1834 / 206 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

dient, wie die le6ste Verwaltung. Wenn das Ministerium, welches jest an deren Stelle getreten ist, besser handelt, als seine Voraänger, wenn es nüßlichere Maßregeln ein- führt und die Fehler der vorigen Verwaltung vermeidet, so ist es mir einerlei, von welher Seite des Hauses es seine Verstär- kung hernimmt; noch is es Zeit, die Jnstitutionen des Landes auf die Grundlage zu basiren, auf der sie allein feststehen kön- nen; noch ist es Zeit, dem Lande Ruhe und den Einwohnern dieser Reiche Zufriedenheit wiederzugeben. ““

London, 18. Juli, Die Prinzessin Victoria hat erlaubt, daß ein neuer Plaß, der zu Kingstown bei Dublin erbaut wird, nach ihr benannt werde, und den Namen eigenhändig in den Grundriß eingetragen. Man glaubt, daß die Prinzessin sich mit ihrer Mutter nächsten Monat nach Jrland begeben und bei der Eröffnung der Dubliner Eisenbahn zugegen sepn wird.

Die Times spricht sich über den Charakter des neuen Mi- nisteriums folgendermaßen aus: „Da wir zu denen gehören, die in der Persönlichkeit eines von der Krone gewählten Ministers auch ein Unterpfand für die von dem Kabinet zu befolgende ‘Po- litik erblicfen, so sahen wir uns auch genöthigt, den umgekehrten Schluß aus der von Lord Melbourne für gut befundenen Bei- behaltung mehrerer ältliher Herren zu ziehen, die ihre Stellen nicht aufgeben wollten, deren Wirkungsweise aber, wenn sie sich auf etwas Weiteres als auf die Einziehung ihres Gehalts er- \treckt, gewiß kein Unterpfand für die Liberalität ihrer Maßregeln ist, sondern das Gegentheil. Es bleibt also diesem Kabinet nur ein einziger Weg übrig, nämlich der, die allgemeine Unzufrie- denheit und Niedergeschlagenheit dadurch zu heben, daß es uns Maßregeln giebt, da es uns keine perjönlichen Bürg- schaften zu bieten vermag. Eine Regierung, die unter ihren Mitgliedern eine Reihe erprobter und angesehener Namen zählt, kann, wenigstens eine Zeit lang, auf Kredit wirthschaften. Das Yolk wird ihre auf ein oder zwei Jahre lautenden Wechsel gern annehmen ; aber ein Handelshaus, das gar keinen oder doch nur einen schwankenden Ruf hat, muß mit baarem Gelde zahlen. Niemand wird sein Wort annehmen; seine Mittel und Wege inússen sichtbar und handgreiflih seyn. Wenn es auf Verlangen nicht sogleich zahlt, ist es augenblicklich insolvent. Eben so steht mit einem gefliéten Lumpen-Kabinet. Es muß sich durh Schnel- ligkeit in seinen dentlichen Maßnahmen erst Ansehen zu scaffen, die Prophezeiungen zum Schweigen zu bringen und so den mächtig- sten aller Feinde, die öffentliche Meinung, zu unterjochen und sich in einen festen Verbündeten zu verwandeln suchen. Wenn Lord Mels bourne’'s Verwaltung so verfährt, wenn sie das Land davon über- zeugt, daß es ihr eifrig darum Zu thun ist, die Abstellung der “Mißbräuche zu vollenden, das Mangelhafte auszubessern, das Verderbte zu reinigen und das Ueberflüssige in den Einrichtun- gen, Gewohnheiten und Ausgaben unserer Monarchie zu besei- rigen, so wird sich das Englische Volk wenig darum kümmern, ob die Wirkung von berühmten oder unberühmten Männern her- rúhrt, Jn dieser Hoffnung; an die wir uns, wo möglich, gern anflammern möchten, und zu der uns besonders die persönlichen Eigenschaften Lord Melbourne's und seine nothgedrungene Lage ermuntern, wollen wir eine Weile warten und sehen, welchen Gang der edle Viscount und seine Kollegen nehmen werden. Das Volk wird ihre Schritte argwöhnisch, die Presse hossentlich un- parteiish bewachen. Lord Brougham, der noch vor Kurzem cine ganz andere Ansicht hatte, ist, wie es scheint, jeßt geneigt, dem Lord Melbourne eine „rechte Hand“/ aufzuzwingen, wie Herr Hume dem Unterhause einen Geschäftsführer aufgezwungen hat. Denn für dieses Amt hat eigentlih Lord Althorp die russige Hand des Herrn Joseph Hume geküßt, wenn die Hof-Zeitung auch vergessen hat, dies anzuzeigen. Hoffentlich wird nun die „rechte Hand‘/ ihre frühere Verschmißtheit aufgeben, den un- rühmlichen Pfad des Wankens, Zurüschreitens, Zögerns und Aufschiebens verlassen und es wenigßens dahin bringen, daß man aus den Erklärungen der Regierung ihre Absichten zu errathen im Stande ist.‘

Es hatte sich das Gerücht verbreitet, Lord Durham habe ei- nen Antheil an der Morning Chronicle erkauft und sich auch gerühmt, daß er auf die Times einigen Einfluß ausúbe. Das le6tgenannte Blatt fand sich dadurch gestern zu folgenden Hemerkungen veranlaßt: „Wir haben Anstand genommen und es fállt uns in der That auch jet noch {wer, eines Umstan- des zu erwähnen, der eigentlich mehr uns selbst als das Publi- kum betrifft. Ein edler Lord, dem wir oft unsere Achtung be- zeigt haben, und den wir immer noch gern mit freundlichen Ge- fühlen betrachten möchten, soll vorgegeben haben, daß er durch ein oder zwei Judividuen, mit denen er etwas bekannt ist, auf unser Blatt Einfluß ausüben könne. Gewiß leisten wir eben so. sehr Sr. Herrlichkeit, wie uns selbst, einen Dienst, wenn wir aufs ausdrücklichste versichern, daß er auf uns weder einen Einfluß ausübt, noch ausüben kann, den einzigen ausgenommen, den er aus dem Beifall herzu- leiten vermag, den wir seinem dffentlichen Benehmen spenden, und daß jeder Versuch, irgend einen andern Einfluß auf uns zu erlangen, oder sich eines solchen Einflusses zu rühmen, nur zu seinem eigenen Nachtheil ausschlagen würde. Se. Herrlich- keit hat, wie wir hôren, ein Eigenthumsrecht auf ein anderes Blatt und somit einen Einfluß auf dessen Ansichten erworben ; möge er damit zufrieden seyn; denn obgleih wir feine geringe Meinung von seinen Talenten hegen, so bezweifeln wir doch seine Fähigkeit, mehr als eine solche Maschine zu lenken; ja, wenn wir nach dem bereits zu Tage Geförderten urtheilen sol- len, so mússen wir gestehen, daß er noch viel zu lernen hat, ehe er diese eine zu lenken vermag, sey es in eigener Person oder durch einen Anwalt. Jndeß das Feld is ofen; er hat ein Recht, sein Geschick zu versuchen, und wir wollen über die Bemühungen eines- Neulings nicht gleich aburtheilen. Cine heilsame Warnung jedoch ertheilen wir ihm um seiner selbst roillenz môge er nicht zu unbedingt auf die Schmeicheleien sci- ger Freunde oder auf die Eingebungen seiner Eigenliebe hören; sonst möchte er seinen Feinden die Art von Spaß bereiten, wel- che der Dichter bezeichnet, wenn er von dem durch seine eigene Petarde in die Luft gesprengten Feuerwerker spricht.“ Heute etflârt die Times aber die Gerüchte, in deren Folge sie sich zu obigen Aeußerungen bewogen fühlte, sür ungegründet, sowohl in Betreff ihres eigenen Blatts, als in Betreff der Morning Chro- nicle, und entschuldigt sich, daß sle dem Grafen Durham auf Hdôörensagen etwas Schuld gegeben, woran dieser nicht gedacht habe.

* Vom áten bis 10ten d. M. incl. sind aus London 556 Un- zen Goldmünzen nah Hamburg, 850 Unzen Goldmünzen nach “Mauritius, 270 Unzen Goldbarren nach Calais, 2150 Unzen Silberbarren nah Mauritius, 1000 Unzen Silberbarren nach Gibraltar und 50,000 Unzen Silberbarren nach Calais ausge- fährt roorden.

Eine ganze Jnsel (Eday in Orkney) mit 700 Einwohnern, einer Kirche, einem Schulhaus und anderen Jnstituten der Ci-

S8AO

wie Sancho Pansa, ehrgeizig ist, der Statthalter einer Insel zu werden, und der Geld genug hat, einen Juwel des Oceans kau- fen zu können, is dieses entfernte Gebiet eine herrliche Gelegen- heit, viel Glückseligkeit für seine Nebenmenschen zu verbreiten. Getraide-Durchschnittspreise in vergangener Woche. Wöôchentl. Sechswöchentl. Zoll.

Weizen -— 48--Sh.— 3-P. —— 48 Sh. 4-P. 38 Sh. 8 P. Geiste... 28 » 1 28 9 » 19 » 10» Hafers 124 » » 10

Roagen . . i

23 12 3 Bohnen . .

L O A N I 19 9 » S D 38 10 15 6 » Erbsen. 40» » ( O E

43 5 »

Brüssel, 22. Juli, Hier ist folgende Königl. Verordnung erschienen : : G / |

„Leopold u. s. w. Jn Betracht, daß die Archive des Kdòö-

niareichs und die anderen Urfunden-Sainmiungen, welche dem

sondern auch noch eine Anzahl Dokumente enthalten, welche für die Geseßgebung, die Verwaltung und selbst für die Privat In- teressen der Bürger von Nußen seyn können; da ferner die De- kanntmachung der Verzeichnisse dieser Sammlungen diejenigen,

welche sich dafür interessiren, von den darin enthaltenen Akten- |

A6 R R E E S : E Ó Staate gehören, nit nur wichtige und unbekannte Schägze für ! tung gethan, denn die Rotten hätten sïch zurü

die Geschichte und das ôffentliche Recht des Laudes bewahren, | S n L i M 4 Gruppen erkannt.

stücken in Kenntniß zu seßen vermag, und da eine solche Maß- !

regel die Untersuchungen über die vaterländische Geschichte er- leichtern und dazu ermuntern wird, so haben

Wir auf den Bericht !

unseres Ministers des Jnnern beschlossen und beschließen: 1) Die j

Verzeichnisse der verschiedeuen Urkunden-Sammlungen, aus denen die Archive des Königreichs bestehen, und der anderen, dem Staate gehdrenden Sammlungen werden sogleih nah ihrer Vollendung auf Kosten des Schaßes E 2) Den beiden geseß- gebenden Kammern, den verschiedenen Departements der Regierung, dem Rechnungshofe, dem Cassationshofe, dem oberen Militair-Gerichtshofe, dern Appellationehofe und den Be- hôrden der Provinzen werden Exemplare von jedem Verzeichnisse zugesandt werden, um sie in den Kanzelleien oder Sekretariaten derselben niederzulegen. Gleiche Exemplare werden die Königl. Akademie der Wissenschaften zu Brüssel, die gelehrten Gesell- schaften, welche sich mit Untersuchungen ber die National -Ge- schichte beschäftigen, und alle dffentliche Bibliotheken des Landes erhalten. 3) Unser Minister des Jnnern ist mit der Ausfüh- rung dieses Beschlusses beauftragt, der in das offizielle Bülletin eingerückt werden wird. Gegeben Brüssel, den 17. Juli 1834. Leopold.

An den Minister des Jnnern, Ch. Rogier.“

Der Senat beschäftigte sich in seiner gestrigen Sißung mit dem Geseß-Entwurf über die sogenannten orangistischen Auf- reizungen. Eine lange. Erörterung hatte statt, bei welcher meh- rere Mitglieder für, andere gegen den Entwurf sprachen.

Mons, 19. Juli. Jn der heutigen Sißung des Assisen- hofes legten mehrere Offiziere der am 5. und 6. April zu Brüssel befindlichen Truppen ihre Aussagen ab; sie gestanden, daß bis zum 6ten gegen 2 Uhr die Truppen sich nicht kraftvoll den Plün- derungen widerseßt hätten, und zwar wegen Mangels an Be- fehlen. Hier einige Stellen der Aussagen, welche das meiste Licht über die Ereignisse verbreiten : Herr Lahure, Rittmeister im Regimente der Guiden, erklärte: „Ueber den Tag des 5. April habe ih nichts zu sagen; an jenem Tage sind wir nicht aen: Am 6ten gegen halb 10 Uhr Morgens rückte ih auf Befehl des Plaß-Kommandanten mit meiner Schwadron aus und stellte mich vor dem Hotel des Fürjten von Ligne auf. Das Haus war voller Leute, ich

ließ die Schwadron links in Schlacht: Ordnung siellen und der Oberst Rodenbach befahl mir, zu warten, indem er mir bald Befehle |

geben würde; allein ich sah ihn nicht wieder. Hierauf kam der

Meilitair-Gouverneur, Oberst Criquillion , ih verlangte von ihm | Befehle; auch er erklärte: er habe mir deren keine zu geben. ! General Hurel kain später; er theilte meine Schwadron in 2 494,839 Fl.

oder 3 Pelotons, und mit den Leuten, die mir Übrig blieben,

chicfte er mich vor das Hotel des Marquis von Trazegnies, !

wo es sich eben so verhielt.‘ Auf die Frage des Präsiden: ten: ob der Oberst Rodenbach ihm nicht gesagt habe, daß er !

den Befehlen der Civil-Behörden gehorchen müsse, antwortete der Rittmeister: „Der Oberst sagte mir, er werde in dieser Hin- / sicht mit den Civil:Beamten sich besprehen und ich sah ihn nicht |

wieder. Als General Hurel ankam, sagte dieser zu mir: Sie ste- |

hen jeßt unter meinen Befehlen. Es war damals 10 oder haib 11 |

Uhr. Nachdem ich einige Zeit vor dem Hotcl Trazegnies geblieben war, sandte der General mih nah dem Sabton; die Menge war

dort zusammengerottet und hatte schon das Hotel des Grafen von Bethune überfallen.“ Auf andere Fragen des Präsiden- ten antwortete der Rittmeister: „Während ih vor dem Hotel

des Fürsten von Ligne stand, kam ein Detaschement des öten ;

Infanterie-Regiments mit dem Obersten an, und ih erhielt Be- fehl, mich nah dem Boulevard zu begeben. Ungeachtet der An-

strengungen der Jnfanterie drangen Menschen in das Hotel |

Ligne und zerschmetterten mit Steinwürfen die Fenster. Bürgermeister war zugegen.

Der } Bei dem Grafen von Bethune |

warf man Möbel auf meine Leute, und bei dem Marquis |

von Trazegnies mußte ih sie ebenfalls wegen der Mdò- bel, die man gus den Fenstern warf, zurückziehen. ward General Hurel als Franzose beschimpft; ihm: man bedürfe der Franzosen eben so wenig, der Orangisten; und da der General trug, schrie man ihm zu: dieje Farbe nicht sehen. ich ihn durch meine Brigade befreien. Vor dem Hotel Ligne waren mehrere Polizei-Kommissare anwesend, Jch glaube, gese- hen zu haben, daß ein Offizier einen derselben ersuchte, die vor- geschriebenen Aufforderungen zu machen, um hierauf das Hotel ráumen zu las}en; allein dieser Kommissar hatte den Kopf verlo- ren; der Bürgermeister wußte nicht, was er thun sollte, der Mi- sitair-Gouverneur wußte dieses eben so wenig; es war eine voll- ständige Anarchie. Als am Morgen die Truppen Demonstra- tionen machten, widerseßte sich der Pöbel; General Gerard wäre beinahe vom Pferde gerissen worden, weil er einen Hieb mit ver Reitpeitsche gegeben hatte. Jch weiß nicht, ob anderwärts Widerstand geleistet wurde; ih habe nur die Infanterie bei dem Marquis Trazegnies bemerkt, welche die Menge von der klei- nen Thür zu entfernen suchte, aber man stieg zu den Fenstern hinein. Der Pôbel war nicht bewafsnet. Ungefähr gegen halb 6 Uhr hörten die Plünderungen auf. Jn diesem Augenblick erklärte uns General Hurel vor dem Palast des Königs, daß er mit dem General-Kommando bekleidet sey. Die Verstärkungen famen ein wenig später an; gegen 6 Uhr traf die erste Schwa- dron Uhlanen vor dem Palast ein. Es scheint, daß die Plünde- rungen vor Ankunft dieser Verstärkungen aufgehört haben.“

Dort ? man sagte : als | rôthliche Beinkleider ; Ziehen Sie sich zurück, wir wollen | Als ih den General umringt fah, ließ i

E E E E V L D E E Tw

der Ankunft der Verstärkungèn aufgehört. Hr. George Leg, pinois sagte aus, er habe gegen 22 Uhr auf Befehl des Gene; nerals Hurel die Straße des Sables durch ein Peloton räumen vor dem Hause des Hrn. Horicks 40 bis 50 Individuen verhaften und dann ebenfalls die Straße Leveque räumen lassen, Auf dem Marchè aux Herbes habe er eine zahlrei che Rotte um einen Gefangenen gesehen, den man nach dem Gefängniß bringen wollte. Der Oberst Rodenbach habe gesagt: „Jch weiß nicht, aus welchen Gründen, man lasse ihn los. Hierauf sey er mit seiner Patrouille nah dem St. Gu; dula- Kirchplaze gezogen, dort habe er die Menge im Trott zer, \treut und hierauf sey er wieder zu seinem Regiment gestoßen, Um 5 Uhr sey eine mit Stdcken bewaffnete Bande von Unge- fähr 40 Mann gegen das Hotel des Prinzen von Oranien an- gerüt, die er mit seiner Schwadron zeritreut habe, Jn der Straße Loxum seyen seine Leute bedroht worden, allein er habe seinen Soldaten Befehl gegeben, dem ersten, der sie mißhandeln würde, niederzustoßen, und dieser Befehl habe, wie es schien, seine Wir gezogen. Mehrere Zeugen hatten die Angeklagten Donies und Abts unter den

Dan ear

Kopenhagen, 19. Zuli, (Alton. Merk.) Die Versen dung des Norwegischen Morgenblattes, welches in etner seiner Nummern einen kurzen, an sich unbedeutendeu, ader wegen der darin enthaltenen einseitigen Kritik und beleidigenden Ausfälle sehr auffallenden Artikel aufgenotanien hatte, ist verboten wor- den; auch heißt es in Schwedischen Blättern, daß der König von Schweden die Belangung des Redacteurs anbefohlen habe, ungeachtet Seitens des Norwegischen Staats-Rathes cin folches Verfahren aus dem Grunde widerrathen worden sey, weil die intendirte Klage weder nah den Bestimmungen des Grundge- se6es, noch der Verordnung voni 27. Sept. 1799 ein genügen des Resultat liefern durfte. Auch gegen den Herausgeber der

| Kiödbenhavns Poft ist in diesen Tagen auf Veranstaltung der

Dánischen Kanzlei, wegen Uebertretung der §. 18 der Verord nung vom 27. Sept. 1799, eine Klage erhoben werden.

Hinsichtlich des Linienschisses „Dronning Maria“ erfährt man, daß es bei der Fahrt durch den Belt auf den Grund ge- rathen und einen Leck erhalten hat, so, daß es hierher zurü foramen wird, um in der Docke die nöthigen Reparationen zu erhalten.

Das beispieilos schône Wetter dieses Sommers giebt Einwohnern der Hauptstadt zu vielen Ausflügen in die uns gebende schône Gegend Veranlassung. Eine große M

den um- | cenge von Menschen begab sich namentlich in den verflossenen Tagen nach Helsingburg in Schweden, das seiner herrlichen Lage wegen, Helsingôr gegenüber, am Eingange des beständig mit Schiffen aller Grôße angefüllten Sundes, allein einer Reise werth ist, Besonders zogen indessen die dortigen Wettrennen die Aufmerk samkeit des schaulustigen Publikums auf sich, welches zugleich an den Vergnügungen des nahgelegenen freundlichen Brunnen-Oert: chens Ramlôsa Theil nahm, so wie auch die Kohlen-Gruben zu Höôganäß und das herrliche Kullen- Gebirge von Manchem be sucht wurde. Das Dampfboot „„Caledonia‘/ machte zweimal die Tour von Kopenhagen nah Helsingburg.

Dec Man d

Hannover, 23. Juli. Der Königl. Hannoversche Staats und Kabinets - Minister von Ompteda ist von London hier ein- getroffen.

Mänchen, 19. Juli. Die Zölle ertrugen in Bayern im Jahre 1822 3,635,156 Fl. Brutto; 1822 3,501,573 Fl., und 1821 3,728,607 Fl. Hiervon gingen in den nämlihen Z Jah ren an Ausgaben ab: 1,561,407 Fl, 1,615,802? F{. und 1,633,304 Fl. Hierunter sind naiütclich auch die Kosten für die Zoll-Gendarmerie begrifsen, die während des gedachten Zeitraums folgendermaßen sich f{tellten: 375,382 Fl., 412,566 Fl. und Die Erhebungs - Kosten erforderten sonach durch: schnittlih etwa 442 pCt. der Brutto - Einnahme. In den nämlichen Jahren war der Brutto-Ertrag des Lotto's folgender: 3,844,782, 4,607,305, 4,947,991 Fl. Die Ausgaben betrugen: 3,379,148, 3,294,501 und 3,165,679 Fl. Hierunter sînd die Gewinne der Spieler begriffen; diese beliefen sich auf 3,077,033 2,958,557 und 2,809,682 Fl. Zieht man diese ab, so kommen etwa 72 pCt. auf Erheb- und Verwaltungs-Kosten. Wéßhrend der 6 Jahre der zweiten Finanz-Periode (1877 bis 1879) belie fen sich die sämmtlichen Staats-Ausgaben auf 173,713,729 Fl, wovon auf die Armee 41,719,962 unò auf die Staats-Schulden

Tilgung und Verzinsung 51,463,739 Fl. kommen. i Das neue Gesez úÚber die Vervollständigung der strafge seblichen Bestimmungen, in Beziehung auf Brandstiftungen im # Wer scin Eigen: f

thum, ohne Gefahr für Menschen oder fremdes Eigenthum, in [F der Absicht eines Betruges an Brandkassen, oder sons in betru: F gerischer Absicht, oder um andern zu schaden, welche auf die Sache F Rechte auszuüben haben, anzündet, soll mit einer Gefängnif- | strafe von einem bis zu fünf Jahren, und mit einer Gcldbuße Þ

Rheinkreise, lautet folgendermaßen: „Art. 1.

p

von 25 bis zu 1500 Gulden bestraft, er fann überdies auf F | funf bis zehn Jahre voin Tage der ausgestandenen Strafe an, F der im Art. 42 des Straf-Gesezbuches angegebenen Rechte vet lustig erkiärt werden. Js mit der Brandlegung Gefahr für h Menschen oder fremdes Eigenthum verbunden, so tritt der Ar. 434 F des Strafgesekbuches in Anwendung. Art. 2. Wer durch grobe F Nachlássigkeir (Art. 458 d. Straf-Geseßbuches) an seinem in einer F Brandkasse versicherten Eigenthume einen Brand verursacht, is | zu ciner Geldstrafe von 25 bis zu 500 Gulden zu verurthcilen, f Anstatt oder zugleich mit der Geldstrafe kann Gefängniß | strafe, jedoch nicht über 6 Monate verhängt werden. “Die im ersten Absage festgesezte Strafe soll, und die im zweiten | Absake bestimmte Strafe kann auch gegen Brandstiftung aus | Nachlässigkeit an fremdem Eigenthume, anstatt der im Art. 458 Þ des Strafgesezbuches bestimmten Strafe, in Anwendung ge | bracht werden. Die Geldstrafen fließen in die Brand-Asseku-: ranz Kasse des Rheinkreises, so lange dieselbe abgejondert be steht, und für den Fall der Vereinigung in die alizemeine Brand- Þ Assekuranz - Kasse. Art. 3. Die Verfügungen des Art. 462 | des Straf-Gesezbuches können in den durch Art. 1 und 2 vorge |

sehenen Fällen zur Anwendung kommen.“

Von dem, was ein hiesiges Blatt úber die neue Anwer- |

bung einer bedeutenden Mannschaft für den Griechischen Dienst

sagt, is weiter nichts wahr, als daß nächstens eine Kommission | nah Sachsen abgeht, um eine Compagnie Bergknappen anzu! |

werben. Die Werbung selbst, welche hier bald geschlossen wet den wird, dient gegenwärtig nur noch zur Ausfüllung der bei dem freiwilligen Truppen-Corps in Griechenland entstandenen Lücken. Dabei sind hier junge Leute aus der Klasse der Hand-

nahme bedächtiger zu seyn, und Studirende als Soldaten gar niht mehr aufnehmen M wollen. Man sagt, wo in Griechen- sand von Seiten der L euts en Freiwilligen Auflehnungen ge- gen die Offiziere stattfanden, seyen ehemalige Studenten die Urheber gewesen, die sich überhaupt in der Uniform eines Ge- meinen nicht gefallen wollen.

Schweiz.

Zürich, 18. Juli. (Züricher Zeitung.) Gestern war die Tagsaßung bei dem hiesizen Schúsen-Corps zu Gast; gegen 4000 Perjonen, größtentheils Schüßen, da noch am Morgen eine Kolonne von circa 800 Mann einz1e,ogen war, tafelten in der großen Halle, bei dem herrlichsten Wetter, aber drúckender Hige. Auch die Nebengebäude und der freie ‘Plat waren den ganzen Tag voll Menschen. Herr Bundes - Präsident Hirzel wagte es, in seinem Toaste gerade die Angelegenheit zu berüß- ren, worüber die von Auélándern angesc{ürten Leidenschaften am eftigsten sind, indem er das Treiben der Propagandijïen und ihrer \chwärmerschen Anhänger bezeichnete. Da nichr in seinem Sinne die ihn zunächst umgebenden Tische besekt waren, so it nicht zu verwundern, wenn seine Rede verschiedenartige Auf- nahme fand. Einige Volks - Redner, Bornhauser, Curti von Rapperschweil u. Æ., erhielten in verschiedenem Maße Applaus, dagegen wurde cine wüthende Rede des Emtl Frei von Liestal gegen die Tagsatzung durch den heftigsten Widerstand der öffentlichen Meinuüna, selbst in dieser der Natur der Sache nach cher für daé Enrhusia\tische gestimmten Versammlung, unterbrochen. Sei- ner nahm h Hr. Bürgermeister Heß anz Mäßigung empfahl Hr. Hegetschweiler. Umson\è suchte Hr. Heß den Oberst Luvini mit grozer Wärme zu bereden, daß er einen Jtaliänischen Toast ausbringe. Indeß konnten wohl laum 1000 von den Anwesen- den die Reden gehörig verstehen.

Seit einigen Tagen befindet sich, als Korrespondent der „Euvope centrale‘“, in Zürich der von Genf weagewiesene Fran- zosc Ailier. Ueberhaupt is ein großer Zusammenfluß von Frem- den jeder Arr in diesen Tagen nicht zu verkennen, und leicht dúrfte mancher Schweizer, ohne es zu ahnen, Gefahr laufen, in Dinge verslochten zu werden, die nicht Schweizerischen Ur- sprungs sind.

Ju der heutigen Sibung der Tagsatzung beschäftigte sich dieselbe mit der Erläuterung des Konkordats über Arrest - Anle- gungen (wurde an eine Kommission verwiesen), und mit der Garantie der Kantons: Verfassungen.

Genf, 16. Juli. Auch hier soll ein Theil der Festungs- werke abgetragen werden. Nach dem Beschluß des Nepräsen- tanten - Rathes trifft jedoch nur die äußern Werke dieses Loos. Ein Vorschlag von Hrn. Bontems zur Schleifung auch der in- nern Werke fiel durch. Besser als durch diese Gerte glaubte feúher \hon Oberst Düfour, würde Genf durch in der Umge- bung angelegte gute Forts vertheidigt werden können.

Portugal

Lissabon, 5. Juli. Die Wahlen sind jest an der Tagesordnung. Die Ministeriellen auf der einen, die Modera- dos auf der andern Seite, seßen Alles in Bewegung. Erstere haben den Einfluß der Beamten fär sich, der hier immer wirkt; bleiben sie also in der Minorität, so ist nur ihre Ungeschicklich-

| feit daran {uld. Die Miguelisten entfernen sih immer zahl-

reicher aus Portugal, und sie thun reht daran, denn sie können nach dem, was die Regierung bisher schon gegen sie gethan, ihr durchaus nicht trauen. Kaum geht ein Tag vorüber, ohne daß ein Verweis von Seiten des Ministers des Jnnern an diese oder jene Municipalität abgeht, weil sie bei der Acclama-

| tions-Akce der Donna Maria die Charte nicht erwähnt haben.

Alle diese Verweise kommen dann in die „offizielle Regierungs- Zeitung“, wie sich die Chronica seit dem 1. Juli nennt. Man will den Portugiesen mit aller Gewalt die Liebe zur Constitu- tion einprägen. Diese im Allzemeinen aber wünschen nur eine aus ehrlichen achtungswerthen und gescheidten Männern, die das Wohl des Vaterlandes im Herzen haben, zusammengeseßte Ver- waltung. Ein sehr bedeutender Theil aller Einwohner Portu- gals schreibt das Unglúck des Landes theils den Constitutionen und theils dem Dom Miguel zu; da nun der Lebtere nicht mehr hier ist, so würde es den ‘Portugiesen, oder- wenigstens der Mehrheit derselben, ganz ret seyn, wenn man sie auch mit al- lem Constitutionswesen verschonen wollte. Jhr zweiter Kor- respondent am hiesigen Orte ist in diesem Augenblicé verreist; Sie werden daher auch während kurzer Zeit keine Briefe von demselben zu erwarten haben,

Ab a D.

Berlin, 26. Juli. Am 7ten d. M. fand zu Halle die Verloosung der von dem dortigen Kunst- Vereine na dem Schlusse der Kunst - Ausstellung angekauften 109 Gemälde statt. In der neuesten Nummer des Hailishen Couriers werden die Namen derjentaen Vereins-Mitrglieder, denen diese Gemälde zugefallen, zur Kenntniß des Publikums gebracht. Ers: im April d. J. wurde die Bildung jenes Kun#|- Vereins in An- regung ge“raht und schon ju Anfang des Juni konnte eine in jeder Beziehung tressliche Ausstellung eröffnet werden. Unter den ausgestellten 300 Bildern befand sich des Meisterhaften und Vorzüglichen so viel, daß das wenige Unbedeutende oder Mißp- lungene kaum bemerflih wurde. „Mit tiefem, innigstem Danke‘/, sazr der Vorstand des Vereins in seiner desfallsigen Bekanntmachung, „müssen wir die seltene Gunst verehren, wel- che uns die Kunstwerke, selbst aus dem allerhöchsten Besise, zur Benugzung gestattete, oder der Unerfahrenßeit bei den erten Ein- rihtungen mit freundlicher Berathung zur Seite stand. Jn dieser Hinsicht sind wir dem einsichtsvoiüen Vorstande des Halberstädti- schen Kun|it-Yereins, der schon seit mehreren Jahren sich einer erfolg- reichen Wirk\amfkeic erfreut, ganz besonders verpslichret. Nicht min- der har der Verein die ihm von Sr. Excellenz dem Herrn Ge- neral:Postmeister bewiiligte Portofceiheir für seine Korrespondenz und die Genehmigung seiner vorläufigen Statuten von Seiten des Königl. Ministeriums als hohe Begünstigung zu rühmen. Vor Allem aber tnußte die groß? Theilnahme erfreulich feyn, die das Publikum der neuen Unternehmung zollte, Der Verein 2h gegenwärtig 221 Mitglieder, "welche statutenmäßig freien Eintrict zur Aus{telung genossen; nichtsdestoweniger hat die Einnahme Úber 500 Rthlr. betragen. Mit Einschluß der zehn vom Verein zur Verloosung angekauften Bilder wurden vierundzwanzig Gemälde im Betrage von 1185 Rihlr. gekauft. Wenn Alles dies unsere anfangs nicht hoch gespannten Erwar- tungen übertrifft, so dürfen wir jeßt wohl der Hoffnung Raum geben, daß unser so glücklih erdfneter Verein seinen Zweck im- mer vollständiger erreichen und, den Kunstg2-nuß auf etwas

|

auch der Türke iff ein Freund der \{chènen Natur.

SAL

¿ Verschdnerung und Veredlung des - Lebens wirksam beitragen

werde.‘

In der Beilage zum Frankfurter Journal Nr. 146 be- findet sich ein Artikel, in welchem von Berlin aus gemeldet wird, daß man im Laufe der Untersuchung eines vor kurzem in der hiesigen Residenz verúbten Diebstahls einer ganzen zum

Theil aus Militaicpersonen und niedern Beamten bestehenden | Diebesbande auf die Spur gekommen sey. Erkundigungen zufolge, die aus amtlicher Quelle eingezogen worden, kann ver- |

ihert werden, daß diese J i i ‘dich: | : : 9 1, daß diese Nachricht gänzlich unwahr und erdich- | den Regierungs - Präsidenten Herrn von Reiman, welcher zu

tec ist.

Man schreibt aus Koblenz unterm 20sten d. M. : „Es hatten sich in hiesiger Gegend seit einiger Zeit Gerüchte verbrei- tet, als ob in verschiedenen Nachbarstaaten, namentlih im Lder- zogthum N Straßen - Räubereien vorgefallen wären. Wir können jedo aus zuverlässizer Quelle versichern, daß sich bis jebt kein einziges dieser Gerüchte bestätigt hat, daß folche viel- mehr nah eingezogenen Crkundigungen lediglich auf Erdichtun-

gen beruhen. Das einzige Faktum besteht darin, daß ein von Ems nach Koblenz zurückgekehrter Fuhrmann, wahrscheinlich in Folge eines früheren Streites, unterweges gemißhandelt worden ist und nur zur Beschdnigung angegeben har, er sey räuberisch angefallen worden.‘/

Aus Dâren wird unterm 18ten d. M. gemeldet: „Am gestrigen Tage wurde hierselbst die Eröffnung der nunmehr, zur größten Freude der hiesigen Bewohner, bis zur Gränze des Kölner Regierungs-Bezirks vollendeten Chaussée nah Köln durch

diesem Zwecke, auf die Einladung des hiesigen Comités für den Dürener-Kölner Straßenbau, sih hier eingefunden hatte, feier- lichst begangen.“

Die zu Breslau verstorbene Wittwe Jähnisch hat dem dortigen Taubstummen - Jnstitute Bedingungsweise und von ei- R Zeitpunkte ab ein Legat von 2000 Thalern aus- geseßt.

Preise der vier Haupt- Getraide- Arten

in den für die Preußische Monarchie bedeutendsten Marktstädten im Monat Juni 1834, nach einem monatlichen Durchschnitte in Preußischen Silbergroschen und Scheffeln angegeben.

AWLATRRAPMEEN E: M Namen der Städre.

Welzen | Roggen Hafer

16 16 14s 13 19 fx 16 13 7 12/7 20 18 17

Königsberg Memel Tiliit Insterburg Rastenburg Neidenburg

407 48 44 99 34

29 2 81's 28

26 | 28 | 26 s 26 P; 29

28

42 30 271 B 109

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4 35 ¡S 41 99 50 38 2 4918 35 40 39s Ir!

A Fraustadt Rawitsch Keinmpen Berlin Brandenburg Kotthus

Frankfurt a. d. O. Landsberg a. d. W Stettin

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Namen der Städte. | eizen

Roggen

Magdeburg Stendal Halberstadt Nordhausen Múhlhausen Erfurt Halle Torgau Múnster Minden Paderborn Dortmund

Kölu Elberfeld

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29s 261 2512

2115 22

31 34 2975 30% 31s 3 l 39 36:1 32 3510 3s 32s 36°

Achen Malmedy Trier

Durchschnitts - Preise

der 11 Preußischen Städte ¿5 Posenschen Städte «9 Brandenb. u. Pom-

merschen Städte. . - 11 Schlesishen Städte „8 Sächsischen Städte - 4 Westfäl. Städte .. : 14 Rheinischen Städte

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Vermischte Nachrichten.

Die Wasserleitungen bei Konstantinopel. (Aus einem in den Dorpater Fahrbüchern enthaltenen Schreiben.)

Gestern machte ih in Begleitung einiger Flotten = Offiziere ci- neu weiten und angenchmen Spazierritt zu den Wasßserleitangen in der Umgegend von Konstantinopel.

Zwischen Bujufdere und der Hauptstadt, aber nur weiter ins Land hinein, erstreckt sh auf den, je entfernter vom Meere desto hèher sich erhebenden Bergen der sogenannte Belgradsche Wald, ein weit ausgedehnter, waldiger Landstrich, in dessen Mitte das recht hübsch gelegene Dorf oder Städtchen Belgrad sich befindet. Noch tue sah ih eine so reiche Fülle der herclichsten und verschiedenartig- sten Holzarten: Eichen, Buchen und Platanen wechseln ab mit Ka- sianien, Feigen, Wallnüssen und eiter Menge anderer Bäume, deren prächtiges Laub in den mannigfachsten Schattirangen überall die herrlichsten Gruppen bildet, eine wahre Fund- grube füc den Landschafts - Maler. Fn diesem großen und shòônen Bergwalde nun hat die Kun| in höher gelegenen Tiáälern an vielen Orten Quellen uad Flüßchen zusamzüengeleitet, ihren Lauf durch riesenhafte Gebäude gehemmt, so daß Cisternen entstanden, von der Größe kleinerer Landseen, und aus diesen das angesammelte Wasser in allmälig sich senkenden Röhren zur Stadt geleitet. Das Jmposante und Großartige dieser Gebäude läßt lich schwer beschreiben. Man denke sich cin enges, shdn»e .vachsenes Thal zwischen hohen, waldvedêckten Bergen pldblichy verdaut durch eine feste , mehr als 100 Fuß hohe Wand von Quadersieinen, die, mit vorspringenden Thürmen versehen, ohne Fenster und Thüren zu

| heiden Seiten sich dicht an den Berg anschließt, und den Wandever,

der sie zum ersten Male und von unten her anstcht, in Zweifel läßt, ob er cine drohende Festung, einen unzugänglichen Kerker, oder gar ein verzaubertes Schloß vor sich seht. Zu beiden Seiten führen Fußsteige am Berge hinauf bis zur Hdhe der Mauer; mit Mühe flettert man hinan voli Neugierde, auf der andern Seite hinzublicken ins Juntere des Schlosses; aver siehe da! oben angelangt sieht man vor ich tn gleicher Höhe einen weiten See mit bewegten Weüen, welche die hintere Wand der Mauer bis an dea Naud hinauf be- spúlen, dcängen, und läng vor sich hin ins Thal herabgestürzt hät- ten, wenn das Gemäiuer nicht eben so stark in seiner Dicke, als ma- jestätisch in sciner Breite und Hdhe, für Fahrtausende erbaut wäre. Die ganze Breite oven bildet cinen s{chènen, geräumigen Spa- ziergang mit einer Einfassung von beiden Seiten, um hier das Ue- hertreten des Wassers, dort das Herabstürzen der Lustzoandelnden von dec Mauer ins Thal zu verhüten. Fu der Mitte dieses Gan- ges is gewöhnlich erne dbreitere Stelle mit feinernen Sizen zum Ausruhen, und mit Türkischen Fnschriften, die mit aoldenen Buch- staben in s; ône Marmortafeln gegraben sind. Zu beiden Seiten des Ganges, wo derselbe an die Berge stößt, sind Lusihäuschen, #0- genannte Kioske erbaut, die, von unten angesehen, dem Ganzen ein noch seltsameres Ansehen geben. Hier findet man an schönen Ta- gen oft Gesellschaften von Griechen, Armeniern oder Türken. Denn t Uehergil hat er seinen Lievlings- Aufenthalt, das Kaffcehaus, an die shdnsten Pläße geseßt; das ganze malerische Ufer des Bosporas is auf hbei- den Seiten mit einer Menge größerer und kleinerer Ddrfer be- seßt und in allen diesen wird die Ufer - Einfassung zunächst dem Meere von fast ununtervegchenen Weoihon watt @a&sohAnsorn

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partieen auf Kirchhöfen und in den Thälern, oder anf den Anhdhen unter Lauben hervorsprudelnde und in geschmackvölle Bas- sins gesammelte Quellen die anmuthigsten Ruhepläße, und neben ihnen unfehlbar ein Kaffeehaus dar. Wo eine {dne Platane, Wallnußbaum oder Buche das Erbauen eines Kaffeehauses hindert, da wird sie deshalb nicht umgehauen, sondern man findet häufig das Hâäuschen um den Stamm des Baumes herumgebaut, #o daß der- selbe mit seinen Aesten und s{hdn hbelaubten Gipfeln zum Dache e und das ganze Gebäude mit seinen mächtigen Armen Ubt.

Vor diesen Kaffechäusern nun, unter dem Grün beschattender Lauben sieht man täglich eine Menge Türken der freien Natur ge- nießen, die hier so shdn und des Genießens so werth ist. Aber wie genießen sie ihrer? Recht eigentlich Túrkisch denn Tagelang siben fie da unbeweglich auf einem Playe, ojt zehn und mehr in einem Kreise gelagert, die Beine gekreuzt, die Pfeife im Munde, das Kaffee-Täßchen in der Hand und s{hlürfen abwechselnd bald reine Luft, bald Tabacksdampf, und dann gleichsam zur Neutralisicung beider , einen Schluck Kaffee. Kein Wort wird dabei geredet , es sey denn, mau rufe dem Diener, um eine frische Pfeife , eine neue Tasse zu bestellen. Die Türken mißbrauchen gewiß nicht die. hohe Gabe der Rede, und scheinen es besonders darauf abgesehen zu haben, Alles mit so wenig Worten als möglich abzumachen. Fhre Syrache selbs unterstüßt sie in diesem Bestreben; denn die Worte sind meist kurz, und am kürzesten diejenigen, die am häufigen vor- kommen, Wasscr z. B. heißt kurzweg „„su//, und solcher Beispiele giebt es eine Menge; ein bedeutungsvolles Niederschlagen der Augen heißt ia‘; nein“ wird allgemein durch ein Schnalzen der Zunge und gleichzeitiges zweimaliges Wehen mit der Hand vor dem Munde auëgedrückt; diesem leßteren Ma- ndver wird zuweilen noch das Wort „ijock// (nein) hin- zugefügt. Dieses Türkische Reinsagen haben sich Viele von uns schon angewdöhnt. Am liebsten rauchen sie aus langen biegsameir Röhren, die mittelst einer sehr einfachen Einrichtung den Rauch durch kaltes Wasser ziehen. Mit langen Zügen s{chlürfen sie den falten Dampf in die volle Brust und geben thn nachher eben #o be- dächtig und langsam von sich, um ganz die Schönheit der Rauch- wolken beobachten, und durchaus feine freie Zeit zum Sprechen Úbrig behalten zu können. Ob auch die Türkinnen einer solchen Sche igsamkeit ergeben sind, weiß ich aus eigener Erfahrung nicht; man sagt aber, daß ste in den Badstuben, ihren einzigen Zusammenkunfts- und Versammlungs-Drten, wo sie mit Shmuck und Kostbarkeiten eine vor der andern großthun, sich nicht shleh=

| ter halten sollen, als unsere Damen: am Kaffee-Tische.

Doch ih bin wider Willen abgekommen vom ursprünglichen Thema. Der Cisternen, von denen ich sprach, giebt es sechs im Walde. Unser Ritt, den wir vom frühen Morgen his zum Abend fortseßten, führte uns allen vorbei; ein guter Führer is nöthig, weil se oft im wildesten Walde versteckt liegen, und weil sch {elb die Eingebornen dort zuweilen verirren. Einige dieser Cifternen sind von altcr ‘Bauart, und stammen noch aus den Zeiten der Ge- nuesischen Herrschaft in Konstantinopel her, andere sind später von verschiedenen Sultanen erbaut, und jenen durchaus nachgebil- det. Aus ihnen ergießt sih das Wasser , gereinigt und geläutert durch ‘feine Rdhren am untern Theile der Mauer, bildet dann ei- nen gemeinschaftlichen Strom, der sich unter der Erd - Oberfläche in die eigentlichen Wasserleitungen mündet , die auf dem mödg-

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