1834 / 221 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

M L Op Demi ait Mir

Cr fim.

Kugend, fihr wüstes Treiben, ihr Unglaube und ihre verworrenett Ansichten in Sachen der Politik und Religion sind dem Mangel des Religions - Unterrichts zuzuschreiben, der auf den Englischen Universitäten einen so heilsamen Einfluß ausübt. Ehen dasselbe läßt fh von der Franzdsischen Jugend sagen, die den ersten Au- genblick einer politischen Revolution ergriff, um hervorzustürzen und jedes Emblem der christlichen Religion, die se nur Aberglauben nennt, herabzureißen. Mögen die edlen Lords Úber den Charakter und die Wirkungen der Unterrichts-Anstalten in unserem Lande und auf dem Kontinent niht nah spekulativen Meinungen, sondern nach wirklichen Resultaten urtheilen. Man vergleiche die irregelci- teten jungen Leute in Frankreich mit der herrlichen Jugend unseres Landes, Ih sih eben so sehr durch ihre Talente und Fdhigkeiten, als dur ihre sittliche, religidse und intellektuelle Bildung aus- zeichnet, und frage sich dann, ob das Unterrichts- System in Eng- land oder auf dem Kontinent den Vorzug verdient.“ (Hört !) Der Redner machte dann noch bemerklich, wie bet einer neu- lichen Gelegenheit die aufblühende Generation ihre religiösen Gesinnungen kundgegeben, wie sich die älteren Magister aus verschiedenen Gegenden des Landes, 2000 an der Zahl, versam- melt hätten, um den Ansichten der Opposition vollkommen bei- zupflichten ; er sagte, daß er zwar fr viele Dissenters, mit de- nen er persônlich bekannt sey, die größte Achtung hege, deshalb aber unmöglich die herrschende Religion ihnen zum Opfer brin- gen könne, und shloß mit folgender Bemerkung: ¿¿Man fónnte uns sagen, daß die Verwerfung dieser Bill Ew. Herr- lichkeiten mit dem Unterhause iu Collision bringen würde, aber um Gluck sehe ih wenigstens, daß dadurch fein Zwiespalt zwi- ai diesem Hause und den Ministern Sr. Majestät entstehen kann. (Hört!) Nach den Aeußerungen des edlen Viscounts, der an der Spiße des Ministeriums steht, bin ich dies zu sagen berechtigt. So leid es mir übrigens auch thut, wenn eine von einer großen Majorität im Unterhause angeno:nmene Bill von Ew. Herrlichkeiten verworfen werden muß, so haben Ew. Herrlichkeiten doh, wetin sie den Religions - Unterricht rein erhalten wollen, keine andere Wahl, als diese Bill u verwerfen.“ (Hört, hêrt!) Der Erzbischof von Canter- ury erklärte, daß er alle heute gehaltenen Reden, mit Aus- nahme der ersien (der des Grafen Radnor ), mit großem Ver- gnügen gehört habe, selbst die des edlen Viscounts, der zwar für die zweite Lesung der Bili stimmen wolle, aber doch, wie es scheine, in versdhnlichem Geist, bloß mit Rücksicht auf eine fer- nere Crérterung der Maßregel und um ein freundschaftliches Arran- gement herbeizuführen ; lieber freilich, meinte er, würde er den edlen Viscount sich ganz unumwunden gegen die Bil haben aussprechen hôren, was auch gewiß ein für den Premier-Mini- ster Englands angemesseneres Verfahren gewesen wäre. Dann bekämpfte der Redner zwei von dem Grafen Radnor aufgestellte Behauptungen, erstens, daß die Universitäten nicht die Bildung von Geistlichen für die Anzglikanische Kirche bezweckten (Graf von Radnor: „Jch sagte bloß, die Universitäten seyen nicht ausscbließlih theologische Seminarien!/), Und daß der Un- cerricht zu Oxford nicht theologisch sey. (Graf von Radnor: „Jch sagte, nicht streng theologisch.‘) Dagegen führte der Erz- bischof an, daß in jedem Kollegium eine Kapelle für den Got- tesdienst nach den Gebräuchen der Englischen Kirche erbaut und daß die Kollegien vermöge der Uniformitäts-Akte als Theile der herr- schenden Kirche anerkannt worden, daß die Universität zu allen Zeiten, sowohl vor Abwerfung des Jochs der Rdômischen Kirche, als nachher, mit Ausnahme einer kurzen Periode, die wohl Nie- mand werde als Muster aufstellen wollen, mit der Kirche ver- bunden gewesen sey, und daß deshalb auch die Dissenters nie- mals an der Universität hätten Theil haben wollen, außer jest, ¡o es ihnen freilich um weitere Zwecke zu thun wäre, denn sie strebten bloß deshalb nah der Zulassung zu den Universitäten, um die an denseiben bestehenden Vorschriften nah ihrem Sinn umzumodeln und den Charakter derselben zu verschlechtern , am Ende aber die herrschende Kirche ganz zu stürzen. Zum Be- weis, wie eifrig die theologischen Studien jet an den Univer- sitäten getrieben würden, las der Redner einen langen Brief von einem Inspektor eines der Haupt-Kollegien in Oxford vor, wor- in der theologische Kursus auscinandergeseß1 war; in diejem Kursus, sagte er, scy Alles enthalten, was für ein Mitglied der Englischen Kirche wünschenswerth sey, und was eine treffliche Grundlage für die ausgedehntere Kenntniß bilde, die von denen gefordert werde, welche sich wirklich dem Kirchendienst wide weten. Auch vertheidigte er den Gebrauch, die minoren- nen Zöglinge zu Andadc;tsübungen anzuhalten, und versicherte, daß der Gottesdienst an den Universitäten fleißig besucht werde. Endlich suchte er zu zeigen, daß es nach der Annahme dieser Bill den Universitäten immer noch fsreistehen würde, die Dissen- ters von den akademischen Würden auszuschließen, daß die Bill also ganz unnöthig sey, denn fle hrauchten nur den dissentirenden Studenten einem Exainen úber die 39 Glaubens- Artikel zu un- terwerfen und das Bestehen die)er Prüfung zur Bedingung des zu verleihenden Grades zu machen; dem würden und könnten \ich dann die Dissenters doch nicht unterwerfen, und sie wür- den sich darüber beschweren, dap man nur Spott und Hohn mit ihnen treibe. Der Lord - Kanzler, der hierauf das Wort nahm, bemerkte, daß sich die edlen Lords, die so eben gesprochen, ämmtlich, vielleicht blo mit Ausnahme der erlauchten Kanzler der beiden Universitäten, von der Sache entfernt und denselben Jrrthum begangen hätten, den ste seinem edlen Freunde, dem Grafen von Radnor, vorgeworjen ; denn es handle sich hier nicht darum, ob es zweckmäßig ey, den Verband zwischen der Diszl- plin der Universitäten und der herrschenden Kirche aufzulösen, sondern ob den Dissenters erlaubt werden solle, sich an der ei- nen Universität immatrikuliren zu lassen, wie es thnen bere*ts an der anderen verstattet sey, und an beiden zu promoviren;, diese beiden Fragen, meinte der Redner, seyen so verschieden, daß Einer, der heute die zweite Lesung der vorliegenden Bill unterstúlze, sich morgen ohne Juconsequenz einem ‘Plan ur Veränderung der Diszipiin der herrschenden Kirche wider- segen könne. Er führte nun die Frage auf den rein praktischen Gesichtspunkt zurück, nämlich auf die Beschwerde, daß Personen, die mit gutem Gewissen, nicht nur ohne alles Jnteresse, sondern gegen ihr Interesse (hödrt, hôrt!), von den Grundsäßen der herr- schenden Kirche abwichen , einzig und allein deshalb von einem der shätbarsten Bürgerrechte ausgeschlossen (hdrt, hôrt.) und genöthigt würden, ihre Bildung, oft mit großen Kosten, in frem- den Ländern zu suchen, aljo sih gewissermaßen ins Exil zu be- geben. Wenn es sih darum handelte, sagte er, die Dissenters 1 den Seminar- Stellen und zu Universitäts - Aemtern, mit de- nen Emolumente und Kuratelen verbunden wären, zuzulassen, dann würde er nicht nuar darauf antragen, daß die Bill erst über sechs Monat zum zweiten Male verlesen, son- dern sogar, daß darúber zur vorláufigen Frage geschritten werde, welches der parlamentarische Gebrauch sey, eine unangemessene abstrakte Frage zu beseitigen. Uebrigens stimmte auch er der Ansicht des Premier-Ministers bei, daß ein gütli- ec Vergleich der Dissenters mit den Universitäten wünschens- werther gewesen wäre, nicht als ob er fürchte, daß die Univer-

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sitäten Oxford und Cambridge der Bill, wenn sie durchginge, überhaupt nicht gehoren würden, sondern weil er besorge, sie möchten dies zwar zum Schein thun (hört, hdrt!), aber doch Mittel außzufinden wissen, um die Dissenters von den akademi- schen Graden auszuschließen.

„Wenn Oxford sich nur in Betreff der Fmmatriculation mit Cambridge auf gleichen Fuß seßen wolite‘/, fuhr der Redner fort, ¿and wenn an beiden Universitäten den Medizinern die Promotion erlaubt würde, ohne die Unterzeichnung der 39 Artikel von ihnen zu fordern, dann wäre die Haupt- Beschwerde beseitigt. Fch mache einen Unterschied zwischen Medizinera und Furisten, denn obgleich ich weiß, daß ein Furift, wenn er die Magiiter- Würde besißt, {hon drei, statt fünf Fahre nach seiner Zulassung zu einem der juristi- schen Kollegien als Advokat auftreten darf, so ift dies doch eine bloße Privat - Anordnung der juristischen Kollegien, die sie morgen des Tages ándern fóônnen ( Beifall), und es dürfte nur festgeseßt werden, daß cin sicbeniähriger Universitäts- Besuch, der auch zur Erwerbung des Magister-Grades erforderlich ist, einen Rechts-Kar- didaten ohne akademischen Grad zum Genuß derselven Privilegten, wte den Magistee , berechtigen sote. Was dagegen die Zulassung zu den Seminar» Stellen anbetrisst, so habe ih mich mehr als cin- mal dagegen ausgesprochen. Diese Benesizien sînd allein für Mit- glieder der herrschenden Kirche gestiftet (hôrt, hört! ); die Fndivi- duen, welche die Fonds dazu vermachten, hatten däs Recht, jed- wede Einschränkung in der Vergebung dieser Stellen festzuseßen, und die Dissenters haben eben so wenig Urfach, sich Über die Uus- schließung von diesen Emolumenten zu beschweren, wie ste darüber klagen Édnnten, daß ste an irgend einer milden Privat - Stiftung keinen Theil hätten ‘/

Der Lord - Kanzler äußerte sich sodann etwas ironisch über die von dem Herzoge von Wellington gegebene Auslegung von dem Sinn der Einheit zwischen Kirche und Staat und meinte, dieselbe sey wohl auf England, auch auf Jrland anwend- bar, aber nicht auf Schottland, denn jeder Presbyterianer halte es füc einen Glaubens-Artikel, daß der König keine Gewalt über die Schottische „„Kirk‘/ habe, und auch auf Jrland würde sie schlecht passen, venn man der Autoritäc des Bijchoss Warburton folgen wollte, der zuerst über den Verband zwischen Kirche und Staat geschrieben und behauptet habe, die Staats: Religion sey immer die Religion der Majorität (hört, hôrt!), und verhalte sich aber bekanntli in Jrland die Zahl der Mitglieder der An- glikanischen Kirche zu der Zahl der Andersgläubigen wie 1 zu 7. Auch über die Behauptung des Herzogs, daß man durch die Nöthigung zur Unterzeichnung der 39 Artikel nur eine Bürg- schaft dafür haben wolle, daß der Student einer Anglikani)chen Familie angehdre, niche daß er selbst schon von den Wahrheiten der in jenen Artikeln enthaltenen Glaubens Lehren überzeugt sey, zog der Lord-Kanzler her und glaubte, der edle Kanzler der Uni- versität Oxford wärde am Ende doc wohl nicht viel danach fra- gen, ob der Student zu einer Anglikanischen oder zu einer Dis- senter-Familie gehôre, wenn er nur die 39 Artikel unterzeichne; erst würden ste verschlungen und dann verdaut. (Allgemeines Gelächter.) Dann wandte fich der Redner an den Grafen v. Carnarvon und sagte:

„Der edle Graf, der heute Abeud zum erstenmal zu Ew. Herr- lichkeiten gesprochen hat , gefiel sich in einem ausgearbeiteten Lob- salm auf die Weisheit Oxfords und schleuderte auf die Deutschen Universitäten ein Anathema üver das andere, weil sie keine Test-Eide hátten. Nun sind diese Test-Eide erstens uicht die geringe Bücg- schaft gegen die Zulassung von Atheisten, denn der Eid gilt nur für den gewissenhaften Menschen; dieser wird also nur dadurch ausge- \{los}en, während der Schurke, dessen Gewissen wie mit einem glü- henden Eisen ausgebrannt isi, so viel Test-CEide, als man ihm vorle- gen wili, ruhig situntérs{len wird. Durch den Test-Eid wendet man sich nur an die shmußtgen Leidenschaften des Menschen, an scinen Eigennuß, an seine Geldgier, an seine Eitelkeit, und er wird gern, wie einmal ein Solcher erklärte, 69 satt 39 Artikel unter- zeichnen. (Beifall und Gelächter.) Die Deutschen Professoren, gegen die der edle Graf seine Schmähungen gerichtet hat, wür- den eben 0 bereitwillig, wie der gewissenhafieße Geistliche, jeden Test-Eid schwdren, den ihnea die Unlversirät auflegen möchte. Beiläufig muß ih Übrigens sagen, daß mir die Art und Weise, wie hier vom Auslande gesprochen worden iß, nicht ge- fallen will. (Hbrt! von den ministerlellen Bänken.) Es mag Man- che geben, die uns abstreiten werden, vaß wir die mächtigse Natron der Welt seyen; Manche werden leugnen, daß wir die wetseste Na- tion seyen; Manche, daß wir als Nation die grdßte Portion Auf- richtigfkcit besäßen; abex Niemand kann es besireiten, das wir unter allen Vdlkern der Welt am Ueichtesten mit uns selb| zufrieden sind. (Hbrt! und Gelächter.) Es is ohne Zweifel sehr angenehm, in dem zu eigenem Verbrauch gebrauten Love zu schwelgen und das süße Getränk brühwarm zu verschlingen. (Gelächter.) Aber der Deut- schen nicht zu gedenken, so kann unser eigenes Vaterland Gelehrte genug aufweisen, die sich an keinen Test - Eid kehrten. Fch brauche nur an unseren berühnmten Philosophen David Hume zu erinnern.“

Hierauf machte der Redner noch bemerklich, daß die Dis senters doch zu den hôchsten Sraats-Aemrern gelangen könnten, daß einer seiner eigenen Vorgänger ein Dissenter gewesen, und daß es also hôchst ungereimt jey, sie von den akademischen Wür- den ausschließen zu wollen. Auf den Einwurf, daß die Dissen- ters sich doch selbst Unterrichts-Anstalten gränden und an den- selben zu Doktoren creiren lassen möchten, erwiederte er, daß das Beisptel der Londoner Universität zeige, wie es ihnen dann er- gehe, denn gleich wären die gelehrten Corporationen von Oxford und Cambridge bei der Hand und protestirlen dagegen, daß einer solchen Universität ein Freibrief verlichen werde, kurz, sie woil- ten ihnen alle Möglichkeit abschneiden, zu akademischer Bil- dung und zu akademischen Würden zu gelangen, Schließlich versicherte der Redner, daß auf der Londoner Unioersirät ein sehr religidser Sinn herrsche (hdet, hört! ), und sprach die feste Ueberzeugung aus, daß die Sache der Dissen- ters doch endlich slegen werde.“ (Beifall. ) Obgleich nach Been- digung dieser Rede allgemein der Ruf: „Zur Abstimmung!“ er- scholl, ließ sich doch der Bischof von Exeter nicht abhalten, noch einen sehr langen Vortrag gegen die Bill zu halten, in dem er jedo fast nur die von den vorigen Rednern gegen diese Maß- regel hervorgehobenen Gründe wiederholte und weitläufiger aus- spann. Er citirte am Schluß seiner Rede mehrere von Dissen- ters eingereichte Bittschriften, aus deren Ausdrücken er aufs Deutlichste nahweisen wollte, daß es denselben nur auf den end- lichen Umsturz der herrschenden Kirche abgesehen sey, weshalb er das Haus be\chwor, sich nicht verblenden zu lassen und sich nicht zum Werkzeug der Vergiftung jener Drunnen der Weisheit und Tugend herzugeben. (Das Resuitat der Abstimmung, die Ver- werfung der Bill mit 187 gegen 85 Stimmen, ik son gestern mitgetheilt worden.)

Oberhaus. Sikzung vom 4. August. Der Graf v. Radnor kündigte an, daß er zu Anfang der nächsten Session cine Bill einbringen werde, wodurch das Alter festgeseßt werden sollte, in welchem man dazu aufgefordert werden kdune, die 39 Glaubens - Artikel der Anglikanischen Kirche zu unterzeichnen (hört, hört!) und den zur Aufnahme an den Universitäten erforder- lichen Eid zu leisten. (Hört!) Die Armen - Bill ging jodann durch den Ausschuß. Der Bericht darüber soll am Donnerstag abgestattet werden und die dritte Lesung am Freitag stattfinden. Der Bischof von Exeter ercklárte übrigens, er werde bei der dritten Verlesung auf die Weglasung derjenigen Artikel antra- |

gen, die sich auf die Alimentation unehelicher Kinder hz, ziehen.

Unterhaus. Si6ung vom 2. August. Die Verhand lungen úber die Jrländische Zehnten-Büll und über die Bill M Betreff der Jrländischen Kirchengüter wurden im Ausschuss, fortgeseßt und beendigt; der Bericht über bede Bills sollte am Montag abgestattet und am Dienstag zur dritten Verlesung b selben geschritten toerden. L

Unterhaus. Sitzung vom 4. Augus. Herr Hum, leate eine Petition aus Unter-Kanada vor, die gegen gewisse von der Regierung angeordnete Mazyregeln war. Dies gab dem Se, cretair für die Kolonieen, Herrn Spring Rice, Gelegenheit auf den Brief des Herrn Hume an einen Einwohner von K, nada, Herrn Mackenzie, aufmerksam zu machen, der vor einiger Zeit von der Times mitgetheilt wurde, und aus welchetn Her Spring Rice folgende Stelle vorlas: „Jn den Angelegenheiten Kanada’s steht eine Krisis naße bevor, die mit der Freißeit und Unabhängigkeit der Kolonie endigen und ste von der unheilbrin, genden Herrschafr des Mutterlandes und ven der Tyrannei einet Fleinen und verächtlichen Faction in jenem Lande befreien dúrfre, Der Minister fragte, ob eine svlche Sprache, wenn sie von eine Unterthan der Kolonie geführt worden wäre, nicht eine Verfsl: gung wegen Hochverraths hätte nach sich ziehen missen. Hey Hume aber entgegnete, er sey bereit, jeden Sas jenes Briefes zu vertheidigen, obgleich ihn die Presse zuin Gegenstande dey \czändlichsten Verleumdungen gemacht habe; die angeführte Stelle sagte et, beziehe sich auf die Maßregeln des ehemaligen Ke lonial, Secretairs Herrn Stanley, nicht auf die Herrschaft Großbrite, niens in scinen Kolonieen ; nichtsdestoweniger aber möchte er (dey Redner) den Kanadiern zurufen, was er den Jrländern geiagt habe: „Wenn Jhr nicht die Abstellung großer und anerkannter Mißbräuche erlangt, so wtrd Widerstand eine Tugend.“ Het Spring Rice erwiederte, für cin Parlaunents - Mitglied / dag in feiner Wohnung vollkommene Sicherheit genicße, sey es wahr lich kein ehrenvolles Geschäft, den Einwohnern einer entfernten Kolonie Maßregein des Widerstandes amurathen und hinter dey Ofen hinaus zum Aufruhr zu blasen. Dics veranlazte Herrn Hume zur Bemerlung, daß cr erst neulic) auf offenen Felde zu Gunsten der Minister ins Horn gestoßen und ihnen damit gewiß einen schr wesentlichen Dienst geleistet habe. Damit en digte diese Debatte. Jn derselben Sigzung legt: Sir R obert Byvyan dem Hause eine Bittschrift des Repräfentantien- Hause von Barbadoes vor, worin diese Kolonie sich besizwert, daz die den Kolonisten für die Emancipation der Sklaven bewiliate Entschädigung von 20 Millionen viel zu gering sey, und zugleich verlangt, daß die Summe nach der Zahl der Kdyse und nicht nach dem Werthe der Sklaven vertheilt werden sell, Herr Spring Rice sprach sein Bedauern darüber aus, daj diese Sache, nachdem sie läng vorn Parlamente geschlossen sex, noch einmal vorgebracht werde, und erklärte sich geacn die Pu tition. Der übrige Theil der Sißung wurde mit Verhandlun gen des Subsidien-Xusschusses hingebraczt.

London, 5. Augusr. Graf Grey hat sich gestern früh mit seiner Familie zu einem Besuch bei Sr. Majestät nach Wind jor begeben.

Jn der heutigen Sißung des Oberhauses erfkattet! der Lord-Kanzler den Bericht über die gegen die Wahlberecti gung von Warwick gerichtete Bill und erkiärte, daß die Zeugen: Verhdre keinen Beweis gegen Warwick geliefert häiten, weshalb denn, auf seinen Antrag, die Bill verworfen wurde. Hierauf erhob sich der Marquis von Londonderry, uin seinen Aniraz in Bezug auf die auswärtigen Verhältn:sse zu machen. Er äu ßertc sich úber die Belgishea Angelegenheiten, úber die Besep zung von Ankona und úber die Occupation von Algier und gab den Ministern Schuld, daß sle die freundschaftlichen Verhält nisse Englands zu Rupland zerstört hätten, was, wie er meint, auch zu einem Bruch mit Preußen und Orfterre:c führen dürfte, Ueber die Regierung Ludwig Philipps erging sich der Redner in sehr heftigen Aeußerungen; fie habe, saote er, mehr eigenmäth tige Verordnungen crlassen, als die Karl's 3., und bewiesen, daß Frankreich nur duarch Gewalt regiert werden fdônge; si

unterhalte 60,000 Mann Teuppen in Paris und regie wie Napoleon. Dann fragte er, ob der Quadrupel- Traktat etwa den Frieden in Portugal hergestelit habe, und 0

man den Jnfanten Don Carlos nicht als den legitimen Throw erben in Spanien anerkennen wolle. Jn lesrerer Hinsiht führte er an: daß jede politische Bewegung in Spanten ‘rit 150 Jahren doch wenigsteis den Grundsatz, have bestehen lasset, daß nur die männlichen Erben des Herzogs von Anjo1 und kei anderer Zweig der Bourbons den Thron besreigen dürften, (Hier wurde der Bericht über diese Sigung wegen Abgangs di Post abgebrochen.) S

Im Unterhause wurde heute die Biil wegen Einßegunz der Gemeindefelder mit 34 gegen 14 Stimmen verworfen.

Der Herzog von Wellington und 21 andere Pairs habet einen Protest gegen die Auslassung der bekannten Klauseln aus der Zivangs- Bill unterzelchnet. Andererseits enthalten die Zti tungen einen Protest des Lord Holland gegen die Verwerfunz der Bill in Betreff der Zulassung der Dissenters zu den Unk versfitäten.

Nach der Versicherung der Tory-Blätt:r wiirde der Herzog von Wellington mit seinem Anhange alles Mögliche anwendet, um die Verwerfung der Jrländischen Zehnten-Bill im Oberhaut herbeizuführen.

Dem Observer zufolge, würde das Parlament am 19. Aw gust prorogirt werden. „Das Unterhaus ‘/, sagt dieses Blath „Wird seine Geschäfte nächsten Mittwoch beendigen, und dit Lords werden dann noch Zeit genug haben, um die vom Unte hause an sie gelangten Bills zu Ende zu bringen. Kurz vor dei Schlusse jeder Session pflegen die ministeriellen Mitglieder deb Unterhauses ein gemeinschaftliches Mittagömahl zu halten. Dis ses Diner ist zum nächsten Sonnabend bestelit.“

Die Morning Chronicle, die seit dem l26ten Kabinets wechsel in näherer Verbindung mit dem Ministerium zu sèchel scheint, nennt die Herren Franckland Lewis, John Lefevre und Nichols als die drei Jndividuen, welche die Regierung zu Kolb missarien des neuen Central-Armen-Departements ernannt hab. Der Globe und der Courier behaupten zwar, daß diese E nennung noch nicht stattgesunden habe, halten jedoch die D zeichnung jener drei Herren zu diesem Amr für wahrscheinlich.

Der Globe versichert, es befänden sich in einem Holländs schen Hafen zwei für Don Carlos angekaufte Dampfschisse , das ¡United Kingdom‘/ und das „„Albatropy‘/; zwei andere, der „Sw muel Cunard‘/ und der Lulworth‘“, seyen mit Geschüs, Flinten und Munition {wer beladen, welche Gegenstände auf die bel den erstgenannten übergeladen werden scllten, aus der Thenist

nach Holland abgegangen, und der Capitain Elliott, der früher Y in Dom Miguels Diensien gestanden, und Capitain Mingag“/ |

der noch in Englischen Diensten stehe, hätten sich eingeschifft, um | den Befehl über die beiden Schisfe zu übernehmen. Der Globe, der ehen von der Morning Chronicle mit- getheilten Artikel aus Madrid (\. Spanien ), worin gemeldet wird, daß die verwittwete Königin von Spanien Frankreichs Hülfe in Anspruch genommen habe, ebenfalls giebt, fügt demsel- hen folgende Bemerkungen hinzu: „Die kurze Hindeutung auf diesen ‘Punkt, die in der leßten Thron - Rede des Königs der Franzosen vorkommt, und der Jnhalt des Quadrupel- Traktates selbst lassen wenig Zweifel übrig , daß man , wenn es nöthig wáre, wirksame Maßregeln ergreifen würde, um ciner wilden und nußlosen Jnfarrection ein Ende zu machen, die, ohne die geringste Ausficht auf endlichen Erfolg, die Halbinsel nux in ei- nem endlosen Zustande der clusreguna und Verwirrung erhal- ten und das furchtbarste Unheil über die Spanische Narion brin- gen würde. Welchen Anspruch aber auch Spanien vermöge des Quadrupel Traktats haben nag, eine Jutervention zu fordern, so haben wir do Grund, zu glauben , daß Frankreich sich sehr ungetti eimischen wird y und gewiß nicht anders, als wenn es von der Angemessenheit den Gefuch Folge zu leisten, und von der Zustimmung aller übrigen Mitkontrahenten des Traktats fest úberzeuut ij, Und im schlimmsten Falle hoffen wir, daß eine bloße Kundgebung des Entschlusses, sich einzumischen, hinreichen wivd, um Alles, was nôthig is, zu bewirken, oder daß die völlige Unfähiakeit zum Widerstande die Cinmischung : wenigstens alles Blutrergießens Überheben wird. Ohne Zweifel hat der | le6te unsinnize Versuch zu Madrid diesen wichtigen Entschluß J schneiler herbeigeführt, indem er gezeizt hat, daß eine längere | Fortdauer des Krieges in den vier Provinzen die Pläne der Mißmüthigen von beiden extremen Parteien begünstigen müßte, und zivar, wte gewöhnlich, zunächit zum Nachtheil alles desjeni- gen, was zwischen beiden steht, woraus dann später cin Kampf zwischen ihnen selbft entstehen würde, der, wie er auch enden mdcte, zu nicht viel weniger als zur gänzlichen Xufreibung der Nation führen müßte,“

An der hiesigen Börse hat der starke Fall, den die Fonds, besonders die Spanischen, in ‘Paris erlitten, keinen fonderiichen Eindruck gemacht, da man hier diesen Fall bei weitem mehr der übertriebenen Speculation, als den angekündigten Spani\chen

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men verehrt, auf eine des milden und gerechten Königs würdige Weise. Frhr. v. Arnim ließ an diesem Tage immer so viele alte, dúrftige Männer speisen, als sein König Jahre zählt, und wohnte stets selbst dem Feste bei. Wiewohl dieses Jahr längere Zeit und noch immer von hier entfernt, ließ er dennoch den Ar- men auch diesmal die Freude bereiten. Jn seinem Auftrage wurden gestern Mittags 64 Männer im Saale des Hrn. Köh- ler vor dem Rheinthore festlich bewirthet.

__ Am 1. d. haben J. K. H. die verw. Landgräsin von Hes- sen-Homburg und J. Durchl. die verw. Herzogin von Anhalt- Dessau am Großherzoglichen Hofe einen Besuch abgestattet. Se. Durchl. der regierende Landgraf von Hessen - Hornburg ist vorgestern hier eingetrofsen vnd heute früh wieder abgereist.

__ Leipzig, 4. August. (Leipz. Ztg.) Ein ausgezeichneter Künstler, Herr Bonaventura Genelli gus Berlin, der nach zwölfjährigem Aufenthalte in Rom im Jahre 1832 nach Leipzig gelommen, hat jeßt sein jünagstes Werk (Zeus und die Europa, nach Moschos) vollendet, das als eine großartige Erscheinung in dem Gebiete der antiken oder mythisch- symbolischen Kunst selbst von denen mit hohem Interesse betrachtet wird, die in der Kunst das christlich-romantijche Element votziehen.

Hamburg, 7. August. Laut Berichten aus Cuxhaven hat die Englische Brigg „Gipsey‘“, Capit, Brown, mit den Spanischen Flüchtlingen am Bord, diesen Morgen die dortige Rhede verlassen. E K

Oesterr eto.

Wien, 2. August. (Schlesische Zeitung.) Dem Ver- nehmen nach, beabsichtigen Se. Majestät der jüngere Köôntg von Ungarn in den nächsten Tagen eine kleine Reise nah dem im Ober-Öesterreichischen Traunviertel gelegenen seiner romanti- schen Lage wegen bekannten Städten Gmunden, woselbsi auch Se. Königl. Hoheit der Herzoz von Modena érwartet wird. Der Kaiserl. Kdnigl. Oberst-Lieutenant Prokesch Rircer von Osten, hat dieser Tage seine Ernennung zum Kaiseri. Könis«l. außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten WMiniiter bei Sr. Majestät dem Kdnig von Griechenland erhalten und wird in einigen Wochen nach Nauplia abreisen. Der bisher bei der Kaiserl, Gesandtschafe in Rom angestellt gewesene Herr von

Finanz - Maßregeln zuschreibt. Heute sind indessen die Course, auf die achricht, daß Spanien um eine Französische Jnterven- tion nachgesuchr, auch hier gewichen, wiewohl Manche glaubten, daß dieó nur eine günstige Wendung herbeiführen kdane.

Der Vice-Admiral Sir Richard King ist in Sheerneß an der Chelera gestorben.

Der bekannte Lustspieldichter, Herr Sheridan Knowles, hat London verlassen, um sich über Liverpool nach New-York zu be- geben 5 E : / Die von Herrn Kemble dirigirte Schauspieler - Gesellschaft

gedenkt im Herbst eine Reise nach dem Kontinent zu machen und in einigen Städten von Deutschland und Holland Vorstel- lungen zu geben. Aus New-York sind Zeitungen bis zum 3. Juli hier ein- gegangen; sie bringen die Nachricht, daß der Präsident der Ver- | einigten Staaten Herrn John Forsyth an die Stelle des Herrn | Mane, dex scine Entlassung genommen, zum Staats-Secretair, | und Herrn Woodbury an die Stelle des Herrn Roger B. Ta- | ney, dessen Wahl von dem Senat verworfen worden war, zum Secrctair des Schaßamts ernannt habe.

Nt ederlaude.

Aus dem Haag, 4. Augus. Se. Majestät der König werden übermorgen in Tílburqg erwartet, um am 7ten die Trup- pen im Lager von Ryen und am Bren ein anderes Corps auf der Achtschen Heide nicht weit von Eindhoven in Augenschein zu nehmen. i

Die Staats-Courant berichtet aus St. Petersburg, daß das Niede- ländische Linten]chis, „de Zeeuw// vor seiner Abreise

| von der Kaiserlichen Familie, fo wie dem Kronprinzen und der Kronprinzessin von Preupen, bestiegen urd besichtigt wurde. Der Kaiser stellte diejemgen Offiziere, die mit der Medaille zum An- denken an die Vertheidigung der Antwerpener Citadelle geschmückt waren, Seiner erhabenen Gemahlin vor, uzd auf Sein Verlan- gen wurden die Holländischen Volkslieder gespielt, die Se. Ma- jestät mit undedeckétem Haupte anhôrte.

Belgien

Brüffel, 5. August. JJ. MM. sind gestern nach Flan- | dern abgereist. Jn Gent werden Höchstoieselben bis nächsten | Mittwoch verweilen.

[ Unjer Ministerium is neu oraanisirt. Außer dem Justize- Minister Herrn Lebeau und dem Minister des Jnnern, Herrn Rogier, sind auch der Finanz-Minister, Herr Duvivier, und E der interimistische Minister des Auswörtigen, Graf v. Merode, N ausgeschieden. Der heutige Moniteur enthält bereits die aus Gent vom (ten d. M. datirten Königlichen Verordnungen, wos Î durch Herr de Theux de Meylandt zum Minister des Innern, der Gouverneur von West- Flandern, Herr von Muelenare, zum 7 Ninister des Auswärtigen, Herr Ant. Ernst, Mitglied der Re- E prôsentanten- Kammer, zum Justiz-Minister, und der Baron # v, Huart zum Finanz Mitistde ernannt wird. Der Stagts- # Minister, Graf v. Merode, bleibt Mitglied des Conseils. Went Man d. p München, 3. August, Den neuesten Nachrichten aus } Jtalien zufolge, trisst Jhre K. Hoheir die Herzogin von Leuch- | tenberg mit Jhrer Tochter, der Prinzessin Theodolinde, am | 25. August zu München ein. L Am vergangenen Donnerstag ist ein Courier aus Nauplia, | weiches derselbe am 15. Juni verlassen hatie, hier eingetroffen. | Es herrscht jelzt selbs in der Maina Ruhe. Die früheren Be-

h ichte, daß dort 80 Mann geblieben \cyn sollen, waren schr } Übertrieben; der Verlust beträgt kaum zwanzig Köpfe,

) Karlsruhe, 4. Augui?. Jhre Königl. Hoheiten der Prinz ' und die Prinzessin von Wasa mit Hôchsäihrer Prinzessin Toch- Ÿ ter sind vorgestern Mittag von Baden hier eingetroffen, und | haben Jhr Abiteige-Quartier in dem Großherzoglichen Schlosse | genommen, Hôchstdiejelbea haben ge{tern einer größeren Fami- | lientafel beigewohnt, und hierauf in Gesellschast der Großher - j zoglichen Familie s Hof- Theater mit einem Besuche beehrt. | Nach der Abendtafel sind Jhre Königl. Hoheiten noch spät nach

} Darmstadt abgereist. } Darmstadt, 4. August. (Großh... Hess. Ztg.) Der | 2. August, das Geburtsfest Sr. May. des Königs von Preu- } Pen, ist nicht nur allen Preußen, sondern auch vielen Tausenden | anderer Deutschen ein Tag der Feier. Auf die mannigfaltigste | Weise wird darum dieser Tag în- und außerhalb Preußen stets | festlich begangen. Hier feierte ihn schon seit Jahren der Königl. Preußische Geschäststräger Frhr. v. Arnim, in welchem unsere Stadt einen wahren Menschensreund und Wohlthäter der Ar-

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Stahl wird ihn ais Secretair begleiten. Die zur Prúfung des neuen Radeßkyschen Neglements niederzeseßte Militair- Kommission hat ihre Arbeiten beendige und ihr Referat hierüber bereits Seiner Majestät dem Kaiser vorgelegt. Es soll dieses, soweit das neue Reglement seine Auwendung auf die Junfanterie betrifft, die volle Billigung der Kommission ausspre- chen, hinsichtlich dessen Einführung bei der Kavalierie aber we- niger günstig lauten. Ohne Zweifel wird in diesem Sinne auch der Beschluß abgefaßt werden und unserer Armee demnach wich- tige Veränderungen bevorstchen. Aus Siebenbürgen er- hält man hier fortwährend gute Nachrichten hinsichtlich des dor- tigen Landtages. Se. Majetiät der Kaiser hat unter den vorge- shlagenen Kandidaten Hrn. Nobtsa (von der kathol. Religion) zum ordentlichen Landtags - Präsidenten erwähle. Die Liste der von dem Landtage in Vorschlag gebrachten Kandidaten für Be- sezung der Gouvernements - Chargen soll bereits hier einge- troffen seyn und mehrere derjenigen Namen, welche das gegen- wärtige Gouvernement bilden, enthalten. | Sei.

_Zäürich, 2. August. Die Tagsagung behandelte in ihrer Si6gung vom 31. Juli die Frage wegen Bezahlung der Occu- pations-Koften im Kanton Schwyz. Jm Allgemeinen war hier die fúr die Zukunfr wichtige staatsrechcliche Frage zu eröôrtern, wer die Kosten zu tragen habe, wenn in einem Kanton ohne Berlangen desselben aus höhern eidgenössischen Rücküchten eine Intervention eintritt, und in einem folchen eiue große bewaff- nete Macht aufgestellt und längere Zeit gelassen wird, ohne daß ein sichtbarer Feind oder das Maß der Wideritandskräste eine solche fortdauernde Occupation oder eine fo bedeutende Truppen- masse fordert. Es ij jest ziemlich erwiesen, daß der Zug nach Küßnacht von der Sarner- Konferenz nichr beabsichtigt, sondern unter augenblickliczen Veranlassunaen das unbesonnene Werk einer Partei in Schwyz war, und daß ¿000 Mann mehr als hinrei- chend gewesen wären, um der Occupation von Küßnacht ein shnelles Ende zu machen. Anstatt dessen wurden 10,000 Mann verwendet und circa 10 Wochen in einem Ländchen geiassen, das nicht mehr als circa 30,000 Einwohner hat.

Spaníen.

Madrid, 25. Juli. (Times) Während Estefani, der reiche Lotterie-Direktor, zum Tode verurtheilt wurde, weil er die Leitung einer Karlistischen Vershwörung zum Umsturz der Re- gierung üÜbernoinmen hatte, ist ein noch) gefährlicheres Komplott im entgegengeseßten Sinne entdeckt worden, worin eine Anzahl von Perjonen verwickelt ist, von denen einige durch kühne und verwegene Handlungen der Welt bekannt sind, denen indeß nicht die Geldmitrel zu Gebote standen, wie dem Estefani und scinen Genossen. Der betanntesie unter den Verhafteten isf der alte Palafox, der erst vor wenigen Tagen zu einem Grande von Spanien, mit dem Titel eines Herzogs von Saragossa, erhoben wurde. Es ist indeß klar, daß, wenn erx wirklih \{chuldig ist, er bei dem jeßigen Zustande seiner Geistesfähigkeiten nur cin Werkzeug in den Händen Anderer gewesen ist, um, im Fall des Mißlingens, sich mit dem Schilde seiner früheren Po- pularität bedecken zu können. Nächst diesen is der bekanntette der General Don Juan van Halen, der schon so oft cine Rolle als Verschwörer ge}pielt hat, und der die Leiden, welche er in einer benachbarten Straße in den Kerkern der Jnguísition erdul- dete, noch) nicht oder schon ganz vergessen zu haben scheint. Ro- mero Alpuente, welcher sich auch in Haft befindet, verdient gleich- falls vor Anderen erwähnt zu werden, weil er durch die Üeber- zeugung geleitet worden, daß die Partei, deren Führer ex in der Depulirten - Kaminmer zu seyn hoffte, nicht Wiliens sey, si so {nell vorwärts zu bewegen, wie seine Gefährten außerhalb. Der Zweck dieser neuen Verschwörung scheint gewesen zu seyn, sich der Person der Königin zu bemächtigen, und zwar in dem Augenblick, wo fie ix der Halle der Cortes die Sesfion erdifnete, ste, bevor diese das neue System beschworen, und dann die Constitution von Cadix zu proklamiren. Die fröhliche Volksmenge, welche gestern die Ankunft Jhrer Majestät begrüßte, aßnere wahrscheinlich nicht, welche Gefahr über dem Haupte derselben schwebte, Unmittrel- bar nah der Königl. Sigung verließ die Königin die Haupt- stadt und ging nach ihrer Residenz in Rio Frio in dem Gua- darrama- Gebirge, um daselbst Quarantaine zu halten, ehe sie sich zu ihrer Tochter nach La Granja begiebt.

Ín einein von demselben Blatte mitgetheilten Briefe aus Madrid vom 26. Juli heißt es: „Die Verschwörung bil- det noch immer den einzigen Gegenstand der Unterhaltung. Es sind etwa dreißig Personen verhaftet, und fast alle aus den hdô- heren Ständen. Der Verdact, auf den mehrere derselben ver-

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haftet sind, ist so s{wankend und unbestimmt, wie möglich. - Zu den Namen Palafox, van Halen und Romero Alpuente, kann ih jeßt nah Calbo de Rozas hinzufügen, der vielleicht besser als einer in der Revolutions - Geschichte Spaniens bekannt ist. Seine Verbindung mit Palafox datirt sich aus dem Jahre 1808, wo er unter diesem General Civil - Intendant von Saragossa war, und, wie man sagt, alle die berühmten Proclamationen schrieb, von denen der neugeschaffene Her- zog so lange den Ruhm eingeärndtet hat. Nächst Calbo ist der wichtigste der General Llanos, der bei Ermordung der Mönche an der Thüre des Franziskaner - Klosters stand, nicht, um die Mönche zu {Úßen, sondern, um Jedem, der nicht mit einem Mord-Jnstrumente versehen war, den Eintritt zu verweh- ren. Es sind auch mehrere Schriftsteller verhaftet, wie Espron- ceda und Albarito, beide Theilnehmer an einer der verbotenen Zeitungen , El Siglo , und der Lestere soll Secretair bei den Versammlungen der revolutionnairen Juntas gewesen seyn. Jn seinem Haufe soll man eine Anzahl Papiere gefunden haben, worunter einige mit spympathetisher Dinte geschrieben waren, aus denen hervorgehen soll, daß noi eine Anzahl bis jetzt un- bekannter Personen darin verwickelt ist. Man nennt auch Don Jose Garcia Vilatia und Señor Olavarria , einen Kauf- mann aus Bayonne, wo seine Familie sich noch aufhält. Die beiden Quiroga's sollen auch schon in Saladero verhaftet seyn. Die Verhaftung des General Palarea, von der so viel gesprochen wurde, ist noch zweifelhaft. Wenn er und General Quiroga indeÿ nicht seit gestern Abend verhaftet sind, so haben sie sich wenigstens aus dem Staube ge; macht. Señor Nuñez Arenas befindet sich hon in Haft. Li- nan soll auc) unzusrieden seyn mit der jeßigen Regierung. Die Nachrichten aus den Provinzen sind nicht von der günstigsten ert, und der Umstand, daß auf zahlreiche Briefe, welche sogleich nach den Ereignissen des 17ten mit der Post in entfernte Theile Spaniens versandt wurden, noh nicht die erwarteten Antwor- ren eingegangen sind, trägt niht dazu bei, die öffentliche Mei- nung zu beruhigen. Man weiß, dap zu Valencia ernstliche Un-

rußen stattgefunden haben und daß Versuche gemacht worden | find, dem blutigen Beispiele der Hauptstadt zu folgen ; abee,

Dank der Festigkeit des General - Capitains Valdes, dee Pôbel wurde augenblicklih in Furcht geseßt; zwei von den ZRKädelsfüh- rern, wovon einer der Sohn des bekannten Bertrand de Lis wurden ergrissen und auf der Stille ershossen. Dieses Verfah- ren hat vielen unschuldigen Personen das Leben gerettet. Es wird im Observador bestätigt, daß Don Carlos schon in Navarra angekommen sey, nahdem èr sich 36 Stunden in Bayonne in dem Hause eines gewissenDetroyat aufgehalten. Jch habe gehört, daß der Prätendent von dem berühmten Grafen v. ÉEspaña, der das Ober-Konmando übernehwen soll, begleitet ist. Unter den Schsacztopfern des Blutbades am 17ten befinden sich Don Juan Artigas, ‘Professor der Philosophie an dem Jesuiter-Kol- legium und vielleicht einer der ausgezeichnetsten Kenner des érabischen in Europa; Pater Elola, Professor der Rhetorib und ‘Pater Casto Fernandez, der mehrere Jahre Professor der Mathematik, so wie Supcrior der Kollegien zu Vaiencia und Sevilla war, außer 13 anderen, die sämmtlich Männer von alänzenden Fähigkeiten oder großen Hoffnungen waren. Die Uebriggebliebenen sind jegt zersireut und mehrere von ihnen A ie O N wo N ohne Zweifel die Gastfreund-

nden werden, die ihre Verd i Oa ; H rdienste und ihr Unglück mir

Madrid, 28. Juli, Das Diarío de Avisos enthäst folgende Bekanntmachung : „Se, Exc. der General-Capitain der Provinz Madrid hat, unter den Anordnungen für die öffentliche Ordnung Und Ruhe, Folgendes festgeseßt: Madrid wird durch Königl. Befehl in vier große Militair-Abtheilungen getheilt , die mit L, T1, (i, V, bezeichnet werden. Jede dieser Äbtßeilungen wird von einem General befehligt und umfaßt zwei bis drei Comandancias, in welche die Hauptstadt früher getheilt war ohne die bekannten Gränzen dieser Comandancias zu verändern. Ueberall werden Jufanterie- und Kavallerie-Patrouillen errichtet. In dem Faile, daß Lärm te f kei zier " i In dem Faile, daß n entsteht, darf kein Offizier, Sergeant oder Soldat über die Straßen gehen; jeder soll bei seinem Corps bleiben und diejenigen, welche sich nicht bei dem Hause des Com- mandanten der Abtheilung, in welcher sie wohnen, befinden sol- len dableiben, wo sie sind, bis sie höheren Befehl erhalten. Alle Piquets odèe Militair - Patrouillen sollen sämmt; lihe Personen, die, wie Landleute gekleidet und mit Schnurrbärten versehen sind, verhaften und, wie groß auch ihre Anzahl seyn mag, in das dôffentliche Gefängniß führen , dessen Alcalde für sie einstehen und einen Empfang - Schein mit der Angabe der Zahl der Verhafteten ausstellen foll. Sie bleiben bis auf weiteren Befehl, der Verfügung des Gencral- Capitains überlassen, sie mdgen Militair-Personen seyn oder nicht. Solche Personen, die mit Waffen oder als Militair-Couriere er cheinen und nicht die Uniform des Arnee- Corps oder de: Stadt - Miliz, wozu sie gehören, tragen, werden mit derselben Formalität in die öffentlichen Gefängnisse abgeliefert und zur Disyoftion des Ge- neral-Capitains gestellt, denn von dem Gebrauch der Waffen ist das Tragen der Uniform, die dazu berechtigt, unzerirennlich.

“Bellido.“

Dasselbe Journal theilt einige unbedeute"de Verord: nungen zur Erhaltung der Neinlichkeit in den Straßen mit. __— Die Morning-Chronicle vom 5. August, welche in ciner zweiten Auflage den obigen Auszug aus dem Diario de Avisos mittheilt, enthälc auch folgende ihr auf außere etentli chem Wege zugekommenen Privat - Nachrichten aus “Madrid vom 28. Juli: „Jch kann Jhnen melden, daß ge‘cern Abend in Conseil beschlossen worden is, von Frankreich die unmittel- bare Vollziehung des Quadrupel- Traktates , so toie die sofortige Intervention einer Franzöfischen Armec zur Unterwerfung des Don Carlos zu fordern. Es ist demgemäß an den Herzoa von Frias in Paris der Befehl erganoen, bei der Ly L008 F in Paris der Befehl ergangen , bei der Sranzdsischen Re- gierung die eden bezeichnete Requisition zu machen. Die Enc: scheidung wird schnell und in vollkomme.zer Uebereinstimmung mit den Wünschen des Spanischen Kabinets errolget. Winn Dom Miguel noch ni#t in Catalonien V doch t i Deren, Val e de Absicht hat, relidtich mit Geld versehen, Genua zu verlassen, und in Cata- lonien zu landen. Dies wicd ihm niche s {wer weroen,, da die Karlistische Partei in jener Provinz, wenn- sie sich auch der Kästen noch nicht bemeistect hat, doch zu jeder Zeit eine Diver- sion nah den von Dom Miguel bezeichneten ‘Punkten macheu kann, um seine Landung zu decken. Jhre Hat:ptmacht steht in der Nähe von Tortosa. Palafox wird, wie es heißt, in we- nigen Tagen in Freiheit gesest werden. General van Halen wird gleichfalls freigelassen, aber mit der Weisung, Spanien auf immer zu verlassen. Personen von geringerer Bedeutung wet

den gleichfalls aus der Haft entlassen und damit die Verschwü-

rung zu Ende seyn. Die Königin ist in Rio Frio, um dort

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