichsam mit einer politischen Aechtung, mit einem rechtlosen Zustand bedrohen, wie sich schwerlich in den Jahrbüchern der Weltgeschichte ein zweites Beispiel findet. Traurige Lage, wo unser Zorn und Schmerzgefühl nur gegen uns selbst gerichtet seyn kann, wo krampfhaft die Hand vom Schwerte, mit dem sie die Unbill rächen möchte, zurückbebt, weil das gute Recht, das allein dem an Zahl Schwächern den Sieg zu verleihen ver- mag, in dieser Sache nicht unbedingt uns zur Seite steht !“/

Jta en

Mailand, 13. Mai. Gestern ist hier Jhre Mazj. die Erzherzogin Herzogin von Parma eingetroffen und im Königl. Palast bei ihrem Erlauchten Oheim, dem Erzherzoge Vice-Könige, abgestiegen.

S panien.

___ Der Morníng-Herald vom 16. d. theilt ein Privatschrei- ben aus Madrid vom 5ten d. M. nit, aus welchem wir, mit Uebergehung dessen, was bereits mehrfach zur Kunde gebracht ist, folgende Notizen entheben: „Es verlautet das Gerücht, daß Dom Miguel den Quadruple-Aliianz-Traktat anzunehmen geneigt sey und unter der Bediagung der Sicherstellung seines Ranges, einer Apannage und einer Amnestie sür seine sämmtlichen An- hänger zur Abdankung sich bereit erklärt habe. Don Carlos da- gegen weigert sich harinäckig, in die Verzichtung auf den Thron einzuwilligen. Jm Fall seiner fortgesezten Weigerung hat die Regierung so sichere Maßregeln getroffen, um sih seiner Person zu bemächtigen, daß diese nahe Aussicht auf Beendigung des traurigen Dilemmas, in das unser Land verfallen ist, und auf baldige Beruhigung beider Königreiche der Halbinsel eine allgemeine Heiterkeit verbreitet har. Die Fonds sind hier um anderthalb Procent gestiegen ; die vierprocentige Anleihe steht heute auf 56 Die neue Anleihe is dagegen noch nicht abgeschlossen. Soviel ich hôre, hatten die fünf Pariser Banquiers die besten Offerten gemacht, allein ihre Forderung, daß ihnen bereits die Juli-Di- vidende bezahlt werde, ward die Ursache, daß die Regierung die mit ihnen angeknüpften Verhandlungen abbrah. Nach anderen Aussagen liegt jedoch der Grund, warum der Ausgang den Er- wartungen bis jeßt nicht entsprach, vornehmlich darin, daß man erfuhr, Aguado sey mit im Spiele und leite die Ansichten der Pariser Banquiers, und da man weder auf direktem noch indi- rektem Wege mit diesem hier sehr gehaßten Mann in Verhand- lung treten mag, so zerschlug sich das Ganze. Wix hoffen bald Neues von Quesada zu erfahren, der, wie es heißt, mit verstärkter Macht Zumalacarreguy anzugreifen gedenkt, um die leßte Scharte auszuweben. Man sagte jedoch, er solle des Kom- mandos der Nord ¿Armee enthoben werden und Rodil an seine Stelle kommen. Es scheint, daß die Cortes zum Juli zusam- menberufen werden, wadhrscheinlih werden jedoh ihre Sißungen erst im September oder Oktober eröffnet, weil es unmöglich seyn dürfté, sie während des Juli und August bei der furchtbaren Hige in Madrid zu halten. Herr Muscosso, der- neue Mini- ster des Junnern, ist aus Galizien hier angelangt, auch der Ge- neral Quiroga traf aus Frankreich hier ein.“

In einem Schreiben unter dem 6ten von demselben Korrespon- denten heißt es, daß die Herren Rothschild der Regierung zur Bestreitung ihrer vorläufigen, dringendsten Bedürfnisse cine Summe unter der Bedingung angeboten hätten, daß man die intendirte Anleihe durch ihre Agenten abschließen ließe. Das Anerbieten sey in gleicher Weise abgelehnt, wie die vor einigen Monaten von Herrn Aguado gemachte ähnliche Offerte. Allem Anschein nach werde der Finanz-Minister bei dem früher gefaß- ten Entschlusse beharren, vorläufig 2 Millionen Pfund Sterling aufzubringen, eine eigentliche Anleihe jedoch ‘vor der Zusammen- berufung der Cortes, und ehe Maßregeln getroffen seyn würden, das Finanz-System auf einen besseren Fuß zu bringen, nicht ab- zuschließen. Der Brief schließt mit der Betheuerung von dem wachsenden Vertrauen des Spanischen Volkes zu den liberalen Formen seiner jetzigen Regierung.

Portugal

Der Morning-Herald enthält ein Privat-Schreiben aus Lissabon vom 5ten d. M., nach welchem damals in der Residenz- stadt das Gerücht verlautete, daß in Santarem eine Verschwd- rung entdeckt sey, an deren Spiße der General Lemos und der Graf Barbacena gestanden haben sollten. Man Hhezweckte die Uebergabe des wichtigen Plaßes, und viele Kanonen, sagt man, seyen zu diesem Behuf schon vernagelt worden. Kurz nach der Entdeckung des Komplottes soll der Graf Barbacena entflohen seyn; der General Lemos, heißt es, ist erschossen worden. Außer- dem bestätigt das Schreiben, daz Bandeira durch Uebermacht gezwungen wurde, sich nah der Süd-Küste Algarbiens zurückzu- ziehen. „„Die Miguelisten“/, heißt es weiter, „haben Alca- cer da Sol verlassen und man will mit Bestimmtheit wissen, daß von St. Ubes Truppen ausgerückt sind, um jenen Plaß zu beseßen. Jch muß jedoch einen Jrrthum berichtigen, dem man in dieser Beziehung allgemein Glauben geschenkt zu haben scheint. Man sagte, es seyen constitutionnelle Truppen von Alcacer südwärts nah Alcanova zu aufgebrochen, um eine Verbindung mit Bernado de Sa möglich zu machen Es ijt jedoch eine Thatsache, daß seit dem unglücklichen Gefecht, welches vor einigen Monaten bei Alcacer statifand, als Dom Miguels Heer von diesem Plaße Besiß nahm, die Truppen der Königin ihn nicht wieder genommen haben. Zu dem zweiten gegen Bändeirà ausgeführten Angriffe verließen, wie ih als sicher angeben kann, 2 bis 3000 Miguelisten Alcacer, und auch die lesten auf St. Ubes bezüglichen Bewegungen wurden haupt- sächlich von einem Truppen-Corps unternommen, das von diesem Plaße ausrückte und nach der Vollendung der Operation wie- derum ruhig von demselben Besiz nahm. Doyle?s Entfernung vom Generalstabe is noch immer der Gegenstand des Tages-Ge- sprächs in unserer Hauptstade. Aus welchem Gesichtspunkte man auch dies Ereigniß betrachten mag, jedenfalls wirft es einen Schatten auf Dom Pedro's Charakter, daß er einen treuen An-

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hänger seiner Sache, der so vielfache Beweise seines Eifers an den Tag legte, keine Gefahr im Kampfe {heute und selbst in einer langen und grausamen Gefangenschaft die größte Probe seiner Treue lieferte, auf solhe Weise zu sra- fen suhte. Nach Algarbien ist ein Dampfboot abge- gangen und wir werden hoffentlich bald über die Lage des wackeren und so {mählich vernachlässigten Bandeira Nachricht erhalten. Die Königliche Familie befindet sh jet in Cintra, da der Palast von Necessidades einer Reparatur unterworfen ist. Stúndlich erwarten wir eine nähere Nachricht von der Ein- nahme Figueira's. ‘‘

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-York, 24. April. Jn der leßten Botschaft, die der Präsident an den Senat gerichtet hat, und die in der Sibung vom 2lsten d. verlesen wurde, sagt derseibe unter Anderem : „Jch räume unbedingt ein, wie ih es schon fräher gethan, daß die Legislatur die verfassungsmäßige Befugniß hat, durch ein Geses den Ort oder die Orte zu bestimmen, wo das dffentliche Geld oder anderes Eigenthum niedergelegt werden soll, Und dic- jenige Anordnung über die Verwahrung oder Zurückziehung de)- selben zu treffen, die sie für gut finder. Auch nehme ih für die vollziehende Gewalt kein Recht auf die Verfügung über dat dffentlihe Eigenthum oder den Schaß, noch irgend eine Be- fugniß, sich darein zu mischen, in Anspru, außer wenn sie gejeßlich dazu autorisirt worden. Ferner fordere ih in keiner Weise“das Recht der Ober - Aufsicht Über diejenige Person, der solches Eigenthum oder solhe Baarschaft anvertraut worden, falls dieselbe nicht ein Beamter is, dessen Anstellung, der Verfassung und den Geseßen gemäß, dem Präsidenten allein oder in Gemeinschast mit dem Senate zusteht, und für dessen Verhalten er verfassungsmäßig verantwortlich ist. Diese lebte Botschaft war ein Supplement zu der am 7ten von dem Präsidenten eingesandten und sollte diese, die in einem sehr heftigen Tone abgefaßt war, einigermaßen mil- dern und vor Mißdeutungen bewahren. Dessenungeachtet trug Herr Poindexter, nah Verlesung der Botschaft, auf folgende Beschlüsse an: „,1) Durch Uebersendung der Botschaft vom 17ten d., die der Prásident als Protest der vollziehenden Gewalt gegen einen vom Senat gefaßten Beschluß in dessen Tagebuch eingetragen haben wollte, hat der Präsident sih ein Verfahren zu Schulden kommen lassen, welches die Verfassung nicht autorisirt, und das dur den wechselseitigen Austausch von Mittheilungen, welchen die Erfüllung amtlicher Obliegenbeit zwi- schen der gesetzgebenden und der vollziehenden Gewalt erforder- lich macht, gerechtfertigt wird. 2) Der Präsident hat sih in dem erwähnten Dokument Befugnisse in Beziehung zu dem Senate angemaßt, welche die Verfassung nicht autorisirt, und die in ihren Folgen geeignet sind, den Einklang zu stdren, der zwishen den fkoordinirten Abtheilungen der - Central- Regierung bestehen soll, die Rechte des Senats zu beeinträchti- gen, ihn in der dffentlihen Meinung herabzusetzen und seine Unabhängigkeit zu vernichten, indem seine Rechte und Pflichten der Kontrolle des höchsten Regierungs - Beamten unterworfen würden. 3) Die Mittheilung eines jolhen Dokuments nebsk der es begleitenden Erklärung ist eine offenbare Verleßung der verfassungsmäßigen Rechte und Vorrechte des Senats, und kann von diesem Kdrper nicht entgegengenommen werden, ohne daß derselbe die rechtmäßige Gewalt aufgiebt, die ihm dur die Ver- fassung úbertragen worden, um die Freiheit der Vereinigten Staaten zu sichern und deren Wohlfahrt zu fördern, und zu de- ren Bewahrung die Mitglieder sih durch einen heiligen Eid ver- pflichtet haben. 4) Dieses Aktenstück kann also von dem Senat nicht entgegengenommen werden.“ Nach einer langen Debatte vertagte sih der Senat, ohne daß er zu einer Entscheidung ge- fommen war.

Das Repräsentanten - Haus ist jeßt mit einem Beschluß be- schäftigt, wodurch die in der leßten Zeit von dem Senat ange- nommenen Resolutionen getadelt werden sollen.

Jn New-York if eín sogenannter Unions - Ausschuß zusam- mengetreten , der einen Bericht herausgegeben hat, worin ver- sichert wird, daß die 19 Privat-Banken der Stadt New-York fúr nicht weniger als 152. Millionen Dollars Noten ausgegeben haben, während sie zusammen nicht mehr als 1,650,000 Dollars in Kasse aehabt hätten.

Die Legislatur des Staats New-York, die ihre Sibungen nicht in dieser Stadt, sondern in Albany hält, hat eine Anleihe zu Gunsten der Privat-Banken des Staats autorisirt.

Aus allen Gegenden der Vereinigten Staaten werden fort- während Vorstellungen in Bezug auf die Zurücknahme der De- posita aus der Bank an den Kongreß eingesandt. Die Denk- chrift des Volks-Konvents von New-Jersey, der sih, angeblich ohne Unterschied der Parteien, zu Trenton versammelt hatte, ist in sehr heftigen Ausdrücken abgefaßt; es heißt darin: „Die Bürger unseres Staats waren im vollen Besiß aller Segnungen des Wohlstandes und eilten mit raschen Schritten auf der Bahn des Gewerbfleißes und glücklicher Unternehmungen vorwärts, als ihre Fortschritte pldslih durch den übelberathenen Versuch der vollziehenden Gewalt gehemmt wurden. Der traurige Schlag hat alle Klassen der Gesellschaft getroffen , und seine shlimmen Folgen machen sich in dem gedrückten Zustande unserer Akerbau- Interessen, in der Einstellung der Fabrik - Geschäfte und in der gänzlichen Vernichtung alles Vertrauens im Handel und Wandel bemerkbar; und während Alle die unheilvollen Wirkungen dieser von der Exekutiv-Gewalt auf eigene Verantwortlichkeit ergriffe- nen Maßregel fühlen, zeigen sich dieselben unter der arbeitenden Klasse in ihrer ärgsten Gestalt, indem sie dem Armen auch das Wenige, was er hat, noch nehmen.““

ton, George - Town und Alexandrien, haben ihre Baarzahlun- gen eingestellt und wollen ihre Geschäfte reguliren. Die wich- tigsten Ünternehmungen, als Kanäle, Eisenbahnen und derglei- chen, sind bei- dieser Krisis ins Stocken gerathen, und sowohl der Handels - Kredit als die Jndustrie sind in ihren Grundla- gen erschüttert. Jn New-York jedoch fängt das Vertrauen wieder an, etwas zurückzukehren; auch ist wieder mehr Geld am Pla6, so daß die Fonds ein wenig gestiegen sind.

Am 9. d. fand zu Boston eine große Volks: Versammlung statt, in welcher das Comité, das von den Bürgern dazu er- nannt war, ihren Protest vor die Regierung zu bringen, Mien Bericht abstattete. Jn dieser Versammlung ward beschlossen : „daß, wenn auch die Geldnoth, unter der das Gemeinwesen litt, als man sich das leßte Mal versammelte, etwas nachgelassen habe und guter Grund zu der Hoffnung vorhanden sey, daß die Geschäfte unter Einflüssen, die Niemand zu kontrolliren vermöge, allmälig wieder etwas von ihrer natürlichen Lebhaftigkeit gewin- nen würden, man doch so lange, als der wahnsinnige Versuch der vollziehenden Gewalt ungehindert bleibe, so lange, als das Geld des Volkes dazu dienen solle, das sinkende Ansehen einer

politischen Partei zu unterstüßen, statt den gesunkenen Kredit

Mehrere Banken im Distrikt von Columbien, zu Washing-

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