1834 / 276 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

( e T , i Nationalität, die nicht nug Lebenskraft in sch selbfi besißt, in der Ge- schichte immer zuw politischen Tode als Staat verurtheilt is; und daf, nachdem, was t; scit meiner Emigration zu schen und zu beobachten die Gelegenbeit hatte, ich nicht daran glauben kann und glauben werde, daß fremde Völker oder Mächte je in der Zukunft Polen wieder herstellen wollten oder fönuten.-/ Der Briefsteller spricht hiec die Vermuthung aus, daß er die nachgestchte Amnestie nicht erhal ten weroe, und tährt demnäch| fort: „Meine Ueberzeugung bleibt, aber nichtsdestoweniger Unerschüttert Über die Ruhzlo- sigbeit und sogar Schädlichkeit einer weiteren Opposition ge- gen die Russische Macht. Einiges, wenn auh kleines Recht, Habe ih theuer genug erkauft, um darüber urtheilen zu dürfen. J gehdríe zu den Oppcnenten im Lande vor 1830. Fch war verfoigt. Fch gehdrte zu dem Aufstande vom 29. Nov. Fch glaubte ret zu dandeln. Die Erfahrung hat mich anders belehrt Heute, mit der selben Gewissenhaftigkeit, nehme ich Abschied von Jdcen, l ich zar nicht das Wohl meines Landes erblicken fann. Ucber Vor- wüt se, mit denen man mich vielleicht beehren roird, bin ich wett hinaus. Fb kenne zu gut ihren Werth. Die Zeit wird mich am besten rechtferti Zen. Fndem ich so handle, habe ich keine Hoffnung, nach, Polen wie- der; ¡tehren. | ein anderes Vaterland (was bet den jeßigen engen Nationalitäts- Beariffen unmöglich it), doch wenigstens einen Hecpd und Heimath aus usuchen, wo ich noch mit einigem Nußen werde verwendet we- den tônnen: denn vor Allem will ich das bittere Farniente eines Em'grirten abdwerfen. Schon Dante hat sich bitter über das Schäd- liche einer iedcrartigen Emigration beklagt. Fch wünsche von Her- zen, daß jene, welche als Patrioten den Stein wahrscheinlich auf mich werfen werden, dieselbe Ruhe und Reinheit der Ueberzeugung und des Gewissens besißen, mit welcher ich von ihnen hierdurch e nehme. Paris, 8. September 1834. Adam Graf Gu- P O E

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: Cortes-Verhandlungen., Prokuradoren-:Fammetr Sihung vom 19. September. (Nachtrag. ) Die beiden Hauptredner, welche sich in dieser Sizung über die Anleihe und die auswärtize Schuld vernehmen ließen, waren (wie bereits gestern erwahnt) von Seiten der Oppositien Herr Palarea, und von Setten des Ministeriums der Graf von Toreno. Ersterer âußerte sich im Wesentlichen folgendermaßen :

_ ¡Obzleich ih thülweise derselben Ansicht bin, wie die Maiori- tät der Kommission, kann ich doch nach reiflicher Ueberlegung mit threm Vorschlage nicht vollkommen übereinstimmen, eben so w?- nig aber mit dem der Minorität und noch weniger mit dem der Regierung, besonders da leßtere kein Dokument vorgelegt hat, außer das von 1831 und zwei Fnventarien, die aber nicht einmal richtig waren. Herr Paloy Monge hat in der leßte Sißung darg-legt, daß si die Einkünfte des Tilgungs-Fonds nur aus 58 Millionen, und nicht, wie angenommen worden, auf 63 beliefen. Dies ist ein bedeutender und grober Frrthum, der ivohl hätte vermieden wecden fönnen. Eine andere Frrung ergiebt sich in den Einkünften des Tilgungs = Fonds zu einer früheren Zeit, und aus diesen bei- den Jrrthumern entspringt ein Defizit von 157 Millionen. Eine Untersuchung des von dem Ministerium angegebenen Desizits zeigt einen Frrthum von 8 Millionen in einem der súr richtig er- flärten Theile desselben. Ein anderer findet sich in den für das Knrabiniec-Corvs bestimmten Fonds vor. Die Berechnung isi auf eitien Bestand von 11 282 Kantonnisten gemacht, während das Corps nur 9027 Mann zählt. Fch will durch diese Bemerkungen Nie- manden cinen Vorwurf machen, sondern nur beweisen, daß das De- fizit nicht so bedeutend is, als man glaubt, und um die Minister daraux aufmerfsam zu machen, wie nothwendig es ist, daß sie sicch in ihren Büreaus nur mit solchen Jndividuen umgeben, auf die sie sich verlassen können. Fn den Angaben der Schulden des Schaß- amtes is nichts von den Summen gesagt, die der Schaß noch zu erheben hat, und doch beliefen sich diese am 1. Funt auf 16 Mill. und am 1fen d. auf 22 Mill. Diese Bemerkungen scheinen mir nôthig,- um zu zeigen, daß der Schah diese Fonds zur Erfüllung derjenigen Ver- bindlichkeiten verwenden kann, die keinen Aufschub dulden, bis die Ne- gierung im Stande ist, eine Anleihe zu kontrahiren, was, wenn es mit weniger ilebereilung geschieht, unter vortheilhafteren Bedingun- gen mdglich i Die Finanz- Kommission ist einstimmig Willens, der Regierung cine Subsidie von 200 Millionen Realen zu bewilli- gen. Meine Absicht i nicht, der Regterung zu verweigern , was ste bedarf, um die Verpflichtangen des Staates zn erfüllen, denn Niemand troird ihr das vorenthalten wolien, was zur Befestigung des Thrones Jsabella’s 11. und der Freiheit, die beide unzertrennlich sind, erforderlich ist. Einige Deputirten aber haben diese und iene Hülfsquelle bezeichnet, durch welche die Regierung ihre Mittel ver- mehren könnte, und auch ih will einige angeben. Ercslens reducire man die Pensionen der in Ruhestand verseyten Beamten , zumal da hei der Bewilligung derselben höchst ungerecht verfahren worden ift, denn Einige, die dem Staate die längsten und treuesten Dienste ge- leistet, haben fleine Pensionen , während Andere, die dies nicht ge- than, weit grdßere haben. Warum nicht vom nächsten Monat an den Grundsaß annehmen, daß ketne Pension mehr als 20,000 Realen betragen dürfe? Es existirt cine Verordnung aus dem Fahre 1828, die nicht ausgeführt worden is. Wenn man diese und andere Maß- regeln annähme, so wücden dem Staat große Summen erspart werden. Herr Torremija hat mit Recht angeführt, daß die Nation in dem Unabhängigkeits- Kriege nicht nöthig gehabt habe, zu einer Anleihe ihre Zuflucht zu nehmen. Damals brachte ein Feder Opfer dar und beeiferte sich, zum Ruhm und zur Freiheit des Landes bet- zutragen. Damals erschien das unter dem Titel „Maximum“ be- kannte Gese. Warum nicht eine ähnliche Maßregel annehmen, besonders da alle Beamten bei der Aufrechterhaltung des Thrones Fsabella’s 11 interessirt sind? Fch würde vorschlazen, daß jeder Beamter, der úber 15.000 Realen Gehalt bezieht , die Hälfte des Uebershusses als eine in vier Jahren abzutragende gezwungene Anleihe abgeben müßte. Dies würde bedeutende Hülfe gewähren. Man sollte zeigen, daf: es uns weder an Hülfsquellen noch an Tu- gend fehlk. Einer Päpsilichen Bulle zufolge, soll die Geistlichkeit jährlich eine Subsidie von 30 Millionen liefern. Seit 1824 aber hat fie nur 10 Millionen bezahlt, und man hat also die 200 Millio- nen, die sie in den lezten 10 Jahren zu entrichten unterließ, durch hdhere Belastung des Volks erschwingen müssen. Fch bin der Mei- nung, daß die Bulle in ihrer guten Ausdehnung anzuwenden ist, weil ch unter der Geisilichfeit viele hochherzige Patrioten befinden.“

Der Graf von Toreno erhob sich, um die Behauptungen und Ansiciten des vorigen Redners zu berichtigen, und sagte unter Anderem:

„Das ehrenwerthe Mitglied, welches zuleßt gesprochen, hat versichert, daß sich in den von der Verwaltung des Tilgungs-Fonds vorgelegten Rechnungen ein Frrthum von 5 Millionen Realen nachweisen lasse. Diese Meinung aber entspringt nur aus einer von den Mitgliedern der Finanz- Kommisston selb] begangenen Fr- rung, denn diese haben nicht auf die Verschiedenartigkeit der ange- acbenen Summen Rücksicht genommen - sondern die ursprüngliche Schuld mit den seit dem 1. Mai 1834 in Umlauf geseßten Dbliga- tionen vecrmengt. Man hâtte den Dokumenten eine sorgfältigere Aufmerksamkeit {enken sollen, ehe man gegen eine so achtbare Ver- waltung, wie die des Tilgungs-Fonds, eine solche Beschuldigung erhob. Die Forderung 1 9n 8 Mill. Realen zur Vermehrung der Karabiniers der Küstenwache [s getadelt worden, ih kann aber versichern, daß die Regierung in der Vergnschlagung der zu diesem Zweck ndtht- gen Summe keinen Frrthum begangen hat. Sobald dieser Theil des

Budgets zur Berathung kömmt, werden die Bewcise geliefert wer- den. Das ehrenwerthe Mitglied hat ferner auf die der Regierung noch \chuldigen Summen die Folgerung gebaut, daß das Defizit sich noch geringer stelle. Der größte Theil dieser Schulden t aver gar

welchen }

Fh werde wahrscheinlich gezwungen, mic, wo nicht |

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Man sagk, die Lotterieen seyen dem Staat große Summen schuldig. Es nidgen einige Summen an den Schaß zu zahlen gewesen seyn, aver seit mehreren Monaten hat in Folge der Unglücksfälle, von denen die Nation bedroht worden, diese Quelle des Einkommens sehr abgenommen. Dasselbe ist der Fall mit dem Ertrag der Krusaden-Bulle, der nur von dem freien Willen und Ei- fer der Gläubigen abhängt. Das chrenwerthe Mitglied hat auch von den Summen, welche die Baskischen Provinien \chuldig sind, als von einer andern Hülfsquelle, gesprochen. Die Baskischen Provin- zen leugnen aber, daß sfe etwas schuldig sind; die Verwaltung der Steuern hat ihre Veranschlagungen nach dem Steuer - Kataster ge- macht; diese Provinzen aber machen ihre Veranschlagungen nur nach dem, was sle fraft ihrer Privilegien schuldig zu seyn glauben. Ueberdies werden diese Vrovinzen einen noch größeren Steuer - Erlaß in An- syruch nehmen, je nachdem sie, um die Kosten des gegenwärtigen Krieges zu deen, zu außerordentlichen Contributionen gendthigt | worden siud. Alle diese Ausfälle werden zur Sprache kömmen, #0- bald das fünftige Ausgabe - Budget der Kammer zur Berathung vorgelegt wird. Für ißt haben wir unsere Rechnungen nux nach | den bereits fkontrahirten und von uns abzuzahlenden Schul- den einzurichten. Unter anderen Mitteln schlägt der vorige Redner | eine Verkürzung der Pensionen vor. Jch kann jedoch versichern, daß schr wenige dieser Penüonen mehr als 20,000 Realen betragen. Daß andere Bewilligungen mit zu großer Verschwendung gewährt worden sind, will ih nicht leugnen; die Regierung hat aber jeßt eine Untersuchung darúber angestellt. Die Pensionen, welche die in Ruhestand verseßten Militair-Personen beziehen, belaufen sich zu- sammen auf 40 Millionen Realen. Sie sind eine unvermeidliche Folge des Unabhängigkeits - Krieges und der Unregelmäßtg- keiten, die bei ailen Regierungs - Veränderungen vorfallen. Man hat der Kommandecteen ( Verleihungen des Großkreuzes mit eincr Pension) erwähnt und gesagt, es sey nicht eine einzige auf würdige Weise verliehen worden. Wir finden diese Orden aber mancher mit Narben bedeckten Brus. Bei einigen Vercleihungen mag persönliche Gunst vorgewaltet haben, aber dieser Vorwurf kann dem jeßigen Ministerium nicht gemacht werden, denn es hat noch keine Kommanderie verliehen, erstens, wei! es glaubt, daß man mit solchen Auszeichnungen schr sparsam seyn müsse, und zweitens, weil es ein Gegenstand is, Über den dic Cor- tes nächstens zu berathschlagen haben werden. Ein anderes von dem ehrenwerthen Mitgliede vorgeschlagenes Mittel ist die Verminderung aller Úúber 15,000 Realen betragenden Gehalte. Der ehrenwerthe Herr meint, dec Betrag der Abzüge kônne in vier Jahren zurück- gezahlt werden, und es sey auf diese Weise von den Gehalten cine Art von gezwungener Anleihe zu erheben. Diese Maßregel wúrde aber nicht mehr als 2 Mill. Reaten ilthrlich einbringen, und ich frage, ob es wohl um einer so geringen und späterhin wieder E. den Summe willen der Múbe werth wäre, so viele Familien zu beunruhigen und zu entmuthigen! Was den Vorschlag anbetrift, das Maximum der Gehalte auf 40,000 Yiealen festzuseßen, so habe ich darauf nur zu erwiede-n/, daß dies jeßt schon beinaße das Acu- erste ist, denn die hdôchsten Beamten des Königreichs bezichen nicht mehr als 50,000 Realen Gehalt. Wo sich in dieser Beziehung Miß- bräuche vorfinden mdchten, werden fîe abgeftellt werden. Das ehren- werthe Mitalied hat, indem es eine Behauptung des Marquis von Tocremija ausnahm , gesagt, es sey während des (Unadhéngigkeits- Krieges feine Anleihe kontrahirt worden. Es wahr, daß nicht gerade ausdrücklich bei einem Kapitalisten cine Anleihe negoziirt wurde, aber eine ungeheuere Schuldenlast wurde zur Deckung der Kriegs- Ausgaben kontrahirr. Es waren damals 200,000 Soldaten auf den Beinen, und zahlreiche Corps liebten, wie das von dem ehrenwer- then Mitgliede selbsi kommandirte, auf Kosten des Landes. Auch die Geistlichkeit hat man uns als eine reiche Fundgrube und als eine Quelle zur Bestreitung der Bedürfnisse des Schaßes geschildert. Unter dem Ministerium des Herrn Garay war es wobl möglich, der Geistlichkeit eine Steuer von 30 Mill. Realen aufzulegen, aber seit 1823 i diese Subsidie auf 10 Millionen Realen herabgesunken, da sich die Regierung überzeugte, daß die Einkünfte der Geistlichkeit sich sehr vermindert hatten. Dessenungeachtet wird man bei Vorlegun des Budgets schen, daf die jeßige Regierung der Meinung ift, diese

\chlag bringen.

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Húlfsquelle kdnne mehr als 10 Millionen Realen eintragen. Aver von dem Gesichtspunkte darf man nicht ausgehen, als sey die Geistlichkeit dem Staate noch die Rückstände seit 1823

nachzuzahlen schuldig. Jch bin entschieden dagegen, von der Geis- lichkeit eine gezwungene Atleihe zu erheben, eben so wenig wie von Privat - Personen , weil dies die gehässigie Maßregel wäre, zu der die Regierung greifen könnte, denn um sîe durchzusetzen, müßten Gewalt und andere Zwangsmittel angewandt werden. Mit Still- schweigen will ih die Rücksichten der Staatsklugheit und Konve- nienz übergehen, die man zu nehmen hat, wenn es sich von ciner so ehrwürdigen und so mächtigen Kbrperschaft handelt. Man hat gesagt, die Regierung habe ihren ersten Plan aufge- geben und sh füc banfkerott erklärt. Die Regierung hat ihren Plan nicht aufgegeben, der darin beflcht, alle vor und nah 1823 fontrahirte Schulden anzuerkennen. Die Re- gierung hat gesagt: Wir geben zu, daß wir so viel schuldig sind, da aber die Ration nicht îm Stande ist, das Ganze zu bezahlen, so mússen wir uns durch einen Vergleich abzufinden suchen. Dies iff unser Plan, wenn die Prokuradoren nicht ein Mittel auffinden, den ganzen Betrag der Schulden abzuzahlen; denn mit Freuden wúrde die Regierung ein solches annehmen, weil dadurch der Kre- dit des Landes am besten gesichert werden würde. Wer war es, der | zuerf sagte, die Spanische Regierung habe sih für bankerott er- flärt? Die Zeitungen des Auslandes, die sih, wie man glaubt, von dem Golde der Spekulanten bestechen ließen. Sie wurden also in der That gegen unsere Regierung gewonnen, deren Pläne ste o heftig angrifen, nicht daß sie, wie man hin und wieder behauptet hat, von uns bestochen worden wären. Doch man kennt dert Werth ungereimter Gerüchte und weiß, daß das Gold nicht in solchen Strò- men fließt, um die ganze Welt zu bestehen. Ehe ich schließe, muß ih noch ein paar Worte auf den Borsculag des Marquis von Somervelos erwiedern , der darum der Regierung bloß 200 Millio- nen vewilligt wissen wollte, weil er der Meinung war, sie könne zu anderen Hülfsquellen, zum Beispiel zu den bei Londoner und Pari- ser Häusern niedergelegten Unterpfändern, ihre Zuflucht nehmen. Die Regierung glaubt, dicse Deposita nicht anrühren zu dürfen, weil sie als eine Garantie gegeben wurden und fie in Umlauf zu bringen der Erdfnung einer neuen Anleihe gleichkommen würde. Hätte die Regierung geglaubt, sîe dúrfe diese Deposita anrühren, die aus Obligationen bestehen, welche ausgegeben wurden, als die constitutionnelle Regierung in den lezten Zügen lag, st9 würde sle nicht auf eine Anleihe von 400 Milltonen angetragen haben, denn jene Deyosita belaufen sih auf 7 800 Millionen./

Nach dem Grafen von Toreno nahmen noch der Marquis v. Montesa und Herr Abargues das Wort. Ersterer be: merkte, daß Navarra alle seine Rückstände im Jahre 1827 ab- gezahlt habe und dem Schaße nichts schuldig sey; es leide je6t furchtbar, und man solle es nicht wie eine eroberte Provinz be- handeln, da scine Städte die Regierung der Königin anerkann- ten. Der Legtere klagte darüber, daß das Dekret, wo- durch eine Junta zur Reformirung der Geistlichkeit eingeseßt worden, keinen Erfolg gehabt habe; Käufer von Natio- nalgütern seyen durch die geistliche Macht von ihren Besißungen vertrieben worden, obgleich der Verkauf kraft eines Beschlusses der Cortes stattgefunden habe. Der Redner se6te dann den Reichthum der Geistlichkeit auseinander und sprach die Ansicht aus, daß ihr Eigenthum als ein Reserve-Mittel betrachtet wer- den músse, zu dem der Staat im Nothfall seine Zuflucht nehmen fônne. Was die Anleihen betresse, sagte er, so werde er niemals in die Anerkennung der Guebhardschen willigen;

nicht zu erheben, und die Regierung durfte nur diejenige Sumine, deren Erhebung ihr gewiß, war, unter ihren Hülfsquellen in An-

auf die Drohungen Frankreichs scheine man zu viel Ge- wicht zu legen; der Thron Jfsabella's 1l., Donna Maria da

Gloria, die Englische Reform, der Thron der Orleanéschen Fa Fegünschen der Pairs-Karnmer, bei der Deputirten-Kaminer dar- milie, einige Deutsche Staaten, Syrien und Belgien bildeten zuf antragen wolle, dem Brasilianischen Visconde v. Jtabayana, cine zusammenhängende Kette, dle von Talleyrand und Grey ge: ider wegen der Dienste, welche er der Sache der Donna Maria s{micdet sey, und von der diete kein Glied würden losreißen F zeleistet, seines Amtes entsekt worden sey, ein Geld-Geschenk zu lassen. Der Redner stimmte daher für den Vorschlag der Ma f'hewilligen. Darauf schritt man zur Ernennung der fünf Sec- jorirát der Kommision. P tionen: für die Gesekgebung und die Justiz, für die auswärti-

Dou gag

Cortes- Verhandlungen. Pairs-Kammer. Siz; ung vom 28. August. *) An der Tagesordnung toar die esung des Berichts der Kommission Über den von der Deputir; ten-Kammer übersandten Vorschlag in Betreff der Fortdauer der | Regentschaft während der Minderjährigkeit der Donna Maria | trages des Grafen Antonio Sampayo sprach sich zu seinen Gun- in der Person des Dom Pedro. Die Mitglieder oer Kommis: | en avs, und er nahm daher seinen Sib ein, der ihm als âlte- sion, der Herzog von Terceira, Graf von Villa Real, Marquis Pren Pair gebührte. Jn Betresf der Vermählung der Donna von Valenca und Graf von Lumiares nahmen den Entwurf un: F Maria mit einem fremden Prinzen war die Kommission der verändert an; aber der Marquis von Loulé, auch ein Pit E Meinung, daß sie nicht ohne Genehmigung der Cortes stattfin- glied der Kommission, sagte, daß er zwar nichts dawider habe, den dürfe. Die Discussion wurde mit der Majorität von

daß der Herzog von Braganza die Regentschaft fortführe, allein | 1 Stimme aufgeschoben.

der geselzgebende Körper könne, zufolge der Charte, nicht nu: E einen Regenten oder eine Regentschaft ernennen, sondern müsse F der Macht derselben auch Schranken seßen. „„Hätte der weise Urheber der Charte‘, fuhr der Redner fort, „diejen Artikel nicht F den Zustandes, worin die Ackerbauer durch das gänzliche WMiß- für nothwendig erachtet, so würden wir ihn nicht in diesem Ge: F rathen der Aerndte in diesem Jahre versetzt sind Die Vor- se6buche finden, das Dom Pedro zu ewigen Ruhm gereicht, F shláge in Betreff Dom Miguels, so wie, daj; Niemand mchr Auch glaube man nicht, daß ih Dom Pedro, dem Urheber der | (s ein Amt verwalten dürfe, wurden verlesen und angenommen. Charte, dem Helden, welcher das Vaterland befreit hat, Schr. f Sißung vom l. Sept. Die Opposition erhob eine lange

Finanzen und die inneren Angelegenheiten, sür das Kirchen- und Schulwesen. '

Sikung vom 9. Sept. Der Herzog von Palmella zeigt der Kammer an, daß der Regent ihn zum Präsidenten der Pairs- Kammce ernannt habe. Die Kommission zur Prüfung des An-

Sigung dex Deputirten-Kammer vom 30. August. Es wurde eine Kommission ernannt zur Untersuchung des elen-

fen seen will, ih will vielmehr diese Beschränkung nur | Anklage gegen die Minister über die Unciniakeit in den Pro- fär seine dffentlichen vnd geheimen Miniser und Räthe, “vinzen, die Auswanderung, die aintlichen Verfolgungen und end- die sein Vertrauen gemißbraucht haben, das ste sich zu erhalt (ih über die mangelhafte Verwaltung. Die Minister gaben

wußten, indem sie hauptsächlich die Freiheit der Presse unter: F drúcften, ohne die keine repráscntative Regierung denkbar ist, | Es fann wohl Niemand, der cs aufrichtig meint, daran zwei F zen, dessen Wahl Dom Pedro überlassen bleibt, wurde na feln, daß die jetzigen Minister jede nur mögliche Einschränkunz| einer langen und heftigen Debatte mit großer Majorität ange- als nothwendig erscheinen lassen. Unsere Kammer hat schon eine nommen.

ihrer heiligen Pflichten erfüllt, indem sie beshloß, die Verf Sikzung vom 3. Sept. Der Marschal Saldanha lezungen der Charte durch die Minister dem Regenten zu b!| zeigte der Kammer an, daß Se. Kaiserl. Majestät U zum richten; will die Kammer jeßt, daß die Minister fortfahren inF Pair ernannt habe und daß er gekommen scy, um der Kammer ihrem Verbrechen, oder wird sie dieselben daran verhindern ? Ih einen Brief mitzutheilen, den er in Folge dieser Ernennung an glaube, daß man von der Regierung Folgendes verlangen muß:| den Minister des Junern geschrieben habe. Der Brief lautet

hierüber Erläuterungen. Die Meinung der Kommission über die Vermählung der Donna Maia mit einem fremden Prin-

1) daß die Kammern nicht cher aufgelds| werden, als bis das folgendermaßen: „, Nachdem tch gestern im Staats - Rathe von Budget angenommen und das Gese über die Freiheit der Presse Ew. Ezcellenz gehdrt, daß Se. Majestät, der Herzog Regent,

sanctionirt ist; und 2) daß die Regierung nur mit Zustimmunef im Namen der Könizin mich zur Würde eines Pairs des Kö- von drei Viertheilen des Staatsrathes Pairs des Königreichs} nigreihs zu erheben beschlossen, war ih über den in diesem Falle ernennen dürfe. Von der Vereinigung der Regentschast mit dem zu fassenden Entschluß nicht mit mir einig. Jch wollte mich Kommando über die Armee hjpreche ih gar nicht, denn ich glaube, weder undankbar zeigen gegen die Großmuth Sr. Kaiserl. Ma- daß Se. Kaiserl. Maj. der Erste scyn wird, welcher einsieht, daß}* jestät , welche mich so vielfach ausgezeichnet hat, noch auch das man nicht zu gleicher Zeit verantwortlich und nicht verantwort-}" Vertrauen meiner Wähler, der edlen Bürger von Estremadura lih seyn kann. Ohne diese beiden Bedingungen kann ich demsund Douro, täuschen, das sle mir durch die Ernennung zum Vorschlag der Deputirten-Kammer nicht beistimmen.“/ Der Gras Deputirten der Portugiesischen Nation bewiesen haben. von Taipa unterstüßte diesen Antrag, der von den Herzogen Nah dem 12, Art. der Charte sind sowohl die Pairs als die von Terceira und Palmella und von dem Grafen von Villa}! Deputirten Repräsentanten der Nation, und ich glaube, daß ich Real bekämpft wurde. Bei der Abstimmung wurde die Mei} mit gleichem Patriotismus und mit gleicher Beharrlichkeit in nung der Kommission mit einer Mehrheit von 5 Stimmen anf beiden Kammern die constitutionnelle Krone Jhrer Majestät der genommen. Darauf wurde die Deputation ernannt, um diesen Königin und die Freiheit des Portugiesischen Volks würde ver- Beschluß Dom Pedro zu überreichen. "theidigen können. Jch war lange zweifelhaft, welhe Wahl ich Si6zung vom 29. August. An der Tagesordnung war} treffen sollte, bis ich mich endlich nach reiflicher Ueberlegung an

die Diskussion des aus der Deputirten Kammer mit dem neuen} Se. Maj. den Kaiser wandte, ihm für die große mir zugedachte Amendement zurückgekbommenen Geseb-Entwurfs, daß die Engli ' Ehre meinen Dank abstattete und ihn um die Gnade (welches schen S overeigns (Goldmünzen zum Werthe von 1 Pfd. Sterl. P die erste war) bat, meine Ablchnung dieser hohen Würde anzu- vom 1. Sept. ab noh 6 Monate, und die Pezos duros (schwere F nehmen, eine Bitte, welche Se. Kaiserl. Maj. nicht hat anhören Piaster, Spanische Species-Thaler) noch Z Monate lang gesez-F wollen. Jch habe von neuem meine Stellung und meine ‘Pflich- lich gúltig seyn sollten. Der Graf von Taipa verlangte, daßFten in Erwägung gezogen. Als Vater bin ich verpflichtet, das der Finanz-Minister, welcher zugegen war, den Original-Kontrakt|} Fnteresse meines Sohnes zu berücksichtigen; aber die väterliche der zu London gemachten Anleihe vorlege. Der Graf v. Villa} Liebe läßt mich nicht meine Pflichten als Bürger vergessen. Jch Real unterstüßte diesen Antrag, und es wurde beschlossen , ih} erkläre daher Ew. Excellenz, daß ih, während der Dauer der einer Kommission zu überweisen, worauf der Minister die ver} gegenwärtigen Session, meinen Ehrenplaß in der Deputirten- langte Auskunft ga. " Kammer nicht verlassen kann. Um jedoch dem hohen Vertrauen Sißung vom 30. August. Der Präsident stattete Sr. Kaiserl. Majestät zu entsprechen, bitte ih um die besondere Berichr ab über die Antwort des Regenten bei Ueberreichung f Gnade, das Königl. Patent der Pairs-Kammer vorlegen zu dür- des Beschlusses der Cortes in Betreff der Fortdauer der Regent fen, sobald die Mission, womit mich das Vertrauen meiner Mit- haft Dom Pedro’'s. Darauf wurde der Bericht der Kommis F bürger beehrt hat, beendigt seyn wird. Sollte indeß Se. Kaiserl. sion, welche mit der Prúfung des Vorschlages zur Abschaffun Majestät mir diese neue Gnade nicht gewähren wollen, so werde des Papiergeldes beauftragt war, verlesen. Die Kommissin | (h, sobald ih die Antwort von Ew. Excellenz erhalte, das Königl. war fár die Annahme des Vorschlags. Der Graf von Taip4 * Patent, welches ih heute empfangen habe, zurücksenden, indem Berichterstatter der Kommission, sagte, er könne dem nicht beb ih auf eine jo hohe Würde verzichten müßte. (Großes Aufse- stimmen, weil der Finanz-Minister den Kontrakt nicht vorgeleg! “hen in der Kammer.) Jch hoffe, Ew. Excellenz wird mir die habe und die gegebenen Erklärungen nicht genügten. Die Met “Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu glauben, - daß der von nung der Kommission wurde angenommen. " mir Teibane Schritt, mir von dem Gefühle meiner Pflicht Sitzung vom 2. Sept, Der Secretair , Marquis von} eingegeben wurde; und daß, indem ich auf die Gnade, welche Loulé, verlas das vom Minister des Jnuern übersandte Ver} die Munifizenz Sr. Kaiserl. Majestät mir zu Theil werden ließ, verzichtete, dies niht aus Besorgniß geschah, mih mit neuen

zeichniß der neu ernannten Pairs. Es wurde eine Kommission" zur Prüfung der Vollmachten derselben ernannt. Darauf stat} Wohlthaten belasten zu lassen, denn nachdem ich so viele empfran- gen, konnte diese meine Dankbarkeit nicht noch vermehren.

tete der Graf von Lumiares einen Bericht der Kommission ab" über den aus 26 Artikeln bestehenden Vorschlag des Grafen} Gott erhalte Ew. Excellenz u. s. w. Lissabon, den 2. Septem- Taipa über Preß-Vergehen. Cin Amendement des Herzogs von? der 1834. Der Minister des Jnnern sagte hierauf, Palmella, daß die Artikel 14—22, weiche kdrperliche und Geld | daß er diesen Brief gestern Abend um jechs Uhr erhalten habe, Strafen für Preß- Vergehen bestimmen, in einen Artikel zusam" daß es ihm jedoch bis jeßt an Zeit gefehlt hate, um die Befehle mengezogen werden sollen, der das Maximum und Minimum * Sr. Kaiserl. Majestät darüber einholen zu können, (Ge- dieser Strafen festselle und die Anwendung derselben einer Jury lächter.) überlasse, wurde angenommen und der Vorschlag wieder der Sikung vom 4. September. Man beklagte sih sehr Kommission übergeben. Nachdem dée Vollmachten von 8 neuen" iber die Minister, daß sie die auf die Verhaftung des Deputir- Pairs richtig befunden worden, nahmen diese ihre Site in de! Ÿ ten Pinto Pizarro bezüglichen Papiere noch nicht überschickt ) hätten, wogegen sich die Minister vertheidigten. Sibßung vom 5. September. Jn dieser Sißung kam

Kammer ein.

Sißbung vom 4. Sept. Die Grafen von Villa Real und Lumiares und der Marquis von Valença erklären, nichts Wichtiges vor, als die E: klärung der Minister, daß sie daß sie gegen den in der vorigen Sibßung angenommenen Vor! Ÿ den Präfekten nicht ermächtigt hätten, den Deputirten Pinto schlag, sämmtliche Preßvergehen in einen Artikel zusammenzw Pizarro zu verhaften, sondern nur, ihn aus dem Lande zu fossen, stimmten. Die neu ernannten Pairs Fonçeca, Machado,}" schaffen. Coutinho , Liz und Souto Maior nahmen ihre Sibe ein, nah Sikbung vom 6. September. Die Konmission stattet dem ihre Vollmachten geprüft und richtig befunden waren. Der Bericht ab über die von dem Ministerium vorgelegten Papiere Graf Antonio von Sampayo protestirie gegen seine neue!" in Bezug auf die Verhaftung des Pinto Pizarro, und erkiárte, Ernennung zum Pair und verlangte den Sib, der ihm zufolge? daß, da dieser Deputirte vor der Wahl angeklagt worden sey, so seiner Ernennung im Jahre 1826 gebühre; der Antrag wurde? fônne er nicht zum Deputirten aufgenommen werden, ehe man einer Kommission überwiesen. Der Präsident schlug darauf" ihn freigesprochen habe. Es erhob sh hierüber eine lanze De- die Ernennung einer Kommission vor zur Prüfung des Vor © batte, die Minister blieben bei ihrer in der vorigen Sizung ge- schlages der Deputirten-Kammer in Betresf der thanen Aussage und der Bericht erhielt die erste Lesung. Der Donna Maria mit einem fremden ‘Prinzen.

Vermählung der

Der Graf von! Finanz-Minister verlas darauf seinen Bericht. Farrobo (Baron von Quintella) trug darauf an, die Ankunft} Sibung vom 10. September. Die Opposition legte der neuen Pairs abzuwarten, dem sich jedoch der Graf voni

drei Gese - Entwürfe vor: 1) daß in Friedenëzeiten keine Be-

Taipa widerseßte. Zu Mitgliedern der Kommission wurden hôrde Requisitionen von Lebensmitteln oder Tranéporten den

der Graf von Villa Real, Barradas, Marquis von Valença,|| Privatleuten auferlegen dürfe, und daß für die Kriegszeiten

Graf da Cunha und Graf Emanuel von Sampayo ernannt. | hierüber etwas festgeseßt würde. 2) Daß alle Personen, die im Sißung vom 5. September.

Der Marine - Minister! Dienste Dom Miguels gewesen, nachdem er sich zum Könige zeigte der Kammer an, daß Se. Kaiserl. Majestät, gemäß den

Y erklärt, oder die Bittschrist der drei Stände des Königreichs un- Ÿ terzeichnet hätten, nicht unter der Regierung der Donna Maria

*) Wir geben nachträglich hier nach Privat-Mittheil"üüngen elne Ÿ angestellt werden sollten. 3) Daß der Verkauf der A C er

Uebersicht dieser Verhandlungen, die zwar zum Theil schon bekannt Güter bis zur Entscheitung der Cortes suépendirt werde. sind, aber nur nah den unvollständigen Auszügen mitgetheilt} Präsident fragte darauf die Kammer, ob der Deputirte Pizarro worden, welche Englische Blätter davon enthielten. | vor der Barre erscheinen solle oder nicht, um sich zu vertheidi-

gen Angelegenheiten , für den Krieg und die Marine, für die |

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gen. Nach einer langen Debatte wurde durch eite Majorität

von 8 Stimmen (ministerielle 53, von der Opposition 45) ent

schieden, daß er nicht erscheinen solle.

Si6ung vom 11. September. An der Tageëordnung

ivar die Discussion des Berichts der Kommisfion in Betreff des Deputirten Pizarro. Der Marquis von Saldanha suchte zu zeigen, daß die Wahl dieses Deputirten geseßlich sey. Es wurden schr hestige Reden von der Opposition gehalten. Die Gallerieen mischten sich ein und bald konnte man dié miniferiel- len Redner, welche die Gründe der Opposition zu entkräften sach- ten, nicht mehr verstehen. Zeichen mit der Glocke, und a!s der Deputirte Magelhaens die Gallerie anredete und sich des Ausdrucfs „niedrige Sklaven, die nicht haben den Despotismus stürzen können“ bediente, wurde der Lärm so ara, daß der Prásident die Sikung aufheben, und der genannte Deputirte sich durch eine geheime Thúr retten mußte. :

Sikzung vom 12. September. Der Deputirte Ma- gelhaens entschuldigte sich bei der Kammer wegen des gestri- gen Vorfalls und sagte, day er auch eine Erklärung habe in die

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Regierungs Zeitung einrücken lassen. Der Präsident forderte |

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die Gallerieen im Namen des Vaterlandes auf, während der | De: | §0;

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Discussionen das größte Stillschweigen zu beobachten. putirte Silvasanches fragte, warum an den Thüren der Kam:

mern Kavallerie aufgestellt sey und ob der Präsident es verlangt

habe, was dieser verneinte. Der Deputirte sagte darauf, daß cine ganze Armee ihn nicht zwingen würde, zu Gunsten des gegen den Deputirten Pizarro befolgten Verfahrens zu stimmen. Seine Rede findet grofe Unterstüßung. Auf die durch den Präsiden- ten geschehene Anfrage ergab sich, daß die Truppen sich durch ein Mißverständni vor der Deputirten-Kammer aufgestellt hät- ten. Es wurde darauf die Debatte über die Gültigkeit der Wahl des Deputirten Pizarro fortgeselzi, und die Abstimmung auf den 13. vertagt.

nand Berlin, 4. Okt. JJ. KK. HH. der Prinz und die Prin- zessin Friedrich der Niederlande sind, vom Haag kommend, vor- gestern Nachmittaz in Potsdam eingetroffen.

—— Die Preußische Haupt: Bibel:-Gesellschaft wird am Mitt- woch den 8. Öfiober, Nachmittags um 3 Uhr, in der Dreifaltig- keits-: Kirche ihre 20e Stiftungs- Feier mit Gesang, Gebet und Predigt begehen. Nach Vorlesung des Jahres- Berichts Über die Verhältnisse, insbesondere Über die Wirksamkeit des Vereins und der mit demselben verbundenen Bibel-Gesellschaften, werden 100 Bibeln an zuvor ausaewählte arme Schulkinder vertdeilt werden. Am Schlusse des Festes findet eine Sammlung für die Zwecke der Gesellschast statt.

Der Musik - Direktor A. W. Bach und der Kammer- Musikus F. Belcke wollen am. 10ten d. M., Nachmittags um Z! Uhr, unter Mitwirkung einiger der ausgezeichnetsten hiesigen Küntiler und Künstlerinnen, zum Besten des hiesigen Vereins zur Beförderung des Schulbejuhs armer Kinder, in der Ma- rien - Kirche eine geistliche Musik veranstalten, worauf wir, des wohlthätigen Zweckes wegen, das Publikum hierdurch aufmerk- sam machen. Der gedachte Verein, welcher unter der Protection JFhrer Königl. Hoheit der Kronprinzessin besteht, hat seit 1829 1200 armen Knaben und 846 armen Mädchen die zur Benuz- zung des freien Unterrichts in den Tages - Schulen nothwendige Kleidung, und außerdem 1079 armen Kindern beiderlei Geschlechts die erforderlichen Lehrmittel gewährt.

Bei der Belagerung Erfurts im Jahre 1813— 14 ward vorzüglich für die dabei verwundeten und durch übermä- ßige Strapazen aufs Krankenlager geworfenen Preußischen Krie- ger in der benachbarten Stadt Sömmerda ein Feld-Lazareth er- richtet. Eine große Menge der zur Pflege dorthin Gebrachten konnte durch ärztliche Hülfe nicht gerettet werden, und etwa 400 wurden unter dem Drange der damaligen- Verhältnisse großen Gruben in ungeweiheter Erde übergeben. Hier lagen sie bereits 20 Jahre unter einem Spiel- und Weidepiate, als durch einen würdigen Lehrer Sdmmerda's die Jdee angeregt wurde und all- gemeinen Beifall fand: diese Ruhestätte der Vergessenheit zu entzichen , sie auf cine geschmackvolle Weise abzuscheiden, durch Baum- und Blumen- Anlagen zu shmücken und selbige in der Art terrassenförmíg zu erhdhen, daß die obere Terrasse die Form eines großen Grabes gewönne. Nachdem dieses Alles seit eini- ger Zeit ausgeführt war, ward am Morgen des 3. August d. J. zur Geburtetags- Feier Sr. Majestät des Königs ein {dner

bezeichnenden Jnschrift darauf gescht und ein großes, in der Königl. Eijengießerei zu Berlin auf Kosten eines andern patrio- tischen Einwohners Sömmerda's gefertigtes eisernes Kreuz, wel- ches in kleinerem Maßstabe so mancher der hier Schiummernden auf seiner Brust getragen, eingegossen. Mittags 12 Uhr zogen unter GBlocengeläut die Geistlichkeit, der Magistrat, die Stadt- verordneten, denen sich der größte Theil der Einwohner, auch die gesaminte Schul-Jugend in Prozession axschloß, vom Rath- hause aus zu dem etwa 1000 Schritte vor dem Thore belegenen Begräbnißplaße, um demselben an diesem jedem Preußen heiligen Tage die kirchliche Weihe zu geben. Dort angekommen, entbldß- ten alle Anwesende ihre Häupter, und umstellten die Begräbniß- Scáâtte in feierlicher Stille, worauf ein Choral geblajen und von. dém Pastor Martini eine tief ergrerfende und zu ähnlicher Treue für König und Gesche, als: die hier Ruhenden bewiesen, anregende Rede gehalten wurde. Ein Schluß: Chorai und ein dreimaliges, unserem allverchrten Monarchen geltendes Lebehoch beschloß die Weihe dieses schönen Monuments.

Der evangelishe Missions- Húülfsverein zu Erfurt, der sich seit einiger Zeit dem Barmener Missions-Vereine ange\chlos sen hat, beging am 30sten v. M. sein zweites Missions- Fest in der dortigen Barfüßer- Kirche. Cs hatte sich dazu, außer den Geisilichen des evangelischen Ministeriums und den Mitgliedern des Vereins (gegenwärtig 196 an der Zahl) noch eine große Anzahl theilnehmender Freunde eingefunden, Der Diakon Kauf: mann sprach das Altargebet und der Diakon Wetken hielt die Predigt. Nach Beendigung der kirchlichen Feier traten mehrere Personen dem Vereine bei, und cine an den Kirchthüren ver- anstaltete Kollekte gewährte einen reichlichen Ertrag.

Berichtigungen. Jm gestrigen Biaite der St. Zeit. S. 1118. Sp. 2. Z. 4 v. u. statt „„im/‘ lies „das‘/ und Z. 42 v. u. statt „„den‘’ lies „denen“.

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Mod Ny. Karl David Jlgen, Königlicher Konsistorial-Rath und fast dreißig Jahre lang Rektor der Königl. Landesschule Pforta, war am 26. Februar 1763 gebo-en und brachte die ersten Jahre sci- nec Fugend in dem Dorfe Bu” ghoizhausen unweit Eckartsberga im Preußischen Herzogthume Sachsen zu, wo sein Vater Schullehrer

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C e | Qehrer des nachmals so berühmten Philologen Der Präsident gab vergebens das | L e he nachmals 10 P H

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Erziehung im väterlichen Hauft fani ér auf die Dom- Schule nah Naumburg, wo er m e,

mit drückender Armuth unò unter ungünstigen äußern Verhältnis-

4 (3 iter réen Bildung legte und von da, durch sen den Grund zu seitier gelehreen BiUdUlig 0 die Universität Leip-

Kenntnisse und sittliche Feitigkeit airsgezeichntf/ : f zig bezog. Er wollte Theologie studnen- aber die E Neigung zur klassischen und orientalischen Philoiogie Lefeit ersten in den Vorlesungen eines Reiz Dethe und Bet u A Zuhdrern Flgen gebbrte) so schr, daß er fich gart L zu widmen beschloß und deshalb, troß beschränkter euti s 6 seinen Aufenthalt in Leipzig verlängerte. Feht war? e R OE Hermantt, der thur mit der herzlichen Dankbarkeit stets ergeben geblieben ift, P Epistoia ad Hegenum vor des Leßtern Ausgabe der homeritcchen Hd. N | Zwei wohlgelungene Schriften „Uber die Fragmen.*, 1785) und „Über den Griechischen Chor? 1788) begründeten scinen Ruf cines fehr gründlichen Gelehrten. Bon Leipzig ward Flg en 1790 zum Rektor des Stadt-Gymna- siums zu Naumburg berufen, dem er yier Fahre mit Cifer und Lreut vorstand und durch mehrere Schulschrifteit (Über Cicero s Rede pr“ Archia und die Fliade Homer’s) ftch in einem weitern & retie vefgnntk machte. Fm *ahre 1794 folgte cer ctnem Nufe ach Jena ais Pr9- fessor der orientalischen Sprachen und der Theologie. Hier trat er baid in nähere Verbindung mit Fichke/ Riethamme®/,_ Griesbach, Hegel, Schüß und Paulus, fand an Süvern einen Schüler und Hausfreund und erfreute sich des nähern Umgangs Bilieio Loe Humboldt, durch dessen ausgezeichnetes Wohlwollen er wdhrei 1e ganzen Lebens beglúckt und geehrt worden ist. Die Muße de r demischen Lebens benußte er zu umfassendei schriftsielerschen beiten , zeigte fich durch seine Ausgabe der Homercischen Hymuetr / 1796) und die Sammlung seiner philolegischen Aufsäße in zw Bänden (1797) als cinen Philologen von um assender Spcachfkemit- niß und durch scine Schrift úbeec das Buch Tobias (1800) als eint gelehrten und helldenkenden Theologen S B Bei dex in ihm vorherrschenden Neigung Für den Stand des Sctulmannes erschien ihm das Reftorat der Lande?schule Pforta sehr wünschenswerth. Auf. des Ober-Hof-Predigers Reinhard B Verwendung (man \. Reinhard's Briefe an Krug in dessen Selbsl=- biographie S. 301) erhielt Flagen dasselbe im Jahr i802, nicht ohne WiderKand im geheimen Constiium zu Orvesden, 10 die Konferenz- Minister Wurmb und Burgsdorf aus úbertriebener Aengsilichkeik Flgen's theologischen Unsichten nicht trauten. „J! Pforta ñellte ex mit allen ihm zu (Hebote stehenden Mitteln seiner fräfttgen Natur die da- mals sehr verfallene Schulzucht wieder her und_hielt sic neun un® zwanzig Fahre mit Festigkeit aufrecht, widerseßte ilch Jeder Berweich- lihung und Ueppigkeit der Jugend und züchtigte Dunkel und Hoh- muth bei jeder Gelegenhei?, wie er denn selbi ein Borbild aner- fennender Hochachtung und Bescheidenheit war. Schon seine hohe ehrwürdige Gestalt imponirte der Jugend / nicht minder sein tiefer Ernsi, und seine große Unparteilichkeit im Loben wie 1m Tadeln. Die Schüler , selbs die leichtsinnigüen, fühlten, daß er aufrichtig ihr Bestes wollte. In seiner übrigen Amtsführung war S uneigennüßig, ohne Menschensurcht, sehr achturtgèwerth als Staats- bürger und Ünterthan,

5 P 44 Aus der ernsten, fast Hari

(1806) zeigt des Tarentiners Leontdas‘‘ (

im Untcrrichte cinfah und geÜndlich. 4 Fundament der ehren Bildung galten thm vorzugswéhH- die aiten Sprachen, in denen er mit großem Fleiße fortarbeitete und v. (eb“ ten Beweis seiner tiefen und ausgebreiteten Gelehrsamkeit in dem Programm úüber das Sicilianische Gedicht „„Copa“ (1821 ) ablegt Er selbs besaß außerdem einen reichen Schaß literarischer / numis- matischer und antiquarischer Kenntnisse, und selbs technische Fertig= eiten waren ihm nicht fremd. Die Topographie seiner vaterländt- schen Gegend war ihm bis in die kleinsten Einzelnheiten befannt ; über die fehere Geschichte der Pforta und ihre Lokalitäten bewahrte er in seinem Gedächtnisse die s{chäzbarsten Notizen, die lei- der! mit seinem Tode verloren gegangen sind. Ueber solche Gegenstände sprach Flgen gern im vertrauten Kreise, wo er ih Überhaupt arglos und ohne Rückhalt äußerte und die Unterhaltung mit manchen Scherz- und Kraftreden würzte, die seiner Eigenthum-=- lichkeit wohl anftanden. Wer ihm näher ftand, wußte auch, daß der anscheinend so harte Mann warm und tief fühlte und durch etgnes wie durch fremdes Leiden heftig erschüttert werden konnte.

Der Verein treflicher Eigenschaften, durch welche Fl gen die Pforta zu einer der ersien unter den gelehrten Schulen Deutschlands erhoben hatte, fand bei den Sächsischen Behdrden, namentlich bei Reinhard, die verdiente Anerkennung und das vollste Vertrauen. Nicht minder ehrte der Minister der geifilichen und Unterrichts-Angelegenheiten, Frei herr v. Altenstein, Flgen's Verdienste. Er ward Schul- und Konsisto- rialrath, dann Ritter des rothen Adlerordens dritter Klasse, andrer Be- weise ehrenvoller Auszeichnung hier nicht zu gedenken. Er sclb| wirkte mit gewohnter Thätigkeit und Pflichttreue, bis zunehmende kdrbel= lihe Schwäche und ein hartnäckiges Augenübel gegen das Ende des Jahres 1829 ihn veranlaßten, die Entlassung aus seinem Dienst- Verhältnisse nachzusuchen. Des Kdnigs Maiestät gewährte ste hm unter den ehrenvollsten Bedingungen. Er wählte hierauf Berkin zu seinem künftigen Aufenthaltsorte, um dem einzigen Sohne nade zu seyn, und verließ am 9. April 1831 auf das Tiesste bewegt dic Pforta- deren Lehrer den bisherigen Vorgeseßten mit einer gelehrten und sinnigen Schrift seines Amts-Nachfolgers Lange beim Abschiede bez

pyramidenförmiger Denkjtein mit einer das Heilige des Plates | schenkten.

Die gewünschte Ruhe sollte aber Jlgen in Berlin nicht finder? Sein zunehmendes Augenübel bewog ihn, sich einer Operation ¿1 unterwerfen, die icdoch, statt günstige Erfolge herbeizuführen, cine gänzliche Erblindung zur Folge hatte. Mit stiller Ergebung und christlicher Demuth ertrug er diese Leiden, wie auch andre Kranfk- heitzanfälle , durch die seine sons so feste Gesundheit heimgesucht wurde, und verschied endlich in den Frühstunden des 17. Septembers an den Folgen eines wiederholten Nervenschlages. Noch wenige Mo» nate vor scinem Tode ward ihm die Freude, in der Zuschrift eines sciner jungen Schüler, Stürenburg, vor dessen Ausgave der (Cices ronischen Bücher de okäciis die Gesinnungen wahrer Dankbarkeit und Pietät gusgesprochen zu finden. Dieselben Gefühle werden huns derte sciner weit verbreiteten Schüler theilen, wenn die Kunde zu ibnen dringt, daß der alte Jlgen nicht mehr ift. Ry

Haupt - Momente neuerer Finanz- und Polizei - Gesetzgebung des Auslandes, so weit selbige den Handel betrifft.

AIIL

Berlin , 30. September 1834

Großbrittannien. Die in Französischen Blattern (chon als wirklich geschehen besprochen gewesene gänzliche Aufzebung des bishe- rigen Englischen Ausfuhrzolls auf Steinkohlen scheint sich ¡war bis jent nicht bestätigt zu haben; doch glaudt man allerdings, fie ais nahe bevorsicheid annehmen zu dürfen. Es würde dadurch, namentlich für Frankreich, zusammengenommen niit den durch Ordonnanz vom Sten Juli d. J dasclbst starrgefundenen partiellen Erleichterungen der Einfuhr dieses Arrikels, eine Preisverminderung desselben um 1 Fr. 75 C. pr. 50 pCr. seines srüheren Preises bewirkt werden.

Das Parlament der Ionischen Inseln hat, mit Sancticn des Lords Ober-Comnrissairs, verordnet, daß künftig die Griechische Flagge, hin- sichtlich der Sanirätsgebühren, Ankergelder und Zoli-Abgaben, in säanmmt- lichen Jonischen Häfen auf völlig gleichem Fuße mit der eigenen Na- tional - Flagge behandelt werden soll. Zur Ausführung dieser Verord- nung wird nur noch der officielle Eingang einer Griechischen Recipro- citäts-Zusicheruna abgewartct.

Frankreich. Der Moniteur vont 25sten v. M. erledigt den Vor- behalt der Ordonnanz von 2. Juni d, S in Bezug auf Gewicht und Stempelung der zur Einfuhr neu zugelassenen höheren Nummern Eng- lischer Twoiste. Das die Zulässigkeit bedingende Gewicht jedes Packets