1834 / 248 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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G i i t ar F E A

entgchen kdnne, und die Quotidienne prophezeit uns den end- lichen Sieg des Don Carlos, nachdem Spanien ers die Bahn der Republik durzlaufen. Ein solcher Weg könnte allerdings zu et- nem solchen Ziele führen; dies flôßt uns aber gerade die Hosf- nung ein, daß, wenn es in Spanien Leidenschaften giebt, die zur Republik treiben, es auch an einer einsichrsvollen Regierung nicht fehlen werde, die sich Úberzeuge, daß dies cben nur ein Umweg wre, um die frúhere Ordnung der Dinge wiederherzustellen. Die Quotidienne weint, daß die Königin Christine sich jeßt etwa in derjelben Lage befinde, in der Ludwig XVI. si bei der Cinbe- rufung der General-Staaten befunden habe, nur mit dem großen Unterschiede, daß Ludwig XVI. legitimer König gewesen, und c auf positive Gesetze, auf traditionnelle Gebräuche habe stüz- zen können, Unserer Ansicht nach hängt es indessen ganz von der Königin Christine ab, daß der Vortheil auf ihrer Seite sey: se muß nur aufrichtig die von den Umständen gebotene Re- form wollen , und niht Ludwig XVI, nachaßmen, der H heimlich den Reformen widerseßte, die er of- fen annahm: sie muß die Spanische Revolution leiten, zicht aber ihr hemmend in den Weg treten. Ludwig XVI, sah vas alte Gebäude der Monarchie seiner Vorfahren mit tiefer Besorgniß und wider seinen Willen zusammenstärzen; er gab den Anforderungen des Landes nach. Heute findet gerade das Begentheil statt: Christine muß sich äberzeuaen, daß die Re- form ihre alleinige Bürgschafc ist, und daß ihr Loos, wie das igrer Tochter von derselben abhängt. Es ist daher wahrschein- lich, daß, wenn sie nur feste und einsihtsvolle Männer zu Rathe zieht, die Excesse der Reformatoren keine weiteren Folgen haben werden. Ohne Zweifel bietet jede politishe Wiedergeburt große Schwierigkeiten dar, und wir wollen uns nicht dafür verbürgen, daß die Spanische Regierung Über alle Hindernisse, die sich ihr entgegenstellen, siegen werde; wir glauben aber, daß ihr folches init dem festen Willen , dem Lande die Freiheit zu geben, und mit dem Entschlusse, den Legitimisten wie den Republikanern in gleichem Maße Widerstand zu leisten, gelingen müsse. Wir wer- den diese Hoffnung nicht eher aufgeben, als bis die gröbsten Mißariffe der Spanischen Regierung uns dazu zwingen.“

Jn Marseille erscheint seit kurzem ein neues republifani- hes Blatt, unter dem Titel: „Der Proletarier.‘/

Großbritanien und Jrland.

London, 30. Auz. Lady Brougham is bereits in Brighton; Lord Brougham wird Ende des künftigen Monats dort erwartet.

Das Leben des verstorbenen Lord Glentworth, ältesten Sohns des Grafen von Limerick, soll für nicht weniger als 183,000 Pfd. versichert gewesen seyn. -

Vom 15ten bis 21sten d. M. incl. sind aus London 6423 tinzen Goldmünzen nach New-York, 465 Unzen Goldmünzen nach Bocto, 12,700 Unzen Silbermünzen nach Hamburg u1d 7830 Unzen Silbermünzen nah New-York ausgeführt worden.

“Im Laufe des gegenwärtigen Monats sind in Liverpool

nicht weniger als 900 Schiffe 300 vom Auslande und der Ret? aus Jrland und küstenwärts eingelaufen. Die Docks sind gedrängt voll, und der Handel Liverpools ist in schneller Zu- nahme. : / Auch hier hat die kürzlich ecfolgte Freisprehung des Pariser National großes Aufsehen gemacht; alle Englische Blätter be- schäfrigen sich mit diesem Siege der Franz. Presse, und der Globre kann nicht umhin, die große A von Maßregeln ¿u tadeln, deren Mißlingen für die Regierung so überaus demü- thigend sé, | :

Der Morning-Herald hat von seinem Korrespondenten in Paris erfahren, daß er ein Memorial zur Besreiung des im Kerker zu Pampelona sißenden Herrn Mitchell an den Briti- \chen Gesandten in Madrid gesandt hat, aber bis jeßt noch ohne Antwort geblieben ist. Dinte, Feder und Papier waren dem Herrn Mitchell von seinem liberalen Kerkermeister verweigert worden, und es hieß in Bayonne, daß er von einem Obersten Oéëma (‘einem zurückgekehrten Spanischen Flüchtling, mit dem M, in einem fremden Lande einen Streit gehabt) denuncirt vorden sey. N

Es hieß gestern an der Börse, daß Herr Rothschild im Be- aríff stehe, der Spanischen Regierung folgenden Vorschlag zur Anerkennung und Liquidation der Cortes-Bons zu machen. Das Kapital und die fälligen Interessen der Cortes-Bons sollen in zwei gleiche Theile, ein jeder auf 75 pCt. reducirt, getheilr werden; der cine Theil soll active, der andere passive Schuld seyn, und jährlich soll eine halbe Millio der passiven Schuld active Schuld werden, bis die ganze passive Schuld erloschen ist. Uin die Spa- n he Regierung zur Annahme dieses Vorschlags zu bewegen, soll die Bedinaung hinzugefügt worden scyn, daß sich jeder In- haber von 1000 Pfd. Cortes-Bons verbindlih machen will, in je- nem Falle 190 Pfd. zu der Spanischen Anleihe, welcher die Spanische Regierung bedarf, zu unterschreiben. /

Die Nachrichten aus Westindien, berichtet die Mor- ning-Post, sind nicht günstig. Jn Set. Christoph (Se. Kitt) hatten die Neger unbedingte Freiheit verlangt, Tumult erzeugt, den Gouverneur gesteinigt und solche Gewaltihätigkeiten began- arn, daß es nöthig befunden wurde, um militatrische Hülfe -nah Anrigua und Barbadoes zu senden. Man befürchtete, daß ähn: liche Aufstände auf den andern Inseln stattfinden und die Trup- pen in Westindien nicht zahlreich genug seyn dürften, um sie zu unterd:úcken. Der Marquis von Sligo dürfte eine’ schwere A ufe aven. :

Bir s Barbadoes- Zeitungen bis ultimo Iuli erhalten. Es bejtanden dort Uneinigkeiten zwischen dem Gou- verneur und der gese gebenden Versammlung, wegen der neuen BYolizei-Bill und das HaUs war vertagt worden. Man erwar- ete, daß die Streitigkeiteit beseitigt werden würden; der Gou- verneur war jedoch nichts wetttger als populair, doppelt befla- genswerth in der gegenwärtigen Krlsis., Es waren Nachrichten von ausgebrochenen Unruhen eingetroffe, nd die Fregatte Bel- videra und eine Kriegs - Brigg, die in der Day sag, abgesandt worden.

Wir haben Zeitungen von dem Vorgebirge det guten Hoffnung bis zum 18. Juni erhalten. Das Jnteressanteste, was sie melden, ist, daß die Deputation von der Gesellschaft zum Erforschen des südlichen Afrikas, welche die Sanction der Re- gierung hat, abzureisen im Begriff stand, um den Zweck der Gesellschaft zu erreichen.

Beilagen

Brüssel, 30. August. Der hiesige Cassationshof hat einen für das Belgische Fuhrwesen wichtigen Ausspruch gethan. Er hat nämlich entschieden, daß der Artikel 5 des Kaiserlichen De- ïretes vom 6. Juli 1806, welcher festseßt, daß diejenigen Unter- nehmer, die keine bestimmte Relais haben, sondern in gewissen Entfernungen, und ohne wenigstens sechs Stunden zu warten, ihre Passagiere anderen Unternehmern übergeben, der Zahlung

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einer Abgabe an die Postmeister unterworfen sind, nicht auf die- jenigen Unternehmer anwendbar is, deren Diligencen kleine Tagercisen machen , und deren Passagiere nur deshalb den Wa- gen verlassen, weil sie einen anderen Weg einschlagen wollen.

Der Belge enthält Folgendes: „Einer der Männer, welche sih in den Kämpfen für unsere Revolution ausgezeichnet haben, der Capitain von Crehen, der mit einer von dein Obersten Le- carlier kommandirten Expedition nach Portugal abgegangen war, hat auf dem Schlachtfelde, dicht bei dem Fort Faro, das Kreuz des Thurm- und Schwerdt-Ordens erhalten, und ist zum Capi- tain erster Klasse befördert worden. Er wird in einigen Tagen mit dem Oberst Lecarlier hier eintreffen.“

Jn Antwerpen wird morgen das neu erbaute Theater er- öffnet werden.

Der in Liverpool erbaute Dampfwagen für die Eisenbahn wird in den ersten Tagen des Septembers hier erwartet. Dieser Wagen ist nur fär den Transport der Reisenden bestimmt; cin größerer, der Waaren transportiren soll, wird erst im Laufe des Monats Oktober eintreffen.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 29, August. Der ständische Ausschuß hat erflärt, die von verschiedenen Mitgliedera aemachten Anträge auf Prorogirung des Reichstages wegen Ausbruchs der Cholera nicht in Erwägung ziehen zu können, da, dem Grund-Geseße ge- máß, die Maßregel der Proroaation nur vom Könige direêt ausgehen fann. Ein großer Theil der Repräsentanten ist in- zvischen von hier abgereist, und täglich entfernen sich noch meh- rere derselben.

Dem Vernehmen nach, steht nun der diesseitige Gesandte bei Sr. Maj. dem Könige der Franzosen im Begriff, seine Wie- der-Abreise nah Paris anzutreten.

Beim Adelitande des Reichótazes hat Graf Frölich auf eine Vorstellung bei Sr. Maj. wegen Aufhebung aller noch im Lande stattfindenden Cholera-Sperren angetragen.

Es finden hier jeßt täglih, und zwar auf Kosten der Kö- nigl. Privat-Schatulle, Vertheilungen von warmen und nahr- haften Speisen statt, und zwar zunächst unter die armen Be- wohner der südlichen Vorstadt, die am Meisten von der Cholera bedroht zu seyn scheinen.

Gothenburg, 30. Aug. Unter den hier angekommenen Aerz- ten besinden sich auch zwei aus Berlin. Die Cholera is hier bereits so sehr im Abnehmen, daß man jeden Tag ihr vdiliges Auflzd- ren erwarte. Dagegen wüthet sie auf den Scheeren - Jnj\eln, wohin sich der Landes - Hauptinann von Gothenburg zur JFnspt- zirung begeben hatte, auf ganz unerhdrte Weise. Ein Küster im Kirchspiel Romelanda bei Kongelf hatte die Cholera und war dem Tode nahe, als der Bliß, ohne zu zünden, ins Zimmer schlug und die beiden an seinem Bette ta Töchter tddtete, während er selbsi auf der Stelle gesund ward.

De O ano:

Hannover, 1. September. Eine Eingabe des Sir Au- gustus d'Este, Sohnes Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Sussex, in der Sibung der zweiten Kammer am 27. August, mittelst welcher eine Abhandlung des Staats-Raths Klüdber, die Standes - und Familien - Rechte desselben betreffend, und ein bei dem Königl. Ministerium eingebrachtes Memorial in Abschrift überreicht waren, wurde auf den Antrag des Herrn Schaß:Rath Stüve zur Relation des Herrn General-Spyndikus überwiesen.

Das heute ausgegebene Blatt der Geses-Sammlung ent- hâlt eine Verordnung vom 27. August 1834 über die gegen- seitige Aufhebung des Abzugs- oder Abschoß- Rechts zwischen Hannover und der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

Kassel, 3. Sept. Jun der Sibung der Stände vom 1sen September wurde der Entwurf zur Städte- und Gemeindes Ordnung revidire und mit verschiedenen Modificationen und Zusäzen in geheimer Abstimmung mit 135 gegen 5 Stimmen angenommen. Zu §. 95 hatte der Ausschuß in Bezug auf die Rechte Sr. Durchl. des Landgrafen von Rotenburg, so wie der Standesherren und des ehemals reihs1unmittelbaren Adels, cine neue Fassung vorgeschlagèn, welche angenommen wurde. Die Vertreter der Standesherren protestirten gegen diese Fassung, als die Rechte ihrer Vollmachtgeber verlebend und erklärten eine Standesstimme einlegen zu wollen. Auch Hr. v. Schenk, als Vertreter des ehemals reihsunmittelbaren Adels, gab seinen Dif- sens zu Protokoll. Der Landtags - Kommissar, Herr Regie- rungs: Rath Koch, erklärte, die Gemeinde: Ordnung werde in der jebt beliebten Fassung die Sanction nicht erhalten können.—Nun wurde das Gesel zur Verhütung der in dem prozessualischen Ver- fahren wahrgenommenen Mängel revidirt und unter Verwerfung eines Amendement des Hrn. Eberhardt, wonach gegen Beweis- Interlokute ausnahmsweise die Appellation zulässîg seyn sollte, in ge- heimer Abstimmung mit 30 gegen 10 Stimmen angenommen. -— Ferner berichtete Herr Eberhardt über die in der Sißung voin 29. August gemachte Mittheilung der Staats; Regierung, betreffend die in Bezug auf einzelne Beschlüsse über das Budget und insbesondere den Militair - Etat zwischen Staats-Regierung und Stände- Versammiung obwaltenden Disferenzpunkte. Jn dem Berichte wären keine besondere Anträge gestelli, da die Mit- theilung der Staats-Regierung nicht bestimmte Vorschläge, son: dern nur allgemeine Grundsäse enthalte, auf die hier näher ein- zugehen nicht geeignet seyn möchte. Herr Ministerial - Direktor Meisterlin erklärte, daß er in dem verlesenen Bericht cine Aufforderung erblicke, noh spezielle Vorlagen Über die obwalten- den D'ifferenzpunkte, besonders über den Militair - Etat zu ma- chen, und würden daher soihe Vorlagen in den nächsten Taaen erfolgen. Die Versammlung beschloß, das Präsidium zu ermäch- tigen, diese Vorlagen, sobald sie eingingen, zur Beschleunigung der Sache direkt an den Budget-Auss{chuß zur Begutachtung zu überweisen. /

Darmstadt, 31. August. Die Großherzogl. Hessische Zeitung giebt folgende nähere Nachrichten über den religiösen Schwärmer Peter Herrmann von Offenbach: „Dieser neue Bußprediger , der vor kurzem in Offenbach auftrat, durch seine Reden an das versammelte Volk, namentlich seine schimpfenden Ausfálle auf die Geistlichkeit, bereits Aergerniß gab und noch weit größere drohete, wenn durch diesen stets sich steigernden ex- altirten Zustand seine stille Monomanie allmälig in eine wüthende úberginge, was nach der Ansicht dec Aerzte zu befürchten war, wurde, nachdem man ihn vergebens wiederholt aufgefordert, seine öffentlichen Reden einzustellen, als offenbar Geistesfkranker in die Landes-Jrren-Anstalr nach Hofheim gebracht, wie ihm dieses gleich: falls bei jenen Aufforderungen und Warnungen angedeutet wor- den war, wenn er seine gefährlichen und Aergerniß gebenden Vorträge nicht unterließe. Herrmann hat solche Aufmerksamkeit erregt, sein Auftreten als neuer Apostel ist so vielfach in öffentlichen Blättern besprochen worden, daß es un-

diesen religiösen Schwärmer aus guter Quelle zu vernehmen Peter Herrmann von Offenbach, ein junger Mann von 26 Jah, ren, seines Standes ein Landwirth, wurde den 12. August 1834 ins Hospital Hofheim aufgenommen. Sein Vater, ebenfalls Landwirth, starb bereits vor 9 Jahren, von welcher Zeit an sein Sohn die Besorgung der Landwirthschaft übernahm und ihr seit,

eines braven, ehrsamen und fleißigen Búrger®, der sich durch Be, triebsamkeit forrwährend in einem gewissen Wohlstand erhielt. E; besuchte die Schule bis zu \einem l4ten Jahre und soll si als Knabe durch ein aufgewecktes Temperament und Lernbegierde ausge zeichnet haben. Seine Aeltern sollen deshalb selbst längere Zeit dey Gedanken gehabt haben, ihm eine höhere literarische Ausbildun, | geben zu lassen. | trieb der Landwirthschaft seines Vaters übernehmen sollte. Von Jugend auf fleißig zur Kitche und zu Religions-Uebungen angehal; ten, scheint er in seinem Jünaglings-Alter durh den Umgang mit PBietisten und Sektirern allmälig sehr exaltirte und {wärmer sche Begrisfe in religiösen Dingen gewonnen zu haben, die über; haupt in seiner ganzen Familie Wurzel gefaßt haben sollen. Von Natur mit einem woßlklingenden Sprach-Organ begabt und nich! ohne einiges Redner-Talent, das ihm in seinen Ausdrücken un) Geberden einen gewissen Grad von Gewandtheit verlich, fin; er an, schon seit mehreren Jahren in dem Kreise seiner Familie und näheren Bekannten Vorträge über religidse Gegenstände zy halten, welche ihm nach und nach einigen Ruf verschafften. kam cs, daß allmälig die Zahl seiner Zuhdrer sich vermehrte, so daß ste sein Zimmer nicht mehr fassen konnte, und er nun, um dem inneren Triebe, der ihn drängte, zu folgen, seinen Hof | zu seinem Auditorium wählen mußte. So erzählt Herrmant selbst den Folgegang seines nachherigen dentlichen Auftretens. Inzwischen war Herrmanns eigenthümliche Geistesrichtung,

seine religióse Schwärmerei bereits wirklih in Krankheit über: gegangen oder bis zur Krankheit, einer religidsen Monomonie, gesteigert. Wahrscheinlich ist, daß hierzu niht nur die ganze Erziehung und die Übrigen erwähnten psychischen Einwirkungen, vielleicht auch die das Gemüth eines reli: gids gesinnten Menschen aufs heftigste ‘erschütternden poli: tischen Ereignisse der neuesten Zeit, die Veranlassutnig gaben, son dern daß auch eine gewisse körperliche Disposition, erbliche An:

lage, große Reizbarkeit des Blut - und Nervensystems und dar; aus entstehende krankhafte Affectionen der Leber und des Gehirns

zur allinäligen Entwickelung dieser Geisteskrankheit mitwirkte, Sobald Herrmann am zweiten Sonntag nach Ostern eine Vision hatte, welche ihn eine dunfele Wolke am Himmel sehen ließ, worin ex, nah deren allmäliger Zertheilung, einen feuerrothen Schein wahrnahm, den er, indem er immer dunkeler wurde, als das leibhaftige Blut Jesu Christi erkannte, sobald er von dem Au-

drungen fühlte und nun von Gott dazu berufen zu seyn glaubte,

wandel zu erncahnen, sobald *onnte an einer solhen Steige: | rung seiner Schwärmerei bis zur wahren Verstandeszerrüttung nicht mehr gezweiseit werden. Kein Wunder, daß er nun, von diejer fixen Jdee beherrsht und in dem festen Glauben an die Wahrhastigkeit jener Vision, die lediglih als ein krankhaftes Produkt seiner aufgeregten Einbildungskraft anzuschen is, von dem wachsenden Beifalle ermuntert, öffentlich auftrat, redete, wie ihn seine excentrishen Religions: Begriffe und scine aufgeregte

loten- Eifer die Menschen aus dem Sündenpfuhl zu erlôd)en

Ueberzeugung, daß er wirklich geisteskrant sey, in ein Irrenhaus aufgenommen wurde, um hier wo mdglich allmälig wieder zu genesen, war gewiß die heilsamste Maßregel, welche hier getrof fen werden konnte und wofür Herrman selbst, der bereits ruhi: ger und C werden anfängt, sollte scine Genesung glúcêen, der Staats-Regierung den größten Dank zollen wird.“

Se

Die Allg. Zeitung enthält unter der Ueberschrift: „von der Donau, 21. August‘, die nachstehenden Betrachtungen: „Die billigste Forderung an eine Lehre ist, daß ile folgerecht sey Die Radikalen haben den Vorzug vor den Liberalen, daß sie, wenn fe Feuer legen, wollen, daß es brenne. Der Nouvel- liste Vaudois vom 12ten d. weiset in einem scharfgedachten Artikel die Unmöglichkeit nach, durch die Tagsaßung zur Re:- vision des Schweizerischen Bundes-Vertrages zu gelangen, und, da sie in den Jahren 1832 und 1833 diese Arbeit sich dennoch. auferlegt hat, die nicht geringe Verlegen- heit, in welche sich die Tagsaßung nothwendig eingeklemmt be- findet. Es giebt zwei Systeme der Revision, sagt er, die sich gegenüber stehen, das durch die Tagsatzung und das an dere durch einen fonstituirenden Voiks- Ausschuß. Diejenigen, welche das erste System vertheidizen, sind gezwungen, zu be- | haupten, daß die Schweizer unter sich kein Volk bilden, daf der Bundes: Vertrag nicht eigenilih die Sch wetzer verbinde, fon dern 22 souveraine Staaten, an Grôße verschieden, aber an Un- abhzángigkeit gleich, daß er folglih kein organisches Band sey, | sondern ein gewöhnliches Bündniß, ein Allianz: Vertrag, in wel: | hein jeder der 22 Staaten gleiche Stimme habe, der also nicht

wo die Revision unmöglich werde, weil eine einzige Stimme schon zureiche, sle zu verhindern, eine einzige aljo gegen dic Mehrheit von 21 Recht behalten und sie unterwerfen könne. Die andern, welche den Volks-Auss{chuß wollen, gehen von dem Saße aus, daß die Schweizer unter sih ein Voik ausmachen, und sie folgern hieraus, daß in der Gesammtzahl der Schiwet- zer die Souverainetät ruhe; daß der Bund nicht zwischen den einzelnen Theilen des Landes, sondern zwiscen den Bürgern

in roelche fich die Búrger-Gesammtheit theilt ; im Verhältnisse Ausschusse allein es zukomme, im Organism der Vereinigung aller Schweizer unter sich Veränderungen vorzunehmen ; daß in diejem Falle die Mehrzahl, nicht aber die Minderzahl entscheide, folglich dieser Gang allein, der Volks-Souverainetät gemäß, ver- núnstig und môglih sey. Diese Ansicht ist folgerecht. Die Unmöglichkeit, auf dem anderen Wege zur Revision zu kommen, hat sich thatsächlich erwiesen. diese Revision, sechs dagegen, ein paar nur bedingungotwvei]e-

den Bund nur als einen Vertrag zwischen den 22 Staaten an: sehen darf, kann feinem derselben ein Bundesjoch auflegen, das er nicht tragen will. Wir haben sonach durh die Mehrzahl der Kantone das Erkenntniß der Unerläßlichkeit der Revision, in

Folge davon zwei Tagsabßungsbeschlüsse, welche die Revision an

sern Lesera interessant seyn dürfte, folgende Nachrichten bey

dem mit vieler Thätigkeit vorfand. Er genoß allgemein den Ruf |

Später wurde jedoch bestimmt, daß er den Be,

genblike an sich geistig verklärt und vom heiligen Geiste durch:

die Menschheit zu bekehren und zu einem gottseeligen Lebens: *

Geistesthätigkeit eben reden ließen, und mit einem wahren Ze- |

suchte. Daß dieser Mann, der die dffentliche Aufmerksamkeit | in so hohem Grade in Anspruch nahm, nah einmal gewonnener

umgeändert werden könne ohne Zustimmung jedes einzelnen, und |

gemacht s) und organisch dies:lben durchziehe und zusammeit | halte, weiches auch die Verwaltungs-Formen der Massen seyen, | daß folglich dem | zur Volkszahl vom Volke selbst gewählten |

Dreizehn Kantone stimmten für ?

Die Minderzahl siegte ob; denn die Tagsatzung, eben weil se |

hefchlen, und andererseits den Grundsaß, daß der Bundesver- trag ein Pakt zwischen 22 freien, unabhängigen Staaten sey, der ohne Zustimmung aller nicht geändert werden fônne. Der Liberalismus geht im Kreise herum, und der Radikalismus hat Recht, wenn er ihn auslache. Es giebt aber, wie úber- all, so auch in der Schweiz eine dritte Klasse von Men- schen, die weder zur liberalen, ‘noch zur radifalen Fahne chwören, und welche den eigentlichen Kern, die _ungeheure Mehrzahl der Nation bilden; was wollen diese? Sie wollen Ruhe und Achtung für das Gese; fie wollen nicht, daß die ge- rechte Wachsamkeit fúr die. Aufrechthaltung der Verfassung in unablässigen Angri} auf ihr Bestehen auëarte; daß die unver- \tándige Eitelkeit einiger Lärmer und Söldlinge der Propagan- den die Schweiz um die Achtung von außen und um die Ord- nung im Junern bringe. Was is d:eser großen Mehrzahl der Schweizerische Bund? Der Fed eral voin i2ten antwortet jehr richtig: Eine Vereinigung souverainer Staaten, an Rechten gleih, an Macht und Vermögen ungleich, na eigener Wahl unter sich zur Aufrechthaltung ihrer Unabhängigkeit verbunden, wovon jeder seine Eigenthümlichkeiten , seine Religion, Sitten und Sabungen bewahrt , und nicht ändern will, als bis ihm der Mugen hiervon einleuchtet, souverain, mit Einem Wort, im vollen Sinne, aber jeden Augenblick bereit, Gut und Blut an die Vertheidigung des Landes zu seßen. Diese Mehrzahl, das eigentliche Mark und Leben der Schweiz, wiil nicht, was die Radikalen wollen. Wenn diese gegen die Liberalen Recht behalten, so sind sie dagegen im vollen Unrecht gegen die wahren Schweizer, die gar nit den Wunsch haben, ihre Îtatur zu verändern „. aus einer Staaten - Vereinigung ein einziger Staat, ein mächtiges Volt, wie die Reformer sagen, ein drohendes, wie diese meinen, zu werden und alle Gefal- ren dieser herausfordernden Nolle zu übernehmen, sondern die das richtige Gefühl haden, daß die Schweiz gerade in ihrer Gestaltung als Gruppe souverainer Kantone die Gewährleistung fúr ihre Hauptaufgabe sinde, ein friedliches und glückliches Voik zu seyn; daß in den Epochen, wo der That nah der Kan- tonalwille zum Schweigen gebrachr und die Schweiz als ein Ganzes in den Europäischen Verhältnissen erschien, 3. B. zur Zeit des Französischen Kaiserthums, sie in Abhängigkeit von außen war und die Folgen davon tragen mußte; daß der Leg der Centralisation abermals nur zu der Abhängigkeit führen würde, welche das Journal des Débats in seiner eitlen Po- (icif {hon mehr als Einmal gerühmt hat und die jeder echte Schweizer von sih stdßt. Daß der Radikaliómus auch in der Schweiz seine Werkstuben auf\chlage, die Freiheit der Presse mißdrauche, die Jugend des Vaterlandsgefühls zu berauben und in heimathlose Umtriebler zu verwandeln bestrebt sey; daß er gerne die gesammte Schweiz als Werkzeug benúße, das ist naturlich und folgerecht; daß er auf Volks-Versammlungen dringe, ist eben so natürlich, denn wer den Zweck will, muß die Mitel wollen; daß man nur durch den Volksausschuß zur Revision des Bundes gelangen könne, hat keinen Widerspruch in sich, wenn auch darin die Hoffnung der Radikalen sich geräuscht finden würde; daß endlich die Tagsaßung, insofern sie liberalisirt, ja und nein sagt, damit niht zu Stande komme, ist abermals wahr, und zwar, troß ihr, zum Heile der Schweiz wahr. Aus dem Allem geht hervor , daß in dieser Frage nur die Radikalen und ihre eigentlichen Gegner folgerecht denken und handeln. Das if der Fall hier auf dem Felde der Republik, wie sonst auf demjenigen der Monarchie; in beiden sind sih die Freunde der Ordnung Verwandte, in beiden sind auch die Radikalen Gesellen, in bei- den endlich sind die Liberalen und Doktrinairs die Dupes ihrer selbst und der Andern.“

S anien

Zufolge der in Bordeaux erscheinenden Election wäre Nach- stehendes der von dec Finanz- Kommission in hrer ersten Siz- zung vorgelegte Entwurf zu einem Gutachten über deu Reduc- tions- Entwurf der auswärtigen Schuld: „„1) Die Kommission glaubt, daß der Scha6 jeßt unmöglich die Zinsen der Reduction zu 5 pCr. zahlen fann; sie glaubt, daß die Reduction auf ein Drittel festgestellt werden müßte. 2) Sie wünschte, daß die

passive Schuld auf eine bestimmte Weise geordnet werde, daß |

sie z. B. in eine Anzahl gleicher Serien geiheult werde, welche

in einer bestimmten Anzahl von Jahren zun Zinsen-Genuß Fom- men würden, um sie nicht libilum zu lassen. Die Konimiss

sion ‘glaubt, daß die Regierung die erste Ziehung der ausgescs- |

ten Schuld wenigstens auf 5, 8 oder 10 Jahre aufschieten kônne, um nicht so rasch den Betrag der Schuld zu vermehren. Z) Sie wän})chte Überdies zu wissen, ob die Zinsen d.r aktiven Schuld zu Maorid oder 1m Auslande gezahlt werden folien. Die Kommission würde es gern sehen, wenn dirse Zahlungen in Spanien geschähen, denn vie Spagier würden sich dann gewöh- nen, sie als eine wirklich nationale Schuld zu betrachten. 4) Sie glaubt, daß das halbe Procent zur Tilgung, welchz man mit der aktiven Schuld verbindet, unnüß sey, denn man darf

nur tilgen, wenn man aufhört, Anleihen zu machca; im entgegengeseßten Falle sind die Mittel trügerisch. 5) Sie glaubt, daß man von der aufgeschobenen Schuld, die in

Folge der Umwandlung von 183i schon im Umlauf sey, hátte sprechen sollen, denn diese müßte als von besonderer Beschassen- heit seyend betrachtet werden. 6) Die Kommission wünschte, daß das Ministerium sich Úber die Zurückzahlung der Englischen, durch die Verträge von London im. Jahre 1328 creirten Schuid ausgesprochen hätte ; dieselbe hätte vielleicht zum Course von 60 pCt. aus dem Umlauf gezogen werden können. 7) Sie wünscht, daß die in Frankreich durch den Vertrag vom 30. Dezember 1829 anerkannte Schuld ein Gegenstand neuer Unterhandlungen werde; der Vertrag selbst gebe hierzu Veranlassung. 8) Der Termin von 18 Monaten fúr die Auswechselung der neuen gegen die alten Obligationen ist zu lang; 9 bis 12 Monate sind mehr als hinreichend. 9) Die Kommission wünscht zu wissen, ob, statt der Anleihe von 400 Millionen der Schaß sich nicht mit einer geringeren Summe begnügen kônne, denn es ist nöthig, sich hei Operationen dieser Art so viel als möglich zu beschränken. 10) Sie billigt die Grundlagen des Entwurfs, aber sie fürch: tet, daß, wenn die Reduction nur die Hälfte beträgt, die Cor- tes in zwei oder drei Jahren sich genöthigt sehen, von Neuem die 5pCtigen Obligationen der aktiven Schuld auf ZpCtige zu reduciren und dies würde eine neue Reduction von zwei Fünf- tel seyn. Die Kommission glaubt, daß man ein spezielles und definitives Arrangement vorziehen müsse.‘

_— Jn einem Schreiben aus Bayonne vom sten d. heißt es: „Nach zahlreichen Märschen und Gegenmärschen ist die Navarresische Faction heinahe dicht an unsere Gränze gedrängt, und wird von 10 bis 12,000 Mann der Truppen der Königin eingeschlossen, und ist nicht wahrscheinlich, daß die Karlisten einer solchen Macht Widerstand leisten werden; da das Terrain es ihnen aber schon so oft möglih gemacht hat, ihren Feinden zu entwischen, so müssen wir das Resultat abwarten. Soviel

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ist indeß gewiß, daß Don Carlos, von dem 5. Bataillon beglei- ! tet, lebhaft von Lorenzo verfolgt wird. Leßterer marschirt in aller Eile auf Eugia, wo der Jnfant sich am 24sten befand. Zus- | malacarreguy wird von einer starken Division unter Anführung Rodil’'s in der Richtung von Ronceval und Espinal verfolgt. Rodil hat auf mehreren Punkten während seines Marsches viele Personen verhaften lassen. Das Gefecht, welches, mehreren Journalen zufolge, am 22sten bei Lequeitio stattgefunden haben foilte, bestätigt sich nicht. Die Briese aus San Sebastian, wo man leichter Nachrichten von dem Kriegs-Schauplabe haben kann, melden nichts von einem Gefechte.“

P ortugal.

Lissabon, 16. August. Die Neugier, welche die Eröf\nung der Cortes und vorzüglich die Eröfsnungs - Rede des Regenten erregt hatten, ist befriedigt, und die Regierungs - Zei- tung liefert uns bereits diese Rede, worüber man hier \herz- haft bemerkt hat, Daß die drei CEingangs- Perioden allein den Umfang einer mäßigen Englischen Thron-Rede hätten. Bei Beurtheilung des Styles dieses Aktenstúcks, dem der mittel- Europäische Geschmack eine große Weitschweifigkeit, mitunter Bombast, und ein zu starkes Hervorheben dessen, was die von den Azoren abgegangene Expedition betrifft, vorwerfen möchte, dúrfte indeß der unparteiische Richter nicht den Portugiesischen National-Geschmack in Anschlag zu bringen unterlassen, der hin- sichtlih des Styls, so wie mancher Sitten und Gebräuche, oft noch an die langen und nahen Berührungen erinnert, welche diese Nation mit den Mauren und mit Ostindien hatte. Was aber den Jnhalt der Eröffnungs - Rede betrie, so fállt dersecibe im Allgemeinen so aus, wie man ihn hier erwartete. Die Re- gentschafts- Frage wird der Entscheidung der Cortes anheimge- stellt, freilich mic einem Tone von Zuversicht, der wohl in der Ueberzeugung seinen Grund hatte, daß die Cortes dringend den Regenten ersuchen würden, die Regentschaft i= der bisherigen Weise fortzuführen. Hinsichtlich der Verhältnisse zum Röômi- schen Stuhle überraschte gewissermaßen, nach allen bisherigen Vorgängen, die äußerst versöhnliche Sprache, die in dem be- treffenden Paragraphen herrscht. Es i]? dies offenbar eine Art von Erwiederung auf die pathetische Ausforderung, mit der die lekte Anrede des Papstes in Betreff der Lage der Portugiesi- schen Kirche schloß, und welche den verirrten Sohn reuig in die Arme seiner liebenden und verzeihenden Mutter zurückzueilen aufforderte. Man sieht, die jeßt in Portugal herrschende Par- tei will sich Rom gegenüber den Schein der Mäßigung ge- ben; der aber bald folgende heftige Ausfall gegen das Mönchswesen, und der angekündigte feste Entschluß, die Abschaffung dieses Jnstituts aufrecht zu halten, so wie die Ankündigung, daß der höhere Klerus künftig seine Besoldung aus den Staats - Kassen beziehen werde lassen wohl kaum ei- nen Zweifel übrig, daß die Politik Dom Pedro's, oder vielmehr seiner Rathgeber, in Portugal unveränderlich die Vernichtung des politischen Einflusses Roms im Auge hat, welches wohl \chwerlich dem jeßigen Beherrscher jenes Königreichs den Titel des „Allergetreuesten‘‘/, wenn selbiger noch zu verleihen wäre, ertheilen dürfte. Höchst auffallend mußte es ferner seyn, daß der Regent, wo er von der künftigen Verheirathung der jungen Königin spricht, von der Vorausseßung ausgeht, daß ihr derein- stiger Gemahl ein fremder Prinz seyn werde. Bekanntlich stellt das Porcugiesische Grundgesez als Regel auf, daß eine Königin von ‘Portugal nur einen Eingeborenen heirathen dürfe. Jede Abweichung von dieser Regel bedurfte ver Zustimmung der Cor- tes. Die Charte von 1826 hat jene grundgesebliche, bisher im- mer heilig gehaltene Bestimmung in keiner eise modifizirt. Indem nun Dom Pedro die verfassungsmäßig erst von den Cor- tes zu entscheidende Frage, ob Úberhaupt die Königin einen Frem- den Lheirathen dürfe, gewissermaßen als entschieden annimmt, scheint er den Befugnissen jener Versammlung förmlich vorzu- greifen, wobei wohl die geheime Absicht zu Grunde liegen dürste, eine förmliche Diskussion über diesen delikaten Punkt selbst zu umgehen, und die Berathung vom Anfange ab allein auf die bloÿe Regulirung der Bedingungen zu sixiren. Eine dieser Tage erschienene Verfügung schreibt endlich vor, vorläufig jedem biesigen Mönche, der die Berechtigung zu seincr Kompetenz nicht verloxen hat, 42 Milreis (ungefähr 18 Rthlr. Preußisch) sofort auszuzahlen. Die zum Betteln genöthigten, aus den Klöstern vertriebenen Mönche singen an, ein Gegenstand des êffentlichen Mitleidens zu werden. An der möglichsten Zerstreuung des Materials aller Mönchsklöster-Etablissements wird zugleich eifrig gearbeitet. Bibliotheken, Thurmuhren U. st. w. werden nieist den Städten geschenkt, um sie auf diese Weise auch beim Besibke von Kiloster-Eigenthum zu betheiligen.

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Konstantinopel, 6. August, Der Moniteur Otto- man meldet in seinen offiziellen Theile: „Die Einnahme der Kopf - Steuer findet nach der neuen Finanz-Anordnung zweimal im Jahre, am Ruzi-: Kassim oder St. Demetriustage, und am Ruzi:-Hizir oder St. Georgstage, state. Von je einem Piaster dieser Steuer erhält der Kadi einen ‘Para, und dies bildet das wesentliche Einkommen dieser Richter. Nun traf es sich dfter, daß noch vor der Zeit der Einnahme des Karadsch ein Kadi durch einen andern ersetzt wurde. Jn folchen Fällen ergaben sich Strei- tigleiten, wem jene Bezüge gebührten, dem Abtretenden oder seinem Nachfolger. Eine Kaiserliche Verordnung bestimmt jebt, daß die Tantieme zwischen beiden je nah Maßgabe der bisheri- gen Dienstzeit eines jeden vertheilt werde. Dieser Beschluß hat volle Zustimmung des Groß-Mufti und der Kadileskiers er- halten.‘‘

In dem nichtoffiziellen Theile des Moniteurs werden die Fortschritte gerühmt, welche der Ackerbau, unter der besonderen Begünstigung des Sultans, seit einem Jahre in der Umgegend Konstantinopels und auf mehreren Punkten Anatoliens, namenr- lih in der Gegend von Brussa, gemacht habe. Weite Strecken, die früher ungebaut lagen, seyen jeßt mit Getraide bedeckt, und wiewohl die diesjährige Trockenheit den Aerndten in der Quan- tität geschadet habe, so werde dieser Unfall die Akerbauer nicht abschrecken. Auch die Jndustrie hat sich der Aufmerksamkeit und Aufmunterung der Regierung zu erfreuen. Besonders wird der zunehmende Flor einer vor 18 Monaten in Konstantinopel ge- gründeten Fabrik von rothwollenen Müben (Fes), wie sie die Türken seit Abkommen des Turbans tragen, hervorgehoben, die bereits monatlich 4500 Stúcke liefere und bald gegen 15,000 werde liefern können. Bisher hatten die Fabriken von Tunis fast ausschließlich diesen Artikel produzirt, den man in Frankreich und Jtalien, namentlich was die Farbe betrisst, nie in derselben Vollkommenheit verfertigen konnte. Noch beabsichtigt die Regie- rung eine Tuch-Fabrik für den Gebrauch der Armee zu errichten.

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Berlin, 6. Sept. Ueber den Aufenthalt Sr. Majestäc des Königs in Königsberg enthält die dortige Zeituna thren neuesten Blättern Folgendes: „Am Sonntage den Zisten v. M. fand im Jnfanterie- Lager beim Dorfe Lauth militairt- sher Gottesdienst unter freiem V aut iti stat. Se. Majestät der König, so wie die 2 anwesenden Prinzen und Prinzes- sinnen des Königlichen Hauses und der Feldmarschall Fürst von Warschau wohnten demselben bei, gingen nach dessen Beendigung, umgeben von einer wogenden frohen Menschenmasse aus allen Ständen, durch die Zeltgassen nach dem großen Öffizier-Speischause und nahmen dort ein Dejeuner ein, welches der kommandirende General, Herr General-Lieutenant v. ane veranstaltet hatte. Dei dieser Gelegenheit äußerten Se. Majestät wiederholt die Allerhöchste Zufriedenheit mit den Truppen, so wie mit der Ord- nung und Einrichtung des Lagers, und geruhten sodann, mit ge- fülltem Glase auf das Wohl des 1sten Armee-Corps zu trinken. Kaum ward dies, durch den Herrn General-Lieutenant v. Nab- mer verkündet, bei den vor dem Hause in dihten Gruppen ver- sammelten Offizieren und Soldaten bekannt, als ein dreimali- ges Lebehoch dem besten Könige aus treuer dankerfüllter Brust in die Lüúfte drang. Se. Majestät fuhren sodann noch nah dem Kavallerie-Lager bei Palmburg, wo mittlerweile eben- falls militairisher Gottesdienst abgehalten worden war, und äußerten auch hier die Allerhöchste Zufriedenheir. Die in der Stadt stehenden Truppen- Abtheilungen wohnten dem Gottes- dienste in der Schloßkirche bei. Am Abend dieses Tages war bet dem Herrn Ober-Präsidenten Ball, den Se. Maj. der König und die anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses durch Jhre Gegenwart verherrlichten. Am 1. Sept. ward in den Morgenstunden vor Sr. Maj. ein Corps-Mandöver nach ei- ner Allerhöchst genehmigten Dispositicn auf dem großen Exer- zir-Pla6e ausgeführt. Abends begaben sich Se. Majestät, die Prinzen und Prinzessinnen und der Fürst von Warschau nach dem Jnfanterie-Lager, wohnten dem großen Zapfenstreich bei und sahen sodann von dem Balkon des Offizier -Speisehauses einem Feuerwerk zu, welches auf dem jenseitigen Ufer des Lauth- schen Sees von der Artillerie des 1sten Armee-Corps ausgefüßzrt ward ; gleichzeitig verbreiteten einige hundert längs der Fronte und den Flanken des Lagers in Erdhügeln eingegrabene brennende Theer- tonnen eine magische Beleuchtung über dasselbe und ber die wogende Masse von vielen tausend Menschen. Am 2, Sept. ward ein Corps - Manöver im ausgedehnten Sinne mit cinen durch einige Bataillons und Escadrons markirten Feinde von Kalthof und Devau über den großen Exerzir- Plat, Zteudamm, die Schottischen Häuser gegen Tropitten und Maudein auêge- führe. An beiden Tagen begünstigte das {önste Wetter Bewegungen der Truppen, eine zahlreiche Menge von Zus schauern begleiteten sie auf den Flügeln. Am Schlusse lehten Mandvers geruhten Se. Majestät der König, ; Allerhöchste Zufriedenheit mit dem Zustande und der Ausbil- dung des 1sten Armee - Corps, sowohl der Linie als Landwehr, gegen den kommandirenden General, Herrn General-Lieutenant von Nabmer, auszusprehen, mit dem gleichzeitigen Ves fehle, den sämmtlichen Truppentheilen zu eröffnen, daß in Folge dieser Allerhöchsten Zufriedenheit die diesjährigen großen Uc- bungen schon jelzt beendigt und sämmtliche auswärtige Truppen nach einem allgemeinen Ruhetage in die verschiedenen Garniso« nen, und die Landwehr in die Heimath zurückkehren sollen. Al- lerhôchstdieselben beglücken unsere Stadt und unsere Provinz mit Höôchstdero erfreuender Gegenwart noch einen Tag länger, indem die Rükreise Sr. Majestät des Königs und der Königs. Prinzen und Prinzessinnen nunmehr erst den 4. September ans getreten werden wird.‘/

Der am %. Februar d. J. hierselbst verstorbene Geheime

Legations - Rath Balan hat den Kriegern, die in den Feldzügen von 1813, 1814 und 1815 verstümmelt worden, oder den Hin- terbliebenen der in diesen Feldzügen Gefallenen, testamentarisch die Summe von 200 Rthlr. ausgese6t, welhe an das Königl Kriegs - Ministerium ( Abtheilung für das Jnvalidenwesen) zur weiteren Vertheilung gezahlt worden ist. Aus Bergen auf der Jnsel Rügen meldet man als eine besonders merkwürdige Erscheinung, daß sih auf Rügen seit dem Frühjahr ein großer Schwarm von Stöôrchen (gegen 100), ohne, wie es die Natur mit sich bringt, sich gepaart und geniser 7, haben, aufhält, welcher jeßt, wo die Jungen der regelmätig dort nistenden Stôrche ausgeflogen sind, deren Nester eingenommen hat, und jest am 24. August noch brätet. O6 die Jungen noch groß und flugrecht, oder ob die Alten, wenn die u des Abzugs kommt, sie verlassen werden, wird die Zeit lehren.

Nachrichten aus Koblenz zufolge, war die Mosel in der Nacht vom 31. August zum 1. September plößlich um cinen Fuß gestiegen; man maß dieses unerwartete Anschwellen star ken Gewittern oder Wolkenbrüchen an der Französischen Ober- Mosel bei.

Berliner Börse. Den 6. September 1834.

Amt], Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Prexufs. Cour.) | ; IZ/.| et. etd. St.- Schuld- Sch. | 4 992 | 99 IGrosfshz. Vos, do.| 4 | [1021 Pr. Engl. Anl. 18. d | | }Ostpr. Pfandbr. | 4 [103 -- Pr, Engl. Anl. 22.| 5 | _— Hi’omm. do. À | vis [1052 Pr. Engl. Obl. 30.| 4 | 943 | 944 IKur-u. Neum, do.| 4 [1063 [1064 Präm.Sch.d.Seeh.} | 573 | 573 WSchlesische do.| 4 [1062 | —— Kurm. Obl. m.1.C.| 4 | 99 -— PRkst.C. d.K.-u. N.|— | 72 . Neum.Int.Sch. do.| 4 | 984 | }Z.-Sch. d K.-uN.|— | 72 | - Berl. Stadt-Obl. A | 997 | | Königsb, do. 4 | 985 | [Holl vollw. Duk.! l I Elbing. do. al 981 | Neue R 18 Danz. do. in Th.|— | 374 | fJFriedriehsd’or . . |— | 132 135 Wegstpr. Pfandbr.| 4 [1002 | [Disconto.....\—| 3 | X Wechsel-Cours, E A [1 ter. Geld. Au 250 Fl, Kurz. 1 U O S 250 FI. 2 Mt. | [502 H 300 Mk. [Kurz 1152 U c 300 Mk. |2 Mt, _ 115112 O O 1 LSt. ¡A Mt, [6 215 E 200 Fr. 2 Mt. SIL T Sl Wi D N M M G N o D i 100. Thl, 12 Mlt. 993 | 99 Leipzig C A C 100 Thl. [8 Tage 1031 än PIAOKTO a M V 100 F’. 2 Mt. 1034 1102? ad 100 Rbl, [8 Woo. 04 l A 600 Fi. Kurz enten D