1834 / 216 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

3. Januar dieses Jahres festgesezt. Die Lage des neuen Präsiden- ten war sehr schwierig; er hatte den vernünjtkigsten Theil des Vol- kes und die Versamnlung für sh , allein der grbßere Theil des Heeres war gegen ihn und noch dazu im Besis von Callao, dem Schlüssel von Lima. Obregoso bediente sih der Lisi An dem Tage, wo die Verschworenen ihn ermorden wollten, lud er den Ober- sten, welcher die Garnison in Callao kommandirte, zu einem Diner ein, und unter dem Vorwande, mit ihm Über besondere Angelegen- beiten -sprecher zu müssen, forderte er ihn auf, nach aufgebobener Tafel cine Spazierfahrt mit ihm zu machen. Auf der Hälfte des Weges nach Callao angekommen , zog Obregoso cin Pisiol hervor und drohte dem Obersien, ihm den Kopf zu zershmettern, wenn er uicht sogleich ibm die Festung Überliefere und ihn von den Truppen anerkennen lasse. Der Obers, zitternd vor Schreck, that Alles, was ener wollte. Obregosg, jeßt Herr des Platzes, seßte sogleich die Offiztere ab, welche den Verschwornen ergeben waren, und erwar- tete die Ercignisse der Nacht.

Als es Nacht geworden war, begaben sich die Verschwornen nach dem Palais, um ihr Vorhaben auszuführen, und erfuhren da- selbsi, was sich zugetragen hatte. Sie rechneten jedoch noch auf die Besaßung von Callao und hofften, sie wúrde ihnen den Präsidenten Überliefern; allein sie sahen sh getduscht und beschlossen, die Fe- ftung zu belagern. :

ermudez erhielt den Titel als Oberhaupt des Staates, die Versammlung wurde aufgeld\|, mehrere ihrec Mitglieder verfolgt, eine Pressen mit Beschlag belegt, und die Verleumdung, der sich ein weites Feld darbot, klagte den General Obregoso an, daß er Pecu habe den Fremden überliefern wollen.

Dos Volk von Lima proteslirte durch sein Stillschweigen gegen eine # offenbare Verleßung der Gesehe des Landes, und die dffent- lih- Meinung zeigte sich Überall zu Gunsten des Generals Obregoso.

Dieser, Herr des Meeres, bewaffnete cinige Kauffahrer und er- Xlärte alle Punkte der Küste, wo die Autorität des Bermudez oder Gamarra’s anerkannt würde, in Blokade - Zustand. Thätige und unternehmende Männer verließen die Hauptsiadt, um sih dem neuet Präsidenten anzuschließen, und bald konnte er ein Detaschement nach der Küfte absenden, um ein Truppen - Corps aufzuheben und 186 ¡erbindung Lima's mit dem Fnnern pon dieser Scite zu be-

igen.

Agamarra ging sogleich an der Spie von 400 Mann seiner be- fiet Truppen ab, um dies Ungewitter zu zerstreuen und sih mit et- nex Compagnie Fußÿvolks zu verbinden, die Gefahr lief, vom Feinde Âberrascht zu werden. Die dffentlihe Meinung war durchaus ge- gen die Nevolution; Guerillas bildeten sh auf allen Wegen in der Nâhe der Hauptstadt und die Depeschen zwischen Bermudez und (Kamarra rourden aufgefangen. Am 27sten verbreitete {ich das Ge- rächt in der Stadt, das Ersterer, verrathen durch einen seiner Of- fiziere, dem General, welchex die constitutionnellen Truppen zu Hu- acho befehligte, Überliefert worden sey. Bermudez war seit mehre- ren Tagen ohne Nachricht von seinem Mitschuldigen. Am Morgen des 28sten desertirie eine beträchtliche Anzahl Jnjsurgenten nach der Citadelle von Callao. Gegen zwei Uhr zog das Fort die Flagge auf und salutirte. Bermudez, roelcher nicht wußte, wie er dies Zet- chen der Freude sich ectlâren sollte, zweifelte nicht mehr an dem Ungiück Gamarra's, und fürchtend, daß er sein Loos theilen, oder von allen seinen Soldaten verlassen werde, entschloß er sich plôßs- lich, die Belagerung aufzuheben, die Hauptsiadt zu rdumen und sich in das Fnnere zurückzuziehen.

Er begab sich ins Lager, um seine Befehle zu geben und die Vorbereitungen zu seiner Abreise zu treffen. Der Chef des Stag- bes blieb mit dreißig Mann zum Schuß der Equipage im Schloß. Gegen 5 Ußr versammelte sich das Volk aus Neugter vor der Thür, und mehrere Mißvergnügte gaben durch Geschrei und Zischen die Unpopularität dex Truvpen und ihres Chefs zu erkennen. Dieses beschrverlichen Geschreies müde, befahl der Offizier der Wache, Fever auf das. Volk zu geben, und ein Kind sank, \{chwer verwun- det, zu Boden. Die Erbitterung stieg nun aufs hdchste und man ermunterte sich zu? Zurückweisung eines so brutalen Angriffs. Fch befand mich damals mit fünf Landsleuten bet dem Springbrunnen des Platzes; die Soldaten waren auf das Dach gestiegen und rich- teten ihr Feuer nah allen Seiten. Wir glaubten, der Augenblick sey gekommen, wo wir uns für unscre eigene Sicherheit bewaffnen müßten. Fd mußte unter dem Feuer vom Balkon des Palais mit meiner Flinte und einex einzigen Patrone die Brúcke hinab - und wieder herauffteigen; gläcklicherweise kam ich mit dem Getdse der Kugeln davon, die mix vor den Ohren pfiffen. Zwei Franzosen und ein Nord-Amerikagner erwiederten zuerst das fortwährende Feuer der Soldaten von dem obern Theil des Hauses. Die Bewohner vou Lima, angefeuert durch das Beispiel der Fremden , welche ihr Leben wagten, um sie zu vertheidigen, griffen zu den Waffen und das Ge- wehrfeuer „wurde lebhafter. Der Kampf, dem es an einem ords nenden Führer fehlte, begann von den Ddchern und Balkonen aus, und die Division des Bermudez, ctwa 690 Mann stark, hatte, um %arh die Stadt zu marschiren, und ihr Gepäck mitzu- nehmen, ein fortdauerndes . Feuer auszuhalten. Die Finsterniß der NYach{, und der Mangel an Ordnung machten diesen kleinen Krie mer zu cinem lärmenden als mödrderischen; nichtsdefoweniger ga 2s zwanzig Todte und mehr als hundert Verwundete. Die Limane-

en, stolz anf den Lärm, welchen wir gemacht, hielten sch für FHel-

en, es giebt keine Lobes-Erhebungen, die unserem Muthe und un- erer Ergebenheit nicht gespendet worden wären. Die Kanzeln, die

Zeitungen, die dfsentlichen Plähe, Alles ertdnte vom Lobe der Frem-

dei. Aber ich fürchte sehr, daß, wenn die Gefahr und die Furcht einmal vershwunden if, die natürliche GemÜüthsart schnell wicders

Fehrt und daß wir dann wie vorher nur Fremde seyn werden, dke

mit einem angebornen Laficr behaftet sind, für das der Peruaner

kein Weihwasser kennt. Wie dem auch sey, eine so fiarke Erschütte- rung entwicktelt bei diesem Volke ohzae Energie cinen Enthusiasmus, aus dem die Regierung den grdßten Vortheil hätte zichen können.

Statt dies zu benußen, glaubte dee General Obregoso, von Furcht- samen umgeben, sich nicht eher sicher in Lima, als bis Bermudez und

Gamarra entflohen und auf der anderen Seîte der Cordilleren, der

erstere zu Tarma, der Lebtere zu Carro de Pasco (das er mit ciner

außerordentlichen Contribution von 100,060 Fr. und einex beträcht- lichen Tuch-Lieferung belegte) angekommett waren. :

Statt den Feind mit Kraft zu verfolgen, versanf hier Alles wie- ded in die tiefste Ruhe, und ohne die Läymung bes Handels und die unterbrochene Verbindung mit dem Fnnern würde man, nach dem Ansche:1 der Regierung, geglaubt haben, der tiefste Friede herrsche in diesem Lande. Leider war cs nicht so. Jeder Tag brachte die Nachricht von der Empdrung der Truppen auf allen Punkten der Republik. Dieser Plan zum Aufruhr oder vielmehr zur Herrschaft, seit mehreren Fahren vorbereitet, wurde so gut ausgeführt, daß, mit Ausnahme von 300 Mann Kavallerie, die ganze Armee sich für die Revolution ausgesprochen hat, und der General Nieto ist der Einzige von dem großen Stabe in Peru, der ohne Privat - Absichten die Vertheidigung der Gesege scines Landes unternommen hat.

Cuzco, wo das Kriegsmaterial der Republik sih befindet, Pu- 10/ Ayacucho , Truxillo , das ganze Land erklärte sich gegen die ge- seßliche Bebbrd,e und die Rigierung schien zu erwarten , daß der immel irgend ein neues Wunder für sie thun werde, als glückli=- Aarweise der General Miller ankam. Er wollte nicht in Lima bleiben und machte sich sogleich mit 107 Mann Fufanterie und 25 Pferden auf den Weg, um den Feind auf usuchen; man mußte dar- an denken, dex General Miller zu unterflüßen, und die Regierung wurde thätiger. Durch cin unverhofftes Glück stellte sich ein Trup- pen - Corps, das sich zu Gamarra begeben wollte, unter den Befehl eines treuen Offiziers, der es in dem Augenbli, wo ich dies schreibe , dem General Miller zuführt. Unter den Händen dieses Ober - Offiziers wird das Armee-Corps sich bald auf 700 Mann erheben. Die dffentliche Meinung spricht sich allgemein für den General

Obregoso aus, abex die Hülfsmittel Gamarra's sind zu beträchtlich, j

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als daß dieser Kampf, abgesehen von einem außerordentliche Er- eigniß, sch vor Ablauf von sechs Monaten endigen sollte. Es ist im Gegentheil zu fürchten, daß der Bürgerkrieg seine Verwüftun- gen über das unglückliche Land verbreitet, dessen Bewohner gar nicht dazu geschaffen sind. Der Fndianer verläßt niemals sein vä- terliches Haus, die Gewalt allein kann ihn demselben entreißen; scine Frau und Kinder mit s\ch führend, bindet er sich nie an seine Fahne; er verzichtet nicht leicht auf seine häuslichen Gewohnheiten, und sobald der Tag der Verabschiedung erscheint, begiebt er sich in seine Heimath zurück, obne die geringste Erinnerung an das Schlacht- feld. Als unershrockenen Soldaten kaun ihn nichts bewegen, sei- nen Posten zu verlassen; wenn sein Offizier, sterbend oder flichend, seinen Befehl nicht ändert, oder ihn nicht mit sich fortreißt, so stirbt er, wo er zu bleiben beordert wurde; von beispielloser Mäßigkeit duldeter, ohne Murren, Entbehrungen und Beschwerden, die kein Eu- ropdischer Soldat zu ertragen vermdchte. Urtheilen Ste sclb#| nach dieser treuen Schilderung, ob Menschen dieser Art unter treuen Of- fizieren nicht die besten Werkzeuge für einen Militair-Despoten sind, wie sie andererseits auch die friedlichsten und am leichtesten zu re- ierenden Bürger seyn würden, unter einem Oberhaupte, das kreu die Geseße des Landes vollstreckte. Nicht auf der Bevölkerung lastet die Verantwortlichkeit für diese Revolutionen. Generale ohne Ruhm wie ohne Moral stnd die einzigen Urheber der Unordnungen in die- sem Lande; und auffallender Weise sind die wärmsten Streiter, die cifrigsten Vertheidiger des Militair-Deépotiömus jene freien Spanier, ehemalige Cortes-Mitglieder, Beamte der constitutionnellen Regte- rung, welche in Amertka thren politischen Glauben verändernd zeig- ten, daß der Liberalismus in Spanien mehr eine Sache der Umstände, als tiefer Ueberzeugung ist.

Wir anderen Ausländer befinden uns in der s{lechtesten und unangenchmsten Lage; beide Parteien können uns in diesem Augên- blicke nicht verzeihen, die eine, daß wir fie angegriffen, die andere, daß wir sie vertheidigt haben. Triumphirt die erstere, so haben wir tausend Bedrückungen von ihr zu erwarten, ohne die geheime Nache in Rechnung zu bringen. Siegt die zweite, so werden die Dienste, welche man beute hoch erhebt, morgen vergessen seyn, und die un- bestegbare Eifersucht, welche die Bewohner gegen uns hegen, wird ihre gewohnte Gewalt wieder erlangen. Die Wenigen unter uns, welche durh Arbeit nnd Betriebsamkeit einiges Vermdgen erworben haben, und schon dem Augenblick ihrer Rückkehr in das Vaterland entgegen schen, wissen jeßt nicht, wann sîe werden abreijen können.“

Berliner Börse,

Den 4. August 1834. Amt], Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufs. Cour.

vet

Grosshz. Pos, do. Osipr. Pfandbr. Poinm. do.

Kur- u. Neum. do. Schlesische do,

St.- Schuld - Sch. Fr. Engl. Anl. 18. Pr. Engl. Anl, 22. Pr. Engl. Obl. 30. Präm. Sch.d.Seeh. Kurm. Obl ra. 1. C Rkst.C.d.IC.- no.N. Neum.lIut Sch. do. Z.-Schb. d.K. -n.N. ( Berl. Stadt - Obl. |

F 106Í [1064 (10613

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Königsb. do. Hoil. vollw. Dak. Elbing. do. Neue do. Danz. do. in Th. Friedrichsd’or . Westpr. Pfandäbr. Disconto

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18 f |

Auswärtige Börsen,

Amatordam, 30. Juli.

Niederl. wirkl. Schuld 514 58g do. 97x Ausg. Kanz-Bill. 2/5. 458 Amort. 895. 348 725 WKnss. (v. Prouss. Prämien-Sckeins 1014. do. 48 Anl. 985. OVestorr, 963 Span. 63i. 38 423.

Schuld —, 1831) 967. 56

Hamburg, 2. August.

OVesterr. 58 Metall. §91. 42 do, —. Bank-Actien 1248. Russ. Engl. 1002. Russ. Holl. 943. Bet. in Hamb. Cert. 96. Preuss. Präm,-Scheine 1131, Polin, 1305. Dän, 714. Moll. 35 —. 250 93 Span. 35 89. 4F 51,

EKondon, 29. Juli,

Conus. 39 pr. compt. 91}. Belg. 98}. Griech. v. 1825 3714. Moll. 255 #14. 55 98-7. Russ. 1065. Bras. 80. Columb. 30. Mex, Alz.

Span, 447. Port. 865.

35 40. Kngl.-

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 5. August. Jm Opernhause. Zum erstenmale wiederholt: Die Felsenmühle von Estalières, Oper in 2 Abt. mit Tanz. Musik von Reifsiger.

Preise der Plägze: Ein Plat in den Logen des ersten Nan- ges 1 Rthlr. 2c.

Mittwoch, 6. August. Jm Schauspielhause: Die Schach- maschine, Lustspiel in 4 Abth., von Be. (Hr. Hessen, vom Herzogl. Hoftheater zu Dessau: Karl Ruf, als Gastrolle.) Bor- her, zum erstenmale wiederholt: Die weiße Pikesche, Schwank in 1 Akt, vom Dr. C. Töpfer.

—.

Königstädtisches Theater.

Dienstag, 5. August. Hinko, der Stadtschultheißen- Sohn von Nürnberg, Schauspiel in 5 Akten, mit einem Vorspiel: „der jüngere Sohn‘/, von Ch. Birch-Pfeiffer.

Mittwoch, 6. August. Zum erstenmale wiederholt: Pflicht und Liebe, Schauspiel in 5 Akten, von Vogel.

Neueste Nachrichten.

Paris, 29, Juli. Ueber die gestrige Revue meldet das Journal de Paris Folgendes: „Um 6 Uhr Morgens ertônte der Rappell in allen Quartieren von Paris, und um 8 Uhr selz- ten sich alle Legionen nah den Pläßen in Bewegung, die ihnen in dem Programm bezeichnet worden waren. Die Linien-Trup- pen trafen noch vor 8 Uhr auf den Boulevards ein. Um 10 Uhr stieg der König zu Pferde, begleitet von dem Herzoge von Orleans und dem Prinzen von Joinville, dem Marschall Gra- fen Gérard, dem Minister des Jnnern, den Marschällen Herzog von Treviso, Grafen Molitor und Grafen Lobau, und einem glänzenden Stabe. Vor und ‘hinter Sr. Maj. befanden sich Detaschements der National-Garde zu Pferde und des 2. Lancier-

Regiments. S. M. ritt an der doppelten Fronte hin, die sich bis |

zum Bastilleplaß ausdehnte, und wurde überail mit dem ein- stimmigen Rufe: Es lebe der König! empfangen. Um 1 Uhr begann das Defiliren und währte bis 5 Uhr, Die National-

Garde und die Linien-Truppen wetteifceten in guter Haltung, Þ

Der Ruf: Es lebe der König! ertônte mit neuer Kraft in dem k Augenblicke, wo jedes Peloton vor Sr. Majestät vorüberkam; der König befand sich zu Pferde auf dem Vendomepla6, der Kanzlei gegenüber. Die National-Garde war' sehr zahlreich; niemals seit den ersten Revuen von 1830 sahen wir ihre Reihen so vollzählig. Man konnte, ohne zu úübertreiben , die Zahl der Gardisten auf wenigstens 40,000 shägen. Die Revue wurde von dem schönsten Wetter begünstigt; sie bot einen cigenthümli: chen Charaëter von Zufriedenheit, Ruhe und Sicherheit dar, Se. Maj. kehrte um 52 Uhr in die Tuilerieen zurück. Die Königin, Madame Adelaide, die Prinzessinnen und die jungen Prinzen standen auf dem Balkon der Kanzlei.“

Eben dieses Blatt berichtet: „„Gestern fand in alley Tempeln des katholischen Kultus, so wie in den protestantischen und israelitischen, der Trauerdienst zum Gedächtniß der an den drei Juli-Tagen gefallenen BÚrger statt. Die Grabmale dieser ruhm: vollen Opfer der Juli-Tage sind seit gestern mit Fahnen, Trauer: Decorationen und Jnschriften geshmück. Gestern und heute \trômten viele Bürger, Frauen und Kinder zu diesen Monu menten, bestreuten sie mit Blumen und schmückten sie mit Guir- landen.“ E

Das Journal de Paris sagt, daß cine Compagnie Gre; nadiere von der neunten Legion, weil sie der Aufmerksamkeit des Königs nicht bezeihnet worden war, unwillig geworden und auf der Stelle abmarschirt sey. Jnzwischen haben allz Grenadiere dieser Compagnie gleih nach der Revue bei ihren | Capitain si versammelt und eine Erklärung unterschrieben, wo; durch sie gegen jede übelwollende Auelegung ihres der Politif ganz fremden Verfahrens protestiren. ——

Heute sindet für Jedermann in allen Theatern freier Ein- gang \tatt.

Die meisten Zeitungen waren gestern, am 23sen nicht ey schienen. ,

Die Reise des Königs in das südliche Frankreich soll, wie verlautet, endlich fest beschlossen worden seyn. Der König von Neapel wird aber nicht nah Toulon kommen, wie es anfäng lih geheißen hatte. Die in den Unterhandlungen weget! einr Vermählung der Prinzessin Marie mit dem ‘Prinzen von Salerno eingetretenen neuen Schwierigkeiten sollen den Kb nig von Neapel bestimmt haben, den Re!seplan aufzu geben. Hr. Horaz Sebastiani wird den König nach Tow lon begleiten und sich dort nah Neapel oder Palerm einschiffen. Das hauptsächliche Motiv, welches diesen Lekteren ver hindert hat, sich früher auf scinen Botrschafter-Posien zu begeben, ist der Zustand seiner Gesundheit, der, wie es scheint, durchaus nicht befriedigend i. Die Úbtigen Personen, welche die Suit des Königs während seiner Reise bilden jollen, sind noch un bekannt.

Gestern früh trafen zwei Couriere aus London Hier ein, der eine fúr Lord Granville und der andere für das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. Sie sollen den von der Eng: lischen Regierung in Uebereinstimmung mit dem Fürsten Tal

leyrand angenommenen ‘Plan zur Unterdrückung der Spanischen }

Insurrection, wenn die Anstrengungen des Generals Rodil nicht

hinreihend wären, um zu diejem Resultate zu kommen, über F

bracht haben.

Der Spanische General Moreno, welcher Don Carlos nah England begleitet hatte, ist am 25sen in Calais bei seiner An- kunft in diesem Hafen festgehalten worden, weil er mit einem fremden Passe versehen war.

Vier Stücke leichter Artillerie und Munition sind auf Ver: langen der Behörde von Toulon nah Marseille gebracht wot den, wo sie bis zu neuem Befehle bleiben werden.

Aus Toulon vom 22sten wird geschrieben, man glaube, daß die dort versammelte, von dem Contre-Admiral Massicu ven Clerval befehligte Flotte im Anfange des nächsten Monats nad der Levante abjegeln werde,

Gestern Abend hatte man keine Nachricht von dem Kriegs Schauplaßze. Die Fortsesung dec durch die Nacht unterbroche nen telegraphischen Depesche enthält nichts, was nicht schon be fannt wäre. Heute frúh aber hat die Regierung wieder eint telegraphische Depesche aus Bayonne vom 28fen erhalten. Sit ist folgendermaßen abgefaßt: „Don Carlos is gestern in Lesaca, nahe an unserer Gränze, angekommen. Zavala mit den Vis cayern steht gegen Oyarzem hin; Jaureguy rückt gegen ihn. Rodil ijt im Thal Borunda und \ucht Zumalacarreguy , welche gegen Lecumberry hin steht, einzuschließen. vielleicht einige Resultate ergeben. Bis jeßt noch nicht.‘

Die „„Gazette“/ versichert, aus guter Quelle zu wissen,

daß Rodil die Annahme einer Schlacht verweigert und sich nad Pampelona zurückgezogen habe. Briefe aus Bayonne vom 214 Juli jollen diese Nachricht volikommen bestätigen und noch hin zufügen, daß Zumalacarreguy dem General ZRodil aus dem Fuß! olge. e Der Graf von Villemur, Minister des Don Carlos, ha in Elisondo am 12ten neuerdings das von dem Jufanten scho in Evora am 29. Mai erlassene Dekret bekannt machen lasset), durch welches alle Akte und Anlehen der „„ujurpatorischen R gierung“ sür null und nichtig erkflárt werden.

Durch ein Dekret aus St. Jldefonfo vom 15. Juli ha! die Königin von Spanien das Franziskaner - Kloster zu Bilba aufgehoben, weil die Mönche fich feindlich gegen die Truppe der Kdnigin bezeigt haben. :

Die Zahl der am 17. Juli zu Madrid ermordeten Md he wird auf 96 angegeben; außerdem kamen auch noch 12 Laiew brúdee uin.

Frankfurt à. M., 1. August, Desterr. öproc. Metall 991 99, 4proc. 894. 894, 2zproc. 534, Br. 1proc. 237. Bi, Bank-Actien 1495. 1493 Part. - Oblig. 1385. 1382. Loose q 100 Gulden 2071. Br. Preuß. Präm.-Sch. 564. 56. do, 4pro(, Anl. §4. Br. Holl. 5proc. Obl. von 1832 94¡#&. 94? Poln, Loose 65). Br. sproc. Span. Rente 614. 614. 3proec, do. perp 402. 403.

Medacteur Cottel.

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Gedruckt bei A. W. Hag.

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N22

Allgemeine

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taats- Zeitung.

den: 6e Nug

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43 p: F O M T R E A K E E B

1834.

G E A R

1

Nachri des Tages

Amtliche Kkeonik

Zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages Sr. Majestät des | Carlos nah Spanien, und viele Leute zweifelten noch, daß die- Kdnigs wird die Königl. Akademie der Wissenschasten am Dons- ; h i

net'èage den 7ten d. M. Nachmrttags um 4 Uhr eine difentliche ?

Siung haiten.

Zeitungs- Nachrichten. A u? gla Di

Frankrei. Paris, 30, Juli. Der König führte gestern Mittag den Vorsiiz im Minister-Rathe.

von Sr. Majestät empfangen.

És heißt, daß der König nunmehr am 5. Aug. seine Reise ? Die Königl:chen } jo l h è scandenur noch 10 Lieues von demselben. Die Beseßung von Oyarzum

b den {údlichen Provinzen antireten werde. Equipagen geßen schon morgen ab.

Der König wird morgen Mittag um 1 Ußr die Tuilerieen : Die in der ; | Hauptitadr anwesenden Generale find aufgefordert worden, sich * : Bastan zu behaupten.

verlassen, um die Kammern in Person zu erôfnen.

dem Zuge anzuschließen.

Heute Mittag um 2 Uhr fand im Saale der Deputirten- : ' Kammer eine vorbereitende Sißung stait, in welcher das provi- sorishe Bureau gebildet, und die große Deputation zur Begrüús- des Königs bei der Eröffaung der Session gewählt wurde. i Als áltestes Mitglied der Kammer nahm der Marquis Gras-des- ; Die 4 Se- f

fung

Préville, ein Legitimist, den Präsidentenstuhl ein. | (retaire sind die Herren Vigier, de la Redorte, von Malleviile "und Lacroix.

Herr Berryer is gestern in der Hauptstadt angekommen.

; Der Vicomte von Cormenin hat ein Schreiben in die Dp-

"ten? Dürfen die neugewählten Deputirten vor der Verificirung ‘ihrer Vollmachten vereidigt werden ?// erörtert und beide: vernei- nend löst.

Der Marschall Lobau hat in Bezug auf. die gestrige Pa- rade folgenden Tages -Befechl an die Pariser National-Garde erlassen: „Paris, den 29. Juli. Meine werthen Kameraden, der König beauftragt mich, Jhnen seine volle Zufriedenheit zu erkennen zu geben; nie hatten unsere Legionen eine schônere Haltun, nie gewährten sie ecnen imponirendern Aublick;

dein sle schon fo viele Beweise gegeben, nur noch erhöht habe. Auf jo!che Weise, meine Kameraden, werden wir bei aiten wich- tigen Veranlassungen Frankreich und ganz Euroepa einen alän-

zenden Beweis von unjerer gränzenlosen Hingebung für die Juli- |

Revolution und die von ihr gegründete Dynastie zu geben wis-

sen, Gestatten Sie mir, meine Kameraden, Jhnen hier noch zu erkennen zu geben, wie glücklich und stolz mich das Vertrauen "macht, das der König mir bewiesen, als er mich zum zweiten ¡Male zu der Ehre berief, Männer, wie Sie, zu befehligen. (Gez.) Lobau.

Der gestrige dritte Jahrestag der Juli - Revolution wurde, "wie die beiden ersten, den Bewohnern der Hauptstadt am frú- hen Morgen durch Artillerie Salven verkündigt, und schon bei Tquter Zeir dränate fih eine ungeheure Volksmasse über die Quais und Boulevards nach den Elysäischen Feldern. Um 2 Uhr fanden die Frei-Vorstelungen auf den Thzcatern statt; auch Zhier war der Zulauf sehr groß. Um 3 Ußr wurde auf der ¡Seine ein Fischersiechen veranstaltet, bei welchem der Präfckt idie Preise unter die Sieger vertheilte. Von hier begab sich die ischaulustige Menge nach den Etyssischen Feldern, wo unausge- Mehtauf 2TheaternPantomimen aufgeführt wurden. 4Orchester spiel- A ol Nattonal-Lieder und Contre-Tänze, die einen Theil des Volkes zum Tanze gussorderten, während der andere sich mit Stangen- IKlettern belustigte. Vei der Eintrachts-Brücke erhob sich gegen Télbend ein Luftballon und mit eintretender Dunkelheit wurden Mowohl bei dieser Brücke als auf dem Quai d’Orsay und an der Barriere du Trone Feuerwerlke abgebrannt, die leider durch ei- Ven mitilerivcile eingetretenen Gewitter-Regen eine unangenehme Stôrung erlitten. Sämmüliche dsfentliche Gebäude und eine große Menge von Privat-Häusern waren ezleuchtet. | In Lyoa find die drei Jahrestage der JZuli:-Revolution gar micht gefeicrt worden, da man eine abermalige Stdrung der ôdf- entlichen Ruhe befürchtete. Proclamation an die Einwohner erlassen, worin er ihnen aus- tinanderse6te, daß die lebren bcflagenswerthen Ereignisse, deren

Andenken wären, als daß öffentliche Belustigungen bei den Ein- wohnern einen Anklang finden könnten, daß aljo die ganze Feier fich auf einen am 28sten zu haltenden Trauz?r- Gottesdicnst für die im Juli 1830 gefallenen Bürger beschränken werde.

Eine von Bayonne mit dem Telegraphen hierher gelangte

die Nachricht, daß die verwittwete Könizin von Spanien an die- sem Tage um 1 Uhr Mittags die Cortes in Person erdfnet hatte, Und daß die Hauptstadt um diese Zeit vollkommen ruhig war.

| Auf dera gewöhnlichen Wege sind hier Briefe und Zeitun- gen aus Madrid vom 23sten cingegangen. Seit den beklagens- werihen Auftr'tten am 17ten war die öffentliche Ruhe daselbsk

micht weiter gestört worden. Die Regierung hatte endlich ener-

gische Maßregeln ergriffen, um der Wiederholung ähnlicher !

Nordscenen vorzubeugen. Alle Behörden, die man mit Recht

bezüchtigen konnte, waren verändert worden. (S. S pa-

Mien.) Die Offiziere der Stadt-Miliz hatten eine Adresse an ! Wie verwittwete Königin votirt, worin sie thro Hinarhuna ho- ?

j hen Theil genommen hätten.

| der Staats-Zeitung) folgende Crklärung : ¿ Carlos am 28sten befand, itï ein tleiner Fleéen auf dem linken

i Infanterie - Regiments steht. ; auf dem Wege von Bayonne nach Vittoria, 2 Lieues von Jrun.

Nach Beencizung desselben wurden ; die Juli-Ritter und die wenigen noch lebenden Battille-Stürmer j 1 z j | | hátte seine Stellung bei Huarte-Araquil im Thale von Borunda

’positions - Bitter einrücken lassen, worin er die beiden Fragen : „Mússen die Deputirten den Eid im Angesichte des Königs lei- :

man ¿ mdchte behaupten, daß ihre leßte Reorganisation den Eifer, von ?

Der Maire hatte kurz zuvor eine j

j theuerten und die Ausmerzung derjenigen wenigen Milizen ver-

langten, die in dem Verdachte standen, daß sie an jenen Unru- hen Theil l Man kannte übrigens am 23iten in Madrid erst von bloßem Hôörensagen die Rückkehr des Don

ses Gerücht gegrundet sey. Die Cholera se6te ihre Verheerun- gen fort, doch schien sie an Jnurensität verloren zu haben.

Das Journal des Débars gibt zu den neuesten Nach- richten aus Spanien (S. die Nach\chrife zum gestrigen Blatte ¡„Lesaca, wo sich Don

Ufer der Bidassoa, 12 Lieues von Biriatou, dem ersten Franzd- sischen Dorfe, wo gegenwärtig ein Bataiilon des 4ten leichren Oyarzum ist ein anderer Flecken

Lecumberri, wo Zumalacarreguy stand, liegt auf halbem Wege von Pampelona nah Tolosa, am Eingangce einer Gebirgsschlucht ; diese Position beherrscht die Stroße. Zumalacarreguy wäre hier- nach 5 —6 Lieues in nördlicher Richtung zurückgegangen, und

aufgegeben; nachdein er bereits 25 30 Lieues \dl:ch von Eli- fondo vorgerückt, würde er sich also diesem Orte wieder nähern und

dur“ Zavalamit den Jnsurgenten Biecayas, die den rechten Flügel Zumnalacarreguys bilden, läßt vermuthen, daß Lesterer alle seine Kráfte an sich ziehen will, um sih um jeden Preis im Thale Die Beschaffenheit dieses Thal-:s hat aué demjelben bieher einen unbezwinglichen Zufluchtsort für die Jusurgenten gemacht; es erstreckt sich tief in das Französische (Gebeec hinein, so daß es weder rets noch links angegriffen wer- den fann, während der Eingang desseiben von hohen, steilen, und durch tiefe Abgründe von cinander getrennten Bergen be- {Üt wird. Nur durch schwer zu passirende Gebirgsschluchten kann man in dieses Thal gelangen, und die Truppen Rodils werden also hier noch große Schwierigkeiten zu besiegen haben. Uebrigens scheint es, daß beide Theile noch tmmer nicht hand- gemein geworden sind, daß ab:r Rodil entschieden die Offensive ergriffen hat, und Kolonnen in allen Richtungen vorschiebt, um die Insurgenten am Fuße der Pyrenäen zufaminenzudrängen. ‘/ Die Gazette de France, der Messager und das Journal du Commerce sind heute nicht erschienen. Die beiden lezteren Blät ter gehen als Grund die gestrige Juli-Feier, das erstere aber die Verlegung des Expeditions-Lokals und der Druckerei an.

Großbritanien und Sr M,

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus Siz- zung vom 30. Juli. Judem Lord Melbourne auf die dritie Lesung der Jrländijchen Zwangs - Bill antrug, selzte er 1ochma?s die Gründe auseinander, welche es nothwendig mach- ten, die Maßregel zu erneuern, wiewohl er das Schicksal Jr- lands bedauerte, dessen Anzeleacnheiten stets zum Kampfpla6 fär die politischen Parteien in England gemacht worden \eyen, fo daß man ihnen niemals die gebührende ruhige und sorgfältige Erwägung gewidmet habe. Die Einwendungen derjenigen, die da sagten, daß England sich eine solche Maßregel, wie die Jr- ländische Zwangs-Bill, nichr würde gefallen lassen, wies der Red- ner damit zurück, daß er behauptete, es würde in England auch niemals zu einem solchen Zustande kommen, der dergleichen Zwangs- TNaßregeln erfordern dürfte, Er verglich nun die Zahl der in beiden Ländern im Jahre 1823 begangenen Verbrechen; ste be- lief sich in England auf 20,072, worunter 15,000 Diebstähle oßne Gewaltthätigkciten und etwa 2131, bei denen einige Ge- walt angewandt worden war, und nur 2941 grôöber- Verbrechen, in Irland aber, dei einer unendlich geringeren Bevölkerung, auf 9942, worunter 18— 1900 Diebstähle und das Uebrige lauter schwere Verbrechen, wie Mordbrennereien, bewassnete Ueberfäile und Mordthaten. „„Jrlands Zustand“, fuhr er fort, „ist von der Art, daß Niemand einen Dienstboten miethen, oder Über sein Eigenthum in irgend einer Weise verfügen oder eine Person in Arbeit nehmen kann, ohne sich den Gewaltchätigkeiten der nächt- lichen Herumistreicher auszuseßen, die die furchtbarsten Unthaten begehen. (Hört, Hört!) Und wenn Jemand zu den Geseßen feine Zuflucht nehmen oder cinem Andern dabei behülflic seyn will, so spricht er dadurch über fich selbst das Todes - Urthei!t avs, Vielleiht wird er am hellen Mittaze gemordet, und das oft vor den Augen seiner rings umher eingeschüchter- ten Nachbarn.“ Hierauf ging der Redner auf eine Ver- theidigunz des Verfahrens der Minister in Betreff der Weg-

| lassung der drei bckannten Klauseln ein und bemerkte, daß er

selbs, toie er {hon gesagt, für diese Klauseln gestimmt habe, die dei Lord-Lieutenant das Recht verliehen, gewisse Versammlun- gen zu verhindern ; er hade jedoch seine Ansicht deshalb geäadert, weil er glaube, daß die politische Aufregung nicht der alleinige

s j 00 d : Grund der nächtlichen Gewaltthätigkeiten jey, und daß daher Schauplaz Lyon gewesen, noch bei Jederinanz in zu frischem i

der Frieden in Jrland aufrecht erhalten werden könne, ohne daß man durchaus den Bewohnern dieses Landes ein ihnen zustehen- des Recht, das Recht, politische Versammiungen zu halten und Petitionen zu beschließen, zu nehmen brauche, wiewohl es nit zu leugnen sey, daß in Jrland dieses Recht sehr gemißbraucht

L S | j : qte | werde, und daß daselbst aufrührerische Versammlungen schon zum Depesche aus Madrid vom 24. Jui um 5 Uhr Abends enthält ?

bleibenden System, das von-einem einzigen Geist, von einer einzigen Macht, von einem cinzigen Impuls geleitet werde, geworden seyen, wáhrend in England dergleichen nur aus der Aufregung des Noments zuweilen zu entstehen, aber eben so schnell auch wieder vorüberzu- gehen pflegten. Schliezlich rechtfertigte der Redner die Mini- ster und namentli sich selbs gegen den ihnen deshalb gemach- ten Vorwurf, daß se sich nichr lieber zurückgezogen hätten, statt ihre fceúhere Meinung aufzugeb-n, indem er an eine Aeußerung des Herzogs von Wellington erinnerte, daß man seinem Vater-

I O A i : lande und seinem Souverain nicht seine Dienste entziehen dürfe, er Schlaffgeit oder Gleichgültigkeit bei den gedachten Auftrit- !

wenn die dringenden Zeitumstände diese Dienste erforderten. (Hört, hdrt!) Der Graf v. Ripon wollte dem Minister darin niche beistimmen, daß die politische Aufwiegelei nicht der Haupt-

arudS Nan deo Quaas

noch einmal weitläufig über den Vorfall aus, der zur Verände- rung des Ministeriums und zur Veränderung der vorliegenden Bill geführt, und äußerte die Hoffnung, daß unter der Verwal- tung des Lord Melbourne eine solche Jndiscretion, oder vielmehr ein so thôrichter Streich, wie der des Herrn Littleton, nicht vor- kommen würde. „Jch weiß‘/, sagte der Redner, „daß es nöthig war, fast ein Uebermaß von Gewalt in die Hände des Lord- Lieutenants von Jrland niederzulegen, denn diejes edle Jndivi- duum hatte selbst als Staatsmann und Diener der Krone die wohlüberlegte und besonnene Ansicht geäußert, daß er einer solchen Macht bedürfe, um die Gewaltthätigkeiten politijcher Abenteurer zu unterdrücken. Jch kann es nur bedauern, daß man, ich will nicht sagen, Judividuen, sondern dem verleiblichten Geiste der Auf- regung entgegengetommen ist, bei dem cs heißt: Nil actum cet, nisì Poeno milite portas frangas, et media vexillum pono subnrra. (Hôrt, hdre!) Mylords, er hat schon an die Thote gedonnert, ja sie sind schon fast niedergeshmettert, und ich sürchre, wir werden bald sein Banner von einer noch s{limmeren Sol- dateéfa, als die Karthagische, auf der Citadelle der Constitution aufpfianzen schen, und Gott verhüte, daß es nit gar im Herzen der Hauptstadt wehen möge.‘/ Der Herzog v. Wellington ci- tirte die Parlaments-Akten v. 1828 und von vorigen Jahren, in denen beiden es ausdrücklich heiße, daß die politische Agitation in Ir- land mit der Sicherheit des Landes und mit jeder orèentil chen Regierung unverträglich sey; er erinnerte daran, daß der Lord- Kanzler gesagr habe, er wolle nicht mit seiner ganzen Last auf dem armen Landvolk ruhen und sih weigern, die Urheber der Unruhen auch nur mit der Fingerspize zu berühren, und doch behaupte derselbe jeßt, daß die gegen die Agitation gerichteten Klauseln unndrhig jeyen. „Jch frage‘/, fuhr der Herzog fort, ¡wo Leben und Eigenthum so unsicher ist, wie in Jrland? Giebt es ein Land in der Welt, selb| die Wildnisse Amerika's, die Wüsteneien Afrikas und Asiens nicht ausgenommen , wo solche Gräuel vorfallen? Da spreche man noch von Freiheit des Volks! Das Erste, worauf es antdmmt, is St- cherheit für Leben und Eigenthum; dies sind die Grundlagen der Geselischaft in jedem Staat; das Petitions- und das Ver- sammlunge-Recht sind die Erzeugnisse, niht die Grundstoffe dr Gesellschaft und nur als eine vermehrte Bürgschaft für jene er- steren Zwecke hinzugefügt worden.‘/ Nachdem der Herzog \chließs lich noch behauptet hatte, daß sein Bruder, der Marquis von Wellesley, seine frühere Meinung über diesen Gegenstand ge- wiß nicht geändert habe, und daß überhaupt nirgends eine Me {- nungs- Veränderung eingetreten sey, sondern daß sie nur fingirt werdè, erklärte er, daß er für die dritte Lesung der Bill stimmen wolle und daß es, R Pes er als Amendement vorgeschlagen habe, die dret weggelassenen Klauseln wieder in die Bill aufzunehmen, doc nicht

| seine Absicht sey, darauf zu bestehen, sondern nur, desselbe in

das Protokoll des Hauses eintragen zu lassen. Die Debatten dauerten dessenungeachtet noch eine ganze Zeit fort, boten jedoch

| nichts von besonderem Jnteresse dar, und die Bill wurde endlich

zu drittenmal verlesen und, nahdem das Amendement des Her- zogs von Wellington ohne Abstimmung verworfen worden war, als passirt angeschen. Das Haus beschloß, mit den Verh 1nd- dts über die Armen-Bill am Donnerstag um 2 Uhr fortzu: ahren.

Unterhaus. Sibung vom 29. Juli. Als Lord Althorp darauf antrug, daß das Haus sich in den Auss{chuß über die Jrländische Zehnten: Bill verwandeln solle, erhob sich Herr O'Connell und beantragte als Amendement, daß dies erst über sechs Monat geschehen möchte, indem er bemerkte, daß alle Unannehmlichkeiten, die aus dem Aufschub dieser Bill bis zur nächsten Session hervorgehen könnten, beseitigt seyn würden, wenn man außer der für die Jrländische Geistlichkeit bereits bewilligten Million noch 150,000 Pfund zu demselben Zweck vorschiezen wollte; diese Bewilligung, meinte er, brauche man aber nicht aus den allgemeinen Steuern oder aus dem fonsolidirten Fonds zu machen, sondern durch Vérausgabvng von Schaßkammerscheinen die einzig und allein auf das Zehnten. Eigenthum in Jrland n, gewiesen werden könnten. Diesem Vorschlage widersckte sich jedoch Herr Littleton, weil er glaubte, daß, wenn ran die Regulirung des Zehnten noch ein Jahr aufichdbe, die Bevölke- rung von Jrland sich zuleßt ganz von der Zahlung desselben ents wdhnen und daß dann das Haus, wenn die Zeit der Zehnten-

Appropriation herankáme, eine gänzliche Vernichtung alles Zehn-

ten-Eigenthums vorfinden würde. Der einzige Zweck des Herr

O'Connell sey auch, das wisse er sehr wod Ma: es Einkommens immer mehr zu erschweren, denn der ehrenwerthe und gelehrie Herr habe sick dermaßen dafür verbürgt, sich dem Zehnten ganz und gar zu widerseßen, daß er nie in cinen Plan wiliigen würde, wenn derselbe nit darauf berechnet wäre, diese Art von Eigenthum völlig zu zerstôren. Schließlich erklärte sich der Redner aus den Mittheilungen, die ihm aus Jrland ge: macht worden, für überzeugt, daß auf Seiten der dortigen Gutsbesizer die größte Bereitwilligkeit vorwalte, die Bezahlung des Zehnten unter den ihnen von der Regierung angebotenen Bedingungen auf sih zu nehmen und ihren Pächtern den Vors theil zu gewähren, die Entrichtung des Zehnten ganz ablösen zu können. Herr Sheil und Herr Grattan untec?üzten das Amendement des Herrn O'‘Connell, Lord Althorp und Dr

Lushington sprachen dagegen, und es wurde zulegt init 154 gegen 14 Stimmen verworfen. Das Haus ginz darauf auch sogleih in den Auéshuß über und die zwei etstzn Kiau- seln der Bill wurden angenommen. Zu der dritten, die bis zum folgenden Tage ausgeseßt wurde, hatte Herr O'Coznell zwei Amendements vorzuschlagen. Jn einem Aus\{uß über dié Accise: Gesetze beschloß das Haus, daß alle Abgaben von Stäicke und steinernen Kruken aufhdren sollten; auch die jetzigen 2ôle auf Jrländische Spirituosen wurden aufgehoben; ein Amtad lid des Capitain Gordon, daß diesauch mit den Schottiïchen gesch s. solle, wurde auf die Bemerkung des Lord-Advoktaten. daß die dffentliche Meinung in Schotiland dagegen seyn und der Schleich- handel, der dort mit geistigen Getränken getrieben mordo dana