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men. Doch Sieger oder nicht, muß er jedenfalls das bisherige System aufgeben; er muß aufhdren, die Syrier als eroberte Sklaven, als Waare zu behandeln. Manche behaupten hier, daß ohne die Umtriebe der Europäer, namentlich der Englän- der, die durch die neuen Einrichtungen in Syrien vtel einbüß- ten, der Aufstand nicht so frúh ausgebrochen wäre, sich wenig: stens nicht so organisirt hätte, wie es geschehen ist. Der Eng- lische und der Franzdsishe Botschafter heinen von der Wich- tigkeit der Vorfälle in Syrien durchdrungen und sehr betrof- fen darüber. Beide schicken diesen Abend Couriere an ihre Re- gierungen. Man kann sih vorstellen, daß die Pforte unter solchen Umständen wieder ein gewisses Selbstständigkeits-Gefühl gewinnt, und die vielen auf ihre Entfremdung von Rußland gerichteten Intriguen stark neutralisirt werden. Es ist fast komisch zu sehen, wie man um die Gunst der Pforte buhlt, man sollte glauben, das Wohl und Wehe der Völker hinge von der Freundschaft des Sultans ab, denn s{chwerlich wird den mächtigsten Monar- chen in Europa so der Hof gemacht, ihnen so geschmeichelt wer- den, als es Mahmud wird. Man muß ihm indessen die Ge- rechtigkeit widerfahren lassen, daß er vielen Takt hat, und das Wahre von dem Unechten zu unterscheiden weiß. Auch sind bis- her alle Jntriguen gescheitert, in welche die vornehmsten Namen des Divans verwickelt waren, und die auf nichts Anderes hin- ausgingen, als die Allianz mit Rußland zu sprengen. „Jch weiß, was ich habe, weiß aber nicht, was ich bekomme,// soll die Lieblings-Phrase des Sultans seyn, wenn man seine Stellung zu Rußland für gefährlich ausgeben will. „Jch ziehe das Ge- wisse dem Ungewissen vor, habe einen Freund in dem Kaiser von Rußland gefunden, während die Freundschafts-Beweise An- derer noch zu erwarten sind.‘/ Diese Sprache gefällt freilich der Anti-Russischen Partei nicht.

Aegypten.

Französische Blätter enthalten folgendes Privat-Schrei- ben aus Alexandrien aus den ersten Tagen des Juli: „Die Aegyptische Armee ist in dem besten Zustande, und wenn sie sich mit der in Syrien vereinigt, so könnte sie es sehr leiht mit allen Ottomanischen Truppen aufnehmen. Alle Truppen-Abthei- lungen sind durch regelmäßige Rekrutirung ergänzt; der Unter- richt der Soldaten macht große Fortschritte, und das Medizinal- wesen ist so gut eingerihtet, wie in Europa. Bei der Marine herrscht auch große Thätigkeit; das Material ist vortrefflich, und man arbeitet unablässig an der Vervollständigung des Personals. Mehrere Englische Offiziere haben hier Dienste genommen und mehrere andere auf halbem Solde haben von der Admiralität die Erlaubniß dazu erhalten. Es is s{chwer, zu glauben, daß ein soicher Aufwand von Macht nur den Zweck haben sollte, Jbra- him die Mittel zu geben, sih gegen cinige lokale Anfstände zu vertheidigen, die er shon mit seinen eigenen Truppen zu däm- pfen gewußt hat. Man darf vermuthen, daß der Vice-König, welcher einen Angriff der Pforte fürchtet, ihm zuvorzukommen oder wenigstens sich in einem solchen Zustande zu halten sucht, daß er ihn kräftig zurückweisen kann.“

I n la. n d.

Berlin, 22. August. Aus Düsseldorf schreibt man un- term 18ten d. M.: „„Jhre Majestät die Königin von Großbri- tanien, welche gestern Morgen gegen 4 Uhr mit dem Niederlän- dischen Dampfboot „„Ludwig// von Mainz abgefahren war, pas- sirte Koblenz, Kdln und Düsseldorf, ohne anzuhalten, und zwar hier bei uns gestern Abend um halb 8 Uhr. Die Reise geht ohne Unterbrehung bis zur See fort, wo Jhre Majestät sich zu Helvoetsluis auf Ihrem Jacht-Dampfboot einschiffen wollen. Die Ankunft daselbst kann heute gegen 4 Uhr Nachmittags er- folgen, und die Abfahrt von dort spätestens diesen Abend gegen 8 Uhr, so daß die Königin schon morgen gegen 4 Uhr Nachmit- tags in London anlangen dürfte.‘

Der General der Kavallerie und kommandirende Gene- ral des 8ten Armee-Corps, Herr von Borstell, ist am 17ten d. M. in Königsberg angekommen, um den dortigen Manövers beizuwohnen.

—- Am 25. und 26. September wird in Danzig ein großes Gesangfest unter der Leitung des Stadt-Musikus C. Urban in Elbing, der alle Musikfreunde zur Theilnahme an demselben cin- ladet, stattfinden. Am ersten Tage dieses Festes sollen nur solche Musikwerke und zwar in der Kirche ausgeführt werden, die von ausgezeichneten Tonseßern des vorigen und jeßigen Jahrhunderts für den Kirchengesang geschrieben wurden. Am zweiten Tage wird Händels Cantate: ¿„Das Alexander Fest, oder die Macht der Tonkunst‘/ in einem andern zu solchen großen Musik - Auf- führungen geeigneten Lokale aufgeführe. Zugleich will Herr Urban an diesem Tage den anwesenden Gesangslehrern, Musi- kern und Musikfreunden Jdeen zu einem allgemeinen Musik-:Un- terrichts-Systeme vortragen.

ft Cir etter O N A R P Ra or eten a

Königliches Schauspiel.

Es muß mit Achtung anerkannt werden, wenn in eitter dem j d filzen ANUS und unter Umständen, die r

eaterhesuch 0 ungün ; n Mannigfaltigkeit der Vorstellungen personenreicher Schauspiele

so sehr ershweren, die Verwaltung der Bühne sich bestrebt , durch das poectisch Gute, zu dessen scenisher Ausführung wenige Personen hinreichen dic Freunde der oesie ins Theater zu locken. Fn die- sem Betracht verdient die Erneuerung des Paria, von Michael Beer, um so mehr eine Stelle in diesem Blatte, als das in seinem Umfang so kleine (es hat bekanntlich nur Einen Akt) und an Perso- nen so geringe Stück (es hat ihrer nur dret) an poetischem Werth nihts weniger als klein und gering ist, vergleichungsweise größer, als viele vielaktige Trauersvicle. Aber obgleich dasselbe nun länger als zehn Fahre von Zeit zu Zeit in Erinnerung gebracht worden/ {9 láßt es sh doch ohne Trug wahrnehmen, daß, wenn es eine Zeit lang geruÿt hat, den bei der Wiedererscheinung eben anwesenden Zu- \chauern die richtige Kenntniß von den Fndischen Parias, ihren Zu- fiänden und Verhälrnissen nicht so klar zu seyn scheint, als es zum Verständniß des Stückes erforderlich is. Jndeß, wenn man nur der , chon ihrer Deutlichkeit wegen lobenswerthen Darstellung vom Anfang bis zum Ende aufmerksam folgte, würde iedem Zuhdrer so viel Kenntniß des Gegensiandes, als eben ndthig isi, nicht, entgehen. Zu viel Deutlichkeit , eine gleichsam sichtbare Verlebendigung der oirflichen Zuslände der Parias möchte dem Eindrucckte des Stückes nicht vortheilhaft seyn. Gerade das ist das Verdienst des Dichters, Jaß er seinen Stoff aus der Wirklichkeit genommen, aber ihn- ohne de? Wahrheit Abbruch zu thun, in eine gewisse Ferne gestellt hat, wodurch thm alles Widerwärtige entzogen und die Poesie mit der Wahrheit vermählt wird. Es ist schon sons gerühmt, und, was hrauchrx es mehr/ es is von Göthe gerühmt , wie wahrhaft tragisch der Fnhalt und wie trefflich dîe Behandlung dieses Jnhalts ist und wie alle Elemente des Tragischen zu einem effektvollen Ganzen ver- fnupft sind. Zwei Motive, wie man sie tragischer sich kaum denken Fann, begründen die Fabel und beleben den Gang des Stückes; das erste Motiv ist, daß in den unter die Thiere herabgewürdigten

Parias ein edler, vorzüglich hegabtex Mensch sich , 0h durch eigene

950

oder der Vâter Schuld, als Paria fühlen, alle die unsägliche

| Schmach seines Standes mit Bewußtseyn und im vollen Gefühl seiner Menschenwürde erdulden muß, und daß dadurch ein nicht auszugleichender Streit mit den ihn erniedrigenden Saßungen und bürgerlichen Verhältnissen entsteht; das zweite Motiv ist , daß nach Indianischem Gebrauch eine Wittwe ihrem Gatten in den Tod fol- gen und sich mit ihm lebendig verbrennen muß. Jn diesem Orama wird uns nun eine Wittwe vorgeführt, die, um nicht ei- nem ungeliebten Gatten in jenen schrecklichen Tod zu folgen, ent- flohen und die Gattin eines Paria geworden ist, wobei nicht verges- sen werden muß, daß die Mißheirath der Tochter eines Raja, uttd eine solche ist diese Gattin des Paria, sie sofort in die verworfene Klasse derselben wirft. Man kann gegen die Wahl solches Stoffes und solcher Personen zu einer Tragbdie vielleicht große Autoritäten anführen; hergebrachter Weise pflegen nur hohe Häupter dazu wÜür- dig gefunden zu werden, und man findet es dann auch nicht unter ihrer Würde, wenn sie sich, wie Schiller sagt, mit Kron und Scepter zu Bette legen; der berühmte Gelehrte Niebuhr geht in einev Anmer- kung zu seiner Römischen Geschichte sogar so weit, zu behaupten : daß nur das anerkannt Mythische, keinesweges das Geschichtömä- ßige, zur Tragödie tauge. Wehe, wenn das wahr wäre, unse- rem M. Beer und seinem „„Paria//, wehe allem Reinmenschlich- Großen, das in aller Zeit und auf jedem Boden emporkdmmt und im Streit mit den hergebrachten Saßungen siegt oder unter- eht; aber trôsten würde sich der Dichter, wenn er noch lebte, mit

Hôthe und Schiller, die ihre Egmonts und Wallensteins zwar nicht

aus den Parias, aber doch aus der Geschichte hergenomnien haben. Uebrigens wird es jeyt Niemand mehr einfallen, gegen die Form dieses Dramas einzuwenden, daß es nicht die gebräuchlichen fünf Afte habe; wdre es niht für jeden Denkenden Úverflüssig- noch einen Grund gegen die Nothwendigkeit der fünf Akte bei- zubringen, so würde er ihm durch die Betrachtung dieses Stücks gegeben scyn; denn wenn dasselbe in dem einen Akt alle tragischen Elemente und Motive erschöpft, warum dann noch die Dehnung und Ausbreitung derselben durch fünf Akte? Allerdings ifi nicht jeder Stoff dieser Form günstig; aber auch das beweist für das Auge dieses Dichters, daß er den hier gewählten Sto nur für cinen Akt geeignet gefunden und in einen Akt seine ganze Kraft zusgm= menzudrängen gewußt hat. Nicht minder Rühmliches, als dem zu frúh verblichenen Dichter, muß der scenishen Darstellung nachge- sagt werden. Die der Maia durch Mad. Crelinger ist berühmt; es lebt und stúrmt ein Aufruhr in ihrer Brust, das sieht man in ihrer scheinbaren Ruhe wie in ihren Bewegungen, hôrt man aus jedem Ton ihrer Stimme. Aber eben so untrüglich wird guch das innere geistige Auge die Herrschaft der Kunst Über die Eindrücke der näcchst vergangenen oder gegenwärtigen ungeheuren Momente und die unaufhaltsamen Ausbrüche des stärksten Affekts nicht ver- kennen, wenn er auch im Augenblick des Anschauens beides nicht zu unterscheiden weiß. Denn das soll er eben nicht; die innige Verschmelzung der Natur mit der Kunst soll auch den Verstand und das Gefühl des Zuschauers in einc Empfindung vereinigen. Herr Grua gab zum erstenmal den Paria so trefflich, daß wir nicht zu Übertreiben glauben, wenn wir ihn an Fnnigfeit und Stärke dem unvergeßlichen Wolf nicht nachsezen. Auch Herr Freund (Be- nescas) bewährte sich abermals als ein Schauspieler von nicht geringer Fähigkcit und der sein Talent mit Verstand zu gebraucien weiß. So brachte denn dies geistreiche Drama heute wie vor zehn Jahren eine Wirkung hervor, die ihm hoffentlich nie fehlen wird, jo lange es würdig -=lebendige Dolmetscher seiner Kraft giebt und cin fúr das Tragische empfängliches Publikum.

m Me eret

Literarishe Nachrichten.

Geschichte der Teutshen Reformation. Von Dr. Philipp Marheineke. 4 Theile. Berlin 1831 34 Verlag von Duncker und Humblot.

Das neue kirchliche Leben, welches seit etwa zweien Decennien und namentlich seit der Feier des Reformationsfestes A. 1817 in der evan- gelischen Chriftenheit erwacht ift, hat in derselben auch wieder ein allgemeineres Fnuteresse an der Geschichte der Gründung und ersten Gestaltung der evangelischen Kirche hervorgerufen. Diesem JFnter- esse stnd denn auch die Gelehrten und Geschichtskundigen in rühm- lichem Wetteifer entgegengekommen, und zahlreiche Lebensbeschrei- bungen sowohl der Deutschen wie der Schweizerischen Reformatoren mit mehr oder weniger ausführlicher Darstellung der von ihnen gus- gegangenen Kirchen-Verbesserung, und theils mehr populair, theils mehr wissenschaftlich gehalten, sind scitdem rasch auf einander gefolgt. Unter den die Deutsche Reformation behandelnden Schriften zeich- net sich vor allen das obengenannte Werk aus, welches teht mit den vor kurzem erschienenen ten Theil vollendet dem Publikum vorliegt. Es erfireckt sich von dem Beginn des durch Luther angefangenen und im Verein mit seinem Freunde und den ihm beipflichtenden Lan- O von ihm fortgeseßten Werkes der Kirchen-Verbesserung in unserem Deutschen Vaterlande bis zu dem Augsburger Religions- frieden, und bietet dem Leser von diesem denkwürdigen Zeit- Abschnitte ein so treues anschauliches Bild dar, wie er es sonst ohne das genau- ste eigene Studium der Quelle sih wohl nicht leicht wird verschaf- fen können. Ein solches zu liefern, ist dem Verf. besonders dadurch gelungen, daß er die von ihm behandelte Zeit gleichsam selbst redend ein- geführt hat, indem er die Dokumente und Aktenstücke der Reformas tion möglichst in ihrer Ursprünglichkeit und im Wesentlichen unvev- ändert in seine Erzählung aufgenommen, wie er deun namentlich die dahin einschlagenden Schriften Luthers entweder vollständig cin- gewoben oder doch den Sinn derselben hervorgehoben hat. Hier- durch ist denn, wie er sich in der Vorrede darüber ausspricht, cin reines und treues Bild, gleichsam ein musivisches Gemälde ent- standen und um so mehr auch eine eben so sichere und zuverlässige, als ungetrübte Anschauung des großen Wertes der Kirchen-Verbes- serung und der Begebenheiten, Gesinnungen und Sitten jener Zeit möglich geworden. Aber der Vortheil der Treue und Anschaulîch- keit ist nicht der einzige, welcher aus der von dem Verfasser gewähl- ten Behandlungsweise seines Gegenftandes hervorgegangen, {ondern auch der nicht geringere der Nationalität und Popularität ift daraus ebenfalls erwachsen. Die Reformation war und ist eine Rational- Angelegenheit des Deutschen Volkes. Als solche hat auch der Ver- fasser ste darstellen wollen, und wic er deshalb bemüht gewesen ist, dasjenige am Meisten hervortreten zu lassen, was auf die Kirchen- Verbesserung als allgemeine Angelegenheit aller chrisilich gesinnten Gemüther und des Deutschen Volêëes insonderheit eine lebendige Beziehung hat, ohne doch deswegen irgend etwas von Bedeutung zu übergehen: so hat er auch gesucht, in der Darstellung den Ton zu tressen, der Ullen verständlich ist, ohne doch dabei die ndthige Gründlichkeit und Zuverlässigkeit vermissen zu lassen. Hierbei 1 ihm denn jene Behandlungsweise schr zu statten gekommen; denn, wte der Recensent in den Fahrbüchern f. wiss. Krit. mit Recht bemerkt, der Geist und die Sprache der Reformatoren sind Gott Lob! noch immer wahrhaft populair und national unter uns. F daher sein Werk für den Geschichtsforscher, den Politiker, den TLheulogen und praktischen Geisilichen höchst wkchtig und fast unentbehrlich: so ist es nicht minder für den Gebildeten überhaupt ebenso anziehend wie lehrreich. Leser der leßtern Art sind es denn auch insbejondere, die wir bei dieser Anzeige im Auge haben. Den Gelehrten vom Fach is das Werk schon hinlänglich ging veraine, als daß es noch einer beson- deren Empfehlung desselben für sie bedúrfte, und dazu würde auch hier nicht der rechte Ort seyn; jedoch der größeren Anzahl der Ge- bildeten, die, ohne eigentlih Gelehrte zu seyn, doch die Gegenwart aus der Vergangenheit wollen begreifen lernen und die nur einiger- maßen kirchliches und vaterländisches Fnteresse haben, glauben wir, einen Dienst zu thun, wenn wir sie auf jenes Werk aufmerksam machen und zu der Lesung desselben einladen. Wir können ihnen

ehen so viel gründliche Belehxung, als hohen geisti S s“ Con Ire chrxung, hoh age Wenus dg

Meteorologische Beobachtung. 1834. Morgens Se

21. August. | 6 Uhr. 2 Ubr. | 10 Uhr. Beobachtung. Luftdruck. , 331,8 7"ar.|332,0 4 ‘Par. 332, 4 3 ‘’Par.JQuellwärme 0;e Luftwärme | 15,8 °R. | 18,2 °R. | 16,9 ®R. [Flußwärme 18,6 °R Thaupunkt | 12,5 °R. | 13/9 °R..| 11,8 °R. [Bodenwärme 15,70 | Dunfisättg.| 80 pCt. 80 pCt. 67 vCt. sAusdünst. 0,137" g} Wetter. | halbheiter. | bedeckt. trúbe. Niederschlag 0, 0 2 7" | SSO. SSO. SSO. fNachmittags 3 Uhr 4, | Wolkenzug E SO. | E was Regen, |

Wind...

Berliner Börse. Den 22. August 1834.

Amtl, Fonde- und Geld-Cours-Zettel. (Preufs. Cour, :

D ESSL/ A H Heil I U ITA IZLE S I I Pr: „i V ITAR E r h 2 D erfa T2/Bries Ga M 5t.-Schuld- Sch. | 4 | 997 | 99 fGrofshz. Pos, do.| 4 [1026 1097 E Pr. Engl, Anl. 18| 5 | | fOstpr. Pfandbr. | 4 [1014| 2 Pr. Engl. Anl. 221 5 | | jPVomm. do. 4 [1063 | Pr. Engl. Obl. 30. 4 | 945 | 94 #Kur- u. Neum. do.| 4 1062 | _ Präm. Sch.d.Seceh.|—| 574 | 574 Schlesische do. 4 | 1061 Knrm. Obl. m. 1. C 4} | 985 4Rkst.C.d.K.-u.NI—| 72 | Neum.ÎInt.Sch. do.! 4 | 98{ | 984 fz. -Sch.d.K.-u.N.i—| 72 | Berl. Stadt-Obl. 4 | 995 | Koöonigsb. do. 4 | 984 | fHoll. vollw. Duk.|—| 171 | _ Elbing. do. A5 987 | Neue do.| | 181 | 1g Danz. do. in Th.!—| 374 | fFriedriched’or . .|—| 132 | 131 Westpr. Pfandbr.| 4 [1011 | [Disconto . ... N

Auswärtig'e Börsen.

Amsterdam, 17. August.

————

Niederl, wirkl. Schuld 512g. D6 9714 Kanz-Bill, 22, Span,yo

44. 3G dito 304. Cortes 341.

Antwerpen, 16. August, Zinsl. 11. Belg. 974.

Fraukfart a. M., 19, August.

Span. 58 433.

Br. Bank - Actien 1493. 14391. 100 FI. 206. Br. Holl, 52 Obl. v. 4131, x27,

Oesterr, 5g Metall, 992. 993. 45 895. 891. 219 527, 1 I

Part. - Vbl, 1383. Preuss. Präm. - Sch. 564. 361, 1832 955. 951, 35 do. 262, 26.

—_

Hamburg, 20. August.

Vesterr. 55 Metall. 987. 48 do. 897. Bank-Actien 1242.

Engl. 1014. Russ. Holl, 943. Met. in Hamb. Cert. 951. Präm.-Scheine 1134. Polin, 1302, Dän. 71. Span. 35 28. 42 38, :

Paris, 16. August. 55 Rente pr. compt. 105. 90. fin cour. 106. —. D 10 un COUr, 0: 20: 93. —. 55 Span. Rente 4314, Schuld 11.

32 262, Cortes 3512.

Königliche Schauspiele. Sonnabend, 23. August,

: , 35 pr. 55 Neap. pr. compt. 92, 90. fin cour, E Ausg, Span,

° B!

38. Looxe 1 do. 48 9314, Br, Poln, Loose 651. 65. 58 Spa,

Russ,

Preus, E Holl. 58 95. 248 3, Mf

compt,

Im Schauspielhause: Kdnig

Enzio, historische Tragddie in 5 Abtheil., von E. Raupach.

Sonntag, 24. August. Jm Opernhause: von Portici, große Oper in 5 Abth. , mit Ballets. Auber. Prag: Pietro, als Gastrolle.)

Die Siumne A O b in i / Musif v1 (Hr. J. PôË, Sänger des ständischen Theaters u

Preise der Pläge: Ein ‘Pla6 in den Logen des ersten Raw

ges 1 Rthlr. 10 Sgr. 2c. In Charlottenburg : in 5 Abth., von Koßzebue. Montag, 25. August. Jm Schauspielhause: Warum spiel in 1 Akt, von L. Angely. Hierauf: Die Bekenntniss spiel in 3 Abth., von Bauernfeld.

Koöonigstadtisches Theater.

e, Ls

Sonnabend, 23. August. Künstlerliebe, oder: Die moder Galathe, Lustspiel in 1 Akt, Hierauf: Der diplomatische Schnt

der, Posse in 1 Akt. ten Stock, Posse in 1 Akt. Urlaubsreise zurückgekehrt, im ersten und lebten Stück auftreten.)

Sonntag, 24. August. theilungen, nah Alexander Duval.

Montag, 25. August. sten, Posse in 5 Akten, von L. Angely.

Anfang dieser Vorstellung um 6? Uhr.

Musik von Mehul.

Zutn Beschluß: Der Zweikampf im- drit

wiede

Joseph in Aegypten, Oper in 3 Die Reise auf gemeinschafcliche K

Dienstag, 26. August. Zum erstenmale: Die Sängerin ur

die Näherin.

Markt-Preise vom Getraide. Berlin, den 21. August 1834,

Zu Lande: Weizen 2 Rthlr., auch 1 Rthlr. 25 Sgr. ; Rogg! 1 Kthlr. 15 Sgr., auch 1 Rthlr. 5 Sgr.; große Gerste 1 Rthlt ¡ Sgr. 11 Pf. au 28 Sgr. 9 Pf.; Hafer 23 Sgr. 9 Pf., au

20 Sar. ; Erbsen 1 Rthlr. 22 Sgr. 6 Pf. ; Linsen 2 Rthlr. 20 Sgt/Þ thlr. gr. Eingegangen sind 355 Wispel 2 Scheffel. Zu Wasser: Weizen (weiyer) 2 Rrhlr., auch 1 Kthlr. 25 Sg! F Eingegangen sind +2}

auch 2 Rthlr. 15 Sgr.

Hafer 22 Sgv. 6 Pf., auch 21 Sgr. 3 Pf. Wispel 4 Scheffel. Mittwoch, den 20. August 1834.

Das Schock Stroh 6 Rthlr. 22 Sgr. 6 Pf., guch 5 Rthlt.

der Centner Heu 1 Rthlr. 5 Sgr., auch 15 Sgr. Branntwein-Preise vom 15. bis 21. August 1834,

Das Faß von 200 Quart nah Tralles 54 pCt. oder 0 ï or s A f 7 015 zerne Wohnungen ihres zahlreichen Arbeiter-Personals brannten

Richter gegen baare Zahlung und sofortige Ablieferung:

Branntwein 30 Rtblr., auch 28 Rthlr.; Kartoffel - Branntwéeit

Rthlr , auch 27 Rthlr.

Redacteur Cottel.

Gedruckt hei A. W. Hay.

Merschenhaß und Reue, Schauspil F

? use M

(Herr Beckmann wird, von seint f“

von Oubril, der bekanntlich Madrid bereits vor einigen Wochen

langegangene zehntägige übermäßige Hiße und anhaltende T Därre als mittelbare Veranlassung derselben angesehen * wird. Nach den übereinstimmenden Versicherungen meh-

Abends j Nach einmaligey |

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung,

E T

Ne 234.

S 5 aas pt

Amtlihe Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, 24. August. Se. Majestät der König sind gestern von hier nah Königsberg abgereist.

/ Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm (Sohn Sr. Majestät des Königs) und Jhre Königl. Hoheit die Prinze s- sin us Höôchstdessen Gemahlin, sind von Dobberan

zurúckgekehrt.

P Se. Kdnigl. Hoheit der Prinz Karl ist über Stettin

“nah Kdnigsberg abgereist.

Berlin, 24. August. Ghre Durchlaucht die Frau Fürstin von Liegnitz sind | gestern von hier nah Königsberg abgereist.

Bei der am 2lsten und 22sten d. M. geschehenen Ziehung 2er Klasse 70ster Königl. Klassen-Lotterie fiel der Haupt-Gewinn von 6000 Rthlr. auf Nr. 14,780; die nächstfolgenden 2 Ge- winne zu 2000 Rthlr. fielen auf Nr. 59,520 und 98,853; 3 Ges-

" winne zu 1000 Rthlr. auf Nr. 83,310. 86,099 und 95,291; 4 Gewinne zu 600 Rthlr. auf Nr. 34,050. 72,002. 78,357 und 88,456; 5 Gewinne zu 200 Rthlr. auf Nr. 1789. 58,692. 73,740. 99,202 und 100,863; 10 Gewinne zu 100 Rthlr. auf Nr. 22,030. 25,772. 32,189. 35/696. 47,910. 53,728. 64,052. | 89,780. 93,987 und 97,707. Der Anfang der Ziehung 3ter Klasse dieser Lotterie ist auf den 18. September d. J. festgeseßt. Berlin, den 23. .August 1834. Königl. Preußische General-Lotterie-Direction. Im Bezirke der Königl. Regierung E zu Achen ist die erledigte Pfarrstelle in Weyer dem bis- herigen Pfarrer zu Blumenthal, Gerhard Arens, übertra- gen worden.

' Angekommen: Se. Excellenz der General- Lieutenant, Chef der Gendarmerie und Kommandant von Berlin, von " Tippelskirch, von Magdeburg. \ Se. Excellenz der General: Lieutenant und Direktor des | Allgemeinen Kriegs-Departements im Kriegs-Ministerium, von | Schdler, von Posen.

Abgereist: Se. Durchlaucht der Fürst Wilhelm Rad- * ziwill, nach Dobberan.

Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath und Kammer- herr, Freiherr Alexander von Humboldt, über Stettin nach * Königsberg in Pr.

Zeitungs-Nachrichten. Mul dn d:

Rußland.

St. Petersburg, 16. Aug. Se. Durchl. der General

der Jnfanterie, General - Adjutant Fürst Lieven, Kurator Sr.

Kaiserl. Hoh. des Cesarewitsh Großfürsten Thronfolgers, ist mit seiner Familie hierselbst angekommen. Die Reise von London

' bis Hamburg hat Se. Durchlaucht auf dem Königl. Dampf- {iffe Lightning zurückgelegt, welches Se. Maj. der König von Großbritanien dem Fürsten zu seiner Disposition gegeben hatten.

H St. Petersburg, 16. August. Jn diesen Tagen " wird der diesseitige Gesandte am Madrider Hofe, Geheime Rath

Stets

* verlassen, hier erwartet. Ueber die fürchterliche Feuersbrunst,

welche am 11ten vergangenen Monats von unserer |chdnen Gou- vernementsstadt Tula ein Drittheil verheerte, gehen nun bestimm- tere und umständlichere Nachrichten ein, nah welchen eine vor-

rerer Briefsteller, welche Augenzeugen dieser fürchterlichen Ka- * tastrophe waren, brach das Feuer bei einem heftig wehenden | Südwest - Winde *) gegen 2 Uhr Nachmittags in zwei verschie- | denen, von einander ziemlich entfernten und sehr belebten Stadt- 5 theilen zugleih aus und zwar mit einer solchen Wuth, daß alle Rettungs-Versuche der Polizei, der unermüdet thätigen waern Arbeiter der Gewehr - Fabrik mit einem Worte, der ganzen 4 Tulaschen Bevölkerung, vergeblich waren; die von zwei Seiten zugleich angefachte Flamme ergoß sih gleich zwei feurigen Ströô- # men in kurzem über die ay Stadt, und bildete schon um 4 Uhr ein einziges furchtbares Zerstôrungs-Element. Um 10 Uhr Abends | war der beste Theil der Stadt niedergebrannt, der Feuerstrom ' hatte sich auf einen Flächenraum von fast 4 Quadrat - Wersten ausgedehnt und mehr denn 2000 verschiedenartige Gebäude in E Trúmmer und Aschenhaufen verwandelt. Die berühmte, von ganz Europa gekannte Gewehr - Fabrik hat in den meisten ihrer I Maschinen-Etablissements unendlich viel gelitten , die Häuser ih- res Chefs, ihrer Direktoren, Polizei-Beamten und fast alle höô(-

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| ganz nieder; von den bessern Stadthäusern, die ein Raub der j Flammen wurden, verdienen genannt zu werden: das Alexan- | drowsche Kadetten-Corps, das seinen ganzen Flügel einbüßte, das

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i *) Dieser brauste mit einem \o heftigen Ungestum, daß man in mehreren Ddrfern der Umgegend von Tula, die 25 und mehrere h Werste von der brennenden Stadt entlegen waren, am Abende des-

Berlin, Sonntag den 24e August

Ee —— ————

Gymnasium, das Stadttheater, neun steinerne Griechische Kir- ehen, 675 Buden mit den verschiedenartigsten Waaren und Er- zeugnissen, fünf Magazine und dreißig Fabriken ; dabei verzehrten die Flammen den vielleicht während eines Jahrhunderts mühsam gesammelten Erwerb einer Menge Familien, die am Morgen je- nes Tages sih noch reih und wohlhabend jahen, und am Abend obdachh- und subsistenzlos waren. Mehrere vou die- sen Unglüeklichen erhielten gleih bei menschenliebenden Nach- baren, welche der Brand unverleßt gelassen hatte, - ein einstweiliges Unterkommen, viele aber fanden in den ersten Tagen nur ein Asyl unter den rauchenden Trüm- mern ihrer früheren Wohnungen, während des Tages der brennendsten Hike und während der Nacht der rauhen Witte- rung ausgeseßt. Wahrhaft ershütternd sind die Details, die uns ein Brief einen Tag nach dieser Feuersbrunst über mehrere dabei stattgefundene grausenvolle Erscheinungen giebt. Unter Anderem heißt es darin: „Das Elend, das gestern unsere shône volkreihe Stadt Tula zählt gegen 50,000 Bewohner heim- gesucht hat, wird einst zur Rückerinnerung- für die Nachkommen, als eines der entseblihsten Phäánomene, als eine denkwürdige Zerstdrungs- Epoche, ein Blatt in unsern Jahrbüchern fällen. Jch war während seiner Dauer Zeuge von wahrhaft grauen- vollen Scenen, die unwillkürlich die Phantasie shaudern machen und lange, lange meinem Gedächtnisse nicht entshwinden werden. Denken Sie sich mitten in einem Feuerbrande,der eine Fläche von mehr als vier Quadratwersten einnahm, den halben Himmel in wel- lenfôrmig emporsteigende s{chwarzröthlice Rauchwolken gehüllt, in Bezirken, die von den Flammen noch unergriffen waren , zit- ternde Menschen ihre Habe aus den Häusern auf die weite Fläche außerhalb der Stadt schleppen, deren leichtere Objekte oft der wüthende Wind zusammt der brennenden Planken und Bret- ter ergriff und sie auf die weitesten Strecken durch die Lüfte jagte, vereinen Sie dazu rund um sih herum das laute Ge- heul und Gestdhne der Verzweiflung, das durchdringende Geschrei der Kinder, das schmetternde Geprassel niederstürzender Häuser, das Geläute der Kirchen-Glocken, das Gewirbel der Trommeln und endlich überall um sich, so weit ihr Gesichtskreis reiht, Symptome der ungewdhnlichsten Volks-Bewegungen, so haben Sie fürwahr ein Schauspiel vor sich, das Sinne und Verstand vor Entsezen wohl zu verwirren vermögen. Auf den brennenden und verseng- ten Straßen lagen entstellte Leichname Särge mit Todten. Viele Bewohner erblindeten von der entseblichen Hiße und sengenden Gluth, andre stürzten sich verzweiflungsvoll mit angebrannten Glie- dern, mit brennenden Haaren und Kleidungsstücken ins Wasser und suchten hier Rettung oder Linderurég gegen die unsäg- lichsten Qualen. Einem Bükger verbrannten weit über 400,000 Rubel baaren Geldes in Banko-Zetteln. Ein anderer verlor mit seinem ganzen Vermögen seinen Verstand. Als er mich ge- wahrte, ergriff er mich mit der Kraft eines Herkules und rief mir mit einem konvulsivischen Gelächter zu: „Freund, laufe von dannen, laufe weit weg von hier .….. Mich hat die Flamme verzehrt und auch Dich wird sie hinrassen!““ Und wiederum lachte er laut auf. Oh! wie fürchterlich klang mir das Geläch- ter dieses Unglücklichen! Bei der Kürze der Zeit vermögen wir die ganze Größe unsers Verlustes noch nicht genau zu wür- digen; aber dreist darf ich versichern, daß der ansehnlichste Theil unserer Fonds und baaren Kapitalien verloren gegangen ist ; denn an Rettung des größten Theils der Waaren und Effekten war zu denken niht mdglih. Jnsonders hat das Feuer eine große Menge von Brillanten, Perlen und anderem kostbaren Ge- \chmeide verzehrt und wir können den Werth unseres Ge- sammt - Verlustes auf zehn Millionen Rubel angeben. Der von Sr. Majestät dem Kaiser nah Tula gesandte Gene- ra‘-Adjutant Chrapowizfki hat den Weg dahin 900 Werste in 60 Stunden zurückgelegt und erschien daselbst wie ein Engel des Trostes. Seine Thätigkeit in der Unterstüßkung der Verun- glúckten wird sich um so wirksamer erweisen können, als er be- reits früher 6 Jahre lang dort den Armee- Befehl führte und daher die Lage der Stadt und der Einwohner sehr genau kennt. Dem bei unserer Mission in Berlin attachirten General - Major Mansurow ist Allerhöch aufgetragen, künftig daselbst die Jn- spection über unjere bei der dortigen Universität zur Beendigung ihrer akademischen Studien sich befindenden 16 Zöglinge des in Dorpat bestehenden Professor-Jnstituts zu führen, welche bestimmt sind, nach erlangter wissenschaftliher Reife Professor-Stellen an unseren Russischen Universitäten einzunehmen. Die neuerliche Vor- stellung des General-Major Mansurow in Betreff einer Gehalts- Zulage für unsere jungen Gelehrten in Berlin, hat die höchste Bestä- tigung erhalten. Demzufolge erhalten nun acht von ihnen, wel- che sich den medizinischen und mathematischen Studien widmen, einen Gehalts-Zuschuß von 300, die übrigen aht aber von 200 Thalern Pr. Courant. Nächst diesen in Berlin befinden sich noch andere unserer jungen Leute für gleiche Zwecke wissenschaft- licher Ausbildung in Wien, England, Jtalien und selbst in Kon- stantinopel; leßtere zum Behuf ihrer Vervollklommnung in den Orientalischen Sprachen. Unser Monat August hat überaus {dn und mild begonnen, die heiße Witterung erhält sich fort- dauernd mit unterbrechenden warmen Regenschauern. Ueberall in unserm hohen Norden sind die Hände der Landleute chon vollauf mit der Roggen: Aerndte beschäftigt. Aus mehreren Orten des Reichs laufen jedoch Berichte von einem in Folge lang an- haltender Dürre sehr kärglich ausfallenden Graswuchse ein.

Polen.

War schau, 19. August. Se. Majestät der Kaiser haben den General-Adjutanten und General - Lieutenant Pankratjeff 1., Mitglied des Staats- und Administrationsraths ‘des Königreichs Polen, für den Fall einer im zweiten Semester dieses Jahres etwa vorkommenden Abwesenheit des Fürsten Statthalters, zum Prásidenten im Staatsrath ernannt.

Der Kaiserl. Oesterreichische General-Konsul, Baron Dechs- ner, is mit seiner Familie nah mehrmonatlicher Abwesenheit

selben Tages versengte Kleidungsstücke, angebrannte Banko - Zettel, Bänder und Papiere, durch die Luft hinübergeführt, lid erti. /

F

hierher zurüŒgekehrt.

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Chef Se. Königl. Hoheit der Prinz von Oranien ist, ward kütz- lih zum Lohn seiner Tapferkeit von Sr. Maj. mit neuen Fah- nen beschenkt.

Frankreich.

Paris, 16. August. Mehrere hiesige Blätter sprechen heute noch nachträglich ihre Ansicht über die Sißung der Depu- tirten-Kammer aus, in welcher der Adreß-Entwurf angenommen wurde. So sagt z. B. der Constitutionnel: „„Jene unbe- deutende Minorität von 39 Stimmen, die gegen die Adresse protestirt hat, ist ein in unseren parlamentarischen Jahrbüchern neues Ereigniß, auf welches man die Aufmerksamkeit des PuU- blikums nicht oft genug hinlenken kann. Früher betrug die Minorität in der Regel 120 140 Stimmen, und da es nun in der Politik nichts Beredteres als Zahlen giebt, so muß es Sedem, der diese Sprache versteht, einleuchten, daß mit wenigen Ausnahmen diesmal die gesammte Opposition für die Adresse gestimmt hat; nicht daß sie in derselben den vollklommenen Aus- druck ihrer Denkungsweise erblickt hätte; es war ihr hinreichend, darin eine deutliche Mißbilligung des Verfahrens des Ministe- riums zu finden. Ein Drittheil der protestirenden Partei mag indessen gléihwohl aus ultra- liberalen Oppositions - Mitgliedern bestanden haben. Zu dem zweiten Drittheile rechnen wir die meisten Legitimisten, die der Meinung waren, daß sie durch die Bewilligung der Adresse allzu bestimmt den dur die Juli- Revolution gegründeten Jnstitutionen beipflichten möchten. Das dritte Drittheil endlich gehdrt wahrscheinlich einigen ministeriellen Deputirten selbst an, die, wie das Journal des Débats, die Adresse als feindselig gegen die Regierung betrachteten.“ Das Journal de Paris findet dagegen, daß die Adresse sehr gün- stig für das Ministerium laute. „Die Regierung‘, sagt dieses Blatt, „war, wie immer, bereit, jeden Angriff auf sie zurückzu- weisen; sie ist aber nicht angegriffen worden, und es wäre mit- a abgeschmackt gewesen, wenn sie ihren Gegnern den Handschuh

ingeworfen hätte. Man behauptet, daß einige Säge der Adresse sich auf verschiedene Weise auslegen ließen; ein solcher Doppel- sinn wäre aber immer noch keine ofene Feindschaft; um in eine solche auszuarten, kam es auf die Jnterpretation an. Eine sol- he hat aber gar nicht stattgefunden ; kein einziges Oppositions- Mitglied ist aufgetreten, um aus einem Satze der Adresse einen Tadel für das Ministerium herzuleiten. Nur ein Saß gab zu einer Erdrterung Anlaß; die Erklärung aber, die Herr Etienne darüber gab, war von der Art, daß die Regierung vollkommen damit zufrieden seyn konnte.“ Das Journal de Paris meint hier die (auch in der Staats-Zeitung gegebene) kurze Debatte wischen den Herren Etienne und Guizot úber das gesunkene An- hen der Regieruúig. Die Quotidienne macht dagegen zu dieser Debatte folgende Bemerkung: ¿¿Was soll man zu einem Manne wie Herrn Guizot sagen, der, in der Regel so hochmü- thig und trobig, sich gestern durch eine schaale Erklärung des Herrn Etienne abspeisen ließ, um, gestüßt auf dieselbe, eine noch schaalere abzugeben.‘/ Das ministerielle Blatt übergeht übrigens in seinem obigen Artikel wohlweislih den Umstand ganz und gar mit Stillschweigen, daß der General Bugeaud dem einen der be- regten Säße der Adresse eine für die Regierung günstige Aus- legung geben wollte, daß er aber mit seinem desfallsigen Amen- dement gänzlich durhfiel. Sämmtliche hiesige Blätter, das Jour- nal des Débats nicht ausgenommen, bleiben daher auch bei der Behauptung , daß die Adresse eine offenbar feindselige Tendenz gegen das Ministerium verrathe. Der Courrier frangais sagt in dieser Beziehung: „Wir bedauern es allerdings, daß die Adresse sch nicht entschiedener ausspricht; der Angriff auf die Minister ist indessen, wenn gleich zaghaft, nichtédeftoweniger unverkennbar, und Niemand wird sih hierüber täuschen. Das Ministerium hat den Muth nicht gehabt, sein bisheriges System vor der Kammer zu vertheidigen, und es hat daher lieber ge- than, als ob es den Angriff nicht verstehe. Spibfindigkeiten und Sophismen werden es jeßt in den Augen des Landes nicht wieder heben. Schon früher hatten wir ihm oft gesagt und wiederholen es ihm auch heute noch, daß ihm das erste Bedürf- niß einer Regierung, nämlich das moralische Ansehen , abgehe. Es giebt jest im Kabinette einen Mann, der sich dem von der Kammer gemißbilligten Systeme unmöglich anschließen kann, dem es vielmehr darum zu thun seyn muß, sich mit Männern u umgeben, welche die Verwaltung wieder zu Ehren bringen. Möge der Marschall Gérard nicht den Wink verkennen, den ihm die Kammer gegeben hat, denn eben weil man ihn für die Vergangenheit nicht verantwortlich macht, wird man ihn für diz Gegenwart zur Rechenschaft ziehen.“/

Großbritanien und Jrland.

London, 16. August. Ueber die Schluß-Sißbung des Par- laments ist noch zu bemerken, daß der Lord-Kanzler, als Se. Ma- jestät die Thron- Rede abgelesen hatten, den versammelten Lords und Gemeinen anzeigte, daß das Parlament auf Befehl des Königs (fürs erste) bis zum 25. September prorogirt sey.

Die Times giebt heute ein Verzeichniß der zur nächsten Session im Unterhause angekündigten Anträge; es sind deren 102, worunter wir folgende hervorheben: Herr Th. Duncombe will darauf antragen, daß das Unterhaus die Einmischung von Pairs, Prälaten und Lord-Lieutenants in die Parlaments-Wah- len wirksamer als bisher zu verhindern suchen solle; Oberst Wil- liams daß Se. Majestät ersucht werde, den Universitäten Ox- ford und Cambridge zu befehlen, daß sie von denen, die auf die- sen Hochschulen promoviren wollen, niht mehr die Erklärung fordern möchten: „Jch bin bona fide ein Mitglied der Engli- schen Kirche,‘/ oder irgend eine dem ähnliche eidliche Versiche- rung; Herr Ewart —. daß das Unterhaus seine Sißungen alle Abend wenigstens um 12 Uhr schließen solle; Herr O'Connell daß es sih gar schon um 8 Uhr Abends vertagen solle; der General-Anwalt daß die Verhaftung wegen Schulden, außer wenn Betrug dabei obwaltet, abgeschafst und die den Schuldner und Gläubiger betreffenden Geseße verbessert werden sollen;

j Das in Warschau garnisonirende Husaren-Regiment, dessen

Herr Ward daß der Zustand der protestantischen Kirche in

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