1834 / 307 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

in diesem Zweige des Handels bezeihnen, und daß ihre Wirkung in den Provinzen nur von sehr geringer Bedeutung seyn wird. | Die Häuser, welche in London ihre Zahlungen eingestellt haben, sind die der Herren Thomas Carter, der Herren Halliley und Carter und der Herren Brown, Danson und Compagnie. Die Schulden des Herrn Thomas Carter ‘sollen sich auf un- gefähr 60,000 Pfund belaufen; wir haben jedoh ge- hôrt, daß der Verlust der Gläubiger nach wvorgenommener y Regulirung nicht sehr groß seyn wird. Die Herren Brown, i Danson u. Comp., Amerikanische Kaufleute, haben keine bedeu- | tende Verbindlichkeiten und namentlich in Yorkshire nur schr | j wenige. Das Haus Holliley und Carter steht nicht mit | i dem Hause der Herren Halliley und Brarke zn Dewsbury in Compagnie, leider hat sich jedoch das lebtere, das seit so langen Jahren in der Grafschaft York in hohem Ansehen stand, da durch, daß es auf das Haus Halliiey und Carter Wechsel zt trassiren pflegte und deren zum Belauf von 16 21,000 Pfund in Umlauf hatte, cendthigt gesehen, in Folge der Jnsolvenz des Londoner Hauses seine Sich (unge einstweilen einzustellen. Cs ist uns aber aus guter Quelle versichert worden, daß das Ver- mögen dieser achtbaren Firma mehr als hinreichend ist, um allen ihren Verpflichtungen zu genügen, daß sie, mit Ausnahme obi: ger Wechsel, nur schr geringe Schulden hat, und daß sie daher, wenn ihr Zeit vergönnt wird,“ ihre Zahlungen wieder aufnehmen zu können hoffe. Nach Allem, was wir hören, zweifeln wir nicht im mindesten daran, daß sie alle Forderungen wird befric- digen können. Ihre Fabriken sind fortwährend im Gange, und sie werden es au hoffèntlich bleiben, da das Stillstehen dersel- ben in Dewsburÿ großes Elend herbeiführen würde. Diese un. glücklichen Ereignisse haben weit mehr Aufsehen gemacht, als sle wirklich zu bedeuten haben. Wir sind überzeugt, daß kein Grund zu Besorgnissen vorhanden ist. Mit dem Handel in Yorkshire steht es keinesweges schlecht; es ist in der leßten Zeit zu wenig spekulirt worden, als daß ètwas zu befürchten wäre; die hohen Wollpreise haben die Fabrikanten vorsichtig geinacht und den Speculationsgeist, das rohe Material selbst ausgenommen, im Zaum gehalten; und selbst von letzterem haben die Händier nicht viel mehr angekauft, als der Markt erforderte und das Verhôlt: - niß zwischen Vorrath und Nachfrage rechtfertigte.““

Die Koinmissarien der Admiralität haben kürzlich neue Ver: ordnungen in' Bezug auf die Bemannung der Kdnigl. Marine : erlassen, wodurch die Mannschaft beträchtlih reduzirt wird, und j zwar im Allgemeinen in ‘demi Verhältniß von 1 auf 15; nur in | wenigen Fällen sind Ausnahmen davon gestattet worden; auch is

dén Capitainen erlaubt worden, went sie es wollen, immer skatt zwei Schisfsjungen einen Matrosen zu nehmen. i

m Sonnabend wurde“ in ciner Kirchspiels: Versammlung zu Maryleboné darauf bestanden, daß man sich der Zahlung der Kirchen-Steuern, als einer ‘drlickenden; willkürlichen und unver- antwortlichen Abgabe nicht läñger unterwerfen wolle; eben jo wukde anempfohlen, sich der Entrichtung der Grafschasts - Abga- ben, wegen ihrer ungleichen Vertheilung, zu wider)-“en.

Die Arbeiter, welche mit dem Ausgraben des Fundaments fár die Eiscnbaÿn zwischen London und Gréenwich beschäftigt sind, haben bei der London-Brüké' eine große Anzahl Rômischer Müänzen gefunden,

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2 Niederlande. |

Î Aus dem Haag, 39. Okt, Gestern empfingen Se. Maj. von ciner Deputation beider Kammern die Adrèsse als Antwort auf die Thronrede, worin €s zunächst heißt : „Sire! Ehrerbietig treten bei Erneuerung ihrer Wirksamkeit die Vertreter der ge- v treuen Niederländer vor Ew. Maj., um Allerhöchstderselben ihre | uldigungen' auf's neue darzubringen. Nicht ohne gemischte Empfindungen haben wir “Ewr. Maj. Mittheilungen hinsichtlich unserer auswärtigen Angelegenheiten empfangen. Wir freuten uns Über den beruhigenden Zustand unserer Beziehungen zu aus- wärtigen Mächten und über die Beweise aufrichtiger Freundschaft, welche Ew. Maj. von denselben erhälten haben. Von vielen die- ser Mächte hätten wir zugleich erwarten dürfen, daß, in Folge | dieser freundschaftlichen Gesinnung, unsere Jnteressen und Ansprüche einem endlichen ‘Arrangement näher gebracht würden, aber die unvörhergesehenen, im Laufe der Un- terhandlungen fortwährend eingetretenen Hindernisse haben unsere Erwartungen getäuscht, "Bei der Gerechtigkeit un- serer. Sache sehen wir inzwischen, auf den Schuß des Höchsten und die Leitung Ew. Majestät bauend, der von uns so feurig gewünschten Beseitigung dieser Hindernisse mit Vertrauen entgegen, während die General-Staaten den ehretbie- tigen Wunsch hegen, von Ew. Majestät einige politische Erdff- | nungen zu erhalten.“ A danken die Kammern für die ; Ermäßigung inden Ausgaben in dem Kriegs-Departement, na- ; mentlih durch Entlassung der Schutters, drücken ihrè Genug? | thuung Über den - regelmäßigen Gang der inneren Verwaltung ' aus, erkennen die Güte der Votsehung, daß die hefitgen Stürme im vorigen Winter keinen so ansehnlichen Schaden angerichtet haben, als zu béfürchtén stand, freuen sich Über die aufmin- ternden Aussichten der Ländes : Jndustrie, des Handels, der Fie | scherei und der Schifffahrt, drücken den Wunsch aus, daß die Lasten des Ackerbauers, der unter den niedrigen Preisen der Feldprodukte. so sehr leide, bald vermindert werden mögen, âu- gern über den blühenden Zustand“ der úberseeishen Kolonieen und darúber, daß die Staats -Einkünfte den früheren Veran- shlagungen davon im Ganzen entsprochen haben, ihre Freude und die Hoffnung, daß dies áuch bei der Ábgaben - Ermäßigung in folgenden Jahren der Fall seyn werde, versprechen den von der Regterung vorgelegten und noch vorzulegenden Gesebß : Ent- wúürfen die größte Aufmerksamkeit und Thätigkeit gu Omen und schließen dant ‘mit folgenden Worten : „Mit Ruhe ihren Weg fortsezend werden die Generalstaaten , als Volksvertreter, die durch ihre ete Liebé fár Fürst und Vaterland und durch ihr standhaftes Festhalten an den grundgeseslichen Justitutionen bekannt sind, nach ‘allen ihren Kräften wirken, um, in Einklang mit den Bedürfnissen und der Eigenthümlichkeit der Nation, bp deren Interessen zu ordnen, deren gesellschafrliche Einrichtungen s zu vervollkommnen und deren wahre Freiheit zu befestigen.“

i Heute versammelt sich die zweite Kammer, um den Bericht 9 ihrer mit Ueberreichung der Adresse beauftragt gewesenen De- fa putation und die Antwort Sr. Königl. Majestät zu vernehmen. 15 Die Sectionen sind bereits mit der Prüfung der ihnen vorge- legten Finanz-Gesege beschäftigt. :

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i und bei Rhein 2c.

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Schweden und Norwegen.

Stockholm, 28. Okt. Die amtliche Zeitung enthält bereits einen Bericht úber die von der Regierung veranlaßten Anstalten zum Wiz-deraufbau der abgebrannten Stadt We- nersborg.

Der Fúrst Mentschikof hat vorgestern seine Rückreise an- getreten. Einige Leute von der Besakung des Russischen Dampfbootes haben sich in Händel verwickelt, um derentwillen sie gefänglich eingezogen werden mußten.

Das Kommerz - Kollegium hat unterm 24sten d. M. die Städte Bremen und Einden als von der Cholera angesteckt und alle úbrigen Häfen Osifrieslands, |o wie die des Großherzog- thums Oldenburg, als verdächtig erklärt, weshalb die von den Weser: und Ems - Múndungen nah Schweden kommenden Schiffe mit einer Quarantaine zu belegen sind.

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Warschau, 31, Okt. Der Fürs Statthalter besuchte am Montage die hiesige Bank; der Präsident, der Vice-Präsident und die Direktoren führten den Fücsten in allen Büreaus um- her, und zeigten ihm die gauze Einrichtung dieses Jnstituts,, Se. Durchlaucht besuchte auch die Druckerei der Bank, und be- sichtigte alle Details,

Der General Rozniezki i von Moskau hier angekommen.

Der Briefwechsel zwischen Napoleon und Josephine ist hier in einer Polnischen Uebersezung erschienen.

In der Stadt Jsbiza in Krasnostawer Bezirk brach in der Nacht vom {2ten auf den 13ten an zwei verschiedenen Punkten Feuer aus; nur der schnellen Hülfe, die durch die eifrizen Be- mähungen des Beamten Herrn Kowatsch herbeigeschafft wurde, ijt cs zu verdanken, daß nicht die ganze Stadt in einen Aschen- haufen verwandelt wurde, was bei dem raschen Umsichgreifen des Feuers und der Bauart der Stadt sehr zu befürchten stand; 10 Háuser wurden indeß ein Raub der Flammen.

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Dresden, 1. Nov. (Leipz. Ztg) Der Schluß unserer Stände: Ver'ammlung, welche 21 Monate gedauert und alle ge- heime vnd cinzelne S:6ungen an denselben Tagen mit einge- rechnet, wohl über 700 Sißgungen gehabt haben mag, ist in den 3 leßten Tagen des v. M. der Gegenstand gewesen, um welchen sich alle Unterhaltungen des gebildeten Publikums bewegten. Ungemein ergreifend sind, dem Vernehmen nach, die Schluf- Sibungen in beiden Kammern am 29sten in schon späten Abend- stunden durch die Abschieds - Reden der Präsidenten v. Gerés- dorf und v. Leyser gewesen, sowie die E Erwiederung gus: gesprochenen Danksagungen, die in den Beilagen zur Leipziger Zeitung zu lesen seyn und wohl den sprechendsten Be- weis von dem harmonischen Einverständnisse aller Abge- ordneten und Mitglieder bis zur lebten Stunde ablegen werden. Ein Zeugniß von der ungeheuchelten Zufriedenheit bei- der Kammern gegen ihre Präsidenten giebt wohl der Umstand, daß beiden von ihren Mitjtänden ein {dn gearbeiteter, durch die darauf ausgesprochene Zueignung ausgezeichneter Pocal feier- lich Überreicht worden i. Viele hatten für eine Denkmünze ge-

stimmt. Allein es wurde mit Recht bemerkt, daß dergleichen An-

erkennung besser vom Staate selbst ausgehe, wie dies die schône Constitutions-Münze mit den Köpfen des Königs und des Prin- en Mitregenten auf der Vorderseite und mit der Rolle der Ver- ShunaCMytunde von 1831 auf der andern Seite gezeigt hat.

Gotha, 1. Nov. Jhre Königliche Hoheit die Prinzesfin Friedrich von Preußen, Höchstwelche seit dem 20. v. M., von Bernburg kommend, sh zu einem Besuche bei Jhrer Tante, unserer verwittweten Frau Herzogin Hoheit, in Gotha befand, ist heute Vormittag von hier nah Düsseldorf abgereist.

Kassel, 31. Okt. Se Hoheit der Kurprinz und Mitre-

“gent haben den Vorsiand des Ministeriums des Jnnern, Ge- heimerath Hassenpflug, nunmehr zum Minister des Innern er-

nannt.

München, 29. Okt, Se. Durchl. der Herzog von Leuch- tenberg is heute nach Tegernsee, und der Königl. Portugiesische Kabinecs: Courier, Chevalier Bayard, nach Wien abgereist.

Karlsruhe, 31. Okt. Der Erbprinz und die Erb -Prin- zessin von Hohenzollern - Sigmaringen haben gestern gegen Mit- tag Karlsruhe verlassen, und, von der verwittweten Frau Groß-

herzogin bis nach der Favorite begleitet, die Reise nah Sigma-

ringen angetreten.

Darmstadt, 30. Okt. Das Großherzogl. Hessische R e-

' gierungs-Blatt enthält folgende Verkündigung :

„Ludwig |il., von Gottes Gnaden Großherzog von Hessen Durch Unser Edikt vom Asten d. M. haben Wir die Stände - Versammlung des sechsten Landtags aufgeldst. und Wir finden Uns bewogen, Unserem treuen Volke die Gründe zu verkünden, welche Uns veranlaßt haben, eine Maßregel zu ergret:

| fen, zu der Wir tur aus einer unabwendbaren Nothwendigkeit und

mit dem lebhaftesten Bedauern schreiten konnten. Es ist bekannt,

| welche Richtung die zweite Kammer des fünften Landtags in ihrer | Mehrheit genommen hatte, und Unsere Verkündigung vom 2. Nov.

v. F. enthält. die Thatsachen, welche Uns damals die Ueberzeugung eben mußten, daß ein ferneres Verhandeln mit jener Kammer zu feiner Vereinigung führen konnte. Wir sprachen wohlmeinend die Erwartungen aus, welche Wir von den bevorstehenden Wahlen heg- ten. Aber kaum hatte das Wahlgeschäft begonnen, so wurden verz brecherische Druckschriften im Verborgenen unter den Wählern ver- breitet, darauf berechnet, durch Entstellung wahrer und Vorspiege- lung falscher Thatsachen den verderblichsten Einfluß auf die Wahlen zu Üben. Wenn sonach aus diesen Wahlen, mit geringen Ausnah- men, die Majorität der früheren Kammer wieder hervorging, #o aben Wir Uns doch gern der Hoffnung hin, es werde die gemachte Erfahrung den Weg der Klugheit und Mäßigung kennen gelehrt haben, welchen Stände-Versammlungen einhalten müssen, wenn sie nicht selbst die Verwirklichung der von der Verfassung dargebotenen Wohlthaten hemmen wollen. Unsere Erwartung is getäuscht worden! Bet der am 2 Mai d. F. geschehenen Eröffnung des nun aufgeldsten sechsten Landtags ließen Wir den Ständen verkünden, daß ihnen hauptsächlich nur Gegen slände der Finanz-Verwaltung vorgelegt wer- den sollten und daß Wir daher erwarteten, es werde ihnen möglich seyn, ihre Arbeiten binnen drei Monaten zu beendigen. Fn der That hatte der Voranschlag der Staats-Einnahmen und Ausgaben für die Fahre 1833 —- 1835 der vorhergegangenen 2ten Kammer nächst eilf Monate lang vorgelegen und wenn schon deren Ausschuß in diesem langen Zeitrauwe daruber nicht berichtete, so bestand doch der Ausschuß der

Belgien.

Brüssel, 30. Oft. Hiesige Blätter melden aus Pa- ris, daß unsere daselbst befindlichen Haridels- Kommissarien ‘bin- nen wenigen Tagen die vorbereitendèn Unterhandlungen zu einem Handels-Traktate beendigt zu sehen hoffen: Bei unserm Mi nisterium des Jnnérn wird eifrig an der Herstellung eines ge: nauen statistischen Tableéaus von’ Belgien, namentlih in Betreff

zweiten Kammer des sehen Landtags, seinem grdßeren Theile nach, aus den nämlichen, mit der Maserte bereits vollkommen vertrauten Mitglicdern, welche den ersten Ausshuß der vorhergegangenen Kam- mer gebildet hatten; und dennoch ließ jener Ausschuß die vorbe- stimmte Dauer von drei Monaten und noch längere Zeit verstrei- chen, ehe er úber das Staats-Budget Bericht erstattete. Während sonach der Landtag in der 2ten Kammer auf eine {wer zu verant- wortende Weise verzögert wurde, sah man Anträge wiederkehren, deren Realisirung, in der gestellten Weise, Wir schon früher für

von’ Handel, Fabriken ‘und Landbau,’ gearbeitet.

unmdglich erflärt hatten. Es war jene enggeschlossene Majorität

wieder aufgelebt, welche sich dem beklagenswerthen Wahne hingege: F ben, das Wohl des Landes und der Beruf der Stände bestehe darin, | auf iede Weise die landesherrlichen Rechte zu beschränken und die È Befugnisse der Kammern zu erweitern. Troß allen dem wollten Wir F dite Hoffnung nicht aufgeben, es werde Unsere Langmuth durch ein F befriedigendes Ende des Landtags segensreiche Früchte tragen; Wir F estatteten eine dopppelt größere Dauer, als Wir anfänglich vorge: F Rb rieden hatten, und schon glaubten Wir dem Ziele entgegensehen

zu dürfen, welches mit Uns auch Unsere getreurn Unter: thanen ersehnten, als sich tin der Mitte der 2ten Kam: mer ein Vorfall ercignete, der klar zu Tage legte, wie

sehr Wir Uns getäuscht hatten, wenn wir der. in der Dank. F Adresse dieser Kammer vorkommenden Belobung ihrer Vorgängerin wohlmeinend eine mildere Auslegung gestatteten. Ein Mitglied der zweiten Kammer erlaubte sich in dfentlicher Sitzung gegen diejenis = gen, welche Wir an die Spiße der Geschäfte berusen/ und welche dieselben ganz in Unserem Sinne und zu Unserer vollkommensten Zufriedenheit bisher geführt haben , cinen so beleidigenden und her:

abwúürdigenden Ausfall , daß dadurch das Anschen und die Achtung, | die jede Regierung anzusyrehen hat, im hdchsten Grade gefährdet war. Wenn aber der Präsident der Kammer bet dieser Gelegenheit von den anwesenden Regterungs - Kommissarien vergeblich aufgefor: dert wurde, jenes Mitglied zur Ordnung zu verweisen, und wenn end. F lich die Majorität dieser Kammer durch einen in dfentlicher Slßung gefaßten Beschluß aussprach, daß keine Rüge zu verhängen scy und sich somit jener schweren Beleidigung selbst theilhaftig machte, #0 wa ein System aufgestellt, das in seinen nothwendigen Folgen Unser Regierungs- Commissaire, ja sogar die nicht mit der Majorität stim menden Abgeordneten, jeder Beleidigung preisgegeben und die Kam mer selbst| zum Tummelplaße sirafloser Ausbrüche der Leidenschaf lichkeit und Achtungslostgkeit I haben würde. Es 1w( die Disciplin der Kammer in die Hände der Majorität gelegt; ckch | konnten Unsere Regierungs - Kommissarien und die Minorität de ® Abgeordneten an den Berathungen der zweiten Kammer nicht mehr * Antheil nehmen: die Würde der Staats - Regierung und thr Ve hältniß zu den Ständen erschien auf das Tiefste erschüttert und die Kammer hatte sich selbst in die Lage gebracht, ihren verfassuigsmä: i ßizen Beruf nicht mehr erfüllen zu können. Die landesfürftliche | Entschließung , welche Wir zu fassen hatten, konnte keinen Augen: f bli zweifelhaft seym. Wir waren abermals zur Aufldsung derl Stände- Versammlung genöthigk. Es erfüllt Unser Herz mit leb: f haftem Kammer, daß Wir den Gang der Staats - Verwaltung in seine: Entwickelung noch länger gestórt, und die Verwirk-| lichung mancher Wohlthat entrúkt schen müssen, die Unseren ge: | liebten Unterthanen zugedacht war; Wir beflagen den großen vet- f geblichen Kosten - Aufwand und Wir bedauern insbesondere, | daß die aufrichtige und mit namhaften Opfern verbundene V

sirebung fúr das allgemeine Wohl, welcher sich die ersien Kam: | mer und nicht weniger eine achtungswerthe Minderzahl der 2ten F Kammer hingegeben hat, und wodurch gegründete Ansprüche auf!

Unseren und des Landes Dank erworben worden sind, zu keittem andern Resultate führen konnten. Aber alle diese Rücksichten muß-

ten verschwinden vor Unserer Regentenpflicht, darüber zu wache,

daß das Ansehen, welches Unserer Regierung gehührt, wie außer

in der Kammer bewahrt werde, ein Ansehen, ohne welches der Staat "nister des Jnnern gegengezeichneten Königlichen Befehl in Be-

der Anarchie anheim fallen würde. Auf der Majorität der 2ten * Kammer der Stände-Versammluug, welche deren Aufldsung herbei: geführt hat, raht hiernach die Verantwortlichkeit für alle aus einer solchen Maßregel folgende Nachtheile; an diejenigen aber, welche verfassungsmäßig berufen sind, an den nun bevorstehenden neuen Wahlen Theil zu nehmen, lassen Wir Unsere landesväterliche, wohl: gemeinte, aber auch ernstliche Mahnung ergehen, wohl zu erwägen, ob die Juteressen des Volkes durch eine Kammer gefördert werden können, deren Mitglieder der Regiernng mit entschiedener Feindse- ligkeit entgegentreten. Welche aber auch die Ergebnisse ihrer Wah- len seyn mbgen, so thun Wir hier den unwandelbaren Entschluß fund, gleichwie Wir die bestchende Verfassung ehren, so auch durh | keinerlei Versuche, so oft sie sich auch erneuern mögen, die Recht s{chmälern zu lassen , welche verfassungsmäßig Uns zustehen und in deren Besiß Wir Uns befinden. Urkundlich Unserer eigenhändigen Unterschrift und des beigedructen Staats-Siegels.

Darmstadt, den 30. Oftober 1834. |

S.) Ludwig, du Thil.//

Der Schwäbische Merkur schreibt aus dem Groß! herzogthum Hessen vom 27. Oktober: „Die vorgestern stattge: | habte Auflösung der Landstände hat im Großherzogthume, wo sich die Kunde davon mit Blißesshnelle verbreitete, einen sehr uw F angenehmen Eindruck erregt. Also abermals ein nukloser Land F ta 60.000 Fi. gekostet hat! Allein die Schuld daran ist, wie aué dem ganzen Hergang der Sache erhellt, keinesweges der Regie

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| stehendes, besonderes Geseg publizirt worden.

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zug auf die Mobilmachung der Stadt - Miliz: F Begeisterung der Stadt- Miliz für die gerechte Sache unserer F Königin nicht unbenußt zu lassen, und damit dieje Miliz stets Vin Bereitschaft seyn möôge, die Linien - Truppen zu erseßen und

gen der Durchlauchtiasten Infanten, des regierenden Herzogs von Lucca und der Prinzessin von “Beira, die legitime Regie- rung Allerhöchstihrer erhabenen Tochter, der Königin Donna Asabella, anzuerkennen, die denselben auf den Königlichen Scha angewiesenen Pensionen nicht mehr ausgezahlt werden sollen. Die Bestimmungen des Finanz-Geseß- Entwurfs in Bezug auf die Anleihe von 400 Millionen sind von dem übrigen Jn- halt dieses Gejseß- Entwurfs abgesondert und als ein einzeln da- Die vorgestrige Hof-Zeitung enthält nämlich éin vom i19ten d. datirtes De-

Fyet der Königin, welches den Zeitpunkt feststellt, bis zu welchem

man Anerbietungen entgegennehmen wird. Der erste Artikel bestimmt, daß alle in Betreff der Kontrahirung der von den Cortes bewilligten Anleihe zu machende Vorschläge bis zum 20.

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November bei dem Finanz- Minister eingereiht werden müssen.

" Der zweite Artikel besagt, daß der Finanz-Minister an demsel-

hen Tage sämmtliche Vorschläge einer diesem Zweck ernannten Kommission einhändigen werde; diese Fommission besteht aus dem Procer Don Antonio Martinez, dem Prokurador Don Jose PVentura d'Aquirre Solarte, dem Direktor des Tilgungs-Fonds, Don Antonio Barata, dem Direktor der Wovikriat, Elis,

| Don Domingo de Torres, dem General - Militair - Intendanten

Don Joachim Liagno, dem Direktor der Bank von San Fer- nando, Don Andreas Caballero, und dem Direktor des Schatzes, Don Julian Aquilino Perez, Die Anerbietungen sollen dann, mit Beifügung der Guatachten der Kommission, an den Regent- schafts-Rath überwiesen werden, der seine Meinung darüber äußern soll, und die Königliche Autorität wird demnächst die legte Entscheidung über die Annahme der Vorschläge treffen, Ein dritter Artikel verfügt, daß der Finanz-Minister, sobald die Kd- niglihe Genehmigung ertheilt seyn wird, mit der Person oder

Gesellschaft, deren Vorschläge angenommen werden, einen Kon-

trakt abschließen und daß dieser Kontrakt auf amtlihem Wege

[bekannt gemacht werden soll.

j Der Finanz-Geseß-Entwurf ist in der Gestalt, wie ihn die | Proceres angenommen haben, so unvollständig und schlecht ab- "gefaßt befunden worden, daß man es für nöthig erachtete, ihn S noch einmal durchzusehen und theils die widersprehenden Be- "stimmungen desselben zu modifiziren, theils die bemerkten Lücken lauszufállen, ehe er wieder an die Prokuradoren-Kammer zurück- " gesandt wurde. ' Kommission ernannt, aus 5 Proceres und 5 Prokuradoren be-

Es ward daher zu diesem Zweck eine gemischte

ehend, nämlich den Herren von Ofalia, Alava, Goönzales Val- jo, Albeida und Casteion von Seiten der Proceres- Kammer,

"und den Herren Flores Estrada, Montevirgen, Arguelles, Al-

«ala, Galiano und Carrillo de Albernoz von Seiten der Proku- radoren-Kammer. Die Zurücksendung des Entwurfs an die lebz- “tere Kammer erfolgte am 20. Oktober.

Die Hof-Zeitung enthält auch folgenden, von dem Mi-

„Um die edle

sowohl Garnison- als andere Kriegsdienste zu verrichten, so wie in der Absicht, diese Miliz zu dem wichtigen Zweck der Erstik- fung emporfeimender Aufstände unter die verschiedenen Provin-

Bzen zu vertheilen, hat Jhre Majestät beschlossen, daß ein Theil derselben unter der Aufsicht der General#Capitaine , um Verzöd-

gerungen und Konflikte mit den ;

| zu v 7 10s A gleich mobil gemacht werden soll. Die mobil gemachte Stadt: Mi-

i soll nah Verhältniß der Bevölkerung der Gemeinden in Com -

pagnieen, halben Compagnieen und Drittel-Compagnieen organi-

sirt werden; auch in Bataillonen und halben Bataillonen, je

Mnach der Anzahl der Freiwilligen und dem Erforderniß der drt- Hlihen Verhältnisse.

Die einzelnen Vorschriften, so wie alle die den Sold und die Eidleistung betreffenden Bestimmungen, sollen auf das Französische Gesetz hinsichtlich der beweglichen National- Garde basirt werden.““

Dasselbe Blatt enthält nachstehende, beim Kriegs - Mini-

von sechs Monaten, der den Steuerpflichtigen mindestens sterium eingegangene Depesche: Der General-Capitain von Alt-

Castilien zeigt an, daß die von dem Rebellen Alonzo el Toresano angeführte Partei der Aufrührer bei Matacomba von den Trup-

rung zur Last zu legen; denn indem die Kammer mit 20 gegen Pen, welche die mobile Kolonne von Palencia bilden, geschlagen

14 beschloß, der Abgeordnete von Gagern sey nicht zur Ordnung“ u verweisen, eignete sie sich dessen Ausdruck selbst an. Die"

worden is. Die Flüchtlinge haben ihre Waffen zurückgelassen ; Zwei von ihnen fielen in die Hände der Königlichen S nbdn

ufldsungs- Akte verkündigt zwar die unverzügliche Vornahme "und ihr Anführer ist gezwungen gewesen, sich nach Biscaya zu-

neuer Wahlen; indessen erfordern die Vorarbeiten zu denselben immer einen Zeitaufwand von mehreren Monaten, weshalb dent

L

abzusehen, daß vor Ende Januar k. J. macht werden därste.‘

Gießen, 28. Okt.

faum der Anfang ge:

(O. P. A. Z.) Die Entrústung über

Herr v. Gagern an der Spike, die Aufldsung des Landtags her/| beiführten, ist hier allgemein und spricht sich ar dentlichen Or F ten laut aus. Die Mehrzahl der hiesigen Bewohner erklärt un:

Periode, in welcher die Stände das Land beinahe 200,000 Gub F

den kosteten (jede Wahl allein kostet 10,000 Fl.), ohne daß si F die Interessen des Volkes in irgend einer Beziehung gefördert F

hätten, nit drängen. Die plumpen und unbegründeten Ausfälle: gegen die hiesige Universität, welche in der Kammer gehört wur den, ohne daß cine Stimme ihnen entgegen getreten wäre, und welche die Frequenz der hohen Schule und sonach die Jnteressen * unserer Stadt bedeutend gefährden, sehr ungünstigen Eindruck gemachr. Die schon am Tage nah der Auflösung der Kammer hier zirkulirenden Briefe, welche dit

Auflösung ganz andern Ursachen, als den wahren und bekannten, "4

zuschreiben wollen, sind, wie man si nach Obigem denken kann, F mit Verachtung aufgenommen worden. :

Frankfurt a, M., 31. Okt. Jhre Hoheit die verwitt F wete Frau Fürstin von Thurn und Taxis ist gestern Abend hier |

É

Srantfurt.a. M, 1. Ieov. Constitutions-Ergänzungs-Afte nunmehr ebenfalls seine 20 Mit F glieder zur diesjährigen gesebgebenden Versammlung gewählt. F hat sich ihrer Kontrakt - Verbindlichkeit vor der bestimmten Zeit entzogen, befindet sih gegenwärtig hier, und soll, wie man sagt, bereits in Braunschweig engagirt seyn. Als, Ursache giebt man} an, daß dieser Sängerin ihr Gesuh um eine lebenslängliche F

U mit um Gleichstellung mit den Herren Dob|F et Anstellung, und somit Gleichstellung mi H D “nung publiziren “Halten, die eigentliche Lage der Finanz-Angelegenheiten anzugeben. Die Kommission, welche die Prokuradoren ernannt haben, um

ler, Roßner u. \. w. abgeschlagen worden sey.

Sp an (e-n.

Madrid, 23. Okt. amtlichen Artikel: „Jhre Majestät die Königin: Regentin hat für angemessen befunden, zu befehlen, daß, in Folge der Weigerun!

Mviderfahren war, ruhiz seinen Weg ziehen.

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Demoiselle Haus, Königl. Würtembergische Hof-Sängerin, F

ämnendements

Die Hof-Zeitung enthält folgenden Fen; es heißt

trücfzuziehen.““

Madrid, 23. Okt, Der Vorfall in der Proceres- ammer mit Herrn Burgos, welcher gendthigt wurde, den Saal verlassen, ohne daß er silch vertheidigen konnte, nimmt fort-

die unwürdige Weise, in welher ein Theil unserer Landstände, während die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch. Die Kam-

er hatte nit das Recht, einem von der Regierung ernannten Procer seinen Siß in der gejezgebenden Versammlung zu neh- en; man ist der Meinung, daß sle ch in diesem Falle ein Recht

Mangemaßt habe, das zu den Königlichen Prärogativen gehört.

verholen, sie würde sih zu eiuer dritten Wahl für diese Finany E Váre Sérd Wutaos (dMuldig , so sollte inan ihn veebaften und

: Î Wäre er dann ver- rtheilt oder freigesprochen worden, so hätte er entweder das eht gehabt, in der Kammer zu sigen, oder sich der Strafe ei-

dem richterlichen Ausspruche unterwerfen.

mes schimpflihen Rückzugs zu unterwerfen; che es aber zu die-

n Extrem gekommen wäre, hätte es jedenfalls cines Prozesses durft. Die Kammer vergaß, daß Hr, Burgos in seiner Eigenschaft

haben ohnehin dier einen “dls Procer, unverleblih it und zog es vor, sich eines schnellern

Mittels zu bedienen. Uebrigens hat diese Angelegenheit für den

Nh entfernenden Procer nicht das Aufsehen und die Gefahren

)ervorgerufen, welche aus einem Urtheilsspruch, der sein ganzes nrecht in ein helles Licht gesellt haben würde, erfolgt seyn wür-

pen. Vier Stunden nach diesem Vorfall fuhr Herr Burgos in Meinem prächtigen Wagen im Prado spazieren, indem er seiner

itelkeit wahrscheinlich mit dem tröstenden und natürlichen Ge-

anken schmeichelte, daß man fein s{limmes Abenteuer der gro-

angekommen. f Der Senat hat in seiner Si6ung vom 30sten d. M. in Gemäßheit Art. 9 und 10. der f

en Zahl von Feinden zuschreiben würde, die er in der Kam- er hat, Das Publikum theilte bei dieser Gelegenheit iht die Leidenschaftlichkeit der Kammer und ließ den Mann, dem eben ein so blutiger Schimpf von Seiten der Pails ( Man versichert, err Burgos habe es sich anaelegen scyn lassen, sich mit Pássen ns Ausland zu versehen; Herr Ballesteros, sagt man, habe ein Bleiches gethan; inan glaubt jedoch, daß Herr Burgos sih nicht her zur Entfernung aus dem Lande anschiken werde, bis er auf

Mie täglih erwartete Broschüre des Herrn Galiano würde ha-

en antworten können. Der Ex - Minister wird eine: Entgeg-

und dann abreisen. Es möchte schwer

die von der ersten Kammer zu dem Entwurf hinzugefügten zu prüfen, läßt sich noch nicht genau charakterisi: zwar, die Minister hätten mehrere Deputirte auf

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ihre Seite bekommen; die Opposition aber legt ihrerseits auch die Hände nicht in den Schooß. S

Saragossa, 18. Okt. (Allg. Ztg.) Nach Ueberwindung unbeschreiblicher Schwierigkeiten und Gefahren bei Uebersteigung der Pyrenäen und dem Zusammentreffen mit Banden bin ih gestern hier angekominen. Ober - Aragonien von der Franzd- sishen Gränze an bis gegen die Ebene zu genießt einer leidlichen Ruhe. Jaca, eine mit Karklistisch gesinnten Mönchen und Prie- stern angefüllte Stadt, wird durch ein Kastell und eine zahlreiche Garnison, die aus zwei Linien-Bataillonen und dem Miliz-Regi- mente von Vurgos besteht, im Zaume gehalten. Näher nach Saragossa zu wird die Gegend etwas un sicherer ; als wir vorgestern Abend das Thor der kleinen Stadt Yerves erreichten, waren die dort aufgestellten Soldaten, welche uns, da wir zu Pferde waren, für Jn- surgenten hielten, schon im Begriff, auf uns Feuer zu geben, als wir sie noch zur rechten Zeit von unseren friedlihen Gesinnun- gen unterrichteten. Wir erfuhren in dein Orte, daß Carnicer am Tage zuvor mehrere benachbarte Ortsc aften Übcrfallen und

die Sutfernung einer Stunde v2? der Stadt eine Eskorte mit. In Nieder-Aragonien wird eine Bande von 1000 Mann durch den Oberst Rebollo verfolgt, und auch von Valencia aus sind Truppen gegen sie geschickt, Hier in Saragossa lief gestecn die Nachricht ein, daß es dem Zumalacarreguy gelungen ist, mit 6000 Mann ín der Gegend von Soria in Castilien einzudrin- gen; dies erregte hier große Bestürzung, da taan vorauëésette, daß er bedeutenden Anhang finden würde, uud er, zumal Don Car- los sich bei ihm befinden soll, gegen Madrid vorzudringen beab- sichtige. Gestern Abend jedoch versicherte der General-Kapitain Ezpeleta, die Nachrieht erhalten zu haben, daß Zumalacarreguy bereits wieder úber den Ebro zurückgegangen- sey, nachdem er sich mit Lebensmitte!sn versehen. Jn einer hier angeschlagenen amtlichen Bekanntmachung heißt es, Zumalacarreguy sey am 12. drei Leguas oberhalb Logroñno mit sechs Bataillonen und der Ka- vallerie úÚber den Ebro gegangen , und habe vier andere Batail- lone auf dem linken Ufer zurückgelassen, um seinen Rükzug zu deken; die Generale Cordova, Oraa und Lopez seyen ihm o gleich nachgerút , und würden ihn zwingen, die Flucht zu er- a Uebrigens ist die Ansicht derjenigen falsch, welche in

umalacarreguy nur cinen fanatishen und grausamen Banden- Chef erblicken. Spanische Offiziere von Rang und Ansehn, die mit ihm gedient, haben mich versichert, daß er immer für einen der tüchtigsten Offiziere. der Armee gegolten, und der größten Achtung genossen habe; er war stets der constitutionnellen Sache aufrichtig zugethan, und folgendes ist das wahre Ver. hältniß, welches ihn bewog, die Rolle zu übernehmen, die er gegenwärtig spielt, Als im vorigen Jahre unter den Galeeren- Sklaven in Ferrol, wo Zumalacatreguy als Obrist stand, eine Revolte ausbrach, kam eine Meldung nah Madrid, daß Zu- malacarreguy bei dieser Angelegenheit seine Pflicht nicht gehörig erfüllt habe. Ohne ihn sih vertheidigen zu lassen, schikte ihm der General Quesada, welcher damals General- Jnspektor der Ar- mee war, seine Entlassung zu. Zumalacarreguy, im höchsten Zorn über diese Ungerechtigkeit und Beschimpfung, eilte nach Madrid, und stellte dem Kriegs - Minister das ihm widerfahrene Unrecht vor. Dieser verwies ihn an Quesada, der die Sache zu verantworten habe. Als nun Zumalacarreguy leßteren bat, ihn nicht ohne Urtheil und Recht zu verdammen , erkiärte Que- sáda, er würde ih Unter keiner Bebingung wieder im Kriegs- dienste anstellen. „Nun gut, rief Zumalacarreguy in Wuth aus, so werde ih mi selbst anstellen und euch den Krieg erklären.““ Darauf ging er nach Navarra. Die Regierung hat vor Kur- zem seinen Bruder zum Beisizer des Gerichtehofs von Vittoria ernannt, und man vermuthet, daß sie auf diese Weise mit ihm zu unterhandeln suchen werde. Allein Zumalacarreguy ist nicht der Mann, der von dem einmal gefaßten Entschlusse so leicht E Die ganze gegen ihn operirende Macht be- äuft sich, den Versicherungen unterrichteter Offiziere zufolge, auf hôchstens 8000 Mann. Auf Mina se6t man kein großes Ver- trauen, da viele seiner früheren Anhänger jeßt dem Zumalacar- reguy Folgen. Nur der eintretende Winter wird vielleicht beide Parteien zwingen, sich ruhig zu verhalten, da seit dem 14. die Gipfel der Pyrenäen mit hohem Schnee bedeckt, und dadurch die Pässe ganz unzugänglich gemacht worden sind. Jn Barcelona ist die Cholera ausgebrochen; Alles flüchtet von dort nach Frank- rei, oder über hier nah Madrid; die Plábe auf den dorthin gehenden Diligencen sind auf vierzehn Tage im Voraus belegt. Auch hier raff die Krankheit noch täglich beträchtliche Opfer hin.

Sr ien

Die Allg. Zeitg. meldet in einem Schreiben aus Trie s vom 20, Okt. „Schon vor- 8 Tagen war aus Alexandrien ein Schiff hier eingelaufen, durch welches dem Vernehmen nach Herr Jussuff, der hiesige Agent des Aegyptischen Vice- Königs, wichtige Depeschen empfangen haben sollte, die nichts Geringeres als dessen Unabhängigkeits-Erklärung beträfen. Da indessen viele Handels - Briefe, die mit dieser Gelegenheit gekommen waren, nichts oder nur mit Zweifeln davon erwähnten, so schenkte man dieser Angabe nur wenig Glauben, da man zu gleicher Zeit aus Konstantinopel erfuhr, daß der Sultan einen Kom- missair nach Alexandrien geschickt habe, um die wegen der Syri- hen Angelegenheiten entstandenen Differenzen auszugleichen. Allein bald wurde bekannt, daß Hr. Jussuff in Folge der empfan- genen Mittheilungen eilig nach Wien gereist sey, was daun dem Gerüchte wieder mehr Gewicht gab, obgleih man nichts Bescimmteres oder Genaueres crfahren konnte. Heute ist nun wieder nach 21 tägiger Fahrt ein Schiss aus Alexandrien hier eiiigelaufen, welches Bricfe an verschiedene Handelshäuser über- bringt, die Leinahe cinstimmig melden, daß Mehemed Ali’s Un- abhängigkeits - Erklärung definitiv beschlossen und daher täglich zu erwarten sey. Wie dem nun auch seyn mag, so viel ist gewiß, daß Mehemed Ali den Gedanken, sich unabhängig zu machen, ernstlich erfaßt hat, und daß nur besondere Zufälle oder fremde Vermittlung diesen Schritt noch verzögern können. Ohne Zwei- fel würde derselbe eintretenden Falls von der Pforte als eine Kriegserklärung betrachtet werden, und den Ausbruch der Feind- seligkeiten, da beide Theile dazu gerüstet sind, zur unmittelbaren Folge haben. Nachschrift vom 21. Okt. Ein Schreiben aus Aleppo von glaubwürdiger Haud meldet den neuen Ausbruch von Unruhen in Syrien mit aller Bestimmtheit, und fügt bei,

_ daß die Lage Jbrahims dadur abermals kritisch geworden sey,

indem ihm auch der Drusenfürst Emir Beschir seinen Beistand entzogen habe. Aus welchen Gründen diese kurze Allianz wie- der ein Ende genommen hat, wird nicht angegeben, doch ist zu vermuthen, daß die Stimmung seiner Untergebenen den Emir gezwungen hat, die Aegyptische Sache zu verlassen. Dieser Um- stand könnte Mehemed Ali's Unabhängigkeits- Plane plöslich durchkreuzen; ja selbst die Frage wegen des Besizes von Syrien

wieder zweifelhaft machen,

ausgeplündert hatte; nan gab uns am folgenden Tage bis auf

An Jtaliänischen Blättern liest man: „Ein Engli- shes Schiff, welches kärzlih aus Tripoli in Sprien zu Palermo eingetrofsen ist, brachte nah Handelsbriefen folgende Nachrich- ten mit: „Die Unruhen in Syrien sind noch keinesweges been-

digt. Die Autorität Mehmed Ali's wird nicht länger aner- kannt, wenige feste Städte auëgenommen, welche sich noch gegen die Jnsurgenten halten. Die Drusen des Libanon stehen unter den Wassen. Jhre unvergleichliche Reiterei hat sich wie ein Strom über alle Theile Syriens ergossen, und Jbrahim Pa- scha wird vielleiht kapituliren müssen. Dieser allgemeine Aufstand, der schwer zu unterdrücken seyn“ wird, hat mehrere Veranlassungen. Jhrahim hat dur seine Ausschweifungen und Grausamkeiten die Langmuth des Volkes erschöpft. Seine Schwelgere!en und untmäßigen Forderungen an Leuten und Geld sind die eine Ursache des Aufstandes; die zweite liegt ín dem Bündnisse der Pforte mit Rußland, und in dem Glau- A der Syrier, kräftigen Beistand von beiden Seemächten zu erhalten.“

Mexi Lo.

Mexiko, 25. Aug. Der Kongreß von Tamaulipas hat den Hafen von Tampico in Santana de Tamaulipas umaetauft zu Ehren des jetzigen Präsidenten, der dort im Jahre 1829 die Spañaische Expedition unter General Barradas vertrieben hat. Von der Kaufmannschaft wird zwar der Name Tarnpico noch gebraucht. Dagegen müssen alle gerichtliche Dokumente unter dem neuen Namen ausgefertigt werden,

Anla)

Berlin, 4. Nov. Jhre Majestät die Kaiserin von Ruß- land hatte sch am 31sten v. M. zu einer Zusammenkunst mit Sr. Königl. Hoh. dem Großherzog von Sachsen: Weimar und dessen Gemahlin Kaiserl. Hoh. nach Wittenberg begeben, von ivo aus uns nunmehr über die dortige Anwesenheit dieser Aller- hdchsten und Höchsten Herrschaften unterm 1. Nov. nachstehende gefällige Mittheilung zugeht: „Kanonendonner und Festgeläute verkündigten den Bewohnern hiesiger Stadt gestern Nachrit- tags bald nach 2 Uhr die erfreuliche Ankunft Jhrer Majestät der Kaiserin von Rußland und der Großfürstin Maria Kaise: {,

oheit. Vom Schloßthore an bis jenseits einer von Seiten der

tadt errichteten Ehrenpforte, auf welcher 2 Fahnen mit den Nationalfarben Rußlands und Preußens angebracht waren, harte die Bürgerschaft mit ihren Fahnen \sich aufgestellt, durch deren Reihen, umwogt von einer freudig bewegten Volksmenge aus allen Ständen, die erlauchte Tochter und Enkelin unseres All- verehrten Königs, begleitet von den Prinzen und Prinzessinnen Wilhelm und Karl Königl. Hoheiten, Abten Einzug hielten, unter Führung des Kommandanten, General-Majors von Brock- husen, welher Jhre Kaiserl. Majestät am Fuße des Glacis der Festung empfangen hatte. Jn dem Kommandantur: Gebäude, wo das Quartier bereitet und freundlich dekorirt worden war, wurden Allerhöchstdieselben von Sr. Königl. Hoheit dem Große herzog und von Jhrer Kaiserl. Hoheit der Frau Großherzogin von Sachsen-Weimar, Hböchstwelche schon am 30. Oktober ange- fommen waren, erwartet, und von dem kommandirenden Gene- ral der Provinz, General der Infanterie von Jagow, in P e mehrerer anderer Generale aus Magdeburg, dem Geheimen Staats-Minifter von Klewik, dem Bischof Dr. Drä- _secke und dem-Négtébungs Präsidenten von Bonin, so wie von dem Offizier-Corps der Garnison, von der Geistlichkeit des Orts und den Stadt-Behörden freudig und ehrfurchtêvoll empsangen. Abends war die Stadt aus freiem Willen und Antriebe der Hausbewohner erleuchtet, wodurch besonders der Marktplaß mit scinen Umgebungen ein lebhaftes Ansehen erhielt. Ueberall herrschte die froheste Bewegung, bis, heute Nachmittags halb 3 Uhr, Jhre Majestät die Kaiserin und die mit anwesenden übri- gen Mitglieder des Kdnigl. Hauses die Zurückreise nah Pots- dam antraten. Das freudige Wiedersehen, wie die s{hmerzliche Trennung machte auf Alle, denen das Glück zu Theil wurde, Augenzeugen dieses vertraulichen Zusammenkommens erlauchter Familienglieder zu seyn, den tiefsten Eindruck. Uns, den Be- wohnern Wittenbergs, werden diese beiden Tage unvergeßlich bleiben, ein erfreuliches Denkmal in den Jahrbüchern der Stadt, deren treue Anhänglichkeit an das Königl. Haus keine Gränzen kennt in den weiten Räumen, welche die erhabene Königstochter äußerlich trennen von dem theuren Vaterlande.“

Der Hallesche Courier meldet aus Halle vom 2. Novembér: „Freitag den 31. Okt. beging die Universität Halle- Wittenberg ein höchst denkwürdiges Fest. An eben diesein dem Andenken der Reformation heiligen Tage wurde das neue Uni- versitäts-Gebäude, zu welchem am 3. Aug. 1832 der Grundstein gelegt worden war, feierlich von der Universität in Besis genom- men und eingeweiht. Nachdem sih der akademische Senat, das gesammte Lehrer-Personal und die Beamten det Universität Vor- mittags um 9 Uhr zum lesten Male im Waage-Gebäude versam- melt hatten, begaben si dieselben unter dem Geläute aller Glok- fen zu Wagen nach dem neuen Universitätsgebäude. Am großen Aufgange desselben, wo ein Spalier des Militairs aufgestellt war, bildete sih sodann der feierlihe Zug, welcher lang- sam durch die schône Eintritts - Halle die pcächtigen Treppen hinanstieg. Voran schritten die Pedelle in ihrer Amtstracht mit den Zeptern der Hallischen und Wittenberger Universität, Stu- dirende mit den Insignien beider Universitäten, und, den Pro- rektor und die Dekane im Amts-Ornate an der Spise, folgte nach seiner Ordnung das gesammte Universitäts: Personal, von Studirenden als Marschällen begleitet. Nachdem der Zug unter festlicher Musik in die Aula eingetreten war und Alle die bee stimmten Pläße eingenommen hatten, ordnete der Herr Prorefs tor eine Deputation ab, um den Spezial -Bevollmächtigten und Kommissarius Sr, Excellenz des Herrn Geheimen Staats - Mis- nisters 1c. von Altenstein, Herrn Geheimen Regierungs - Nath Delbrü, zur Vollziehung seines hohen Auftrags einzuladen und feierlih einzuführen. Als dies geschehen war , bestieg der Herr Kommissarius die Rednerbühne, richtete gedankenreiche ergreifende Worte an die Versammlung und vollzog den feierlichen Aft der Uebergabe der Schlüssel an die Universität, welche der Herr Prorvek- tor in Empfang nahm und den Jnsignien der Universität bei- fügen ließ. Hierauf drückte der Prorektor, Herr Professor Ger- mar, in einer eben so wärdigen als gemüthvollen, auch an die Schicksale und großen Erinnerungen der Universität mahnenden, Rede den Dank derselben gegen Se. Majestät den König aus, dessen väterliche Huld und Gnade sich von jeher und jeut aufs neue und glänzendsie an unserer Hochschule verherrlicht hat. Nach einem von dem Herrn Universitäts -Musik- Direëtor Naue eigends für diese Feierlichkeit komponirten Gesange, wurde ein A Über den Akt der Uebergabe aufgenommenes Pro- tokoll von dem Herrn Universitäts - Richter Schulze ver- lesen. Jebt machte die Universität zum erstenmale in ihrem

neuen Eigenthum einen feierlichen Gebrauch von ihren Reche