1834 / 148 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

greiflich zu machen, daß obiges hier nur als Ausnahme in An- wendung gekommen, erwartet man nun die Verfügung, daß alle Französische Reisenden in Niederland so zu behandeln sind, wie die Niederländischen in Frankrei, und daß aus Belgien gar keine Franzosen werden zugelassen werden, oder Pässe dorthin Die angeordnête Aufsicht soll nicht fruchtlos

erhalten fönnen. geweser, und verschiedene von jenen Leuten sollen angehalten und . Über ‘die Gränze gebracht seyn“ i

Amsterdam, 24, Mai. Der günstige Stand, den die Staats - Papiere während -der leßten Wochen angenommen haben,

hat sich in der abgelaufenen nicht bloß behauptet , sondern sich all: | Bon dieser allgemeinen Preis - Echdhung

_gemein noch verbessert. find auch die Spanischen Fonds nicht ausgeschlossen gewesen, oh-

leich die Nachri®ten aus der Pyrenätschen Halbinsel keinesweges vor der Art sind, daß sie ein unbedingtes Vertrauen zu Spanischen

Fonds erweck-n dürften; von diesen Effekten ftellten sch die Cortes-

Bons vor hmlich hbher, doch an den jüngsten Bdrsen- Tagen war

„die Stiw‘,nung dafür. wteder etwas flàuêr. Fri Laufe" diesér Wo- che wa?_ dexr Umsaß am Getraide-Markt wieder etwas lebhafter wie

U sowohl Volnischer als rother Weizen wurde durch Ver: Jedoch etne ‘Preis - Verbesserung berbeiführte. Auch für Roggen, wovon viel Vorrath war, zeigte {h mehr Neigung zum Einfaufen ‘und - mehrere Partieen wurden abgenommen. Nach : Frage, und auch Hafer ging tzu den leßten andere Hände: Die gestern gezahlten Preise find: für 128pf{ünd. al- ten weißbunten Polnischen Weizen 22 Fl, für 127. 12Wyfönd. neuen dito 205.208. .Fl., für 126. 127pfünd. bunten 190.198 Fl.,

für 128pfúnd. jährigen rothen Schlesischen 165 Fl., für 12Wpfünd.

neuen Rofstocker 153 Fl.; für 121pfünd. alten Stettiner Roggen 75% Fl, für 119, 120. 121pfünd. neuen Preuß. Pommerschen dito

125. 127.129 Fl., für 125pfünd. neuen Pommersthen 130 &l., füx

12Bpfünd. neuen Rheinischen 135 Fl.; für 105pfünd. neue Winter- ‘Gerste 85 Fl, für 102pfünd. dito Sommer-Gerfte 80 Fl ; für 76. 8%. 91pfünd. dicken Hafer 50.60.73 Fl. nah Güte, für §0pfund. Futter-Hafer 654 Fl. | : Belgien. ; Brüssel, 23. Mai. Hatte eine Kommission zur Abfassung einer Adresse an den Kd- nig ernannt, um ihm den Ausdru der {merzlichen Stimmutig, În „die sich dieselbe dur den Tod des jungen Prinzen verseßt fühlte, an den Tag zu legen. Jn der Si6ung vom 23. d. sat tete Hr. Devaux über. den Beschluß, den Sie Kommission in die- ser Beziehung gefaßt hatte, Bericht. ab und las die von derselben entworfene Adresse vor, die folgender Weise abgefaßt wär: „Sire, Ein unglückliches Ereigniß hat Ew. Majestät und Höchftderen erhabene Gemahlin in tiefe Trauer verseßt. Der gdttlichen Vorsehung ‘Hat es gefallen, den jungen Prinzen, an dessen Wiege die Freude ‘Und die Hoffnung erwartungsvoll standen, wieder zu sich zu ru- Fen. Von dem allgemeinen Schmerze durchdrungen, möchte die Sammer der Repräsentanten, als Auslegerin der dffentlichen Ge- finnung, für einen so großen Kummer. nah Worten. des Trostes suchen, wenn sie nicht fühlte, daß es in solchen Augenblicken kei- nen oder nur gecingen giebt für das Herz eines Va- ters ¡und einer Mutter. Seitdem das Geschick Eurcr Majestät mit dem Belgiens verknúpft ist, haben uns abwechselnd glückliche wie uriglücklihe Ereignisse getroffen. Glüeklich oder ‘unglúcklich, hat das Volk seine Gefühle mit: dem seines Königs harmcnish gesehen. Jhre Freude, Sire, war auch die seinige, Jhre Sorgen auch die! seinigên, und im- Taet infiger, immer mächtiger ‘ist das Band geworden, das Kd- mig und Volk ‘vereinigt. Vielleicht ist der Anblick solcher Ein: traht_in etwas fähig, die Bitterkeit ‘des Géschiks, das Ew. Majestät getroffen, zu vermindern, Möchte er im Stande sepn, einigen Trost in -Jhrem Schmerze, Sire, auftommen zu lassen und das Herz einer #0 tief ers ütterten Mutter zu beruhigen. Völlig» trösten m solcher: Bekümmerniß kann freilich nur die aóôttliche' Allmacht „die ‘auch die tiefsten Wunden heilt!“ Diese: Adresse wurde von den 68 Deputirten, die gegenwärtig waren, einstimmig angenommen. . Hierauf wurden ‘die Mitglie- der der Deputation, wélche dieselbe dem Könige Überreichen wird, durch das .Loos bestimmt. Herr D'Huart bestieg alsdann die Rednerbühne, um sich über einen Gesebes-Vorschlag véerneh- men zu lassen, der fcüher von dem Minister des Jnnern der Kanimer' gemacht war und eine Pensions Bewilligung an meh- rere ‘im Kamyfe für die Unabhängigkeit des Vaterlandes verwundete Krieger und Wittwen gefallener Bürger be- zweckte. Nach einigen Debatten über die von mehreren Seiten - in Zweifel gezogene Würdigkeit der betreffenden Perso- nen, wurde die. Proposition des Ministers genehmigte. Der Ju- stiz- Minister erhob sich darauf und erinnerte an den von ihm der Kammer vor einiger Zeit vorgelegten Gesebes - Entwurf, wonach eine: Vermehrung des Personals einiger Gerichtshöfe eintreten sollte. Bei der gegenwärtig vorhandenen geringen An- ahl Juristen sey: nur ein einziges Gericht vérsammelt und der Apvelationshof dieserhalb nicht im Stande zusammenzutreten. Es wäre mithin von großer Wichtigkeit , - daß die zur Prüfung seines Vorschlages ernannte Kommission ihre Arbeit beschleunigte. Nach einem kurzen Wortwechsel zwischen dem Minister und errn Pollénus, der die Zögerung zu rechtfertigen suchte, wandte ¡h die Diskussion zu einigen andern ebenfalls seit längerer Zeit in Anregung gebrahten Propositionen, die den Komniissionen zur Untersuchung vorliegen , und Herr Legrelle nahm im Laufe der Debatten Veranlassung , eine Erleichterung der Fremden- Naturalisation- in Belgien in Vorschlag zu bringen. Hier- gegen erhob sich Herr Dumortier und lobte die Beschlüsse der andern Kammer, welche es den Fremden erschwerten, Belgische Aemter zu erlangen, da die Verwaltung derselben keinesweges gewinnen könne, wenn sie Ausländern allzu leiht anvertraut

würde.

Gent, 22. Mai. Heute hatte eine allgemeine Vecsamm- lung der Baumwoll-Fabrikanten statt. Die von Brüssel zurück- gekehrten Deputirten statteten darin “eirien hôchsst| interessanten Bericht ab, nach dessen Verlesung beschlossen ward, in dem an- genommenen System zu bemarres und auf dèr Nothwendigkeit zu bétehen, in Betreff unserer Mauth das nämliche System, wie Frankreich, einzuführen, da fein ánderes Mittel für geeignet gehalten wurde, die Jndustrie vor dem ihr drohenden, Schlage u retten. Zu diesem Ende schritt man, zur Ernennung von 5 Mitgliedern, die der Deputation beigeordönet wurden, um. sich

am- 2sten- d. nah Brüssel zu begeben.

Freie, Stadt Kraftkau.

Krakau, 23. Mai. Das in Gemäßheit einer. Verord- nung der außerordentlichen Kommission der drei hohen Schub- mächte von dem dirigirenden Senat eingescte Comité zur Rec- tificirung der bäuerlichen - Zinsen, mit der Absicht, diejelben zu vermindern, wird, wie man ‘glaubt, spätestens in vier Wochen seine Arbeit beendigt haben und ih dann mit dem Nachweis der in den verfiossenen Jähren zum Vortheil der einancipirten Gemeinden auf den Nationál-Gütern vorzestreckten Gelder, die

er und Spekulanten eifrig abgenommen, ohne daß solches

i Gerste war reiscn bei Partieen in

Die. Kammer der Repräsentanten |

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} von den new eingefährten Zinsen abgezogen wetden sollen, be- schäftigen. Aus diesen Zinsen soll ein perpetueller Fonds gebil: det und derselbe allein zur Verbesserung der Lage dieser Bauern verwendet werden, entweder indem ihnen bei Hagelschlag, Feuers; béünsten ünd Viehsterben daraus Unterstüßungen zufließen, oder indem, wenn die Fonds ansehnlicher wären, ihre Wohnungen bèquemer und zweckmäßiger eingerichtet, oder endlich indem sie zur Industrie ünd zur Äufsuchung anderer Erwerbsquellen ne: en dem Ackerbau aufgemuntert werden sollen. „Auf diése Weise‘, sagt die-hiesige Zeitung, „können die emancipirten Landgemeinden des Krakauer Gebiets, wenn sie. es selbst an Thâtigkeit nicht fehlen lassen, unter der Obhur threr väterlichen Regierung mit der Zeit zu einem Grade des Wohlstandes ge- langen, von dem sie bis jekt feine Vorstellung hatten.““

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Deutschland.

Nürnbera, 24. Mai. Se. Königl. Hoheit der Kron- prinz von Würitemberg ist unter dem Namen eines Grafen v. Teck, von Baireuth kommend, in Begleitung des Geheimen Legations. Raths v. Trembley und des Freiherrn v. Hardega, gestern hier eingetroffen, und wird bis zum 26sten hier verweilen.

Frankfurt a. M., 25. Mai. Die diesmaligen Pfingstfeier- tage, welche hier, nah einer alten Sitte unserer Vorältern, viér Tage gefeiert werden, und welche, da das Wetter hierzu so sehr günstig war, viele Fremde gus unseren Nachbarstädten E fonnte diesmal ganz besonders dem unbefangenen

eobachter das treue Bild eines herzlichen und frohen Volks- Festes vor Augcy (tellen, und nicht das Geringste ist vorgefallen, was eine unangenehme Störung der öffentlichen Ruhe auch nur befürchten lief,

Ieserreidh.

Wien, 18. Mai. (Nürnberger Korrespondent.) Der Kaiserhof befindet si son seit mehreren Tagen zum Land-Auf- enthalte in Schönbrunn. Nur am Montage fam er in die Burg, um im Hofgarten dem reizenden Frühlingsöfeste beizu-

| wohnen, wobei es sehr fröhlich herging und viel getanzt wurde. | Die Herzogin von Berry hat ihren Aufenthalt in Wien un-

erwartet verkürzt. Sie wohnte am zweiten Tage ihrer Ankunft nicht einmal dem ihr zu Ehren bereiteten Familien -Souper bei, sondern eilte nah Brandeis zu ihrer Familie. Von da begiebt sle sich nach Karlsbad, kommt aber im Juli nah Wien zurü, und nimmt einen längeren Aufenthalt in Baden.

S chweiz.

Zürich, 20 Mai. Den neuesten Nachrichten e et warten die fremden Gesandtschaften nah dem Abzuge der Fremd-

| linge, welche die Ruhe von Savoyen gestört, neue und sür die

Schweiz befriedigende Jnstructionen ihrer Höfe. Der Sardi- nische Gesandte antwortete der Regierung von Waadt auf ihre Vorstellungen unter Anderem: „Jch muß mich für jest darauf beschränken, den Augenblick aus allen Kräften zu beschleunigen, wo, allen Aussichten nach, in der allernächsten Zeit, diese Be- schränkungen mit der Ursache wegfallen werden, die sie hervor:

riefen.“ Die Badische Regierung hat auch den Kanzleien der

Stände der Schweiz anzeigen lassen, daß Reisende, mit Pässen ihrer betreffenden Behörden versehen und vom Badischen Ge- sandten in Bern visirt, nun, wie srüher, ungehindert das Groß- herzogthum betreten können, so daß demnach die frühere ‘Paß- verfúgung aufgehoben wäre. ,

Die bei dem Savoyerzug betheiligten Flüchtlinge reisen freiwillig allmälig ab, so wie sle von der Französishen Ge: sandtschaft Pässe erhalten. Die Abreise der sämmtlichen Flücht- linge fonnte nämlich nicht auf einmal geschehen, sondern nach Anordnung der Französischen Gesandtschaft immer eine gewisse Anzahl von zwei zu zwei Tagen.

Die Münchener politische Zeitung berichtet aus der nordwestlichen Schweiz, 17. Mai: „Als ziemlih gewiß darf man annehmen, daß der famdse Propaganden-General Ramorino in Biel (Kanton Bern) dermalen sich aufhält, versteht sich in- cognito,

J talien:

Rom, 10. Mai. (Allgemeine Zeitung) Der Eng- lische Globe sagte kürzlich seinen Lesern, die zwischen einem Mit: gliede- der Königlichen Familie von Neapel und einer Tochter des Königs Ludwig Philipp beabsichtigte Vermählung habe den Vatikan in Bestürzung verseßt, der sich dadurch aus seinem Nach- barstaate herüber von der Gefahr des Liberalismus bedroht glaube. Abgesehen davon, daß die große Mehrzahl der Unterthanen Sr. Heiligkeit mit deren L E aufrichtig zufrieden ist, läßt sich shwer begreifen, woher diese Orians fommen sollte. Denn sey auch der Ursprung der Französischen Regierung, welcher er wolle, so darf man gegenwärtig doh annehmen, daß sie. der revolutionnairen Propaganda entsagt habe; und was den König von Neapel an- langt, so sind, welches immer sein Geshmack im Privat- Leben seyn mag, seine politischen Gesinnungen und die Bande, die ihn an die Prinzipien der Ordnung knüpfen, allzu wohl bekannt, als daß die Swine dieser Prinzipien von seiner Seite etwas u besorgen hätten. Sagt man aber, man fürchte eine politische

llianz, welche Frankreichs Obergewalt in Jtalien herbeiführen dürfte, so ist nicht wohl einzusehen, wie ein solches Ereigniß von einem einfachen Ehe-Vertrage abhängen könnte. Allianzen dieser Arr sind, zumal heutzutage, nur insofern dauernd, als sie auf gegenseitige Länder - Jnteressen fußen. Wäre das König- reich beider Sicilien, wie Portugal in der Nachbarschaft eines zu fürchtenden Staates gelegen, #\s0 möchte es in Frankreih eine Stüke suchen; aber, gelegen wie es ist, würde weder seine Handels-Wohlfahrt, noch sein politischer Ein- fluß durch eine enge Verbindung mit jenem Lande etwas gewin- nen. Offenbar wäre ihm unter allen Großmächten England der nüblichste Alliirte. Will man einwenden, daß die Fürsten oft von den Interessen der Völker unabhängige Familien-Jnteressen haben, so ist dies hier nicht der Fall; im Gegentheile haben hin- sichtlich Spaniens beide Familien sehr entgegengeseßte Jnteressen, denen gemäß sie bisher auch handelten. Dabei ist es durchaus unwahrscheinlich , daß sich der König von Neapel über seine ei: genen Interessen verblende, denn fein Fürst in Európa verthen- det mehr Zeit auf die Staats-Geschäfte und untersucht mit gyd- ßerer Aufmerksamkeit die Bedürfnisse seines Volkes. Kurz, die Vermählung des Vicekönigs von Sicilten mit einer Tochter Lud- wig Philipps würde für Europa keine wichtige Folge nah sich ziehen. Túttet.

Konstantinopel, 6. Mai, (Oesterreichischer Bes obachrer.) Am 1sten d. M. hat das feierliche Verldbniß der

Tochter des Sultans, Prinzessin Saliha, mit Halil Pascha statt- gefunden. Die Verlobungs-Geschenke wurden vor der Feierlich-

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feit aus dem Palaste des Seriaskers in das Serail von §4, stantinopel gebracht, und bald darauf wurde die Ceremonie Verlobung im Saale, wo der Mantel des Propheten aufbewj „wird, vollzogen, wobei der Kislar - Agassi : zessin, und der Seriasfer - Pascha die des künftigen Schwie sohnes des Großherrn vertrat. Die feierliche Trauung sollte ,

Verordnung hinsichtlih der an di

ker - Pascha einê eigene 7

Tage stattfindenden Festlichkeiten erschienen.

Dem von Seiten des Statthalters von. Trapezunt gegen y Rebellen Tahir Aga von Jrize abgeshickten Mirimiran, Ahy Pascha, is es gelungen, leßtere Stadt ohne Schwerdtstreith zunehmen, wodurch dieser Aufstand als gedämpft betrachtet 1 den kann. Tahir Aga soll nah dem Distrikt Ophi entf, sevn, wo seine Familie viele Anhänger hat.

Der Königl. Niederländische Geschäftsträger, Herr Gag van Testa, welcher während der Abwesenheit des Botschaf Baron- van Zupylèn van Nyevelt die Geschäftè der Niederl schen Gesandtschaft bei der hohen Pforte geführt hatte, is, | Baron van Zuylen seither eine andere Beftimmung erhalten h definitiv zum Geschäftsträger bei der hohen Pforte ernannt y den, und hat in dieser Eigenschaft am 6ten Morgens dem ( Wesir seine Kreditive überreicht. Der unlängst in Konstantinopel angekommene Königl, 0j dinische Geschäftsträger, Conte Filippi, ist am 1. Mai nah ner sechstägigen heftigen Krankheit mit Tode abgegangen, y Tags darauf feierlich zur Erde bestattet worden. Der egatin Rath, Hr. Chirico , hat die provisorische Leitung der Gesth der Sardinischen Gesandtschaft übernommen. | Die Allgemeine Zeitung berichtet aus Korfu

1. Mai: „Man schreibt aus Konstantinopel, daf by Armee Jbrahim Paschas große Veränderungett im Petrsy besonders in dem hdheren, vorgenommen , und eine neué Y location anbefohlen worden sey. Man will ‘dieser Maßty wichtige Gründe unterlegen und glaubt, daß mehrere Milità Chefs in geheimen Verbindungen mit Osman Pascha j hen, da dieser seit seiner Entweichung Alles aufbiete, 1 die Aegyptische Armee Mehmed Ali abwendig zu machen, { scheint gewiß, daß Lekterer niht ohne Besorgniß Über die U seiner Truppen ‘ist, daß er geheime Agenten im Lager hält, n von dem Geiste der Offiziere und Soldaten genau Uunterrid u seyn, und daß er für nöthig erachtet hat, die mei Neainiéits - Kommandanten zu verseßen urid * die ‘Truppét | viel als möglich zu beschäftigen. Zu diesem Ende sind M sche angeordnet worden, welche im Frieden- die Zeit audssll und den Soldaten zerstreuen; indessen könnte es jeyn, daß b Mittel nicht anschlüge, und man sich gezwungen - sähe, i ernstliche Beschäftigung anzuweisen. Jn diesem“ Falle wi der Sultan neuerdings in einen Kampf gezogen werden, l gezwungen seyn, sich“ gegén seinen rebellischen Vasallen zu n theidigen. Man scheint aber darauf in Konstantinopel ges u seyn, und während man sih in der Stille Múhe. giebt, | Arabische Armee unter die Fahnen ihres eigentli P 4 zurúckzuführen, werden die Ottomanischen Streitkräfte zu W ser und zu Lande möglichst verstärkt. Kommt es wieder einem Bruche zwischen dem Sultan und Mehmed Ali, so| für den Einen oder den Andern eine ernstliche Kutgseropae l vermeidlih, und Jeder spielt um seine Existenz. Der Sull wie Mehmed Ali machen sich darüber keine Jllusionen; Bl suchen daher sih in der Fremde Freunde zu erwerben oder erhalten. Die Armce Mehmed Ali's, sonst der Ottomanilch überlegen, is nicht mehr ganz zuverlässig; das Mißtrau welches ihren eignen Führern einflößt, kann daher allein d s{lecht disciplinirten und fkriegsunerfahtnen Türkischen T pen einige Glücks-Chancen versprechen. Sieht sich Mehmed 1 anlaßt, das Schild zu erheben, so droht ihm mehr DNOe du Meuterei als durch. Krieg, und es kommt Alles darauf an, die Treue seiner Truppen sich im Felde besser als im Frie erprobt. Jedenfalls steht“ dann dem Orient eine gänzliche wälzung bevor, die nah der gemachten Erfahrung während | leßten Feindseligkeiten zwischen Mehmed Alt und dem G herrn, von -den allerwichtigsten Folgen auch für Europa | muß, denn keine der Mächte, welche für einen oder ‘den an) der Kämpfenden Partei nimmt, kann, wie es bisher gesh( blos Zuschauer bleiben, und ihre Theilnahme auf gute schläge beschränken. Dáäß es also dann zu einer thätigen W nahme Europa’s kommen müßte, wird Jeder Pugelena det ! etwas von den Europäischen und Orientalischen Verhältni unterrichtet ist, und die Engagements kennt, die in der leis Zeit zwischen verschiedenen Höfen eingegangen worden sind."}

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika}

New-York, 24. April. Die mehrmals erwähnte L schaft des Gouverneurs des Staats New-York an die gel gebende Versammlung lautet ihrem wesentlichen Jnhalte folgendermaßen: „Seit meiner leßten Mittheilung an die Y gislatur beim Beginn der gegenwärtigen Session sind die L legenheit und Noth, die auf den Handels: Geschäften (asi so groß gewördèn, daß ih es für meine Pflicht halte, Jhre A merksamkeit auf diesen Satt hinzulenken. Obgleich 1 wußte, daß die Bank der Vereinigten Staaten sehr plöslich | ren Kredit einzuschränken begonnen, noch ehe die Regierunz! . nèn Beschluß in Bezug auf die Deponirung der dffentlis Fonds gefaßt hatte, und daß diese Einschränkung sich schon | 4 Millionen Dollars für die Monate August und Septen belief, als der Schab : Secretair ihr die Fonds der Regieru entzog, so hatte mán doch, da diese Maßregel der Nothwen) keit nur auf die den Jnteressen der Bank und des Hand überhaupt am meisten zusagende Art und Weise ausgeführt den sollte, keinen Grund, zu glauben, daß dieser Umstand d benuegt werden würde, um einen panischen Schrecken zu breiten und den Geschäften einen tödtlichen Streich zu verseh! Doch és ist am Tage, daß seit der Zurücknahme der Depo! dieses Jnstitut den Orts-Banken gegenüber eine solche Stellung anß nommen hat, daß diese lesteren dem Handel nicht diejenigen Erlei| rungen gewähren konnten, welche so nöthig sind, um u Handelsleuten, dié sich in neue Verbindkichkeiten einlassen |0 len, Vertrauen zu erzeugen. Wenn man die ungeheuren Rel thümer und díe unermeßlichen Tia dirs des Landes in ° trat zieht, die sich nah Außen hin durch einen stets zunehr den Wohlstand offenbaren, was der mittlere Wechsel-Cours bewe! ‘und die im Junern denselben Anblic darbietèén, reiche Aerndte mäßige Preisé und blühende Mänufakturen, \o0 wird es g! unmöglich scheinen, daß die jeßige Krisis durch eine Maßre! verursacht worden seyn sollte, die eine Veränderung des Depo der dffentlichen Fonds zum Resultat hatte. Ohne Zweifel . die Verlegenheit, in der sh der Handel befindet , aus der nichtung ailes Vertrauens entstanden; dagegen wütde es {w! halten, Zu zeigen, daß dieser bétlágendidettie Zustand die not

| wendige Folge der von der Regierung getroffenen Maßregel s

die Stelle der Yy i

ee 1830 ablehnen oder zurú 22. Mai vollzogen werden, und es war von Seiten des Ser,

‘sassen hatten, an den Tag brachte. Nach den frü

Vielmehr ist. er dte natürliche Folge der Stellung, in welche sich die Bank, versegzt hat eine drohende Stellung, die ihre Ver- theidizer weder damit rechtfertigen können, daß sie dieselbe als eine gerechte Repressalie bezeichnen, noch. damit, daß sie als Zweck? derselben angeben, die Orts-Banken zu nöthigen, daß sie Staats: ( geben müßten. Jm Monat

ezember 1830 fing die Bank an, ihre Kreditirungen - und ihre Circulation sehr schnell zu erweitern; sie seßte dies System bis um Monat Mai 1832 fort, zu welcher Zeit diese Erweiterung hrer Kreditirungen sich auf 28 Millionen Dollars und die Er-

weiterung ihrer Circulation‘ auf mehr als 4 Millionen belief. |

Die Folge von dieser eben ‘so übermäßigen als pldslichen Ver-

mehrung eines eingebildeten Kapitals war Anfangs, daß die ver- | {iedenen Orts-Banken zu einer gleichen Liberalität aufgemun-

tert wurden, dann, daß die Industrie und der Unternehmungs- geist ihre Gränzen überschritten. Es ist eine wichtige Thatsache, daß von dieser Zeit an die Geschäfte mit dem Auslande, der in-

‘nere Handel und Gewerbfleiß, die Speculationen auf Staats- Effekten, Grundstücke und ‘Produkte,aller Art nach einem Maßstabe

hetrieben wurden, wovon man bis dahin keine dee gehabt hatte. Das Kontrahirungs-System, womit die Bank gleich fat dieser Ausdehnung ihres Kredits hervortrat, hatte kaum seine Wirkun- gen zu zeigen begonnen, als das Zoll-Gese vom Juli 1832 die unheilvollen Folgen der übertriebenen Uncernehmungen , in die ‘sich der Landwirth, der Fabrikant und der Handelsmann einze- eren Geseßben erhob ‘New-York von den fremden Waaren einen EinfubreZol, o A, ‘fich ungefähr 15 Millionen Dollars betrug, und zu dessen Ent- rihtung sich dex Einführende durch Ausstellung von Obligatio- nen auf lange Sicht verpflichtete; diese Bons waren zuweiien auf 18 Monate Zeit ausgestellt. Da die Waare im Allgemei: nen iminer bald nah ihrer Ankunft verkauft wurde, so is es ‘flar, daß der von der Regierung bewilligte Kredit dem Einfüh- renden so lange, bis die Zoll-Obligationen fällig waren, statt ei- ‘ties dem Belauf der Zölle gleichkommenden Kapitales galt. Bis ‘dáhin aber \chaffflte ihm eine neue Einfuhr einen neuen Kredit, und dergestalt war stets ein eingebildetes Kapital von ungeheu- ‘rem Belauf im Handel beschäftigt. Das Geseß vom Juli 1832 reducirte die Zôlle bedeutend; das von 1833 bewirkte eine noch ‘grôßere Reduction des fingirten Kapitals der Einführenden , in- dem es die Dauer des Kredits abkürzte, eine große Anzahl von Actikeln ganz zollfrei einließ und von. mehreren anderen augen- ‘hliélihe“ Baarzahlung des Zolls anordnete. Dieses Geseg trat am 4. März 1833 in Kraft. Hieraus ergiebt sh, daß, da im ‘verflossenen Jahre die im Jahre 1832 ausgestellten Zoll - Ver- schreibungen fällig wurden und die Geldnoth sich durch die Noth- wendigkeit, die Zölle nunmehr gleich baar zu entrichten, noch ver- mehrte, der Einführende die vollständige Realisirung des eingebildeten Kapitals, das ihm die lange Kreditirung der Regierung erzeugt hatte, und die für die Einfuhr des laufenden Jahres zu entrichtenden Zôlle erschwingen mußte. Man hat berechnet, daß in Folge die-

‘ses Gesetzes die im Handel angelegten Kapitalien sich um 12 bis |

13 Millionen verminderten. Der gedrúcckte Zustand, in den un- isen Wechsel-Cours auf das Ausland gerieth, obgleich derselbe ein günstiges Zeichen von der Lage des Landes im Allgemeinen seyn mag, verhinderte auch die Beziehung beträchtlicher Summen aus

'Europa, die man als Ertrag des Verkaufs von Staats - Effekten ‘und Waaren zu fördern hatte. - Diese Ursachen, so wie die von

der Bank vorgenommene Einschränkung ihrer Kreditirungen, eine- Operation, diè voin Monat August bis: zun Dezember“ eite Summe von fast 10 Millionen Dollars außer Circulation brachte, \nd mehr als hinreichend, um die jegige Krisis zu . erklären. Nach den lebten Debatten im Kongreß, nah dem Ton der Bank- gen s nah déèr Sprache ihrer Partei in den dffentlichen Versammlungen, nach den Manövern, welche die Bank unter- nimmt, kurz nach Anzeichen, die zu sicher sind, als daß man sh darin irren sollte, zu urtheilen, scheinen die Bemühungen der Bank gegen die Geld-Jnstitute und Jnteressen des Staates New-York gerichtet zu seyn. Unter solchen Umständen halte ih es für eine dem Staat obliegende Pflicht, alle seine Kräfte an- zuwenden, um diese Anstalten in ihrem Kampf zu unterstützen und: feine Bürger vor jeder Bedrúkung zu bewahren. Die Jn- stitute, welche der Staat enthält, sind zu seinem Gedeihen noth- wendig; unsere Mitbürger sind alle, zu welchen Klassen sie auch gehdren mögen, zur ackerbau-, handel- oder gewerbtreibenden, bei ihrer Ce M und Dauer gleich interessire, Für das beste Mittel zur Abhülfe der Uebel, die hon vorhanden sind, so wie derjenigen, die uns noch drohen, wenn die Bank das Kapital zurückzieht, welches sie in diesem Staate ausstehen hat, halte ih die Negociiz ung einer neuen Anleihe zum Belauf von 4/oder 5-Mil- livnen Dollars. Es würde dann leicht werden, die Hülfsquellen der New - Yotker Banken zu vermehren, indem man ihnen diese Fonds liehe, ohne daß der Staat ‘dabei eine Gefahr zu befürchten hätte; dies würde für ste ein hinreichender Ersaß seyn für das ihnen von der Bank der Vereinigten Staaten entzogene Kapital. Jch muß ihnen übrigens die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu erklären , daß dieser Rathschlag niht von ihnen aus- geht; bis jeßt haben sie sich mit einer Geschiklichkeit aufrecht erhalten , die ihnen zur Ehre gereicht, und sie seßen vollkomme- nes Vertrauen ín ihre jetzigen Hülfsmitiel, es mdge kommen vas da wolle; mein Vorschlag hat jedoch zum Zweck, allen Klaj:- sen eine augenblickliche Erleichterung zu gewähren, den Markt unserer. Ackerbau: und Fabrik - Erzeugnisse wieder zu heben und dem Handel im Allgemcinen wieder Kraft und Lebendigkeit zu perleihen.““

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Berlin, 29. Mai. Der- Allerhöchsten Huld Sr. Majestät des Königs verdankt Charlottenburg die Erhaltung eines Jnsti- tuts, dessen bisherige Wirksamkeit sich. nicht nur auf die nahe Hauptstadt und auf die Provinz, sondern au auf das Ausland erstreckte. Die Cauersche Erziehungs- Anstalt wurde im Jahre 1818 durch “einen Verein von Lehrern hier in Berlin ge- ründet und im. Jahre 1826 nah Charlottenburg verlegt. Der n sechzehniähriger Wirksamkeit ZEUS erreichte Zweck der An-

alt war: ‘Knaben von dem frühsten Alter an bis zu der Reife, welche die Schule ihnen geben kann, für jede Berufsart zu er- I ho zu unterrichten. Da jedoch diese ausgedehnte

estimmung neben den mannigfältig erweiterten Einrich gen des dffentlihhen Schulwesens, keinem allgemeinen Bedürfnisse mehr zu entsprechen schien, und da ungünstige Zeit * Ereignisse bemerklih gemacht hatten, wie unsicher die längere Dauer eines so großen Privat - Unternehmens ‘sey ,- so ldste sich die Anstalt in ihrer bisherigen Verfassung zu Ostern d. J. auf. Sé. Maje- ât der König aber haben Allergnädigst geruht, in Anerkennung

er bisherigen Leistungen der Anstalt, das Förtbestehen derselben

nach einem modificirten Planè fest zu ‘begründen , indem laut Allerhdchster- Kabinets - Ordre. vom 3ten v. M. dik "Gebkude des Instituts als Staats - Eigenthum übernommen und zwei Lehrer

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„aus Staats-Fonds besoldet werden sollen. *' Die Anstalt wird ei ném vielfah empfundenen und besonders für Berlin als wesent-

lih erkannten Bedürfnisse dädurch entgegen kommen, daß sie als

ein Progymna fim organisirt wird, welches Sdhne gebilde-

ter Aeltern vom ersten schulfähigen Alter an bis zu der Stufe erzieht und unterrichtet, wo sich. die künftige Berufsbildung ent- scheidet. Zu größerer Gemeinnüßigkeit wird ein mäßiger Pen- sionssalz nicht über 250 Rthlr. jährlich: festgeseßt werden. Die näheren Bestimmungen werden aus dem zu Michaelis d, N e Ls tretenden vollständigen Organisations - Plane zu erse- en seyn.

Die diesjährigen Pferde- Rennen in Schlesien, verbun- den mit einer Thierschau, die zweiten seit dem Bestehen ' des betreffenden Vereins, werden am 30. und 31. Mai und ‘am 2, Junt bei Breslau abgehalten. Am ersten Tage finden 6, und am zweiten 5 Pferde- Rénnen, so. wie das Vorreiten der Campagne - Pferde staitz am Montag den 2. Juni erfolgt die Thierschau, worauf am folgenden Tage die Verloosung der ge- kauften Pferde, so wie die Wahl neuer Mitglieder an die Stelle der statutenmäßig aus dem Direktorium ausscheidenden, vor sich geht. Der Verein macht bei der Publication dieser Anordnun- gen bekannt, daß Jhro Durchl. die Frau Fürstin von Liegniß mittelst hohen Erlasses vom 16. d. M. einen silbernen Pokal als Preis für die dortige Rennbahn auszuseßen die Gnade ge- habt hat. Der Sieger empfängt (nebst den Einsäten à 5 Fr.d'or) den gedachten Pokal, muß denselben jedoch im nächsten Jahre saßfrei durch ein Pferd vertheidigen, und erhält erst nach drei- maligem Siege , ohne Rerhefolgè der Jahre, den Pokal als Ei- genthum. Die Frau Fürstin hat sich jedoch vorbehalten, dem einmaligen Besißer, wenn er gezwungen wird, den Pokal abzu- geben, eine Erinnerung an dessen Besi6 zu verleihen.

me E E S Ta m -

Königliches Schauspiel. ..

Herr Becker, vom Theater zu Frankfurt a. M.,- der kürzlich hier in etner Reihefolge von Gastrollen aufgetreten, isi einer derjenigen Schauspieler, die mcht mit dem augenblicklihen Genuß, den sie gewöhrez, abgefunden werden dürfen. Berlins . Theater - Freunde ennen thn seit länger als 14 Fahren; sehr jung und fast unent- wickelt kam er am Schlusse des Jahres 1819 zum erftenmale zu uns; seine jugendlih frische, schlanke Gestalt, ein gewisser Ernst und ein nicht zu verkennendes Gefühl sprachen gefällig an, obgleich der rauhe, wenig biegsame Ton seiner Stimme ihm eben nicht günstig war. Jm Frühjahre 1830 besuchte ex unsere Bühne zum zweitenmale; damals, vom Dresdener Theater kommend und, wie es hieß, von Ludwig Tieck freundlic) belehrt und geleitet, gefiel er außerordentlich und gewann vornchnilih in der Darstellung des Don Gutierre in Calderon’'s Arzt seiner Ehre die volle Hoch- achtung der Kunsikenner. Aber auch damals entging dem schärfe- ren Beobachter eine gewisse Ungeschmeidigkeit in der Aussprache und cine Zierlichkeit, um nicht zu sagen Geziertheit, in sei- ner ganzen Erscheinun nicht; ja, man kam auf den Gedanken, daß er die Deutsche Sprache nur shulmäßig: erlernt haben müsse, und daß se nicht seine Muttersprache gewesen seyn könne. Und so if es; denn, wie glaubwürdige Leute versichern , ist Herr Becker gebo- ren und aufgewahsen in Mainz in der Zeit, als diese Stadt jn Französischem Besib- war, und hat feinen ersten Unterricht, wenn nicht lediglich allein, doch mehr durch das Medium der Fran- zdsischen Sprache, al® der Deutschen, émpfangen; in seiner. ersten S

ugend mehr Französisch als Deutsch sprechen lernen, Welt und -

Menschen mehr im Französischen Kleidè geschen; kurz, er is als Kind und Knabe von ciner Französischen Bonne genährt und ge- lehrt worden. Erwägt man dies, soi es bewundernswerth, dis ju welchem Grade der Geschmeidigkeit er jeßt die Deutsche Spräche n seiner Gewalt hat; aber zugleich erklärt dies auh die Bestimmt- heit, die Präcision feiner Aussprache, und die Freiheit von allen den kleinen Nachlässigkeiten, in die der in Deutscher Sprache geborne und erzogene Schauspieler, selbst bei aller Aufmerksamkeit auf sîch, so oft verfällt. Genug, um unsern Mann vorläufîg kennen zu lernen; ehe wir ihn in die eigentliche Ku nstsphäre begleiten, das heißt, in den Theil derselben, in welchem bet seitem diesmaligen dritten Besuche sich uns zu zeigen ihm beliebt hat, oder ihm nach Un-ständen vergönnt werden konnte. Seine erste Rolle war der Posa in Schillers Don Carlos. Mit dem günstigsten Vorurtheil für Alles,

was Herr Becker an Talent und Bildung vor 4 Jahren entfaltet

und ihm eingeflößt hatte, ging der Schreiber dieses Aufsaßes ins Schauspielhaus, jedoch auch nicht ohne die Erinnerung an die Zu- gabe, die jene Französische Erziehung seiner Bildung beigemischt, und erwartete darum hier einen sehr ausgearbeiteten, ja korreften Posa, aber nicht den idealen, von allem conventionellen Maß freien, dessen {bne Natur ihn zwar vor aller wahren -Unscticklichkeit bewahrt, dessen Adel der Natur ihn aber auch aller Sorge vor Verleßung der Etiquette und der Hofsitte berhebt, und der sich frei und mu- thig den Eingebungen seines Gefühls und der Begeisterung des Au- genblicks Überlassen kann. So hat er ihn auch wirklich gefunden: einen einsichtigen, vielgeübten, bemessenen Schauspieler und beson- ders trefflichen Redner, aber nicht den Posa des Dichters, dessen Darsteller freilih, wenn er dem Phantasiebilde entsprehen soll, an Gestalt nicht unähnlih dem Apoll von Belvedere , ‘und an Geifi, wie die Apostel am Pfingsttage sprechen muß. So weit. wol- len wir indeß unsere Forderungen nicht treiben; aber die billigte Ermäßigung derselben bleibt immer, daß. Wärme, freier unauf- haltsamer Fluß der Rede und Schwung der Begeisterung dem Darsieller des Posa nicht fehlen dürfen, am wenigsten vor dem Könige. Auch in der Scene des vierten Akts entging uns, bei aller Trefflichkeit der Declamation und Action. des Gastes, doch dek eigentliche tragische Ton, der Überhaupt so selten is; Fleck be- saß ihn im hôchsten Maße, F fland bei Reichthum und Vielseitigkeit seines darstellenden Talents gar nicht; die Bethmann hei schwa- chen Organen erhob sich zu thm in“ fast wunderbarer Wéise; mens agiltat molem. Rebehstein, sons eben. geistig kein außerordent- lich begabter Mime, hatte außerordentliche tragische Momente unserer gegenwärtigen Schauspieler und Schauspielérinnen“ nicht zu gedenken , da wir Alle täglich erfahren, in welchen von ihnen der wahre tragische Geist, der durch keine Kunsi, am wenigsten durch eine Manier erworben werden kann, leöt und webt. Nach dem Überweltlicheh pusa geffel es uhkserm' Gast, sich in einem ‘recht bestimmten weltlichen Kreis, ja in. einer gewissen anomalen

ndividualität zu eigen, nämlich als ein humoristisch sorgloser Eng- änder in dem Lustspiel: die Gebrüder Fofter. Wir haben auch hier den geübten Künstler und den lebendigen Schauspieler vollauf an- erkannt, aber auch den Engländer im Franzbsishen Kostüm ge- funden; unser Stawinsky giebt ihn ganz natürlich, wie ein sorg- loser Lebemann in aller Zeit und unter allen Nationen erscheint ; wir wollen damit zufrieden seyn, aber auch die Kunst des MER Gastes ehren, der Eleven umor in dieser thm geldufigen Französischen Art und Weise so treflih* und so wirksam darzustellen wußte. Wir übergehen die {hon bei seinem ersten Besuche ge- gebene Rolle in dem, einem Englischen nachgebildeten Lustspiele: ¿Stille Wasser sind tief//, denn in diesem Bereich kann man nur das Naturell eines Schauspielers, und seine im Allgemeinen geübte Bildung prüfen, und diese ist uns ja genugsam bekannt; aber desseti- ungeachtet muß ausgezeichnet werden der, wenigen Schauspielern in dem Grade des Affektes und durch Beherrschung des Affektes so charakteristishe Ausdruck in der leßten Scenté dieses treff}lichen Lust- sptels, aus déssen Gattung wir viel zu wenige auf unserer Bühne se- hen. Eine-bedeutendere Erscheinung war sein Beaumarchais in Gd- thes Clavigo; dieses Schauspiel is freilich veraltet, nicht in dem frivolen Sinn, daf man nur das Neueste für das Besserc hält, sondern weil es, wie Göthe selbst in sciner Biographie es berichtet, ein Produkt eines das

maligen Zeit-Ereignisses, und- die dramatische

. thm ihren rechten Dolmetschér

Composition désselbett- die Folge ciner gesellschaftlichen Konventenz, die Arbeit von acht Tagen war. Wer Wed: in der Zeichnung eines ehrgeizigen oder sentimentalen Schwächlings und vollends in der Zeichnung des Carlos das úbershwenglihe Genie (Göthe war damals ein Füngling ) verkennen kann, mit dem ist es unwürdig - zu sireiten. Genug, den Scenen, worin Beaumarchais erscheint, hat Herr Beer das vollständige Gewicht gegeben; und darum fehlte ihm auch nicht die Wirkung einer solchen anfänglichen Zurückhaltung der inneren Leidenschaftlichkeit und dann ihrer unaufhaltsamen Explosion. Zu be=- dauern ist es, daß der Vorsielung eines Göthischen Stúckes die fiete, beharrliche Sorgfalt fehlt, daß, wenn es einmal zufällig in Scene geseht wird, wir Hauptrollen, wie die des Clavigo, i gänzlich unangemessenen , ja widrigen Händen vor unsern Augen und Ohren sehen müssen. Die lebte Rolle des Herrn Becker war der Fiesko in dem bekannten Schillerschen Schauspiel. Es hieße, Eulen nach Athen tragen wenn wir den ursprünglichen kolossalen Genius Schillers - wie er in diesem Schauspiel sich manifestirt, ießt noch mit irgend einer Nachrede begleiten wollten; aber in Bezug auf unsern gegenwärtigen Darsteller des Fiesko i| es nicht unzeitig, zu erwähnen, daß der jugendliche Schillershe Vortrag und scéne bilderreicze Sprache alt gefunden haben. Doch das ershdpft in dieser Rolle seinen Werth nicht; seine ganze Persdnlichkeit, seine Politur und Gewandtheit, die Sicherheit und der Taït in allem dem, was er spricht und thut, beweisen einen Schauspieler, der das ihm von der Natur verliehene Talent noch immer mit Verstand und Fleiß, und wie es seinem Naturell gemäß ist, mit großer Wir- kung und namentli hier seine Suade am rechten Drte zu gebrau- hen weiß. Daß er den: Fiesfo mit dem vollstimmigen Beifall et- nes zahlreichen Publikums gegeben hat, worde, so viel oder wentg auch auf dié laute Anerkennung Werth zu. legen seyn mag ga? nicht zu erwähnen nöthig seyn, wenn es nicht noch immer Leute genug gäbe, die das Parteigeschrel Einzelner, wenn es sih m recht vorlaut macht, für die Stimme des Publikums 'nehmer- Vorlaut hat cs ch auch diesmal gemacht, aber auch so ungeschickt- wie es freilich von der geringen, nicht denkenden und nicht fühlen- den Minorennität des Publikums nicht anders zu erwarten isi; lúcklicherweise macht ste nicht das Publikum. Der Verfasser dîic- es Aufsazes kann schließlih sein Bedauern nicht unterdrücken, daß Herr Beer bei seinem diesmaligen Besuch nicht den Don Gu- tierre im Calderonschen „Arzt seiner Ehre// wiederholt hat; für Kunsikenner , freilih nicht für jene vorerwähnten frivolen Mino- rennen, wäre dies eine erwünschte Gelegenheit gewesen, für die Kunst ersprießliche Vergleichungen anzustellen; denn wie Herr B ef- ker vor vier- Jahren, so hat Herr Rott vor zwei Jahren , als do- maliger Gastspieler, den Gutierre mit wahrer Metsterschaft gegeben- und es würde meistens nur darauf hinauslaufen , die Abweichutigé? des Einen von dem Andern als Verschiedenheiten ihrex Judivt- dualitäten und ihres Bildungsganges anzudeuten.

S

Wissénschaftliche Nachrichten.

Archäologisches Jnstitut in Rom.

Am 21. April, als am Gründungstage- Roms, hielt das unter dem Schuße Sr. Königl. Höheit des Kronprinzen von Preußen seit dem Jahre 1829 bestehende“ FJnstitut für ‘arhäologisché Korrespoti- denz, in dem von seinem General-Secretair, Herrn Geheimen Lega- tionsrath Bunsen ihm vergünstigten Lokal auf dem Kapitol, seine Jahressißung. Ju Abwesenheit des General - Secretairs ward der jährliche Bericht über Zustand. und-Leistungen der Anstalt vor dem dirigirenden Sécretair, Prof. Garhard- verlesen und nächfdem vott dem: Archivàr dos Jns zeÆrn Legationsrath-Kestner , über den E seiner Bibliothek und sonstigen Sammlungen Bericht erstattet.

Die Kupferwerke und Druckschriften, welche das Fnistitut mit besonderer Beziehung auf die neuesten Entdeckungen antiker Denk- mâäler ans Licht stellt, haben, hauptsächlich durch, die Thätigkeit des Herrn Pr. Panofka/, dirigirenden Secretairs in Paris, thren un-

estdrten Fortgang ; Abbildungen der beiden im vorigen Jahr bei Torneto entdeckten Wandmalerecien, eine forgfälttze oon Hrn Geh. Rath Bunsen veranstaltete Karte der dur cyklopische Bauwerke berühmtett Umgegend Rietis und des Fucinosees, endlich ein ausführlicher Bericht desselben Gelehrten über die Fortschritte der antiguarischen Literatur für Aegyptisches Alterthum, Ftalische Topographie und Griechisch-Etrus- kische Vasenkunde sind die wichtigsten Ergebnisse der neuesten Liefe- rungen. Außerdem hat das Fnstitut so eben zwei“ neue Centurien aguserlesener Gemmen-Abdrücke veranstaltet, deren Originale in. den leßten Jahren - zum Vors ein kamen, und hauptsächlich an ge- schnittenen Steinen Etruriens wiederum, vorzüglich reich sind. Jndeß hat die Thätigkeit des Fnstifuts sih allmählig \o vielseitig ausge- dehnt, daß die litexarisch-arti{ischen Bekanntmachungen desselben nur für cinen Theil seiner Leistungen anzusehen sind. Des großen Vortheils zu geshweigen, welchen der durh das Fnstitut gefundene Mittel- punkt antiquarischen Verkehrs dem rubigen Forscher nicht weniger als‘ dem reisenden Beschauer klassischer Orte darbietet, machen sich die regelmäßigen Sißungen und die bereits nicht unbeträchtlichen Sammlungen des Fnstituts tagtäglich ersprießlicher. Fn den wdchent- lichen Versammlungen,. welche vom November bis gegen Ende des Aprils ununterbrochen gehalten zu werden pflegen, drängen sich die archäologischen Ergebnisse des Tages, Fragen und Betrachtungen aus dem Gebiete antiquarischer Thatsachen, Mittheilungen und Be- obachtungen ieder T D R A seit der lange vermißte Mittelpunkt für sie gefunden ist, nicht weniger ergiebiz und regelmäßig jan als Rom selbs seit (anger Zeit cine Schaßkammer und zugleich eine sihtende Tenne sür die von ‘allet Seiten zufließenden Bemerkungen und Thatsachen archäologischen Bereichs darzubieten pflegt. Andererseits haben die aus mannigfachen Geschenken gebildeten Vorräthe des Fnstituts an Büchern, -Abfor- mungen, Zeichnungen und Denkmälern eine um so größere Bedeu- tung erhalten, je dringender und je häufiger von strebenden Alter- thumsfreunden der Wunsch geäußert uud bethätigt wird, ihre ien- seits der Alpen begonnenen Studien des klassischen Alterthums dur einige Jahre Rdmischer Studien zu vervollständigen. Driesen, dene Gehalt und Gebrauch Rdmischer Bibliotheken nicht leiht genügend sind, bildet die neu entstandene Rdmische Bibliothek des archäologt- schen Jufstituts' eine längst gewünschte Zuflucht; daß dieselbe ihnen bei jedwedem Geschick des Fnftituts auch künftig verbleibe, dafür ift durch den festgestellten Grundsaß gesorgt, daß die Sammlungen des Fnstituts als ein unveräußerliches Eigenthum der Stadt Rom an- gesehen; angewandt und fortgeseßt werden sollen.

Das thätige Wohlwollen anzudeuten, mit welchem Kunst- und Alterthumsfreunde Römischen Aufenthalts diesen dankenswerthen Stiftungen des Fnstituts begegnen, genügt cs, theils auf die von deri Herren Bunsen, Fea, Gerhard, Kellermann, Kestner u. A. demFnstitute gehaltenen Vorträge, theils auf die mehrfachen Mit- theilungen durchreifender Forscher aufmerfsam zu machen, unter denen neuerdings der Bericht des Oberftend ellaMarmora úber die Ausbeu- te seiner Reisen nach Sardinien und den Balearischen Fnseln und die Mittheilung der Denkmäler" sich auszeichnen, welche der Englän- der Hosfkins während ciner zweiiährigen bis. zum sechsten Kata- rakten fortgeseßten Reise durch Aegypten und Nubien jammelte. Unter dem "neuesten Zuwachs" dêr Sammlungen des Fhstituts sind vorzüglich die von Sr. Maj. ‘dem Könige der Franzosen geschenktten Prachtwerke, die Description de l’Egypte und Viscontis Monograxs phie zuerwähnen; nächstdem ansehnliche Geschenke in Büchern, Abfor- mungen und Dénkmäler von Seiten des Prinzen Borghese- des Grafe von Bearday, des Marquis von Northampton, des Pr. Rott, des- gleichen mehrerer Deutschen Gelehrten und Verleger, vorzüglich der Herren Marcus und Weber in Bonn.

Der vielfach anerkannte Vortheil der Sißungen wie der Samm- lungen des Fnstituts veranlaßte im verflossenen Vierteljahr eine neue

Reihe regelmäßiger Versammlungen, welche, von dem Gebrauch der