1834 / 172 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

bestätigte fich; auch hieß es, daß den Ausländern der Detail- handel verwehrt werden sollte. Einer Washingtoner Zei- tung zufolge, hätte der Senats- Ausshuß für die öffentlichen Ländereien anempfohlen, den aus Oesterreich nach Nord-Amerika hinúbergebrachten 235 Polen in Jllinois oder Michivan Land- strecfen zum Anbau anzuweisen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 18. Juni. Das Handelsblad berich- tet aus der Provinz Seeland: „Mit verdoppelter Wachsamkeit wird hier auf die Belgier geachtet, welche unsere Gränzen über- schreiten und unter dem Vorwande, bei den Landleuten, welche ¿ie Gränzen unseres Gebiets bewohnen, Arbeit nehmen zu wol- len, in dasselbe eindringen. Schon vor geraumer Zeit sind von Regierungswegen an die Civil- und Militair-Behörden die nôthi- gen Befehle erlassen worden, um diesen die Ruhe unserer Mit- bürger beeinträchtigenden Mißbräuchen entgegenzutreten ; jedoch cheint die Bedeutung jener Befehle“ von Seiten unserer ehema- ligen Brüder verkannt worden zu seyn, und so hat es sich erge- ben, daß in dieser Woche zehn bis zwölf Perfonen, alle Belgier, in und in der Nähe der Gemeinde Koewacht arvetirt, und unter Esforte nah Goes transportirt worden find.‘

Dasselbe Blatt meldet, daß der Verfassung zufolge am ersten Dienstag des Monats Juli, und also am 1. des nächsten Monats, die Provinzial-Stände in den Hauptstädten der Pro- vinzen sich versammeln werden. Nach Anleitung des Art. 144 des Grundgeseßes werden dieselben sih auch mit der Wahl der Mirglieder zur zweiten Kammer der Generalstaaten beschäfti- gen, welche die Siße des alljährlich austretenden Drittheils jener Kammer einzunehmen bestimmt sind. Die Zahl der austreten- den Mitglieder beläuft sich auf 19.

Das Journal de la Haye enthält einen längeren Arti- fel, in welchem dasselbe dem Handelsblatte Vorwürfe darü- ber macht, eine Angabe aus Deutschen Blättern über die strenge Fremden-Polizei an den Holländischen Gränzen (\. No. 165 der St.-Ztg.) in seine- Spalten aufgenommen zu haben, ohne dersel- ben eine Widerlegung hinzuzufügen. Das Journal de la Haye führt dann seinerseits an, daß allerdings in den festen Plätzen an der Holländischen Gränze Paß-Visitation stattfindet, erflárt dies aber aus der politisch schwierigen Lage, in der sich Holland gegenwärtig befindet, und welche eine Beaufsichtigung der Reisenden um so nôthiger mache, als die Jntriguen aus der Fremde sich fortwährend fühlbar zeigen. Daß aber ein Fremder nur eine Nacht an jenen Orten zubringen dürfe, und alle an- dere Bestimmungen ähnlicher Art erklärt das Journal, ebenso, wie die vom Journal de Paris verbreitete Nachricht von der willtärlihen Zurückweisung Französischer Reisenden für unge- gründet. Nur ‘ein Franzose sey an der Holländischen Gränze zurúckgewiesen worden, derselbe häbe aber auch an der Belgischen Gränze dasselbe Schicksal gehabt.

Belgien.

Brússel, 17. Juni. Der König ist gestern Nachmittags um 5 Uhr, aus Paris zurückkehrend, wieder in der hiesigen Hauptstadt eingetroffen.

* Der Senat is auf den 26sten d. M. wieder einberufen worden.

D nemavrtf

Kopenhagen, 17. Juni. Bereits am lten d. sind das Königl. Niederl. Linienschiff „Zeeuw‘/ und die Brigg ¡¡„Snel- beid‘ von hier nah Kronstadt abgesegelt, so daß die Schwie- rigkeiten für das erstere, über die Droogden zu kommen, geho- ben zu seyn scheinen.

Donnerstag ging die Kutterbrigg „To Söstre‘‘, Capitain Thurôs, nah der West-Köste von Grönland ab. Man weiß nicht anders, als daß es das erste Schiff ist, das für Privat-Rech- nung nah Grönland ausgerüstet worden, Mit demselben find außer der Besatzung, der durch siebenjährigen Aufenthalt auf jener Küste so erfahrne Herr Kall nebst zehn Mann abgegan- gen, die bei den, dort zu machenden Anlagen für Fischfang und Handel bleiben sollen.

Deutschland.

München, 16. Juni, Se. Majestät der König haben Sich wiederum auf einige Tage nach dem Lustschlosse Berg am Starnberger See begeben.

Als le6thin die Getraidepreise durch den unerhörtesten Wu- cher so hoch getrieben waren, hatten Se. Maj. der König befoh- len, daß von den Rent-Aemtern Dachau, Freising und Erding ein Quantum von 600 Schesfeln Getraide verkauft, und der Tarif der hiesigen Bäcker und Mehlhändler (die wegen ihres neulichen Berfahrens eine strenge Ahndung trisst) nach dem Weizenpreis von 15 Fl. rectificirt werde, um welchen Preis der Weizen auf den Königlichen Niederlagen zu haben sey. Zur allgemeinen Freude besuchten Se. Majestät der König die vorge- sirige Schranne, wo Allorhdôchstderselbe sih bei den Land- leuten nah ihren Verhältnissen auf die freundlichste Weise erfundigte. Eines so großen Vorraths auf einer Schranne (6954 Scheffel) erinnert man sich faum. Die Preise sind um die Hälfte gefallen, so daß der Weizen 13 und der Roggen 9 Fl. kostete. Die Maßregeln der Regierung sind um so dan- fenswerther, als bei einer solhen Theuerung, und der im Allgemeinen großen Noth der untern Klassen, Besorgnisse gehegt werden mußten. Den Berichten zufolae, steht das Getraide in den unterländischen Gegenden (der Korn - Kam- mer des Landes) gut; dem fetten {chweren Boden hat die lange Trockenheit nicht Eintrag gethan; nur wo leichter oder sandiger Boden ist, wird es eine sehr mittelmäßige, und in den Kolonieen um München fast gar keine Aernte geben. Doch ist der Vorrath des alten Getraides ungeheuer zu nennen.

Dr. Kurz, Redacteur der „Zeit‘/, hat seine Strafzeit auf der Festung Wülzburg überstanden und befindet sich gegenwärtig hier. Er wird demnächst nach Griechenland abreisen.

Sigmaringen, 12. Juni. Heute ist die Stände-Ver- sammlung, in Abwesenheit Sr. Hochfürstl. Durchlaucht, durch den Regierungs - Präsidenten v. Huber feierlich eröffnet worden. Derselbe hat als vorzügliche Berathungs- Gegenstände mehrere Verträge mit auswärtigen Staaten, die Organisation der Lan- des-Finanzen und ein Steuer-Gesebß bezeichnet.

Frankfurt a. M., 18. Juni. Jhre Kaiserl. Hoheit die Frau Großfürstin Anna von Rußland is unter dem Namen ei- ner Gräfin von Romanoff nebst Gefolge und Dienerschaft hier angekommen.

Oesterreich.

Wien, 11. Juni. Se, Durchl. der Herzog von Lucca ist aach Baden abgegangen und wird sich von da nach Lucca be-

geben. i : i Heute unterzeichnen die Konferenz - Minister das Scchluß-

704 protofoll, und im Laufe der Woche werden die meisten Wien

verlassen.

Aus dem Oriente ist nichts Neues eitigegangen. Die Nach- richt, daß ein Russisches Armee: Corps in Persien eingerüdckt sey, wie ein Korrespondent der Allgemeinen Zeitutig aus Belgrad schreibt, gehört in die Kategorie der Erfindunaen. Cben \o we- nig Glauben verdienen die Mittheilungen des Messager des Cham- bres úber die angeblich projektirte Anleihe Mehmed Ali's, denn so viel man hier weiß, hat Mehmed bis jeßt kein großes Ver- langen gezeigt, irgend ein Darlehen aufzunehmen.

Wien, 14. Juni. Die hier zur Konferenz versammelt ge- wesenen Deutschen Minister wohnten vorgestern einem großen Mitrtagsmahle bei Sr. Durchl. dem Fürsten Metternich bei,

Der Großherzogl. Badische Minister, Herr von Neizenstein, if nah Karlsruhe, der Königl. Niederländische Minijter des Auswärtigen, Baron Verstolk von Soelen, nach dem Haag und der Königl. Preuß. Geh. Justizrath, Graf von Alvensleben, nach Berlin zurückgekehrt. i s

Se. Durchlaucht der Landgraf von Hessen Homburg ist nach Salzburg abgereist.

Der diesseitige Botschafter in London, Fürst Paul Ester- hazy, ist auf Urlaub hier eingetroffen. :

Während der Abwesenheit des auf Urlaub nach St. Peters- burg gereisten Russischen Botschafters am hiesigen Hofe, Herrn von Tatistschew , leitet der Fürst Gortschakow interimistisch die Geschäfte der Kaiserl. Russischen Legation.

S MWEl.

S, U Cou er Zeituna) N del gestern stattgehabten Sißzung des neu ergánzten Land- Raths von Basel- Landschaft wurde Herr Acnishänsli zum Präsiden- ten, Herr Stephan Gußwiller, bisheriger Präsident, zum Vice- Präsidenten erwählt. Die drei bei Erneuerung des Regierungs- Rathes ausgefallenen Mitglieder desselben, die Herren Plattner, bisheriger Präsident, Meier und Blarer, sind wieder gewählt worden. Präsident wurde Herr Meier.

Salt en Chambéry, 10. Juni. Der König, der während seiner

hiesigen Anwesenheit überall das Besie an Vieh und sonstigen C&rzeugnissen kaufte oder belohnte, zeigte sich sedr einfach und uthulih, wodurch die günstige Stimmung des Volks noch er- dht wurde. Auch das Militair verdiente wegen seiner s{höônen Haltung bemerkt zu werden. In Thonon und Evian bedauert man schr, daß der König seinen frühern Vorsaß, zwischen dem 12ten und 15ten dahin zu kommen, nun wahrscheinlich nicht aus- führt. Was auch noch zu der guten Stimmung des Volks bei- trug, war die - Ankunft der Staats - Räthe Rigaud und

de la Harpe von Genf und Waadt, welche eintrafen, um den König in der Nähe ihrer Landes - Gränze zu

befomplimentiren, wie dies seir alten Zeiten so heréömmlich ist.

Ah,

Jedermann sah in diesem Schritte der Schweizer Regierungen

nicht etwa eine ihrer unwürdige Kriecheret wie es die Fran--

zösischen und Deutschen Radikal-Blätter der Schweiz nennen werden sondern einen Akt der Klugheit und der althergebrach- ten Sitte: und da die beiden Abgesandten sehr wohlwollend vom Könige aufgenommen wurden, so läßt sich hofen, daß die von Sardinien gegen die Schweiz begonnenen Cosrcitiv - Maß- regeln, wo nicht gleih ganz aufgehoben, doch gemildert und verkürzt werden dürften. Dabei aber gewinnt Savoyen wesent lich, das fúr die naturlihen Erzeugnisse seiner nördlichen Pro- vinzen den besten Markt in Genf und in den verschiedenen See- städten Waadts hat, also dur eine Sperrung gegen dieselbe unendlich mehr verlieren würde, als dieje zwei Schweizer-Fan- tone, die ihren Bedarf künftig von Frankreich her beziehen könn- ten, das ihnen auf jeden Fall offen bleibt. Daher ist es auch erklärlich, daß unsere Savoyischen Landwirthe und Getraidehänd-

ler bei der Furcht der angedrohten Coërcitiv - Maßregeln große

Quantitäten von Getraide nah dem Genferischen Carouge ge- }

brachr und dort in Magazinen niedergelegt, und daß die See; barken von der Savoyischen Küste Thonon, Coian 2c. verlassen haben, um sich na Genf und den Waadtländischen Seeorten zu begeben, von wo aus sie ißre Fracht-Gewerbe fortireiben können, was ihnen in ihren Häfen verboten seyn würde, wenn jene Maßregeln zur Ausführung kämen.

Neapel, 5. Juni. (Allgemeine Zeitung.) Die Ver- suche des Kabinets von Madrid, die diplomatischen Verbindun- gen mit dem Hofe von Neapel aufs Neue anzuknüpfen, sind bis jeßt fruchtlos geblieben, und der Posten des zum Gesandten in Berlin bestimmten Barons Antonini ist noch immer nicht be- set. Es scheint unbezweifelt, daß Sardinien, Neapel und Lucca einen - gemeinschaftlichen geheimen Traktat unterzeichnet haben, mittelst dessen diese drei Staaten gegen die Succession des Spa- nischen Throns in weiblicher Linie nicht allein förmlich und fei- erlich protestiren, sondern sich auch wechselseitig verbinden , - ihre gegense:tigen Rechte gegen jeden Angriff zu verwahren.

Der Französische Gesandte in Rot, Latour - Magubourg,

ist hier angekommen, und wird mit seiner Familie den größten

Theil des Sommers in Neapel zubringen. :

Schon zur Zeit der drei Julitage, Und besonders nach der Thron - Besteigung des jungen Königs, war der Plan, eine Art Nationalgarde zu Fuß und zu Pferde unter dem Natnen Guardia d’onore e Guardia civica zu bilden, besprochen wor- den, und jeßt werden die ndthigen Maßregeln getroffen, um sie ins Leben treten zu lassen. Der große Eifer der jungen Leute von Stande in der Hauptstadt, sich in die Guardia d’onore aufnehmen zu lassen, hatte in der leßten Zeit sehr abgenommen, und troß der reichen undchgeschmackvollen Uniform, troß der Auszeichnung dieses Corps durch den König, zählte man kaum 40. Der junge Fürst hat nun, um die Lucken auszufüllen, zu einem ziemlich gewaltsamen Mittel seine Zuflucht genommen, und dadurch Stoff zu manchen hämischen Bemerkungen gegeben. 260- der reichsten Eigenthü- mer, meist Adelige und wohlhäbende Kaufmnanns-Sdöhne, die mit ihren Pferden auf den Promenaden paradirten, sind von detn Könige selbst als geeignet in diese Garde einzutreten bezeichnet worden, und zugleich hat man ihnen bedeutet , sich ja nicht eín- fallen zu lassen, ihre Pferde zu verkaufen, indem sie in diesem Falle einer Geldstrafe von 800 Ducati (ungefähr 950 Rthlr. ) unterliegen würden.

Noch hat man keine Nachrichten von der Epxpcdition gege Marokko, die indeß, wie man allgemein hoffe, ein eben so gün- stiges Resultat, als jene gegen Tunis im verflossenen Jahre zur Folge haben, und den stets wiederholten ungenügsamen Forde- rungen jenes Raubstaates wieder auf eine Zeit lang ein Ende machen wird. Eine Sardinische Flottille hat sih mit der Neg- politanischen zu diesem gemeinschaftlichen Zwecke vereinigt.

Die hiesige Rente ist fast al Pari, und bei der so wohlge- ordneten Finanz-Verwaltung des Königreichs , bei seinen außer-

ordentlichen Ressourcen wäre es gar nicht unmögkich, daß sie di sen Preis bald überstiege. Die Bank - Associationen und ander Gesellschaften fallen täglih mehr in der Gunst des Publikums Die meisten derselben haben sich nun veréinigt, um die Regie der hiesigen Douanen mit einer bedeutenden Vermehrung de lelzcen Pachtpreises von der Regierung zu übernehmen, allein f haben einen gefährlichen Nebenbuhler am Fürsten Torlonia, dey mit Empfthlungsbriefen vom heiligen Vater versehen ist, un sich durch seine eigene gewinnende Persönlichkeit die Gun} d Königs zu erwerben wußte. Wie verlautet, wird sich dieser Ri, mische Rothschild mit der Enkelin des Fürsten Paterno, einer i Paris erzogenen, reizenden Sicilianerin, der jungen Fürstin Bauffremont, ehelich verbinden, und in der Folge feine Residen zwischen Neapel und Rom theilen. ! Spanien.

Die Times enthält folgende zwei Privat-Schreiben ühy den Stand der Dinge in Spanien, wie sie sich zu Ende deë vorigy und zu Anfang des laufenden Monats gestaltet hatten, „Madrid, 31. Mai. Die steigende Unpopularität Q uesadgi in Norden des Kriegs-Schguplakes giebt der Vermuthung wz der Hoffnung Raum, General Rodil werde seine Truppen ut der Nord: Armee verbinden und zum Ober - Befehlshaber beidy Heeres - Abtheilungen ernannt werden, um sich in dieser Gege neue Lorbeern zu erkámpfen. Rodil ist beim Heere außerordent lich beliebt, und jedenfalls würde diese Veränderung in det Kommando auf die Operationen im Norden einen günstig Einfluß úben. Die Freude der Geld-Spekulanten, die id aus dem Stande der politischen Angelegenheiten ganz natürlg erklárt, wurde heute an der Börse durch das Fallissement d Hauses Carrasco etwas niedergedrúckt, dessen Speculationen tj Staats - Papieren seit einiger Zeit {on Besorgniß erregt,

Inzwischen ergiebt sich das wirkliche Deficit nicGth so bedeutend, wie man es Anfangs schäßte. Jm Luß

des Tages schlug man es ' auf 40 Millionen Realen q nach näherer Untersuchung béträgt es jedoch nicht mer, ol 200,000 Dollars. Es hieß, Herr Carrasco wolle sich an di Regierung wenden oder in Estremadura und im Jnnern Po gals, wo er viele Verbindungen hat, sich Hülfsquellen zu df suchen, allein nah der dentlichen Erklärung des Banquaui scheint jede dieser Maßregeln zu spät zu seyn, vder doch nj sicheres Vertrauen zu erwecken,““ | ' Aan sUez/ 2. Junt, In meinem leßten Schreiben 31sen v. M. meldete ich Jhnen nur, daß Don Carlos die Halb insel verlassen habe. Jer bestätigt es sich auc), daß an dm selben Abend, 26sten Mai, an welchem die Conventiy zwischen dem General - Lieutenant Lemos auf - der eint Und Tevceira nebst Saldanha auf der andern Seit abgeschlossen wurde, ein ähnlicher Vertrag zwischen den Por giesischen Marschällen und Herrn Macpherson Grant, der h diesem Augenblick der Bevollmächtigte des Spanischen Prâäten denten zu seyn scheint, zu Stande gekommen ist. Der eise Au tif:l dieses Vertrages verbindet Don Carlos, nebft seiner Fami lie und seinem Gefolge Evora zu verlassen und sich in Alda Gallega am 30. Mai einzuschiffen. Der zweite versichert die Un verlebbarkeit ‘des Jnfanten; der dritte enthält eine Verfügung, nach ‘welcher seine bewaffneten Anhäager in Santarem gefangen bleiben soilen, und in dem vierten Artikel verpflichtet sich die Por

tugiesishe Regierung, für den Unterhalt derselben so lange zus}

sorgen, bis sie ohne Gefahr entfernt werden können. Diese Prä liminarien wurden von Terceira, Saldanha und Herrn Gran! unterzeichnet, und von Evora Monte, wo sie abgefaßt war, dem Don Carlos, der sich in Evora selbs aufhielt, übersanuy In seiner Erwiederung bat der Jnfant um einige Modificatit nen, indem er den Wunsch aussprach, den Bischof von Lech vier oder fünf Generale, und sechs oder acht Priester mirzunh men. Jn Betreff der 300 Offiziere und 600 Soldaten , die bit zuleßt jeiner Fahne treu geblieben sind, bat er, man möcdte ihne äße nah threr Heimath ausstellen, oder wenigstens eine weniger ungesunden Ort, als Santarem, zu ihrem Aufenthalt bu stimmen. Auf die erte dieser modificirenden Bedingungen gin gen Terceira und Saldanha ein; die Bitte um Entfernung di Spanischen Gefangenen aus Santarem wurde abgeschlagen.

Ob1chon sich nun die Angelegenheiten der Pyrenäischen Halbiush |

in Folge der neuesten Ereignisse, in einem günstigen Lichre zeigt jo seht doch keinesweges die Beruhigung der Nord - Provin} Spaniens als eine unmittelbare Folge der Einschiffung des Ju fanten zu ‘erwarten. Die Völker von Biscaya und Navar

kämpfen weit mehr für lokale Junteressen, die sie besonders (nf

der Befreiung von Conscribirung und Besteuerung sehen unß

festzuhalten suchen, als für den Infanten, und Zavala und Zuf . malacarreguy werden für den Sohn des Don Carlos eben | Vielleicht wird a1

lebhaft, als für ihn selbst zu fechten wissen. die Portugiesische Regierung von unserer Seite die Ausfordt rung ergehen, zur Beruhigung Spaniens uns Gleiches mit O! hem zu vergelten und ein Hülfs-Corps zu stellen. AWenigsieus glaubt man, daß der Sendung des Englischen Obersten Caradt der im Haupt- Quartiere des General Rodil eine beobachten Rolle gespielr hat, und der sich jezt nach Portugal begeben hat äßbnlicher Zweck zum Grunde liege.“

Die Allgemeine Zeitung enthält unter „Paris, ® Juni,“ die nachstehenden Betrachtungen :

„„Die Angelegenheiten der Pyrenäischen Halbinsel sind ichf f weit vorgerückt, daß man den gegenwärtigen Zustand als den Vot! boten ciner Keîlsis atsschen muß, und daß, es also der Mühe lohn einige Daten anzuführen, welche zur Beurtheilung späterer Ert nisse dienen können. Die Schwierigkeiten, welche der Einführun eines dauerhaften politischen Systems in Portugal entgegensichl find durch die Gefangennehmung deer beiden Prâtendeitten, Doi Miguel und Don Carlos, noch nicht beseitigt. Mehrere Festung sind noch von den Truppen des Ersteren beseßt und die Zerstreuul der Haupt-Armee wird die absolutistisczen Guerillas vermehrt Die nächste Folge hiervon is, daß die Spanischen Truppen v erst mit der Gewinnung und Beseßung von Elvas, Camp mayor u. \. w. beschäftigt sind, und nicht gegen die Spanisch Karlisien gebraucht werden können. -— Der vierfache Allianz - L! tat ist von Dom Pedro noch nicht in der verlangten Form ratificill und die Verzögerung dieser Förmlichkeit hat wahrscheinlich ci tieferen Grund als den JFnfanten - Titel, welcher in der (inleituns dieses Traktats dem Prärendenten Dom Miguel gegeben is, obglad Dom Miguel sowohl als Don Carlos durch Dekrete ihrer Nebel buhler ihres Ranges beraubt sind. Das Dekret ‘Dom Pedros zu Nachtheile des Englischen Handels-Monopols und die Strengt- ui! welcher er die Britischen Offiziere in seinem Dienste behaudelt, he weisen, daß Dom Pedro Thatsachen aufstellen will, welcie im Vo/ aus gegen die Prätension einer Britischen Vormundschaft - insofetl man sie aus jenem Traktate ableiten wollte, protestiren. Aber die fernere Richtung der Politik Dom Pedro's betrifft, fo schein! er felbst so wenig als seine Freunde darüber bis jeßt ins Klare gf fommen zu seyn. Die Absonderung der Portugiesischen Armee l ¿wei Kommandos, das eine unter dem Herzog von Terceira, das an dere unter dem General Saldanha, ist von Bedeutung, denn

geringe Harmonie, welche zwischen diesen beiden Heersührern hertsdh

(&, fo viel ich, weiß, vorzüglich ‘in der Verschiedenheit threr politt- cen Ansichten gegründet. Der erstere repräsentikt die Milîtair- artei, welche gern Dom Pedro am Ruder steht und einen großen einfluß hat- da der Herzog in seiner militairischen Laufbahn, sey es pur) Gld oder Talent , wirklich in kurzer Zeik eine Reputation warb/ wovon man in Europa jeßt wenige Beispiele feht. -" Sal- danha dagea et? wünscht sobald als möglich die constitutionnelle Re- cierung Donna Maria's. in Gang zu, bringen und es liegt ihm vielleicht wenig daran, daß Dom Pedro in diesem Falle die Negent- chaft behalte. Man muß Übrigens beiden die „Gerechtigkeit tider- ihren lassen y daß sie das Beste des Landes wünschen, obgleich ste

von verschiedenen Ansichten nicht nur der Gegenwart, sondern auch ‘iner Zukunft, in welcher das Schicésal der ganzen “albinsci begrisfen

i, ausgehen. “Es wäre zu weitläuftig, mic) hierüber einzulassen, aver von diejer Sette betrachtet, sind die Umsiände noch nicht reif ge- ug, um der eiten oder der andern Partei das Uebergewicht zu ge- hen Eben v verwickelt sind die Spanischen Angelegenheiten. alles was man dort zu sehen glaubt, ifi nur Schein - eln uber- iinchtes Grab, wie man zu sagen pflegt. Der erste günstige Ein- dru des Königlichen Statuts, blos durch die endliche Gewißheit iner Versammlung der Cortes veranlaßt, at den Ueberlegungen her die Bedingungen dieser Jm itution Plaß gemacht. Cine ileine, aber jeh gehaltvolle Slugschrift, weiche so even von einem Syanter 10 Marseille herauëögegeben worden, enthält fast Alles, was die mit der Geschichte ihres Landes nur halbwegs befann- ten Spanier von dem neuen unfdrmlichen Machwerk des Her n Marlittez de la Rosa denken, und sitmm? mit dem vor- trefflichen Artikel des gelehrten Viardot über die Spant- (chen National - Versammlungen in einer neuen Französtschen Zeit- rift vdllig Ubereut. e c eersher, macht gebleadet, haben scit 300 «Jahren die in jenem Lande als national anerkannten Rec ts- Formeln so. sehr aus den Augen ge- ut, daß in einem Zeitpunkte, in welchem man diese Allmacht nicht mehr für hinlänglich hält, die einander ohnehin widersprechenden lfte Uber die Thronfolge , welche scitdem stattgefunden haben, alle gleich zweifelhaft erscheinen; und wenn matt irgend eine Verhand- jung, an welcher eine wirfkite National - Vertretung Theil genom- men hat, autsuchen wollte, um das Recht Fsavellens zu begründett, so tdnnte mat ste nirgends als in der Constitution von 1812 finden. nie die Gemüther heutzutage in Spanien gestimmt sind, wäre es vielleicht das erste Jnteresse der Königin, daß ihre Vormünder diesen National-Aft wieder zu Ehren brächte, und in diesem Falle hätten die neucn Cortes zugleich ein eigenes JFuteresse , die Thronfolge zu vertheidigen. Aber weil man mehr guf die Gewatt als auf das Recht rechnet, so hat man nur dei vorthélhaften, nicht den lästigen Theil avon genommen. Die Folge davon ist, daß weder die Königin noch die Cortes auf etaen sichern Grund bauen, ob das monarchi- che Sys?eni dabei verliert oder gewinnt, das wird die Zeit lehren. Das jeßige Minislerium sucht zwar dem S chlage vorzubeugeir; ich weiß bestimmt; daß man Alles aufgeboten hat, um ten (Zrafen Tocreno, den man als das Haupt der künftige Opposition ansteht, qn sich zu ziehen, und ich habe etntge Ursache, zu glauben , daß die IRachricht von dem glücklichen Ausgange dieser Unrerhandiungen ch nächstens bestätigen wird. Jch begreife in der That nicht, wie die Spanischen Libecalen die parlamentarische Thärtigkett, welche der Graf im Fahre 1821 zugleich mit Martinez de la Rosa und Moszcoso gegen mehrere National - Freiheiten geäußert hat, fo wie die Lebensart des Grafen, welche ihn mehreren Versührungen zu- gänglich macht, und endlich seine Finanz-Negociationen so sehr ver- gessen haben, um guf diesen Mann ihre Hoffnung zu bauen. Tritt e: ins Ministerium, so komint die Enttäuschang noch zu rechter Ut E Die Nothwendigkeit neuer und bedeutender Finanz- Unter=-

B handlungen denn die Spanisci,e Regierung lebt, so zu sageu, bis

jeßt nur von einem Tage auf den andern if wahrscheinlich die

f:

N ursache, warum Torreno feine Unabhängigkeit aufopfert. Unterdessen macht der öffentliche Geis taglich Fortschritte.

| ] Jch have glaub=- wúrdige Briefe aus Valiadolid gesehen, denen zufolge man selbst in diese: Prov!nz (Alt - Castilien ) mit der größten Freiheit spricht, während die Nationalgarde bereits 13,000 Mitglieder zählt. Jn Citalonien geht die Organisation derselben ebenfalls vorwärts; die Provinz fam 59,000 Vertheidiger "ihrer Fkethkiten aufstellen. Der Geist, welcher dort herrscht, hat ciwas Käthselhaftes und völitg Yrovinz ales an fich. Llauder giebt sich für liberal.und einen sren- gen Vertheidiger der Kbnigin aus, aber in der That übt er, mit Wisscu und Billigung seiner Landsleute, den größten Despotismus aus; er behandelt die Spanier aus alen Übrigen Provinzen mit Härte, und duldet nicht einmal den Nufenthalt der zurückfehrenden Emigri:ten; hingegen die aus der Provinz Gebürtigcen, ohne Un- terschied der Meinungen, sind sicher, gute Ausnahme zu finden. Solte dabei die Absicht zum Grunde liegen, eine g:dßere Einigkeit, im Falle man sich gendthigt sähe, ein bloßes Provinzial-System anzu- nehmen, zu sichern und zugleich die Fonds der Provinz bloß für den Gebrauch der Eingebo cnen aufzubewahren? Wird dieses Sysiem ich guch auf andere Provinzen ausdehnen? Hier hängt diese Frage mit ver über die weiteren Entschiüsse der Karlistischen Häuptlinge in den ndrdlichen Provinzen zusammen, deren Betragen in diesem Augendlick nicht minder rärhseloaft is. Denn jeßt, da ste fôrm- lich organisirt find, schien für sie der Zeitpunït gekommen zu jeyt, gege die ges{wächten Truppen der Königin, ehe ste nene Verfstär- kungen erhultên, einen entscheidenden Schlag zu versuchen. Dessen- ungeachtet herrscht eine vôlltge Stille, nur gehen Gerüchte - von ei- ner Unabhängigkeits - Erklärung, die sich jedoch mit dem blinden Gehorsam “gegen Don Carlos, welchen das absolutistische Prinzip vorausseßt, wenig vertragen Jn Madrid ist man von der Schwie-

Mriafeit, fle zu unter1ochen, hinlänglich überzeugt; man begreift, daß man zu diesem Ende dret ftusenwelse Truppen - Linien, wovon die Meine ste von der Franzdfischen Gränze abschnitte, aufüellen, und das

and vêôllig militairisch beseßen müßte, welches Alles man ohne ine bewaffnete Macht von 60,000 Mann nicht leicht ausführen onnte. Die Liberalen finden das nicht unmöglich, wenn man nur die National - Garden aller übrigen Provinzen bewaffnen und gegen den Kriegs - Schauplaß hintreiben wollte. England und Frankreich müßten dazu Geld und Waffen verschaffen; das Erster- hat der Spa- nischen Negierung wirkiih 24,000 Gewehre aus dem Tower zu eiz

Gem bestiminien Preise vorgeschossen, und se sind bereits an Bord

tines dem Staate angehdrigen Fahrzeugs eingeschist. Eine noth- vedige Bedingung wäre freilich die einhellige Stimme einer re- beftabeln National- Vertretung zu Gunsten der Kdnigin, in welchem alle die aufgestandenen Provinzen als Rebellen und Abtrünnige n der großen Spanischen Familie erscheinen, untd viel von ihrer oralischen Kraft verlieren würden. Das andere Mittel, zu-welchem 0 die Minister hinneigen , ist eine Fcanzöstsche Jutervention, und Man scheint wirklich Anstalten dazu zu tresen. Die Liberalen sind diejem Mittel sehr abgeneigt, weil man es wahrscheinlich auch gegen sie gebrauchen würde. Diese Frage über das Futerventions- Recht iff für constitutionnelle Regierungen bei weitem schwieriger, als e unumschränkten, und kann nar unter Bedingungen ausgeübt R and die zu erdvtertt hier zu weitläuftig wäre, von denen aber O den Zächfen der Quadruvel-Allianz nur England, und viel- n oem Interesse - Dom Pedro einige Begriffe zu haben chre A Franzdsischen Journale sprechen immer in dem herge- undd, Tone und nach der alten Routine einer natúrlicyen Vor- 19 uit Granfreichs über Spanien und Englands Über Portugal, h RA ine, welche ers dann cin Ende nehmen wird, wenn die bei- M6 R der Halbinsel auf die eine oder die andere Art dahin u g uen politischen Körper ¿ut bilden. Eine Episode, oder thn R Farce Eee die Einfälle des Gracivso in den Spani- e mai M bilden die Umtriebe derjenigen, welche Don Car- A C Ns oder Lima und Dom Pedro nach Brasilien h bi N doch davon ein andermal. Augustin Arguelles hat E Lan der Pastere‘/ seiner chemaligen Kollegen dd Bre t r gu selbst von der Kunst is. Jch habe seine Vin BER hs gelesen, in welcher er, um die Nichtigkeit des ge- erbänatet O eputirfen von der Audienz von Sevilla im Jahre 1825

zien Lodes-Urtheils darzuthun, beweist, daß die Cortes nicht

_—

S I E T E A S L D E E Lw

R ITERE: T E T E R E

705

zu viel gethan haben; aber in Spanten klagt man sie von Selten der Ultra-Liberalen vielmehr an, daß sie zu wenig gethan haben, um die Constitution zu vertheidigen; indessen enthält die Broschüre einige mertwürdige Thatsachen aas der damaligen Diplomatifk. Nachschrift. Fch habe Briefe aus Madrid bis zum 2 Juni; an diesem Tage war der Eintritt Torreno’s noch nicht entschieden.‘/

Po rtiuwga! [l

Lissabon, 28. Mai. - Don Carlos und Dom Mi- guel's Schicksal is entschieden. Englische Kriegs -Schifse füh- ren sie von dem Boden der Pyrenäischen Halbinsel weg, und mit ihnen die alte politische Constitution derselben, für deren unveränderte Aufrechthaltung jene Prinzen die Fahne aufgesteckt hatten. Die Zukunft wird es lehren, ob, bei diesem Wechsel von Ebbe und Flut, der in den großen Social-Kämpfen die Bestrebungen der! entgegengeseßten Parteien zu begleiten pflegt, das Glücksrad auch nicht noch) die gegenwärtig besiegte Partei dereinsk wieder emporhebvt. Für jeßt kann man aber freilich sich nicht verbergen, daß die Partei der Neuerer völlig gesiegt hat, und daß die derselben zunächst drohenden Verlegenheiten und Gefahren nur aus ihren eigenen Zerwürfnissen und aus der Schwierigkeit, aus den Materialien des umgestürzten politischen Baues ein neues und dauerhaftes Gebäude aufzuführen, erwach- sen können. Ein guter Theil des Unmuths der besiegten Par- tei richtet sih übrigens jetzt gegen ihre bisherigen Häupter, deren Bersönlichkeit sie mit Bitterkeit den Verfall ihrer Sache zuschreibt.

s B I: CN A 4 : s E E Ci H e E au e Die Spanischen Hecescher, von threr All- ; Mir , als vôllig kaltem Beobachter, scheinen diese dem Unglücke

¿emachte Vorwoûrfe zum Theil ungerecht und jedenfalls hart. Don Carlos ererbte nur Ansprliche auf ein vom Gegner völlig offupirtes Reich. Er hat allerdings bisher nicht die Art von Muth bewährt, die Napoleon bei der Expedition von Elba, Joa- chim Murat, im nämlichen Jahre, und die Herzogin von Berry in der Vendée zeigten. Aber man hat Don Carlos” in Portu- gal hinlänglich, um ihn beurtheilen zu können, in der Nähe ge- sehen, und fein unbefangener Beohachter stellt hier in Abrede, daß, wenn dieser Prinz in ruhigen Zeiten den unbestrittenen Thron seiner Vorfahren bestiegen hätte, die Geschichte wahr- \cheinlich ihn den milden und wohlmeinenden Regenten zugezählt hátte. Selbst Dom Miguel, hätte er unter solchen Verhälinis- jen den Thron bestiegen, würde, wenn auf die Sitten, Gebräuche und bisherige Verfassung Portugals die gebührende Rücksicht genommen wird, unter den Fürsten des Hauses Braganza, von ver unpartetischen Geschichte nicht auf eine andere Linie als ver- {schiedene seiner Vorfahren gestelit worden seyn. Das widrige Schicksal beider Fürsten wollte nur, daß sie zur Vertheidigung ihrer Sache in einem Zeitpunkte berufen wurden, wo die Fúüh- rung des Ruders ganz ausgezeichnete Charaktere erheischte; und der Haupt- Vorwurf, der ihnen mit einiger Billigkeit gemacht wer- den könnte, dürfte fich darauf beschränken, daß sie vielleicht_ die Gefahr der Zeit nicht früh genug cinsahen, und zu lange säum- ren, mit Beseitigung der Hofleute, solchen Piloten ihr ausschließ- liches Vertrauen zu schenken, die den Sturm zu bestehen die Geschicklichkeit und die Krafr hatten. Große und durchgrei- fende Veränderungen in den Einrichkunzen des Landes bereiten fich úbrigens jeßt von Seiten der h'esigen Regentschaft vor, die dazu nur den Augenblick des endlichen und vollständigen Sieges erwartete. Allerdings wird kein praktischer, mit den hiesigen RYerhältnissen vertrauter, und nicht n abstrakten Theorieen be- fangener Staarsmann in Abrede stellen wollen, daß die Admi- nistration und die Finanz-Verwairung Portugals, wenn die Staats-Maschine nicht zum Stillstande gelangen solle, einer Re- form bedurften, welche die Abtrennung Brasiliens vom Mutter- lande, die alle Finanz- und Handels:Verhältnisse dieses lesteren so tief berührte, allein schon unumgänglich machte. Es is aber nur zu sehr zu befürchten, daß die bevorstehenden Umwandlun- gen bei einem Volke, welches zum Theil für Neuerungen so wenig empfänglich i|, von Männern geleitet, die von den, allen Regierungen so verderblichen abstrakten Theorieen beherrscht sind, weder mit der gehörigen Mäßigung noch mit Umsicht eingeleitet werden dürften, und daß die nächste Cor- tes-Versammlung, unter dem ersten Cindrucke des Partei - Sie- ges gewählt, und in der Pairs-Kammer, durch den Ausschluß der bisherigen Anhänger Dom Miguels, eines wesentlichen Wis- derstands - Elements beraubt, sich selbst über das von ihr vorge- iteckte Ziel fortreißen lassen wird. Portugal wird es lange noch zu bedauern haben, daß nicht zwischen den gemäßigten Fractio- zen beider Parteien ein Abkommen getroffen werden konnte, #o lange der Sieg noch schwankend war. Freilich hat es die Ge- schichte der leßten 5 Jahre in der Pyrenäischen Halbinsel zur Genüge bewiesen, wie {wer dort solche Partei-Abkommen sind ; nichr weil etwa die Neigung, für scine Meinungen zum Mär- tyrer zu werden, dert größer als anderéwo wäre, sondern weil die allzurege Einbildungskrafct und die daher entspringende Nei- gung zu Illusionen, die Gefahr nie eher erkennen ließ, als bis der Abgrund dicht vor den Füßen sich befand, und die Lage ver- zweifelt geworden war. Hätte die Partei Dom Miguels das viele Millionen Crusaden betragende Kirchen-Silber vermúnzt, und die Kron - Juwelen, die reichsten Europa?s, verpfändet, so

hátte sle einen ganz anderen Widerstand als ste gelei- stet, ihren Feinden entgegensezen können. Die Sache

schien indeß nie dringlich acnug; und jeßt wird wohl ein Theil jenes Silbers mit dazu verwandt werden, die fremden Lieferan- ten, welche Dom Pedros Heer mit dem Nöthigen versahen, zu bezahlen: die Kron-Zuwelen aber ist Dom Miguel in diesem Augenblick zu Evora beschäftigt, nach Jerenkar, an einen Abgeord- neten Saldanhas auszuhändigen. Unter den hier vorherzu- sehenden Umwandlungen dürfte übrigens die größte dem Klerus und der Römischen Hierarchie bevorstehen. Der Streit zwischen beiden und der jest obsiegenden Partei war in der leren Zeit ein wahrer Kampf auf Leben und Tod geworden. Éin ganz neuerliches Dekret der Regentschaft gebietet jeden mit den MWaf- fen in der Hand ergrissenen Geistlichen sofort zu erschießen, und ein in den jüngsten Nummern der Chronica- eingerückter Negie- rungs-Erlaß belobt einen Juiz da For, weil er einen in diesem Fälle befindlih gewesenen Abr ohne Zögern dieser Strafe untxer- worfen habe.

Lissabon, 2. JUKl, . Die hiestge: Chrontea vom 28; v. M. zeigt an, daz Dom Pedro und Donna Maria in Kurzem eine Reise nah Porto machen werden; dasselbe Dlatt vom 29sten stellt die dem Dom Miguel zu Theil gewordene Behand- lung als das Resultat einer Bestimmung der Quadrupel- Allianz und nicht als die Folge der Unterhandlung zu Evora dar, die nur eine Uebereinkunft wegen der zurückbleibenden Miguelisti- schen Truppen zum Zwecke hatte. Die von Dom Miguel un- terzeichnete Erflärung lautet: „Um dem von den beiden Mar- \{hállen, dem Herzoge von Terceira und dem Grafen von Sal- danha, Namens ihrer Regierung aufgestellten Verlangen nach- zukommen, erkläre ich, daß ich niemals, weder direkt noch indi- rekt, mich in die politischen Angelegenheiten dieser Königreiche oder ihrer Dependenzien mischen werde.

Evora, den 27. Mai 1834. Dom Miguel,“

1 Dem, aus dem Palaste das Necessidades unterm 28sten v, M. ergangenen Dekret tvegen Aufhebung der Mönchs-Orden geht ein sehr langer Bericht des Ministers der geistlichen Ange-' S E und der Justiz voran, und das Defkrer felbst lautet, wie folgt:

„Auf den Bericht des Ministers u. \. w. und mit Zuziehung des Stkädtsrathes, finde ih für gut, im Namen der Königin zu dekreti- ren: Art. 1. Alle Klöster, Münster, Kollegien, Hospicien, oder was immer für Anstalten von Mönchen der regelmäßigen Orden in Por- tugal, Algarbien, den benachbarten Jnseln und Portugiesischen Ge- bietsthcilen, von jeder Benennung, Fnstitution oder Regel sind von nun an aufgehoben. Art. 2. Alle Güter dieser Klöster U. s. w. sind den National-Domainen einverleibt. Art. 3. Die heiligen Geräthe und Ornamente, die zum Gottesdienst angewendet worden, werden zur Verfügung der resp. Ordinarien gestellt, um unter diejenigen Kirchen ihrer Sprengel, welche deren am meisien bedürfen, vertheilt zu werden. Art. 4. Feder der Mönche der aufgehobenen Klöster u.\.w. soll eine jährliche Pension. zu seinem Unterhalte erhalten , falls er nicht ein gleiches oder größeres Einkommen durch ein Benefiz oder eine dfentliche Anstellung bezieht. Ausgenommen davon sind: a) Die/ welche die Waffen wider den legitimen Thron oder wider die Na- tional-Freètheit geführt. b) Die, welche ihr Amt im Beichtstuhl oder auf der Kanzel zu Gunsten dec Usurpation gemißhbraucht. c) Die, welche Beneficien oder dfentliche Anstellungen von der Re- gierung des Usurpators angenommen. d) Die, welche thre Mitbür- ger wegen deren Treue gegen den legitimen Thron und die consti- tutionnelle Charte angegeben oder unmittelbar verfolgt haben. e) Die, welche die Truppen des Usurpators begleitet. f) Die, welche bei der Hersiellung der Autorität der Königin, oder seitdem, in dem Distrikte, wo sie residirt, ihre Klöster, Múnsier u. st. w. verlassen haben. Art. 5. Alle diesem entgegenstehende Gesehe und Verord- nungen sind abgeschafft. Dom Pedro, Herzog v. Braganza.

Foaq. Antonio v. Aguiar.//

_ Nachstehendes ist das Dekret wegen Aufhebung der Wein- Compagnie :

__¡¡Rachdem ich die Berichte der Miniser des Fnnern und der Finanzen îin Erwägung genommen, und mit Zuziehung des Staats- Raths, finde ich für gut, im Namen der Königin zu dekretiren : Art. 1. Ale Privilegien , Autoritäten, Prärogativen und Finmuni= täten von ieder Art und Benennung, welche der Wein - Compagnie des Ober-Duero vond der Verwaltungs-Funta derselven von Ler Zeit ihrer Ecrichtung bis diesen Tag verlichen worden, sind aufgehoben. Art. 2. Demnach wird die freie Verrügung Über thre Weingärten und Weine den Anbauern vom Ober- und Unter- Duero, so wie in allen andern Theilen dieser Königreiche, zurü ertheilt. Art 3. Alle bisher bestandene Auflagen auf die Weine von Porto, mit Ausnahme des Subsïdio Literario und der Verorauchs- Abgaben in der Stadt Porto und deren Distrift, so wie der Abgabe von 12,500 Reis von der Pipe bei der Ausfuhr von dem Foz des Duero, find aufgehoben. Art. 4. Das Subsidio Literario soll, wie an jedem andern Orte, durch den General-Einnehmer und seine Untergebenen erhoben wer- den. Art. 5. Die Verbrauchs - Abgaben sind auf dieselbe Weise zu erheben, die von der Ausfuhr aber am Zoll - Amte der Stadt Porto nach den Manifesien zu entrichten, welche von den Verkäufern und Ausführern bei den für solche Fälle verordneten Strafen vorzu- legen find. Art. 6. Die Compagnie soll innerhalb eines Monats die Actionaire versammeln, um sich mit ihnen über die Abmachung der Rechnungen, die Verwendung ihres Eigenthums und ihre An= gelegenheiten zu berathen. Art. 7. Alle Verordnungen und Vor- schriften, welche diesem Dekrete entgegenstehen, werden so, als wä- ren sie ausdrü&lich darin aufgeführt, aufgehoben u. st. w. Aus dem Palaste das Necessidades vom 30. Mat.

Dom Pedro, Herzog von Braganza. Bento Pereira do Carmo.

- Fozé da Silva Carvalho.‘/

Folgendes is der kurze Jnhalt des Dekrets aus demsel- ben Palaste vom 2Wsten- v. M. zur Einberufung der allgemeinen Cortes der Portugiesischen Nation. Die Einleitung besagt, wie die Occupationck des größeren Theiles des Reiches durch die Re- bellen die Ausführung des Dekrets vom 15. August 1833 ver- hindert habe. „Aver nachdem die göttlihe Vorsehung““, heißt es weiter, „der Wille der Nation und die Tapferkeit des Hee- res, worüber den Ober - Befehl zu haben Dom Pedro sich zum Stolz anrehnet, Ordnung und eine legitime Regie- rung hergestellt, befiehlt derselbe im Namen der Könzgin, daß sogleich zu den Wahlen der Abgeordneten nach den im August 1826 festgeseßten Formen geschritten werden soll. Der 15. August d. J. ist für die Königl. Sißüng zur Er- öffnung der Kammern bestimmt.“ Das Dekret verfügt hier- auf weiter, daß nur diejenigen Pairs Sis in -dem Oberhause haben sollen, welche ihren Eiden auf die constitutionnelle Charte treu geblieben sind, und welche die Vorstellung an Dom Miguel, die dessen Usurpation vorangegangen, nicht untetzeihnet haben. Denen, welche dies gethan, werden, als solchen, die freiwillig auf ihre Privilegien verzichtet, ihre Befugnisse entzogen. Die Fälle derjenigen, welche der Sache der Legitimität am 24. Juli 1833 beigetreten, so wie eines Pairs, der ausgewandert ist, soilen den Cortes vorgelegt werden, damit solche über deren Kompetenz entscheiden. ‘/ ;

Der Kriegs-Minister, Gen. A. J. Freire, am 29sten d. M. mit cinem Austrage an das Heer abgesandt, berichtet aus E stre- moz vom 30sten v. M. an den Minister do Carmo, daß er mit dem Marschall Saldanha nach Azareija, dem Hauptquartier des Herzogs v. Terceira, drei Stunden von Evora, abgegangen sey, und fügt über das, was er ausgerichtet, mehrere Dukumente bei, worunter auch die oben mitgetheilte Erklärung Dom Miguels und einige andere (bereits gestern unter London erwähnte) Aktenstücke.

Der Kriegs-Minister meldet ferner:

„Hr. Vasconcelhos wurde sogleich nach Evora gesandt, um alle Juwelen u. \. w. entgegenzunehmen. Hierauf sollte er nach Elvas gehen, wo die dort aufvewahrten zu sichern sind. Was die militairi= schen Anordnungen betrifft, sind die beiden Marschälle über Folgendes übercingekommen: Evora wird heute (30, Mat) durch die Truppen des Marschalls Saldanha beseßt. Die legitime Regierung wird in Elvas proflamirt werden, und der Brigadier Bento da França wird morgen früh drei Jnfanterie-Corps, zwei Reiter- Schwadronen und eine Artillerie-Brigade heordern und die Proclamation erlassen, wäh= rend die Garnison die Waffen streckt. Die Truppen werden mor- gen früh anfangen, nach ihren verschiedenen Bestimmungen aufzu= brechen. Der Jnfant geht nach Sines, begleitet von dem Lancier- Regiment der Königin. Don Carlos kommt Sonntag in Aldea Gal- lega an, begleitet von einer starëen Reiter- Abthetlung und dem Hauptmann Fervis. Die Truppen in Evora rourden diesen Morgen ohne Unordnung aufgelö. Ungeheure Haufen Seldaten vun ailen Waffen und Benennungen,- Milizen und Landvolk, ziehen alle Augenblicke durch alle Straßen, jeder nach sciner Heimath oder den angewiese- nen Depots. Einige verlangen, in Dienst zu gehen , darunter sind viele Rekruten im Depot zu Elvas, welche dem Regiment Nr. 1 beigesellt werden, bis Sr. Maj. Wille bekannt ist. Ein Depot Rei- terei wird in Evora formirt. Es is Vieh von allen Arten dort. Fch gehe morgen nach Evora, wo ich mit Marschall Saldanha, der schon dort ist, und * den folgenden Tag mit . dem Herzoge von Terccica die nôthigen Maßregeln für die Sicherheit der südlichen Provinzen, die Vertheilung der DTrupven in den übrigen Provinzen, und die Herstellung der Ordnung trefen und die Veränderungen, welche Se. Kaiserl. Mai. für rath- sam erachten möchten, chern werde. Fch kann nicht schließen, ohne der Fähigkeit und dem unermüdlichen Eifer der“ béiden Marschälle Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, denen es gelungen ist, die Trup=-

AIEE -BBT “78 E RIAA T AEME S O C T I BS O mae M R ee

4 E O PLE R E

4-4 R Ah A E U M A PIPZO B E E g

A S2 TSAE C C C r a